Hitzige Atmosphäre
Hamburg - Ausgerechnet Offenbach. Der traditionsreiche Bieberer Berg wird heute
abend für den FC St. Pauli im Abstiegs-Finale gegen die Kickers zur Hölle. Die
Spieler kennen diese hitzige Atmosphäre, die bei den Heimspielen der Kickers
herrscht, noch nicht, aber ihr Trainer. Dietmar Demuth kehrt an eine alte Wirkungsstätte
zurück, denn er hat in der Saison 1983/84 15 Bundesliga-Spiele im Trikot der
Offenbacher bestritten. "Ich weiß, was da abgeht. Die OFC-Fans peitschen ihre
Mannschaft 90 Minuten lang nach vorne, die machen bedingungslos Theater, das
ist ein ganz heißes Pflaster dort. So etwas haben unsere Spieler vielleicht noch
nie erlebt, aber ich werde sie darüber aufklären und warnen", sagt Demuth und
verknüpft auch Hoffnung mit diesem Fanatismus: "Wenn die Kickers so nach vorne
getrieben werden, könnte das ein Vorteil für uns sein. Dann entblößen sie vielleicht
ihre Deckung, und wir können das zu Kontern nutzen."
Dietmar Demuth erinnert sich nur ungern an sein Jahr in Hessen: "Diese eine
Saison war schon merkwürdig, es ging drunter und drüber, ein Chaos. Wir hatten
innerhalb weniger Monate drei Präsidenten. Wir stiegen am Ende der Spielzeit
ab, und ich sah in dieser Saison meine erste rote Karte in der Bundesliga. Die
Zuschauer in diesem Hexenkessel Bieberer Berg hatten mich so heiß gemacht, dass
ich überdrehte und foulspielte." Das war am 24. März 1983, heute genau vor 17
Jahren, Offenbach spielte damals 0:0 gegen Borussia Dortmund.
Hoffentlich kein schlechtes Omen für Demuth und seine Mannen. Das Chaos von
damals scheint heute auf St. Pauli beheimatet . . . Der Abstieg droht. "Ein Punkt
in Offenbach, der wäre Gold wert", sagt Demuth und fügt hinzu: "Ich teile aber
nicht die Auffassung derer, die vorhersagen, dass der heutige Verlierer absteigt.
Wir haben danach noch zehn Spiele, wir stehen noch nicht auf einem Abstiegsplatz,
wir haben es noch alles selbst in der Hand. Ich lasse mich nicht unter Druck
setzen."
Beim 1:1 gegen Waldhof Mannheim hat sich der FC St. Pauli gegen eine drohende
Niederlage gewehrt, hat bravourös gekämpft. Das will Demuth - in Gemeinschaftsarbeit
mit seinem Kollegen Joachim Philipkowski - wiederholen: "Nur so können wir dort
zu Werke gehen." Schlecht für St. Pauli: Neben den gesperrten Karl, Trulsen,
Ahlf und Wehlage fällt auch wieder Marcus Marin aus, die Bänderdehnung im Knie
lässt keinen Einsatz zu.
(Von ?, HAMBURGER ABENDBLATT)
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Wenn der Kiez Trauer trägt FC St. Pauli steht vor dem Abgrund / Heute in Offenbach
Keine Spur von Panik. Zumindest Stephan Beutel sieht den Grund zur Besorgnis
nicht. Mit Unwissenheit hat das in seinem Fall jedoch nichts zu tun, schließlich
weiß der Leiter der Lizenzspielerabteilung des FC St. Pauli in etwa darüber Bescheid,
was in seinem Klub derzeit Sache ist. Die finanzielle Lage des Vereins nennt
er angespannt, und die sportliche Situation bezeichnet er als brenzlig. Seine
Einschätzungen lassen zwar kaum noch Spielraum für Verschlechterungen, dennoch
wahrt der Hamburger die norddeutsche Gelassenheit. "Es ist ja nicht das erste
Mal, dass wir uns in seiner solchen Lage befinden", argumentiert er vor dem Gastspiel
der Hanseaten bei den Offenbacher Kickers. Welch' beruhigende Auskunft.
Die Tradition des Kiezklubs in hohen Schuldenbergen und Niederlagenserien zu
sehen, dürfte wohl kaum im Sinne des einstmals als etwas anderen Fußballverein
gerühmten FC St. Pauli sein. Denn das positive Image, das die Hamburger zweifellos
besitzen, leidet darunter, dass sie am Millerntor diese beiden Probleme nicht
in den Griff kriegen. In regelmäßigen Abständen sorgen Funktionäre wie Kicker
dafür, in die Negativschlagzeilen zu kommen. Und nun ist scheinbar der Zeitpunkt
erreicht, da man sich an die lästigen Begleiterscheinungen gewöhnt hat und sie
mit einer beiläufigen Nonchalance wie Nichtigkeiten abtun kann.
"Unser Hauptgläubiger ist unser Präsident", sagt Beutel und hält das für einen
großen Glücksfall. Schließlich muss er sich nicht fürchten, dass "Papa" Heinz
Weisener den Verein in den Ruin treibt. Das wäre unlogisch, immerhin hat der
Übervater den Klub schon mehrfach mit Finanzspritzen von enormer Dosis vor dem
Untergang bewahrt.
In seinem Verein hat ihm die Generosität viel Macht eingebracht. Unumstritten
war er deswegen jedoch nicht. Gerade in jüngster Zeit wurde am Millerntor heftig
debattiert. Um ein neues Stadion und Vermarktungsverträge ging es dabei.
Jetzt will Weisener das Geld zurück haben, das er dem Verein gepumpt hat. "Er
hat signalisiert, ab dem 1. Juli kein Eigenkapital in den Klub mehr fließen lassen
zu wollen. Dass er dem FC St. Pauli Geld geschenkt hat, davon war nie die Rede",
berichtet Beutel. Wie hoch der Betrag ist, den es zurückzuzahlen gilt, weiß der
Manager angeblich selbst nicht. "Da habe ich keinen Überblick." Was für ihn aber
auch unerheblich ist. Zumindest im Zusammenhang mit dem Lizenzierungsverfahren.
"Der Etat, den wir für die kommende Saison angegeben haben, ist sehr niedrig
angesiedelt. Von daher steckt in der finanziellen Situation weniger Brisanz als
in der sportlichen", sagt Beutel. Da rangieren die Paulianer gerade mal auf Platz
14. Am Rande des Abgrundes. Nur durch einen Punkt sind sie noch von den Abstiegsplätzen
getrennt. Doch dieses Polster könnte am heutigen Freitagabend bereits aufgezehrt
sein. Im Falle einer Niederlage beim OFC würden die Kickers ihnen ihren Platz
überlassen. Doch daran will im hohen Norden niemand glauben. Vielmehr vertrauen
sie in die Kraft des Trainerwechsels. Der ehemalige Offenbacher Spieler Dietmar
Demuth hat nun doch den Auftrag erhalten, die Mannschaft bis zum Saisonende zu
betreuen. Ihn mit dieser Aufgabe zu betrauen, fiel nach dem Unentschieden gegen
Waldhof Mannheim nicht ganz so schwer. Da nämlich zeigten die Hamburger endlich
wieder ihre Tugenden und kämpften, was das Zeug hielt. "Es weht wieder ein frischer
Wind", stellte Beutel danach fest, "Dietmar Demuth geht die Dinge etwas anders
als Willi Reimann an, pflegt mit den Spielern einen persönlicheren Umgang." So,
wie sich das auf dem Kiez nun einmal gehört. Und das beruhigt dann doch ungemein.
(Von Niels Barnhofer, Frankfurter Rundschau)
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Medizinische Abteilung des OFC macht Hoffnung
Offenbach. "Ich halte nichts von Psychotricks." Peter Neururer, Trainer des vom
Abstieg bedrohten Fußball-Zweitligisten Kickers Offenbach, will die Vorbereitung
auf das so wichtige Heimspiel gegen St. Pauli am morgigen Freitag, 19 Uhr, so
gradlinig halten wie möglich. Allein auf sich selbst konzentriert und nicht auf
die Namen der Gegenspieler - so soll sein Kader in die Begegnung gehen.
"Wir werden uns nur in Bezug auf Standardsituationen der Hamburger festlegen.
Ansonsten soll sich St. Pauli um uns kümmern, nicht wir um ihn." Der finanziell
angeschlagene Kiez-Club steht derzeit mit einem Punkt direkt vor dem OFC auf
Platz 14 und erreichte in den letzten zehn Spielen nur einen Sieg. Die Offenbacher
Kickers könnten so aus eigener Kraft erstmals seit dem 23. August vorigen Jahres
wieder einen Nichtabstiegsplatz erreichen.
Personell kann die medizinische Abteilung unter Vorbehalt Entwarnung geben.
Patrick Dama (Knöchelblessur) und Stefan Simon (Oberschenkelzerrung) begannen
gestern wieder mit dem Training, könnten am Freitag im linken Mittelfeld zur
Verfügung stehen. Sollte dies nicht der Fall sein, würde wie bei der unglücklichen
1:2-Niederlage am vergangenen Sonntag in Aachen Dietmar Roth als Manndecker und
Florian Sohler auf der linken Außenbahn ins Team rutschen. Stefan Dolzer käme
dann statt als Manndecker erneut im halblinken Mittelfeld zum Einsatz.
"Der Kader ist auf einem Stand, da kann jeder gleichwertig ersetzt werden",
blickt Neururer dem Ernstfall optimistisch entgegen. Vorteil für Offenbach: Dietmar
Demuth, ehemaliger Kickers-Spieler und seit Willi Reimanns Abgang vom Assistenten
zum Cheftrainer avanciert, muss auf die Rot-gesperrten Steffen Karl und Markus
Ahlf sowie die Gelb-gesperrten André Trulsen und Holger Wehlage verzichten. Bereits
vor dem Abstiegsderby sind auf dem Bieberer Berg die ersten Vertragsgespräche
angelaufen, denn bei Dietmar und Oliver Roth, Manfred Binz, Stefan Ertl, Michael
Hartmann, Zeno Bundea, Ion Vladoiu, Li Bing, Goran Curko und Holger Gaißmayer
enden die Arbeitsverhältnisse im Sommer. Zur Verunsicherung in Spielerkreisen
sorgten Aussagen von Manager Klaus Gerster und Neururer, der Kader werde im Falle
des Klassenerhalts ausgedünnt und erheblich verstärkt.
(Von Holger Kliem, Frankfurter Neue Presse)
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Im Hause Kickers Offenbach sind nur die Spieler selbstkritisch Nach dem 1:2 bei Alemannia Aachen reden Dietmar Roth und Stefan Dolzer Klartext, während Trainer Peter Neururer die Niederlage schön redet
Lange haben es die Offenbacher Kickers nicht mehr gezeigt. Sechs Spiele hintereinander
war von dieser ritterlichen Uneigennützigkeit nichts mehr zu sehen. Da nahm der
abstiegsbedrohte Zweitligist seinen Gegnern ohne mit der Wimper zu zucken die
Punkte ab. Mal in großer, mal in kleiner Zahl. Doch jetzt zeigten sie sich wieder
von ihrer generösen Seite. Gegen Alemannia Aachen verzichteten die Hessen großzügig
darauf, etwas Zählbares mit nach Hause zu nehmen, obwohl die Möglichkeit dazu
bei der 1:2-Niederlage zweifellos bestand. Aber das interessierte zumindest Peter
Neururer und Klaus Gerster nicht. Der Trainer und der Technische Direktor gaben
sich nämlich damit zufrieden, die Pleite als durchaus verschmerzbaren Lapsus schön zu reden.
Dass am Tivoli womöglich eine ganz große Chance vertan wurde, erneut zu punkten
oder gar den ersten Auswärtssieg der Saison zu landen, damit brauchte den beiden
Strategen niemand kommen. Öffentlich Kritik an der Mannschaft zu üben, gilt dieser
Tage im Hause Kickers scheinbar als unfein. Also wird sachlich sauber am Wesentlichen
vorbei argumentiert. So sagte Gerster: "Wir sind nicht davon ausgegangen, im
Jahr 2000 ungeschlagen zu bleiben." Eine mustergültige Verbalflanke auf Neururer,
die der Fußball-Lehrer vollendet: "Ja, klar, am Ende werden wir noch Opfer des
eigenen Erfolgs." Das war zwar nicht das Thema, aber immerhin ein bemerkenswerter
Einwurf, dokumentiert er doch, wie sehr die Führungscrew des OFC darum bemüht
ist, die Spieler zu schützen.
Ob die Profis diese Deckung überhaupt nötig haben, steht jedoch auf einem ganz
anderen Blatt Papier. Denn so, wie sich die Offenbacher Balltreter nach dem Auftritt
am Tivoli selbst artikulierten, scheint ihnen der Umgang mit Kritik nicht fremd
zu sein. Fachlich, nüchtern und erfrischend ehrlich analysierten da einige Kicker
die eigenen Darbietungen. Vor allen Dingen Dietmar Roth tat sich dabei hervor.
"In den ersten neun Spielen der Saison hätten wir uns noch darüber gefreut, nur
mit einem Tor Unterschied verloren zu haben. Aber die Zeiten haben sich geändert",
sagt der Verteidiger. Und ihm geht es dabei um die eigenen Ansprüche. Nicht um
die Erwartungshaltung, die die Anhänger auf die Mannschaft projizieren. "Wir
können mittlerweile überall gewinnen", erklärt der Routinier beinahe schon trotzig.
Womit Roth aber nicht nur auf das nackte Ergebnis der Arbeit abheben will, auch
über die Art und Weise, wie die Kickers zu Werke gingen, konnte er sich mokieren.
"In der zweiten Halbzeit haben wir das Heft zu schnell aus der Hand gegeben und
zu sehr reagiert. Das war einfach zu wenig konstruktiv. Wir müssen in solchen
Situationen einfach darauf achten, länger im Ballbesitz zu bleiben", sagt er.
Das könne die Mannschaft auch. Schließlich habe sie das selbst gegen die Alemannia
bewiesen. Zumindest bis zum Ausgleichstor. Danach ging die Linie immer mehr verloren.
"Mir fehlt da die Beständigkeit. Wir schlagen die Bälle noch viel zu oft einfach
hinten raus", moniert der Manndecker.
Nun könnte manch einer glauben, Roth riskiere eine dicke Lippe, weil er eine
ziemlich gute Partie in Aachen abgeliefert hat. Zumal konträr zu seiner Meinung
Neururer behauptete, die Mannschaft habe in der Begegnung bei der Alemannia "spielerisch
einen großen Schritt nach vorne gemacht". Doch überraschenderweise ist es eher
der Trainer, der mit seinem Urteil alleine steht. Denn auch Stefan Dolzer bekannte
sich dazu, dass die Kickers ihre Möglichkeiten bei weitem nicht ausgereizt hatten.
"Da war mehr drin. Ein bisschen mehr Fußball spielen, ein bisschen mehr Mut zeigen
und wir fahren nicht mit leeren Händen nach Hause", stimmt er seinem Mitspieler zu.
Was aber nun um Himmels Willen bloß nicht als Affront gegen den Coach verstanden
werden soll. Da will auch niemand einen Keil zwischen Spieler und Übungsleiter
treiben. Also bitte, denn eigentlich wollen sie doch alle dasselbe: nur das Beste
für die Kickers. Auch wenn sie Negativerlebnisse in der Öffentlichkeit ein wenig
unterschiedlich darstellen, so eint sie doch die Überzeugung, den Klassenerhalt
noch schaffen zu können. Von daher spricht Neururer in diesem Punkt auch wieder
für alle, wenn er sagt: "Nach einer Niederlage bricht bei uns nichts zusammen.
Die Situation hat sich nicht im Geringsten verschlechtert."
Besser ist sie allerdings auch nicht geworden. Doch die Korrektur soll bald folgen.
Schon am kommenden Freitag im Spiel gegen den ebenfalls schwer abstiegsbedrohten
FC St. Pauli. "Da müssen wir gewinnen - und das werden wir auch machen", erklären
Dolzer und Roth unisono.
(Von Niels Barnhofer, Frankfurter Rundschau)
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Kickers plagen vor dem Spiel in Aachen Sorgen
Offenbach. Personalsorgen beim Fußball-Zweitligisten Kickers Offenbach. "Ich muss die
Erfolgself der letzten Wochen erstmals erheblich umbauen", so OFC-Coach Peter Neururer
beim Blick auf die Verletztenliste. Vor dem Auswärtsspiel beim Mitaufsteiger Alemannia
Aachen (Sonntag: 15 Uhr) drohen Leistungsträger auszufallen.
Fragezeichen stehen hinter einem Einsatz von Stürmer Ion Vladoiu (Kapselverletzung im
Knöchel) und Defensivspezialist Stefan Dolzer (Schulterprobleme). Definitiv fehlen wird am
Aachener Tivoli Stefan Simon. Der Mittelfeldspieler laboriert an einer Oberschenkelzerrung, als
Ersatz stehen Dietmar Roth auf der Manndeckerposition, Florian Sohler im linken Mittelfeld und
der Chinese Li Bing als Sturmspitze zur Verfügung. Ebenfalls wieder in der Anfangself ist Lars
Schmidt. Der Kapitän hatte auf Grund einer Gelb-Sperre am vorigen Wochenende nur zusehen
können. "Sein Fehlen als Organisator im Mittelfeld ist nicht zu kompensieren", freut sich
Neururer über die Rückkehr seines Routiniers.
Das besondere Augenmerk der Kickers richtet sich auf die stürmende Abteilung der Aachener.
Die Offensivkräfte von Trainer Eugen Hach sollen in enge Manndeckung genommen werden.
"Dietmar Roth wird Xiehui übernehmen, und Dubravko Kolinger wird sich um Diane kümmern",
lautet die taktische Vorgabe des Kickers-Coachs. An der eigenen Vorwärtsbewegung haben
die Offenbacher in der vergangenen Woche intensiv gearbeitet; beim 1:0-Heimsieg gegen den
Karlsruher SC war Neururer die oftmalige Konzeptlosigkeit seiner Akteure nämlich bitter
aufgestoßen. "Es kann nicht sein, dass der Ball führende Spieler keine Anspielposition findet,
sich niemand anbietet", kritisiert der 44-Jährige, der nach wie vor auf den ersten Auswärtssieg
seiner Mannschaft in dieser Saison wartet.
(Von (kli), Frankfurter Neue Presse)
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Offenbacher Extrem-Sportler vor hohen Hürden Kickers-Trainer Neururer sieht auch dem schweren Restprogramm des Zweitligisten optimistisch entgegen
Die Punkt-Ausbeute der vergangenen Wochen ist der Maßstab. In schöner Regelmäßigkeit
ein Unentschieden auf fremden Plätzen geholt und auf heimischem Terrain einen
Sieg eingefahren. Immer so weiter und die Offenbacher Kickers brauchen sich keine
Sorgen mehr um den Klassenerhalt machen. Zwölf Spieltage vor Saisonende in der
Zweiten Bundesliga sollte der hoffnungsfrohe OFC-Fan jedoch nicht davon ausgehen,
dass es für seinen Klub in dem Erfolgskanon voran geht. Das Restprogramm des
abstiegsgefährdeten Aufsteigers hat es nämlich in sich.
Lediglich fünfmal treten die Kickers noch auf dem Bieberer Berg an. Leichte Gegner,
wenn es die in dieser Klasse überhaupt gibt, werden nicht zu Besuch kommen. In
Tennis Borussia Berlin und Energie Cottbus werden zwei Spitzenteams anreisen,
zudem geben mit dem FC St.Pauli, Rot-Weiß Oberhausen und den Stuttgarter Kickers
noch drei Abstiegskandidaten ihre Visitenkarten bei den Offenbachern ab. Allen
Mannschaften ist gemein, dass sie sicherlich nichts zu verschenken haben. Von
daher wird es sehr schwer sein, den unter Trainer Peter Neururer gewonnenen Heimnimbus zu wahren.
Auswärts etwas zu reißen, dürfte den Kickers in den restlichen sieben Begegnungen
auch nicht sonderlich leicht fallen. Ohnehin sind sie in den bisherigen zehn
Partien in der Fremde nie als Sieger vom Feld gegangen. Hohe Erwartungen, wenn
die denn tatsächlich gehegt werden dürfen, rechtfertigen sich höchstens bei den
Auftritten gegen Fortuna Köln, Waldhof Mannheim und die Spvgg. Greuther Fürth.
Eine ziemlich große Kragenweite haben dagegen die Aufstiegsaspiranten 1.FC Köln,
VfL Bochum und Borussia Mönchengladbach sowie der derzeitige Tabellensiebte Alemannia Aachen.
"Unsere Lage ist natürlich noch prekär", bestätigt Neururer, "aber in der Situation,
in der wir uns befinden, sollte es egal sein, gegen wen wir spielen." Wie immer
versucht der Fußball-Lehrer die Angelegenheit positiv zu sehen. So sehr verlässt
er sich auf seine Mannschaft, dass es beinahe schon an Urvertrauen grenzt. "Wir
haben den Drei-Punkte-Rucksack abgelegt, den wir nach den ersten neun Spielen
zu schleppen hatten, sind jetzt gleichauf mit einer Mannschaft auf einem Nicht-Abstiegsplatz.
Meine Spieler haben schon so viele Extremsituationen bewältigt, das packen wir auch noch", sagt er.
Über das große Ziel, den Klassenerhalt, dürfen die Kickers allerdings nicht die
kleinen Ziele vergessen. Das mahnt auch Neururer an. "Wir schauen nicht auf die
nächsten Spiele, sondern nur auf das nächste Spiel", erklärt der Coach. Und das
findet am kommenden Sonntag am Aachener Tivoli statt. So unmittelbar vor dem
anstehenden Auftritt kommen wie jedem Künstler auch Neururer einige Bedenken
in den Sinn. Nicht wegen des Gegners. "Mir könnte Bange werden, wenn mehrere
Leistungsträger ausfallen sollten", sagt er. Dabei wär das doch nur eine weitere
dieser Extremsituationen, sollten Stefan Simon (Muskelentzündung), Ion Vladoiu
(Kapselverletzung) und Stefan Dolzer (Schmerzen in der Schulter) auf Grund ihrer
Blessuren, die sie schon an der Teilnahme am Training hinderten, tatsächlich zu einer Pause gezwungen sein.
Aber ganz so schlimm wird es nicht werden. Zumal Neururer wieder mit einer festen
Größe rechnen kann. Nach seiner Gelbsperre ist Mannschaftskapitän Lars Schmidt
wieder mit von der Partie. Und das beruhigt auch den Trainer.
(Von Niels Barnhofer, Frankfurter Rundschau)
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Mit erhöhtem Etat neue Lizenz beantragt
Die Offenbacher Kickers haben fristgerecht ihre Unterlagen für das Lizenzierungsverfahren
beim Deutschen Fußball-Bund eingereicht. Dabei wartete der Zweitligist jedoch
mit einigen Überraschungen auf. Nach Informationen der Offenbach Post will der
Traditionsverein, vorausgesetzt er schafft den Klassenerhalt, seinen Etat in
der kommenden Saison um knapp drei Millionen Mark auf rund 15 Millionen Mark erhöhen.
Laut Auskunft des Technischen Direktors Klaus Gerster stehe diese Aufstockung
noch nicht einmal im Zusammenhang mit der Veräußerung der TV-Rechte. Im Gegenteil
sogar, der Verein habe angeblich Abstand von der Zusammenarbeit mit einer Vermarktungsagentur
genommen. Andere Einnahmequellen sollen in Zukunft erschlossen werden. Dabei
bereitet es den Kickers schon in dieser Saison Probleme, den angestrebten Zuschauerschnitt
von 16500 Besuchern pro Heimspiel zu erreichen.
(Von ?, Frankfurter Rundschau)
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Was verkauft der OFC für 3 Millionen Mark?
Offenbach (joko) Was haben Eintracht Frankfurt, Kickers Offenbach und der ehemalige
Kanzler Helmut Kohl gemeinsam? Alle sammeln heimlich Geld und wollen noch nicht
verraten, wer ihnen großzügige Geschenke macht. Die Offenbacher Kickers planen,
ihren Etat für die nächste Saison in der 2. Liga um rund 3 Millionen Mark auf
mehr als 15 Millionen Mark zu erhöhen.
Wie diese Steigerung um 25 Prozent finanziert wird? "Wir kalkulieren mit Mehreinnahmen.
Mehr gibt es dazu jetzt nicht zu sagen", will Manager Klaus Gerster abwarten,
ob der Deutsche Fußball-Bund (DFB) den Etat genehmigt.
Durch einen höheren Zuschauerschnitt - die kalkulierten 16500 wurden in dieser
Saison noch nicht erreicht -, sind 3 Millionen Mark Mehr-einnahmen nicht zu erzielen.
Laut Gerster wird der Verein die Fernsehrechte noch nicht verkaufen. "Wir haben
uns nicht geeinigt. Wir reichen den höheren Etat ohne Verkauf der Fernsehrechte ein."
Stattdessen wird der Verein wohl einen Teil seiner Vermarktungsrechte verkaufen.
Die Agentur erhält dann für jeden Vertrag, ob Trikotwerbung (Portas bleibt)
oder Stadionbande, einen gewissen Prozentsatz Vermittlungsprovision. So soll
dem OFC seit Wochen ein unterschriftsreifes Angebot von ISPR vorliegen. Vermutungen,
die Agentur könnte das Angebot nach ihrem verstärkten Einsatz bei Eintracht
Frankfurt zurückziehen, wies Gerster zurück. "Das hat auf unsere Situation keinen Einfluss."
Geschäftsführer Hambü-ckers wird heute beim DFB den Etatplan abliefern. In vier
Wochen erfahren die Vereine, ob sie die Lizenz erhalten. Für die Regionalliga
müssen die Vereine den Haushaltsplan erst abgeben, wenn der Abstieg feststeht.
Freiwillig will der Verein an seine Spieler nachzahlen. Seit Saisonbeginn haben
sich Verein und Mannschaft noch nicht über eine Punktprämie geeinigt. Prämien
wurde zwar bezahlt, aber wohl nicht in der von den Spielern gewünschten Höhe.
"Wenn die Mannschaft mit dieser Leidenschaft und Begeisterung weitermacht, gibt
es eventuell einen Nachschlag", kündigte Gerster an.
(Von Jochen Koch, Offenbach-Post)
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