Mit einem Soziogramm die Kickers analysieren Fußball-Akademiker Peter Neururer will den Bieberer Berg wieder zu einer schwer einzunehmenden Bastion machen
Den Klub kennt Peter Neururer ganz gut. Ohne lange nachdenken zu müssen, nennt der Trainer Kickers Offenbach einen
Kultverein. Die Einschätzung seiner neuen Spieler fällt ihm dagegen ein bisschen schwerer. Nicht, was deren fußballerische
Fähigkeiten anbelangt. Diese Informationen kann er einigermaßen exakt seiner Fußballer-Datei entnehmen. Nein, nach
Antworten auf solche Fragen, wer wie drauf ist, wer mit wem kann, wer sich wie einschätzt, sucht er. Aus diesem Grund hat
sich der Fußball-Akademiker mit jedem einzelnen Kicker unterhalten, um ein Soziogramm der Mannschaft zu erstellen. In der
Kürze der Zeit, so meint er, sei ihm das auch ziemlich gut gelungen. Für das Spiel am kommenden Sonntag (15 Uhr) gegen
die Spvgg. Greuther Fürth kündigt er an, eine Elf nominieren zu können, "der man ansehen kann, dass sie den Bieberer Berg
wieder zu dem machen wird, was er einmal war".
Kein schlechtes Versprechen, bedenkt man, dass das Stadion früher einmal eine für auswärtige Mannschaften schwer
einzunehmende Bastion war. Neururer selbst weiß noch aus eigener Erfahrung, wie mulmig ihm immer wurde, wenn er früher
die Arena auf Offenbachs höchster Erhebung betrat. Diesen Respekt bringen die Gästeteams neuerdings aber nicht mehr mit.
Warum auch ? Viermal durfte der OFC in dieser Runde bereits vor heimischen Publikum antreten, hängengeblieben ist dabei
nichts. Null Punkte lautet die beschämende Ausbeute. Dass sich diese Quote ausgerechnet gegen eine Spitzenmannschaft der
Zweiten Bundesliga verbessern wird, wollte der neue Coach natürlich nicht garantieren. "Erwarten kann ich nicht viel, erhoffen
dagegen um so mehr", sagt Neururer.
So einfach wie möglich will er den Spielern daher die Aufgabe machen. "Ich werde unkomplizierte Richtlinien ausgeben, die
leicht umzusetzen sind", kündigte er an. Große Änderungen in der Fußball-Kultur sollte man also nicht unbedingt erwarten.
Was aber nicht heißen soll, dass er seinen Recken einzig die Aufforderung zum Rennen und Kämpfen mit auf den Weg gibt.
"Auf jeden Fall ist mit einer Mannschaft zu rechnen, die in sich geschlossen und sich der Schwere der Situation bewusst
ist", sagt Neururer.
Wer in der Anfangsformation stehen wird, darüber wollte der Neuankömmling auch gar kein großes Geheimnis machen. Im Tor
hat Goran Curko seinen Platz sicher, Libero wird Manfred Binz spielen, im Mittelfeld sind derzeit Patrick Dama, Günther
Maier und Lars Schmidt gesetzt und im Sturm billigt der Trainer Marco Grevelhörster einen Stammplatz zu. Daraus wolle
Neururer auch in Zukunft keinen Hehl machen, denn seiner Meinung nach sei der Fußball dieser Tage derart transparent, dass
sich die Liebesmüh' nicht lohne, Personalentscheidungen verdeckt zu halten. Also lässt er auch noch wissen, dass Stefan Simon
die besten Karten besitzt, auf der einen Manndecker-Position eingesetzt zu werden. Die Erklärung für diese Besetzung
ist einleuchtend. "Es ist noch offen, ob Fürth mit einer oder zwei Spitzen antritt. Aber das ist dann auch egal. Wir haben
mindestens einen sehr spielstarken Mann in der tiefsten Defensive, der sich gut nach vorne einschalten kann", sagt Neururer.
Mehr wollte und konnte er zur Aufstellung nicht sagen. Über die Besetzung der verbleibenden Positionen will er nach den vier
noch ausstehenden Trainingseinheiten entscheiden.
Allerdings bestätigte Neururer, dass eine Planstelle mehr weggewesen wäre, hätte sich Stefan Ertl nicht den Schien- und
Wadenbeinbruch zugezogen. "In den eineinhalb Einheiten, die er unter mir noch mittrainieren konnte, hat er einen so starken
Eindruck hinterlassen, dass er mit Sicherheit gespielt hätte", berichtet der Trainer. Um sich zu dieser Entscheidung
durchzuringen, hätte er noch nicht einmal sein Soziogramm befragen müssen.
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Peter Neururer stellt sieben Garantiescheine aus
Zu Zeiten von Cheftrainer Hans-Jürgen Boysen wurde sie vor den Spielen der Offenbacher Kickers noch behandelt wie ein
Staatsgeheimnis. Unterdessen geht Nachfolger Peter Neururer schon drei Tage vor seinem Einstand auf der Trainerbank
des OFC mit der Mannschaftsaufstellung hausieren. Gleich sieben Offenbacher Akteure, so eröffnete Neururer gestern, sind für
die Zweitliga-Partie gegen die Spvgg. Greuther Fürth am Sonntagnachmittag (15 Uhr, Bieberer Berg) gesetzt. Die größte
Überraschung: Linksfuß Stefan Simon wird als Manndecker auflaufen. Der taktische Hintergrund liegt für Neururer auf der
Hand: "Es ist die Frage, ob Fürth mit einer oder mit zwei Spitzen auflaufen wird." Sollten die Franken wirklich nur
einen Stürmer stellen, würde Allrounder Simon als Ankurbler nach vorne rücken. "Im Grunde", betont Neururer, "ist uns die
gegnerische Aufstellung aber egal. Ich habe festgestellt, dass in dieser Liga jeder jeden schlagen kann. Mit dem
Publikum als zwölftem Mann im Rücken sollte uns das gegen Fürth auch gelingen." Einen weiteren Erfolgsgaranten erhofft sich
Neururer auf der Libero-Position. Dort nämlich hat sich Routinier Manni Binz gegenüber Eigengewächs Stefan Dolzer
vorerst durchgesetzt. Einen "Garantieschein" stellte Neururer außerdem für Torwart Goran Curko, Patrick Dama (links) und
Günther Maier (rechts) auf den Außenbahnen, Lars Schmidt im zentralen Mittelfeld und Stürmer Marco Grevelhörster aus. Bei
seinen Entscheidungen hilfreich unterstützt sah sich Neururer nicht zuletzt durch sein neues Team: Gleich nach dem ersten
Training am Dienstag durfte jeder Spieler seine Wunschelf zu Papier bringen, am freien Mittwoch wertete der Coach die ganze
Aktion aus, "um ganz einfach zu erkennen, wer die Führungsspieler sind, wohin die Tendenz innerhalb der Mannschaft geht."
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Fürth gastiert in Offenbach / Wechsel lässt Möhlmann kalt Der neue Trainer Neururer gibt gegen die SpVgg sein Debüt
Vorteil oder Nachteil? Der Trainerwechsel beim Auswärtsgegner Kickers Offenbach (Sonntag, 15 Uhr) lässt Kleeblatt-Coach
Benno Möhlmann ziemlich kalt: „Entscheidend ist, dass wir unsere Leistung bringen, dann werden wir auch punkten.“
Eines ist gewiss: Die Erkenntnisse, die Möhlmann vom Schlusslicht bisher gewonnen hat, werden ihm in der Vorbereitung nicht
allzu viel weiterhelfen. Denn der neue OFC-Übungsleiter Peter Neururer, der Hans-Jürgen Boysen abgelöst hat, wird sicherlich
einiges ändern. „Er wird auf jeden Fall mit einer anderen Taktik spielen und die Viererkette abschaffen. Vielleicht bringt er im
Sturm auch den Publikumsliebling Oliver Roth“, vermutet Möhlmann.
Klar, dass es dem Coach, der sich und die Mannschaft akribisch auf jeden Gegner einstellt, lieber gewesen wäre, wenn die
Offenbacher mit dem Personalwechsel noch ein bisschen gewartet hätten. „Letztlich ist es aber egal, die hätten sowieso
alles gegeben, um endlich ihren ersten Sieg zu landen“, ist Möhlmann überzeugt.
Verständlich, dass die Fürther nicht als erstes Team in Offenbach verlieren wollen. Bisher haben die Hessen noch nicht einen
einzigen Punkt vor eigenem Publikum geholt, ihre drei Zähler erkämpften sie auf fremden Plätzen. Doch der in der
Vergangenheit des Öfteren als Retter angetretene Neururer hat bereits die Parole ausgegeben, „dass man irgendwann einmal ja
gewinnen muss. Das kann schon am Sonntag gegen Fürth sein, auch wenn es schwer wird.“
Kollege Möhlmann will vor allem auf der Leistung der zweiten Hälfte beim 0:0 gegen Waldhof aufbauen. „Da war ich mit der
Mannschaft durchaus zufrieden."
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Neue Polizei-Richtlinien
Einigkeit mit dem OFC demonstrierte gestern die Offenbacher Polizei. Polizeipräsident Günter Hefner war mit seinem
Stellvertreter Hans-Robert Philippi zur gemeinsamen Pressekonferenz erschienen - wobei es aus Sicht der Polizei nicht um das
Spiel am kommenden Sonntag ging. "Das ist unproblematisch."
Die beiden Vertreter machten deutlich, wie die Polizei künftig bei Spielen vorgehen wird, die sie als "kritisch" einstuft. Man
habe, so Philippi, aus Fehlern gelernt, sei indes nicht gefeit dagegen, dass eine eingeschlagene Taktik aus nicht vorhersehbaren
Gründen nicht aufgehe.
Als Beispiel nannte er das Debakel beim Köln-Spiel. Zu den Ereignissen sei es letztlich gekommen, da man die Kölner C-Fans,
die man in den beiden letzten Wagen des Sonderzugs wußte, nicht hatte isolieren können: Der Zug sei wider Erwarten
zu lang gewesen; die Waggons seien noch vor dem Bahnsteig, wo die Polizei wartete, zum Stehen gekommen.
Und so wird´s die Polizei künftig machen:
Intensive Kontakte zu auswärtigen Polizeistellen mit dem Ziel, fremde "Hools" zu erkennen.
Maximal 1200 Gäste dürfen in die 2000-Fan-Blocks, um Polizeikräften Spielraum zu lassen.
Erkannte Randalierer, Störer und Zaunkletterer werden während des Spiel sofort aus dem Block geholt. Philippi: "Selbst bei
Kleinigkeiten unnachgiebig."
Doppeltaktik: OF-Schlägern wird eine eigene Polizeitruppe zugeteilt, die damit den für auswärtige "Hools" zuständigen
Kollegen den Rücken freihält.
Die Gäste sollen schneller als bisher aus ihrem Block gelassen werden - aber erst nach Abzug der Offenbacher. Als denkbare
Zeitgrenze nannte Hans-Robert Philippi etwa 20 Minuten. Dann werde es kritisch.
Günter Hefner betonte, dass die Polizei die Zuschauer nicht etwa belästigen wolle. Sie sei vielmehr zu deren Schutz da. An
externe Hooligans richtete Hefner die Botschaft, dass Offenbach die Anreise nicht lohne.
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Kader wird verkleinert
28 Mann zittern, denn sechs von ihnen droht das Aus. In Zukunft wird der Kader der Kickers nur noch 22 Spieler umfassen.
Peter Neururer, Nachfolger des entlassenen Trainers Hans-Jürgen Boysen, will ausmustern. Zwei Wochen gibt der 44- Jährige,
der am vergangenen Montag einen bis Juni 2001 befristeten Vertrag unterzeichnete, seinen neuen Schützlingen Zeit, sich zu
empfehlen. Anschließend soll mit "einer kleineren Gruppe konsequenter und konkreter gearbeitet werden" (Neururer). Eine
Prognose, wen es treffen könnte, wollte der Coach nach den ersten Trainingseinheiten noch nicht abgeben. "Es gibt keine
Vorschusslorbeeren, aber auch keinen Misskredit. Jeder hat eine reelle Chance, auf sich aufmerksam zu machen", warnt
Neururer vor voreiligen Schlüssen. Erste Kandidaten könnten jedoch Kai-Uwe Giersch, Steven Kessler, Necip Incesu,
Thorsten Rohrbach, Daniel Mingrone und der Langzeitverletzte Michael Hartmann sein, die bislang ohnehin meistens in der
zweiten Mannschaft zum Einsatz kamen. Neururer jedenfalls verschafft sich durch die angedrohte "Aufräumaktion"
Respekt und sorgt für zusätzliche Motivation im Team.
Den gestrigen trainingsfreien Mittwoch - noch von Vorgänger Boysen terminiert - nutzte Neururer zu einem eingehenden
Studium von Videomaterial. Sein Fazit: "Das soziale Gefüge der Mannschaft ist völlig intakt. Es gibt keine Gruppenbildung."
Und sportlich "entspricht der Tabellenplatz genau der momentanen Leistungsstärke der Mannschaft" - eine vernichtende
Einschätzung seiner neunten Trainerstation. Doch aus dem vorhandenen Spielerpotenzial sei mehr herauszuholen. Neururers
erster Schritt auf diesem Weg ist die Absage an die von Boysen eingeführte Viererkette. "Das Abwehrpersonal hat individuell
seine Stärken, jedoch nicht für dieses Defensivsystem. Da braucht man nur das Torverhältnis von 5:15 zu betrachten", stellte
der Hoffnungsträger, früher unter anderem Trainer bei Schalke 04, dem 1. FC Köln und Fortuna Düsseldorf,
fest. Das Spiel mit Libero soll den OFC bereits gegen Greuther Fürth auf den Erfolgsweg bringen.
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Von der Vita her für einen Stammplatz geeignet Aleksandar Jovic bleibt nicht viel Zeit, sich bei den Offenbacher Kickers durchzusetzen
Auf dem Bieberer Berg ist derzeit ziemlich viel los. Ein reges Kommen und Gehen herrscht bei den Offenbacher Kickers. Die
Fluktuation erreicht sogar schon derartige Ausmaße, dass man im Durcheinander von Neuankömmlingen und Abgängern den
Überblick zu verlieren droht. Allzu leicht gerät es in Vergessenheit, dass nicht nur die Namen Peter Neururer, Werner Kasper,
Hans-Jürgen Boysen und Stephan Groß für die Veränderungen im Personalstand des Zweitligisten stehen, sondern auch
Aleksandar Jovic. Der Stürmer gehört seit dem vergangenen Donnerstag offiziell dem Kader des OFC an.
In aller Heimlichkeit wurde der Angreifer verpflichtet. Weil die Kickers mit ihm eine kleine Überraschung gegen Rot-Weiß
Oberhausen parat haben wollten. Die ist den Offenbachern auch gelungen. Allerdings nur insofern, als mit dem Auftritt
des 27 Jahre alten Jugoslawen, der zuvor vier Tage zur Probe auf dem Bieberer Berg mittrainiert hatte, nun wirklich niemand
rechnen konnte. Was der Spieler dann jedoch auf den Platz zauberte, reichte nicht aus, um den Gegner in Erstaunen
zu versetzen. Viel gelaufen, zwei Torschüsse, eine gelbe Karte - so liest sich das Fazit nach seinem ersten Einsatz im Trikot der
Kickers. Jovic kann mehr. Das weiß er selbst. Und das wissen auch die Leute, die ihn geholt haben. Der Technische Direktor
Klaus Gerster, laut dessen Bekunden der Spieler ablösefrei geholt werden konnte, nennt ein paar Daten, die Rückschlüsse auf
die Qualitäten des Stürmers zulassen. Ein A-Länderspiel bestritt er für Jugoslawien gegen Argentinien. Hansa Rostock
verpflichtete ihn in der vergangenen Saison für teures Geld. 700 000 Mark sei er den Norddeutschen angeblich wert gewesen,
bei denen er sich anschließend mit dem damaligen Trainer Ewald Lienen überworfen haben soll. Deswegen ging er im Winter
nach Israel und spielte dort für Hapoel Haifa. Die Referenzen lesen sich also durchaus gut. "Von der Vita her ist er ein Mann
für einen Stammplatz", sagt Gerster. Doch so viel sind die Vorschusslorbeeren derzeit nicht wert. Eine Verletzung warf ihn weit
zurück. Im Mai musste sich Jovic an der Leiste operieren lassen, danach war er zunächst einmal weg vom Fenster. Lange Zeit
stand er ohne Verein da. Bei Fitmachern in Deutschland betrieb er deswegen nicht nur sein Aufbautraining, sondern pflegte dort
anschließend auch seine Form. Erst in den vergangenen Wochen wuchs wieder das Interesse an ihm. So lud ihn der FSV
Frankfurt zum Probetraining ein, bevor er bei den Kickers landete. Um sich bei denen durchzusetzen, bleibt ihm nicht
sonderlich viel Zeit. Sein Vertrag läuft nur bis zum 30. Juni 2000. Also gibt er kräftig Gas im Training. "Mir fehlen noch etwa
15, 20 Prozent, um volle Kraft gehen zu können", räumt Jovic schließlich selbst ein.
Der Ehrgeiz, sich durchzubeißen, ist bei ihm vorhanden. An Lobby dürfte er jedoch verloren haben. Schließlich ist in Boysen
der Mann, der ihn geholt hat, nicht mehr in Amt und Würden. Und vor Neururer, dem neuen Trainer, haben zunächst einmal
alle Spieler das gleiche Ansehen. Er kannte bis zu seinem Dienstantritt in Offenbach keinen der OFC-Akteure. Aber das ist
Jovic angeblich auch egal. Er beanspruche, gibt er vor, keine Sonderbehandlung. Einzig nach seiner Leistung will er bewertet
werden. Und wenn er sich beweisen darf, so meint er, werde es keine weiteren Debatten über seine Person geben. Am liebsten
würde er schon am kommenden Sonntag gegen die Spvgg. Greuther Fürth klarstellen, wie gut er ist. "Dann werde ich
zeigen, dass ich nicht aus purem Spaß hierher gekommen bin. Ich werde 200 Prozent gegeben", verspricht er.
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Trainerwechsel strapazierte Vereinskasse
Die Entscheidung hatte sich das Präsidium der Offenbacher Kickers nicht leicht gemacht. Einem Trainer den Stuhl vor die Tür
zu setzen, darin konnte der derzeitige Vorstand erst einmal im Fall Ronald Borchers Erfahrung sammeln. Mittlerweile
zweieinhalb Jahre liegt es zurück, da er sich diese Praxis holen konnte. Von daher ist es nur zu verständlich, wenn Präsident
Lothar Winkler davon spricht, er und seine Kollegen hätten "eine harte Zeit der Prüfung" durchgemacht. "Einen
Konflikt der menschlichen Begegnung" nennt der Notar den als Trennung getarnten Rausschmiß. Aber er muss sich loben: "Wir
haben versucht, sehr vernünftig und vorsichtig mit der Situation umzugehen." Mit dem Ergebnis, dass die Presse eher
über den Abschied des Trainers informiert wurde, als der Betroffene selbst. Aber sonst gab es keine Probleme, oder ?
Zumindest keine, die freiwillig erwähnt worden wären. Erst auf Nachfrage bestätigte der Technische Direktor Klaus Gerster,
dass die Vereinskasse durch den Trainerwechsel strapaziert worden sei. "Grundsätzlich können wir uns so etwas nicht leisten",
gab er zu. Allerdings mühte sich der Manager redlich, dieser Aussage die Dramatik zu nehmen. "Finanziell liegen wir dennoch
im grünen Bereich. Wir haben einen Puffer in unseren Etat eingebaut." Dass der jedoch nicht schon längst aufgebraucht
ist, verwundert jedoch ein wenig. Immerhin jammerte Schatzmeister Horst Zang, schon bevor die Spieler Goran Curko,
Zeno Bundea und Aleksandar Jovic verpflichtet wurden, darüber, dass das Budget aufgrund der teuren Sanierungsarbeiten im
Stadion etwas überstrapaziert sei. Da drängt sich der Verdacht auf, dass mit Geldern hantiert wird, die noch gar
nicht in der Vereinsschatulle stecken. Etwa mit denen, die bei einem Vertragsabschluss mit einem Rechtehändler zu erwarten
sind. Falsch, sagt Gerster: "Wir geben kein Geld aus, das wir nicht haben." Gleichzeitig verweist er aber darauf, dass er durch
den Trainerwechsel mit Mehreinnahmen aus dem Spiel gegen die Greuther Fürth rechnet. Und außerdem müsse "die Sache mit
Hans-Jürgen Boysen noch geklärt werden". Eine Aussage, die auch ein wenig verblüfft, hieß es doch ursprünglich, der verdiente
Trainer solle sein volles Gehalt weiter bekommen.
Weshalb Gerster seine Auskunft in soweit wieder entschärfte, als dass eine Regelung gefunden werden müsse für den Fall, dass
Boysen eine neue Anstellung vor Ablauf seines Vertrags findet. Aber nicht nur die Funktionäre des OFC schlagen sich derzeit
mit Problemen rum. Auch Neu-Trainer Peter Neururer hat schon Sorgen. Im zweiten Training unter seiner Leitung erlitt Stefan
Ertl einen Schien- und Wadenbeinbruch und fällt somit sechs Monate aus.
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Sprücheklopfer sorgt für gute Stimmung Peter Neururer übernimmt das Training in Offenbach und will den "Innendruck" erhöhen
Nun ist er also da, der Peter Neururer. In Offenbach. Der Fußball-Lehrer soll in der Stadt am Ufer des Mains laut Vertrag
auch mindestens bis zum 30. Juni 2001 bleiben. Am liebsten wäre es einigen sogar, der Junge aus dem Ruhrpott würde
hier richtig heimisch werden. Doch nach seinem ersten Dienst-Tag auf dem Bieberer Berg muss für den Trainer zunächst einmal
eine feste Bleibe gefunden werden. Eine im Rahmen der Möglichkeiten kostengünstige Unterkunft will der Verein ihm
besorgen. Zur Auswahl stehen eine Mietwohnung und ein Hotelzimmer. Wobei nach Meinung des Übungsleiters eine dritte
Variante vergessen wurde. "Normalerweise brauchst du hier ein Wohnmobil, schließlich weißt du nie, wann du hier wieder
weg musst."Keine Frage, der Mann sorgt für Unterhaltung. Was nach der für den Aufsteiger bisher so bitter verlaufenen Saison
in der Zweiten Bundesliga schon sehr wertvoll ist. Nach neun Spielen ohne Sieg gibt es für die balltretenden Angestellten nicht
mehr viel zu lachen. Doch auch den Profis konnte Neururer gleich bei seiner Antrittsrede immerhin ein Grinsen abringen. "Ich
habe der Mannschaft gesagt, dass ab sofort nicht mehr mit der Viererkette gespielt wird", erzählt der Coach. Eine interessante
Reaktion konnte er danach in den Gesichtern der Kicker erkennen. "Aus den Augen konnte ich zwar nichts ablesen, die
schauen bei derartigen Reden immer in Richtung Fußspitze, aber bei manchem Spieler ging der Mundwinkel nach oben."
Aber so schön es auch sein mag, dass er für allgemeine Erheiterung sorgen kann, seine Hauptaufgabe liegt darin nicht.
Komödienstadl spielen sie beim OFC oft genug, da brauchen sie keinen weiteren Entertainer. Neururer hat deswegen auch
eine klare Aufgabenstellung mit auf den Weg gegeben bekommen. Er soll die Mannschaft auf Vordermann bringen, um so den
Abstieg zu verhindern. Nur daran soll er sich messen lassen. Dass das der Maßstab ist, weiß er auch. "Diejenigen, die jetzt
jubeln, weil ich hier bin, jubeln noch ohne Grund. Ich habe noch gar nichts bewegt", sagt er. Für einen Anlass zum
Applaudieren will der 44-jährige Trainer aber schon bald sorgen.
Nicht umsonst habe er schließlich die Mannschaft übernommen. Er glaubt, das Potenzial, um den Klassenerhalt zu schaffen, sei
in ihr vorhanden. Es aus den Spielern herauszukitzeln, müsse seine Aufgabe sein. Was viel Arbeit für ihn bedeutet. Denn derzeit
"entspricht der Tabellenplatz dem augenblicklichen Leistungsstand". Wo er den Hebel ansetzen muss, weiß er allerdings noch
nicht genau. "Ich kann noch keine Therapie einleiten, wenn ich die Diagnose nicht kenne", sagt er. Um die dafür nötigen
Untersuchungen durchzuführen, will er sich zwei Wochen Zeit lassen. So lange besitze der derzeitige Kader das Recht, sich
beweisen zu dürfen. Nach und nach will Neururer jedoch die Trainingsgruppe verkleinern. Von den 28 Spielern, die momentan
bei den Übungseinheiten auf dem Feld herumspringen, will er auf 22 kommen. Was nicht unbedingt gleichbedeutend sein muss
mit Spielerverkäufen, schließlich gebe es auch noch eine Zweite Mannschaft, in der man sich fit halten könne. Sinn und Zweck
dieser Maßnahme sei, den "Innendruck" zu erhöhen. Und erst wenn diese Möglichkeit ausgeschöpft ist, mache man sich
Gedanken darüber, von außen für Ansporn zu sorgen. Mittel für neue Spieler sollen ja angeblich noch vorhanden sein.
Ansonsten versucht Neururer, das Team mit relativer strenger Hand zu führen. Die freien Tage, mit Ausnahmen des heutigen
Mittwochs, strich er vorläufig. Die Berechtigung für diesen Luxus müsse sich die Mannschaft in Zukunft erarbeiten.
Wer sich engagiere, lässt er durchblicken, käme mit ihm aus. So wie es bei seiner ersten Übungseinheit zur Sache ging, hat es
ihm auch schon gefallen. Diese Aggressivität gelte es, auch in Zukunft bei den Spielen auf den Platz zu bringen.
Dass die Herren Berufsfußballer mit so hohem Einsatz dabei waren, fand Neururer jedoch überhaupt nicht überraschend. "Wer
in dem Moment, da ein neuer Trainer auf dem Platz steht, nicht läuft und kämpft, der kann gleich zum Manager gehen
und um seine Freigabe bitten", sagt er. Das wisse er aus Erfahrung. Immerhin sind die Kickers bereits sein neunter Verein im
Profi-Fußball. Und genau dieser Umstand hat ihm den Ruf eingebracht, ein "Feuerwehrmann" zu sein. Ein Begriff,
mit dem Neururer allerdings nur sehr wenig anfangen kann. "Ich bin von Haus aus Akademiker. Warum, weiß ich auch nicht so
genau. Vielleicht wollte ich nie richtig arbeiten."
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Neururer "erledigt" die Viererkette und Cola-Drinks
Neue Ära bei den Offenbacher Kickers: Gestern um 10 Uhr leitete Peter Neururer gemeinsam mit seinem Assistenten Werner
Kasper auf dem Bieberer Berg sein erstes Training als Chefcoach des Zweitliga-Schlusslichts. Bei seiner Vorstellung
führte sich der 44-Jährige so ein, wie man ihn von seinen bisherigen Stationen kannte: mit markigen Sprüchen. "In Offenbach
werd' ich mir wohl ein Wohnmobil nehmen. Hier weißt du schließlich nie, wann du wieder gehen musst." Aber im Ernst:
Beim OFC hat der Zampano mit der Schnodder-Schnauze einiges vor: "Kurzfristig kann natürlich nur der Klassenerhalt das
Ziel sein. Aber darüber hinaus ist mehr drin."
Deshalb hat Neururer auch gleich einen Vertrag bis zum 30. Juni 2001 unterschrieben. Die wichtigste Änderung auf dem Rasen:
"Die Viererkette ist eine tolle Angelegenheit, wenn man die entsprechenden Typen dazu hat. Bei den Kickers ist sie ab sofort
erledigt." In den kommenden zwei Wochen will der Coach zudem den Kader von 28 und 22 Mann reduzieren, "um
konzentrierter arbeiten zu können". Außerdem neu: Ein Strafenkatalog ("wer sich beim Cola trinken erwischen lässt, zahlt 500
Mark") und die Wahl von Kapitän und Spielerrat durch die Mannschaft. Die Kickers, so Neururer, stünden zu Recht auf dem
letzten Platz. "Im Fußball gibt es viele, die lügen, manchmal sogar die Trainer. Aber eine Tabelle lügt nie."
Allerdings: "Das Potenzial ist eindeutig größer. Wenn die Jungs immer so leidenschaftlich und aggressiv zu Werke gegangen
wären wie heute, wäre Boysen noch im Amt und Offenbach unter den ersten Zehn." In seiner Datenbank hat Neururer "alle
OFC-Spieler mit ihren Stärken und Schwächen gespeichert." Seine Einschätzung: "Das Team ist stark genug, in der Zweiten
Liga zu bleiben. Ansonsten hätte ich den Job nicht übernommen. Ich bin kein Hasardeur."
Für den OFC ist der Trainerwechsel kein unkalkulierbares Risiko. Manager Gerster: "Allein gegen Fürth kommen wegen
Neururer 5000 Fans mehr. Außerdem gehe ich davon aus, dass Boysen schon vor dem 30. Juni einen neuen Job antritt, so
dass wir sein Gehalt nicht weiter bezahlen müssen."
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Ertl schwer verletzt
Beim Nachmittagstraining zog sich Stefan Ertl bei einem Zusammenprall mit Torwart Thorsten Rohrbach einen Trümmerbruch
des Schien- und Wadenbeins zu und wird vermutlich für den Rest der Saison ausfallen.
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"Feuerwehrmann" Neururer neuer Kickers-Trainer
Wo die Not am größten ist, wird auch der Name von Peter Neururer gehandelt. So auch beim Zweitliga-Schlusslicht Kickers
Offenbach. Deshalb ist es auch keine große Überraschung, dass der 44-Jährige den Trainerposten bis zum 30. Juni 2001
in Offenbach übernommen hat. "Das Ziel kann in dieser Saison nur der Klassenerhalt sein", erklärte Neururer bei seiner
offiziellen Vorstellung.Der ehemalige Bundesliga-Trainer bezeichnete den Zustand seiner Mannschaft als
"sehr gut", das spielerische Potential sei deutlich höher als der Tabellenstand. Offenbach ist bislang noch ohne Sieg im
Fußball-Unterhaus. Vor seinem Einstand an der Seitenlinie im Heimspiel am Sonntag gegen die SpVgg Greuther Fürth wird
Neururer sein Team taktisch umstellen. Statt der Vierer-Abwehr-Kette wird künftig wieder mit Libero gespielt. Kandidat
Nummer eins hierfür ist Ex-Nationalspieler Manfred Binz.
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Boysen nach langer Demontage endgültig gefeuert Neururer soll die Offenbacher nun retten / Ex-Trainer vom Stil der Kickers enttäuscht
Dem Offenbarungseid auf dem Feld folgte die seit Wochen absehbare Entscheidung hinter den Kulissen: Tabellenschlusslicht
Kickers Offenbach hat nach einer Negativserie von neun Spielen ohne Sieg (sechs Niederlagen/5:15 Tore) in der Zweiten
Fußball-Bundesliga die Reissleine gezogen und seinen Trainer Hans-Jürgen Boysen in die Wüste geschickt. Den Retter soll nun
voraussichtlich Peter Neururer spielen.
Nach einem letzten Gespräch gestern Abend soll der 44 Jahre alte frühere Trainer von Hertha BSC Berlin, des 1. FC Köln und
Schalke 04 einen Vertrag bis ins Jahr 2001 unterschreiben. "Es sind bezüglich des Kontrakts nur noch Kleinigkeiten
beiseite zu räumen", erklärte Neurur.
Viel Zeit bleibt ihm nicht, bereits am kommenden Sonntag (15.00 Uhr) steht das Heimspiel gegen die SpVgg Greuther Fürth
auf dem Programm. "Es geht darum, dass die Mannschaft endlich wieder ein Erfolgserlebnis hat. Irgendwann ist der Zeitpunkt
erreicht, wo man einfach gewinnen muss", betonte der studierte Germanist Neururer, der in der letzten Saison den Abstieg von
Fortuna Düsseldorf in die Regionalliga nicht mehr verhindern konnte.
Ein Schicksal, das auch dem OFC droht: "Es ist zwei Minuten nach Zwölf. Wir müssen noch 40 Punkte holen und ich glaube,
dass Neururer der Mann sein könnte, mit dem wir es schaffen", so Kapitän und Publikumsliebling Oliver Roth. Bereits beim
FSV Mainz (1:1) und gegen den 1. FC Köln (0:1) hatte Neururer die Kickers vor Ort beobachtet und Defizite erkannt.
Defizite, die sein Vorgänger Boysen trotz der Panikeinkäufe von Zeno Budea und Aleksandar Jovic nicht in den Griff bekam. In
neun Partien setzte der Ex-Profi des Karlsruher SC 27 unterschiedliche Spieler ein. "Der Glaube, daran, dass wir mit Boysen
den Klassenerhalt packen, war nicht mehr vorhanden", erläuterte Offenbachs mächtiger Manager Klaus Gerster.
Doch die Entlassung des dienstältesten OFC-Coaches ist nur die logische Konsequenz einer wochenlangen persönlichen
Demontage. Der Vorsitzende Dr. Lothar Winkler und sein Vize-Präsident Professor Ulf Tunn hatten sich Anfang Oktober
öffentlich gegen Boysen ausgesprochen und ihm Konzeptlosigkeit vorgeworfen.
Vorläufiger Negativhöhepunkt: Boysen wurde am Sonntag zunächst nicht von Gerster, sondern vom ebenfalls entmachteten
Co-Trainer Stefan Groß von seiner Entlassung informiert. Der telefonische Kontakt mit Gerster kam erst zustande, als die
Zeitungsredaktionen im Umkreis längst über die Entscheidung unterrichtet waren.
"Dieser Stil ist zutiefst enttäuschend", erklärte Boysen, der noch einen Vertrag bis zum Saisonende besitzt. Um die Brisanz
seiner Aufgabe wusste der Mannheimer bereits bei seinem Amtsantritt im Juni 1997. "In Offenbach ist alles sehr emotional.
Das ist der Grund, warum es kein Trainer lange aushielt", hatte Boysen erklärt. Der Ex-Profi war der 18. OFC-Coach seit dem
Bundesligaabstieg von 1984. Nur Kurt Geinzer (1990 bis 92) und Lothar Buchmann (1992 bis 94) bewiesen ähnliche
Ausdauer.
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Die Hoffnung auf den neuen Besen OFC will gegen Fürth die Wende schaffen
Länger als alle seine Vorgänger hat er sich auf dem Trainersessel der Offenbacher Kickers gehalten. Am Sonntagabend war auf
dem Bieberer Berg nach fast 28 Monaten aber auch die Amtszeit von Hans-Jürgen Boysen vorzeitig beendet. Die Ära seines
Nachfolgers soll schon heute Vormittag beginnen. Pünktlich um 10 Uhr dürfte Peter Neururer zum ersten Training seinen Dienst
antreten (wir berichteten).
Gegen 22 Uhr wurde der 44-Jährige gestern Abend in Offenbach erwartet, um die letzten Details zu klären. Das
Vertragsgespräch war bei Redaktionsschluss noch nicht beendet, doch OFC-Manager Klaus Gerster gab sich schon vorher
äußerst zuversichtlich: "Neururer wird unser Trainer. An etwas anderes ist gar nicht zu denken." Auch der Wunschkandidat
selbst äußerte bereits am Sonntag: "Ich bin sicher, dass es klappt. Die letzten Kleinigkeiten werden wir ausräumen, sofern es
überhaupt noch etwas auszuräumen gibt."
Mit "Dampfplauderer" Peter Neururer verbindet sich in Offenbach vor allem die Hoffnung auf den sprichwörtlichen
"Neue-Besen-Effekt". Gerster erklärte: "Seine Hauptaufgabe wird sein, der Mannschaft den hundertprozentigen Glauben
zurückzugeben, dass Siege und unterm Strich dann auch der Klassenerhalt möglich sind."
Das Vertrauen in Hans-Jürgen Boysen sei während der bisherigen neun sieglosen Zweitliga-Partien "nach und nach bei allen
Beteiligten gebröckelt": "Egal ob im Vorstand, im Umfeld, bei den Fans oder in der Mannschaft - die Anzahl der
Skeptiker wurde immer größer."
Trotz der augenblicklich trostlosen Lage am Tabellenende mit ganzen drei Punkten auf dem Konto und immerhin sechs Zählern
Rückstand zum rettenden Ufer macht das spielende Personal der Kickers jetzt wieder in Optimismus. Allen vorangegangen
Treuebekundungen für den Ex-Trainer zum Trotz reagierte die Mannschaft laut Gerster "vollkommen ruhig". So betonte der
unter Boysen weitgehend zum Reservisten degradierte Publikumsliebling Oliver Roth: "Wir sind lange nicht am Ende; noch sind
75 Punkte zu vergeben. Davon brauchen wir zwar immerhin 40, aber ich bin sicher: Wenn wir hier erstmal einen Sieg unter
Dach und Fach gebracht haben, läuft das Ding wieder von ganz alleine."
Den entscheidenden Anstoß wollen Roth und Co. möglichst schon am kommenden Sonntag geben. Mit dem Tabellensechsten
Greuther Fürth kommt um 15 Uhr allerdings ein so genannter "dicker Brocken" auf den Bieberer Berg. "Es geht darum, dass
die Mannschaft endlich wieder ein Erfolgserlebnis hat. Irgendwann ist der Zeitpunkt erreicht, wo man einfach gewinnen muss.
Dieser Punkt ist möglicherweise schon gegen Fürth erreicht", sagt Neururer. Freilich: Mit dem 1. FC Köln hatten die
Kickers vor kurzem schon einmal ein Spitzenteam am Rande einer Niederlage. Am Ende kam es anders...
Immer am emotionalen Limit: Neururer passt zu den Kickers wie wohl kein Zweiter Offenbach. Für Klaus Gerster ist es keine
Frage: "Peter Neururer", sagt der Manager der Offenbacher Kickers, "passt zu uns wie wohl kein Zweiter." In der Tat: Im
Lebenslauf des neuen Trainers scheint sich die Geschichte des OFC widerzuspiegeln: Mal himmelhoch jauchzend, mal zu Tode
betrübt - eben immer am emotionalen Limit.
Den ersten großen Ärger handelte sich Neururer schon in früher Jugend mit seinem Vater ein: Der leitende Angestellte eines
Chemiekonzerns wollte seinen Sprössling unbedingt vom "Proletensport" Fußball fern halten. Doch die Liebe zum runden
Leder ließ Neururer junior alle Hindernisse überwinden. Bereits zu Schülerzeiten wurde er "Schere" oder gar "Blutgrätsche"
gerufen.
Auch als Trainer erwies sich Neururer, der aktiv nicht über die Oberliga hinausgekommen war, als einer, der die Ärmel
hochkrempeln kann. Über die Stationen Rot-Weiß Essen und Alemannia Aachen empfahl er sich im April 1989 für den Posten
beim damals stark abstiegsgefährdeten Zweitligisten Schalke 04. Der seinerzeit mit 34 Jahren jüngste Trainer im deutschen
Profi-Fußball führte den Traditionsclub aus der Abstiegszone, in der folgenden Saison auf Platz fünf und befand sich
in der Spielzeit 1990/91 schließlich gar auf Aufstiegskurs, als er im November 1990 von Präsident Günter Eichberg völlig
überraschend geschasst wurde. Zum Bundesliga-Trainer avancierte Neururer nur vier Monate später trotzdem - beim
abgeschlagenen Schlusslicht Hertha BSC Berlin. Nach zehn Niederlagen und zwei Unentschieden ereilte den "Feuerwehrmann"
aber schon im Mai 1991 der nächste Rauswurf.
Mit Saarbrücken schaffte er 1992 den Sprung in die Bundesliga, stieg jedoch postwendend wieder ab und musste erneut seinen
Hut nehmen. Im April 1996 rettete der längst als Sprücheklopfer verschrieene Self-made-Coach den 1. FC Köln vor
dem Abstieg aus der Bundesliga. Doch auch dieses Engagement endete 18 Monate später mit der Entlassung. Auf den "heißen
Stuhl" auf dem Bieberer Berg ist Peter Neururer also bestens vorbereitet.
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Neururer soll Boysen folgen Zweitliga-Aufsteiger Offenbach entlässt Trainer
Die Offenbacher Kickers haben sich am Sonntag mit sofortiger Wirkung von ihrem Trainer Hans-Jürgen Boysen und dessen
Assistenten Stefan Groß getrennt. Als Wunschkandidat für die Boysen-Nachfolge gilt der ehemalige Bundesliga-Trainer Peter
Neururer, der am Montagabend zu den entscheidenden Verhandlungen am Bieberer Berg weilte, die bei Redaktionsschluss
dieser Ausgabe noch nicht beendet waren. "Er passt zu uns", verteilte OFC-Manager Klaus Gerster Vorschusslorbeeren an
den 44-jährigen Fußball-Lehrer. Nach Gersters Darstellung erreichte er Neururer am Sonntagmorgen in der Türkei
und wurde sich in wesentlichen Punkten schnell einig mit ihm. Der designierte Kickers-Trainer ist derzeit arbeitslos, nachdem er
in der vergangenen Saison bei seinem mitten in der Runde erfolgten Engagement bei Fortuna Düsseldorf den
Zweitliga-Abstieg des Vereins nicht mehr verhindern konnte. Die erfolgreichste Station seiner Karriere war Schalke 04, das er
in der Saison 1989/90 vor dem Regionalliga-Abstieg bewahrte. In der Bundesliga war er danach bei Hertha BSC
Berlin, dem 1. FC Saarbrücken und dem 1. FC Köln tätig; seit geraumer Zeit bewarb er sich immer wieder vergeblich um
Trainer-Stellen.
Der anhaltende sportliche Misserfolg des Zweitliga-Aufsteigers, der nach neun Spieltagen mit drei Unentschieden und sechs
Niederlagen abgeschlagen am Tabellenende rangiert, war laut Gerster der Grund für die zu diesem Zeitpunkt eher
überraschende Trennung von Boysen. Denn obwohl schon in der vergangenen Saison mehrfach eine Ablösung des
Trainer-Duos Boysen/Groß im Bereich des Möglichen lag und zuletzt Anfang Oktober der Rauswurf erst in letzter Sekunde
abgewendet worden war, hatte Gerster danach stets betont, eine Trainer-Entlassung sei kein Thema. Doch nach
der 0:1-Niederlage in Oberhausen kam es dann zur Kehrtwendung. "Der Glaube daran, daß wir den Klassenerhalt mit
Hans-Jürgen Boysen packen, war nicht mehr vorhanden", sagte Gerster.
Der Manager versicherte, dass das Präsidium die Entscheidung per telefonischen Rundruf getroffen und nur Vizepräsident
Wilfried Kohls gegen die Trainer-Entlassung gestimmt habe. Gerster telefonierte jedoch erst mit Boysen, nachdem der Klub
die Öffentlichkeit informiert hatte.
Verständlicherweise zeigte sich Boysen über den Stil dieser Aktion "zutiefst enttäuscht". Denn am Samstagabend war er noch
mit Gerster beim Deutschen Sportpresseball in der Frankfurter Alten Oper zusammen, ohne dass es "irgendwelche Anzeichen"
für die bevorstehende Trennung gab. "Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, einem Trainer seine Entlassung mitzuteilen. Ich
hätte erwartet, dass Herr Gerster mit mir das Gespräch sucht und einen Termin vereinbart, bei dem er mir die Beweggründe
für die Entscheidung nennt."
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Sinkende Schiffe
In der Fußball-Bundesliga gibt es zur Seefahrt einen wesentlichen Unterschied: Der Kapitän verlässt das Schiff nicht als Letzter.
Deshalb herrscht selbst in der Mainstadt Offenbach Normalität, weil das Präsidium nicht salutierend abwarten wollte, bis das
rot-weiße Schiff gesunken ist: Trainer Hans-Jürgen Boysen musste am Sonntag die Kommandobrücke räumen.
Nach zehn Jahren Amateurliga-Tristesse hatte der OFC endlich die Rückkehr in den Profifußbal geschafftl. Als Aufsteiger
setzte man sich Platz 14 und damit den Klassenerhalt als Ziel. Doch die Statisitik nach dem ersten Drittel der Spielzeit
liest sich derzeit alles andere als erfolgversprechend: neun Spieltage, drei Punkte, kein einziger Sieg, Tabellenletzter. Ahoi, Herr
Boysen! Mit dieser Bilanz ist das OFC-Schiff nicht nur leckgeschlagen, sondern hat gefährlich viel Schlagseite. Um es wieder
flottzumachen und in sichere Fahrwasser zu lenken, muss frischer Wind her. Lang genug hatte das Kickers-Präsidium hinter
Boysen gestanden und ihm den Rücken gestärkt. Jetzt soll ein anderer ans Ruder, derzeit steht Peter Neururer ganz oben auf
der Liste. Nicht viel besser mutet die Situation bei Offenbachs Nachbarn in Frankfurt an: Nach sechs Niederlagen in Folge,
Eintrachts längster Serie von Misserfolgen in über 34 Jahren Oberhaus-Zugehörigkeit, könnte auch Feuerwehrmann Jörg
Berger Schiffbruch erleiden. Der macht zwar noch ganz in Zweckoptimismus, aber trotz seiner Rettungstaten in der
Vergangenheit ist der 55-Jährige nicht unantastbar.Neu anheuern muss auch Ernst Middendorp: Weil Bundesliga-Absteiger
VfL Bochum sieben Spiele in Folge verloren hat und nur im unteren Tabellendrittel herumkreuzt, hat das Präsidium gestern
seinen Kapitän über Bord geworfen. Ganz im Gegensatz zur Eliteliga, in der es derzeit verdächtig ruhig zugeht, hat in der
Zweiten Liga der vierte Trainer die Segel streichen müssen. Herbstzeit ist eben eine stürmische Zeit: Die Blätter fallen, die
Trainer fliegen. Das wird auch Werner Dreßel, Trainer der heimischen Borussia Fulda, wissen: Bei neun sieglosen Partien
kann einen schnell der Klabautermann holen.
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Middendorp geht, Neururer kommt
Nach dem deftigen 2:6 gegen TeBe Berlin hat der VfL Bochum am Montagmorgen Trainer Ernst Middendorp wegen
Erfolglosigkeit entlassen. Am Bieberer Berg in Offenbach soll "Abstiegspapst" Peter Neururer die Zeichen auf einen
Klassenerhalt der Kickers setzen.
Der VfL Bochum und Kickers Offenbach wollen mit neuen Trainern die Talfahrt in der Zweiten Fußball-Bundesliga stoppen:
Nach insgesamt 117 Tagen und sieben Spielen in Folge ohne Sieg ist für Coach Ernst Middendorp das Unternehmen
"direkter Wiederaufstieg" in Bochum beendet. Als Kandidat für die Nachfolge wird Ex-Nationalspieler Bernard Dietz
gehandelt. Beim Aufsteiger aus Offenbach erfolgte am Sonntagabend die Trennung von Trainer Hans-Jürgen Boysen nach einer
Negativserie von neun Partien ohne Sieg. Als Retter wird voraussichtlich Peter Neururer angeheuert. Beim
Bundesliga-Absteiger aus Bochum war die 2:6-Demontage im Ruhrstadion gegen Tennis Borussia Berlin am Sonntag
entscheidend für die Trennung von Middendorp, der erst seit Saisonbeginn in Bochum amtierte. "Nach dem peinlichen Debakel
gegen Berlin gab es keinen gemeinsamen Weg mehr", begründete Präsident Werner Altegoer nach einer Krisensitzung. Am
Montagmorgen leitete Co-Trainer Ralf Zumdick das Training, während Altegoer und Manager Klaus Hilpert die Frage nach
dem Nachfolger diskutierten. Erster Anwärter ist Ex-Nationalspieler Bernard Dietz, der seit sechs Jahren erfolgreich im
Amateur- und Jugendbereich des VfL arbeitet.
In Offenbach soll Neururer nach einem letzten Gespräch am späten Montagabend einen Vertrag bis ins Jahr 2001
unterschreiben. "Es sind bezüglich des Kontrakts nur noch Kleinigkeiten beiseite zu räumen. Wahrscheinlich werde ich als
Trainer des OFC am Dienstagmorgen das Training leiten", erklärte Neururer, der sich aus persönlichen Gründen noch bis
Montagmittag in Antalya/Türkei befand.
Viel Zeit bleibt Neururer nicht, bereits am kommenden Sonntag (15 Uhr) steht das Heimspiel gegen die SpVgg Greuther Fürth
auf dem Programm. "Es geht darum, dass die Mannschaft endlich wieder ein Erfolgserlebnis hat. Irgendwann ist der
Zeitpunkt erreicht, wo man einfach gewinnen muss. Dieser Punkt ist möglicherweise schon gegen Fürth erreicht", betonte
Neururer.
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Peter Neururer der neue
Peter Neururer heißt der neue Hoffnungsträger der Kickers. Am heutigen Montag wird er in Offenbach erwartet um die letzten
Vertragsdetails zu klären. Der 44-Jährige löst den zuletzt erfolglosen Trainer Hans-Jürgen Boysen ab. Das OFC-Präsidium
trennte sich gestern von dem Aufstiegscoach - der zuvor noch den kommenden Kickers-Gegner, die SpVgg. Greuther Fürth,
beobachtet hatte - und dessen Assistenten Stephan Groß.
Stärkte die Führung Boysen noch vor zwei Wochen den Rücken, sah sie sich nach der Niederlage bei RW Oberhausen zum
Handeln gezwungen. "Wir haben uns lange beraten und sind übereingekommen, eine Entscheidung treffen zu müssen",
resümierte Manager Klaus Gerster.
Trotz der schwierigen Situation zeigte sich Neururer gegenüber dem kicker optimistisch: "Offenbach ist eine gute Adresse im
deutschen Fußball. Das wird eine interessante Aufgabe." Bleibt abzuwarten, ob der Trainer seine Euphorie auf die am Tiefpunkt
angelangte Mannschaft übertragen kann. In Düsseldorf gelang ihm dies letzte Saison nicht - mit der Fortuna stieg er aus der 2.
Liga ab.
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Pressemitteilung der Offenbacher Kickers
Die Wege von Hans-Jürgen Boysen und Kickers Offenbach trennen sich mit diesem Tage.
Der Cheftrainer, der sich in den letzten 28 Monaten große Verdienste
erworben hat und die Mannschaft in die Zweite Bundesliga geführt hat,
wird Kickers Offenbach verlassen. Mit ihm geht auch sein Co-Trainer
Stefan Groß.
Der Wunschkandifat für die Nachfolge ist Fußballlehrer Peter Neururer,
mit dem auch bereits telefonisch Kontakt aufgenommen wurde. Er wird
Montagabend nach Offenbach kommen, um endgültige Details abzusprechen,
so daß er am Dienstag um 10.00 Uhr zum ersten Mal das Vormittagstraining
leiten könnte.
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Offenbach trennt sich von Trainer Boysen (1)
Am Sonntag schmiss der Zweitligist Hans-Jürgen Boysen endgültig raus.
Der Coach war schon mehrfach kritisiert worden, doch erst die 0:1-Niederlage bei RWO machte das Maß voll.
Hans-Jürgen Boysen muss sich einen Job suchen. Der Trainer von
Zweitligist Kickers Offenbach ist am Sonntag entlassen worden. Der
Vorsitzende Dr. Lothar Winkler und sein Vize-Präsident Professor Ulf
Tunn hatten sich bereits mehrfach öffentlich gegen en Coach
ausgesprochen, erst nach der erneuten 0:1-Niederlage bei Rot-Weiß
Oberhausen am Freitag folgte das Präsidium aber dem Votum des
Präsidenten.
Favorit auf die Nachfolge von Boysen ist Peter Neururer, der in der
vergangenen Saison mit Fortuna Düsseldorf aus der Zweiten Bundesliga
abgestiegen war. Neururer wird allerdings auch beim Bundesliga-Absteiger
VfL Bochum als möglicher Nachfolger des umstrittenen Ernst Middendorp
gehandelt. In der Bundesliga trainierte Neururer Hertha BSC Berlin
(1991), den 1. FC Saabrücken (1992 bis 1993) und den 1. FC Köln (1996
bis 1997). Die Entscheidung soll am Montag fallen. Die
Wahrscheinlichkeit der Verpflichtung von Neururer wird in Offenbach "mit
90 Prozent" angegeben. Boysen war seit 28 Monaten Trainer auf dem
Bieberer Berg, er hatte die Mannschaft nach dem Aufstieg in die
Regionalliga übernommen und sie im Sommer gegen den VfL Osnabrück in den
bezahlten Fußball zurückgeführt. Mit Boysen musste auch sein Co-Trainer
Stefan Groß seinen Hut nehmen.
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Offenbach trennt sich von Trainer Boysen (2)
Hans-Jürgen Boysen muss sich einen Job suchen. Der Trainer von
Zweitligist Kickers Offenbach ist am Sonntag entlassen worden. Der
Vorsitzende Dr. Lothar Winkler und sein Vize-Präsident Professor Ulf
Tunn hatten sich bereits mehrfach öffentlich gegen en Coach
ausgesprochen, erst nach der erneuten 0:1-Niederlage bei Rot-Weiß
Oberhausen am Freitag folgte das Präsidium aber dem Votum des
Präsidenten. Favorit auf die Nachfolge von Boysen ist Peter Neururer,
der in der vergangenen Saison mit Fortuna Düsseldorf aus der Zweiten
Bundesliga abgestiegen war. Neururer wird allerdings auch beim
Bundesliga-Absteiger VfL Bochum als möglicher Nachfolger des
umstrittenen Ernst Middendorp gehandelt. In der Bundesliga trainierte
Neururer Hertha BSC Berlin (1991), den 1. FC Saabrücken (1992 bis 1993)
und den 1. FC Köln (1996 bis 1997). Die Entscheidung soll am Montag
fallen. Die Wahrscheinlichkeit der Verpflichtung von Neururer wird in
Offenbach "mit 90 Prozent" angegeben. Boysen war seit 28 Monaten Trainer
auf dem Bieberer Berg, er hatte die Mannschaft nach dem Aufstieg in die
Regionalliga übernommen und sie im Sommer gegen den VfL Osnabrück in den
bezahlten Fußball zurückgeführt. Mit Boysen musste auch sein Co-Trainer
Stefan Groß seinen Hut nehmen.
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Offenbach trennt sich von Boysen (3)
Der neunte Spieltag in der Zweiten Fußball-Bundesliga war auch schon der
letzte für Hans-Jürgen Boysen. Nach dem 0:1 in Oberhausen trennte sich
Kickers Offenbach von dem Trainer. Favorit für die Nachfolge ist Peter
Neururer, der in der vergangenen Saison mit Fortuna Düsseldorf aus der
Zweiten Liga abgestiegen war. Dieser ist allerdings auch bei
Bundesliga-Absteiger VfL Bochum in Gespräch. Nach der 2:6-Heimniederlage
gegen Tennis Borussia Berlin muss nämlich Coach Ernst Middendorp sich
ernsthaft Gedanken machen. 8000 Zuschauer reagierten mit Hohn- und
Spott-Rufen wie ¸¸Wir sind schuld'' auf Middendorps Fan-Schelte in den
vergangenen Tagen. Ironie des Schicksals: Einer Beurlaubung vorläufig
entgangen ist Oberhausens Trainer Aleksandar Ristic nach dem 1:0 gegen
Offenbach.Den Trainer Rainer Ulrich bereits entlassen hat der Karlsruher
SC, doch die Talfahrt konnte auch Interimscoach Guido Buchwald nicht
stoppen. Gegen Chemnitz setzte es eine 1:2-Heimniederlage. In dieser
Woche will der KSC den neuen Trainer präsentieren. Heißer Kandidat:
Peter Knäbel (früher u.a. Nürnberg, zurzeit beim Schweizer Zweitligisten
Winterthur Spielertrainer). Auch beim 1. FC Nürnberg hängt nach dem 1:3
in Aachen der Haussegen schief. Trainer Friedel Rausch kündigte nach dem
verpassten Sprung an die Tabellenspitze ¸¸personelle Konsequenzen'' an.
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OFC-Trainer Boysen glaubt weiter an den Klassenerhalt Nichts ist unmöglich
Etwaigen Verständigungsproblemen baute Hans-Jürgen Boysen vor. Dem
Trainer der Offenbacher Kickers lag nämlich viel daran, dass das
Auditorium seinem Vortrag akustisch wie inhaltlich ohne Schwierigkeiten
folgen konnte. Langsam und deutlich
sprach der Fußball-Lehrer deshalb, mit Bedacht wählte er seine Worte.
Klare, unmissverständliche Worte. Denn über das, was sich einige seiner
Pappenheimer bei der 0:1-Niederlage gegen Rot-Weiß Oberhausen leisteten,
ärgerte er sich maßlos. So sehr, dass er dem Frust Luft machen musste.
"Es gab Spieler, die haben nach der Partie gesagt, sie hätten nie das
Gefühl gehabt, das Spiel noch umbiegen zu können. Solche Äußerungen will
ich nie wieder hören. Wer den Glauben an die Mannschaft nicht mehr hat,
der kann demnächst zu Hause bleiben, der muss sich eigentlich einen
neuen Job suchen", wetterte der Coach.
Zum ersten Mal in dieser Saison stellt sich Boysen damit nicht
bedingunslos schützend vor seine Mannschaft. Gerade jetzt, da der
Aufsteiger in eine immer prekärere Situation rutscht, hätte er eine
andere Einstellung von seinen Spielern erwartet. Für den Trainer sind
solche Äußerungen nämlich selbsterfüllende Prophezeiungen. Probleme
könne man sich einreden, nur dann würden sie auch real existieren. Und
genau dieses Stadium haben wohl einige OFC-Akteure bereits erreicht. Für
sie sind nicht mehr die Gegner sondern sie selbst der größte Feind.
Dabei gibt es für das Empfinden Boysens überhaupt keinen Grund,
derartige Schreckhaftigkeit an den Tag zu legen. Natürlich hat auch er
bis zu einem gewissen Grad Verständnis für seine Jungs. "Jeder, der
unten in der Tabelle steht, ist labil", sagt er.
Doch auch mit einer solchen Situation könne man umgehen. Die
Oberhausener hätten dafür doch den Beweis geliefert. Die spielten
genauso schlecht wie die Kickers, dennoch fuhren sie den Dreier ein. Und
warum? Weil sie an ihre eigenen Stärken
geglaubt haben. Ganz einfach. Mehr nicht.
Und mehr sollen seine Spieler auch nicht tun. "Eine realistische
Einschätzung, das ist wichtig", erklärt Boysen. Seine Spieler sollen
sich auf keinen Fall etwas vormachen und sich in schönfärberischer
Schwärmerei selbst belügen. So selbstkritisch,
ihre eigenen Grenzen zu erkennen, sollen sie schon sein. Nur mit den
Schwächen solle auch maßvoll umgegangen werden und sie im Verhältnis zu
den Stärken sehen. "Diese Schwarz-Weiß-Malerei geht mir auf den Wecker.
Die Wahrheit liegt meistens
in der Mitte. Scheinbar bin ich aber einer der wenigen hier, der damit
umzugehen weiß", klagt der Coach.
Tatsächlich erscheinen die Ausflüchte der Spieler absurd zu sein,
bedenkt man, dass der OFC nur eine Woche zuvor eine saubere Leistung
gegen den 1.FC Köln hinlegte. Trotz der Niederlage bekannte seinerzeit
jeder mit gestärktem Selbstbewusstsein vom Feld gegangen zu sein. Aber
an diese Darbietung konnte sich in Oberhausen scheinbar niemand mehr
erinnern. Ball und Verantwortung schoben die meisten Offenbacher im
Niederrheinstadion schnell von sich weg. Mut und Durchsetzungsvermögen
legte kaum ein Kicker in grün-schwarzer Uniform an den Tag. Die
Motivation, die angeblich
aus dem Köln-Spiel gezogen werden konnte, hatte sich augenscheinlich
schon während der Trainingswoche aufgebraucht.
In Sack und Asche wollte Boysen die Mannschaft dann aber nicht hauen.
Schließlich gab es auch einen Lichtblick: Goran Curko. Von dem groben
Patzer, der gegen den 1. FC Köln die Niederlage besiegelte, gänzlich
unbeeindruckt, spielte der Torwart eine ganz hervorragende Partie in
Oberhausen. "Der kann mit schwachen Leistungen umgehen. Das spricht für
einen starken Charakter", lobte Boysen. Kein Wunder, dass er gerne
mehrere dieser Typen in seinem Kader hätte. Aber vielleicht entpuppen
sich ja noch der ein oder andere Kicker als ähnlich unverwüstlich.
Zumindest die Hoffnung darauf hat Boysen noch nicht aufgegeben.
Vielleicht fruchtet die Standpauke vom Samstag tatsächlich. Auf jeden
Fall ist er auf die Reaktion des
balltretenden Personals gespannt. Über die Rede hinaus will er jedoch
zunächst einmal nichts weiter forcieren. "Jeder Spieler muss in der Lage
sein, sich selbst zu motivieren. Die wollten doch alle in der Zweiten
Bundesliga spielen, jetzt sollen sie auch beweisen, dass sie sich selbst
helfen können. Es ist nun Mal leider Gottes so, dass nach so einer
Negativserie alles in Frage gestellt wird, aber dagegen muss man
ankämpfen."
Wenn sie das schaffen sollten, dann sollte auch der erste Sieg möglich
sein. Und sogar noch viel mehr. "Mir wird es zwar als Zweckoptimismus
ausgelegt, aber ich halte es nachwievor für realistisch, dass wir den
Klassenerhalt packen", sagt Boysen. So oder so wird das nicht leicht
sein. Dessen ist sich der Trainer durchaus bewusst. Denn er weiß: "Die
Saison wird nicht schwer, die wird sauschwer."
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Roths Galgenhumor - Lachnummer Jovic
Vor der Partie bei Rot-Weiß Oberhausen redete OFC-Vizepräsident Kohls
vom "Schicksalsspiel". Nach der 0:1-Niederlage der derzeit schwächsten
bei der zweitschwächsten Mannschaft der 2. Bundesliga herrscht bei den
Offenbacher Kickers
Rat- und Sprachlosigkeit. Nach der trostlosen Vorstellung beim alles
andere als überzeugenden RWO drängt sich die Frage auf: Wen wollen die
Kickers überhaupt noch schlagen oder gar in der Tabelle hinter sich lassen?
Auch innerhalb der Mannschaft machen sich die Selbstzweifel offenbar
immer breiter. Oliver Roth mit Galgenhumor: "Wir passen uns dem
Spielniveau des jeweiligen Gegners an - und schaffen es fast immer, am
Ende ein Tor schlechter zu sein." Auch die beiden jüngsten Neuzugänge
vermochten an der Offenbacher Ohnmacht nichts zu ändern. So musste
Trainer Boysen den Rumänen Bundea nach halbstündiger Arbeitsverweigerung
im rechten Mittelfeld vom Platz nehmen. Und Stürmer Jovic, dessen
kurzfristige Verpflichtung die Kickers geheim gehalten hatten, um in
Oberhausen einen Überraschungscoup zu landen, gerät ebenfalls zur
Lachnummer. RWO-Trainer Ristic lästerte: "Die Überraschung ist gelungen;
ich habe Jovic tatsächlich nicht gekannt. Aber die Offenbacher ihn wohl
auch nicht."
Trotz der schier aussichtslosen Lage darf sich Boysen seines Postens
offenbar weiterhin halbwegs sicher sein. Auf dem Sportpresseball
schüttelte sich der Fussball-Lehrer bis in den frühen Sonntagmorgen den
Frust aus den Beinen, beobachtete am Nachmittag dann das 0:0 des
nächsten Kickers-Gegners Greuther Fürth gegen Waldhof. Immerhin:
Niederlagen können in Offenbach derzeit keinen mehr aus der Ruhe
bringen.
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OFC: Neururer soll heute Nachfolger von Boysen werden
Auf dem Deutschen Sportpresseball in der Frankfurter Alten Oper schwang
Hans-Jürgen Boysen als einer der letzten noch am frühen Sonntagmorgen
das Tanzbein. Stunden später war klar: Es war der letzte Tanz des
Fußball-Lehrers in offizieller Mission als Cheftrainer der Offenbacher
Kickers gewesen. Das 0:1 des OFC beim Tabellenvorletzten Rot-Weiß
Oberhausen hatte das Fass offenbar zum Überlaufen gebracht. Nach nunmehr
neun sieglosen Spielen in der 2. Bundesliga gaben die Kickers gestern
Abend die Trennung von dem Mann bekannt, der den Club erst im Sommer
nach zehn Jahren in den Profi-Fußball zurückgeführt hat.
Manager Klaus Gerster: "Wir müssen einfach alle Möglichkeiten
ausschöpfen, um oben zu bleiben. Wer siegen will, braucht den Glauben;
dass wir es mit Boysen schaffen, haben zumindest nicht mehr alle
geglaubt." Boysens Nachfolger steht mit Peter Neururer praktisch bereits
fest. Der frühere Coach des FC Schalke 04 und den 1. FC Köln wird
bereits heute Abend zur Vertragsunterschrift in Offenbach erwartet und
soll nach Möglichkeit schon am Dienstag um 10 Uhr das Vormittagstraining auf dem Bieberer Berg leiten.
Der Abschied traf Hans-Jürgen Boysen nach den Turbulenzen in den
vergangenen Wochen zwar nicht unbedingt unvorbereitet, zum jetzigen
Zeitpunkt aber doch überraschend. Gestern Nachmittag beobachtete Boysen
noch die Partie des nächsten Offenbacher Gegners Greuther Fürth gegen
Waldhof Mannheim. Von der Entscheidung wurde er schließlich durch
Co-Trainer Stephan Groß informiert, der als erster die Mitteilung von
Manager Klaus Gerster erhalten hatte und sich mit Boysen - wie erwartet - solidarisch erklärte.
Auch nach der Entlassung blieb der Ex-Trainer gestern seiner Maxime treu
und wahrte die Loyalität zum Verein: "Die Entscheidung des Clubs muss
man logischerweise akzeptieren. Ich hoffe, dass der Erfolg und
vielleicht auch ein bisschen das
Glück zu den Kickers zurückkommen. Meinem Nachfolger wünsche ich ein
glückliches Händchen und den Klassenerhalt."
Mit Peter Neururer, der im Augenblick ein Fußballcamp in der Türkei
betreut, hat Gerster nach eigenen Angaben erst gestern erstmals
telefonischen Kontakt aufgenommen, dabei aber schon (fast) alles klar
gemacht. "Der Peter ist ein volksnaher Typ, der hundertprozentig zu
Kickers Offenbach passt. Auf Schalke und in Köln hatte er in ähnlich
schwierigen Situationen schon hervorragende und erfolgreiche Arbeit
geleistet. Deshalb ist er unser Wunschkandidat, und er hat auch sofort
erklärt, dass er die Herausforderung annehmen will."
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Boysen/Groß entlassen - Neururer der neue ? Hoffentlich nicht !
Kickers Offenbach hat am Sonntag das Trainergespann Boysen/Groß entlassen. Schlimmer ist, dass Peter
Neururer als neuer Trainer im Gespräch oder vielleicht schon neuer Trainer ist. Hoffentlich ist dem nicht
so, aber Hoffnung habe ich eigentlich keine mehr. Das ist vielleicht der OFC aber nichts mehr für mich.
Anmerkung: Ich gebe jedem eine Chance aber Neururer ? Ist der OFC mit seinem Latein am ende ?
Die Entlassung von Boysen/Groß war in Ordnung aber vielleicht sollte man nicht ganz so hektisch sein !
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OFC will "Rote Laterne" Oberhausen übergeben
Nach acht Spieltagen in der Zweiten Fußball-Bundesliga warten die Offenbacher Kickers immer noch auf den ersten
Saisonsieg. Morgen muss der OFC bei Rot-Weiß Oberhausen antreten und könnte im Falle eines Erfolges die "Rote
Laterne" an die Westfalen weiter reichen.
Allerdings plagen OFC-Trainer Hans-Jürgen Boysen erhebliche Personalsorgen. Die verletzten Rene Keffel, Michael
Hartmann, Dirk Vollmar, Matthias Dworschak und Dietmar Roth fallen definitiv aus, der Einsatz von Oliver Roth (Grippe) ist
fraglich. Wegen der angespannten Personallage ist der OFC weiter auf der Suche nach neuen Spielern. So wird derzeit Stürmer
Alexandar Jovic getestet. Der 27-Jährige, der ablösefrei wechseln könnte, spielte zuletzt für Hapoel Haifa und davor bei
Hansa Rostock. Gestern weilte jedenfalls Jovics Berater Wolfgang Knispel zu Verhandlungen am Bieberer Berg.
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Köln will Offenbacher Polizei anzeigen
Etwa 10 000 Mark muss der OFC dafür aufwenden müssen, um die auf Grund der Ausschreitungen von Kölner Fans
entstandenen Schäden im Stadion zu beheben. Doch nicht nur dies ärgert die Verantwortlichen beim OFC. Sie monieren
"pädagogische und psychologische Fehler" (Manager Klaus Gerster) der Polizei im Umgang mit den Fans. Der Vorstand
des 1. FC Köln hat derweil beschlossen, Strafanzeige gegen die Offenbacher Polizei wegen Freiheitsberaubung sowie Nötigung
stellen. Damit solle "das zum Teil menschenunwürdigte Einsperren von annähernd 2 000 Fußball-Anhängern angeprangert
werden", hieß es in einer Pressemitteilung des Vereins.
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Neunter Versuch im neunten Anlauf Wieder einmal macht sich der OFC Hoffnung auf den ersten Sieg, diesmal in Oberhausen
Für Ernüchterung haben die Offenbacher Kickers in dieser Saison schon über die Maße gesorgt. Die mickrigen drei Punkte,
die der Aufsteiger in den acht Spielen seit der Rückkehr in die Zweite Bundesliga ergatterte, zeugen davon, dass Erwartungen
und Realität im bisherigen Saisonverlauf ordentlich auseinanderklafften. Doch damit ist der Desillusionierung nicht genug. Es soll
so weitergehen. Trainer Hans-Jürgen Boysen versprach nun, dass seine Mannschaft alles daran setzte würde, am kommenden
Freitag erneut für eine Enttäuschung zu sorgen.Womit keineswegs schon wieder einem Versprecher aus dem Presseraum des
Bieberer Bergs der Weg an die Öffentlichkeit gebahnt werden soll. Nein, nein, das war wirklich so gemeint. Allerdings sollen
nicht die Anhänger des OFC leiden, sondern vielmehr die derzeit nicht minder unglücklichen Fans von Rot-Weiß Oberhausen.
Der Grund für derlei Ankündigung findet sich weder in Animositäten noch in Gehässigkeiten gegenüber den Westfalen. Den
Kickers ist derzeit einfach nur jede Gelegenheit Recht, den ersten Sieg in dieser Saison zu landen. Die Oberhausener scheinen
für dieses Unterfangen aber der ideale Gegener zu sein. Immerhin stehen die auch nicht sonderlich gut da. Gerade einmal zwei
Punkte Vorsprung haben sie vor dem Tabellenletzten. Im Falle eines Erfolgs wären die Offenbacher die Rote Laterne los. Das
würde ihnen ungeheure Erleichterung verschaffen.
Aber es wäre zu einfach, zu behaupten, einzig der Mannschaft von Aleksander Ristic müsse die Angst auf der Stirn geschrieben
stehen. Natürlich mag es sein, dass die Hoffnung auf ein Erfolgserlebnis bei einem Heimauftritt größer ist als bei einem Team,
das in der Fremde aufläuft. Doch Boysen soll keinem vormachen, dass seine Elf nicht auch unter gehörigem Zugzwang steht.
Den Druck haben sie sich selbst auferlegt. Ein Pappenstiel ist es nämlich nun wahrlich nicht, bis Ende der Runde das
Punktekonto mit 18 Zählern aufzufüllen. Wenn die Kickers wirklioch an diese Grenze herankommen wollen, sollten sie
schleunigst damit beginnen.
Eine bessere Möglichkeit als gegen Oberhausen wird sich wohl nicht bieten. Doch wer siegen will, muss auch Tore schießen.
Eine Übung, mit der sich OFC-Spieler bisher besonders schwer taten. Fünfmal gelang ihnen das einstweilen nur. Deswegen
wird auch weiterhin der Mann, der die Dinger gleich reihenweise reinhaut, auf dem Transfermarkt gesucht. Aleksander Jovic
scheint zumindest ein paar Merkmale mitzubringen, die zur Erfüllung dieser Aufgabe notwendig sind. Der Stürmer von
Hapoel Haifa, der schon seit Samstag auf Biebers Höhen mitrainiert, darf auf jeden Fall noch ein bisschen länger
Überzeugungsarbeit leisten. Sportlich wie verbal, denn am gestrigen Mittwoch lief er mitsamt Fifa-Spielervermittler Wolfgang
Knispel und Willi Konrad auf der Geschäftsstelle ein.
Andere Fußballer, die, die bereits einen Vertrag besitzen, beschränken sich in ihrem Tun hingegen ganz auf den Sportplatz.
Selbst im Training wurde zuletzt gegrätscht und gekämpft, das die Socken qualmten. Boysen sah es mit Genuss.
"Teilweise muss ich die Spieler jetzt wieder bremsen. Aber es scheint so, als hätten einige endlich erkannt, wie die Sache
anzugehen ist. Jetzt zeigen sie die bisher fehlende Aggressivität und Härte. Da bleibt nichts zu wünschen übrig", sagt der
Fußball-Lehrer. Insofern ist er auch ziemlich optimistisch, dass die Wende zum Positiven nicht mehr lange auf sich warten lässt.
"Wenn die Mannschaft weiß, was wir wollen, dann können sich die Spieler auch so hochgradig mit unseren Zielen
auseinandersetzen, dass sie erreicht werden", erklärt Boysen. Er sollte es wissen, schließlich kennt er die Kicker am besten.
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Keine Spur von Resignation Offenbach wartet weiter auf den ersten Sieg und setzt sich hohes Ziel: Bis zur Winterpause müssen 18 Punkte aufs Konto
Zielstrebigen Schrittes marschierte Goran Curko voraus. Von nichts und niemand aufzuhalten, führte der Torwart der
Offenbacher Kickers seine Mannschaft an. Aber nicht zum Angriff, nein, von Schuldgefühlen gehetzt, ergriff er als erster
die Flucht aus dem Stadion auf dem Bieberer Berg. Sein Patzer, der einzige in einem Spiel gespikt mit glanzvollen Paraden, ließ
erneut das Unheil über den Tabellenletzten hereinbrechen. Ein Fehler, ein Tor, eine Niederlage. Nach dem äußerst
unglücklichen 0:1 gegen den 1.FC Köln bleibt der Aufsteiger weiterhin sieglos in dieser Saison. Und das seit nunmehr acht
Spieltagen. Glücksgefühle können in einer solchen Situation nur schwerlich aufkommen.Aber von der abgrundtiefen
Erschütterung ist schon wenig später nichts mehr zu spüren. Keine Spur von Resignation. "Demoralisierend war nur das
Ergebnis, die Leistung jedoch in keinster Weise", sagt Trainer Hans-Jürgen Boysen. Natürlich spricht da Trotz aus seinen
Worten, aber keineswegs in der Form lächerlicher Schönfärberei. Wahrlich boten die Kickers in dieser Serie noch nichts
besseres. Mit absoluter Leidenschaft kämpfen sie gegen die Kölner. Zurecht prasselte deswegen von allen Seiten Lob auf die
Spieler nieder. "Ich habe eine Mannschaft gesehen, die alle wichtigen Eigenschaften an den Tag gelegt hat. In der Zweiten
Bundesliga kenne ich kein Team, gegen das wir so nicht bestehen könnten", äußerte sich der Fußballlehrer sehr positiv. Und
auch der Technische Direktor Klaus Gerster stieß ins selbe Horn: "Das war der stärkste Gegner und unser bislang bestes Spiel."
Wobei beide davon ausgehen, dass es sich hierbei nicht um einen einmaligen Akt handelte, bei dem die Elf an ihre Grenze oder
gar darüber hinaus gegangen sei. Vielmehr herrscht großer Optimismus vor, dass die Kickers jetzt so richtig in Fahrt kommen.
Es geht noch besser, heißt die Parole auf dem Bieberer Berg. Diese Ankündigung soll getrost als Versprechung gewertet
werden. Zum Beleg dafür nennen sie Zahlen. Bis zur Winterpause wollen sie sich 18 Punkte auf ihr Konto gehievt haben. Das
heißt, 15 Zähler sollen in den nächsten neun Begegnungen herausspringen. So nach vorne zu preschen, klingt mutig. Ist es aus
der Sicht der Verantwortlichen aber nicht. Zum einen sei diese Zielsetzung grundsätzlich erforderlich, weil der Klassenerhalt mit
weniger Punkten zu diesem Zeitpunkt wohl schon in enorm weite Ferne gerückt wäre. Zum anderen merke man immer mehr,
dass in der Mannschaft die Substanz steckt, um diesen Ansprüchen gerecht zu werden. "Es ist aus einigen Spielern immer noch
ein Stück mehr herauszukitzeln", sagt Boysen. Schließlich hätten manche Kicker Trainingsrückstände aufzuweisen. Vor allen
Dingen die Leistungsträger seien immer wieder durch kleinere Verletzungen zurückgeworfen worden. Manfred Binz, Lars
Schmidt, Marco Grevelhörster, Patrick Dama, Matthias Dworschak oder Tom Stohn - um nur einige zu nennen - waren bereits
gezwungen, eine Weile zu pausieren. So langsam, da fast alle wieder voll auf der Höhe sind, komme man aber auf den Punkt.
Auch die eigenen Schwächen können mittlerweile ziemlich genau eingeschätzt werden. Ein Blick auf die Torausbeute genügt.
Vier magere Treffer lautet die peinliche Zwischenbilanz. Verstärkung für den Angriff muss unbedingt her. Ein oder gar zwei
Torjäger sollen laut Gerster geholt werden. Am Samstag spielte bereits Alexander Jovic vor. Nach den ersten Eindrücken
vermochte aber niemand zu sagen, ob der Stürmer von Hapoel Haifa der gesuchte Mann ist. "Geld gibt man nur einmal aus",
warnte Gerster vor überschnellen Entscheidungen. Zumal sich etwas Geduld auszahlen könnte, da in der Winterpause noch
einmal gute Spieler auf den Markt kommen würden. Und überhaupt sei das mit den vermeintlich treffsicheren Kickern so eine
Sache. "TeBe Berlin hat für Ciric und Rösler knapp sieben Millionen Mark ausgegeben, getroffen haben die aber auch erst
dreimal. Es gibt halt keine Spieler mit Tor-Garantie. Da muss man grundsätzlich vorsichtig sein", sagt er. Weniger Bedenken hat
der Manager da bei jungen Leuten aus dem eigenen Stall. Daniel Mingrone, der mit einem Kurzeinsatz gegen Köln sein Debüt
im Profi-Kader feierte, erhielt jetzt einen Drei-Jahres-Vertrag.
Ähnliches Vertrauen erhielt jetzt auch Boysen explizit ausgesprochen. "Die Mannschaft ist intakt. Das konnte jeder sehen.
Deswegen wird es beim OFC auch keine Trainer-Diskussion mehr geben. Jeder der sie entfachen will, schaufelt sich sein
eigenes Grab", sagte Gerster. Ein klares Veto, den Coach in Ruhe arbeiten zu lassen. Und der Betroffene selbst, der besitzt den
Ehrgeiz, sich durchsetzen zu wollen. "Ich wünsche allen Beteiligten, dass der Verein eine gute Entscheidung getroffen hat",
sagte er nur und machte sich umgehend auf den Weg zur Arbeit.
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Kickers Offenbach: Auschreitungen auf dem Bieberer Berg
Nach dem 13. Mai, als es vor, während und nach dem Spiel zwischen den Offenbacher Kickers und Waldhof Mannheim zu
schwerern Ausschreitungen rivalisierender Fan-Gruppen kam, war der Bieberer Berg am vergangenen Freitag erneut
Schauplatz massiver Gewalttägigkeiten. Obwohl die Polizei bereits im Vorfeld der Zweitliga-Partie zwischen dem OFC und
dem 1.FC Köln Hinweise darauf erhalten hatte, dass gewaltbereite Personen der Begegnungen beiwohnen wollten, konnten die
Randale nicht verhindert werden. Im Bereich der Bieberer Straße kam es nach dem Schlusspfiff immer wieder
zu Schlägereien. Schätzungsweise je 150 Hooligans beider Fraktionen beteiligten sich an den Handgreiflichkeiten. Am Ende des
Abends befanden sich 26 Personen in Haft. Sachschaden entstand an einem Kiosk und im Stadion, wo der Zaun im
Gästeblock niedergerissen wurde. Ein Kölner Fan erlitt Verletzungen.Weil bekannt war, dass sich Offenbacher und
Leverkusener auf der einen sowie Kölner und Darmstädter Krawallmacher auf der anderen Seite für das Spiel angesagt
hatten, waren 400 Polizisten vor Ort. Schon auf den Zufahrtsstraßen zum Stadion wurden Kontrollen durchgeführt. Dort oder
spätestens an den Eingangstoren habe man laut Einsatzleiter Robert Philippi auch viele einschlägig bekannte Gesichter
aus der Szene erkennen können. Gegen die habe man in diesem Moment jedoch nicht vorgehen können. "Das ist eine
Rechtsfrage. Ein Stadionverbot reicht da nicht aus. Eigentlich müsste man solche Leute in Unterbindungsgewahrsam nehmen."
Aus diesem Grund habe man versucht, dem drohenden Problem auf andere Weise zu nähern. Die kleinere kritische Masse aus
Köln sollte einfach so lange ihrem Block festgehalten werden, bis sich das Stadion geleert hatte. Was jedoch nicht ganz
unproblematisch ist, da fast ausschließlich über die Bieberer Straße ihren Nachhauseweg antreten. Bei großem Andrang dauert
das. Über eine halbe Stunde mussten die Kölner deswegen in ihrem Block ausharren. Diese Geduld brachten einige nicht auf
und fingen zu randalieren an. Ein morscher Zaun war daraufhin schnell eingerissen, so dass die beharrlich wartenden
Kickers-Chaoten noch zu ihren Scharmützeln kamen. Da die auch noch an verschiedenen Punkten im nahegelegenen Wald-
und Parkgebiet stattfanden, hatte die Polizei Schwierigkeiten sie in den Griff zu kriegen. Dass dem im Fall einer Eskalation so
ist, war Philippi klar: "Das ist der ganz normale Wahnsinn."
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Die Offenbacher Polizei verliert wieder den Überblick - Boysen stützt Curko
Auf einer Versammlung von Anhängern des Fußball-Zweitligisten Kickers Offenbach hatte Robert Philippi, der stellvertretende
Polizeipräsident der Stadt, noch erklärt: "Aus unseren Fehlern vom Spiel gegen Waldhof Mannheim haben wir gelernt."
Während und nach der Partie des OFC gegen die Nordbadener am Himmelfahrtstag hatten Hooligans aus ganz Deutschland
schwere Ausschreitungen angezettelt.
Wie damals fungierte Philippi auch am Freitag beim Zweitliga-Spiel der Kickers gegen den 1. FC Köln als Einsatzleiter. Die
richtige Koordination der zahlreichen Polizisten gelang ihm auch diesmal nicht, obwohl das Gewaltpotenzial beim Köln-Spiel
deutlich geringer war als einst gegen Waldhof.
Nach dem glücklichen 1:0-Sieg ihrer Mannschaft zeigten sich die rund 1500 Kölner Anhänger zunächst noch in friedvoller
Stimmung. Erst, als die Fans nahezu eine Stunde lang von der Polizei am Verlassen ihres Blocks gehindert wurden, wiegelten
die ungefähr 100 Hooligans die Mehrheit auf und provozierten Krawalle. Absperrzäune wurden niedergerissen, schließlich der
Stadion-Innenraum gestürmt.
Von - nach Angaben Philippis - etwa 400 eingesetzten Polizisten waren nur rund 30 an diesen Brennpunkt abgestellt - und
sahen dem Treiben praktisch ohnmächtig zu. Ihren Kollegen war es in der Zwischenzeit nicht gelungen, die gewaltbereiten
Offenbacher Anhänger von der Bieberer Straße zu drängen, wo beide Fan-Lager schließlich doch aufeinander prallten. Bei den
folgenden Ausschreitungen nahm die Polizei 26 Personen fest. Während Ordnungsdienst und Verantwortliche der Kickers
anschließend die Vorgehensweise der Polizei kritisierten, schob Philippi den Verantwortlichen des Vereins den Schwarzen
Peter zu. "Den Zaun, der von den Kölnern umgerissen wurde, hätten die Kickers längst nachrüsten lassen müssen. Das aber ist
wohl aus wirtschaftlichen Gründen unterblieben."
Einig ist sich unterdessen die sportliche Leitung der Kickers, dass auf jeden Fall in die Mannschaft investiert werden muss. Am
Samstagnachmittag trafen sich Manager Klaus Gerster und Trainer Hans-Jürgen Boysen zu einem Gespräch über die
Verpflichtung eines weiteren Stürmers. Ein Schnellschuss bis zur Auswärtspartie bei Rot-Weiss Oberhausen am kommenden
Freitag sei jedoch ausgeschlossen. "Geld für eine Verstärkung ist natürlich da", erklärte Gerster, "aber wir können es
eben nur einmal ausgeben. Deshalb werden wir reiflich überlegen."
Gegen Köln sorgten auch die beiden bisherigen Offenbacher Nachverpflichtungen nicht für Glanz. Der Rumäne Zeno Bundea
fiel bei seinem Debüt kaum auf, Torhüter Goran Curko verursachte nach 89 starken Minuten in der 90. Minute mit einem
kapitalen Schnitzer das entscheidende 0:1, als er eine harmlose Flanke des Kölners Rösele ins eigene Netz lenkte. Trainer
Boysen: "Es gibt keine Vorwürfe, Goran ist und bleibt ein Klassemann. Wie er die Geschichte wegsteckt, wird sich allerdings
erst in Oberhausen zeigen."
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Mit Zeno Bundea soll es beim OFC aufwärts gehen
Die Offenbacher Kickers nehmen den Abstiegskampf in der Zweiten Fußball-Bundesliga mit einem neuen Hoffnungsträger in
Angriff. Morgen gegen den 1. FC Köln (Anpfiff um 19 Uhr auf dem Bieberer Berg) wird der ehemalige rumänische
U 21-Nationalspieler Zeno Bundea sein Debüt im OFC-Trikot geben. Der 22-Jährige Mittelfeldmann wird bis zum Saisonende
von seinem bisherigen Verein Rapid Bukarest ausgeliehen.
Von seinem neuen Trainer Hans-Jürgen Boysen gibt es für Bundea zum Einstand gleich eine Einsatzgarantie: "Bei seinen
Qualitäten besteht kein Zweifel, dass er von Anfang an spielt." Allerdings: Auch über die Stärken des Gegners, die er als
Zaungast des Kölner Sieges über Eintracht Frankfurt erst am Dienstag noch einmal eindrucksvoll vor Augen geführt bekam, ist
sich Boysen im Klaren: "Die Mannschaft ist ein ganz heißer Aufstiegskandidat." Im Grunde genommen spricht nicht das
Geringste dafür, dass Offenbach ausgerechnet gegen Köln den ersten Saisonsieg landen sollte. Doch genau das, versichert
Boysen, mache ihm Hoffnung. "Eben bei solche Konstellationen gibt es oft andere Ergebnisse als alle erwarten." Egal wie die
Partie gegen Köln ausgeht, "im Präsidium wird es keine neue Trainer-Diskussion geben", betont OFC-Vize Wilfried Kohls.
Überhaupt hat man zu den Peinlichkeiten der vergangenen Woche so seine eigenen Ansichten. Manager Klaus Gerster, derzeit
im "Aktiv-Urlaub" (Kohls) in Marbella, ließ ausrichten, er sei "stolz darauf, dass wir uns im Vorstand nicht durch die
Presseveröffentlichungen haben irritieren lassen."
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Spielverlegung am 11. Spieltag
Das Spiel gegen die Stuttgarter Kickers findet am Sonntag, den 07.11.1999 um 15.00 Uhr statt.
Ursprünglich war es am Samstag 06.11.99 um 15:30 Uhr geplant.
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Die Posse bei den Offenbacher Kickers ist vorerst beendet: Boysen bleibt Trainer
Drei Tage lang jagte beim Fußball-Zweitligisten Kickers Offenbach eine Krisensitzung die nächste. Das beherrschende Thema:
Die Zukunft von Trainer Hans-Jürgen Boysen. Neue "Wasserstandsmeldungen" gab es praktisch stündlich. Und die große
Überraschung wurde der staunenden Öffentlichkeit gestern Vormittag präsentiert: Das OFC-Präsidium hat nach tagelangen
Beratungen beschlossen, dass es nichts beschließt. Boysen bleibt Trainer in Offenbach. Aber nur so lange, bis er in Kürze
vielleicht doch geht. Ruhe nämlich wird, wenn überhaupt, allenfalls bis zur nächsten Niederlage einkehren. Die Demontage des
Aufstiegstrainers Boysen schließlich war spätestens am Dienstag vollzogen. Präsident Lothar Winkler hatte da den Coach
reichlich unverblümt über die versammelte Presse zum Rücktritt aufgefordert. Vor einer Entlassung schrecke man unterdessen
zurück, "weil das Ganze ja auch eine finanzielle Frage" sei. Die Schlussfolgerung, dass Boysen jetzt nur noch im Amt ist, weil
sich der finanziell im Moment etwas klamme OFC nicht in der Lage sieht, das Geld für eine Abfindung beziehungsweise das
Gehalt eines Nachfolgers aufzubringen, ist deshalb "Im Interesse des Vereins haben sich alle Gesprächspartner entsprechend
unserem Slogan ,Zusamme schaffe mers' darauf verständigt, gemeinsam mit aller Kraft die sportliche Situation zu verbessern."
Weder hochspekulativ noch gar boshaft, sondern einfach logisch. Boysen selbst, der einen freiwilligen Rückzug von vornherein
kategorisch ausschloss, vermögen solche Überlegungen nicht anzufechten. "Ich orientiere mich nur am Ist-Stand: Und der
besagt, dass es weitergeht", erklärte der Fußballlehrer gestern. Rund zwölf Stunden vorher hatte sich freilich auch Boysens
Einschätzung noch etwas anders angehört. Um 21.40 Uhr waren er und sein Assistent Stefan Groß am Mittwoch Abend aus
dem Privathaus von Winkler hinaus komplimentiert worden, die versammelte Clubspitze setzte die Unterredungen schließlich
ohne die beiden Trainer fort. Ein sichtlich ungehaltener Boysen gab da noch zu Protokoll: "Im Moment bin ich noch Trainer. Ob
ich es morgen früh noch bin, weiß kein Mensch."Am späten Abend dann erreichte Boysen der entscheidende Anruf von
Manager Klaus Gerster: "Da habe ich erfahren, dass ich nicht entlassen werde." Zumindest nicht bis zum Heimspiel gegen den
1. FC Köln am Freitag kommender Woche.
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Boysen bleibt Trainer beim OFC !
Hans-Jürgen Boysen bleibt nun doch Trainer beim noch sieglosen OFC.
Das teilte der Club nach einem Gespräch des Präsidiums mit Boysen und Co-Trainer Groß mit. Bei dem Treffen
seien alle Kritikpunkte angesprochen worden. Im Interesse des Vereins habe man sich darauf verständigt,
gemeinsam die sportliche Situation zu verbessern, heißt es in einer Erklärung am Donnerstag.
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OFC vor Trennung von Trainer Boysen
Die Stunden von Hans-Jürgen Boysen als Trainer beim stark abstiegsgefährdeten Fußball-Zweitligisten Kickers Offenbach
scheinen gezählt. Nach Angaben von Präsident Lothar Winkler am Dienstag mittag soll es innerhalb von 24 Stunden ein
Gespräch geben, an dem auch der Manager des Schlusslichtes, Klaus Gerster, teilnehmen soll. Einziger Gesprächspunkt aller
Voraussicht nach: Die Vereinsführung will Boysen zum Rücktritt bewegen."Wir wollen auf jeden Fall eine Entscheidung bis zum
nächsten Punktspiel in der kommenden Woche", sagte Winkler. Aus seiner Sicht hat Trainer Boysen "sein Pulver
verschossen". "Das Ganze ist aber auch eine finanzielle Frage", meinte der Chef des Traditionsvereins, der auf seinen ersten
Sieg wartet. Ohne Abfindung wird Boysen kaum zu einer solchen Entscheidung zu bewegen sein.
Weichen gegen Boysen wurden am Montag gestellt. Der sich bisher sträubende Verwaltungsrat erteilte dem Präsidium die
Verhandlungsvollmacht für einen Vertragsabschluss mit einer Rechte-Agentur. Eine solche Unterschrift würde sofort einen
Millionen-Betrag in die Kasse der Offenbacher spülen und ihn wieder handlungsfähig machen.
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Die Tage von OFC-Trainer Boysen sind wohl gezählt
Bei den Offenbacher Kickers nimmt das Ende der Ära von Trainer Hans-Jürgen Boysen, der den Verein in drei Jahren von der
Oberliga in die 2. Bundesliga geführt hatte, klare Konturen an. Obwohl sich das Zweitliga-Schlusslicht am Freitagabend
beim FC St. Pauli ein 1:1 erkämpfte, geriet der Coach noch stärker in die Kritik. Rund 800 mitgereiste OFC-Fans hatten ihrem
Unmut unmittelbar nach Schlusspfiff mit lautstarken "Boysen-raus!"-Rufen Luft gemacht. Und Vizepräsident Tunn äußerte
anschließend in aller Öffentlichkeit: "Der Trainer hatte für dieses Spiel kein Konzept."
Dass Boysen, der mit der Mannschaft nach der Partie in St. Pauli zu einem Testspiel bei Luxemburgs Nationalteam (Luxemburg
siegte 1:0) weiter reiste, kurz vor dem Aus steht, will auch Manager Klaus Gerster nicht dementieren. Er hatte sich bislang,
wenn auch nur nach außen hin, immer für Boysen ausgesprochen. Jetzt sagt Gerster: "Ich bin es leid, immer wieder Stellung zu
beziehen. Ich kann nur bestätigen, dass der Trainer in den Vereins-Gremien äußerst umstritten ist. Dazu zählt auch
das Präsidium." Wenn es noch irgend jemand tatsächlich wollte - nach solchen Äußerungen ist Boysen praktisch nicht mehr zu
halten. Die offizielle Entscheidung über die Entlassung wird heute Abend während einer Sitzung von Präsidium und
Verwaltungsrat der Kickers erwartet. Boysen selbst wollte für seine Zukunft nach dem St. Pauli-Spiel keine Prognosen
abgeben: "Ich kann nur für bare Münze nehmen, was die Verantwortlichen mir ins Gesicht sagen. Und da ist bislang noch nichts
gekommen."
Unter diesen Umständen geriet die Partie in Hamburg, wo die Kickers zu ihrem dritten Auswärts-Remis kamen, fast zur
Nebensache. Gerster: "Im Grunde genommen haben wir mit den Punktgewinnen in Mainz, Karlsruhe und St. Pauli eine
optimale Bilanz in der Fremde." Wenn nur die Heimschwäche nicht wäre. Und nächster Gegner am Bieberer Berg ist der 1. FC
Köln. . .
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