2.Bundesliga Saison 1999/2000

Bochum Die Offenbacher Kickers brauchen nun eigentlich auch keinen Gegner mehr, um in der Zweiten Fußball-Bundesliga zu verlieren. Sie schlagen sich selbst. Und wenn dann noch eine Mannschaft von der Klasse des Aufstiegskandidaten VfL Bochum dazu kommt, dann gibt's am Ende wie am gestrigen Freitag eine 1:6-Packung. In der Form und Verfassung werden die Kickers in den verbleibenden fünf Abschiedsspielen bis zum Abstieg zur Schießbude der Zweiten Liga. Zehn Gegentore in den vergangenen beiden Spielen lassen nicht die Vermutung zu, dass dem OFC in der Endabrechnung die Tordifferenz helfen wird, sollte er es denn noch schaffen, zu den so genannten Mitkonkurrenten um den Klassenerhalt aufschließen zu können.

Damit rechnet aber wohl keiner mehr außer den kühnsten Optimisten, die weiter hoch- und schönrechnen. Realisten werden sich schon jetzt, vier Wochen vor Ende der Zweiten Liga, mit der Zusammensetzung der neuen Regionalliga beschäftigen. So ist nicht verwunderlich, dass sich OFC-Manager Klaus Gerster nach detaillierten Informationen über die diskutierten vier Modelle der neuen zweigleisigen Regionalliga erkundigte.

Das OFC-Debakel begann in der Schlussminute der versten Halbzeit. Durch ein Eigentor von Dubravko Kolinger in der 45. Minute lagen die Kickers mit 1:2 zurück. Yildiray Bastürk brachte einen harmlosen Heber in den Strafraum, OFC-Torwart Rene Keffel lief raus, Kolinger köpfte ins eigene Netz. Die Moral der Gäste, durch den verwandelten Elfmeter von Patrick Dama eine Minute zuvor mühsam aufgebaut, war dahin. Schiedsrichter Günter Perl hatte dem OFC den Strafstoß geschenkt. Er sah zuvor ein elfmeterreifes Foul von Hilko Ristau am eingewechselten Oliver Roth. Da bestand noch Hoffnung, doch Mirko Dickhaut (71., bei einem krassen Fehler von Keffel), Buckley (72.) und Samir Toplak (79.) und Peschel (88.) schossen die Kickers ab.

Oli Roth, die Sturmhoffnung der Offenbacher, kam schon nach knapp einer halben Stunde für Holger Gaißmayer, den Kickers-Trainer Peter Neururer wegen erneuter Leistenbeschwerden auswechselte. Aber auch Gaißmayers Leistung durfte kritisiert werden. Ob Leiste oder Leistung, beides rechtfertigte seine Herausnahme. Vor Spielbeginn hatte Neururer angekündigt, Oli Roth bringen zu wollen, wenn "wir die Brechstange benötigen". Nach einer halben Stunde war es soweit.

Wenn die Stuttgarter Kickers den OFC beim 0:4-Heimdebakel vor knapp einer Woche "abschlachteten" (Neururer), so führte der VfL die Offenbacher vor und zeigte bisweilen sehenswerte Fußballkunst wie im Training. Die Kickers liefen schon nach sieben Minuten einem Rückstand hinterher. Lars Schmidt und Dietmar Roth patzten acht Meter vor der eigenen Torlinie, Rückpass Delron Buckley, Peter Peschel schoss ein. Sein direkter Gegenspieler Stefan Simon war weit weg und kam zu spät.

Die Kickers blieben am Freitag einen Beweis ihrer Profitauglichkeit schuldig und sind auf dem besten Wege zurück in die Drittklassigkeit. Selbst Optimisten wie Neururer werden nach der desolaten Leistung im Ruhrstadion Schwierigkeiten haben, die Situation zu beschönigen. Die Realität ist hart: 14 Spiele auswärts ohne Sieg, hinzu kommt die Heimschwäche nach zuletzt zwei Niederlagen. In der Summe führt das zum Abstieg.

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)  

(Von "sid")  

(Vom KICKER)