Gerster geht auf Fans der Kickers zu
Offenbach (app). Die Reaktionen der Fans - wüste Beschimpfungen
nach dem blamablen 0:2 gegen Mannheim, frenetischer Jubel nach
dem engagierten Spiel im DFB-Pokal gegen Kaiserslautern (0:4) -
haben ihre Wirkung gezeigt. Klaus Gerster, der Manager des
Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach, hat gestern bei Lars
Kissner angerufen. Mit dem Vertreter der Fans im Präsidium (der zu
den Sitzungen allerdings nicht eingeladen wird) hat er die
Gefühlslage der Anhänger analysiert.
Ergebnis: Am Dienstag, 19. September, werden sich die Delegierten
der OFC-Fanklubs mit Gerster treffen. "Eine Vertrauensperson, von
den Fans abgesegnet" (Gerster) soll den Manager künftig in kniffligen
Situationen beratend unterstützen, um Szenen wie in den
vergangenen Wochen zu vermeiden. Viele Fans hatten Gerster nach
den schwachen Leistungen des OFC vorgeworfen, er habe zu viele
Ex-Spieler der Frankfurter Eintracht nach Offenbach geholt. Kissner
wird die Vorsitzenden der Fanklubs schriftlich benachrichtigen. "Ich
bin froh, dass Klaus Gerster den Ball aufnimmt. Schade aber, dass
erst wieder eine brenzlige Situation kommen musste", sagt Kissner.
Zunächst, am Freitagabend, stehen für Gerster Gespräche mit dem
Ex-Frankfurter Patrick Glöckner, dessen Berater Johny Baez und
Anwalt Horst Klettke auf dem Programm. Gerster sieht den
befristeten Vertrag mit Glöckner als ungültig an, da das gewünschte
Gesundheitszeugnis nicht vorliegt. Da die Kickers unter
Profi-Bedingungen trainieren, fordern sie ein Attest für die 1. und 2.
Liga. Baez sagt: "Patrick hat gezeigt, dass er profitauglich ist. Nur
eine internistische Untersuchung fehlt." Gerster und Trainer
Dragoslav Stepanovic bescheinigten Glöckner gute Leistungen.
Gerster: "Wir haben Interesse an ihm - wenn diese Sache geklärt ist."
Dragoslav Stepanovic feierte gestern seinen 52. Geburtstag. Sein
Wunsch: "Drei Punkte für die Fans, mich und die Mannschaft am
Samstag gegen Pfullendorf." Am Sonntag will er den Akteuren ein
Gläschen Sekt spendieren - "bei einem Sieg auch ein bisschen mehr".
(Von app, OFFENBACH-POST)
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Ärzte entscheiden über Glöckners Zukunft
Muss Patrick Glöckner schon wieder Abschied von Kickers Offenbach nehmen?
Dem Fußball-Regionalligisten liegt nämlich auch fünf Wochen nach der
Verpflichtung des Mittelfeldspielers kein medizinisches Gutachten vor, das
sicherstellt, dass das mehrfach operierte Knie des 23-Jährigen hundertprozentig
belastbar ist. Der OFC sieht daher den mit Glöckner geschlossenen
Einjahresvertrag als unwirksam an.
"Normalerweise ist ein solches Gutachten innerhalb einer Woche da", erklärte
Manager Klaus Gerster, der darauf hinwies, dass der Verein den Spieler
keineswegs los werden wolle. "Wir müssen aber eine Sicherheit haben. Die
Mediziner müssen entscheiden, ob er tauglich ist, nicht der Trainer oder das
Management." Klarheit wollen die Verantwortlichen am morgigen Freitag erlangen,
wenn sie sich erneut mit Glöckner, der als Ersatz für den verletzten Günther Maier
geholt wurde, und der bislang drei Pflichtspiele für den OFC absolvierte,
zusammensetzen.
Bis dahin darf der momentan angeschlagene Akteur, der bei seinem vorigen Verein
Eintracht Frankfurt mehr als ein Jahr nur auf der Tribüne saß, nicht am
Mannschaftstraining teilnehmen. Glöckner dreht zurzeit einsam seine Runden am
Bieberer Berg. "Wenn der Arzt grünes Licht gibt, ist er sofort dabei", sagte Trainer
Dragoslav Stepanovic, "ansonsten übernehme ich die Verantwortung nicht."
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Kickers Offenbach: Gerster zweifelt Vertrags-Gültigkeit an Glöckners Zukunft ist offen
Rätselraten um Patrick Glöckner. In einem Blitztransfer wurde der 23-Jährige
kurz vor Saisonbeginn für die rechte Außenbahn verpflichtet. Nun steht er nach
ansprechenden Vorstellungen nicht mehr im Kader.
Hintergrund: Glöckners Knieverletzung, die ein Jahr zurückliegt. Bei der
Vertragsunterzeichnung bat die OFC-Führung um ein sportmedizinisches Attest.
Da dieses aus Sicht von Manager Klaus Gerster bislang nicht vorliegt,
überdenken die Kickers eine Weiterbeschäftigung Glöckners. Gerster: "Der
Vertrag erhält letztenendes nur Gültigkeit bei Vorlage dieses Attests." Der
Spieler und sein Berater sehen den Sachverhalt anders. Glöckner habe mehrere
Schreiben seiner Ärzte Dr. Müller-Wohlfahrt (München) und Dr. Hertel (Berlin)
vorgelegt, die eindeutig die sportliche Tauglichkeit des Mittelfeldspielers
belegen würden. "Ich bin fit, habe bereits vier Spiele absolviert, ohne
Probleme", beteuert der frühere Akteur der Frankfurter Eintracht.
Was Glöckner ärgert: Kickers-Arzt Dr. Gründel hätte dem Spieler diese
sportliche Tauglichkeit abgesprochen. Laut Glöckner sei es im Vorfeld jedoch
nie konkret zu einer Untersuchung gekommen. Nun ist am Freitag (18 Uhr)
erneut ein Gesprächstermin zwischen Spieler und Verein. Glöckner, der gerne
bei den Kickers bleiben würde, hofft derweil, dass "alles nur ein Missverständnis ist".
(Von Holger Kliem, KICKER ONLINE)
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Stefan Ertls Rückkehr mit Gänsehaut
Offenbach (app). Nostalgische Gespräche nach dem Schlusspfiff des
DFB-Pokalspiels. Minutenlang saßen die Offenbacher (und
Ex-Kaiserslauterner) Stefan Ertl und Daniel Graf mit FCK-Profi Marco
Reich auf der Auswechselbank der Offenbacher Kickers. Sie
flachsten zwar, doch richtig zufrieden sein konnte keiner. Aus
unterschiedlichen Gründen.
Reich, der von Kickers-Manager Klaus Gerster beraten wird, hatte
auf seinen Pokal-Einsatz gehofft, wurde von Trainer Otto Rehhagel
aber nicht eingewechselt.
Graf ist verletzt und versucht, nach seinem Kreuzbandriss den
Anschluss zu finden. Er hat noch kein Spiel für die Kickers bestritten.
Ertl, erstmals nach mehr als zehn Monaten Pause wegen seines
Schien- und Wadenbeinbruchs in einem Pflichtspiel dabei, hatte eine
0:4-Niederlage kassiert. "Wir waren lange Zeit gleichwertig, haben
die Tore aber zu ungünstigen Zeitpunkten kassiert. Es war mehr drin."
Mit seinem Comeback hingegen konnte der 31-Jährige, seit 1998 bei
den Kickers, durchaus zufrieden sein. Er spielte im rechten Mittelfeld
gegen den Franzosen Jeff Strasser und überzeugte. "Beim Einlaufen
hatte ich nach der langen Pause Gänsehaut. In den ersten Minuten
war's ein etwas komisches Gefühl. Danach hat's auch vom Kopf her
gestimmt. Fast schon wie früher", sagte Stefan Ertl.
(Von app, OFFENBACH-POST)
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Reinhard Stumpf: Für OFC ist 0:4 doch wie ein Sieg
Offenbach (app). Tradition verpflichtet. Kurz vor dem Verlassen des
Stadions am Bieberer Berg zog's Reinhard Stumpf noch einmal in die
Waschküche unter der Stehtribüne. Zu "Mutter" Wagner, dem "guten
Geist der Kickers" (Stumpf). "Das ist immer meine Anlaufstelle, wenn
ich hier bin", sagte der Co-Trainer des 1. FC Kaiserslautern nach
dem 4:0 im DFB-Pokal gegen den OFC.
Nicht nur für seinen Vorgesetzten Otto Rehhagel (die Kickers waren
seine erste Cheftrainer-Station) war's eine Reise in die eigene
Vergangenheit. Stumpf begann mit dem Fußball in der Jugend des
TSV 1860 Hanau. Von 1981 bis 1984 spielte er für die Spvgg
Dietesheim (Oberliga Hessen), ehe ihn Kickers-Idol Hermann Nuber
vom Wingertsweg an den Bieberer Berg holte. Bis zum Lizenzentzug
1989 - unterbrochen von einer halben Saison unter Trainer Lothar
Buchmann beim Karlsruher SC - trug Stumpf das Kickers-Trikot. 86
Bundesligaspiele (65 für die "Roten Teufel", 21 für den 1. FC Köln;
zehn Tore) folgten, ehe ihn Rehhagel in Kaiserslautern zu seinem
Assistenten machte.
Nach dem verpatzten Start in der Bundesliga feierte Stumpf mit dem
FCK einen wichtigen Sieg. Ein Erfolg - wichtig für die angeknackste
Psyche. "Wir haben aber noch viele Fehler gemacht, die in der
Bundesliga sofort bestraft werden. Wir können uns nur kurz über das
Ergebnis freuen - mehr nicht."
Den Kickers traut der Hanauer zu, dass sie in den nächsten Spielen
zu ihrer Form finden: "Für den OFC war das 0:4 doch fast wie ein
Sieg. Die Akteure haben gesehen, dass sie mit engagiertem Spiel
gegen einen Erstligisten mithalten können und werden in der
Regionalliga viel selbstbewusster auftreten als zuletzt."
Während die FCK-Profis bald nach Spielende mit dem Bus zurück in
die Pfalz fuhren, blieb Stumpf bis gestern in Offenbach. Er traf sich
mit langjährigen Freunden: dem ehemaligen OFC-Spieler Stefan
Schummer und Jürgen Müller, zurzeit Trainer des Landesligisten TSV
Lämmerspiel und einst Kollege in Dietesheim. Denn: Tradition verbindet.
(Von app, OFFENBACH-POST)
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Stepi wird 52, sein Wunsch: 1. Kickers-Sieg
Offenbach. Dragoslav Stepanovic feiert heute Geburtstag - der
Kickers-Trainer wird 52. Der große Wunsch: Endlich der erste Sieg in
einem Pflichtspiel mit dem OFC. Die zwei Anläufe von Stepis
Vorgänger Peter Neururer schlugen fehl (2:2 in Trier, 0:1 gegen
Erfurt). Auch die drei Versuche Stepis misslangen (Bayern-Amateure
2:3, VfR Mannheim 0:2, Kaiserslautern 0:4). Jetzt soll's am Samstag
(15 Uhr) gegen den SC Pfullendorf klappen. Es wäre der erste
Heimsieg für die Kickers seit dem 7. Mai dieses Jahres - 2:1 gegen
TeBe Berlin; Tore damals Matthias Becker und Oliver Roth.
Doch kurz vor Stepis Geburtstag gab es eine gute und eine
schlechte Nachricht: Stefan Ertl und Günther Maier haben ihre Tests
gut überstanden, sind fit für die rechte Seite. Dort aber könnte
künftig Patrick Glöckner (23) fehlen. Da dem Verein kein
Gesundheitszeugnis vorliegt - ein wesentlicher Bestandteil des
Vertrages zwischen Spieler und Klub - sieht der OFC den Kontrakt
als unwirksam an. Doch das letzte Wort scheint noch nicht
gesprochen. Wegen Knieproblemen wurde Glöckner in der
Vergangenheit operiert, konnte sich bei seinem Ex-Klub Eintracht
Frankfurt nicht durchsetzen und hatte vor seinem Engagement beim
OFC eine lange Spielpause hinter sich.
Der Mittelfeldspieler wurde erst am 23. Juli als Ersatz für den
verletzten Maier verpflichtet und erhielt nach Auskunft von
OFC-Manager Klaus Gerster einen stark leistungsbezogenen
Einjahresvertrag. Drei Punktspiele bestritt er für die Kickers.
Momentan darf er nicht mit der Mannschaft trainieren, um ein
Verletzungsrisiko (und die Möglichkeit, dass der OFC in Regress
genommen wird) auszuschließen. Glöckner dreht alleine seine
Laufrunden auf dem Übungsplatz.
0:4 im Pokal gegen Kaiserslautern - und doch fast nur lächelnde
Gesichter bei den Kickers. Ungewöhnlich? Kaum. Manager Gerster
war trotz des Ausscheidens zufrieden. Etwa 800 000 Mark netto
habe die Erstrunden-Partie dem OFC gebracht. 100 000 Mark aus
dem Wettbewerb waren im 7,5-Millionen-Etat eingeplant.
Kaiserslautern hat gesiegt. "Doch der Gewinner ist meine
Mannschaft", so Stepanovic. "Das Team hat begriffen, was in
Offenbach besonders wichtig ist. Herz und Einsatzwillen." 0:4, und
doch tragen die Kickers die Köpfe oben, ziehen Selbstvertrauen aus
ihrer Leistung: "In der Zweiten Liga oder jetzt in der Regionalliga gab
es immer wieder was auf den Kopf und eine Klatsche. Gegen
Kaiserslautern hat sich gezeigt, dass unsere Arbeit im taktischen
Bereich schon geholfen hat."
Stepis Sonderlob zu Wochenbeginn folgte die Forderung für das
Wochen-Ende: "Jetzt müssen wir gegen den SC Pfullendorf
nachlegen." Die Episode DFB-Pokal ist abgeschlossen. Es gelte sich
auf die Punkterunde zu konzentrieren - und nur darauf. "Pfullendorf
ist Regionalliga und die Pflicht. So wie wir für den 1. FC
Kaiserslautern im DFB-Pokal die Pflicht waren."
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Das 0:4 gegen Kaiserslautern gibt dem OFC neuen Mut
Offenbach. Die Pleite der Offenbacher Kickers im DFB-Pokal gegen den Bundesligisten 1. FC
Kaiserslautern fiel deutlich aus. 0:4 verlor das Team von Trainer Dragoslav Stepanovic am
Montagabend gegen die Roten Teufel vom Betzenberg. Dennoch war die Stimmung auf dem
Bieberer Berg locker und gelöst. Die OFC-Fans, die noch vor kurzem ihre Mannschaft samt
Trainer und Vereinsverantwortlichen lautstark ausgepfiffen hatten, feierten wieder ihre Kickers.
"Ich denke, wir haben uns für den schwachen Start mit vier Spielen ohne Sieg in der
Regionalliga rehabilitiert", meinte Stepanovic. Tatsächlich hatte die Elf um Kapitän Lars
Schmidt dem Bundesligisten über weite Strecken kämpferisch und mit ausgeprägtem
Offensivgeist Paroli bieten können, war jedoch letzten Endes der Routine des FCK unterlegen,
der durch die Tore von Ramzy (38.), Lokvenc (40.), Pettersson (53.) und Basler (75.) die zweite
Pokalrunde erreicht hat. Nichts war mehr zu sehen von den lethargischen und müden
OFC-Akteuren, die sich in den Vorwochen als Zweitligaabsteiger sieglos ans Ende der
Regionalliga gespielt hatten.
"Alles in allem eine Vorstellung, aus der wir Selbstvertrauen schöpfen können", so
OFC-Stürmer Nazir Saridogan, der mit seinem Offensivpartner, dem Neuzugang von Mainz 05,
Marcio, zeitweise die FCK-Abwehr gehörig durcheinander wirbelte.
Doch nun, da die Pokalträume für die Kickers ausgeträumt sind, gilt es, sich schnellstmöglich
wieder auf den Ligabetrieb zu konzentrieren. Am Samstag wartet das Heimspiel gegen den
letztjährigen Regionalliga-Zweiten, den SC Pfullendorf auf den OFC. Zumindest Saridogan hofft
auf einen entscheidenden Schub nach der Leistungssteigerung im Pokal. "Wenn wir das Feuer
von Montag konservieren können, glaube ich fest an den ersten Saisonsieg."
Glücklich zeigte sich auch Offenbachs Stefan Ertl. Der hatte sein Hemd mit der
Rückennummer 16 erstmals seit Oktober 1999 in einem Pflichtspiel überstreifen dürfen, leistete
nach einem Schien- und Wadenbeinbruch eine solide Vorstellung auf der rechten Außenbahn
und wurde bei seiner Auswechslung in der 78. Minute mit Beifall verabschiedet. "Wenn ich 90
Minuten durchgespielt hätte, wäre ich wahrscheinlich zwei Wochen wie gelähmt gewesen. Aber
ich kann wirklich zufrieden sein", beurteilte der 31-Jährige das Comeback gegen seinen
früheren Club.
Dessen Akteure waren voll des Lobes über den OFC. Allen voran Kapitän Mario Basler. "Es ist
mir unbegreiflich, warum die Kickers so weit unten stehen in der Liga, denn angepeitscht durch
ihre Fans haben sie uns ganz schön zugesetzt." (kli)
(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)
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Als ganze Felsbrocken vom Herzen purzelten Mit dem Spiel gegen Kaiserslautern hat der OFC neues Selbstbewusstsein gewonnen / "Wir müssen jetzt nachlegen"
Die Lichter am Bieberer Berg waren erloschen, das ZDF hatte seine Kameras
abgebaut, die Pressekonferenz war bereits in vollem Gange, aber das Häuflein
Hartgesottener, drüben in Block zwei, hatte noch immer nicht genug. "Der OFC ist
wieder da", skandierten die paar Gestalten in rot-weißer Montur, wieder und immer
wieder. Ein Bild, ganz gewiss, mit einem symbolischen Gehalt. Ein paar Minuten
früher standen an gleicher Stelle, wo zehn Tage zuvor die Spieler der Offenbacher
Kickers gnadenlos fertig gemacht wurden, noch ein paar tausend Fans mehr, und
sie hatten ihre Lieblinge wieder ins Herz geschlossen, sie hoch leben lassen, sie
frenetisch gefeiert - trotz einer Niederlage, trotz des Ausscheidens in der ersten
Runde des DFB-Pokals. Die Anhänger hatten Frieden geschlossen. Und das lag
an der Mannschaft der Kickers, die dem turmhohen Favoriten 1. FC Kaiserslautern
die Stirn bot und bis zum Umfallen kämpfte.
Na klar, der OFC hat am Ende verloren, deutlich mit 0:4, und doch ging er, der am
Tabellenende der Regionalliga Süd liegt, gestärkt aus der Partie, war vielleicht
sogar der moralische Sieger. "Das Spiel ist ein Gewinn für uns", sagte Trainer
Dragoslav Stepanovic, "die Mannschaft hat sich Selbstbewusstsein zurückgeholt."
Sein Team sei mit einem "anderen Willen, einem anderen Motiv" ins Spiel
gegangen, habe nie aufgegeben, nie zurückgesteckt, auch nicht, als es bereits 3:0
für die Lauterer stand, "das war schon phantastisch".
So oder so ähnlich sahen es auch die Akteure, denen scheinbar ganze
Felsbrocken vom Herzen gepurzelt sind, als sie merkten, dass sie mit einem
Bundesligisten mithalten können, "ganz locker", wie Manndecker Dubravko
Kolinger frech anmerkte. "So etwas hebt das Selbstwertgefühl", pflichtete der
erstmals nach seiner langen Verletzungspause wieder von Beginn an auflaufende
Stefan Ertl bei, "vieles hat geklappt, was vorher nicht geklappt hat." Und die
Kickers erfreuen sich in diesen Tagen an Dingen, die eigentlich selbstverständlich
sein sollten, zum Beispiel, dass sie, wie der im Mittelfeld aufgebotene Stefan
Dolzer sagte, "wieder gekämpft, mit Herz" gespielt hätten, "jetzt müssen wir
lernen, an uns zu glauben". Das Fußball spielen, die vielleicht wichtigste
Erkenntnis, haben sie auf alle Fälle nicht verlernt, "wir können es noch", befand
Kapitän Lars Schmidt.
Das Spiel gegen die Pfälzer kam, da beißt die Maus keinen Faden ab, zu einem
günstigen Zeitpunkt. Denn die Kickers, Zweitliga-Absteiger, Topfavorit und somit in
jedem Punktspiel gnadenlos gejagt, hatten, auch wenn es sich wie eine Phrase
anhören mag, nichts zu verlieren, sie konnten nur gewinnen und mussten dafür nur
eines tun: rennen, rennen, rennen - und das taten sie.
"Die Jungs haben begriffen, was alle in Offenbach sehen wollen", sagte Stepanovic,
der am heutigen Mittwoch seinen 52. Geburtstag begeht, "ich glaube, die Fans
haben das Spiel und den Kampf genossen." Die ganze Situation sei für seine
Recken nicht eben einfach. "Sie haben jetzt ein Jahr lang nur auf den Kopf
gekriegt, haben sich eine Klatsche nach der anderen abgeholt, das verdaut man
nicht so schnell." Natürlich weiß Stepanovic, der an Stefan Simon, Patrick Dama,
Stefan Dolzer und den neuen Stürmer Marcio ("Großartig, wie er sich eingefügt
hat") ein Sonderlob verteilte, nur zu gut, dass seit dem gestrigen Dienstag wieder
der Alltag Einzug gehalten hat, und der ist mausgrau.
Am kommenden Samstag kommt der SC Pfullendorf auf den Bieberer Berg,
danach geht es zu den Amateuren des VfB Stuttgart, die ja gerade die Eintracht
mit 6:1 auseinander genommen haben, und dann zum SV Wehen. Ein fieses
Programm, eine Woche der Wahrheit, da sind ganze Kerle gefragt. Der Trainer
jedoch denkt zunächst nur an das Spiel gegen den SC Pfullendorf, der am
Samstag wohl kaum versuchen wird, den Berg im Sturm zu erobern. "Wir müssen
jetzt nachlegen, den Schwung mit in die Runde nehmen." Kein Thema, ginge es
nach Dubravko Kolinger, der die Offenbacher wieder auf dem Weg sieht, "eine
Macht in der Regionalliga zu werden". Worte, die Stefan Ertl gar nicht gerne hört:
"Es soll nur keiner denken, dass wir gegen Pfullendorf jetzt 5:0 gewinnen."
Manager Klaus Gerster indes freut sich über die Einnahmen aus dem Pokal-Kick.
Seinen Angaben zufolge haben sowohl Kaiserslautern als auch der OFC
Einnahmen in Höhe von 800 000 bis 900 000 Mark zu verzeichnen. Dabei waren im
Etat der Offenbacher Kickers nur 100 000 Mark für den DFB-Pokal veranschlagt
worden. Da bleibt ja ein ganzer Batzen über, und was tun mit so viel Barem ?
Vielleicht einen weiteren Spieler kaufen ? Erst einmal abwarten. Eine
Neuverpflichtung wird es laut Gerster nur dann geben, wenn der eine oder andere
Spieler den Verein verlassen würde.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Pokal, persönliche Bilanzen und Stepi
Offenbach (bam). Kickers gegen Kaiserslautern - ein Pokalknüller, bei
dem es - neben viel Geld (Bruttoeinnahme im hohen sechsstelligen
Bereich) - auch um persönliche Bilanzen geht: Gleich zwei
Negativ-Serien kann Dragoslav Stepanovic am Montagabend (20.30
Uhr, Bieberer Berg) aufbessern: Als Kickers-Trainer ist er noch ohne
Sieg in einem Pflichtspiel. Gegen Kaiserslauterns Coach Otto
Rehhagel hat er noch nie gewonnen.
Stepis Bilanz in Punktspielen der Regionalliga Süd: Zwei Niederlagen,
darunter das 0:2 gegen den VfR Mannheim. Die schmerzhafte
Erinnerung daran ist noch frisch.
Stepis Bilanz gegen Rehhagel: Zwei Unentschieden in Ligaspielen und
eine Packung im Pokal. Im Halbfinale 1991, Stepi hatte gerade
seinen Job als Trainer der Frankfurter Eintracht begonnen, gab's ein
3:6. Frankfurt führte 2:1, Tony Yeboah sah Rot, 2:2 nach
Verlängerung. "Dann flogen Uli Stein die Bälle nur so um die Ohren.
Es gab noch vier Stück", erinnert sich Stepanovic. Neun Jahre ist's her.
Vor gut zehn Jahren spielte der FCK im Pokal zuletzt am Bieberer
Berg. Die Kickers träumten davon, als erster Amateurklub ein
Pokal-Endspiel zu erreichen. 25 000 Zuschauer, ein Tor - aber für
Kaiserslautern. Tom Dooley traf in der 52. Minute.
Aufstellung Kickers am 28. März 1990: Fuhr - Borchers - Thiel,
Schummer - Cyrys, Kroninger (76. Knut Hahn), Hans Richter, Figas,
Kapetanovic - Igler, Haub.
Aufstellung FCK: Ehrmann - Foda - Lutz (90. Stadler), Stumpf -
Scherr, Schupp, Emig, Dooley, Lelle - Labbadia (88. Allievi), Kuntz.
Kaiserslautern gewann am 19. Mai das Finale gegen Werder Bremen
mit 3:2 und holte den DFB-Pokal.
Alles Geschichte. Die Gegenwart sieht anders aus. Beide Teams
legten einen klassischen Fehlstart hin, beide sind Letzter. Kickers in
der Regionalliga Süd, Kaiserslautern in der Bundesliga. Zwei
Spielklassen trennen die Klubs - und doch gibt es viele Parallelen.
Stepi: "Kaiserslautern ist in der selben Situation wie wir, nur in einer
anderen Liga."
Erste Liga gegen Dritte Liga - für Stepanovic kein Grund für
Pessimismus: "Uns kommt das Spiel gerade recht, um zu zeigen,
dass wir nicht so schlecht sind und auch gegen einen Bundesligisten
bestehen können."
Aber wielange? Nach einer Woche hartem Training glaubt Stepi seine
Mannschaft "fit genug - auch für Verlängerung mit 120 Minuten".
Die Kickers hatten bis zum Kassensturz am Freitag 10 500 Karten
verkauft. Geschäftsführer Jörg Hambückers erwartet 18 000 bis
20 000 Zuschauer. Tickets im Vorverkauf gibt es am Samstag von
zehn bis 14 Uhr im Fanshop, der am Montag durchgehend geöffnet ist.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Offenbacher Kickers hoffen auf den Pokalcoup und Frieden mit den Fans
Offenbach. "Wir müssen die Angst wegjagen." Dragoslav Stepanovic, der Trainer des
Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach, und sein Team fiebern der DFB-Pokalbegegnung
gegen den Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern (Montag, 20.30 Uhr) entgegen. Es ist ein
Pokalschlager mit Brisanz. Beide Teams stehen in ihren Spielklassen sieglos auf dem letzten
Platz, deshalb ist die Stimmung im Umfeld der Offenbacher sowie in Kaiserslautern explosiv.
"Wir sind beide in der gleichen Situation. Aber der FCK wird wissen, dass er sich hier nur
blamieren kann", glaubt Stepanovic fest an die eigene Außenseiter-Chance und hofft
gleichzeitig, sich für den katastrophalen Saisonstart bei den Fans rehabilitieren zu können.
Immerhin hatten in Offenbach bei der letzten Heimspiel-Niederlage die eigenen Anhänger
lautstark ihrem Unmut gegen Mannschaft und Vereinsführung Luft gemacht. Aber der
Pokalsieger von 1970 will nun an alte Erfolge anknüpfen. Zuletzt gelang den Kickers als
Oberligist der große Wurf im Vereinspokal 1990. Die Offenbacher stießen bis ins Halbfinale vor
und schalteten zuvor Clubs wie Uerdingen, Duisburg und Gladbach aus, bevor dann eine
0:1-Niederlage das Ende aller Finalträume bedeutete. Der Gegner damals: Kaiserslautern.
Zentraler Punkt in der Marschroute von Stepanovic ist es, die gegnerischen Mittelfeldspieler
Mario Basler und Youri Djorkaeff auszuschalten. Dabei plant der Coach vor allem mit seinem
Kapitän Lars Schmidt. Der soll sich vornehmlich um Djorkaeff kümmern. Basler, auf der rechten
Seite der Lauterer eingesetzt, wird es mit den schnellen OFC-Spielern Stefan Simon und
Patrick Dama zu tun bekommen. Bei der Aufstellung will "Stepi" weitestgehend dem Team
vertrauen, das zuletzt dem VfR Mannheim 0:2 unterlag. Einzige Veränderung: der
brasilianische Neuzugang Marcio, unter der Woche von Mainz 05 ausgeliehen, wird aller
Voraussicht nach im Sturm von Beginn an spielen. Für den erkrankten Oliver Speth könnte
Matthias Becker, der mit dem SV Wehen in Verbindung gebracht wird, im zentralen Mittelfeld
auflaufen. Am Wochenende wird Stepanovic mit seinem Kader ein Trainingslager in Hofheim
beziehen. Der Gegner aus Kaiserslautern befindet sich bereits seit dem vergangenen Mittwoch
in Bad Kreuznach im Übungscamp. Der einzige Schuh, der Stepanovic noch sprichwörtlich
drückt: Er konnte in seiner Karriere noch nie gegen eine Mannschaft gewinnen, die von seinem
Kollegen Otto Rehhagel trainiert wurde.
(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)
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Beim Krisengipfel gegen "König Otto" den ersten Blumentopf gewinnen Für die Offenbacher Kickers bietet der Vergleich im DFB-Pokal mit Kaiserslautern die Chance zur Aussöhnung mit den Fans
Otto ? Oh nein, den findet "Stepi" gar nicht gut. Nicht, dass Dragoslav Stepanovic
persönlich etwas gegen seinen Kollegen aus Kaiserslautern, Otto Rehhagel, hätte;
der Fußballlehrer der Offenbacher Kickers mag mit seinen Mannschaften nur nicht
so gerne gegen die von Rehhagel betreuten antreten. Das hat einen einfachen
Grund, denn während seiner Zeit als Coach bei Eintracht Frankfurt und Bayer
Leverkusen hat Stepanovic meist keinen Blumentopf in den Duellen mit "König
Otto" ergattern können, im DFB-Pokal gar, sagt der 51 Jahre alte Serbe, "habe ich
noch nie gegen Otto gewonnen".
Und flugs erzählt er die Geschichte, als er Anfang der 90er das Traineramt bei der
Eintracht übernahm und im Halbfinale Rehhagels Werder Bremen der Gegner war.
Bis zur 82. Minute führte die Eintracht im Waldstadion 2:1, dann verlor Stürmerstar
Anthony Yeboah die Nerven, checkte seinen Gegenspieler recht unsanft mit dem
Ellenbogen und wurde vom Platz gestellt. Die Hanseaten erzielten den Ausgleich,
und auch nach 120 Minuten hieß es 2:2. Im Rückspiel, das es damals noch gab,
ist die Eintracht dann ein bisschen baden gegangen, oben, im hohen Norden. "Wir
haben ganz knapp verloren", sagt Stepanovic und grinst sich eins: "6:2."
Heute kann er darüber lachen, zumal er mit seinem neuen Verein, Kickers
Offenbach, am kommenden Montag die Chance hat, seine ganz persönliche Bilanz
gegen Rehhagel ein wenig aufzupolieren, denn dann kommt der 1. FC
Kaiserslautern auf den Bieberer Berg (20.30 Uhr, live im ZDF); die erste
Hauptrunde des DFB-Pokals steht auf dem Programm. Und irgendwie kann man
sich des Eindrucks nicht erwehren, dass das Los da zwei Teams zueinander
geführt hat, die zurzeit auch füreinander bestimmt sind. Der OFC ist Letzter der
Regionalliga Süd, hat einen Punkt, die Pfälzer sind Letzter in der Bundesliga,
haben gar keinen Zähler. Bei beiden Klubs ist ordentlich Feuer unterm Dach, da
wackeln sie in Kaiserslautern ungeniert an Ottos Thron, Krisengipfel folgt auf
Krisengipfel, und in Offenbach haben die Fans unlängst demonstriert, was sie
derzeit von ihren Lieblingen halten: gar nichts nämlich. Not, könnte man daher
ketzerisch sagen, trifft auf Elend. Nur ist es auch so, dass die Vereine zwei
Klassen trennen, in Lautern spielen immerhin Stars wie Mario Basler oder Youri Djorkaeff.
Und in Offenbach ? Na ja, da freuen sie sich ganz bescheiden, das erste Mal seit
dem Abstieg nicht als Favorit ins Spiel gehen zu müssen. Die Kickers, die ein
Trainingslager in Hofheim beziehen werden, sind krasser Außenseiter, der
Underdog. Und in dieser Rolle fühlen sich die Hessen pudelwohl, besonders
großen Druck verspüren sie nicht auf dem Bieberer Berg, wo 18 000 bis 20 000
Zuschauer erwartet werden. Die Offenbacher Fußballspieler sollen, ginge es nach
ihrem Trainer, nur zeigen, dass "sie so schlecht gar nicht sind, gegen einen
Bundesligisten bestehen können". Seine Recken, verspricht Stepanovic, seien
hellwach, sie brennen auf das Spiel: "Da muss ich niemanden heiß machen, sie
werden an ihre Grenzen gehen, über sich hinauswachsen."
Tapfer spricht er von einer "reellen Chance, es kann alles passieren, wir müssen
nur daran glauben; die Lauterer wissen, dass sie sich hier blamieren können". Mit
einem Schlag, dessen sind sie sich beim OFC bewusst, könnten die ganzen
Pleiten und Pannen der vergangenen Wochen zwar nicht weggewischt, sehr wohl
aber erträglicher gemacht werden, wenn, ja, wenn nur der große Coup gelingen, der
Erstligist, der seit Mittwoch ein Trainingslager in Bad Kreuznach bezogen hat, aus
dem Pokal gekegelt würde.
Der Trainer tut in diesen Tagen alles dafür, dass seine Kicker "ein bisschen Spaß
haben, ein bisschen lachen und ein bisschen zu einer Mannschaft werden". Daher
ist er mit seinen Jungs auch am Donnerstag Bowling spielen gegangen, das
Gemeinschaftsgefühl, das bislang nicht sonderlich ausgeprägt war, soll gestärkt
werden, "denn nur zusammen sind wir stark". Stepanovic, der seine Elf auf 120
Minuten eingestellt hat und im Training Elfmeterschießen üben lässt, hofft auf
einen Hexenkessel, auf eine Aussöhnung mit den Fans, und er bittet sie
gleichzeitig um Geduld: "Wir haben keine bessere Mannschaft" - über Nacht könne
er keine Wunder vollbringen. Immerhin hätten die Spieler begriffen, "wie schwer es
ist, einen Schritt nach vorne zu machen, wenn man unten drin steht". Es wird ja
auch langsam Zeit.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Marcio soll das Spiel der Offenbacher Kickers beleben Der brasilianische Stürmer kommt vom FSV Mainz 05 / SV Wehen hat Interesse an Matthias Becker bekundet
Das Wasser steht Kickers Offenbach schon jetzt bis zum Hals, die Not ist
verdammt groß, und also hat der auf dem 18. Tabellenplatz rangierende
Regionalligist kurzerhand auf dem Transfermarkt zugeschlagen; vom Zweitligisten
FSV Mainz 05 wechselt Stürmer Marcio Rodriguez Machado - Künstlername:
Marcio - an den Bieberer Berg. Der Brasilianer ist bis zum Saisonende
ausgeliehen, der OFC besitzt aber eine einseitige Kaufoption.
Schön und gut, was aber, möchte man fragen, wollen die Kickers eigentlich mit
einem Stürmer ? Schließlich haben Trainer Dragoslav Stepanovic und Manager
Klaus Gerster in den vergangenen Wochen stets betont, das Hauptproblem der
Offenbacher liege nicht im Angriff, sondern im Mittelfeld. War da vielleicht die pure
Verzweiflung Antriebsfeder? Nein, wiegelt Stepanovic ab, einen Mann fürs Kreative
wolle er auf alle Fälle noch, aber wenn man einen Spieler wie den 25 Jahre alten
Marcio haben könne, müsse man eben zugreifen.
Marcio ist also da, obzwar der Deal am Veto von FSV-Trainer René Vandereycken,
der Marcio zwar nicht einsetzte, ihn aber trotzdem nicht ziehen lassen wollte, zu
scheitern drohte. Am Wochenende änderte der Belgier seine Meinung, und Gerster
glaubt, in Marcio, der sich in Mainz nie durchsetzen konnte, "den Spielertyp
gefunden zu haben, den wir brauchen". Der Angreifer, der mit der zweifelhaften
Empfehlung von ganzen vier Toren in 39 Zweitligaspielen kommt, soll für mehr
Durchsetzungsvermögen in des Gegners Strafraum sorgen, denn Tobias Schindler,
Nazir Saridogan und Patrick Würll sind nun nicht gerade das, was man unter
"Brechern" versteht, sie sind eher zartgliedrig oder kleingewachsen.
Der 1,87 Meter große und 84 Kilogramm schwere, technisch beschlagene Spieler
hingegen ist ein robuster Kerl. "Marcio ist ein unbequemer Mittelstürmer, eine
richtige Nummer 9", sagt der Manager, dessen Rücktritt immer unwahrscheinlicher wird.
Auch Stepanovic hofft auf mehr Belebung im Spiel seiner Mannschaft; er schätzt
den Südamerikaner, der zwei Jahre lang am Bruchweg stürmte und heute erstmals
mit seinen neuen Kollegen trainieren wird, als kompletten, spiel- und laufstarken
Akteur ein. "Leider fehlt ihm die Spielpraxis." Die anderen Kickers-Spieler haben
übrigens noch einmal zehn Tage Zeit, um zu zeigen, was in ihnen steckt, danach
werden Trainer und Manager entscheiden, ob der eine oder andere Akteur
abgegeben werden soll.
Bei einem ist die Entscheidung schon gefallen: Matthias Becker spielt, wie Gerster
erklärt, in den Planungen des Klubs keine Rolle mehr. "Man tut dem Matze doch
keinen Gefallen, mit seiner Spielweise kommt er hier nicht an", sagt der Manager,
"er ist nicht der Spieler, der auf den Bieberer Berg passt." Vielleicht hätten sie sich
das in Offenbach schon früher denken können.
Ein Abnehmer scheint für den 26-Jährigen auch gefunden, Ligakonkurrent SV
Wehen hat Interesse bekundet. Becker hatte erst kürzlich Wehens Kapitän Oliver
Bunzenthal angerufen und ihm erzählt, dass er sich beim OFC nun gar nicht mehr
so wohl fühle, was auch nur zu verständlich ist, denn der Fußballer, der sich nicht
selten fragte, "was ich den Leute hier getan habe", wird vom Offenbacher Anhang
nahezu angefeindet. Zum einen, weil er früher beim verhassten Nachbarn Eintracht
Frankfurt spielte, zum anderen, weil er sich mit seiner aufreizenden, manchmal gar
überheblichen Art, Fußball zu spielen, keine Freunde geschaffen hat. Bunzenthal
hat seinen Spezi aus gemeinsamen Eintracht-Tagen jedenfalls in Wehen in den
höchsten Tönen angepriesen, er sei ein Spieler, der dem Verein weiterhelfen
könne, teilte er dem Sportlichen Leiter Bruno Hübner mit, der wiederum schon
Kontakt zu Gerster aufgenommen hat. Hübner will sich nun mit Trainer Gerd
Schwickert und Bunzenthal beraten, ehe er in Verhandlungen mit dem OFC
einsteigen wird. Becker und der SV Wehen, mal sehen, ob das zusammenpasst.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Präsidium stärkt Gerster Marcio soll es richten
Die Wogen, aufgeworfen durch die sportliche Talfahrt des Zweitliga-Absteigers,
glätten sich langsam. Noch überdenkt Manager Klaus Gerster zwar sein
öffentlich ausgesprochenes Rücktrittsangebot, nachdem das Umfeld lautstark
seine Demission gefordert hatte. Vereinsintern wurde Gerster jedoch in den
vergangenen Tagen intensiv das Vertrauen ausgesprochen. "Wir haben ihn von
Präsidiumsseite bestärkt, am Bieberer Berg zu bleiben", so Vizepräsident
Wilfried Kohls, der mit seinen Kollegen den stark kritisierten Manager stützt.
Am Dienstag handelte Gerster, ergänzte das derzeit erfolglose Team durch
einen neuen Stürmer. Mit Machado Marcio-Rodrigues (25) kommt bereits der
fünfte Neuzugang für die OFC-Offensive. Der Brasilianer wurde vom
Zweitligisten FSV Mainz 05 bis zum Saisonende - mit einer Option auf zwei
weitere Jahre - ausgeliehen. Marcios Kopfballstärke beeindruckte Trainer
Dragoslav Stepanovic, der eigentlich die Verpflichtung eines Defensivspielers
favorisiert hatte.
Beim FSV Mainz war es dem Stürmer, der 1998 von Internacional Santa Maria
gekommen war, unter den Trainern Wolfgang Frank, Dirk Karkuth und René
Vandereycken nicht gelungen, sich für die Stammelf zu empfehlen. In der
abgelaufenen Saison brachte es Marcio auf zwei Tore bei 18 Einsätzen (kicker-
Notenschnitt: 3,9), von denen allerdings nur ein Einziger über 90 Minuten dauerte.
(Von Holger Kliem, KICKER ONLINE)
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Kickers verpflichten neuen Stürmer
Kickers Offenbach hat einen neuen Stürmer verpflichtet. Der Brasilianer kommt vom
Zweitligisten FSV Mainz 05.
Die Offenbacher Kickers haben den Stürmer Rodriguez Marcio, geb. am 25.04.75, vom FSV Mainz 05 bis zum 30.06.2001
augeliehen.Der OFC hat eine Option auf weitere 2 Jahre.
Der neue Brasilianer spielt seit der Saison 98/99 in Mainz. Kam 39 mal zum Eisatz und erzielte dabei 4 Tore. Bei einer
Körpergröße von 187cm wiegt er 84Kg. Spielte davor bei EC Internacional Santa Maria in Brasilien.
(Von allen !)
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Ein Plakat, die Polizei und der OFC
Offenbach (bam). Die unglückliche Geschichte eines Transparentes: Wer hat wann
am Freitagabend am Bieberer Berg angeordnet, das Banner mit der Aufschrift "Wir
waren stolz auf diesen Verein" zu entfernen? Was war vor der Regionalliga-Partie
OFC gegen VfR Mannheim abgesprochen?
Die Richtlinien des DFB gelten auch in der dritten Liga: Den Ordnungskräften
muss der freie Blick auf die Zuschauerränge gewährt sein. Das mehrere Meter lange
Transparent, aufgehängt am Zaun vor den Stehrängen, verhinderte dies. Deswegen
gab's Ärger (unsere Zeitung berichtete). Ausgemacht war laut Polizeisprecher
Karlheinz Raupach: Fünf Minuten darf das Banner hängen, dann muss es weg. Als
nach etwa einer Viertelstunde das Transparent immer noch am Zaun festgeknotet
war, starteten Ordnungskräfte den Versuch, es zu entfernen. Aufgebrachte Fans
bewarfen daraufhin Ordner des Sicherheitsdienstes, kletterten auf den Zaun. Polizei
marschierte massiv auf. Eine Aktion, die OFC-Geschäftsführer Jörg Hambückers
nicht weiter bewerten wollte. Er sagte nur: "Ich war der Meinung, dass die Anwesenheit
von Polizei vor Block zwei für zusätzliche Unruhe sorgte. Deswegen bat ich die
Polizei, sich zurückzuziehen." Was die Beamten auch taten. Das Transparent, inzwischen
an der einen Seite vom Zaun gelöst, wurde (von OFC-Manager Klaus Gerster) wieder befestigt.
Wurde das Transparent anfangs in der Mitte angezündet (und die Flammen gelöscht),
brannte es später heftig. Davor hatten Ordner und Polizei gewarnt, wollten ihre
Aktion als Gefahrenabwehr verstehen. Das Banner habe über einem Fluchttor gehangen.
Konsequenzen für das Pokalspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern am Montag (20.30
Uhr) unter Flutlicht? Morgen gibt's eine Besprechung mit dem Ordnungsdienst.
"Der Termin war aber schon vorher ausgemacht", sagte Hambückers. OFC-Manager
Klaus Gerster: "Wir sind im Pokal bundesweit präsent. Die Kickers-Fans sollten
sich von ihrer besten Seite zeigen. Ich bin überzeugt: Sie werden es tun."
(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)
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Versäumnisse werden immer offenkundiger Die Kickers liegen wie angeknockte Boxer auf dem Rücken / Manfred Binz moniert Neururers Trainingsmethoden
Wie wäre es denn, wenn sie oben auf dem Bieberer Berg die Tabelle der Regionalliga
Süd aufhängen würden ? Man müsste sie, na klar, nur umdrehen, auf den Kopf stellen,
und schon wäre alles so richtig super. Die Offenbacher Kickers wären da, wo sie
eigentlich jeder erwartet hatte, ganz vorne, Tabellenführer, sie könnten in den
buntesten Farben vom Wiederaufstieg in die Zweite Bundesliga träumen. Wäre das nichts ?
Die Realität aber sieht leider, leider ganz anders aus, die Kickers haben einen
Punkt, sind das Schlusslicht, was Trainer Dragoslav Stepanovic nur "grausam"
findet, das Saisonziel, der Aufstieg, ist, wie Manager Klaus Gerster freimütig
einräumt, "ad acta" gelegt, alles andere wäre "Unsinn". In Offenbach kann die
Sonne derzeit vom Himmel knallen, wie sie will, über dem Bieberer Berg ist der
Himmel wolkenverhangen, es ist trist und grau und eiskalt. Der große Traditionsverein
ist am Boden, wie ein angeknockter Boxer liegt er auf dem Rücken und kommt einfach
nicht auf die Beine. Trainer Stepanovic ist der einzige, der offenbar noch blendende
Laune hat, gute Miene macht er zu einem Spiel, das selbst ihm eigentlich die
Stimmung vermiesen müsste. Er habe schon weitaus schlimmere Situationen meistern
müssen, sagt der Trainer, "wir müssen uns am eigenen Schopf aus dem Schlamassel ziehen".
Und daher hat der Serbe das Training angezogen, bis Donnerstag wird die Mannschaft
zweimal täglich trainieren, den ganzen Tag über bleibt sie zusammen, es soll
viel miteinander gesprochen, das Gemeinschaftsgefühl gestärkt werden. Stepanovic
wird seine ohnehin schwer verunsicherten Recken aber nicht über Gebühr belasten,
"ich werde nicht auf Teufel-komm-raus trainieren lassen", sondern das Training
wohl dosieren, individuell gestalten. So oder so, der Ruf nach Verstärkungen
wird immer lauter, und Geld, sagt Gerster, sei noch vorhanden, blöd nur, dass
der Markt, wie Stepanovic erklärt, "abgegrast ist".
Immer deutlicher werden nun übrigens die Versäumnisse während der kurzen Vorbereitungszeit.
Dass die Mannschaft körperlich in einem miserablen Zustand ist, hat sich mittlerweile
ja rumgesprochen, dass der vor zwei Wochen zurückgetretene Trainer Peter Neururer
aber auch im taktischen Bereich einige Defizite gehabt habe, wurde jetzt von
Libero Manfred Binz thematisiert, der an den Trainingsmethoden des 45-Jährigen
kein gutes Haar lässt. In seiner Funktion als Mitglied des Spielerrates habe
er Neururer mehrfach auf einige Missstände hingewiesen, unter anderem habe Binz
moniert, dass im Training kaum Standardsituationen geübt worden seien. Nur Neururer
juckte das offenbar herzlich wenig, alles blieb beim Alten, und Binz merkte schnell,
"dass man als Spieler nur eine gewisse Macht hat - da müssen Leute reagieren,
die am Hebel sitzen". Die aber ballten die Faust in der Tasche und ließen Neururer
gewähren. Für Binz' Geschmack ist auch viel zu früh vom Aufstieg gesprochen worden.
"In unserer Verfassung hätte ich das Thema nicht angeschnitten." In der jetzigen
misslichen Situation nimmt sich der Libero selbst in die Pflicht, "ich muss das Wort ergreifen".
Genauso wie Kapitän Lars Schmidt, der moniert, dass die ureigenen Kickers-Tugenden
verloren gegangen seien, "der bedingungslose Wille fehlt". Die Mannschaft sei
verunsichert, aber man dürfe nicht in Panik verfallen, sondern sich im Training
"das Recht auf Erfolg" erarbeiten, "wir müssen uns stellen, ein Erfolgserlebnis
erzwingen". Für die Enttäuschung der Fans hat Schmidt Verständnis, nicht aber
für die Art und Weise, wie diese geäußert wurde. Die "extrem aggressive Stimmung"
habe ihn geschockt, zudem könne es nicht angehen, dass einzelne Spieler (wie
Tom Stohn oder Matthias Becker) angefeindet würden.
Was also bleibt für die Kickers ? Nicht viel, außer die Tatsache, dass am kommenden
Montag der ebenfalls krisengeschüttelte 1. FC Kaiserlautern im DFB-Pokal an den
Bieberer Berg kommt. Und da treffen ja dann die richtigen Vereine aufeinander.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Tritt Klaus Gerster zurück?
Offenbach. In der Fußball-Regionalliga Süd sind erst vier Spieltage absolviert. Aber beim
Zweitliga-Absteiger Kickers Offenbach herrscht Frust statt Lust. Statt an der Spitze liegen die
Kickers sieglos am Tabellenende. Der Club und sein Umfeld befinden sich nach dem bitteren
0:2 gegen den VfR Mannheim in einem Schockzustand.
Die Folge der Talfahrt ist klar: Die Vereinsführung steht unter Beschuss, aber während sich die
Vizepräsidenten Ulf Tunn und Wilfried Kohls samt Gefolge stillschweigend zurückziehen, geht
Manager Klaus Gerster in die Offensive. Der "Macher", am Freitag die Zielscheibe wütender
Anhänger, schließt einen Rücktritt nicht mehr aus. "Das muss ich mir nicht mehr antun, mich
so beschimpfen zu lassen", will Gerster nicht zur Tagesordnung übergehen. In den kommenden
Tagen wird er sich Zeit nehmen, um eine Entscheidung zu fällen. Ausgiebige Gespräche
möchte er führen und ein paar Tage in Urlaub fahren, ehe er seine Entschluss bekannt gibt.
Zu tief sitzt der Stachel der Enttäuschung, nachdem ein Großteil der 8000 Zuschauer nach der
neuerlichen sportlichen Pleite lautstark "Gerster raus!" skandierte. "Es gab schon immer
Kreise, die mich hier nicht gern gesehen haben", beurteilt Gerster die Situation. Seit viereinhalb
Jahren zieht er nun die sportlichen und wirtschaftlichen Fäden auf dem Bieberer Berg, stieg ein,
als die Kickers mit Millionenschulden in der Oberliga vor dem Konkurs standen. Fortan ging es
zunächst bergauf, zwischenzeitlich sogar bis in die Zweite Bundesliga.
Warum aber entlädt sich die gesamte Wut ausgerechnet gegen Gerster? Klar ist, dass der
polarisierende "Macher" in seiner Funktion als sportlicher Leiter am Erfolg und Misserfolg des
unter seiner Leitung zusammengestellten Teams gemessen wird. Und die Mannschaft versagt
derzeit. Aber vielmehr ist es auch die Arbeitsphilosophie des "ehrenamtlichen Angestellten"
(Gerster), die ihn zum Feindbild der OFC-Fans macht. Der wollte ein Team aus
lokalverbundenen Akteuren aufbauen, bediente sich dabei mehrfach bei ehemaligen Profis der
Frankfurter Eintracht - dem Offenbacher "Erzfeind". Das zusätzliche Engagement von Dragoslav
Stepanovic, der 1992 am letzten Spieltag mit der Eintracht die deutsche Meisterschaft
verspielte und am Freitag von den OFC-Fans mit einem Pfeifkonzert empfangen wurde, war
dem Anhang der Kickers dann wohl endgültig zu viel und brachte das Fass zum Überlaufen.
"Vielleicht haben wir das sensible Thema Eintracht unterschätzt", muss Gerster nun
eingestehen. Noch will er sich nicht festlegen, wie seine Zukunft auszusehen vermag. Denn,
und das ist auch Gerster klar: Sollte sich der sportliche Erfolg einstellen, würden wohl auch die
Kritiker beschwichtigt werden.
Aber die Enttäuschung ist groß. "Ich habe noch nie erlebt, dass so schnell alles vergessen ist,
was ich für den Club geleistet habe. Da kann ich nicht einfach weitermachen, als wäre nichts
gewesen", erklärte Gerster. Zumindest die Mannschaft steht hinter dem umstrittenen
Kickers-Managers. In einem offenen Brief haben die Spieler an ihre Fans appelliert und Gerster
das Vertrauen ausgesprochen: "Die Mannschaft steht geschlossen hinter Gerster", hieß es in
einem Schreiben des Mannschaftsrats.
(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)
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Kickers-Hilfe von Waldhof Mannheim?
Offenbach (bam). In einem Interview kündigte OFC-Manager Klaus
Gerster an: Es ist noch Geld in der Kasse für Neuverpflichtungen;
und die Kickers wollen sich von einigen Spielern trennen, mit deren
Leistung sie nicht zufrieden sind. Kritik gab es in der Vergangenheit
an Stürmer Matthias Becker, Spielmacher Tom Stohn, Manndecker
Michael Köpper. Aber auch andere sind umstritten. Über die Zahl der
Spieler, die gehen sollen, äußerte sich Trainer Dragoslav Stepanovic
nicht. Er sagte nur: "In Spanien packen Spieler, die nicht mehr
berücksichtigt werden, ihre Sachen. In Deutschland berufen sie sich
auf ihre Verträge."
Sollten die Kickers personell nachlegen, wollen sie kein Risiko
eingehen. Ein Ausleihgeschäft ist wahrscheinlich. Nachdem
Stepanovic besonders Kritik am Spielaufbau übte, dürfte für diese
Position die Suche besonders intensiv sein.
Kann Ex-Konkurrent Waldhof Mannheim helfen? Aus Mannheimer
Kreisen war nach dem 0:5 des SV Waldhof bei St. Pauli zu hören:
Gleich drei Spieler wären abzugeben. Yahaya Mallam, Carsten Lakies
und Sascha Licht.
Mittelfeldspieler Mallam gilt als hochbegabt, aber verletzungsanfällig.
Stürmer Carsten Lakies (früher Darmstadt 98) wäre ein Kandidat für
den Angriff. Der 25-jährige Licht (früher SC Weismain) hat als
Lieblingsposition die Rolle hinter den Spitzen und kommt derzeit an
der starken Konkurrenz bei Waldhof nicht vorbei.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Erstmals erlebt, welche Macht die Fans haben
Offenbach Lars Schmidt (34) ist ein Offenbacher. 1999, 14 Jahre
nachdem er beim OFC weggeschickt wurde, kehrte er zu den Kickers
zurück, wurde Kapitän. Seine vorherige Stationen waren Karlsruher
SC, SpVgg Bad Homburg, Gemaa Tempelsee und SG Rosenhöhe.
Frage: Herr Schmidt, wer oder was kann dem OFC in der aktuellen
Situation helfen?
Lars Schmidt: "Nur ein Erfolgserlebnis."
Frage: Vier Anläufe gingen schief, wie soll's klappen?
Schmidt: "Wir müssen uns zusammenraufen. Die Grundtugenden des
OFC sind verloren gegangen: dazu gehört auch bedingungsloser
Wille. Wir hatten uns gegen Mannheim vorgenommen, den Rasen
umzupflügen. Doch wir kommen zu spät in die Zweikämpfe, es fehlt
das Selbstvertrauen. Eine ganz schwierige Situation, wenn die Fans
nicht hinter der Mannschaft stehen. Gegen den VfR Mannheim ist mir
erstmals richtig bewusst geworden, welche Macht die Fans haben,
ein Spiel zu beeinflussen."
Frage: Wie groß ist bei der Mannschaft das Verständnis für die
Anhänger?
Schmidt: "Wir haben Fans, die in jeder Hinsicht extrem reagieren -
bei Erfolg und bei Misserfolg. Aber ich habe das Gefühl, dass auch
unter den Fans keine große Einigkeit herrscht. Der OFC hat nur eine
Chance, wenn er sich als Einheit präsentiert. Aber da ist in erster
Linie die Mannschaft gefordert. Und ein wenig Zuspruch würde uns
Spielern auch gut tun."
Frage: Sie tragen die Kapitänsbinde...
Schmidt: "...und muss mehr Einfluss nehmen. Auch ich bin mit meiner
Leistung unzufrieden."
Frage: Wie wird die Mannschaft reagieren?
Schmidt: "Wir werden in dieser Woche viel Zeit miteinander
verbringen, hart trainieren, viel miteinander sprechen. Es soll bitte
keiner denken, uns sei die Situation egal"
Mit Lars Schmidt sprach Martin Batzel
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Gerster darf nicht fliehen
Nüchtern betrachtet kann das Fazit der Situation am Bieberer Berg
nur lauten: Der OFC in seiner desolaten Lage braucht derzeit Klaus
Gerster mehr als der Manager die Kickers. Die Mannschaft hat keinen
Kopf, der Vorstand wenigstens einen starken Mann, wenn dieser
auch in den Augen seiner Kritiker zu mächtig scheint.
Den Gegnern des Managers mag es nicht schmecken: Doch ohne
Klaus Gerster geht es momentan nicht. Ob und wie es mit Gerster
weitergeht, bleibt jedoch abzuwarten.
Klaus Gerster arbeitete seit seinem Einstieg beim OFC vor viereinhalb
Jahren hart und erfolgreich für den Verein - und konsequent darauf
hin, alle Fäden in den Händen zu halten. Die teilweise persönliche
Kritik, die ihn nun trifft, muss er wegstecken. Sollte er jetzt
abtreten, wird ihn der Vorwurf stets begleiten, die Flucht ergriffen
zu haben, als Not und Kritik am größten waren.
Dem Verein fehlt eine ordnende Hand an der Spitze. Die Macht des
Managers am Bieberer Berg ist groß - zu groß. Fraglich ist nur, ob er
freiwillig Macht abgibt. Wenn sich bis zur Jahreshauptversammlung
Ende des Jahres ein neuer, starker Präsident findet, darf nach den
bisherigen Erfahrungen in Frage gestellt werden, ob und wie das
Zusammenspiel mit dem Manager klappt.
Der Vorwurf ist irrational, die zu große Zahl an Ex-Spielern der
Frankfurter Eintracht sei für die OFC-Misere verantwortlich. Aber im
Fußball zählen Emotionen. Sie gehören zum Geschäft, damit wird viel
Geld verdient - auch bei Kickers Offenbach. Gerster muss sich
ankreiden lassen, die Fußball-Seele der Kickers-Fans falsch
eingeschätzt zu haben. Wenn's läuft, fragt keiner nach den
vorherigen Stationen derer, die die Tore schießen. Aber wehe es
läuft aus der Spur...
Gerster hat vor Saisonbeginn unnötig für Druck gesorgt: Was als
Spitze in Richtung Ex-Trainer Peter Neururer gemeint gewesen sein
dürfte - "Wir haben einen Schuss, und der muss sitzen" - kommt
jetzt zurück. An diesen Worten werden Gerster und das Abschneiden
des OFC gemessen. Deswegen ist es an der Zeit, unmissverständlich
zu sagen: Der OFC-Start ging daneben, vom Saisonziel direkter
Wiederaufstieg müssen sich die Kickers vorerst verabschieden. Auch
wenn's schmerzt.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Siegen gewinnt: OFC ist wieder Tabellenletzter
Offenbach. Neue Liga, altes Gefühl: Die Offenbacher Kickers sind am
vierten Spieltag der Regionalliga Süd Letzter, nachdem die
Sportfreunde Siegen ihr Spiel gegen Burghausen mit 3:2 gewannen.
Soweit war der OFC in der Zweiten Liga nach dem fünften Spieltag.
Gut zwei Monate nach dem Zweitligaabstieg hängen die Kickers im
Tabellenkeller. Am Freitag nach dem 0:2 gegen den VfR Mannheim,
einer schwachen Leistung der Mannschaft (kleiner Lichtblick Oliver
Speth) verbrannten Fans OFC-Fahnen und -Banner; griffen Manager
Klaus Gerster während und nach dem 0:2 gegen den VfR Mannheim
heftig an, der persönlich attackiert wurde, forderten seinen Rücktritt.
Vier Zitate Gersters geben die Stimmungslage des OFC-Managers
nach dem schwarzen Freitag wider:
"Wenn Tausende "Gerster-raus" rufen, dann stehe ich der Sache
nicht im Weg."
"Ich habe nach den Erfahrungen vom Freitag den Eindruck, dass
ich den Leuten im Weg bin."
"Ich arbeite in diesem Jahr bei Kickers ehrenamtlich, beziehe kein
Gehalt. Bisher hat es mir immer Spaß gemacht. Und solange es Spaß
bereitet, mache ich weiter. Am Freitag hat es zum ersten Mal keinen
Spaß gemacht. Und ich muss mir die Frage beantworten, ob es mir
irgendwann wieder Freude macht."
"Ich habe in Offenbach viereinhalb Jahre erfolgreich gearbeitet.
Nicht dass die Erfolge vergessen werden, hat mich getroffen. Aber
dass sie so schnell vergessen werden. Ich bin tief enttäuscht.
Beschimpfen lasse ich mich grundsätztlich nicht."
Klaus Gerster sucht eine Entscheidung und vorher Gespräche. Das
Präsidium kommt in dieser Woche zusammen, der Begriff
Krisensitzung ist nicht übertrieben. Am Donnerstag geht der Manager
in einen Kurzurlaub, will Abstand gewinnen. Rückkehr am Sonntag;
tags drauf will er im Pokalspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern
(Montag, 20.30 Uhr) wieder auf der Tribüne des Bieberer Bergs
sitzen. Und im Heimspiel gegen den SC Pfullendorf? Dann wohl auch.
Wenn Gerster zurücktritt, dann nur nach reiflicher Überlegung ("Es
gibt keinen Schnellschuss"); und wenn der Rücktritt kommt, dann
nur, "wenn die Geschäfte ordentlich übergeben sind". Er habe beim
FSV Frankfurt erlebt, was passieren könne, "wenn man weg ist und
sich nicht mehr wehren kann".
Gerster wollte aus seinen Worten keine Tendenz herausgehört
wissen. Auch wenn er konkrete Überlegungen habe. Am
Wochenende jedenfalls erhielt er Rückendeckung von Trainer
Dragoslav Stepanovic ("Wer jetzt in Panik gerät, hat schon
verlorern") und auch vom Mannschaftsrat des OFC. Manfred Binz,
Stefan Dolzer und Kapitän Lars Schmidt bezeichneten in einem von
ihnen unterschriebenen Brief die Unmutsäußerungen gegen den
Manager als "nicht nachvollziehbar". Die Mannschaft stünde
geschlossen hinter Klaus Gerster, sei sich bewusst, "dass die bislang
gezeigten Leistungen kritische Äußerungen der Fans hervorrufen.
Unverständlich sind jedoch die Anfeindungen, die sich einzelne
Spieler ...gefallen lassen mussten. Jeder Spieler identifiziert sich mit
dem Verein und den Fans und ist als Offenbacher anzusehen..
Alleine die Mannschaft ist für das Auftreten auf dem Platz verantwortlich."
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Am schwersten wiegt der Liebesentzug der OFC-Fans Der Technische Direktor Klaus Gerster will erst einmal sehen, "ob das hier überhaupt noch Sinn macht"
Des Volkes Seele brodelt, sie kocht fast über, draußen, vor dem Presseraum am
Bieberer Berg. Da wird an die Tür getrommelt, gegen die Fensterscheibe gehämmert,
die Fans der Offenbacher Kickers schimpfen und brüllen: "Eintracht-Schweine !",
"Gerster raus !", "Stepi raus !", die Polizei riegelt derweil einen Teil des
Geländes ab, und drinnen ist es fast ein bisschen unheimlich, heiß und stickig
und vollbepackt, und irgendwie bedrohlich. Klaus Gerster und Dragoslav Stepanovic
steht die Anspannung ins Gesicht geschrieben, die Mienen sind wie in Fels gemeißelt.
Des Managers Wangen sind leicht gerötet, und der Trainer sieht aus, als wäre
er um Jahre gealtert. Da sitzen sie, zwei Verlierer, und sie ringen um Fassung.
Der Schock sitzt tief, und was viel schwerer wiegt als die wieder mal blamable
Vorstellung beim 0:2 gegen den VfR Mannheim, ist der Liebesentzug durch die Fans,
blanker Hass schlägt den OFC-Verantwortlichen entgegen; und die Anhänger haben
bei ihrer fast schon verzweifelten Suche nach einem Sündenbock einen Schuldigen
gefunden: "Gerster raus !". Wüst ist der Technische Direktor beschimpft worden,
unflätig und niveaulos, und also denkt Gerster über seinen Rücktritt nach. "Ich
lasse mich nicht beschimpfen. Niemand hat das Recht dazu, auch nicht die Fans."
Den Ärger der Anhänger könne er zwar verstehen, es sei auch in Ordnung, dass
der Zorn "personifiziert" werde, allerdings gebe es Grenzen, und wenn die überschritten
würden, müsse er über Konsequenzen nachdenken, sagt Gerster und fügt an: "Die
Fans schaden damit nur dem Verein; sie sollen die Mannschaft endlich in Ruhe
lassen, denn sonst machen sie sie kaputt." Den Spaß habe er am Freitagabend verloren,
und sein Sohn habe ihn nach den Beschimpfungen gefragt: "Papa, warum machst du
das überhaupt ?" "Das frage ich mich auch", hat er geantwortet.
Aus bestimmten Fan-Kreisen, teilt Gerster mit, sei schon seit längerem Stimmung
gegen ihn, der Offenbach zu einer Eintracht-Filiale verkommen lassen habe, gemacht
worden, und wenn, wie zurzeit, alles schief laufe, potenziere sich diese negative
Einstellung, "im Niedergang fällt so etwas auf nahrhaften Boden". Am Sonntagnachmittag
flatterte dann ein Fax in die Redaktionsstube, auf dem der Spielerrat Stellung
bezogen hat: "Die Mannschaft steht geschlossen zu Klaus Gerster !"
"Wut und Hass", befindet Gerster, "sind schlechte Ratgeber", und eben aus diesem
Grund wolle er nicht in einer Kurzschlusshandlung die Brocken hinschmeißen, sondern
erst einmal abwarten. In den kommenden Tagen werde er einige Gespräche mit vertrauten
Personen führen, und er werde sehr genau die Strömungen im Umfeld ausloten, um
festzustellen, "wie viele Gegner ich wirklich habe". Anschließend wird der Manager
bis Sonntag ein paar Tage Urlaub machen, abschalten, Abstand gewinnen, "und dann
werden wir sehen, ob das hier überhaupt noch Sinn macht". Auch die Spieler waren
ob der giftigen und höchst aggressiven Atmosphäre am Bieberer Berg, der in diesen
Tagen einem Pulverfass gleichkommt, geschockt. Minutenlang kauerten die Akteure
nach dem Schlusspfiff in den Katakomben, ängstlich und verstört. Später dann,
beim Auslaufen, stellten sich Nazir Saridogan und Stefan Dolzer den Fans, und
der Manndecker wurde gar fuchsteufelswild: "Das geht mir tierisch auf die Eier,
von allen Seiten wird was reingetragen", keift er. "Das ist bei uns eine Kopfsache,
vielen Dank für euer Verständnis." Und Ersatztorwart René Keffel wundert sich:
"Das ist wohl einmalig, dass unsere Fans eine Mannheimer Mannschaft gefeiert
haben." In Offenbach ist derzeit nichts unmöglich, und Libero Manfred Binz, immerhin
14facher Nationalspieler, spricht mit betretener Miene davon, dass "ich so etwas
noch nicht erlebt habe, so schnell bekommt man das nicht aus den Köpfen".
Gerade jetzt, sagt Trainer Stepanovic, müsse das Team an einem Strang ziehen,
"einer für alle, alle für einen, denn Fußball ist brutal". In schlechten Zeiten
wie diesen sei besondere Härte von allen gefragt, "wir müssen alles ertragen,
was kommt". Das klingt verdächtig nach Durchhalteparolen, sind aber keine, betont
der Fußballlehrer, der es schade findet, dass die Mannschaft ein bisschen den
Kontakt zu den Fans verloren habe. "Aber zwischen Liebe und Hass ist nur ein
schmaler Grad."
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Das sinkende Schiff verlassen ? Kapitän Gerster und der OFC
Kickers Offenbach steht vor einer Zerreißprobe. Der sieglose Aufstiegsaspirant
stolpert von Blamage zu Blamage, und am Bieberer Berg ist die Stimmung hochexplosiv.
Die Fans haben Manager Klaus Gerster zum Schuldigen erkoren, der wiederum denkt
über seinen Abgang nach.
Erst die Eintracht, dann den FSV und jetzt die Kickers ? Wird Klaus Gerster,
dieser polarisierende Mann, an dem sich zurzeit in Offenbach die Geister scheiden,
nun dem OFC in der Stunde des Misserfolgs den Rücken kehren ? Er könne, wird
ihm ja vorgeworfen, die Vereine in sehr kurzer Zeit sehr weit nach oben pushen,
doch wenn es wieder abwärts gehe, dann packe er schnell seine Siebensachen, hinterlasse
nicht selten einen Scherbenhaufen und einen vor dem Sturz ins Bodenlose stehenden
Klub. Harte Vorwürfe, die der ausgebuffte Populist, der in Offenbach angetreten
war, um genau das Gegenteil zu beweisen, nicht mehr hören kann.
Wenn er sich denn zur Demission entschließen sollte, dann würde er die "Geschäfte
sauber übergeben", sagt Gerster, "der Verein steht wirtschaftlich auf einer gesunden
Basis" - was zumindest zweifelhaft ist. Und überhaupt: Viereinhalb Jahre habe
er alles, "viel Gutes", für den Traditionsverein getan, ihn von der Oberliga
bis in die Zweite Liga geführt, sieben Millionen Mark Schulden abgebaut. "Jeder,
der mit offenen Augen durch die Welt geht, muss doch sehen, wo der Klub war,
als ich ihn übernommen habe, und wo er jetzt ist". Natürlich wisse er, Gerster,
"dass nichts vergänglicher als sportlicher Ruhm ist - aber dass die Stimmung
so schnell umschlägt, dass man hier so schnell vergisst, das hätte ich nicht gedacht".
Nun könnte man auch mutmaßen, dass Gerster ein bisschen die Muskeln spielen lässt,
mit seinem Rücktritt kokettiert, um seine Unabdingbarkeit zu zeigen, denn, und
das ist kein Geheimnis, der starke und allein regierende Mann am Bieberer Berg
heißt Klaus Gerster. Der Manager hat sich eine nahezu beispiellose Machtfülle
erschaffen; wenn Gerster pfeift, dann springen die anderen. Er entscheidet, wer
wann Trainer wird und wer wann entlassen wird, er herrscht über die Finanzen.
Dass der Verwaltungsratsvorsitzende Thomas Zahn bis heute noch glaubt, der vor
zwei Wochen zurückgetretene Trainer Peter Neururer erhalte keine Abfindung, passt
da nur zu gut ins Bild.
Und doch spricht Zahn schon fast ehrfürchtig von "der Dominanz in unserem Verein".
Gersters Rücktritt hätte verheerende Folgen, "Klaus würde eine riesengroße Lücke
reißen". Das stimmt sogar, denn es scheint weit und breit niemand in Sicht, der
den Klub wieder in ruhigere Fahrwasser lenken kann. Ehrenpräsident Waldemar Klein
sagt, die Kompetenzen seien nicht abgesteckt, "wir brauchen einen starken Präsidenten",
derzeit haben die Kickers überhaupt keinen. Der Manager selbst weist derlei Spekulationen
von sich, er wolle nicht "drohen, das ist Unsinn, es sind einfach Dinge passiert,
die ich nicht einfach so hinnehmen kann".
In Zeiten des Niedergangs ist Gerster immerhin selbstkritisch. "Ich übernehme
die volle Verantwortung", sagt er. "Vielleicht haben wir zu viele Spieler aus
der Abstiegsmannschaft behalten, vielleicht wäre es besser gewesen, neue Reizpunkte
zu setzen." Jetzt, da die Kickers 18. sind, ist es zu spät; dafür stehen die
vielen Spieler des verhassten Nachbarn Eintracht Frankfurt wieder im Blickpunkt,
sie lassen die Emotionen bei den Fans überschwappen. Solange die Kickers Erfolg
hatten, haben die Anhänger über Spötter, die dem OFC Namen wie Kickers Frankfurt
oder Eintracht Offenbach gaben, hinweg gesehen, aber nun, da sie die Oberliga
vor Augen haben und einen Trainer vorgesetzt bekamen, der unweigerlich mit dem
Namen Eintracht Frankfurt in Verbindung gebracht wird, schlägt das Unverständnis
in blinde Wut um. Gerster räumt ein, dass er aus heutiger Sicht "mit Sicherheit
nicht mehr so viele Eintracht-Spieler holen würde", auch wenn er die Diskussion
absurd findet. "Mich stört die Polemik, die da reingetragen wird. Wir hätten
auch lieber fünf Dolzers und Damas mehr."
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Manager hat sich Bedenkzeit ausgebeten Gerster vor dem Rücktritt
Die Stimmung auf dem Bieberer Berg ist explosiv. Die sportliche Talfahrt setzt
die Vereinsführung unter Druck. Nach der Demission von Trainer Neururer
scheint der Rücktritt von Manager Klaus Gerster nur noch eine Frage der Zeit.
"Gerster raus!" Lautstark machte sich Offenbachs Anhang Luft nach dem 0:2
gegen Mannheim, das am heutigen Montag Raphael Krauss (27, Karlsruher SC) verpflichtet.
Der ansonsten selbstsichere Gerster zeigte sich sichtlich verstört. "Ich muss mir
Gedanken machen, ob es Sinn macht, hier weiter zu arbeiten", resümierte der
angeschlagene Manager. Neben dem sportlichen Misserfolg, für den Gerster als
Sportlicher Leiter nominell die Verantwortung trägt, werfen ihm seine Kritiker
vor, die Identität des OFC auf´s Spiel zu setzen. Gersters Einkaufspolitik,
verstärkt auf ehemalige Profis der ungeliebten Frankfurter Eintracht
zurückzugreifen, schürte den Unmut. Wie die Verpflichtung des ehemaligen
Eintracht-Trainers Stepanovic, der am Freitag mit einem gellenden Pfeifkonzert
empfangen wurde.
Gerster hat sich Bedenkzeit ausgebeten, will die sportliche Entwicklung noch
abwarten. "Aber ich habe es nicht nötig, mich beschimpfen zu lassen", so die
Ankündigung des Managers.
(Von Holger Kliem, KICKER ONLINE)
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Offener Brief der Spieler des OFC Pressemitteilung
Stellvertretend für die Regionalligamannschaft der Offenbacher Kickers möchte der
Mannschaftsrat zur momentanen Situation Stellung beziehen:
1. Das sportliche Anschneiden in den ersten Spielen entspricht weder den eigenen
Ansprüchen noch dem Leistungsvermögen der Mannschaft. Die derzeitige Situation
verlangt noch mehr an Einsatz und Bereitschaft, sich 24 Stunden mit dem Verein
auseinander zu setzen. Die Mannschaft ist sich bewusst, dass alleine das Auftreten
auf dem Platz für die derzeitige Situation verantwortlich ist.
Grundvoraussetzung ist neben der totalen und bedingungslosen Bereitschaft der
Mannschaft das Vertrauen des Umfelds und der Fans in die Mannschaft.
2. Die Mannschaft ist sich bewusst, dass sie bislang gezeigte Leistung, kritische
Äußerungen der Fans hervorrufen. Unverständlich sind jedoch die Anfeindungen, die sich
einzelne Spieler unserer Mannschaft gefallen lassen mussten. Jeder Spieler unserer
Mannschaft identifiziert sich mit dem Verein und den Fans und ist als Offenbacher
zu sehen.
Nicht nachvollziehbar sind die am vergangenen Freitag zu hörenden Unmutsäußerungen
gegenüber unserem Techn. Direktor Klaus Gerster, der für den sportlichen und
wirtschaftlichen Aufstieg der Offenbacher Kickers in den letzten 4 Jahren entscheidend
verantwortlich war. Die Mannschaft steht geschlossen hinter Klaus Gerster!
3. Sie gesteckten Ziele können nur dann erreicht werden, wenn wir uns gemeinsam dieser
Situation stellen.
Offenbach, den 20.08.00
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Jahrbuch des OFC Nach dem Motto "Hinfallen und wieder aufstehen"
"Abstieg - na und !" So steht es zu lesen ganz oben auf der Rückseite des neuen
Jahrbuches der Offenbacher Kickers, und im nächsten Satz heißt es: "Es gibt
Schlimmeres im Leben eines Kickers-Fans." Regionalliga ? Na und ? Auch in
Elversberg, Aalen, Wehen, Burghausen oder Regensburg wird Fußball gespielt,
und wer noch nicht wusste, was Kickers Offenbach ausmacht, der bekommt es
beim Lesen mitgeteilt: "Hinfallen und wieder aufstehen."
Und daher kam es für das Autorenteam Bernd Giring, Volker Goll, Antje Hagel,
Andreas Schmidt, Lutz Walther und Steffie Wetzel, allesamt eingefleischte
Kickers-Anhänger, auch gar nicht in Frage, das mittlerweile dritte in Serie
erschienene Jahrbuch, das 20 Mark kostet, nicht herauszugeben, auch wenn sich
so mancher Fan fragte, "wozu dieses Jahrbuch, wir sind doch abgestiegen."
Vielmehr haben sich die Autoren wieder in Archiven verschanzt, haben
Tageszeitungen und Fachblättchen gewälzt und in ihren Erinnerungen gekramt, bis
sie alles Wissenswerte zusammengetragen und zu Papier gebracht hatten. Ein
bisschen Historisches bekommt der Leser vorgesetzt, liest etwa über die Wirren
der Nachkriegszeit, der Schwerpunkt liegt aber auf der abgelaufenen Saison, vom
"Possenspiel" um Oliver Roth ist beispielsweise zu lesen, zudem wird jedes der 34
Spiele noch einmal aufgearbeitet. Wenig erfreulich ist das logischerweise, aber
was soll's ? Denn wie formulierte es noch dieser eine Fan aus Groß-Krotzenburg:
"Und wenn wir wieder runtergehen, na und, das eine Jahr Zweite Liga kann mir
keiner mehr nehmen."
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Schnörkellos kombinieren Trainingseifer des OFC soll sich gegen Mannheim auszahlen
Am gestrigen Donnerstagmorgen ist Dragoslav Stepanovic das erste Mal, seit er
das Trainerzepter bei den so übel schwächelnden Offenbacher Kickers schwingt,
so richtig zufrieden gewesen. Im Trainingsspielchen hätten seine Mannen nämlich
mächtig Gas gegeben, gekratzt und gebissen, vor allem aber haben sie das
Bällchen wie am Schnürchen zirkulieren lassen. Die Kugel sei nicht unnötig lange
gehalten, sondern direkt weiter gepasst worden, schnell und zackig, so wie es
Stepanovic, ein Freund des schnörkellosen Kombinationsspiels, mag. "Die Jungs
haben so gespielt, wie ich es mir vorstelle", sagt der 51-Jahre alte Coach, und er
schickt hinterher: "Aber noch lange nicht so, wie ich es mir wünsche."
Ein Sieg im Heimspiel am heutigen Freitag gegen den VfR Mannheim (19. 30 Uhr)
wünscht er sich aber, was nur zu verständlich ist, denn der erste dreifache
Punktgewinn in dieser Saison ist für die Kickers, bei denen Lars Schmidt die
Kapitänsbinde behalten wird, schon fast überlebenswichtig, wenn sie das große
Ziel, den Wiederaufstieg in die Zweite Bundesliga, nicht schon frühzeitig aus den
Augen verlieren wollen.
Daher wird der Trainer auch einige Änderungen vornehmen, Michael Köpper und
Oliver Speth, die beide bei der 2:3-Niederlage gegen die Amateure des FC Bayern
München in der ersten Elf standen, werden wohl wieder auf der Ersatzbank Platz
nehmen müssen, für sie werden Libero Manfred Binz und Spielmacher Tom Stohn
ins Team zurückkehren. Möglich ist auch, dass Dietmar Roth als Manndecker in
die Mannschaft kommt, dann würde Stefan Dolzer ins Mittelfeld rücken, wer für ihn
weichen müsste, ist offen. Im Sturm wird vermutlich alles beim Alten bleiben,
Tobias Schindler und Nazir Saridogan genießen des Coaches Vertrauen.
Unter besonderer Beobachtung der erhofften 10 000 Zuschauer dürfte allerdings
Tom Stohn stehen, der in den ersten beiden Begegnungen maßlos enttäuschte
und gegen Rot-Weiß Erfurt nach zwei blöden Fouls vom Platz flog. Von dem
Linksfuß verspricht sich Stepanovic eine ganze Menge. "Tom ist ein klassischer
Spielmacher", sagt der Trainer, der sich gestern ausführlich mit dem 31-Jährigen
unterhielt und versuchte, den hohen Erwartungsdruck von Stohns Schultern zu
nehmen. "Er kann unheimlich viel, hat große Fähigkeiten", erklärt der Serbe, "und
er hat auch schon in der Vergangenheit bewiesen, dass er sehr wichtig sein kann."
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Stepis Puzzle: Wie finde ich mein Gewinnerteam?
Offenbach. Das Puzzle Kickers Offenbach - oder: Wie muss ich meine
Mannschaft zusammenstellen, damit endlich der erste Saisonsieg
eingefahren wird? OFC-Trainer Dragoslav Stepanovic sitzt vor einem
Rätsel und verschiebt noch die Schilder mit den Namen der einzelnen
Spieler. Die Vorgabe: "Wir müssen die Vorrunde jetzt retten und die
Gewissheit bekommen, dass wir ein Spiel gewinnen können. Dann
können wir über unsere Ziele reden." Einen Anfang soll's heute
(19.30 Uhr, Bieberer Berg) gegen den VfR Mannheim geben.
Das Kernproblem der Kickers: Aus dem Mittelfeld kommt - wie zuletzt
beim 2:3 in München - kaum Kreativität. Dennoch wird Stepanovic
Oliver Speth wieder eine Chance geben, erwartet aber mehr
Unterstützung für den Spielgestalter. "Spielerisch ist das, was wir
bieten, noch lange nicht nach meinem Geschmack."
Die Eindrücke, die er gegen München gewann - seinem ersten
Pflichtspiel als Kickers-Trainer - bestätigten sich auch in dieser
Woche im Training. "Der Mannschaft fehlt ein Kopf, der ihr immer
wieder sagt, was sie erreichen kann." Also der starke Mann in der Truppe fehlt.
"Die Leute, die ich in München hätte auswechseln müssen, konnte
ich nicht auswechseln." Erstens fehlten die Alternativen und
zweitens dürfen mehr als drei Spieler auch in der Regionalliga nicht
eingewechselt werden. Der Angriff mit Nazir Saridogan und Tobias
Schindler war von der Kritik nicht betroffen. Deswegen dürfen die
beiden auch heute gegen den VfR stürmen. Ein Wechsel wird wieder
auf der Torwartposition erwartet: Cesar Thier dürfte den in München
nach seiner langen Spielpause unsicheren René Keffel auf die Bank verdrängen.
Bei allen Sorgen - es gab in dieser Woche auch Entwarnung.
Manfred Binz trainiert wieder. "Ich kann spielen, es geht", sagte der
etatmäßige Libero, der wegen einer Hüftprellung pausierte. Um kein
Risiko einzugehen, stand Binz im Training unter besonderem Schutz.
Zweikämpfe waren untersagt, was auch für seine Gegenspieler galt.
Die schlechte Nachricht: Stefan Ertl und Stepanovic sind sich einig,
ein Einsatz des Ex-Kaiserslauterers käme zu früh. Nach dem Bruch
von Schien- und Wadenbein im Oktober 1999 hat Ertl die Verletzung
noch nicht verarbeitet. "Eine Woche noch, dann musst Du aber ran.
Da hilft nichts", gab Stepi ihm gestern mit auf den Weg. Und auch
Stefan Dolzer musste gestern eine Pause einlegen -
Rückenbeschwerden. Doch für heute rechnet Stepanovic fest mit
dem Routinier, der nach den schwachen Leistungen zuletzt
Verständnis für den Unmut der Fans zeigte. "Wer gewinnt, darf sich
feiern lassen. Wer verliert, muss sich eben auch beschimpfen lassen."
Das sieht Stepi ähnlich, appelliert aber vor dem vielleicht - was die
Gunst der Fans betrifft - vorentscheidenden Heimpiel an die
Zuschauer: "Nur wir drei, die Fans, die Mannschaft und ich, können
gemeinsam die Unsicherheit bei unseren Spielern besiegen."
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Neue Küche und neues Catering
Offenbach (bam). "Man muss schnell sein, das Essen bezahlbar und
das Bier kalt sein." So beschreibt Radu Rosetti sein Erfolgsrezept für
das Catering im Außenbereich des OFC-Stadions, das er mit
OFC-PR-Manager Paul Koutsoliakos betreibt. Rosetti, Chef vom King
Kamehameha Club in Frankfurt, hatte die Rechte von OFC-Spieler
Stefan Dolzer und dessen Partnern übernommen und verspricht eine
umfassende Versorgung. Neben Pommes und Wurst will er auch die
für Sportplätze exklusiven Speisen wie Rollbraten und Leberkäse
anbieten. Die soll es an den Hauptständen unter der Orion-Tribüne
und in der Senfkurve ("Die haben wir reaktiviert") geben.
Auch an der Übernahme der Stadiongaststätte ist Rosetti
interessiert. Doch mit Wirt Bernd Gramminger gibt's noch keine
finanzielle Einigung.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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VfR Mannheim will mit breiter Brust antreten
Mannheim Katerstimmung herrscht derzeit beim VfR Mannheim vor.
Die gute Ausgangslage nach dem 4:2-Auftakterfolg bei den
Amateuren des FC Bayern ist spätestens seit der schmerzvollen
1:4-Packung gegen den Nachwuchs des VfB Stuttgart am
vergangenen Wochenende passé. Mit vier Zählern rangieren die
Blau-Weiß-Roten momentan im Mittelfeld, die Zielvorgabe von Coach
Günter Sebert ist damit klar verfehlt. Sieben Punkte hatte "Sam"
Sebert aus den drei Partien zu Beginn - darunter zwei Heimspiele -
gefordert. Die Ansprüche beim letztjährigen Tabellendritten sind
eben gestiegen. "Die Art und Weise, wie die Mannschaft Fußball
gespielt hat, hat mir überhaupt nicht gefallen", gab Sebert nach dem
Match gegen die Youngster aus dem Schwabenland zu Protokoll.
Neben der schwachen Leistung auf dem Rasen waren dem
VfR-Übungsleiter die Unbeherrschtheiten von Michael Wenczel und
Dariusz Baziuk aufgestoßen. Beide sahen nach Revanchefoul
beziehungsweise Schwalbe Gelb-Rot und fehlen somit heute auf dem
Bieberer Berg. Das Fehlen der Mittelfeldcracks ist ärgerlich, da der
Kader des VfR ohnehin ausgedünnt ist. Am Dienstag standen dem
Trainergespann Günter Sebert und Rainer Hollich inklusive der
Rotsünder nur zehn Feldspieler zur Verfügung.
"Das kann aber nicht als Ausrede gelten. Die elf Mann, die am
Freitag auflaufen, werden ihr Bestes geben und den Kickers ein
starker Gegner sein", verbreitet Sebert Optimismus. Bis zum Spieltag
rechnet er mit der Genesung der Manndecker Mounir Zitouni und
Samir Balagic sowie Stürmer Mike Bodenstein. Kapitän Oliver Sturm
und Werner Rank müssen dagegen passen.
Zdenko Juric - im letzten Jahr mit 16 Treffern Top-Scorer - und
Sturmpartner Gino Riccitelli fallen darüber hinaus längerfristig aus.
Auch deshalb fordert Sebert vom Vorstand Aufbesserungen des
Kaders. Doch die Führungsriege um den neuen Abteilungsleiter
Wolfgang Ulrich - nach einer wochenlangen Posse ist er seit Ende
Juni im Amt - verweist auf leere Kassen. Erst wenn die
ausgemusterten Dirk Anders und Benjamin James von der
Gehaltsliste gestrichen werden, winken dem Coach neue Kräfte.
Beide waren von Günter Sebert als zu schlecht befunden worden
und dürfen nicht mehr mit der Mannschaft trainieren.
Die Mannheimer reisen also mit einem Mini-Kader an, den Druck
wollen sie aber lieber auf den Schultern der Offenbacher
aufgebürdet wissen. "Die Kickers stehen nach dem Trainerwechsel
und dem bisherigen Abschneiden sicher viel mehr unter Zugzwang
als wir", weiß Sebert und hat auch gleich ein Rezept in der
Hinterhand, wie der Bieberer Berg zu erstürmen ist: "Wir müssen mit
breiter Brust auf den Platz gehen, sonst haben wir bereits vor dem
Anpfiff verloren." Sebert gibt sich also kampflustig und hofft auf ein
ähnlichen Spielverlauf wie vor knapp zwei Jahren, als der
abstiegsbedrohte VfR beim Aufsteiger ein 0:0 erkämpfte.
(Von Michael Wilkening, OFFENBACH-POST)
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Stepanovic ruft für den OFC eine neue Saison aus Der neue Trainer will die Kickers von ihren Versagensängsten befreien und spart mit Kritik
In Tagen wie diesen, da die Offenbacher Kickers von einer Pleite zur nächsten
stolpern und die Luft zum Atmen hoch oben auf dem Bieberer Berg schon so verdammt
dünn geworden ist, hat Dragoslav Stepanovic einfach am Rad der Zeit gedreht.
Die gerade angepfiffene Saison erklärte der neue Trainer des OFC kurzerhand für
beendet (was ganz schön blöd wäre, da die Kickers als 17. dann abgestiegen wären),
es gehe wieder bei Null los, verkündete der kauzige Serbe, neues Spiel, neues
Glück. "Ich habe den Jungs gesagt, sie sollen ins Spiel gehen, als wäre es das
erste der Saison." Das ist vielleicht gar keine so schlechte Idee, der verkorkste
Saisonstart wäre Makulatur, das schlimme Theater der vergangenen Wochen ? Mit
einem Schlag ausradiert. Nur ein Pünktchen ergattert ? Na und ? Noch mal machen,
besser machen.
Nun ist es natürlich so, dass es nicht wieder bei Null losgeht, und Stepanovic
will seinen Mannen mit derlei Methoden auch nur auf die Sprünge helfen will,
versucht, den lähmenden Versagensängsten, die sich breit gemacht haben, Einhalt
zu gebieten, "ich will sie von den schlechten Dingen befreien." Denn die Mannschaft
des Titelaspiranten, das ist offensichtlich, ist vor dem Heimspiel am morgigen
Freitag gegen den VfR Mannheim (19.30 Uhr) verunsichert bis ins Mark. Da, wo
früher unerschütterliches Selbstbewusstsein zur Schau gestellt wurde, regiert
heute die nackte Angst, und die ist, wie man sagt, ein schlechter Ratgeber. Daher
prügelt der 51-Jährige auch nicht verbal auf sein Team ein, sondern verteilt
ein paar Streicheleinheiten, spricht von "Moral und Mut", die seine Elf beim
2:3 in München gezeigt habe, "die Mannschaft verträgt jetzt keine Kritik", begründet
Psychologe Stepanovic, "sie muss an ihre Stärken erinnert werden." Die sind leider
irgendwo begraben, der Glauben an sich ist verloren gegangen.
Aber wo, möchte man fragen, sind denn die urtypischen Kickers-Tugenden geblieben?
Die Begeisterung, die Freude, "mit der man 120 Prozent Leistung raus kitzeln
kann" (Stepanovic), der unbändige Kampfeswille, mit dem die Offenbacher in der
Vergangenheit den Gegnern das Fürchten gelehrt haben ? "Die Mannschaft", sagt
Stepanovic zum wiederholten Male, "muss um ihr Leben kämpfen" - sie tut es aber
(noch) nicht.
Und dann dieser stete Einbruch in der letzten Viertelstunde, die dämlichen Gegentore
kurz vor Schluss, "das muss ein Ende haben", fordert der Coach. Das Team ist,
auch wenn Stepanovic darüber gar nicht mehr sprechen möchte, konditionell nicht
auf der Höhe, und daher will der Trainer seine Elf auch nicht an des Gegners
Strafraum, sondern erst zehn Meter hinter der Mittellinie attackieren lassen,
"wir können noch nicht volle Pulle gehen, ich muss die Jungs schonen", er sagt
aber auch: "Wenn ich halb tot bin, dann bin ich halb tot, aber ich kann noch
zehn Minuten durchhalten", und hätten seine Spieler auf die Zähne gebissen, wären
vielleicht mal über die Schmerzgrenze gegangen, hätten sie jetzt sieben und nicht
nur einen Punkt.
So aber sind sie am Freitag zum Siegen verdammt, und wahrscheinlich wissen die
Akteure nicht so recht, ob sie sich freuen oder ärgern sollen am Bieberer Berg
zu spielen, denn das Gros der Anhänger ist stinksauer auf seine Lieblinge. "Der
Druck wird immer größer", bedeutet der Trainer, der nach seinem Versprecher vor
einer Woche ("Wir müssen drei Punkte mit nach Frankfurt bringen") von einem Fan
aufgefordert wurde, 100mal "wir bringen drei Punkte mit nach Offenbach" zu schreiben
(Stepanovic: "Ich habe 17mal geschafft"). Er könne den Unmut der Fans verstehen,
sagt aber auch: "Nur wir Drei, die Fans, die Mannschaft und ich können die Wende
zum Guten schaffen."
Und so kündigt er an, dass sich die Kickers nicht verstecken werden, "wir verkriechen
uns nicht, und wir haben keine Angst", und seine Jungs sollen ihr letztes Hemd
geben, "denn ich habe selten erlebt, dass eine Mannschaft so geliebt wird wie
diese." Da kommt es ihm sicher zupass, dass aller Voraussicht nach Manfred Binz
für Michael Köpper ins Team rücken wird, der Libero hat seine Hüftverletzung
überstanden, zudem werden Stefan Ertl, Matthias Dworschak und Tom Stohn wieder
zum Kader gehören.
(Von ?, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Stepis Wunsch: Positiv denken und Pressing
Offenbach (bam) Die 90 Minuten gegen den VfR Mannheim am Freitag werden hart.
Drei Regionalliga-Spiele, kein Sieg, zwei Niederlagen - "der Druck auf die Mannschaft
wird immer größer, und ich weiß nicht, wie sie ihn verträgt." Die 60 Minuten,
in denen Kickers-Coach Dragoslav Stepanovic heute ab 19.30 Uhr mit OFC-Fans chattet
(so heißt die Diskussion im Internet), werden zur Geduldsprobe. Stepi weiß, dass
er sich nach den schwachen Leistungen zuletzt auch Beschimpfungen gefallen lassen müsste.
Stepi wollte nach seinem Amtsantritt eigentlich Druck machen, Kraft tanken, Kondition
bolzen. Denn die Power der Kickers reicht nur für 80 Minuten, dann sind sie platt,
kassieren entscheidende Gegentore. Doch momentan fährt er einen eher weichen
Kurs: Viele (Einzel-)Gespräche, Spaß am Fußball zurückgewinnen. Aber Stepi stellt
auch klar: Das ist eigentlich nicht das Training, welches er für die Kickers vorgesehen hatte.
Nach dem Heimspiel gegen den VfR Mannheim (Freitag, 19.30 Uhr) wird er anziehen.
Samstag Auslaufen, Sonntag frei. Dann geht's los. "Montag bis Donnerstag gibt's
richtiges Training." Dann wieder reduzieren, um fit für das Pokalspiel gegen
Kaiserslautern zu sein (28.).
Passt die Pokalpartie in der derzeitigen Situation überhaupt ins Konzept? Stepanovic:
"Klar, denkt doch mal an Stuttgarter Kickers." Sein alter Verein stärkte sein
Selbstvertrauen mit Siegen Pokalrunde um Pokalrunde und glich damit Enttäuschungen
im Punktspielalltag aus.
Positives Denken für die kommenden Tage und vorsichtiges Pressing gegen Mannheim
- etwas anderes interessiert Stepanovic derzeit nicht. Das bedeutet: Die Kickers
werden den VfR etwa zehn Meter vor der Mittellinie angreifen - wie auch in München.
Nur mit anderen Spielern. Tom Stohn (beim 2:3 bei Bayern gesperrt) wird wieder
ins zentrale Mittelfeld rücken. Stepanovic will ihn in einem Einzelgespräch heute
auf die Rolle vorbereiten. Manfred Binz übernimmt wieder den Liberopart, dafür
wechselt Stefan Dolzer ins Mittelfeld. Manndecker sollen Dietmar Roth (für Michael
Köpper) und Dubravko Kolinger spielen, dem Stepanovic nach dem Ausraster in München
gegenüber OFC-Fans indirekt zu Zurückhaltung riet. Auch nach Niederlagen müsse
man sich den Fans stellen. "Aber niemals auf Diskussionen einlassen, sondern
bis zehn zählen. Denn beide, Spieler und Fan, haben nach so einem Spiel einen
Blutdruck von mehr als 200."
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Stepanovic fordert vor dem Heimspiel gegen Mannheim mehr Kritikfähigkeit
Offenbach. "Die Atmosphäre gefällt mir nicht." Dragoslav Stepanovic, dem Trainer des
Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach, wird es beim Gedanken an das Heimspiel gegen
den VfR Mannheim am Freitag (19.30 Uhr) langsam angst und bange. Nach drei Spielen ohne
Sieg brennt die Luft auf dem Bieberer Berg. Nach und nach versagen nun schon die treuen
Fans ihrem glücklosen Team die Gefolgschaft.
Bereits nach der 2:3-Niederlage in München am vergangenen Sonntag hatte es lautstarke
Auseinandersetzungen zwischen Fans und Spielern gegeben. Im Zentrum der Aufregung:
Manndecker Dubravko Kolinger, den nur das besonnene Einschreiten seines
Mannschaftskollegen Stefan Dolzer vor Handgreiflichkeiten bewahrte. "Mich beschleicht das
Gefühl, dass die Spieler momentan nicht mehr kritikfähig sind", beschreibt Stepanovic die
angespannte Lage seiner Schützlinge. Der Druck auf alle Beteiligten steigt, und deshalb fordert
der Neururer-Nachfolger in der prekären Situation Loyalität von allen Seiten. "Nur zu dritt
können wir es schaffen, wenn Mannschaft, Trainer und Fans gemeinsam für ein Ziel kämpfen,
so als ginge es um ihr Leben." Doch die Augen vor den immer offensichtlicher werdenden
Mängeln kann auch Stepanovic nicht mehr verschließen.
Im konditionellen Bereich sollen die Werte der Spieler ausgesprochen schlecht sein, was
allein die Tatsache bestätigt, dass die Offenbacher in allen Partien jeweils kurz vor dem Abpfiff
Gegentreffer kassierten. Dreieinhalb Wochen Vorbereitung durch Trainer Peter Neururer waren
einfach zu wenig, dies weiß auch "Stepi". Doch der will aus Respekt nichts mehr über die
Vorarbeit seines Vorgängers sagen. "Ich war dafür nicht verantwortlich, also ist es auch nicht
an mir, sich darüber lange zu beschweren. Vielmehr muss ich schnellstens zusehen, wie wir
wieder zu Kräften kommen", setzt der neue Coach auf seine Erfahrung in Sachen
Trainingsarbeit. Zumindest hat Stepanovic am Freitag gegen Mannheim mehr personelle
Alternativen als zuletzt. Bis auf die Langzeitverletzten Günther Maier und Daniel Graf stehen
ihm alle Akteure zur Verfügung. Tom Stohn kehrt nach abgelaufener Gelb-Rot-Sperre zurück;
Manfred Binz, Dietmar Roth, Matthias Dworschak und auch Stefan Ertl sind wieder fit.
"Wir müssen die Verunsicherung aus den Köpfen der Spieler bekommen und uns einreden, es
ginge am Freitag mit dem ersten Saisonspiel los", will Stepanovic seine Akteure wieder
aufrichten. "Wir müssen uns wieder an unsere Stärken erinnern." Denn zumindest die
Offensivleistung der Nachwuchsstürmer Nazir Saridogan und Tobias Schindler, so Stepanovic,
haben gezeigt, dass die Kickers durchaus spielentscheidende Momente herbeiführen können.
Stepanovic: "Und der Rest muss bis zum Umfallen kämpfen, um die Führung über die Zeit zu
bringen."
Das Programm: Aalen - Erfurt (Freitag: 19 Uhr); Offenbach - Mannheim (Freitag: 19.30 Uhr);
Wehen - Trier, Schweinfurt - Bayern München (beide Samstag: 14.30 Uhr), Karlsruhe -
Elversberg (Samstag: 15 Uhr); 1860 München - Darmstadt, VfB Stuttgart - Pfullendorf, Siegen -
Burghausen (alle Sonntag: 15 Uhr).
(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)
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Ein Punkt und schlechte Fitnesswerte Ernste Probleme für "Stepi"
Frustration beim Zweitligaabsteiger. Dabei hatten sich die
OFC-Verantwortlichen vor Saisonbeginn die Erfolgsgarantie in Richtung
"Wiederaufstieg" selbst ausgestellt. Immerhin hätten sie nahezu den kompletten
Zweitligakader zusammengehalten, glaubten sich Manager Klaus Gerster & Co.
in zweifelhafter Selbstsicherheit. Doch von Eingespieltheit und Souveränität fehlt
bislang jede Spur.
Zwar musste Trainer Dragoslav Stepanovic, der nach dem zweiten Spieltag
Peter Neururer ablöste, zuletzt auf acht erfahrene Spieler (gesperrt oder
verletzungsbedingt) verzichten, doch das alleine ist nicht der Grund für die
Talfahrt. Hauptursache ist der schlechte Fitnesszustand des Teams. "Das
Problem ist, eine Mannschaft zu finden, die 90 Minuten durchhält", stellte der
neue Hoffnungsträger erstaunt fest. Die Kickers bekamen in jedem Spiel die
entscheidenden Gegentore erst in den Schlussminuten. Eine "Altlast" Neururers,
der sich nur dreieinhalb Wochen mit dem Team auf die Saison vorbereitete.
Stepanovic suchte umgehend Hilfe, wollte den Darmstädter Triathleten Erik
Kappes (Ironman- Teilnehmer in Hawaii und Roth) als Konditionscoach. Doch
das Vorhaben wurde von Vereinsseite abgewiesen. So bleibt dem Coach nichts
anderes übrig, als darauf zu verweisen, dass es noch Wochen dauern könne,
bis die Mannschaft auf dem notwendigen Leistungsstand sei.
(Von Holger Kliem, KICKER ONLINE)
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Stepi und seine PR in Sachen OFC
Offenbach (bam). Seine Sprüche (wie "Lebbe geht weiter") haben
Dragoslav Stepanovic den Beinamen "Fußball-Philosoph" gebracht.
Ein Versprecher jüngst vor dem Auswärtsspiel bei den
Bayern-Amateuren brachte ihm Arbeit ein. Damals sagte Stepi:
"Wichtig ist nur, dass wir drei Punkte mit nach Frankfurt bringen."
Kurze Pause: "Wenn ich Frankfurt sage meine ich Offenbach." Folgen
des zweimaligen Engagements des Trainers auf der anderen
Mainseite? Das Weitere vom Wochenende ist bekannt: Statt drei
Punkte gab's in München drei Gegentore und die zweite Niederlage
im dritten Spiel.
Als Reaktion auf den Versprecher nahm ein OFC-Fan Stepi das
Versprechen ab: Bis zum Freitagspiel gegen den VfR Mannheim muss
der Trainer 100 Mal den Satz "Wir müssen drei Punkte nach
Offenbach bringen" schreiben. Stifte und Buch waren beigelegt.
Stepanovic liegt nicht gut in der Zeit - "17 Mal habe ich geschafft".
Öffentlichkeitsarbeit gehört nach den Leistungen zuletzt zu einer
wichtigen Aufgabe beim OFC. Aber ohne Sieg gegen Mannheim wird
auch das wenig helfen. Um das zu erreichen, redet Stepanovic nur
noch über die Stärken des OFC. Großer Hoffnungsschimmer: Die
Verletztenliste wird kleiner. Die zuletzt verletzten Stammspieler Binz
und Roth wollen heute wieder trainieren; Sohler, Dworschak, Ertl
sind zumindest Kandidaten für die Bank.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Spiele der "Lilien" und der Kickers verlegt
In der Fußball-Regionalliga Süd sind drei Partien des fünften Spieltages verlegt
worden. Der SC Pfullendorf empfängt die SpVgg Elversberg am Mittwoch, 30.
August (18.15 Uhr). Am selben Tag erwartet der SV Darmstadt 98 den Karlsruher SC (20.15).
Beide Begegnungen sollten ursprünglich am Dienstag, 29. August, ausgetragen
werden. Um eine Woche vom 30. August auf den 6. September (Beginn 17.45 Uhr)
wurde die Partie zwischen den Amateuren des VfB Stuttgart und der Offenbacher
Kickers verlegt. Das teilte der Süddeutsche Fußball-Verband (SFV) am gestrigen
Dienstag mit.
(Von lhe, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Kommen Kickers gegen VfR Mannheim aus der Krise?
Offenbach (bam). Sind die Offenbacher Kickers stark genug für die
Fußball-Regionalliga Süd? Um exakte Werte zu erhalten, wie fit die
einzelnen Spieler sind, hat Trainer Dragoslav Stepanovic heute alle
zum Test eingeladen. Um 7.30 Uhr geht's los. Früh aufstehen für die
Fitmacher Dieter Ehrich und Reinhard Gebel. Damit die OFC-Spieler
ausgeschlafen sind, gab Stepanovic ihnen gestern Nachmittag frei.
Es dürfte eines der wenigen Zugeständnisse der kommenden
Wochen gewesen sein. Für die 14 Tage Punktspielpause nach der
Partie am Freitag gegen den VfR Mannheim hat sich Stepanovic zwei
Ziele gesetzt: Die Harmonie in der Mannschaft stärken ("Es kann
nicht sein, dass Geburtstage nicht gemeinsam gefeiert werden").
Und: Kraft tanken, um in den letzten zehn Spielminuten zulegen zu können.
Auf Basis der (Ausdauer-)Testergebnisse wird der Coach des
Tabellenvorletzten das Training individuell gestalten, will die Tabelle
umdrehen. Doch er baut vor. "Wir werden sechs bis acht Wochen
brauchen. Bis dahin spielen wir auf Ergebnis." Schießen sich die
Kickers nach zwei Niederlagen aus drei Spielen aus ihrer Krise?
Stepanovic bremst, verlangt "Zeit für mich und die Mannschaft".
Kernfrage: Wieviel Kredit gestehen die enttäuschten Fans ihrer
Mannschaft noch zu? Manche Äußerungen lassen darauf schließen,
dass die Geduld am Ende ist. OFC-Manager Klaus Gerster wollte
nach der Enttäuschung von München (2:3) die Partie gegen
Mannheim "nicht kaputtreden". 10 000 Zuschauer wären ein sehr großer Erfolg.
Mit dem etablierten Fanklub "Wetzlarer Elite" kann der OFC vorerst
nicht rechnen. Die Fahrten nach München und zum Pokalspiel gegen
Kaiserslautern wurde gestrichen. Die Tickets schickte der Fanklub
von Lars Kissner, dem Sprecher der OFC-Fanbeauftragten, zurück.
Grund ist die schlechte Leistung des Teams, und: "Mit so vielen
Ex-Eintrachtlern sind wir an einen Punkt gekommen, an dem es
zuviel ist." Persönliche Konsequenz Kissners aus der nach seiner
Ansicht mangelhaften Zusammenarbeit mit dem Präsidium: Er tritt
zum Jahresende von seinem Amt als Präsidiumsbeirat (und somit
Fanvertreter im Führungsgremium) zurück. Der Titel ohne Mittel
garantierte zwar einen Sitz im Präsidium, aber nicht die Sicherheit,
zu den Sitzungen auch eingeladen zu werden.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Dragoslav Stepanovics Reparaturkünste sind gefragt Müde Offenbacher stehen mit dem Rücken zur Wand, und Manager Klaus Gerster kritisiert Ex-Trainer Peter Neururer
Liegt über Kickers Offenbach etwa ein Fluch ? So ein ganz fieser, ekliger, der dem
zum Aufstieg verdammten Regionalligisten ein jedes Mal kurz vor Schluss eines
Spiels die Punkte klaut ? Einer, der ihm immer dann, wenn er sich diebisch freut,
glaubt, den Sieg in der Tasche zu haben, eine lange Nase dreht ? Nehmen wir
doch der Einfachheit halber mal das Spiel in Trier. Da kassieren die Offenbacher
das 2:2 in der 90. Minute. Oder das in Offenbach, eine Woche später gegen Erfurt,
das 0:1 fällt ebenfalls in der 90. Oder jetzt München: 2:2 in der 80., 2:3 in der 87.
Minute. Ein böser Fluch ? Zufall ? Auf alle Fälle ein Albtraum !
Alles in allem macht das ein mickriges Pünktchen aus drei Partien, die wankenden
Kickers, hoch gehandelt, werden auf Tabellenplatz 17 geführt. Zufall, da sind sie
sich am Bieberer Berg mittlerweile einig, kann diese Misere mit den blöden Toren
kurz vor Schluss nicht sein. Es ist vielleicht eher so, dass der Geist willig, das
Fleisch aber schwach ist. "Die Mannschaft ist nicht austrainiert", meckert der
Technische Direktor Klaus Gerster, der körperliche Zustand sei eben nicht so, wie
er sein sollte, "in jedem Spiel sind wir in den letzten 15, 20 Minuten eingebrochen -
das kann kein Zufall mehr sein". Ohne die nötige Fitness könne man eben kein
Fußball spielen oder, besser gesagt, kein Fußballspiel gewinnen.
Und was liegt da näher, als die Schuld einem in die Schuhe zu schieben, der nicht
mehr da ist, der sich nicht wehren kann: dem ungeliebten ehemaligen Trainer Peter
Neururer. Gerster bläst jedenfalls zur verbalen Attacke, kritisiert nach dem
verkorksten Saisonstart die kurze Vorbereitungszeit von dreieinhalb Wochen. "Viel
zu wenig", unkt der Manager, in dieser Zeit habe die Mannschaft niemals die nötige
Fitness erlangen können, und er hat zugegebenermaßen nicht Unrecht.
In der Tat hatten die Kickers die kürzeste Vorbereitungszeit aller Regionalligisten,
während sich andere Trainer mit ihren Team durch die Wälder quälten, brutzelte
Peter Neururer noch unter der heißen Sonne Djerbas, eine Reise, die übrigens von
Sponsoren finanziert wurde. Zu allem Überfluss kehrte Neururer erst vier Tage nach
dem ersten Mannschaftstraining in Offenbach ein. Dabei, zetert Gerster, müsse
nach einem Abstieg "doppelt so viel trainiert werden".
Doch warum, muss sich der mächtige Mann des Bieberer Berges fragen lassen,
hat er nicht eingegriffen ? Er, Gerster, habe sehr wohl mehrere Male auf Neururer
eingeredet, versucht ihm klarzumachen, dass fünf bis sechs Wochen Vorbereitung
von Nöten seien, "doch Peter hat auf stur gestellt, nicht mit sich reden lassen".
Also hatten die Kickers zwei Möglichkeiten: die Augen schließen und auf das
Beste hoffen (was sie letztlich taten), oder Neururer schon vor dem ersten Spiel
hochkantig rauswerfen. "Gegen eine Trainerentlassung haben sich aber
Widerstände geregt", erklärt Gerster, "und ich habe mich breit schlagen lassen,
mit Neururer weiter zu arbeiten. Das war ein Fehler. Diesen Vorwurf muss ich mir
gefallen lassen."
Und vielleicht war es auch ein Fehler, die Messlatte so verdammt hoch zu legen,
den sofortigen Wiederaufstieg zu fordern (Gerster: "Wir haben nur einen Schuss,
und der muss sitzen"). Denn schon nach drei Spieltagen wird das Saisonziel zwar
nicht korrigiert, aber zumindest ausgesetzt. "Wir dürfen nicht mehr an das große
Ziel denken", sagt Gerster jetzt, "wir müssen erstmal einen Schritt machen, ohne
zu stolpern", und das ist dem OFC bisher nicht gelungen. Gerster mahnt daher zu
mehr Geduld: "Wenn man einen Marathon läuft, kann man nicht nach dem Ziel
Ausschau halten und nach 500 Metern schon hinfallen." Im Spiel am kommenden
Freitag gegen den VfR Mannheim geht es für die Offenbacher zwar nicht um die
Existenz, aber um sehr, sehr viel. "Wir stehen mit dem Rücken zur Wand", sagt
Gerster, "es zählt nur ein Sieg. Aus. Punkt."
Eine weitere Pleite könnte gar wirklich fatale Folgen haben, zumal schon jetzt die
Nerven blank liegen, Dubravko Kolinger rastete nach dem Spiel in München aus,
zoffte sich lautstark mit den eigenen Anhängern, ehe Mannschaftskamerad Stefan
Dolzer Schlimmeres verhinderte.
"Er bereut es", erläutert Trainer Dragoslav Stepanovic, der in München zumindest
mit seinen Stürmern Tobias Schindler sowie Nazir Saridogan zufrieden war.
Stepanovic kündigte an, dass seine Mannschaft in den kommenden vier bis sechs
Wochen "sehr, sehr hart" trainieren werde, "es gibt viel zu reparieren, und es wird
sehr lange dauern". Zudem werde er seine Elf "vom Druck befreien, wir müssen
irgendwie ein Spiel gewinnen, damit die Jungs sehen, dass sie überhaupt noch
gewinnen können". Außerdem hofft Stepanovic auf die Rückkehr gestandener
Spieler wie Manfred Binz, Stefan Ertl oder Tom Stohn in dieser, sowie Günther
Maier und Matthias Dworschak in der kommenden Woche. "Und dann sehen wir,
was machbar ist."
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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René Keffel verdrängt Cesar Thier aus dem Tor
Die Würfel sind gefallen, und sie haben für René Keffel entschieden. Der 31 Jahre
alte Schlussmann des Regionalligisten Kickers Offenbach ist nach
FR-Informationen die neue Nummer eins im Tor des OFC. Trainer Dragoslav
Stepanovic hat sich damit erwartungsgemäß gegen Cesar Thier (Stepanovic: "Den
kenne ich gar nicht, wo kommt der denn her ?") entschieden und teilte dies dem 32
Jahre alten Braslilianer am gestrigen Freitag mit. Stepanovic' Vorgänger Peter
Neururer hatte den Neuzugang von Borussia Fulda noch als Stammkeeper auserkoren.
Keffel, über den "Stepi" während der Pressekonferenz am Donnerstag sagte: "Der
ist ein Gott - wenn das Knie hält", wird damit das erste Mal am morgigen Sonntag
im Spiel bei den Bayern-Amateuren (15 Uhr) den Kasten der Kickers hüten, und er
soll ihn, selbstredend, sauber halten. Überhaupt wollen die Offenbacher den ersten
dreifachen Punktgewinn einfahren - egal wie, und sei es durch ein Abstaubertor in
der 94. Minute.
Stepanovic, der Daniel Mingrone ("Der ist im Training abgegangen wie eine Rakete,
hat alle umkurvt wie Slalomstangen") aus der Landesligamannschaft mit nach
München nehmen wird, hat sich noch nicht entschieden, wer neben Patrick Würll,
der drei Jahre für die Reserve des FC Bayern spielte und vor dieser Saison nach
Offenbach gewechselt war, stürmen wird. Matthias Becker, der unter der Woche
mit einer fiebrigen Erkältung das Bett hüten musste, wird aller Voraussicht nach
nicht zur ersten Elf gehören, da Stepanovic in vorderster Front auf Spieler setzten
wird, die um jeden Grashalm kämpfen.
Das wiederum könnte die Chance für Nazir Saridogan oder Tobias Schindler sein,
die der Coach in den höchsten Tönen gelobt hatte. Während des Trainingsspiels
am Mittwoch hätten sie zu den besten Akteuren gezählt, "die haben gebissen und
getreten und sich durchgewühlt". Gut möglich ist aber auch, dass der 51-Jährige
nur mit einer Spitze agieren lassen wird. Auf alle Fälle wird Stefan Ertl mitfahren,
und wenn es sein muss kurz vor Schluss "reingeworfen, und dann heißt es Augen
zu und durch".
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Eine neue Chance für Oliver Speth
Offenbach (bam). "Eigentlich wechsle ich nicht gerne. Ich bin keiner,
der vor jeder Partie sagt: Drei raus, drei neue rein." Doch Dragoslav
Stepanovic hat vor seinem Premierenspiel als Trainer der
Offenbacher Kickers am Sonntag bei den Amateuren des FC Bayern
Münhen (15 Uhr, Stadion an der Grünwalder Straße) keine Wahl: Die
Verletztenliste ist länger als die Liste der Auswechselspieler. Acht
Akteure fehlen. Zwar sitzen immerhin sechs auf der Bank, doch
darunter sind mit Daniel Mingrone (20, Angriff), Marc Schröder (19,
Mittelfeld) und Oliver Schulz (20, Mittelfeld) gleich drei Youngster.
Also wird's nichts mit Stepanovics Vorhaben, in München vorwiegend
auf Routine zu setzen.
Die schlechten Nachrichten hörten gestern nicht auf: Mit den
Langzeitverletzten Daniel Graf (Reha nach Kreuzband- riss), Günther
Maier (nach Jochbeinbruch wieder im Lauftraining) und Matthias
Dworschak (Fingerbruch) war nicht zu rechnen. Bei Libero Manfred
Binz (Hüftprobleme) reichte es in dieser Woche nur für Lauftraining.
Und gestern meldete sich Stefan Ertl mit Knieproblemen ab. Zudem
zog sich im Abschlusstraining Routinier Dietmar Roth (war als
Manndecker eingeplant) eine Zerrung im Oberschenkel zu. Florian
Sohler fehlt wegen Grippe, Tom Stohn wegen Sperre. "Das Team
stellt sich von alleine auf." Stepanovic nahm es mit dem ihm
eigenen, trockenen Humor: "Wir werden eine Mannschaft auf das
Feld schicken, die 90 Minuten durchhalten kann."
Damit es mit Alternativen nicht so trübe aussieht, nahm er eine
Anleihe bei der Reserve. Denn die gesunden, ihm aus dem
Regionalliga-Kader noch zur Verfügung stehenden Spieler waren
ausschließlich Stürmer: Nazir Saridogan, Tobias Schindler, Patrick
Würll und Matthias Becker.
Durch die Ausfälle bekommen zwei Spieler eine neue Chance, die
unter Stepanovic-Vorgänger Peter Neururer schon abgeschrieben
waren: Michael Köpper (als Manndecker) und Oliver Speth als
Spielmacher. Speth fehlt zwar Spielpraxis, Stepanovic aber sagt:
"Jetzt hat er seine Chance, die muss er nutzen, da muss er durch."
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Stepanovic verordnet Kampf um jeden Millimeter Der Fünf-Tage-Trainer erkennt Mängel und verordnet den Kickers fürs Kellerduell in München eine Defensiv-Taktik
Eine Woche ist es her, da stand Peter Neururer noch im Presseraum am Bieberer
Berg. Zur Mittagszeit verdrückte er zwei Bockwürstchen, fachsimpelte und flachste
ein bisschen mit den um ihn gescharten Medienvertretern, und zu guter Letzt sprach
er von der großen Tradition dieses großen Vereins, und dass er mithelfen werde,
die Kickers wieder dahin zu führen, wo sie auch hin gehörten. Drei Tage später
war er nicht mehr Trainer in Offenbach, und da das Geschäft, wie ein jeder weiß,
schnelllebig ist, hat an gleicher Stelle gestern Dragoslav Stepanovic parliert,
die eine oder andere Anekdote zum Besten gegeben, und "Stepi", wie der kauzige
Serbe gerufen wird, hat zwei Weißwürstchen gegessen. Es war, als hätte Peter
Neururer nie das Zepter geschwungen, ein anderer hat eben den Thron bestiegen,
Stepi heißt der neue König von Offenbach.
Auf seine erste offizielle Pressekonferenz vor dem Spiel am kommenden Sonntag
bei den Amateuren des FC Bayern München (15 Uhr) bereitete sich Stepanovic denn
auch gut vor, auf kleinen Spickzettel hatte er sich Notizen gekritzelt, und so
teilte er zum Beispiel mit, dass er eine "wunderschöne Woche" hinter sich habe.
Seine neue Mannschaft arbeite sehr gut, "sie ist willig und zieht voll mit".
Allerdings, fügte der 51-Jährige an, wisse sie noch immer nicht, was auf sie
in den folgenden Wochen und Monaten zukommen werde, nämlich Arbeit, Arbeit und
noch mehr Arbeit.
Vor allem die Offensive will der frühere Eintracht-Trainer ankurbeln, denn mit
dem Spiel nach vorne ist er ganz und gar nicht einverstanden. Beim Trainingsspiel
zehn gegen zehn am Mittwoch sei das ganze Ausmaß des Dilemmas sichtbar geworden.
"Es gibt keinen Spielfluss, keinen Spielaufbau, keine Kombinationen, keine Torchancen",
sagt Stepanovic, "wir quälen uns." Das ist, alles in allem, nun wirklich nicht
so ungeheuer viel. Bis des Trainers Handschrift sichtbar wird, müsse seine Elf
eben andere Qualitäten an den Tag legen, das "Fundament", berichtet Stepanovic,
"ist die Defensive", und seine Mannen sollen um jeden Millimeter Boden fighten.
"Es wird Spiele geben, in denen wir um unser Leben kämpfen müssen."
Druck spüre er als Trainer nicht, aber er werde welchen erzeugen und an die Spieler
weitergeben, denn sie müssten sich darüber im Klaren sein, dass jeder Gegner
gegen den OFC doppelt und dreifach motiviert sei, "nicht alle Namen sind so klangvoll
wie der von Kickers Offenbach". Stepanovic glaubt ohnehin, dass der eine oder
andere in seinen Reihen immer noch denkt: "Das machen wird doch mit links." Auch
Manager Klaus Gerster warnte nach der 0:1-Heimniederlage gegen Rot-Weiß Erfurt
vor Überheblichkeit. "Die Mannschaft hat keinen Respekt und keine Achtung vor
dem Gegner", polterte er, "wenn wir glauben, wir sind besser als die anderen,
dann ist das der Tod. Wir sind nicht besser."
Stepanovic, der vermutlich René Keffel anstelle von Cesar Thier zur neuen Nummer
eins küren und wahrscheinlich Manfred Binz zum neuen Kapitän benennen wird, greift
gegen das Schlusslicht aus Bayern, bei dem der Haussegen nach dem verkorksten
Saisonstart mit zwei Niederlagen und acht Gegentreffern in Schieflage geraten
ist, auf Spieler zurück, "die "robust und nervenstark" sind. So wird für den
verletzten Binz wohl Dietmar Roth in die Mannschaft rücken und Stefan Dolzer
den Part des Liberos übernehmen. Für den gesperrten Spielmacher Tom Stohn könnte
der unter Neururer ausgebootete Oliver Speth eine Bewährungschance erhalten.
Stepanovic fordert jedenfalls einen Sieg, egal wie. "Es zählt nur, dass wir drei
Punkte mit zurück nach Frankfurt bringen." Und wer erst fünf Tage bei den Kickers
ist, der kann schon mal Frankfurt mit Offenbach verwechseln. Oder ?
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Bewährungsprobe für Stepanovic und den OFC
Offenbach. Dragoslav Stepanovic geht seiner ersten Bewährungsprobe als Trainer
der Offenbacher Kickers in der Fußball-Regionalliga Süd entgegen. Am Sonntag
muss der Nachfolger von Peter Neururer mit seinem Team im Stadion an der Grünwalder
Straße gegen die Amateure der Münchner Bayern ran. Zwar haben die Bayern-Talente
die ersten beiden Begegnungen der Saison gegen den VfR Mannheim (2:4) und beim
VfB Stuttgart (1:4) jeweils deutlich verloren, doch Stepanovic warnt: "Eine Mannschaft
der Bayern darf man nie unterschätzen."
Zumindest kann "Stepi" nach nunmehr vier Trainingstagen seit seinem Amtsantritt
auf dem Bieberer Berg Fortschritte innerhalb seiner Truppe ausmachen. "Zwar werden
die Jungs bestimmt noch sechs Wochen leiden, bis sie auf dem Stand sind, wo ich
sie haben möchte, doch ich merke, die Jungs sind willig." Mangelndes Engagement
und die falsche Einstellung machte der neue Hoffnungsträger des OFC verantwortlich
für den schlechten Start mit nur einem Punkt aus zwei Partien. Scheinbar, vermutet
Stepanovic, begnügten sich einige der Akteure damit, drittklassig zu spielen.
Im Vergleich zur Aufstellung seines Vorgängers wird es in München keine weit
reichenden Veränderungen geben. Das Drei-fünf-zwei-Spielsystem wird beibehalten.
Für den gesperrten Tom Stohn rückt voraussichtlich Oliver Speth nach langer Zeit
wieder ins zentrale Mittelfeld. Fragezeichen stehen noch hinter dem Einsatz von
Libero Manfred Binz, den eine Hüftblessur plagt, und Florian Sohler (Grippe).
Spannend bleibt allerdings die Torhüterfrage. Nachdem Peter Neururer dem Fuldaer
Neuzugang Cesar Thier das Vertrauen geschenkt hatte, könnte in München René Keffel
ins Gehäuse zurückkehren. Zwar wollte sich Stepanovic noch nicht festlegen, doch
in seiner süffisanten Art drückte der Serbe Keffel seine Bewunderung aus. "Der
René ist ein Gott, wenn sein Knie hält", frotzelte der Coach. Eine wichtigere
Position innerhalb Stepanovics Marschroute für München nimmt hingegen das gegnerische
Tor ein. "Das Spiel nach vorne brachte bislang nicht die verdienten Früchte.
Das wird sich aber hoffentlich umgehend ändern."
(Von ?, FRANKFURTER NEUE PRESSE)
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Stepi sucht nach dem Geist des OFC
Offenbach (bam) Sie dürfen alle wieder kommen: "Aber nur, wenn sie regelmäßig
kommen. Mal da sein und dann weg - das geht nicht." Dragoslav Stepanovic setzt
auf die Jugend und holt sich vor seinem Premierenspiel als Kickers-Trainer am
Sonntag bei den Amateuren des FC Bayern Talente aus der Landesliga-Mannschaft
des OFC. Daniel Mingrone (20) ist dabei. "Wie der zwischen den Beinen der anderen
durchgelaufen ist, wie durch Slalomstangen", schwärmte Stepanovic nach dem Training
gestern. Auch deswegen reist Mingrone, dem Stepanovic-Vorgänger Peter Neururer
wegen mangelnder Kontinuität noch einen Vereinswechsel empfohlen hatte, mit nach München.
Und noch zwei Talente stehen bei dem Neururer-Nachfolger hoch im Kurs: Tobias
Schindler und Nazir Saridogan, die beiden Torschützen von Trier. Stepanovic war
angetan: "Was die in den letzten 20 Minuten gegen Erfurt und im Training gezeigt
haben - sehr gut. Sie haben gebissen, getreten und sich durchgesetzt. Es hat
sie nicht interessiert, ob da ein Stefan Dolzer, Dietmar Roth oder Dubravko Kolinger steht."
Der neue Trainer, Augenzeuge des 0:1 gegen Erfurt und Ohrenzeuge der Beschimpfungen
der Kickers-Spieler durch eigene Fans (Stefan Dolzer traf sogar ein Feuerzeug
am Kopf), hat die Zeichen der Zeit erkannt, setzt auf positive Emotion und will
den "Offenbacher Stil und Geist" mit Kampf bis zur letzten Minute wieder beleben,
den zurzeit für ihn eben Spieler wie Saridogan und Schindler verkörpern. Auch
wenn Stepanovic nicht viel ändern will an der Mannschaft, die gegen die Thüringer
in letzter Minute verlor - Saridogan und Schindler dürfen sich Hoffnungen auf
einen Einsatz machen, vielleicht sogar von Beginn an.
Nicht dabei sind die Verletzten Günther Maier, Matthias Dworschak, Daniel Graf
(Stepanovic: "Die haben noch weiße Kittel an") und der gesperrte Tom Stohn. Der
Coach bangt noch um den Einsatz von Manfred Binz, der wegen Hüftproblemen mehrere
Tage pausierte und gestern nur Lauftraining absolvierte. Der Trainer deutete
mehrfach an, dass Binz eine wichtige Rolle in seinem Spiel übernehmen werde.
Aber wohl noch nicht am Sonntag: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass er fit ist."
Gegen die schnellen Bayern-Amateure setzt Stepanovic auf "ergebnisorientiertes
Spielen". Ein 1:0 reicht ihm. Torschütze egal. Vielleicht Stefan Ertl, der nach
seinem Schien- und Wadenbeinbruch wieder voll trainiert? "Ertl sagte zu mir zwar,
er habe die Verletzung im Kopf noch nicht überwunden, aber ich kann mir vorstellen:
Ertl für 15 Minuten reinwerfen, Augen zu, und er macht das Tor." Und dann - Abpfiff,
Heimfahrt. "Wichtig ist nur, dass wir drei Punkte mit nach Frankfurt bringen."
Wieso Frankfurt, die alte Wirkungsstätte Stepanovics? "Quatsch, wenn ich Frankfurt
sage, meine ich Offenbach."
Der Fanklub "Die Goude" setzt zum Auswärtsspiel der Kickers bei den Amateuren
von Bayern München einen Fanbus ein. Abfahrt: Sonntag, sieben Uhr, an der Buswendeschleife
am Stadion und 7.30 Uhr in Klein-Krotzenburg an der Diskothek "Way up". Fahrtpreis
40 Mark, Information und Anmeldung unter 06182/26914 und 069/857569.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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"Ich vermisse das nötige Engagement" Interview mit Stepanovic
kicker: Herr Stepanovic, seit Sonntag sind Sie Trainer der Offenbacher Kickers.
Wie sind Ihre ersten Eindrücke?
Dragoslav Stepanovic: Gut. Wir sind gerade dabei uns zu beschnuppern, werden
die Spielweise so verändern, wie ich mir das vorstelle.
kicker: Sie haben Mängel im taktischen Bereich ausgemacht. Was muss sich ändern?
Stepanovic: Der Spielaufbau gefällt mir überhaupt nicht. Für einen ordentlichen
Torabschluss müssen wir das Spiel in die Hand nehmen, zielstrebig und organisiert
nach vorne spielen.
kicker: Ihr Vorgänger Peter Neururer kritisierte eine Diskrepanz zwischen Anspruch
und Wirklichkeit. Hatte er Recht?
Stepanovic: Peter kannte das Team neun Monate lang. Ich erst ein paar Tage. Aber
ich werde alles Mögliche versuchen, die gesteckten Ziele zu erreichen.
kicker: Demnach sehen Sie den sofortigen Wiederaufstieg nicht als unrealistisch?
Stepanovic: Wer ein Spitzenteam wie den OFC übernimmt, der weiß, was seine Aufgabe
ist. Aber nur vom Aufstieg zu reden, bringt uns nicht weiter, sondern verunsichert.
kicker: Dennoch wirken Sie trotz des verpatzten Starts der Kickers zuversichtlich.
Stepanovic: Meine eigene Erfolgshungrigkeit spornt mich an. Ich habe von Beginn
an das Gefühl, nach dem kurzen Ausflug in die Zweite Liga haben Umfeld und Verein
Blut geleckt. Doch kurzfristiger Erfolg nutzt nichts. Der Aufstieg im letzten
Jahr hat zwar gezeigt, zu was der Klub im Stande ist. Doch einige Spieler haben
keine gute Figur hinterlassen. Die muss man irgendwann austauschen - gegen bessere.
Sonst stagnieren wir. Ich werde jeden Einzelnen zu mir bestellen - wie vor Gericht.
Bei vielen vermisse ich noch das nötige Engagement.
kicker: Bei wem speziell?
Stepanovic: Es wäre ein Schlag ins Gesicht des Spielers, ihm bereits jetzt das
Vertrauen zu entziehen. Erstmal baue ich auf alle 22 Mann im Kader. Jeder kann sich beweisen.
kicker: Mit Manager Klaus Gerster steht Ihnen im sportlichen Bereich ein Entscheidungsträger
gegenüber, der im Notfall schon den Trainer überstimmte. Werden Sie die Verantwortungen neu ausloten?
Stepanovic: Nein. Alle Entscheidungen werden gemeinsam getroffen.
(Von Holger Kliem, KICKER ONLINE)
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Würlls Rückkehr zum FCB
Offenbach (bam). "Für mich ein hochinter-essantes Spiel. Mein
Ex-Klub Bayern-Amateure gegen meinen neuen Verein Kickers
Offenbach, beide haben ihren Start versaut. Keine Frage, ich bin am
Sonntag besonders motiviert." Patrick Würll (21) freut sich auf die
Rückkehr an die Grünwalder Straße. Sein Ziel? Die Antwort wird
Neu-Kickers-Trainer Dragoslav Stepanovic freuen. Würll im Stil eines
Teamplayers: "Es geht nicht um mich. Wir müssen gewinnen, egal, wer die Tore schießt."
Würll wird in Offenbach an seiner Leistung bei den
Bayern-Amateuren gemessen: Acht Tore in der Hin-, sechs in der
Rückrunde. Null in zwei OFC-Spielen. Stürmerprobleme bei Kickers?
"Das höre ich seit sechs Wochen. Wenn der Verein meint, es müsste
noch ein Angreifer her, dann ist das halt so." Würll weiß: Bisher
fehlen ihm Argumente gegen solche Pläne. Aber er glaubt an sich:
Die 14 Tore habe er in einer mittelmäßigen Bayern-Mannschaft voller
Individualisten geschossen. "Solch eine Zahl ist bei einem
Spitzenteam wie Kickers auch möglich."
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Atze Rompel: Stepis Coach für Torhüter?
Offenbach (bam) "Gebt mir noch ein paar Tage Zeit, dann klappt das
schon." Noch läuft Dragoslav Stepanovic bei den Kickers hinterher.
Power hat der 51-Jährige aber wie kaum einer auf dem
Trainingsplatz, was die Mannschaft in zwei Einheiten täglich spürt.
Unter Ex-Coach Peter Neururer gab es vor dem 0:1 gegen Rot-Weiß
Erfurt vier Einheiten in der gesamten Woche.
Auch wenn die Spieler beim Auslaufen noch vorbeiziehen - Stepi
drückt bei Regionalligist Offenbach aufs Tempo. Das spürt auch
Manager Klaus Gerster. Stepi stellt Forderungen, will einen
Co-Trainer. Am liebsten einen Torwart-Trainer, der sich intensiv um
die beiden Keeper Cesar Thier und René Keffel kümmert. "Das kann
ich nicht mehr machen wegen meiner Knie." Schon bei Stepis
Vorstellung sagte Gerster zu: "Er bekommt einen."
Derzeit beschäftigt Claus Schäfer (Ex-OFC) als Praktikant die
Torhüter. Doch auch der frühere Frankfurter "Atze" Rompel (38), bei
Stepis Auftakt am Montag am Spielfeldrand, hat Ambitionen. Erster
Ausfall unter Stepi: Matthias Becker liegt im Bett (Fieber). Einsatz
gegen Bayern-Amateure ebenso fraglich wie der von Manfred Binz (Hüftverletzung).
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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"Wer die Begeisterung nicht zu schätzen weiß, hat hier nichts zu suchen" Der neue Kickers-Trainer Dragoslav Stepanovic im FR-Interview über die Einstellung des Teams, die Fans und seine Ziele
Er gilt als Hoffnungsträger, als Strohhalm, an den sich ganz Offenbach
klammert: Dragoslav Stepanovic. Am vergangenen Montag leitete der
51-Jährige unter den Augen von 600 Kickers-Fans erstmals das Training des
zum Aufstieg verdammten Fußball-Regionalligisten. FR-Mitarbeiter Ingo
Durstewitz unterhielt sich mit Stepanovic über seine ersten Eindrücke,
seine Ziele, und darüber, ob er es schaffen wird, den OFC in die Zweite
Bundesliga zu führen.
FR: Herr Stepanovic, Sie hatten Bedenken, als ehemaliger Eintracht-Coach mit
Schmährufen empfangen zu werden.
Stepanovic: Ja, und ich bin wahnsinnig dankbar, dass es anders gekommen ist.
Ich wohne seit 25 Jahren im Rhein-Main-Gebiet, hier schlägt mein Herz, das hier
ist meine Heimat.
Mit den Stuttgarter Kickers wollten Sie nicht in die Regionalliga gehen, jetzt sind
Sie mit den Kickers in der Dritten Spielklasse gelandet. Wie ist der Sinneswandel
zu erklären?
Sie haben es doch selbst gesehen, hier kommen zum Training mehr Zuschauer als
in Stuttgart zu den Spielen. Das ist einmalig, so etwas gibt es nirgendwo auf der
Erde. Ich habe den Spielern gesagt, dass sie dankbar sein müssen, vor so einer
Kulisse spielen zu dürfen. Kickers Offenbach gehört in die Zweite Liga - mindestens.
Nach der Niederlage gegen Erfurt, die Sie von der Tribüne aus verfolgten, machte
sich unter den Zuschauern Ärger breit. Können Sie das nachvollziehen?
Ja, die Fans haben den Abstieg verziehen, und dann müssen sie so etwas sehen.
Es ist bis auf Stefan Dolzer nach der Partie keiner in den Fanblock gegangen, um
sich zu bedanken. Das darf nicht wahr sein. Die Spieler haben doch gewusst, was
sie für eine Scheiße gespielt haben. Dann sollen sie auch an den Zaun gehen und
sich bespucken lassen, dann wissen sie auch warum. Wer diese Begeisterung in
Offenbach nicht zu schätzen weiß, der hat hier nichts zu suchen.
Haben die OFC-Akteure neuerdings ein Problem mit der Einstellung?
Na ja, alle müssen an einem Strang ziehen, alle sollten sich mit den anderen
freuen und mit den anderen ärgern. Ich habe zum Beispiel beim Erfurter Tor keinen
Ärger bei den Ersatzspielern gesehen, das darf nicht sein, wir sitzen in einem
Boot. Die Jungs müssen wieder kämpfen, rennen, Zweikämpfe suchen, dann
kommt der Wille von ganz alleine. Es gibt Stadien, in denen man Blut spucken
muss, um zu gewinnen, da brauchen wir jeden Mann. Ich werde den Jungs schon
Beine machen.
Sie haben bereits im ersten Training versucht, der Mannschaft Leben
einzuhauchen, Stimmung reinzubringen. Sehen sie darin eine Hauptaufgabe?
Ja, die Mannschaft ist verunsichert, hat keinen Mut. Sie weiß nicht, ob sie gut oder
schlecht ist. Ich versuche, wieder Freude und Leidenschaft zu vermitteln. Die
Spieler sollen sich freuen, trainieren zu können. Es bringt doch nichts, wenn sie
das als reine Arbeit ansehen, wenn sie nur des Geldes wegen herkommen. Sie
sollen Spaß am Fußball haben.
Fordern sie Verstärkungen?
Nein, ich lasse den Kader bis zur Winterpause unverändert, und dann sehen wir
weiter. Und das Gerede über die Stürmer... Was sollen die denn machen, wenn
aus dem Mittelfeld keine Bälle kommen, da können auch die besten Angreifer
keine Tore schießen. Es fehlt eher einer, der das Spiel organisiert und führt, denn
nur wer das Spiel in der Hand hat, kann es auch gewinnen.
Möchten sie mit dem erklärten Verzicht auf Neuzugänge dem Team ein Alibi nehmen?
Ja, ich will die, die den Abstieg verbockt haben, nicht aus der Verantwortung
nehmen. Wir müssen uns alle an die eigene Nase packen. Und die Jungs können
ja Fußball spielen. Das Team hat im letzten Jahr in der Zweiten Liga gezeigt, dass
es auch gegen stärkere Mannschaften mithalten kann, es hätte den Abstieg ja
beinahe verhindert. Die, die da sind, müssen jetzt den Karren aus dem Dreck zu
ziehen, sie müssen versuchen, jedes Spiel zu gewinnen. Siege sind unser Brot,
das A und O.
Wie ist die Mannschaft körperlich drauf?
Das wird sich weisen, ich bin zwar nicht so wie Eintracht-Trainer Felix Magath,
aber ich bin von der gleichen Sorte. Ohne Schweiß gibt' s keinen Preis.
Werden die Kickers am Ende ganz oben stehen?
Ich habe das Wort Aufstieg aus der Kabine verbannt, ich mag kein Gebrüll ohne
Erfolge. Wir müssen erst mal zusehen, dass wir die Bayern-Amateure und den VfR
Mannheim schlagen. Es ist noch keine Mannschaft in der Vorrunde Meister
geworden, die ist nur dazu da, um sich vorzubereiten und genügend Punkte für die
zweite Serie zu sammeln.
Aber der OFC hat, wie Manager Klaus Gerster sagte, "nur einen Schuss, und der muss sitzen".
Ja, aber die Spieler sollen keine Angst davor bekommen, entweder es wird zum
Selbstläufer, oder wir werden uns quälen. Ich habe auch keine Angst davor, das
Wort Meisterschaft in den Mund zu nehmen, ich sehe nur keinen Sinn darin. Wir
müssen erst mal nur eines: punkten, punkten, punkten.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Manager Gerster hat einen "Ruck" im Team gespürt
Ein Karton voller Autogrammkarten, der direkt neben einer Mülltonne vor der
Umkleidekabine stand, war das Einzige, was am Bieberer Berg noch darauf
hindeutete, dass hier bis Sonntag Peter Neururer das Trainerzepter geschwungen
hatte. Der 45-Jährige hatte die mit seinem Konterfei bedruckten Kärtchen
vermutlich selbst abgelegt, er braucht sie nicht mehr, und in Offenbach sind sie
wertlos geworden. Dann räumte der Mann aus Gelsenkirchen seinen Spind,
schüttelte seinem Nachfolger Dragoslav Stepanovic die Hand und wünschte ihm
viel Glück, ehe er sich in seinem schwarzen Mercedes setzte und dreimal hupend
für immer davon brauste. Neururer war abgetreten, stilvoll und unter Applaus.
Manager Klaus Gerster ist auch drei Tage nach Stepanovics Amtsantritt noch
heilfroh über dessen Verpflichtung, schließlich wollte er den Serben schon unter
Vertrag nehmen, als er Hans-Jürgen Boysen, der pikanterweise bei "Stepis"
Ex-Klub Stuttgarter Kickers in der Zweiten Liga untergekommen ist, die Papiere in
die Hand drückte. Damals hätten sich aber Widerstände geregt, da der Name
Stepanovic immer mit dem ungeliebten Nachbarn jenseits des Mains in Verbindung
gebracht würde. Heute spiele das offenbar keine Rolle mehr. Stepanovic der vor
seinem Engagement in Stuttgart beim VfB Leipzig gescheitert war, sei, wie Gerster
sagte, "ein hochqualifizierter Fußballlehrer mit internationalem Ruf. Es ist direkt ein
Ruck durch die Mannschaft gegangen".
Jeder Spieler fange wieder bei Null an, erklärte der Manager, und das sei gut so,
"es wird für einen weiteren Schub sorgen". Am gestrigen Dienstagmorgen hat der
Trainer seine Mannen jedenfalls ein bisschen durch den Wald laufen lassen, ehe
sie nachmittags an den Ball durften. Nicht mit dabei war Libero Manfred Binz, der
sich gegen Erfurt an der Hüfte verletzte und dessen Einsatz bei den
Bayern-Amateure am Sonntag ungewiss ist. Ob Binz zum neuen Kapitän bestimmt
wird, wusste der Spieler selbst nicht, "ich weiß nur, dass der Stepi hier Feuer und
Leidenschaft reinbringen wird".
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Neururer geht mit Tränen in seinen Augen
Offenbach (bam). Um 14.35 Uhr fährt Peter Neururer (45) vor der
Kickers-Kabine vor, auf dem Beifahrersitz Co-Trainer Werner Kasper
(49) hinten OFC-Manager Klaus Gerster. Der wählt den direkten Weg
in die Kabine, Neururer nimmt sich Zeit für seinen Abschied von den
Fans. Dann geht auch er in die Kabine, erhielt von Nachfolger
Dragoslav Stepanovic die Chance, sich von der Mannschaft zu
verabschieden. Dann war Auskleiden angesagt - und warten. Gut
eine halbe Stunde dauerte Stepis Ansprache an sein neues Team,
dann die Übergabe: Am Wochenende hatte Co-Trainer Kasper noch
eine Spielbeobachtung angefertigt, sah die Partie der Amateurteams
von VfB Stuttgart und FC Bayern München, den nächsten Gegner
des OFC am Sonntag (15 Uhr) im Stadion an der Grünwalder Straße.
Kuriosum des Trainerwechsels: Kasper hatte von Neururers Rücktritt
am Sonntagvormittag erst 24 Stunden später erfahren, als er zum
Training vorfuhr. Handy war ausgeschaltet, die Mailbox dran, daheim
gab's Probleme mit der Telefonleitung. Unglücklich gelaufen, "ich war
halt nicht zu erreichen", sagte Kasper. Für ihn keine Frage: Nach
Neururers Rücktritt, den die Kickers am Sonntag annahmen, würde
auch er gehen. "Wir arbeiten seit 1992 so eng zusammen, da war
klar, dass, wenn Peter geht, ich auch gehe." Die mit Gerster
vereinbarte Abfindung, die mit Sicherheit im sechsstelligen Bereich
dürfte, wird beiden Trainern den Abschied wohl erleichtert haben.
Ein kurzer Händedruck von Kickers-Vize Wilfried Kohls; ein "Peter, wir
sehen uns" von Teamkoordinator Marcus Wolf (Antwort Neururers,
der eigentlich nie im Amateurbereich trainieren wollte: "Aber nicht
mehr in dieser Liga") - und um 15.11 Uhr dann der Handschlag
zwischen Stepanovic, seinem Vorgänger Neururer und Ex-Co-Trainer
Kasper. Spind geräumt, die persönlichen Sachen in einem Karton verstaut. Abgang.
Draußen warten zu dem Zeitpunkt mehr als 200 Menschen, die
Meinungen in der Trainerfrage sind geteilt, der Abschied von den
Fans emotional. Neururer drückte einige Tränen weg: "Ich wünsche
dem OFC und seinen Anhängern, dass der Aufstieg geschafft wird."
Beifall. Um 15.20 Uhr tritt Neururer das Gaspedal seines Wagens
durch; Ehrenrunde, weil ein Tor zugesperrt ist; zwei Mal kommt der
Dreiklang-Ton der Hupe. Auf dem Trainingsgelände pfeift Stepi
gerade das erste Training an.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Ohne Schweiß kein Preis, da bin ich wie Magath
Offenbach. "Ohne Fleiß kein Preis, da bin ich wie Eintracht-Trainer
Felix Magath." Klingt nach einem hartem Hund auch in Offenbach.
Doch Dragoslav Stepanovic zeigte schon bei seinem Amtsantritt am
Bieberer Berg Verständnis. Torwart René Keffel fragte höflich nach.
Stepis Vorgänger Peter Neururer hatte ihm für das
Vormittagstraining heute frei gegeben, Keffels Tochter wird
eingeschult. Stepi zeigt Verständnis, wählt den Mittelweg:
Gottesdienst am Morgen ja, dann aber schnell zum
Vormittagstraining. "Ich warte auf Dich."
Was auf die Spieler von Regionalligist Kickers Offenbach wartet,
deutete Stepanovic gestern bei seiner Trainingspremiere vor mehr
als 400 Zuschauern an. "Wir müssen uns stabilisieren, dann wird
alles zu einem Selbstläufer." Nach missratenem Saisonstart mit nur
einem Punkt aus zwei Spielen heißt das: Sicherheit gewinnen,
Spielaufbau verbessern, Chancen für Stürmer vorbereiten. Alles
Vorzüge, die Stepanovic beim 0:1 des OFC gegen Rot-Weiß Erfurt
vermisste. Und dann direkte Rückkehr in die Zweite Liga, wie von
OFC-Manager Klaus Gerster gefordert? Stepanovic: "Aufstieg? Das
Wort habe ich aus der Kabine verbannt. In der Hinrunde müssen wir
ein möglichst großes Punktepolster sammeln, um in der Rückrunde
angreifen zu können."
Stepanovic zum Thema Neuverpflichtung: "Die jetzigen Spieler sind
daran schuld, dass wir nicht gewonnen haben. Und diese
Mannschaft hat im vergangenen Jahr gegen stärkere Gegner fast
noch den Klassenerhalt geschafft." Das bedeutet: Abwarten,
eigenen Kader sichten, moralisch stärken - und schauen, was der
Spielermarkt bietet. Wenn Verstärkungen, dann welche fürs
Mittelfeld (Spielmacher?) oder Stürmer.
Stepanovic zum Thema Abwehr: "Hinten musst du sicher stehen,
die Null muss her." Bedeutet: Stepi wagt keine Experimente, setzt
auf Erfahrung. Im Trainingsspiel gestern übernahm Stefan Dolzer den
Liberopart für den verletzten Manni Binz, dem Stepanovic trotz der
Forderung nach Stabilität in der Defensive wohl mehr Offensivdrang
verordnen wird. Manndecker im A-Team (das 3:7 unterlag) spielten
Dubravko Kolinger und Dietmar Roth. Für Roth ist es nach zwei
Episoden in Frankfurt das dritte Wiedersehen mit Stepi.
Stepanovic zum Thema Kapitän: "Er muss sein Spiel spielen, muss
korrigieren, aufbauen und den Jungs sagen: Los weiter, kommt."
Bedeutet: Die Entscheidung, ob Lars Schmidt Kapitän bleibt, ist
offen. Erst will sich der Trainer mit ihm vertrauten Spielern wie Binz
und Roth beraten. Wird der Libero der neue Kapitän?
Stepanovic und seine Sprüche: "Ihr habt mir einen tollen Empfang
bereitet, ich habe damit gerechnet, dass ihr mich beschimpft. Wenn
ich Geld hätte, würde ich jedem einen ausgeben."
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Der neue Offenbacher Hoffnungsträger: "Stepi" will die Kickers wach rütteln
Offenbach. Pünktlich um 15 Uhr betrat gestern Dragoslav Stepanovic das Trainingsgelände der
Offenbacher Kickers auf dem Bieberer Berg. Im roten Sportdress leitete der neue
Hoffnungsträger vor rund 600 erwartungsvollen Kiebitzen sein erstes Training beim
Zweitliga-Absteiger. "Die Mannschaft wirkt noch verkrampft", zog der frühere Coach der
Frankfurter Eintracht, der 1992 mit der SGE am letzten Spieltag die deutsche Meisterschaft
verpasste, sein Resümee nach der 100-minütigen Übungseinheit.
Am vergangenen Sonntag war sein Vorgänger Peter Neururer nach zwei Spielen ohne Sieg von
seinem Amt als Cheftrainer des OFC zurückgetreten. "Nach dem Abstieg haben sich immer
mehr Diskrepanzen zwischen mir und dem Verein aufgebaut. Bevor sie noch größer wurden
und ich dem Club im Wege stehe, habe ich diese Entscheidung getroffen", begründete
Neururer, der mit den Kickers in der abgelaufenen Saison aus der 2. Liga abgestiegen war,
seinen Entschluss. Neururer hatte Offenbach nur neun Monate lang betreut. Während "Stepi"
gestern die Kickers auf den Rasen begleitete, packte Neururer noch seine Sachen aus der
Trainerkabine in seinen dunklen Sportwagen. Nur eine Kiste mit Autogrammkarten blieb neben
einer Mülltonne hinter der Gegentribüne auf dem Bieberer Berg zurück - ein Bild mit Symbolcharakter.
Sichtlich erleichtert präsentierte sich am Montag auch Manager Klaus Gerster, der ebenfalls
das Debüt von Stepanovic interessiert beobachtete. Der Manager: "Ich hoffe, dass der
Trainerwechsel die Initialzündung für unsere Mannschaft bedeutet." Denn statt auf einem
Spitzenplatz der Liga steht der selbst ernannte Meisterschaftskandidat nur auf Rang 15 der neu
geschaffenen Regionalliga Süd. Dragoslav Stepanovic, der zuletzt die Stuttgarter Kickers in der
2. Liga betreute, zuvor unter anderem Bayer Leverkusen und Atletico Bilbao coachte, sieht die
Lage nicht allzu tragisch. "Natürlich wird es eine schwere Aufgabe für mich und das Team, da
das Ziel sehr hoch gesteckt ist. Doch ich denke, wenn ich mich eingehend mit den Spielern
unterhalten kann, werden wir den Abstieg, der die Jungs mental immer noch hemmt, aus den
Köpfen bekommen. Ich werde die Spieler schon wach rütteln. Denn das Team, da bin ich mir
sicher, hat das Siegen nicht verlernt", blickt der Offenbacher Neuling zuversichtlich nach vorne.
Bis zum kommenden Sonntag, wenn die Kickers auswärts bei den Amateuren der Münchner
Bayern antreten müssen (15 Uhr), bleiben Stepanovic zumindest noch einige Übungseinheiten,
um sein Team zu finden.
Auf personelle Veränderungen wollte sich der 51-jährige Serbe nach seinen ersten Eindrücken
noch nicht festlegen. Doch zumindest haben bislang verschmähte Akteure wie Michael Köpper
oder der gänzlich unbeachtet gebliebene Oliver Speth neue Chancen, sich zu empfehlen.
(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)
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600 Fans begrüßen Stepanovic Erste Handgreiflichkeiten des Hoffnungsträgers
Als die erste, knapp zweistündige Trainingseinheit dann vorüber war und die Spieler
der Offenbacher Kickers einen Vorgeschmack auf das bekommen hatten, was sie
in Zukunft erwarten wird, nämlich jede Menge Arbeit, hat Dragoslav Stepanovic
wieder ein bisschen Spaß gemacht. Zuerst mit seinen Akteuren - Stefan Simon
petzte der 51 Jahre alte Fußballlehrer in den Nacken, ehe er sich auf Patrick
Glöckner stürzte und ihm eine ordentliche Abreibung verpasste -, dann während
eines Interviews mit der netten Kollegin vom Radio, und zu guter Letzt hat er,
umringt von vielen Fans, auch noch einen Witz erzählt. So ist er halt der Stepi, und
in Offenbach haben ihn gestern schon viele in ihr Herz geschlossen.
Der frühere Eintracht-Trainer hat für eine wahre Euphorie gesorgt, mehr als 600
Schaulustige pilgerten gestern um 15 Uhr auf den Bieberer Berg, um dem ersten
Training beizuwohnen - so viele wie noch nie zuvor. Selbst Vizepräsident Wilfried
Kohls, ein Kickers-Urgestein, konnte sich nicht daran erinnern, irgendwann einmal
derart viele Leute beim Training gesehen zu haben. Und als der Hoffnungsträger
dann um zwanzig nach drei aus den Katakomben trat, wurde er, der Frankfurter,
mit donnerndem Beifall begrüßt. Stepi war über den warmen Empfang mehr als
glücklich: "Ich habe gedacht, dass ich hier bis zum geht nicht mehr beschimpft
werde", sagte der Serbe und fügte augenzwinkernd an, "ich bin so dankbar, wenn
ich Geld hätte, würde ich hier jedem einen ausgeben". Während Stepanovic seinen
Jungs in einem ersten Trainingsspiel genau auf die Füße schaute und sie immer
wieder mit lautstarken Kommandos ("spiel, spiel, spiel!") zurecht wies,
verhandelten sein Vorgänger Peter Neururer, der gekommen war, um sich von der
Mannschaft zu verabschieden, und Co-Trainer Werner Kasper mit Manager Klaus
Gerster über die finanzielle Entschädigung. Laut Gerster haben sich die Parteien
schnell geeinigt, Zahlen nannte er keine.
Ebenso wenig wie Stepanovic mitteilen wollte, ob es Änderungen in er Mannschaft
geben würde. Und doch dürfte sich niemand wundern, wenn er Manfred Binz zum
neuen Kapitän ernennen und Rene Keffel anstelle von Cesar Thier ("Den kenne ich
nicht, wo hat der vorher gespielt?") zur Nummer eins küren würde.
(Von dur, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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"Wenn ich Erfolg habe, werden mich die Leute lieben" Der Marketing-Experte Dragoslav Stepanovic soll die Offenbacher Kickers wieder zu einem Markenartikel machen
Eine Geschichte über Dragoslav Stepanovic, den liebenswerten Dampfplauderer, zu
schreiben, ist, anders als zu vermuten, nicht so furchtbar einfach. Das hat einen
ganz banalen Grund: es gibt kaum etwas, was nicht irgendwann, irgendwo über
den Fußball-Trainer, 51 Jahre alt, den die ganze Fußball-Welt nur "Stepi" ruft,
geschrieben wurde. "Lebemann, Zampano, Weltmann, Paradiesvogel, Dressman,
Showman, Motivationskünstler" - die Liste ließe sich beliebig fortführen.
Stepanovic selbst, einst ein Weltklassefußballer bei Roter Stern Belgrad,
schmunzelt über derlei Attribute, sie sind ihm aber nicht unrecht, und sie kommen
nicht von ungefähr. Stepanovic ist in gewissen Maßen ein Populist, weiß wie kein
Zweiter, das Volk auf seine Seite zu ziehen, mit markigen, frechen Sprüchen hält
er schnell Einzug in die Herzen der Fans. Er selbst aber sieht sich in erster Linie
als Arbeiter, und er malocht tatsächlich, gilt als knallharter und kompromissloser
Schaffer. Früher, bei der Eintracht, seiner großen Liebe, war er der Erste, der am
Riederwald vorfuhr, und er war der Letzte, der ihn wieder verließ.
Seit Sonntag nun ist der hessisch sprechende Serbe neuer Coach des
Regionalligisten Kickers Offenbach, seinen zurückgetretenen Freund Peter
Neururer hat er abgelöst, und vermutlich weiß er noch gar nicht so recht, auf was
er sich eingelassen hat. Spontan, oder wie er zu sagen pflegt, "aus dem Bauch
heraus", habe er den Kickers den Zuschlag erteilt, als ihn Manager Klaus Gerster
anrief und fragte, ob er nicht Lust hätte, den OFC in die Zweite Bundesliga zu
führen. Stein und Bein, das am Rande, schwört er übrigens darauf, dass es vorher
noch keinen Kontakt gab. Einfach wird seine Mission natürlich nicht, das weiß der
schillernde Fußballlehrer nur zu gut, doch was schert es ihn ? Er, Stepi, ist wieder
im Geschäft, noch dazu in seiner Wahl-Heimat, in der er seit 25 Jahren lebt, ein
paar Minuten Autofahrt entfernt von seinem Wohnort in Bergen-Enkheim. Was will
man also mehr ? Da kann man auch mal darüber hinwegsehen, dass Offenbach
nur noch in der Dritten Liga spielt, die er sich ja eigentlich so schnell nicht mehr antun wollte.
Stepanovic, jovial und clever zugleich, ist Fußballer durch und durch, besessen und
verrückt nach dem Spiel, das er vornehmlich offensiv interpretieren lässt, und er ist
in all den Jahren nie von seiner Linie abgewichen, zog seinen Stil durch; so wie er
damals Progres Frankfurt, seine erste Station als Trainer, coachte, so trainierte er
später die Eintracht, Bayer Leverkusen oder Atletico Bilbao, er regierte zwar nicht
mit eiserner Hand, aber mit Methoden, die oft unkonventionell und streitbar sind,
mal als Kumpel der Spieler, mal als harter Hund.
Stepanovic ist zweifelsohne ein Dickschädel, der seinen eigenen Kopf hat, er ist
einer, an dem man sich reibt, der entweder geliebt oder gehasst wird - mit
Gleichgültigkeit begegnen ihm nur die Wenigsten. Der kauzige Trainer, der
scheinbar immer gute Laune hat und diese auch zu versprühen versteht, ist, und
das weiß er nur zu gut, ein Unikat, er war Kneipenbesitzer, ist zumeist in feinen
Zwirn gewandet, raucht Zigarillos, und manch einer nennt ihn auch den
Ebbelwei-König. Das ist natürlich nur Spaß. Für Bayer Leverkusen war all das
damals, 1993, ein Anforderungsprofil, das optimal zu passen schien. Stepi sollte in
dem Werksklub als Dompteur für ein bisschen "Zirkusluft" sorgen.
Seinen Durchbruch hat Stepanovic dem früheren Eintracht-Manager Bernd
Hölzenbein zu verdanken, der ihn 1991 von Eintracht Trier holte. Die Namen
Stepanovic und Eintracht Frankfurt werden ohnehin auf ewig untrennbar verbunden
bleiben, schließlich stand er an der Bande, als die Frankfurter am 16. Mai 1992 in
Rostock denkbar knapp die Deutsche Meisterschaft verpassten. Ein paar Jahre
später kehrte er noch einmal zurück, fuhr im April 1996 in einem Stück 1000
Kilometer von Bilbao nach Frankfurt, um die Hessen vor dem Sturz in die Zweite
Liga zu retten. Ohne Erfolg - ein halbes Jahr später flogen Steine am Waldstadion,
er wurde mit Schimpf und Schande vertrieben. In Offenbach nun wird es der
Ex-Frankfurter schwer haben, auch wenn ihn die Fans bei seinem Dienstantritt mit
stürmischem Applaus begrüßten. Und Stepi weiß, wie er Kritiker überzeugen kann:
"Wenn ich Erfolg habe, werden mich die Leute lieben."
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Kickers Offenbach: Erster Trainerwechsel bereits nach zwei Spieltagen Stepanovic beerbt Neururer
Gestern, Sonntag, wurde die Akte "Peter Neururer" auf dem Bieberer Berg nach
rund neun Monaten Zusammenarbeit wieder geschlossen. Neururer, der als
Retter in der Zweiten Liga angetreten war, wollte "den Kickers-Kult neu
entfachen", konnte den Abstieg jedoch nicht verhindern. Nach dem verkorksten
Start mit nur einem Punkt aus zwei Spielen wird ab sofort Dragoslav Stepanovic
die Offenbacher Kickers trainieren, heute, Montag, um 15 Uhr erstmals das
Team auf den Platz bitten.
Zuvor hatte es nach der bitteren 0:1-Schlappe des Absteigers gegen Rot-Weiß
Erfurt über das gesamte Wochenende Gespräche zwischen Neururer und
Manager Klaus Gerster gegeben. An deren Ende stand schließlich das
Rücktrittsgesuch des Coaches. "Nach dem Spiel am Freitag herrschte totale
Enttäuschung auf allen Seiten. Wir haben uns dann innerhalb des Präsidiums
kurzgeschlossen und schnell Übereinstimmung getroffen, den Trainer daraufhin
nicht zurück zu halten. Das hätte keinen Sinn gehabt", resümierte Gerster nach
der Personalentscheidung. Neururer wird sich heute nochmals von der
Mannschaft verabschieden, bevor Stepanovic seine Mission beginnt.
Die dringendsten Aufgaben hat der neue Hoffnungsträger, der bereits am
Freitag auf der Tribüne saß, schon ausgemacht. "Die Mannschaft hat den
Abstieg noch nicht aus den Köpfen. Vornehmlich muss im mentalen, aber auch
im taktisch- spielerischen Bereich gearbeitet werden. Das System mit Libero
behalte ich jedoch bei", meinte der 51- Jährige bei seiner Vorstellung.
Zuletzt hatte Stepanovic in der vergangenen Saison die Stuttgarter Kickers
betreut. Als die von TeBe Berlins Zwangsabstieg profitierten, hatte sich "Stepi"
schon verabschiedet. In seiner Trainer-Karriere arbeitete der Frankfurter u. a.
bei Eintracht Frankfurt, Bayer Leverkusen und Athletic Bilbao. Mit der Eintracht
hatte der Serbe 1992 am letzten Spieltag die Deutsche Meisterschaft verpasst.
(Von Holger Kliem, KICKER ONLINE)
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Neururer weg, Stimmen zum Trainerwechsel
(app/bam). Waldemar Klein (OFC-Ehrenpräsident): "Das überrascht mich nicht.
Neururers Rücktritt zeigt Selbstachtung. Ich bin mit der Wahl von
Stepanovic einverstanden, er hat für mich Fachwissen und
vorbildliche Charaktereigenschaften. Er weiß die Tradition des
Vereins zu würdigen."
Michael Köpper (unter Neururer aussortierter OFC-Spieler): "Es
überrascht mich, wie schnell das gegangen ist. Ich hoffe auf eine
neue Chance."
Lars Schmidt (OFC-Kapitän): "Der Mannschaft war bewusst, dass
für den Trainer die Luft dünn ist. Doch dass wir ihm die Trennung so
schnell eingebrockt haben, ist frustrierend."
Kai-Uwe Giersch (Ex-OFC, nun beim Oberligisten KSV
Klein-Karben): "Das ist alles sehr verwunderlich. Ich hätte nicht mit
dieser schnellen Trennung gerechnet."
Necip Incesu (unter Neururer vom OFC an den SV Wehen
ausgeliehen): "So schnell kann's gehen. Nicht jeder ist halt für die
Regionalliga geeignet."
Kurt Jerwan (stellvertretender Fußballwart des Kreises Offenbach):
"Bemerkenswert: Der OFC reagierte schnell, bevor noch mehr
Porzellan zerschlagen wurde."
Michael Grieben (Schiedsrichterobmann des Kreises Offenbach):
"Ich finde die Entscheidung o.k."
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Ohne Tom Stohn, mit Manni Binz?
Offenbach (bam). Tom Stohn, der am Freitag beim 0:1 gegen Erfurt
die unglücklichste Vorstellung im Kickers-Dress bot, wird dem OFC
am Sonntag bei den Amateuren des FC Bayern München wegen
seiner Gelb-Roten Karte fehlen. Ob Libero Manfred Binz, der wegen
einer Hüftverletzung ausgewechselt wurde, spielen kann, ist
ungewiss. Der Arzt hat eine viertägige Pause verordnet. Der neue
Kickers-Trainer Dragoslav Stepanovic nahm's mit Humor: "Der alte
Manni kann nicht fehlen. Er war noch nie verletzt. Ich kann mir nicht
vorstellen, dass er zum Trainingsauftakt heute nicht auf dem Platz steht."
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Peter Neururer: Diskrepanzen einfach zu groß
Offenbach (bam). "Es waren zu große Diskrepanzen zwischen
Erwartungshaltung und dem qualitativen Ist-Zustand der
Mannschaft entstanden. Wenn dieser Zustand länger gedauert
hätte, dann hätte ich den Verein blockiert. Deswegen habe ich die
Konsequenzen gezogen." Klingt kompliziert, ist es aber nicht:
Neururer forderte im Vorfeld der Saison und zuletzt auch nach dem
0:1 gegen Erfurt Verstärkungen im Angriff, Manager Klaus Gerster
lehnte wiederholt ab. Ein Machtkampf. Die Trennung war eine
Konsequenz des gestörten Verhältnisses zwischen Trainer und
Manager, das erste Risse erhielt, als Neururer - mit den Kickers im
Zweitliga-Abstiegskampf - mit anderen Klubs verhandelt haben soll.
Kontakte zu Rot-Weiß Oberhausen bestritt der Trainer. Das Treffen
mit Funktionären des Bundesliga-Absteigers MSV Duisburg im
Anschluss an eine Golfpartie war nicht zu leugnen. "Damals haben
wir ihm die Freigabe verweigert", so Gerster. Den Trainer-Rücktritt
gestern nahm er an.
"In Offenbach ist alles sehr emotional. Das ist der Grund, warum es
kein Trainer lange aushält", sagte Neururers Vorgänger Hans-Jürgen
Boysen bei seinem Amtsantritt im Juni 1997. Am 24. Oktober 1999
war er beurlaubt, zwei Tage später begann Neururer. Gestern war
für ihn und Co-Trainer Werner Kasper Schluss. Neururer war der 19.
OFC-Coach seit dem Bundesligaabstieg 1984. Nur drei bewiesen
Ausdauer: Kurt Geinzer (1990 bis 1992), Lothar Buchmann (1992 bis
1994) und eben Boysen.
Boysen wurde abgefunden; auch Neururer wird nicht auf Geld
verzichten wollen ("Die Kickers haben mir auch nichts geschenkt").
Sein Vertrag läuft noch bis Saisonende. Erst am drittletzten Spieltag
hatte er zur Überraschung von Gerster und OFC-Präsidium eine
Option gezogen, wodurch sich der Kontrakt verlängerte. Neururer
hielt sich mit seiner Meinung über die dritte Liga nie zurück: "Mein
Name wird immer noch mit Profifußball verbunden." Den Druck, mit
Offenbach aufsteigen zu müssen, empfand er als akzeptabel: "Hier
im Umfeld interessiert das Thema jeden. Bundesweit ist es in Bezug
auf die Trainerposition mehr oder weniger interessant. Es sei denn,
es gibt Querverbindungen."
Den Job in Offenbach ist Neururer los. Ohne Arbeit ist er nicht, reist
demnächst zu Rudi Völler und hilft dem DFB-Teamchef bei dessen
Fußball-Schule auf Mallorca. "Und am Wochenende beginnt die
Bundesliga." Dann will sich Neururer zwei Spiele anschauen: Am
Freitag Dortmund gegen Hansa Rostock, am Sonntag Schalke gegen
den 1. FC Köln.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Kickers akzeptieren Rücktritt des Trainers und holen Stepi
Offenbach Der kurze Prozess eines Trainerwechsels: Der
Verärgerung über das 0:1 gegen Rot-Weiß Erfurt am Freitag (und
"einer Nacht mit wenig Schlaf", so Klaus Gerster) folgte ein
persönliches Gespräch des Managers mit Trainer Peter Neururer am
Samstag, dann ein längeres Telefonat am Sonntag vormittag und die
Entscheidung kurz darauf: Dragoslav Stepanovic (51) löst Peter
Neururer (45) als Trainer der Offenbacher Kickers ab, erhält einen
bis Saisonende befristeten Vertrag, der sich um ein Jahr verlängert,
führt er den OFC zurück in die Zweite Liga. Am zweiten Spieltag der
dritten Liga war der erste Trainerwechsel vollzogen.
Neururer hatte seinen Rücktritt angeboten - Kickers Offenbach in
Person von Manager Gerster nahm ohne Zögern an. Ob Neururers
Gehalt weiter gezahlt wird, er eine Abfindung erhält oder wie sich
beide Seiten einigen, darüber verhandeln Gerster und Neururer
heute. Anschließend will sich der Ex-Coach von der Mannschaft
verabschieden, unmittelbar danach nimmt Dragoslav Stepanovic,
Kosename: Stepi, seine Arbeit auf. Ab 15 Uhr leitet er seine erste
Trainingseinheit.
Den Floskeln über die Vorfreude auf die neue Aufgabe und den Reiz,
einen Traditionsverein trainieren zu können, ließ Stepi Kritik folgen.
Beim 0:1 gegen Erfurt habe er Leidenschaft, Kampfgeist und
Laufbereitschaft vermisst. "Das waren die Tugenden Offenbachs, die
habe ich immer bewundert." Das passte zu Gersters Forderung, der
sich nach dem 0:1 nicht zurückhielt. "Die Zuschauer hatten uns den
Abstieg verziehen, sonst wären nicht 13 000 gekommen. Aber das
0:1 war fast schlimmer als der Abstieg, soviel Aggressivität von den
Fans gab es." Gegentore in den letzten Minuten, sicher geglaubte
Punkte kurz vor Abpfiff verloren - "solche Bilder will ich nicht mehr
sehen, die musste ich mir in der Zweiten Liga oft genug anschauen."
Die Folge ist bekannt: Konzentrationsschwäche, mangelnde
Kampfbereitschaft kosteten die Kickers den Klassenerhalt und
brachten die Drittklassigkeit.
Mitabsteiger: Karlsruher SC, Fortuna Köln und Kickers Stuttgart, wo
Stepi Ende März begann, trotz einer Siegesserie sportlich den
Klassenerhalt im Mai knapp verpasste und in der dritten Liga nicht
arbeiten wollte. Kuriosität: Weil TeBe Berlin die Lizenz entzogen
wurde, blieb Stuttgart drin und verpflichtete Hans-Jürgen Boysen,
den Neururer im Oktober bei Kickers Offenbach abgelöst hatte.
Die ablehnende Haltung der dritten Liga gegenüber ist für Stepi
heute kein Thema mehr. "Wir haben nicht geschafft, was wir uns
vorgenommen hatten, deswegen hatte ich abgeschlossen," erklärt
der Ex-Trainer von Eintracht Frankfurt und Bayer Leverkusen. Der
frühere jugoslawische Nationalspieler gilt als Motivationskünstler.
Seine Forderung an die Spieler: "Jeder muss alles geben, als ob es in
jedem Spiel um die Weltmeisterschaft geht."
(Von OFFENBACH-POST)
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Trainerwechsel beim OFC: Stepanovic für Neururer
Offenbach. Die blamable 0:1-Heimniederlage des Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach
am Freitag gegen Rot-Weiß Erfurt hatte Folgen: Am Sonntag trennten sich nämlich die Wege
des Zweitliga-Absteigers und seines Trainers Peter Neururer. Zuletzt hatte Kickers-Manager
Klaus Gerster nochmals am Sonntagmorgen telefonisch lange mit Neururer konferiert.
Schließlich bot der Coach, der aus den ersten zwei Saisonspielen lediglich einen Punkt holte,
seinen Rücktritt an.
Und erstaunlich schnell hatte Gerster dann bereits gestern einen neuen Hoffnungsträger aus
dem Hut gezaubert; um 15 Uhr betrat der Neururer-Nachfolger offiziell das Stadion auf dem
Bieberer Berg. Von nun an trainiert Dragoslav Stepanovic den hessischen Club. Zunächst bis
zum Ende dieser Spielzeit, sein Kontrakt verlängert sich aber automatisch, sollte ihm der
Aufstieg in die Zweite Bundesliga gelingen.
Stepanovic, der mit der Frankfurter Eintracht 1992 am letzten Spieltag die deutsche
Meisterschaft verpasste, soll die Offenbacher Kickers zurück auf den Erfolgsweg, sprich zum
Wiederaufstieg in den Profifußball führen. "Ich kenne die Mannschaft gut, habe sie oftmals
beobachtet und glaube, dass die Mannschaft zu einigem in der Lage ist. Dennoch wird es eine
sehr schwere Aufgabe", meinte der 51-jährige Serbe gestern bei seinem Amtsantritt.
Sein Vorgänger Neururer hatte Ende Oktober letzten Jahres die Kickers in der Abstiegszone
der Zweiten Bundesliga übernommen, konnte seiner Aufgabe als Retter jedoch nicht nach
kommen und stieg in die Regionalliga Süd ab. Als im Umfeld bereits alles nach einer Trennung
von dem Coach aussah, zog Neururer, der zuvor immer wieder betont hatte, nicht in die
Regionalliga gehen zu wollen, im Alleingang eine Option auf Vertragsverlängerung.
Bereits zum damaligen Zeitpunkt war das Verhältnis zwischen dem Coach und der
Vereinsführung, vor allem zu Gerster, angeknackst. Auch das folgende Sommertheater
zwischen Neururer und Gerster um die Verpflichtung eines weiteren Stürmers (wir berichteten)
führte zu einer weiteren Verhärtung der Fronten. Nach dem nun völlig verkorksten Start in die
neue Regionalliga-Saison - die Kickers hatten sich zuvor zum Meisterschaftsfavoriten erklärt -
kam es am Bieberer Berg schließlich zum Handlungsbedarf.
"Ich habe nicht einmal nach dem Abstieg so schlecht geschlafen wie nach der Pleite gegen
Erfurt am Freitag", gab Gerster nach der Trennung einen Einblick in das Gefühlsleben der
letzten Tage. "Den Abstieg hatten uns die Zuschauer verziehen, aber was sich gegen Erfurt
abspielte, war richtiger Frust. Da lag Aggressivität in der Luft. Auf allen Seiten war totale
Enttäuschung spürbar; das merkte auch der Trainer", erklärte Gerster. Die Kickers waren nach
ihrer schwachen Vorstellung bereits zur Halbzeit von den ansonsten so treuen Anhängern
ausgepfiffen worden. "Da hätte es keinen Sinn gehabt, den Trainer von seinem Rücktritt
abzuhalten", wollten Gerster und das Präsidium Neururer nicht weiter den Rücken stärken. Nun
wird also Stepanovic, der neben der Eintracht unter anderem Atletico Bilbaod sowie Bayer
Leverkusen trainierte und in der vergangenen Saison den Zweitligisten Kickers Stuttgart fast vor
dem sportlichen Abstieg bewahrt hätte, zum Training bitten. Und seine Aufgabe sieht er vor
allem im mentalen Bereich. "Ich glaube, die Mannschaft hat den Abstieg noch nicht aus den
Köpfen. Ich werde alle Mann so einstellen, als gelte es, die Weltmeisterschaft zu spielen." Auf
Verstärkung, wie sie Neururer forderte, will Stepanovic erst einmal verzichten, sich den Kader
genau ansehen. So hat auch der von seinem Vorgänger verschmähte Defensivmann Michael
Köpper wieder eine neue Chance. "Jetzt kann sich jeder empfehlen", schürt Stepanovic gleich
von Beginn an den Konkurrenzkampf in seinem neuen Team.
(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)
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Das "Lebbe" geht auch in der Regionalliga weiter
Frankfurt. Dies war sogar dem ZDF eine Nachricht wert: Dragoslav Stepanovic ist seit gestern
neuer Trainer des Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach. Nun ist es in der Tat sogar in der
schnelllebigen Branche Fußball höchst ungewöhnlich, wenn ein Trainer schon nach dem
zweiten Spieltag keinerlei Perspektiven mehr sieht und aufgibt. Sonderlich überraschen kann
die jüngste Entwicklung rund um den Bieberer Berg aber nicht. Die Ehe zwischen Peter
Neururer und den Kickers - dort hatten es die Trainer noch nie sonderlich leicht - war nach einer
heftigen Romanze schon nach wenigen Monaten zerrüttet.
Allerdings scheuten die Beteiligten zunächst den Gang zum Scheidungsrichter. Ganz im
Gegenteil; man band sich noch enger. Neururer zog im Frühsommer - nach einem kurzen Flirt
mit dem MSV Duisburg - die Option in seinem Vertrag und den sonst so gewieften
OFC-Manager Klaus Gerster damit kräftig über den Tisch. Nun wäre eine Trennung, nach dem
folgenden in aller Öffentlichkeit ausgetragenen Sommertheater um die Verpflichtung eines
weiteren Stürmers längst überfällig und von Gerster so sehnlichst erwünscht, für die
Offenbacher Kickers richtig teuer geworden.
Jetzt ist Neururer - so die offizielle Version - freiwillig gegangen, weil, wie er es formulierte, "zu
große Diskrepanzen zwischen Erwartungshaltung und dem qualitativen Ist-Zustand der
Mannschaft entstanden sind." Zur Erinnerung: Nach dem 2:2 der Offenbacher vor einer Woche
in Trier war Neururer noch voll des Lobes über seine Spieler und sprühte nur so vor
Optimismus. Aber für die Regionalliga war er sich ja eigentlich ohnehin zu schade gewesen.
Dies hatte Neururer, bevor er in Offenbach überraschend seine Option zog, immer wieder beteuert.
Einen Regionalligisten wollte Dragoslav Stepanovic übrigens auch nicht mehr trainieren. Nach
dem sportlichen Abstieg des Zweitligisten Kickers Stuttgart, seinem letzten Arbeitgeber,
schlug er ein Vertragsangebot der Schwaben für die Dritte Liga aus. Weil aber Tennis Borussia
Berlin keine Lizenz mehr erhielt, blieben die Stuttgarter dem Profifußball erhalten und
Hans-Jürgen Boysen, Neururers entlassener Vorgänger in Offenbach, erhielt einen neuen Job.
Und jetzt ist eben "Stepi" seit gestern Trainer in Offenbach: Das Trainer-"Lebbe" muss ja
schließlich weitergehen.
(Von Michael Helms, FRANKFURTER NEUE PRESSE)
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Eine Ehe, die Scheitern musste OFC schließt leidiges Kapitel
Es lodert und brennt wieder einmal im Hause Kickers Offenbach. Der heiß
gehandelte Titelfavorit hat nach zwei Spieltagen nur einen Zähler, dafür
aber einen neuen Trainer. Peter Neururer trat am Sonntag zurück, sein
Nachfolger heißt Dragoslav Stepanovic (siehe nebenstehenden Bericht).
Die Trennung hatte sich seit Wochen abgezeichnet.
Die Liaison zwischen Neururer und den Kickers war seit Monaten nicht mehr von
Liebe geprägt, und eigentlich ist seit Mitte Mai klar gewesen, dass sie früher oder
später zerbrechen würde. Schließlich entschloss sich der Westfale damals dazu,
die Option zu ziehen, die seinen Vertrag automatisch um ein Jahr verlängerte und
ihn zum Regionalliga-Trainer machte. Und das, obwohl der 45-Jährige, der Anfang
April mit dem damaligen Bundesligisten MSV Duisburg intensiv verhandelte und die
Hessen seinerzeit um die Freigabe bat, zuvor mehrfach betont hatte, der Sinn
stehe ihm nicht nach der Dritten Liga. Den hohen Offenbacher Herren machte
Neururer mit seinem Verbleib einen dicken Strich durch die Rechnung, denn im
Grunde, auch wenn das bis heute offiziell nicht bestätigt wurde, war die Trennung
von Seiten des Vereins zum Saisonende schon beschlossene Sache gewesen.
Garniert wurde das Ganze während der Vorbereitung übrigens durch einen
öffentlich ausgetragenen Streit zwischen Neururer und dem mächtigen Mann am
Bieberer Berg, Manager Klaus Gerster, der prompt die Muskeln spielen ließ, die
von Neururer geforderte Weiterverpflichtung von Stürmer Holger Gaißmayer eiskalt
zurückwies und dem Trainer unmissverständlich zu verstehen gab, wer das Sagen
hat, und wer besser schweigt.
Neururer, ein erfahrener und autark arbeitender Fußball-Lehrer, der lange genug im
Geschäft ist, um die Mechanismen genau zu kennen und sich den Mund nicht
verbieten lässt, war, martialisch ausgedrückt, schon vor dem ersten Spieltag zum
Abschuss freigegeben, und das wusste er ganz genau. Daran konnte auch der
mühevoll und in der Not zusammengeflickte Burgfrieden eine Woche vor dem
Auftaktspiel in Trier nichts mehr ändern, der rückblickend nicht nur löchrig und
porös, sondern wie eine einzige Farce wirkt.
Natürlich drängt sich die Frage auf, weshalb die Kickers ihren ungeliebten Coach
nicht einfach vom Trainerstuhl gekippt haben ? Beispielsweise, als er mit Duisburg
flirtete, sich alles andere als loyal verhielt, oder nach dem Abstieg, den auch er
nicht verhindern konnte . Und natürlich kommt an dieser Stelle wieder der schnöde
Mammon ins Spiel, denn eine vorzeitige Entlassung wäre die Offenbacher teuer zu
stehen gekommen, da Neururers Kontrakt nicht eben schlecht dotiert war. Nun
dürfte der OFC Geld sparen, laut Gerster werden sich Neururer und er in den
kommenden Tagen zusammensetzen und über die Finanzen sprechen.
Ob Neururer mit seiner Demission nun seiner Kündigung zuvor kam, ob er mit den
gezielten Spitzen, die er ab und an streute, seinen Rauswurf gar provozieren wollte,
oder ob die Trennung vielleicht eine als Rücktritt "getarnte" Entlassung war, ist
einerlei; der Trainer, das ist Fakt, ist gescheitert, und auf die Frage, ob der
Manager daran die Hauptschuld trage, sprach Neururer vielsagend: "Dazu möchte
ich nichts sagen, womit ich aber eine ganze Menge gesagt habe."
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Stepanovic löst Neururer ab Nach peinlicher Heimniederlage gegen Erfurt und einem Telefongespräch trat der Kickers-Trainer den Rückzug an
Hoch oben auf dem Bieberer Berg war am gestrigen Sonntag einmal mehr die Hölle
los; gegen 15 Uhr tummelte sich ein Dutzend Medienvertreter im Presseraum,
schließlich hatten die Kickers, Offenbachs liebstes Kind, zu einer kurzfristig
einberaumten Pressekonferenz geladen, und der Titelfavorit der
Fußball-Regionalliga hatte in der Tat Wichtiges zu vermelden, einen Trainerwechsel
nämlich. Der frühere Eintracht-Coach Dragoslav Stepanovic löst nach nur zwei
Spieltagen Peter Neururer ab, der nach einem längeren Telefongespräch mit
Manager Klaus Gerster am gestrigen Sonntagmorgen die Brocken hinschmiss. Ein
Rücktritt nach nur zwei Spieltagen und einer Niederlage, das dürfte einmalig,
rekordverdächtig sein. Nach dem blamablen 0:1 gegen Erfurt und einem
mehrstündigen Krisengipfel am Samstag bahnte sich die Trennung an. Der 45
Jahre alte Fußballlehrer, so darf vermutet werden, kam mit der Demission seinem
Rauswurf zuvor. Die Frage, ob dem so war, mochte Gerster nicht beantworten:
"Diese Frage stellt sich nicht mehr."
Neururer zog mit seinem Rücktritt die Konsequenz "aus der Entwicklung der
letzten Wochen, der Druck wurde zu groß, ich will hier niemandem im Wege
stehen". Ohne einen weiteren hochklassigen Stürmer könne er die Mannschaft
nicht zum Wiederaufstieg führen, "und ich hätte ihn sofort gebraucht", sagt
Neururer, "mir blieb keine Wahl, auch um mir selbst treu zu bleiben". Schon seit
dem Trainingsauftakt schwelte der Konflikt zwischen Gerster und Neururer, der
vehement auf eine Weiterverpflichtung von Stürmer Holger Gaißmayer drängte und
sich um ein Haar bereits vor dem ersten Spiel die Papiere hätte abholen könen.
Dem Manager ist spätestens nach dem Debakel gegen Erfurt bewusst geworden,
dass etwas passieren musste. "Die Fans haben uns zwar den Abstieg verziehen,
die Niederlage am Freitag aber nicht", sagte Gerster, der "eine aggressivere
Stimmung als nach dem Abstieg" ausgemacht haben will. "Das hat auch Peter gespürt."
Nun soll es also "Stepi", der Weltmann, der zuletzt den Zweitligisten Stuttgarter
Kickers coachte, richten. "Das ist eine schwere Aufgabe", sagte der Serbe bei
seiner Vorstellung, "die Mannschaft hat den Abstieg noch nicht überwunden."
Stepanovic, der am vergangenen Freitag - zufälligerweise ? - auf der Tribüne am
Bieberer Berg saß, will in Sachen Taktik, Spielvermögen und Einstellung Defizite
ausgemacht haben. "Wir müssen eine neue Begeisterung entfachen", sagte der
51-Jährige, der einen Einjahresvertrag unterschrieb, der sich im Falle des Aufstiegs
um ein weiteres Jahr verlängert.
Zunächst werde er, der Zampano, Überzeugungsarbeit leisten und versuchen, die
alten Kickers-Tugenden wieder zutage zu fördern. Das Team müsse sich wieder
zerreißen, kratzen und beißen, "verloren geglaubte Spiele wieder rumdrehen. Das
habe ich hier immer bewundert." Und: "Die Jungs sollen in jedes Spiel gehen, als
ginge es um die Weltmeisterschaft."
Stepanovic, der am heutigen Montag um 15 Uhr das erste Mal mit seiner neuen
Mannschaft trainieren wird und sich noch einen Assistenztrainer aussuchen kann,
der sich um die Torhüter kümmern soll, hat angekündigt, jedem Spieler, auch den
vormals ausgemusterten, eine faire Chance zu geben. "Neue Zeichen", befand er,
werde er auf alle Fälle setzen, welche das sein werden, ob er vielleicht einen neuen
Kapitän bestimme, möchte der in feinen Zwirn gemantelte Trainer erst nach einem
Gespräch mit dem Team bekannt geben.
Natürlich ist Stepanovic, "der uns einen Riesengefallen getan hat und uns in
finanzieller Hinsicht sehr entgegen gekommen ist" (Gerster), nicht verborgen
geblieben, dass die Kickers in der Offensive nicht allzu gut bestückt sind, zu
wenige hochklassige Stürmer in ihren Reihen haben. Trotzdem will der Trainer erst
einmal mit dem vorhandenen Spielermaterial arbeiten. "Ich lasse den Kader wie er
ist." Unter seiner Regie werde es keine "Schnellschüsse geben, fast alle guten
Spieler sind doch irgendwo anders untergebracht". Sollte der OFC aber einen guten
und finanzierbaren Spieler angeboten bekommen, "werden wir zuschlagen". Das
wollen die Kickers schon am Samstag, wenn "Stepi" mit dem Spiel bei den
Bayern-Amateuren seine Feuertaufe zu bestehen hat.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Offenbach: Peter Neururer nach 0:1-Heimniederlage zurückgetreten Dragoslav Stepanovic neuer Kickers-Coach
Peter Neururer ist am Sonntagmorgen von seinem Trainer-Amt beim
Süd-Regionalligisten Kickers Offenbach zurückgetreten. Nach der
0:1-Heimniederlage am Freitag gegen Rot-Weiß Erfurt war bereits über eine
Entlassung des Coachs diskutiert worden. Neururer kam mit seiner
Entscheidung einem Rauswurf zuvor.
Neururer hatte erst Ende Mai nach dem verpassten Klassenerhalt mit den
Kickers seinen Vertrag bis 2001 verlängert.
Neuer Kickers-Coach wird Dragoslav Stepanovic. Der 51-Jährige erhält einen
Vertrag bis zum Saisonende mit Verlängerung im Falle des Aufstiegs in die
zweite Liga. Der ehemalige Bundesliga-Coach von Eintracht Frankfurt und Bayer
Leverkusen betreute zuletzt von Ende März bis Ende Mai Zweitligist Stuttgarter
Kickers, konnte aber den sportlichen Abstieg trotz einer Siegesserie nicht
verhindern. Danach trat er zurück, ehe die Kickers durch den Lizenzentzug von
Tennis Borussia Berlin doch noch den Klassenerhalt schafften.
(Vom KICKER ONLINE)
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Stepanovic neuer Trainer in Offenbach Offenbach - Dragoslav Stepanovic wurde am Sonntagachmittag als neuer Trainer von Fußball-Regionalligist Kickers Offenbach vorgestellt.
Der 51-Jährige tritt die Nachfolge von Peter Neururer an, der am Sonntagmorgen von seinem Amt
zurückgetreten war. Stepanovic erhält einen Vertrag bis zum Saisonende mit Verlängerung im Falle
des Aufstiegs.
Ziel: Sofortiger Wiederaufstieg
Der ehemalige Bundesliga-Coach von Eintracht Frankfurt und Bayer Leverkusen betreute zuletzt von Ende März
bis Ende Mai Zweitligist Stuttgarter Kickers, konnte aber den sportlichen Abstieg trotz einer Siegesserie
nicht verhindern. Danach trat Stepanovic zurück, ehe die Kickers durch den Lizenzentzug von Tennis Borussia
Berlin doch noch den Klassenerhalt schafften.
Der Wahl-Frankfurter und frühere jugoslawische Nationalspieler gilt als "Motivationskünstler", der nun beim
Zweitliga-Absteiger das Saisonziel Wiederaufstieg erreichen soll.
(Von SPORT1 ONLINE)
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Stepanovic folgt Neururer
Offenbach - Bereits am zweiten Spieltag gibt es in der neuen zweigeteilten Fußball-Regionalliga im Süden
den ersten Trainerwechsel. Nach der 0:1-Heimniederlage gegen Rot-Weiß Erfurt vor mehr als 11.000 Zuschauern
ist Peter Neururer am Sonntag als Trainer der Offenbacher Kickers zurückgetreten.
Schon am Samstag hatte sich das Ende der Zusammenarbeit nach einer fünfstündigen Krisensitzung bei den
Kickers angebahnt. Neururer, der erst im Oktober letzten Jahres an den Bieberer Berg gewechselt war,
konnte den Abstieg aus der Zweiten Bundesliga nicht vermeiden.
Ausschlaggebend waren Gegentore in der 90.Minute
Neururer hatte im Juni eine Option auf eine Vertragsverlängerung auch für die Regionalliga bei den Kickers
gezogen. Sein Vertrag verlängerte sich damit - dem Vernehmen nach zu Zweitliga-Konditionen - bis zum 30.
Juni 2001. Ausschlaggebend für die Trennung waren Gegentore, die Aufstiegskandidat Offenbach jeweils in
der 90. Minute kassiert hatte.
Nach dem Fehlstart monierte Kickers-Manager Klaus Gerster "unterschwellige Arroganz" des Teams, die am
ersten Spieltag beim 2:2 bei Eintracht Trier den Sieg noch in der letzten Minute verspielt hatte. "Wir
spielten nicht so leidenschaftlich, wie man spielen muss, um zu gewinnen", kritisierte Gerster.
Offensichtlich ist, dass die Offenbacher, die gegen Erfurt ideen- und konzeptlosagierten, ein
Stürmer-Problem haben.
Stepanovic bereits vorgestellt
So geschehen beim 2:2 zum Saison-Auftakt bei Eintacht Trier, als die Kickers eine Führung nicht über die
Zeit bringen konnten sowie beim 0:1 gegen Erfurt, das in der Schlussminute durch Ronny Hebestreit zum
1:0-Siegtor kam und damit zunächst die Tabellenführung in der Süd-Regionalliga eroberte.
Als Nachfolger des 45-Jährigen wurde bereits am Sonntagnachmittag Dragoslav Stepanovic vorgestellt. Der
51-jährige Serbe war zuletzt bei den Stuttgarter Kickers tätig.
(Von SPORT1 ONLINE)
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Peter Neururer zurückgetreten Stepanovic neuer Trainer
Der Trainer von Fußball-Zweitligaabsteiger Kickers Offenbach, Peter Neururer, ist am Sonntag
von seinem Amt zurückgetreten.
Der seit dem vergangenen Herbst bei den Hessen tätige Mannschaftstrainer wollte seinen Schritt
nicht begründen. Nach der 0:1-Heimniederlage am Freitag gegen Erfurt kam Neururer mit seinem
Schritt offenbar seiner Entlassung zuvor.
Als neuen Trainer stellten die Hessen bereits am Sonntagnachmittag Dragoslav Stepanovic vor.
Der 51 jährige Serbe war in der vergangenen Saison beim Zweitligisten Stuttgarter Kickers tätig.
(Vom HESSENTEXT)
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Kickers hoffen aufs Feeling Bieberer Berg
Offenbach (bam). Neue Liga, alte Sitten? Von wegen. Das
Bengalo-Verbot im Stadion Bieberer Berg bleibt. Die
Gefahrenabwehrverordnung der Stadt Offenbach gilt auch nach dem
Abstieg der Kickers in die Regionalliga. Also heute gegen Rot-Weiß
Erfurt (19.30 Uhr) ein Heimspiel ohne rotes Feuer? Damit rechnen die
wenigsten. Doch wer dabei erwischt wird, wie er pyrotechnische
Gegenstände wie bengalische Feuer - kurz: Bengalos - abbrennt,
muss wegen der Ordnungswidrigkeit mit einer Geldbuße rechnen.
200 Mark kostet das Abbrennen von Rauchbomben und Warnfackeln,
die in der Vergangenheit für die bekannt schaurig-schöne
Atmosphäre im Kickers-Stadion sorgten. Wiederholungstäter müssen
mit einem Stadionverbot in Offenbach rechnen; wer mehrmals
erwischt wird, sogar mit einem bundesweiten Stadionverbot, so
Peter Weigand, Leiter des Ordnungsamtes der Stadt Offenbach.
Damit möglichst wenige Fackeln ins Stadion gelangen, wird an den
Eingängen streng kontrolliert. Mit den Bengalos, die nach dem
Verbot am 29. April 1999 am Bieberer Berg nur vereinzelt abgebrannt
wurden, kann Weigand leben. Lob also für den Klub: "Die Kickers
haben ihre Eingangskontrollen nicht vernachlässigt". Die
Vergangenheit hat aber auch gezeigt: Einige kommen immer durch.
So wird es wohl auch heute Abend sein. Doch Polizei und sieben
Mitarbeiter des Ordnungsamtes wollen ein- und zugreifen, wenn sie
die Möglichkeit sehen. Gleich ob Erste, Zweite oder Dritte Liga: "Das
Verbot dient der Sicherheit der Besucher", so Weigand und erinnert
an die Gefahr der brennenden, mehrere hundert Grad heißen Bengalos.
Die roten Fackeln und das "Feeling Bieberer Berg" - der Verein
befindet sich in einem Zwiespalt. Einerseits vermarktet er das
"Feeling" erfolgreich, andererseits kommt auch der Klub nicht an der
Gefahrenabwehrverordnung vorbei. Deswegen äußerte sich
OFC-Manager Klaus Gerster zum Thema Bengalos und Bieberer Berg
- ganz im Sinne des Vereins - auch nur kurz: "Kein Kommentar." Aber
auch der Manager dürfte heute mit rotem Feuer rechnen. Für
Thomas Dunnemann, Fanbeauftragter des OFC, gibt es keine Frage:
"Es werden welche brennen. Und wir werden das nicht verhindern
können." Ebensowenig wie beim Saisonstart in Trier. Trotz
Personenkontrollen brannten im Moselstadion Fackeln in rot (OFC)
und schwarz (Eintracht Trier). Die Polizei beobachtete. Es gab nicht
mehr als viel Qualm und Gestank, denn der Regen drückte die
Wolken nach unten.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Neururer als Psychologe, oder: Wie erkläre ich es dem Torwart
Offenbach Erstes Heimspiel, und Kickers Offenbach schon auf
Regionalliga-Rekordkurs? Der OFC will die Bestmarke von Eintracht
Braunschweig brechen. Am ersten Spieltag der zweigeteilten
Regionalliga kam Eintracht in der Nordgruppe im Heimspiel gegen den
SC Verl auf 13 691 Zuschauer im Stadion an der Hamburger Straße.
"Und wer bitte ist der SC Verl?", fragt OFC-Trainer Peter Neururer
vor der Heimpremiere heute gegen Rot-Weiß Erfurt. Die Frage,
welche die OFC-Funktionäre seit dem Abstieg aus der Zweiten Liga
beschäftigt: Wie nimmt die Region nach einem Jahr im Profifußball
die dritte Liga an? Nach Trier reisten etwa 1600 Kickers-Anhänger.
Das machte Manager Klaus Gerster Mut für den Heimauftakt, auch
wenn er nicht mit mehr als 400 Fans aus Thüringen rechnet. Denn
der Vorverkauf lief sehr gut. Eine fünfstellige Besucherzahl ist sicher;
ein Zuspruch, wie Braunschweig hatte, wäre ein großer Erfolg.
Schließlich kalkuliert der OFC mit 7500 Fans pro Heimspiel.
Auf deren Unterstützung hofft Neururer, dessen letzte Begegnung
mit Erfurt schon Jahre zurückliegt. Als Trainer des 1. FC Saarbrücken
schlug er RWE mit 6:0. Lange her, aber der OFC-Coach hat auch
Erkenntnisse neueren Datums: Co-Trainer Werner Kasper
beobachtete Erfurt beim 3:2 gegen die Amateure des VfB Stuttgart.
Die Thüringer setzten auf Offensive und drei Stürmer. "Den Gefallen
werden sie uns in Offenbach nicht tun."
Neururer probiert's im Angriff mit dem Duo Matthias Becker und
Patrick Würll. Nazir Saridogan sitzt "neben Tobias Schindler als
Option für die Offensive" (Neururer) auf der Bank. Sonst spielt die
Mannschaft, die in Trier ein 2:2 holte - mit Cesar Thier im Tor und
René Keffel auf der Bank. Neururer, der aus der Torwartfrage ein
Geheimnis machte, erklärte seine Entscheidung: Thier habe, bei
gleichem sportlichen Leistungsstand, einen entschlossenen Eindruck
gemacht. Neururer achtete auch auf Körpersprache. Beispiel eins:
Als es bei einem Trainingsspiel darum ging, zwei Mannschaften zu
bilden - Stamm und Reserve - sei Keffel freiwillig zur Reserve
gegangen. Beispiel zwei: "Wenn ich sage, ich bin hier die Nummer
eins und es kommt ein Neuzugang, dann muss ich ihm den Kampf
ansagen." Kickers-Urgestein Keffel aber war zu brav. Dafür verteilte
der Trainer Streicheleinheiten: "Er ist ein hochanständiger Typ." In
dieser Woche erläuterte Neururer seinem Ersatz-Keeper seine
Beweggründe, sagte aber auch: "Keffels Chance kommt, wenn der
andere versagt oder sich verletzt. Dann kommt sie, aber nicht nur
einmal sondern öfter."
Fan-Reaktionen gegen Thier erwartet der Trainer nicht, obwohl er in
Trier einige Beschimpfungen hörte. "Vielleicht potenzieren sich die
Rufe pro René, aber nicht gegen Cesar. Vielleicht aber haben wir
nach dem Spiel auch einen neuen Liebling."
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Kickers sagen dem KSC jetzt den Kampf an
Frankfurt. Nach dem mäßigen Saisonauftakt in der Fußball-Regionalliga Süd hat
Zweitliga-Absteiger Kickers Offenbach dem Ex-Bundesligisten Karlsruher SC schon am
zweiten Spieltag den Kampf angesagt. Die Hessen feiern am Freitag ihre Heimpremiere gegen
Rot-Weiß Erfurt. Die Enttäuschung über den entgangenen Auftaktsieg bei Eintracht Trier (2:2)
hat sich inzwischen gelegt. "Das Ergebnis war frustrierend, aber die Leistung meiner
Mannschaft hat gestimmt", sagte Offenbachs Trainer Peter Neururer. Erfurt reist nach dem 3:2
gegen die Amateure des VfB Stuttgart zwar ersatzgeschwächt, aber durchaus selbstbewusst
auf den Bieberer Berg.
"Wir sind zwar Außenseiter", sagt Erfurts Coach Frank Engel, in der vergangenen Saison noch
Co-Trainer beim Bundesligisten Eintracht Frankfurt. Engel weiter: "Aber wenn wir wieder über
Kampf und Disziplin zu unserem Spiel finden, sind wir nicht chancenlos". Auch der KSC will
seine Favoritenstellung bei den Amateuren des TSV 1860 München untermauern. "Wir haben
gegen Siegen gesehen, was möglich ist, aber das war nicht mehr als ein Sieg", sagte Coach
Stefan Kuntz. Er sieht für sein völlig neu formiertes Team Steigerungsmöglichkeiten. "Ich habe
jedem Spieler die Aufgabe gegeben, seine Fehler zu analysieren und sein eigenes Fazit zu ziehen.
Michael Feichtenbeiner, Trainer des SV Darmstadt 98, gewann den vielen ausgelassenen
Chancen beim 1:0-Heimsieg am vergangenen Sonntag gegen den hessischen Konkurrenten
Wehen etwas Positives ab: "Wenn wir 5:0 gewonnen hätten, wären wir als Tabellenführer und
Favorit zu Carl Zeiss Jena gefahren." Jena muss gegen die Hessen auf den nach seiner
Gelb-Roten Karte gesperrten Aleksandar Jovic verzichten.
Bei den SF Siegen verfällt trotz der Auftaktpleite beim Karlsruher SC vor der Partie gegen die
Spvgg. Elversberg Trainer Ingo Peters nicht in Panik. "Sicher ist das erste Spiel wichtig. Aber
wer das gewinnt, ist noch nicht Meister und der Verlierer nicht abgestiegen."
Völlig offen ist der Ausgang der Begegnungen Schweinfurt gegen Trier und Wehen gegen
Burghausen. In seinem ersten Heimspiel gegen Aufsteiger Jahn Regensburg kann der VfR
Aalen Neno Rogosic nicht einsetzten. Den Stürmer der Schwaben trifft die neue Regelung in
der Regionalliga, dass seit dieser Saison nach einer "Ampelkarte" ein Spiel Sperre folgt.
Das Programm: 1860 München - Karlsruher SC (Freitag: 19 Uhr), Offenbach - Erfurt (Freitag:
19.30 Uhr); Jena - Darmstadt (Samstag: 14 Uhr), Wehen - Burghausen, Aalen - Regensburg,
Schweinfurt - Trier, VfB Stuttgart - Bayern München (alle Samstag: 14.30 Uhr), VfR Mannheim -
Pfullendorf (Samstag: 15 Uhr); Siegen - Elversberg (Sonntag: 15 Uhr).
(Von dpa, FRANKFURTER NEUE PRESSE)
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Kickers Offenbach: Angreifer noch gesucht Ertl feierte sein Comeback
Der siebte Neuzugang der Offenbacher Kickers ist ein alter Bekannter. Am
Dienstag konnte Kickers-Trainer Peter Neururer erstmals in seiner Amtszeit den
neun Monate verletzten Stefan Ertl über 90 Minuten in einem Spiel beobachten.
Beim 6:2-Sieg im Testspiel gegen den Landesligisten SG Bruchköbel feierte der
30-Jährige ein beachtliches Comeback. "Ich bin zufrieden. Es wird langsam
wieder", erklärte der frühere Kaiserslauterer, der im Oktober 1999 einen
Schienbeinbruch erlitten hatte.
In zwei bis drei Wochen könnte Ertl in der Regionalliga wieder spielen und die
Probleme im rechten Mittelfeld (Maier fehlt nach seiner Operation noch
mindestens vier Wochen) lösen. Neuzugang Nummer acht dagegen lässt weiter
auf sich warten. Die Kickers wollen sich noch mit einem Angreifer verstärken,
setzten beim 6:2 auch zwei Gastspieler ein. Obwohl der Brasilianer Lemos zwei
Treffer erzielte, wird er aber ebenso wenig verpflichtet wie Mikhale Zaritski (früher Fortuna Köln).
(Von Th. Hammer, KICKER ONLINE)
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Becker: Ewiges Talent oder OFC-Superstar?
Offenbach (bam). "Entweder Matthias Becker schießt dieses Jahr 20
Tore und wird der Superstar beim OFC. Oder er hat nur noch die
Möglichkeit mit und über den OFC in den bezahlten Fußball
zurückzukommen." Also: Erfolg und Aufstieg oder letzter Ausweg
Bieberer Berg. So sieht Kickers-Trainer Peter Neururer die Situation
für den derzeit leicht angeschlagenen OFC-Stürmer.
Ordentlich Druck also für einen, der beim 2:2-Auftakt in Trier wegen
einer Stauchung im Sprunggelenk fehlte, in dieser Woche bisher nur
Lauftraining absolvieren konnte ("Trainer, geradeaus laufen geht
schon"), aber für die Regionalliga-Heimpremiere gegen Rot-Weiß
Erfurt morgen (19.30 Uhr) als Hoffnungsträger gilt. Eine Spielgarantie
gab ihm Neururer schon vorab - "wenn er fit ist, ist er von Anfang
an dabei. Ich kann mir vorstellen, dass wir dann effektiver sind".
Das Vertrauen in Becker will Neururer nicht als Warnung an die
Sturmabteilung verstanden wissen. Aber er hofft, dass Becker (26,
Vertrag bis 2001) mit seiner Routine die jungen Patrick Würll (21),
Nazir Saridogan (22) oder Tobias Schindler (23) führt. Neururer
schwört auf Becker, der 1999 von Hannover 96 nach Offenbach
wechselte, vorher beim VfB Stuttgart und zehn Jahre bei Eintracht
Frankfurt spielte: "Technisch überragend, erfasst sehr schnell die
Situation. Er hat alles was man braucht, um ein Weltklassespieler zu
sein." Das deckt sich mit der Meinung von Eintracht-Idol Bernd
Hölzenbein, der Becker einst mit Karl-Heinz Rummenigge verglich.
Ob Weltklassespieler oder Rummenigge-Kopie: Bei Becker hapert's an
der Umsetzung und der Kombination der unbestrittenen Fähigkeiten
in der erfolgbringenden Reihenfolge. Deswegen kämpft er auch
gegen das Image des ewigen, ballverliebten Talents. In der
vergangenen Sasion kam er bei Kickers auf 27 Einsätze, erzielte ein
Tor. Neururer: "In diesem Jahr muss er es bringen, sonst sehe ich schwarz."
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Das Team von Engel soll durch die Hölle gehen Aber auch die Offenbacher Kickers erwarten von Rot-Weiß Erfurt großen Widerstand
Damals, als Peter Neururer noch auf der Trainerbank des 1. FC Saarbrücken Platz
nahm, musste er mit seiner Mannschaft eines schönen Tages, irgendwann Anfang
der 90-er, bei Rot-Weiß Erfurt antreten. An die Partie kann sich der heutige
Coach der Offenbacher Kickers noch lebhaft erinnern, was vielleicht (oder wahrscheinlich
?) mit dem Ergebnis zu tun hat: 6:0 ! Wie ein Wirbelsturm fegten die Saarländer,
die wenig später in die Erste Bundesliga aufstiegen, seinerzeit über die Thüringer
hinweg, und Neururer hätte vermutlich nicht allzu viel dagegen, wenn es der OFC
am morgigen Freitag (19.30 Uhr) ähnlich machen, Erfurt mit einer deftigen Niederlage
nach Hause schicken würde.
Ein gutes Omen also ? Na ja, ein 6:0, findet der 45-Jährige, müsse es ja nicht
mal sein, das Ergebnis sei einerlei, so lange die drei Punkte, "die Sahnehäubchen",
in Offenbach blieben. Nach dem 2:2 im Auftaktspiel bei Eintracht Trier haben
die Kickers ohnehin keine Zähler zu verschenken, gerade am Bieberer Berg soll
die volle Punktzahl so häufig wie möglich eingefahren werden. "Wer seine Heimspiele
gewinnt und auswärts einen Punkt holt, wird Meister", erläutert der Fußball-Lehrer
und ergänzt: "Unser Torwart soll zu Hause nicht unser stärkster Mann sein."
Die Hessen stellen sich auf ein thüringisches Abwehrbollwerk ein, das nicht unbedingt
Fußball für Gourmets zelebrieren, sondern die Bälle, wenn nötig, übers Tribünendach
bolzen wird. "Überraschungseffekte", sagt Neururer daher, erwarte er von den
Mannen von Trainer Frank Engel, der in hiesigen Breitengraden aus seiner Zeit
als Co-Trainer der Frankfurter Eintracht bekannt ist, nicht, dafür aber unbändigen
Kampfeswillen, "die werden versuchen, unser Spiel nach vorne im Keim zu ersticken".
Die Erfurter, die ihre erste Begegnung gegen die Amateure des VfB Stuttgart mit
3:2 gewannen, haben jedenfalls gehörigen Respekt vor den Kickers und den erwarteten
15 000 Zuschauern. Sein Team werde durch die Hölle gehen müssen, berichtet Coach
Engel, "uns erwartet ein Hexenkessel".
Neururer hat unterdessen versucht, seinen Spielern "die Angst vorm Siegen", die
er in Trier erkannt haben will, zu nehmen. Die taktische Ausrichtung wird offensiver
sein, so soll zum Beispiel Libero Manfred Binz, in Trier äußerst defensiv, das
Spiel von hinten ankurbeln. Der Trainer schenkt der Mannschaft das Vertrauen,
die bei der Eintracht in letzter Minute den Ausgleich kassierte, "es gibt keine
Veranlassung die Mannschaft zu ändern", sagt Neururer, schließlich könne er auch
nicht unbedingt behaupten, "dass die Ersatzleute die Stammelf in Bedrängnis bringt".
Einzig im Sturm könnte es zu einer Änderung kommen, und zwar wenn Matthias Becker
sich fit melden würde. Der technisch beschlagene Angreifer laboriert noch an
einer Stauchung im Sprunggelenk, die schon einen Einsatz in Trier verhinderte.
Sollte Becker spielen können, ist er gesetzt, denn Neururer hält große Stücke
auf den 26-Jährigen. Becker habe Fähigkeiten wie kaum ein anderer Akteur in Deutschland,
"alles, was ein Weltklassespieler braucht". Allerdings habe der zum Phlegma neigende
Spieler sein Potenzial noch nie ausgeschöpft, stehe nun am Scheideweg. "Wenn
er dieses Jahr nicht zündet, sehe ich schwarz", befindet Neururer. Sollte Becker
spielen können, müsste entweder Patrick Würll oder Nazir Saridogan auf die Bank,
wobei es mutmaßlich den Neuzugang aus Wehen treffen würde.
Im Tor wird erneut Cesar Thier stehen, mit der Nummer zwei, dem angefressenen
René Keffel, hatte der Trainer am Dienstag ein Gespräch geführt, in dem die Spannungen
ausgeräumt worden seien. Neururer, der ob seiner Entscheidung von einigen Fans
aufs Übelste beschimpft wurde, war danach erleichtert, dass es nicht zum "Riesenkrach,
zum Eklat" gekommen war. Der Trainer beklagt sich in diesem Zusammenhang noch
einmal über das vor der Pressekonferenz in der vergangenen Woche von einem Radiosender
aufgezeichnete Gespräch zwischen ihm und Manager Klaus Gerster, aus dem hervorging,
dass Thier die Nummer eins werden würde (die FR berichtete). "Für mich persönlich
sind das kriminelle Methoden, wie sie in der DDR praktiziert wurden."
Kleinigkeiten hätten den Ausschlag zugunsten Thiers gegeben, die Körpersprache
habe gegen Keffel gesprochen, der Publikumsliebling sei zu brav, habe seinen
Vorteil als Platzhirsch nicht genutzt.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Trotz viel Lob für Angriff: OFC sucht Stürmer
Offenbach (bam). "Unser Angriff war wirklich gut in Trier, ich muss
die Jungs loben." Sagt Kickers-Trainer Peter Neururer. "Kompliment,
ich war wirklich überrascht." So Kickers-Manager Klaus Gerster.
Wer denkt da noch an das Thema Verpflichtung von Holger
Gaißmayer? Beim OFC wohl keiner. Aber die Suche nach einem neuen
Stürmer (als Ersatz für den verletzten Marco Grevelhörster) geht
weiter - trotz der warmen Worte nach dem 2:2-Saisonstart in Trier.
Deswegen wird weiter getestet. Aber nicht mehr im Training, das
hat Neururer untersagt. "Bringt nur Unruhe."
Dafür gibt's Freundschaftsspiele wie gestern Abend beim
Landesligisten SG Bruchköbel, das die Kickers 6:2 gewannen. Trainer
der SG ist der Ex-Offenbacher Claus Schäfer. Die Tore für die
Kickers schossen Gastspieler Marcia Augusto Lemos, Tom Stohn (je
2), Tobias Schindler und Oliver Speth (je 1).
Besonders beobachtete Neururer neben dem 20 Jahre alten
Brasilianer Lemos noch Mikhael Zaritski (27). Zaritskis Lebenslauf
beeindruckte den Trainer: "Er hat ganz gute Referenzen." Ehemaliger
russischer Jugendnationalspieler, mit 17 Jahren zu Borussia
Mönchengladbach, mit 20 in die erste luxemburgische Liga. Dort
wurde er Nationalspieler, Spieler des Jahres, Torschützenkönig - vor
zwei Jahren Wechsel zur Kölner Fortuna, dann ausgeliehen an den
griechischen Zweitligisten Agios Nikolaos. Zaritzki wäre ablösefrei.
Hilft alles nichts. Beide sollen heimfahren.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Vorverkauf für 1. FCK beginnt
Offenbach (app). Der Countdown läuft. Nur noch drei Tage bis zum ersten Heimspiel
der Saison in der Fußball-Regionalliga Süd für die Offenbacher Kickers. Am Freitag,
19.30 Uhr, erwartet die Mannschaft von Trainer Peter Neururer am Bieberer Berg
Rot-Weiß Erfurt. Für den OFC ein unbeschriebenes Blatt. Neururer hat den Gegner
beim 3:2-Sieg gegen die Amateure des VfB Stuttgart dennoch nicht selbst beobachtet,
sondern seinen Assistenten Werner Kasper nach Thüringen geschickt. Erfurt sei
zwar keine leichte Aufgabe, "aber wir müssen gewinnen - nix anders zählt", sagt
Neururer. Der Trainer der Kickers rechnet am Freitagabend mit 12 000 bis 15 000
Zuschauern, denn die Euphorie, das sei nach dem 2:2 in Trier deutlich zu spüren,
"ist ziemlich groß". Der erste Spieltag habe mit ordentlichen Kulissen gezeigt,
dass die neue Dritte Liga von den Fans angenommen wird.
Heute, 19 Uhr, wird Neururer in einem Testspiel beim Landesligisten SG Bruchköbel
- trainiert vom Ex-Offenbacher Claus Schäfer - die Akteure seines 22er Kaders
beginnen lassen, die wie Torwart René Keffel, Oliver Speth und Michael Köpper
gegen Trier nicht zum Einsatz kamen. Der lange verletzte Stefan Ertl soll 90
Minuten im Mittelfeld wirbeln. Im Verlauf des Spiels will Neururer variieren
- möglicherweise auch mit zwei Gastspielern (Neururer: "Ich nenne keine Namen
und beteilige mich nicht an Spekulationen").
Manfred Binz, der in Trier eine leichte Prellung erlitt, soll hingegen geschont
werden. Für den angeschlagenen Matthias Becker kommt der Einsatz in Bruchköbel
wohl zu früh. Er wird heute Morgen locker mit der Mannschaft trainieren und soll
am Freitag gegen Rot-Weiß Erfurt wieder im Kader stehen.
Heute beginnt der Kartenvorverkauf für das DFB-Pokalspiel am 28. August zwischen
dem OFC und dem Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern. Auf Grund der großen Nachfrage
sind die Tickets an den ersten beiden Tagen an Kasse 5 und im OFC-Fanshop von
10 bis 18 Uhr erhältlich. Die Inhaber von Dauerkarten besitzen ein Vorkaufsrecht
bis zum 15. August.
(Von (app), OFFENBACH-POST)
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Mordswut im Bauch OFC-Torhüter René Keffel will Ersatzbank nicht akzeptieren
Die Arme vor der Brust verschränkt, die Miene verhagelt, wie in Stein gemeißelt
steht er da, René Keffel. Viel Phantasie gehört nicht dazu, um zu erahnen, dass
es im Schlussmann der Offenbacher Kickers brodelt, er fühlt sich ausgebootet,
verkannt, hat eine Mordswut im Bauch, und das nicht ohne Grund, denn Keffel ist
nur noch die Nummer zwei in der Hierarchie der Torleute.
Das Auftaktspiel in Trier durfte er mürrischen Blickes von der harten Ersatzbank
aus verfolgen, so was schmerzt, keine Frage. Was den 32-Jährigen aber noch mehr
wurmt, als die Tatsache, dass er den Zweikampf mit Cesar Thier erst einmal verloren
hat, ist die Art und Weise, wie er davon erfuhr: aus dem Radio nämlich. "Der
Trainer hat es nicht für nötig gehalten, mir vorher Bescheid zu sagen", berichtet
Keffel, "das hat mir sehr weh getan, ich bin total enttäuscht." Trainer Peter
Neururer kann die Enttäuschung des Torwarts verstehen, denn eigentlich wollte
er Keffel persönlich mitteilen, dass er nur die Nummer zwei ist - aber dann kam
alles ganz anders, und es war kurios.
Am vergangenen Donnerstag, ein paar Minuten vor der offiziellen Pressekonferenz,
hatte ein Radiosender ein Gespräch zwischen Neururer und Manager Klaus Gerster
aufgezeichnet und später über den Äther gejagt, aus dem hervorging, dass Keffel
fortan nur noch Ersatz sein wird. Das Geheimnis war gelüftet, aus erster Hand
sozusagen, und Neururer tut das Ganze, wie er sagt, sehr leid. "Das ist nicht
mein Stil", befindet der Coach und spricht gleichzeitig von "unglaublichen Methoden",
einem "Lauschangriff".
Das ist ein bisschen übertrieben, und warum er Keffel bis Sonntag noch immer
keine Begründung geliefert hatte, ist auch rätselhaft. Der Keeper, bis zu seiner
schweren Meniskusverletzung im August 1999 Stammtorhüter, ist restlos bedient,
schließlich machte er sich nach dem Abgang von Goran Curko wieder berechtigte
Hoffnungen, ins OFC-Gehäuse zurückzukehren. "Ich habe mir nichts vorzuwerfen",
erklärt er, "ich habe die komplette Vorbereitung absolviert, Cesar Thier nicht."
Das Verhältnis zum Konkurrenten sei dennoch in Ordnung, "es war ja des Trainers
Entscheidung, da kann Cesar doch nix für." Er, Keffel, werde den Kopf nun keineswegs
in den Sand stecken, sondern noch härter arbeiten. "Ich werde dem Trainer beweisen,
dass ich der Bessere bin", sagt er trotzig, wohlwissend, dass sich Neururer bis
auf Weiteres auf Thier festgelegt hat. Bei den Fans hat er zumindest einen Stein
im Brett, eine halbe Stunde vor dem Anpfiff skandierten sie lauthals seinen Namen,
"das tut schon gut". Am Freitag im Heimspiel gegen Erfurt dürften die Rufe noch
lauter werden, "der Druck", sagt Keffel, "wird für alle größer".
Thier indes zeigt sich unbeeindruckt, er habe keine Angst vor dem Heimspiel,
auch nicht vor Rufen nach Keffel. "Das stört mich nicht, René hat das verdient,
er ist Publikumsliebling." Mit seiner Leistung war der Neuzugang aus Fulda ganz
zufrieden, "es war nicht überragend, ich habe aber auch keine Fehler gemacht."
Das kann man so stehen lassen, auf der Linie glänzte der 32-Jährige ein paar
Mal mit guten Reflexen, während er in der Strafraumbeherrschung nicht immer sicher
wirkte. Thier freut sich jedenfalls auf die Feuertaufe, wenn er vor mehr als
10 000 Offenbacher Fans bestehen muss: "Da bekomme ich garantiert Gänsehaut."
(Von ?, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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