"Auf zur Dippemeß. Es gibt was zu feiern". Für die rund 1000 Anhänger der Offenbacher Kickers am Frankfurter Riederwald war der Sonntag um 16:45 Uhr gerettet. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Kickers mit dem 4:2 Sieg bei der Eintracht-Kombination von Amateuren (10 Spieler) und A-Jugend (4 Spieler) ihren zweiten Platz in der Fußball-Oberliga Hessen erfolgreich verteidigt.

Allerdings schürten die Offenbacher eine ganze Stunde lang die Hoffnungen der Aschaffenburger und sorgten erst ab der 59. Minute für klare Verhältnisse. Solange dauerte es, bis die Kickers die schweren Spiele gegen die SG Höchst und Viktoria Aschaffenburg endlich verkraftet hatten. Die gesamte erste Halbzeit kamen die Gäste nicht in Schwung. "Es lief überhaupt nichts", gestand Libero Stefan Dolzer die Hilflosigkeit ein. Erinnerungen an problembeladene Auftritte aus der Vorrunde wurden schnell wach und schon nach 10 Minuten verstärkt, als Greuel einen Foulelfmeter (Sanjug an Greuel) zur Frankfurter Führung verwandelte.

Einziger Offenbacher Gefahrenherd vor der Pause war der unermüdliche Michael Klein, der mit seinen Flankenläufen über die rechte Seite mehrfach Löcher in die Eintracht-Deckung riß. Dafür "lahmte" die linke Seite. Das bemühen war ersichtlich, doch der Kampf mutierte zum Krampf. Spielerisch blieben fast alle Wünsche offen. "Die erste Halbzeit hat sichtlich unter der spannenden Woche gelitten", begründete der Offenbacher Interimstrainer Wilfried Kohls die Magerkost mit den schweren Spielen gegen Höchst und Aschaffenburg, die den Spielern noch in den Beinen steckte. "Das kennt man aus der Bundesliga, wenn die Mannschaft nach einem Europacupspiel 3 Tage später Probleme haben, ihrem Rhythmus zu finden", pflichtete Klaus Gerster Kohls bei.

Im Vertauern auf die Stärke der Mannschaft verzichtete Kohls auf eine Kabinenpredigt ("Das ist alles in ruhigen Bahnen verlaufen"). Fruchtlos blieb dagegen der Appell von Eintracht-Trainer Lippert an die Ehre seiner Teenager: "45 Minuten müssen wir noch überstehen und dann wird euch dieses Spiel ewig in Erinnerung bleiben".

Wie eine Befreiung wirkte der Ausgleich. Bezeichnend daß das 1:1 eine Co-Produktion der beiden effektivsten Kickers-Spieler war. Flanke Klein, Flugkopfball Hartmann. Schon 50 Sekunden später das 2:1. "Von diesem Doppelschlag haben wir uns nicht mehr erholt", meinte Lippert.

Den gegenteiligen Effekt bemerkte Klaus Gerster. "Plötzlich hatten sich alle die Müdigkeit herausgelaufen". Den neuen Elan beim OFC nutzte Roth mit dem dritten Tor innerhalb von 5 Minuten aus. Selbst nach Corrochanos 2:3 blieben die Kickers souverän. Hartmann sorgte postwenend mit dem 4:2 wieder für klare Verhältnisse. Die ersatzgeschwächten Frankfurter - Trainer Lippert setzte 4 A-Jugendliche ein, die am Samstag schon 90 Minuten gegen Nürnberg gespielt hatten - konnten nicht mehr dagegen halten. Die spielerisch überlegenen Kickers konnten die Partie gelassen zu Ende bringen. 9 furiose Minuten hatten genügt, um die jungen Wilden der Eintracht zu zähmen. Nicht nur für Wilfried Kohls war "der Schluß" diesmal angenehmer als in Aschaffenburg.

"Die Offenbacher waren einfach reifer als wir. Das ist auch ihr Vorteil im Fernduell mit Aschaffenburg", gibt Lippert dem OFC die größeren Chancen im Kampf um Platz 2. Sechs Endspiele müssen die Offenbacher noch überstehen. Schon am nächsten Freitag gegen Aschaffenburg-Bezwinger Bad Vilbel werden neun starke Minuten nicht genügen.