Spielbericht vom 24.01.98 | |
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Möller zündete noch mal den Turbo Dortmunds 3:2-Siegtreffer erst in vorletzter Minute / OFC führte bis zr 81. Minute Offenbachs Karnevalsprinz Peter IV. sollte öfters mal zur Toto-Annahmestelle gehen. Vor dem Anstoß zum Freundschaftsduell der Kickers gegen den Bundesligisten Borussia Dortmund tippte er mal ein 2:1 für die Kickers und erntete dafür mehr schallendes Gelächter als Beifall. Aber: Bis zur 81. Minute führten die Kickers vor 8 000 Fans mit 2:1! Daß der Prinzen-Tip in den letzten neun Minuten noch umkippte und die Dortmunder mit 3:2 gewannen, lag an mehreren Fakten. Hauptsächlich aber daran, daß die Kickers beim 2:2-Zwischenstand noch dreimal wechselten. Es lag aber auch an Nationalspieler Andreas Möller, der über den Rasen (eine Buckelpiste) fluchte, dennoch besten Fußball zelebrierte. So peitschte Möller in der 81. Minute einen seiner teuflisch angeschnittenen Eckstöße in den Kickers-Strafraum. Im Getümmel vollstreckte Michael Susi Zorc, der nun mal einen ausgeprägten Torriecher besitzt. Das 2:2 war praktisch abgehakt, da zündete Möller eine Minute vor Feierabend den Turbo, flitzte aus der eigenen Hälfte über 60 Meter in den Offenbacher Strafraum und paßte maßhaltig ein 2:3. Für die Kickers war es dennoch weitaus mehr als nur ein Achtungserfolg, weil sie nämlich den Dortmundern in vielen Phasen regelrecht einheizten. Dabei hatten die westdeutschen Fußball-Millionäre fast ihre Bestbesetzung zur Stelle, ließen jene Elf auflaufen, die auch am kommenden Freitag im Ruhr-Schlager der Bundesliga beim VfL Bochum erste Wahl sein dürfte. Lediglich Hüter Klos sowie die drei Liberos Sammer, Binz (verletzt) und Feiersinger (muß am Freitag wegen Gelb-Sperre pausieren) fehlten. Kleine Preisfrage am Rande: Hätten die Dortmunder auch ohne Andy Möller und Jürgen Kohler gewonnen? Beide überragten, holten auch die frühe Gästeführung mit bewährtem Strickmuster heraus: Ecke Möller und Kopfball-Torpedo von Kohler (7.). Danach tat sich nicht mehr viel bei den Borussen, die Fans durften sich über eine sehenswerte erste Kickers-Halbzeit freuen, in der Dirk Vollmar in der 31. Minute unhaltbar an den Dortmunder Torbalken köpfte. Mehrfach lag der Ausgleich in der Luft. Aber erst im zweiten Akt trafen die Kickers, obwohl die Dortmunder nun auch eine Schaufel drauf legten. Super die Vorarbeit des Reutlinger Neuzugangs Thomas Winter im Kickersteam beim 1:1 in der 58. Minute. Frank Kastner wurde auf den Weg geschickt, trickste noch Torwart Kleinsteiber aus und paßte genüßlich ins leere Gehäuse. Zehn Minuten später wetzte Eddy Walz auf der rechten Außenbahn los, paßte akkurat in die Gefahrenzone, und der immer besser werdende Oliver Speth beförderte den Ball über die Linie, freute sich hinterher wie ein Schneekönig. Daß es dann doch noch eine 2:3-Niederlage gab, lag aber auch daran, daß die Kickers nach ihrer 2:1-Führung noch viermal wechselten. So sah es Kapitän Oliver Roth, aber auch Trainer Hans-Jürgen Boysen: „Ohne die Wechsel, die zu einem Bruch führten, hätte es wahrscheinlich zum Unentschieden gelangt. Aber es sollten möglichst viele Spieler zum Einsatz kommen.” So war es: Insgesamt 19 OFC-Spieler kamen auf der „Buckelpiste” aufs Feld. Nur Hüter Clauss, Gramminger und Libero Koutsoliakos spielten durch. Alle drei mit Auszeichnung. Freundschaftsspiele sind oft Langweiler, weil das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht stimmt. Davon konnte gegen die Dortmunder keine Rede sein. OFC-Trainer Boysen: „Wir wollten einen Achtungserfolg. Den haben wir garantiert erreicht, sogar 2:1 geführt. Taktisch, läuferisch und auch spielerisch haben wir sehr gute Arbeit geleistet.” Die Kickers kratzten jedenfalls kräftig am Dortmunder Image. So ließ Bernd Gramminger den gewieften Stephane Chapuisat schlecht aussehen, Lars Meyer machte es trotz eins, zwei Stockfehlern gegen „Knipser” Decheiver genau so gut. Gramminger: „Gegen Heiko Herrlich hatte ich später etwas mehr Arbeit.” Grammingers Überform hält praktisch seit dem ersten Punktrundentag 97/ 98 an. Im OFC-Mittelfeld kurbelten Frank Kastner und Thomas Winter sehr gut an. Patrick Dama war auf der linken Seite genau so schnell wie Stefan Reuter auf der Gegenseite. Fast hätte Dama gegen Torwart Teddy de Beer das 1:1 im ersten untergebracht. Im Kickers-Angriff wächst das Duo Roth/Vollmar besser zusammen. Vollmar zeigte gegen den total abgebrühten Kohler dennoch eine Vorstellung bester Sorte. Dortmunds Trainer Nevio Scala spielte die Sache etwas herunter: „Das Ergebnis war Nebensache. Für uns war es ein gutes Training. Die Schnelligkeit fehlte. Aber am Freitag sind wir in Bochum hundertprozentig fit.” Mit angezogener Handbremse spielten die Dortmunder jedenfalls nicht. Hans-Jürgen Boysen: „Gut, einen Gang hätten die Dortmunder schon noch höher schalten können.” Kickers-Kapitän Oliver Roth schränkte auch ein: „Ein Spiel ohne sonderliche Bedeutung. Bayer Leverkusen war im Sommer gegen uns stärker. Wenn wir aber am 24. Februar gegen den l. FC Kaiserslautern genau so gut aussehen wie gegen die Dortmunder, dann sind wir auf dem richtigen Rückrundenweg.” (Bericht aus der OFFENBACH-POST vom 26.01.98)
Vorsichtshalber heuerten die Offenbacher Kickers im laufenden Monat Andreas
Clauß (29) vom SV Waldhof als zweiten Torwart an, da Kim Wunderlich auf unbestimmte
Zeit verletzt ist. Kaum am Bieberer Berg, wurde Andreas Clauß schon beim 2:3 gegen
die Dortmunder dringend benötigt. Denn Rene Keffel, die absolute Nr. l, lag mit
Magen- und Darmgrippe flach. Die Gelegenheit war günstig: Clauß nutzte seine Chance,
bekam viel Beifall. Ein weiterer „Neuer” durfte sich ebenfalls über einen
gelungenen Einstand freuen: Thomas Winter. Der Ur-Reutlinger zeigte klar auf, daß er
im Mittelfeld den Regiepult besetzen kann.
Nimmt man auch noch Dirk Vollmar zu den „Neuen”, obwohl er bereits seit dem 28.
November für den OFC stürmt, so kann von einem aufschlußreichen 2:3-Test gegen die
Dortmunder gesprochen werden. Denn auch Vollmar gehörte zu den Auffälligsten eines
gelungenen Fußball-Samstags. Schließlich wird in Offenbach meist nur nach Freitags-Ereignissen
die Meßlatte angelegt. Vollmar: „Es macht einfach Spaß, in Offenbach zu spielen. Für
eine Rückrunden-Prognose aber ist es noch zu früh. Hauptsache gegen Dortmund:
Unsere Erfolgswelle riß über Weihnachten nicht ab.” Tatsächlich tönte es auch in einem
Freundschaftsspiel: „Steht auf, wenn ihr Kickers seid.”
Andreas Clauß gehörte nach Waldhofs Abstieg zur Drittklassigkeit zu den Arbeitslosen,
freute sich über das Kickers-Angebot, nachdem ein Wechsel zu Cottbus im Sommer
scheiterte. Wohl wissend, daß er in Rene Keffel eine hehre OFC-Säule vor sich hat,
nur für den Notfall gedacht ist. Gegen Dortmund aber zeigte Clauß phantastische
Reflexe, war im ersten Akt freilich auch noch arbeitslos. Clauß findet sich mit der
Reservistenrolle ab, gibt aber zu verstehen: „Im Training möchte ich mich schon
empfehlen.”
Solcher Empfehlung per Nebenfeld bedarf es im Falle Thomas Winter nicht. Der
Reutlinger Neuzugang: „Ich weiß wenig über Offenbach, weiß aber, was in letzter Zeit
hier alles los war. Hier herrscht echte Begeisterung. Für mich eine reizvolle
Aufgabe, obwohl ich eigentlich nicht mehr von Reutlingen weggehen wollte. Aber
Offenbach ist einfach zugkräftig.”
(Bericht aus der OFFENBACH-POST vom 26.01.98) |
Kickers Offenbach | Borussia Dortmund |
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Clauss, Koutsoliakos, Gramminger, Lars Meyer (87. Schummer), Günther Maier (46. Hartmann), Winter (83. Skeledzic), Kastner (69. Ispir), Methfessel (46. Walz), Dama (64. Giersch), Vollmar (83. Kruse), Roth (64. Speth). | De Beer (46. Kleinsteiber), Cesar, Kohler (82. Pedersen), Kree (65. Reinhard), Reuter (65. Zorc), Freund (31. Kirovski), Möller, Sousa (46. Ricken), Heinrich, Decheiver, Chapuisat (46. Herrlich). |
Schiedsrichter | Tore | Gelbe Karten | Gelb-Rote Karten | Rote Karten | Zuschauer |
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Kiefer (Kassel) | 0:1 Kohler (7.), 1:1 Kastner (58.), 2:1 Speth (68.), 2:2 Zorc (81.) 2:3 Möller (89.) | - | - | - | 8000 |