Bälle mit vorgegebener Flugrichtung Für OFC-Trainer Neururer zählen auch Kleinigkeiten
Spannend geht es in der Zweiten Bundesliga zu. Die Klasse ist halt ziemlich ausgeglichen
besetzt, sagen die Experten. Eine Meinung, der sich auch Peter Neururer anschließt.
Laut dem Trainer der Offenbacher Kickers sind es nämlich oftmals nur Nuancen,
die in den Punktspielen über Sieg oder Niederlage entscheiden. Also macht sich
der Fußball-Lehrer an die Suche, nach Möglichkeiten, wie er seiner Mannschaft
auch nur den geringsten Vorteil verschaffen kann. Für das Spiel am morgigen Freitag
gegen den Chemnitzer FC ist das Trainer-Unikum bereits fündig geworden.
Dann soll mit einem ganz neu auf den Markt gekommenen Ball gespielt werden. Der
soll zwar rund wie alle anderen Vorgängermodelle auch sein, doch "mehr Leben"
in sich haben. "Bei Flanken nimmt der den Schnitt besser an und beim Schuss ist
mehr Druck dahinter", erklärte Neururer jetzt. Mit diesen Eigenschaften lernen
die OFC-Profis bereits seit dem gestrigen Mittwoch umzugehen.
Dass sie der Umgang mit dem neuen Spielobjekt vor Schwierigkeiten stellen könnte,
bezweifelt der Coach. "Der Ball hatte gestern Abend beim Länderspiel Weltpremiere.
Wenn die Grobtechniker aus Holland mit ihm klarkommen, dürften wir auch keine
Probleme kriegen", sagte er mit einem Schmunzeln. Einmal in Fahrt gekommen, setzte
er gleich noch ein paar Lacher drauf. So ließ Neururer verlauten, die Chemnitzer,
die mit den Kugeln erstmals auf dem Bieberer Berg in Kontakt treten werden, müssten
sich in Acht nehmen, da "wir den Bällen die Flugrichtung bereits vorgegeben haben".
Einwände, dass das aber nichts nutzt, wenn, wie im Spiel gegen den FSV Mainz
05 geschehen, die Laufrichtung des Balls durch Erdhügel unerwarteterweise verändert
wird, wollte der Ruhrpott-Rhetoriker nicht gelten lassen. "Darauf brauchen wir
keine Rücksicht nehmen, wir spielen nur noch halbhoch. Wenn es aber nötig sein
sollte, wird der Manni Binz die Maulwürfe dressieren", versprach Neururer. Doch
bei allem Flachs: Dass der neue Ball ein kleiner Vorteil sein könnte, war durchaus
Ernst gemeint. Ansonsten sind nämlich kaum deutliche Unterschiede zwischen den
beiden Teams auszumachen.
Natürlich setzen die Kickers auf ihr Publikum, aber auf rein sportlichem Sektor
wollte sich der Coach nicht darauf versteifen, dass sein Team in irgendeiner
Form im Vorteil wäre. In diesem Zusammenhang erinnerte Neururer an das Hinspiel.
"Das war eine eigenartige Begegnung. Die Kickers waren doppelt so lange in Ballbesitz,
trotzdem hat Chemnitz mit 3:0 gewonnen." Also ist doch alles nur relativ.
Und was ist dann mit dem Ball-Bonus? Tatsächlich ist die Freude über das neue
Spielgerät bei manchem aus dem Kickers-Kader nicht völlig ungetrübt. So war zu
hören, dass sich der eine oder andere noch scheut, so richtig fest gegen die
neue Pille zu knorzen. Am Ende landet das Stück doch nur wieder im Gestrüpp,
wo es für immer vom Erdboden verschluckt wird. Das kostet dann 159,90 Mark.
Und die will ja niemand zahlen.
(Von Niels Barnhofer, Frankfurter Rundschau)
|
Ein ständiges Auf und Ab in der Gefühlswelt Kickers-Ehrenpräsident Waldemar Klein wird 80 Jahre
Am heutigen Donnerstag wird Waldemar Klein 80 Jahre alt. Acht Jahrzehnte, in
denen ihn nicht nur die Kriegs- und Nachkriegszeit prägten, acht Jahrzehnte,
nach denen er zufrieden auf ein erfolgreiches berufliches Werk zurückblicken
kann (seinen Betrieb, dem er immer noch als Repräsentant dienlich ist, leitet
sein Sohn Dieter) und von denen weit mehr als die Hälfte von seinem Wirken bei
den Offenbacher Kickers bestimmt war.
Das Auf und Ab des Traditionsvereins ließ auch die Gefühlswelt des Waldemar Klein
ein ständiges Auf und Ab erleben. Immer wenn die Not am größten war riefen die
Kickers nach ihm, der mit seiner Beharrlichkeit, seinem ausgleichenden Wesen
mehr bewirken konnte als andere. Er rettete den Kickers einmal die Lizenz, als
er bitten und betteln ging, bis die Schuldenlast gemildert war. Er führte sie
aus Krisen heraus, schlichtete internen Streit, besänftigte enttäuschte Fans,
ging aber auch selbst einmal enttäuscht die 15 Kilometer vom Bieberer Berg zum
Haus in Hainstadt, als ein möglicher Wiederaufstieg durch eine Heimniederlage
verpatzt worden war. Er amtierte als Beirat, Ehrenrat, Vizepräsident, Präsident
und ist nun seit 13 Jahren Ehrenpräsident.
Als er zum zweiten Mal 1984 das Präsidentenamt übernahm, tat er das gegen den
Rat der Ärzte, der Familie und der engeren Freunde, denn es war gerade einmal
zwei Jahre her, dass er einen Schlaganfall überstanden hatte. Aber die Kickers
brauchten ihn wieder einmal. In seinen Erinnerungen selbst überwiegen die schönen
Erlebnisse: Das Meisterschaftsendspiel 1959 in Berlin, der Pokalsieg 1970 in
Hannover, die Verträge mit Dieter Müller, Rudi Völler, Uwe Bein,. Ralf Weber,
die er neben vielen anderen mitgestaltete, die Aufstiege in die erste oder (nach
Lizenzentzug) in die zweite Bundesliga. Und nicht zu vergessen die Ehrungen:
Durch die Bundesrepublik (Bundesverdienstkreuz), das Land Hessen, die Stadt Offenbach,
die Naturschützer, die in ihm einen aufrechten Mitstreiter haben, den Landessportbund,
den Deutschen Fußballbund, der ihn nach dem Bundesligaskandal einmal für zwei
Jahre für alle Ämter sperrte, den hessischen Fußballverband und natürlich durch
seine Kickers, die ihm inzwischen das gesamte Sortiment an Ehrennadeln angesteckt haben.
Doch alle Zeit im Gedächtnis bleibt ihm die Nacht in einem Berliner Hotel mit
140.000 Mark im Handgepäck, die er am letzten Spieltag 1971 den Spielern von
Herta BSC überreichen sollte, wenn diese gegen Arminia Bielefeld gewinnen und
dadurch dem OFC den Bundesligaplatz erhalten. Doch dann sah er im Olympiastadion
zu, wie die Berliner absichtlich 0:1 verloren, weil die Bielefelder ihnen 250.000
Mark geboten hatten. Kleins Mission war gescheitert, der Bundesligaskandal ausgelöst.
In Hainstadt anzurufen, ist heute zwecklos. Waldemar Klein hat sich mit seiner
Frau Barbara zurückgezogen. Es gibt auch diesmal keine große Feier, nur eine
kleine in wenigen Tagen. Das haben die Fans und die Freunde durchgesetzt.
(Von Helmer Boelsen)
|
Alles im Sinne des Vereins Auf der Mitgliederversammlung rechtfertigt das OFC-Präsidium seine Satzungsverstöße, und die Kritiker verstummen
Sein Wort hat Gewicht bei den Offenbacher Kickers. Und dessen ist sich Horst
Jung bewusst. Der Unternehmer scheut sich nämlich nicht, von diesem Machtinstrument
Gebrauch zu machen. Bei der Jahreshauptversammlung seines Vereins in der Stadthalle
Offenbach tat er das mal wieder. Der Mäzen sah sich berufen, ans Rednerpult zu
treten. In einer flammenden Rede nahm er dabei eindeutig Stellung zu dem Disput
über Ungereimtheiten in der Zusammenarbeit zwischen Verwaltungsrat und Präsidium,
der zu eskalieren drohte. "Einige Mitglieder des Verwaltungsrats wenden sich
nur aus verletzter Eitelkeit an die Öffentlichkeit", sagte er und deckelte damit
vornehm- lich den Verwaltungsrats-Vorsitzenden Thomas Wegscheider, der sich kritisch
in der Offenbach Post geäußert hatte. Im Gegenzug würdigte Jung jedoch die Arbeit
des Technischen Direktors Klaus Gerster, mit dem er sonst eigentlich über Kreuz
zu liegen pflegt: "Ohne ihn würde es den Verein längst nicht mehr geben." Mit
der nur ihm beschiedenen Autorität eines Übervaters beendete der Sponsor beinahe
jegliche Diskussion.
Dabei hätte durchaus noch Redebedarf bestanden. Schließlich kam Erstaunliches
zu Tage. Thomas Zahn, stellvertretender Verwaltungsrats-Vorsitzender, gestand
auf Nachfrage ein, dass das Präsidium seine Informationspflicht und der Verwaltungsrat
seine Kontrollpflicht verletzt hätten. "Die Wahrheit liegt in der Mitte", sagte
Zahn, "wir haben manchmal das richtige Engagement vermissen lassen und vielleicht
hat das Präsidium das eine oder andere Mal eine Entscheidung an uns vorbei getroffen."
Diesen Satzungsverstoß bestätigte auch Präsidiumssprecher Ulf Tunn. "In Einzelfällen
hat das Präsidium die volle Verantwortung für gewisse Dinge übernommen. Aber
nur, weil im Verwaltungsrat einige Leute ihr Stillschweigen nicht eingehalten
haben. Und durch das Fehlverhalten einzelner wollen wir den Verein nicht gegen
die Wand fahren lassen", argumentierte er rechtfertigend. Und überhaupt: Was
soll das Geschrei ? Gerster habe ihm versichert, dass in kaum einem anderen Bundesliga-Verein
der Verwaltungsrat so gut informiert sei wie in Offenbach. Unter diesem Gesichtspunkt
sieht es Zahn dem Manager auch nach, dass der zuweilen falsche Zahlen in der
Öffentlichkeit präsentiert. "Das macht er im Interesse des Vereins. Schließlich
muss man die Presse nicht schlauer machen als sie ist", erklärte der stellvertretende
Verwaltungsrats-Vorsitzende.
Ob die Zahlen richtig sind, so wie sie präsentiert wurden, vermochte auch Kritiker
Wegscheider nicht zu beurteilen. "Zahn ist näher dran, aber ich behaupte, dass
der Verwaltungsrat nicht vollstän- dig informiert wurde", sagte er. Von daher
kamen auch keine Widerworte, als Schatzmeister Horst Zang die Daten zur finanziellen
Situation des Vereins darlegte.
Alle Angaben wurden von sämtlichen Mitgliedern kommentarlos hingenommen. 1,7
Millionen Mark Schulden - gebongt. Ein Verlust von rund 556 000 Mark im vergangenen
Geschäftsjahr - keine Regung. Handballer, Jugend- und Amateur-Abteilung warten
seit Oktober vergebens auf Gelder - okay. Eine Steuernachzahlung in Höhe von
einer Million Mark, die sich im laufenden Etat niederschlagen wird - der Vorstand
wird schon wissen, was er tut. Schließlich warb der auch um großes Vertrauen.
Immerhin würden die Finanzen von dem internen und drei externen Gremien - der
Hausbank, den Wirtschaftsprüfern und dem Deutschen Fußball-Bund - überwacht werden.
Also, Tunn kann sich von daher nicht vorstellen, warum da auch nur eine Mitglied
in Sorge geraten könnte. "Die Spekulationen über riskantes Finanzgebaren entbehren
jeglichen Nährbodens", behauptet der Präsidiumssprecher. Doch so viele Beweise
verlangt ein Mann wie Horst Jung nicht. Der appellierte nur an den gesunden Menschenverstand:
"Der einfache Mensch verkompliziert nichts. Sehen wir doch mal die positiven
Dinge, die hier vorgetragen wurden."
(Von Niels Barnhofer, Frankfurter Rundschau)
|
Einwurf Helau !
Optimal haben die Offenbacher Kickers ihre Jahreshauptversammlung genutzt. Ein
Abend in großer Runde nur - und schon herrscht wieder Ruhe und Ordnung. Trotzdem
ging dem Verein dabei etwas abhanden: Die kritischen Geister, die dem Vorstand
bei seiner Finanzpolitik genau auf die Finger schauen.
Mit einem Rundumschlag rückten vornehmlich Mäzen Horst Jung und der Technische
Direktor Klaus Gerster die Kritiker in ein äußerst ungünstiges Licht. Dank persönlicher
Attacken, was nichts zur Sache tat, in Misskredit getrieben. Die schon vor einigen
Monaten zurückgetretenen Verwaltungsrats-Mitglieder Peter Wude, Bodo Lamp und
Günther Wassem wurden als in ihrer Eitelkeit verletzte Selbstdarsteller abgetan.
Der Verwaltungsrats-Vorsitzende Thomas Wegscheider wurde als machtbessesener
Eigenbrötler denunziert, der es bereits seit langen auf den Posten des Präsidenten
abgesehen hätte. Ein geschickter Schachzug, dem die Glaubwürdigkeit der betroffenen
Personen zum Opfer fiel, der aber eher für schlechten Stil und geringe Konfliktbereitschaft spricht.
Ein fruchtbarer Diskurs konnte auf diese Weise erfolgreich verhindert werden.
Probleme wurden lediglich andiskutiert, nicht gelöst. Der Opposition einmal kräftig
über den Mund gefahren, sah man selbst über Satzungsverstöße generös hinweg.
Helau, Narrenfreiheit für das Präsidium. Manch einer sprach hernach sogar vom
"demagogischen Lehrstück". Denn je weniger Kritiker, desto besser lässt es sich arbeiten.
Ob bei den Kickers allerdings tatsächlich gut gewirtschaftet wird, stellt sich
wahrscheinlich erst bei der nächsten Jahreshauptversammlung heraus. Denn bei
der Präsentation der Finanzdaten am Mittwochabend beschränkten sich die hohen
Herren darauf, die Beträge von der vergangenen Saison zu zeigen. Aktuelle Zahlen
fehlten weitgehend. Und dass obwohl die spektakulären Ausgaben, die zu den Diskussionen
führten, erst nach dem Aufstieg getätigt wurden.
(Von Niels Barnhofer, Frankfurter Rundschau)
|
Nur Wegscheider störte die Harmonie beim OFC
Offenbach. Das Präsidium der Offenbacher Kickers wurde auf der Jahreshauptversammlung
entlastet, obwohl in den Tagen zuvor Thomas Wegscheider, der Vorsitzende des
Verwaltungsrates, Stimmung gegen die Führungsspitze, insbesondere Club-Manager
Klaus Gerster, gemacht hatte. Wegscheider unterstellte, wirtschaftlich brisante
Daten würden gezielt am Verwaltungsrat vorbeimanövriert. Er hatte zudem seine
Kandidatur für das nach dem Tod von Lothar Winkler vakante Präsidentenamt angekündigt.
Es kam anders: Wegscheider zog seine Kandidatur zurück, verließ nach einer hitzigen
Debatte den Saal, während der Rest des Verwaltungsrates der Vereinsspitze das
Vertrauen aussprach. "Speziell dem Manager ist es zu verdanken, dass der OFC
noch existiert", lobte Hauptsponsor Horst Jung die Arbeit Gersters. Das Präsidium
bleibt nun mit den Vizepräsidenten Professor Ulf Tunn und Wilfried Kohls sowie
Schatzmeister Horst Zang auch ohne ersten Mann handlungsfähig im Amt. Wichtigster
Tagesordnungspunkt war die Finanzlage. Am 30. Juni 1999 betrug, so Zang, die
Schuldenlast 1,7 Millionen Mark. Diese Summe setzt sich zusammen aus 700 000
Mark für Sponsor Jung, 500 000 Mark für die Berufsgenossenschaft und der Aufstiegsprämie
für die Spieler (500 000 Mark). Die Saison 98/99 wäre daraufhin mit einem Minus
von 555 767 Mark abgeschlossen worden. Den Zweitligisten drücken aber noch Altlasten.
Das Finanzamt fordert 750 000 Mark als Steuernachzahlung aus den Jahren 1992
bis '96, die in Raten beglichen werden soll. Dazu kommen 250 000 Mark Sozialabgaben
für den gleichen Zeitraum. Doch Tunn versicherte: "Wir kommen nicht aufs Glatteis."
Ob die Situation tatsächlich so unbedenklich ist, wird sich schnell zeigen. Am
15. März muss der OFC seine Unterlagen dem DFB für die Lizenzierung vorlegen.
(Von (kli), Frankfurter Neue Presse)
|
Am Rande der Legalität Für den Klassenerhalt der Offenbacher Kickers gibt Trainer Peter Neururer sein letztes Hemd / Zwei Spitzen gegen Mainz
Für den Klassenerhalt geht Peter Neururer an die Grenzen des Erlaubten. Wenige
Tage vor dem Rückrundenstart bekannte sich der Trainer der Offenbacher Kickers
öffentlich dazu, den Bereich der Legalität zu überschreiten, so er seine Mannschaft
auf diesem Weg dem großen Ziel näher bringen könnte. Also kündigte er gestern
das waghalsige Vorhaben an, sich die fast zeitgleich stattfindenden Nachholspiele
zwischen dem VfL Bochum und Hannover 96 sowie Rot-Weiß Oberhausen und dem Karlsruher
SC am Mittwochabend vor Ort anschauen zu wollen. "Wenn ich die Verkehrsregeln
einigermaßen einhalte, sollte das machbar sein", sagte er. Eine Aktion mit Symbolcharakter.
Die Botschaft sollte klar sein: Um auch in der kommenden Saison in der Zweiten
Bundesliga spielen zu dürfen, müssen sich die Spieler in den verbleibenden 17
Spielen alles abverlangen.
An ihr Limit werden die Offenbacher Kicker wohl schon am Samstag gehen müssen.
Dann nämlich gastiert der FSV Mainz 05 auf dem Bieberer Berg. Eine Mannschaft,
die Neururer als äußerst unangenehmen Gegner einstuft. "Die ziehen gnadenlos
ihr System durch, egal gegen wen die spielen. Von daher müssen wir uns zwangsläufig
nach denen richten", berichtet der Fußball-Lehrer. Ganz konkret heißt das, Wege
zu finden, deren Viererketten zu knacken. Ein gängiges Mittel, um das Bollwerk
auseinander zu nehmen, ist der Einsatz von drei Stürmern. Über diese Variante
hat der OFC-Coach auch lange nachgedacht, "aber nach den Trainingseindrücken
habe ich mich doch für zwei Spitzen entschieden". Das bedeutet, er bietet ein
Fünfer-Mittelfeld auf und schafft somit im Zentralbereich eine Überzahl. Die
soll durch zwei sehr offensive Außen, Patrick Dama links und Günther Maier rechts,
ausgenutzt werden. Ihnen obliegt es, mit ihren Flankenläufen die Abwehr auseinander zu ziehen.
Darin, das Spiel durch die Mitte anzukurbeln, sieht Neururer anscheinend wenig
Sinn. Aus diesem Grund verzichtet er auf einen klassischen Spielmacher im zentralen
Mittelfeld. Deshalb kommt dort auch weder Tom Stohn noch Oliver Speth und auch
nicht Zeno Bundea zum Einsatz, sondern Stefan Dolzer. Seine Nominierung auf dieser
Position spricht angeblich aber nicht für eine defensive Grundausrichtung. So
etwas könne man sich laut Neururer in der derzeitigen Situation gar nicht erlauben.
"Wir stehen immer noch auf einem Abstiegsplatz, deswegen haben wir auch nichts
zu verteidigen, wir müssen etwas erreichen, vor allen Dingen zu Hause", sagt
er und verspricht einen offensiven OFC. Dass Druck entwickelt und für Überraschungsmomente
gesorgt wird, in diesem Punkt verlässt sich der Trainer auch auf Manfred Binz.
Der Routinier soll im Wechselspiel mit Dolzer immer mal wieder Akzente im Angriffsspiel setzen.
Ansonsten ist auf Offenbacher Seite jedoch mit keinen gravierenden taktischen
Winkelzügen zu rechnen. So sich nicht noch weitere Spieler verletzten sollten
- derzeit liegt nur Marco Grevelhörster mit einer Hüftverletzung auf Eis - wird
Goran Curko das Tor hüten, Dubravko Kolinger und Dietmar Roth die Manndeckerpositionen
einnehmen und Lars Schmidt zusammen mit Stefan Simon die vakanten Stellen im
Mittelfeld besetzen. Lediglich aus der Besetzung des Sturm-Duos macht Neururer
noch ein Geheimnis. "Um zwei Leute für diese Aufgabe zu finden, brauchte man
in der Hinrunde ja nur zwei Trikots in die Luft zu schmeißen, wer sie fing, durfte
spielen. Jetzt haben wir aber mehr Möglichkeiten", sagt er.
(Von Niels Barnhofer, Frankfurter Rundschau)
|
Aufholjagd des OFC soll gegen Mainz beginnen
Offenbach. Der Countdown zum Rückrundenstart für den abstiegsbedrohten Fußball-Zweitligisten
Kickers Offenbach läuft. Am Samstag, 15.30 Uhr, gastiert der FSV Mainz 05 im
Stadion am Bieberer Berg. Dann soll für das Team von Trainer Peter Neururer die
Aufholjagd zum Klassenerhalt beginnen. Für einige bereits abgeschrieben, arbeitete
sich der OFC vor der Winterpause wieder an die Nichtabstiegsplätze heran.
In der Vorbereitung wurden beim zehntägigen Trainingslager in Alvor Praia (Portugal)
bestehende Mängel vor allem im konditionellen Bereich aufgearbeitet. "Die Mannschaft
hatte zuvor erhebliche Probleme, das Tempo über 90 Minuten zu halten", kritisierte
der Coach den Leistungsstand seines Kaders in der Hinrunde. Ein bedauerliches
Erbe seines Vorgängers Hans Jürgen Boysen, den Neururer Ende Oktober vergangenen Jahres ablöste.
Mit Neururer weht ein frischer Wind in Offenbach. Und gegen das Hauptmanko im
spielerischen Bereich, eine erschreckend schwache Offensive, wurde der Kader
verstärkt. Nach Ion Vladoiu, Topstürmer von Dinamo Bukarest (Rumänien), wurden
in der Winterpause Holger Gaißmayer (29, Casino Bregenz) und der chinesische
Nationalspieler Li Bing (30, Sichuan Quangxing) ausgeliehen. "Wir werden dadurch
schwerer auszurechnen sein." Der Kickers-Coach hofft auf durchschlagenden Erfolg
und freut sich zudem jetzt, "alle Positionen gleichwertig ersetzen zu können".
Glaubt man dem Offenbacher Hoffnungsträger, hat sein Team einen deutlichen "Qualitätsschritt"
nach vorne gemacht. Neururer arbeitet nun daran, die Abstiegsangst aus den Köpfen
seiner Schützlinge zu bekommen. Der Trainer: "Momentan dürfen wir uns nur auf
unsere Stärken beziehen. Wenn wir über Schwächen nachdenken, büßen wir Selbstvertrauen
ein." Und um die mentale Sicherheit zu stärken, ist ein Auftaktsieg gegen den
Lokalrivalen unumgänglich. Dafür lautet die Marschroute des 44-Jährigen: Offensive.
So soll bereits die Abwehr um Libero Binz, die Manndecker Kolinger und Dietmar
Roth sowie Mittelfeldyoungster Dolzer und Schmidt für eine schnelle Vorwärtsbewegung sorgen.
(Von ?, Frankfurter Neue Presse)
|
Grevelhörster muss vier Wochen pausieren
Zweitligist Kickers Offenbach muss etwa vier Wochen auf Stürmer Grevelhörster verzichten. Der 29-Jährige erlitt beim 3:2-Sieg des OFC im Testspiel beim VfR Mannheim einen Muskelfaserriss im Bauchbereich. |
Die Elfer-Wette lebt Noch spielt Kickers Offenbach mit einigen Unbekannten
1-0-2 hat ausgedient. Elfer-Wette ist nicht mehr seit Oddset. Zumindest in ihrer
herkömmlichen Form. Denn nach elf Richtigen wird im Fußball auch weiterhin gesucht,
genauer gesagt, nach den Namen der Personen, die am kommenden Wochenende die
ersten Positionen auf dem Spielberichtsbogen einnehmen werden. Gerade dieser
Tage, da der Rückrundenstart in der Zweiten Bundesliga ansteht, erfreut sich
das Ratespiel wieder besonderer Beliebtheit. Auch im Umfeld der Offenbacher Kickers
wird schon kräftig darüber diskutiert, wer am kommenden Samstag gegen den FSV
Mainz 05 zur Startformation gehört.
Nach Auswertung aller Eindrücke gibt es acht ganz heiße Tips. Unumstrittene Nummer
eins ist Goran Curko. Mit Sicherheit kann auf die Nominierung von Manfred Binz
als Libero gewettet werden. Der Routinier wird in der Defensive auf die Unterstützung
von Dubravko Kolinger zählen können. Die Besetzung der zweiten Manndeckerposition
hängt von der taktischen Grundausrichtung ab. Sollte die eher offensiv sein,
wäre wohl Stefan Dolzer der richtige Mann. Wenn Trainer Peter Neururer allerdings
etwas Beton anrühren will, rückt Dolzer ins zentrale defensive Mittelfeld. In
der Verteidigung käme dann Dietmar Roth zum Einsatz.
Für die Spielgestaltung, so sich die Kickers dazu entschließen sollten, die Fäden
selbst in die Hand zu nehmen, gibt es hingegen mehrere Anwärter. Wie es scheint,
hat jedoch Tom Stohn die Nase ein Stück weit vor Zeno Bundea und Oliver Speth.
Ansonsten sind die Stellen in der Zentralachse vergeben. Links gilt das Gespann
Stefan Simon und Patrick Dama als gesetzt, rechts haben Lars Schmidt und Günther
Maier die besten Karten.
Und vorne ? Angeblich herrscht im Angriff der erbittertste Kampf um die Plätze.
"Ich habe noch eine komplette Trainingswoche, da werde ich einen Teufel tun,
meine Kandidaten vorab zu benennen, um vielleicht den einen oder anderen zu demotivieren",
sagt Neururer. Doch bei genauerem Hinschauen kann man sich schon einen Reim darauf
machen, wer sich berechtigte Hoffnung machen darf. Von den sechs Stürmern im
Kader fällt Marco Grevelhörster aus der Wahl, weil der zuletzt mehr im Mittelfeld
zum Einsatz kam. Oliver Roth kommt wohl eher die Jokerrolle bei. Und Matthias
Becker muss sich den Vorwurf gefallen lassen, dass ihm bei übertriebenem Einzelspiel
zuweilen die Übersicht fehlt. Bleiben also Ion Vladoiu, Holger Gaißmayer und
Li Bing. Wobei der Chinese aufgrund von Kommunikationsproblemen einen Tick hinten
dran steht. Für die anderen beiden spricht, dass sie sich aus der Zeit beim 1.
FC Köln bestens kennen. Verlassen will sich Gaißmayer auf derlei Argument hingegen
nicht. Der weiß nämlich: "Die letzte Entscheidung liegt beim Trainer."
Aber es gibt Dinge, die selbst der nicht weiß. Etwa, dass der OFC offenbar kurz
vor einer Einigung mit dem Finanzamt steht. Das Verfahren wegen Steuerhinterziehung
werde zwar noch von der Staatsanwaltschaft Darmstadt geleitet, heißt es dort,
aber die Finanzbehörde beabsichtige, die Angelegenheit alleinverantwortlich zu
regeln, was dafür spricht, dass eine außergerichtliche Einigung nahe ist.
|
Erwin und die Polizisten Im "Polizeiruf 110" aus Offenbach wird bei der ARD ein bizarres Stück Multikulti-Vergangenheit der Stadt lebendig
"Schorschi" sitzt jetzt in Butzbach. Während seiner Bewährungzeit
war er dabei, als "zufällig" nagelneue Stereogeräte vom Laster fielen. Schorschi
ist der Wirt der "Blauen Maus", des Offenbacher Freudenlokals in der ARD-Reihe
"Polizeiruf 110". Es ist gut, dass Schorschi von der Bildfläche verschwunden
ist. Denn er wird gespielt von Martin Semmelrogge, der ja vieles aus seiner eigenen
Biografie in die Rolle des Kleinverbrechers mit einbringen kann - nur eines nicht:
Offenbacher Dialekt. Schnodderiges Babbeln gerät bei ihm zur Radebrecherei. Deswegen
steckt man ihm gerne die milieutypische dicke Zigarre in den Mund, so dass sein
unmotiviertes Abgleiten vom Hessischen ins Schwäbische oder Berlinerische weniger
klar rüberkommt.
Aber dafür ist er jetzt zur Resozialisierung. Im Offenbach des "Polizeirufs"
wird ansonsten eher mit pädagogischem Feingefühl und nicht im Stil der harten
Ermittler gearbeitet. Denn Offenbach ist ein sozialer Brennpunkt - die Stadt
im Schatten der Bankenmetropole, in der Multikulti-Projekte auf eine harte Probe gestellt werden.
Der "Polizeiruf" des HR hat sich entschlossen, in der Gesichtslosigkeit der Offenbacher
Innenstadt anhand von allgegenwärtigen Bauzäunen, hinter denen sich Wohncontainer
türmen, und Spielotheken, über die Autobahnbrücken führen, das Verbrechen als
soziales Problem zu entwickeln. Erfreulicherweise wird dabei politische Korrektheit
zum Spielmaterial für komödiantische Szenen. Kommissar Schlosser, der den Bart
von Schimanskis Gehilfen Thanner geerbt hat und ansonsten punktgenau den blassen
Durchschnittsbeamten in der Durchschnittsstadt verkörpert, wohnt in der vorletzten
Folge ausgerechnet in dem Wohnblock, wo Menschen zerstückelt werden. Er gerät
dabei selbst in Verdacht, denn in einem Moloch wie Offenbach bleibt keine Weste
weiß. Die Ermittlungen bringen seine Kollegen Grosche und Reeding mit den illustren
Hausbewohnern in Kontakt. Da macht es sich der Gemüts-Nazi vor der Hakenkreuzfahne
bequem und erläutert, dass er sich doch zur Wehr setzen muss, wenn der Türke
nebenan und die Jugoslawen oben ebenfalls über Schussgerät verfügen. "Außerdem
ist da auch noch der Stammesbruder von ihnen, aber der hat wahrscheinlich nur 'nen Speer."
Die Polizistin, die sich das anhören muss, ist Carol Reeding, eine farbige Deutsche,
die gelernt hat, wie man mit alltäglichem Rassismus umgeht. Im neuen Polizeiruf
"Totenstille" vom Sonntagabend ist sie als alleinerziehende Hobby-Musikerin im
Mutterschaftsurlaub zu sehen. An ihr weckt der Film Erinnerungen, die zeigen,
dass Offenbach eine eigene heroische Multikultigeschichte hat. Carol macht uns
wehmütig, lässt sie uns doch an das OFC-Eigengewächs Jimmy Hartwig denken, der
seinen farbigen Vater nie kennen lernte. Und zuallererst natürlich an die unsterbliche
Kickers-Legende Erwin Kostedde, der mit seinen fülligen Hüften den Strafraumslalom
beherrschte wie kein anderer, nur im Leben die Kurve nicht bekam.
Der Musiker Snuff Bobby G. verkörpert in "Totenstille" die Erfolgsgeschichte
eines Offenbacher Bubs. Er verdient in L. A. sein Geld als Techno-Star und hinterlässt,
als er vorübergehend nach Offenbach, Dietzenbacher Landstraße 23, zurückkehrt,
eine hässliche Blutspur. Die Story ist abgekupfert von der Auseinandersetzung
rivalisierender Rapper-Gangs in den USA, bei der der Musiker Snoop Doggy Dog
unter Mordverdacht geriet.
Offenbacher Erfolgsgeschichten lassen sich offenbar nicht erzählen, ohne dass
dabei das Wort Ghetto im Raum steht. Gut, dass da die Ermittler allesamt sympathische
Anti-Helden sind, denen man sich beim Asphalttreten in der Offenbacher Fußgängerzone
gerne anvertraut. Carol und Robert sind sogar ein Paar, und Carols Baby sieht
dem Erwin schon jetzt verdammt ähnlich.
|
Neururer und die Spione Offenbach gewinnt letzten Test gegen den VfR Mannheim
Ein Händedruck hier, ein Plausch dort - Peter Neururer gibt sich gerne volksnah.
Zu jeder Gelegenheit lässt der Fußball-Lehrer das durchblicken. Selbst beim Testspiel
der Offenbacher Kickers gegen den VfR Mannheim. Im Rhein-Neckar-Stadion hatte
der Trainer am Ende der Partie wohl einen Großteil der mitgereisten OFC-Fans
unter den 400 Zuschauern persönlich begrüßt. Doch an diesem Nachmittag erschöpft
sich damit sein Entgegenkommen gegenüber den treuen Anhängern auch schon. Eine
unterhaltsame Begegnung gönnte er ihnen nämlich nicht. Beim 3:2-Sieg seiner Mannschaft
sorgt er mit zahlreichen Auswechselung gezielt dafür, dass die Ansehnlichkeit
des Spiels zu leiden hatte.
Zu derlei Fisimatenten sah sich Neururer angestachelt, weil ihm ein paar Gesichter
im Publikum nicht gefielen. "Stephan Kuhnert und noch so einen", Angestellte
beim ersten Punktspielgegner FSV Mainz 05, habe er vor dem Anpfiff auf den spärlich
gefüllten Rängen entdecken können. Aus "spionagetechnischen Gründen" sah der
Offenbacher Coach daher davon ab, seiner Mannschaft allzuviel abzuverlangen.
Ein paar Überraschungen will er der lieben Konkurrenz schließlich erst am kommenden
Samstag auf dem Platz vorführen.
Insofern wollte Neururer auch nicht von einer Generalprobe sprechen, auch wenn
das Spiel gegen den Regionalligisten der letzte Test vor dem Start zur Rückrunde
war. Der Grund dafür, dass der Übungsleiter sie platzen ließ, lag aber nicht
ausschließlich am Erscheinen der ungebetenen Zaungäste. Es verbot sich alleine
schon deshalb, von einer Probe des Ernstfalls zu sprechen, da aufgrund kleinerer
Wehwehchen Manfred Binz, Stefan Dolzer und Oliver Speth vorsichtshalber geschont wurden.
So schien die Kunde, dass man halblang machen könne, zu allen Kickers-Spielern
bis auf Patrick Dama und Ion Vladoiu durchgedrungen zu sein. Die beiden wirbelten
auf der linken Seite die Mannheimer Abwehrreihe kräftig durcheinander. Aus ihrer
Koproduktion entsprangen auch die ersten Treffer. Wobei der rumänische Stürmer
(10., 16.) Vollstreckerqualitäten bewies. Doch weil sie damit Geheimnisse offenbarten,
die im Verborgenen bleiben sollten, wurden sie abgestraft und nach 31 Minuten
ausgewechselt.
Nach ihrem Ausscheiden ging es dann auch tatsächlich gemächlicher zu. Lediglich
Li Bing (35.) traf noch einmal für den abstiegsbedrohten Zweitligisten. Was aber
reichte, um die Mannheimer im Schach zu halten. Für die waren Harald Gfreiter
(26.) und Boris Sorgic (90.) erfolgreich.
Außer den Gegentoren sorgten aber auch noch ein paar Blessuren für Aufregung
im Offenbacher Lager. Nachdem nämlich alle 22 Akteure unbeschadet aus dem Trainingslager
in Portugal zurückkamen, reichte das erste Spiel in hiesigen Gefilden, um die
medizinische Abteilung auf Trab zu bringen. Dietmar Roth bekam einen Schlag auf
die Nase, Marco Grevelhörster musste mit starken Hüftschmerzen raus und Günther
Maier schlitzte ein Gegenspieler Schuh und Zeh auf.
Dass von diesen Leuten einer länger ausfallen wird, davon geht Neururer allerdings
nicht aus. Der Konkurrenzkampf innerhalb des Kaders, so glaubt er, werde den
Heilungsprozess beschleunigen. Denn von der Leistungsdichte lägen alle Spieler
ganz dicht beieinander.
Wer gegen Mainz auflaufen werde, sei zumindest auf manchen Positionen noch vollkommen
offen. Was wiederum absolut im Interesse des Coaches sein müsste, garantiert
diese Ausgeglichenheit doch engagierte Trainingsarbeit.
Und aus diesem Umstand leitet Neururer auch die Gewissheit ab, dass die Mannschaft
die Fans in Zukunft wieder mit etwas beherzteren Auftritten verwöhnen wird.
|
Kickers Offenbach gegen den VfR einen Tick weiter Bei der 2:3-Niederlage im Test der Rasenspieler dennoch positive Ansätze / Sebert mit Stand der Vorbereitung zufrieden
Mit 2:3 musste sich der VfR Mannheim in seinem letzten Testspiel vor der Abreise
zum Trainingslager auf Mallorca gegen den Zweitligisten Kickers Offenbach geschlagen
geben. Vor 400 Zuschauern lagen die Rasenspieler wie im Freundschaftsspiel gegen
den 1. FC Kaiserslautern nach zwei Gegentreffern von Ion Vladoiu (10., 16.) schnell
mit 0:2 zurück, bevor Harry Gfreiter nach schöner Flanke von Zdenko Juric auf
1:2 (26.) verkürzen konnte. Der Chinese Li Bing, der auf Vermittlung von Klaus
Schlappner in der Winterpause auf den Bieberer Berg gewechselt war, stellte mit
einem tollen Schuss den alten Abstand wieder her, ehe VfR-Neuzugang Boris Sorgic
in der Schlussminute noch etwas Ergebniskosmetik für seine neuen Verein betreiben konnte.
"Wie erwartet war Offenbach einen Schritt weiter, da der OFC bereits am Ende
der Vorbereitung ist. Unabhängig davon waren aber auch bei uns viele gute Aktionen
zu erkennen", zeigte sich VfR-Trainer Günter Sebert vier Tage vor dem Abflug
in die sonnigen Gefilde zufrieden. Natürlich blieben ihm die Abstimmungsprobleme
in seiner Mannschaft - vor allem in der Defensive - nicht verborgen. "Sicherlich
müssen wir da noch arbeiten. Das hat man vor allem bei den Gegentoren gesehen.
Wir haben dafür aber noch Zeit. Vom Trainingseinsatz und vom Engagement her muss
ich bisher keine Abstriche machen."
Auch sein Libero Dirk Anders sieht die Felle des VfR noch nicht davon schwimmen:
"Sicherlich liegt in der Abwehr die Grundlage zum Erfolg. Im Moment bekommen
wir bei den ersten Chancen immer gleich ein Gegentor. Aber das kriegen wir noch
in den Griff." Auf eine endgültige Formation will sich Trainer Sebert deshalb
auch noch nicht festlegen. "70 bis 80 Prozent der Mannschaft habe ich bereits
im Hinterkopf. Aber noch muss sich jeder bewähren, um einen Platz unter den ersten
Elf zu erhalten." Auf Namen will "Sam" dabei keine Rücksicht nehmen.
Auch wenn mit Oliver Sturm, Dariusz Baziuk, Benjamin James, Fahrettin Durak und
Thomas Vogel fünf Spieler gegen Offenbach verletzt ausfielen, sollen alle VfR-Akteure
die Reise nach Mallorca antreten. Während mit Mike Bodenstein ein Langzeitverletzter
gegen die Kickers in den letzten Minuten sein Comeback feierte, sollen Baziuk
und Sturm Anfang der Woche wieder mit dem Balltraining beginnen. "Wenn einer
aber nicht richtig trainieren kann, bleibt er zur medizinischen Betreuung zu
Hause", zeigt sich Sebert gewohnt konsequent, der für das Trainingslager zwei
Testspiele gegen den schweizer B-Ligisten FC Baden und den FSV Frankfurt geplant hat.
Nachdem das Ausdauertraining abgeschlossen ist, liegen die Schwerpunkte auf der
"Insel" in den Bereichen Spritzigkeit und Taktik sowie in der Abstimmung der
Defensive.
|
Zwei Vladoiu-Tore beim 3:2-Sieg in Mannheim
Mannheim. Die Offenbacher Kickers sind für den Rückrundenstart am kommenden Wochenende
gerüstet. Der abstiegsbedrohte Zweitligist gewann im letzten Testspiel der Vorbereitung
beim Aufstiegsaspiranten der Regionalliga Süd, VfR Mannheim, mit 3:2. Für die
Kickers trafen Vladoiu (2) und der chinesische Neuzugang Li Bing.
Trainer Neururer, der leichte Abstimmungsprobleme in der Abwehr bemängelte,
sieht dem Start gegen Mainz 05 (12. Februar) zuversichtlich entgegen. "Wir werden
in dieser Woche im taktischen Bereich arbeiten. Konditionell ist das Team voll
auf der Höhe und in der Lage, die Aufholjagd für den Klassenerhalt erfolgreich zu starten."
Beim Test in Mannheim zeichnete sich die Startformation der Kickers bereits
ab: Curko ist als Torwart gesetzt, ebenso wie Libero Binz, der allerdings beim
VfR geschont wurde. Als Manndeckerduo plant Neururer mit Kolinger/Dietmar Roth.
Im Mittelfeld werden Dolzer, Kapitän Schmidt, Dama und Maier auflaufen. Im Sturm
haben Vladoiu und Neuzugang Gaißmayer die Nase vorne. Um den verbleibenden Platz
im Mittelfeld streiten Simon, Stohn und Bundea. Ohnehin wird Neururer für das
Derby gegen Mainz vier Spieler aus dem 22-Mann-Kader streichen müssen. "Zum jetzigen
Zeitpunkt eine ganz schwere Aufgabe, da die Leistungsdichte enger ist denn je",
urteilt der Coach. Voraussichtlich werden am Samstag Köpper, nach einem Bandscheibenvorfall
noch nicht fit, Sohler und Speth auf der Tribüne Platz nehmen müssen. Dazu kommt
Pechvogel Grevelhörster. Der Stürmer zog sich einen Muskelfaserriss im Hüftbereich
zu und fällt definitiv aus.
Mainz 2:0 gegen Wehen |