Spielbericht vom 08.03.97 | |
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Erster Sieg in 1997 Die Konkurrenz jubelte zu früh. Videotext und hessischer Rundfunk hatten am Samstagnachmittag das Ende der Offenbacher Aufstiegsträume gemeldet. 3:3 in Bad Soden lautete die Falschmeldung, die Stundenlang für Freude in Aschaffenburg und Höchst sorgte, ehe die Korrektur folgte. Dabei war die Meldung vom Kickers Punktverlust gar nicht so abwegig. Denn erst in den letzten Spielminuten machte der OFC aus dem 2:2 noch ein 4:2. Nach 90 enttäuschenden Minuten hielt sich der Jubel im Offenbacher Lager sichtlich in Grenzen. Ernüchterung ist eingetreten. Der erste Sieg 1997 beendete zwar die Negativserie nach 5 sieglosen Spielen. Doch von Aufbruchsstimmung keine Spur. Die Frage, die nicht nur die knapp 1000 OFC-Anhänger in Bad Soden beschäftigte: Was ist los mit den Kickers ? Platz drei, ein Punkt hinter Aschaffenburg, und die Stimmung ist auf dem Tiefpunkt. Die Mannschaft ist gehemmt, hat fast kein Selbstvertrauen, dafür jede Menge Selbstzweifel. Selten zuvor sah man nach einem OFC-Sieg soviele enttäuschte Mienen wie in Bad Soden. Bei Spielern und Fans. "Mir dem nackten Ergebnis können wir zufrieden sein. Mit der Art und Weise, wie es dazu kam, sicher nicht", bilanzierte Trainer Ronny Borchers. "Wir müssen uns daran gewöhnen wieder zu gewinnen", führte Borchers als Begründung für die mehr als schwache zweite Halbzeit an. Borchers vermißte einmal mehr Souveränität, Cleverness und Harmonie. Dabei hatte der Trainer diesmal ganz auf Routine und Erfahrung gesetzt. Mit einem Altersschnitt von 27,7 Jahren und 7 EX-Profis hätten die Kickers sich nach Ihrer 2:1-Führung zur Pause eigentlich nicht mehr in solche Schwierigkeiten bringen lassen dürfen. Die jungen wilden sind out, die "grauen Panther" sollen's richten. Daß Borchers in der jetzigen Situation zunächst einmal den erfahrenen Spielern vertraut, ist verständlich. Platz zwei können die Kickers immer noch aus eigener Kraft erreichen. Das Vertrauen in die jungen Spieler ist offensichtlich völlig geschwunden. Nur noch Giersch (21) spielt. Dolzer (20), Ivkovic (20), Messinese (19) und Trupp (22) saßen auf der Bank. Dama (20) und Speth (20) waren nicht einmal im Aufgebot. Da steckt viel Frustpotential im Kader. "Ich kann nicht auf einzelne Spieler Rücksicht nehmen. Das einzige was zählt ist die Mannschaft und der Erfolg", sagt Borchers, der sich am Samstag nach dem Spiel auch ungewohnt kritischen Fragen der Fans geduldig stellte. Eine Szene in der 87. Minute hatte die Gemüter besonders erregt. Da stürmte der 21 Minuten zuvor eingewechselte Goran Skeledzic nach seiner Auswechslung - im Fußballerjargon die Höchststrafe" - wutentbrannt mit hochrotem Kopf über den Platz in die Kabine. "Ich mußte noch einen Defensivspieler bringen", sagte Borchers. Warum aber Skeledzic dafür raus ? "Er stand zufällig in meiner Nähe. Es war eine schwierige Situation, das muß er verstehen", lautete Borchers' Begründung. Für das ohnehin angeknackste Selbstvertrauen des erfolgreichsten Offenbacher Torschützen war die Auswechslung sicher nicht förderlich. "So etwas tut natürlich sehr weh. Aber wir haben 4:2 gewonnen", sagte Skeledzic nach dem Trainung am Sonntag, "also hat der Trainer alles richtig gemacht". |
SG Bad Soden | Kickers Offenbach |
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Gajdasevic, Milijasevic, Jakicevic, Kloberdanz, Hohmann (53. Flügel), Krakowiak, Cekovic, Jaeckel, Milaloza, Zinkand, Haas (46. Nieketien), Milijasevic (46. Kalinichenko). | Keffel, Klein, Schummer, Giersch, Walz, Hartmann, Kastner (66. Skeledzic / 87.Ivkovic), Sanjug, Koutsoliakos (84. Trupp), Roth, Simon. |
Schiedsrichter | Tore | Gelbe Karten | Gelb-Rote Karten | Rote Karten | Zuschauer |
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Schüßler (Kirchhain) | 1:0 (3. Milijasevic) 1:1 (34. Roth) 1:2 (45. Roth) 2:2 (75. Nieketien) 2:3 (86. Simon) 2:4 (93. Hartmann) | Hohmann, Krakowiak, Milaloza, Walz, Kastner, Koutsoliakos | - | - | 1800 |