Streicheleinheiten und Peitsche Kickers-Trainer Boysen schürt vor Mannheim-Spiel Konkurrenzkampf
In den 18 Saisonspielen hat OFC-Trainer Hans-Jürgen Boysen bisher 20 Feldspieler
eingesetzt. Davon gehören Schummer, Scholl und Cavus nicht mehr zum Kader. Thorsten
Kruse fällt wegen einer Verletzung für das Heimspiel am Freitag gegen den VfR
Mannheim aus. Bleiben noch 16 Feldspieler, die für eine ungewöhnliche Situation
sorgen. Denn Hans-Jürgen Boysen macht allen 16 Spielern Hoffnungen, daß sie gegen
Mannheim von Beginn an spielen.
Mit Streicheleinheiten und der Peitsche heizt Boysen seit Wochen den Konkurrenzkampf
im Kickers-Kader an. Sieben Positionen sind an Keffel, Dolzer, Gramminger, Dama, Kastner,
Simon und Roth fest vergeben. Um die vier anderen Plätze ist ein heftiger
Konkurrenzkampf entbrannt. „Die Spieler merken, daß es bei guten Leistungen auch
Chancen gibt. Entsprechend engagiert und positiv aggressiv sind alle Spieler bei der
Sache”, sagt Boysen. So entwickelte sich die Kickers-Elf in den letzten Wochen zu
einer Wechselstube. Lars Meyer wurde von der Ersatzbank auf die Position von Kai-Uwe
Giersch beordert. In Reutlingen wechselten die beiden wieder die Plätze, Meyer mußte
auf die Bank. Gegen Mannheim „wird einer von beiden spielen”, sagt Boysen, behält
aber für sich, wer es denn sein wird.
Noch dichter ist das Gedränge im Mittelfeld. Mit dem Pärchen Maier/Speth war Boysen
in Reutlingen „nicht zufrieden”, und überlegt, im offensiven Mittelfeld etwas zu
ändern. Alexander Methfessel, den er auf die Bank verbannt hatte, macht er ebenso
Hoffnungen wie Michael Hartmann, der aber wegen einer Grippe mit dem Training
aussetzen mußte. Paul Koutsoliakos hat das Trainerduo Boysen/Groß „im Training
beeindruckt”.
In bester Max-Merkel-Manier verteilt Boysen aber nicht nur Zuckerbrot, sondern läßt
auch die Peitsche knallen. Besonders Dirk Vollmar will er damit Beine machen, denn
mit der Trainingsleistung des Neuzugangs ist er noch lange nicht zufrieden. „Er muß
sich gewaltig steigern, wenn er gegen Mannheim von Beginn an spielen will.” Unzufriedenheit
bei Reservisten nimmt Boysen bewußt in Kauf. „Schlimm wäre es, wenn sie mit der
Ersatzbank zufrieden wären.”
Boysen will mit seiner rigiden Wechselpolitik vor allen Dingen verhindern, daß bei
den Kickers-Spielern angesichts des dritten Tabellenplatzes Selbstzufriedenheit
einkehrt. Denn auch wenn er sich in der Öffentlichkeit immer noch ziert,
Aufstiegsambitionen auszusprechen, im stillen Kämmerlein beschäftigt sich nicht nur
der Trainer sehr intensiv mit den Planungen für die neue Saison.
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Konkurs kostet OFC 150 000 Mark Drei Punkte weg und kein Heimspiel gegen FC Hessen Kassel ?
„650 N 302 aus 97”. Diese Zahlen und Buchstaben können Kickers Offenbach 150 000 Mark
und drei Punkte kosten. Unter diesem Aktenzeichen läuft seit Freitag beim Amtsgericht
Kassel das Konkursverfahren gegen den Regionalligisten FC Hessen Kassel. 1,8 Millionen
Mark Schulden, davon 800 000 Mark kurzfristige Verbindlichkeiten, belasten den FC
Hessen. Der Konkursantrag sei aber noch nicht das Ende des Vereins, betonte der 1.
Vorsitzende Horst Flöck. „Der Spielbetrieb wird mindestens bis zum Jahresende
fortgeführt. Aber ein Retter ist noch nicht in Sicht.” Auch beim Hessischen
Fußball-Verband sagt Geschäftsführer Hilgers, daß der FC Hessen Kassel beim laufenden
Konkursverfahren so lange weiterspielen kann, „bis der Verein die Mannschaft
zurückzieht”.
Leidtragender eines Konkurses wären auch die Offenbacher Kickers, denen die Einnahmen
aus dem Heimspiel am 29. März fehlen würden. „Bei rund 10 000 Zuschauern ist das eine
Größenordnung von rund 150 000 Mark”, sagt OFC-Vizepräsident Wilfried Kohls. Noch nicht
geklärt ist, wie im Falle eines Konkurses die Tabelle aussieht. Entweder werden alle
Kasseler Punkte aus der Wertung genommen. Das würde bedeuten, daß den Kickers (3:1-Sieg)
und Fulda (3:2) drei Punkte abgezogen werden, während Ulm (0:0) nur einen Punkt
verlieren würde. Zweite Möglichkeit: Die Punkte, die Kassel bis zum Rückzug der
Mannschaft holt, bleiben in der Tabelle berücksichtigt. „In unserer Satzung ist
darüber nichts festgelegt”, sagt Hans Scheuerer, Geschäftsführer des Süddeutschen
Fußball-Verbandes. „Deshalb wird der Vorstand eine Entscheidung treffen.”
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Spielt Uli Stein in Offenbach? DFB will zweigeteilte Regionalliga
Große Ereignisse werfen ihre Schatten auf den Bieberer Berg. Wenn die Offenbacher
Kickers ihre glänzende Ausgangsposition heute mit einem Punktgewinn beim SSV
Reutlingen bestätigen, könnte sich das nächste Heimspiel gegen den VfR Mannheim zu
einem absoluten Kassenschlager entwickeln. Denn die Mannheimer wollen auf dem Bieberer
Berg mit einem neuen Torwart aufkreuzen: Torwart-Oldie Uli Stein. „Ja es stimmt, wir
sind an einer Verpflichtung von Uli Stein interessiert”, bestätigte Mannheims Trainer
Rudi Bommer, der von 1992 bis zu Steins Hinauswurf 1994 gemeinsam mit dem 43 Jahre
alten Schlußmann bei Eintracht Frankfurt in der Bundesliga gespielt hat. Der im März
beim Bundesligisten Arminia Bielefeld entlassene Ex-Nationaltorwart prozessiert
derzeit mit seinem Ex-Arbeitgeber um eine Abfindung und hält sich beim Landesligisten
VfB Bielefeld fit. Ob Stein nach Mannheim wechselt, wird sich Anfang kommender Woche
entscheiden.
Die vom Deutschen Fußball-Bund geplante dritte Bundesliga ab der Saison 1999/2000
nimmt Konturen an. "Ich gehe von einer zweigeteilten dritten Liga mit einer Nord- und
einer Süd-Staffel aus”, erklärte DFB-Vorstandsmitglied Engelbert Nelle als Leiter der
Regionalliga-Kommission bei der Arbeitstagung in Magdeburg. Die dritte Liga soll die
vier Regionalstaffeln mit ihren 72 Vereinen ablösen.
Das Modell soll am Samstag von den fünf Vorsitzenden der Regionalverbände und den 21
Vertretern der Landesverbände diskutiert werden. Unter DFB-Kontrolle sollen die Spieler
den Status von Lizenz-Fußballern erhalten und ein Lizenzverfahren die wirtschaftliche
Solidität der Klubs garantieren. Statt bisher 200 000 Mark würde ein Regionalligist
dann rund 350 000 Mark pro Saison vom Fernsehen erhalten.
Bereits gestern sind die Kickers nach Reutlingen gereist. Erst kurz vor Spielbeginn
wird OFC-Trainer Jürgen Boysen festlegen, mit welcher Aufstellung die Kickers das
erste Rückrundenspiel bestreiten. Boysen muß sich zwischen Manndecker Meyer oder einem
weiteren Mittelfeldspieler entscheiden, je nachdem ob Reutlingen mit einem Stürmer
oder mit zwei Spitzen spielt. Offen ist auch noch die Position neben Oliver Roth.
Kandidaten sind Hartmann, Maier und Dirk Vollmar. Verzichten muß Boysen auf den
erneut verletzten Islam Ispir. Der in Fulda angeschlagene Eddy Walz steht dagegen
wieder zur Verfügung.
OFC: Keffel, Dolzer, Gramminger, Lars Meyer (Günter Maier), Walz, Speth, Kastner,
Simon, Dama, Roth, Hartmann (Vollmar).
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Wenigstens der Polizeifahrer war nett Leserbrief an die OFFENBACH-POST
Betrifft: Fuldaer Polizei-Verhalten gegenüber Kickers-Anhängern.
Am 16. November besuchte ich mit meinem Bruder das Fußballspiel der Offenbacher Kickers
in Fulda. Etwa zwanzig Minuten vor Spielbeginn brannte ich eine Bengalofackel ab, mit
netten Folgen für mich bzw. für uns. Mit dem Einlaufen der Mannschaften wurde ich von
einer hübschen Polizistin gebeten, mitzukommen. Auf meine Frage wieso, wurde mir
mitgeteilt, daß ich gegen die Stadionordnung verstoßen habe. Kurze Zeit später wurde
dann auch mein Bruder abgeführt.
Nach gut zwanzig Minuten (wir beschäftigten für diese Aktion sechs Jungpolizisten),
als dann endlich die Personalien amtsgerecht notiert wurden, wir intensiver Leibesvisitation
unterzogen wurden und Polaroidfotos von uns gemacht wurden, und die zwei nicht
abgebrannten Bengalos sichergestellt wurden, ging es erst richtig los.
Wir wurden von vier Polizisten, die zusätzlich angefordert wurden, hinter die
Haupttribüne geführt. Es wurde uns gesagt, der Fußballpräsident von Fulda entscheidet
jetzt, ob wir ein Stadionverbot bekommen werden. Wegen Fluchtgefahr mußten wir uns im
transportablen Gefängnis niederlassen. Wenigstens der Fahrer war ganz nett. Wir bekamen
eine Zweier-Zelle, aus der uns der nette und lockere Hauptkommissar Knittel wieder
auf freien Fuß setzte. Nichts wie zurück in den OFC-Block, wo wir dann von den uns
bekannten „netten, jungen, dynamischen Ordnungshütern” nicht aus den Augen und Kameralinsen
gelassen wurden.
Nach dem Spiel gingen wir in die Geschäftsstelle, wo ein netter Herr Ball
(Sicherheitsbeauftragter) uns empfangen hat. Auf die Frage, wo es niedergeschrieben
ist, daß man Bengalos nicht abfackeln darf, sagte er „nirgends”. Es gibt darüber keine
Stadionordnung. Dieses wäre Sache der Stadt Fulda. Diese Stadionverordnung müßte
sichtbar für die Besucher des Stadions aushängen. Wir hatten leider keine gefunden
und es konnte uns in dieser Sache auch niemand weiterhelfen.
Unser Fazit: Wenn wir dann doch etwas Wesentliches unwissentlich falsch gemacht haben
sollten:
Wieso hat im Fulda-Block keiner kontrolliert, da dort mindestens zehn Rauchbomben
abgebrannt wurden ?
Wieso wird man als OFC-Fan behandelt wie ein Verbrecher ?
Wieso das große Polizeiaufgebot ?
Wieso müssen so viele junge Polizeibeamte (nicht alle) überheblich, arrogant und
anmaßend sein ?
Wieso merkt keiner, daß OFC-Fans bei Auswärtsspielen friedlich ihre Mannschaft
anfeuern ?
Unser Vorschlag an die Ordnungshüter: Unser Verhalten haben wir geändert – und Sie ?!?
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OFC hat noch kein neues Ziel Boysen: „Vier Spiele abwarten”
Abwarten. Unter diesem Motto stehen die letzten vier Spiele im Jahr 1997 für die
Offenbacher Kickers. Erst nach den Partien in Reutlingen, zuhause gegen VfR Mannheim
und VfR Kirchheim sowie in München bei den Bayern-Amateuren wollen die Kickers-Verantwortlichen
eine Zwischenbilanz ziehen und einen Ausblick für die restlichen 13 Saisonspiele
wagen. „Dann wissen wir, ob wir aus dem Zweikampf an der Spitze einen Dreikampf
machen können.” Zunächst aber bleibt OFC-Trainer Hans-Jürgen Boysen seiner Linie der
Tiefstapelei treu. Während man in Fankreisen längst schon über Aufstiegsmöglichkeiten
diskutiert, will Boysen von neuen Perspektiven nichts wissen. Auch Prognosen und
Hochrecnnungen lehnt der Fußball-Lehrer kategorisch ab. „Ein Punkt in Reutlingen ist
unser Ziel. Alles andere ergibt sich von selbst.”
Ganz bewußt will Boysen keinen Erwartungsdruck aufbauen. „Das Positivste für uns war
doch bisher, daß wir nichts erreichen mußten, aber alles erreichen wollten. Wenn wir
jetzt unser Ziel ändern, würden wir nur immense Erwartungen wecken, die wir vielleicht
noch gar nicht erfüllen können.”
Während Reutlingen durch einen Trainerwechsel (Co-Trainer Darko Toth löste Martin
Hägele ab) neue Motivation (3:0-Sieg gegen VfR Mannheim) geschöpft hat, denkt Boysen
nach zwei Siegen über Umstellungen nach. Der zuletzt formschwache Alexander Methfessel
dürfte eine Pause erhalten. Für ihn könnte Stefan Simon ins Mittelfeld rücken, dafür
würde Dirk Vollmar erstmals von Beginn an neben Roth stürmen. Aber auch Günter Maier
und Michael Hartmann sind Alternativen, zumal Reutlingen auch im eigenen Stadion nur
mit einer Spitze spielt und dafür ein massiertes Mittelfeld aufbietet.
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Regionalliga-Reform
Zu einer ganz entscheidenden Sitzung treffen sich heute in Magdeburg DFB-Präsidium
und DFB-Vorstand. Hauptthema ist die geplante Reduzierung der vier Regionalligen in
eine eingleisige oder in eine zweigeteilte dritte Liga. Eine Kommission unter dem
Vorsitz des DFB-Vizepräsidenten Dr. Engelbert Nelle hat bereits Konzepte für eine
Reform der Regionalligen erarbeitet. Die Entscheidung wird im Oktober 1998 auf dem
DFB-Bundestag in Wiesbaden fallen. Somit wird die neue Liga frühestens in der Saison
1999/2000 eingeführt. Auswirkungen könnte die Empfehlung des DFB-Präsidiums aber
schon jetzt haben. Für die Qualifikation wird wohl eine Zweijahres-Wertung der
Spielzeiten 1997/98 und 98/99 herangezogen. Das heißt, daß schon in dieser Saison
jeder Punkt und jeder Tabellenplatz ganz entscheidende Bedeutung für die Zukunft
haben kann.
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Stadt als „Reisebüro”
Der Stadt liegt der OFC offensichtlich sehr am Herzen. So scheut das Amt für
Öffentlichkeit keine Mühe, wenn es darum geht, dem Verein bei Auswärtsspielen die
Unterstützungmöglichst vieler Fans zu sichern. Für das Treffen in Reutlingen (Samstag,
14 Uhr) hat Amtsleiter Matthias Müller Reisebüro gespielt und über die elektronische
Bahnauskunft Verbindungen ins Schwäbische zusammengestellt. Via Regionalzügen mit dem
günstigen 35-Mark-Ticket: S-Bahn ab OF-Marktplatz 8.15 Uhr nach Hanau, dort um 8.40
Uhr in den „Odenwaldexpreß” bis Stuttgart, von dort um 12.22 Uhr weiter nach
Reutlingen (an 13.12 Uhr). Schneller, aber teurer (186 Mark) der Intercity:
OF-Hauptbahnhof ab 10.18 Uhr bis Frankfurt, dort ab 10.47 Uhr bis Stuttgart, nach
Reutlingen dort ab 12.22 Uhr. Das Kreuzeiche-Stadion (im Stadtteil Gönningen) ist mit
Bussen der Linie 4 zu erreichen.
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OFC-News
"Alles friedlich”
Spielverzögerung
Vergebliche Warnung
Gerster will Prämie
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Wieder „Strom-Ausfall” beim OFC Kickers erhöhten Mitgliedsbeiträge / Handballer zufriedengestellt
Um 22.06 Uhr ging am Freitag abend plötzlich das Licht während der Jahreshauptversammlung
der Offenbacher Kickers in der Stadthalle (wir berichteten) aus. Als die
Scheinwerfer nach 30 Sekunden wieder angingen, präsentierten die Vorstandsmitglieder
des OFC auch äußerlich Geschlossenheit: Sie hatten sich schnell ein OFC-Trikot
übergezogen mit der Aufschrift „Zusamme schaffe mer's”. „Ein kleiner Gag”, begründete
Präsident Dr. Lothar Winkler die Aktion der „Mannschaft hinter der Mannschaft”.
Die Harmonie bei den zuletzt 299 Mitgliedern (kurz vor 22 Uhr kam noch Oberbürgermeister
Gerhard Grandke) wurde nur bei der kurzen Debatte über die Beitragserhöhung getrübt,
die für Erwachsene 50 Prozent (!) von zehn auf 15 Mark monatlich beträgt. Dr. Winkler
argumentierte, man müsse sich den anderen Vereinen anpassen, habe eminente Kosten für
die Stadion-Renovierung, und für „Sozialfälle” gebe es auf Antrag eine „Härte-Regelung”.
Letztlich stimmten 181 Mitglieder für die Beitragserhöhung.
Zufriedengestellt wurden auch die OFC-Handballer, die kurz vor dem Exitus gestanden
hatten. Vorstandsmitglied Matthias Rieth berichtete, nur dank Theo Schenk habe die
Abteilung überlebt. Durch Vermittlung von Ehrenpräsident Waldemar Klein sei nun ein
eigenes Konto für die Beiträge der Handballer eingerichtet, und man habe auch
rückwirkend 800 Mark pro Monat für die verauslagten Gelder bekommen. Schatzmeister
Horst Zang hatte zuvor berichtet, von den 780 000 Mark geplanter Zuschauer-Einnahmen
seien bis Ende September schon 527 729 Mark eingenommen worden.
Auch bei den Werbeeinnahmen liege man mit 786 000 Mark über den geplanten 635 000
Mark. Ziel sei Abbau der Altlasten und Bilden von Reserven. Denn: „Der Bieberer Berg
ist unsere Visitenkarte und soll ein Wahrzeichen Offenbachs bleiben!”
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Elf Punkte im Endspurt
Wo stünden die Kickers ohne ihre Tore in der letzten Viertelstunde ? In der
Abstiegszone. In sechs Spielen haben die Kickers in den letzten Minuten elf Punkte
gut gemacht. Ohne die „big points” gegen Reutlingen (2:1/89. Minute), Bayern München
(2:0/78./90.), Ulm (2:1/89.), 1860 München (2:2/91.), Burghausen (1:0/91.), Fulda
(3:1/87./90.) wären die Kickers nur auf Rang 12.
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Boysen setzt auf bewährte Mannschaft
Im Blickpunkt des letzten Vorrunden-Spieltages der Fußball-Regionalliga Süd stehen
die Hessen-Derbies mit dem Spitzenspiel zwischen Borussia Fulda und Kickers Offenbach
sowie das der Abstiegskandidaten SV Darmstadt 98 gegen den FC Hessen Kassel. Zum
Topspiel am Sonntag (11 Uhr live im HR 3-Fernsehen) erwartet Fulda „mindestens 10 000
Zuschauer”. Mit einem Sieg kann sich Fulda den allerdings wertlosen .Titel des
Herbstmeisters sichern.
Kickers-Trainer Hans-Jürgen Boysen vertraut in Fulda auf seine bewährte Mannschaft
und setzt sie „in keinster Weise unter Druck”. Für ihn stehen die Zuhause noch
verlustpunktfreien Gastgeber viel mehr unter Zugzwang, würden sie doch bei einer
Niederlage Gefahr laufen, die Tabellenführung an Ulm zu verlieren. „Fulda muß gewinnen
und daher diesmal das Spiel machen, während die Borussia ansonsten eher verhalten
agiert”, weiß Boysen. „Gegen uns muß sie von Anfang an auf Sieg spielen.” Personell
hat Boysen alle Möglichkeiten, sogar Islam Ispir könnte nach seiner Verletzung noch
in den Kader schlupfen. Dirk Vollmar wird auch in Fulda keinesfalls von Anfang an
spielen.
Die von Lothar Buchmann trainierten Darmstädter „Lilien” bauen im richtungsweisenden
Match gegen die finanziell angeschlagenen Kasseler vor allem auf den 1,96 Meter
großen Stürmer Amaechi („Zonny”) Ottiji. Der Nigerianer kam vom griechischen
Erstligisten Nikea Piräus und hat bisher mit sechs Toren in sechs Spielen einen
spektakulären Einstand gegeben.
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"HR trug zur Kickers-Renaissance bei" Emig: Zukunft für Ballungsraum-TV / Vorrang für regionale Live-Berichte im Hessen-TV
Die Ware „Fußball” garantiert auf höchster Ebene seit Jahren höchste Einschaltquoten
im deutschen Fernsehen und dazu den beteiligten Wirtschaftsunternehmen Erträge in
wachsender Millionenhöhe. Das Produkt „Fußball” ist und bleibt auch dank der boomenden
Bundesliga der TV-Renner – ob bundesweit, regional oder sogar im lokalen Bereich.
Selbst unterklassige Klubs profitieren künftig mehr vom großen Kuchen, seitdem in den
Dritten Programmen der ARD live-Übertragungen aus der Regionalliga oder sogar aus der
Oberliga keine Ausnahme mehr sind. Am Sonntag (11 Uhr) bietet das „hessen fernsehen”
live aus der Regionalliga Süd den Schlager zwischen Borussia Fulda und Kickers
Offenbach an. Kostenfaktor: rund 80 000 Mark aus Produktions- sowie Vertragskosten
mit dem Süddeutschen Fußball-Verband.
"In solchen Übertragungen sehe ich auch unseren Auftrag für unsere Kunden. Das hat
was mit Image und natürlich auch mit Selbstdarstellung zu tun. Das schafft Öffentlichkeit.”
Sportchef Jürgen Emig und seine Crew haben am 28. Februar mit der Live-Übertragung
vom Oberligaspiel Kickers Offenbach – SV Wehen eine stille Revolution in der hessischen
TV-Landschaft eingeleitet – und damit richtungsweisend für die Dritten Programme der
ARD dem Trend der auch in den Printmedien betriebenen Regionalisierung nachgegeben.
„Es ist doch eine längst bewiesene medienwissenschaftliche Erkenntnis. Regional- oder
sogar Ballungsraum-TV ist das Gebot der Stunde. Es gibt Fingerzeige genug, den Sport
mehr zu lokalisieren”, betont Emig. Die Einschaltquote von damals 140 000 für das
Spiel aus dem Wiesbadener Vorort Wehen wurde noch übertroffen, als Offenbach in der
alles entscheidenden Relegation für den Regionalliga-Aufstieg in Stuttgart gegen
Memmingen spielte. Der damalige Markt-anteil von 12,1 Prozent aus der zweiten
Halbzeit entsprach an dem Dienstag abend einer Einschalt-Quote von 170 000.
Emig: „Wir haben durch unsere Aktivitäten auch mit zur Renaissance von Kickers
Offenbach beigetragen. Das behaupte ich einfach, auch wenn ich es nicht mit Zahlen
beweisen kann.” Denn auch ein Flop, wie die Partie Darmstadt – Offenbach am 3. Oktober,
dem Tag der Deutschen Einheit, schrecken Emig nicht, den Kurs weiterzufahren. Das
Regionalliga-Spiel begann um 16.00 Uhr und brachte eine Einschaltquote von unter
50 000.
Emig liebäugelt sogar mit den Praktiken im bayerischen Fernsehen, das aus Franken und
Oberfranken getrennte Berichterstattung für und aus der jeweiligen Region anbietet.
„Das würde ich auch gerne machen, ist aber eine Frage der Finanzen und der Manpower.
In Hessen läuft Fußball gut. Aber man darf uns nicht gnadenlos abkassieren. Ich stehe
dazu, daß gewisse Beistellungskosten auch erbracht werden müssen. Das ist sicherlich
auch ein Teil der TV-Zukunft. Wir werden auch nächstes Jahr wieder aus der Oberliga
berichten, wenn Entscheidungen reifen.”
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Viel Beifall für die Arbeit der OFC-Führung Entlastung fast einstimmig
Viel Beifall gab es gestern auf der Jahreshauptversammlung der Offenbacher Kickers
in der Stadthalle von den 296 anwesenden Mitgliedern für die geleistete Arbeit des
seit einem knappen Jahr tätigen Vorstandes mit Präsident Dr. Lothar Winkler, den
Vizepräsidenten Professor Ulf Tunn und Wilfried Kohls sowie Schatzmeister Horst Zang.
So fiel die Entlastung des Vorstandes fast einstimmig aus.
Präsident Dr. Winkler zog bei seinem Tätigkeitsbericht ein kurzes Fazit: „Es geht uns
besser als vor einem Jahr, aber noch lange nicht gut.” Winkler beschrieb in seiner
Rede den Kampf um das Überleben des Vereines im Frühjahr 1997, als sieben Konkursanträge
abgewendet werden mußten. Lob zollte der OFC-Präsident dem Hessischen Staatssekretär
Dr. Noack, der den „erbitterten Gläubiger”, das Offenbacher Finanzamt, angewiesen
habe, den Verein am Leben zu erhalten. Winkler weiter: „Wir hasen uns fest vorgenommen,
bei der 100-Jahrfeier im Jahr 2001 wieder eine gute Position im deutschen Fußball zu
haben.”
Schatzmeister Horst Zang berichtete, daß die Verbindlichkeiten zum Ende des
Geschäftsjahres 1997 am 30. Juni 1,4 Millionen Mark betragen hätten. Davon seien
800 000 Mark langfristig. Erfreulich sei, so Zang, daß der Verein keine Bankschulden
mehr habe und alle Zahlungen an das Finanzamt geleistet worden seien. Geplant sei
zudem, bis zum 30. Juni 1998 den Schuldenberg auf unter eine Million Mark zu
verringern. Vorausgesetzt, die Zahlungen an die Berufsgenossenschaft halten sich in
einem erträglichen Rahmen. „Das ist ein Schildbürgerstreich”, meinte Winkler in
Anspielung auf die immensen Forderungen der Berufsgenossenschaft in Höhe von knapp
380 000 Mark.
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Topspiel in Fulda beinahe geplatzt Oberbürgermeister gab grünes Licht
Trotz eines allgemein verbindlichen Spielverbots an Feiertagen zwischen 04.00 Uhr und
13.00 Uhr wird die Top-Begegnung in der Fußball-Regionalliga Süd zwischen
Tabellenführer Borussia Fulda und Verfolger Kickers Offenbach am kommenden Sonntag
(Volkstrauertag) um 11.00 Uhr angepfiffen. „Unter Abwägung aller Gesichtspunkte” hat
Fuldas Oberbürgermeister Wolfgang Hamberger dem per Hessischen Feiertagsgesetz
verbotenen frühen Beginn zugestimmt.
Es sei zwar eine Panne passiert, hieß es gestern in einer Presseerklärung aus dem
Fuldaer Magistrat. Da aber alle organisatorischen Vorbereitungen für das Spiel und
vertragliche Abmachungen zum Beispiel mit dem Hessischen Fernsehen zwecks einer
Live-Übertragung getroffen waren, „mußte abgewogen werden, was in einem oder anderen
Fällen” passieren könnte. Bei einer nicht gesetzeskonformen oder nicht genehmigten
Veranstaltung hätte die Polizei keinen Sicherungsdienst wahrnehmen können.
„Ich mußte die Verhältnismäßigkeit meiner Entscheidung sorgfältig prüfen”, erläuterte
und begründete Hamberger seinen Verwaltungsakt. Borussia habe überzeugend erklärt,
daß man mit dem frühen Termin die unterklassigen Vereine bei deren Zuschauerzuspruch
schützen wollte. Außerdem werde mit 10 000 Zuschauern gerechnet, deren möglicher
Frust über eine Zeitverschiebung hätte zu Problemen führen können. Borussia Fulda
erklärte sich dazu bereit, für „das Versehen” bei der Terminierung eine Spende oder
auch „freiwillige Buße” von l 500 Mark an die Deutsche Kriegsgräberfürsorge zu zahlen.
Ungeachtet dessen bereiten sich die Offenbacher Kickers auf das Topspiel vor. Trainer
Hans-Jürgen Boysen kann bis auf Ispir und Skeledzic aus dem Vollen schöpfen, auch
„Problemkind” Dirk Vollmar hat die ganze Woche über mittrainiert.
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