Regionalliga-Süd Saison'98/'99

Spielpaarung vom 12. Spieltag

Wacker Burghausen - Kickers Offenbach
Endergebnis: 3:1 (1:0)

 

Spielbericht vom 17.10.98
OFC gestutzt: 1:3 bei Wacker

Auf dem Weg in die Zweite Liga droht den Offenbacher Kickers die Luft auszugehen. Nach dem 2:3 in Reutlingen gab's gestern nachmittag die zweite Auswärts-Blamage hintereinander. Mit 1:3 (0:1) verlor der OFC bei Wacker Burghausen - und war damit noch bestens bedient. Denn Torhüter Rene Keffel rettete gleich fünfmal gegen freistehende Gegner. Wacker-Coach Kurt Niedermayer hatte schon Mitlaid mit dem Keeper: "Ohne ihn hätte es ein richtiges Debakel für die Kickers gegeben." Kickers-Trainer Hans-Jürgen Boysen tief entäuscht über seine Truppe: "Das war schon fahrlässig schwach." Offenbach lag schon 0:3 hinten - Simon und Keffel hatten jeweils einen Foulelfmeter verursacht, die Stutz verwandelte - bevor Roth wenigstens noch das Ehrentor gelang.

(Bericht aus dem Äppler vom 18.10.98)

 

"Bei uns haben einige der Ernst der Situation nicht erkannt"
Die Offenbacher Kickers stecken in der Krise / Manager Gerster bittet um Geduld

Reutlingen war der Tiefpunkt. Dachten alle, die sich mit den Offenbacher Kickers beschäftigen. Doch die 2:3-Niederlage war noch nicht das Ende der Offenbacher Leidenszeit. Am Samstag kassierten die Kickers in Burghausen beim 1:3 die zweite Saisonniederlage, die Fassungslosigkeit und Ratlosigkeit bei Verantwortlichen, Spielern und Fans zurück ließ. In der momentanen Verfassung sind die Offenbacher höchstens Mittelmaß in der Regionalliga. "Wir müssen jetzt aufpassen, daß wir am Freitag irgendwie Schweinfurt schlagen." Die Aussage von Torwart Keffel dokumentiert die Verfassung der Mannschaft. Der Meisterschaftsaspirant hat Fracksausen vor einem Neuling.

Trainer Hans-Jürgen Boysen kündigte bereits an, daß er mit "der Mannschaft sehr hart ins Gericht gehen" werde. Aber die Ursachen dieser hochverdienten Niederlage konnte Boysen am Samstag noch nicht ergründen. "Ich muß jetzt erst einmal mit den Spielern sprechen, damit ich durchblicke, was hier überhaupt los ist." Ein Satz, der zeigt, daß Boysen noch keine Erklärung für die katastrophale Leistung gefunden hat.

Dabei war Burghausen nur die Fortsetzung und der Höhepunkt einer sich seit Wochen abzeichnenden Entwicklung. Seit dem 3:1-Erfolg gegen den FC Augsburg zeigt die Formkurve der Kickers nach unten. Der 2:1-Sieg gegen die Amateure des FC Bayern München war äußerst glücklich, für viele Beobachter auch unverdient. Es folgte das 2:3-Debakel gegen zehn Reutlinger. Gegen Wehen täuschte das Endergebnis (2:1) über die wahren Kräfteverhältnisse hinweg. In Burghausen setzte sich der Negativtrend fort. Die Kickers stecken tief in der Krise. Auch wenn das einige Herren bei den Kickers nicht wahrhaben wollen. Manager Klaus Gerster versuchte, alles schön zu reden. "Alle Mannschaften haben irgendwann Höhen und Tiefs. Wir sind nicht so stabil wie in der Anfangsphase. Uns fehlt das große Potential von Dolzer, Köpper, Speth und Ertl. Burghausen ist eine starke Mannschaft." Und als Gerster dann auch noch meinte, "wir müssen jetzt Geduld aufbringen", wurde er mitten im Satz von einem Kickers-Fan unterbrochen. "Natürlich kann man verlieren. Aber es kommt darauf an wie man verliert. Wir fühlen uns verarscht." Die Enttäuschung der Anhänger war so groß, daß viele gemeinsam mit dem Wacker-Fanblock die Gastgeber anfeuerten. Auch Co-Trainer Stephan Groß konnte sich mit Gersters Zurückhaltung nicht anfreunden. "Die Schraube geht nach unten", beurteilte der ehemalige Bundesliga-Profi die Leistung seiner Mannschaft. "Aber hier haben einige den Ernst der Situation nicht erkannt." Peng, das sitzt.

Auch die Spieler wissen, daß sie sich "zum zweiten Mal desolat präsentiert haben", wie Kapitän Oliver Roth erklärte. "Normalerweise sind Kampf, Laufbereitschaft und Einsatz unsere Stärke", sagte Roth. "Wenn das nicht vorhanden ist, werden wir vorgeführt," So wie in Reutlingen und so wie in Burghausen. Warum das zweimal hintereinander geschehen konnte, ist auch für Roth ein Rätsel. "Ich weiß nicht, woran es liegt. Der Trainer wird das schon analysieren." Gleichzeitig warnte Roth davor, "jetzt alles schlecht zu machen. Wir sind schließlich noch vorne dabei."

Den Sonntag hatte Boysen für die Spieler freigegeben. "Das war schon länger so ausgeinacht, deshalb werden wir das jetzt nicht mehr ändern", verzichtete Boysen auf ein Straftraining. Doch am heutigen Montag wird es einiges zu besprechen geben. Denn das große Ziel, der Aufstieg, ist in Gefahr. "Mit dieser Leistung", malt Boysen ein Schreckenszenario für den OFC, "mit dieser Leistung werden wir auch nächstes Jahr gegen Burghausen spielen."

(Bericht aus der OFFENBACH-POST vom 19.10.98)

 

Ohne Keffel eine "Klatsche"
Torwart verhinderte Debakel

Es war einer der wenigen Herbsttage, an denen Sonnenstrahlen und sommerliche 20 Grad die besten Voraussetzungen für ein Stimmungshoch liefern. Doch im Lager der Offenbacher Kickers herrschte am Samstag eine frostige Atmosphäre. Was die Mannschaft in der bayerisch-österreichischen Grenzstadt Burghausen ablieferte, war erschreckend und für die mitgereisten 500 Fans, die teilweise 16 Stunden Zugfahrt auf sich nahmen, eine Zumutung.

In der Stadionzeitung wurden die Kickers noch als das "Maß aller Dinge" angekündigt. Nach 90 maßlos enttäuschenden Minuten waren die zweite Saisonniederlage, der Verlust der Tabellenführung und die Erkenntnis, daß die Kickers in der Krise stecken, perfekt.

Von der ersten Minute an waren die Burghausener eine Klasse besser. Und das in allen Belangen. Zu den spielerischen und taktischen Mängeln kamen ungewohnte kämpferische Schwächen bei den Kickers. Ohne Leidenschaft, ohne Herz, ohne Mumm. So präsentierte sich der Tabellenzweite. Nach elf Minuten der frühe Rückstand durch einen Elfmeter, (Simon an Tanzer). Eine tolle Kombination (36 Sekunden nach der Pause!) und der zweite Foulelfmeter (Keffel an Greilinger) sorgten für klare Verhältnisse. Die einzige Offenbacher Torchance verwertete Oliver Roth nach Flanke von Dietmar Roth per Kopfball. Mit dem 3:1 waren die Kickers noch gut bedient. "Wenn Keffel nicht so überragend gut hält, gibt es hier eine richtige Klatsche für uns", hob Trainer Hans-Jürgen Boysen nur seinen Torwart aus der trüben Vorstellung heraus. Fünfmal liefen Burghausener allein auf Keffel zu. Jedesmal gewann der Torwart das Duell, verhinderte die 1:7-, 1:8-Pleite. Mit Abstrichen konnte noch Hartmann gefallen.

In der nach unten offenen Leistungsskala versank das Offenbacher Mittelfeld ganz, ganz tief. Die neue Taktik von Boysen, eine Viererkette hinter Tom Stohn, wird nicht angenommen und umgesetzt. Im Mittelfeld fehlt jegliche Ordnung. Spielaufbau findet nicht mehr statt. Nach hinten wird schlecht gearbeitet, ist keine Abstimmung zu erkennen. Die Unsicherheit der Spieler war schon gegen Wehen zu spüren. In Burghausen demonstrierten die Offenbacher, daß sie taktisch überfordert sind. Stohn wurde nach einer katastrophalen Vorstellung schon nach 39 Minuten ausgewechselt. Der vermeintliche Spielmacher konnte am Freitag wegen einer Grippe nicht trainieren, wollte aber unbedingt spielen. Falscher Ehrgeiz. Durch die Systemumstellung wirken die übrigen Mittelfeldspieler total gehemmt. Auf den Außenbahnen fehlt jeglicher Druck. Im Zentrum setzen Kastner und Dietmar Roth nach vorne keine Impulse und lassen an den Nahtstellen der Viererkette so große Löcher offen, daß die Burghausener Torchancen en masse erarbeiteten.

Mit Stohns Auswechslung wollte Boysen Zeichen setzen und die Taktik korrigieren, doch mit den schnellen Gegentoren nach der Pause war der Untergang programmiert.

(Bericht aus der OFFENBACH-POST vom 19.10.98)

 

Verantwortung
KOMMENTAR

Das Wort Krisensitzung wollte niemand in den Mund nehmen. Doch nichts anderes ist bei den Offenbacher Kickers nötig. Die Mannschaft liefert Spiele ab, die den Unterhaltungswert einer Vollnarkose haben. Trainer und Spieler sind ratlos. Der Manager hat nur inhaltslose Sprüche parat. "Wochen der Wahrheit" hatte Gerster angekündigt. Das sieht nach einer bitteren Wahrheit aus.

Wurde die Siegesserie gegen das Mittelmaß der Liga überbewertet ? Die Zeit der Sprüche ist vorbei. Die Mannschaft war nicht im Steinbruch, der Maulwurf ist nicht gefunden. Damit wurde nur vom eigentlichen Problem abgelenkt. Die Trainer dürfen jetzt keine Rücksicht mehr auf Namen nehmen. Tom Stohn ist in seiner derzeitigen Verfassung keine Verstärkung sondern ein Hemmschuh. Das seit 15 Monaten bewährte System zugunsten eines Spielers, der nicht in Bestform spielt, umzustellen, hat sich als Fehleinschätzung entpuppt. Die Verantwortlichen waren so auf Stohn fixiert, daß sie damit die Leistung der Mannschaft aus der Vergangenheit herabsetzten. Nach dem Motto: Ohne Stohn nichts los. Doch damit wurde nicht nur Stohn viel zu stark unter Druck gesetzt, sondern der Mannschaft auch ein großer Teil an Eigenverantwortung abgenommen. Jetzt ist eine Korrektur dringend notwendig. Nur wenn die Kickers schnellstens zurück zu den alten Stärken finden, können sie ihr großes Ziel erreichen.
Jochen Koch

(Bericht aus der OFFENBACH-POST vom 19.10.98)

 

OFC-INTERN

Comeback von Dama
Nach fünfmonatiger Verletzungspause feierte Patrick Dama sein Comeback. "Ich hatte keine Probleme mit dem operierten Knie", freute sich der 22jährige, daß er nach seiner Operation wieder Spielpraxis sammeln konnte.

Maulwurf gefunden
"Da habt ihr euren Maulwurf. Hoffentlich konzentriert ihr euch jetzt wieder auf das Fußballspielen." Mit diesen Worten stellte Kickers-Fan Heinz Fröhlich ("Strandbus") ein überdimensional großes Stofftier in der Halbzeitpause direkt auf die OFC-Ersatzbank.

Unruhiger Flug
Per Flugzeug schwebten Manager Klaus Gerster und Vizepräsident Wilfried Kohls zum Spiel ein. In Egelsbach gestartet, mußte die Privatmaschine auf dem Hinflug in Salzburg landen, weil der Flugplatz in Burghausen-Mühldorf wegen Nebels geschlossen war. Der Rückflug verlief dann nicht nur wegen der Niederlage sondern auch wegen einer Gewitterfront sehr unruhig.

"Genickschlag"
Mit schmerzverzerrtem Gesicht stieg OFC-Trainer Boysen nach dem Spiel ins Auto und ließ sich nach Hause fahren. Vier Tage nach seiner Schulteroperation hatte er das Krankenhaus verlassen und mußte mit dem 1:3 "einen weiteren Geniekschlag" hinnehmen.

OFC-Fans feierten
Das Sportheim in Burghausen war fest in Offenbacher Hand. Trotz des enttäuschenden 1:3 blieben viele Kickers-Fans in Burghausen und feierten im Sportheim eine "rot-weiße Nacht".

Kostner in die Klinik
Nach einem starkem Spiel mußte Ex-Kickers-Spieler Kostner ins Krankenhaus. Bei der Vorarbeit zum 2:0 war er gestürzt und hatte sich die Schulter verletzt.

(Bericht aus der OFFENBACH-POST vom 19.10.98)


Mannschaftsaufstellungen:

Wacker BurghausenKickers Offenbach
Kronenberg, Stutz, Harlander, Richter, Tanzer, Simon, Gfreiter (83. Theres), Greilinger, Berger, Dürr (75. Homola), Kostner (52. Asbeck). Keffel, Koutsoliakos, Gramminger (75. Russ), Kolinger, Maier, Kastner (57. Dama), D. Roth, Stohn (39. Vollmar), Simon, O. Roth, Hartmann.

Spielstatistik:

SchiedsrichterToreGelbe KartenGelb-Rote KartenRote KartenZuschauer
Zerr (Ottersweier)1:0 Stutz (11./Foulelfmeter),
2:0 Gfreiter (46.),
3:0 Stutz (51./Foulelfmeter),
3:1 Oliver Roth (63.)
Simon (Wacker) / Gramminger, Oliver Roth (OFC)--2300
Alle Angaben ohne Gewähr


Aktuelle Tabelle Saison '98/99
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Seite wurde am 19.10.98 aktualisiert