Die Kickers lassen sich feiern, der KSC steht vor einem Scherbenhaufen
Offenbach. Die Offenbacher Kickers haben mit ihrem 1:0-Heimsieg dem Karlsruher
SC wohl den "Todesstoß" versetzt. Der Tabellenletzte der Zweiten Fußball-Bundesliga
hat nun neun Punkte Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz. Während sich die
OFC-Akteure vor 17 000 Zuschauern feiern ließen, verschwand die Mannschaft von
Trainer Joachim Löw resigniert in der Kabine. "Ich habe bereits vor einem halben
Jahr festgestellt, dass der Kader falsch zusammengestellt wurde", sieht der KSC-Kapitän
Rainer Krieg die Gründe einer unbeschreiblichen Talfahrt in der Personalpolitik von Sportdirektor Guido Buchwald.
In der Saison 1997/98 noch im Europapokal, sollte in dieser Runde die Rückkehr
in die Bundesliga vollzogen werden. Irrtum: Buchwald steht vor einem Scherbenhaufen.
Der Abstieg ins Amateurlager scheint besiegelt, die Mannschaft ein zersplitterter
Haufen von Individualisten und ein teurer Trainer, der sein Team in 13 Spielen
seit seiner Amtsübernahme zu keinem Sieg führte. "Einige Entscheidungen waren
im nachhinein wohl falsch", musste Buchwald kleinlaut zugeben. Zudem plagt den
KSC ein angebliches Minus von rund sieben Millionen Mark im laufenden Geschäftsjahr.
Aufklärung soll laut Präsident Schmieder die heutige Jahreshauptversammlung geben.
Ganz anders treten momentan dagegen die Offenbacher Kickes auf: Selbstbewusst
und mannschaftlich geschlossen zwang das Team von Trainer Peter Neururer den
KSC in die Knie. Aber dennoch wollte der Kickers-Coach die Augen vor den Mängeln
im Spiel seines Teams nicht verschließen. "Im Gegensatz zur Defensive war die
Offensivleistung nicht befriedigend. Mir fehlte ein konsequenter und konstruktiver
Spielaufbau." Die Ursache für die Schwächen in der zuletzt guten Vorwärtsbewegung
lagen im Wesentlichen im Fehlen von Lars Schmidt begründet. Auf Grund einer Gelbsperre
saß der Kapitän auf der Tribüne, Stefan Dolzer, der dafür ins zentrale Mittelfeld
aufrückte, konnte nicht wie gewünscht die Fäden ziehen. So übernahm schließlich
Stürmer Ion Vladoiu die Rolle des Antreibers. Immer wieder holte er sich den
Ball im Mittelfeld und sorgte dann für gefährliche Vorstöße. So auch beim 1:0
(33.), als der Rumäne herrlich für Patrick Dama vorlegte. Der 21-jährige auf
der linken Außenbahn schoss aus spitzem Winkel unhaltbar für KSC-Keeper Simon
Jentzsch ein. Einziger Wermutstropfen für Offenbach: Vladoiu zog sich eine Kapselverletzung
zu, Neururer hofft allerdings auf einen Einsatz seines Erfolgsgaranten am kommenden
Sonntag im Spiel bei Alemannia Aachen. 21 Punkte haben die Kickers nun unter
der Regie von Neururer aus 13 Partien geholt. Doch aus den Abstiegsrängen konnten
sich die Offenbacher immer noch nicht befreien, stehen punktgleich mit St. Pauli auf Rang 15.
(Von Holger Kliem, Frankfurter Neue Presse)
KSC nach 0:1 in Offenbach vor Abstieg
Vizepräsident Heynig ernüchtert: »Das war's!« / Hoffnung sinkt bei Löw und Anheizer »Euro-Eddy«
Der Mannschaftsbus des KSC hängt mit der Vorderachse schon über den Abgrund zur
Regionalliga. Vor 17 000 Fans verlor Karlsruhe ein weiteres »Endspiel« bei einem
direkten Konkurrenten im Abstiegskampf - 0:1 auf dem Bieberer Berg.
Offenbach. Das Tor des Tages für die Offenbacher Kickers erzielte Patrick Dama (33.). Während
die Liga-Neulinge damit sechsmal in Folge ungeschlagen blieben und dem Klassenerhalt
wieder einen Schritt näher kamen, stellte Vize-Präsident Ullrich Heynig auf Seiten
des KSC fest: »Das war's !«Auch Edgar Schmitt nahm kein Blatt vor den Mund: »Die
können's normal nicht mehr packen«, sagte er. »Euro-Eddy« war Augenzeuge der
KSC-Niederlage in Offenbach und diagnostizierte den fußballerischen Tod seines
ehemaligen Clubs: »Die Seele fehlt . . . das passt alles nicht zusammen.« Der
für die KSC-Heimspielaktion »Der 12. Mann« engagierte Schmitt (»Ich hab' ja vier
Jahre in Karlsruhe gespielt und würde mich freuen, wenn sie nicht absteigen«.)
belegte seine Analyse auch rechnerisch. In den noch ausstehenden zwölf Spielen
müßten die Wildparkprofis mindestens 24 Punkte holen - zwei Zähler pro Spiel:
»Mit solch einem Schnitt wird man über die gesamte Saison gesehen Meister«, so
SchmittÄhnlich realistisch betrachtet auch Joachim Löw inzwischen die Situation
seiner Mannschaft: »Unsere Chancen auf den Klassenerhalt liegen jetzt nur noch
bei wenigen Prozent.«Im Laufe der kommenden Woche möchte sich der KSC-Coach mit
den Verantwortlichen des Vereins zusammensetzen und überlegen: »Wie geht's weiter.
Was wird, wenn . . .«. Löw ließ eine gewisse Machtlosigkeit erkennen, als er
niedergeschlagen bemerkte: »Morgen kommt die Hoffnung vielleicht wieder.«
(Von Hans Falsehr, Mittelbadische Presse)
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