Berndroth: Kickers-Kader ist komplett
Offenbach (theo). Ein Großteil der Spieler der Offenbacher Kickers erholt sich derzeit auf Mallorca vom Stress des Regionalliga-Abstiegskampfs. Erst am Mittwoch, 27. Juni, bittet sie Ramon Berndroth wieder zum Training. Der OFC-Trainer geht davon aus, dass sich 22 Akteure (20 Feldspieler, zwei Torleute) zum Auftakt einfinden, darunter auch Stefan Ertl und Stürmer Dexter Langen vom VfB Gießen, mit denen aber noch Vertragsgespräche geführt werden müssen. Verträge unterschrieben haben gestern Michael Alderigi (zwei Jahre) und Necip Incesu (ein Jahr). Aus der 2. Mannschaft stoßen Andrew Sarfo und Christos Kagiouzis dazu. Noch nicht absehbar ist der Einstieg der am Kreuzband operierten Oliver Speth und Nazir Saridogan.
(Von theo, OFFENBACH-POST)
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Michael Alderigi hat für zwei Jahre unterschrieben
Kickers Offenbach hat erneut auf dem Transfermarkt zugeschlagen. Der Fußball-Regionalligist verpflichtete am Dienstag den Franzosen Michael Alderigi, der bereits am vergangenen Wochenende seine mündliche Zusage gegeben hatte (die FR berichtete). Der 22-Jährige, der zuletzt in der zweiten spanischen Liga beim FC Lorca spielte, wird in den kommenden zwei Jahren für den OFC auflaufen. Der Mittelfeldspieler soll die Lücke schließen, die der nach Ahlen wechselnde Patrick Dama auf der linken Außenbahn riss.
Alderigi, der auf Empfehlung von Horst Reber, Freund von OFC-Präsident Dieter Müller und früher Manager des FSV Frankfurt, an den Bieberer Berg kam, konnte Ramon Berndroth im Probetraining überzeugen. "Er hat etwas Besonderes, etwas Exotisches", so der Trainer.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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PRESSEMITTEILUNG (1) Der OFC informiert!
Der OFC hat Abwehrspieler Dexter Langen – geb. am 16.12.80 – vom VfB Gießen verpflichtet. Der Vertrag hat eine Laufzeit von 2 Jahren.
Bisherige Stationen:
(Vom OFC, PRESSEMITTEILUNG)
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PRESSEMITTEILUNG (2) Der OFC informiert!
Die Offenbacher Kickers feiern am Samstag, dem 02.06.01 im Offenbacher Arabella Hotel, anläßlich des 100- Geburtstages, ihren großen Gala-Abend. Für diese Veranstaltung gibt
es bis Freitag, dem 01.06.01 bis 18.00 Uhr über die Geschäftstelle oder den Fan – Shop noch ca. 50 Karten zu kaufen.
Die Eintrittskarten kosten pro Person zwischen 109.- und 149.- DM. OFC Paten zahlen für eine Karte 10.- DM weniger. Im Eintrittspreis ist das Showprogramm und Büffet enthalten.
Die Veranstaltung beginnt um 19.00 Uhr, Einlaß erfolgt ab 18.30 Uhr über den Eingang Büsingpalais.
(Vom OFC, PRESSEMITTEILUNG)
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OFC: Alderigi unterschreibt heute für zwei Jahre
Offenbach/Trier (bam/sid). Heute will Kickers-Manager Oliver Roth Nägel mit Köpfen machen: Michael Alderigi (21, zentrales Mittelfeld und linke Seite) soll einen Zweijahresvertrag unterschreiben. Der Franzose kommt aus der Talentschmiede von Girondins Bordeaux und auf Em-pfehlung von OFC-Präsident Dieter Müller. Unterschrieben ist jetzt auch der Vertrag mit Thorsten Becht. Der 28 Jahre alte Defensivspieler (rechte Seite) war zuletzt ein halbes Jahr bei Oberligist Walluf, stammt aus der OFC-Jugend, spielte mit Oliver Roth bei Rot-Weiss Frankfurt, bevor er zu Darmstadt 98 wechselte. Zudem wird Necip Incesu (Vertrag bei Kickers, an die SG Hoechst ausgeliehen) zurückkehren. Bekannt sind die Wechsel von Naciri (Angriff/SV Wehen) und Mounir Zitouni (Libero und Manndecker). Zitouni kommt vom VfR Mannheim und soll Michael Köpper ersetzen.
Nach dem verpassten Aufstieg in die Zweite Fußball-Bundesliga hat Eintracht Triers Vorsitzender Peter Rauen seinen Rücktritt erklärt. Bei der Mitgliederversammlung am Freitag wird er nicht mehr kandidieren, seit Januar war er ohnehin nur kommissarisch im Amt. Ausschlaggebend war ein Zerwürfnis im Vorstand des finanziell angeschlagenen Klubs. Rauen moniert, dass die Mitgliederversammlung auf sein Drängen nicht schon am 18. April stattfand. Er habe frühzeitig Vorbereitungen für die kommende Saison treffen wollen, egal ob für Zweite Liga oder Regionalliga. Aus den letzten sechs Saisonspielen hatte Trier nur fünf Punkte geholt. Durch ein 0:1 gegen die Amateure des VfB Stuttgart war der Aufstieg bei Punktgleichheit und gleicher Tordifferenz mit dem FC Schweinfurt auf Grund der weniger erzielten Tore verpasst worden. Der Ex-Pokal-Schreck steht möglicherweise vor dem finanziellen Kollaps. Die Spielergehälter für Mai stehen weiter aus.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Von Angelo Barletta bis Patrick Würll
Offenbach - 30 Spieler wurden in den vergangenen Saison in den Regionalligakader der Offenbacher Kickers berufen. Die Einzelkritik:
Angelo Barletta (12 Einsätze/kein Tor/24 Jahre): Kam in der Winterpause, Trainer Ramon Berndroth baut auf den Manndecker.
Matthias Becker (22/3/27): Kein Spieler schafft es, die Fans so zu polarisieren. Als Bauernopfer von Manager Klaus Gerster fortgeschickt, traf der Stürmer für die OFC-Reserve, kehrte in die erste Mannschaft zurück. Unterschrieb gestern für ein weiteres Jahr.
Thomas Brendel (9/0/25): Der Angreifer kam während der Runde, setzte sich nicht durch, bekommt keinen neuen Vertrag.
Manfred Binz (15/1/35): Was der Libero für die Kickers wert ist, wurde deutlich, als er wegen Verletzung und einer Roten Karte fehlte. Leistungsträger, der aber den Etat belastet.
Patrick Dama (27/3/25).: Eine Saison mit Licht und Schatten, spielt künftig auf der linken Seite von Zweitligist LR Ahlen.
Stefan Dolzer (32/1/24): Eine solide Saison des Manndeckers, sein Manager Klaus Gerster will ihn im Profifußball unterbringen. Kontakte gibt's zu einem westdeutschen Bundesligisten.
Matthias Dworschak (29/5/27): Dauerläufer und Leistungsträger im Mittelfeld. Unverzichtbar.
Stefan Ertl (24/3/32): Der Schienbeinbruch aus der Runde 1999/2000 ist vergessen. Gute Saison, fraglich, ob der Offensivspieler ob der finanziellen Einbußen bleibt. Heute verhandelt er mit dem OFC.
Dario Fossi (8/0/20): Laut Berndroth ein variabler Abwehrspieler mit Zukunft.
Patrick Glöckner (14/0/24): Anspruch und Wirklichkeit... Der Mittelfeldakteur verlässt den Klub.
Daniel Graf (3/0/23): Kam mit einem Kreuzbandriss. Kaum war der Stürmer ans Regionalliganiveau herangeführt, wechselte er zum Karlsruher SC.
René Keffel (1/0/31): Der Publikumsliebling trägt die Nummer eins, ist aber im Tor die Nummer zwei.
Dubravko Kolinger (14/1/25): Ging während der Runde zu St. Pauli, Offenbach spielte danach nicht schlechter. Mit den Hanseaten stieg der Manndecker in die Bundesliga auf.
Michael Köpper (24/0/35): Starke Rückrunde des Defensivspielers, aber zu alt für die OFC-Planung. Im Gespräch beim VfR Mannheim und bei der unterklassigen Eintracht Wald-Michelbach.
Frank Mager (1/0/23): Der Mittelfeldspieler blieb hinter der Erwartung zurück. Bleibt trotzdem.
Günther Maier (23/0/27): Keine herausragende Leistung im Mittelfeld, Vertrag wird nicht verlängert.
Marcio (18/0/26): Enttäuschung, geht nach Mainz zurück.
Lars Meyer (8/0/27): Rechtfertigte das in ihn gesetzte Vertrauen besonders in seinen Einsätzen am Saisonende, passt optimal ins "Preis-Leistungsgefüge" (Bernd-roth). Der Defensivspieler wird wohl doch bleiben.
Daniel Mingrone (2/0/20): Fiel nur einmal auf - beim Wechsel nach Sandhausen.
Dietmar Roth (9/0/37): Zum Karriereende war der Defensivspieler zuletzt nur Ersatzspieler.
Andrew Sarfo (3/0/20): Unauffällig.
Nazir Saridogan (19/8/23): Sein Kreuzbandriss in der Winterpause tat doppelt weh - ihm und den Kickers. Bis dahin bester Torschütze.
Tobias Schindler (22/3/24): Einer der Aufsteiger dieser Saison.
Stefan Simon (14/1/30): Folgte während der Runde dem Ruf von Ex-OFC-Trainer Peter Neururer nach Ahlen. Es war die letzte Chance des Linksfüßlers, nochmal Profi zu werden.
Lars Schmidt (12/0/35): Ex-Kapitän, Karriereende wegen Verletzung, rückt in OFC-Trainerstab.
Florian Sohler (2/0/27): Sein Abgang fiel nicht auf.
Oliver Speth (17/0/24): Bekam trotz Kreuzbandriss neuen Vertrag. Gilt als sensibel und Hoffnungsträger im Mittelfeld.
Tom Stohn (12/0/32): Wie Becker als Bauernopfer bereits ausgemustert, kam wieder, eigentlich im Mittelfeld daheim, spielte zuletzt Libero. Verlässt die Kickers - zu 1860 München Amateure (Bayernliga) oder Adler Osterfeld (Oberliga Nordrhein).
Cesar Thier (33/0/33): Unumstrittener Stammtorwart.
Patrick Würll (23/10/22): In der Rückrunde drehte er auf, erfolgreichster OFC-Torschütze.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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"Der Klassenerhalt ist gleichbedeutend mit einer Meisterschaft" Trainer Ramon Berndroth über die Rettung der Offenbacher Kickers und große Zweifel an seiner Mission bei Dienstantritt
Am Wochenende stand bei Ramon Berndroth das Telefon nicht still. Glückwunsch auf Glückwunsch durfte der Trainer der Offenbacher Kickers entgegennehmen, schließlich war es dem 49-Jährigen gelungen, den OFC nach grandioser Aufholjagd in der Fußball-Regionalliga Süd zu halten. FR-Mitarbeiter Ingo Durstewitz sprach mit dem gebürtigen Mainzer über Ängste, Zweifel, die miese Heimbilanz und die Bedeutung des Klassenerhaltes.
FR: Herr Berndroth, ist der Klassenerhalt mit einem Titelgewinn gleichzusetzen ?
Ramon Berndroth:Ja. Er ist gleichbedeutend mit einer Meisterschaft, einem Aufstieg.
Haben Sie manchmal am Erfolg ihrer Mission gezweifelt ?
Eigentlich immer. Ich bin nicht blauäugig, sondern realistisch. Ich habe gehofft, dass es eng wird, wir noch mal ranschnuppern können, eine kleine Chance bekommen. Dass es reicht, habe ich nicht gedacht.
Sie sagten bei Amtsantritt, der OFC müsse eine Spitzenmannschaft werden, um überhaupt eine Chance zu haben.
Aber ich dachte nicht, dass wir so eine Spitzenmannschaft werden müssen. Stellen Sie sich mal vor, wir haben 26 Punkte in 14 Partien geholt, das ist doch unglaublich. Und es ist mit Sicherheit kein Glück.
Hatten Sie vor dem Spiel in Regensburg Bammel, das Erreichte zu verspielen ?
Bammel nicht, aber mir sind viele Dinge durch den Kopf gegangen. Vielleicht, dachte ich, gibt es ein tolles Spiel, am Ende geht es 3:3 aus - und wir sind trotzdem abgestiegen. Ich habe mich auch gefragt, ob es der OFC verdient hat. Mir ist der Flutlichtausfall von Mannheim in den Sinn gekommen, all solche Sachen.
Die Kickers haben es noch mal spannend gemacht. Dabei war der OFC nach dem Erfolg in Siegen schon so gut wie gerettet.
Dieses Spiel war der Knackpunkt. Wir waren auf einmal zu schnell da unten raus. Nach dem Sieg in Siegen hatten wir plötzlich wieder etwas zu verlieren, wir hatten Angst vor der Blamage. Außerdem war die Mannschaft nach dem Erfolg nicht mehr dieselbe. Die Jungs haben auf die Tabelle geschaut und gedacht: ,Guck mal an, wir sind Achter, was soll jetzt noch passieren?' Das war trügerisch. Im Kopf hatte sich etwas verändert. Den Schritt, der wehtut, sollte auf einmal immer der andere gehen.
Es ist wohl einmalig, dass der Nichtabstieg nur über Auswärtserfolge realisiert wurde. Acht Siegen in der Fremde stehen nur drei auf heimischem Terrain gegenüber. Manager Oliver Roth sagte, die Kickers-Fans hätten ein Recht, zu Hause wieder schönen Fußball und Siege sehen zu dürfen.
Wir haben den Ligaverbleib geschafft, das ist das Wichtigste. Ich muss die Mannschaft in Schutz nehmen, denn sie hat sich immer an meine Vorgaben gehalten. Wenn alle meckerten, weil wir defensiv spielten, dann war das von mir so konzipiert. Ich weiß, was ich wollte. Und ich weiß auch, dass es nicht schön aussah. Aber nach einem Auswärtssieg darf man das darauf folgende Heimspiel einfach nicht verlieren. Es war halt Abstiegskampf pur. Zudem fehlten uns die spielerischen Mittel. Um daheim erfolgreich zu sein, musst du kämpferisches mit spielerischem Potenzial paaren.
Was bedeutet der Klassenerhalt für Sie persönlich ?
Ich verspüre schon eine innere Zufriedenheit, eine Genugtuung. Es ist schön, etwas nachweisen zu können. Man kann später nachblättern: Saison 2000 / 2001, Klassenerhalt mit Offenbach, Trainer Berndroth. Hätten wir es nicht gepackt, hätte man jammern und heulen können, und man hätte sagen können, der Abstand war zu groß, aber es hätte nichts genutzt.
War die Aufgabe Ihre bisher schwierigste ?
Ja und nein. Ja, weil es hier eine unglaubliche Erwartungshaltung gibt. Ich hatte beispielsweise einen Riesenbammel vor dem Fanpotenzial. Auf der anderen Seite stimmen die Rahmenbedingungen. Deshalb würde ich sagen, der Klassenerhalt mit Mühlheim war schwerer. Da hatten wir beim entscheidenden Spiel nicht mal 'ne Kabine, mussten uns in der Turnhalle umziehen. Da musst Du auch ruhig bleiben.
Und nächstes Jahr ? Am Bieberer Berg ist schon das Wort Aufstieg gefallen ...
Du lieber Gott, nein. Die nächste Saison wird brutal. Es geht wieder gegen den Abstieg, auch wenn ich diese Meinung exklusiv habe. Wir müssen aufpassen, denn die Wurzel des Misserfolgs liegt im Erfolg.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Auftritte, Abtritte, Rücktritte Von Trainern, die keine waren, und Puppenspielern, die sich in ihren eigenen Fäden verhedderten
Wer im zweiten Halbjahr 2000 Kickers Offenbach sagte, der hätte als Synonyme auch Komödienstadl oder Muppets-Show benutzen können. Der gerade in die Zweite Liga abgestiegen Klub sorgte lediglich durch Machtkämpfe, Eskapaden und eine schier unglaubliche Anzahl an Trainerwechseln für Schlagzeilen. FR-Mitarbeiter Ingo Durstewitz ließ die turbulenten Monate noch einmal Revue passieren.
Am Anfang, als Peter der Große (so nennen sie ihn jetzt in Ahlen, und keiner weiß, warum) noch da war, ist es zwar nicht gut, aber besser gewesen. Okay, erwünscht war er nicht mehr auf dem Bieberer Berg in Offenbach, der Kollege Neururer, der seine Sätze wie kein Zweiter verschachteln kann (am Ende weiß er vermutlich selbst nicht mehr, wie er sie anfing und was er eigentlich sagen wollte), aber er hatte halt irgend so eine Klausel im Vertrag, die er mit dem damaligen Manager Klaus Gerster ausgehandelt hatte.
Die Vorbereitungszeit, na schön, war ein bisschen kurz und, mal ehrlich, nach dem Abstieg aus der Zweiten Liga hatte sich der Verbalakrobat, der angeblich eine tolle Datenbank mit tollen Spielern im Keller hat, ja auch ein paar Tage Sonderurlaub verdient. Die Mannschaft konnte schon mal ohne den Zampano anfangen zu trainieren, während er unter mallorquinischer Sonne brutzelte und was für den Teint tat. Wusste schon, weshalb, der Peter, denn blass um die Nase wurde er wieder schnell. Nach nur zwei Spielen und der Pleite gegen Erfurt war Feierabend, der Gelsenkirchener war entlassen, auch wenn die offizielle Sprachregelung damals, am 6. August, Rücktritt hieß.
Was soll's ? Der eine Trainer von Welt, der sogar die Zweite Liga als "Scheiß-Liga" erachtet, ging und hinterließ nur einen Stapel Autogrammkarten neben einer Mülltonne, und der andere, Dragoslav Stepanovic, heuerte am gleichen Tag an. Ein Frankfurter in Offenbach, zumal noch eine schillernde Figur - wie, werter Klaus Gerster, sollte denn das gut gehen ? Zumal Stepi sogleich meinte verkünden zu müssen, der OFC müsse vom Auswärtsspiel bei den Bayern-Amateuren "drei Punkte mit nach Frankfurt bringen". Clever, clever, so macht man sich in Offenbach Freunde. Die Fans hatten alsbald die Schnauze voll, gingen auf die Barrikaden, und Manager Gerster, ganz die beleidigte Leberwurst, dachte über Rücktritt nach. Kurz darauf sprach er Suspendierungen aus und drohte mit Gehaltskürzungen. Stepanovic indes geriet intern immer mehr in die Schusslinie, die Spieler monierten seine Hoch-und-Weit-Taktik. Nach nur sieben Spielen war der kauzige Serbe erlöst, die Pressekonferenz am 28. September eröffnete er mit den Worten: "Wird heut' kurze Pressekonferenz, weil hab' isch misch entschiede: hör' isch hier auf." In Wahrheit war entschieden worden. Demission ? Pah, Rauswurf! Und doch: Sagt, was Ihr wollt, Ihr Offenbacher, mit dem Stepi ist's wenigstens lustig gewesen.
Das war es danach nämlich kaum noch, auch weil sich Marionettenspieler Gerster in den von ihm gezogenen Strippen verhedderte. Warum etwa musste er auf Teufel komm raus versuchen, Djuradj Vasic vom FC Schweinfurt loszueisen ? Übergangsweise durfte A-Jugendcoach Knut Hahn den Cheftrainer geben, aber natürlich nur während der Herbstferien, schließlich ist er im Hauptberuf Gymnasiallehrer, und also machte er nach drei Partien den Weg für eine Doppelspitze frei: Vizepräsident Wilfried Kohls und Gerster. Nach zwei Spielen - das Buhlen um Vasic ging in der Zwischenzeit unverdrossen weiter - war schon wieder Sense, gesundheitliche Probleme, hieß es, zwangen Kohls zur Aufgabe, und der Manager wollte urplötzlich nie Trainer gewesen sein. "Glauben Sie im Ernst, ich stelle mich morgens um 10 Uhr auf den Trainingsplatz oder jogge mit den Jungs durch den Wald ?" Nee, natürlich nicht.
Zur Abwechslung durfte dann mal wieder Knut Hahn ran, 1:2 gegen Darmstadt, 0:5 in Burghausen - und tschüss. Hallo Dieter Müller, hallo Oliver Roth. Zwei einst gefürchtete Mittelstürmer sollten die Kickers auf Vordermann bringen, was auch nicht so ganz klappte.
Dafür ließ Horst Jung, Chef von Hauptsponsor Portas und einflussreicher Mann hinter den Kulissen, die Puppen tanzen, forderte Gerster vor der Jahreshauptversammlung im November zum Rücktritt auf, nahm aber nicht mal dessen Namen in den Mund, sondern sprach nur von der "Hypothek".
Aus der Versammlung ging Dieter Müller als neuer Präsident hervor, im Dezember wurde der Retter, Ramon Berndroth, verpflichtet, und im Januar entließ das neue Präsidium den Manager. Gerster dürfte sich jedoch einen Platz in den Annalen gesichert haben, denn mehr Trainer haben sich in fünf Monaten wohl noch nie um eine Mannschaft kümmern dürfen.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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OFC holt Thorsten Becht
Fußball-Regionalligist Kickers Offenbach hat Mittelfeldspieler Thorsten Becht vom Oberligisten SG Walluf verpflichtet. Der 28-Jährige, der in der Jugend schon beim OFC und anschließend bei Rot-Weiss Frankfurt sowie lange Jahre beim SV Darmstadt 98 spielte, hat bei den Hessen einen Zweijahresvertrag signiert und soll auf der rechten Außenbahn Günther Maier ersetzen, dem kein neuer Kontrakt angeboten wurde. Als Ergänzungsspieler für die rechte Seite kehrt zudem Necip Incesu von der SG Höchst zurück (die FR berichtete). Der Mittelfeldspieler unterschreibt am heutigen Dienstag einen Kontrakt als Vertragsamateur.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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PRESSEMITTEILUNG Der OFC informiert!
Der OFC hat den gebürtigen Franzosen Michael Alderigi – geb. am 07.05.73– verpflichtet. Der Vertrag mit dem Mittelfeldspieler hat eine Laufzeit von 2 Jahren.
Bisherige Stationen:
(Vom OFC, PRESSEMITTEILUNG)
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Für den Lizenzerhalt fehlen dem OFC noch 200 000 Mark
Offenbach (bam). Alles eine Frage des Geldes. Und Geld hatten die Kickers noch nie, wie Ex-OFC'ler und DFB-Teamchef Rudi Völler bei der akademischen Feier zum 100. der Kickers gestern zitiert wurde. Aber sie brauchen noch 200 000 Mark, um die Bedingungen zu erfüllen, die ihnen der Deutsche Fußball-Bund auferlegt hat, wollen sie die Lizenz für die Spielzeit 2001/02 erhalten.
Die Frist läuft am 12. Juni ab, bis dahin muss der Klub Einnahmen von 1,6 Millionen Mark nachweisen können. In diese Forderung hat der DFB bereits die in dieser Saison erwartete Unterdeckung eingearbeitet. Aus der anfangs befürchteten Million, die sich aus der Diskrepanz von Erwartung des alten Präsidiums mit Ex-Manager Klaus Gerster und dem Kassensturz nach Neuwahl und dem enttäuschenden Abschneiden der Mannschaft ergab, wurde eine Summe "die deutlich drunter liegt" (Schatzmeister Thomas Delhougne). Laut Angaben von Delhougne und OFC-Vize Thomas Kalt der Stand gestern: eine Million Einnahmen aus der Aktion "Ein Verein zum Leben"; 400 000 aus einer Invaliditätsversicherung. Wie will das Präsidium die 200 000-Mark-Lücke stopfen? Bankkredite haben den Nachteil: Sie müssen zurückgezahlt werden. Und sie kosten Zinsen. Beides will das Präsidium vermeiden. "Wir sind angetreten, um den Verein zu entschulden", erinnert Delhougne an die selbst auferlegte Pflicht. Das Präsidium hofft auf eine Kettenreaktion und darauf, dass nach dem Klassenerhalt weitere Pakete geordert werden. Hinzu kommen Einnahmen aus den Jubiläumsfeierlichkeiten und Freundschaftsspiele gegen Leverkusen (20. Juli) und DFB-Pokalsieger Schalke 04 (Termin offen). Kleines Problem: Die Einnahmen kämen für den Termin 12. Juni zu spät. Und was passiert, wenn's bis zum Frist-ende nicht reicht? Darüber denken Kalt und Delhougne wohl nach, wollen sich aber nicht äußern. Aber es wäre nicht das erste Mal in der 100-jährigen Geschichte des OFC, dass mit Privatbürgschaften dem Klub aus einer finanziellen Klemme geholfen würde.
"Zwischen vier und fünf Millionen Mark" (Delhougne) liegt der Gesamtetat der Kickers für die nächste Spielzeit (inklusive Regionalligamannschaft, Reserve, Jugend und Stadionunterhalt). Das bedeutet Abspecken, auch deswegen hatte ein Spieler wie Tom Stohn (geht in die Oberliga Nordrhein zu Adler Osterfeld) gestern seinen letzten Arbeitstag mit einem Mannschaftsfrühstück im Stadion. Neben Stohn gehen auch: Patrick Glöckner, Thomas Brendel, Günther Maier, Marcio (alle unbekannt), Michael Köpper (bei Regionalligist VfR Mannheim im Gespräch), Stefan Dolzer (sein Manager Klaus Gerster sucht noch), Patrick Dama (Ahlen) und Dietmar Roth (wohl Karriereende). Lars Meyer soll nun doch gehalten werden, hat in Trainer Ramon Berndroth einen Fürsprecher. Im Fall Stefan Ertl muss sich der OFC beeilen. Dem Pfälzer (früher 1. FC Kaiserslautern) soll ein gutes Angebot eines Zweitligisten vorliegen. Eine Entscheidung soll noch in dieser Woche fallen.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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"Ein Stück Identität dieser Stadt"
Nicht auszudenken, was gewesen wäre, wenn Kickers Offenbach am Samstag in Regensburg den Klassenerhalt der Regionalliga Süd nicht auf den letzten Drücker geschafft hätte. Die Akademische Feier anlässlich des 100jährigen Bestehens des Offenbacher Fußball Club Kickers 1901 einen Tag später wäre wohl glatt zur Trauerfeier geworden. Aber so war ja alles noch mal gut gegangen, was das Verwaltungsratsmitglied Thomas Wegscheider in seiner Eröffnungsrede nicht davon abhielt, die Mannschaft scherzhaft aufzufordern, "etwas mehr Rücksicht auf die Herzkranken im Verein zu nehmen".
Der hessische Innenminister Volker Bouffier (CDU) wies in seinen Ausführungen vor den etwa 300 Anwesenden in der Offenbacher Stadthalle zunächst auf die Bedeutung des Fußballs im Allgemeinen hin. Der sei mehr als nur Sport, nämlich "Weltanschauung und Religion", eine "emotionale Kost", und "der OFC ist ein herausragendes Stück dieser Fußballwelt." Kickers Offenbach, so der Minister weiter, sei "ein Stück Identität dieser Stadt". Der Verein, der am 27. Mai 1901 gegründet wurde, dürfe sich aber seiner Verantwortung gegenüber den in über 100 Fanklubs organisierten Anhängern ("Das ist wohl einmalig in dieser Klasse") nicht entziehen. Die Fans würden ein großes Kapital darstellen, "man darf sie nicht enttäuschen, denn sie spüren sehr genau, ob man sie ernst nimmt".
Offenbachs Oberbürgermeister Gerhard Grandke (SPD) sprach von den Kickers "als Institution in dieser Stadt, die tief in den Wurzeln der Bevölkerung verankert ist". Mehr noch, der OFC "ist der emotionale Herzmuskel, der unsere Stadt 100 Jahre lang vorangetrieben hat". Der in Offenbach geborene Politiker erinnerte zudem an das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft 1959, das die Kickers ausgerechnet gegen die Eintracht mit 3:5 verloren. "Den Frankfurtern wünschen wir alles Gute - und uns das Bessere", sagte er lächelnd. Die ständigen Auf- und Abstiege des Offenbacher Klubs, merkte der Oberbürgermeister an, sei er mittlerweile gewohnt: "Im Achterbahnfahren sind wir trainiert."
OFC-Präsident Dieter Müller, der das Amt im November 2000 übernahm, als es um den Klub schlecht bestellt war, sagte, er habe mit den Kickers einiges vor. In der neuen Saison solle die Mannschaft eine bessere Rolle als in dieser spielen, was ja nicht so schwer sein kann, und in den nächsten drei Jahren möchte er den Klub in die Zweite Liga führen, "denn da gehören wir hin." Diesbezüglich hat er auch keine Bedenken: "Denn der liebe Gott ist ein langjähriger und treuer OFC-Fan."
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Kader bekommt neues Gesicht Tom Stohn zum TSV 1860
Der OFC ist gerettet. Nach nur 18 Punkten vor der Winterpause, Trainer-, Manager- und Präsidiums- Entmachtungen, fing sich das Team unter Coach Ramon Berndroth. Bei nur zwei Niederlagen in 14 Partien sicherten die Kickers mit dem 4:1 in Regensburg die Klasse. "Der OFC hat wieder Feuer, um dem Gegner einzuheizen", freute sich Präsident Dieter Müller, während das Team die Samstagnacht in Frankfurts Diskotheken zum Tag machte. Am Sonntagmorgen dann die Feier zum 100. Geburtstag. Gratulant Volker Bouffier, hessischer Innenminister (CDU), würdigte den Pokalsieger von 1970 "als ein großes Stück deutscher Fußballgeschichte".
Jetzt bekommt der Kader ein neues Gesicht: Mit dem Franzosen Michael Alderigi (22) ist man sich einig. Necip Incesu (23, SG Hoechst) soll folgen. Matthias Becker (27) bleibt ein weiteres Jahr. Thorsten Becht (28, SG Walluf) soll nach kicker-Informationen ebenfalls kommen. Dagegen will Tom Stohn bei 1860 München anheuern. Und Stefan Dolzer liebäugelt mit der Frankfurter Eintracht.
(Von Holger Kliem, KICKER-ONLINE)
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Fünf müssen zittern
Offenbach (uss). Zwischen fünf Klubs (Erfurt, Wehen, Offenbach, Bayern München und Burghausen) fällt die Entscheidung über den vierten Absteiger aus der Regionalliga Süd. Mannheim hat auf Grund des besten Torverhältnisses keine Sorgen mehr.
Der OFC ist gerettet:
bei einem Sieg in Regensburg;
bei einem Remis, wenn:
Erfurt nicht gewinnt
oder
Wehen nicht gewinnt
oder
Burghausen mit mindestens zwei Toren Unterschied verliert
oder
Bayern-Amateure verlieren;
bei einer Niederlage, wenn:
Wehen verliert
oder
Erfurt nicht gewinnt
oder Bayern-Amateure mit mindestens vier Toren höher verlieren als die Kickers.
(Von uss, OFFENBACH-POST)
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OFC: Rotation am Rundenende
Offenbach (bam). Rotation am Rundenende, obwohl er sonst ungern wechselt? "Ein wenig, ja", bekennt Ramon Berndroth vor dem entscheidenden Spiel der Offenbacher Kickers in der Fußball-Regionalliga Süd heute beim SSV Jahn Regensburg (14.30 Uhr). Nach der schwachen Vorstellung gegen Burghausen kommt jetzt Bewegung in den Angriff: Matthias Becker sitzt auf der Bank, für ihn rückt Stefan Ertl ins Team. Bei Becker hatte der Coach gegen Burghausen (0:0) mangelnde Durchschlagskraft festgestellt. Becker klagte zudem über Wadenkrämpfe. Berndroth: "Es war wohl das Ergebnis von nervlicher Belastung."
Und noch eine Veränderung: Michael Köpper (zuletzt verletzt) wird spielen. "Wenn's nicht mehr geht, Kondition und Kraft nachlassen, müssen wir ihn halt rausnehmen", sagte Bernd-roth und setzt im letzten Spiel auf den Faktor Routine.
24 Punkte holten die Kickers unter Ramon Bernd-roth, 41 insgesamt. "In der Tabelle der Rückrunde sind wir unter den ersten Fünf", denkt der Trainer laut. Vier Punkte gegen Darmstadt 98 und Burghausen - "normalerweise wäre das in Ordnung". Aber das alles reichte immer noch nicht, um den Klassenerhalt frühzeitig zu sichern (dazu weiterer Bericht auf dieser Seite).
"Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass wir es packen, weil es für die Regensburger einfach um nichts mehr geht", sagte OFC-Torjäger Patrick Würll. Offenbach stehe indes mit dem Rücken zur Wand. "Da spielst du einfach ganz anders", sagt der mit acht Toren beste OFC-Angreifer. Mit sieben Auswärtssiegen haben die Hessen zwar einen mehr verbucht als Meister Karlsruhe. 35 Tore in 33 Spielen sind aber Negativ-Rekord der Regionalliga Süd.
Ein Auswärtsspiel zum Abschluss bedeutet laut Bernd-roth für die Kickers keinen Nachteil. "Wir haben zuletzt zuviele Szenen gesehen, die ihre Ursachen darin haben, dass wir daheim spielen. Die Mannschaft bringt sich selbst unter Druck, dann kommt der Ball bei einem Pass über zehn Meter nicht beim eigenen Mann an." Aber Heimspielstimmung könnte die Kickers auch in Regensburg erwarten. An die 3000 Fans werden den OFC begleiten - in Pkws und Bussen, die Verein und Fanklubs organisiert haben. Das wäre Auswärtsrekord für die Offenbacher in dieser Spielzeit. Regensburg, für das es sportlich nur noch um einen ordentlichen Saisonabschluss geht, versucht alles, damit es im Stadion an der Prüfeningerstraße nicht zu einem Auswärtsspiel für den SSV Jahn kommt. Alle Regensburger Fußball-Fans, die in einem Spielertrikot (gleich, von welchem Verein) ins Stadion kommen, zahlen keinen Eintritt.
Der Weg nach Regensburg: Jahnstadion an der Prüfeninger Straße 57a. Anfahrt: über die BAB 3 Richtung Nürnberg/Regensburg; Ausfahrt Anschlussstelle Prüfening, an der Ampel rechts, nach etwa 200 Meter kommt das Jahnstadion.
Zugang für die Gästefans über die Heitzerstraße.
SSV Jahn Regensburg im Internet: www.ssv-jahn.de
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Der OFC feiert Jubiläum: 100 Jahre wie eine Achterbahnfahrt
Offenbach. Der OFC oder, um genau zu sein, der Offenbacher Fußballclub Kickers 1901, wird 100 Jahre alt. Am morgigen Sonntag wird deshalb in der Offenbacher Stadthalle gefeiert. Doch noch ist ungewiss, ob den 1750 Mitgliedern dann wirklich der Sinn nach Ausgelassenheit steht.
Die Kickers zittern in der Fußball-Regionalliga Süd um den Klassenerhalt, und der entscheidet sich einen Tag zuvor beim letzten Spiel in Regensburg bzw. den anderen Begegnungen mit "Keller"-Mannschaften. Eine typische Situation. Fan der Offenbacher Kikers zu sein, bedeutet ein ständiges Hoffen und Bangen. 100 Jahre wie eine Achterbahnfahrt.
Wer sich für den OFC interessiert oder mit ihm eng verbunden ist, kann viel erzählen. So auch Präsident Dieter Müller. "Offenbach gehört eigentlich in den Profi-Fußball. Aber irgend was steht immer im Weg. Hoffentlich können wir wenigstens dieses Mal die Klasse halten."
Der derzeit erste Mann im Verein weiß, wovon er redet. Im Dezember übernahm er einen Club, der, wie so oft schon in der Vergangenheit, finanziell am Boden lag und sportlich erfolglos war. Trotzdem empfand er es als "Ehre" und "Verpflichtung", in höchster Not in die Bresche zu springen. Offenbach war für den aktiven Spieler Müller das Sprungbrett zu einer großen Fußballkarriere bis hin zum Nationalspieler.
Und der frühere Stürmer weiß genau, welch eine schwere Prüfung es ist, dem Verein die Treue zu halten. Immer wieder stand er in den letzten Monaten kopfschüttelnd auf dem Bieberer Berg. Stoßgebete wird er gen Himmel geschickt haben, wenn er an dem Denkmal von Ehrenspielführer Hermann Nuber, dem Idol aus den 50er und 60er Jahren, vorbei ging. In Bronze steht der heute 66-jährige "Eiserne Hermann" hinter der Haupttribüne und scheint schelmisch zu grinsen, wenn die gegnerischen Mannschaftsbusse am Stadion vorfahren.
Zuletzt lachte jedoch oftmals die Konkurrenz, wenn sie die Punkte entführte. Aber dennoch bleibt der Anhang "seinen" Kickers treu. Selbst in einer verkorksten Runde wie im Moment strömen immer noch rund 8000 Zuschauer auf den Bieberer Berg. Wohl auch, weil die Geschichte verbindet. Die Aufs, aber viel mehr die Abs. Die OFC-Fans sind ein Unikum und haben den Verein mit geprägt. Sie haben gefeiert oder auch den Spielern ins Gesicht geschlagen.
Wie beim Abstieg in die Oberliga Hessen 1995, als Abwehrspieler Bernd Gramminger die volle Wucht der Frustration entgegenschlug.
Große Erfolge dagegen liegen lange zurück. 1970 der DFB-Pokalsieg mit einem 2:1 über den 1.FC Köln. Oder die Finalspiele um die deutsche Meisterschaft 1950 und 1959, die jedoch verloren gingen. Besonders bitter 1959 ausgerechnet gegen den Erzrivalen Eintracht Frankfurt (3:5 nach Verlängerung in Berlin).
Die Liste der Rückschläge ist länger. Bei der Gründung der Fußball-Bundesliga 1963 wurden die Kickers trotz sportlicher Qualifikation nicht berücksichtigt. Erst fünf Jahre später gelang der Aufstieg in die Eliteklasse. 1971 dann der nächste Tiefpunkt. Am 6.Juni setzt der damalige Präsident Horst Gregorio Canellas ein Tonband in Gang. Er deckt den Bundesliga-Skandal auf. Spieler vieler Mannschaften waren bestochen worden. Und Offenbach hatte nach Einschätzung des Deutschen Fußball-Bundes mitgemischt. Der Zwangsabstieg war das Resultat.
Was dann kam, waren neben vier Auf- und Abstiegen zwischen den beiden obersten Ligen drohende Konkurse und der Lizenzentzug 1989. Die Kickers blieben fortan im Amateurlager bis 1999. Zwar gelang dann die Rückkehr in die Zweitklassigkeit, der aber umgehend wieder der Abstieg folgte. Und nun droht auch noch heute der Absturz in die Oberliga. Aber wie sagen Dieter Müller & Co.: "Einmal Kickers, immer Kickers."
(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)
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Anspruch und Wirklichkeit
OFFENBACH (jr). Ende gut, alles gut? Den Kickers aus Offenbach wäre es zu wünschen. Auch schon deswegen, weil der Traditionsverein am Sonntag bei seinen akademischen Feiern zum 100jährigen Bestehen ganz sicherlich nicht über den Abstieg in die Oberliga trauern will (soll).
Doch ist das Abdriften der Hessen in untere Tabellengefilde auch eine hausgemachte Situation. Als Zweitligaabsteiger hatte man sich den sofortigen Wiederaufstieg zum Ziel gesetzt. Ergebnis nach 33 Runden: Platz 13 mit 41 Punkten und 35:42-Toren. Die Hauptschuld für die enorme Differenz zwischen Anspruch und Wirklichkeit in der Regionalliga war zweifelsohne ein kaum mehr zu überbietender Dilletantismus in der Trainerfrage. Nach Vorrundenabschluss war das Duo mit Vorstand Dieter Müller und Manager Oliver Roth bereits die sechsten Verantwortlichen. Erst als Ex-Jugendcoach Ramon Berndroth die Regie übernahm, ging`s bergauf mit den Hessen, die mit Libero Manfred Binz einen Ex-Nationalspieler in ihren Reihen haben. Große Stützen im Kickers-Teamgefüge sind auch der brasilianische Keeper Cesar Thier und Stürmer Patrick Würll.
(Von ?, Mittelbayerische Zeitung)
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SSV Jahn ohne Druck, aber mit Anstand Saisonabschluss gegen abstiegsgefährdete Offenbacher / Markus Rosenwirth gibt Ausstand
REGENSBURG. Fi-na-le, ohoh! Am heutigen Samstag ist es für den Fußball-Regionalligisten SSV Jahn Regensburg so weit. Allerdings nicht im Sinne eines Endspiels, sondern des Saisonabschlusses. Um 14.30 Uhr werden die abstiegsgefährdeten Kickers aus Offenbach im Stadion an der Prüfeninger Straße in Regensburg erwartet.
Und was erwartet Jahn-Coach Karsten Wettberg? „Von unserer Seite her nicht nur einen Kampf um die Punkte, sondern auch etwas mehr spielerisches Element. Der Druck des Gewinnenmüssens ist ja weg, nun können wir befreit aufspielen.“ Gut so, könnte man sagen. Denn die Regensburger haben den Klassenerhalt seit Wochenfrist sicher in der Tasche - Gegner Offenbach noch nicht.
Zwar hat der hessische Traditionsverein, der am Sonntag sein 100-jähriges Bestehen feiert, riesig aufgeholt: 27 Punkte aus den letzten 16 Saisonspielen, doch sichert ihm eigentlich nur ein Sieg in Regensburg den Nichtabstieg. Bei einem Remis oder einer Niederlage wären die Hessen nämlich sonst von den Ergebnissen des SV Wehen (in Elversberg) und des FC Rot-Weiß Erfurt (gegen VfR Mannheim) abhängig. Geschenkt wird den Kickers aus Offenbach sicherlich nichts. Denn Karsten Wettberg stellt unmissverständlich klar: „Wir gehen mit dem nötigen Ernst in dieses Spiel. Das sind wir schon dem sportlichen Anstand und der Mitkonkurrenz der Offenbacher im Kampf um den Klassenerhalt schuldig.“ Er erwarte ein recht interessantes Spiel, meint der Jahn-Coach, der den gelb-rot-gesperrten Mario Stieglmair auf der Liberoposition durch Harald Gärtner ersetzen wird.
Gut möglich, dass mit Frank Peuker und Uli Pflug zwei Spieler einen Kurzeinsatz bekommen, die seit Wochen verletzungsbedingt ausgefallen waren. Als Anfangself wird mit Ausnahme von Samuel Bachmaier, für ihn spielt Thomas Radlspeck, exakt die Mannschaft auflaufen, die beim 2:4 am Mittwoch in Stuttgart spielte. Dabei gibt Markus Rosenwirth, der bekanntermaßen zum FC Augsburg zurückkehrt, seinen Ausstand - zumindest in den Punktspielen. Urlaub gibt´s für die Jahn-Akteure nämlich auch nach dieser Partie noch nicht. „Wir müssen noch im DFB-Pokal ran. Erst danach geht`s in die Ferien“, sagt Wettberg. Bis dahin lehnt der ehrgeizige Coach die Urlaubswünsche seiner Cracks ab: „ Ich will davon noch nichts hören. Die Pflicht geht vor.“ Letztlich ist das alles aber angesichts der Erleichterung über den Klassenerhalt jedoch nur eine Randnotiz. „Es ist herrlich, entspannt in die letzte Punktspielrunde zu gehen“, beschreibt Wettberg seine Gemütsverfassung. Entspannt können sich auch die Jahn-Fans hernach an einer Trikotversteigerung beteiligen. Außerdem gibt`s für sie, als kleines Dankeschön des Vereins, die Getränke zum ermäßigten Preis. Fi-na-le, ohoh!
(Von Heinz Reichenwallner, Mittelbayerische Zeitung)
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Ramon Berndroth setzt auf "bewusste Rotation" Vor dem entscheidenden Spiel nimmt der Trainer von Kickers Offenbach sein Team in Schutz
Natürlich werden jetzt, da der Abstiegskampf in der Fußball-Regionalliga Süd so heftig wie selten zuvor tobt, am Reißbrett die abstrusesten Konstruktionen entworfen. Allerlei Planspiele drängen vor dem letzten Spieltag am heutigen Samstag ans Tageslicht, alle möglichen und unmöglichen Konstellationen wollen durchdacht werden. Was also wäre, wenn X verlöre und Y gewänne ? Wäre Z dann abgestiegen?
Einen lassen Rechenexempel dieser oder ähnlicher Art kalt: Ramon Berndroth, Trainer der inmitten des Abstiegsstrudels schwimmenden Offenbacher Kickers. "Damit kann ich gar nichts anfangen", sagt er, "da stehe ich nicht drauf." Um auf der sicheren Seite zu sein, dem Abstieg in die Oberliga Hessen zu entgehen, müssen seine Mannen ja auch nur noch einmal gewinnen, und zwar am heutigen Samstag beim jenseits von Gut und Böse rangierenden SSV Jahn Regensburg (14.30 Uhr).
Was aber, wenn sie das nicht schaffen ? Was, wenn Wehen und Erfurt gewinnen, wenn Offenbach, Bayern München und Burghausen einfach punkten ? "Ja, was wäre dann ?", fragt der 49-Jährige und tritt den Beweis an, tatsächlich kein Zahlenjongleur zu sein, "wären wir dann abgestiegen ?" Ja, Herr Berndroth, das wären sie. Aber auch diese Hypothese bringt den Coach nicht aus der Ruhe, ein Unentschieden in der Oberpfalz "wäre ein Erfolg", befindet der Trainer, "und wenn dann alles gegen uns läuft, dann sollte es halt nicht sein, dann ist das eine Fügung, der wir uns beugen müssen."
Für ihn als Trainer sei es das Schlimmste, wenn sich die Kickers mit einer "vermeidbaren Niederlage" in Regensburg in die Viertklassigkeit verabschieden müssten. "Ich werde daher nicht auf Teufel komm raus auf Sieg spielen lassen", sagt er, "am Ende steht man mit leeren Händen da. Diesen Wahn mache ich nicht mit." Seine Mannschaft solle vielmehr an die Leistungsgrenze gehen, "das Optimum" herausholen, "und dann schauen wir, was am Ende herauskommt."
Berndroth hat sich bei seinen Recken nach der dürftigen Vorstellung beim 0:0 gegen Burghausen für die "kämpferische Einstellung bedankt, und zwar ohne Wenn und Aber - auch wenn das den Besserwissern und Klugscheißern nicht passen mag". Deftige Worte, die er aber mit Bedacht wählt, denn der Fußballlehrer hat die nörgelnden Stimmen rund um den Bieberer Berg, die nach den eher mäßigen Auftritten zuletzt schon wieder lauter wurden und die vieles in Frage stellten, sehr wohl vernommen: "Man leidet hier auch unter der Arroganz des Umfeldes." Dabei müsse sich doch ein jeder vor Augen halten, was seine Mannschaft nach der Winterpause geleistet habe, Außergewöhnliches nämlich, "ich kann diese Ignoranz nicht nachvollziehen."
Nach dem Abschlusstraining am gestrigen Freitagnachmittag hat sich der Kickers-Tross auf den Weg nach Bayern gemacht, am heutigen Samstag steht ein gemeinsames Frühstück auf dem Programm, dem ein Spaziergang und ein leichtes Mittagessen folgen, ehe es dann um 14. 30 Uhr ernst wird. Aller Voraussicht nach wird der OFC nicht mit der gleichen Aufstellung wie gegen Burghausen beginnen, "bewusst rotieren" nennt es der Trainer. Er sei zwar kein Freund vom "Kreuz-und-Quer-Umbau", allerdings müsse man "die Kräfte verteilen". Stefan Ertl und Michael Köpper haben gute Chancen, zur Anfangsformation zu gehören. Für sie müssten Angelo Barletta, der, wie Berndroth im übertragenen Sinne sagt, "viel Blut gelassen hat", und Matthias Becker weichen. Gerade mit dem Stürmer ist der Trainer nicht mehr vollends zufrieden, von einem Akteur seines Kalibers müsse man mehr erwarten. "Becker hat nicht mehr den Mumm wie am Anfang", so Berndroth, der aber, egal wer aufläuft, an den Klassenerhalt glaubt: "Die Jungs sind bereit."
Am morgigen Sonntag wird Kickers Offenbach übrigens 100 Jahre alt, ein stolzes Jubiläum, dessen Höhepunkt die Akademischen Feier in der Offenbacher Stadthalle (Sonntag, 11 Uhr) sein wird. Und ein Wunsch eint wohl ganz Offenbach: am Sonntag noch Regionalligist zu sein.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Der Mythos lebt Die Legende vom ewigen Underdog und wie sie 1959 entstand
Ein für alle Mal: Es war nie und nimmer ein Elfmeter ! Da können Sie in und um Offenbach fragen, wen Sie wollen. Okay, ein paar Meter mainabwärts sieht man das natürlich anders. Korrekte Entscheidung, gerechter Sieger und so. Jeder pflegt eben seinen eigenen Mythos.
Der des OFC resultiert, für den Klub irgendwie bezeichnend, aus einer Niederlage - einer heroischen, selbstredend. Mit 3:5 unterlag das Team um Gerd Kaufhold, Ernst Wade, Berti Kraus und Hermann Nuber am 28. Juni 1959 im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft zu Berlin nach Verlängerung der Frankfurter Eintracht. Ausgerechnet.
Der stürmende SGE-Oldie Richard Kreß war zu Beginn der Verlängerung (nach Ablauf der regulären Spielzeit hatte es 2:2 gestanden) in einem Zweikampf mit OFC-Mittelläufer Heinz Lichtl im Strafraum zu Boden gegangen. Der Schiri gab den - zweifelhaften (oder nach Offenbacher Lesart: lachhaften) - Elfmeter, den Eintracht-Mittelstürmer Feigenspan verwandelte.
Die Adlerträger gewannen die Partie letztlich nicht unverdient - aber eben doch auch mit Hilfe jener fragwürdigen Entscheidung des Unparteiischen. Verlauf und Ausgang des Finales im Berliner Olympiastadion prägten auf Jahrzehnte den Charakter der Kickers, schufen ein Koordinatensystem um Biebers Höhen, das in der einen oder anderen Form bis heute fortlebt. Wer weiß, was für eine Art Profiklub der OFC geworden wäre, hätte sich der Traum von der Meisterschaft anno '59 erfüllt.
So aber entstand jene mitunter bizarre Mischung aus Stolz, bedingungsloser Hingabe, gefährlicher Selbstgerechtigkeit und ewigem Argwohn, die noch heute in den Herzen der Anhänger dieses merkwürdigen Fußballvereins wohnt.
Die Lehre, die viele OFC-Fans nachfolgender Generationen aus dem - bei jedem, der seine Pommes rot-weiß isst, auf Video zu studierenden - 59er-Endspiel zogen, war in mancherlei Hinsicht fatal: Unsere Jungs sind die Besten (okay !), holen jeden Rückstand auf (beinahe !) und werden, wenn es hart auf hart geht, von finstren Mächten um den Lohn ihrer erstklassigen Arbeit gebracht.
So entstand die Legende vom ewigen Underdog, der sich abstrampeln kann, wie er will - es gibt doch immer wen, der ihm im letzten Moment die Suppe versalzt. Ein bisschen ist es mit dem OFC seit jenem Sonntag im Juni 1959 wie mit einem verzogenen Kind: Schuld an jedweder Misere sind immer die anderen.
Die haben allerdings auch alles getan, diese psychische Disposition rund um den Bieberer Berg zu hegen und zu pflegen - ob mit der Nichtberücksichtigung des erfolgreichen Nachkriegsklubs in der neu gegründeten Bundesliga (was freilich - mit bekanntermaßen ganz anderen Folgen - auch für Bayern München galt), der opportunen Verengung des Bundesliga-Skandals auf Horst Gregorio Cañellas und die Kickers oder der Nichterteilung der Lizenz für Liga Zwo nach erfolgreichem Abstiegskampf wegen der Lappalie einer versäumten Frist.
So entstand der ruhelose Geist vom Bieberer Berg, dessen neuerliches Erwachen in einer Klubhymne jüngeren Datums beschworen wird. OFC-Fans sind Verschwörungstheoretiker qua Naturgesetz. Auch das macht sie einzigartig. Wie, wenn nicht mit einer veritablen Weltverschwörung, willst Du einer Frau verständlich machen, was Du samstags bei einem Drittligaspiel in einem Kuhkaff an der bayrisch-österreichischen Grenze verloren hast ?
(Von Wolfgang Hettfleisch, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Der größte Tag in der Geschichte Grenzenloser Jubel nach DFB-Pokalsieg 1970 gegen Köln
Auf dem Tisch des DFB-Pokalsiegers stand das Fähnchen mit dem Wappen des 1. FC Köln. Die Spieler und Begleiter der Offenbacher Kickers stutzten einen Augenblick, als sie den festlich geschmückten Bankett-Saal betraten, hatte man doch keine zwei Stunden zuvor den hohen Favoriten aus dem Rheinland im Finale im Niedersachsenstadion zu Hannover vor 50 000 Zuschauern mit 2:1 besiegt und damit eine der großen Endspiel-Sensationen geschaffen. In Eile wurde der Irrtum ausgebügelt und das Wappen des "wahren Siegers", das des OFC, an die richtige Stelle platziert.
Als krasser Außenseiter waren die Kickers nach Hannover gekommen. Der Favorit hieß eindeutig Köln. Nur zwei Leute schwelgten in Optimismus: Präsident Horst Gregorio Cañellas und Kurt Schreiner. Jener war nur per Zufall als Trainer eingesprungen. Der eigentliche Coach hieß "Aki" Schmidt. Erst zu Beginn der noch jungen Saison nach Offenbach gekommen, hatte er bei einem Autounfall in Mittelhessen schwere Verletzungen erlitten. In Hannover bejubelte er mit Gipsbein und Krücken den Sieg.
Kurt Schreiner entwickelte in diesem Spiel eine Taktik, die nicht nur die Fachleute erstaunen ließ. Zum einen durch ein damals nicht alltägliches 4-4-2-System, zum anderen entblößte er die linke Seite. Ein Schachzug, auf den die Kölner keine Antwort wussten. Bei den Kickers lauerten Gecks und Winkler vorne. Nicht zuletzt waren es die beiden, die mit ihren Treffern die Offenbacher zum Erfolg führten, Winkler wenige Minuten vor der Pause, Gecks etwa nach einer Stunde mit dem Treffer zum 2:0.
Die Kölner schauten verdutzt drein. Erst spät versuchten sie, verlorenes Terrain zurückzuholen. Hans Löhr gelang der Anschlusstreffer, mehr aber nicht. Die Schlussviertelstunde aber war an Dramatik reich und hätte zum Ausgleich führen können. Denn in der 80. Minute ließ sich Kölns Star Wolfgang Overath spektakulär im Strafraum fallen, und Schiedsrichter Schulenburg aus Hannover pfiff Elfmeter. Eine minutenlange Diskussion, fast tumultartig, folgte. "Was sich da abspielte", erinnerte sich heute noch der Offenbacher Roland Weida, "hätte für mehrere Platzverweise ausgereicht." Er selbst hatte Overath fast völlig abgemeldet. Dann kam der große Auftritt des Kickers-Torhüters Karl-Heinz Volz. Dieser meisterte den Strafstoß des Kölners Biskup, der als ausgesprochener Spezialist galt und kaum Fehlschüsse vom Elfmeterpunkt aufzuweisen hatte.
Der Rest war eine umjubelte Kickers-Orgie.
Natürlich gab Kurt Schreiner seinen Recken nach dem Bankett frei. Die meisten verzogen sich in Hannovers Altstadt, um ausgiebig zu feiern, in dieser Nacht sahen sie die reservierten Zimmer nicht mehr.
Am Sonntagmorgen flog Geschäftsführer Willi Konrad mit der ersten Maschine und dem Pokal im Gepäck nach Frankfurt, um den Triumphzug in Offenbach vorzubereiten. Sein wiederholter Spruch "dess mir des Dibbe geholt hawwe", löste bei vielen Mitfliegenden Erstaunen aus. Als der Pilot über den Wolken den Pokalsieger begrüßte, lagen die Spieler noch in Hannover in den Betten. Sie kamen erst gegen Mittag in der Heimat an, wo sie am Sprendlinger Kreisel, stürmisch begrüßt, in offene Wagen umstiegen und ihre Fahrt durch die Stadt antraten. So viele Menschen, berichten Augenzeugen noch heute, seien in Offenbach noch nie auf den Straßen gewesen. Es war, zweifellos, der größte Tag der Kickers in ihrer Geschichte.
(Von Bert Merz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Klaus Gerster Aufstieg und Fall des gewieften Managers
Um Langeweile aufkommen zu lassen, reichen bei den Offenbacher Kickers selbst 100 Jahre nicht aus. Zum Jubiläum befindet sich der Traditionsklub in einer der lebhaftesten Phasen seiner Geschichte. Maßgeblich schrieb Klaus Gerster an der Dramaturgie der vergangenen Jahre mit. Der Dienstantritt des Managers im Dezember 1995 läutete eine neue Ära beim OFC ein.
Die Amtszeit des Technischen Direktors war zunächst von Erfolgen und Emotionen gekennzeichnet. Der gewiefte Funktionär schaffte es schnell, den hoch verschuldeten und sportlich dahinsiechenden Oberligisten zu neuem Leben zu erwecken. Basis des Erfolgs war die dramatische Qualifikationsrunde zur Regionalliga 1997. Elfmeterschießen (gegen den 1. FC Pforzheim), Flutlichtausfall, Wiederholungsspiel (gegen den FC Memmingen) und Aufstiegsfeier hießen die Faktoren, die seiner Arbeit Vorschub leisteten.
Die Gunst der Fans brachte ihm das jedoch nicht ein, Achtung schon, aber nie ohne Argwohn. Schließlich vereinnahmte er immer mehr Macht, mit deren Fülle umzugehen, er sich nach zwei erfolgreichen Spielzeiten in der Regionalliga und dem Aufstieg in die Zweite Bundesliga immer schwerer tat. Der sofortige Abstieg gepaart mit verfehlter Personalpolitik zeigten, dass Gerster an seine Grenzen stieß. Im Januar 2001 musste er seinen Hut nehmen. Er verließ die Kickers dort, wo er sie knapp fünf Jahre zuvor vorgefunden hatte: auf Oberliga-Niveau.
(Von nib, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Die Rache des Obsthändlers Der Bundesligaskandal und andere erstklassige Episoden
Offenbach. empfand es als schreiendes Unrecht. Die Kickers waren nicht aufgenommen worden in den elitären Kreis der 16 besten deutschen Fußballklubs, die sich fortan "Bundesliga" nannten. Dabei waren sie in den 18 Jahren von 1945 bis 1963, der Ära der süddeutschen Oberliga, zweimal Meister geworden (1949 und 55), hatten 1950 und 1959 das Endspiel erreicht und in einer Aufrechnung sämtlicher 18 Schlusstabellen 684:436 Punkte eingefahren. Das war das zweitbeste Ergebnis, nur Nürnberg war besser. Doch das zählte alles nicht. Die fünf süddeutschen Vereine, die nach einem ausgeklügelten Nominierungsschlüssel die Eintrittskarte bekamen, hießen 1. FC Nürnberg, TSV 1860 München, Eintracht Frankfurt, VfB Stuttgart und Karlsruher SC. Ja, wenn die Offenbacher vier Jahre vorher im Berliner Endspiel nicht gegen die Eintracht verloren hätten (siehe Bericht auf dieser Seite), wäre man wohl kaum umhin gekommen, den Vertreter der kleineren linksmainischen Stadt dem der großen rechtsmainischen Nachbarn vorzuziehen.
Der damalige Kickers-Präsident Ludwig Mohler, ein gutmütiger Herr, vertraute auf die Kollegialität seines Frankfurter Kollegen Rudi Gramlich, den er seinen Freund nannte. Dieser hatte den guten Draht zum Deutschen Fußball-Bund. Aber der Ex-Kapitän des Nationalteams legte kein gutes Wort für die Nachbarn ein. Er sprach den Satz: "In einer Straße können keine zwei Bäckereien existieren." Und der KSC wohnte einen Block weiter.
In Offenbach drängte 1964 der Spielausschuss-Vorsitzende Horst Gregorio Cañellas ins Präsidentenamt. Ein Seiteneinsteiger, Südfrüchte-Großhändler aus Frankfurt, mit dem Temperament seines spanischen Vaters und dem Idiom seiner sächsischen Mutter ausgestattet. Er hatte seine Liebe zum OFC entdeckt und trat an mit dem flammenden Appell: "Wir müssen das Unrecht löschen. Die Kickers müssen in die Bundesliga !" Das war damals noch umständlich. Erst musste ein Verein einen der beiden ersten Plätze der Regionalliga Süd belegen, danach traf er auf die Qualifizierten aus West, Nord, Südwest und Berlin. 1966 und 1967 scheiterten die Kickers noch in dieser Aufstiegsrunde, bevor 1968 der Sprung nach oben gelang.
Das Glück währte nur ein Jahr, der OFC stieg sofort wieder ab. 1970 das selbe Spiel: Erst ging es für die Offenbacher Fahrstuhlmannschaft nach oben, ein Jahr später wieder runter. Es kursierte schon der Witz vom Bieberer Berg als höchstem Berg Deutschlands, weil man ein Jahr zum Auf- und ein Jahr zum Abstieg brauche. Doch dieser zweite Abstieg 1971 war erneut mit Unrecht verbunden. Arminia Bielefeld hatte sich den Klassenerhalt regelrecht erkauft. Auf Kosten der Kickers.
An seinem 50. Geburtstag, direkt nach dem letzten Spieltag, spielte Cañellas vor einer erlesenen Gratulantenschar mit Bundestrainer Helmut Schön, Vertretern des DFB, Scharen von Journalisten und Funktionären die Tonbänder ab, die er von Gesprächen mit Fußballern in der Endphase jeder Meisterschaftsrunde aufgenommen hatte und die eindeutig belegten, wie damals mit Geldzahlungen Ergebnisse manipuliert wurden. Der Bundesliga-Skandal kam ins Rollen. Cañellas, der ihn aufgedeckt hatte, wurde auf Lebzeit von allen Ämter suspendiert. Es dauerte Jahre, bis er begnadigt wurde. Er wanderte nach Spanien aus, kam erst später zurück.
1973, zwei Jahre nach dem Skandal, spielten die Kickers erneut in der Bundesliga. Diesmal für vier Spielzeiten mit einem siebten, einem zehnten und einem achten Platz, ehe 1976 der nächste Abstieg fällig war. Inzwischen hatten sie über die Verhältnisse gelebt, hatten sich namhafte Spieler wie die Kremers-Zwillinge, Winnie Schäfer, Manfred Ritschel, "Pille" Gecks, Torwart Fred Bockholt, die Österreicher Schmidradner und Josef Rickersberger und Erwin Kostedde geleistet. Damit begann auch das finanzielle Desaster, das dazu führte, dass Jahr für Jahr um die Lizenzerteilung gebangt und gefeilscht werden musste, bis man beim DFB endgültig "Nein" sagte. 1983 folgte ein letztes, einjähriges Gastspiel in der Bundesliga. Stolz aber sind die Offenbacher auf alle die Spieler, die vom Bieberer Berg aus eine große Karriere gestartet haben, allen voran Siggi Held, Dieter Müller, Rudi Völler, Uwe Bein und Oliver Reck.
(Von Helmer Boelsen, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Waldemar Klein "Die Hölle schon bei Kickers Offenbach erlebt"
Stets wenn die Not am größten war, erscholl der Ruf nach Waldemar. Ein netter Reim mit prägnantem Hintergrund. 100 Jahre Kickers Offenbach, fast ein halbes Jahrhundert mit Waldemar Klein. Zweimal war er Präsident, wenn es wieder einmal galt, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Er ging zum DFB, wenn um die Lizenz gekämpft werden musste, er ging zu den Fans, wenn die wieder einmal aufgebracht waren, und beruhigte sie. Er versöhnte zerstrittene Vorstandsmitglieder, er versuchte, auch den Spielern ein väterlicher Freund zu sein. Er mobilisierte auch immer wieder die Offenbacher Geschäftswelt und Bevölkerung, um Geld aufzutreiben für den Not leidenden Verein.
Es gibt kaum eine Ehrung, die dem inzwischen 81 Jahre alten Ehrenpräsidenten nicht zuteil geworden wäre, und er, der seinen Emotionen freien Lauf lässt, erzählt gerne, mit welchen Worten Petrus gerade ihm die Himmelspforte öffnen wird: "Die Hölle hast du ja schon unten bei den Offenbacher Kickers erlebt."
Seine schwerste Mission war wohl 1971, die Fahrt nach Berlin, als er die Spieler von Hertha BSC mit einer 140 000-Mark-Siegprämie überzeugen sollte, gegen Arminia Bielefeld zu gewinnen, um den Kickers die Klasse zu erhalten. Aber sie nahmen lieber die 250 000 Mark von Bielefeld und verloren. Stolz ist Klein, dass er 1987 nach seiner zweiten Amtszeit den Klub schuldenfrei übergeben konnte. Acht Millionen Mark Defizit hatte er übernommen.
(Von boe, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Erwin, eine Legende Am unbequemen Stürmer Kostedde schieden sich die Geister
Warum Kostedde ? Nun, er hatte als Spieler einfach das gewisse Etwas. Als Mann mit untrüglichem Torinstinkt ist der erste dunkelhäutige deutsche Nationalspieler in Offenbach unvergessen. Obwohl er nur drei Jahre lang, von 1972 bis 1975, das Trikot des OFC getragen hat, ist Erwin Kostedde eine Kickers-Legende.
Das mag nicht zuletzt daran liegen, dass mit dieser Phase und seinem Namen eine Blütezeit am Bieberer Berg verbunden ist, von der die Fans von heute nur träumen können. Kostedde und Co. haben dem OFC-Anhang jener Tage unvergessliche Momente geschenkt. Da wäre jener erste Spieltag der Saison 1974 / 75, als Bayern München ausgerechnet im Frankfurter Waldstadion mit 6:0 abgefiedelt wurde - und der "Braune Bomber", wie das damals politisch mehrfach unkorrekt hieß, dem Maier-Sepp zweimal einschenkte.
Da wäre natürlich auch jenes Traumtor ein paar Spieltage später am Bieberer Berg gegen Mönchengladbach: Kostedde lauert an Gegners 16er mit dem Rücken zum Tor, nimmt das Zuspiel mit der Brust an und jagt den Ball nach einer blitzschnellen Drehung um den konsternierten Verteidiger (einen gewissen Hans-Hubert Vogts) herum volley unter die Latte. Wow ! Können die so was heutzutage noch ?
Wie auch immer. Kostedde und die Kickers, das hat irgendwie hingehauen. Er führte den Klub in der Spielzeit 1974 / 75 vorübergehend an die Spitze der Bundesliga. Seine Offenbacher Erfolge machten ihn zum Nationalspieler - obgleich er es nur auf drei Einsätze in der DFB-Elf brachte. Auch Feindbilder jener Tage bestätigen die große Identifikation zwischen Team und Torjäger: "Zehn Schwule und 'n Nigger", so wurde andernorts böse gereimt, "des sin' die Offebacher Kicker."
Dass Kostedde nach dem Ende seiner Profikarriere nicht viel Glück gehabt, dass er gar wegen des Verdachts, einen Überfall begangen zu haben, bis zu seinem Freispruch ein paar Monate in U-Haft gesessen hat, konnte sein Ansehen im Dunstkreis des OFC nie beschädigen. Vor gut drei Jahren war er bei einem Regionalligaspiel zu Gast - und wurde von "Block 2" minutenlang gefeiert. Stolz darf Kostedde überdies als Namensgeber von "Erwin" sein, das zu Recht als eines der besten Fanzines der Republik gilt.
(Von het, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Dieter Müller Beim Offenbacher Jung' sitzt das Herz am rechten Fleck
Wie aus Eimern hat es geschüttet, als die Menschen, für die Kickers Offenbach mehr als nur ein ordinärer Fußballverein ist, über den matschigen Boden des Parkplatzes der Offenbacher Stadthalle zu ihren Autos watschelten. Es war der 22. November 2000, und die OFC-Jünger brausten, obzwar durchnässt, mit einem wohlig warmen Gefühl durch die finstere Nacht von dannen. Denn ein paar Minuten zuvor hatte ein waschechter Offenbacher Jung' den Finger gehoben, als ein Mann gesucht wurde, der den Klub vor dem drohenden Untergang retten sollte: Dieter Müller. Der Rest ist Geschichte, ein neuer Hoffnungsträger war geboren, Dieter Müller, der Präsident, die Integrationsfigur.
In Offenbach, bei den Kickers, begann die beeindruckende Karriere des heute 47-Jährigen. 303 Mal spielte der Mittelstürmer in der Bundesliga, stürmte für Köln und Stuttgart und Girondins Bordeaux, war deutscher und französischer Meister, erzielte 177 Tore, war mehrfach Torschützenkönig, lief zwölf Mal mit dem Bundesadler auf, und er schaffte als Einziger das Kunststück, sechs Tore in einem Bundesligaspiel zu erzielen. Mit Müller, der 1990 in Offenbach seine Karriere beendete, verbinden sie dort die Hoffnung auf eine rosige Zukunft. Auf keinen Fall ist der gutmütige Kerl, der bisweilen gutgläubig und naiv ist, ein Strippenzieher, ein Linkmichel. Nein, das Herz des Dieter Müller sitzt am rechten Fleck, und es schlägt, wie er sagt, "für den OFC".
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Hermann Nuber Die Galionsfigur vom Bieberer Berg
Die Spezies Fußballspieler, die Hermann Nuber verkörperte, ist längst ausgestorben. Urgestein, Fossil sind die schmückenden Beiworte. Er hat Zeit seines Fußballerlebens nur für einen Verein gespielt, die Offenbacher Kickers. Und diese dauerte 28 Jahre. Mit 19 machte er sein erstes Spiel in der Ersten Mannschaft. "Paul Oswald hat gern junge Spieler eingebaut", erinnert er sich. "Der war sowieso der beste Trainer, den wir je hatten, obwohl er selbst kein Spieler war."
Mehr als 600 Pflichtspiele bestritt Nuber für seine Kickers, das Endspiel 1959 in Berlin und der erste Aufstieg in die Bundesliga waren die großen Erlebnisse. Danach hörte er kurzfristig auf, wurde aber in der Not noch einmal reaktiviert. In der B-Nationalelf hat er gespielt, und an Angeboten anderer Vereine hat es nie gemangelt. Die Eintracht, die Münchner Löwen, die Hertha BSC, Kassel, Fürth wollten ihn, doch für Nuber war das nie ein Thema. Da spielte natürlich mit, dass Ecke Feld- und Bachstraße die Metzgerei des Vaters, die er später übernahm, inzwischen aber verpachtet hat, sowohl die Anhänglichkeit zur Stadt förderte wie die finanzielle Unabhängigkeit garantierte.
"Am liebsten war ich Halbstürmer, aber dann bin ich lange vor Franz Beckenbauer zum Libero umfunktioniert worden." Und da stand er wie ein Fels in der Brandung. Wer Kickers Offenbach nannte zu jener Zeit, der nannte im gleichen Atemzug Hermann Nuber, die Galionsfigur.
(Von boe, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Endspiel für die Kickers: Sieg bedeutet die Rettung
Offenbach. Die Fässer stehen schon kalt. Nach dem Schlusspfiff heute im letzten Heimspiel am Bieberer Berg in dieser Saison gibt's 500 Liter Freibier - ob die Kickers den Klassenerhalt dann schon geschafft haben oder nicht. Anlass für die Geste: Ein Sponsor spendiert das Bier, um die Besucher auch nach der Regionalligapartie am Berg zu halten. Dort wird das Champions-League-Finale in Mailand zwischen dem FC Bayern und Valencia auf Bildschirmen übertragen.
Bier - o.k. Und Sekt? Kickers-Teammanager Oliver Roth bremst jede Euphorie: "Wenn wir drei Punkte holen, dann könnten wir Sekt trinken, doch wir haben keinen kalt gestellt. Denk' aber daran: Wir sind nicht bei Rot-Weiß Frankfurt, in Offenbach trinken wir Bier."
Die gute Nachricht aus Kickers-Sicht: Gegen Wacker Burghausen (Anpfiff 18.30 Uhr) können Stefan Ertl (zuletzt Grippe und Leistenzerrung) und Michael Köpper (Bluterguss im Oberschenkel) wieder spielen. Libero Manfred Binz hat seine Sperre abgesessen und wird von Beginn an dabei sein. Daran ließ Co-Trainer Michael Dämgen gestern (in Vertretung des grippekranken Chefcoaches Ramon Berndroth) keine Zweifel. Auch am Ergebnis nicht: "Die drei Punkte bleiben bei uns. Unsere körperliche Verfassung ist sehr gut, die Nerven sind stark." Dämgen weiter: "Wenn wir uns vor dem gegnerischen Tor Chancen erarbeiten - auch auf die Gefahr, dass wir uns verletzten -, dann werden wir Burghausen schlagen." Ein Sieg würde Kickers den Klassenerhalt bringen. Das gilt aber für Burghausen auch, das 41 Punkte hat. 40 Punkte sind's beim OFC, 43 reichen für den Verbleib in der dritten Liga. "Dann hätten wir etwas geschafft, was eigentlich nicht mehr möglich war", denkt OFC-Präsident Dieter Müller vorsichtig voraus.
Vor dem Spiel fiel eine weitere Personalentscheidung: Thomas Brendel wird den OFC nach nur wenigen Monaten verlassen. Vier Angreifer leisten sich die Kickers in der nächsten Saison: Patrick Würll, Tobias Schindler, Matthias Becker und Stefan Ertl (Verhandlungen laufen noch). "Brendel wäre Nummer fünf, ein Platz auf der Bank sicher. Er braucht aber Spielpraxis, deswegen muss er gehen", so Teammanager Roth. Auch Günther Maier wird den Klub nach vier Jahren verlassen. Roth: "Wir waren nicht sicher, aber wenn man sich nicht sicher ist, muss man sich entscheiden." Die Entscheidung fiel jetzt gegen Maier, auch, "weil er den Abstieg aus der Zweiten Liga mitgemacht hat. Wir aber wollen umbauen", so Roth.
Marcio, Michael Köpper, Tom Stohn, Stefan Dolzer, Patrick Dama, Brendel, Patrick Glöckner und Lars Meyer verabschieden sich. Und wer sind die Neuen? Neben Naciri (Wehen) sind es bislang Mounir Zitouni (VfR Mannheim). Ein heißer Kandidat: Michael Alterigi, der aus der Jugendschule von Girondins Bordeaux stammt.
www.sv-wacker.de
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Wer geht schon gern allein baden?
Kickers-Pressekonferenz in den Räumen eines Spielzeugverkäufers - ein Marketing-Gag? Nein, eine Liaison mit Sinn! Und tieferem zudem - man muss bei der Sinnsuche nur eine infantile Ader entdecken.
Eine Verbindung mit Perspektive, zumal wenn's nicht mehr gut läuft. Hier steht, was der erfolglose Fußballer so braucht: Doppelhubpumpe, damit keinem mehr die Luft wegbleibt. Ein Planschbecken für die ganze Familie, denn wer geht schon gern allein baden? Dazu Schwimmflossen, wenn's Wasser wieder bis zum Hals steht; ergänzend der extralange Super-Schnorchel, schließlich könnte der Pegel ja noch steigen. Und wenn am Ende doch ein Pfund mehr in der Hose hängt? Dann hilft das "two-in-one-Paket": Badehöschen und Aquawindel in einem.
GLOSSE
Wer's zusamme geschafft hat, sich vor dem Abstieg zu retten, auf den warten - aus Plastik und im Miniformat - Studioküchen mit Ofen: Vielleicht will ja jemand zur Abwechslung kleine Brötchen backen. Auch reizvoll: der Puppenwagen mit Inhalt - für diejenigen, die ganz vorn anfangen wollen. Und wenn einen sonst keiner mehr lieb hat: Der Plüsch-Adler (Farbe wählbar) zum Kuscheln - abwaschbar und waschmaschinenfest - verzeiht auch den ungehemmten Fluss von Körperflüssigkeiten.
Wer Meisterehren und Medaillen nachtrauert, der kann sich mit Diamantschätzen aus dem Sammelpack trösten. Nicht echt, aber wer sieht das schon bei der ganzen Heulerei? Wenn die letzten Tränen getrocknet, der Blick wieder klar, dann geht die Suche nach Erfolgserlebnissen weiter - wie früher: Taktiktraining am Tischfußball, für Technikfreaks am Videospiel mit den spannenden Fragen: Wer spielt? Wo sind die Millionen? Wem der große Deal gelingt, der kriegt 'nen Plastikporsche, um mal so richtig Gas zu geben. Und ist der letzte Sieg erst eingefahren, folgt der Korso - in Bobbycars, aus Kunststoff, aber mit vier Rollen und sturzsicher. Alles 'ne Nummer kleiner als sonst, klar. Geht auch nicht um Aufstieg, sondern um Klassenerhalt. Immerhin, Kickers: Die Autos sind kräftig rot.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Mit einem Sieg würde der OFC sich retten Binz kann heute gegen Burghausen wieder mitspielen / Maier bekommt keinen neuen Vertrag
Noch einmal 90 Minuten lang zittern und fiebern, bangen und hoffen, dann soll es vollbracht sein. Dann soll Kickers Offenbach das realisiert haben, was, wie Präsident Dieter Müller findet, "fast unmöglich war": den Klassenerhalt in der Regionalliga Süd. Ein Sieg trennt den OFC noch vom großen Ziel, das vor einem Vierteljahr tatsächlich so unendlich weit entfernt schien. Ein Sieg noch und die Kickers könnten einen Spieltag vor Rundenende einen Schlussstrich unter diese verkorkste und turbulente Saison ziehen, sie könnten aber auch drei Kreuze machen und eine Kerze ins Fenster stellen, dass das alles noch mal gut gegangen ist.
Ermöglicht wird dies vor allem durch den Spielplan, denn der führt am heutigen 33. und somit vorletzten Spieltag die beiden hinter den Kickers (40 Punkte) liegenden Teams, Bayern-Amateure (38) und Rot-Weiß Erfurt (39), zusammen. Sollte der OFC also siegen, wäre er, unabhängig vom Ergebnis in Bayern, gerettet.
Die Hürde, die die Hessen am heutigen Mittwochabend (18.30 Uhr) zu überspringen haben, ist indessen eine ziemlich hohe; schließlich kommt im SV Wacker Burghausen (41 Punkte) eine Mannschaft auf den Bieberer Berg, die seit dem Dienstantritt des in hiesigen Gefilden bestens bekannten Trainers Rudi Bommer Enormes geleistet hat und ebenfalls den Sprung ans rettende Ufer packen will.
Michael Dämgen, der OFC-Co-Trainer, der bei der gestrigen Pressekonferenz seinen an einer Grippe erkrankten Chef Ramon Berndroth vertrat, ist allerdings guter Dinge, dass um 20.15 Uhr alles zugunsten der Kickers entschieden sein wird: "Die Mannschaft hat schon oft genug Nervenstärke bewiesen und gezeigt, dass sie mit dem Druck umgehen kann." Manager Oliver Roth ist da nicht ganz so optimistisch: "Wir hatten gegen 1860 und Elversberg zweimal die Chance, alles klarzumachen, und wir haben es zweimal versaut." Hinzu komme die miserable Heimbilanz - von 16 Spielen zu Hause hat der OFC lediglich drei gewonnen -, "da muss ich wohl nicht sagen, wie schwer es wird".
Glücklicherweise darf Libero und Leitfigur Manfred Binz wieder mittun, der 35-Jährige hat seine Rotsperre abgesessen und wird auf seine angestammte Position zurückkehren, die drei Spiele lang Tom Stohn bekleidete. Der Mittelfeldakteur wird heute aber auf jeden Fall spielen. Laut Roth wird Stohn den Verein trotzdem verlassen. "Da brauchen wir nicht mehr drüber zu reden", sagt der Manager, will aber nicht ausschließen, dass sich das ändern könnte, wenn von dem Spieler ein "Signal" ausgehen, er "finanzielle Abstriche" machen würde. Stefan Dolzer wird den OFC hingegen, wie angekündigt, zum Saisonende verlassen, genauso wie Günther Maier, der vom Verein keinen neuen Vertrag angeboten bekam. Außerdem würden die Kickers gerne den Franzosen Michel Alderigi verpflichten. "Das ist ein guter Junge", sagt Roth.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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OFC: Gegen Burghausen heute alles klar machen
Offenbach. Die angestrengte Personalsituation bei den abstiegsbedrohten Offenbacher Kickers entspannt sich vor den beiden letzten entscheidenden Spielen in der Fußball-Regionalliga Süd. Zwar ist Mittelfeldmann Günther Maier, der den Club verlassen wird, noch angeschlagen vom Hessen-Derby in Darmstadt, doch dafür sind Antreiber Stefan Ertl, der zuletzt mit Leistenbeschwerden ausfiel, und Michael Köpper, den Muskelprobleme plagten, wieder auf dem Posten. Sie könnten heute um 18.30 Uhr gegen Wacker Burghausen ebenso wieder spielen wie Libero Manfred Binz, der seine Rotsperre abgesessen hat.
Der Ersatzlibero der letzten Wochen, Tom Stohn, wird aufgrund guter Leistungen wohl in der Anfangsformation bleiben und ins Mittelfeld aufrücken. Einzig akutes Sorgenkind beim OFC ist nun Cheftrainer Ramon Berndroth, den eine herbe Grippe plagt. Nachdem die Erkältungswelle zunächst einen Spieler nach dem anderen außer Gefecht setzte, ist nun also der Übungsleiter dran.
Noch größere Sorgen plagen derweil Präsident Dieter Müller. "Wir hatten mit so vielen Schwierigkeiten zu kämpfen, die letzten Monate gingen wirklich an die Substanz. Aber ich wäre überglücklich, wenn wir zu Hause jetzt alles klar machen würden." 8000 Zuschauer werden erwartet, und mit einem Sieg könnte schon der Klassenerhalt gesichert werden, bevor die Reise am Samstag nach Regensburg geht. Dann werden sich bislang acht Akteure vom OFC-Anhang verabschieden. Thomas Brendel, Patrick Klöckner, Günther Maier, Stefan Dolzer, Patrick Dama (LR Aalen), Michael Köpper (Karriereende?), Tom Stohn und Marcio (FFV Mainz). Auch hinter Stefan Ertl, derzeit im Vertragspoker, steht noch ein Fragezeichen.
Demgegenüber sind derzeit als Neuzugänge verpflichtet: Samir Naciri (21, SV Wehen) und Mounir Zitouni (30, VfR Mannheim). Necip Incesu (23) wird wohl von der SG Höchst zurückkehren. Michael Alderigi (22, stammt aus der Jugend von Girondin Bordeaux) soll nach bestandenem Probetraining einen Vertrag erhalten. Ebenso wie Abwehrmann Lars Meyer (27), der bei den Kickers eigentlich schon als Abgang bekannt gegeben worden war. (kli)Das Programm: Carl Zeiss Jena - 1860 München Amateure, Bayern München Amateure - Rot-Weiß Erfurt, VfR Mannheim - Eintracht Trier, VfB Stuttgart Amateure - Jahn Regensburg, Kickers Offenbach - Wacker Burghausen, FC Schweinfurt - SV Darmstadt 98, VfR Aalen - Spielvereinigung Elversberg, SV Wehen - Karlsruher SC, Sportfreunde Siegen - SC Pfullendorf (alle heute, 18.30 Uhr).
(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)
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Freundschaft ruht für 90 Minuten am Bieberer Berg
Offenbach. 90 Minuten lang (plus Nachspielzeit) ruht morgen Abend auf dem Bieberer Berg eine Männerfreundschaft: Michael Dämgen, Co-Trainer der Offenbacher Kickers, und Rudi Bommer, Coach von Wacker Burghausen, verbindet viel mehr als nur der Beruf. Drei Jahre, in den Spielzeiten 1985/86 bis 1987/88, waren sie zusammen in Uerdingen. Das prägt. Heute verbringen die Familien gemeinsam die Winterurlaube.
Und noch eine Besonderheit dieses vorletzten Regionalliga-Spieltages dieser Saison: Bommer und Kickers-Coach Ramon Berndroth waren ein Jahr lang gemeinsam Co-Trainer bei Eintracht Frankfurt. Bis Berndroth 1996 mit Frankfurts gefeuertem Ex-Trainer Charly Körbel nach Lübeck ging. "Rudi ist ein von mir sehr geschätzter Kollege, wir sind echte Kumpels", verteilt Berndroth vor dem Heimspiel morgen (18.30 Uhr, Bieberer Berg) Komplimente nach insgesamt sechs Jahren Zusammenarbeit. Bommer spielte unter Co-Trainer Berndroth in Frankfurt, stand mit OFC-Libero Manfred Binz in einer Mannschaft, war in der Eintracht-Zeit Zimmerkollege des heutigen OFC-Spielers Dietmar Roth, übernahm von Berndroth die Eintracht-Amateure, wurde dann Co-Trainer. Dass der heute 43 Jahre alte Bommer einst drei Jahre in der Kickers-Jugend unter Hermann Nuber spielte (bevor er nach Fortuna Düsseldorf ging) und sein Sohn bis Dezember und dem Wechsel zum Landesligisten Haibach in der OFC-Reserve (unter Berndroth!) kickte - kleine Ergänzungen in einer Reihe vieler Gemeinsamkeiten.
"Meine Zeit in Offenbach ist ganz weit weg", sagt Bommer heute. Doch die Kickers könnten mit entscheidend sein für seine weitere Laufbahn als Trainer: In Offenbach kann Burghausen den Klassenerhalt klar machen. "Ein Punkt reicht mir", sagt Bommer, der am 27. Oktober Wacker übernahm, mit einem 4:3 gegen Ex-Klub VfR Mannheim startete und gerade erst einen Vertrag bis 2003 unterschrieb. Berndroth hält dagegen: "Mir reicht ein Punkt nicht." Ein Sieg würde auch Kickers den Klassenerhalt bringen. Als Tabellenelfter (41 Punkte) steht Burghausen etwas besser da als der OFC (40/13. Platz). "Ich hoffe, dass beide drin bleiben. Ich gönne es meinen Freunden in Offenbach. Und ich hoffe, sie gönnen mir das auch", sagte Bommer vor dem Kurztrainingslager mit Wacker ab heute in Haibach.
Was zieht jemanden, der in Düsseldorf und Frankfurt spielte, in Frankfurt, Mannheim und Aschaffenburg trainierte, in die bayerische Provinz? Neben der sportlich reizvollen Aufgabe nennt Bommer den hohen Freizeitwert der Region: Bis Salzburg ist's eine halbe Stunde, bis zum Chiemsee sind's 35, bis München 60 Minuten. Argumente, die auch bei Fußballern ziehen, die Burghausen in die Provinz nahe der österreichischen Grenze zur stärksten Auswärtsmannschaft dieses Jahres locken will. Ausgenommen die Partie in Schweinfurt (1:3) ist Burghausen seit November auf des Gegners Platz ungeschlagen. Und noch eine Parallele zwischen den Trainern: Bommer schaffte mit Burghausen die Serie mit ähnlichen Methoden wie sie Berndroth bei Kickers Offenbach bevorzugt: Hinten dicht, erst dann geht's vorwärts.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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SVW ist am "Bieberer Berg" in Lauerstellung Defensiv eingestellter Fußball-Regionalligist Burghausen wartet morgen (18.30 Uhr) bei den Kickers aus Offenbach auf Konterchancen
Zum Auftakt der "Englischen Woche" muss Fußball- Regionalligist SV Wacker Burghausen morgen (18.30 Uhr) beim Zweitliga-Absteiger Kickers Offenbach auf dem "Bieberer Berg" antreten.
Im Hinspiel feierte Trainer Rudi Bommer bereits bei der dritten Aufgabe nach seinem Amtsantritt mit einem 5:0 den höchsten Saisonsieg der Salzachstädter. Garanten für den Triumph waren der zweifache Torschütze Martin Oslislo (43. und 60.), Peter Richter (4.), Stefan Hampl (52.) und Markus Lützler (72.).
Der hessische Traditionsverein (OFC) hat zwei Spieltage vor Saisonende einen Zähler weniger auf dem Konto (40 Punkte) als die Oberbayern. Damit stehen die Gastgeber für den 43-jährigen SVW-Coach auch mehr unter Zugzwang: "Sie können nicht aus der Defensive agieren, sondern müssen das Spiel machen."
Die taktische Ausrichtung der Burghauser wird nicht so offensiv sein wie beim 1:1 gegen die Amateure des VfB Stuttgart. Aus einer gesicherten Abwehr heraus auf die sich bietenden Torchancen lauern, so lautet die Marschroute. Vorne werden Hampl und "Mark" Younga- Mouhani für Unruhe sorgen. Ins Fünfer-Mittelfeld könnte der wiedergenesene Manfred Burghartswieser rücken, den Bommer gegen die Schwaben noch geschont hat: "Wir brauchen erfahrene Spieler wie ihn, damit wir in Offenbach punkten." Zwei Zähler müssen noch eingefahren werden, am liebsten wäre dem Burghauser Trainer natürlich morgen gleich ein "Dreier". Das ist keine Utopie, denn der OFC hat die schlechteste Heimbilanz aller 18 Vereine.
Am nächsten Wochenende feiert der Pokalsieger von 1970 sein 100-jähriges Bestehen. Eigentlich wollten die Offenbacher um den Aufstieg in den bezahlten Fußball mitspielen, doch fünf Trainer sorgten für ein sportliches Chaos: Peter Neururer, Dragoslav Stepanovic, Knut Hahn (Coach der A-Junioren), OFC- Vizepräsident Wilfried Kohls/Ex-Manager Klaus Gerster sowie das jetzige Führungsduo Dieter Müller (Präsident) und Manager Oliver Roth.
Erst der sechste "Lotse" Ramon Berndroth brachte das im Abstiegssog trudelnde Kickers-Schiff wieder auf Kurs. Mit einer Serie von zehn Spielen ohne Niederlage verschaffte der ehemalige Trainer der zweiten Mannschaft den Offenbachern wieder Luft zu den Abstiegsrängen. Diese Aufholjagd kostete Kraft und mit zwei Pleiten in Folge - 0:2 beim Karlsruher SC und 0:1 daheim gegen SV Elversberg - rutschte der Klub wieder in die untere Tabellenregion. Mit einem Prestige-Erfolg im Hessen-Derby bei SV Darmstadt 98 (0:1) wurde am letzten Donnerstag neue Hoffnung auf den Klassenerhalt geschöpft.
Der Kader aus gestandenen Bundes- und Zweitliga- Kickern wie Manfred Binz, Dietmar Roth oder Patrick Dama zeigte in der Vorrunde im Sportpark eine an Arbeitsverweigerung grenzende Leistung. Damals skandierten die rund 200 mitgereisten Fans: "Wir sind Kickers und ihr nicht." Einen solchen Sprechgesang aus 7000 Kehlen (momentaner Zuschauerschnitt) werden sich die Spieler sicher nicht antun. Der damalige Kapitän Lars Schmidt wechselte zur Winterpause zum Zweitligisten LR Ahlen. Verstärkt hat sich der Rangdreizehnte mit Angelo Barletta (SG Hoechst), Thomas Brendel (TSV 1860 München Amateure) und Franz Mager (FSV Mainz 05). Berndroth: "Das sind junge hungrige Spieler, die noch Biss haben."
Mit der Fahrt auf den "Bieberer Berg" kehrt Bommer an die Stätte seiner Anfänge zurück. Drei Jahre lang trug er das Trikot der Offenbacher A-Jugend: "Ich möchte die Zeit dort nicht missen. Mein Trainer Hermann Nuber hat mich geprägt und mir vieles mitgegeben." Besonderes Augenmerk sollen seine Jungs auf Libero Binz, Abwehrspieler Stefan Dolzer, Mittelfeldakteur Stefan Ertl sowie die Stürmer Patrick Würll (früher Bayern München) und Matthias Becker richten.
(Von Michael Schulz, BURGHAUSENER ANZEIGER)
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PRESSEMITTEILUNG Der OFC informiert!
Auswärtsspiel bei Jahn Regensburg
Die Fanabteilung der Offenbacher Kickers organisiert zum Auswärtsspiel bei Jahn Regensburg – Sonderbusse
zu Sonderkonditionen. Im OFC-Fan Shop sind ab Mittwoch, dem 23. Mai 2001 – direkt nach dem Spiel – Busfahrkarten
und Eintrittskarten zu erwerben. Der Preis für die Busfahrt beträgt DM 25,00 zuzügl. der Eintrittskarte.
OFC-Mitglieder erhalten als Sonderbonus, unter Vorlage Ihres Mitgliedsausweises, im Bus einen Verzehrgutschein
im Wert von DM 5,00.
(Vom OFC, PRESSEMITTEILUNG)
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Das Derby: Bilanz der dritten Halbzeit
Darmstadt (bam). Die Bilanz der dritten Halbzeit des Regionalligaderbys Darmstadt 98 gegen Kickers Offenbach (0:1): 30 Festnahmen, zwei leicht verletzte Polizisten und Sachschaden in nicht bezifferter Höhe. Unter den 30 Festgenommenen waren 18 Anhänger der Offenbacher Kickers, die wegen Landfriedensbruchs angezeigt wurden.
Vor und während des Spiels kam es zu keinen nennenswerten Zwischenfällen. Nach der Partie sorgten 300 gewaltbereite Darmstädter Anhänger vor dem Stadionhaupteingang für Krawall mit der Polizei. Dabei wurden zwei Beamte leicht verletzt - einer durch einen Fußtritt, ein anderer durch einen Steinwurf.
Die etwa 2500 OFC-Fans waren streng getrennt von den Darmstädter Anhängern untergebracht. Aber als eine Gruppe Gästefans versuchte sich abzusondern und die Polizei einschritt, flogen Flaschen, kam es zu Widerstand, wurden geparkte Autos beschädigt. Nur einmal trafen die verfeindeten Anhänger aufeinander: Bevor es aber am Darmstädter Hauptbahnhof zu einer Prügelei zwischen verspätet abreisenden Kickers-Fans und wartenden Lilien-Anhängern kam, ging die Polizei dazwischen. In der Summe ein erfolgreicher Einsatz ohne große Zwischenfälle, so das Fazit der Darmstädter Polizei.
Derweil hat Bundesliga-Absteiger Eintracht Frankfurt seine Teilnahme am Turnier bei Oberligist FSV Frankfurt (8. Juli) abgesagt. Grund ist die Angst vor Ausschreitungen rivalisierender Fans. An dem Turnier sollen auch Darmstadt 98 und Kickers Offenbach teilnehmen. "Erst recht nach den Vorfällen von Darmstadt blieb uns keine andere Wahl", sagte Frankfurts Sportdirektor Rolf Dohmen und spielte auf den Tod eines Eintracht-Fans beim Benefizspiel der Frankfurter gegen Darmstadt 98 Ende April an. Der Mann stürzte sechs Meter in die Tiefe und starb an seinen schweren Kopfverletzungen.
Fahrzeughalter, deren Autos während des Regionalliga-Derbys beschädigt wurden, bittet die Darmstädter Polizei, sich unter Telefon 06151/969 3030 zu melden.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Die Welt ein bisschen rosa gefärbt Doch noch sieht nicht jeder beim OFC Anlass zur Euphorie
Da stand er also, der Dieter Müller, wie zur Salzsäule erstarrt, oben auf der Tribüne am Böllenfalltor, vor dem verglasten Kasten, in dem für gewöhnlich die Journalisten ihre Bericht verfassen, und die Tränen schossen dem Präsidenten in die Augen. "You'll never walk alone", die Hymne, dröhnte aus den Boxen, auf dem Spielfeld, drüben auf der anderen Seite, zur Technischen Hochschule hin, ließen sich die Offenbacher Fußballer von ihren Fans feiern, und Dieter Müller rang weiterhin mit wässrigen Augen um Fassung. Schatzmeister Thomas Delhougne schüttelte derweil den Kopf, murmelte, er sei "total fertig", und ein paar Minuten später und ein paar Meter hinab durch die verwinkelten Gänge klammerte sich Waldemar Klein, der Offenbacher Ehrenpräsident, an die Hand von Ramon Berndroth und flüsterte dem Trainer zu: "Danke, Ramon. Du hast mir den schönsten Tag des Jahres bereitet."
Es war die Zeit der großen Emotionen, Emotionen, die am Donnerstagabend nach dem 1:0-Sieg der Kickers beim SV Darmstadt 98 unverhohlen ausbrachen. Die Geschichte rund um das alles in allem langweilige und niederklassige Derby war deshalb so gefühlsbeladen, weil es nicht wenige rund um den Bieberer Berg gab, die vor dem Spiel die schlimmsten Befürchtungen gehegt hatten. Solche, nach denen der OFC bei den Lilien verlieren, das anschließende Nervenflattern nicht mehr in den Griff bekommen und am 27. Mai, beim Saisonfinale in Regensburg, in die Vierte Klasse abgestiegen sein würde. "Ich habe nicht unbedingt damit gerechnet, dass wir hier gewinnen", sagte Vizepräsident Thomas Kalt mit einem Lächeln, das, frei interpretiert, eher Gegenteiliges vermuten ließ.
Jetzt aber, nachdem die Kickers, die bei den 98ern unansehnlich, da defensiv, auftraten und spielerisch erneut Trostloses ablieferten, fünf Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz haben, sieht die Welt nicht mehr ganz so grau aus; sie ist, zwei Spieltage vor Schluss, sogar ein bisschen rosa eingefärbt. "Jetzt haben wir alle Trümpfe in der Hand", sagte der stark spielende Stürmer Patrick Würll, der sein achtes Tor insgesamt und auch nach der Winterpause erzielte. "Wenn wir es jetzt nicht packen, dann sind wir selbst schuld." Am Mittwoch schon, im Heimspiel gegen Wacker Burghausen, müsse der OFC den Klassenerhalt perfekt machen, denn ein Endspiel in Regensburg, so Würll, "müssen wir unbedingt vermeiden".
Manager Oliver Roth warnte freilich vor allzu übertriebener Euphorie, dazu sieht er nämlich überhaupt keinen Anlass, weshalb er sagte: "Wenn einer schon meint, wir seien gerettet, dann gibt's von mir was auf die Mütze." Dem kann Coach Berndroth natürlich nur beipflichten. Auf die Frage, ob's das war mit dem Klassenerhalt, folgte ein Blick der Marke: "Ist die Frage ernst gemeint ?"
Der 49-Jährige freute sich vielmehr über die Leistung und Bereitschaft seiner Mannschaft, die nach den Rückschlägen zuletzt, "der Zweifel-Phase", den Schalter umgelegt habe: "Es stand eine Formation auf dem Platz, die ein ganz starkes ,Wir-Gefühl' entwickelt hat." Schon während der Mannschaftssitzung vor der Partie habe er gespürt, dass seine Mannen bereit seien, "ich habe es in ihren Augen gesehen, sie hingen an meinen Lippen".
Der Fußballlehrer war besonders stolz auf die eigentlichen Ersatzspieler wie Lars Meyer oder Tobias Schindler, die sich in den vergangenen Wochen nie hängen gelassen oder gestänkert hätten: "Sie haben sich immer korrekt verhalten, weshalb sie auch von der Mannschaft akzeptiert und unterstützt werden."
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Randale nach Hessenderby 30 Festnahmen bei Fankrawallen in Darmstadt
Nach dem Hessenderby in der Fußball-Regionalliga Süd zwischen dem SV Darmstadt 98 und Kickers Offenbach (0:1) ist es am Donnerstagabend zu gewalttätigen Ausschreitungen gekommen. Rund 300 überwiegend aus dem Darmstädter Raum stammende Randalierer lieferten sich vor dem Stadion am Böllenfalltor auf der Nieder-Ramstädter Straße zahlreiche Auseinandersetzungen mit der Polizei, in deren Verlauf zwei Beamte leicht verletzt und zahlreiche geparkte Autos beschädigt wurden. 30 Hooligans mussten vorübergehend festgenommen werden.
Derweil hat Eintracht Frankfurt aus Angst vor Auseinandersetzungen gewaltbereiter Fans die Teilnahmezusage für das Turnier des FSV Frankfurt am 8. Juli zurückgezogen. "Nach den Vorfällen beim Benefizspiel in Darmstadt blieb uns keine andere Wahl", sagt Sportdirektor Rolf Dohmen. Schließlich würde ein ausreichendes Aufgebot an Ordnungskräften Kosten von mehr als 100 000 Mark verursachen.
(Von sb, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Noch wird nicht gefeiert, aber die Rettung der Offenbacher Kickers rückt immer näher
Darmstadt. "Das war Adrenalin pur." Thomas Delhougne, Schatzmeister des abstiegsbedrohten Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach, jubelte nach dem 1:0 bei Darmstadt 98 Arm in Arm mit Präsident Dieter Müller. Dicht gedrängt hatte die OFC-Chefetage das packende Hessenderby auf der Haupttribüne des Stadions am Böllenfalltor verfolgt. Zum Schluss nur noch im Stehen. Nichts hielt Müller, Delhougne sowie die Vize-Präsidenten Thomas Kalt und Edgar Old samt Manager Oliver Roth auf den Sitzen. Es ging um zu viel.
"Die Zukunft steht auf dem Spiel", hatte Müller noch kurz vor dem Anpfiff erklärt. Doch das Daumendrücken half. Diesmal hatten die Kickers das Glück auf ihrer Seite und schafften einen weiten Satz in Richtung rettendes Ufer. 40 Punkte hat der Zweitliga-Absteiger nun auf dem Konto. Die Hoffnung steigt, von Rettung will aber noch keiner sprechen. "Es gilt weiterhin, die Konzentration zu bewahren. Zum Feiern wäre es noch zu früh", bremst Oliver Roth aufkommende Euphorie. Zwei Auftritte hat das Team von Trainer Ramon Berndroth dabei noch zu bewältigen. Am kommenden Mittwoch geht es zu Hause gegen Burghausen, am letzten Spieltag steht dann noch die Fahrt nach Regensburg auf dem Programm. Doch geht es nach Berndroth, sollte am besten schon der Heimauftritt genutzt werden, um den Klassenerhalt endgültig zu sichern.
In puncto Kampfgeist konnten die Kickers bereits in Darmstadt ihr Gesellenstück abliefern. Ohnehin ging das Team durch zahlreiche Verletzungen und die Rot-Sperre von Manfred Binz, der nun wieder zum Kader zurückkehrt, geschwächt ins Derby. So verdienten sich besonders Spieler aus dem zweiten Glied wie Tobias Schindler, Lars Meyer und Angelo Barletta ein Sonderlob. "Während der Rückrunde kamen diese Drei nicht oft oder überhaupt nicht zum Zug, sind aber immer ein Teil des Teams geblieben, haben nie gestänkert und für mich diesmal eine hervorragende Leistung geboten", so Berndroth. In Darmstadt waren die Kickers mit einer Elf aufgelaufen, die so noch nie zusammengespielt hatte. Teilweise wurde die Truppe speziell nach der Führung durch Patrick Würll (57.) von den zu diesem Zeitpunkt noch mit Aufstiegsambitionen stürmenden Darmstädtern schwindlig gespielt. Das erkannten auch die OFC-Verantwortlichen auf der Bank und der Tribüne. Berndroth: "Unser Sieg war unverdient, die 98er haben so viel gearbeitet." Und selbst, nachdem die "Lilien" durch die Rote Karte für Juskic zahlenmäßig unterlegen waren, schnürten sie Offenbach in der eigenen Hälfte ein. "Wir müssen das Spiel beruhigen", schrie Oliver Roth in der hektischen Schlussphase immer wieder nach unten auf den Platz. Zwar gelang das dem OFC nicht, aber zum Glück kam die Rettung durch den Abpfiff von Schiedsrichter Peter Sippel.
(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)
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Einsatzleitung: "Das große Aufgebot musste sein" Dreißig Festnahmen am Rande der Regionalliga-Partie - Polizei zieht positives Fazit
(wh). Das Fan-Aufkommen war erwartet groß, und das massive Polizeiaufgebot hatte gut zu tun, rivalisierende Gruppen in Schach zu halten. 30 Festnahmen vor und nach dem Regionalligaspiel SV 98 gegen Kickers Offenbach sind nach Ansicht der Polizei Ausdruck des Gewaltpotenzials jener, denen es nicht um Sport geht.
"Das große Aufgebot musste sein", sagte gestern Einsatzleiter Kurt Hable. Der Polizeioberrat zog ein positives Fazit: Größere Auseinandersetzungen seien ausgeblieben, die Beamten hätten auf die jeweiligen Situationen rasch reagiert. Vor Spielbeginn war es zu fünf Festnahmen gekommen. Darmstädter hatten auf dem Weg zum Stadion Steine und Flaschen geworfen. "Sie kamen zur Verhinderung von Straftaten in Polizeigewahrsam", erläuterte Polizeisprecher Karlheinz Treusch. Während des Fußballspiels beschränkten sich die Fan-Gruppen auf Gesänge und Sprechchöre. Wie Einsatzleiter Hable berichtete, hatten die Darmstädter und Offenbacher Fußball-Anhänger jeweils Unterstützung von auswärts. Aus Karlsruhe waren Sympathisanten der Offenbacher angereist, während Kölner den Darmstädtern beistanden. Hable: "Es waren jeweils kleinere Gruppen."
Als das Spiel kurz vor 21 Uhr beendet war, bestätigte sich die Annahme der Einsatzleitung, dass die kritische Phase nun erst beginne. "Die Darmstädter Fan-Szene erklärte sich mit der sportlichen Niederlage nicht einverstanden", sagte Polizeisprecher Treusch. Etwa 300 Zuschauer, die Treusch als "gewaltbereit" einstuft, setzten sich in Richtung Nieder-Ramstädter Straße ab und versuchten, sich mit den Uniformierten zu messen. Es kam zu handgreiflichen Auseinandersetzungen, zwei Polizisten erlitten leichtere Verletzungen - einer nach einem Steinwurf, ein anderer nach einem Fußtritt.
Die nächste kritische Phase stellte sich ein, als eine kleinere Gruppe Offenbach-Fans, die im separaten Block auf der Gegentribüne ihren Platz hatten, auf dem Rückweg zu den hinter dem Stadion geparkten Bussen ausscherte und in Richtung Nieder-Ramstädter Straße zog. Um dort ein Zusammentreffen mit Darmstädtern zu verhindern, nahmen die Beamten 25 Personen fest, unter anderem wegen Landfriedensbruchs. Einige hatten Steine geworfen und geparkte Autos beschädigt, die im Böllenfalltorweg und im Lichtwiesenweg geparkt waren.
Gegen 22 Uhr, nachdem der überwiegende Teil der etwa 2500 Offenbacher den Hauptbahnhof per Zug bereits verlassen hatte, versammelte sich am Bahnhof eine kleinere Gruppe Offenbacher. Das blieb Darmstädter Fans nicht verborgen. Treusch: "Dem raschen Eingreifen der Einsatzkräfte war es zu verdanken, dass es zu keinen Auseinandersetzungen kam."
Die Festgenommenen kamen allesamt frei, gegen einige gibt es Strafverfahren. Für den Fall, dass sie wegen der Schwere der Straftat länger in Polizeigewahrsam hätten bleiben müssen, waren Staatsanwaltschaft und Amtsrichter auf Schnellverfahren eingestellt, berichtete Einsatzleiter Kurt Hable.
(Von wh, DARMSTÄDTER ECHO)
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Ein Prestigesieg mitten im Überlebenskampf Die Offenbacher Kickers lassen beim 1:0-Sieg in Darmstadt geknickte "Lilien" zurück
DARMSTADT. Fünf Minuten vor dem Abpfiff ging der Daumen von Thomas Delhounge nach oben. Das packen wir, sollte die Geste des Schatzmeisters von Kickers Offenbach bedeuten. Vizepräsident Thomas Kalt, der seinem Nachnamen nun wirklich keine Ehre machte und unruhig hin- und herschaukelte, schien da nicht so überzeugt zu sein, und selbst OFC-Manager Oliver Roth hielt es kaum noch auf seinem Platz. Nur Dieter Müller, der Präsident der Kickers, saß scheinbar ganz gelassen eine Reihe tiefer, so als könne nun wirklich nichts mehr passieren.
Aber der Mann hat sich ja als Träumer geootet. Weil er den Sieg in Darmstadt im Schlaf schon vorweggenommen hatte. Unten auf dem Rasen am Böllenfalltor sah die Realität deutlich bedrohlicher aus. Da wehrte sich seine Mannschaft nach Kräften gegen den ungestüm anrennenden Rivalen Darmstadt 98, der verzweifelt versuchte, aus dem 0:1 wenigstens noch ein Unentschieden zu machen. Es ging bisweilen turbulent zu im Strafraum des OFC, aber die Kickers-Mauer hielt dicht. Dann die kollektive Erlösung, vor allem für die Herren vom Präsidium, die der Schlußpfiff von den Sitzen riß. Der Treffer von Patrick Würll in der 55. Minute war tatsächlich drei Punkte wert. "Das war Adrenalin pur", bekannte Delhounge, als er wieder zu Atem gekommen war.
Siege gegen Nachbarn - zumal auf dessen Grundstück - haben immer einen besonderen Stellenwert, aber davon wollte man beim OFC diesmal gar nicht viel wissen. "Das Derby hat mich nicht interessiert", sagte beispielsweise Oliver Roth, "hier ging es allein um drei Punkte." Recht hat er der Mann, denn den Kickers stand vor der Begegnung das Wasser wieder beinahe bis zum Hals.
Zumindest für die abstiegsbedrohten Offenbacher hatte das Nachbarschaftsduell mehr Final- als Derbycharakter. Nur Kickers-Ehrenpräsident Waldemar Klein schenkte der uralten Rivalität zwischen beiden Klubs mehr Beachtung als der Tageseaktualität. "Ramon, du hast mir heute den schönsten Tag des Jahres bereitet", verabschiedete er sich von Trainer Berndroth. Der sieht das freilich anders.
Schön ist der Tag, an dem die Kickers endgültig gerettet sind. Was vielleicht schon am kommenden Mittwoch im Heimspiel gegen Burghausen der Fall sein könnte. "Da haben wir die Chance, alles, aber auch alles klar zu machen", sagte Vizepräsident Kalt. Für die Kickers war der Auftritt am Böllenfalltor ein Stück Überlebenskampf, bei dem allein der Zweck die Mittel heiligte. Und daß es um die spielerische Qualität des OFC nicht zum besten steht, wußte man vorher. "Für die Zuschauer mag das Fußball verkehrt gewesen sein!", sagte Berndroth und sprach dabei die Feldüberlegenheit der spielstärkeren Darmstädter an, aber aus der internen Sicht wisse er sehr wohl, warum sich seine Mannschaft den Sieg dennoch verdient habe.
Einmal, weil sein taktischer Schachzug, mit Ziviljin Juskic, die Schaltzentrale des SV 98 lahmzulegen, weitgehend aufging. Weswegen Tobias Schindler ein Sonderlob erhielt: "Taktisch und läuferisch überragend." Juskic tat sich nur einmal wesentlich hervor, als er in der 75. Minute Würlls zweiten Durchbruch und damit vielleicht die vorzeitige Entscheidung zugunsten des OFC verhinderte. Was er allerdings mit der Roten Karte bezahlen mußte. Grund Nummer zwei für den Kickers-erfolg: Die Bankdrücker haben in einer entscheidenden Phase im Abstiegskampf ihre Regionalligatauglichkeit und Charakter bewiesen. "Wir haben ja in dieser Formation noch nie zusammengespielt." Manndecker Lars Meyer hat in dieser Saison keinen einzigen Einsatz gehabt. Partrick Glöckner ist zumindest unter Berndroth nicht zum Zuge gekommen und Thomas Brendel über Kurzarbeit nicht hinausgekommen. "Aber die Jungs haben immer an sich gearbeitet, und jetzt ernten wir die Früchte", sagte Berndroth, der froh ist, daß die Kickers nach zwei Niederlagen in Folge "den Schalter wieder umgelegt haben".
Doch wer sich mit 40 Punkten im Gepäck schon am Ziel wähnt, dem droht Ärger. Wer jetzt feiert, kriegt von mir eine auf die Nuß", drückte es OFC-Manager Roth etwas rustikal aus.Bei den Darmstädtern hätte es solcher Worte ohnehin nicht bedurft. Die "Lilien" waren sichtlich geknickt. Von wegen Nachbarschaftshilfe. Die allerletzte Chance auf den Aufstieg eingebüßt, das Prestigeduell verloren, aber was Trainer Feichteinbeiner fast noch mehr schmerzte, war der Platzverweis von Juskic. Denn wenngleich Darmstadt 98 die Runde jetzt in aller Ruhe zu Ende spielen könnte, steht dennoch ein äußerst wichtige Spiel an. Das Hessen-Pokalfinale gegen den Klassenkonkurrenten SV Wehen. Da geht es um den Einzug in die erste Hauptrunde um den DFB-Pokal. Und einer wie Juskic wird dringend gebraucht.Feichtenbeiner, der vor allem mit dem mangelnden Durchsetzungsvermögen seiner Stürmer hadert, hat gleichwohl auch für den Rest des Liga-Alltags Konsequenzen angedroht. Es werden nur noch die Leute zum Einsatz kommen, die am Böllenfalltor eine Zukunft haben. Die Enttäuschung saß jedenfalls tief, Ich glaube, heute hat es nur einen Darmstädter gegeben, der halbwegs zufrieden war", sagte Feichtenbeiner, "unser Schatzmeister" 8000 Besucher bringen eben eine Menge Geld in die Kasse.Aber nicht jeder kann mit mit Niederlagen umgehen. Rund 300 Hooloigans bescherten dem Großaufgebot von insgesamt 400 Polizeikräften nach dem Abpiff leider noch eine unruhige Verlängerung. Die Bilanz: zwei verletzte Beamte, 25 Festnahmen, ein paar beschädigte Autos. Doch insgesamt ist die demonstrative Deesklationspolitik beider Vereine und die Strategie der Polizei aufgegangen.
(Von Claus Dieterle, FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG)
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Vor Derby demonstrieren OFC und Lilien Harmonie
Offenbach (bam). "Im Traum und in der Liebe erscheint einem alles möglich." (Sprichwort aus Ungarn).
"Ein Traum gewährt, was man wachend begehrt." (Sprichwort aus Deutschland).
"Ich hatte einen Traum: Wir gewinnen in Darmstadt, und die Bayern-Amateure verlieren gegen Trier. Und gegen Burghausen machen wir den Klassenerhalt klar." (Dieter Müller, Präsident der Offenbacher Kickers).
Die Realität: Der OFC muss heute (Anpfiff 19 Uhr) bei Darmstadt 98 punkten, soll die Regionalliga-Saison nicht im Albtraum Oberligaabstieg enden. Vor und während des Hessen-Derbys ist in Darmstadt alles ein wenig opulenter als gewohnt:
Die Pressekonferenz: Gleich mit zwei Trainern (Ramon Berndroth, OFC; Michael Feichtenbeiner, Darmstadt) und zwei Präsidiumsmitgliedern (Müller, OFC; Uwe Wiesinger, Darmstadt 98). Kalte Platten statt wie sonst Kuchen.
Die Vorbereitung im Böllenfalltor-Stadion: Der Wachdienst begann seine Schicht bereits gestern Abend, damit das Equipment des Hessen Fernsehens (überträgt ab 20.15 Uhr das Spiel zeitversetzt) auch zum Anpfiff vollständig ist.
Die Sicherheit: Vier Hundertschaften Polizisten und 100 Ordnungsdienstmitarbeiter sollen für Ruhe sorgen.
Die Zuschauer: "8000 plus x" erwartet Wiesinger, sonst kommen etwa 4000 ins Böllenfalltor. Aus Offenbach werden 3000 Fans erwartet - das wäre OFC-Auswärtsrekord in dieser Saison.
Die Liste der Ausfälle beiden Kickers: Stefan Ertl, Manfred Binz, Michael Köpper, Nazir Saridogan, Oliver Speth, Marcio.
Die Einigkeit: Gemeinsames Abendessen der Präsidien mit "guten Gesprächen" (Wiesinger) als Beginn einer engeren Zusammenarbeit. Flugblätter mit dem Aufruf gegen Gewalt; fast identische Aufwärm-T-Shirts für die Teams.
Der Weg nach Darmstadt: OFC-Fans, die den Zug benutzen, treffen sich um 16.45 Uhr am Offenbacher Hauptbahnhof (5er-Ticket für sieben Mark pro Person). Abfahrt 17.12 Uhr; Ankunft Frankfurt-Süd 17.16; Abfahrt mit S3 17.27 Uhr bis Darmstadt (Ankunft 17.54 Uhr). Mit dem Auto: B45/B26 bis Darmstadt, Abfahrt Vivarium/Stadion. Weiter Richtung Vivarium/Technische Hochschule. Parkmöglichkeiten am Vivarium und Hochschulgelände.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Keine Lobeshymnen Der OFC träumt trotz Ausfällen von einem Derby-Sieg
Als Ramon Berndroth kurz nach Weihnachten als neuer Trainer der damaligen Skandalnudel Kickers Offenbach (die zu allem Überfluss auch noch Tabellenletzter war) vorgestellt wurde, hat der in Mainz geborene Fußballlehrer "insgeheim", wie er heute sagt, ganz bescheidene Ziele verfolgt. Nur nicht zum Prügelknaben werden, zum Deppen, der so blöde war, sich dieses Himmelfahrtskommandos anzunehmen und dann sang- und klanglos in die Vierte Spielklasse zurückgestuft zu werden. "Wenn wir schon absteigen", hat der 49-Jährige dieser Tage gesagt und also einen Einblick in seine Gedanken von damals gegeben, "dann soll es am letzten Spieltag sein, dann soll es dramatisch und tragisch sein, dann sollen Tränen fließen."
Kann er haben, der nette Herr Berndroth, wäre ihm zwar nicht zu wünschen, doch der "worst case", der schlimmste Fall, scheint seit dem zurückliegenden Wochenende und der 0:1-Niederlage gegen Elversberg nicht mehr ausgeschlossen. Aber natürlich hat der Trainer nicht einfach so, sondern aus gegebenem Anlass einen Einblick in seine Gefühlswelt zu Amtsantritt gewährt; schließlich stünde er nach der prima Serie von neun Spielen ohne Niederlage unter seiner Regie und dem zwischenzeitlichen Vorrücken auf den neunten Tabellenplatz nicht so gut da, wenn die Aufholjagd nach der Schwächeperiode zuletzt für die Katz' gewesen wäre und die Kickers doch noch den bitteren Gang in die Oberliga antreten müssten. Die Angst, kein Zweifel, ist allgegenwärtig. Präsident Dieter Müller etwa beantwortet eine entsprechende Frage mit einem: "Ja, daran denkt man ständig. Wir sind alle nervös."
Vor dem mit Spannung erwarteten heutigen Spiel in Darmstadt (19 Uhr) geht es daher für die Kickers, die darauf hoffen, am Böllenfalltor von etwa 2500 bis 3000 Fans aus Offenbach unterstützt zu werden, "nicht nur ums Prestige. Für uns ist es das erste von drei Endspielen".
Und ausgerechnet jetzt gehen Berndroth die Spieler aus, unter der Woche durfte er lediglich 14 im Training begrüßen, "das sieht schon komisch aus, zumindest nicht wie die Erste Mannschaft von Kickers Offenbach". Berndroth will aber nicht "rumjammern", zählt die Ausfälle "nur zur Info, nicht entschuldigend" auf.
Neben Michael Köpper und Manfred Binz muss auch Stefan Ertl passen; der Mittelfeldspieler ist erkältet, klagt zudem über Schmerzen in der Leiste. Hingegen wird die Arbeitsbiene im Mittelfeld, Matthias Dworschak, trotz einer Zyste an den Mandeln, die nach der Saison, am 29. Mai, operativ entfernt werden wird, bei den Lilien auflaufen (siehe nebenstehendes Interview). Anstelle Ertls könnte, so der Trainer die offensivere Variante wählt, Thomas Brendel ins Team rücken, andernfalls hätte der alte Haudegen Dietmar Roth keine schlechten Einsatzchancen. In jedem Fall müssen "die Jungs von der Bank ran", mit denen Berndroth gegen Elversberg so gar nicht zufrieden war.
Die Darmstädter erachtet der OFC-Coach als äußerst starke Gegner, "wie die zum Beispiel gegen Pfullendorf gespielt haben, da hat das Herz gelacht". Doch allzu viel Schwärmerei verbittet sich der Trainer, "Lobeshymnen auf den Gegner finde ich unseriös, denn wenn man ihn beurteilt, stellt man sich über ihn", sagt er.
Kickers-Boss Müller hat indes kürzlich einen Traum gehabt. "Wir gewinnen in Darmstadt, und Trier schlägt die Bayern-Amateure", hat er schlafenderweise prophezeit, "und manchmal werden Träume ja wahr." Uwe Wiesinger, Präsidiumsberater der 98er, nimmt Müller die Hoffnung: "Dieter, da wecke ich dich vorher auf."
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Keine Nachbarschaftshilfe Lilien wollen minimale Chance auf den Aufstieg wahren
Die Chancen sind gering, verschwindend gering. Doch solange rechnerisch noch etwas möglich ist, wollen die Regionalliga-Kicker des SV Darmstadt 98 die Hoffnung auf den Aufstieg in die Zweite Bundesliga noch nicht abhaken. "Deshalb geht es für uns gegen Kickers Offenbach auch um mehr als nur ums reine Prestige", sagt Michael Feichtenbeiner.
Der Darmstädter Coach ist übrigens ganz froh, dass es ausgerechnet jetzt zum brisanten Vergleich mit dem abstiegsbedrohten Rivalen kommt. Denn nachdem der Rückstand auf den zweiten Tabellenplatz durch die jüngste Niederlage bei den Amateuren des VfB Stuttgart auf sechs Punkte angewachsen und die Chance auf eine Rückkehr in die Zweite Bundesliga somit "nur noch theoretisch" (Feichtenbeiner) ist, sei bei den Lilien ein wenig die Luft raus. "Wenn wir jetzt gegen Pfullendorf oder ein anderes Team aus den unteren Tabellenregionen antreten müssten, hätte ich vielleicht etwas Probleme, die Jungs zu motivieren", gibt Feichtenbeiner zu. Gegen die Offenbacher Kickers hingegen sei das kein Problem, da würden sich seine Recken von allein am Riemen reißen.
Genau das müssen die Lilien vermutlich auch. Denn selbst wenn die Kickers derzeit tief im Abstiegsschlamassel stecken, hat Michael Feichtenbeiner Respekt vor den Offenbachern. "Die werden wie jedes abstiegsbedrohte Team um ihre Existenz und jeden Punkt kämpfen", sagt der Coach. Zudem sei die Auswärtsstärke "des unangenehmen Gegners", der seit der Winterpause immerhin vier Mal auf fremden Plätzen gewinnen konnte, ja bestens bekannt. "Und darauf werde ich mein Team nochmals impfen", so Michael Feichtenbeiner.
Am liebsten wäre es dem Darmstädter Übungsleiter allerdings, wenn die Offenbacher ihre Gefährlichkeit gar nicht erst entwickeln könnten. Deshalb soll sein Team vor den erwarteten 8000 Zuschauern auch von der ersten Minute an den Vorwärtsgang einlegen, "engagiert und couragiert" zu Werke gehen und eine überzeugende Leistung abliefern. "Wir müssen wieder mehr Druck als im letzten Heimspiel gegen Mannheim aufbauen und uns wieder mehr Chancen herausspielen", fordert Feichtenbeiner.
Bei der Umsetzung dieses Vorhabens müssen die Lilien, die neben Benjamin Lense wohl auch Richard Hasa von den Sportfreunden Siegen für die kommende Saison unter Vertrag nehmen werden, aber weiterhin auf die Langzeitverletzten Thomas Franck, Thomas Schmidt, Claude Brancourt, Sascha Maier und Tuncay Nadaroglu verzichten. Auflaufen kann dagegen Zivojin Juskic, der im Hinspiel den Darmstädter Siegtreffer erzielte. Zwar hat sich der Mittelfeldspieler in Stuttgart die Hand gebrochen, doch dank einer Schutzmanschette steht seinem Einsatz nichts im Weg.
Doch zurück zu den wahrlich minimalen Aufstiegschancen der Lilien: Diese sollen, so der Wille von Michael Feichtenbeiner, durch die Partie gegen Offenbach wieder wachsen. "Deshalb wird es auch keine Nachbarschaftshilfe von uns geben", sagt der Schwabe. Zwar hoffe er, dass den Kickers der Klassenerhalt gelingen würde, aber aktiv zur Rettung des OFC möchte er nicht beitragen. "Schließlich will ich noch ein paar Jahre hier in Darmstadt bleiben." Und einen Punktverlust oder sogar eine Heimniederlage gegen die Kickers, so hat der Coach in den zehn Monaten, die er nun beim SV Darmstadt 98 tätig ist, bereits gelernt, vergessen die Fans der Lilien eben nur sehr schwer.
(Von Stephan Brause, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Matthias Dworschak "Wir dürfen nicht übernervös sein"
Einen Ausrutscher darf sich Kickers Offenbach im Kampf gegen den Abstieg nicht mehr erlauben, auch nicht beim heutigen Spiel in Darmstadt. Dieser Meinung ist auch Matthias "Adi" Dworschak, seit Wochen der beständigste Akteur im OFC-Dress.
FR-Mitarbeiter Ingo Durstewitz unterhielt sich mit dem Abräumer im Offenbacher Mittelfeld.
FR: Herr Dworschak, heute steigt für den OFC das erste von drei Endspielen. Ausgerechnet in Darmstadt. Ein Spiel wie jedes andere ? Etwas Besonderes ? Oder einfach nur Überlebenskampf pur?
Dworschak: In erster Linie geht es für uns um den Klassenerhalt, da brauchen wir jeden Punkt. Egal gegen wen. Auf der anderen Seite kann man nicht einfach aus dem Kopf streichen, dass die Partie ein Derby ist. Man spürt es förmlich. Es ist etwas anderes, als wenn wir nach Siegen oder Schweinfurt fahren.
Dabei sind Sie doch sicherlich froh, in der Fremde antreten zu dürfen, wo Sie weitaus mehr Punkte als zu Hause geholt haben ?
Ja. Auswärts spielen wir befreiter. Zu Hause sind viele von uns gehemmt, verkrampfen. Das dürfte nicht sein, aber so ist es nun mal. Woran das liegt, weiß ich nicht. Es ist unerklärbar. Auf der anderen Seite ist es Pech, dass wir zu diesem entscheidenden Zeitpunkt das Derby haben. Denn die Darmstädter werden in diesem Spiel von ihrer Leistungsbereitschaft her nicht nachlassen. Das wäre auch so, wenn sie Zehnter, jenseits von Gut und Böse wären.
Die Kickers haben in den letzten drei Spielen einen Punkt geholt, dabei schienen sie schon gerettet. War die Serie trügerisch ?
Tja, als wir nach dem Sieg in Siegen 37 Punkte hatten, haben wir natürlich gehofft, wir wären jetzt schon gerettet. Wir waren damals im Kopf sicherlich weiter als wir tatsächlich waren.
Jetzt wird es noch mal verdammt eng.
Ja, auch der Letzte muss nun begriffen haben, was auf dem Spiel steht. Ich hoffe nur, dass sich das nicht auf die Leistung auswirkt. Wir dürfen nicht übernervös und ängstlich sein. Gegen Elversberg war das nämlich der Fall.
Was ist das heutige Erfolgsrezept ?
Gut stehen, nicht ins offene Messer laufen und eiskalt zuschlagen.
(Von ?, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Die Sorgen der Kickers werden immer größer
Darmstadt. Das Hessenderby wird zum Wegweiser. In der Fußball-Regionalliga Süd muss Kikers Offenbach heute Abend (Anpfiff: 19 Uhr) am Darmstädter Böllenfalltor antreten. Während die gastgebenden "Lilien" keine Chancen mehr auf den Sprung in die Zweite Bundesliga haben und zuletzt eine 2:4-Schlappe bei den Amateuren desVfB Stuttgart hinnehmen mussten, steht für Offenbach viel auf dem Spiel. Es geht nämlich um die Existenz des Vereins, dem der Abstieg in die Viertklassigkeit droht.
"Es wird mehr als nur ein Prestigeduell", so OFC-Trainer Ramon Berndroth. Sollten die Kikers in Darmstadt eine erneute Niederlage kassieren - aus den letzten drei Partien gab es nur einen Punkt - würde Alarmstufe Rot auf dem Bieberer Berg ausgerufen. Derzeit trennen die Offenbacher nur noch zwei Zähler von den Abstiegsrängen. Und wie schon in den letzten Wochen können die Kickers auch im Derby gegen den SV Darmstadt 98 nur auf eine Rumpftruppe bauen. Nun hat es nämlich auch Mittelfeldspieler Stefan Ertl erwischt. Der 32-Jährige fällt mit Leistenproblemen aus. Und da auf der Bank die Alternativen fehlen, die Spieler sind zu jung und im Abstiegskampf zu unerfahren (Berndroth), rückt wohl mit Dietmar Roth der einzig verbliebene Routinier Roth ins Team. Zwischenheitlich hatte der frühere Eintracht-Profi die Spiele schon von der Tribüne aus verfolgen müssen. Doch plötzlich wird der 37-Jährige "Stand-by-Spieler" (Roth über Roth) zum Hoffnungsträger. Fraglich nur, ob Berndroth dann die Grundformation umbaut. Mit Roth im Mittelfeld neben Dama und Dworschak, der nach der Saison an den Mandeln operiert wird, sowie Maier und Schindler wäre die Ausrichtung zu defensiv. So wäre möglich, dass Tom Stohn, derzeit auf dem Liberoposten für den gesperrten Manfred Binz, nach vorne ins Mittelfeld rückt. Roth könnte dann auf seine Spezialposition Manndecker rücken und Stefan Dolzer den Part des freien Mannes übernehmen.
"Es wird immer schwerer", meint Berndroth. Ausgerechnet in den letzten drei Spielen hat der Coach keine schlagkräftige Truppe mehr zur Verfügung. Das Hessen Fernsehen überträgt die Begegnung zeitversetzt ab 20.15 Uhr.Das Programm: Darmstadt - Offenbach (Donnerstag: 19 Uhr); Elversberg - Schweinfurt, Burghausen - VfB Stuttgart (beide Freitag: 18.30 Uhr), Jena - Siegen (Freitag: 19 Uhr), Trier - Bayern München (Freitag: 19.30 Uhr); Regensburg - Mannheim (Samstag: 14.30 Uhr), Pfullendorf - Erfurt, Karlsruhe - Aalen (beide Samstag: 15 Uhr); 1860 München - Wehen (Sonntag: 15 Uhr).
(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)
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Ein hoffentlich ganz normales Fußballspiel Donnerstagabend messen sich SV Darmstadt 98 und Kickers Offenbach
Den Betrachter erwartet Donnerstagabend (17.) ab 19.00 Uhr im Stadion am Böllenfalltor ein ganz normales Fußballspiel. Der Sieger erhält drei Punkte gutgeschrieben, der Verlierer geht leer aus, bei einem Unentschieden bekommen beide Mannschaften je einen Zähler.
SV Darmstadt 98 gegen Kickers Offenbach ist natürlich kein normales Fußballspiel. Man nennt es Derby, wenn zwei benachbarte Teams aufeinandertreffen, und unter Nachbarn gibt es schon mal Streit. Manchmal leider sogar noch mehr als das.Die Präsidien von SV Darmstadt 98 und Kickers Offenbach haben im Vorfeld der Partie vieles in die Wege geleitet, um dieses Derby vielleicht doch als ganz normales Fußballspiel in Erinnerung behalten zu können. Am Dienstagabend trafen sich die Verantwortlichen beider Klubs zu einem gemeinsamen Abendessen.
Am Mittwochmittag hielten am Böllenfalltor die Trainer Ramon Berndroth (Kickers) und Michael Feichtenbeiner sowie Kickers-Präsident Dieter Müller und SV-98-Manager Uwe Wiesinger eine Pressekonferenz ab. Am Donnerstag vor dem Spiel werden Flugblätter verteilt, die aufrufen: Keine Gewalt. Die Spieler tragen beim Warmlaufen T-Shirts mit der Aufschrift: "Keine Gewalt: Das gilt für mich - und auch für Dich." Die Hemdchen der Darmstädter sind blau, die der Offenbacher sind rot.
"Wer das Fußballfest missbrauchen will, der ist hier unerwünscht, und das sollte derjenige auch spüren", sagte Uwe Wiesinger. Dieter Müller ergänzte: "Beide Vereine haben alles getan, dass es ein friedliches Spiel wird."Das wollen selbstredend auch die Trainer, wohl wissend, dass ein Fußballspiel ohne Kampf und Ehrgeiz nicht zu bestreiten ist. Den handelnden Personen auf und neben dem Feld kommt Donnerstagabend besondere Verantwortung zu - hart, aber fair (mehr dazu unten).
Am Mittwoch bei der Pressekonferenz herrschte eine angenehme, lockere Atmosphäre. Beide Trainer hatten Lob für den Kollegen parat. Ramon Berndroth: "Wenn man als neutraler Beobachter sich Spiele des SV 98 anschaut, jubelt das Herz." Michael Feichtenbeiner: "Ramon hat die Offenbacher Mannschaft auf dem letzten Tabellenplatz übernommen. Er hat die Kickers hochgebracht."Bei allem, gewinnen wollen natürlich beide. "Für uns geht es nicht nur ums Prestige. Für uns ist das eines von drei Endspielen, wir müssen punkten", gibt der Kickers-Trainer vor. Kollege Feichtenbeiner hält dagegen: "Das Spiel ist wichtig für unsere Fans. Dem wollen wir gerecht werden. Und solange es noch eine Chance auf den Aufstieg gibt, hat die Mannschaft den Auftrag, diese zu wahren. Ich wünsche mir, dass meine Mannschaft am Donnerstag gewinnt und dass die Kickers die Klasse erhalten. " Die Kickers müssen sich nach zwei Niederlagen in Folge mehr sorgen als Darmstadt.
Personelle Probleme plagen beide Trainer. Berndroth muss auf die verletzten Stefan Ertl und Michael Köpper sowie den gesperrten Manfred Binz verzichten. Feichtenbeiner beklagt den Ausfall von Thomas Franck, Sascha Maier, Tuncay Nadaroglu, Thomas Schmidt und Claude Brancourt. Zivojin Juskic, der sich beim 2:4 in Stuttgart eine Hand brach, wird wohl spielen können. Fraglich ist der Einsatz von Matthias Hohmann. Wegen einer Hüftprellung konnte er am Mittwoch nicht trainieren. Überdies erwartet die Familie Hohmann Nachwuchs.Kickers-Präsident Müller rechnet mit 2 500 bis 3 000 Fans aus Offenbach. Wiesinger erwartet insgesamt 8 000 Zuschauer plus x. "Wenn XXL draus wird, umso besser." Karten (nur noch wenige für die Haupttribüne) sind am Donnerstag ab 10.00 Uhr auf der Geschäftsstelle des SV 98 zu erhalten. Die Kassen am Haupteingangsbereich werden um 17.00 Uhr geöffnet, Spielbeginn ist 19.00 Uhr.Dieter Müller bekannte am Mittwoch, er habe geträumt, dass die Kickers das Spiel in Darmstadt gewinnen werden. Uwe Wiesinger versprach, Müller vor dem entscheidenden Treffer wecken zu wollen. Wünschen wir allen Beteiligten, dass es kein böses Erwachen gibt.
Mögliche Aufstellungen:SV Darmstadt 98:Clauss - Lang, Örüm, de Freitas - Leifermann, Juskic, da Costa, Lorenz - Lense, Wagner, Kolb.Kickers Offenbach:Thier - Stohn - Dolzer, Barletta - Dietmar Roth, Schindler, Brendel, Dworschak, Maier - Becker, Würll. Schiedsrichter: Sippel (München).
(Von , DARMSTÄDTER ECHO)
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Interview mit Berndroth und Feichtenbeiner
Michael Feichtenbeiner und Ramon Berndroth im Gespräch. „Die Trainer verkommen immer mehr zu Entertainern". Zwei Fußballehrer über Derbys, Talente und Spielsysteme
An diesem Donnerstag um 19 Uhr stehen sich in der Fußball-Regionalliga Darmstadt 98 und die Offenbacher Kickers gegenüber . ein Derby, dem die Anhänger der rivalisierenden Traditionsvereine seit Wochen entgegenfiebern. Für die Offenbacher geht es dabei um viel; zwei Punkte nur trennen sie von einem Abstiegsrang. Die Darmstädter plagen keine Existenssorgen. Sie haben sich am Sonntag mit dem 2:4 in Stuttgart zwar aus dem Aufstiegsrennen abgemeldet, aber die Erwartungen mit Platz fünf doch weit übertroffen. Michael Feichtenbeiner, ihr Trainer, ist in Darmstadt ein gefeierter Mann. Dem Taktikkünstler traut man zu, die Mannschaft in seiner zweiten Saison noch weiter nach oben zu führen. Sein Kollege Ramon Berndroth hat in Offenbach andere Ziele. Für ihn geht es derzeit nur um eines: um den Klassenverbleib.
Wie angespannt sind Sie als Trainer vor diesem Derby?
Berndroth: Ich habe selten so einen Streß erlebt wie seit Januar, weil ich die Phänomene dieser sogenannten Serien kenne. Es fing an mit dem 3:0 auswärts in Mannheim, da entstand eine Riesen-Euphorie. Wehe. Du hättest dann zu Hause verloren. So ging das immer weiter. Je mehr du die Euphorie entfacht hattest und die Chance zum Klassenerhalt wuchs, desto schlimmer wurde die Vorstellung einer Heimniederlage. Jetzt haben wir zweimal verloren, aber was sind schon zwei Niederlagen im Jahr 2001? Aber wir haben zweimal hintereinander verloren. Ob du Erfolg hast und ihn fortsetzen willst oder ob du ihn fortsetzen willst oder ob du Mißerfolg korrigieren willst, die Anspannung läßt dich nicht los.
Feichtenbeiner: Der Aufstiegsdruck, die Aufstiegshoffnungen, die sind bei uns weg. Aber vor einem Derb< ist natürlich immer Druck da, und das ist gut für uns in dieser Situation. Dadurch gibt es keine Gefahr, daß die Spieler nachlassen. Außerdem wissen wir, wie schnellebig der Fußball ist. Drei, vier schlechte Resultate am ende würden unserer bislang gute Saison eintrüben, und das will ich nicht. Wir wollen die Saison gut zu Ende bringen.
Ist es für den OFC, daß bei Darmstadt der Druck jetzt weg ist?
Berndroth: Das ist völlig egal. Entscheidend ist unserer Leistung. Auf den Gegner zu schauen, das bringt nicht viel. Ich habe schon alles in dieser Saison erlebt. Es gab Mannschaften, die haben gegen Stuttgart verloren und da dachte ich: Mist, die sind jetzt gegen uns doppelt motiviert, aber dann haben sie eine Woche später gegen uns auch verloren. Dann gab es den umgekehrten Fall. Wie Karlsruhe, die haben aus ihrer vorangegangenen Niederlage neue Motivation gezogen und uns besiegt. Wie gesagt: Entscheidend ist unsere Leistung , und die leidet derzeit unter unserer kleinen Personalmisere. Wir müssen umbauen, einige schwächeln und.
Was soll das Trainingslager bringen, da sie kurzfristig organisiert haben?
Berndroth: Das bringt sehr viel, gerade weil wir umbauen müssen. Wenn man im Trainingslager ist, geht viele ganz zwanglos, was sonst kaum möglich ist. Da hast du auch mal ein Gruppengespräch, da kannst du Sachen einstudieren. Du hast einfach mehr Zeit für die Spieler. Das ist sehr hilfreich in einen solchen Situation, denn man muß sich jetzt ganz intensiv mit jedem einzelnen beschäftigen.
Sie spielen gern mit festen Blöcken, Sie ändern Ihre Mannschaft nicht gerne. Ist das ein wesentlicher Teil Ihres Konzepts?
Berndroth: Wenn du kreuz und quer wechselst, leidet immer die Abstimmung, daß Eingespielte. Das System entwickelt sich durch die Eingespieltheit, weil sie Spieler irgendwann untereinander absprechen. Wenn du die gleichen Leuten drei-, viermal gestellt hast, am besten mit Erfolgen, dann paßt es irgendwo. Es geht darum, daß die Mannschaft einen Stil spielt. Bei uns ist es allerdings zur Zeit mehr Kraut und Rüben mit einer stark kämpferischen Note. Kraut und Rüben aber erfolgreich bis vor 2 Spielen. Das Entscheidende ist, daß du Punkte machst. Künstlernoten wie beim Eiskunstlauf gibt es ja bei uns nicht.
Feichtenbeiner: wir haben in die Saison jeder Spiel mit einem 3-4-4 System gespielt und das werde wir auch durchziehen. Ziel ist nach meinen Vorstellung, daß man das System variieren kann, daß man zwei, drei verschiedene Systeme spielen kann und damit einfach variabler ist. Aber das braucht Zeit. In dieser Saison ging es mir darum, daß wir das eine System perfektionieren. Im Moment haben wir gerade im Sturm ein paar, die schwächeln, da läge der Schluß nahe, daß wir jetzt von unserem System abweichen und nur noch mit einer Spitze spielen. Aber ich will das jetzt nicht. Wir werden diese Saison durchziehen, weil ja auch durch englischen Wochen gar keine Zeit bleibt, etwas anderes sinnvoll zu trainieren. Eine Umstellung wäre deshalb nur blinder Aktionismus. Nächstes Jahr werde wir versuchen, ein weiteres System einzubringen.
Im Abstiegskampf spielen solche Überlegungen wohl wenige eine Rolle. Da denkt man an neue Systeme, da denkt ,am nur ans Überleben:
Berndroth: Ich bin 22 Jahr Trainer und nicht mehr in der Phase, in der ich irgend etwas beweisen muß. Daß man meine Handschrift sieht oder so etwas, daß ich nicht primär wichtig. Ich habe die Aufgabe übernommen, die Mannschaft unten rauszuholen, da sind ganz andere Dinge wichtig. Mannschaftsinterne Sachen. Die war ja in 14 Gruppen zersplittert. Mein Vorteil war, daß ich viele Spieler schon vorher in anderen Verein trainiert hatte und die Charaktere kannte. Die Aufstellung in Mannheim war ja mehr oder weniger zufällig, weil Stohn, Ertl und Speth nicht zur Verfügung standen. Also hatte ich eh keinen spielenden Mann mehr, da waren zwei Stürmer und alles andere Kämpfer, Manndecker, es hat eigentlich nicht gepaßt, aber wir waren erfolgreich. Da hat sich etwas entwickelt, das haben wir dann modifiziert. Fußball muß arbeiten, in der Defensive und in der Offensive. Und da imponieren mir die Darmstädter, weil sie eine eingespielte, starke Offensivkomponenten haben. Damit setzt du einen Gegner unter Druck, damit kannst du die Mehrzahl der Torchancen erarbeiten., und die Wahrscheinlichkeit, daß du gewinnst, ist höher.
Feichtenbeiner: Grundsätzlich muß man versuchen, gut zu spielen, dann wird sich der Erfolg schon einstellen. Aber für den Moment ist es manchmal wichtiger, einfach Punkte zu holen. Im Abstiegskampf sowieso. Da ist ein Punkt viel wert. Oben im Aufstiegskampf ist ein Punkt dagegen wie eine Niederlage. Pfullendorf zum Beispiel steigt ab, weil die Mannschaft zu schön spielt. Die haben es nicht verstanden, der Mannschaft einzuimpfen, daß sie dieses Schönspielen rauskriegen muß, daß jetzt in der Rückrunde nur noch erfolgsorientiert gearbeitet werden muß. Deshalb steigen sie mit einer Mannschaft ab, die von der Substanz her nie absteigen darf. Die haben nicht verstanden, was man in Offenbach verstanden hat. Es geht in dieser Saison nur noch um Punkte. Da hat der Trainer einen klaren festen Auftrag, den muß erfüllen, egal mit welchen Mitteln.
Warum schaffen es eigentlich die wenigsten Vereine, Kontinuität in ihre sportliche Entwicklung zu bringen?
Feichtenbeiner: Das Problem im Fußball ist, da0 durch den Druck der Medien und die Inkompetenz von Vereinsführungen die Kurzlebigkeit triumphiert. Dadurch verkommt der Trainer immer mehr zum Entertainer. Er muß sich gut verkaufen können gegenüber den Medien, und fußballerische Fachkompetenz spielt keine große Rolle mehr. Es gibt natürlich auch andere Beispiele wie Volker Finke in Freiburg. Ich würde es den Freiburgern wirklich gönnen, daß sie in den UEFA-Cup kommen. Das wäre ein Ohrfeige für alle anderen Mannschaften, deren Etat um ein Vielfaches höher ist. Die Freiburger sind abgestiegen und mit diese, Trainer und sie haben entgegen allen sonstigen Gepflogenheiten an ihm festgehalten. Dieser Verein hat ein Konzept. Das muß man sich als Beispiel nehmen, nicht die Kurzlebigkeit, die in Offenbach vorgelebt wurde in der Vorrunde oder in Frankfurt oder auch in Darmstadt.
Berndroth: Horst Ehrmanntraut hat einmal gesagt, daß nur Vereine Erfolg haben können, die in schweren Zeiten zu ihren Trainern stehen. Man muß natürlich Vertrauen haben zum Trainer, eine gewisse Fachkometenz muß man ihm zutrauen, aber auch sie müssen aus Fehler lernen dürfen. Nehmen wir die Frankfurter Eintracht: Heynkes, Topmüller - da hat jeder sein eigenes Konzept gehabt, nur durfte er es nicht durchziehen. Was sind schon 8 Monate für einen Trainer? Ich vergleiche das mit einem Spieler, der für zehn Minuten eingewechselt wird. Da kann er sich nicht entfalten. Wir Trainer müssen einfach vom Verein die Chance bekommen, ein Konzept durchzuziehen. Das braucht Weitblick, und das verstehen einfach viele Vereinsführungen nicht. Die denken immer, aha: Drei Niederlagen, das gibt einen Trend, da muß der Trainer weg.
Zurück zum Derby. Wie bereitet man sich als Trainer auf dieses Spiel vor? Wie gut sind sie über den Gegner informiert?
Feichtenbeiner: Natürlich ist es wichtig, genau über den Gegner informiert zu ein. Aber ich versuche auch, vor der Mannschaft wenig über den Gegner zu sagen. Ich muß meine eigene Mannschaft in den Vordergrund stellen. Das Ziel muß ein, an seinen eigenen Stärken zu glauben. Ich muß die herausragenden Stärken des Gegners kennen, aber seine Schwächen interessieren mich mehr.
Berndroth: Im Spiel muß man versuchen, seine eigenen Stärken durchzubringen. Je mehr das schafft, desto weniger sieht man von den Stärken des Gegners. Ich sage immer: In den Köpfen der Spieler ist nur ein Gehirn. Fütterst du das mit dem Gegner voll, können sie das eigene nicht mehr abrufen. Sich nur nach dem Gegner richten - das geht mal, wenn du gar kein eigenes Spiel hast, aber das darf nicht die Regel sein.
Welches Niveau hat die Regionalliga?
Feichtenbeiner: Taktisch ist die Regionalliga besser als die Zweite Liga, was daran liegt, daß der Druck auf die Trainer noch nicht so groß ist und deshalb taktische Einflüsse leichter greifen. In der Regionalliga kann sich ein Trainer viel mehr austoben. Zweite Liga ist Existenzkampf. Drei steigen auf, vier steigen ab, da geht es für sieben Vereine um Millionen, um Existenzen. Da ist der Trainer permanent in Frage gestellt. Deshalb sieht man in der Regionalliga den taktisch anspruchsvolleren Fußball. In der zweiten Liga ist das Tempo einen Tick höher und die Zweikämpfe werden noch engagierter geführt.
Aber auch Offenbach und Darmstadt haben eine enormen Aufstiegsdruck, der aus der Tradition erwächst. In beiden Städten ist doch jeder Anhänger der festen Überzeugung, daß die Mannschaften in den Profifußball gehören.
Berndroth: Klar mit dem Interesse am Verein wächst auch der Druck. Es ist in Offenbach so, daß sehr viele Leute sehr viel erwarten.
Feichtenbeiner: Ich kann den Fans nur versprechen, daß wir versuchen werden, uns weiterzuentwickeln. Einen Aufstiegsdruck für die kommende Saison würde ich mir von Vereinsseite nie aufdrücken lassen.. Dann, bitte schön, bräuchten wir zwei, drei Millionen Mark mehr, dann könnten wir eine andere Mannschaft auf die Beine stellen. Ich würde es als Erfolg für Darmstadt werten, wenn wir nach jahrelangem Abstiegskampf auch in der kommenden Saison unter den ersten sechs abschneiden würden. Das Bestätigen einer Leistung ist manchmal sehr schwierig. Deshalb müssen wir uns schon verbessern, wenn wir nur das bestätigen wollen, was wir in dieser Saison erreicht haben.
Berndroth: Druck hängt immer auch vom Saisonverlauf ab. Topmüller hatte mit der Eintracht an Weihnachten mal fünf Punkte Vorsprung und wurde im März entlassen, weil er nur noch punktgleich Tabellenführer war. Das ist ein Wahnsinn. Mir ist da ein schlechter Start fast lieber. Überlebst du diese Phase, hast du es unter Umständen leichter. Was wir nächstes Jahr erreichen, wenn wir nicht absteigen? Ich weiß ja, wen wir kaufen müssen und wir schwer wir uns tun, aus den 20 gestandenen Spielern acht zu halten und drumherum die Jungen aufzubauen. Es kann eigentlich wieder nur der Klassenerhalt sein, aber auch das entscheidet der Saisonverlauf. Wehe, du würdest mit einer jungen, unerfahrenen Mannschaft die ersten drei, vier Spiele gewinnen. Dann wäre ich wahrscheinlich im Oktober entlassen. Anders wäre es besser. Vielleicht die ersten vier verlieren, dann überlegen sie: Halten wir ihn oder halten wir ihn nicht., Und wenn sie dann sagen: halten, dann bin ich durch, weil sich dann alle stabilisiert, weil die jungen Leuten dann aus ihren Erfahrungen lernen und es de aufwärts geht.
Feichtenbeiner: ein Trainer ist oft das Opfer seiner eigenen Erfolge, da ist richtig. Aber die These, daß ich deshalb die ersten vier Spiele bessere verliere, die halte ich doch für gewagt. Ich bin da eher ein Schwabe und denke, was ich habe, das hab ich. Wenn ich die ersten drei vier Spiele gewinne, dann habe ich vielleicht eine Niederlage mehr Kredit. Übertriebene Erwartungen wird es auch in Darmstadt geben, dessen bin ich mir bewußt. Aber ich werde die Leute so oft nerven mit meinen realitätsbezogenen Äußerungen, bis die es nicht mehr hören können.
Es ist doch auch menschlich und verständlich, daß die Leute Erwartungen haben.
Feichtenbneiner: Ja natürlich. Die Fans sollen ja auch hoffen. Da ist das Schöne am Fußball. Aber wichtig ist auch, daß man an entscheidender Stelle - Präsidium, Trainer, Mannschaft - weiß, was man von der Mannschaft wirklich erwarten kann und darf.
Was beide Vereine verbindet, sind auch ihre Probleme, Sponsoren zu finden. Warum kann man in Darmstadt und Offenbach das Produkt Regionalligafußball der Wirtschaft nicht so recht nahebringen?
Feichtenbeiner: Ich finde, daß das Produkt Darmstadt 98 bei der Wirtschaft schon sehr gut rüberkommt und auch gute Ergebnisse erzielt worden sind. Wir haben jetzt über zwei Millionen Mark Werbetat, und das ohne Hauptsponsor. Das werden nicht viele Vereine in der Regionalliga geschafft haben. Was wir aber nicht haben, ist ein Mäzen wie Heiz Hahnkammer in Wehen oder einen, wie ihn Aalen hat, einen Sponsor, der nicht weiß, wohin mit seinen Millionen. Wenn wir so einen noch zusätzlich hätten, dann bräuchten wir uns über gar nicht mehr diskutieren. Oder nehmen Sie Erfurt. Die haben einen Hauptsponsor, der in den nächsten zwei Jahren zehn Millionen garantiert. Das ist ein schlafender Riese, und insgeheim hoffe ich, daß die in dieser Saison noch absteigen. Sonst können die sich nächstes Jahr im Osten jeden Spieler leisten, und Erfurt hat ja auch Tradition und eine gute Infrastruktur. Die würden nächstes Jahr ein ganz gewichtiges Wort mitreden, ganz einfach, weil sie einen Haufen Geld haben.
Berndroth: Was die Finanzen betrifft, so bin ich der falsche Ansprechpartner. Ich habe da keine Erfahrung und will mich auch gar nicht einmischen. Ich konzentriere mich ganz auf das Sportliche.
Zwischen den Anhängern von Offenbach und Darmstadt gibt es ein erbitterte Rivalität. Wie denken Sie darüber?
Feichtenbeiner: Rivalität ist gut. Sie bereichert den Fußball. Derbys sind ganz besondere Spiele. Nur wenn Rivalität in Gewalt endet, dann habe ich kein Verständnis dafür, und das sollten wir auch nicht schützen. Ich finde es gut, daß vor dem Derby auch auf Präsidiumsebne ein Zeichen in dieser Richtung gesetzt wurde und hoffe, daß das die entsprechenden Reaktionen in den Fanlagern bringt. Ansonsten gibt es nichts Besseres als ein Derby. Als ich nach Darmstadt kam, haben sie mir schon in den ersten Tagen gesagt, du darf hier alles verlieren, nur in Offenbach mußt du gewinnen und daheim gegen Offenbach. Das ist ja eigentlich Schwachsinn, aber es drückt ja nur aus, welchen besonderen Wert dieses Spiele haben.
Berndroth. Ich bin ein ausgesprochener Fan von Derby und kannte schon als Kind alle Derbys auf der Welt. Arsenal gegen Liverpool, Inter gegen AC Mailand, Sporting gegen Benfica, 2860 gegen Bayern - davon bin ich schon immer Fan gewesen. Sportlich gibt es nichts Schöneres. Als Zwanzigjähriger habe ich mich mit Bürstadt mal gegen Waldhof Mannheim gespielt, das war ein Derby: die Bürstädter war die Riedochsen, die Mannheimer die Benzbaracken. Diese Brisanz war herrlich.
Wo das Geld eher knapp ist, wir die Nachwuchsarbeit um so wichtiger. Wie halten sie es damit und mit der Spielersichtung?
Feichtenbeiner. Auch die Talente gegen dahin, wo es Geld gibt und dadurch sportliche Perspektiven. Als kleiner Verein mußt du versuchen, schneller zu sein als die anderen und jungen Spielern Chancen und Perspektiven bieten. Man muß nicht unbedingt zwingend das meiste Geld haben, um den größtmöglichen Erfolg zu haben. Man kann auch, wenn man kreativ ist, andere Dinge machen. Bei uns ist allerdings eine gute Jugendarbeit nur bedingt machbar, weil wir einfach von der Infrastruktur her keine Voraussetzungen haben, um Talent hierher zu locken. Auch die besten Trainer können aus einen Hartplatz keinen Rasenplatz machen. Trotzdem: Die Zusammenarbeit mit meinem Cotrainer Michael Müller, der auch die A-Jugend betreut, trägt schon Früchte. Daniel Leifermann und Nico Beigang sind zwei A-Jugenspieler, die nächstes Jahr bei uns im Kader sein werden. Müller macht gute Arbeit und hat die Jungs schon sehr weit gebracht. Wichtig für die neue Saison wird auch sein, daß wir unsere zweite Mannschaft besser in unser Konzept einbinden und nähr an die erste Mannschaft heranbringen. Für mich ist auch ganz wichtig, daß wir mit Gernot Lutz einen Fußballfachmann als Scout haben. Das sind Strukturen, die sich in den nächsten Jahren auszahlen werden. Normalerweise geht das ja so, daß Spieler von ihren Beratern per Fax Alleen Vereinen in der Ersten und Zweiten Liga und in der Regionalliga angeboten werden. Wenn der Berater das hartnäckig genug macht, bekommt der Spieler fünf Probetrainings und bei einem hat er einen guten Tag und wird genommen. Nur: Diese Zeiten sind bei uns vorbei.
Berndroth: wir beim OFC leben von einer gewissen Hemdsärmligkeit, von Leuten, die ihr Herzblut in diesen Verein einbringen. Und davon lebt auch die gesamte Nachwuchsarbeit. So professionell muß es bei uns gar nicht gemacht werden. Einer vom Vogelsberg kennt einen, und der schickt seinen Bub zu uns - und dann ist er da. Das läuft seit 30 Jahren so, und es sind immer Talente gekommen, ob das Dieter Müller war oder Rudi Völler oder Jimmy Hartwig. Ich hatte das Glück, daß ich, ehe ich Cheftrainer wurde, die Landesligamannschaft trainiert habe und da zehn A-Jugenliche bekam. Diese Mannschaft hatte mir am Herzen gelegen. Die ich jetzt habe, die ist Beruf, die muß ich nehmen, wie sie ist. Ans Herz gewachsen ist mir die Landesligatruppe. Die hat auch schon eher den Fußball gespielt, den ich mir vorstelle, da sind Riesentalente drin.
Feichenbeiner: Wir nennen uns ja Fußballehrer, und das bedeutet, daß wir auch als Lehrer arbeiten sollten und junge Leute weiterzubringen, aber auch dafür braucht man Zeit., Es kommt halt immer wieder auf die gleiche Spur zurück: Man braucht viel Zeit als Trainer. Man kann ihn nie messen an dem, was er in acht Monaten leistet. In acht Monaten kann er ein -glücksritter sein, der eine Riesenserie spielt, aber richtig Fähigkeiten nachweisen, das kann er nicht in diesem Zeitraum. Dafür ist der Trainerjob viel zu komplex. Ich habe immer gesagt, Zwei Transferperioden will ich Zeit haben, dann kann ich eine Mannschaft nach meinen Wünsche aufbauen. Auch in Darmstadt ist es ein Irrglauben zu meinen, die Mannschaft, die wir nächste Saison haben werden, wäre absolut nach meinen Wünschen geformt. Sie ist geformt nach Zwänge und ach meinen Vorstellungen. Deshalb sage ich; Zwei Transferperioden, und wenn dann eine Mannschaft nicht ein Gesicht hat nach den Vorstellungen des Trainers, dann hat der Trainer auch versagt.
Wie steht es mit der Bundesliga? Da haben junge Trainer ohne prominenten Namen offenbar überhaupt keine Chance. Höchstens mal in Notfällen, wenn der Assistent aufrückt, weil das Geld für einen neuen fehlt?
Feichtenbeiner. Auch in Notfällen wird mittlerweile ja eher auf Rentner gesetzt. Das hat mit dem Stellenwert der Ersten Liga zu tun, und mit Show drumrum. Ein Trainer in der Ersten Liga muß Medienprofi sein. In Italien ist das anders., Der AC Mailand läßt ganz konsequent talentierte Trainer beobachten und beurteilen. Das gibt es bei uns nicht. Bei uns werden Trainer nur selten mit System ausgesucht, Das frustriert manchmal, aber damit darf man sich als junger Trainer nicht zu lange aufhalten. Im kleinen haben wir unsere Erfolge nachweisen und hätten vielleicht auch eine Chance verdient, nur: Man darf nicht jammern, mit diesen Gesetzmäßigkeiten muß man sich arrangieren. Ich möchte die Erste Liga als Trainer schon mal erleben, das wäre wunderschön, aber noch wichtiger ist, daß man Spaß hat an seiner Arbeit, und die habe ich gerade in Darmstadt. Man kann sich als Trainer auch in der Dritten Liga wohl fühlen.
Das Gespräch führten Clous Dieterle, Michael Eder und Steffen Gerth.
(Von , FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG)
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Auch Stefan Ertl fällt morgen aus
Offenbach (bam) Jeden Tag eine schlechte Nachricht von Kickers
Offenbach: Stefan Ertl fällt für die prestigeträchtige
Regionalliga-Partie morgen bei Darmstadt 98 (19 Uhr) aus. Grund:
Erkältung und Leistenzerrung. Damit fehlt nach Michael Köpper
(Bluterguss im Oberschenkel) und Manfred Binz (Rotsperre) bereits
der dritte Stammspieler. "Jetzt wird's ganz eng", sieht's OFC-Trainer
Ramon Berndroth realistisch und nimmt im Training das Tempo raus.
Zweikämpfe sind tabu, mehr Verletzungen will er nicht riskieren.
Schließlich ist auch der Einsatz von Matthias Dworschak gefährdet:
vereiterte Mandeln. Er wird auf jeden Fall operiert, aber wohl erst
nach Saisonende. Personal-Notstand in einer Situation, in der es um
den Verbleib in der Drittklassigkeit geht.
Statt eines Trainingslagers beziehen die Kickers morgen
Tageszimmer in einem Hotel, um von dort aus direkt zum
Böllenfalltorstadion zu fahren. "Wir haben ein reisefreudiges
Publikum", setzt OFC-Geschäftsführer Jörg Hambückers auf die
Unterstützung der eigenen Fans. Bis zu 2000 Offenbacher werden in
Darmstadt erwartet - auch von einem massiven Aufgebot von Polizei
und Ordnungsdienst. Ausschließlich für die Gästefans sind die
nördlichen Waldkassen (zum TH-Campus gelegen) geöffnet.
"Protest gegen Gewalt" - das Motto dieses Spiels wird auf T-Shirts
gedruckt, in denen sich Spieler beider Mannschaften aufwärmen.
Mehr ein symbolischer Akt das gemeinsame Abendessen beider
Präsidien gestern. Für den OFC waren dabei: Präsident Dieter Müller,
Vize Edgar Old und Schatzmeister Thomas Delhougne.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Andreas Clauß: Ziel Zweite Liga
Offenbach/Darmstadt (bam). Waldhof Mannheim, Kickers Offenbach, Darmstadt 98 - die Stationen des Profifußballers Andreas Clauß. Ein Torwart als Wandler zwischen den Welten der nicht unbedingt befreundeten Fußball-Klubs? Bis zur C-Jugend bei Phönix Mannheim; von 1983 bis 1997 beim Waldhof; im Januar 1998 nach Offenbach, eineinhalb Jahre später nach Darmstadt. Und am Donnerstag kämpfen die Kickers am Böllenfalltor in Darmstadt (19 Uhr) um den Regionalliga-Klassenerhalt.
Am Anfang bekam Clauß den Gedanken nicht weg, der Wechsel zum SV 98 könnte ein Rückschritt sein. Offenbach war gerade in die Zweite Liga aufgestiegen. Der für ihn entscheidende Unterschied: In Darmstadt ist er die Nummer eins, beim OFC war er's nie wirklich. Zwar verdrängte er René Keffel für neun Spiele, doch blieb das Kissen auf der Bank sein Stammplatz. Keine Perspektive für einen Torhüter, der den Anspruch hat, "auch mit über 30 Jahren noch lernen zu wollen". Und Clauß lernte: "Mit 31 begann ich, Abschläge vom Boden zu trainieren. Jetzt, mit 32, kann ich sie."
In Darmstadt erhielt Clauß, was ihm bei seinen vorherigen Stationen (bisweilen) verwehrt wurde: Vertrauen, Stammplatz, Spielpraxis. In Offenbach hieß sein Konkurrent Keffel, in Mannheim waren's Marco Langner und Kari Laukkanen. In Darmstadt gibt's keine Diskussion: Clauß, die Nummer eins; Kai Arras, der Ersatz. "Eine gesunde Konstellation", findet Clauß. "Es ist gut, wenn Du einen erfahrenen Torwart und einen jüngeren dahinter hast und nicht zwei gleichaltrige." Arras ist Anfang 20. Beruhigend für den Stammtorwart, dessen Kritiker früher sein Nervenkostüm bemängelten. Und heute? "Je älter Du wirst, desto ruhiger wirst Du auch." Apropos Alter: Was kommt nach dem Fußball? "Weiß nicht." Geht's nach Clauß, vergeht bis zum Karriereende noch viel Zeit. Die Alternative für die Jahre danach: Trainerlaufbahn. "Aber Trainer gibt's auch schon viele." Also weiterspielen, mindestens ein Jahr noch in Darmstadt. Die Zweite Liga als Ziel? In dieser Saison wohl nicht mehr. Aber 2001/02! "Dennoch spüren wir gegen Kickers Offenbach Druck. Positiven Druck."
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Lilien und Kickers für friedliches Derby
Durch eine gemeinsame Aktion unter dem Motto "Keine Gewalt" wollen die Fußball-Regionalligisten SV Darmstadt 98 und Kickers Offenbach dafür sorgen, dass es beim emotionsgeladenen Derby am kommenden Donnerstag (19 Uhr) in Darmstadt ruhig bleibt. Zudem wollen die beiden Klubs durch ihren gemeinsamen Auftritt gegen gewaltbereite Personen in Fußballstadien demonstrieren.
Bereits am heutigen Dienstag werden sich die Verantwortlichen der beiden Vereine auf Einladung der Lilien zu einem gemeinsamen Abendessen treffen, um ausführlich darüber zu beratschlagen, wie sich Ausschreitungen rivalisierender Fangruppen in Zukunft vermeiden lassen. Am Mittwoch wollen Uwe Wiesinger und Michael Feichtenbeiner, Präsidiums-Berater und Trainer der Lilien, sowie Offenbachs Präsident Dieter Müller und Trainer Ramon Berndroth dann auf einer gemeinsamen Pressekonferenz die Fangruppen nochmals zu friedlicher Unterstützung ihrer Teams auffordern. Die Mannschaften selbst werden sich - nachdem die E-Jugend-Teams das Vorspiel absolviert haben - in extra angefertigten Trikots mit dem Logo "Keine Gewalt" aufwärmen.
(Von sb, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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"... deshalb stellen wir jetzt nicht den Spielbetrieb ein" (DA) Der SV Darmstadt 98 fällt im Rennen um den Aufstieg aussichtslos zurück, zieht aber trotzdem ein positives Resümee
Die Enttäuschung war nur von kurzer Dauer. Am gestrigen Montagmittag, rund 20 Stunden nach der bitteren 2:4-Niederlage bei den Amateuren des VfB Stuttgart und dem damit verbundenen Ende aller Aufstiegsträume, war Michael Feichtenbeiner schon wieder guter Dinge. Denn eigentlich, sagt der Trainer des Fußball-Regionalligisten SV Darmstadt 98, bestehe rund ums Stadion am Böllenfalltor doch gar kein Grund zu übermäßiger Trauer. "Schließlich haben wir in Stuttgart eine gute Leistung, vielleicht sogar die beste der gesamten Rückrunde gezeigt und können trotz dieser Niederlage auf eine sehr gute Saison zurückblicken."
Da hat er ohne Zweifel Recht, schließlich waren die Lilien mit dem Ziel in die Saison gestartet, sich in der Regionalliga zu etablieren. Das ist eindrucksvoll gelungen. Andererseits ist es aber auch so, dass der ganz große Wurf, sprich der Aufstieg in die Zweite Bundesliga, lange Zeit in greifbarer Nähe war und durch eigene Patzer - wie zuletzt gegen Mannheim und eben Stuttgart - verspielt wurde.
Drei Spieltage vor Saisonende beträgt der Rückstand auf Eintracht Trier und somit einen Aufstiegsplatz sechs Punkte. Ein Rückstand, der auch den optimistischen und ehrgeizigen Michael Feichtenbeiner zur Aufgabe zwingt. "Das war's", muss der Coach einsehen. Rechnerisch sei zwar noch was möglich, aber Trier und auch Schweinfurt hätten nun doch deutlich bessere Karten in der Hand. "Aber deshalb stellen wir jetzt nicht den Spielbetrieb ein."
Im Gegenteil: Michael Feichtenbeiner will mit aller Macht dafür sorgen, dass sein Team die Saison auch noch zu einem "guten und sauberen Abschluss" bringt. "Schließlich haben wir noch große Ziele und wollen in der Endabrechnung Dritter werden", so der Coach. Immerhin sei das bei nur drei Punkten Rückstand auf Schweinfurt durchaus möglich. Und außerdem wolle sich sein Team ja auch noch am 30. Mai durch einen Sieg im Finale des Hessenpokals einen Startplatz im DFB-Pokal sichern. "Deshalb ist diese Pokalpartie auch die mit Abstand wichtigste für uns", sagt Feichtenbeiner.
Für die Fans sehe das allerdings ein wenig anders aus, denn die würden schon seit Wochen dem Derby gegen die Offenbacher Kickers am kommenden Donnerstag (19 Uhr) entgegen fiebern. Und weil dem eben so ist, macht sich der Darmstädter Coach auch gar keine Gedanken, dass seine Mannen jetzt, da es für sie eigentlich um nichts mehr geht, gegen den abstiegsbedrohten Hessenrivalen möglicherweise ein wenig lax zu Werke gehen könnten. "Diese Partie ist ein Selbstläufer", befindet Feichtenbeiner. Zumal sein Team in diesem Jahr noch kein Heimspiel verloren hat und diesen Nimbus gerne beibehalten würde.
Möglicherweise hat das Ende aller Aufstiegshoffnungen aber auch sein Gutes. Denn fortan können die Verantwortlichen ihre Planungen ganz auf eine weitere Saison in der Regionalliga ausrichten. "Aber das haben wir ja eigentlich schon immer gemacht", sagt Feichtenbeiner, schließlich würden er und Präsidiums-Berater Uwe Wiesinger schon seit geraumer Zeit an einem Regionalliga-Team für die neue Spielzeit basteln, das durchaus auch in der Zweiten Liga bestehen könnte. "In der nächsten Saison werden wir eine Mannschaft haben, die noch mehr Perspektive verspricht als die jetzige", betont Feichtenbeiner. Ob das neue Team dann auch mehr Punkte holen werde, müsse jedoch abgewartet werden. Wie der Kader in der kommenden Saison aussehen wird, darüber möchten sie am Böllenfalltor derzeit noch nicht sprechen. Frühstens nach dem Spiel gegen Offenbach, so Feichtenbeiner, würden einige Personalia publik gemacht werden. "Schließlich wollen auch unsere Spieler wissen, ob wir noch mit ihnen planen oder nicht."
Doch zurück zur Gegenwart und somit zur verpassten Rückkehr ins Profigeschäft. Warum den Lilien auf der Zielgerade ein wenig die Luft ausgegangen ist, dafür gibt es, wie Feichtenbeiner meint, "sicherlich 100 Gründe". Ein nicht ganz unwichtiger sei, dass seine Recken eben noch keine echte Spitzenmannschaft bilden würden. "Einer meiner Lieblingssprüche ist bekanntlich der, dass die Tabelle nunmal nicht lügt", sagt Feichtenbeiner. Und diese würde den SV Darmstadt 98 derzeit eben nur auf dem fünften und nicht - wie erhofft - auf dem ersten oder zweiten Rang zeigen. "Aber auch das ändert nichts daran, dass wir hier auf einem sehr guten Weg sind."
(Von Stephan Brause, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Viel Spaß auch in der nächsten Saison? Zuversicht beim SV Darmstadt 98 – Motto im Spiel gegen Offenbach: „Keine Gewalt“
Aber freilich bietet sich dem SV Darmstadt 98 rein rechnerisch die Chance, Tabellenzweiter
der Fußball-Regionalliga Süd zu werden und in die Zweite Bundesliga aufzusteigen.
Bei drei noch ausstehenden Spieltagen und sechs Punkten Rückstand auf den Zweitplatzierten
Eintracht Trier wäre das Unmögliche schon möglich.
Wir wollen das Spekulieren jedoch nicht anheizen und halten es mit Trainer Michael
Feichtenbeiner. Der hatte nach der 2:4-Niederlage am Sonntag beim VfB Stuttgart,
„der stärksten deutschen Nachwuchsmannschaft“, gesagt, „für uns ist es damit gelaufen“.
Beim SV 98 schauen sie nach vorn, weniger nach oben Richtung Wolkenkuckucksheim.
Und vorn meint diesen Donnerstag, dann den übernächsten Samstag und schließlich
die kommende Saison. Am Donnerstag (17.) wird um 19.00 Uhr das Derby zwischen
Darmstadt und den Offenbacher Kickers angepfiffen (mehr dazu unten am Ende des
Textes). Für SV-98-Manager Uwe Wiesinger ein idealer Zeitpunkt: „Nach der Enttäuschung
in Stuttgart gleich der Knaller gegen Offenbach. Da hat keiner Zeit, sich um
diese Enttäuschung zu kümmern. Gegen Offenbach geht es um die Ehre.“
Es geht um mehr. Es geht vor allem darum, Brisanz aus dem Spiel zu nehmen, Aggressionen
abzubauen und Fairness walten zu lassen. Fußball ist gewiss Kampf, auf dem Rasen
mit Körperkontakt, auf den Rängen allein mit pfiffigen Worten – und, bitte schön,
mit gebührendem Anstand.
Die Verantwortlichen von SV 98 und Kickers haben das Spiel unter das Motto „keine
Gewalt“ gestellt. Am Dienstagabend (15.) treffen sich Präsidiumsmitglieder beider
Vereine auf Einladung des SV 98 zum Abendessen.
Im Vorspiel am Donnerstag messen sich ab 17.30 Uhr die E-Jugend-Mannschaften
beider Vereine. Wenn sich die Regionalliga-Spieler von Darmstadt und Offenbach
warmlaufen, werden sie dies in eigens angefertigten T-Shirts mit dem Aufdruck
„Keine Gewalt“ tun. Zudem werden Flugblätter gleichen Inhalts verteilt.
Es schließen sich die letzten Punktspiele an in Schweinfurt (23. Mai) und zu
Hause gegen VfR Aalen (26. Mai). Wiesinger gibt das Ziel vor: „Wir wollen weiterhin
im Blickpunkt stehen. Und im letzten Heimspiel gegen Aalen haben wir auf jeden
Fall etwas zu feiern.“
Beim SV 98 blicken sie voraus in die nächste Saison, und das leicht zuversichtlich.
Das Präsidium verhandelt mit zwei Unternehmen, die Interesse als Haupt- oder
Co-Sponsor bekundet haben. „Sie haben noch nicht abgesagt, also hoffen wir.“
Hoffnungsvoll ferner, dass für die nächste Saison schon 300 Dauerkarten verkauft
worden sind – ein erster Rekord.
Wiesinger wagt einen Ausblick in die nächste Spielzeit. „Wenn es mit den Verpflichtungen
klappt, die Michael Feichtenbeiner und ich im Auge haben, glauben wir daran,
dass wir in der nächsten Saison viel Spaß haben werden.“
Feichtenbeiner sieht das ähnlich, sorgt sich aber darum, es könne eine zu große
Erwartungshaltung aufgebaut werden. Er erinnert daran, dass für die zu Ende gehende
Runde der Klassenerhalt als Ziel vorgegeben worden sei. Den habe die Mannschaft
mit Bravour geschafft.
Seinen Anspruch für die nächste Saison umschreibt der Trainer mit „mehr Punkte
und dass wir uns als Mannschaft weiterentwickeln“. Im gleichen Atemzug begegnet
Feichtenbeiner etwaigem Aufstiegsdruck. „In einer Favoritenrolle sehe ich uns
nicht. Wir treten an, um mit der Mannschaft wieder vorne mitzuspielen.“ Heißt,
ein Platz zwischen eins und sechs. Vorausgesetzt, der SV 98 könne in seinem Rahmen
etwas investieren und „ich habe ein glückliches Händchen bei Neuverpflichtungen“.
Feichtenbeiner „kennt 100 Gründe“, weswegen es in dieser Runde nicht ganz klappte.
Einer davon sei, dass der als Torjäger verpflichtete Sascha Maier wegen seiner
Verletzung kaum habe eingesetzt werden können.
Stichwort Verletzung: Zivojin Juskic hat sich beim Spiel in Stuttgart eine Hand
gebrochen. Sein Einsatz gegen Offenbach ist ungewiss.
(Von , DARMSTÄDTER ECHO)
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Karten im Vorverkauf für Spiel SV 98 gegen Kickers Offenbach (DA)
(rat). Diesen Donnerstag bestreitet Fußball-Regionalligist SV Darmstadt 98 das
Derby gegen Kickers Offenbach. Die Begegnung wird um 19.00 Uhr angepfiffen (TV-Übertragung
zeitversetzt ab 20.15 Uhr im Hessenfernsehen).
Der SV 98 bittet darum, Karten im Vorverkauf zu erwerben. Vorverkaufsstellen
sind: Fan-Shop Sperl (Wilhelminenpassage), Fritz-Ticket-Service (Grafenstraße),
BP-Tankstelle (nahe Vivarium), Lilienschänke (Stadion), Firma Mobilstar (Bensheim/Fußgängerzone),
SpielwarenMark (Pfungstadt), Sport und Freizeit (Ober-Ramstadt) sowie die Geschäftsstellen
des SV 98 und der Offenbacher Kickers.
Die Geschäftsstelle des SV 98 hat ihre Öffnungszeiten verlängert: Dienstag und
Mittwoch von 10.00 bis 18.00 Uhr, Donnerstag ab 10.00 Uhr.
Die südlichen Waldkassen (TEC-Plätze) bleiben geschlossen, die nördlichen Waldkassen
sind ausschließlich für Gästefans (Stehplatzbereich) vorgesehen. Am Spieltag
werden alle Kassen im Haupteingangsbereich ab 17.00 Uhr geöffnet.
Wegen eingeschränkter Parkmöglichkeiten bittet der SV 98 darum, öffentliche Verkehrsmittel
zu nutzen. Beide Vereine werden im Vorfeld der Begegnung gemeinsame Aktionen
gestalten, Motto: keine Gewalt.
(Von rat, DARMSTÄDTER ECHO)
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Deeskalation beginnt beim Dinner
Offenbach. Oberliga - das ungeliebte Thema bei Kickers Offenbach. Drei Spiele
sind's noch in dieser Regionalliga-Saison. Dann wird abgerechnet. Wieviele Punkte
reichen? Offenbachs Trainer Ramon Berndroth: "So rechne ich nicht." OFC-Vize-Präsident
Thomas Kalt stellte nach dem 0:1 gegen Elversberg am Freitagabend ernüchtert
fest: "40 Punkte reichen wohl nicht." 37 haben die Kickers, mindestens vier mehr
müssen's werden - sonst geht's im direkten Fall von der zweiten in die vierte
Liga. Und das in dem Jahr, in dem der Verein sein 100-jähriges Bestehen feiert.
Oberliga? Damit wollen sich die Kickers-Verantwortlichen nur ungern beschäftigen.
Oberligaetat? "Dazu sage ich nichts. Wir wollen noch an die Regionalliga denken",
sagte Kalt. Um nachzuschieben: "Natürlich haben wir uns wegen der sportlichen
Lage über beide Klassen Gedanken gemacht." Und welche? Keine Information. Welche
Spieler bleiben im Falle des Abstiegs? Keine Information zu Einzelverträgen.
Doch die Verträge, die Manager Oliver Roth mit Neuverpflichtungen wie Mounir
Zitouni abschloss, gelten auch für die vierte Liga. Ein anderes Bild allerdings
bei den Kontrakten, die verlängert wurden oder werden sollen. Mit Matthias Becker
sind sich die Kickers so gut wie einig, er soll weitere zwei Jahre bleiben. Allerdings
dürfte dieser Kontrakt nur für die Regionalliga gelten. Roth: "Einen Matthias
Becker in der Oberliga könnten wir uns nicht leisten." Nazir Saridogan, der seit
der Vorbereitung im Winter wegen eines Kreuzbandrisses fehlt, dürfte bei Abstieg
gehen. Auch ein Patrick Würll sieht seine Zukunft nicht in der Viertklassigkeit.
Beim zweiten Abstieg innerhalb von 13 Monaten wären Abstriche nicht zu vermeiden.
Für die Regionalliga plant der OFC mit einem Vier-Millionen-Etat - der von offizieller
Seite allerdings bisher nie bestätigt wurde.
Die finanzielle Lage ist angespannt, und doch stimmte das Präsidium dem Vorschlag
der sportlichen Leitung zu, die in der sportlich prekären Situation auf bekannte
Maßnahmen setzt: ein Kurzzeittrainingslager, um zur Besinnung zu kommen. Heute
Nachmittag empfängt Ramon Berndroth seine Spieler zum ersten Training nach knapp
zwei Tagen Pause, morgen Abend geht's bis Donnerstag in die Abgeschiedenheit.
Ziel: In Ruhe vorbereiten auf die Aufgabe gegen den SV Darmstadt 98 am Donnerstag
(19 Uhr). Dabei gab es schon vorher die schlechte Nachricht: Michael Köpper wird
wegen seines Blutergusses im Oberschenkel auch in Darmstadt fehlen.
Das Präsidium der Kickers bereitet sich ebenfalls auf das Derby vor - aber nicht
in der Abgeschiedenheit eines Trainingslagers, sondern gemeinsam mit dem Vorstand
des SV 98 in einem Darmstädter Lokal. Eine Art Deeskalation beim Dinner. Hauptthema
bei dem Arbeits-Abendessen morgen Abend: Wie können Krawalle zwischen den Fans
(außer durch massiven Polizeieinsatz) verhindert werden? Auf dem Spielfeld demonstrieren
beide Teams Einigkeit - zumindest bis zum Anpfiff. Sie wollen sich in identischen
T-shirts aufwärmen und "zeigen, dass beide Vereine miteinander keine Probleme
haben" (Kalt).
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Die Angst geht um OFC muss mehr denn je um Klassenerhalt bangen
Am Ende, nachdem die Rumpelfüßler aus Elversberg als siebte Mannschaft in dieser
Saison alle drei Punkte vom Bieberer Berg entführt hatten, machte sich Ernüchterung
breit. Ramon Berndroth, Trainer der Offenbacher Kickers, suchte verzweifelt nach
plausiblen und nüchternen Erklärungen für die 0:1-Schlappe, Oliver Roth, der
Manager, versuchte zwar, den Ball flachzuhalten und ja keine Weltuntergangsstimmung
zu verbreiten, wertete die Pleite gegen die Saarländer aber doch als "ganz bittere
Niederlage", und Thomas Kalt, der Vizepräsident, stand im VIP-Raum mit verschränkten
Armen und sagte: "Ich oute mich jetzt mal. Nach dem Sieg in Siegen dachte ich:
,Das war's. Jetzt brennt nichts mehr an.'" Wie man sich doch täuschen kann. Denn
nun, nur drei Spiele später, brennt es in Offenbach lichterloh. Wieder einmal.
Einen Punkt hat der OFC in den zurückliegenden drei Partien lediglich ergattern
können, der Sturz in die Oberliga Hessen droht, er ist allgegenwärtig, die blanke
Angst geht um. Waren das 2:2 gegen 1860 München und das 0:2 beim KSC noch als
Betriebsunfälle abgehakt worden, bedeutet das 0:1 gegen die biederen Elversberger
"den ersten richtigen Rückschlag", wie Vizepräsident Kalt formulierte.
Um so bitterer, da die drei Punkte gegen den direkten Konkurrenten im Kampf um
den Klassenverbleib fest auf der Habenseite eingeplant waren, weil auch vor dem
Spiel wohl niemand ernsthaft glauben wollte, dass die Kickers tatsächlich stolpern
und böse auf die Nase fallen könnten.
Dabei war nicht nur das Ergebnis ernüchternd, sondern auch die Art und Weise,
wie die Offenbacher am Freitagabend zu Werke gegangen sind. Einfalls- und konzeptlos
nämlich, bemüht zwar, aber irgendwie doch nicht zwingend. Abstiegskampf in Reinkultur,
Ihr lieben Offenbacher, sieht anders aus. "Das Spiel war ein Abbild der Vorrunde",
sagte Manager Roth, zwar spiele das Team insgesamt besser, sei nicht mehr so
unorganisiert, "aber vom Ablauf her war es ähnlich." Auf den Platz gegangen,
Stiefel runter gespielt, kurz vor Schluss ein Tor kassiert, verloren, vom Platz
geschlichen - und Feierabend.
Die Physis will Coach Berndroth als Hauptgrund für die Schwächeperiode, "die
normal ist, die wir uns aber einfach nicht leisten können", ausgemacht haben,
"die Jungs gehen auf dem Zahnfleisch", sagte er. Mehrere Spieler hätten sich
mit Blessuren oder Erkältungen aufs Spielfeld geschleppt, und da das Spiel der
Kickers mehr vom Kampf und der Dynamik als von spielerischen Glanzlichtern lebt,
"bekommen wir Probleme". Zudem fehlen in Libero Manfred Binz und Abräumer Michael
Köpper zwei Korsettstangen.
"Die Jungs, die sonst auf der Bank sitzen, sind die Verlierer", befand der Fußballlehrer
daher. Tobias Schindler also, Dietmar Roth, Thomas Brendel und auch der nicht
schlecht spielende Ersatz-Libero Tom Stohn. "In so einer Situation fehlt ihnen
die psychische Stabilität, die Wettkampfstabilität." Die ganze Mannschaft trete
nicht mehr so kompakt und homogen wie in den ersten Begegnungen nach der Winterpause
auf, als sie das Feld von hinten aufrollte, immerhin neun Spielen in Serie ohne
Niederlage blieb und sich schon fast aller Abstiegssorgen entledigt zu haben
schien. "Im Moment", sagte Berndroth, "sind wir nicht gut genug."
Doch die Offenbacher haben nicht mehr allzu viel Zeit, sich wieder zu berappeln
und auf die Füße zu kommen, was dem Fußballlehrer durchaus bewusst ist und was
ihm Kopfzerbrechen bereitet: "Wenn wir jetzt noch fünf Spiele hätten, wäre es
kein Problem, aber so..." Aber so müssen seine Fußballer bereits am Donnerstag
den schweren Gang nach Darmstadt antreten, ehe Wacker Burghausen an den Bieberer
Berg kommt und schließlich das Saisonfinale beim SSV Jahn Regensburg ansteht.
Ein schweres Restprogramm, ein verdammt schweres, das für Schweißperlen auf der
Stirn der Verantwortlichen sorgen könnte. Ein kurzes Trainingslager von Dienstag
bis Donnerstag ist aus diesem Grunde auch geplant, bis dahin wird der Trainer,
wie es seine Art ist, das Spiel gegen Elversberg sachlich analysiert und die
Fehler ruhig angesprochen haben.
Es wird keine Beschwörung, keine Appelle an die Ehre seiner Mannen oder ähnliches
geben, und "ich werde auch nicht die Peitsche rausholen", sagte Berndroth, "denn
auf am Boden Liegende braucht man nicht noch einschlagen." Am 26. Mai ist jedenfalls
Tag der Abrechnung, und seit Freitagabend, 20.45 Uhr, scheint es nicht ausgeschlossen,
dass die Kickers eine ziemlich hohe Rechnung zu begleichen haben werden.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Geht den Kickers nun doch die Luft aus?
Offenbach. Es wird immer enger. Die Offenbacher Kickers rutschen nach dem 0:1
gegen den direkten Konkurrenten SV Elversberg immer tiefer zurück in den Abstiegsstrudel
der Fußball-Regionalliga Süd. Zehn Spiele ohne Niederlage hatten das Team von
Trainer Ramon Berndroth aufatmen lassen, doch nun muss auf dem Bieberer Berg
den Tatsachen wieder realistischer begegnet werden.
Zwar wird Berndroth nicht müde zu betonen, es sei bereits ein Erfolg, sich nach
der aussichtslosen Situation in der Winterpause wieder so weit empor gearbeitet
zu haben. Doch, das weiß auch der Coach: Was hilft die schönste Serie, wenn am
Rundenende doch der bittere Gang in die Viertklassigkeit angetreten werden muss.
Der Zweitliga-Absteiger leidet an sportlichen Altlasten, an einer verfehlten
Kaderzusammenstellung zu Saisonbeginn, einer Führungskrise um den damaligen Manager
Klaus Gerster und die mittlerweile abgewählten Vizepräsidenten Ulf Tunn und Wilfried
Kohls, die es über Monate nicht schafften, sich auf eine einheitliche Linie im
Krisenmanagement einzuschwören.
Berndroth, in der Winterpause angetreten, hat wieder für Ruhe gesorgt. Doch nun
muss auch er einsehen, dass allein die neue Ordnung im Team und im Umfeld keine
Berge versetzt. "Uns geht die Luft aus", analysierte der 49-Jährige nach der
Pleite gegen Elversberg, bei der der eingewechselte Juan Carlos Corvalan in der
88. Minute dem OFC den entscheidenden Dämpfer mit seinem Tor aus elf Metern verpasste.
Der Kader schrumpft zusammen, da die Muskeln der Spieler auf Grund der strapaziösen
Aufholjagd nicht mehr mitmachen. Verletzungen sind die Folge. Marcio, Speth,
Saridogan, Köpper und Mager fehlten neben dem gesperrten Binz.
Die verbliebenen Akteure wirkten beim Abstiegsduell am Freitagabend müde. Zwar
bemühten sich die Kickers vehement, den Offensivdruck aufrecht zu erhalten, doch
schnelle Vorstöße wurden im Verlauf der zweiten Halbzeit immer weniger. Zudem
glaubt Berndroth: "Einigen meiner Spieler fehlt die Erfahrung im Abstiegskampf."
Wobei am Freitag immerhin neun Akteure im Kader bereits in dem Team standen,
das am 21. Mai 2000 sang- und klanglos aus der zweiten Liga abstieg.
Dabei hatten diese Spieler in den Monaten zuvor jede Menge Zeit, Erfahrung im
Abstiegskampf zu sammeln. Und was Manager Oliver Roth mit einem kurzen "Wir stehen
wieder mit dem Rücken zur Wand" umriss, traf 8000 treue Fans wie ein Stich ins
Mark. Viele derer, die sich Woche für Woche unermüdlich auf dem Bieberer Berg
versammeln, haben das "Horrorszenario" Oberliga Hessen schon vor Augen. Das kommende
Hessen-Derby am Donnerstag bei Darmstadt98 wird den Weg weisen. Die Kickers werden
zuvor noch einmal ins Trainingslager gehen. Zumindest kann am Böllenfalltor dann
eine weitere Erfahrung im Abstiegskampf mitgenommen werden. Die OFC-Fans hoffen
auf eine positive.
(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)
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Offenbach - Elversberg: Klassenerhalt wieder in Gefahr Roth: "Uns geht die Puste aus!"
Beim erhofften "großen Sprung in Richtung Klassenerhalt" (OFC- Manager Oliver Roth) haben die Kickers versagt. Stattdessen machte Elversberg zwei Minuten vor dem Ende des Abstiegsduells durch das 1:0 einen weiten Satz ans rettende Ufer. Roths bittere Analyse: "Jetzt stehen wir wieder mit dem Rücken zur Wand." Während SVE-Teamchef Frank Holzer freudig befand: "Einer musste in diesem Abstiegskampf auf der Strecke bleiben. Ein Glück nicht wir!"
Für Offenbach wird der Existenzkampf nach Wochen der leichten Entspannung durch zehn Spiele ohne Niederlage wieder bedrohlich. Die lange Aufholjagd von Platz achtzehn hat Kraft gekostet, Verletzungen häufen sich. Roth und Trainer Ramon Berndroth einstimmig: "Uns geht die Puste aus." Nun soll die Mannschaft regenerieren. Der Coach will ab Dienstag ein dreitägiges Trainingslager beziehen, wo ist noch offen. Bereits am Donnerstag muss sich der OFC erneut gegen den drohenden Abstieg stemmen. Diesmal im Hessenderby bei Darmstadt 98.
(Von Holger Kliem, KICKER-ONLINE)
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Berndroth: Spieler sollen sich auf diese Partie freuen
Offenbach (bam). Freitagabend, 10 000 Fans, das vorletzte Regionalliga-Heimspiel am Bieberer Berg in dieser Saison: Last oder Lust für die abstiegsgefährdeten Offenbacher Kickers (13.)? "Die Spieler sollen sich auf diese Partie freuen", fordert OFC-Trainer Ramon Berndroth vor der Begegnung gegen die punktgleichen Elversberger (14., 37 Zähler), einen direkten Konkurrenten im Kampf gegen den Abstieg (Anpfiff 19 Uhr). Zitternde Knie ob der Kulisse? Unsicherheit wegen der Umstellungen? Nervosität nach der Niederlage in Karlsruhe? Mangelndes Selbstvertrauen nach dem Ende der Serie? Von alledem keine Spur, Berndroth setzt auf den Spaßfaktor: "Die sollen sich auf die Aufgabe freuen!" Zum Spaß am Spiel trug im Training auch OFC-Präsident Dieter Müller bei. Kabinenansprachen bleiben momentan dem Trainer vorbehalten, der Präsident übt sich auf dem Platz. Berndroth: "Ich sehe ihn gerne, ein Vollblutfußballer eben."
Bei allem Spaß: Die Lage ist ernst. Manfred Binz (gesperrt), Michael Köpper und Dario Fossi verletzt, Stefan Ertl angeschlagen, aber Stefan Dolzer wieder fit. Kann Ertl spielen, vertraut Ramon Berndroth auf die Formation von Karlsruhe - aber mit veränderten Aufgaben. Vorgabe für alle: das Spiel der Elversberger früh stören. Muss Ertl passen, wird Dietmar Roth in die Anfangsformation rücken. Keine Änderung im Angriff: Patrick Würll (sieben Tore) und Matthias Becker sind gesetzt. "Bei Matze Becker steigt mit jeder Minute, die er auf dem Platz ist, die Wahrscheinlichkeit, dass er wieder trifft" (Berndroth).
Nach OFC-Angaben fehlen dem Klub noch 200 000 Mark, um die vom DFB für die Lizenzerteilung geforderte Summe von 1,6 Millionen Mark zusammenzubringen. Auf der Habenseite: Eine Million aus der Aktion "Ein Verein zum Leben", 400 000 aus einer Versicherung.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Elversberg macht Krach in Offenbach
Elversberg (MSPW). Ungewöhnliche Situationen erfordern ungewöhnliche Maßnahmen. Setzen die meisten Vereine im Abstiegskampf der Regionalliga Süd auf Ruhe, gab es bei der SpVgg Elversberg zuletzt gehörigen Radau. "Rettet die SVE" hieß die Aktion vor dem letzten Heimspiel gegen die Amateure des VfB Stuttgart: Alle Besucher, die einen Gegenstand zum "Krachmachen" mitgebracht hatten, kamen zum halben Preis ins Waldstadion Kaiserlinde. 1800 Zuschauer waren offenbar genug, um die Elversberger Spieler aus dem Tiefschlaf zu reißen. "Das Glück ist nach Elversberg zurückgekehrt", strahlte Frank Holzer, Präsident und Teamchef bei den Saarländern, nach dem wichtigen 2:1. Mit Pauken und Trompeten auch am Bieberer Berg zum Punktgewinn?
Die Rechnung von Ex-Profi Holzer (Braunschweig, Saarbrücken) für den Klassenerhalt: "Uns fehlen fünf Punkte aus den letzten vier Spielen." Zusammen mit Interims-Trainer Johannes Mainka hat Vereins-Boss Holzer, Inhaber eines großen Pharma-Unternehmens mit 70 Millionen Mark Jahresumsatz, einmal mehr die Aufgabe übernommen, die Spielvereinigung aus dem Schlamassel zu ziehen.
Eine Niederlage in den ersten 14 Partien - darunter das 3:1 im Hinspiel gegen Offenbach - vom zweiten bis neunten Spieltag an der Spitze: Ein Teil der knapp 15 000 Einwohner Elversbergs träumte vom Durchmarsch in die 2. Liga. Den Himmelsstürmern wurden aber schnell die Flügel gestutzt. Zwölf sieglose Spiele, die Spielvereinigung rutschte in Richtung Abstiegszone, der beinharte britische Trainer Neale Marmon warf nach dem 0:1 gegen Eintracht Trier das Handtuch. Ihr Auftrag, Frank Holzer!
(Von MSPW, OFFENBACH-POST)
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Die Mauer durchbrechen OFC würde ein Punkt nicht langen / DFB-Auflagen fast erfüllt
Die fiesen Betonmischer aus dem Saarland kommen. Säcke voller Zement haben sie mitgebracht, und sie werden sich nicht zu schade sein, ihn heute Abend, ab 19 Uhr, im Stadion am Bieberer Berg in Offenbach vornehmlich um den eigenen Strafraum herum anzurühren. Undurchdringlich soll die errichtete Mauer sein und am besten 90 Minuten lang halten. Dann nämlich hätten sich die Fußballer der Spielvereinigung 07 Elversberg zumindest einen Punkt bei den Offenbacher Kickers ermauert, womit sie mit Sicherheit gut leben könnten. Der OFC aber nicht.
Drei Punkte hat dessen Trainer, Ramon Berndroth, zur Pflicht erklärt, gleichwohl das massive Abwehrbollwerk, das die Gäste mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aufbauen werden, nur sehr schwer zu knacken sein wird. "Damit müssen wir leben", sagt Berndroth, "die stellen sich hinten rein, das ist deren Stil." Ohnehin hat der OFC-Trainer, der den heutigen Gegner gleich mehrfach beobachtet hat, Respekt vor der nicht selten destruktiv spielenden Mannschaft des Tabellenvierzehnten, die sich seit der Trennung von Trainer Neale Marmon wieder berappelt hat, nachdem sie furios in die Saison gestartet und dann tief gestürzt war. "Die Merkmale einer Spitzenmannschaft, die Elversberg zu Beginn war, sind jetzt wieder zu erkennen", bedeutet Berndroth. Aus den vergangenen vier Spielen holte (oder ermauerte) die Mannschaft von Interimstrainer Johannes Mainka immerhin sieben Punkte, verlor nur ein Spiel.
Ein ausgebufftes Team stelle die Spielvereinigung, befindet der OFC-Coach, "die vielen Ex-Profis haben eine fußballerische Vergangenheit, die sich sehen lassen kann". Das Können der routinierten Akteure sei zwischenzeitlich "verschüttet" gewesen, "jetzt blüht es wieder auf", sagt Berndroth und fügt an: "Leider."
Seine Mannen dürften die Gäste auf gar keinen Fall unterschätzen, "das ist keine Abstiegsmannschaft", auch wenn der Klubname nicht so furchtbar Furcht einflößend klinge. "Das hört sich irgendwie nach Dorf an. Die heißen halt Spielvereinigung Elversberg und nicht 1. FC Saarbrücken."
Das kann seinen Fußballern im Grunde aber auch egal sein, denn die müssen schon mit dem Druck klarkommen, nicht versagen zu dürfen. "Die Verkrampftheit, die Nervosität sind unsere größten Gegner", erklärt der Coach, der aber im gleichen Atemzug eine gewisse "psychische Stabilität" verlangt. Die besitzt Verteidiger Stefan Dolzer, der glücklicherweise gegen Elversberg nach überstandener Grippe auch spielen kann, während der Fußballlehrer eventuell auf Stefan Ertl, den Mittelfeldmann mit der Maske, verzichten muss (Leistenbeschwerden).
Am gestrigen Donnerstag haben die Kickers jedenfalls auf dem Hauptfeld am Bieberer Berg trainiert, um für den Ernstfall am heutigen Freitagabend gewappnet zu sein. Inmitten der Kurzbehosten tummelte sich übrigens wieder einmal der Präsident, Dieter Müller, der es sich nicht nehmen ließ, bei strahlendem Sonnenschein die Noppenschuhe zu schnüren und den Torhütern die Bälle um die Ohren zu feuern. "Eine schöne Geste" sei das Engagements des früheren Nationalstürmers, sagt Ramon Berndroth, "die Jungs finden das klasse."
Derweil gibt es auch aus der OFC-Geschäftsstelle positive Nachrichten. Nach eigenen Angaben haben die Kickers die vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) im Zuge des Lizenzierungsverfahrens gestellten Bedingungen bereits knapp einen Monat vor Ablauf der Frist so gut wie erfüllt. Durch die Aktion "Kickers Offenbach - ein Verein zum Leben" sei mittlerweile über eine Million Mark zusammengekommen, und da die Invaliditätsversicherung "im Fall Marco Grevelhörster" 400 000 Mark an den Verein überweisen wird, hat der OFC mehr als 1,4 Millionen Mark der geforderten 1,6 Millionen Mark Liquiditätsnachweis erreicht.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Gelingt dem OFC heute der "Riesensprung"?
Offenbach. Diese Woche hat OFC-Präsident und Ex-Nationalstürmer Dieter Müller genutzt, um mit den Fußballern des Offenbacher Regionalliga-Kaders mitzutrainieren. "In erster Linie, um etwas für den eigenen Körper zu tun", so der frühere Profi. Zum anderen aber wohl auch, um nach dem Rechten zu sehen. Das Team von Trainer Ramon Berndroth steckt tief im Abstiegskampf und hat nach der 0:2-Niederlage beim KSC nur noch zwei Punkte Vorsprung zum ersten Abstiegsplatz.
Nun steht heute Abend eine wegweisende Partie auf dem Programm. Auf den Bieberer Berg kommt die ebenfalls bedrohte SV Elversberg (19 Uhr). Berndroth plant "Offensivfußball", um den von Manager Oliver Roth erhofften "Riesensprung in Richtung Klassenerhalt" zu bewerkstelligen. Ausgerechnet im Endspurt um den Ligaverbleib lichten sich die Personalreihen. Speth, Marcio
und Saridogan laborieren alle an Kreuzbandrissen, Routinier Köpper fällt mit Oberschenkelproblemen aus, Antreiber Ertl schmerzt die Leiste, Manndecker Dolzer wurde von einer Erkältung zurückgeworfen, Alternative Maga hat eine Rückenzerrung und dann ist da noch die Rotsperre für Libero Binz. "Ich kann mir pathetisches Gerede über den Existenzkampf sparen. Ich muss mit Einzelgesprächen die Jungs auf eine neue Startformation einstellen", so Berndroth.
Derweil plant die Chefetage trotz ungewisser Zukunft die neue Saison. Im Probetraining in dieser Woche waren Nino Milenkovic (23, Dynamo Dresden), der Franzose Michael Alderigi (22, Girondeaux Bordeaux) und Frank Parotta (27, SV Wehen). Beim 1. FC Köln Marcel Gebhardt (21) interessant, bei Bayer Leverkusen Oliver Dittrich (21). Müller: "Die Gehaltsforderungen sind überall hoch."
Das Programm: Pfullendorf - Jena, Offenbach - Elversberg (beide Fr., 19 Uhr), Erfurt - Trier, Schweinfurt - Karlsruhe, Wehen - Siegen (alle Sa., 14.30), Aalen1860, Mannheim - Burghausen (beide Sa., 15), Stuttgart - Darmstadt, Bayern - Regensburg (beide So., 15).
(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)
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Müller will Bayer-Talent
Die OFC-Führung arbeitet an einem neuen Kader. Obwohl die Zukunft ungewiss ist. Manager Oliver Roth: "Die Tabellensituation erschwert die Arbeit." Zwar sind mit Zitouni (VfR Mannheim) und Naciri (SV Wehen) bereist zwei Neue unter Vertrag. Doch mit Stohn, Meyer, Köpper, Glöckner und Dama sind derzeit fünf Abgänge klar.
Bedarf besteht, so Roth, im linken und offensiven Mittelfeld. Dabei sollen die Verbindungen des früheren Nationalstürmers und OFC- Präsidenten Dieter Müller helfen. Für den Kreativposten besteht Kontakt zu Bayer Leverkusen, über DFB-Teamchef Rudi Völler. Youngster Oliver Dittrich (21) wäre ablösefrei zu haben. Beim 1. FC Köln, eine Station in Müllers Laufbahn, läuft Marcel Gebhardts (21) Vertrag aus. Der Mann für die linke Seite kommt im Bundesligateam nicht zum Zug. Für mehr Spielpraxis würde er auch in die dritte Liga kommen. Coach Berndroth testet derweil Nino Milenkovic (23, Dynamo Dresden) und Michael Alderigi (22), Linksfuß aus der Jugend von Girondins Bordeaux.
(Von Holger Kliem, KICKER-ONLINE)
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Personalsorgen bei den Kickers werden größer
Offenbach (app). Irgendwann endet jede Serie. Auch die des Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach. Deshalb ist Oliver Roth, Teammanager des OFC, keineswegs frustriert nach dem 0:2 beim Tabellenführer Karlsruher SC, der ersten Niederlage nach zehn Spielen und 19 Punkten in Serie. Roth sagte vor dem Heimspiel am Freitag, 19 Uhr, gegen den Tabellennachbarn SpVgg Elversberg (14., ebenfalls 37 Zähler): "Die Niederlage in Karlsruhe war kein Rückschlag. Vor etwa einem halben Jahr hatten wir 14 Punkte auf dem Konto und nun sind wir in der Lage, mit einem Heimsieg einen Riesenschritt Richtung Klassenerhalt zu tun. Wenn mir das damals jemand gesagt hätte, hätte ich erwidert: Klasse."
Allerdings kann Trainer Ramon Berndroth personell nicht aus dem Vollen schöpfen. Wie schon in Karlsruhe. "Umstellungen sind problematisch. Unsere Stärke war die Eingespieltheit - nun müssen wir mehr improvisieren und viele Einzelgespräche führen", sagt Berndroth. Stefan Ertl (Leiste), Stefan Dolzer (Grippe), Dietmar Roth und Frank Mager (angeschlagen) fehlten gestern im Training. Ihr Einsatz am Freitag ist fraglich. Außerdem muss Berndroth ohne den gesperrten Manfred Binz sowie die Verletzten Michael Köpper, Nacir Saridogan und Oliver Speth disponieren. Berndroth: "Wir werden trotzdem eine schlagkräftige Truppe aufbieten, die alles geben wird."
Der Trainer hat die SpVgg. Elversberg mehrmals beobachtet, kennt die Stärken und Schwächen des Gegners. Sein Fazit: "Das ist keine Abstiegsmannschaft, sie hat ähnliches Potenzial wie wir, um die Klasse zu halten." In der Hinrunde hatten die Kickers im Saarland 1:3 verloren, "und das war noch schmeichelhaft" (Roth). Als die Offenbacher nach der Winterpause ihre Serie begannen, verloren die Elversberger ihren Rhythmus. Vor vier Wochen haben sie den Trainer gewechselt, danach auswärts in Erfurt gewonnen und in Mannheim 1:1 gespielt. Die Kickers sind gewarnt, "drei Punkte aber nötig" (Berndroth).
Zurzeit bei den Kickers im Probetraining sind Nino Milenkovic (23, einst Dynamo Dresden) und der Franzose Michael Alderigi (21, zuletzt 2. Liga in Spanien). Milenkovic war vor einigen Wochen beim Sichtungsspiel auf dem Bieberer Berg aufgefallen. Berndroth sagte: "Über ihn muss man sich Gedanken machen. Ein kopfballstarker Mann für die linke Seite mit gutem taktischem Verhalten." Alderigi spielte als Jugendlicher in Bordeaux, einst Wahlheimat von Kickers-Präsident Dieter Müller.
(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)
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Nicht mehr viel Zeit zum Durchschnaufen OFC-Trainer Berndroth fordert "engagierten Offensivfußball" / Spieler im Probetraining
2:2 gegen die Amateure des TSV 1860 München, 0:2 gegen den Karlsruher SC - geht Kickers Offenbach im Endspurt der Fußball-Regionalliga Süd doch noch die Puste aus ? War die fulminante Aufholjagd am Ende für die Katz ? Ramon Berndroth, der Trainer, verneint solche Fragen, und er sagt auch, warum er das tut. Um die Lage des OFC zu veranschaulichen, zieht der 49-Jährige einen Vergleich mit der Leichtathletik. Man stelle sich einen Athleten vor, der beim 5000-Meter-Lauf gestürzt und zwei Runden zurückgefallen sei. Wenn sich der Läufer mühsam und unter größter Anstrengung wieder an das Feld heran gekämpft habe, "dann kann man doch nicht erwarten, dass er alle überrundet, er muss erst einmal durchschnaufen".
So ungefähr müsse man sich das auch bei den Fußballern der Offenbacher Kickers vorstellen, die ja in der Winterpause schon so gut wie abgestiegen waren, ehe Berndroth das Ruder übernahm und in zehn Spielen satte 19 Punkte ergatterte. "Die Aufholjagd hat Kraft gekostet", sagt Berndroth, "die Mannschaft hat körperlich gelitten." Ein Indiz dafür sei unter anderem, dass die Blessuren zunehmen, vor dem Heimspiel gegen die Spielvereinigung Elversberg am Freitag (19 Uhr) sind etwa die Einsätze von Stefan Ertl, Michael Köpper, Stefan Dolzer, Dietmar Roth und Frank Mager ungewiss. Libero Manfred Binz muss auf Grund seiner Rotsperre noch zwei Spiele zusehen, und die Langzeitverletzten Nazir Saridogan und Marcio Rodriguez werden gar nicht mehr erwähnt. "Es wird eng", sagt Berndroth, ohne jammern zu wollen: "Ich werde eine Mannschaft stellen, die alles geben wird, damit die Fans stolz auf sie sein können."
Der Trainer hat das 0:2 im Wildpark nochmals analysiert und seinen Mannen erklärt, dass er mit der taktischen Grundausrichtung in den ersten Minuten, in denen die Offenbacher blindlings nach vorne und ins Verderben gerannt waren, nicht zufrieden war. Nach der Philosophie des Coach heißt Fußball spielen nämlich Fußball arbeiten, "vor, zurück, vor, zurück", 90 Minuten lang. Im Abstiegsduell gegen die punktgleichen Elversberger, Tabellenvierzehnte, fordert er von seinen Spielern, Tabellendreizehnte, "engagierten Offensivfußball". Auf besondere Ansprachen, um die Bedeutung der Partie hervorzuheben, verzichtet Berndroth aber: "Nicht zu viel Pathos, nicht zu viel Gerede über Existenzkampf oder das wichtigste Spiel des Jahres." Akribisches, taktisches Arbeiten stehe im Vordergrund.
Derweil bemüht sich Manager Oliver Roth eifrig darum, die Niederlage beim KSC als Betriebsunfall zu deklarieren. Ein Rückschlag ? "Nein, davon redet hier niemand. Irgendwann mussten wir ja mal verlieren." Mit einem Sieg gegen Elversberg hätten die Kickers vielmehr die Möglichkeit, "einen Riesenschritt Richtung Klassenerhalt zu gehen". Roth erinnert sich noch mit Grausen an die 1:3-Pleite gegen die Saarländer im Hinspiel, diese "Vorführung par excellence". Die Mannschaft, so Roth, könne jetzt zeigen, "dass sie mit der von damals nichts mehr gemein hat".
Überdies wird das Team in der neuen Spielzeit ohnehin ein anderes Gesicht haben, weshalb immer wieder mal Spieler zum Probetraining eingeladen werden. Derzeit spielt etwa der Franzose Michel Alderigi vor, der zuletzt in der spanischen zweiten Liga kickte und auf Empfehlung von Horst Reber, Freund von OFC-Präsident Dieter Müller und ehemaliger Manager des FSV Frankfurt, an den Bieberer Berg kam. Der 22-Jährige hinterließ einen bleibenden Eindruck. "Er hat etwas Besonderes, etwas Exotisches", sagt Berndroth. Der Linksfuß habe einen eigenen, irgendwie anderen Stil, verfüge über einen guten Schuss und könne raffiniert flanken.
Auch Nino Milenkovic ist ein Kandidat für die nächste Saison. Der 23 Jahre alte Linksfuß, zuletzt bei Dynamo Dresden, sei kopfballstark und zeichne sich durch ein gutes taktisches Verhalten aus. "Im Moment", sagt der Trainer, "interessieren mich aber meine eigenen Jungs mehr." Und die haben nicht mehr viel Zeit, um durchzuschnaufen.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Ohne Siege weniger Pakete weg
Offenbach (bam). Sportliche Rückschläge im Kampf um den Regionalligaerhalt und der Verkauf von Werbepaketen der Aktion "Kickers Offenbach - ein Verein zum Leben" hängen unmittelbar zusammen. Das merkte das OFC-Präsidium nach dem 0:2 in Karlsruhe. Der Paket-Absatz stockte etwas, Zwischenbilanz laut Präsidium: Pakete für 900 000 Mark wurden verkauft. Das aber reicht nicht für den Erhalt der Lizenz 2001/02, für den die Kickers dem DFB Einnahmen von 1,6 Millionen Mark nachweisen müssen.
In der nächsten Saison wird der Klub mit dem Slogan "Ein Verein zum Leben" auf seinen Trikots werben. Portas verschwindet von der Brust. Aber dennoch scheint das Thema nicht erledigt. Denn nachdem der OFC seine offene Forderung gegenüber dem Noch-Werbepartner an die Deutsche Städte-Medien GmbH (DSM) abtrat (und so statt von Portas von der DSM Geld bekam), scheint der Ton zwischen OFC-Marketingpartner DSM und Sponsor Portas schärfer zu werden. Denn, so wurde jetzt bekannt, die DSM drängt (Portas) auf baldige Zahlung der offenen Summe von 400 000 Mark.
Sorgen, die OFC-Trainer Ramon Berndroth nicht zu den seinen machen möchte. Er hat vor dem Heimspiel gegen Elversberg auch so genug. Michael Köpper fällt verletzt aus, Ersatzkeeper René Keffel und Stefan Dolzer lagen gestern mit Erkältung flach. Es fehlen weiter: Marcio, Nazir Saridogan, Oliver Speth (Langzeitverletzte) und der gesperrte Manni Binz. Berndroth: "Jetzt wird's eng."
Den Test gestern beim A-Ligisten RW Offenbach gewann der OFC mit 12:1. Tore für Kickers: Brendel (4), Würll, Mager (beide 2) sowie Dama, Schindler, D. Roth, Milenkovic. Tor für RW: Coskun.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Becker bleibt wohl, Meyer verlässt OFC
Offenbach (bam). Stefan Dolzer, Matthias Becker, Stefan Ertl, Günther Maier: Mit diesen Spielern wird Kickers-Manager Oliver Roth noch wegen einer Verlängerung ihrer Verträge sprechen. "Bei René Keffel ist die Sache relativ klar", sagte Roth. Also: Der (Ersatz-)Torwart verlängert. Auch bei Becker sieht´s gut aus. Roth: "Tendenziell sind wir uns einig." Heißt soviel wie: Der Stürmer - über den OFC-Trainer Ramon Berndroth sagt: "Als solchen muss man ihn sehen, ein Kombinationsspieler wird er nicht mehr" - bleibt. Bei Dolzer und Ertl ist alles offen. In spätestens zehn Tagen will Roth die Saisonplanungen abgeschlossen haben.
Fest steht: Defensivspieler Lars Meyer (26) wird den Regionalligisten verlassen, mit Dolzer, Dario Fossi und Angelo Barletta ist die Konkurrenz bei Kickers zu stark.
Als Test vor dem Heimspiel gegen Elversberg (Freitag, 19.30 Uhr) spielen die Kickers heute (18.30 Uhr) beim Tabellenelften der Kreisliga A West Rot-Weiß Offenbach (Sportplatz an der Mühlheimer Straße).
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Glöckner und Meyer müssen gehen
Die im Abstiegskampf der Fußball-Regionalliga steckenden Offenbacher Kickers treiben die Planungen für die neue Spielzeit weiter voran. Mit Stürmer Matthias Becker, der bis vor kurzem für die Fans ein rotes Tuch war, steht der OFC vor einer Vertragsverlängerung. "Es sieht gut aus", bestätigte Manager Oliver Roth, der in dieser Woche ein weiteres Gespräch mit Mittelfeldspieler Stefan Ertl führen wird. Indes wird Patrick Glöckner, der unter Trainer Ramon Berndroth kein einziges Spiel bestritt, den Klub verlassen müssen, ihm wurde kein weiteres Angebot unterbreitet. Auch Verteidiger Lars Meyer wird sich verabschieden.
Ob der OFC, der auch in den kommenden zwei Spielen auf den gesperrten Libero Manfred Binz verzichten muss, in dieser Saison noch mal Defensivspieler Michael Köpper einsetzen kann, ist fraglich. Ein Bluterguss im Oberschenkel, der sich zwischen Muskel und Nerven gebildet hat, macht im schlimmsten Fall sogar einen operativen Eingriff erforderlich.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Stohn betreibt Werbung in eigener Sache
Offenbach. Gestern, als der Frust vom Wochenende endgültig verflogen war, folgte die angenehme Nachricht des Trainers. Am heutigen Samstag, 15 Uhr, wird Tom Stohn als Ersatz von Manfred Binz im Spiel beim Karlsruher SC, Tabellenführer der Fußball-Regionalliga Süd, den Posten des Liberos der Offenbacher Kickers übernehmen. "Er hat genug Routine und mich in einigen Vorbereitungsspielen auf dieser Position überzeugt", begründet Trainer Ramon Berndroth seine Entscheidung. Außerdem müsse er den Abwehrblock mit Stohn nur an einer Stelle verändern. Vor Stohn werden Angelo Barletta und Stefan Dolzer verteidigen, im defensiven Mittelfeld Matthias Dworschak und Michael Köpper die Räume eng machen.
Am Samstag beim 2:2 gegen die Amateure des TSV 1860 München hatte Berndroth seinen Mittelfeldspieler Stohn einwechseln wollen. Nach langer Zeit mal wieder. Just in diesem Moment sah Binz (wurde gestern vom Verband für drei Pflichtspiele gesperrt) die Rote Karte - Berndroth musste seine taktischen Überlegungen verwerfen und Stohn wieder enttäuscht auf der Bank Platz nehmen. Stohn hatte letztmals im Dezember 2000 gegen Rot-Weiß Erfurt in der Startformation der Kickers gestanden und bei der 0:3-Pleite, der letzten Punktspielniederlage der Kickers, nach einer Tätlichkeit die Rote Karte gesehen. "Ich war durch die Sperre gehandicapt. Die Mannschaft hat seitdem ordentlich und erfolgreich gespielt - es gab keinen Grund für den Trainer, etwas zu verändern", sagt Stohn vor seinem neunten Einsatz in dieser Saison. Seiner zweiten und letzten Spielzeit für die Offenbacher Kickers. Nach einem Gespräch mit Teammanager Oliver Roth stand frühzeitig fest, dass der 32-Jährige, einst SV Waldhof Mannheim, SV Wehen und TSV 1860 München Amateure, den Bieberer Berg im Sommer verlassen wird. Die Offenbacher Kickers müssen finanziell abspecken und trennen sich von dem einen oder anderen Spieler.
Einen neuen Verein hat Stohn bisher noch nicht gefunden, "denn das ist gar nicht so einfach, wenn Du lange Zeit nicht gespielt hast". Für den gebürtigen Sachen ist der Auftritt in Karlsruhe eine neue Bewährungschance, "eine gute Art der Eigenwerbung, ich kann mich endlich wieder präsentieren". Und im Wildparkstadion wartet eine Menge Arbeit auf ihn. Der Karlsruher SC steht nach den schwachen Leistungen der vergangenen Wochen gewaltig unter Druck. Für die Badener zählt nur ein Sieg. Sie werden vor heimischer Kulisse die Initiative übernehmen. "Wenn wir so kompakt wie in den letzten Spielen in der Abwehr stehen, haben wir aber eine Chance, unseren guten Lauf beizubehalten", glaubt Stohn. Zumindest einen Zähler hat er sich zum Ziel gesetzt, "denn 42 Punkte braucht man in dieser Saison zum Klassenerhalt" - und um nicht frustriert die Kickers zu verlassen.
(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)
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Karlsruhe in der Krise
Offenbach (app). Die Planungen für die nächste Saison sind ins Stocken geraten. Aus verständlichen Gründen. Der Karlsruher SC, der vor wenigen Wochen noch wie der sichere Meister der Fußball-Regionalliga Süd aussah, muss wieder um die Rückkehr in die Zweite Liga zittern.
Nach dem 0:3 in der vergangenen Woche gegen die Amateure des VfB Stuttgart liegen die Nordbadener nur noch zwei Punkte vor Eintracht Trier, dem Tabellenzweiten. Der ehemalige Erstligist hatte einst zwölf Punkte Vorsprung auf Verfolger FC Schweinfurt 05, inzwischen Dritter. "Das ist zurzeit alles eine Kopfgeschichte. Die Angst lähmt uns", sagt Trainer Stefan Kunz vor dem Spiel gegen die Offenbacher Kickers, die vergangene Saison gemeinsam mit den Karlsruhern abgestiegen sind in die Dritte Liga.
"Gegen die Kickers", fügt Kunz hinzu, "wird sich zeigen, wer den wirklichen Willen hat. Noch haben wir den Aufstieg selbst in der Hand." Das klingt nach Durchhalteparolen beim Tabellenführer. "Es wird gegen Offenbach darum gehen, uns wieder zu fangen und auf die richtige Spur zurückzufinden", sagt Guido Buchwald, Sportdirektor des KSC, der eine Interesse an Martin Spanring (einst SC Freiburg, VfB Stuttgart, zuletzt Bursaspor) bestätigt. U20-Nationalspieler Michael Zepek, zurzeit verletzt, wird den KSC Richtung Bayer Leverkusen verlassen.
www.ksc.de - www.ka-fans.de
(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)
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Ein Punktgewinn wäre für Oliver Roth "sensationell"
Das Geschwafel von der ach so imposanten Serie der Offenbacher Kickers kann deren Trainer, Ramon Berndroth, kaum noch ertragen. Natürlich, zehn Spiele ohne Niederlage (davon neun unter seiner Regie) sind nicht schlecht. "Doch ich kenne Serien, die sehr viel phänomenaler waren", sagt der 49-Jährige und erinnert an seine Zeit bei der SG Höchst, als seine Mannschaft mit sage und schreibe 28:0 Punkten loslegte, was nach alter Fußball-Arithmetik 14 Siege, null Remis und null Niederlagen bedeutet. Oder an die Ära bei Rot-Weiss Frankfurt, wo Berndroth erst im November die erste Niederlage einstecken musste - und am Ende doch entlassen wurde. Was Wunder, dass der OFC-Trainer sagt: "Serien sind mir egal." Wenn es freilich "Bonuspunkte" geben würde, "sagen wir nach zehn Spielen ohne Niederlage, dann wäre das was anderes".
Doch so weit wird es im Fußball nicht kommen, und, wer weiß, vielleicht ist die Serie des OFC ohnehin bald dahin, vielleicht schon am heutigen Samstag, so gegen zehn vor fünf am Nachmittag, wenn das Regionalligaspiel zwischen dem Karlsruher SC und den Offenbacher Kickers abgepfiffen wird. Unwahrscheinlich wäre das nicht, schließlich muss der KSC unbedingt drei Punkte einfahren, wenn am Ende die heiß ersehnte Rückkehr in die Zweite Bundesliga stehen soll (siehe nebenstehenden Bericht). OFC-Manager Oliver Roth würde einen Punktgewinn bei den Badenern gar als "sensationell" einstufen.
Bei den Kickers wird Abräumer Matthias Dworschak versuchen, die Kreise von KSC-Spielmacher Tobias Weis einzuschränken, zudem wird der angeschlagene Michael Köpper spielen und Routinier Dietmar Roth erstmals wieder auf der Bank sitzen.
Berndroth forderte in dieser Woche von seinen Spielern nochmals vermehrte Hilfsbereitschaft untereinander ein. "Denn wir müssen uns mit unseren Fehlern akzeptieren." Gerade nach dieser so katastrophal verlaufenen Hinrunde, "diesem Hauen und Stechen" (Berndroth), seien gegenseitiger Respekt und großer Zusammenhalt das A und O, um am Ende über dem Strich zu landen, dem Abstieg zu entrinnen.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Die Galionsfigur im Wildpark appelliert an die Sehnsucht nach Erfolg Trainer Stefan Kunz ist vom Aufstieg des KSC in die Zweite Bundesliga "felsenfest" überzeugt / Heute gegen Offenbach
Wenn Stefan Kuntz in diesen Tagen, da der bis vor kurzem fast beängstigend auftrumpfende Karlsruher SC ganz schön ins Taumeln geraten ist, den Blätterwald durchforstet, muss der Trainer des KSC schon mal schlucken und tief durchatmen, ehe er die Gazetten sorgsam zusammenfaltet und in die Ecke legt. "Wir mussten verdammt harte Kritiken einstecken", sagt der 38-Jährige nachdenklich, "wir haben von der Presse ganz schön eins auf die Mütze bekommen."
Doch der Branchenführer der Regionalliga Süd, der am heutigen Samstag (15 Uhr) Kickers Offenbach empfängt, hat förmlich um mediale Prügel der regionalen Zeitungen gebettelt, das weiß auch Kuntz nur zu gut. Denn die Mannen aus dem Wildpark sind drauf und dran, den Aufstieg in die Zweite Bundesliga, der nach der Hinrunde so sicher wie die Bank von England schien, zu verspielen. Von dem komfortablen Zwölf-Punkte-Vorsprung auf den dritten Rang, den sich das Team bis zur Winterpause erspielt hatte, ist nicht mehr viel übrig, mickrige drei Zähler rangieren die Badener nur noch vor dem FC Schweinfurt. Von den neun Spielen im neuen Jahr hat der KSC vier verloren, von den vergangenen fünf sogar drei, "das schädigt das Selbstbewusstsein", bedeutet der frühere Profi.
Um das Nervenkostüm scheint es nicht sonderlich gut bestellt, "die Jungs haben Angst", sagt der Trainer und ergänzt: "Wir haben unseren Hänger zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt bekommen, der Druck wird immer größer."
Nach der peinlichen 0:3-Pleite bei den Amateuren des VfB Stuttgart am zurückliegenden Dienstag hat der Coach jedenfalls seine vornehme Zurückhaltung aufgegeben, Kuntz, die Galionsfigur im Wildpark, denkt nicht mehr daran, ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Eine Aussprache habe es nicht gegeben, kein Gejammer, kein Lamentieren, keine Entschuldigung, lediglich "eine klare Ansprache vom Trainer". Ob es was genutzt hat ? "Fragen Sie mich das nach dem Spiel gegen die Kickers", sagt Kuntz, "jeder weiß zumindest, was die Stunde geschlagen hat."
Der Fußballlehrer appelliert zudem an die Ehre seiner Spieler, an die "Sehnsucht nach Erfolg", die über allen lähmenden Zweifeln und Befürchtungen thronen müsse. Immerhin hätten seine Mannen "die Riesenchance, die Vergangenheit eines großen Traditionsvereins zu bewältigen", jeder seiner Spieler habe die vielleicht einmalige Möglichkeit, sich ins Rampenlicht zu spielen, "seinen Namen ins Gespräch zu bringen, sich zu profilieren".
Über Kickers Offenbach, immerhin seit zehn Spielen in Serie unbesiegt, hat sich Kuntz den Kopf nicht zerbrochen. "Der Gegner interessiert mich nicht, es ist unerheblich, gegen wen wir spielen", sagt er, wenn man sich am Kontrahenten orientiere, "verliert man immer ein paar Prozent seiner eigenen Stärke."
Kuntz lässt sich ohnehin nicht aus der Ruhe bringen von dieser kleinen Schwächeperiode, zu viel hat er während seiner Karriere als Profi erlebt, wer 429 Erstligapartien auf dem Buckel hat, Spieler des Jahres und Deutscher Meister war, 25 Mal für Deutschland stürmte und 1996 Europameister war, dem gefriert das Blut in den Adern nicht so schnell. An den Aufstieg in die Zweite Bundesliga glaubt Kuntz daher fest, "felsenfest", wie er nachschiebt, und er möchte ganz gerne das zu Ende bringen, was er anfing, weshalb er aller Voraussicht nach auch in der neuen Spielzeit beim KSC bleiben wird. "Wenn Real Madrid an mich herantreten würde, käme ich sicher ins Grübeln", sagt er scherzhaft, und von einer Offerte der Frankfurter Eintracht will Kuntz schon mal gar nichts wissen. Was sollte er auch bei der Skandalnudel vom Main ? "Irgendwann", sagt er, "trainiere ich sowieso in der Ersten Liga."
In der Beletage spielen wird demnächst aber schon eines der größten Talente des deutschen Fußballs: Abwehrspieler Michael Zepek wechselt vom KSC zu Bayer 04 Leverkusen; die Frage ist nur, wann. Der 20-Jährige, um den auch Lazio Rom, Real Madrid, Bayern München und Schalke 04 buhlten, hat noch einen Vertrag bis 2002 beim KSC und würde den Badenern, so er am Saisonende zum Werksklub wechselt, eine Ablösesumme von etwa drei Millionen Mark bescheren. Geld, das sie gut gebrauchen könnten, denn die 15 Millionen Mark, die die Kinowelt in den vor noch nicht so langer Zeit vor dem Ruin stehenden Klub pumpte, sind aufgebraucht, im Dezember drückten den KSC 3,2 Millionen Mark Schulden. Der neue Präsident Detlef Dietrich versprüht dennoch Zuversicht: "Wir haben eine finanzielle Kehrtwende geschafft, das Sauerstoffzelt kann abgebaut werden."
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Matthias Dworschak soll Spielmacher Weis stoppen
Offenbach - Die Entscheidung ist gefallen. Nach Aussage von Ramon Berndroth, Trainer des abstiegsgefährdeten Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach, zumindest "zu 99 Prozent". Tom Stohn wird am Samstag, 15 Uhr, im Spiel beim Karlsruher SC den Posten des Liberos übernehmen. Stohn, der gestern nach einer Magen- und Darminfektion das Training aufnahm, stand zuletzt im Dezember 2000 bei der 0:3-Niederlage gegen Rot-Weiß Erfurt in der Anfangsformation des OFC. Er wird den gesperrten Manfred Binz vertreten. Der Ex-Nationalspieler (der Süddeutsche Fußballverband gibt bis Dienstag die Dauer seiner Sperre bekannt) fährt aber mit nach Karlsruhe und wird zur Unterstützung der Mannschaft neben Trainer Bernd-roth auf der Bank der Kickers sitzen.
"Wenn wir in diesem Spiel einen Punkt holen, dann wäre das eine Sensation", meint Teammanager Oliver Roth. Der Tabellenführer aus Karlsruhe verlor am Dienstag nach schwacher Leistung bei den Amateuren des VfB Stuttgart mit 0:3, die Kickers, inzwischen Tabellenelfter, sind seit zehn Spielen ohne Niederlage. "Ich richte mich beim KSC nicht nach den Eindrücken von Stuttgart, sondern nach denen vom 1:0-Erfolg in der Vorwoche im Heimspiel gegen den VfR Mannheim. Wir haben nur dann eine Chance, wenn wir blitzsauber in der Abwehr stehen und den Gegner permanent fordern", sagt Berndroth. Tobias Weis, Spielmacher des KSC und in Stuttgart wegen einer leichten Oberschenkelzerrung nicht dabei, wird das Spiel der Badener lenken. Der ehemalige Kaiserslauterer kommt meist über die halblinke Seite und versucht, die Stürmer - wie den ehemaligen Offenbacher Daniel Graf - in Position zu bringen. Weis auszuschalten, das ist laut Berndroth eine Aufgabe für Matthias Dworschak.
Fraglich ist der Einsatz von Michael Köpper. Der Mittelfeldspieler konnte gestern wegen einer Prellung nicht trainieren. Marcio Rodrigues fällt sicher aus. Der Brasilianer, bei den Kickers meist zweite Wahl, verletzte sich im Training am Knie und unterzog sich gestern bereits einer Kernspintomographie. Der Mittelfeldspieler steht für den Rest der Saison nicht mehr zur Verfügung. Danach kehrt er zurück zum Zweitligisten FSV Mainz 05.
Für die Position, auf der Marcio ab und zu zum Einsatz kam, haben die Kickers bereits einen Zugang vermeldet. Sie sicherten sich für die nächsten beiden Spielzeiten die Dienste des 21-jährigen Samir Naciri (SV Wehen). "Ein guter Typ, der uns weiterhelfen kann - technisch stark und für die Position hinter den Spitzen vorgesehen", sagt Roth. "Er ist leichtfüßig, läuferisch top, taktisch gut und sehr flexibel", lautet das Fazit von Berndroth.
Weiterer Vorteil von Naciri: Er besitzt einen deutschen Pass und ist noch keine 23 Jahre alt. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) verlangt in den Regionalligen, dass bei den Klubs mindestens zwölf deutsche Vertragsamateure und zwei U-23-Spieler unter den 18 Akteuren auf dem Mannschaftsbogen stehen müssen. Zurzeit erfüllt von den Stammspielern lediglich Patrick Würll beide Kriterien.
Mit einem weiteren Akteur haben sich die Kickers für die nächste Saison so gut wie geeinigt. Torhüter René Keffel bleibt den Kickers "mit sehr großer Wahrscheinlichkeit" (Roth) erhalten. Der Teammanager sagt: "In unserer finanziellen Situation war das nicht so einfach. Normalerweise wäre es eher sinnvoll, einen guten Torwart zu halten und einen Nachwuchskeeper langsam heranzuführen. In diesem Fall geht's aber nicht nur um die sportliche und wirtschaftliche Situation, sondern auch um die menschliche Seite. Keffel hat viel für den Verein getan." Der 33-Jährige, schon seit mehr als 13 Jahren im Verein, stieg mit den Kickers in die Regionalliga und in die 2. Bundesliga auf.
(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)
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"Der wahre KSC" OFC-Trainer Berndroth warnt vor Gegner / Stohn für Binz
In den vergangenen Tagen lachte die Sonne auch über dem Bieberer Berg in Offenbach. Der Himmel strahlte in Blau, und der grüne Rasen lag den Fußballspielern der Kickers samtweich wie ein Teppich zu Füßen. So lässt es sich leben, "kein Regen, kein Schneematsch, kein Kunstrasen mehr", sagt Trainer Ramon Berndroth strahlend, "hier ist alles freudvoller, die Jungs sind locker drauf". Das könnte natürlich auch an dem so überaus erfolgreichen Abschneiden nach der Winterpause liegen, ungeschlagen in neun Partien, das ist nicht schlecht; und mittlerweile, Hand aufs Herz, glauben nur noch die wenigsten, dass Kickers Offenbach am Ende doch noch den Gang in die Oberliga Hessen antreten muss.
Der Trainer freilich hört oder liest so etwas nicht gerne, bis zum letzten Spieltag, der Partie beim SSV Jahn Regensburg, müsse seine Mannschaft zittern, es solle sich nur keiner in Sicherheit wiegen, predigt er gebetsmühlenartig. Da kommt es ihm sicherlich zupass, dass der OFC am morgigen Samstag beim Spitzenreiter Karlsruher SC antreten muss und, natürlich, eine harte Nuss zu knacken hat. Erleichtert hat der Fußballlehrer daher zur Kenntnis genommen, dass Tom Stohn gestern wieder zum Training erschien und im Wildparkstadion "zu 90 Prozent" (Berndroth) den rotgesperrten Manfred Binz auf der Position des Liberos ersetzen wird. Ob allerdings Abräumer Michael Köpper spielen wird, ist eher zweifelhaft, der defensive Mittelfeldspieler laboriert an einer starken Prellung im rechten Oberschenkel.
Berndroth erachtet die Mannen aus dem Wildpark trotz der momentanen leichten Schwächeperiode als "stärkstes Team der Regionalliga", nicht weil es spielerisch den Rest der Dritten Klasse in Grund und Boden spielen würde, sondern weil es "mit großer Disziplin spielt und immer die Ordnung beibehält - damit kommt man schon weit in der Liga". KSC-Trainer Stefan Kuntz habe sich ein Ensemble zusammengestellt, das auf den ersten Blick vielleicht nicht gerade spektakulär wirke, es aber in sich habe: "Ich habe den Werdegang der KSC-Spieler verfolgt, das sind keine No-Names, sondern bei Insidern bekannte Größen." Das 0:3 des Tabellenführers bei den Amateuren des VfB Stuttgart vom Dienstag wertet Berndroth als "Ausrutscher, das war nicht der wahre KSC". Und seine Elf ? "Wir werden weder mit übergroßer Angst, noch mit zu wenig Respekt antreten."
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Berndroth bangt noch um Köpper und Dolzer
Stuttgart. Der Karlsruher SC, der in der Fußball-Regionalliga Süd vor Wochen noch wie ein sicherer Aufsteiger aussah, muss nach der 0:3-Niederlage beim VfB Stuttgart plötzlich wieder zittern. Mit den Offenbacher Kickers empfängt der Spitzenreiter ein Team, das zuletzt ebenfalls einiges zu wünschen übrig ließ: "Wir waren oft zu unkonzentriert", kritisierte OFC-Trainer Berndroth sein Team. "Aber wenn es gegen den KSC geht, muss ich wohl niemandem mehr erklären, dass er sich voll reinhängen muss."
Allerdings muss der 49-Jährige dabei auf seinen Stammlibero Binz verzichten, der nach einer Roten Karte gesperrt ist. Fraglich ist der Einsatz der verletzten Abwehrspieler Köpper und Dolzer. "Es wird gegen Offenbach darum gehen, uns wieder zu fangen und auf die richtige Spur zurückzufinden", sagte Sportdirektor Buchwald, der den KSC nach dieser Saison verlassen wird. In der Tat hinterließ vor allem die Defensivabteilung des Tabellenführers beim 0:3 gegen die Amateure des VfB Stuttgart keinen sicheren Eindruck.
Das Programm: Elversberg - Stuttgart (Freitag, 18.30 Uhr), Burghausen - Bayern München (Freitag, 19 Uhr), Regensburg - Erfurt (Samstag, 14.30 Uhr), Trier - Pfullendorf, Karlsruhe - Offenbach, Jena - Wehen (alle Samstag, 15 Uhr), Siegen - Aalen, 1860 München - Schweinfurt (beide Sonntag, 15 Uhr).
(Von dpa, FRANKFURTER NEUE PRESSE)
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Tom Stohn soll den Ersatz-Libero geben - falls sein Magen mitspielt Heute klärt sich, ob Offenbachs Mittelfeldspieler gegen Karlsruhe aufläuft / Samir Naciri neu verpflichtet / Marcio Rodriguez bis Saisonende verletzt
In den zurückliegenden Tagen hat sich Ramon Berndroth, der Cheftrainer des Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach, allerlei Gedanken über seine Mannschaft und vor allem die Position des letzten Mannes gemacht. Das ist insofern nötig gewesen, da Manfred Binz, der Libero spielende Anführer des Offenbacher Rudels, am vergangenen Wochenende im Spiel gegen die Amateure von 1860 München nach einer rüden Attacke von hinten die rote Karte gesehen hatte, was dem 35 Jahre alten Führungsspieler voraussichtlich eine Sperre von drei bis vier Wochen bescheren wird.
Nach anfänglichen Bedenken hatte sich Berndroth dazu durchgerungen, Mittelfeldspieler Tom Stohn mit der Binz-Vertretung zu betrauen, bevor er am gestrigen Mittwochmorgen einen Anruf erhielt. Damit meldete sich Stohn für die zwei gestrigen Trainingseinheiten ab, da er sich in der Nacht zum Mittwoch mehrere Male hatte übergeben müssen. Fraglich bleibt daher, ob Stohn am Samstag im Spiel beim Spitzenreiter, dem Karlsruher SC, überhaupt auflaufen kann. Bis die genaue Diagnose am heutigen Donnerstagmorgen feststeht, bleibt Stohn für seinen Trainer aber "Kandidat Nummer eins".
An Stohn, der zuletzt Anfang Dezember beim 0:3 in Erfurt zur Anfangsformation gehörte und dort nach einer Tätlichkeit für acht Spiele gesperrt wurde, schätzt der Coach besonders dessen gefährlich getretenen Freistöße und Eckbälle. Außerdem müsse er die Mannschaft mit ihm als Libero nicht umbauen. Stohn, der die Offenbacher am Saisonende verlassen wird, gebe auf dem Spielfeld auch "die richtigen Kommentare, er hilft seinen Vorderleuten auch verbal", sagt Berndroth.
Sollte Stohn doch nicht spielen können, würde Dietmar Roth als Ersatz für den Ersatz fungieren. Der Trainer traut dem 37 Jahre alten früheren Eintracht-Spieler, der sich in dieser Saison mit einigen Verletzungen herumplagte und vor vielen Jahren beim nächsten OFC-Gegner spielte, die Aufgabe durchaus zu: "Ich glaube schon, dass er seine Routine abrufen und diesen Job souverän erledigen kann."
Überdies hat der OFC am gestrigen Mittwoch die Verpflichtung von Samir Naciri vom SV Wehen bekannt gegeben. Der offensive Mittelfeldspieler erhält einen Zweijahresvertrag am Bieberer Berg, der allerdings nur Gültigkeit besitzt, wenn die Kickers die Klasse halten. Der 21-Jährige gilt als großes Talent und passt ins Konzept des hessischen Traditionsvereins, der in der neuen Spielzeit vermehrt auf junge Fußballer aus der Region setzen will.
"Bei Naciri waren wir uns sicher, dass wir keinen Fehler machen", sagt Berndroth, der den in Deutschland geborenen Techniker als "lauf- und offensivstark" einschätzt.
Auf dem Übungsplatz herrscht derzeit ohnehin Hochbetrieb. Der bei den Sportfreunden Siegen suspendierte Uwe Klein (früher in Wolfsburg) trainiert zur Probe mit, genauso wie Dexter Langen (VfB Gießen) und ein Akteur von Hajduk Split. Demnächst wird auch Sebastian Frank, Sohn des früheren Mainzer Trainers Wolfgang Frank, eine Kostprobe seines Könnens abliefern. Zudem ist Berndroth an einer Verpflichtung des bei Erzhausen spielenden Thomas Schulz interessiert. Er könnte, sollte die OFC-Reserve den Sprung in die Oberliga Hessen schaffen, in der Zweiten Mannschaft an die Erste herangeführt werden.
Ein anderer wird indes das Offenbacher Trikot gar nicht mehr überstreifen: Marcio Rodriguez. Der brasilianische Stürmer zog sich im Training einen Meniskusschaden im Knie zu und wird für den Rest der Saison ausfallen. Marcio, der im Laufe der Runde vom Zweitligisten FSV Mainz 05 ausgeliehen wurde, kein einziges Tor erzielte und zu keiner Zeit seine Verpflichtung rechtfertigen konnte, wird nach dem Ende der Spielzeit an den Bruchweg zurückkehren.
Unterdessen hat Ramon Berndroth den wenig überzeugenden Auftritt seines Teams gegen 1860 München am Fernsehschirm analysiert und ist dabei zu der Erkenntnis gekommen, "dass es so schlecht auch wieder nicht war". Sehr wohl hätten seine Mannen die eine oder andere schön anzusehende Ballstafette gezeigt. Die Leistung sei ihm, dem Trainer, "im Umfeld zu negativ" gesehen worden, wenngleich er die Missstände schonungslos angesprochen habe. Aber: "Falsche Unzufriedenheit ist genauso schlecht wie falsche Zufriedenheit."
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Es wird noch einmal heiß im Aufstiegskampf
Nach den jüngsten Niederlagen von Eintracht Trier und dem KSC wird es wieder ganz spannend im Rennen um die beiden Aufstiegsplätze, auch wenn am Donnerstag der Tabellenvierte Darmstadt 98 gegen den VfR Mannheim mit einem 1:1 die Chance verpasste, wieder Boden gutzumachen. Nach dem frühen Führungstreffer von Kolb für die "Lilien" konnte Zitouni kurz vor dem Ende ausgleichen
Der Tabellenzweite Eintracht Tier hat am Samstag mit dem Tabellenvorletzten SC Pfullendorf eine lösbare Heimaufgabe vor sich und wird nach der unglücklichen 1:2-Heimniederlage gegen Regensburg alles daransetzen, dieses Spiel zu gewinnen.
Ein sehr interessantes Traditionsderby steigt am Samstag im Wildparkstadion. Dort trifft Tabellenführer Karlsruher SC auf den alten Rivalen Offenbacher Kickers. Der KSC darf sich nach der jüngsten 0:3-Niederlage bei den VfB-Amateuren keine weiteren Punktverluste mehr leisten, um nicht den Aufstieg kurz vor Schluss doch noch zu gefährden. Die Konkurrenz hat mittlerweile aufgeholt und der KSC liegt nur noch drei Punkte vor dem Tabellendritten Schweinfurt 05, dem ersten Nichtaufstiegsplatz. Die Kickers wiederum sind so etwas wie die Mannschaft der Stunde. Die letzten zehn Spiele wurden nicht verloren und dabei 20 Punkte geholt. Die letzte Niederlage datiert vom 02. Dezember 2000 (0:3 in Erfurt) , dennoch sind sie bei drei Punkten Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz (Elversberg) noch mitten im Kampf um den Klassenerhalt. Somit ist eine spannende Auseinandersetzung der beiden Ex-Bundesligisten zu erwarten.
In den Kellerregionen geht es sehr spannend zu. Die halbe Liga ist noch gefährdet. Dringend auf Punkte angewiesen sind vor allem der SV Elversberg als Tabellenfünfzehnter am Freitag gegen die VfB-Amateure. Die Saarländer, die in der Vorrunde die Tabelle lange Zeit anführten, haben ihre Niederlagenserie mittlerweile beendet und wittern wieder Morgenluft.
Die zuletzt siegreichen Schweinfurter haben im Kampf um den Aufstieg wieder Lunte gerochen, haben jedoch gegen die abstiegsgefährdeten 1860-Amateure am Sonntag eine schwere Auswärtsaufgabe vor sich. Hier trifft die stärkste Sturmreihe (Schweinfurt, 52 Tore), auf die schwächste Abwehrreihe (1860, 54 Gegentore). Tore sollten hier also vorprogrammiert sein.
(Von ?, KICKER-ONLINE)
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PRESSEMITTEILUNG Der OFC informiert!
Der OFC hat Samir Naciri – geb. am 05.12.79 – verpflichtet. Der Vertrag hat eine Laufzeit von 2 Jahren und gilt nur im Falle des Klassenerhalts.
Der in Deutschland geborene Mittelfeldspieler besitzt die deutsche Staatsbürgerschaft und spielt zur Zeit beim SV Wehen. Zum 1.7.2001 wechselt der Spieler ablösefrei nach Offenbach.
Bisherige Stationen:
SV Wehen
(Vom OFC, PRSSEMITTEILUNG)
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Berndroth an Schulz interessiert
Offenbach (app). Der Tag der Arbeit wird wörtlich genommen. Ramon Berndroth, Trainer des Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach, fährt am Dienstag nach Stuttgart, um die Amateure des VfB gegen den Karlsruher SC (11.30 Uhr) zu beobachten. Michael Dämgen trainiert morgens in Offenbach mit der Mannschaft.
Berndroth hatte die Karlsruher, am Samstag, 15 Uhr (Wildparkstadion), Gegner der Kickers, vergangene Woche beim 1:0 gegen den VfR Mannheim gesehen. Sein Eindruck: "Eine starkes Team, das zu Recht oben steht." Entsprechend den Erkenntnissen vom Vormittag werde er abends in Offenbach trainieren lassen, kündigte Berndroth an. Der 49-Jährige wird wohl Tom Stohn auf seinen Einsatz als Libero vorbereiten.
Einen Akteur, der diese Position auch spielen kann, hat der Trainer auf seiner Kandidatenliste für die nächste Saison: Thomas Schulz, vergangene Spielzeit mit Berndroth bei KV Mühlheim, einst OFC B-Team und zurzeit beim Oberligisten SV Erzhausen aktiv. Falls die Kickers die Klasse halten, weiß der Trainer aber auch: "Mit sieben, acht ehemaligen Oberliga- und Jugendspielern in einer Liga mit vielen Ex-Profis geht's nicht. Du kannst mal einen bringen, aber nicht alle auf einmal." Er habe da eine gewisse Verantwortung den Spielern gegenüber. Aus den eigenen Reihen stehen Akteure wie Sarfo und Gaussa auf dem Sprung in den Kader.
Teammanager Oliver Roth wird in den nächsten Tagen die Planungen mit Spielern wie Stefan Ertl, René Keffel oder Thomas Brendel, deren Verträge auslaufen, vorantreiben. Dienstag und Mittwoch stehen die Gespräche an. "Ab Donnerstag sollen sich alle auf das Spiel in Karlsruhe konzentrieren", sagt Roth.
(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)
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