2.Bundesliga Saison 1999/2000

Kickers Offenbach - FSV Mainz 05
Endergebnis: 2:2 (0:1)


Spielbericht vom 12.02.2000 - Anstoß: 15:30 Uhr
Kickers nur 2:2 gegen Mainz
Kickers Offenbach wird erst nach 0:2-Rückstand munter und gleicht noch aus / Torwart Goran Curko patzt und rettet

"Tja, was soll ich sagen?" Wolfgang Frank zuckte mit den Achseln. Die rechten Worte wollten dem Trainer des FSV Mainz 05 nicht in den Sinn kommen. Um eine Bewertung des Spiels seiner Mannschaft beim 2:2 gegen die Offenbacher Kickers war er gebeten worden. Doch der Analyse des sonst so klar formulierenden Fußball-Lehrers wich zunächst einmal Ratlosigkeit. Über den einen Punkt konnte er sich weder freuen noch beklagen. Zwangsläufig musste er sich mit dem Erreichten zufrieden geben, denn in diesem Spiel war alles möglich. Bis zum Schluss hätte das Pendel sowohl zur einen als auch anderen Seite ausschlagen können. Bezeichnend die Szene in der 90. Minute: Die Platzherren belagerten den gegnerischen Strafraum, drängten mit Mann und Maus auf den Siegtreffer, aber der Übereifer ermöglichte den Gästen eine Kontermöglichkeit. Plötzlich lief Robert Ratkowski alleine auf das Tor zu - und scheiterte an Goran Curko.

Dass ausgerechnet der Schlussmann die Kickers vor einer Niederlage bewahrte, ist ein weiterer Punkt, der zur Dramatik dieser Partie beitrug. Denn Curko hätte seinem Team beinahe einen Fehlstart in die Rückrunde der Zweiten Bundesliga eingebrockt. Zwei Aussetzer von ihm führten dazu, dass die Mainzer zwischenzeitlich mit 2:0 in Führung lagen. Erst wurde ihm ein Platzfehler zum Verhängnis, als er nach einem Rückpass von Manfred Binz unter dem Ball hersenste, die Kugel daraufhin in Richtung Tor murmelte und Ermin Melunovic (29.) diese nur noch über die Linie zu schieben brauchte. Dann patzte er bei einer Ecke, löste sich zu spät von der Linie, so dass Steffen Herzberger die Flanke verlängern und Jürgen Klopp (58.) einköpfen konnte. Eigentlich war die Messe danach gesungen. Ohne dass der FSV geglänzt hätte, schien er das Geschehen zu kontrollieren, der OFC präsentierte sich bis dahin erschreckend schwach. Von der angeblich so toll verlaufenen Vorbereitung nichts zu spüren. Ohne jeglichen Mumm agierte der abstiegsbedrohte Aufsteiger. "Versagensängste" attestierte ihr Trainer Peter Neururer dann auch. Nur auf Sicherung des eigenen Tores bedacht, forderte im Mittelfeld niemand den Ball. Vor allen Dingen die Außen Patrick Dama und Günther Maier, die die Mainzer Viererkette aufreißen sollten, blieben ohne jede Wirkung. Die Stürmer hingen in der Luft. Selbst das sonst so leidensfähige Publikum murrte.

Dass die Offenbacher trotzdem noch die Kurve kriegten, lag an einem dieser für den Bieberer Berg speziellen Stimmungsumschwünge. Nur 32 Sekunden, nachdem das Spiel scheinbar verloren war, verkürzte Ion Vladoiu (59.) den Rückstand. Zuschauer und OFC-Spieler waren danach wie aufgedreht, schrien und kämpften und veranstalteten ein Chaos, in dem die Gäste für Minuten den Überblick verloren. Das Durcheinander nutzte Dubravko Kolinger (63.) schnell zum Ausgleich. Nach einer Ecke kam der Manndecker völlig frei zum Kopfball. Dass die Gäste vor größerem Unheil verschont blieben, war letztlich nur ganz großer Dusel. In der 66. Minute standen sie kurz davor, vollends überfahren zu werden. Der eingewechselte Zeno Bundea setzte zu einem fulimanten Solo an, ließ einen, zwei, drei, vier, fünf Mainzer stehen, hob den Ball dann aus rund 30 Metern Entfernung über Torwart Dimo Wache hinweg, nur um den einen, dann den anderen Pfosten zu treffen und anschließend das Spielgerät doch in die Arme des Schlussmanns springen zu sehen.

Das große Halali der Kickers hatte damit ein Ende. Bis zum Abpfiff blieben sie zwar weiterhin überlegen, doch nennenswerte Torchancen verzeichneten anschließend nur noch die Gäste. Bei Herzbergers Kopfball (72.) bewies Curko aber ebenso gutes Stellungsspiel wie bei erwähnter Szene gegen Ratkowski, womit es letztlich auch beim Unentschieden blieb.

Also weder Fisch noch Fleisch? Nicht für Neururer. Der freute sich, dass der OFC unter seiner Führung immer noch ungeschlagen im heimischen Stadion ist. "Wer will uns hier noch schlagen?", fragte der Trainer anschließend und bewertete den einen Punkt äußerst positiv. "Auch der hilft, einem Nichtabstiegsplatz näher zu rücken. Das macht Mut." Und wenn der Kollege schon einmal derart auf schön Wetter macht, wollte Frank mit seiner Begeisterung nicht hinter dem Berg halten. "Das war ein interessantes Spiel. Wir haben eine gute Leistung geboten. Meine Mannschaft hat gezeigt, dass sie durchaus in der Lage ist, auswärts zu gewinnen", sagte er und versuchte dabei möglichst glaubhaft zu klingen. Dass er eine bittersüße Miene zog, entging ihm jedoch.

(Von Niels Barnhofer, Frankfurter Rundschau)  

 

OFC kann nur 30 Minuten überzeugen

Offenbach. "Meiner Mannschaft ist einiges zuzutrauen." Die Zuversicht, die OFC-Trainer Peter Neururer noch unmittelbar vor dem Anpfiff der Rückrunde in der Zweiten Fußball-Bundesliga verbreitete, bestätigten seine Schützlinge beim 2:2 zu Hause gegen Mainz nicht.

Nervös und ungefährlich starteten die Kickers in die Partie. Spielzüge über die Außenbahn hatte der Coach gefordert, um die gegnerischen Viererketten auszuschalten. Doch Günther Maier (rechts), der nach einer Stunde entnervt ausgewechselt wurde, und Patrick Dama (links) konnten sich nur selten in Szene setzen. Ebenso das zentrale Mittelfeld. Da waren Stefan Dolzer und Lars Schmidt überfordert. Die Stürmer Ion Vladoiu und Holger Gaißmayer hingen demzufolge in der Luft. Unterdessen beschränkten sich die Gäste darauf, die Chancen zu nutzen, als sich individuelle Fehler auf Seiten der Kickers häuften. OFC-Torwart Goran Curko hatte nämlich einen schwarzen Tag erwischt. Nach 20 Minuten fiel der Torwart erstmals negativ auf, als Christian Hock ihn mit einem Heber überlistete. Glücklicherweise rettete Dubravko Kolinger mit einem Fallrückzieher auf der Linie. Nicht einmal zehn Minuten später kam der nächste Patzer des Schlussmannes. Unbehelligt trat er nach einem Rückpass von Manfred Binz am Ball vorbei, der Mainzer Ermin Melunovic brauchte nur noch einzuschieben (28.).

Nach der Pause änderte sich zunächst nichts. Neururer hatte mittlerweile Neuzugang Gaißmayer wegen einer Prellung ausgewechselt. Als Ersatz debütierte Li Bing. Der Chinese blieb bis auf ein Abseitstor (54.) blass. Nach einer knappen Stunde stand dann erneut Curko im Mittelpunkt. Bei einem Eckstoß von Hock kam er zu unentschlossen heraus, griff am Ball vorbei. Jürgen Klopp köpfte zur 2:0-Führung ein. "Ich stand total neben mir", war der Keeper nach dem Abpfiff fassungslos. Das Spiel schien entschieden. Aber es kam anders: "Mental müssen meine Jungs schon in der Kabine gewesen sein", war der Mainzer Coach Wolfgang Frank sauer ob des von seinem Team in der Folgezeit Gebotenen. Dem FSV fehlte jegliche Ordnung im Spielaufbau; wie aus dem Nichts schoss Vladoiu den Anschlusstreffer (59.). Nun reagierte Neururer und brachte mit Matthias Becker und Zeno Bundea weitere Offensivkräfte. Der OFC entfachte einen enormen Druck in der Vorwärtsbewegung, ließ den Gästen keinen Platz mehr. Besonders Bundea trieb einen Angriff nach dem nächsten vor das Tor von Dimo Wache. Das Resultat war schließlich der verdiente Ausgleich durch Kolinger (63.), der nach einer Bundea-Ecke einköpfte.

Wiederum Bundea hätte drei Minuten später noch das 3:2 erzielen können, doch sein gefühlvoller Heber sprang von einem Pfosten an den anderen, bevor Wache eingriff. "Erschreckend schwach, was das Team in der ersten Hälfte bot. Doch auf die letzte halbe Stunde können wir aufbauen." Neururer weiß, das sich sein Team am Freitag in Nürnberg deutlich steigern muss.

(Von Holger Kliem, Frankfurter Neue Presse)  

 

Zweites Tor löste Kickers-Blockade

Offenbach - Die Offenbacher Kickers müssen sich auf schwere Zeiten im Kampf gegen den Abstieg aus der Zweiten Fußball- Bundesliga einstellen. Zum Auftakt der Rückrunde kamen die Hessen am Samstag im Rhein-Main-Derby zu einem 2:2 (0:1) gegen den FSV Mainz 05. Dabei boten die Offenbacher jedoch 60 Minuten lang eine Leistung, die den Club direkt in die Regionalliga befördern würde. Planloses Gekicke mit erschreckenden Abspielfehlern bekamen die 16 500 Zuschauer auf dem Bieberer Berg zu sehen, die ihrem Unmut zur Halbzeit mit Pfiffen deutlich bekannten. Trainer Neururer: "Wir wollten zu viel" "Wir wollten zu viel, haben verkrampft und deshalb lief gar nichts zusammen", erklärte Kickers-Trainer Peter Neururer das unansehnliche Spiel seiner Profis. Vor der Partie hatte der 44-Jährige noch eine enorme Steigerung im Vergleich zur verkorksten Hinrunde angekündigt. Zu sehen war davon allerdings nichts. Erst im Gefühl der unausweichlichen Niederlage legten die Offenbacher ihre Hemmungen ab und spielten schwungvoll über die Außenbahnen, wie von ihrem Trainer gefordert. "Ob uns dieser Punkt etwas nützt, ist im Moment nicht zu sagen. Aber wir haben den Rückstand ein bisschen verkürzt", suchte Neururer mit Blick auf die Tabelle nach dem Positiven. Dort sind die Kickers immer noch auf einem Abstiegsrang postiert. "Zwei Tore sind manchmal leichter aufzuholen als eines" Ausgerechnet das zweite Tor der Mainzer war für den Boysen- Nachfolger der Knackpunkt der Partie. "Zwei Tore sind manchmal leichter aufzuholen als eines", hatte der OFC-Trainer eine erstaunliche Interpretation des Spielverlaufs parat. Tatsächlich löste sich mit dem vergrößerten Rückstand die Blockade in den Kickers-Köpfen. Vladoiu (59.) und Kolinger (63.) glichen die Mainzer Führung durch Melunovic (29.) und Klopp (58.) noch aus. Ex-Mainzer Lars Schmidt: übermotiviert Im Südwest-Derby fehlte dem OFC lange die ordnende Hand für einen konstruktiven Spielaufbau. Der Ex-Mainzer Lars Schmidt wirkte übermotiviert und verzettelte sich im Mittelfeld immer wieder in unnötige Zweikämpfe. Libero Manfred Binz, der in Neururers Konzept die Sonderrolle zwischen Abwehrchef und Spielantreiber einnehmen soll, kam gar nicht zu dieser Aufgabe. Der Ex-Frankfurter hatte allein jede Menge Arbeit, die Schnitzer in seiner Verteidigung auszubügeln. Ein Sicherheitsrisiko für das OFC-Tor war Schlussmann Goran Curko. Bei beiden Mainzer Treffern patzte der Jugoslawe und beschwor in einigen anderen Szenen mehr Gefahr herauf, als sie zu bannen. Sorgen um seinen Stammplatz muss sich Curko aber nicht machen. Demonstrativ stellte sich Neururer hinter seinen Torwart: "Goran ist die Nummer eins, daran wird nicht gerüttelt." Mainz: Spiel dominiert, doch dann kam die Unruhe Während der Punktgewinn den Offenbachern im Abstiegskampf wenig hilft, konnte der Teilerfolg auch die noch nach den Aufstiegsrängen schielenden Mainzer nicht richtig glücklich stimmen. FSV-Trainer Wolfgang Frank fand keine Erklärung, warum sich seine clever agierende Mannschaft nach dem zweiten Tor plötzlich aus dem Konzept bringen ließ. "Wir haben das Spiel dominiert, taktisch gut gestanden, doch dann kam genau die Unruhe, die wir vermeiden wollten", resümierte Frank mit süß-saurer Miene.

(Von ?, Rhein-Zeitung)  

Rhein-Main-Derby bleibt ohne Sieger
Mainz 05 reicht 2:0-Führung beim OFC nicht

Vom 14.02.2000 vs. OFFENBACH (Eig. Bericht). – Rhein-Main-Derbys bleiben in dieser Saison ohne Sieger. Nach dem 1:1 im vergangenen August am Bruchweg gab es sechs Monate später am Bieberer Berg ein 2:2 zwischen den Offenbacher Kickers und Mainz 05. Beide Mannschaften vermieden so einen Fehlstart in die Rückrunde der Zweiten Fußball-Bundesliga. Kein Spiel für schwache Nerven, was den 16500 Zuschauern in Offenbach geboten wurde. „Das war gerade in der zweiten Halbzeit ein dramatisches Spiel“, holte Harald Strutz tief Luft. Es ging hoch her vor beiden Toren. Nach dem Abpfiff wirkte Strutz schließlich fast erleichtert, obwohl Ratkowski in der Nachspielzeit noch den Siegtreffer für die 05er auf dem Fuß gehabt hatte, aber an OFC-Torhüter Curko gescheitert war. Strutz: „Wenn man 2:0 führt, und dann Glück hat, dass man in wenigen Minuten nicht noch ein drittes Gegentor fängt, muss man schon zufrieden sein.“ Bundeas sehenswerter Kunstschuss, der von linken Pfosten zum rechten Pfosten des 05-Tores sprang, wäre tatsächlich ein Tor wert gewesen.

Innerhalb weniger Minuten war ein Spiel gekippt, das die Mainzer ganz klar in der Tasche gehabt hatten. „Besser kann man gar nicht auswärts spielen“, bescheinigte 05-Manager Christian Heidel seiner Mannschaft. Die hatte alles im Griff, die Platzherren dagegen nichts zu bieten – einmal abgesehen von höchst auffälligen Schnitzern. Der erste ermöglichte die 05-Führung, als Curko der Ball nach einem Rückpass über den Fuß sprang. Melunovic, der Mainzer Neuzugang aus Trier, erzielte im ersten Spiel seinen ersten Treffer.

Was dann geschah? Nur eine Minute später „weckte“ der Mainzer Hock die Offenbacher. Sein Fehler im Mittelfeld ermöglichte Vladoiu den Anschlusstreffer und vier Minuten später markierte Kolinger freistehend den Ausgleich.

„Es kann doch nicht sein, dass wir 2:0 führen und dann anfangen, lasch zu spielen. Diese Krankheit müssen wir unbedingt bekämpfen“, grantelte 05-Trainer Wolfgang Frank. Durch ein zehnminütiges Blackout bringe man sich um den Lohn. Durch das Remis sind die Aufstiegsränge für die 05er nun sechs Punkte entfernt. Ein Standort, an dem sich die Hessen nur zu gerne in der Tabelle befinden würden. Deren Trainer Peter Neururer war verblüfft: „In meiner Mannschaft waren zum ersten Mal Versagensängst festzustzellen.“ Anders könne er sich die schwache Leistung der ersten Halbzeit nicht erklären.

(Von ?, Main-Rheiner)  


Mannschaftsaufstellungen:

Kickers OffenbachFSV Mainz 05
Curko - Binz - Dietmar Roth (60. Bundea), Kolinger - Maier (60. Becker), Schmidt, Dolzer, Simon, Dama - Vladoiu, Gaißmayer (49. Li Bing) Wache - Klopp, Kolvidsson, Neustädter, Ratkowski - Nehrbauer (52. Herzberger), Din Mohammadi (70. Skrinjar), Spyrka, Hock - Demandt, Melunovic (57. Rodrigues)

Spielstatistik:

SchiedsrichterToreGelbe KartenGelb-Rote KartenRote KartenZuschauer
Gettke (Haltern)0:1 Melunovic (29.),
0:2 Klopp (58.),
1:2 Vladoiu (59.),
2:2 Kolinger (63.)
Schmidt (4), Kolinger (2), Vladoiu (3) (OFC) / Nehrbauer, Ratkowski, Melunovic, Spyrka (Mainz)--16500
Alle Angaben ohne Gewähr


Aktuelle Tabelle Saison 1999/2000
Alle Ergebnisse vom 18.Spieltag (11.02.- 14.02.2000)
Tabellenstand nach dem 18.Spieltag (11.02.- 14.02.2000)
Spiele des OFC in der Rückrunde 1999/2000 mit Spielberichten
Alle Spieltage auf einen Blick (mit Ergebnissen)
Torjäger und Karten Statistik Saison 1999/2000
Tabellenplatzstatistik Saison 1999/2000
Ergebnisse 1999/2000
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