Kickers Offenbach
News, Info's und Zeitungsberichte über den OFC
Mai 2000
 
News vom Mi. 31.05.2000

Kickers wollen Mokthari vom FSV Frankfurt

Offenbach. Während Trainer Peter Neururer im österreichischen Hinterglemm seit drei Tagen ein Trainingslager auskundschaftet, will Manfred Binz im Kurzurlaub bis Sonntag im Bayerischen Wald das Angebot der Offenbacher Kickers für eine Vertragsverlängerung prüfen. Die Tendenz ist klar: "Ich würde gerne bei den Kickers bleiben, weil ich mit meiner Familie bestimmt nicht mehr umziehen werde", sagt Binz. "Das kriegen wir schon hin", sagt Kickers-Manager Klaus Gerster, der gleichzeitig - und das seit 14 Jahren - Berater von Manfred Binz ist.

Für Ex-Nationalspieler Binz ist auch die Regionalliga "durchaus reizvoll, weil das eine dritte Profiliga geworden ist." Weniger reizvoll ist die Klasse für Ion Vladoiu. Steaua Bukarest meldete gestern bereits die Verpflichtung des 31-jährigen Stürmers. "Stimmt nicht", dementierte Vladoiu, der noch zwei Angebote prüft. "Vladoiu weiß, was er kostet", sagt Gerster, der im November offiziell 300 000 Mark Ablöse an Dinamo Bukarest gezahlt hat.

Keine Perspektive bei Trainer Neururer hat offenbar Michael Köpper. Die Kickers wollen sich von dem 33-Jährigen trennen. Allerdings hat Köpper einen bis 2001 laufenden Vertrag. Nach Köppers Rückkehr aus dem Urlaub will Gerster über eine Vertragsauflösung verhandeln. Das könnte eine teure Angelegenheit werden.

Angesichts der Altersstruktur im Kader (elf Spieler über 30) dürfte die Verpflichtung von Daniel Ciuca (34 Jahre/Oberhausen) kaum zu vertreten sein. Er ist momentan kein Thema" wiegelt Gerster nach ersten Verhandlungen mit Ciuca (früher Egelsbach) ab. Noch immer fehlt den Kickers der zweite U-23-Spieler, den jeder Regionalligist im Kader haben muss. "Wir suchen noch einen jungen Spieler", sagt Gerster. Kandidaten sind Muftawu (Viktoria Aschaffenburg) und Youssef Mokhtari vom FSV Frankfurt. Die Bornheimer wissen zwar nicht, in welcher Klasse sie spielen werden. Mit dem Energie- und Wasserversorger Mainova AG haben sie aber einen neuen Hauptsponsor gefunden.

(Von Jochen Koch, OFFENBACH-POST)

 
News vom Di. 30.05.2000

Offenbacher Stürmer zu Steaua Bukarest

Vladoiu geht zurück in die Heimat

Ion Vladoiu vom Zweitliga-Absteiger Kickers Offenbach verläßt Hessen in Richtung Heimat. Der ehemalige rumänische Nationalspieler spielt ab der kommenden Saison für Steaua Bukarest, für die der 31-Jährige bereits von 1991 bis 1994 sowie in der Saison 1996/97 aktiv war.

Vladoiu, der am Bieberer Berg noch bis 2002 unter Vertrag stand, unterzeichnete einen Zweijahres-Klub in der rumänischen Hauptstadt. Über die Ablösesumme wurde nichts bekannt. Vor wenigen Tagen hatte Trainer Peter Neururer seinen Vertrag beim Traditionsklub verlängert.

(Vom KICKER)

 
News vom Mo. 29.05.2000

Null Bock

OFC-Schlappe in Köln / Gerster will Kader zusammenhalten

Florian Sohler setzte nicht nach, Lars Schmidt turnte im Sturm herum, Tom Stohn überließ Kollegen den Spielaufbau. Den Abschied aus der Zweiten Bundesliga haben sich die Spieler der Offenbacher Kickers nicht unnötig schwer gemacht. Ohne erkennbare Einstellung spulten sie alle ihr Pensum bei der letzten Pflichtübung der Saison herunter. Gegenwehr war bei der 1:4-Pleite gegen Fortuna Köln kaum wahrnehmbar. Die Mannschaft verhielt sich so, als müsse ein Beleg her, dass sie zu Recht in die Regionalliga absteigt. Den hat sie zweifellos eindrucksvoll erbracht. Denn mit dieser Niederlage schaffte es der OFC, in der Endabrechnung als das Team mit dem harmlosesten Sturm und der löchrigsten Abwehr dazustehen. Zur Belohnung dafür ging es in der Abschlusstabelle einen weiteren Rang auf Platz 17 runter.

Kein Wunder, dass bei der internen Nachlese dieser Spielzeit der Auftritt im Kölner Süd-Stadion außen vor blieb. "Dieses Spiel kann nicht als Maßstab gelten", sagte der Technische Direktor Klaus Gerster. Der Manager klammerte sich vielmehr an die positiven Eindrücke, die er in der Schlussphase der Runde sammeln konnte. Die Darbietungen in den Partien gegen Waldhof Mannheim und Energie Cottbus rief er sich in diesem Zusammenhang in Erinnerung. "Da hat man gesehen, was die Mannschaft wirklich zu leisten im Stande ist", erklärt er. Ein Argument, das für ihn Rechtfertigung genug ist, um den Großteil des Kaders auch für die kommende Saison an den Verein zu binden. Und mehr sogar. Große Hoffnungen würde er in die neuen alten Kickers setzen. "Wenn uns das gelingen sollte, ist dem OFC der direkte Wiederaufstieg zuzutrauen", behauptet Gerster.

Doch bis der starke Mann vom Bieberer Berg, der mit Nazir Saridogan vom SV Wehen den zweiten Neuzugang präsentierte, seine Wunschmannschaft beisammen hat, wird er noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten haben. Denn trotz der Lippenbekenntnisse aller Spieler, auch zukünftig gewillt zu sein, die Offenbacher Farben zu vertreten, muss ihnen diese Aufgabe erst wieder schmackhaft gemacht werden. Bisher hält sich die Begeisterung über die Angebote des Vereins nämlich in Grenzen. Trotz geltender Verträge sollen die Gehälter gekürzt werden. Das freut niemand, weckt eher das Verlangen weiterhin im Profi-Bereich aktiv zu sein. Ganz konkret scheint das bei Stefan Dolzer, Stefan Simon, Dubravko Kolinger und Patrick Dama der Fall zu sein. Doch genau diese Leute würde Gerster äußerst ungerne gehen lassen. Schließlich bilden sie das Herz der Mannschaft, sind Leistungsträger auf dem Feld und Wortführer in der Kabine.

Doch an ein Ausbluten will Gerster nicht glauben. Er wird sich winden wie ein Aal, wenn es darum geht, die Stützen ziehen zu lassen. Die Karte mit den rechtskräftigen Kontrakten ist er gewillt ganz auszuspielen. So kündigte der Manager an, die Akteure "nur bei erstklassigen Angeboten" ziehen zu lassen. Das heißt für ihn, wenn ein "Erstligist oder ein starker Zweitligist wie Nürnberg oder Gladbach" anklopft. Eine Bedingung, dank der sich der Verein in doppelter Hinsicht auf der sicheren Seite wähnt. Bei solchen Geschäftspartnern könnte er nämlich davon ausgehen, dass ordentliche Transfererträge erzielt werden und somit Geld vorhanden wäre, das sofort in den neuen Kader reinvestiert werden könnte. Wobei Gerster offen ließ, bei welchen Summen er schwach werden würde. Kryptisch erklärte er: "Die genannten Spieler sind uns so viel wert, dass wir sie nicht ziehen lassen wollen." Außerdem bezweifelt er, dass überhaupt hochkarätige Vereine an den OFC-Spielern interessiert sind. "Wenn das alles Erstliga-Spieler wären, wären wir nicht abgestiegen", sagt Gerster. Und deswegen ist er sich sicher: "Die gehen nicht weg."

Besorgt darüber, dass manch ein Kicker vielleicht mit Frust oder gar Lustlosigkeit darauf reagieren könnte, dass er weiterhin in Offenbach bleiben muss und sich sein Traum vom Vereinswechsel zerschlagen hat, zeigt sich der Technische Direktor aber nicht. Er weiß halt, welche Wirkung das Publikum bei den Spielen auf die Angestellten ausüben kann. Und außerdem sähe es im Erfolgsfall mit den Finanzen auch nicht mehr so schlecht aus: "Wenn wir aufsteigen, wird letztlich kein Spieler Einbußen verzeichnen müssen."

(Von Niels Barnhofer, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Mo. 29.05.2000

OFC holt Saridogan

Offenbach. Nach Torwart Cesar Thier haben die Kickers mit Nazir Saridogan vom SV Wehen den zweiten Neuzugang verpflichtet. Der 22-jährige Stürmer erzielte in der abgelaufenen Saison acht Tore.

"Er ist ein Nachwuchsspieler. Im Sturm müssen wir noch etwas tun und Vladoiu adäquat ersetzen", verlangt Neururer noch einen hochkarätigen Neuzugang für den Angriff. Neben Saridogan stehen im Sturm noch Becker und Grevelhörster (jeweils ein Treffer) im Aufgebot für die neue Saison.

Die beiden Oberhausener Daniel Ciuca (34 Jahre, früher SG Egelsbach) und Teodor Rus (26) stehen auf Neururers Wunschzettel für das Mittelfeld. Kickers-Manager Gerster wird heute mit den beiden gebürtigen Rumänen über einen Wechsel nach Offenbach verhandeln.

Halten will der OFC Stefan Ertl (seit Oktober verletzt), dessen Vertrag ausläuft. Gerster: "Er hat ein neues Angebot von uns erhalten."

(Von Jochen Koch, OFFENBACH-POST)

 
News vom Mo. 29.05.2000

Kickers und Neururer sind sich einig: Nur Wiederaufstieg zählt

Offenbach Die Krisensitzung am Samstagvormittag dauerte fast drei Stunden. Die Vizepräsidenten Tunn, Kohls, Geschäftsführer Hambückers und Manager Klaus Gerster diskutierten mit Trainer Peter Neururer über die Zukunft der Offenbacher Kickers. Das Ergebnis verkündete Gerster (,,Es war ein sehr hartes, aber auch ein sehr gutes Gespräch") anschließend der Mannschaft, die kurzfristig für 14.30 Uhr ins Cafe Creme nach Bieber bestellt worden war. "Mit dem Trainer sind alle Unklarheiten der letzten Wochen bereinigt worden. Der Verein wird mit Peter Neururer zu 100 Prozent das Ziel Wiederaufstieg in Angriff nehmen", erklärte Gerster den Spielern.

Allerdings ist der finanzielle Rahmen immer noch nicht geklärt. "Wir sprechen noch mit den Spielern, dann mit dem Verwaltungsrat und dann werden wir Etat und Zuschauerkalkulation bekannt geben", erklärte Gerster. Durch den Abschluss des Werbevertrages mit der Deutsche Städte-Medien (DSM) wird ein Millionen-Betrag in den Etat einfließen.

"Ich bin noch da." Humorvoll kommentierte der Trainer die Bestätigung der weiteren Zusammenarbeit durch den Verein. Am 18. Mai hatte Neururer seine Option auf Vertragsverlängerung bis 2001 gezogen. Nicht nur für Gerster "sehr überraschend". Mit der Regionalliga betritt Neururer absolutes Neuland. Vereine und Spieler kennt der 45-jährige Fußball-Lehrer, der seit 1987 nur in der 1. und 2. Bundesliga gearbeitet hat, noch nicht. "Ab sofort zählt nichts anderes als der Wiederaufstieg", erklärte Neururer gestern auf dem Weg nach Österreich, wo er in Hinterglemm das Trainingslager für die neue Saison vorbereiten will. In dieser Woche erhält jeder Spieler einen individuellen Trainingsplan für die Sommerpause. Ab 1. Juli haben sich die Spieler für den Trainingsauftakt bereit zu halten.

Welche Spieler dann dabei sein werden, ist weiter ungewiss. "Wir sind uns mit dem Trainer über die personelle Konzeption einig." Mit 20 Spielern soll die Regionalliga nur ein Jahr besucht werden. Dafür will Gerster alle Spieler, die noch Vertrag haben, in Offenbach halten. Ausgenommen Vladoiu, der mit geschätzten 700 000 Mark Jahresgehalt kaum zu finanzieren sein dürfte.

Gerster hat den Spielern, die noch Verträge besitzen, neue Angebote vorgelegt. Dabei soll das Gehalt stark leistungsorientiert gestaffelt werden. Niedrigeres Grundgehalt, höhere Prämien. "Wenn wir aufsteigen, wird jeder sein Geld verdienen", verspricht Gerster, nach dessen Angaben "ein großer Teil der Spieler" die Vertragsänderungen bereits akzeptiert habe. Vielleicht auch, weil der Verein nach dem Aufstieg bei einigen Spielern das Gehalt erhöht hat, obwohl dies im Vertrag nicht vorgesehen war. Aus dem Mannschaftskreis ist aber zu hören, dass die meisten Spieler noch abwarten wollen, wie der Kader konkret aussehen wird. Schließlich müsse das Risiko "einigermaßen kalkulierbar sein".

Aber was sind die Alternativen für die Spieler? Allzu groß ist das Interesse der Konkurrenz an den Absteigern nicht. Dama (Mönchengladbach), Dolzer (1. FC Nürnberg), Simon (Mannheim) und Kolinger (Cottbus) werden zwar mit anderen Vereinen in Verbindung gebracht, die Kickers würden sie gegen die entsprechende Ablöse sicher auch ziehen lassen, doch noch immer liegt keine offizielle Anfrage vor. Und ansonsten hat sich kein Spieler für den Profibereich empfohlen.

Ein neues Angebot für die Regionalliga haben die Kickers Dietmar Roth und Manfred Binz vorlegt. "Das werden wir hinbekommen", ist Gerster zuversichtlich, dass die 36- und 34-jährigen Routiniers ihre auslaufenden Verträge verlängern. Erwartungsgemäß will Neururer auch Holger Gaißmayer behalten. Das Problem: SW Bregenz verlangt für den 30-jährigen Stürmer 75 000 Mark. "Nur wenn er ablösefrei ist, kann er bleiben", sagt Gerster.

(Von Jochen Koch, OFFENBACH-POST)

 
News vom Mo. 29.05.2000

Abstiegsfete vor dem 1:4

Köln. Den Abschied aus der 2. Bundesliga "feierten" die Offenbacher Kickers mit der schwächsten Saisonleistung beim 1:4 gegen Fortuna Köln. Gefeiert wurde offenbar schon vor dem Spiel. Denn am Abend vor der desolaten Vorstellung soll im Trainingslager eine Abschlussfete von einigen Spielern stattgefunden haben. Im Kölner Hotel soll reichlich Weizenbier die Abstiegstrauer vertrieben haben.

(Von Jochen Koch, OFFENBACH-POST)

 
News vom Mo. 29.05.2000

DFB: Offenbach muss verjüngen

Offenbach (joko) Am letzten Juli-Wochenende nehmen nur noch 37 statt bisher 74 Vereine in der Regionalliga den Spielbetrieb auf. 18 im Süden, 19 im Norden. Die Offenbacher Kickers haben vom DFB die Lizenz für die neue dritte Liga auf Anhieb und laut Manager Gerster "ohne Auflagen" erhalten.

Aber bis zum Saisonstart müssen die Kickers noch eine entscheidende Bedingung des Deutschen Fußball-Bundes erfüllen: Sie müssen noch mindestens einen jungen Spieler, der nicht älter als 22 Jahre sein darf, verpflichten. Denn der DFB verlangt, dass in jedem Regionalligaspiel zwei U23-Spieler unter den 18 Akteuren auf dem Mannschaftsbogen stehen müssen. Mit Neuzugang Nazir Saridogan haben die Kickers erst einen einzigen Spieler unter 23 Jahren im Kader. Aber dafür elf Spieler, die älter als 30 sind. Also muss verjüngt werden. Aber was werden die Ü30-Spieler dazu sagen, die ihren Platz im Kader für die "Quotenjünglinge" räumen müssen?

Erst Mitte Juni wird der DFB nach den letzten Relegationsspielen die 37 Vereine nach geografischen Aspekten für die Regionalligen Süd und Nord aufteilen. Solange kennen die Kickers nur einige ihrer zukünftigen Gegner.

Sicher in der Südgruppe sind bisher nur 13 Vereine dabei: Die drei Absteiger Kickers Offenbach, Karlsruher SC und Stuttgarter Kickers (ohne Trainer Stepanovic, der in der Regionalliga nicht arbeiten will).

Neun bisherige Regionalligisten (unter Vorbehalt der Lizenzerteilung): VfR Mannheim, Wacker Burghausen, 1860 München Amateure, Bayern München Amateure, VfB Stuttgart Amateure, FC Augsburg, Darmstadt 98, VfR Aalen, FC Schweinfurt 05 und ein Relegationssieger (Sandhausen, Regensburg oder FSV Frankfurt). Zu diesen 13 Vereinen käme im Falle des Scheitern in der Relegation der SC Pfullendorf.

Aus der bisherigen West-Gruppe könnten Eintracht Trier, Absteiger Fortuna Köln, Spfr. Siegen und Spvgg. Elversberg (Relegation) hinzukommen. Oder der DFB entscheidet, die Thüringer Vereine Carl Zeiss Jena, Rot-Weiß Erfurt und Erzgebirge Aue in den Süden einzugliedern.

(Von Jochen Koch, OFFENBACH-POST)

 
News vom Fr. 26.05.2000

Ein Wiedersehen in der Regionalliga

Köln. Beinahe wäre der für längere Zeit letzte Pressetermin, zu dem der SC Fortuna Köln im Vorfeld des Zweitliga-Spiels gegen Kickers Offenbach eingeladen hatte, im Eklat geendet. Doch der scheidende Interimscoach Slavko Kovacic (49) beließ es bei einem kurzen Rededuell mit Vorstand Jochen Büker. Der hatte versucht zu erklären, weshalb Fortuna entgegen bisheriger Absichtserklärungen nun doch nicht mit Kovacic, sondern mit dem derzeitigen Uerdinger Trainer Peter Vollmann in die Regionalliga startet. Es gelang Büker nicht.

Das unwürdige Pokerspiel mit dem Kroaten Kovacic (50), der einst bei Casino Salzburg an der Seite Otto Barics sogar in der Champions League wirkte, bildet den Schlusspunkt der 26. Spielzeit der Fortuna im Profifußball. Das dienstälteste Mitglied der Branche verabschiedet sich in die Regionalliga, und wird wohl längere Zeit im Amateurlager verbringen. Erst nach mehreren Krisensitzungen konnte Vereinslenker Jean Löring (65) den zukünftigen Etat von gut vier Millionen Mark (bisher: 13,5 Millionen) decken. Der nicht nur physisch angeschlagene Präsident schließt die Lücken angeblich selbst mit dem Verkauf einiger Immobilien aus seinem Privatbesitz. Denn die bisherigen Geldgeber wie Hauptsponsor Toyota schrauben ihr Engagement drastisch zurück. Einen Trikotsponsor gibt es noch nicht.

Die Besucherzahlen (zuletzt keine 1000) drohen weiter drastisch zu sinken, da die Fortuna wahrscheinlich (wie Offenbach) in die Südgruppe der neuen Regionalliga eingereiht wird. "Eine Katastrophe", klagt Manager Weinzierl angesichts der ausbleibenden West-Derbys.

Dem neuen Trainer Peter Vollmann (42, früher Preußen Münster, Eintracht Trier, jetzt Uerdingen) steht der komplette Neuaufbau bevor, denn bis auf Ibrahim, Hansjörg Schneider und einige Vertragsamateure wird niemand aus dem aktuellen Kader bleiben. "Eine gesunde Säuberung tut uns auch gut", sagt Manager Weinzierl.

Für den letzten Auftritt in der zweiten Liga rechnet Sportchef Matthias Mink mit "maximal 2500 Fans". Und dies auch "nur dann, wenn wenigstens die Offenbacher ihr Team ordentlich verabschieden werden".

(Von Andreas Burkert, ?)

 
News vom Fr. 26.05.2000

OFC-Abschiedsspiel mit Notelf

Offenbach Der Abstieg ist perfekt, jetzt geht die Arbeit richtig los. Zumindest für Klaus Gerster. Der Manager der Offenbacher Kickers führt seit Montag pausenlos Gespräche mit den Spielern. Thema: Reduzierte Gehälter. Bis zum Wochenende soll das Gerüst der neuen Mannschaft stehen.

Dann soll auch Trainer Peter Neururer informiert werden, mit wem er in der neuen Saison planen kann. "Wir werden uns am Samstag zusammensetzen und die gemeinsame Planung absprechen", erklärt Manager Gerster, der sich ebenso wie der Vorstand noch nicht zu einem eindeutigen Vertrauensbeweis für Neururer durchringen konnte. "Wenn wir uns am Wochenende einig sind, können wir auch nach außen Farbe bekennen", sagt Gerster. Bis dahin "müssen wir noch wirtschaftliche Dinge abklären".

Bei der Planung für die neue Saison will Gerster ein gewisses Risiko ("Es muss überschaubar sein") eingehen, wiederholt aber auch: "Wir werden nur das tun, was wir uns leisten können."

Wenn klare Aussagen fehlen, lassen Gerüchte nicht lange auf sich warten. Aus Oberhausen wurde gestern dementiert, dass Neururer als Trainer bei Rot-Weiß Oberhausen im Gespräch sein soll. Dagegen wird in Düsseldorf der vor zehn Tagen bei Fortuna zurückgetretene Trainer Jürgen Gelsdorf mit Kickers Offenbach in Verbindung gebracht.

Neue Verbindungen muss Ion Vladoiu knüpfen. Der rumänische Nationalspieler wird die Kickers verlassen. Die Version von Gerster: "Vladoiu hat mir gesagt, dass er nicht 3. Liga spielen will." Die Version von Vladoiu: "Der Verein kann meinen Vertrag nicht bezahlen." Für den 31-jährigen Stürmer liegen aber bereits Anfragen beim OFC vor. Der MSV Duisburg und drei Vereine aus Rumänien wollen den Nationalspieler verpflichten. Über die Ablösesumme (die Kickers hatten offiziell 300 000 Mark und ein Trainingslager für Dinamo Bukarest bezahlt) wurde noch nicht konkret verhandelt.

Für Patrick Dama ("Bei mir hat sich niemand gemeldet"), Stefan Dolzer ("So wie es aussieht, bleibe ich in Offenbach") und Dubravko Kolinger liegen den Kickers noch keine Anfragen vor.

Neben Vladoiu werden auch Curko, Bundea (kehrt zu Rapid Bukarest zurück) und Oliver Roth gehen. Die ausgeliehenen Incesu (Augsburg) und Vollmar (Wehen) werden nach Angaben von Gerster "nicht zurückgeholt". Wobei der Vertrag von Vollmar nur für die 2. Liga gültig war, und der Stürmer somit nun ablösefrei ist.

Ablösefrei haben die Kickers auch ihren ersten Neuzugang verpflichtet: Cesar Thier von Borussia Fulda. Der 32-jährige brasilianische Torwart hat einen Zweijahresvertrag bis 2002 unterzeichnet. Etwas überraschend, dass die Kickers einen Torwart aus der Regionalliga holen, obwohl der Vertrag von Rene Keffel noch ein Jahr läuft. "Wir brauchen zwei gute Torhüter", lautet Gersters Begründung.

Im letzten Zweitligaspiel heute (19 Uhr) bei Fortuna Köln "stellt sich die Mannschaft fast von selbst auf", sagt Trainer Neururer, der mit nur 15 Spielern ("Mehr als drei kann ich sowieso nicht einwechseln") in den Westen gefahren ist. Für Binz (Knieverletzung) wird Dolzer Libero spielen. Vladoiu (Muskelfaserriss), Dama (Muskelzerrung im Rücken), Dietmar Roth (Leistenprobleme), Grevelhörster (Bandscheibe) und Bundea (Leistenprobleme) fallen aus. Angesichts der Personalnot stellt sich Kapitän Schmidt, der die ganze Woche wegen einer Fußentzündung nicht trainiert hat, zur Verfügung. Da Curko den Verein verlässt, wird Keffel im Tor spielen.

(Von Jochen Koch, OFFENBACH-POST)

 
News vom Fr. 26.05.2000

NOTIERT - Scherenschnitt: Ernst-Moritz Engert Stress

"Stress entfaltet seine Folgen höchst unterschiedlich - je nach den Umständen und der Veranlagung derjenigen, die unter ihm leiden. Wo der eine plötzlich Ohrgeräusche hört, treibt es den anderen in Gummistiefeln in ein Waffengeschäft, und ein weiterer greift in seiner Verzweiflung zum Äußersten: Er wird Fan der Offenbacher Kickers. Ein lieber, tüchtiger und unter Bluthochdruck leidender Kollege aus lang vergangener Zeit rief jedenfalls immer dann, wenn ein Tag wirklich unerträglich zu werden drohte, lauthals und rhythmisch: "OFC, OFC". Dann verzehrte er zur Stressbewältigung nicht selten einen gigantischen Eisbecher - zehn Kugeln Milcheis, aber ohne Sahne. Und alles war gut. Gestern hat noch ein Kollege sein Zimmer zur Fan-Kurve gemacht. Mit einer veritablen Pressluft-Hupe traktiert er die Gegentribüne: Die liegt jenseits des Fensters, und auf ihr machen sich die Tauben breit. Nach den lauten Fanfaren, die der Gestresste aus der Dose ins Freie schmetterte, war immerhin ein erster Erfolg zu verzeichnen: Ein Zimmernachbar berichtete von ernsten Tinnitus-Beschwerden. Die Tauben aber sind stress-resistent und stellen sich einfach taub. Vermutlich gehen wir heute mit OFC-Rufen gegen sie vor.

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Fr. 26.05.2000

Thier wechselt zum OFC

Eigentlich hatte Borussia Fuldas scheidender Torwart und Publikumsliebling Cesar Thier erst am Freitag die Katze aus dem Sack lassen wollen. Doch vor dem letzten Saisonspiel der Fußball-Regionalliga Süd beim VfR Mannheim (Samstag, 14.30 Uhr) war der neue Brötchengeber des Brasilianers schneller: Zweitliga-Absteiger Offenbacher Kickers hat die Verpflichtung des Keeper bekannt gegeben.

"Ja, das stimmt", erklärt Cesar Thier und reibt sich vor Vorfreude auf den Bieberer Berg schon mal die Hände. "Das ist eine Riesensache, bei so einem Traditionsverein spielen zu dürfen. Das ist eine ausgesprochen reizvolle Aufgabe für mich." Bei den Kickers wird er aller Voraussicht nach mit René Keffel um den Platz zwischen den Pfosten streiten, da die bisherige Nummer eins, der vom VfB Leipzig ausgeliehene Goran Curko, vermutlich zu Bundesliga-Absteiger Arminia Bielefeld wechseln wird. Doch am Samstag steht erst einmal die letzte Pflichtaufgabe mit Borussia Fulda an - und die heißt am letzten Spieltag der Regionalliga Süd VfR Mannheim. Der Drittplatzierte hat seit acht Spielen nicht mehr gewinnen können. Doch nicht nur deshalb hängt am Rhein-Neckar-Stadion der Haussegen schief. Obwohl die Mannheimer die Qualifikation für die neue zweigleisige Regionalliga geschafft haben und auch der Wirtschaftlichkeitsprüfung durch den DFB Stand gehalten haben und nur geringe Auflagen zum Stadionumbau erfüllen müssen, kann der VfR noch keinen einzigen Neuzugang vorweisen. Zumal der Etat noch längst nicht gesichert scheint. "Wenn ich nicht sechs, sieben starke Neuzugänge bekomme, werde ich den Verein verlassen. Ich habe keine Lust, von vorneherein einen Abstiegskandidaten zu trainieren", poltert Trainer Günter Sebert vor dem Spiel gegen die Fuldaer. Zu allem Überfluss wird den Mannheimer Torjäger Zdenko Juric (16 Tore) wegen eines Schien- und Wadenbeinbruchs fehlen.

Bei den unter der Woche von Co-Trainer Henry Lesser betreuten Borussen - Chefcoach Jörg Meinhardt macht in Köln den A-Schein - will man sich mit einer, so Lesser, "ordentlichen Leistung verabschieden" und vielleicht mit einem Sieg noch Ditzingen überflügeln, damit man wenigstens sagen kann, nicht auf einem direkten Abstiegsplatz gelandet zu sein.

(Fulda / Mannheim)

 
News vom Do. 25.05.2000

Auf Tauchstation

OFC-Verantwortliche tagen, faxen und schweigen

Der Weg ist das Ziel. Zumindest einmal für die kommenden zwei bis drei Wochen. So lange wollen sich die Offenbacher Kickers nämlich Zeit lassen, um den Spielerkader für die kommende Saison zusammen zu stellen. Diesen Beschluss haben die Mitglieder des Präsidiums und des Verwaltungsrats auf einer Tagung am Dienstagabend getroffen. Vorher wollen die Verantwortlichen keine Marschrichtung für die Regionalliga ausgeben.

Dennoch haben die hohen Herren des Vereins eine Basis gefunden, von der aus der Zweitliga-Absteiger in der nächsten Runde operieren kann. Alle Amtsinhaber signalisierten ihre Bereitschaft, auch in Zukunft in den beiden Gremien mitzuarbeiten. In zwei mageren Zeilen teilte dies der Klub in einer Presseerklärung mit.

Mit selbigen Schreiben verbreiteten die Offenbacher aber auch, dass sie mit dem Budget-Entwurf noch eine Weile warten werden. "In ihrer Sitzung sind Präsidium und Verwaltungsrat nach intensiver Beratung einstimmig zu dem gemeinsamen Ergebnis gekommen, dass die definitive Verabschiedung des Etats für die Spielzeit 2000/2001 erst nach Festlegung des Spielerkaders vorgenommen werden kann", stand da zu lesen. Eine klare Aussage, deren Logik sich dem Leser aber doch nicht auf Anhieb erschließt. Um den Erläuterungsbedarf zu stillen, war jedoch keiner der Entscheidungsträger zu erreichen. Vom Technischen Direktor Klaus Gerster über Vize-Präsident Wilfried Kohls und Schatzmeister Horst Zang bis hin zu Mäzen Horst Jung konnte niemand aus der OFC Führungsetage zu einer Stellungnahme erreicht werden.

Für den zähen Informationsfluss muss aber Verständnis aufgebracht werden. Zumindest bat Pressesprecherin Ilka Willenberg darum. "Es sind derzeit viele Verhandlungen mit Spielern zu führen, da kann es schon passieren, dass die Handys länger aus sind", erklärte sie.

Lediglich Trainer Peter Neururer erlaubte sich den Luxus, sein handliches Telefon auf Empfang zu stellen. Doch der Fußball-Lehrer konnte auch nicht viel Erhellendes zu der Situation beitragen. "Ich bin auf dem gleichen Info-Stand wie die Journalisten auch. Ich kann zu den jüngsten Entwicklungen nichts sagen", erklärte er. Über die weitere Vorgehensweise sei er nicht detailiert unterrichtet worden. "Der Klaus Gerster weiß, welchen Kader ich haben will", sagt Neururer. Wie der Manager ihn zusammen kriegt, scheint ihm egal zu sein. Eine Dringlichkeitsliste, mit welchen Akteuren zuerst gesprochen werden sollte, existiert demnach offiziell nicht.

Entsprechend vage sind weiterhin die Mitteilungen, wie es um die Weiterverpflichtung der Leistungsträger steht. So wird Dubravko Kolinger neuerdings mit der Frankfurter Eintracht, dem 1.FC Kaiserslautern und Energie Cottbus in Verbindung gebracht. Ion Vladoiu sollen zwei Angebote aus Rumänien vorliegen. "Die wird er mit Sicherheit haben", sagt Neururer. Womit der Trainer jedoch keineswegs Licht in die Angelegenheit bringt, schließlich will er auch noch etwas anderes gehört haben: "Der Ion hat angeblich auch noch einen Vertrag für die Regionalliga bei uns." Es scheint, als bestünde großer Klärungsbedarf. In zwei, drei Wochen sollen die Dinge vom Tisch sein.

(Von Niels Barnhofer, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Do. 25.05.2000

Innovativ

Eigentlich wollten die hohen Herren der Offenbacher Kickers Klarheit schaffen, die Planungen für die kommende Saison in Gang bringen. Voller Tatendrang debattierten Präsidiums- und Verwaltungsrats-Mitglieder auch einen Abend lang ausgiebig, um schließlich ein spektakuläres Ergebnis zu präsentieren. Demnach wird sich der OFC in den kommenden Wochen einen Spielerkader für die Regionalliga zusammenstellen und erst anschließend einen maßgeschneiderten Etat anfertigen.

Das ist clever. Das ist innovativ. Diesen Ablauf kennen die meisten Sachverständigen nur in umgekehrter Reihenfolge. Das gängige Prinzip lautet, erstmal gucken, wieviel Mark in der Kasse sind, und dann einkaufen gehen. Danach richten sich studierte Betriebswirtschaftler wie Hausfrauen. Die gehen ja auch nicht in den Supermarkt und laden sich den Einkaufswagen voll, nur um an der Kasse festzustellen, dass einem das Portemonnaie im Kaufrausch die Unterstützung versagt. Geld in nicht unerheblicher Höhe auszugeben, ohne zu wissen, wie groß die Spendierhosen sind, die man trägt, heißt hingegen, neue Wege zu beschreiten. Da niemand weiß, wo sie enden, verlangt ein solcher Entschluss enorme Risikobereitschaft.

Natürlich kann das auch gut gehen. Die Möglichkeit, am Ende mehr eingenommen als ausgegeben zu haben, besteht. Doch wie wahrscheinlich ist das ? Schon in der Saison 98/99 erwirtschafteten die Kickers in der Regionalliga ein Minus. Und billiger wird der Spielbetrieb durch die Reduzierung der Drittklassigkeit von vier auf zwei Ligen bestimmt nicht. Was passiert also, wenn schon vorab die Ausgaben die Einnahmen übersteigen ? Schnell noch einmal ein paar Sponsoren akquirieren ? So einfach geht das nicht. Das mussten schon andere Vereine einsehen. Auch wenn das Rhein-Main-Gebiet ein Wirtschafts-Ballungsraum ist, es wäre leichtsinnig zu glauben, dass sich die Firmen darum reißen, bei einem Regionalligisten ihr sauer verdientes Geld unterbringen zu können.

(Von Niels Barnhofer, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Do. 25.05.2000

Neururer: Auf Mittelmaß mit OFC keine Lust

Offenbach Entscheidung vertagt: Präsidium und Verwaltungsrat des künftigen Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach beschlossen bei ihrer Sitzung in der Nacht zum Mittwoch (unsere Zeitung berichtete), dass sie erst einmal nichts beschließen. Offiziell wurde aus dieser mehr als dreistündigen Sitzung vermeldet: "Das Team", also die von Manager Klaus Gerster immer wieder beschworene Führungsmannschaft, bleibt zusammen. Und: Erst soll der Spielerkader für die Saison 2000/2001 festgelegt, dann der Etat verabschiedet werden.

Zusammengefasst bedeutet das: Die Kickers schauen erst, welche Spieler bleiben wollen (und welche sie verkaufen können?); dann gibt's den Kassensturz und die Erkenntnis: Mit dem Etat können die Kickers planen. Die Reihenfolge - erst Spieler, dann Etat - ist ungewöhnlich. OFC-Trainer Peter Neururer wollte sich erst nicht zu den Ergebnissen der Mammutsitzung äußern, sagte dann aber doch: "Für mich ist es neu, dass erst die Mannschaft zusammengestellt und dann der Etat festgelegt wird. Ich halte es für unüblich."

Es war eine lange Nacht, aber wohl nicht die Nacht der langen Messer. Die Diskussionen zwischen den Mitgliedern von Präsidium und Verwaltungsrat waren sachlich. Dabei hatten beide Gremien ein Mammutprogramm zu absolvieren. Bevor die Elefantenrunde sich traf, gab es separate Sitzungen. Das Präsidium ab 17 Uhr, der Verwaltungsrat etwa eine Stunde später. Um 21 Uhr gingen beide dann in Klausur, bevor um kurz nach 24 Uhr die Tür sich öffnete. Und was kam heraus? Abwarten.

Beim OFC weiß derzeit keiner, wohin der Weg führt. An Manager Klaus Gerster liegt es nun, innerhalb der nächsten zwei bis drei Wochen mit Spielern Gespräche zu führen: mit denen 16 (der insgesamt 22 aus dem Kader), die beim OFC noch Vertrag für die Regionalliga haben und mit möglichen Neuverpflichtungen. Dass es bei diesen Gesprächen um konkrete Zahlen geht, ist offensichtlich. Die Kickers wollen (und müssen) sparen und abspecken. Der Etat für die Regionalliga soll etwa zwischen sechs und sieben Millionen Mark liegen, also deutlich unter dem der Zweiten Liga, als 12,5 Millionen zur Verfügung standen. Da gilt als beschlossen, dass auch die Spieler Abstriche machen müssen - trotz geltender Verträge für die neue zweigleisige dritte Liga. Es wird also nachverhandelt. Heute sollen Stefan Simon und René Keffel dran sein. Bleibt die Frage, was mit Spielern passiert, die auf ihre (gültigen) Verträge pochen und keine Abzüge akzeptieren? Sie müssen damit rechnen:
- verkauft zu werden (wenn sie denn für andere Vereine interessant sind)
- auf der Bank oder auf der Tribüne zu landen, wenn denn auch der Trainer (auf Druck der sportlichen Leitung?) nicht mehr mit ihnen plant.

Der Trainer: Wie geht es mit Peter Neururer weiter? Eine weitere Frage, die innerhalb der selbstgesetzten Frist gelöst werden muss. Neururer wiederholte zuletzt, für ihn sei die dritte Liga nur interessant, wenn das Ziel der Offenbacher Kickers unmissverständlich sofortiger Wiederaufstieg lauten würde. Eine klare Aussage dazu aber vermieden Verwaltungsrat und Präsidium. Gestern, am Tag nach der Sitzung, zu der Neururer nicht geladen war (er musste sich auch nicht auf Abruf bereit halten), legte der Trainer nach: "Ich habe keine Lust mit einem traditionsreichen Verein wie Kickers Offenbach und dem dazugehörigen Potenzial im Mittelmaß herumzudümpeln."

Das Verhältnis pro und contra Neururer während der Mammutsitzung soll ausgeglichen gewesen sein. Zweifel gab es weniger wegen seiner fachlichen Qualitäten sondern wegen der Finanzen. Neururer scheint, so die Meinung, zu teuer für die dritte Liga. Dabei soll der Trainer nach dem Abstieg auf ein Drittel seines Gehaltes verzichtet haben.

Ob zu teuer oder nicht: Neururer äußerte seine Vorstellungen, was den künftigen Kader betrifft. Jetzt sei die sportliche Leitung dran. Manager Gerster liege eine Liste mit Wunschspielern des Trainers vor. Die neue Regionalliga-Saison - und für nichts anderes planen die Kickers, trotz der minimalen (rechnerischen) Chance auf den Klassenerhalt in der Zweiten Liga - will Neururer mit einem Kader von 20 Spielern bestreiten. "Das reicht." Morgen noch das Spiel beim Absteiger Fortuna Köln (19 Uhr), dann sind die Kickers offiziell drittklassig. Am Samstag geht's in den fünfwöchigen Urlaub, Trainingsbeginn ist am 3. Juli. Die Saison in der zweigeteilten Regionalliga beginnt am 28. Juli.

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Di. 23.05.2000

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(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Di. 23.05.2000

Tendenz: Das Team bleibt, Gerster auch

Offenbach (bam) Die Kickers haben einen reichlich bestückten Kader (das Gros der Akteure besitzt Verträge auch nach dem Abstieg in die Regionalliga), und sie haben einen Trainer. Eigentlich gute Voraussetzungen. Aber wollen sie das alles? Heute Abend wird Bilanz gezogen von knapp 12 Monaten Profifußball am Bieberer Berg. Erst getrennt in Präsidium und Verwaltungsrat, dann in einer Elefantenrunde. Bei der Fülle von Fragen sieht es nach einer langen Nacht aus.

Der Coach:

Die Besetzung des Postens soll nur in der Präsidiumssitzung Thema sein. Die entscheidenden Fragen, die offiziell natürlich nicht bestätigt werden: Die Kickers haben zwar einen Trainer für die Saison 2000/01, aber wollen sie den auch? Und wenn nein, wie werden sie ihn wieder los? Weil Peter Neururer (und sein Co-Trainer Werner Kasper) ihre Option zogen, verlängerten sich die Verträge um ein Jahr. Also möglicherweise ein Eigentor der Kickers, doch die Vertragsklausel war Bedingung bei Neururers Verpflichtung Ende 1999, ohne sie hätte er den Vertrag nicht unterschrieben. Und damals galt er als Wunschkandidat.

Ein eleganter Weg, wie die Kickers das Duo Neururer/Kasper loswerden könnten: Der Vertrag wird (gegen eine Ausgleichszahlung) aufgelöst. Das aber könnte für einen sportlich ambitionierten Trainer nur reizvoll sein, wenn er eine Alternative hätte. Und die wäre für Neururer immer noch vorhanden. Aleksandar Ristic wird Zweitligist Rot-Weiß Oberhausen verlassen (und zum Ex-Klub Fortuna Düsseldorf wechseln?). Bei der Sitzung des RWO-Präsidiums gestern wurden die kritischen Stimmen gegenüber Ristic wieder deutlich. Neururer war gestern bei RWO Gesprächsthema, aber nicht zu sprechen. Der Coach schaltete nach dem Abstieg mit dem OFC gestern bei einer Runde Golf ab. Sollte Neururer doch gehen, gilt als wahrscheinlich, dass er einige Spieler (Ion Vladoiu, Holger Gaißmayer) mitnimmt.

Tendenz: Neururer und der OFC warten ab.

Die Mannschaft:
Besonders die ambitionierten jungen Spieler wie Patrick Dama (24) und Dubravko Kolinger (24) sehen ihre Zukunft im Profifußball. Beiden sollen Angebote aus der Bundesliga vorliegen. Bei Torjäger Dirk Vollmar, ausgeliehen an den SV Wehen, dürften die Kickers zu spät kommen. "Wir haben großes Interesse," bestätigte Augsburgs Trainer Hans-Jürgen Boysen, der auch den vom OFC ausgeliehenen Necip Incesu (22) unbedingt halten will.

Tendenz: Dama, Kolinger, Vollmar, Incesu sind weg.

Die Finanzen:
Ein heikles Thema. Heute wird erst zusammengerechnet und dann geschaut: Ist der geplante Zehn-Millionen-Etat realistisch? Welches sind die Ziele für die zweigleisige Regionalliga?
Tendenz: Die Kickers greifen erneut an.

Das Team:
Von Manager Klaus Gerster immer wieder beschworen: "Zusamme schaffe mers". Bleibt das Team mit den drei Präsidiumsmitgliedern Professor Tunn, Kohls (beide Vize) und Schatzmeister Zang sowie Hauptsponsor Horst Jung, will auch Gerster weitermachen.

Tendenz: Das Team bleibt, Gerster also auch.

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Di. 23.05.2000

Sprechen sich die Kickers-Gremien heute gegen Trainer Neururer aus?

Offenbach. Noch-Zweitligist Kickers Offenbach muss nach nur einem Jahr im Profifußball den Gang zurück in den Amateurbereich antreten. Bei drei Punkten und zwölf Toren Rückstand auf den rettenden Rang 14 hat man die Saison auf dem Bieberer Berg bereits vor dem letzten Spiel am Freitag (19 Uhr) beim Mitabsteiger Fortuna Köln abgehakt. Die 1:2-Niederlage gegen den Aufstiegskandidaten Energie Cottbus am vergangenen Sonntag brach dem OFC nach nunmehr 32 Spieltagen auf einem Abstiegsplatz endgültig das Rückgrat.

"Ich bin kein Träumer. Dieser Rückstand in der Tabelle ist nicht mehr aufzuholen", zeigte sich Trainer Peter Neururer, der bis zuletzt Optimismus verbreitet hatte, nun als Realist. Seine Rettungsaktion ist trotz einer positiven Bilanz von 32 Zählern aus 24 Partien gescheitert.

Der Hoffnungsträger kam für den nach neun Spielen ohne Sieg gefeuerten Aufstiegs-Coach Hans-Jürgen Boysen. Enttäuschend für Neururer, denn bereits ein Jahr zuvor misslang ihm die Mission "Klassenerhalt" bei Fortuna Düsseldorf; der Traditionsclub stieg ebenfalls in die Regionalliga ab.

Im vergangenen Sommer waren die Jubelszenen noch immens gewesen, als die Offenbacher Kickers nach zehn Jahren und vielen Querelen, vor allem im finanziellen Bereich, sowie dem zwischenzeitlichen Gastspiel in der Oberliga Hessen wieder in den bezahlten Fußball zurückkehrten. Doch entgegen den Träumen vom Durchmarsch in die Bundesliga, wie sie etwa Vizepräsident Professor Dr. Ulf Tunn damals äußerte, kam für den DFB-Pokalsieger von 1970 "nach vier Jahren des Aufschwungs wieder ein Rückschritt" (Manager Klaus Gerster).

Da bis zuletzt alle Führungsverantwortlichen an den Klassenerhalt glaubten, ist nun Eile in den Planungen für die kommende Spielzeit geboten. Am heutigen Abend steht die erste, wahrscheinlich bereits wegweisende Sitzung von Präsidium und Verwaltungsrat bevor.

Drei Punkte, so Gerster, stehen auf der Tagesordnung: Macht die Vereinsleitung in der jetzigen Form weiter? Wie soll die Mannschaft und damit die Zielsetzung in der Regionalliga aussehen? Hält man an Trainer Peter Neururer fest? Zwar zog der seine Option auf ein weiteres Jahr auch in der Regionalliga, doch es mehren sich erste Anzeichen, dass der Coach in den Führungsgremien der Kickers nicht mehr das ungeteilte Vertrauen genießt.

Vielmehr gibt es Stimmen im Präsidium, die meinen, ein Neuaufbau in der zweigleisigen 3. Liga sei nicht mehr zwangsläufig verbunden mit dem Trainergespann Neururer/Kasper.

(Von ?, FRANKFURTER NEUE PRESSE)

 
News vom Di. 23.05.2000

Der Abstieg löst beim OFC rege Betriebsamkeit aus

Neururer fordert sofortigen Wiederaufstieg / Verlust von einigen Leistungsträgern droht / Starke Etatkürzung

Emotionen machten sich breit. Ungebändigte Gefühle bahnten sich ihren Weg. Dubravko Kolinger ließ seinen Tränen freien Lauf, heulte wie ein Schlosshund. Goran Curko reagierte sich am Ball ab, knallte ihn seinem Kollegen Matthias Dworschak aus Versehen an den Kopf. Anderen fuhr lähmendes Entsetzen in die Glieder, in sich zusammen gesunken kauerten sie stumm auf dem Rasen. Nachdem der Abstieg der Offenbacher Kickers mit der 1:2-Niederlage gegen Energie Cottbus besiegelt war, füllte sich das Stadion auf dem Bieberer Berg mit Niedergeschlagenheit. Doch die negativen Gefühle gilt es möglichst bald beiseite zu schieben, schließlich muss in aller Nüchternheit die kommende Saison geplant werden.

Eile ist dabei geboten. Die Kickers sind mal wieder spät dran. Nach Möglichkeit sollen alle Weichen bereits am heutigen Dienstag gestellt werden. Ab 19 Uhr treffen sich die Mitglieder des Präsidiums zu Beratungen, im Anschluss daran stoßen die Vertreter des Verwaltungsrates dazu. Der Inhalt dieser Verhandlungen ist vorgegeben. Zunächst soll abgeklopft werden, welche Personen weiterhin den beiden Führungsgremien angehören wollen. Vorausgesetzt, es finden sich Leute, die sich bereit erklären, in dieser unangenehmen Phase Verantwortung zu übernehmen, kann auch über die Zielsetzung für die nächste Spielzeit diskutiert werden. Ein Neuanfang oder der direkte Wiederaufstieg stehen zur Debatte. Findet sich auch in diesem Punkt ein Konsens in den Gremien, wäre es an der Zeit, über die Zusammensetzung des Kaders zu beraten.

Im Vorgriff auf diese Entscheidung und ohne zu wissen, was überhaupt von finanzieller Seite her machbar ist, hat Trainer Peter Neururer schon einmal seine Vorstellungen kund getan. "Am liebsten", sagt er, "würde ich den Kader so zusammen halten, wie er ist." Dass das beinahe ein Ding der Unmöglichkeit ist, scheint ihm jedoch klar zu sein. So könnte sich der Fußball-Lehrer zum Beispiel gut vorstellen, dass einige Akteure das Interesse anderer Profi-Klubs geweckt haben. Namen nannte er nicht, aber junge Spieler wie Stefan Dolzer, Patrick Dama und Dubravko Kolinger wären trotz ihrer für die Regionalliga gültigen Verträge eine Investition wert.

Darüber hinaus gilt es schleunigst festzustellen, welche Spieler, deren Kontrakte mit dem Abstieg auslaufen, gewillt sind, weiterhin das OFC-Trikot zu tragen. Bei Goran Curko scheint das am unwahrscheinlichsten. Unbestätigten, aber hartnäckigen Berichten zufolge soll der Schlussmann zu Arminia Bielefeld wechseln, wo er erneut mit Trainer Hermann Gerland zusammen arbeiten würde, unter dem er auch schon beim 1. FC Nürnberg und bei Tennis Borussia Berlin gespielt hat. Sein Verlust könnte aber wohl am einfachsten kompensiert werden, da mit Rene Keffel ein guter Torwart erhalten bleibt. Ganz anders dagegen die Situation im Fall Ion Vladoiu. Nicht mal annähernd adäquater Ersatz findet sich für ihn in den eigenen Reihen. Der rumänische Stürmer war in dieser Saison der einzige Lichtblick im Offenbacher Angriff. Ob sich der Nationalspieler die Drittklassigkeit antut und ein geringeres Gehalt akzeptiert, darf bezweifelt werden. Aus exakt den gleichen Gründen ist auch ein weiteres Engagement von Manfred Binz ähnlich unwahrscheinlich. Hingegen scheint bei Zeno Bundea das bisherige Verhältnis von Aufwand und Ertrag keinen Grund zu liefern, ihn für die Regionalliga zu gewinnen.

Unabhängig von den drohenden Abgängen einiger Leistungsträger kann es für Neururer für die kommende Saison nur eine Zielsetzung geben: "Die OFC-Fans haben das Jahr in der Zweiten Liga genossen", sagt er. "Man sollte nicht versuchen, ihnen etwas anderes als den direkten Wiederaufstieg zu verkaufen. Ein Neuaufbau dauert zwei, drei Jahre. Das kann man nicht machen, so lange in der Regionalliga zwischen gut und böse herumzudümpeln."

Eine Aussage, die der Technische Direktor Klaus Gerster so nicht teilen wollte. Er erinnerte zum Beispiel daran, dass dem Verein in der nächsten Spielzeit viel weniger Geld zur Verfügung stehen wird. Das Fernsehgeld fällt um rund 4,5 Millionen Mark geringer aus, bei den Einnahmen aus dem Kartenverkauf kalkuliert er vorläufig mit einem Minus von 50 Prozent, und als Hausnummer für befürchtete Einbußen im Sponsorenbereich nannte er 30 Prozent. So gesehen klingt es nach verdammt viel Arbeit, einen konkurrenzfähigen Kader auf die Beine zu stellen. Ein Grund zur Kapitulation soll diese Herausforderung jedoch nicht sein. Das sagt auch Gerster. Er bekräftigte noch einmal, dass er nur dann aufhören würde, wenn ihm die Personen, mit denen er im Vorstand zusammen arbeiten muss, nicht in den Kram passen.

(Von Niels Barnhofer, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Di. 23.05.2000

Droht Krawall, sitzt ein Staatsanwalt im Stadion

Offensive Taktik gegen Hooligans am Bieberer Berg

Beschleunigte Gerichtsverfahren, Videoüberwachung und Polizeibeamte, die in den Fanblocks Beweise sichern - mit dieser Strategie gehen Polizei, Staatsanwaltschaft und Justiz gegen Hooligans am Bieberer Berg in Offenbach vor.

OFFENBACH. Polizei, Staatsanwaltschaft und Justiz haben ihre Zusammenarbeit "deutlich optimiert", um bei Spielen von Kickers Offenbach (OFC) gegen Hooligans vorzugehen. Ein Jahr nach den schweren Krawallen beim Spiel der Kickers gegen Waldhof Mannheim zog der hessische Justizminister Christean Wagner (CDU) am Sonntag vor dem Spiel des OFC gegen Energie Cottbus eine positive Bilanz.

Alle Beteiligten seien bestrebt, deutlich zu machen, "dass der Staat Gewalt nicht duldet". Zur Strategie gehören laut Wagner auch beschleunigte Gerichtsverfahren, wenn der Sachverhalt klar und eine Strafe von nicht mehr als einem Jahr Haft zu erwarten ist. Wie Offenbachs Polizeipräsident Günter Hefner erläuterte, leitet die Polizei vor jedem Spiel eine Lageeinschätzung an die Staatsanwaltschaft weiter. Werden Ausschreitungen erwartet, sei dann wie am Sonntag beim Spiel gegen Cottbus mindestens ein Staatsanwalt im Stadion.

Außerdem ist ein Richter abrufbereit, wie der Offenbacher Amtsgerichtspräsident Wilhelm Uhl erläuterte. "Den schwierigsten Part haben wir", sagte Uhl. "Denn auch bei den beschleunigten Verfahren müsse die Strafprozessordnung exakt eingehalten werden."

Die schweren Krawalle vom 13. Mai vergangenen Jahres sind zu einem großen Teil juristisch aufgearbeitet. Die Staatsanwaltschaft habe in 32 Verfahren 50 Täter angeklagt, bilanzierte Oberstaatsanwalt Alexander Stahlecker. Meist lautete der Vorwurf Landfriedensbruch in Tateinheit mit schwerer Körperverletzung. 32 Hooligans seien bereits verurteilt -- zu Jugendarrest, aber auch zu Haftstrafen von bis zu zwei Jahren.

"Wir fahren die offensivste Taktik in der ganzen Bundesliga", erläuterte Polizeipräsident Hefner die Strategie der Ordnungskräfte bei Kickersspielen. Schon vor und während der Begegnungen werden möglichst alle Besucher herausgefischt, die zur Hooliganszene gehören. Dabei wird die Offenbacher Polizei von szenekundigen Beamten unterstützt, die mit der jeweiligen Gastmannschaft anreisen.

In den Fanblocks am Bieberer Berg setze die Polizei außerdem "Beweissicherungseinheiten" ein, um Straftaten zu dokumentieren, sagte Hefner. Dazu sei auch die Videoüberwachung im Stadion verbessert worden. Werden Straftaten begangen, überspielt die Polizei die Aufnahmen auf Dokumentationsbänder, alle andere Bilder werden Hefner zufolge umgehend nach dem Spiel gelöscht.

Der Polizei seien auch die Internetseiten bekannt, über die sich Hooligans aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland im vergangenen Jahr zu den Krawallen in Offenbach verabredet hätten. "Wir wissen jetzt, was da läuft."

Am Sonntag war die Polizei nach Angaben ihres Pressesprechers Georg Grebner mit etwa 350 Einsatzkräften am Bieberer Berg. Zu größeren Zwischenfällen kam es nach der 2 : 1-Niederlage der Kickers nicht. Unter den rund 14 000 Zuschauern im Stadion waren auch etwa 1000 Fans, die mit Bussen und Autos aus Cottbus angereist waren. Die Zahl der gewaltbereiten Cottbuser Anhänger bezifferte Grebner mit etwa 80, bei den Kickers machte die Polizei rund 200 problematische Fans aus.

Für vier Cottbuser Gäste war die Partie bereits vor dem Anpfiff gelaufen. Polizeibeamte, die aus Cottbus nach Offenbach gekommen waren, identifizierten sie als Hooligans, gegen die ein bundesweites Stadionverbot besteht. Die Fans mussten die Spielzeit im Polizeigewahrsam verbringen und wurden nach dem Schlusspfiff in den Bus Richtung Cottbus gesetzt.

(Von Tobias Schwab, ?)

 
News vom Sa. 20.05.2000

Kickerskuchen wie bei einer Beerdigung

Offenbach (bam) "Was ist das denn?" Peter Neururer, OFC-Trainer mit Erstwohnsitz in Gelsenkirchen, also mitten im Ruhrgebiet, empfand gestern Vormittag Heimatgefühle. Im Ruhrgebiet ist es gute Sitte, dass nach Beerdigungen Streuselkuchen gereicht wird. Deswegen traute Neururer gestern Morgen seinen Sinnen nicht. Bei der Pressekonferenz vor dem letzten Heimspiel gab's: Streuzselkuchen. Neururer nahm's mit Humor: "Ich hoffe, dass ist kein schlechtes Omen."

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Sa. 20.05.2000

Olli Roth nimmt Abschied vom Bieberer Berg

Offenbach "Klaus, Du stellst gerade die Mannschaft!" Kompetenzgerangel beim Zweitligisten Kickers Offenbach? Nein! Vor dem Heimspiel der Kickers gegen Energie Cottbus (Sonntag, 15 Uhr) gab es nur ein seltenes Beispiel zum Thema: Trainer ermahnt Manager. Ganz leise aber, und mit einem Lächeln.

Gerade hatte OFC-Manager Klaus Gerster verkündet: "Olli Roth wird gegen Cottbus sein letztes Spiel am Bieberer Berg machen." Das klang nach einer Spielgarantie für den Publikumsliebling. War's auch, denn schon vorher hatte Neururer entschieden: An Holger Gaißmayer führt nach seinen beiden Toren in Mannheim kein Weg vorbei, Matthias Becker ist auch gesetzt, und zudem soll Tom Stohn hinter den Spitzen spielen (Zeno Bundea ist gesperrt). Und: Olli Roth rückt in den Angriff neben Gaißmayer, nachdem er beim 3:2 in Mannheim nur wegen des Muskelfaserrisses von Ion Vladoiu (Saison beendet) so früh ins Team kam.

Taktik, Chancen, Stimmung, Abstieg, Klassenerhalt in letzter Minute? Bei so vielen Fragen suchen die Kickers die Ruhe im Trainingslager in Hofheim und Neururer wird fast philosophisch: "Die Stimmung vor Cottbus ist wie die Stimmung vor dem Mannheim-Spiel. Mit dem kleinen Unterschied, dass wir aus dieser äußerst großen Minimalchance, minimaler geht's gar nicht mehr, eine etwas kleinere gemacht haben, die größer geworden ist." Noch Fragen? Danke, keine, denn die Situation ist gleich geblieben: Die Kickers haben eigentlich wieder keine Chance - aber die wollen sie nutzen.

Die Vorgabe ist klar: Offenbach muss gewinnen, um nicht abzusteigen. Cottbus muss siegen, soll das Thema Aufstieg nicht vorzeitig erledigt sein.

Für Roth bleibt sein letztes Spiel am Bieberer Berg "eine große Sache". Nach vier Jahren OFC und fast einem Jahr Profifußball mit zwei Toren (gegen Greuther Fürth und TeBe Berlin) steht für den 32-jährigen Stürmer fest: Nach der Saison ist seine aktive Karriere am Bieberer Berg beendet. Zuletzt war immer wieder über eine Fortsetzung der Laufbahn beim OFC spekuliert worden. Roth kann sich zwar vorstellen, weiter Fußball zu spielen, aber nur in der Oberliga. Aber eben nicht bei den Kickers. Und wo sonst? Heißester Kandidat dürfte die SG Hoechst sein.

OFC-Torwart Goran Curko, vom VfB Leipzig ausgeliehen, scheint schon einen Schritt weiter. Zwar mauert der Keeper immer noch, was seine Zukunft angeht, aber Bielefelds Trainer Hermann Gerland will ihn. Curko will auch. Nur der Bundesliga-Absteiger bremst und pokert noch, will aus Fairness-Gründen warten, bis bei den Kickers die Entscheidung über den Klassenerhalt gefallen ist und beim abgebenden Verein Leipzig die Ablöse drücken.

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Sa. 20.05.2000

Doppeltes "Endspiel" für Oliver Roth

Offenbach. Kickers Offenbach bleibt im Saisonendspurt keine Zeit zum Ausruhen. Bereits am morgigen Sonntag muss der OFC gegen Aufstiegsaspirant Energie Cottbus antreten. Nur dank des 3:2 beim SV Waldhof kann das Team von Trainer Neururer überhaupt noch auf den Klassenerhalt hoffen. Die Kickers stehen zwar nach wie vor auf Rang 16 der Zweiten Liga, konnten jedoch den Abstand auf den rettenden 14. Platz, derzeit eingenommen vom FC St. Pauli, auf drei Punkte verkürzen. "Wie oft waren wir in dieser Runde schon abgeschrieben und haben uns wieder aufgerichtet", glaubt der Kickers-Coach nach wie vor an ein positives Ende der Saison.

Zumindest der Kampfgeist stimmte zuletzt. Mangelndes Engagement war den Spielern nicht vorzuwerfen. Vor allem zu einem Zeitpunkt, als alles nach dem besiegelten Abstieg des Pokalsiegers von 1970 aussah. Die direkte Konkurrenz auf den anderen Plätzen schien zu punkten, während Offenbach bereits mit 1:2 hinten lag. "In diesem Moment ging ein Ruck durch die Mannschaft. Wir wollten uns wenigstens erhobenen Hauptes aus der Liga und von unseren fantastischen Fans verabschieden", meinte ein nervlich strapazierter Neururer, dem letzten Endes eine große Portion Glück und der wieder genesene Stürmer Gaißmayer halfen, den Platz noch als Sieger zu verlassen.

Der zur Winterpause von Casino Bregenz ausgeliehene Offensivmann war zwei Mal innerhalb der letzten zehn Minuten mit dem Kopf an der richtigen Stelle und konnte mit seinen ersten beiden Toren im OFC-Dress den ersten Kickers-Auswärtssieg der Rückrunde sicherstellen. "Damit halten wir unsere Chancen am Leben", jubelte Gaißmayer, der seine Kritiker auf dem Bieberer Berg widerlegt sah.

Doch nach der Freude kam gestern die Ernüchterung für Neururer & Co. Fürs nächste "Endspiel" am Sonntag steht lediglich eine Rumpftruppe zur Verfügung. Neururer: "Wir werden aller Voraussicht nach nicht einmal die Bank füllen können." Vladoiu (Oberschenkelzerrung) und Dama (Rippenverletzung) fallen verletzungsbedingt aus. Bundea nach der fünften Gelben Karte und Sohler nach seiner Gelb-Roten Karte vom Donnerstag sind gesperrt.

Binz quält eine beidseitige Achillessehnenentzündung sowie ein Außenbandanriss im Knie. Doch der Routinier will auf jeden Fall spielen. Als Ersatz im zentralen Mittelfeld kommt Stohn zum Zug. "Ansonsten werden wir so offensiv wie in Mannheim agieren", lautet die Marschroute des Trainers. Für Oliver Roth bedeutet die morgige Begegnung in doppelter Hinsicht ein Endspiel auf dem Bieberer Berg. Der 32-Jährige schlug das neue Vertragsangebot aus und beendet seine aktive Laufbahn.

(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)

 
News vom Sa. 20.05.2000

OFC spaziert fröhlich auf dem schmalen Grat weiter

Kickers erhalten die Minimalchance auf den Klassenerhalt, stehen aber gegen Cottbus erneut unter enormen Druck

Eigentlich waren die Offenbacher Kickers schon weg. Abgerutscht in den tiefen Abgrund. Mausetot. Zehn Minuten lang gaben selbst die unverdrossensten Optimisten keinen Pfifferling mehr auf den Traditionsklub. "Und wir steigen wieder auf", haben sie trotzig im Carl Benz Stadion gesungen, als der OFC beim SV Waldhof Mannheim mit 1:2 in Rückstand geraten war und zeitgleich der FC St. Pauli gegen Energie Cottbus zum 2:2 ausglich. In diesem Moment ging selbst rechnerisch nichts mehr, die Hoffnung war verloren. Der Aufgabe nahe, flackerte bei den Spielern jedoch noch einmal der letzte Wille auf, sich wenigstens aufrechten Ganges aus der Zweiten Bundesliga zu verabschieden. Mit dem Ergebnis, dass sie sich noch einmal an den Rande des Abgrunds hochgehangelt haben und nun fröhlich auf dem schmalen Grat weiter spazieren dürfen.

Viel Zeit bleibt den Kickers jedoch nicht, sich des Glücks zu erfreuen, weiterhin aktiv im Rennen um den Klassenerhalt mitmischen zu dürfen. Bereits am morgigen Sonntag (15 Uhr) geht der Überlebenskampf weiter. Wenn Energie Cottbus am Bieberer Berg gastiert, geht es erneut um alles oder nichts. Mit dem Erfolg in Mannheim haben sich die Offenbacher lediglich ihre Minimalchance erhalten. Der Druck, der auf ihnen lastet, hat sich indes nicht verringert. Eher im Gegenteil: Je weniger Zeit verbleibt, desto größer ist der Zugzwang, in dem sie stecken.

Doch diese Situation bringt auch ihr Gutes mit sich. Ein Taktieren erübrigt sich. Es gibt nur einen Ausweg. Die Kickers müssen die Flucht nach vorne antreten. Unter diesem Aspekt wird es jedoch Schwierigkeiten geben, die Mannschaft aufzustellen. "Wir werden den Bus und die Ersatzbank nicht voll kriegen", sagte Trainer Peter Neururer, bevor die Mannschaft am gestrigen Freitag ins Kurz-Trainingslager nach Hofheim fuhr. Ion Vladoiu fällt verletzt aus, Florian Sohler muss seine gelb-rote Karte ausbaden, Zeno Bundea ist nach der fünften gelben Karte gesperrt und Patrick Dama ist aus gesundheitlichen Gründen nicht einsatzfähig. Darüber hinaus sind Spieler wie Manfred Binz, Lars Schmidt und Holger Gaißmayer angeschlagen. Vor allen Dingen Libero Binz schleppt sich mit letzter Kraft über die Runden. Beide Achillessehnen seien bei ihm entzündet, dazu käme ein Außenbandanriss und in Folge der daher rührenden Fehlbelastungen leidet er noch unter Rückenschmerzen. "Der müsste eigentlich drei Wochen totalen Urlaub machen", sagt Neururer, "Ischia würde ich ihm empfehlen." Zunächst will er aber auf den kurierenden Effekt der Bergluft auf Biebers Höhen hoffen. Binz will sich durchbeißen und seinen Kollegen ein Vorbild sein.

Wobei in punkto Einsatz und Leidenschaft den Kickers ohnehin niemand in der Zweiten Bundesliga etwas vormachen kann. Allerdings, das hat sich in Mannheim zum wiederholten Mal gezeigt, sind das so ziemlich die einzigen Stärken, die die Mannschaft in die Waagschale werfen kann. Von spielerischer und taktischer Sicht waren sie den Waldhöfern eindeutig unterlegen. Selbst bei der zwischenzeitlichen Überzahl konnten sie sich nicht die eigentlich zu erwartende Dominanz erspielen.

Dennoch hat Neururer die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass sein Team mal eine Begegnung überlegen gestaltet. Zumindest hat er es erneut in Erwägung gezogen, drei Stürmer aufzubieten. Sicher ist hingegen, dass hinter den Spitzen mit Tom Stohn ein klassischer Spielmacher zum Einsatz kommt. Was bei einer derart offensiven Ausrichtung rumkommt, vermochte der Fußball-Lehrer auch nicht zu prognostizieren. Er versprach lediglich, dass sich "alle, die auf dem Platz stehen, den Allerwertesten aufreißen werden".

Wenn das jedoch nicht reichen sollte, muss es wieder der zwölfte Mann der Kickers reißen. Mit 20 000 Zuschauern rechnet der Technische Direktor Klaus Gerster am Sonntag. "Die Luft wird brennen", sagte er, ob dieser Aussichten. Allerdings werden auch rund 3000 Anhänger aus Cottbus ihren stimmungsvollen Beitrag zu dem Fußball-Fest beitragen. Denn für die Lausitzer geht es auch noch um einiges. Sie können mit einem Sieg einen weiteren Schritt in Richtung Aufstieg tun. Zu verschenken hat die Mannschaft von Trainer Eduard Geyer also nichts. Sie hätte sicherlich keine Probleme damit, auf dem Weg in die Ersten Bundesliga einen Konkurrenten in die Regionalliga, den Abgrund zu befördern. Aber Hilfe erwarten die Offenbacher ohnehin von ganz anderer Seite: den Gegnern vom FC St. Pauli, dem 1. FC Köln und RW Oberhausen, und von Tennis Borussia Berlin, dem 1.FC Nürnberg und dem Chemnitzer FC, drücken sie die Daumen. Allerdings bringt das nur etwas, wenn sie selbst ihre Spiele gewinnen.

Peter Neururer bleibt, Oliver Roth hört auf

Manche Probleme lösen sich von selbst. So wie bei den Offenbacher Kickers. Zwei Personalentscheidungen wurden jetzt beim Zweitligisten getroffen, ohne dass das Management sie hätte beeinflussen können. Trainer Peter Neururer und sein Assistent Werner Kasper nahmen die Option wahr und verlängerten ihre Verträge mit dem Verein quasi in Eigenregie. Und Oliver Roth kündigte trotz eines Angebots der Kickers an, sich vom zeitraubenden Leistungssport zu verabschieden und nur noch spaßeshalber Fußball spielen zu wollen. Das gab der Technische Direktor Klaus Gerster bekannt.

Mit einem klaren Bekenntnis zum bisherigen Trainergespann wischte der Manager aufkommende Spekulationen vom Tisch, der Klub wolle nicht mehr mit den Beiden zusammenarbeiten. "Wir werden mit ihnen in die kommende Runde gehen", erklärte er. Das war zuletzt nicht unbedingt klar. Zu Irritationen kam es, als sich Gerster nicht sonderlich erfreut über die Nachricht zeigte, dass die beiden Fußball-Lehrer weiterhin auf dem Bieberer Berg arbeiten wollten. Nun räumte er auch ein, etwas überrascht über den Entschluss von Neururer und Kasper gewesen zu sein, sich bedingungslos an den OFC zu binden. Dafür machte Gerster Aussagen von Neururer verantwortlich, der sich zuvor nur so geäußert habe, dass er sich nur dann zur Verfügung stellen wolle, wenn der direkte Wiederaufstieg angestrebt werden würde. Da diese Entscheidung aber noch aussteht - das Präsidium und der Verwaltungsrat wollen am kommenden Dienstag über dieses Thema beraten - hatte der Technische Direktor noch nicht mit einer solchen Meldung gerechnet. Ob er deswegen anderen Trainern absagen muss, weil er mit ihnen bereits in Verhandlungen stand, darüber verlor er keine Worte.

Um so redseliger war Gerster, was den Abschied von Oliver Roth angeht. Nach viereinhalb Jahren beim OFC soll der Publikumsliebling bei seinem letzten Auftritt am morgigen Sonntag auf dem Bieberer Berg ordentlich verabschiedet werden. Allerdings kündigte Gerster auch an, dass der Torjäger dem Klub nicht ganz verloren gehen wird. "Er wird dem Verein in anderer Form erhalten bleiben", sagte er. Im Marketing-Bereich der Kickers soll Roth zukünftig mitarbeiten. Allerdings muss er dieses Engagement dann mit seinem Beruf an der Börse in Einklang bringen. Was vom Zeitlichen her schwierig werden könnte. Aus diesem Grund tritt er mit dem Fußball kürzer. Angeblich soll er gesagt haben: "Ich spiele nur noch da, wo ich nicht mehr trainieren muss."

(Von Niels Barnhofer, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Do. 18.05.2000

OFC-Trainer Neururer verlängert seinen Vertrag für Regionalliga

Offenbach Noch drei Spiele absolvieren die Offenbacher Kickers in der 2. Bundesliga. Aber an den Klassenerhalt glaubt jetzt niemand mehr. Einen Tag vor dem Auswärtsspiel bei Waldhof Mannheim hat auch das Trainergespann die 2. Liga abgehakt. Trainer Peter Neururer und sein Co-Trainer Werner Kasper haben gestern per Option überraschend ihren Vertrag um ein Jahr für die Regionalliga verlängert. Die finanziellen Bedingungen (schlechter als in der 2. Liga) waren bereits bei Neururers Dienstantritt am 26. Oktober festgelegt worden.

Laut Vertrag müssen Neururer und Kasper ihre einseitige Option für ein weiteres Jahr in der Regionalliga spätestens einen Tag nach dem feststehenden Abstieg ziehen. Bei einer Niederlage in Mannheim am Donnerstagabend könnte der Abstieg schon endgültig besiegelt sein. Solange wollten Neururer und Kasper nicht warten. Sie befürchteten offenbar Terminprobleme bei einem in diesem Fall nötigen Einschreiben und überraschten die OFC-Verantwortlichen gestern mit ihrer Vertragsverlängerung. Bisher war die OFC-Führung davon ausgegangen, dass Neururer nicht in der Regionalliga arbeiten will. Neururer in der Winterpause: "Ich habe noch nie in der Amateurliga gearbeitet und will mich nach oben entwickeln."

Als Manager Klaus Gerster dem Verwaltungsrat am Dienstagabend die beiden Konzepte mit Planzahlen für die neue Saison vorlegte, war Neururers Vertragsverlängerung noch kein Thema. Weil der Verwaltungsrat nicht komplett war, soll der Kurs für die neue Saison am Dienstag in einer gemeinsamen Sitzung mit dem Präsidium bestimmt werden. Sparkurs und Neuaufbau einer jüngeren Mannschaft oder das finanziell riskante Unternehmen Wiederaufstieg? Verwaltungsrats-Vorsitzender Zahn: "Tendenz ist nicht absehbar."

Der Verein steht nun vor dem Problem, dass er einen Trainer für die neue Saison hat, der noch am Dienstag erklärt hatte, er werde nur bei einer "Perspektive für den Wiederaufstieg" in Offenbach arbeiten. Einen Neuaufbau hält der 44-jährige Fußball-Lehrer in Offenbach für unmöglich. "Das nimmt in Offenbach niemand an. Und wenn die Kickers mit der A-Jugend spielen, müssen sie bei diesem Umfeld, bei diesem Publikum oben mitspielen. Der Verein muss sich fragen, will man den leichten oder schweren Weg gehen?" Ein Neuaufbau scheint für Neururer ausgeschlossen, weil bis auf Curko, Binz, Dietmar und Oliver Roth (haben neue Angebote erhalten), Gaißmayer und Bundea alle Spieler gültige Verträge für die Regionalliga besitzen. "Verträge sind nicht die Sache von Herrn Neururer. Das geht ihn nichts an", entgegnet Manager Gerster. Der Verein will sich offenbar trotz bestehender Verträge von Spielern trennen. "Wir können nur das tun, was wir uns leisten können", sagt Gerster.

Offenbar klaffen Vorstellungen und Ansprüche von Verein und Trainer erheblich auseinander. Es hat den Anschein, als sei man von Vereinsseite über Neururers Vertragsverlängerung nicht unbedingt glücklich.

Nach seiner Vertragsverlängerung will Neururer auch in Mannheim in die Offensive gehen. Im 16. Versuch liebäugelt Neururer zwar mit drei Spitzen (Gaißmayer, Vladoiu und Becker) und dem ersten Auswärtssieg. Aber wahrscheinlich wird zunächst Maier das Mittelfeld verstärken. Fehlen wird Dama (Rippenverletzung). Das Risiko: Mit Schmidt, Vladoiu, Bundea und Becker sollen vier angeschlagene Spieler beginnen. "Wir wollen unsere Minimalchance mit drei Siegen nutzen. Dazu besteht nur der Weg nach vorne", sagt Neururer. "Wir werden alle Möglichkeiten ausschöpfen.

(Von Jochen Koch, OFFENBACH-POST)

 
News vom Do. 18.05.2000

Keine Chance den Nostalgikern

OFC sucht heute letzte Chance in Mannheim und denkt doch schon leise an die Regionalliga

Was haben sie bei den Offenbacher Kickers in den vergangenen Jahren für einen Spaß gehabt. Jetzt, da die Freude am Kicken etwas nachlässt, werden die Erinnerungen wieder wach. An die Reisen nach Burghausen, auf die längste Festung Deutschlands, nach Pfullendorf, dem kleinen Städtchen ohne Autobahnanschluss, oder nach Weißmain, wo die Mannschaftssitzung in einer Kneipe öffentlich abgehalten werden müssen. Unvergessen auch die Auftritte im Battenberger Entenpark, wo sich die Spieler erst ihren Weg durch die Zuschauer auf das Spielfeld bahnen mussten, oder die Partie gegen Buchonia Flieden, als sich die Gäste nach der 0:6-Schlappe mit der Welle vor dem OFC-Fanblock feiern ließen.

Solche Gedanken könnten einem beinahe den möglichen Abgang aus der Zweiten Bundesliga schmackhaft machen. Nur an Peter Neururer gehen diese Überlegungen vorbei. Der Kickers-Trainer zog es vor, daran zu erinnern, dass das scheinbar Unvermeidbare durchaus noch verhindert werden kann. Mit einem Sieg beim SV Waldhof Mannheim am heutigen Donnerstag würden die Offenbacher ihre Minimalchance im Kampf um den Klassenerhalt noch wahren.

An einen positiven Ausgang der Saison zu glauben, fällt jedoch schwer. Die Ergebnisse der vergangenen Tage sind auch an den Spielern nicht spurlos vorbeigegangen. "Ich würde lügen, wenn ich behaupte, die Mannschaft hätte das alles so einfach vom Tisch gefegt", gibt Neururer zu. "Das ist ganz klar, dass Mannheim den psychologischen Vorteil auf seiner Seite hat." Doch mit Angst oder gar Verzweiflung will der Fußballlehrer die Gemütslage seiner Kicker nicht übersetzt wissen. Vielmehr hofft er, dass sie eine "positive Spannung" dadurch aufbauen. Die soll sich wiederum in einem Angriffswirbel entladen.

Das ist zwar etwas, was die Kickers in dieser Saison ziemlich selten entfacht haben, doch sind sie diesmal gezwungen, alles nach vorne zu werfen. "Wir müssen volles Risiko gehen, das ist überhaupt keine Frage", sagt Neururer. Von daher ist es auch nur konsequent, dass er mit drei Spitzen liebäugelt. Obwohl die Offenbacher unter seiner Leitung noch nie zu dieser Maßnahme griffen, hält er Bedenken bezüglich dieser Variante für unbegründet. Im Training habe man diese Formation geübt und außerdem könne so die Viererkette der Mannheimer am ehesten in Verlegenheit gebracht werden. Für Schwierigkeiten sollen Ion Vladoiu, Matthias Becker und Holger Gaißmayer sorgen.

Das heißt, Oliver Roth würde nicht zur ersten Wahl gehören. Aus taktischen Überlegungen. Ansonsten erfreut sich der Mittelstürmer nämlich neuer Wertschätzung am Bieberer Berg. Der OFC hat ihm ein neues Angebot unterbreitet. Eines, das ihn sowohl als Spieler als auch als Mitarbeiter der Marketingabteilung an den Verein binden würde. Mit einer Entscheidung rechnet der Technische Direktor, Klaus Gerster, schon in Kürze. Dagegen kennt der Manager bereits die Meinung der Verwaltungsräte, welchen Weg sie in der Regionalliga einschlagen würden. Ob sie für den Neubeginn oder den direkten Wiederaufstieg votierten, erklärte der Manager zur Geheimsache. Jedoch gilt es als sicher, dass sich auch in diesem Gremium Nostalgiker befinden, die sich an die Zeiten in unteren Klassen gerne zurückerinnern.

(Von Niels Barnhofer, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Do. 18.05.2000

"Neun Punkte gilt es zu holen" - Die letzte Predigt von OFC-Trainer Neururer?

Offenbach. "Ein Punkt wäre zu wenig", lautet die Marschroute von Peter Neururer, Trainer der Offenbacher Kickers, vor dem heutigen Südwest-Derby beim SV Waldhof. Tatsächlich könnte der OFC nur mit einem Sieg die letzten Chancen auf den Verbleib in der zweiten Fußball-Bundesliga wahren. Bei einer Niederlage wäre der Abstieg nahezu perfekt. "Neun Punkte gilt es zu holen", predigt Neururer. Bei der Auswärtsschwäche seines Teams - als einziger Club der Liga bislang ohne Sieg auf fremdem Terrain - ein nahezu hoffnungsloses Unterfangen.

Deshalb plant Neururer, der mit seinen Schützlingen gestern ein Kurz-Trainingslager in Ludwigshafen bezog, seine Anfangself erneut umzubauen. Mehr Offensivkraft soll das Wechselspiel erzeugen. De facto bedeutet dies die Aufstellung von drei Spitzen (Vladoiu, Gaißmayer, Becker) plus einem Mittelfeldspieler mit Vorwärtsdrang direkt hinter den Spitzen (Bundea). Gefährdet ist der Einsatz von Dama auf der linken Außenbahn, der OFC-Youngster zog sich am Wochenende beim 0:1 in Gladbach eine Zerrung der Muskeln im Rippen- bzw. Bauchbereich zu. Als Ersatz würde Sohler ins Team rücken. Eine Schonfrist nach zuletzt sechs Spielen von Beginn an bekommt Defensiv-Routinier Dietmar Roth. Für ihn wird Dolzer auflaufen.

Auch Stürmer Oliver Roth muss zunächst auf der Bank Platz nehmen. "Gegen die groß gewachsene Waldhof-Abwehr können wir nur am Boden gewinnen", sieht Neururer den 1,90-m-Mann Roth gegenüber seinen Offensivkollegen im technischen Bereich benachteiligt. Dennoch wurde dem 32-Jährigen während der Woche ein neues Vertragsangebot vorgelegt, das neben dem sportlichen Aspekt vorsieht, Roth im administrativen Bereich der Kickers einzubinden. Ursprünglich wollte der Börsenmakler am Saisonende seine Karriere beenden.

Offenbach plant schon verstärkt für die Regionalliga, wobei dann Curko nicht mehr das Tor des OFC hüten wird. Der Wechsel des Keepers zum Bundesliga-Absteiger Arminia Bielefeld scheint beschlossene Sache. Ersatz könnte Thier von Regionalligist Borussia Fulda sein. Manager Gerster verhandelte bereits mit dem 32-Jährigen, der zuletzt ein Probetraining beim VfB Stuttgart absolvierte.

Neben dem OFC zählen noch fünf Teams zum Kreis der Abstiegskandidaten. Wobei der FSV Mainz nach seinem 1:0-Sieg beim VfL Bochum, Greuther Fürth und der Chemnitzer FC mit 39 Punkten bereits fünf Zähler Vorsprung auf Abstiegsrang 15 haben, den die Stuttgarter Kickers einnehmen. Die letzte Hoffnung der Mannschaft von Trainer Stepanovic nach zwei Niederlagen ist nun ein Sieg in Chemnitz.

(Von ?, FRANKFURTER NEUE PRESSE)

 
News vom Do. 18.05.2000

"Ein Abend, bei dem die Post ab geht"

SV Waldhof heute gegen Offenbach - Fan-Beauftragte aktiv

MANNHEIM (ier). "Wir tun das Menschenmögliche." Walter Pradt, Fan-Beauftrager des Fußball-Zweitligisten SV Waldhof, ist guter Dinge, Krawalle, wie sie sich vor gut einem Jahr auf dem Bieberer Berg ereignet haben, heute (19 Uhr) im Carl-Benz-Stadion beim Spiel gegen Kickers Offenbach verhindern zu können. Damals, noch zu Regionalliga-Zeiten, hatten so genannte Fans Teile der Tribünen in Kleinholz zerlegt und sich wüste Schlägereien geliefert. Damit sich solche Szenen in Mannheim nicht wiederholen, haben sich die Fan-Beauftragten beider Klubs bereits vor Wochen zusammen gesetzt und Sicherheitskonzepte erarbeitet. "Damit können wir aber nur die ansprechen, die sich als Fans zu erkennen geben", weiß Pradt, dass ein Restrisiko bleibt.

Übeltäter sollen auf Video gebannt werden, 16 Stadionverbote hat der SVW bisher ausgesprochen. Ein verstärktes Aufgebot von Polizei- und Ordnungskräften soll die Anhänger beider Vereine im Vorfeld trennen, damit die Hauptsache dieses Abends - der Fußball - nicht zur Nebensache wird. "So was darf sich nicht mehr wiederholen", blickt Waldhof-Trainer Uwe Rapolder mit Grausen auf die damaligen Ereignisse zurück. "Es ist ganz wichtig, dass außerhalb des Spiels Ruhe und Frieden herrscht." Sportliche Brisanz verleiht dem Duell der Aufsteiger die Abstiegsnot der Kickers, "die jeden Punkt brauchen, um die Liga halten zu können", so Rapolder. Zwar wünscht er sich auch in der kommenden Runde wieder Derbys gegen Offenbach, zu verschenken habe der Waldhof aber nichts: "Wir müssen die zwei Punkte holen, die uns theoretisch zum Klassenerhalt fehlen." Richten soll's die Elf von Cottbus, an der Rapolder trotz der Rückkehr der gesperrten Rehm und Pasieka fest hält. Den erwarteten 12.000 Zuschauern prophezeit er "einen Fußballabend, bei dem die Post ab geht". Wie der SVW gestern informierte, wird die Fanworld-Merchandising GmbH, Drensteinfurt, in Kooperation mit Adidas (Schuhe) und Uhlsport (Bälle, Torwartkleidung) für die nächsten drei Jahre Ausrüster des Klubs.

(Von ?, RP-ONLINE)

 
News vom Do. 18.05.2000

Waldhof hat nichts zu verschenken

Waldhof hat nichts zu verschenken Mannheim. Ohne Rücksicht auf die sportliche Situation seines Gegners wird der SV Waldhof heute um 19 Uhr im Carl-Benz-Stadion gegen die Offenbacher Kickers voll auf Sieg spielen. Sollte danach der Abstieg der Hessen, die von mehreren Tausend Anhängern begleitet werden, besiegelt sein, so werden schwere Ausschreitungen befürchtet. Gestern gab es deshalb noch einmal ein Gespräch zwischen Verein und Polizei, um Gegenmaßnahmen detailiert festzulegen. Trainer Uwe Rapolder fordert, das Thema Randale nicht zu hoch zu hängen, um Gewalttätern keine Bühne zu geben und Freunde des Fußballspiels nicht völlig zu verschrecken: "Es liegt an den Ordnungskräften, durch Präventivmaßnahmen das Gefahrenpotenzial zu minimieren."

(Von ?, MANNHEIMER MORGEN)

 
News vom Mi. 17.05.2000

Langsam reift bei den Offenbacher Kickers die Erkenntnis

Präsidium und Verwaltungsrat tagen / Gerster knüpft weiteres Engagement an Bedingung / Konzept für Regionalliga fehlt

Vom FSV Mainz 05 hatten die Offenbacher Kickers keine Unterstützung zu erwarten. Bei einer gut nachbarschaftlichen Rivalität gehört es sich halt so, dem Lokalkonkurrenten jegliche Art von Hilfe zu verweigern. Und daran haben sich die Fußballer aus der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt gehalten. Mit dem 1:0-Sieg beim VfL Bochum raubten sie den Hessen ein großes Stück der ohnehin schon kargen Hoffnung auf den Klassenerhalt. Der Rückstand des OFC auf die Teams auf den rettenden Plätzen wuchs auf sechs Punkte an. Zudem müssen die Kickers mit dem Manko leben, das bei weitem schlechteste Torverhältnis der abstiegsbedrohten Mannschaften aufzuweisen. In der Summe ergibt das ein Defizit, das in nur drei Spielen wohl kaum aufzuholen ist. Selbst der Technische Direktor Klaus Gerster musste erkennen: "Die Schlinge zieht sich immer mehr zu."

Lediglich eine winzig kleine theoretische Chance bleibt den Kickers noch auf den Klassenerhalt. Solange die besteht, wollen sie sich natürlich nicht aufgeben. Doch bedingungslos an diese eine Möglichkeit klammern sie sich nun nicht mehr. Endlich haben es vor allen Dingen die Entscheidungsträger erkannt, sich auch mit dem mehr als wahrscheinlichen Abgang auseinander zu setzen. Am gestrigen Dienstag trafen sich die Mitglieder des Verwaltungsrates, um sich über Zukunftspläne auszutauschen. Für den kommenden Dienstag ist eine Präsidiumssitzung anberaumt, in der - sollte dann bereits eine Entscheidung im Abstiegskampf gefallen sein - die Weichen für die Regionalliga gestellt werden.

Dabei wird es in erster Linie um Personalentscheidungen gehen. Die Frage, welche Leute aus den Führungsgremien sich auch weiterhin für ein Amt zur Verfügung stellen, muss geklärt werden. Das ist zumindest Gersters Anliegen. Spekulationen über möglicherweise im Raum stehende Rücktritte wollte der starke Mann damit natürlich nicht schüren. Irgendwelchen Entscheidungen von anderen Leuten könne er auch gar nicht vorgreifen. Die Äußerungen seien einzig auf seine Person zu beziehen. Denn der Manager hat sein weiteres Engagement eindeutig von der Besetzung des Vorstands abhängig gemacht. "Nur wenn alle bisherigen Amtsinhaber ihre Bereitschaft zum Weitermachen signalisieren, sehe ich auch eine Basis für eine weitere Zusammenarbeit", sagt Gerster.

Der nächste Schritt sei dann, einen Konsens über die Zielsetzung für die kommende Spielzeit zu erzielen. "Entweder wir streben einen kompletten Neubeginn oder den direkten Wiederaufstieg an", erklärt der Technische Direktor. Welche Variante er bevorzugt, sagt er nicht. "Beide haben ihren Reiz." Und beide sind mit viel Arbeit verbunden. Zwar hält sich Gerster auch darüber bedeckt, mit welchen Spielern er derzeit verhandelt, doch kann davon ausgegangen werden, dass die Fluktuation im Kader der Kickers relativ groß sein wird - obgleich viele Verträge auch in der Regionalliga Gültigkeit besitzen sollen. "Wir werden mit jedem Spieler nochmals reden", kündigt Gerster diesbezüglich an.

(Von Niels Barnhofer, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Mi. 17.05.2000

Neuaufbau oder sofortiger Wiederaufstieg

Offenbach Am Montagabend um 22 Uhr sind die Chancen und Hoffnungen der Offenbacher Kickers auf den Klassenerhalt auf den Nullpunkt gesunken. "Unglaublich", kommentierte OFC-Trainer Peter Neururer den 1:0-Sieg der Mainzer in Bochum, wo die Kickers noch vor zwei Wochen mit 1:6 untergegangen waren. Damit ist klar: Wenn die vor den Kickers platzierten Vereine nur ein Spiel gewinnen, sind sie von den Offenbachern selbst bei drei eigenen Siegen mit 41 Punkten nicht einzuholen.

Natürlich wollen die Kickers ihre letzte rechnerische Chance (Manager Gerster: "41 Punkte sind möglich, sechs Vereine vor uns noch nicht soviele") nutzen, doch seit gestern Abend wird für die Regionalliga geplant. Klaus Gerster stellte dem OFC-Verwaltungsrat gestern zwei Konzepte für die neue Saison in der dritten Liga vor.

E Neuaufbau einer jungen Mannschaft mit einem neuen Trainer. Saisonziel wäre dann ein gesicherter Mittelfeldplatz. Der Etat würde zurückgeschraubt werden, auf etwa sechs Millionen Mark. Der Verein müsste sich dann von zahlreichen Spielern trennen, was bei vielen bestehenden Verträgen Probleme bereiten könnte.

E Sofortiger Wiederaufstieg. Für dieses Saisonziel würde Gerster "etwa 80 Prozent der Mannschaft" und wahrscheinlich Trainer Neururer halten. Gehen würden mit Sicherheit Vladoiu, Curko, Gaißmayer. "Wenn ich die Perspektive für den sofortigen Wiederaufstieg sehe, bleibe ich", bekräftigte Neururer gestern nochmals. Das bedeutet, dass der Etat trotz fehlender Fernsehgelder (fünf Millionen Mark) nur um etwa 20 Prozent auf zehn Millionen Mark gekürzt wird. "Eine gewisse Risikobereitschaft ist nötig", sagt Gerster.

Der Manager hat sich selbst noch auf keine Variante festgelegt. "Das müssen Verwaltungsrat und Präsidium gemeinsam entscheiden." Eine Woche nach dem Verwaltungsrat wird das Präsidium mit den Vizepräsidenten Tunn, Kohls, der Augenzeuge der 0:1-Niederlage in Mönchengladbach war, und Schatzmeister Zang, am nächsten Dienstag die Weichen für die OFC-Zukunft stellen. Vorher will auch Gerster nicht entscheiden, ob er eine fünfte Saison für die Kickers arbeiten wird. "Das hängt davon ab, ob das Team mit Präsidium, Sponsor Horst Jung und den Verwaltungsräten Zahn und Kalt zusammenbleibt. Wenn alle gemeinsam weitermachen, stehe ich zur Verfügung."

Gehalten werden sollen in jedem Fall Geschäftsführer Jörg Hambückers, dessen Vertrag ausläuft, und Oliver Roth. Die Kickers haben dem 32-Jährigen Stürmer ein neues Vertragsangebot vorgelegt. Als Spieler und Mitarbeiter für den Verein - gültig für 2. Liga und Regionalliga.

(Von Jochen Koch, OFFENBACH-POST)

 
News vom Mi. 17.05.2000

Gerster denkt an die Zukunft des OFC, Neururer an die eigene

Offenbach will am Donnerstag bei Waldhof den ersten von drei erhofften Siegen zum Klassenerhalt landen

Aus Offenbach berichtet unser Mitarbeiter Klaus M. Donner Wenn die Gegenwart wenig erfreulich und die Zukunft ungewiss ist, hilft oft nur ein Blick in die Vergangenheit: Das gilt derzeit auch für den Drittletzten der Zweiten Liga, Kickers Offenbach, den seit drei Jahren mit Mannheim eine besondere Beziehung verbindet. Vor knapp 36 Monaten ging im Rhein-Neckar-Stadion das Licht aus - und für Kickers Offenbach begann eine neue Ära. Weil eine Sicherung durchbrannte, gab's zwischen Memmingen und Offenbach einen Spielabbruch - beim Stand von 3:2 für Memmingen. Zwei Minuten waren noch zu spielen. Ein Reim wurde gefunden: "Sie kommen nicht vom Neckar, sie kommen nicht vom Rhein; es sind die Saboteure aus Offenbach am Main."

Egal - vier Tage später machten die Kickers alles klar: 2:0 auf neutralem Boden des Gottlieb-Daimler-Stadions in Stuttgart gegen den FCM. Aufstieg in die Regionalliga; zwei Jahre später gelang der große Sprung: Rückkehr in den bezahlten Fußball nach zehn langen Jahren Amateurstatus. Und dorthin scheint der Weg wieder zu führen, auch wenn die zu gründende dritte Liga nur von den Verbands- Funktionären als Amateurliga geführt wird. Sollten die Kickers denn absteigen - und wer zweifelt noch daran bei dem mit Abstand schlechtesten Torverhältnis aller Profiklubs" - soll die dritte (Profi-)Liga nur Durchgangsstation sein. Ziel des OFC und seines Managers Klaus Gerster war Profifußball im Stadion am Bieberer Berg im Jahr des hundertjährigen OFC-Bestehens. Das Jubiläum wird 2001 gefeiert.

Soweit will Daueroptimist Gerster aber noch nicht denken, im offiziellen Sprachgebrauch gibt er die zweite Liga noch nicht verloren. "Wir müssen in Mannheim von der ersten Sekunde an auf Sieg spiel-en." Klingt gut, denn aus den verbleibenden drei Spielen in Mannheim und bei Fortuna Köln sowie daheim gegen Cottbus helfen den Kickers nur drei Siege, soll die letzte Chance auf den Klassenerhalt nicht frühzeitig vorbei sein. Das Problem: Auswärts hat der OFC bisher noch nie gewonnen, wohl aber seine höchsten Saisonniederlagen kassiert. 0:5 bei Energie Cottbus, 1:6 beim VfL Bochum. Und warum soll's ausgerechnet in Mannheim klappen?

"Weil es klappen muss", so Trainer Peter Neururer, der Offenbach bei einem Abstieg wohl verlassen würde. Für einen Neuaufbau in der dritten Liga stünde er nicht zur Verfügung, sagte er, außer: "Ich sehe Perspektiven für eine sofortige Rückkehr in die zweite Liga. Denn mein Name wird mit dem Profifußball verbunden." Und wer beurteilt, ob die Perspektive stimmt? Neururer: "Ich."

Nächsten Dienstag werden die Kickers bei einer Präsidiumssitzung ihren Etat für die Regionalliga festlegen. Er soll bei etwa 7,5 Millionen liegen, für die zweite Liga hätten sie mit etwa 15 Millionen geplant. Nach Gersters Angaben hat der OFC die Vorgaben des DFB für die zweigleisige dritte Liga erfüllt, jetzt müsse nur noch intern entschieden werden "welches Risiko wir gehen wollen und dann werden wir den Etat mit dem Verwaltungsrat festlegen". Gerster wäre nicht der bekannte Optimist, würde er nicht behaupten, dass auch nach Mannheim an die 5000 Kickers-Fans reisen werden. Mit deren Unterstützung soll es klappen, was kaum möglich scheint: Der erste von drei Siegen in Serie. Doch was passiert, wenn die Kickers verlieren, mag sich beim OFC niemand ausmalen. Krawalle scheinen unvermeidlich - die Erinnerung an die schweren Ausschreitungen zwischen Fußball-Fans aus ganz Deutschland während der Partie OFC gegen Waldhof an Christi-Himmelfahrt 1999 sind noch frisch.

(Von Klaus M. Donner, MANNHEIMER MORGEN)

 
News vom Di. 16.05.2000

Von der ersten Sekunde an nur auf Sieg spielen

Offenbach. Eines muss man den Offenbacher Kickers lassen. Langweilig werden sie nie. Nachdem sich für die Kickers in den Jahren 1997, 1998 und 1999 immer erst in Aufstiegsspielen die Zukunft entschieden hat, müssen sie auch im Jahr 2000 Entscheidungsspiele bestreiten. Die drei letzten Punktspiele gegen Waldhof Mannheim (Donnerstag, 19 Uhr), Energie Cottbus und Fortuna Köln sind nichts anderes als drei Endspiele. Jeder weiß: schon ein Unentschieden bedeutet das endgültige Aus in der 2. Liga, stößt die Kickers zurück in die Regionalliga. Und wenn es ganz dumm läuft, könnten sogar drei Siege zu wenig sein.

Fakt ist, dass die Kickers derzeit zu Recht auf einem Abstiegsplatz stehen. Die 0:1-Niederlage in Mönchengladbach war das 15. Auswärtsspiel ohne Sieg. Dazu wurden noch die Heimspiele gegen direkte Konkurrenten wie St. Pauli (0:1), Stuttgarter Kickers (0:4) und Mainz (2:2) "vergeigt".

Natürlich war nicht zu erwarten, dass die Kickers den Bökelberg stürmen. Aber nur eine einzige Konterchance durch Becker war angesichts der prekären Situation eine schwache Ausbeute. Da fehlte es im Spiel nach vorne an der Aggressivität und Willenskraft. "So schießen wir auswärts kein Tor", hat Trainer Neururer die dürftige Vorstellung kritisiert und gelobt Besserung: "Wir werden offensiver ausgerichtet sein." Dabei denkt Neururer an Vladoiu, Bundea und Gaißmayer. Zwei sind angeschlagen, einer statt Hoffnungsträger bisher die große Enttäuschung.

Aber die Aufstellung wird in Mannheim nicht der entscheidende Faktor sein, sondern die richtige Einstellung. Da wird der Auftritt am Donnerstag bei Waldhof Mannheim zur Frage der Ehre. Mit dem Elefantenspiel hat noch keiner den Abstieg verhindert: Bloß nicht den Rüssel hängen lassen. "Wir müssen von der ersten Sekunde an nur auf Sieg spielen", verlangt Klaus Gerster. Seinen Optimismus hat der Manager noch nicht verloren. Er rechnet in Mannheim mit "5000 Fans aus Offenbach." Darunter vielleicht auch das OFC-Präsidium, das sich in den letzten Auswärtsspielen rar gemacht hat. Ruhe vor dem Sturm? Nächsten Dienstag wird auf einer Präsidiumssitzung der Etat für die Regionalliga festgelegt. Die Kickers haben nach Angaben von Gerster die finanziellen Bedingungen des DFB für die neue zweigeteilte Regionalliga erfüllt. "Jetzt müssen wir intern entscheiden, welches Risiko wir eingehen und dann den Etat mit dem Verwaltungsrat festlegen", erklärt Gerster, der sich diese Arbeit am liebsten sparen würde. Zumal er bei Abstieg ein Jahr umsonst gearbeitet hätte. Sollte der OFC doch noch den Klassenerhalt schaffen, würde Gerster als "Erfolgsprämie" 500 000 Mark kassieren.

Solange noch ein Funken Hoffnung besteht, will Gerster auch keine Vertragsgespräche mit Trainer, Spielern oder möglichen Neuzugängen führen. "In den nächsten vier Tagen, gegen Mannheim und Cottbus, kann sich alles entscheiden. Bis dahin werden wir abwarten."

Goran Curko will offenbar nicht mehr warten. Der Kickers-Torwart ist sich mit Arminia Bielefeld einig, wird wohl zum dritten Mal unter Hermann Gerland (nach Nürnberg und Tennis Borussia Berlin) arbeiten. Neben Curko werden auch Dubravko Kolinger (Tennis Borussia?), Stefan Simon und Patrick Dama von Zweitligisten umworben.

(Von Jochen Koch, OFFENBACH-POST)

 
News vom Di. 16.05.2000

Die Konkurrenz muss mithelfen

Zwei Plätze muss Kickers Offenbach gut machen. Noch drei Spieltage stehen ihnen zur Verfügung. Bei drei Siegen würden sie auf 41 Punkten kommen. Theoretisch könnten sie damit bis auf den zehnten Platz vorstoßen. Das setzt jedoch voraus, dass alle vor dem OFC platzierten Teams kaum noch etwas Zählbares zustande bringen würden.

Das Restprogramm:

10. Tennis Borussia Berlin: 40 Punkte, 40:44 Tore; FSV Mainz 05 (A), 1.FC Nürnberg (H), Chemnitzer FC (A).

11. Spvgg. Greuther Fürth: 39, 34:36; Hannover 96 (A), Karlsruher SC (H), Alemannia Aachen (A).

12. Chemnitzer FC: 39, 39:43; Stuttgarter Kickers (H), VfL Bochum (A), Tennis Borussia Berlin (H).

13. FC St. Pauli: 38, 31:35; Cottbus (A), 1.FC Köln (A), RW Oberhausen (H).

14. FSV Mainz 05: 36, 35:35; VfL Bochum (A) (bei Redaktionsschluss noch nicht beendet), TeBe Berlin (H), Borussia Mönchengladbach (A), Mannheim (H).

15. Stuttgarter Kickers: 34, 45:55; Chemnitzer FC (A), Hannover 96 (H), Karlsruher SC (A).

(Von ?, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Sa. 13.05.2000

OFC-Kapitän: Wir punkten in Gladbach

Offenbach (joko) Am Mittwoch hat der Kapitän der Offenbacher Kickers wieder einmal mittrainiert. Nicht sehr lange. "Es geht nicht", musste Lars Schmidt die Übungseinheit wegen zu großer Schmerzen abbrechen. Seit seinem Bänderriss am 24. März gegen St. Pauli fehlt der 34-Jährige im Training. Nur im Training. Für die Spiele schluckt Schmidt Schmerzmittel und wird zusätzlich fitgespritzt. Aussetzen? Der Dirigent im defensiven Mittelfeld ist nicht zu ersetzen. "Das ist eine Extremsituation. Nach der Saison habe ich genug Zeit. Dann wird sich der Fuß irgendwann beruhigen", will Schmidt von einer Pause nichts wissen.

In vier Spielen innerhalb von 13 Tagen entscheidet sich das Schicksal der Kickers. "Drei Siege müssten reichen", glaubt Schmidt und verweist auf die "positive Stimmung in der Mannschaft. Wir sind enger zusammengerückt. Der Sieg gegen Tennis Borussia war ein wichtiger Schritt nach vorne. Plötzlich ist ein Knistern zu spüren. Jeder glaubt an die Chance." Deshalb ist Schmidt fest davon überzeugt: "Wir werden am Sonntag in Mönchengladbach punkten."

Aufbruchstimmung in einer fast schon aufgegebenen Mannschaft? Schmidt spricht aus Erfahrung. "In meiner ersten Saison in Mainz hatten wir fünf Spieltage vor Saisonende sechs Punkte Rückstand und haben uns noch gerettet." Ein Kunststück, das Schmidt wiederholen will. Denn die Regionalliga kann den 34-Jährigen nicht reizen. "Das wäre ein gewaltiger Rückschritt." Den Schmidt aber auch mitgehen würde. "Mein Vertrag gilt auch für die Regionalliga."

Positives Denken ist gefragt. Also: Der Tabellenneunte Kickers Offenbach spielt gegen Borussia Mönchengladbach. Neunter? In der Rückrundentabelle. 17 Punkte aus 13 Spielen bestätigen Neururer. "Wir können gegen jede Mannschaft bestehen", versucht der OFC-Trainer, sein Team vom Erfolgsdruck zu befreien. "Wir haben gegen Mönchengladbach schon im Heimspiel gezeigt, dass wir mithalten können." Die Kickers waren klar besser, mussten aber in der 87. Minute den 1:1-Ausgleich durch den zehn Sekunden vorher eingewechselten Korzynietz einstecken. Ein für die Kickers symptomatisches Tor. Nach einer Standardsituation. Durch die Kopfballstärke von Arie van Lent (17 Tore) sind die Gladbacher bei Freistößen und Eckbällen brandgefährlich. Mit konsequenter Manndeckung will Neururer die Gladbacher Stürmer Ketelaer (Dietmar Roth), van Lent (Kolinger) und Korzynietz (Simon) ausschalten. Die Lücken soll mit Dolzer (für den gesperrten Binz) ein schneller Libero schließen. Der kopfballstarke Michael Köpper blieb beim Lauftraining im Wald an einer Wurzel hängen - Kapsel- und Bänderverletzung zwingen zur Pause. Oliver Roth spielt von Beginn, Ion Vladoiu muss wegen seiner Muskelproblemen passen. Noch nicht geklärt ist die Torhüterfrage, die aber Neururer "überhaupt keine Sorgen" bereitet. Goran Curko trainiert nach dreiwöchiger Pause wieder. Neururer: "Wenn er absolut keine Beschwerden mehr hat, wird er spielen."

(Von Jochen Koch, OFFENBACH-POST)

 
News vom Sa. 13.05.2000

Mund abwischen, Kickers putzen

Mönchengladbach Die Mönchengladbacher Borussia will keine Gedanken mehr an den 1:2-Dämpfer bei Waldhof Mannheim verschwenden. Nach der ersten Niederlage seit 19 Spielen gibt Kapitän Michael Frontzeck die Richtung vor: "Mund abwischen, Haken machen und Offenbach putzen".

Nach den Worten von Trainer Hans Meyer muss man fast annehmen, dass die Niederlage ins Konzept passte: "Vielleicht spielen wir nach dem Ende der Serie jetzt lockerer." Meyer hatte den Rekord von Gladbachs Trainerlegende Hennes Weisweiler aus den goldenen Siebzigern gebrochen.

Nun wissen die Borussen dass sie nachlegen müssen, um zu schaffen, was nach den vier Niederlagen zum Saisonstart unmöglich schien: Den direkten Wiederaufstieg in die Fußball-Bundesliga. "Mit Siegen gegen Offenbach und Mainz, sowie einen Punkt bei Fortuna Köln und im Endspiel in Nürnberg können wir es klarmachen", rechnet Meyers vor.

Gespannt darf man sein, ob der Coach auch gegen den OFC mit Michael Frontzeck in der Viererkette beginnt. In Cottbus und Bochum wählte Meyer eine offensivere Variante. Die Vierer- funktionierte er zur Dreier-Kette um und baute Marcel Witeczek als Teilzeit-Offensivkraft auf der linken Abwehrseite ein. Der Kroate Zejlko Sopic organisierte das Mittelfeld. "Wenn wir das Spiel machen müssen, verspreche ich mir von dieser Variante mehr."

(Von Boris Inanici, OFFENBACH-POST)

 
News vom Fr. 12.05.2000

Kickers ohne Angst auf den Bökelberg?

Offenbach (joko) Gestern Nacht schreckte Peter Neururer wieder einmal aus dem Schlaf auf. Zahlen schwirrten dem Trainer der Offenbacher Kickers durch den Kopf. "Das passiert immer wieder, dass ich aufwache und das Restprogramm von uns und den anderen gefährdeten Mannschaften durchrechne." Was in Neururers schlaflosen Nächten unter dem Strich herauskommt, will der OFC-Trainer lieber für sich behalten. "Die meisten Rechnungen gehen doch nicht auf. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass Chemnitz in Aachen gewinnt? Schon ist die Rechnung kaputt. Kaum jemand glaubt auch, dass wir in Mönchengladbach gewinnen, also wieder eine Rechnung kaputt." Von Albträumen keine Spur.

Dabei ist die Situation ziemlich verzwickt. Natürlich müssten die Kickers jetzt endlich, im 15. Versuch, ihren ersten Auswärtssieg in dieser Saison landen. Aber ausgerechnet beim Bundesliga-Absteiger Borussia Mönchengladbach, der in den letzten 20 Spielen nur einmal (am Mittwoch in Mannheim) verloren hat? Auf dem Bökelberg wären alle anderen Zweitligisten schon mit einem Unentschieden hochzufrieden. Also versucht Neururer, den Erfolgsdruck von seiner Mannschaft zu nehmen. Das hört sich dann so an:

"Wir sind totaler Außenseiter." - "In Gladbach geht es um Extrabonuspunkte." - "Wir wollen in unserer Situation nicht über Ängste sprechen." - "Wir müssen vor allen Dingen die ersten 10 Minuten gut überstehen." - "Auch Mönchengladbach steht unter Druck. Abwarten, aus welchem Druck sich mehr Energien entwickeln."

Sehr eifrig bemüht sich Neururer, die Bedeutung dieser Partie herunterzuspielen. Nur ja nichts sagen, was die Mönchengladbacher zusätzlich motivieren könnte. Schließlich sind die Borussen ebenso zum Erfolg verdammt wie der OFC. Sieben Mannschaften kämpfen noch um zwei Aufstiegsplätze. Zum dritten Mal haben die Mönchengladbacher in Mannheim die Chance verpasst, einen dieser Plätze zu belegen. Da wird man schnell nervös und ungeduldig. Jeder weitere Ausrutscher könnte das Ende der Bundesligaträume bedeuten. Für beide Mannschaften.

Alles eine Frage der Nerven. Wer hält diesem Druck besser stand? Die Mönchengladbacher werden wie in der ganzen Saison mit drei Spitzen stürmen. Klar ist, je länger die Kickers ohne Gegentor bleiben, umso größer werden die Konterchancen. Auf keinen Fall wollen die Gäste sich selbst auskontern lassen. "Die Gladbacher können mit ihren schnellen Spielern wie Ketelaer und Korzynietz perfekt kontern", warnt Neururer vor übertriebener Offensive. "Es ist noch nicht die Situation, dass wir alles oder nichts spielen müssen", wäre Neururer schon mit einem Unentschieden zufrieden.

Schließlich sei das Kapitel 2. Bundesliga auch bei einer Niederlage noch nicht beendet. "Dann", so Neururer, "dann müssen wir eben die letzten drei Spiele gewinnen."

(Von Jochen Koch, OFFENBACH-POST)

 
News vom Fr. 12.05.2000

Erfolgreicher Ausflug nach Mannheim?

Offenbach (joko) Freudig begrüßt von den Mönchengladbacher Fans und schadenfroh verabschiedet von den Mannheimer Anhängern ("Absteiger"). Ohne Zwischenfälle verlief der Ausflug der kompletten OFC-Mannschaft am Mittwoch zum 2. Liga-Spiel Mannheim - Mönchengladbach. Der Kickers-Tross war mit dem Mannschaftsbus angereist - und zehn Minuten vor Abpfiff ohne Problem abgereist. "Als Aufsteiger kennen meine Spieler die 2. Liga nicht so genau. Deshalb haben wir diesen Ausflug unternommen", hofft Trainer Neururer, dass der Anschauungsunterricht "Erfolg hat". Auch wenn die Aussicht direkt vor dem Zaun nicht die beste war. Immerhin waren es Freikarten.

(Von Jochen Koch, OFFENBACH-POST)

 
News vom Do. 11.05.2000

Kickers gehen die Spieler aus: Zehn Verletzte

Offenbach (joko) Noch führen die "Gesunden" mit 12:10 gegen die "Patienten". Gemeint ist das Verhältnis zwischen gesunden und verletzten Spielern der Offenbacher Kickers. Seit Wochen werden einige Spieler von Blessuren geplagt, doch selten war die Personalsituation so angespannt, wie jetzt vor den vier Endspielen.

Bei zehn Offenbacher Spielern ist der Einsatz am Sonntag bei Borussia Mönchengladbach (wegen Live-Übertragung in "premiere world" bereits um 14.45 Uhr) unmöglich oder zumindest sehr gefährdet. Wenn Dauer-Optimist Peter Neururer schon sagt, "es sieht nicht so gut aus", kann man sich vorstellen, dass Mannschaftsarzt Dr. Banzer und die Physiotherapeuten alle Hände voll zu tun haben.

Einsatz unmöglich: Manfred Binz (gesperrt, Außenbanddehnung), Marco Grevelhörster (Bandscheibenvorfall).

Einsatz unwahrscheinlich: Ion Vladoiu (Muskelfaserriss), Zeno Bundea (Leistenverletzung)

Einsatz fraglich: Goran Curko (nach dreiwöchiger Pause seit gestern wieder im Training), Lars Schmidt (Fußentzündung), Dietmar Roth (Nackenwirbelprobleme), Oliver Roth (Schienbeinprellung), Stefan Dolzer (Kniekehlenverletzung), Holger Gaißmayer (Hüftverletzung).

Fragen nach der Aufstellung erübrigen sich derzeit. Sicher ist nur, dass Dolzer (wenn er bis Sonntag fit ist) den gesperrten Binz ersetzen soll. Im Mittelfeld wird Neururer durch Bundeas Ausfall sicher die defensivere Variante mit Köpper oder Dworschak bevorzugen.

Seinen derzeit ausgedünnten Kader könnte der Trainer problemlos auffüllen. "Jeden Tag kommen 30 Anfragen für ein Probetraining. Wird aber alles abgelehnt", verlangt Neururer volle Konzentration auf die Serie von vier Endspielen.

Deshalb will der Trainer auch Gerüchte aus Karlsruhe, KSC-Torjäger Rainer Krieg habe ein Angebot aus Offenbach vorliegen, nicht kommentieren. "Ich habe mit ihm nicht gesprochen", sagt Neururer, dessen Vorgänger Hans-Jürgen Boysen seinen Vertrag beim FC Augsburg gestern um zwei Jahre bis 2002 verlängert hat.

(Von Jochen Koch, OFFENBACH-POST)

 
News vom Mi. 10.05.2000

Will, dass sie uns bei Waldhof beschimpfen

Offenbach (bam) Peter Neururer, Motivationskünstler und ein Mann für besondere Aktionen? Vier Spieltage vor Saisonende will der OFC-Trainer die (letzten) Lebensgeister des Zweitliga-Sechzehnten wecken. Deswegen geht's heute nach Mannheim, dort spielt der SV Waldhof gegen Borussia Mönchengladbach (19 Uhr).

Fußball-Anschauungsunterricht beim (fast) gesicherten Mitaufsteiger Mannheim und Aufstiegskandidaten Gladbach? Auch das. Aber mehr noch: Neururer will, dass "sie uns in Mannheim beschimpfen". Damit die OFC-Spieler im Carl-Benz-Stadion auch ja erkannt werden, gilt die Vorgabe: Einheitskleidung und Klubanzug.

Die Offenbacher wollen provozieren - Fans und beide Teams. Deswegen reisen sie demonstrativ mit dem Mannschaftsbus an. Ziel der Attacke im Carl-Benz-Stadion: Identität stärken, Zusammenhalt fördern, "positive" Aggressivität wecken. Mönchengladbach am Sonntag und Mannheim am Donnerstag (18.) sind die nächsten Gegner der Offenbacher. Beide Teams leben von ihrer Spielstärke, die Kickers von ihrer Willenskraft. Und eben die versucht Neururer weiter zu wecken.

Beim 1. FC Köln, einer Station in seiner Trainervergangenheit, legte er es auch schon einmal darauf an, die Willenskraft zu fördern. Im Sommer-Trainingslager schickte Neururer bei einem Test erbarmungslos die Spieler mit Medizinbällen unter den Armen auf die Stadionrunde. Motto: Wer fallen lässt, verliert. Andere Trainertricks wie der Lauf über heiße Kohlen und Glasscherben (wie ihn Trainerkollege Christoph Daum in Leverkusen erfolgreich praktizierte), will Neururer nicht kopieren.

Damit bei den Kickers am Saisonende kein Scherbenhaufen, sondern der Klassenerhalt wartet, sollen sich die OFC-Spieler auch im Training auf die Füße treten. Physiologisch vielleicht fragwürdig, wie Neururer bekennt, aber psychologisch seiner Meinung nach sinnvoll: Intensives Zweikampftraining, das Spiel Mann gegen Mann. "Daran haben die Spieler Spaß und sehen: Der Alte gibt Gas und uns nicht auf."

Solche Trainingsinhalte können auch schon mal zur Eskalation führen - wie zuletzt beim sonst eher ruhigen Manfred Binz. "Es flogen die Funken", der Libero regte sich über eine Trainerentscheidung auf, kassierte "als bewusste Reaktion meinerseits" (Neururer) einen Anpfiff vor versammelter Mannschaft. Für Neururer kein Problem, wenn's denn hilft, die Spieler scharf zu machen.

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Di. 09.05.2000

Fast unlösbare Aufgabe für OFC

Offenbach (joko). Es wird weiter gerechnet. Drei aus vier, so lautet die Erfolgsformel der Offenbacher Kickers, die sich mit drei Siegen in den letzten vier Spielen der 2. Bundesliga noch retten wollen. Aber nicht nur die Kickers stellen Hochrechnungen auf. Fünf Vereine kämpfen um drei Rettungs- und gegen zwei Abstiegsplätze. Zwischen Platz 16 und Rang 12 wird gezittert.

Eine schlechte Ausgangsposition haben die Offenbacher mit nur noch einem Heimspiel und drei Auswärtspartien. Die Kickers müssen wegen des mit Abstand schlechtesten Torverhältnisses (-19) mindestens vier Zähler mehr holen als die mitbedrohten Vereine. Wenn die Konkurrenten "nur" ihre Heimspiele gewinnen, sind die Kickers fast chancenlos.

Mit Karlsruhe (23 Punkte) und Fortuna Köln (26) stehen zwei der vier Absteiger fest. In Köln hat der Wiener Hans Krankl nach nur 117 Tagen auf dem Trainerstuhl das Handtuch geworfen. Es war der 13. Trainerwechsel in dieser Saison. In den letzten vier Spielen wird Assistenztrainer Slavko Kovacic den Zweitligisten betreuen.

Letzte Saison rettete sich Fortuna Köln am letzten Spieltag mit 40 Punkten. Diese Punktzahl wird diese Saison kaum reichen. "Bester" Absteiger der 2. Bundesliga war Chemnitz. Die Sachsen mussten 1996 mit 42 Punkten in die Regionalliga zurück.

Die restlichen Spiele der fünf Abstiegskandidaten:

FSV Mainz (12./36 Punkte): Bochum (A), TeBe Berlin (H), Mönchengladbach (A), Mannheim (H)

Chemnitzer FC (13./36): Greuther Fürth (A), Stuttgarter Kickers (H), Bochum (A), TeBe Berlin (H)

FC St. Pauli (14./35): Aachen (H), Cottbus (A), 1. FC Köln (A), Oberhausen (H)

Stuttgarter Kickers (15./34): Nürnberg (H), Chemnitz (A), Hannover (H), Karlsruhe (A)

Kickers Offenbach (16./32): Mönchengladbach (A), Mannheim (A), Cottbus (H), Fortuna Köln (A)

(Von Jochen Koch, OFFENBACH-POST)

 
News vom Sa. 06.05.2000

Lieber fünf hässliche als ein schönes Tor

Offenbach. Brauchen die Offenbacher Kickers vier Siege aus fünf Spielen? Oder reichen vielleicht 10 Punkte. Oder ist das Torverhältnis der entscheidende Faktor? "Die ganze Rechnerei bringt nichts", sagt Stefan Simon. "Wir dürfen nur von Spiel zu Spiel denken." Also die ganze Konzentration auf das Heimspiel am Sonntag (15.00 Uhr) gegen Tennis Borussia Berlin richten. "Die Lage ist nicht hoffnungslos. Natürlich müssen wir gewinnen. Sonst sind unsere Chancen endgültig bei Null", sagt der Offenbacher Mittelfeldspieler, der für Trainer Peter Neururer "ein absoluter Leistungsträger ist".

Gemeinsam mit Dama hatte Simon in seinen bisherigen 21 Saisonspielen die linke Seite sicher im Griff. Beide haben Anfragen von anderen Zweitligisten vorliegen. Allerdings stehen sie bis 2001 in Offenbach unter Vertrag. "Wenn wir den Klassenerhalt schaffen, bleibe ich sowieso. Wenn nicht, muss man sehen, was der Verein an Ablösesumme verlangt", schiebt Simon das Thema Vereinswechsel noch beiseite. "Eigentlich müsste Simon längst in der Bundesliga spielen. Irgendwas ist da wohl schief gelaufen", traut Neururer dem 30-Jährigen den Sprung eine Klasse höher zu.

Am Sonntag soll Simon auf der linken Außenbahn den ehemaligen Frankfurter Ansgar Brinkmann ausschalten - und Akzente nach vorne setzen. "Ich spiele lieber offensiver", will Simon seine Trefferquote erhöhen. "Ein Tor ist ein bißchen wenig für mich." Zwar war der elegante Heber zum 2:0 gegen Bochum einer der schönsten Treffer in dieser Saison, aber "ich schieße lieber fünf hässliche als nur ein schönes Tor."

Erst am Sonntag wird sich entscheiden, ob Lars Schmidt (Entzündung am Fuß) spielen kann. Fällt der Kapitän aus, muss Dworschak einspringen. Auf der Ersatzbank sitzen ansonsten nur drei offensive Spieler, da kein Amateur nachnominiert und Köppers Suspendierung bestehen bleibt. Für Neururer kein Problem: "Wir können doch sowieso nicht defensiv spielen."

(Von Jochen Koch, OFFENBACH-POST)

 
News vom Sa. 06.05.2000

Kickers Offenbach: Ohne den 31-Jährigen mangelnde Ofensivkraft

Vladoiu soll ein Feuer entfachen

Fünf Punkte Rückstand auf den rettenden Platz 14 und das schlechteste Torverhältnis der Liga. Vor dem Spiel gegen TeBe nahm sich Trainer Peter Neururer sein Team zur Brust, schwor die Kickers ein, in der ohnehin angespannten Situation nicht den Kopf zu verlieren. Drei Spiele ohne Sieg bei 11 (!) Gegentoren hatten für Endzeitstimmung gesorgt.

(Vom KICKER)

 
News vom Fr. 05.05.2000

Zum Mathematiker fühlt sich Peter Neururer nicht berufen

OFC bezieht vor dem ersten "Endspiel" gegen Tebe Berlin kurzerhand ein Trainingslager, um ein positives Zeichen zu setzen

Wenn nichts mehr geht und keiner mehr so recht an einen zu glauben scheint, ist es allerhöchste Zeit ein Zeichen zu setzen. Und bei den Fußballern der Offenbacher Kickers ging in den vergangenen Wochen eben herzlich wenig. Und den Glauben an ein sportliches Wunder auf den letzten Drücker, sprich den Verbleib in der zweiten Bundesliga, haben auch viele der treuesten Anhänger bereits verloren. Also, was bleibt den Zweckoptimisten unter den OFC-Oberen anderes übrig, als eines dieser positiven Zeichen zu setzen.

Und das geschieht in Form eines kurzfristig einberaumten Trainingslagers. Am heutigen Freitag reist der Kickers-Tross nach Hofheim, um sich dort in aller Ruhe auf die Heimpartie am Sonntag (15 Uhr) gegen Tennis Borussia Berlin vorzubereiten. Und um, wie Manager Klaus Gerster und Trainer Peter Neururer unisono sagen, der ziemlich pessimistischen Außenwelt nochmals deutlich klar zu machen, dass die Spieler und Verantwortlichen vom Bieberer Berg kämpfen werden, bis der Abstieg auch rechnerisch nicht mehr zu verhindern ist.. "Wir würden ja wohl kaum in ein Trainingslager fahren, wenn wir nicht noch fest an unseren Klassenerhalt glauben würden", sagt Gerster.

Nun gut, aber durch ein zweitägiges Beisammensein allein, das, laut Neururer, alle Spieler nochmals "enger zusammenrücken" lassen wird, sind die "Veilchen" noch lange nicht besiegt. Das weiß natürlich auch der weiterhin gewohnt optimistisch daherkommende Coach. Und deshalb wird er seine Mannschaft auch erneut kräftig umbauen. "Wir werden brutalst offensiv ausgerichtet sein", verspricht der Coach.

Deshalb kehrt der zuletzt aus dem Kader verbannte Zeno Bundea wohl in die Anfangsformation zurück. "Er hat sich in den vergangenen Tagen im Training so engagiert, wie ich mir das eigentlich immer vorstelle", sagt Neururer. Der Rumäne soll also direkt hinter den beiden Spitzen Matthias Becker und dem wiedergenesenen Ion Vladoiu zusätzliche Offensivakzente setzen. Zudem wird, da Patrik Dama und Stefan Dolzer wegen ihrer fünften gelben Karte passen müssen, Florian Sohler von Beginn an zum Einsatz kommen.

Doch egal wer nun am Sonntag im OFC-Sweater auflaufen wird. Interessant bleibt, ob und wenn ja wie, die Kickers die beiden jüngsten Klatschen gegen Stuttgart und beim VfL Bochum verkraftet haben. "Eine Frage, die ich nun wirklich nicht beantworten kann", meint Neururer. Er habe zwar den Eindruck, dass seine Mannschaft die jüngsten Negativ-Erfahrungen ganz gut weggesteckt habe und noch an die Minimal-Chance auf den Klassenerhalt glaube, doch beweisen, nein, beweisen könne er das nicht. "Das kann allein die Partie am Sonntag zeigen."

Bei der allwöchentlichen Pressekonferenz nahm Peter Neururer dann erstmals ein Wort in den Mund, das ihm seit seinem Amtsantritt partout nicht über die Lippen kommen wollte. "Ja, es stimmt", sagt er, die letzten fünf Saisonspiele seien aufgrund der fünf Punkte Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz zu Endspielen verkommen: "Eine Situation, die wir eigentlich verhindern wollten." Doch jetzt, da sich dies nicht mehr ändern ließe, müssten beim OFC eben alle verbliebenen Kräfte und Energien geballt werden, um mindestens vier dieser finalen Kicks für sich zu entscheiden.

Das erste also gegen Tebe Berlin. Doch was, wenn das gesetzte Zeichen wirkungslos verpufft und die Offenbacher Kickers nach neunzig Minuten erneut mit leeren Händen dastehen ? Eine Situation, an die Peter Neururer zwar nicht denken mag, die er aber dennoch bereits ins Kalkül gezogen hat. "Dann", so sagt er, wäre eine "klitzekleine Chance" zwar immer noch vorhanden, aber die restlichen vier Spieltage würden für die Offenbacher Kickers zu einem reinen Rechenspiel werden. Und darauf würde zumindest der Coach ganz gerne verzichten. Immerhin, so meint er, sei er von Haus aus nunmal Geisteswissenschaftler und kein Mathematiker.

(Von Stephan Brause, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Fr. 05.05.2000

Kickers ergreifen Flucht nach vorne

Abstiegskampf ist Nervensache. "Jetzt haben wir die Endspiele und stehen richtig unter Druck", sagt Peter Neururer vor den letzten fünf Saisonspielen in der 2. Bundesliga. Der Trainer der Offenbacher Kickers will nach sechs Erfolgen in bisher 29 Spielen am Sonntag gegen Tennis Borussia Berlin die neue Siegesserie "vier aus fünf" starten.

Natürlich müssen die Kickers nach nur einem Sieg aus den letzten sieben Spielern wieder einmal gewinnen. Eine Niederlage gegen die Berliner Söldnertruppe, die trotz Millionen-Investitionen den Aufstieg verpasst hat, wäre das Aus. Gibt sogar Daueroptimist Neururer zu: "Dann geht es nur noch darum, zu rechnen."

Vor dem ersten Endspiel sind die Kickers in Personalnot. Dama und Dolzer gesperrt, Curko, Gaißmayer und Grevelhörster verletzt. Da waren es noch 17 Spieler im Kader. Seit gestern vormittag sind es nur noch 16. Denn Neururer hat Abwehrspieler Michael Köpper für das Trainingslager und das Spiel am Sonntag suspendiert und mit einer Geldstrafe belegt. Über die Gründe schweigen sich Neururer ("Interne Angelegenheit"), Köpper ("Kein Kommentar") und Manager Gerster ("Er hat gegen Richtlinien verstoßen") aus. Köppers "Vergehen": er soll auf dem Stadiongelände geraucht haben. Abstiegskampf ist Nervensache.

"Die Stimmung ist immer noch positiv"

Mit dem Verzicht auf Köpper bringt Neururer sich und die Mannschaft auch in Zugzwang, da neben Stohn, Oliver Roth und Speth mit Dworschak am Sonntag nur noch ein defensiver Spieler auf der Ersatzbank sitzen wird. Ein Sicherheitsrisiko. Denn der Einsatz von Lars Schmidt ist sehr fraglich. Der Kapitän hat die ganze Woche wegen einer Fußentzündung nicht trainiert. Den letzten Versuch musste er auch gestern wieder abbrechen.

Kein Wunder, dass Neururer am Sonntag "brutal offensiv" spielen lassen will. Libero Binz soll vor den Manndeckern Kolinger und Dietmar Roth agieren und das Mittelfeld (Maier, Schmidt, Sohler und Simon) verstärken. Zeno Bundea, letzte Woche in Bochum nicht im Kader, kehrt zurück und soll hinter den Spitzen spielen. Neben dem großen Hoffnungsträger Ion Vladoiu bekommt Matthias Becker die 23. Chance, sein erstes Tor zu erzielen.

"Die Stimmung ist immer noch positiv", behauptet Neururer, der die Spieler ab heute im Trainingslager im Taunus "noch enger zusammenrücken" lassen will. Vielleicht nötig, nachdem es in den letzten Tagen im Training mehrfach lautstarke Diskussionen gegeben hat. Unter anderem zwischen Libero Binz und Neururer. Abstiegskampf ist Nervensache.

(Von ?, OFFENBACH-POST)

 
News vom Mi. 03.05.2000

Wechselspiele für OFC

Offenbach (joko) Die Hoffnung stirbt zuletzt. Bei Klaus Gerster offenbar nie. Der Manager der Offenbacher Kickers will von Abstieg aus der 2. Bundesliga nichts wissen, ignoriert die fünf Punkte Rückstand auf den rettenden 14. Platz. "Fakt ist, dass wir in der 2. Bundesliga spielen. Und nur damit befassen wir uns." Als Hilfe fahren die Kickers am Freitag zwei Tage ins Trainingslager nach Hofheim/Taunus. Gerster will mit dem Verdrängen des drohenden Abstiegs "bewusst Zeichen setzen, dass bei uns niemand an Aufgabe denkt".

Vielleicht nicht an Aufgabe, aber zumindest an einen Vereinswechsel denken vor den letzten fünf Saisonspielen einige Offenbacher Spieler. Zwar hat sich beim OFC laut Gerster noch kein Verein wegen Ablöseverhandlungen gemeldet. Doch auch der Manager hat "gehört, dass da wohl einige im Gespräch sind". So sollen Stefan Dolzer und Patrick Dama bei Hannover 96 hoch im Kurs stehen. Die Stuttgarter Kickers haben offenbar Interesse an Dubravko Kolinger und Stefan Simon.

Doch selbst bei Abstieg müssten diese Spieler aus Verträgen (Gerster: "Es gibt keine Ausstiegsklausel.") herausgekauft werden. Das gilt auch für Ion Vladoiu. "Sein Vertrag läuft noch eine Saison, egal in welcher Klasse", sagt Gerster, der von Regionalliga-Planung nichts wissen will. "Damit beschäftigen wir uns erst, wenn es soweit ist", sagt Gerster. Wenn es soweit kommt, muss der Verein innerhalb von 14 Tagen beim Deutschen Fußball-Bund seine Etatplanung vorlegen. Für Gerster kein Problem. "Wir können 85 Prozent der Unterlagen für die 2. Bundesliga einreichen." Ob die dann genehmigt werden? Der DFB erteilte keinem der 62 Bewerber für die neue, zweigeteilte Regionalliga die Lizenz ohne Abstriche. 60 Clubs müssen bis zum 26. Mai Bedingungen erfüllen, um ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit nachzuweisen.

(Von Jochen Koch, OFFENBACH-POST)

 
News vom Mi. 03.05.2000

"Die schlimmsten Momente meiner Karriere"

René Keffel hat sich sein Comeback im Tor des OFC ganz anders vorgestellt / Zehn Gegentreffer in zwei Spielen

Torhüter haben es oft nicht leicht. Das weiß niemand besser als der Dortmunder Jens Lehmann. Aber auch René Keffel kann davon ein Lied singen. Denn der Keeper der Offenbacher Kickers macht, ähnlich wie sein Dortmunder Kollege, in dieser Saison die wohl schwerste Zeit seiner fußballerischen Laufbahn durch. Erst verletzte er sich so schwer, dass er einige Monate pausieren musste, dann wurde ihm Goran Curko vor die Nase gesetzt, und der Stammplatz war futsch.

Doch damit nicht genug. Zwar bekam René Keffel, als sich eben jener Curko verletzte, eine erneute Bewährungschance. In den beiden vergangenen und für den Klassenerhalt so wichtigen Spielen durfte er endlich wieder den Platz zwischen den Pfosten einnehmen. Allerdings verlief sein Comeback anders, als es sich der 32 Jahre alte Schlussmann vorgestellt hatte. Insgesamt zehnmal musste er gegen die Stuttgarter Kickers (0:4) und beim VfL Bochum (1:6) hinter sich greifen. "Die schlimmsten Momente meiner Karriere", gestand der merklich geknickte Keeper.

Allerdings ist es dem Spaghetti-Fan Keffel hoch anzurechnen, dass er, so gar nicht "Lehmann-like", trotz seiner unglücklichen Vorstellung im Ruhrstadion der Presse Rede und Antwort stand. Leicht fiel es ihm sicher nicht, denn zwei Gegentore gingen klar auf seine Kappe. Und nicht nur das: OFC-Trainer Peter Neururer meinte sogar, dass "die beiden individuellen Fehler des Torhüters wohl spielentscheidend waren". Harsche Kritik, die Publikumsliebling Keffel allerdings nachvollziehen kann. Beim Eigentor von Dubravko Kolinger, so sagt er, hätte er wohl besser aus dem Kasten kommen sollen. Und auch beim 1:3 habe er "die falsche Entscheidung getroffen", als er auf der Linie blieb und deshalb an einer Eckballflanke vorbeigriff.

Doch wie kommt es, dass selbst René Keffel, der in der vergangenen Regionalligasaison mit zahlreichen Glanzparaden noch maßgeblich am Aufstieg beteiligt und scheinbar durch nichts aus der Ruhe zu bringen war, plötzlich das große Nervenflattern bekommt? "Da gibt es mehrere Gründe", meint er. Ihm fehle eben wegen seines Schien- und Wadenbeinbruches sowie der Verpflichtung von Curko einige Spielpraxis. "Und dann kehrst du in einer Phase ins Tor zurück, in der es um alles geht." Da sei es nur verständlich, dass schon mal die Nerven blank lägen.

Nun ist der Mann mit der Rückennummer eins aber alles andere als ein Träumer. Und deshalb geht er auch davon aus, dass er, wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, die restlichen Saisonspiele wieder von der Reservebank aus verfolgen muss. "Der Trainer hat immer gesagt, dass Goran spielt, wenn er wieder fit ist", sagt der Torhüter. Und zehn Tore in zwei Spielen seien sicherlich kein allzu gutes Argument, um den Coach von seiner Entscheidung abzubringen.

Aber vielleicht darf René Keffel ja bereits in der nächsten Saison wieder zeigen, was er kann. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Denn wenn die Kickers absteigen, was so unwahrscheinlich ja nicht ist, wird Goran Curko den Bieberer Berg wohl verlassen. Keffel dagegen hat bereits entschieden, dass er dem OFC auch in der Regionalliga die Treue halten will. "Ich glaube, es ist die Pflicht der Spieler, die den Abstieg nicht verhindern konnten, alles zu versuchen, um sofort wieder aufzusteigen", sagt er. Leicht werde es wegen des auf rund 7,5 Millionen Mark reduzierten Etats und des damit verbunden Verkaufs einiger Leistungsträger aber nicht.

Doch noch sind die Kickers ja nicht abgestiegen. Zwar seien die Chancen auf den Klassenerhalt ziemlich gering, meint Keffel, aber aufgeben würden er und seine Kameraden deshalb noch lange nicht. Auch wenn die derzeitige Situation tatsächlich "richtig scheiße und frustrierend" sei. Im Allgemeinen und für ihn im Speziellen.

(Von Stephan Brause, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Mi. 03.05.2000

Offenbach am Tiefpunkt. Ursachenforschung ist angesagt, jetzt, da der Abstieg immer näher rückt:

Manager Klaus Gerster: "Wir schießen zu wenig Tore." Tatsächlich sorgt das Wechselspiel im Sturm bei den Spielern für Verwirrung. Neururer testete mit Vladoiu, Roth, Becker und Gaißmayer verzweifelt neue Varianten.

Statt mit Stefan Dolzer einen sicheren Defensivakteur in der Abwehr aufzubieten, verplant der Coach den Youngster im zentralen Mittelfeld - alles andere als dessen Paradeposition. Eine Offensivkraft als Impulsgeber fehlt.

Nach dem geplatzten Deal mit Duisburg halten sich Wechselgerüchte um Neururer. Zwei neue Angebote aus dem Westen sollen vorliegen. So weiß das Team nicht mehr, was es von den Parolen "sich jetzt mit dem Verein zu identifizieren", halten soll.

Nun ist auch eine bei der OFC-Führung (Manager Gerster/Vizepräsident Kohls) beliebte Personalentscheidung nicht mehr auszuschließen. Sich vom Trainer zu trennen und im Endspurt selbst das Ruder zu übernehmen.

(Von Holger Kliem, KICKER)

 
News vom Di. 02.05.2000

Rückkehr der Offenbacher Kickers in die Regionalliga rückt näher

Bochum. Kickers Offenbach ist sportlich am Ende. Mit der 1:6-Bankrotterklärung vom vergangenen Freitag beim VfL Bochum - zuvor hatte der OFC zu Hause gegen die Stuttgarter Kickers 0:4 versagt - ist der Abstieg aus der Zweiten Fußball-Bundesliga wohl kaum noch abzuwenden. Nach nur einem Jahr im Profifußball steht die Rückversetzung ins Amateurlager bevor. "Das ist bitter", herrscht bei Vize-Präsident Wilfried Kohls Endzeitstimmung. Fünf Punkte Rückstand zum rettenden Ufer und eine erheblich schlechtere Tordifferenz als die Konkurrenz lassen bei den Hessen kaum noch Hoffnungen auf den Klassenerhalt aufkommen.

Bereits nach sechs Minuten nahm die Pleite im Ruhrstadion zu Bochum seinen Lauf. Peter Peschel setzte den Auftakt zum Offenbacher Untergang. Zwar konnte Kickers-Mittelfeldspieler Patrick Dama noch per Foulelfmeter ausgleichen, doch sein Mitspieler Dubravko Kolinger brach den Kickers noch vor der Pause das Genick. Unglücklich lenkte der Defensivspezialist eine Hereingabe von Yildirai Bastürk ins eigene Netz. Danach ging für das Team von Trainer Peter Neururer gar nichts mehr. Mirko Dickhaut (70.), Delron Buckley (72.), Samir Toplak (78.) und nochmals Peschel (88.) machten das Gehäuse von Offenbachs Keeper René Keffel zur Schießbude.

"Ein kurioses Spiel", lautete das einzige Fazit eines völlig ratlosen Peter Neururer. Dabei hatte der Kickers-Coach erneut mit seiner Aufstellung für Verwirrung gesorgt. Der zuletzt passable und zumindest engagierte Oliver Roth drückte wieder die Bank, dafür versuchten es die Fehleinkäufe Matthias Becker und Holger Gaißmayer im Sturm. Gaißmayer hatte sich schon während der Woche mit Leistenproblemen geplagt. Letztendlich musste der Offensivakteur bereits nach einer halben Stunde schmerzbedingt aufhören. Erneut spielte keine Offensivkraft hinter den Spitzen. Zeno Bundea war gänzlich aus dem Kader gestrichen worden, Oliver Speth, zuletzt nur noch bei den Amateuren im Einsatz, kam erst nach einer Stunde - doch da war für die Offenbacher Kickers der Zug bereits abgefahren.

Was nun auf dem Bieberer Berg passieren soll, weiß keiner. Zwar herrscht in der Mannschaft weiterhin der Wille, das hochgesteckte Ziel Klassenerhalt noch zu schaffen, doch die Verunsicherung ist groß. Die nicht enden wollenden Wechselgerüchte um Neururer tun ihr übriges dazu, die Stimmung zu versauern. "Alles zu tun für den Verein" lauten die ständigen Durchhalteparolen des 45-Jährigen. Die Spieler fragen sich zu Recht, warum dann ausgerechnet der "hoch motivierte" Coach sich um sein berufliches Weiterkommen kümmert. Kickers-Manager Klaus Gerster, der noch vor einer Woche "große Chancen" sah, den Abstieg zu vermeiden, kann nun für die zweigleisige Regionalliga planen. Fünf Millionen Mark würden den Kickers dann an Fernsehgeldern verloren gehen, 18 Spieler haben noch Vertrag auch für die dritte Liga. Doch die müssten dann deutliche Gehaltseinbußen hinnehmen. Noch fünf Spiele lang wird in Offenbach gezittert. Doch in der jetzigen Verfassung scheint keine Rettung mehr in Sicht.

(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)

 
News vom Di. 02.05.2000

Kickers Offenbach: Wechselgerüchte halten sich

Was wird aus Peter Neururer?

Offenbach am Tiefpunkt. Ursachenforschung ist angesagt, jetzt, da der Abstieg immer näher rückt:

Manager Klaus Gerster: "Wir schießen zu wenig Tore." Tatsächlich sorgt das Wechselspiel im Sturm bei den Spielern für Verwirrung. Neururer testete mit Vladoiu, Roth, Becker und Gaißmayer verzweifelt neue Varianten.

Statt mit Stefan Dolzer einen sicheren Defensivakteur in der Abwehr aufzubieten, verplant der Coach den Youngster im zentralen Mittelfeld - alles andere als dessen Paradeposition. Eine Offensivkraft als Impulsgeber fehlt.

Nach dem geplatzten Deal mit Duisburg halten sich Wechselgerüchte um Neururer. Zwei neue Angebote aus dem Westen sollen vorliegen. So weiß das Team nicht mehr, was es von den Parolen "sich jetzt mit dem Verein zu identifizieren", halten soll.

Nun ist auch eine bei der OFC-Führung (Manager Gerster/Vizepräsident Kohls) beliebte Personalentscheidung nicht mehr auszuschließen. Sich vom Trainer zu trennen und im Endspurt selbst das Ruder zu übernehmen.

(Von Holger Kliem, KICKER)

 
News vom Di. 02.05.2000

Kickers lecken die Wunden und hoffen auf ein Wunder

Bochum/Offenbach Nach dem Spiel ist vor dem Spiel - ein Bonmot aus Fußballerkreisen. Für die Offenbacher Kickers gilt auch der Umkehrschluss: Vor dem Spiel ist nach dem Spiel. Vor dem Heimspiel gegen Tennis Borussia Berlin am Sonntag (15 Uhr) gilt es erst einmal die Wunden zu lecken. Das 1:6 beim VfL Bochum hat Spuren hinterlassen, weswegen Kickers-Trainer Peter Neururer in dieser Woche die Psycho-Arbeit verstärkt. Deswegen geht es am Freitag auch in ein zweitägiges Trainingslager nach Grünberg. In der Abgeschiedenheit der Sportschule will Neururer seine Spieler für den Endspurt im Abstiegskampf der Zweiten Fußball-Bundesliga mental aufbauen.

"Zweimal stand die Tür weit auf, nur wir haben den Schritt nicht gemacht", trauert der OFC Trainer den verpassten Chancen nach. 0:1 gegen St. Pauli - Tür zu. 1:1 beim 1. FC Köln - Tür auf. Dann 2:1 gegen Oberhausen und 1:1 bei Greuther Fürth - Tür auf. 0:4 daheim gegen Kickers Stuttgart - Tür vor der Nase zugeschlagen. Und jetzt die 1:6-Klatsche beim VfL Bochum. Eine weitere Niederlage am Sonntag gegen Tennis Borussia Berlin dürfte bedeuten, dass die Tür zum Profifußball für die Kickers in der kommenden Saison fest verschlossen bleibt.

Die Kickers müssen schon auf ein Wunder hoffen. Der Rückstand auf das rettende Ufer ist fünf Spieltage vor Saisonschluss auf fünf Punkte angewachsen, zudem hat der OFC das schlechteste Torverhältnis aller Abstiegskandidaten. "Vier Siege brauchen wir noch", lautet Neururers Rechnung. Doch das scheint kaum möglich für eine verunsicherte Mannschaft, zumal es das Restprogramm mit nur noch zwei Heimspielen in sich hat.

Was passiert, wenn Neururers gewagte Rechnung nicht aufgeht und die Kickers nach nur einem Jahr in der Zweiten Liga direkt wieder absteigen? Offiziell spricht Manager Klaus Gerster immer noch vom möglichen Klassenerhalt, vor dem 1:6 in Bochum sagte er: "Wir blicken mit eineinhalb Augen auf die Zweite Liga und einem halben Auge auf die Regionalliga." Die Gewichtung dürfte sich seit Freitag verschoben haben. Was ist mit dem vielzitierten Crashplan für den Abstiegsfall? Gerster: "Wir brauchen keinen, denn Kickers Offenbach ist ein solide und seriös geführter Klub."

Über Möglichkeiten in der Zukunft und vielleicht auch Fehler in der Vergangenheit dürfte es bei einem Gespräch gehen, zu dem sich Verwaltungsratsvorsitzender Thomas Zahn und Gerster am heutigen Dienstag treffen wollen. Dann möchte Wirtschaftsfachmann Zahn auch die Zahlen hören und sehen, mit denen Manager Gerster für die nächste Saison plant.

Offiziell unbestätigt ist das Vorhaben, die künftig zweigleisige Regionalliga mit einem Etat von 7,5 Millionen Mark bestreiten zu wollen. Eine Zahl, die auch der Verwaltungsrat in seiner Funktion als Kontrollorgan noch absegnen müsste. In dieser Saison lag der Etat der Kickers zwischen zehn und zwölf Millionen Mark, inklusive eines Puffers für unerwartete Personalausgaben wie Trainerentlassungen und Spielerverpflichtungen während der Runde. Bei einem Abstieg müsste der OFC ein deutliches Minus bei den Fernsehgeldern hinnehmen. Jeder Zweitligist bekommt etwa fünf Millionen Mark, rund 650 000 Mark pro Klub soll es künftig in der Regionalliga geben.

Um detaillierte Personalplanungen dürfte es bei dem Gespräch Gerster/Zahn aber (noch) nicht gehen, wohl aber um Tendenzen. Welcher Spieler - egal ob vertraglich auch für die Saison 2000/01 gebunden oder nicht - passt bei einem Abstieg noch ins Gehaltsgefüge? Wer müsste/würde Abstriche hinnehmen? Weitermachen mit Neururer?

"Unser Ziel war es, zum 100. Geburtstag der Kickers 2001 wieder im bezahlten Fußball zu sein", sagte Gerster. Zwar wurde diese Vorgabe mit dem Aufstieg 1999 bereits zwei Jahre vor dem Soll erreicht, doch kann dies bei einem Abstieg nur bedeuten: Das Ziel ist der sofortige Wiederaufstieg. Davon würde auch Neururer sein Bleiben abhängig machen. "Wenn das Ziel Wiederaufstieg lautet und ich das Vorhaben als realistisch ansehe, dann würde ich auch bei einem Abstieg bleiben. Dann könnte ich erstmals in Offenbach den Kader auch selbst zusammen stellen." Also: Entweder Wiederaufstieg oder eine OFC-Zukunft ohne Neururer.

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Di. 02.05.2000

Ohne Dama und Dolzer, mit Vladoiu und Curko

Offenbach (bam) Patrick Dama und Stefan Dolzer holten sich in Bochum ihre jeweils fünfte Gelbe Karte ab. Das bedeutet: Beide müssen in der Partie gegen TeBe Berlin zuschauen. Um weitere Sperren zu vermeiden, holte Trainer Peter Neururer in Bochum Libero Manfred Binz vom Feld, der ebenfalls mit vier Gelben Karten belastet ins Spiel gegangen war.

Für Dama (für ihn könnte Florian Sohler spielen) und den zudem an einer Erkältung erkrankten Dolzer (Alternativen: Oliver Speth, Tom Stohn, Zeno Bundea) haben die Kickers Ersatz, für Binz nicht. Daher die Vorsichtsmaßnahme.

Verletzungsbedingt fehlen wird gegen Berlin wohl Holger Gaißmayer. Wegen erneuter Leisten-Beschwerden musste er in Bochum bereits nach 30 Minuten raus. Die Kritik an dem Stürmer und dessen Leistung teilt Neururer nicht: "Er hat ordentlich gespielt, den Ball gut gehalten."

Ideengeber und Vollstrecker Ion Vladoiu soll nach seinem Muskelfaserriss am Sonntag wieder auflaufen. Auch der Einsatz von Torwart Goran Curko, der nach seiner Mittelfußprellung wieder mit dem Lauftraining begonnen hat, gilt als sicher. Curko ist gegen seinen Ex-Klub TeBe besonders heiß.

Curkos Vertreter Rene Keffel war beim 1:6 in Bochum, der bislang höchsten Saisonniederlage der Kickers, an zwei Toren nicht ganz unschuldig. Ihm fehlt nach acht Monaten Verletzungspause die Spielpraxis. "Und dann ist auch noch alles dumm gelaufen", ärgert sich Keffel. Für einen erneuten Wechsel auf der Torwartposition brächte er Verständnis auf: "Als Stammspieler, der Goran ja ist, würde ich vom Trainer auch erwarten, dass ich spiele."

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

Alle Angaben ohne Gewähr


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