DFB-Pokal 1.Runde 2000/2001

Kickers Offenbach - 1.FC Kaiserslautern
Endergebnis: 0:4 (0:2)


Spielbericht vom 28.08.2000 - Anstoß: 20:30 Uhr
Lautern Pokal-Chef auf dem Bieberer Berg - 4:0

Offenbach. Von einer Sensation war Regionalligist Kickers Offenbach trotz allen Bemühens weit entfernt: Spätestens nach gut 40 Minuten war Bundesligist 1. FC Kaiserslautern bei seinem 4:0-Sieg in der 1. Runde des DFB-Pokals Chef auf dem Bieberer Berg. OFC-Libero Binz: "Wir haben dennoch ein gutes Spiel gemacht und um zwei Tore zu hoch verloren."

Trotz der zuletzt miserablen Leistung beider Teams kamen über 15 000 Zuschauer. Kickers-Trainer Stepanovic hatte sein bislang siegloses Team umgestellt. Für Stohn kam im Mittelfeld Ertl. Der frühere Kaiserslauterer gab sein Debüt nach einer fast einjährigen Verletzungspause. Zusätzlich wurde mit Roth die Abwehr verstärkt. FCK-Trainer Rehhagel musste auf sieben Spieler verzichten.

Angepeitscht von der heimischen Kulisse begann der OFC äußerst engagiert, bissig in den Zweikämpfen und mit schnellem und frühem Pressing. Die ersten zehn Minuten standen im Zeichen der Kickers. Erst dann fand auch der FCK langsam ins Spiel, mit langen Bällen über Basler oder Djorkaeff. Der FCK nahm dann weitgehend das Tempo aus der Partie, doch ein nervöser Kickers-Keeper Thier verursachte bisweilen brenzlige Situationen im eigenen Strafraum.

Lauterer Abspielfehler begünstigten immer wieder das Offenbacher Offensivspiel, das die agilen Spitzen Saridogan und Neuzugang Marcio in Szene setzten. Doch mitten in die Druckphase des Regionalligisten setzte der FCK die entscheidenden Stiche, als sich Ramzy im OFC-Strafraum den Ball erkämpfte und zur 1:0-Führung traf (38.) und nur drei Minuten später Lokvenc auf Zuspiel von Strasser auf 2:0 erhöhte.

Die Kickers verloren die vorher sichere Zuordnung, steckten jedoch zunächst nicht auf und kamen zu Chancen durch Dolzer und Marcio, der in der 52. Minute nach einem Fehlpass von Basler übers FCK-Gehäuse schoss. Doch im Gegenzug machte der Bundesligist alles klar. Komljenovic bediente Pettersson, der keine Probleme hatte, Thier zum 3:0 zu überwinden. Offenbach blieb zwar weiterhin bemüht, doch je mehr die Kräfte schwanden, um so mehr gingen auch Zweikampfstärke und Spielübersicht verloren. Baslers Kunst-Freistoß zum 4:0 setzte den Schlusspunkt.

(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)  

 

Der 1. FC Kaiserslautern ist übern Bieberer Berg
Cleveres Bundesliga-Schlusslicht gewinnt im DFB-Pokal beim kampfstarken Regionalliga-Letzten Offenbach mit 4:0

Keine Gnade. Kein Erbarmen. Fußball kann manchmal eine grausame Sache sein. Wer es nicht glaubt, der hätte am gestrigen Montagabend mal am Bieberer Berg in Offenbach sein sollen. Denn da zerriss sich eine Mannschaft, die der Offenbacher Kickers, und da schlug eine andere, die des 1. FC Kaiserslautern, eiskalt zu: Der Pfälzer Erstligist zog durch einen letztlich ungefährdeten 4:0-Sieg in die zweite Hauptrunde des DFB-Pokals ein und schoss sich zumindest ein kleines Stückchen aus der Krise. Aber auch die Hessen waren zufrieden. "Wir haben uns heute das Selbstvertrauen geholt, das wir für die Punktrunde brauchen", resümierte OFC-Manager Klaus Gerster, "genauso wichtig war aber der Schulterschluss zwischen den Fans und der Mannschaft.

Im Spiel zwischen den beiden tief im Schlamassel steckenden Klubs ging es nicht alleine um den Einzug in die nächste Runde, nein, man hätte die Partie auch unter dem Motto "eine Frage der Ehre" anpfeifen können. Die Kickers, Tabellenletzter der Regionalliga Süd, hatten zuletzt ihre eigenen Fans verprellt, waren aufs Übelste beschimpft worden und hatten nun, wie es Manager Klaus Gerster formulierte, "die große Chance zur Rehabilitation". Die Mannschaft hatte verstanden, genauso wie die etwa 16 000 Zuschauer, die wie eine Wand hinter ihrem Team standen.

Angepeitscht von den Fans gingen die Platzherren von der ersten Minute an beherzt zu Werke. Kein Zweikampf wurde gescheut, kein Ball verloren gegeben, die Recken von Trainer Dragoslav Stepanovic pflügten den Rasen förmlich um, kämpften, so wie es ihr Coach gefordert hatte, als ginge es um ihr Leben, und sie kämpften um Aussöhnung mit ihren Anhänger.

Sechs Minuten hat es daher auch nur gedauert, ehe die Dampfwalze in den roten Jerseys um ein Haar das erste Mal hätte jubeln dürfen: Der Lauterer Kapitän Mario Basler, gewohnt aufreizend spielend, wollte den Ball zu Keeper Georg Koch zurückpassen, doch Kickers Neuzugang Marcio, der einen guten Eindruck hinterließ, spritzte dazwischen, legte per Hacke auf den lauernden Nazir Saridogan ab, doch Torwart Koch war einen Schritt schneller.

Die Hessen spielten weiter einen guten Ball, frech und respektlos rannten sie sich die Angst aus den Knochen, agierten gleichzeitig diszipliniert und standen kompakt in der Defensive. Und da der zum Siegen verdammte FCK aus dem Spiel heraus so furchtbar viel Produktives nicht zu Stande brachte, war er auf ein Missverständnis zwischen OFC-Schlussmann Cesar Thier und Libero Manfred Binz angewiesen, um zu seiner ersten Torchance zu gelangen. Basler hatte den Ball weit eingeworfen, Thier rannte Binz über den Haufen, und Dubravko Kolinger lenkte den Schuss von Vratislav Lokvenc zur Ecke (17.).

Dann waren wieder die Offenbacher an der Reihe, Binz hatte sich das Leder im Mittelfeld geschnappt, war in den Pfälzer Strafraum marschiert, hatte da noch die Chuzpe, mit Saridogan einen Doppelpass zu spielen, ehe er gebremst wurde und die Kugel Stefan Ertl vor die Füße fiel, der sie aber nicht ins Tor, sondern daneben feuerte. Die Lauterer, weiterhin schwach, waren ihrerseits erneut auf eine Nettigkeit der Hessen angewiesen, Binz spielte einen herrlichen Flachpass - in die Füße des Gegners. Doch der ansonsten blasse Youri Djorkaeff und Lokvenz scheiterten an Torhüter Thier. Dann kam es, wie es so oft kommt: Urplötzlich tauchte Hany Ramzy vor dem Kickers-Kasten auf, zog aus der Drehung ab, und der Ball schlug hinter dem verdutzt aus der Wäsche blickenden Thier im Netz ein (38.). Zwei Minuten später war er endgültig vorüber, der Traum vom David, der Goliath stürzt. Nach einer Flanke Jeff Strassers ließ Lokvenz Dietmar Roth alt aussehen und erzielte das 2:0. "Wir haben gut gespielt, sind aber durch zwei Glückstore bestraft worden", sagte Stepanovic in der Pause.

Was im zweiten Abschnitt folgen sollte, war wohl allen Zuschauern und wahrscheinlich auch den Kickers-Spielern klar: Die Pfälzer ließen sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen, routiniert spielten sie ihre Überlegenheit aus, auch wenn die Offenbacher zu keiner Sekunde aufsteckten und mutig nach vorne spielten. Marcio etwa hinterließ noch einmal seine Duftmarke, zirkelte den Ball aus 17 Metern nur knapp über die Querlatte (51.).

Zwei Minuten später schlugen die Mannen von Trainer Otto Rehhagel gnadenlos zu. Tore Petersson verwandelte eine Hereingabe von Slobodan Komljenovic zum 3:0, und in der 75. Minute hatte schließlich Mario Basler, der vom Offenbacher Anhang teilweise wüst beschimpft wurde, seinen großen Auftritt. Einen Freistoß aus 18 Metern schlenzte der Kapitän unhaltbar ins Netz. Das war's, und den Kickers bleibt immerhin die Erkenntnis, dass sie nicht schlechter als der 1. FC Kaiserslautern waren - sie waren nur nicht so clever.

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)  

 

Kickers verkaufen sich trotz 0:4-Pokal-Aus gut

Offenbach. DFB-Pokal-Aus für die Offenbacher Kickers in Runde eins. 0:4 (0:2) gegen den 1. FC Kaiserslautern. Doch das nahm dem OFC gestern Abend am Bieberer Berg keiner übel. Der Geist vom Bieberer Berg war wieder erwacht trotz des frühen Ausscheidens. Denn schon vorher war klar: Der Letzte der Regionalliga Süd legt seinen Schwerpunkt auf die Punkterunde.

16 000 Zuschauer feierten ihre Kickers mit Gesängen und Bengalos. Keine Spur des Grolls, den sie noch vor zehn Tagen gegen ihre Mannschaft hegten, als diese sich beim 0:2 gegen den VfR Mannheim vorführen ließ. Fast eine Halbzeit lang war der Zweitligaabsteiger gleichwertig, bot dem in der Bundesliga sieg- und torlosen Erstligisten einen harten Pokalkampf. Die Fans revanchierten sich mit Begeisterung auf den Rängen. Und auch der OFC dürfte trotz des frühen Ausscheidens zufrieden sein. Die Einnahmen aus dem Pokalgeschäft spielten bei der Etatplanung keine große Rolle. Doch durch Werbe- und Fernseheinnahmen und Zuschauergelder brachte die Pokalpartie eine Bruttoeinnahme von etwa einer Million Mark.

Die Kickers kämpften und agierten wie noch nie in dieser Saison. Besonders auffällig in der ersten Halbzeit das Spiel über die Außenpositionen. Der frühere Kaiserslauterer Stefan Ertl auf der rechten Seite bei seinem ersten Pflichtspieleinsatz nach zehn Monaten Verletzungspause und das kombinationsfreudige Duo Patrick Dama und Stefan Simon auf links brachten die Pfälzer Abwehr mehrfach in Verlegenheit. Kaiserslautern enttäuschte - nichts zu sehen von der nominellen Qualität des Teams, das mit immerhin acht Nationalspielern antrat.

Die erste Chance des Spiels hatte Offenbach: Marcio, Neuverpflichtung aus Mainz, legte auf für den quirligen Nazir Saridogan, doch FCK-Keeper Georg Koch rettete. Kaiserslautern war immer gefährlich, wenn Offenbachs Abwehr patzte. Ertls Schuss wurde zur Ecke abgewehrt (25.). Nur vier Minuten später wieder eine Schrecksekunde für OFC-Trainer Dragoslav Stepanovic. Fehler von Libero Manfred Binz, doch kein Durchkommen für Lokvenc und Youri Djorkaeff gegen Thier.

Schlagabtausch nun in Offenbach: Stefan Dolzer aus 30 Metern drüber (31.), Saridogan versucht's nach schöner Einzelleistung mit einem Heber. Kaiserslautern antwortet abgeklärt: Vorarbeit von Stepis Schwiegersohn Slobodan Komljenovic, Hany Ramzy vollendet - 0:1 (38.). Lokvencs Tor drei Minuten später schickte die Kickers mit einem 0:2 in die Kabine. Kaum wieder draußen, kassierten sie das 0:3 (53.) durch Jörgen Pettersson. Und Basler legte mit einem blitzsauberen Freistoßtor nach (76.).

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)  

 

"Rote Teufel" leisten Wiedergutmachung

Gut eine halbe Stunde war kein Klassenunterschied zwischen dem Regionalligisten und dem Bundesligisten festzustellen, doch dann setzte sich der 1. FC Kaiserslautern dank der größeren Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor verdient durch.

In der kampfbetonten Partie agierten die Kickers von Beginn an mit großem Einsatzwillen und Engagement, doch größere Chancen erspielten sich die Lauterer. In der 29. Minute musste OFC-Keeper Thier gleich zwei Mal gegen Djorkaeff und Lokvenc Kopf und Kragen riskieren, um einen Gegentreffer zu verhindern. In der 38. Minute dann die Führung für die Gäste. Nach Flanke von Komljenovic nutzte Hany Ramzy die Konfusion in der Offenbacher Hintermannschaft und brachte den FCK in Führung. Nur wenig später erzielte dann Vratislav Lokvenc den Treffer zum 2:0 (41.). Gegenspieler Dietmar Roth kam in dieser Situation einen Schritt zu spät gegen den Angreifer.

Nach dem Wechsel forcierten die Kickers dann die Offensive und kamen durch Marcio zu einer guten Möglichkeit (52.). Praktisch im Gegenzug machte der Schwede Jörgen Pettersson mit dem 3:0 alles klar für den Bundesligisten (53.). Die Kickers steckten zwar auch in der Folge nicht auf, konnten die "Roten Teufel" aber nicht mehr gefährden. Den Schlusspunkt setzte Mario Basler, der einen Freistoß aus 20 Metern Entfernung verwandelte.

(Von ?, KICKER ONLINE)  


Mannschaftsaufstellungen:

Kickers Offenbach1.FC Kaiserslautern
Thier - Binz - Roth, Kolinger - Ertl (78. Schindler), Schmidt, Dama - Dolzer (68. Maier), Simon - Saridogan (82. Becker), Marcio. Georg Koch - Yakin - Harry Koch, Komljenovic - Basler (81. Roos), Ramzy, Djorkaeff, Grammozis, Strasser - Pettersson (84. Tare), Lokvenc (78. Klose).

Spielstatistik:

SchiedsrichterToreGelbe KartenGelb-Rote KartenRote KartenZuschauer
Fandel (Kyllburg)0:1 Ramzy (38.),
0:2 Lokvenc (41.),
0:3 Pettersson (53.),
0:4 Basler (76.).
Kolinger (OFC) / Basler, Lokvenc (1.FC K.)--16000
Alle Angaben ohne Gewähr


Die Kickers im DFB-Pokal
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Seite wurde am 29.08.2000 aktualisiert