Relegationsspiel zur Regionalliga Süd 1997

Austragungsort: Mannheim "VfR Stadion"


1.FC Pforzheim - Kickers Offenbach
Endergebnis 3:4 nach Elfmeterschießen

Spielbericht vom 30.05.97 (I)
Die Kickers und das Elfmeter-Drama

Nur noch ein Sieg fehlt den Offenbacher Kickers zür Rückkehr in die Fußball-Regionalliga Süd. Der OFC gewann am Freitag abend in Mannheim das erste Spiel der Aufstfegsrunde gegen den l.FC Pforzheim im Elfmeterschießen mit 2:1 und kann mit einem weiteren Sieg am nächsten Wochenende gegen Memmingen alles klar machen. Held des OFC vor 11000 Zuschauern, darunter etwa 8000 Kickers-Fans, war Torhüter Rene Keffel. Nachdem er vorher bereits zahlreiche Glanztaten vollbracht hatte, wehrte er im Elfmeterschießen gleich zweimal ab. Nach regulärer Spielzeit und Verlängerung hatte es 2:2 gestanden.

Die Kickers konnten während der gesamten ersten Halbzeit ihre übergroße Nervosität nicht ablegen. Angriff auf Angriff rollte in Richtung OFC-Tor, in dem Keffel Glanzparaden wie am Fließband produzierte. In der 25.Minute führte der Einbahnstraßen-Fußball der Pforzheimer dann doch zum Erfolg. Nach einer Ecke herrschte wieder eimnal Verwirrung im Kickers-Strafraum, und Kritter schoß aus 6 Metern ein. Die Offenbacher kamen erst in der 37.Minute zu ihrer ersten Chance - und die führte auch gleich zum 1:1. Nach einer Ecke stand Oliver Roth goldrichtig und stocherte den Ball aus kurzer Entfernung über die Linie. Typisch Roth.

Nach der Pause gingen die Kickers wesentlich engagierter zu Werke. In der Schlußphase der zweiten Halbzeit überschlugen sich dann die Ereignisse. In der 69. Minute sah OFC-Mittelfeldspieler Stefan Simon nach wiederholtem Foulspiel die Gelb-Rote Karte, 2 Minuten später rettete Keffel bei einem Kopfball aus 3 Metern. Fast im Gegenzug kam der OFC zum 2:1: Eine weite Flanke von Patrick Dama verwandelte Paul Koutsoliakos volley aus 12 Metern. Frenetisch angefeuert von den Fans, die jeden Befreiungsschlag bejubelten, suchten die Kickers den Vorspnmg über die Zeit zu retten. Doch Sekunden vor dem Abpfiff stand der gerade eingewechselte Incognito plötzlich frei und überwand Keffel zum 2:2. In der Verlängerung tat sich auf beiden Seiten nicht mehr viel. Das Elfmeterschießen wurde dann zum Drama, mit 3 vergebenen Elfern vom OFC und 4 vom 1.FC Pforzheim.


Spielbericht vom 30.05.97 (II)
Rene Keffel war am Freitag Weltklasse

Der Held des Spiels war nach dem Duschen nicht mehr aufzutreiben. Rene Keffel hielt im Elfmeterschießen beim 4:3-Erfolg im ersten Aufstiegsspiel zur Regionalliga gegen den l. FC Pforzheim mal kurz zwei Strafstöße, gab kurz sein Statement ab und verzog sich in den Kickers-Bus. "Ich bin froh, daß ich der Mannschaft endlich mal helfen konnte, so ein Ereignis erfolgreich zu überstehen", sagte der 29 Jahre alte Schlußmann, der seinen Vertrag bei den Kickers gerade um ein Jahr verlängert hatte, in seiner bescheidenen Art. Die Lobeshymnen kamen von seinen Mitspielern: "Was der Rene heute gehalten hat, nicht nur im Elfmeterschießen, das war Weltklasse", sagte Kapitän Oliver Roth. "Er ermöglichte es mir, der "Held" beim letzten Elfmeter zu sein, aber der wahre Held war er". Pau1 Koutsoliakos ergänzte: "Wir haben einen Weltklasse-Torwart, der uns den Regionalliga-Aufstieg noch möglich macht". Goran Skeledzic, der verletzte Torjäger\ sagte: "Keffel war der Mann des Tages neben Roth. Stark, wie er beim Elfmeterschießen ganz cool und locker blieb". Eddy Walz: "Der Rene hat uns das Spiel heute gewonnen". Auch Trainer Wilfried Kohls lobte: "Keffel war überragend!"

Stefan Dolzer, der ebenso wie der andere Youngster Patrick Dama durch sein unnötiges Lösen aus der Abwehr das späte Gegentor mit verursacht hatte, gab zu, daß im Elfmeterschießen diejenigen antraten, die es sich noch zutrauten. "Ich hatte zwar Wadenkrämpfe, wollte aber als routinierter Spieler Verantwortung übernehmen", meinte Koutsoliakos, der als erster OFC-Spieler vergab, ansonsten aber stark aufspielte und ein herrliches Tor zum 2:1 erzielt hatte. "Mit zwei Treffern gewinnst du normalerweise zwischen dem Nordpol und der Antarktis kein Elfmeterschießen", meinte Oliver Roth. "Für mich war es ein wunderschönes Gefühl, den Elfer zu schießen, weil nichts passieren konnte. Entweder ich mache ihn rein, dann haben wir gewonnen, oder ich schieße vorbei, dann geht's halt weiter". Stefan Simon: "Nach so einem Elfmeterschießen kann man nur noch aufsteigen. Ich glaube, es gibt nur eine Mannschaft, die schleehter Elfmeter schieQt als wir, und die hatten wir heute als Gegner".

Neben Keffel und Roth sahen die Spieler einen weiteren "Matchwinner": "Zu den Zuschauern braucht man nichts mehr zu sagen", meinte Simon. Die Regionalliga kann doch mit dem OFC mehr anfangen als mit Pforzheim oder Memmingen". Trainer Jörg Hambückers: "Diese Fans haben den Aufstieg verdient." Eddy Walz sprach von "Gänsehaut pur". Wilfried Kohls: "Ohne die Zuschauer hätten wir es nicht gepackt", und auch Oliver Roth gab zu: "Nach den 90 Minuten konnte ich mir nicht vorstellen, noch 5 Minuten zu laufen, aber die Fans haben uns nach vorne gepuscbt, da läuft man von alleine". Sponsor Horst Jung: "Dieses Spiel haben 10015 Leute gewonnen!" Die Mannheimer Veranstalter wollten bei der Abrechnung allerdings nur knapp 6000 Zuschauer im Rhein-Neckar-Stadion gesehen haben.

Stinksauer auf seine Truppe war Pforzhims neuer Trainer Thomas Remark: "Ich bin enttäuscht, daß das Spiel so zu Ende gegangen ist. Wenn gestandene Oberligaspieler sich vor dem Elfmeterschießen drücken und der Rest dann nicht einmal das Tor trifft, bin ich froh, daß nach dieser Saison ein Schnitt in der Mannschaft gemacht wird. Angeblich gehörten die Schützen zu den sichersten. Wir hatten nach 90 Minuten bei 5 hundertprozentigen Torchancen die Partie für uns entscheiden müssen. In der Verlängerung haben wir in Überzahl zu wenig geboten". Remark haderte besonders mit seinem Spielmacher Rainer Scharinger, der den Verein verlassen will. OFC-Vizepräsident Ulf Tunn: "Das wäre einer für uns".

Wilfried Kohls bescheinigte seiner Mannsehaft dagegen ein Engagement "bis zum letzten Tropfen. Wir werden die Lehren aus dem Spielverlauf ziehen und überlegen, was wir gegen Memmingen anders machen können. Wir waren eigentlich dreimal weg". Roth bestätigte: "Pforzheim war eine ganz starke Truppe. Aber denen fehlt ein echter Torjäger. Unser Mittelfeld ist nicht ins Spiel gekommen. Wir blieben unter unseren Möglichkeiten, waren kämpferisch aber nicht zu überbieten".


Mannschaftsaufstellungen:

1.FC PforzheimKickers Offenbach
Fischer, Kremm, Rapp, Birg, Scherer (102. Nikolajewicz), Herr (81. Eckhardt), Schneikart, Accursio, Scharinger, Kritter, Ziegler (89. Incognito). Keffel, Dolzer, Gramminger, Walz (83. Schummer), Giersch (86. Speth), Koutsoliakos, Kastner, Simon, Dama, Roth, Hartmann (77. Trupp).

Spielstatistik:

SchiedsrichterToreGelbe KartenGelb-Rote KartenRote KartenZuschauer
Ertl (Günzburg)1:0 Kritter (25.)
1:1 Roth (38.)
1:2 Koutsoliakos (72.)
2:2 Incognito (90.)
Elfmeterschießen:
3:2 Accursio,
Koutsoliakos schießt vorbei,
Schneikart trifft den Pfosten,
Kastner trifft den Pfosten,
Keffel hält gegen Rapp,
3:3 Gramminger,
Eckhardt schießt vorbei,
Speth trifff die Latte,
Keffel hält gegen Birg,
3:4 Roth
Herr, Rapp, Kritter / Kastner, Simon, Walz, DolzerSimon (69.) nach wiederholtem Foulspiel-11000
Alle Angaben ohne Gewähr


Ergebnisse Saison 1996/1997
Kickers Offenbach Homepage

Seite wurde am 02.06.97 aktualisiert