Kampf und Leidenschaft zu wenig für Zweite Liga
Mönchengladbach "Die Hoffnung stirbt zuletzt", sagte Dubravko
Kolinger gestern nach dem 0:1 in Mönchengladbach und vor den
letzten drei Spielen der Offenbacher Kickers in der Zweiten Liga.
Aber mehr als Hoffnung bleibt den Kickers nach der Niederlage bei
Borussia Mönchengladbach auch nicht. Und die letzte Hoffnung -
drei Siege in den verbleibenden drei Spielen - könnte schon nach
dem Spieltag am Donnerstag gestorben sein. Denn inzwischen
könnten sogar drei Siege zu wenig sein, weil die Konkurrenz aus St.
Pauli und Chemnitz in der entscheidenden Phase der Saison die
wichtigen Punkte holt. Vier Punkte Rückstand und das schlechtere
Torverhältnis sprechen gegen den OFC.
Bei tropischen Temperaturen hatten die Kickers "mit Hilfe des
Fußballgottes" (OFC-Trainer Peter Neururer) bis zur 76. Minute ein
Unentschieden vor Augen. Es wäre nicht verdient gewesen, weil
Gladbach schon fast fahrlässig ein Dutzend klarer Torchancen
vergab. Doch dann haben die Kickers mit einer Unaufmerksamkeit
alles umgestoßen, was ihnen mit viel Glück und Gladbacher Hilfe
aufgebaut worden war.
Nur zweimal kamen die Offenbacher in der ersten Halbzeit in der
Nähe des Borussia-Tores. Doch nicht einmal die Freistöße von
Dubravko Kolinger (3.) und Patrick Dama (43.) verbreiteten echte
Torgefahr. Dazwischen lagen Gladbacher Sturmläufe und jede Menge
Torchancen. Die Borussen waren stets über die Außenbahnen
brandgefährlich. Extraklasse und länderspielreif, was Marcel Ketelaer
ablieferte. Der 22 Jahre alte A2-Nationalspieler stürzte Dietmar Roth
von einer Verlegenheit in die andere.
Ausgangspunkt der Borussen-Sturmwellen war immer das "magische
Dreieck" mit Igor Demo, Marcel Witeczek und Peter Nielsen, das in
der viel zu laschen OFC-Raumdeckung nach Belieben agierte. Nur ein
starker Goran Curko im Tor, zwei Rettungstaten von Kolinger kurz
vor der Linie und eine ganz große Portion Glück verhinderten Gladbacher Tore.
Die Kickers versuchten nach der Pause, den Druck der Gladbacher zu
reduzieren und zogen sich nicht mehr weit zurück, attackierten
früher. Eine erfolgreiche Variante, zumal die Gladbacher ihr
laufintensives Spiel nicht mehr durchhielten. Jetzt gab es kaum noch
gefährliche Situationen vor dem OFC-Tor, hinter dem die rund 1000
Kickers-Fans ihre Mannschaft pausenlos anfeuerten. In der 68.
Minute erkämpften sich die Gäste sogar ihre erste Konterchance,
doch Matthias Becker scheiterte an Keeper Uwe Kamps. Selbst
Gladbachs Trainer Hans Mayer rechnete schon mit dem
Schlimmsten: "Wenn man soviele Chancen vergibt wie wir, rutscht
uns normalerweise ein Ding rein." Doch so weit kam es nicht, denn
wieder einmal leisteten die Kickers mit einem individuellen Fehler
entscheidende Schützenhilfe. Libero Stefan Dolzer löste sich zu früh
aus dem Zentrum. Ketelaer bediente den kurz zuvor
eingewechselten Chiquinho. Der Brasilianer traf den Ball nicht einmal
richtig, doch die Kugel hoppelte ins rechte Eck, unhaltbar für Goran
Curko, den besten Offenbacher. "Wir haben zu wenig nach vorne
gemacht", haderte Neururer mit dem passiven Spiel seiner
Mannschaft. Kämpferisch hatte Neururer nichts auszusetzen aber
nur mit Kampf und Leidenschaft bleiben die Kickers nicht in der Zweiten Liga
(Von Jochen Koch, OFFENBACH-POST)
Lars Schmidt kritisiert Einstellung
Mönchengladbach (joko) Vor dem Spiel war Kickers Kapitän Lars
Schmidt noch zuversichtlich. "Wir punkten in Gladbach." Nach dem
0:1 kritisierte der 34-Jährige einige OFC-Spieler, denen er mangelnde
Einstellung vorwarf. "Einige sollten jetzt mal mit sich selbst hart ins
Gericht gehen. Die sollten mehr für die Sache leben und sich mehr vorbereiten."
Schwer zu glauben, aber einige OFC-Akteure wussten offenbar
nichts über ihre Mönchengladbacher Gegenspieler, was auch in den
Wochen vorher schon öfter der Fall war. "Wenn ich schon höre, dass
einige sagen, den und den von der anderen Mannschaft kenne ich
nicht. Dann sollten sie sich endlich besser informieren und auch
einmal DSF schauen", bemängelte Schmidt die Berufsauffassung
einiger Kollegen. Zumal die Kickers erst am Mittwoch Gelegenheit
hatten, sich die Mönchengladbacher beim 1:2 in Mannheim anzuschauen.
Doch ob die Kritik des Kapitäns jetzt noch fruchtet, bleibt
abzuwarten. "Wir stehen zu Recht da unten, weil wir wieder unseren
obligatorischen individuellen Fehler gemacht haben", sieht Schmidt
die Kickers auf dem Weg in die Regionalliga.
1000 Fans haben den OFC auf dem Bökelberg unterstützt. Aber wo
waren die Präsidiumsmitglieder? Manager Klaus Gerster blieb wegen
der Konfirmation seines Sohnes zu Hause. Die Vize-Präsidenten
Professor Ulf Tunn und Wilfried Kohls sowie Schatzmeister Horst
Zang waren weder vor noch nach dem Spiel in der Nähe der
Mannschaft zu sehen.
(Von Jochen Koch, OFFENBACH-POST)
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