Kickers Offenbach
News, Info's und Zeitungsberichte über den OFC
September 2000

30.09.2000: Knut Hahn, ein OFC-Trainer für die nächsten 14 Tage?
30.09.2000: Schlechte Stimmung im Paradies
30.09.2000: Gesprächstherapie für wunde Kickers-Seelen
29.09.2000: Dragoslav Stepanovic gibt nach acht Wochen auf
29.09.2000: Stepi wirft beim OFC das Handtuch
29.09.2000: Wenn's nicht passt, hat's keinen Sinn: Wir quälen uns gegenseitig
29.09.2000: Sprüche zum Traineramt bei Kickers
29.09.2000: Erneuter Trainerwechsel: Stepanovic geht
28.09.2000: Kickers entlassen Stepi
28.09.2000: OFC: Abgänge nur im Paket
27.09.2000: Harte Linie beim OFC: Vier Spieler ausgemustert
27.09.2000: Die Ruhe nach dem Sturm
27.09.2000: Wechselt Stohn nun zu Dynamo?
26.09.2000: Führung der Offenbacher Kickers straft vier Spieler ab
26.09.2000: Am Abgrund
26.09.2000: Kickers: Laufpass für Stohn und Becker, Gnadenfrist für den Rest
25.09.2000: SV Wehen: Diebische Freude nach dem ersten Auswärtssieg
25.09.2000: Holländer muss nun heim, außer er zahlt
23.09.2000: Gegen SV Wehen nur einen Wunsch - Sieg mit Kickers
23.09.2000: Der Dreier steht dicht vor der Tür
22.09.2000: Personalmisere beim OFC vor dem Derby gegen Wehen
22.09.2000: "Ich warne die Spieler nicht"
22.09.2000: Holländer Naziri im Probetraining
21.09.2000: Gastspieler Junas Nazivi hinterlässt keinen Eindruck
21.09.2000: Noch eine Aufgabe für Gerster?
21.09.2000: Ahlens neuer Trainer Neururer sucht Spieler: Typen wie Simon interessant
20.09.2000: Stepanovic zeigt OFC-Spielern die gelbe Karte
19.09.2000: Sohler und Würll sollen den Verein verlassen
19.09.2000: Ein später Pfiff erregt die Gemüter
16.09.2000: Von den Fans angefeindet, vom Trainer auf die Ersatzbank verbannt
16.09.2000: VfR Aalen träumt von der 2. Liga
16.09.2000: Es wird Zeit, dass wir die Aalener Serie knacken
15.09.2000: OFC-Revolte nach Aussprache für beendet erklärt
15.09.2000: OFC muss in Aalen Entscheidung suchen
15.09.2000: Unterkühlte Stimmung vor dem Spiel beim VfR Aalen
14.09.2000: Kranke und Verletzte
13.09.2000: Einstellung ist wichtiger als die Taktik
12.09.2000: Kickers-Spieler monieren Stepanovics Taktik
12.09.2000: Kickers-Spieler haben Stepis Taktik satt
12.09.2000: Schwächen in der Abwehr und im Sturm
11.09.2000: Verrückte Regionalliga
09.09.2000: Betonabwehr zwingt die Kickers in die Offensive
09.09.2000: Schweinfurt bangt um Diegmüller
08.09.2000: Das Glück kehrt zu Kickers Offenbach zurück
08.09.2000: "Wir müssen in jedem Spiel 110 Prozent bringen"
08.09.2000: Müde Kickers wollen den dritten Sieg nachlegen
06.09.2000: OFC will Aufholjagd bei den Amateuren des VfB fortsetzen
06.09.2000: Nicht nur gut, sondern besser sein
06.09.2000: Stuttgart gibt Richtung für die Kickers an
05.09.2000: Fanprojekt soll zu wilde OFC-Anhänger zähmen
05.09.2000: Viel Rummel um die "Hummel"
05.09.2000: Ich hoffe, es geht so weiter
02.09.2000: Glöckner tauglich für die Kickers
02.09.2000: Stepanovic zeigt Marcio seine Grenzen
02.09.2000: Fanvertreter: Anhörung ja, Mitbestimmung nein
02.09.2000: Der Dank des SCP gilt den Kickers heute noch
02.09.2000: Glöckner wieder im OFC-Kader
01.09.2000: Pfullendorf soll erstes "Opfer" der Kickers werden
01.09.2000: OFC will anderes Gesicht zeigen
01.09.2000: Glöckner: Ich bin tauglich Gerster: Aber Attest fehlt

 
News vom Sa. 30.09.2000

Knut Hahn, ein OFC-Trainer für die nächsten 14 Tage?

Offenbach (bam). Kurze Vorstellung und Ansprache, ab in den Bus Richtung Jena. Abfahrt mit gut 45 Minuten Verspätung. Und dann erst auf der Autobahn. Stau, Stop-and-go - fast wie im richtigen Regionalliga-Leben der Offenbacher Kickers. Immerhin: Die Zeit auf der Autobahn nutzte Interimstrainer Knut Hahn (35) für Gespräche mit den Spielern, die es am Samstag (14 Uhr, Ernst-Abbé-Sportfeld) beim FC Carl Zeiss richten sollen. Die Situation für die Kickers fast aussichtslos: Manfred Binz (Hüfte), Günther Maier (Muskelprobleme), Stefan Ertl, Lars Schmidt, Patrick Dama (alle Erkältung), Nazir Saridogan (gesperrt nach der gelb-roten Karte gegen Wehen) sowie die suspendierten Tom Stohn, Florian Sohler und Matthias Becker fehlen. So gab's Platz im Mannschaftsbus, nur 17 Spieler fuhren mit. Sohler, Stohn und Becker hoffen bisher vergebens auf eine sportliche Renaissance, wie sie Michael Köpper erlebte. Unter Ex-Trainer Peter Neururer abgeschrieben, wurde er unter dem am Donnerstag zurückgetretenen Dragoslav Stepanovic zur festen Größe.

Knut Hahn - ein Trainer nur für 14 Tage? Vorerst ja. Denn Mitte Oktober enden die Herbstferien, und der Gymnasiallehrer (er hat den A-Schein) muss zurück an die Schule. Kickers-Manager Klaus Gerster sieht den Verein auch zwei Tage nach Stepanovics Rücktritt nicht unter Zeitdruck. Der 52-Jährige war nur 53 Tage im Amt und nach Neururer und Hans-Jürgen Boysen der dritte OFC-Coach in elf Monaten. Die Kickers suchen einen Nachfolger mit diesen Qualitäten: Kenner der Regionalliga (Süd) und "Überzeugungstäter". Gerster: "Er muss von unseren Spielern überzeugt sein." Das waren Neururer und Stepanovic nicht, beide forderten wiederholt Verstärkungen, da sonst das Ziel direkter Wiederaufstieg nicht realisierbar sei. Aber von dieser maximalen Forderung, an der bisher nur Neururer und Stepanovic gescheitert sind, rückt der Manager nicht ab.

Gerster schließt nicht aus, einen Trainer aus einem laufenden Vertrag heraus zu verpflichten. Reinhard Stumpf, seit 1997 Co-Trainer beim Bundesligisten Kaiserslautern, gehört zum engen Kandidatenkreis. Und der FCK würde den Ex-OFC-Spieler ob seiner Verdienste für die Pfälzer wohl auch ziehen lassen.

Der Weg nach Jena: Über die Autobahnen 3, 7, 70 und 9 Richtung Chemnitz. Am Hermsdorfer Kreuz auf die 4 Richtung Jena, Jena-Lobeda ab. Links auf die Stadtrodaer Straße Richtung Jena-Zentrum. Nach sechs Kilometern an der dritten großen Kreuzung rechts in die Straße "Am Stadion". Oder: Über die BAB 5, 7 (Kirchheimer Dreieck) und die 4 Richtung Erfurt. Ausfahrt Jena-Göschwitz, links auf die Rudolfstädter Straße Richtung Zentrum. Nach 3,5 Kilometern rechts auf die Lobedaer Straße. Beschilderung Ernst-Abbe-Sportfeld.

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Sa. 30.09.2000

Schlechte Stimmung im Paradies

Jena Im Jenaer Sport-"Paradies" am Saaleufer ist beim FC Carl Zeiss Ernüchterung eingezogen. Die Erfolgserie, mit der die Mannschaft in der Rückrunde der zurückliegenden Halbserie vom unteren Tabellendrittel bis in die Spitzengruppe vorstieß, hatte unter Anhängern hohe Erwartungen geweckt. Dazu kam, dass der als Retter des Jenaer Fußballs gefeierte Trainer Slavko Petrovic als Ziel für die laufende Saison eine Plazierung zwischen Rang vier und sieben als Ziel ausgegeben hatte.

Wie hoch die Trauben dort in Jenas glorreicher Fußball-Vergangenheit hingen, mussten zahlreiche europäische Spitzenteams zur Kenntnis nehmen. So in der Saison 1980/81 der AS Rom (0:4), der FC Valencia (1:3) und Benfica Lissabon (0:2), als Jena bis in das Europapokal-Finale der Pokalsieger gegen Dynamo Tiflis vorstieß und 1:2 verlor.

Doch das heimische Ernst-Abbe-Stadion stellt längst nicht mehr eine gefürchtete Festung dar. In den letzten Heimpartien gegen Erfurt (0:0) und VfR Mannheim (0:1) hatte der Zeiss-Anhang keinen Grund zum Torjubel, die Mannschaft blieb fünf Mal in Folge sieglos. Entsprechend die Reaktionen im Umfeld, wo nun auch Stimmen gegen Petrovic laut werden. Derweil bemüht sich Manager Steffen Patzer um die Verpflichtung eines Abwehrspielers. Ausgelöst wurde die Betriebsamkeit durch die Vielzahl von Verletzten. Mit Nowotny (Reha), Schön (Kreuzbandriss) und Raickovic (Bronchitis) fehlten zuletzt drei Abwehr-Stützen. Dazu kommen die mit langen Rot-Sperren belegten Mason und Kowalik, und nun muss auch noch der in in Stuttgart mit Gelb-Rot vom Feld geschickte Barich pausieren. Zu altem Überfluss droht gegen die Kickers auch noch Ex-OFC-Stürmer Aleksander Jovic, der bisher torgefährlichste Angreifer (drei Treffer), wegen starker Schmerzen an der Achilllessehne auszufallen.

www.fc.carlzeiss-jena.de

(Von Gerhard Weigel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Sa. 30.09.2000

Gesprächstherapie für wunde Kickers-Seelen

Während sich Interimstrainer Knut Hahn mit den Spielern beschäftigt, sucht der OFC in Ruhe seinen Nachfolger

Knut Hahn, daran gibt es herzlich wenig zu deuteln, nimmt seinen neuen Job, den der Gymnasiallehrer praktischerweise während der Herbstferien und für allerhöchstens zwei Wochen ausüben wird, verdammt ernst. Hahn ist, für alle die, die es noch nicht wissen, seit der Demission von Zampano Dragoslav Stepanovic am Donnerstag Interimscoach des knietief im Schlamassel steckenden Regionalligisten Kickers Offenbach, und der Mann, der für gewöhnlich die A-Jugend des hessischen Traditionsvereins betreut, hat sich seine Zeit am gestrigen Freitag mit allerlei Gesprächen vertrieben. Reden, als Lehrer allemal Gold wert, ist Hahn qua seines Berufes ja gewohnt, und also hat er die zuletzt so häufig versagenden Offenbacher Fußballspieler während der fast achtstündigen Busfahrt nach Jena, die durch die üblichen Freitags-Staus auf der A 4 zu einer ganz netten Belastung der Sitzmuskeln und Nerven wurde, ins Gebet genommen, in aller Seelenruhe. Einer nach dem anderen ist an die Reihe gekommen, durfte sein Herz ausschütten und erzählen, was er wie und warum sieht, was vorher falsch war und jetzt besser gemacht werden soll. TV-Pfarrer Jürgen Fliege wäre, mutmaßlich, stolz gewesen.

Nur für die Journalisten hatte der Pädagoge, der sich am gestrigen Morgen in einer viertelstündigen Ansprache bei dem Team vorgestellt hatte, keine Zeit - die Ansage seiner Mobilbox kennen die Neugierigen dafür auswendig, denn auch Klaus Gerster weigerte sich, den Kuppler zu spielen, schließlich sei Hahn im hinteren Teil des Busses bei der Mannschaft "und auf keinen Fall zu stören". Dafür ergriff der nach dem zweiten Trainer-Rücktritt binnen acht Wochen in die Kritik geratene Manager das Wort. Die Wogen, so Gerster, müssten sich nun so schnell wie möglich glätten, die heftigen Turbulenzen, die Donnerwetter, die sich zuletzt in wunderschöner Regelmäßigkeit über dem Bieberer Berg entluden, mögen doch bitte schön an Offenbach vorüber ziehen, "bei uns", sagte Gerster, "hat es in den zurückliegenden Wochen genug gehagelt".

Ruhe sei die erste Bürgerpflicht, führte der Manager aus, und daher werden die Kickers jetzt nichts übers Knie brechen, sich bei der Suche nach einem Stepanovic-Nachfolger Zeit lassen. "Es wird keinen Schnellschuss geben", erklärte Gerster, die Variante, Hahn zum Cheftrainer zu küren, schloss er aus, da dieser im Hauptberuf eben Lehrer und nicht Fußballlehrer ist. Zu den im Umfeld kursierenden Namen wie dem früheren FSV-Trainer Michael Blättel, Jürgen Gelsdorf, Michael Lorkowski oder Winfried Schäfer wollte Gerster keine Stellung beziehen. "Ich beteilige mich nicht an Spekulationen." Momentan habe ohnehin das höllisch schwere Auswärtsspiel am heutigen Samstag (14 Uhr) bei Carl-Zeiss Jena Priorität, höllisch schwer übrigens, weil der OFC mit einer Mannschaft nach Thüringen gereist ist, die doch arg gerupft ist; nicht weniger als acht Akteure sind verletzt, krank oder gesperrt, weshalb einige Spieler aus der zweiten Mannschaft die Reise in den Osten mit angetreten haben. "Wir werden elf Leute aufs Feld schicken, und die werden stark genug sein, um zu gewinnen", bedeutete Gerster.

Leicht, und das wissen die Kickers, die zuletzt zweimal hintereinander auf fremden Terrain siegen konnten, wird das nicht werden. Denn Jena, mit Aufstiegsambitionen gestartet, ist bislang weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben, hat lediglich acht Zähler aufs Punktekonto geschaufelt und rangiert in der Tabelle auf dem vorletzten Platz, weshalb der frühere Darmstädter Trainer Slavko Petrovic gehörig unter Druck steht. Die Offenbacher aber, die ohnehin jeden einzelnen Punkt brauchen, wollen dieses Mal keine Gnade walten lassen, "für uns", sagt Libero Stefan Dolzer, "ist es ein neuer Anfang", und ein Sieg in Jena würde als Seelenbalsam ganz gut tun.

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Fr. 29.09.2000

Dragoslav Stepanovic gibt nach acht Wochen auf

Neururer-Nachfolger bei Kickers Offenbach am Ende / "Haben uns nur noch gequält" / Hahn wird Interimscoach

Beim Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach hat nach neun Spieltagen schon der zweite Trainer die Brocken hingeschmissen. Am gestrigen Donnerstag trat Dragoslav Stepanovic mit sofortiger Wirkung von seinem Amt zurück. Interimscoach ist der derzeitige A-Jugendtrainer und frühere OFC-Profi Knut Hahn.

Ein paar Minuten, nachdem Dragoslav Stepanovic in dürren Worten seinen Rücktritt verkündet und kurz darauf den Ort seiner vielleicht größten Schmach, den Bieberer Berg zu Offenbach, verlassen hatte, kletterte das Stimmungsbarometer im kleinen, schnuckeligen Presseraum des OFC rasant nach oben. Das lag vor allen Dingen an Klaus Gerster, der für eine, nach einer Trennung, mehr als skurrile Situation sorgte. Der Manager schien nämlich wie von einer auf den Schultern ruhenden Zentnerlast befreit, war blendender Laune, flachste mit den anwesenden Journalisten und lachte, zumeist über seine eigenen Witze, schallend laut.

Dragoslav Stepanovic sah indes nicht ganz so glücklich aus, als er um kurz nach halb eins am gestrigen Donnerstag, nach nur 54 Tagen Amtszeit, das Handtuch geworfen hatte. Die Mannschaft, die noch am Morgen von ihm trainiert worden und ob des Rücktritts überrascht war, habe keine Zukunft, begründete der 52-Jährige seine Demission, mit ihr lasse sich das gesteckte Ziel, der Wiederaufstieg in die Zweite Bundesliga, nicht erreichen. Stepanovic, der von sieben Spielen vier verlor, sei, wie er betonte, durchaus bereit gewesen, bei den Kickers den "dringend erforderlichen Neuanfang" voranzutreiben, was aber Manager Klaus Gerster indirekt ablehnte, da er den bis Saisonende laufenden und sich nur im Aufstiegsfalle um ein Jahr verlängernden Vertrag nicht bis 2002 - und für die Regionalliga geltend - verlängern wollte. "Wir sind nicht in einer Aufbausaison", sagte Gerster, "ich glaube nach wie vor ganz fest an die Mannschaft."

Zudem konnte der hessische Traditionsverein, bei dem vor gut acht Wochen bereits Stepanovics Vorgänger Peter Neururer demissionierte, die Forderungen des Serben, der nach eigenen Angaben noch kein Gehalt überwiesen bekam, nach neuen Spielern nicht erfüllen. "Am liebsten hätte ich fünf neue Leute gehabt, um den anderen Druck zu machen", sagte Stepanovic, der intern gefordert hatte, alles auf eine Karte zu setzen, "aber wenn kein Geld da ist, dann ist kein Geld da." In ihm sei die Entscheidung schon vor dem Spiel gegen Aalen vor zwei Wochen gereift, "ich wollte aber keinen Druck auf die Mannschaft ausüben, zum Schluss haben wir uns allerdings nur noch gequält". Er, Stepanovic, sei kein Mann für halbe Sachen, "und um das hier noch weiter voll durchzuziehen, hätte ich einhundertprozentig dahinter stehen müssen, dazu war aber das Vertrauen nicht da".

Trotzdem drücke der frühere Eintracht-Trainer, der sich die Aufgabe auf dem Bieberer Berg leichter vorgestellt hatte, den Kickers weiterhin die Daumen, hofft nun auf eine Initialzündung im Team, das beim Spiel in Jena am Samstag von A-Jugendtrainer Knut Hahn betreut wird. Manager Klaus Gerster, der Stepanovics Entschluss, wie er sagte, bedauerte, war von der Entscheidung nicht überrascht, "ich habe es gespürt". Auch die Vereinsspitze sei zu dem Schluss gekommen, dass die Liaison zwischen dem Zampano und dem OFC nicht die glücklichste war. "Wenn es nicht passt, dann passt es nicht", sagte Gerster, " man kann nichts erzwingen."

Ob nun, da Stepanovic seinen Spind geräumt hat, die suspendierten Tom Stohn, Matthias Becker oder Florian Sohler begnadigt werden, wollte Gerster nicht sagen. "Das müssen wir abwarten", die besten Chancen auf eine Rückkehr in den Kader dürfte Stohn haben. Ein Verkauf von Stefan Simon und Dubravko Kolinger scheint indes erst einmal vom Tisch, hatte Gerster am Mittwoch vom LR Ahlen noch eine Ablösesumme von 750 000 Mark verlangt, relativierte er dies Tags darauf. "Wir haben jetzt eine neue Situation, brauchen kein Geld, sondern Punkte." Stepanovic hat nur deren neun geholt.

Der 52-Jährige dürfte sich auch mit seinen permanenten Forderungen nach Verstärkungen keinen Gefallen getan haben. Untermauert wird dies, wenn Gerster das Anforderungsprofil des Nachfolgers, der "in aller Ruhe" gesucht werden soll, beschreibt. "Es muss eine Integrationsfigur sein, einer, der glaubt, dass wir ein starkes Team haben, der vom Spielermaterial überzeugt ist." All das war bei Stepanovic nicht der Fall. Vielleicht war es aber einfach so, wie Vizepräsident Wilfried Kohls beschrieb: "Der Trainerstuhl in Offenbach ist wie ein Nagelbett, und nicht jeder Trainer ist in der Lage, als Fakir zu arbeiten."

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Fr. 29.09.2000

Stepi wirft beim OFC das Handtuch

Offenbach. Der Bieberer Berg kommt nicht zur Ruhe. Mit dem Rücktritt von Trainer Dragoslav Stepanovic steht schon nach dem neunten Spieltag der zweite Trainerwechsel bei dem Fußball-Regionalligisten in dieser Saison fest. Bereits nach dem zweiten Spiel hatte der frühere Trainer der Frankfurter Eintracht Peter Neururer abgelöst. Nun räumt der 52 Jahre alte Serbe seinen Spind. Von Kontinuität ist bei dem Zweitliga-Absteiger keine Spur mehr.

"Ich habe selbst die Konsequenzen gezogen, denn das Ziel, was gesteckt wurde, der Wiederaufstieg, ist hier nicht zu erreichen", begründete Stepanovic die Entscheidung. "Ich wollte nicht noch zehn Spiele warten, bis mein Ruf völlig ruiniert worden wäre." Zwar hätte Stepanovic vorher wissen können, auf welches Vabanquespiel er sich in Offenbach einlässt. Aber Fakt ist, dass Anspruch und Wirklichkeit beim OFC mehr und mehr auseinander klaffen. Da haben die Differenzen, die zwischen Spieler und Trainer zuletzt aufgetreten sind, wohl nur eine beiläufige Rolle in der Entscheidungsfindung des Serben gespielt.

"In Offenbach muss der radikale Neuaufbau vonstatten gehen, und dem will ich nicht im Wege stehen", beurteilt Stepanovic die derzeitige Situation und bemängelte bei seinem Abschied nochmals die derzeitige Kaderzusammenstellung. Nun wird vorerst A-Jugend-Coach Knut Hahn als Interimslösung einspringen, am Samstag beim Spiel in Jena die Mannschaft betreuen. Währenddessen wird in Offenbach bereits über den Nachfolger von Stepanovic spekuliert. Kurt Geinzer, der zuletzt im Trainerstab des Zweitligisten Greuther Fürth arbeitete, ebenfalls genannt wird Stefan Groß, einst Co-Trainer bei den Kickers unter Hans-Jürgen Boysen, mit dem schon über eine Assistentenstellung unter Stepanovic verhandelt wurde.

Beim Pokalsieger von 1970 läuft seit dem schnellen Emporkommen aus der Oberliga und dem direkten Abstieg aus der Zweitklassigkeit nichts mehr in geordneten Bahnen. Sportlich wird der OFC durch gereicht, Spieler werden suspendiert (Stohn, Becker und Sohler), andere Leistungsträger wie Simon und Kolinger stehen zum Verkauf, Trainer kommen und gehen. Tatsächlich ist es wohl eher die undurchschaubare Personalpolitik von Manager Klaus Gerster & Co., die den Verein nicht zur Ruhe kommen lässt. So stand auch das Engagement von Stepanovic von Beginn an unter keinem guten Stern. Der Coach hatte 1992 die Frankfurter Eintracht in die nationale Spitze geführt und galt beim OFC-Anhang irgendwie als die Verkörperung des "Erzfeindes". In einer schwierigen Situation ausgerechnet auf den Serben als Hoffnungsträger zu setzen, sorgte im gesamten Umfeld der Kickers für Kopfschütteln. Bereits bei seinem ersten Auftritt auf dem Bieberer Berg wurde er mit Pfiffen empfangen. Als "großes Missverständnis von beiden Seiten" sieht OFC-Vizepräsident Wilfried Kohl im Nachhinein die Zusammenarbeit.

Besonders gut sind die Vorzeichen demnach nicht für den OFC vor dem Kellerduell der Regionalliga Süd in Jena. Sportlich ohnehin angeschlagen und im totalen Stimmungstief fehlt dem OFC erneut ein Großteil an Spielern. Binz ist wegen Hüftbeschwerden ohnehin krank geschrieben, Saridogan ist nach der Gelb-Roten Karte vom letzten Spieltag gesperrt. Zudem zog sich Maier einen Muskelfaserriss zu, und dann plagen auch noch Dama, Schmidt und Dolzer die Grippe.

(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)

 
News vom Fr. 29.09.2000

Wenn's nicht passt, hat's keinen Sinn: Wir quälen uns gegenseitig

Offenbach. Es ging dann doch recht schnell: Nur 53 Tage blieb Dragoslav Stepanovic im Amt. Siebeneinhalb Wochen nach der Übernahme des Trainerjobs bei Kickers Offenbach von Peter Neururer erklärte er gestern seinen sofortigen Rücktritt. Klingt nach OFC-Rekord, ist aber keiner. Andere waren noch schneller, wenn auch unter anderen Voraussetzungen: Robert Jung kam im Mai 1987 als Fünf-Wochen-Coach und Aufstiegsexperte. Die Mission gelang, Kickers spielte wieder im Profifußball.

So lautete auch das Ziel des Zweitligaabsteigers vor dieser Saison: Abstiegs-Trainer Peter Neururer und die Mehrheit der Spieler, die den Gang ins Amateurlager mit zu verantworten hatten, sollten es richten. Direkte Rückkehr in den Profifußball.

Neururer blieb als Erster auf der Strecke: Er sah keine Perspektive und der OFC keinen Sinn in einer weiteren Zusammenarbeit; zumal Neururer zuvor mehrfach sein vorrangiges Interesse am Profifußball und nicht an der drittklassigen Regionalliga bekundet hatte ("Mein Name wird immer noch mit Profifußball verbunden"). Neururer wollte einen Stürmer, das Präsidium bewilligte keinen. Es wurde ein Machtkampf zwischen Trainer und Manager daraus. Die Trennung war nur eine Frage der Zeit, zumal die Kickers-Vereinsführung gegen Ende der Abstiegssaison davon überrascht wurde, dass Neururer und sein Co-Trainer Werner Kasper die Option für ein weiteres Jahr zogen. Wohl auch in Mangel an Alternativen.

Rückkehr in den bezahlten Sport - auch bei der Präsentation des welterfahrenen Stepanovic und Vertrauten Gersters am 6. August hatte sich daran nichts geändert. Doch der frühere Coach der Frankfurter Eintracht hatte ob seiner Trainervergangenheit auf der anderen Mainseite von vornherein einen schweren Stand. Das sei ihnen klar gewesen, sagte Gerster gestern nach der Demission des 52-jährigen Fußball-Lehrers.

Stepanovic bekannte, die Situation am Bieberer Berg unterschätzt zu haben und meinte damit weniger die Kritik der Fans an seinen Trainerstationen, sondern die sportliche Leistungsfähigkeit der Mannschaft. Und plötzlich wurde die Vereinsführung mit ähnlichen Forderungen konfrontiert wie unter Neururer. Neue Spieler müssten an den Bieberer Berg, sonst würde es nichts mehr mit dem Aufstieg. So lautete Stepanovics düstere Prognose schon nach neun Spieltagen des OFC in der Regionalliga Süd.

Neue Spieler könnten aber nur kommen, wenn welche abgegeben würden, so die Antwort von Manager Klaus Gerster ("Ich glaube immer noch an diese Mannschaft"). Um Platz zu schaffen, mussten Florian Sohler, Tom Stohn und Matthias Becker gehen. Mit Marcio (Mainz 05) kam ein Stürmer, und zuletzt noch Lars Meyer und Daniel Mingrone aus der zweiten OFC-Mannschaft. Aber das reichte Stepanovic nicht, er dachte an einen Neuaufbau. Doch dafür fehlt den Kickers augenscheinlich alles: Zeit, Geduld und Geld (trotz der Pokaleinnahme von knapp einer Million Mark).

Als Neururers neuer Klub LR Ahlen Interesse an einer Verpflichtung von Stefan Simon und Dubravko Kolinger zeigte und die Kickers sie trotz anderer Ankündigungen (Gerster: "Wir brauchen Punkte, kein Geld") wohl auch verkaufen würden, wird Stepanovic noch mehr seine Hoffnung auf sportliche Verbesserung verloren haben.

Aber ob aus dem Deal, die beiden zuletzt nicht überzeugenden Stammspieler für 750 000 Mark (600 000 sofort plus 150 000 Nachschlag, wenn Ahlen in der Zweiten Liga bleibt) etwas wird, scheint fraglich. Neururer, der die beiden nicht unbedingt im Paket verpflichten will: "Der Preis ist nicht akzeptabel. Außerdem wären es die ersten siamesischen Zwillinge, die verkauft würden."

Die Verträge von Neururer und Kasper wurden aufgelöst. Ihr Abgang mit Tränen in den Augen wurde durch eine satte Abfindung versüßt. Was kostet Stepanovics Abgang? Laut Gerster gab es keinen geschäftlichen Vertrag. Und damit wohl noch keine Unterschrift unter die mündlich getroffene Vereinbarung, bis Saisonende zu arbeiten und für den Fall des Aufstiegs einen Anschlussvertrag über ein Jahr in der Zweiten Liga zu bekommen. Mit dieser Lösung aber zeigte sich Stepanovic zuletzt nicht mehr zufrieden, war schon in Ahlen trotz des 1:0 voller Zweifel und nach dem 1:2 daheim gegen Wehen entschlossen. Er wollte einen Neuaufbau und damit eine Änderung seines Vertrages auf eine Laufdauer von zwei Jahren. Es war für ihn auch eine Frage der persönlichen Absicherung. Das aber lehnte die Vereinsführung - angeblich bei einem Geheimtreffen in den Geschäftsräumen des Hauptsponsors Horst Jung in Dietzenbach - ab. Stepanovic: "Wenn nicht Platz eins oder zwei geschafft worden wäre, wäre mein Vertrag nicht verlängert worden. Hätte ich jetzt mit dem alten Vertrag einen Neuaufbau gestartet und es hätte nicht geklappt, hätte ich für einen anderen gearbeitet. Das mache ich nicht mehr." Und deswegen kam er zu dem Schluss: "Wenn's nicht mehr passt, dann quäle ich die Mannschaft, und die Mannschaft quält mich. Und das macht keinen Sinn."

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Fr. 29.09.2000

Sprüche zum Traineramt bei Kickers

"Der Trainerstuhl in Offenbach ist ein Nagelbrett, und nicht jeder Trainer ist in der Lage, als Fakir zu arbeiten." (Wilfried Kohls, Vize-präsident des OFC).

"In Offenbach brauchst Du eher einen Wohnwagen als eine Wohnung, so schnell bis Du wieder weg." (Peter Neururer bei seinem Amtsantritt Ende Oktober 1999).

"Ich bin einer, der von morgens bis abends vollen Einsatz bringt. Aber für was arbeite ich hier, wenn nichts bei raus kommt." (Dragoslav Stepanovic nach dem 1:2 gegen Wehen am vergangenen Samstag).

- "In Offenbach ist alles sehr emotional. Das ist der Grund, warum es kein Trainer lange aushält." (Hans-Jürgen Boysen bei seinem Amtsantritt im Juni 1997. Er war 28 Monate lang Coach des OFC).

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Fr. 29.09.2000

Erneuter Trainerwechsel: Stepanovic geht

Keine Einigung über Vertrag für 2001

Nur siebeneinhalb Wochen nach dem Rücktritt von Peter Neururer hat jetzt auch Trainer Dragoslav Stepanovic bei Regionalligist Kickers Offenbach das Handtuch geworfen. Der 52-jährige verließ den Verein nach eigenem Bekunden, weil es keine Einigung über die Verlängerung seines Vertrags über die aktuelle Saison hinaus gab. Ferner war der Verein den Forderungen des ehemaligen Bundesligatrainers nach Neuverpflichtungen nicht nachgekommen. Bis zur Vorstellung eines neuen Coaches übernimmt A-Junioren-Trainer Knut Hahn das Training.

Die Kickers stehen nach dem Abstieg aus der Zweiten Liga in der neu geschaffenen Regionalliga Süd derzeit nur auf Platz 13.

(Von ?, KICKER ONLINE)

 
News vom Do 28.09.2000

Kickers entlassen Stepi

Da war meine Quelle heute morgen ja sehr gut informiert, thanx MF. Eigentlich sollte sowas zuerst dem Trainer gesagt werden als das es schon in der Welt herumgeistert. Wie auch immer, jetzt bin ich mal gespannt wen wir jetzt bekommen. Schlimmer geht's nimmer...

(Von gut informierten Kreisen)

 
News vom Do 28.09.2000

OFC: Abgänge nur im Paket

Offenbach (bam). Die Summen sind bekannt, die nächste Runde ist eröffnet. Auch wenn Klaus Gerster sagt: "Wir pokern nicht." Gestern tauschten die beiden Manager Zahlen aus: Joachim Krug sagte, was Fußball-Zweitligist LR Ahlen für Stefan Simon und Dubravko Kolinger bereit ist, auf den Tisch zu legen; Gerster verriet, was Regionalligist Kickers Offenbach haben will. Grundbedingung: Einzelverkauf gibt's nicht, Simon/Kolinger gehen nur im Paket.

Ahlens Trainer Peter Neururer wäre auch das recht: "Klar, ich würde beide nehmen. Und das so schnell wie möglich. Beide haben Zweitliganiveau", beschied Ex-OFC-Coach Neururer, der mit den Kickers aus der Zweiten Liga ab- und nach zwei Spieltagen in der Drittklassigkeit am Bieberer Berg ausstieg. Das soll ihm mit Ahlen, dem Vorletzten der Zweiten Liga, nicht passieren. Deswegen die Suche nach neuen (Defensiv-)Spielern. Auf der Liste steht (wie auch bei Neururers Beginn in Offenbach) Dirk Schuster (derzeit Admira/Wacker Mödling, Österreich), doch der frühere Kölner scheint zu teuer.

Im Paket dürfte der Preis für Simon/Kolinger zwischen 500 000 und 600 000 Mark liegen. Gerster hörte das Angebot von Ahlen - und lächelte. Krug hörte die Vorstellung der Kickers - und schluckte. Wie üblich vertagten sich beide Parteien.

Am Samstag in Jena werden Simon und Kolinger nach aktuellem Stand (nochmal) für den OFC spielen. Aber dann? Für die Partie am Wochenende in Duisburg rechnet Neururer nicht mit den beiden, aber dann hat Ahlen zwei Wochen Pause, volles Haus gegen Bielefeld und eine Neuverpflichtung vorher Zeit, sich einzuleben.

Lange Liste mit OFC-Ausfällen: Manfred Binz (Entzündung in der Hüfte, drei Wochen Pause), Lars Schmidt, Stefan Dolzer und Patrick Dama (alle Erkältung) müssen für Jena wohl passen.

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Mi. 27.09.2000

Harte Linie beim OFC: Vier Spieler ausgemustert

Offenbach. Die sportliche Talfahrt des Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach hat drastische personelle Konsequenzen nach sich gezogen. Das Präsidium des Zweitliga-Absteigers hat sich nach dem Fehlstart (10 Punkte, Platz 13) samt Trainer Dragoslav Stepanovic auf eine harte Linie gegen die Spieler eingeschworen. Maßnahme eins: Mittelfeldmann Tom Stohn (31) und Stürmer Matthias Becker (26) wurden mit sofortiger Wirkung aus dem Kader gestrichen und sollen sich einen neuen Klub suchen.

Maßnahme zwei: Manndecker Dubravko Kolinger (24) und Linksfuß Stefan Simon (31), die mit dem Zweitligisten LR Ahlen liebäugeln, können gegen Ablöse gehen. Beide dürfen sich durch Leistungssteigerung zwar noch empfehlen. Sollte dies allerdings ausbleiben, ist das Engagement für beide auf dem Bieberer Berg beendet. "Jeder andere Spieler, egal ob aus unserer Landesliga-Truppe oder sonst wo her, gibt mehr Gas als diese vier", begründete Vizepräsident Wilfried Kohls die Personalentscheidung.

Maßnahme drei: Sämtlich Prämien für die Mannschaft wurden eingefroren. Zudem wird die Gehaltszahlung für diesen Monat vorerst zurückgestellt. "Die Spieler sollen beweisen, dass sie ihr Geld wert sind", so Kohls. Sollte keine Leistungssteigerung erkennbar sein, behält sich die Chefetage weitere Gehaltskürzungen vor. "In einer noch jungen Saison sollte man schnell Zeichen setzen, sonst laufen wir Gefahr, alles zu verspielen, was wir uns in den letzten Jahren erarbeitet haben", meinte der Vizepräsident. Manager Klaus Gerster betonte, das gesamte Team habe noch vier Spiele Zeit, sich zu rehabilitieren. Gleichzeitig verhängte Gerster den Spielern einen Maulkorb. Kein Akteur soll sich in der Öffentlichkeit äußern. Nebenbei testet Trainer Stepanovic neue Spieler. Yahaya Mallam (SV Waldhof), Predrag Indic (FC Novisad) und Elfon Edad (Kamerun) sind derzeit im Probetraining.

(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)

 
News vom Mi. 27.09.2000

Die Ruhe nach dem Sturm

Ausgemusterte OFC-Kicker wollen nichts überstürzen

Am Tag danach, das Donnerwetter dröhnte noch in den Ohren, ist Ruhe eingekehrt. Trügerisch mag sie gewesen sein, die Stille, die über dem verregneten Bieberer Berg lag, so genau lässt sich das nicht sagen, auf alle Fälle haben die Spieler der Offenbacher Kickers nicht viele Worte verloren am gestrigen Dienstagmorgen. Zum einen könnte das an der von Trainer Dragoslav Stepanovic angeordneten Arbeit, die ausschließlich im Laufen zu verrichten war, gelegen haben, und zum anderen vielleicht damit etwas zu tun haben, dass die Herren Fußballer, allesamt mündige Bürger, von der Vereinsführung den Mund verboten bekamen, keinerlei Fragen von neugierigen Journalisten zu den angedrohten Gehaltskürzungen beantworten dürfen. Die Kicker des so tief in der Krise steckenden Regionalligisten haben die Konsequenzen akzeptiert, sie haben, außer die Chance, einen langwierigen Rechtsstreit mit ihrem Arbeitgeber zu führen, ja auch nicht viele Alternativen.

Matthias Becker hat gar keine mehr, zumindest nicht in Offenbach, und daher fühlt sich der am Montag aussortierte Stürmer einfach nur mies. "Total enttäuscht" sei er, wisse nicht, womit er die Ausbootung verdient habe. Detailliert wollte sich der 25 Jahre alte begnadete Techniker jedoch nicht äußern, "denn ich bin noch Angestellter des Vereins, und wenn ich jetzt was sage, dann wäre es mit Sicherheit nicht gut für mich". Tom Stohn indes, der andere, der durchs Sieb gerutscht ist, nahm seine Suspendierung seltsam gleichgültig zur Kenntnis. Überrascht sei er nicht im Geringsten, "ich bin doch nicht auf den Kopf gefallen, wusste, was gespielt wird". Er sei noch nicht einmal enttäuscht; zwar sei das Ganze "nicht gerade die feine englische Art", aber so sei eben das Geschäft, er habe schlechte Karten gehabt, da "ich von den Anhängern nie akzeptiert wurde". Der Verein, so Stohn, musste reagieren, "der Druck von den Fans war sehr groß". Trotz alledem fühle er sich sehr wohl als "Bauernopfer", aber "was soll's ?" fragt er. "Es hat nicht gepasst, vielleicht sollte es ja so sein." Stohn, der 1998 für 350 000 Mark von den Amateuren des TSV 1860 München an den Bieberer Berg gewechselt war und angeblich in den drei Jahren eine Million Mark kassiert, werde jetzt nichts überstürzen, sich, genauso wie Becker, in der Zweiten Mannschaft fit halten, "wenn ich wechsel, dann muss es Hand und Fuß haben".

Unterdessen werkelt Ex-Trainer Peter Neururer, der jetzt beim Zweitligisten LR Ahlen das Zepter schwingt, weiterhin an der Verpflichtung von Dubravko Kolinger und Stefan Simon, denen Kickers Offenbach einen Vereinswechsel nahe gelegt hatte. Neururer hält beide Akteure, wie er sagt, "für 100prozentig zweitligatauglich, sie haben immer ihre Leistung gebracht". Von Kolingers Spielerberater sei ihm jedoch eine Ablösesumme in Höhe von 500 000 Mark genannt worden, die der Trainer als "utopisch und unverschämt" bezeichnete. Maßgebend sei aber, was die Kickers verlangen. Diesbezüglich rief am gestrigen Mittag Ahlens Manager Joachim Krug bei seinem Offenbacher Pendant Klaus Gerster an, um die Ablösesumme zu erfragen, wurde aber vertröstet. "Wir warten auf ein Angebot von Ihnen", hatte ihm Gerster gesagt, das steht bislang aber aus. Stefan Simon ("So eine extreme Situation habe ich in Offenbach noch nie erlebt") könnte sich einen Wechsel nach Ahlen durchaus vorstellen, signalisierte Interesse. "Ich bin mit Neururer immer gut klar gekommen."

Unterdessen werden die beiden Gastspieler Elfon Elad (Mittelfeldspieler aus Kamerun) sowie Yahaya Mallam, der bei Waldhof Mannheim in Ungnade gefallen ist, noch weitere zehn Tage mit den Kickers trainieren. "Sie haben einen sehr guten Eindruck hinterlassen, könnten echte Verstärkungen sein", so Coach Stepanovic.

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Mi. 27.09.2000

Wechselt Stohn nun zu Dynamo?

Offenbach (bam). "Wir haben die Kickers aufgefordert, die Ablösesummen für Dubravko Kolinger und Stefan Simon festzulegen." Aus seinem Wunsch, die beiden OFC-Spieler verpflichten zu wollen, macht Ahlens Trainer Peter Neururer kein Geheimnis. Und Geld scheint für Ahlens Vorsitzenden Helmut Spikker auch kein Problem: Die Kickers-Forderung dürfte bei etwa 300 000 Mark liegen. Aber mehr als 200 000 pro Spieler will der Zweitligist trotz gefüllter Kasse wohl kaum zahlen. Schlagen die Kickers zu? Ein Spielerwechsel nach Westfalen wäre eine der wenigen Möglichkeiten, noch in diesem Jahr Geld in die Kasse zu bekommen.

Die Anfrage aus Ahlen sorgte bei der Führung am Bieberer Berg erstmal für Missstimmung. Simon (31) sieht es gelassen: "Ich bin Profi und gebe 100 Prozent für den Klub, bei dem ich unter Vertrag stehe." Das ist - bisher bis Saisonende - der OFC. Dessen Erwartung beschreibt Vize-Präsident Wilfried Kohls: "Es muss keiner in OFC-Bettwäsche schlafen, aber volle Leistung bringen."

Die Weise, wie der Verein sich auf Abwehrspieler Kolinger und Mittelfeldakteur Simon einschoss, empfindet Simon als unberechtigt. "Ich habe in den vier Jahren hier immer meine Leistung gebracht." Auf die Frage, ob er sich einen Vereinswechsel vorstellen kann, antwortet Simon nicht mit einem klaren "Nein". Er sagt: "Es wird sich wohl zwischen den beiden Klubs entscheiden." Das klingt fast schon nach "Ja". Kontakt zu Ex-Coach Neururer besteht, zuletzt gab es ein Telefonat nach dem 1:2 des OFC gegen Wehen.

Der Fundus an ausgemusterten Spielern bei Regionalligist Kickers Offenbach ist groß (Tom Stohn, Matthias Becker, Florian Sohler) - mal sehen, wer Interesse und Geld mitbringt. Mit Beckers Berater Jürgen Schwab traf sich OFC-Manager Klaus Gerster gestern. Becker bekam die Zustimmung zum Probetraining bei anderen Klubs. Stohn braucht keinen Berater: "Mit 32 Jahren bin ich alt genug, das selbst zu regeln." Vielleicht helfen die Kontakte in die sächsische Heimat. Dynamo Dresden, Fünfter der Nordost-Oberliga Süd, soll Interesse haben.

Fußball-Zweitligist Stuttgarter Kickers hat seinen Trainer Hans-Jürgen Boysen entlassen. Nachfolger soll Rainer Zobel (51) werden, der Stuttgart 1991 in die Bundesliga führte. Boysen, von 1997 bis Ende Oktober 1999 OFC-Coach, trainierte Stuttgart seit Saisonbeginn.

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Di. 26.09.2000

Führung der Offenbacher Kickers straft vier Spieler ab

Stohn und Becker sind aussortiert, Kolinger und Simon spielen auf Bewährung / Manager Gerster droht, bei Misserfolg die Gehälter zu streichen

Am frühen Abend des gestrigen Montags, punktgenau 17 Uhr, platzte am Bieberer Berg, martialisch ausgedrückt, die Bombe, als Kickers-Manager Klaus Gerster der Offenbacher Fußball-Mannschaft mitteilte, dass der Verein nicht mehr gewillt ist, die zuletzt so erbärmlichen Leistungen zu schlucken. Der mächtige Mann des OFC verkündete sodann einige drastische Maßnahmen: Tom Stohn und Matthias Becker gehören ab sofort nicht mehr dem Kader der ersten Mannschaft an, dürfen, wenn sie wollen, mit dem Landesligateam trainieren und sollen sich umgehend einen neuen Verein suchen.

Konnte mit der Suspendierung der beiden umstrittenen Akteure gerechnet werden, sorgte die zweite personelle Entscheidung für Überraschung: Dubravko Kolinger und Stefan Simon dürfen, so die Ablösesumme stimmt, den Regionalligisten sofort verlassen. "Es kann nicht sein, dass einige Spieler in unserer Situation mit anderen Vereinen turteln, sich Kickers Offenbach gegenüber nicht professionell verhalten", sagte Gerster. Mittelfeldspieler Simon und Verteidiger Kolinger werden mit dem neuen Klub von Ex-Trainer Peter Neururer, dem Zweitligisten LR Ahlen, in Verbindung gebracht, Kolinger wollte zudem schon vor der Saison unbedingt die Hessen verlassen, bekam aber vom OFC Steine in den Weg gelegt. Gerade auf Kolinger ist Gerster nicht gut zu sprechen. "Ich hatte bisher nicht das Gefühl, dass er die Bereitschaft hat, alles für uns zu geben." Die Tür ist jedoch nicht zugeschlagen. Beide trainieren quasi auf Bewährung mit und durften auch im Benefizspiel am Montag gegen eine Offenbacher Ostkreis-Auswahl auflaufen, das die Kickers mit 5:1 gewannen. Bei dieser Gelegenheit wurden auch zwei Gastspieler getestet. Zu Simon und Kolinger sagte Gerster: "Uns wäre es am liebsten, wenn sie sich voll reinhängen, sich wie Profis verhalten und ihr letztes Hemd für Kickers Offenbach geben würden, dann werden sie auch wieder spielen." Sollte dies nicht der Fall sein und sich kein Klub findet, der die beiden aus dem Vertrag herauskaufe, "spielen sie in der zweiten Mannschaft oder sitzen auf der Tribüne", sagte Gerster, "wer sich hier nicht reinhaut, fliegt raus". Der OFC, so Gerster, werde im Gegenzug noch einmal auf dem Transfermarkt zuschlagen, wenn Kolinger und Simon abwandern gar noch zwei neue Spieler verpflichten. Zudem werden zwei Spieler aus der zweiten Garnitur, Lars Meyer und Daniel Mingrone, ab sofort dem Kader der ersten Mannschaft angehören.

Trainer Dragoslav Stepanovic steht, wie er sagte, voll hinter den am Sonntagabend während einer gemeinsamen Sitzung beschlossenen Konsequenzen. "Wenn sich Kolinger und Simon hier nicht wohl fühlen, sollen sie gehen", berichtete der 52 Jahre alte Fußballlehrer, "ich kann nicht mit Leuten arbeiten, die mit dem Kopf woanders sind." Die Entscheidung, Becker und Stohn auszusortieren, sei intern hingegen schon lange diskutiert worden.

Doch auch die restlichen Fußballer kamen nicht ungeschoren davon. Wie Gerster bekannt gab, hat das Team vier Spiele lang Zeit, um sich zu rehabilitieren, "um seinen schlechten Ruf zu bekämpfen", bis dahin werden alle Prämien, auch die schon ausgeschütteten, eingefroren. Zudem wird bis zum Spiel gegen den Karlsruher am 22. Oktober kein Gehalt, das für gewöhnlich zwischen dem 10. und 15. eines jeden Monats auf die Konten fließt, überwiesen. Nach der Partie gegen den KSC werden die OFC-Verantwortlichen dann entscheiden, wer sein volles Gehalt erhält und wer mit Kürzungen bis zu einem Drittel zu rechnen hat. "Dafür gibt es keine rechtliche Grundlage", gestand der Manager ein, "das wissen wir, aber es ist uns egal, wer will, der kann ja dagegen klagen, dann bekommt er, wenn er Glück hat, in zwei Jahren sein Gehalt."

Der beschlossene Maßnahmenkatalog sei sehr wohl drastischer Natur, das wisse er, Gerster, nur zu genau, aber er sehe nun, da die Kickers der Oberliga näher als der Zweiten Bundesliga sind, keine andere Möglichkeit. "Wir müssen wieder eine Einheit werden", sagte er, "wir brauchen Spieler, die mit Haut und Haaren einhundertprozentig zu und hinter den Kickers stehen, die sich für den OFC den Hintern aufreißen." Das Saisonziel, der direkte Wiederaufstieg, soll offiziell nicht korrigiert werden. "Was für ein Ziel?" fragte Gerster rhetorisch, "so wie wir gegen Wehen gespielt haben, haben wir kein Ziel."

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Di. 26.09.2000

Am Abgrund

Kickers Offenbach, dieser stolze Verein mit großer Tradition, stolziert am Rande des Abgrunds, an einer Klippe, die, bei nur einem falschen Schritt, einen verdammt tiefen Sturz ins Bodenlose garantiert. Der OFC ist, wenn man so will, nicht schwindelfrei, er wandelt mit verbundenen Augen, wankt und taumelt, und er scheint das Gleichgewicht zu verlieren.

Nun, nachdem der Fall in die Tristesse der Oberliga nicht mehr unwahrscheinlich ist, haben sie den Dampfhammer rausgeholt, oben auf Biebers Höhen, sie schlagen gnadenlos zu, und sie können, möchte man sagen, ja auch keinen Falschen treffen. Hart und unerbittlich greift der Regionalligist durch, hat am gestrigen Montag Spieler aussortiert (Becker und Stohn), hat anderen die Empfehlung gegeben, den Verein zu verlassen (Kolinger und Simon), und er packt die restlichen Spieler da, wo es ihnen unheimlich weh tut, am Portemonnaie. Die Kickers hatten, zweifelsohne, keine andere Wahl, sie mussten ein Zeichen setzen, unmissverständlich und in aller Öffentlichkeit demonstrieren, dass sie nicht gewillt sind, sich diese desaströsen Leistungen der hoch bezahlten kickenden Angestellten weiterhin bieten zu lassen. Und doch ist das rigorose Vorgehen der Offenbacher Verantwortlichen nicht mehr als ein Eingeständnis eigener Versäumnisse. Die Hessen haben es im Sommer verpasst, eine Zäsur zu machen, haben zu viele Spieler gehalten, die letztlich sang- und klanglos abgestiegen sind, die, wie Dubravko Kolinger, gar nicht mehr für den OFC kicken wollten. Manager Klaus Gerster hat es, wie er unlängst gestand, verpasst, "neue Reizpunkte zu setzen". Hinterher ist man zwar immer schlauer, doch dass die Mannschaft überaltert, satt bis oben hin und nicht mehr bereit ist, an die eigene Grenze oder darüber hinaus zu gehen, das hätte der fast allmächtige Kickers-Manager früher erkennen müssen.

Nun ist das Kind, wie es so schön heißt, in den Brunnen gefallen, die Offenbacher sind vom Wiederaufstieg in etwa so weit entfernt wie der Mond von der Erde, und gerade Gerster trägt daran eine Mitschuld. Seinen Spruch zu Saisonbeginn, "wir haben nur einen Schuss, aber der muss sitzen", hätte er sich nicht nur sparen können, er setzte die Mannschaft damit unnötig unter Druck - und dem kann sie offenbar nicht standhalten.

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Di. 26.09.2000

Kickers: Laufpass für Stohn und Becker, Gnadenfrist für den Rest

Offenbach Kickers Offenbach nutzt die Gelegenheit und räumt auf: Matthias Becker und Tom Stohn bekamen gestern Abend in einer kurzfristig einberufenen Mannschaftssitzung den Laufpass, der Rest des Regionalligateams eine Gnadenfrist. Manager Klaus Gerster ließ bei seinem fast 20-minütigen Monolog keine Zweifel aufkommen: Wer nicht spurt, der fliegt; wie Stohn und Becker, denen das Präsidium freistellte, mit der Reserve zu trainieren. Oder wie Florian Sohler, der vor wenigen Tagen aus dem Regionalligakader gestrichen wurde. Während Becker kommentarlos den Bieberer Berg verließ, sagte Stohn: "Das war's wohl. Ich suche mir einen neuen Verein."

Stohn (seit 1998 beim OFC) und Becker (kam 1999, Verträge bis Saisonende) erfüllten die Erwartungen von Trainer Stepanovic nicht. Zudem fehlte die Lobby beim Publikum, dass sie zuletzt mit Pfiffen empfing. Sie fehlten auch gestern Abend beim Benefizspiel gegen eine Ostkreis-Amateurauswahl, das der OFC mit 6:1 (3:1) gewann. Als Testspieler im OFC-Dress: Predrag Indic (FC Novisad, Verteidiger aus Jugoslawien), Elfon Elad (Mittelfeld, Kamerun) sowie Yahaya Mallam, 25 Jahre alter Allrounder vom Kickers-Edelrivalen Waldhof Mannheim, der schon beim FC Schweinfurt im Gespräch war. Mallam, ein wesentlicher Kostenfaktor auf der Gehaltsliste des Zweitligisten Waldhof, wurde vor der Saison von Mannheims Trainer Uwe Rapolder aussortiert, aber vor einer Woche wieder ins Training bestellt. Am Samstag dann erhielt Mallam einen Anruf von Berater Joachim Leukel: Offenbach hat Interesse.

Mit den Personalentscheidungen reagierten die Kickers auf die anhaltende sportliche Misere und die unzureichende Leistung der Mannschaft zuletzt. Die bisher letzte Blamage gab es erst am Samstag mit dem 1:2 gegen Wehen. Es war die vierte OFC-Heimniederlage in dieser Saison. Deswegen trafen sich Präsidium und Trainer Dragoslav Stepanovic noch am Sonntagabend zu einer Krisensitzung, dessen Ergebnis der Mannschaft gestern mitgeteilt wurde:

Es gibt einen Maulkorb für alle Spieler der ersten Mannschaft, zu der künftig auch Daniel Mingrone und Lars Meyer (beide bisher Reserve) gehören.

Alle Prämien werden eingefroren. "Das Team hat vier Wochen Zeit - die Spiele gegen Jena, Siegen, 1860 und den KSC - um Wiedergutmachung zu leisten" (Gerster). Vor dem Spiel gegen Karlsruhe am 20. Oktober wird kein Gehalt gezahlt - also fast zehn Tage später als sonst. Aber zuvor wird abgerechnet und entschieden, wer sein volles Gehalt erhält und wer bis zu einem Drittel Abstriche hinnehmen muss. Zwar fehlt dem Verein für diese Maßnahme die rechtliche Grundlage, doch: "Wer dagegen klagen will, soll klagen. Aber dann machen wir öffentlich, welcher Spieler geklagt hat." Zitat Gerster.

Stefan Simon und Dubravko Kolinger haben die Wahl: "Entweder sie gehen und die Ablöse stimmt. Oder sie sind Profi und geben alles für den OFC. Oder sie spielen und trainieren in der zweiten Mannschaft." Das gelte besonders für Kolinger, war gestern aus dem Kickers-Präsidium zu hören. Schon einmal, in der Abstiegssaison, spielte Kolinger mit dem Gedanken, den OFC zu verlassen. Wie unsere Zeitung berichtete, hat Peter Neururer, Ex-Trainer des OFC und seit einer Woche beim Zweitligisten LR Ahlen, großes Interesse an Kolinger und Simon. Beide würde er sofort verpflichten, "wenn die Ablöse stimmt". Offenbach würde beide abgeben - wenn die Ablöse stimmt. Und Geld scheint bei Ahlen nicht das Problem. Damit es zu einer Einigung kommen kann, hat Neururer gestern Morgen schon einmal telefonisch bei OFC-Geschäftsführer Jörg Hambückers nach der Ablöse gefragt. Wirtschaftlich täte der Wechsel den Kickers gut. Denn am Saisonende gäbe es nichts für beide. Die Verträge laufen aus.

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Mo. 25.09.2000

SV Wehen: Diebische Freude nach dem ersten Auswärtssieg

Es war fast mucksmäuschenstill auf dem Bieberer Berg. Aber nur fast. Denn ein paar Menschen in gelb-schwarzer Kleidung hauten nach dem Spiel zwischen den Offenbacher Kickers und dem SV Wehen ordentlich auf die mitgebrachte Pauke. Es waren die wenigen Anhänger der Taunussteiner. Und sie hatten nach dem 2:1-Sieg im Hessenderby auch allen Grund zum Jubeln, genauso wie die Spieler, die sich abklatschten, umarmten und ganz doll lieb hatten. Kapitän Oliver Bunzenthal kehrte mit einem breiten Grinsen aus der Fankurve zurück. "Das ist eine Riesensache", sagte er, denn bisher hagelte es für ihn in Offenbach nur Niederlagen. Am verdienten Sieg hatte er maßgeblichen Anteil, als er kurz vor Schluss per Kopf den Siegtreffer erzielte und die ersten Auswärtspunkte für den SV Wehen sicherte.

"Dass wir die dann auch noch in Offenbach holen, ist natürlich doppelt schön", sagte Manager Bruno Hübner. Auch Trainer Gerd Schwickert war mehr als zufrieden. "Das war wirklich hervorragend", sagte Schwickert. Und es muss jedem OFC-Fan schmerzen, wenn er völlig zurecht ergänzte: "Wir waren auch spielerisch besser." Der Sieg sei eine Bestätigung der guten Leistungen, die sein Team auch in den vorangegangenen Auswärtsspielen gezeigt habe. "Wir haben uns endlich auch mal selbst belohnt", so Schwickert. Dass seine Elf den zwischenzeitlichen Ausgleich durch den Ex-Wehener Nazir Saridogan weggesteckt hatte, freute ihn ganz besonders. Oliver Bunzenthal lobte indes "das gute Spiel nach vorne und das Aufbäumen nach dem Ausgleich".

Doch dieser Ausgleich spukte trotz der Freude über die drei Punkte weiter in den Köpfen der Taunussteiner. Manager Bruno Hübner ärgerte sich unheimlich über das "saudumme" Gegentor. "Das Verhalten von Antonio da Silva war unmöglich", schimpft er, schließlich waren die Gäste in Person von da Silva auf dem Weg zum 2:0, ehe der Mittelfeldspieler den Ball vertendelte und die Kickers im Gegenzug zuschlugen. So oder so, auf alle Fälle müssen die Wehener den Sieg im Heimspiel gegen Schweinfurt bestätigen, "sonst ist das alles nichts wert", sagte Stürmer Ermin Melunovic, der gegen die Kickers sein erstes Tor für die Wehener machte.

(Von (cba), FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Mo. 25.09.2000

Holländer muss nun heim, außer er zahlt

Offenbach (bam). Neue Gesichter bei Kickers Offenbach - aber ob die Fans sich an sie gewöhnen müssen, bleibt abzuwarten. Der Fußball-Regionalligist testet munter und sucht so den Weg aus der Krise. Heute im Benefizspiel gegen eine Ostkreisauswahl (19 Uhr, Seligenstadt, Stadion an der Zellhäuser Straße) erwartet OFC-Trainer Dragoslav Stepanovic mindestens zwei Kandidaten - je einen für den Angriff und das zentrale Mittelfeld. Ein Defensivspieler hatte sich auch noch angesagt, aber eine Bestätigung steht noch aus. Auch Stepanovic muss sich überraschen lassen.

Wenn der Trainer könnte wie er wollte, dann müssten fast eine Hand voll Kickers-Spieler gehen. Aber er kann nicht, wie er will - die Finanzen. Es kann nur einer kommen, wenn einer aus dem Kader geht, lautet die immer noch geltende Vorgabe von Manager Klaus Gerster. Aber was bisher kam, hat Stepanovic auch nicht überzeugt, "war nicht besser, als die Spieler, die wir haben". Dazu gehört auch der Niederländer Junas Nezivi (27) vom holländischen Zweitligisten Haarlem, von dem Stepanovic aber sagt: "Wenn sein Manager die Hotelkosten zahlt, kann er gerne zwei bis drei Wochen bleiben."

Ob die Kickers innerhalb dieses Zeitraums den Spieler finden, der sie aus der Krise führen kann, scheint auch für Stepanovic fraglich. Und laut Gerster ist die Diskussion über neue Spieler derzeit nicht angebracht. Dennoch zog er sich nach dem 1:2 gegen Wehen mit Spielerberater Leukel zum intensiven Gespräch zurück.

Neue Spieler im Training sorgen für Druck (den manche Akteure aus dem Kader zur Leistungssteigerung vielleicht benötigen); aber sie bringen auch Unruhe, die Stepanovic nicht gebrauchen kann.

Offensivspieler Sascha Licht (Waldhof Mannheim), der morgen 26 Jahre alt wird, scheint derzeit bei Kickers kein Thema; Waldhof-Trainer Uwe Rapolder baut momentan auf ihn. An Licht, dessen Vertrag Ende der Saison ausläuft, zeigt auch OFC-Ligakonkurrent Darmstadt 98 Interesse.

(Von Martin Baztel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Sa 23.09.2000

Gegen SV Wehen nur einen Wunsch - Sieg mit Kickers

Offenbach (bam). Seine Heimat ist die Türkei, seine Heimatstadt Wiesbaden; er arbeitet in Offenbach und seine Arbeitsstätte ist am Samstag wieder der Bieberer Berg: Nazir Saridogan (22), in Deutschland geborener Türke, spielt mit Kickers Offenbach gegen seinen Ex-Klub SV Wehen (15 Uhr).

Dass er spielen wird, daran bestehen keine Zweifel. Drei Tore bisher, zudem starke Leistung. An ihm kommt OFC-Trainer Dragoslav Stepanovic bei der Nominierung seiner Angreifer nicht vorbei. Aber wer spielt neben Saridogan? Die Frage wollte Stepanovic noch nicht beantworten. Die Alternativen: Stefan Ertl, der aber wohl auf der rechten Seite eingesetzt wird, und Marcio. Mit dem Brasilianer versteht sich Saridogan besonders gut.

Sechs Jahre Wehen, da gibt's keine Frage: "Ich bin besonders heiß auf dieses Spiel. Aber auch hier gibt es maximal drei Punkte, wie in jeder anderen Partie auch." Klingt nüchtern, doch der Stürmer lebt auch von seiner Emotion. "Und die kriege ich in diesem Spiel in den Griff."

Drei Ziele hat Saridogan. Das sehr kurzfristige: Einen Sieg gegen den Ex-Klub. Mittelfristig: Einen Stammplatz bei den Kickers. Langfristig: Nach zwei bis drei Jahren in Offenbach den Wechsel zu einem türkischen Erstligaklub. Lieblingsverein: Galatasaray Istanbul. "Aber nicht erst, seitdem die große Erfolge haben."

Die Heimat seiner Familie kennt der Stürmer nur aus Urlauben; seinen Wohnort Wiesbaden umso besser. Hier ist er heimisch, und doch: Profifußballer in der Türkei - sein Traum.

Saridogan weiß: Er wäre nicht der erste, bei dem ein Traum platzt. Deswegen dachte er schon in einer Zeit, als es in Wehen weniger gut lief, an eine gesicherte Zukunft: An der Uni in Mainz ist er für das Fach Sportwissenschaft eingeschrieben. Aber weil's beim OFC gut läuft (und viel trainiert wird), ruht das Studium derzeit.

Für das Wehen-Spiel fällt Manfred Binz (Hüftprellung) aus. Der Einsatz von Patrick Dama (Grippe), Lars Schmidt (Trainingsrückstand) und Günther Maier (Muskelverletzung) ist fraglich.

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Sa 23.09.2000

Der Dreier steht dicht vor der Tür

Wehen. Mit Hoffnungen auf einen sicheren Mittelplatz in die Regionalliga-Saison gestartet, sitzt der SV Wehen im Tabellenkeller fest. Doch von Unruhe oder gar Panik ist bei den Verantwortlichen des Taunussteiner Vereins nichts zu spüren. Der Sportliche Leiter, Bruno Hübner, als auch Trainer Gerd Schwickert sind zuversichtlich, dass in absehbarer Zeit der Sprung in höhere Gefilde gelingt. "Der nächste Dreier steht ganz dicht vor der Tür", glaubt Schwickert, der in der Endphase der vorigen Runde Werner Orf abgelöst hatte. Seine Schützlinge konnten freilich in den bisherigen vier Auswärtsspielen nicht ein einziges Pünktchen ergattern.

Immerhin hat Schwickert nach anfänglichen Problemen eine stabile Abwehrformation mit Torhüter Lache, Libero Wilde sowie den Manndeckern King und Özcan gefunden. Zudem betätigen sich Kapitän Oliver Bunzenthal und Sascha Amstätter (ehemals OFC-B-Jugend) im Mittelfeld als Abfangjäger. Unter Druck operieren die Wehener konsequent mit Befreiungsschlägen.

"Wenn wir im Mittelfeld stehen würden, wäre Selbstvertrauen vorhanden und wir könnten ganz anders agieren", argumentiert der Coach, der in den beiden letzten Heimspielen auch zunächst auf Sicherung des eigenen Tores baute.

Was auch damit zu tun hat, dass die Offensive mit bislang fünf Toren aus acht Spielen noch keine Bäume ausgerissen hat. Wenn Alleinunterhalter Sead Mehic einmal nicht trifft, sinken die Erfolgsaussichten rapide. Der von Mainz 05 ausgeliehene Ermin Melunovic enttäuschte bislang ebenso wie Artur Maxhuni (früher FC St. Pauli). Da Michael Guht (Jochbeinbruch) länger pausieren musste, waren Schwickert im Angriff die Hände gebunden Schmerzlich vermisst er Nazir Saridogan, den er nur allzu gerne behalten hätte. Noch keine tragende Rolle in Schwickerts Planungen spielt der aus Offenbach ausgeliehene Necip Incesu, der in den beiden letzten Spielen nicht mehr zum Einsatz kam.

www.sv-wehen.de

(Von Stephan Neumann, OFFENBACH-POST)

 
News vom Fr. 22.09.2000

Personalmisere beim OFC vor dem Derby gegen Wehen

Offenbach. Trainer Dragoslav Stepanovic ist vor dem Hessenderby in der Regionalliga Süd gegen den SV Wehen alles andere als glücklich. Immer wieder fallen ihm Spieler verletzungsbedingt aus. Dennoch sorgte der Coach zuletzt für einen Aufwärtstrend. Obwohl sein Team spielerisch nicht glänzt, holte es in den letzten vier Partien neun Punkte und arbeitete sich von einem Abstiegsplatz auf Rang elf vor.

Auch vor dem Derby stehen hinter einigen Akteuren Fragezeichen. Ertl hat Knieprobleme, Kolinger die Grippe, Simon schmerzt die Achillesferse und Marcio ist nach seinem Muskelfaserriss noch nicht richtig fit. Dolzer hat zudem leichte Probleme mit der Oberschenkelmuskulatur. Binz (Hüfte) und Roth (Fingerbruch) fallen weiterhin aus. Stepanovic betont zu Recht Handlungsbedarf, doch Manager Gerster bremst: "Wir holen nur Neue, wenn wir andere von der Gehaltsliste streichen können".

Das Programm: Pfullendorf - Burghausen (Freitag, 19 Uhr), Erfurt - Karlsruhe (Samstag, 14 Uhr), Regensburg - Darmstadt, Schweinfurt - Aalen (beide Samstag, 14.30 Uhr), Trier - Elversberg, Offenbach - Wehen, Mannheim - Siegen (alle Samstag, 15 Uhr), Bayern München - 1860 München, Stuttgart - Jena (beide Sonntag, 15 Uhr).

(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)

 
News vom Fr. 22.09.2000

"Ich warne die Spieler nicht"

Kickers-Trainer Dragoslav Stepanovic will gegen Wehen eine engagierte Leistung sehen und sortiert im Kader aus

Später, als die offizielle Pressekonferenz beendet war und die wirklich wichtigen Dinge besprochen werden sollten, hat "Stepi" erst einmal für ein bisschen Stimmung gesorgt. Der Kollegin vom Radio schmetterte er aus voller Kehle ein serbisches Heimatlied ins Mikrofon, ehe der Trainer der Offenbacher Kickers dann einen von der schreibenden Zunft packte, ihn in den Nacken petzte und so lange schüttelte, bis dem armen Kerl der Kopf puterrot anlief. Ein bisschen Spaß muss sein, und vermutlich kann diesem Mann, Zampano Dragoslav Stepanovic, die gute Laune einfach nicht verdorben werden.

Seine Recken haben ihm zuletzt auch wieder ein klein wenig Freude bereitet, der Sieg in Aalen, eminent wichtig, hat die Wogen am Bieberer Berg geglättet, dem so übel in die Saison gestarteten OFC Luft zum Atmen gelassen. Vor dem Hessenderby gegen den SV Wehen am morgigen Samstag (15 Uhr) wünscht sich der Fußballlehrer daher lediglich, "das wunderbare Ergebnis aus Aalen zu bestätigen".

Mutmaßlich dürfte das nicht so einfach werden, denn zum einen haben sich die Taunussteiner, wie Stepanovic befindet, "gefangen, ihre kleine Krise überwunden", zum anderen werden die Wehener wohl nicht auf Teufel-komm-raus angreifen und probieren, die Festung Bieberer Berg, die schon lange keine mehr ist, im Sturm zu erobern. Sie werden es wohl eher so versuchen, wie es bisher fast alle Gäste in Offenbach versucht hatten: ordentlich Beton anrühren, die Kickers planlos anrennen lassen, irgendwann gnadenlos zuschlagen - und drei Punkte entführen. So haben es Erfurt, Mannheim und Schweinfurt gemacht, und sie alle verließen Offenbach als Sieger, nur der SC Pfullendorf versuchte mitzuspielen und wurde zur Belohnung als Verlierer auf die Heimreise geschickt.

Stepanovic, der wahrscheinlich von einer Verpflichtung des niederländischen Gastspielers Junas Naziri abraten wird ("Er ist nicht besser als die, die ich habe"), ist das natürlich nicht verborgen geblieben, und so hat er sich etwas einfallen lassen, um das erwartete Defensivbollwerk aus Wehen zu knacken, "den Schlüssel zum Sieg zu finden". Was er da ausgeklügelt hat, wollte der Trainer freilich nicht verraten, Top Secret sei die Marschroute, wenn die Mannschaft aber "70 Prozent davon umsetzen kann, sind wir auf einem guten Weg". Schlimmer als im letzten Heimspiel gegen Schweinfurt, in dem die Offenbacher an Einfallslosigkeit kaum mehr zu überbieten waren, kann es ohnehin nicht werden, so viel ist jetzt schon mal gewiss.

Defensiv müsste sein Team, in dem der wieder genesene Stürmer Marcio für Tore sorgen soll, wie in Aalen wie eine Eins stehen, im Spiel nach vorne aber soll der Knoten platzen, seine Spieler müssten sich viel mehr Torchancen erspielen. Der Coach ist in dieser Hinsicht guter Hoffnung, auch wenn einige Akteure ihrer Form noch immer hinterher hinken, "mehr tun müssen, wenn sie spielen wollen". Das Kollektiv aber sei auf dem Weg der Besserung, "die Jungs sind selbstsicherer geworden, haben Lust und Freude am Spiel".

Die waren den Kickern erst kürzlich noch gänzlich abgegangen, weshalb sie zaghaft und hinter vorgehaltener Hand gegen des Trainers Taktik rebellierten. Die kleine Revolte hat Stepanovic noch immer im Hinterkopf, er wisse, wer aus der Mannschaft Interna nach draußen transportiert habe, "aber es juckt mich nicht". Der 52-Jährige betonte vielmehr, dass er das System bestimme, er trainiere sechsmal pro Woche mit seinen Mannen, wisse nur zu gut, "wie ich sie aufs Feld zu schicken habe". Und es brauche sich niemand zu wundern, wenn er einen Akteur, wie jetzt Florian Sohler, aussortieren und in die zweite Mannschaft stecken würde. "Ich warne die Spieler nicht", sagt Stepanovic. Alles, was er während des Trainings erzähle, erkläre oder analysiere sei wichtig, und jeder Einzelne "sollte es ernst nehmen, es sofort umsetzen, denn wir können nicht ewig auf die Form eines Spielers warten".

Zu den Getadelten zählt einer ganz gewiss nicht: Nazir Saridogan. Für den Stürmer ist das Spiel gegen den SV Wehen, wie er freimütig einräumt, "ein ganz Besonderes, das kann ich nicht verleugnen". Das sollte nun nicht weiter verwundern, schließlich wechselte der Angreifer erst vor der Saison vom Halberg an den Bieberer Berg. Gnade kennt die "Hummel", wie er in Wehen von den Kameraden genannt wurde, aber nicht, "wir werden auf keinen Fall so kopflos wie gegen Schweinfurt spielen", sagt er, "und wir werden gewinnen".

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Fr. 22.09.2000

Holländer Naziri im Probetraining

Würll ohne echte Chance

Auf dem Bieberer Berg läuft die Suche nach Neuzugängen. Denn Trainer Dragoslav Stepanovic platzte der Kragen: "Der Kader ist zu klein, wir brauchen Verstärkungen." Momentan stehen 21 Mann im Aufgebot; das Leistungsgefälle ist enorm, Verletzungen tun ihr Übriges. Dennoch holte der 52-Jährige in den letzten vier Partien neun Punkte, arbeitete den Klub aus der Abstiegszone heraus. Nun testet der Coach neue Spieler. Den Anfang macht der Holländer Junas Naziri (27). Doch der Mann für die linke Seite, zuletzt beim holländischen Zweitligisten Haarlem, begeistert Stepanovic nur bedingt: "Der Junge ist okay, hatte aber sechs Monate keine Spielpraxis." Bis zum Freitag kann sich Naziri empfehlen.

Nochmals empfehlen will sich auch Patrick Würll. Bislang das größte Missverständniss unter den Transfers vor Saisonbeginn. Der 22-Jährige kam mit der Referenz von 14 Toren für die Bayern-Amateure, wollte die Kickers wieder in die Zweitklassigkeit schießen. Nach acht Spieltagen stehen für den Stürmer vier Kurzeinsätze ohne Tor und die Empfehlung des Präsidiums, sich einen neuen Klub zu suchen. Eine echte Chance erhielt Würll auf dem Bieberer Berg nie. Dennoch will er sich, trotz eines Angebotes von Schweinfurt 05, bis zur Winterpause durchbeißen.

Für Florian Sohler ist der Zug dagegen abgefahren. Der 26-Jährige, abgeschoben ins B-Team, bat um Vertragsauflösung. Manager Klaus Gerster kommt's gelegen. Denn der bewilligt Zugänge nur dann, wenn Spieler von der Gehaltsliste verschwinden.

(Von Holger Kliem, KICKER ONLINE)

 
News vom Do. 21.09.2000

Gastspieler Junas Nazivi hinterlässt keinen Eindruck

Ginge es nach Dragoslav Stepanovic, dem Trainer der Offenbacher Kickers, würde der Fußball-Regionalligist noch ganze dreimal auf dem derzeit ziemlich abgegrasten Transfermarkt zuschlagen. Einen Mann fürs Grobe, der die wankende Verteidigung stärken soll, einen fürs spielerisch so matte Mittelfeld und einen für den Angriff hätte der OFC-Coach noch ganze gerne - zunächst aber, sagt Manager Klaus Gerster und macht einen dicken Strich durch die schöne Rechnung, müssten die Kickers ebenso viele Spieler abgeben. Florian Sohler, ohnehin schon in die Reservemannschaft verbannt, soll und will den Verein verlassen, auch Patrick Würll darf gehen, will aber nicht.

Und so scheint es auch mehr als fraglich, ob die Offenbacher den Niederländer Junas Nazivi, der derzeit ein Probetraining absolviert, unter Vertrag nehmen werden. Der 27 Jahre alte Linksfuß, der beim niederländischen Zweitligisten Haarlem spielt und den Verein unbedingt verlassen will, wird noch bis zum morgigen Freitag mit dem OFC-Team trainieren. Nach den ersten Eindrücken weiß Stepanovic noch immer nicht so recht, was er von dem Mittelfeldspieler, der schon seit mehreren Monaten kein Spiel mehr bestritten hat, halten soll. "Er ist schwer zu beurteilen", sagt der Fußballlehrer, "er ist nicht schlecht, auf der anderen Seite aber auch nichts Besonderes."

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Do. 21.09.2000

Noch eine Aufgabe für Gerster?

Frankfurt/Offenbach (bam/sp). Nach Geldstrafe (10 000 Mark) und Abmahnung für Eintracht-Stürmer Chen Yang legte dessen Rechtsanwalt Thomas Kruppa nach und warf dem Klub "Verletzung der Fürsorgepflicht" vor. Kruppa wird Chen Yang wohl nicht alleine zur Seite stehen. Klaus Gerster (Berater des Frankfurter Bundesligaprofis Thomas Sobotzik und Manager der Offenbacher Kickers) bestätigte: "Ich bin gefragt worden, ob ich diese Aufgabe übernehmen will." Er will wohl, was Klaus Schlappner weniger freut. Der Ex-Nationaltrainer Chinas holte Chen Yang vor zwei Jahren nach Frankfurt und will nicht widerstandslos das Feld räumen. Zumal es zwischen OFC-Manager Gerster und Schlappner als Berater von Chinas Fußball-Idol Li Bing in der Vergangenheit zum (Geld-)Streit gekommen war. Der Stürmer, mit viel Vorschusslorbeeren vom OFC verpflichtet, ging im März nach zwei Monaten gefrustet.

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Do. 21.09.2000

Ahlens neuer Trainer Neururer sucht Spieler: Typen wie Simon interessant

Offenbach/Ahlen. Fast sieben Wochen war er ohne Job, saß meist als Beobachter auf Tribünen. Jetzt hat Peter Neururer (45) wieder ein Traineramt. Der Ex-Coach von Kickers Offenbach trainiert seit gestern Fußball-Zweitligist LR Ahlen. Der Vertrag soll vorerst bis Saisonende befristet sein mit Option, im Erfolgsfall (Klassenerhalt) zu verlängern. Erster Gegner mit Ahlen sind die Stuttgarter Kickers. Dort trainiert Hans-Jürgen Boysen, Neururers Vorgänger beim OFC.

Mit Tränen in den Augen und einer dicken Abfindung in der Tasche verließ Neururer am 7. August - zweieinhalb Tage nach dem 0:1 gegen Rot-Weiß Erfurt - den Bieberer Berg, machte Platz für Dragoslav Stepanovic. Und Co-Trainer Werner Kasper ging gleich mit. Auch er hat wieder eine Aufgabe - neben Neururer auf der Bank von LR Ahlen, der vor zehn Tagen Jupp Tenhagen beurlaubt hatte. Die Situation im westfälischen Ahlen kennt Neururer: Zweitliga-Letzter, ein Punkt. Einziges Ziel: Klassenerhalt. In Offenbach war's ähnlich, nur: "Der LR-Kader hat nicht die Qualität wie der OFC zu unserer gemeinsamen Zeit in der Zweiten Liga." Deswegen will er aufrüsten, sucht Defensivspieler. Schlechte Karten für Stürmer Holger Gaißmayer, den Neururer - nach gemeinsamer Station beim 1. FC Köln - auch nach Offenbach holte, der sich aber beim OFC nie durchsetzte. Abwehr-Akteure sind gefragt: "Spieler von der Qualität eines Dubravko Kolinger oder Stefan Simon", so Neururer, der aber "nicht in fremden Gärten wildern will". Doch Ahlen hat Geld, will vier bis fünf Spieler holen. Dirk Schuster (derzeit Österreich) ist ein Thema, und eine Anleihe beim OFC nicht ganz vom Tisch.

Was hält OFC-Manager Klaus Gerster davon? "Wenn das Telefon bei mir klingelt, dann höre ich es mir an." Klingt nach Bereitschaft, doch Gerster schränkt gleich wieder ein: "Zuhören ist ein Grundsatz von mir."

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Mi. 20.09.2000

Stepanovic zeigt OFC-Spielern die gelbe Karte

Gestern bekam er es offiziell: Florian Sohler (26) soll sich bei Ramon Berndroth melden und künftig unter dem Coach der zweiten Mannschaft der Offenbacher Kickers trainieren. Der Ex-Mainzer hat im Regionalliga-Team des OFC keine Zukunft. Das bestätigte gestern nochmals OFC-Manager Klaus Gerster: "Sohler hat uns gesagt, dass er sich damit natürlich nicht begnügen wird und einen neuen Verein sucht." Doch wer will Sohler jetzt, nachdem er unter vier Trainern (Wolfgang Frank in Mainz, Hans-Jürgen Boysen, Peter Neururer und Dragoslav Stepanovic in Offenbach) nicht den Durchbruch schaffte? Der gelernte Industriekaufmann kostete bei seinem Wechsel von Mainz zum Bieberer Berg 110 000 Mark Ablöse, nun würden ihn die Kickers wohl zum Nulltarif ziehen lassen. Schon aus Eigennutz, denn die Worte Gersters gelten noch: Nur wenn einer geht, kann einer kommen.

Eine mögliche Verstärkungen könnte Junas Nazivi (27) sein. Der Linksfüßler kommt vom niederländischen Zweitligisten Haarlem. Kommentar von Kickers-Trainer Dragoslav Stepanovic: Er darf bleiben - vorerst bis Freitag. Sollte Nazivi einen Vertrag bekommen, dann nur einen befristeten. Stepi will kein Risiko eingehen.

Der Coach zeigte den Spielern gestern in der Mannschaftssitzung die gelbe Karte und erinnerte sie an seine Vorstellungen von profihaftem Verhalten. Ein Auszug aus dem (neuen) Verhaltenskodex: An Abenden vor Spielen sollte nicht gesumpft werden. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, und dennoch sah Stepanovic Anlass, dies anzusprechen. Manager Gerster kommentierte kurz: "Wir zahlen Gehälter fast wie in der Zweiten Liga, da darf man bei den Spielern auch profiähnliches Verhalten erwarten." Bisher gab's nur Geldstrafen. Die Kasse ist nicht voll, aber gut gefüllt.

Gestern Abend traf sich der Manager mit Fanvertretern. Thema: Mehr Austausch zwischen Fans und Vorstand.

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Di. 19.09.2000

Sohler und Würll sollen den Verein verlassen

Kickers Offenbach steht unmittelbar vor der Trennung von Florian Sohler und Patrick Würll. Wie Trainer Dragoslav Stepanovic mitteilte, spielen die beiden Akteure in seinen Planungen keine Rolle mehr. "Es wäre besser, wenn sie gehen würden", sagte Stepanovic, "sie haben nur sehr geringe Chancen, noch mal zu spielen."

Seit sechs Wochen beobachte er die beiden Spieler nun schon und könne "keinerlei Fortschritte feststellen, das hat keinen Sinn mehr". Er habe als verantwortlicher Trainer keine Zeit, "denen immer wieder eine Chance zu geben, die beiden sind einfach nicht so weit, und ich brauche gestandene Spieler, die für alles gewappnet sind".

Mittelfeldspieler Sohler ist bereits in die zweite Mannschaft, die in der Landesliga spielt, verbannt worden, weshalb er Manager Klaus Gerster prompt um seine Freigabe gebeten hat. Ob die Kickers an dem egozentrischen Fußballer noch die eine oder andere Mark verdienen werden, macht Gerster "von dem Verein abhängig, zu dem Florian wechseln will".

Stürmer Patrick Würll, der erst vor der Saison von den Amateuren des FC Bayern München an den Bieberer Berg gewechselt war und in der abgelaufenen Runde immerhin 14 Mal ins Schwarze getroffen hatte, wird indes von seinem Heimatverein FC Schweinfurt umworben. Gerster bestätigte das Interesse der Franken und könnte sich ein Geschäft auf Leihbasis vorstellen. Eines stellte der Manager unmissverständlich klar: "Es wird erst dann Neuzugänge geben, wenn wir auch welche von der Gehaltsliste streichen können."

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Di. 19.09.2000

Ein später Pfiff erregt die Gemüter

Offenbach (bam). Gestern Vormittag bekam Kickers Offenbach ein Fax vom Süddeutschen Fußball-Verband (SFV). Darin forderte der Verband den OFC zu einer Stellungnahme auf. Anlass: Die Meinungsverschiedenheit zwischen Kickers-Manager Klaus Gerster und Thorsten Schiffner (Konstanz), dem Schiedsrichter der Partie Aalen gegen den OFC (0:1). Gerster warf dem Unparteiischen am Samstag noch auf dem Spielfeld vor, den Überblick verloren und den OFC durch die ausgedehnte Nachspielzeit benachteiligt zu haben. "Er hatte nach 90 Minuten drei Minuten Nachspielzeit angezeigt, aber tatsächlich pfiff er erst nach 5:56 ab", so Gerster, der bestätigte, Schiffner noch auf dem Spielfeld aufgefordert zu haben, einen Sonderbericht anzufertigen. Das hat er am Wochenende auch getan, daher die Aufforderung des SFV zur Stellungnahme, die SFV-Geschäftsführer Hans Scheuerer bestätigte. Gerster hofft auf eine Verhandlung vor dem Sportgericht, "damit sich Schiffner öffentlich rechtfertigen muss, warum er solange nachspielen ließ". Ob es soweit kommt, wird sich in den nächsten Tagen entscheiden.

In das Urteil des Sportgerichtes (Geldstrafe ist wahrscheinlich) wird einfließen, ob sich Gerster am Spielfeldrand bisher hat etwas zu Schulden kommen lassen. Da ist der Manager zuversichtlich: "In 17 Jahren als Co-Trainer, Trainer und Manager war da nichts."

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Sa. 16.09.2000

Von den Fans angefeindet, vom Trainer auf die Ersatzbank verbannt

Matthias Becker hat beim OFC einen weiteren Tiefpunkt in seiner Fußball-Karriere erreicht und versteht die Welt nicht mehr

Bernd Hölzenbein sah in ihm einst den jungen Kalle Rummenigge, Peter Neururer pries ihn unlängst als "unglaublichen, perfekten Spieler" an, der alle Fähigkeiten habe, "die ein Weltklassespieler braucht", und Dragoslav Stepanovic, der vor gut sechs Wochen das Zepter bei den Offenbacher Kickers übernahm, verfrachtete ihn ohne Umwege auf die Ersatzbank, manchmal auch auf die Tribüne - setzen und Klappe halten; die Rede ist, man kann es sich denken, von Matthias Becker.

Der 26 Jahre alte Techniker ist mal wieder am Tiefpunkt angelangt, und er weiß noch nicht mal, warum. In Offenbach, wo Malocher, die hemdsärmlig ehrliche Arbeit verrichten, allemal lieber gesehen sind als Schnicker und Schönspieler, wird er von der Anhängerschaft nahezu angefeindet. Als wandelndes Phlegma ist er schon bezeichnet worden, als "Chancentod", als arroganter, überheblicher Fatzke, der sich selbst als verkanntes Genie sieht und, wenn er nur wollte, ja ohnehin jeden Gegner auf einem Bierdeckel austanzen könnte. Manager Klaus Gerster legte Becker daher kürzlich einen Vereinswechsel nahe, er komme mit seiner Art, Fußball zu spielen, am Bieberer Berg eben nicht an.

Becker, der freimütig einräumt, in der Vergangenheit unglücklich gespielt zu haben, steht alledem fassungslos gegenüber, versteht die Welt nicht mehr. "Das tut mir sehr weh", sagt er, "ich bin tief traurig." Der frühere Eintracht-Spieler, fußballerisch in der Tat fast perfekt und trotzdem Zeit seines Lebens auf den großen Durchbruch wartend, fragt sich so manches Mal, "was ich den Leuten hier getan habe. Die warten ja nur darauf, dass ich einen Fehler mache, damit sie mich wieder beschimpfen können". Becker, ein bodenständiger Kerl, ist mit seinem Latein so ziemlich am Ende, will sich aber beim OFC durchbeißen. Auch er kämpfe und krempele die Ärmel hoch, doch das genüge offenbar nicht. "Was soll ich denn noch machen?" fragt er. "Die Gegner nur noch abgrätschen oder ihnen die Nase blutig schlagen ?" Er, Becker, habe sich schon "Beschimpfungen anhören müssen... - da fällt einem nichts mehr ein".

Dabei, und nun wird es brisant, könnte der Angreifer, der auch mal einen überraschenden Pass in die Tiefe spielen kann, den Kickers durchaus weiter helfen, schließlich ist das spielerische Niveau, auf dem sie sich derzeit bewegen, auf Höhe der Grasnarbe zu suchen, manch einer spottet gar noch darunter. Vom Fußballerischen her, so Becker, sei es in der Tat dünn, "das Einzige, was wir machen, ist kämpfen; wir kämpfen sogar noch, wenn wir den Ball haben". Doch Becker nimmt trotz der spielerischen Armut des OFC in den Überlegungen von Stepanovic keine große Rolle ein, am heutigen Samstag in Aalen wird der Trainer, so sich kein Spieler verletzt, Stefan Ertl in den Sturm beordern, auch im Mittelfeld sei kein Platz, und so bleibt für Becker nur ein bereits reserviertes Plätzchen auf der Ersatzbank.

Becker, so Stepanovic, habe sehr wohl an sich gearbeitet, versucht, seine Ratschläge ("Spiel einfacher, Junge !") zu beherzigen, und beim peinlichen 0:2 gegen Schweinfurt war es eben der eingewechselte Becker, der die einzigen beiden Kickers-Chancen wunderschön vorbereitete. "Das war eine Augenweide", sagt der Coach, "wenn Matze einfach spielt, ist er für uns ein Gewinn, wenn nicht, ist er eine Last."

Nun könnte man natürlich auch vermuten, Stepanovic, durchaus populistisch veranlagt, berücksichtige den Spieler aus lauter Opportunismus heraus nicht mehr, da er bei den Fans keine Lobby hat. "Das wäre charakterschwach", befindet der Angreifer, "der Verein würde sich in eine gefährliche Lage bringen, wenn er sich derart von den Zuschauern beeinflussen ließe." Doch dem sei nicht so, erklärt Stepanovic, "nur die Leistung zählt", sagt er, "ich appelliere an die Zuschauer, ihm eine faire Chance zu geben". Ob er selbst ihm eine einräumt, steht jedoch auf einem anderen Blatt.

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Sa. 16.09.2000

VfR Aalen träumt von der 2. Liga

Aalen (joko). Trendwende in Aalen. Die Fußballer haben den Ringern (immerhin vier Mal in Folge Deutscher Meister) den Rang abgelaufen. In der 67 000 Einwohner zählenden schwäbischen Stadt träumen sie vom Aufstieg in die 2. Bundesliga. Eine ganze Region ist im VfR-Fieber.

Fast 4000 Karten waren im Vorverkauf für das Gastspiel der Offenbacher Kickers bereits verkauft. Mindestens 6000 Besucher werden heute beim einzigen noch ungeschlagenen Regionalligisten erwartet.

Dabei standen die Aalener erst 1997 vor dem finanziellen Aus. Erst eine vom Oberbürgermeister initiierte Rettungsaktion sicherte das Überleben des Traditionsvereins. Wenn schon Neuanfang, dann richtig. Nach diesem Motto wurde der Verein umgekrempelt. Das 11000 Zuschauer fassende Waldstadion wird seit 1999 ausgebaut. Neue Tribüne, Flutlichtanlage, Anzeigetafel, neue Stehränge dokumentieren die Aufbruchstimmung.

Ex-Bundesliga-Trainer Willi Entenmann (VfB Stuttgart, 1. FC Nürnberg) ist nach der glücklichen Qualifikation für die Regionalliga mit dem Auftrag angetreten, den VfR bis spätestens 2002 in die 2. Bundesliga zu führen. Mit Hillebrand (Ditzingen), Neumann, Thiel (beide FC Augsburg) und Libero Theres (Burghausen) hat der Tabellen-10. der vergangenen Saison leistungsstarke Spieler für die Defensive verpflichtet. Offenbar mit Erfolg, denn nur Spitzenreiter Elversberg (4) hat weniger Gegentore als Aalen (5) kassiert.

Im Mittelfeld verfügen Butrej (Lustensau), Kanyuk (SC Freiburg) und Honold (SSV Ulm) über Profi-Erfahrung. Auch im Sturm sind die Schwaben mit dem Kroaten Rogosic und dem Senegalesen Coulibaly (beide spielten schon für den SSV Ulm in der 2-. Liga) stark besetzt.

www.vfr-aalen.de

Anfahrt nach Aalen: Autobahn A3 bis Kreuz Biebelried, A7 Richtung Ulm bis Ausfahrt Aalen/Westhausen, B29 dann B19 bis Aalen. Bahnhofstraße (immer noch B19), rechts auf den Nördlichen Stadtgraben, dann rechts auf die Rombacher Straße bis zum Stadion.

(Von Jochen Koch, OFFENBACH-POST)

 
News vom Sa. 16.09.2000

Es wird Zeit, dass wir die Aalener Serie knacken

Offenbach (joko). Nach sieben Spieltagen haben sich 36 der 37 deutschen Regionalliga-Vereinen mindestens eine Niederlage eingehandelt. Nur ein Klub in Schwaben verteidigt standhaft seine weiße Weste: VfR Aalen, am heutigen Samstag (15.00 Uhr) Gastgeber der Offenbacher Kickers. "Wir fahren selbstbewusst nach Aalen", versprüht OFC-Trainer Dragoslav Stepanovic Optimismus und erhofft sich nach dem 1:0 bei den Stuttgartern VfB-Amateuren den zweiten Auswärtssieg in Baden-Württemberg. "Es wird Zeit, dass die Aalener Serie geknackt wird und wir unsere eigene Serie starten."

Für Zuversicht sorgen auch die Meldungen aus dem Krankenlager. Die angeschlagenen Thier und Simon können spielen. Zudem ist die Grippewelle im Lager von Kickers Offenbach abgeebbt. Beim Abschlusstraining meldeten sich fast alle Patienten wieder gesund. Einzige Ausnahme: Kapitän Lars Schmidt fällt drei Tage nach seinem 35. Geburtstag für das heutige Spiel in Aalen aus. "Er hat es versucht, aber die vier Tage Trainingsrückstand waren zu viel", erklärte Stepi. Für Schmidt dürfte Stefan Simon nach überstandener Leistenverletzung in die Mannschaft zurückkehren.

Allerdings steckt einigen Spielern die Trainingspause durch die Grippe noch in den Knochen. Stefan Ertl soll deshalb von der laufintensiven rechten Mittelfeldseite neben Saridogan in den Sturm geschoben werden. Die Position, die der 31-Jährige am liebsten spielt, die er aber in Offenbach bisher nur selten einnehmen durfte. Mit Ertl hätten die Abwehr- und Mittelfeldspieler auch den kopfballstarken Abnehmer für lange Bälle. Für Ertl wird Maier nach langer Verletzungspause erstmals seit dem Abstieg in die Anfangsformation zurückkehren.

Für Aalen hat Stepi zwar sein Personalpuzzle zusammengebastelt, doch für den Rest der Saison sucht der Trainer noch ein entscheidendes Teil. "Unserer Mannschaft fehlt ein echter Chef", glaubt Stepanovic und gibt gleich das Anforderungsprofil bekannt. "Einer, der die Mannschaft richtig mitreißt, der sie dann, wenn es nicht läuft, entweder aufmuntert oder aufweckt."

Der Kapitän Lars Schmidt ist für Stepi zwar "ein ganz feiner Kerl", aber da der 35-Jährige "um seine Form kämpft, ist es für ihn derzeit schwer, auf andere einzuwirken", glaubt Stepi und trauert einem Spieler nach, der die Kickers vor Saisonbeginn verlassen hat. "So einen wie den Oliver Roth könnten wir jetzt gut gebrauchen." Doch der 32-Jährige hat nach seinem Abschied aus Offenbach alle Annäherungsversuche von Vereinen, von Regionalliga bis Landesliga, zunächst zurückgewiesen. Der Job lässt keine Zeit für Fußball. Noch.

(Von Jochen Koch, OFFENBACH-POST)

 
News vom Fr. 15.09.2000

OFC-Revolte nach Aussprache für beendet erklärt

Kapitän Schmidt trägt Trainer Stepanovic die Spieler-Nöte vor und nimmt fürs Aalen-Spiel das Team in die Pflicht

In Offenbach hat es in den zurückliegenden Tagen mal wieder lichterloh gebrannt. Erst loderte es nur, doch dann kam es zum Flächenbrand, und die, die die Lunten gelegt haben, waren auch noch bezahlte Angestellte der Kickers, die Herren Fußballspieler höchstselbst. Hinter vorgehaltener Hand hatten die zuletzt so schlechten Kicker die Taktik ihres direkten Vorgesetzten kritisiert, der Umgangston sei rüde und die Stimmung auf dem Nullpunkt. Es sei, war gar zu hören, eine Rebellion gegen Trainer Dragoslav Stepanovic in Gange.

"Das ist totaler Quatsch", sagt nun Mannschaftskapitän Lars Schmidt, "ausgemachter Blödsinn". In Wirklichkeit ist es aber so, dass es in den vergangenen Wochen sehr wohl zu einigen Missverständnissen zwischen Mannschaft und Trainer gekommen ist, die Beziehung hat nach fünf Wochen eiserner "Stepi"-Regentschaft einige Risse bekommen, keine Frage.

Am Mittwoch hat sich also Spielführer Schmidt aufgemacht, um mit Stepanovic ein Vier-Augen-Gespräch zu führen, indem er dem Trainer "die Eindrücke der Mannschaft" geschildert habe, "denn die meisten Spieler trauen sich nicht, einfach zu ihm zu gehen". So teilte Schmidt seinem Coach mit, dass einige Fußballer mit der Mentalität des impulsiven Zampanos so ihre Probleme hätten, der Umgangston des Serben doch arg schroff sei. "Viele Spieler sind hier lange Zeit gar nicht kritisiert worden und kommen jetzt mit der sehr direkten Art vom Stepi nicht zurecht. Das verdauen sie nicht so leicht", sagt der Routinier, der gleichzeitig eine höhere Kritikfähigkeit seiner Mitspieler einfordert.

Unterdessen verteidigt Stepanovic die arg gescholtene "Hoch-und-weit"-Taktik, und relativierte sie auch ein Stück weit. Er habe lediglich angeordnet, den Ball schnell in die Spitze zu spielen, seine Akteure aber nicht zu hohen und weiten Bällen in des Gegners Strafraum aufgefordert. "Das ist bei uns anders rübergekommen", sagt Schmidt und ergänzt: "Wir haben so aber auch zwei Spiele gewonnen, da hat sich auch keiner von uns beschwert." Der Trainer, so scheint es, kann diese Diskussion nicht mehr hören. "Vielleicht ist die Regionalliga zu hoch für die, die das System nicht begreifen." In einem Punkt sind sie sich beim OFC zumindest einig: "Es ist genug geredet worden", findet Schmidt, es werde keine Sitzungen oder Unterredungen mehr geben, jetzt müssten Taten folgen. "Es darf sich keiner ins Schneckenhäuschen zurückziehen oder beleidigt sein", äußert der Kapitän, "jeder von uns muss eine Schippe drauflegen."

Dazu hat der OFC schon am morgigen Samstag Gelegenheit, denn dann steht der schwere Gang zum bislang einzigen ungeschlagenen Team der Regionalliga, dem VfR Aalen, an. Wiedergutmachung für die beschämende 0:2-Pleite gegen Schweinfurt haben sich die Kickers auf die Fahne geschrieben, "wir wollen denen die erste Niederlage beibringen", tönt Stepanovic, der die Schwaben beim 0:0 gegen die VfB-Amateure beobachtet hat. Der Trainer ist guter Hoffnung dieses Mal ein Team aufzubieten, das auch das spielerische Element nicht zu kurz kommen lässt, im Training will er "gute Zeichen" gesehen haben, "das hat mir sehr gut gefallen".

Wo die Kickers aber nach sieben Spieltagen wirklich stehen, wissen sie selbst nicht, zaghaft schielen sie noch immer dahin, wo sie vorher jeder erwartet hatte. "Wenn wir eine Serie starten, drei, vier, fünf Spiele hintereinander gewinnen würden, dann wäre noch was möglich", sagt Stepanovic, "vor allem würde es Kraft, Freude und einen Schub geben." All das, was den Offenbachern so gut tun würde.

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Fr. 15.09.2000

OFC muss in Aalen Entscheidung suchen

Offenbach (joko). Die Offenbacher Kickers stehen am Samstag beim VfR Aalen am Scheideweg. Führt der Weg nach oben, oder sitzt der Zweitliga-Absteiger endgültig unten fest? "Ich glaube, dass die Mannschaft in Aalen die Entscheidung suchen muss", setzt Trainer Dragoslav Stepanovic die Spieler unter Druck. "Wenn wir eine Serie machen würden, wäre nach oben noch etwas möglich."

Aber das soll nicht heißen, dass die Kickeres bei der einzigen noch ungeschlagegen Regionalliga-Mannschaft stürmen werden. Stepi will das Spiel kontrollieren und nicht "so planlos nach vorne spielen wie in den letzten 20 Minuten gegen Schweinfurt. Ich verspreche, dass wir nicht bedignungslos nach vorne stürmen und hinten dann sechs Stück fangen." Denn nach sieben Spieltagen kann man, glaubt Stepi, "mehr verlieren als gewinnen".

Am Mittwoch unterhielt sich der Trainer "stundenlang" mit Kapitän Lars Schmidt, der die Unzufriedenheit der Spieler, nicht nur mit der neuen Taktik, zur Sprache brachte. Stepis Fazit: "Die Mannschaft ist sehr sensibel." Soll heißen: Nach der weichen Welle unter Neururer müssen sich die Spieler an härteres Training, schärfere Töne und heftigere Kritik gewöhnen. An der Taktik will Stepi nicht viel verändern. Noch immer, so der Fußball-Lehrer, sei die Mannschaft "noch nicht so weit, um das Spiel richtig aufzubauen".

Auch konditionell sieht Stepi noch Probleme. "So wie ich mir das wünsche ist es noch nicht." Deshalb wird der Trainer auch in Aalen seine Mannschaft anweisen, "den schnellsten Weg nach vorne zu finden. Wenn die Mannschaft genügend Sicherheit hat, bin ich der letzte, der verlangt, dass hohe Bälle nach vorne gespielt werden." Solange aber will Stepi vermeiden, dass die Kickers durch Ballverluste ausgekontert werden. "Es darf kein Querspiel geben, das wäre tödlich."

Wann die Kickers-Spieler die nötige Frische und Sicherheit besitzen, kann Stepi derzeit nicht vorhersagen. "Den Tag kann ich nicht bestimmen, aber heute im Training hat mir das schon sehr gut gefallen." Aber nur fünf Minuten später relativierte Stepi gestern die Fortschritte. "Viele Spieler laufen ihrer Form hinterher."

Mit welcher Mannschaft die Kickers am Samstag beginnen werden, war gestern völlig unklar. Angesichts einer Grippewelle (Schmidt, Köpper, Dama, Ertl und Stohn) ließ Stepi das Nachmittagstraining ausfallen. Für den Trainer ein weiteres Indiz dafür, dass "der Kader zu klein ist". Deshalb will der Trainer Verstärkungen ("Priorität haben alle drei Mannschaftsteile"). Sobald Klaus Gerster aus dem Urlaub zurück ist, will sich Stepi mit dem Manager über Neuzugänge unterhalten.

(Von Jochenh Kochh, OFFENBACH-POST)

 
News vom Fr. 15.09.2000

Unterkühlte Stimmung vor dem Spiel beim VfR Aalen

Spannungen mit Stepanovic

Die Stimmung auf dem Bieberer Berg ist unterkühlt. Vor dem Spiel beim Tabellenfünften VfR Aalen geben sich Spieler, Trainer und Präsidium betont wortkarg. Zu Wochenbeginn hatte es noch deutliche Spannungen zwischen dem Team und Coach Dragoslav Stepanovic gegeben. Die selbst erschreckend schwachen Akteure warfen Stepanovic, der überwiegend mit langen Bällen auf die Spitzen spielen lässt, "eine falsche Taktik" vor. Manager Klaus Gerster verbat dem spielenden Personal schließlich das Wort.

Eine geplante Mannschaftssitzung wurde prompt abgesagt. Stattdessen traf sich Kapitän Lars Schmidt mit Stepanovic am gestrigen Mittwoch unter vier Augen, um die unterschiedlichen Meinungen zu diskutieren. "Ich habe versucht, die Sicht der Mannschaft weiterzugeben. Doch letztlich ist der Trainer verantwortlich. Er gibt die Taktik vor. Wir spielen entsprechend", so Schmidt. Zunächst herrscht Frieden. Doch der muss seine Belastungsfähigkeit schon in Aalen unter Beweis stellen.

(Von Holger Kliem, KICKER ONLINE)

 
News vom Do. 14.09.2000

Kranke und Verletzte

Offenbach (theo). Kickers-Trainer Dragoslav Stepanovic musste beim gestrigen Training auf Lars Schmidt und Stefan Ertl (beide Grippe) verzichten. Außerdem zog sich Torwart Cesar Thier eine Schulterverletzung zu. Bis zum Samstag in Aalen wollen sie aber wieder fit sein.

Die Verletzung von Marcio stellte sich als Muskelfaserriss im Adduktorenbereich heraus. Weiter krank gemeldet ist Manni Binz.

Stepi zur Personaldiskussion: "Ich habe den Kader nicht zusammengestellt. Wir benötigen noch vier bis sechs Wochen Zeit. So ein Ding wie gegen Schweinfurt überrascht mich nicht."

(Von (theo), OFFENBACH-POST)

 
News vom Mi. 13.09.2000

Einstellung ist wichtiger als die Taktik

Offenbach (joko). Kehrt bei Kickers Offenbach wieder Ruhe ein? Nach den Meinungsverschiedenheiten zwischen Mannschaft und Dragoslav Stepanovic hat der Trainer gestern vor dem Training in einer kurzen Ansprache vor dem versammelten Kader nochmals betont, dass es "nicht Sache der Spieler ist, sich in die Taktik einzumischen." Für den Fußball-Lehrer ist die Kritik an seiner Taktik "dummes Zeug".

Rückendeckung erhält Stepi vom Manager, der den 52-Jährigen als Neururer-Nachfolger verpflichtet hat. Klaus Gerster hat den Spielern unmissverständlich klar gemacht, was bei öffentlicher Kritik droht: "Dann kann der Spieler seinen Vertrag abholen." Sicher auch ein Grund, dass die für gestern geplante Sitzung der Mannschaft zunächst verschoben wurde.

Gerster war zwar mit der Vorstellung bei der 0:2-Niederlage gegen Schweinfurt alles andere als zufrieden, führt dies aber nicht in erster Linie auf die Taktik zurück. "Die Einstellung ist wichtiger als die Taktik. Ob man Forechecking spielt oder den Gegner kommen lässt, ob man es mit langen Bällen versucht, oder von hinten heraus spielt: wichtig ist, dass alle elf Spieler das Gleiche tun."

Die nächste Gelegenheit dazu hat die Mannschaft am Samstag beim Tabellenvierten VfR Aalen. Wieder ein richtungsweisendes Spiel für den OFC. Mit einem Erfolg beim einzigen noch ungeschlagenen Süd-Regionalligisten könnten die Kickers sämtliche Taktik-Diskussionen zunächst beruhigen. Bei einer Niederlage dagegen müsstesich der Tabellen-14. zunächst auf den Abstiegskampf einstellen.

Die sportlichen Nöte haben ein personelles Problem in den Hintergrund geschoben. Seit dem Tod von Dr. Lothar Winkler im November 1999 ist das Präsidentenamt der Kickers verwaist. Noch in diesem Jahr findet eine Hauptversammlung mit Neuwahlen statt.

Offen ist derzeit noch, ob die Vizepräsidenten Professor Dr. Ulf Tunn und Wilfried Kohls sowie Schatzmeister Horst Zang noch einmal, und wenn ja für welchen Posten kandidieren. "Noch hat niemand gesagt, dass er nicht mehr weitermachen will", sagt Präsidiumssprecher Tunn. "Wir haben auf der letzten Präsidiumssitzung vereinbart, dass wir uns bis spätestens Oktober endgültig festlegen." Wobei Tunn eine Kandidatur als Präsident "nicht ausschließen" will.

(Von Jochen Koch, OFFENBACH-POST)

 
News vom Di. 12.09.2000

Kickers-Spieler monieren Stepanovics Taktik

Während der Trainer über der Kritik steht, droht Manager Gerster bei Ablenkungsmanövern mit Konsequenzen

Der Kater ist nicht mehr ganz so schlimm, das Schädelbrummen hat ein wenig nachgelassen, doch die Folgen der mehr als peinlichen 0:2-Schlappe gegen den FC Schweinfurt stecken den Offenbacher Kickers noch immer tief in den Knochen. Der Einzige, der weiterhin gute Miene zum verdammt miesen Spiel macht, ist Trainer Dragoslav Stepanovic. Am Montag ist der 52-Jährige von einem Neugierigen gefragt worden, ob er den Schock vom Samstag verdaut habe, und da hat "Stepi" mit bebender Stimme geantwortet: "Ich bin nicht geschockt !" Ach, dann hat er also mit dieser bösen Blamage gerechnet ? Mit desaströsen Kickers, die sich an diesem schönen Tag vermutlich an einem Bezirksligisten die Zähne ausgebissen hätten ? Na ja, das nicht, aber mit sechs Punkten aus den vergangenen drei Spielen sei er zufrieden, mit dem Ergebnis und der Spielweise gegen Schweinfurt natürlich nicht.

Genauso wenig wie die Akteure der vormals als Aufstiegsaspirant Nummer eins geltenden Offenbacher. Einige der Versager haben nun hinter vorgehaltener Hand einen Schuldigen für die spielerische Armut der Kickers auserkoren: Trainer Dragoslav Stepanovic. Die Mannschaft, heißt es aus Kreisen der Spieler, sei angehalten, gar nicht erst den Versuch zu unternehmen, Fußball zu spielen, sondern die Bälle möglichst hoch und weit in des Gegners Hälfte zu dreschen. Das haben die OFC-Recken gegen Schweinfurt auch getan - gegen die eigene Überzeugung und mit bekanntem, niederschmetterndem Ergebnis.

Der Fußballlehrer nimmt derlei Vorwürfe locker hin, und dann wischt er sie vom Tisch. "Es ist immer gut, wenn man hört, was des Volkes Stimme sagt", befindet Stepanovic, der die latent angebrachte Kritik an seiner Person aber als "dummes Zeug" abtut. "Gegen Pfullendorf und Stuttgart haben wir auch so gespielt und gewonnen - da hat sich aber keiner beschwert." Zum anderen stehe er, Stepanovic, voll und ganz zu seiner Maßnahme, den Erfolg mit eher rustikalen, biederen Mitteln erzwingen zu wollen. "Die Spieler sind noch nicht fit genug", sagt er, "ich will den Zuschauern nicht zumuten, dass die Jungs versuchen, Fußball zu spielen und dann ein Fehlpass auf den anderen folgt." Die "Hoch-und-Weit"-Taktik jedoch hat die Massen auf dem Bieberer Berg auch nicht zu Begeisterungsstürmen animiert.

Manager Klaus Gerster ist über den Vorstoß der kickenden Angestellten nahezu erbost. Er schmettert die Anschuldigungen als "ausgemachten Unsinn" ab, "ich habe da überhaupt kein Verständnis für". Der Verein werde mit aller erdenklicher Härte gegen die Akteure vorgehen, so der OFC erführe, wer dahinter stecke. "Da gibt es keinen Millimeter Spielraum", erklärt der Technische Direktor, "kein Spieler hat das Recht, sich diesbezüglich öffentlich zu äußern." Die Fußballer sollten vielmehr die taktische Marschroute des Trainers annehmen und haarklein befolgen. Gerster vermutet sogar, dass der eine oder andere Spieler Kritik übte, "um von seiner eigenen schwachen Leistung abzulenken, sich dahinter zu verstecken. Das ist billig".

Stepanovic hat derweil einen Einblick in seine taktischen Vorstellungen für die Zukunft gewährt. In das 3-4-3-System will er die Kickers packen, wohlwissend, dass diese Variante eine ungleich laufintensivere und kräftezehrendere als das herkömmliche 3-5-2 ist. Daher bedauert es der Coach auch, nicht schon von Beginn an die Zügel in der Hand gehabt zu haben, denn dann, so Stepanovic, wären seine Mannen jetzt konditionell einhundertprozentig auf der Höhe. Das sind die Spieler jetzt, wie sie freimütig einräumen, nicht.

Vor allem in der Defensive sieht Stepanovic Handlungsbedarf, "denn diese blöden Gegentore werfen uns um Jahre zurück". Die Schlussphase im Spiel gegen Schweinfurt liegt ihm noch immer schwer im Magen: "Da hätten wir sechs, sieben Stück kriegen können. So etwas darf nie mehr vorkommen." Alternativen hat der Trainer im Deckungsverbund allerdings keine, was er auch schon Manager Gerster mitteilte - wahrscheinlich mit der Bitte, sich noch einmal auf dem Transfermarkt umzusehen. Und bis dahin bleibt nur die Ohnmacht des Dragoslav Stepanovic.

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Di. 12.09.2000

Kickers-Spieler haben Stepis Taktik satt

Offenbach (joko). Bei den Offenbacher Kickers war gestern trainingsfrei. Die Ruhe vor dem Sturm? Heute wollen sich die Spieler zwischen den beiden Trainingseinheiten zu einem gemeinsamen Mittagessen treffen. Hauptthema dabei wird die von den Spielern ungeliebte neue Taktik sein. Die meisten Spieler sind mit der "Hoch-weit-Taktik" von Trainer Dragoslav Stepanovic nicht einverstanden.

Besonders mit dem von Stepi geforderten "Spielaufbau", möglichst schnell hohe Bälle nach vorne zu schlagen, kann sich die Mannschaft nicht anfreunden. Zunächst wollen sich die Spieler intern zusammensetzen, und wieder einmal, wie schon mehrfach in den letzten Wochen, über die verfahrene Situation diskutieren. Dann geht es darum, möglichst bald zwischen den Vorstellungen des Trainers und des Teams einen Konsens zu finden. Ein schwieriges Unterfangen.

Zumal die Stimmung zwischen Trainer und Mannschaft derzeit angespannt ist. Von gegenseitigem Vertrauen ist wenig zu spüren. Der Trainer ist von der Mannschaft offenbar nicht überzeugt, richtet sich offensichtlich schon auf den Abstiegskampf ein. Die Spieler monieren neben der Taktik auch die psychologische Seite. "Wir werden nur niedergemacht", heißt es aus Spielerkreisen. Stepi und die Kickers - ein großes Missverständnis?

Abstiegstrainer Peter Neururer steht fünf Wochen nach seinem Abschied in Offenbach vor einem Comeback in der 2. Liga. Nachdem LR Ahlen gestern Trainer Jupp Tenhagen entlassen hat, ist Neururer heißester Kandidat für den Trainerjob beim Tabellen-16.

(Von Jochen Koch, OFFENBACH-POST)

 
News vom Di. 12.09.2000

Schwächen in der Abwehr und im Sturm

Stepanovic mit großen Sorgen

"Ohne Sturm gewinnt niemand. Auch nicht der OFC!" Wüst schimpfend verabschiedete sich Kickers-Ehrenpräsident Waldemar Klein nach dem desolaten 0:2 gegen Schweinfurt vom Bieberer Berg. Tatsächlich entfachte Offenbach einmal mehr kaum Gefährlichkeit vor des Gegners Tor. Doch nicht nur die von Klein gescholtene Offensive treibt Trainer Dragoslav Stepanovic die Sorgenfalten auf die Stirn.

Problemzone Abwehr: "Ich habe noch nie erlebt, dass ein Team so desorganisiert steht", konstatierte der Coach. Fakt ist, dass Manndecker Kolinger & Co. regelmäßig von ihrem Gegenüber Spiel entscheidend düpiert werden.

Problemzone Mittelfeld: "Wir sind spielerisch schwach", so Stepanovic. Fakt ist, dem OFC fehlt die Kreativität im Spielaufbau. Rat- und Ideenlos finden die Kickers kein Mittel vor allem gegen defensiv-orientierte Teams.

Problemzone Sturm: "Vielleicht ist der Druck zu groß", so der konsternierte Trainer. Fakt ist, nur Saridogan sorgt für Gefahr. Marcio ist verletzt, Schindler überfordert, Becker vergibt seine Chancen. Würll, letztjähriger Torjäger der Bayern Amateure, genießt nicht des Trainers Gunst.

(Von Holger Kliem, KICKER ONLINE)

 
News vom Mo. 11.09.2000

Verrückte Regionalliga

Offenbach (joko). Die Regionalliga ist ausgeglichen wie nie zuvor. Chance und Risiko zugleich für viele Mannschaften. Wer sind die Aufstiegsfavoriten, wer die Abstiegsaspiranten? Der Karlsruher SC patzt beim Aufsteiger Regensburg zum ersten Mal. Elversberg zeigt keine Konstanz. Schweinfurt gewinnt auswärts dreimal, hat aber zu Hause Probleme. Vizemeister Pfullendorf hängt im Keller fest. Nur Aalen (nächster OFC-Gegner) ist noch unbesiegt. Und die Offenbacher Kickers? Fünf Punkte Rückstand auf den Aufstiegsplatz - aber nur einen Punkt vor dem Abstiegsplatz. In dieser verrückten Liga wird es bis zum letzten Spieltag spannend bleiben.

(Von Jochen Koch, OFFENBACH-POST)

 
News vom Sa. 09.09.2000

Betonabwehr zwingt die Kickers in die Offensive

Offenbach (joko). Dragoslav Stepanovic war gestern ziemlich wortkarg. Das Vormittagstraining hatte ihm etwas die Stimmung verhagelt. Einen Tag vor dem Heimspiel gegen den FC Schweinfurt 05 (heute, 15.00 Uhr) musste der Trainer der Offenbacher Kickers einige Hiobsbotschaften entgegennehmen.

Zunächst meldete sich Libero Manfred Binz für mindestens zwei Wochen ab. Wegen massiver Hüftbeschwerden muss der bald 35-Jährige 14 Tage mit dem Training aussetzen. Im OFC-Trikot ist mit Binz wohl nicht vor Oktober zu rechnen.

Kurz nach Binz fiel auch Stürmer Rodriguez Marcio aus Stepis Planungen. Der Stürmer hatte versucht, mit einer schmerzstillenden Spritze seine Adduktorenprobleme zu unterdrücken. Vergebens. Nach wenigen Minuten musste dann auch Stefan Simon das Training abbrechen. Wegen Leistenschmerzen konnte Simon weder spurten noch schießen. "Beide werden gegen Schweinfurt ausfallen", meint Stepi. Zumindest noch Hoffnung besteht bei Lars Schmidt. Der Kapitän absolvierte nur Lauftraining, will aber heute spielen.

Da auch Dietmar Roth (Finger gebrochen) weiter ausfällt, stellt sich die Mannschaft gegen Schweinfurt fast von selbst auf. "Wahrscheinlich werden wir so spielen, wie nach den Auswechslungen in Stuttgart", deutete Stepi gestern bereits an, dass Speth die Position von Simon im halblinken Mittelfeld einnehmen und Schindler den "Zwergensturm" mit Saridogan gegen die 1,90m-Hünen in der Schweinfurter Abwehr bilden wird. Schneller als erwartet rücken damit die zuletzt ausgemusterten Becker, Glöckner, Stohn und Sohler wieder in den Kader.

Nachdem die Kickers in Stuttgart mit einer kompromisslosen Defensivvariante erfolgreich waren, werden die Schweinfurter heute mit dieser Taktik antreten. "Eine typische Kontermannschaft, die auswärts viel besser ist", warnt Stepi, der die Schweinfurter zweimal, sogar persönlich mit Videokamera, beobachtete. Die Mainfranken haben in drei Auswärtsspielen erst ein Gegentor kassiert und werden die Kickers regelrecht in die Offensive zwingen. Erhoffter Nebeneffekt: Durch die Belastung mit dem vierten Spiel innerhalb von 12 Tagen sollen sich die Kickers frühzeitig müde laufen.

Derzeit sind die Mittel, solch eine massive Abwehr zu knacken, bei den Kickers noch beschränkt. "In zwei Tagen kann man wenig verbessern", hofft Stepi, dass sich die Mannschaft noch einmal mit einem Kraftakt zum dritten Sieg hintereinander zwingt. "Dann haben wir wenigstens Zeit, mehr zu arbeiten", kündigt der Trainer nach dem konditionellen Aufschwung dann auch spielerische Verbesserungen an.

(Von Jochen Koch, OFFENBACH-POST)

 
News vom Sa. 09.09.2000

Schweinfurt bangt um Diegmüller

Schweinfurt (joko). Der Herzmuskel von Marc Diegmüller ist die große Schwachstelle des FC Schweinfurt 05. Der Libero musste die gesamte letzte Saison wegen einer Herzmuskelentzündung pausieren. Als er im August sein Comeback feierte, blieben die Schweinfurter mit dem Ex-Offenbacher (von 1989 bis 1993 beim OFC) in drei Spielen ohne Gegentor und setzten sogar zum Sprung an die Tabellenspitze an.

Doch dann die Hiobsbotschaft: Diegmüller musste wegen neuerlicher Herzbeschwerden wieder aussetzen. Prompt kassierten die Schweinfurter gegen die Amateure des VfB Stuttgart mit 1:4 ihre erste Saisonniederlage und zeigten in der Abwehr Lücken, wie sie bei Marc Diegmüller nur selten auftraten. Trainer Djuradi Vasic erinnert gerne an die eindrucksvolle Statistik des 30-jährigen Abwehrchefs. "In seinen letzten 38 Spielen hat er 18 Mal zu Null gespielt. Das ist sensationell."

Liebend gerne würde Diegmüller seine Erfolgsbilanz an alter Wirkungsstätte in Offenbach ausbauen, doch nach einer Untersuchung bei einem Herzspezialisten bekam der gebürtige Fuldaer vorerst Sportverbot verordnet. Allerdings hat Vasic die Hoffnung auf einen Einsatz in Offenbach noch nicht aufgegeben.

Ob mit oder ohne Diegmüller, in jedem Fall werden die Schweinfurter sehr defensiv spielen, wie schon der Blick auf das Torverhältnis (7:7) erahnen lässt. Mit der "Christbaumtaktik" (eine Spitze, dann nach hinten immer mehr Spieler) wollen die Franken auswärts weiter unbesiegt bleiben. In drei Spielen kassierte Torhüter Scherbaum nur beim 1:1 in Regensburg einen Gegentreffer, ehe mit Diegmüller die Siege in Erfurt (1:0) und beim VfR Mannheim (2:0) folgten.

Die Stärken liegen in der Abwehr, wo die baumlangen Manndecker Dorbath (Stepanociv schnappte ihn 1999 den Kickers zum VfB Leipzig weg) und Gröger (früher SC Weismain) rigoros abräumen. In der Offensive zieht der frühere Darmstädter Sprecakovic die Fäden.

http://www.fcschweinfurt05.de

(Von Jochen Koch, OFFENBACH-POST)

 
News vom Fr. 08.09.2000

Das Glück kehrt zu Kickers Offenbach zurück

Offenbach. Kickers Offenbach kämpft sich langsam aus dem Tief. Mit dem 1:0-Sieg bei den VfB-Amateuren sprang der OFC vom letzten Tabellenplatz der Regionalliga Süd auf Rang elf. "Wir hatten endlich einmal Glück", freute sich Trainer Stepanovic. Sein Team hatte mit einer couragierten kämpferischen Leistung den Treffer von Dama über die Zeit gebracht.

Doch zum Durchatmen bleibt kaum Zeit. Am Samstag um 15 Uhr erwarten die Kickers den Sechstplatzierten FC Schweinfurt auf dem Bieberer Berg. Aller Voraussicht nach wird Stepanovic der Erfolgself der vergangenen beiden Spieltage vertrauen. "Wenn ich das Gefühl habe, die Mannschaft gefunden zu haben, werde ich keine großen Umstellungen mehr vornehmen", hatte der Coach bekräftigt. Trotz der Ausfälle von Roth (Fingerblessur) und Binz (Hüftprobleme) stand die Abwehr in Stuttgart.

Auf der Suche nach einem Co- beziehungsweise Torwart-Trainer haben die Kickers einen Kandidaten: Steffen Vogler (SV Wehen) sagte zwar ab, doch bereits vorher wurde intern Stefan Groß favorisiert. Der war bereits unter Hans-Jürgen Boysen Trainer-Assistent. "Für mich die beste Lösung", so OFC-Vizepräsident Kohls. Das Programm: Trier - 1860 München, Burghausen - Elversberg (beide Fr., 19 Uhr), Erfurt - Siegen (Sa., 14 Uhr), Regensburg - Karlsruhe (Sa., 14.30 Uhr), Offenbach - Schweinfurt, Mannheim - Wehen, Pfullendorf - Darmstadt (alle Sa., 15 Uhr), Bayern München - Jena, Stuttgart - Aalen (beide So., 15 Uhr).

(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)

 
News vom Fr. 08.09.2000

"Wir müssen in jedem Spiel 110 Prozent bringen"

OFC-Trainer Dragoslav Stepanovic warnt vor dem Schweinfurt-Spiel vor Überheblichkeit

Bisweilen geht es verdammt schnell. Vor fünf Tagen noch hingen, sinnbildlich gesprochen, dicke, dunkle Wolken über dem Bieberer Berg. Ein Ort der Tristesse ist die einstige Festung der Offenbacher Kickers gewesen, die Tage waren grau und der Wind ein eisiger. Tja, und mit einem Schlag haben sich, um im Bild zu bleiben, die finsteren Wolken verzogen, der Himmel lacht in blau, die OFC-Kultstätte wird mit Sonne durchflutet, und sie strahlt mit den Fußballern um die Wette.

Sechs Zähler haben die Kickers binnen fünf Tagen in zwei Spielen ergattert, besser geht's bekanntlich nicht, und nachdem sie jetzt die so hoch fliegenden Amateure des VfB Stuttgart durch ein Freistoßtor von Patrick Dama mit einem 1:0-Auswärtssieg auf den Boden der Tatsachen zurückholten, haben sie die rote Laterne elegant weiter gegeben und sich auf den elften Platz vorgeschoben. Und so kann es passieren, dass in diesen Tagen wieder Vokabeln wie Trendwende, Aufwärtstrend oder sogar Höhenflug bemüht werden. Schämen brauchen sich die Kickers jetzt auf alle Fälle nicht mehr, wenn sie das Klassement betrachten, und vermutlich hat der eine oder andere schon ausgerechnet, dass der Abstand bis zum zweiten Tabellenplatz auf fünf Punkte geschrumpft ist.

Wenn Trainer Dragoslav Stepanovic derartiges zu Ohren kommt, kann er fuchsteufelswild werden. "Sollte einer denken, wir sind jetzt auf Meisterschaftskurs, dann irrt er", sagt der 52-Jährige, "das soll er ganz, ganz schnell vergessen." Nach vier, fünf Erfolgen hintereinander könne der Traditionsverein den Blick wieder nach oben richten, aber nicht nach zwei Siegen, dafür sei in der Vergangenheit zu viel versäumt worden, dafür sei sein Team noch nicht gefestigt genug. "Wir müssen in jedem Spiel 110 Prozent bringen, um wieder Anschluss zu finden", bedeutet der Trainer.

Und doch, wer genau lauscht, der hört Zufriedenheit und Erleichterung aus des Fußballlehrers Stimme heraus. "Diese Siege haben sehr gut getan", gesteht er denn auch, und er freue sich vor allem für seine um jeden Grashalm kämpfenden Spieler, die den Sieg ausgelassen feierten, sich herzten und umarmten, sie haben gar getanzt und lauthals gesungen. "Den Jungs sind ganz große Steine vom Herzen gefallen", sagt Stepanovic, "sie sollen sich freuen bis zum geht nicht mehr, aber nicht bis nachts um zwei feiern und Bier trinken." In der täglichen Arbeit auf dem Übungsplatz werde er aber dafür sorgen, dass seine Mannen schön brav auf dem Boden bleiben, er müsse keinen Akteur mit dem Lasso wieder einfangen. "Hier wird keiner abheben", erklärt der Coach, "die Spieler haben nicht vergessen, wo sie herkamen."

Die Trainingsintensität wird Stepanovic auf alle Fälle drosseln, da seine Mannschaft "Saft und Kraft" gelassen habe, nach drei Pflichtspielen binnen neun Tagen sei der Akku leer, der müsse wieder aufgeladen werden. Viel Zeit bleibt freilich nicht, schon am morgigen Samstag müssen die Offenbacher, bei denen Stürmer Marcio sowie Mittelfeldspieler Stefan Simon Blessuren davontrugen, wieder ran, der FC Schweinfurt wird dann am Bieberer Berg seine Visitenkarte abgeben (15 Uhr). "Das Spiel müssen wir noch über die Bühne bringen", sagt Stepanovic, dann habe man erst einmal eine Woche Zeit, um neue Kräfte zu sammeln. Nichtsdestotrotz müsse seine Elf gegen Schweinfurt nachlegen, den nächsten Dreier unter Dach und Fach bringen, "wir haben ja auch keine Zeit zum Überlegen, müssen die Vorrunde retten".

Als Libero wird gegen Schweinfurt wieder Matthias Dworschak auflaufen, der schon in Stuttgart Manfred Binz ersetzte, dessen Hüftverletzung wieder aufgebrochen ist, und der wahrscheinlich mehrere Wochen fehlen wird. Stepanovic, der Dworschak zufälligerweise im Testspiel vor zwei Wochen gegen Dubai auf der Position des letzten Mannes testete, war von der Darbietung des resolut spielenden 26-Jährigen angetan: "Seine Leistung hat mir imponiert, das war ein Volltreffer." Auch vom Turm in der Schlacht, Michael Köpper, der unter Vorgänger Peter Neururer ausgemustert und schon so gut wie verkauft war, ist der Trainer beeindruckt gewesen. Köpper habe seine Aufgabe hundertprozentig erfüllt, "das war schon sehr gut".

Und mit einem Sieg am Samstag wäre der Himmel über dem Bieberer Berg nicht nur blau, er wäre - mutmaßlich - rosarot gefärbt.

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Fr. 08.09.2000

Müde Kickers wollen den dritten Sieg nachlegen

Offenbach (joko). Wenn der Tabellenletzte auswärts beim Tabellendritten gewinnt, ist man geneigt, dies als Sensation einzustufen. Nicht so den 1:0-Erfolg der Offenbacher Kickers gegen die Amateure des VfB Stuttgart. Denn die Kickers sind sicher nicht so schlecht wie ihr zwischenzeitlicher 18. Platz vermuten ließ. Und die jungen VfB-Himmelsstürmer haben zwar alle Voraussetzungen für eine Profikarriere, dafür fehlt ihnen aber noch die nötige Reife. Genau diese Erfahrung und Routinie gab am Mittwoch den Ausschlag für den ersten Auswärtsssieg der Kickers.

Mit all ihrer Zweitliga-Erfahrung blockten die hessischen Routiniers in der zweiten Halbzeit die erfolglos anstürmenden schwäbischen Talente ab. Tiefes Durchatmen im Kickers-Lager. Das zweite Erfolgserlebnis hintereinander soll den nötigen Schwung und Selbstvertrauen für eine Aufholjagd bringen. "Mit diesen Siegen können wir uns und das Umfeld in Offenbach wieder beruhigen", meinte Trainer Stepanovic. Mit einem dritten Sieg in der englischen Woche am Samstag gegen Schweinfurt 05 könnte sich der OFC wieder in die oberen Tabellenregionen orientieren.

Aber aufgepasst: Die Kickers sind noch lange nicht in der Verfassung, die für eine Spitzenmannschaft notwendig ist. Alle euphorischen Visionen der OFC-Fans ("Jetzt machen wir es wie Bochum letzte Saison") sind noch völlig fehl am Platz. Trainer Stepanovic drohte seinen Spielern bereits an, jede Form von Selbstüberschätzung ("Wehe, da lehnt sich jetzt einer zurück") sofort im Keime zu ersticken ("Dann haue ich dazwischen").

Eine weitere Steigerung ist dringend notwendig. "Im Moment sind für uns die Ergebnisse wichtig", weiß auch Stepi, dass seine Mannschaft noch erhebliche Defizite hat und nicht in der Lage ist, ein Spiel zu dominieren.

Abwehr: Fällt für den Spielaufbau noch völlig aus. Binz-Vertreter Dworschak überzeugte in Stuttgart zwar als Ausputzer, kann aber dem Spiel in der gegnerischen Hälfte keine Impulse geben.

Mittelfeld: Hier fehlt der Ideengeber, die ordnende Hand, die das Spiel lenken und notfalls auch einmal beruhigen kann. Dolzer und Schmidt arbeiten zentral in der Defensive sehr viel, im Spiel nach vorne aber fehlt ihnen die Kreativität. Darunter leidet auch das Spiel über die Flügel. Im Heimspiel gegen Schweinfurt dürfte Oliver Speth eine Chance erhalten, zumal Kapitän Lars Schmidt Verletzungsprobleme hat.

Angriff: Die Sturmspitzen können sich mangels Vorlagen oder Flanken aus dem Mittelfeld so gut wie nie in Szene setzen. Marcio und Saridogan waren bemüht, kamen aber in Stuttgart zu keiner einzigen gefährlichen Situation vor dem Tor.

Sorgen macht sich Stepi um die körperliche Verfassung seiner Spieler. Die Kickers haben in den 31 Tagen unter Stepis Regie zwar sichtlich an Kondition zugelegt. Doch nach dem Pokalspiel gegen Kaiserslautern und den beiden schwer erkämpften Erfolgen gegen Pfullendorf und den VfB innerhalb von neun Tagen macht sich der Kräfteverschleiß bemerkbar. "Die harten Spiele haben viel Kraft gekostet. Die Spieler sind sehr müde", wird Stepi das Training jetzt reduzieren.

Marcio, Simon und Schmidt mussten verletzungsbedingt ausgewechselt werden. Es ist noch fraglich, wer am Samstag gegen den Tabellensechsten Schweinfurt 05 überhaupt spielen kann, zumal auch Dietmar Roth und Binz wohl ausfallen. "Die Mannschaft braucht Flügel", hofft Manager Klaus Gerster, dass die Kickers ihr zuletzt entwöhntes Publikum wieder versöhnt haben. An personelle Verstärkungen ist derzeit laut Gerster "nicht zu denken".

(Von Jochen Koch, OFFENBACH-POST)

 
News vom Mi. 06.09.2000

OFC will Aufholjagd bei den Amateuren des VfB fortsetzen

Offenbach. Kickers Offenbach tritt heute (17.45 Uhr) in der Fußball-Regionalliga Süd bei den Amateuren des VfB Stuttgart an. Nach dem ersten Saisonsieg am vergangenen Samstag gegen den SC Pfullendorf (3:1) soll nun die Aufholjagd fortgesetzt werden. "Stück für Stück hoch kämpfen", fordert OFC-Manager Klaus Gerster vor der Begegnung beim Tabellendritten. Trainer Dragoslav Stepanovic wird in Schwaben dem zuletzt siegreichen Kader vertrauen. Dietmar Roth laboriert nach wie vor an seinem Fingerbruch, für ihn wird wohl Michael Köpper erneut auf die Manndecker-Position rücken.

Schlechte Karten haben derzeit Stürmer Matthias Becker und Mittelfeldspieler Tom Stohn. Zu Beginn der Saison noch unter den gesetzten Spielern, sind beide nun zum Zusehen verdammt, weil sie ihre Bewährungschancen nicht nutzen konnten. "Ich kann nur Spieler gebrauchen, die Kampfgeist zeigen, die alte Kickers-Tugend auf dem Platz an den Tag legen. Momentan bringt uns die Spielweise der beiden nicht weiter", urteilt Stepanovic über die Reservisten. Zu umständlich und zu uneffektiv ist das Spiel des Duos Stohn/Becker, das auch bei den Fans nicht auf Gegenliebe stößt.

(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)

 
News vom Mi. 06.09.2000

Nicht nur gut, sondern besser sein

OFC will den Riesenlauf der Stuttgarter Amateure bremsen

Den ersten Dreier endlich, endlich eingefahren, und trotzdem die rote Laterne, des Schlusslichtes Symbol, nicht losgeworden. Was der so erlösende Sieg über den SC Pfullendorf wert war, das ist den Offenbacher Kickers erst so richtig bewusst geworden, als sie am Montag die Tabelle studiert haben. Ob sie sich ausgemalt haben, in was für einer miesen Situation sie wären, wenn sie am vergangenen Samstag nur einen Zähler ergattert hätten ? Nein, besser nicht. "Die Mannschaft weiß jetzt, was sie versäumt hat", sagt Trainer Dragoslav Stepanovic, "und sie weiß, was sie zu tun hat." Punkte hamstern nämlich, am besten immer deren drei. Jedes einzelne Spiel sei entscheidend, "eigentlich muss jede Partie gewonnen werden".

Nun weiß Stepanovic natürlich nur zu gut, dass diese Vorgabe reine Utopie ist, zumal der OFC am heutigen Mittwoch (17.45 Uhr) bei den Amateuren des VfB Stuttgart antreten muss, und allein diese Vorstellung könnte für reichlich Unbehagen und schlotternde Knie sorgen. Denn was die Reserve des Bundesligisten zu leisten im Stande ist, das weiß bundesweit nun wirklich jeder, der sich nur ein bisschen für Fußball interessiert, seit die Rasselbande von Trainer Rainer Adrion vor zehn Tagen die Profis der Frankfurter Eintracht nach allen Regeln der Kunst vorführte und mit sage und schreibe 6:1 auseinander nahm. Dass dieses Husarenstück kein Zufall war, demonstrierten die Stuttgarter am Wochenende, als sie ein 4:1 beim nicht eben schlecht gestarteten FC Schweinfurt folgen ließen. Und nun das nächste Opfer, der OFC ?

Spielerisch, sagt Stepanovic, der die Schwaben in Schweinfurt höchstselbst unter die Lupe nahm und tief beeindruckt war, sei der VfB eines der besten Teams der Regionalliga, "die haben einen Riesenlauf, Selbstvertrauen ohne Ende". Die jungen Hüpfer könnten im Gegensatz zu seinen (schon etwas betagteren) Mannen "ohne Druck spielen, die müssen nicht Meister werden, sondern sich nur für die Profis empfehlen". Ein gutes Spiel gegen die vormals hoch gehandelten Kickers wäre da ja auch nicht schlecht, doch der OFC-Trainer ist guter Dinge, eine Mannschaft aufzubieten, die nicht nur dagegen halten, sondern durchaus gewinnen könne.

Stepanovic wird der Elf sein Vertrauen schenken, die den ersten Sieg seit dreieinhalb Monaten errang. Optimismus bezieht er vor allem aus der Tatsache, dass "wir uns gegen Pfullendorf so viele Chancen erarbeitet haben wie vorher in vier Spielen nicht". Nur mit dem Tore schießen hat es nicht so geklappt, und im Versieben von Chancen tat sich besonders Stürmer Marcio hervor, der es doch wirklich fertig brachte, zwei so genannte Hundertprozentige zu vergeben. Vor allem die Gelegenheit kurz vor Schluss, als ihm Sturmpartner Nazir Saridogan den Ball mustergültig vorlegte und der Brasilianer aus sechs Metern am leeren Tor vorbei zielte, ist da nachhaltig in Erinnerung geblieben. Der Coach wird dennoch an Marcio festhalten. Zum einen sei das Verständnis zwischen Marcio und Saridogan schon sehr gut, zum anderen sei Marcio ein wahres Arbeitstier. "Er ist sich zu nichts zu schade, hilft hinten aus, geht weite Wege", erklärt Stepanovic, "ob er noch mal ein Torjäger wird, weiß ich aber nicht."

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Mi. 06.09.2000

Stuttgart gibt Richtung für die Kickers an

Offenbach (joko). Die jüngste Mannschaft der Regionalliga ist der Gradmesser für den selbsternannten Aufstiegsfavoriten. Die im Schnitt knapp über 20 Jahre junge Amateurmannschaft des VfB Stuttgart ist in der Regionalliga mit drei Siegen auf Platz drei gestürmt, während Zweitliga-Absteiger Kickers Offenbach an das Tabellenende abgestürzt ist. "Das wird ein sehr wichtiges Spiel für uns. Nicht das Maß aller Dinge, aber es wird die Richtung angeben", sagt OFC-Trainer Dragoslav Stepanovic vor der heutigen Partie (17.45 Uhr) bei den VfB-Amateuren. Die große Frage für die Kickers: War der 3:1-Sieg gegen den SC Pfullendorf nur ein kurzes Strohfeuer, oder doch die Wende nach dem total verkorksten Start?

Trainer und Spieler können ihre Situation auch noch nicht exakt einschätzen. "Wir werden in Stuttgart richtig getestet. Wir haben die Chance, zu sehen, wie weit wir jetzt sind." Stepi sieht seine Mannschaft nach "drei Wochen harter Arbeit" zwar im Aufwärtstrend, warnt aber vor dem VfB. "Wer einen Bundesligisten wie Eintracht Frankfurt mit 6:1 wegfegt, der hat was drauf."

Vorsichtiger Optimismus klingt bei den Offenbacher Spielern durch. "Wir hoffen, dass mit dem ersten Sieg der Knoten geplatzt ist", sagt Patrick Dama. Nazir Saridogan ist sicher, dass der OFC in Stuttgart "mindestens einen Punkt" holen wird.

Der erste "Dreier" hat Stepanovic in seiner Meinung bestärkt, dass er jetzt "eine Mannschaft gefunden" hat. Deshalb hat der Trainer seinen Kader für Stuttgart nicht verändert. Stefan Ertl (Knie) und Stefan Simon (Leistenprobleme) haben mittrainiert. "Kein Problem, sie können spielen", gab Mannschaftsarzt Dr. Gründel gestern grünes Licht. Der Kader steht, über die Aufstellung will sich Stepi noch Gedanken machen. Günther Maier und Oliver Speth könnten für Ertl und Schmidt in die Anfangsformation rücken.

Als der Mannschaftsbus gestern um 14.00 Uhr in Richtung Stuttgart losfuhr, begann für Becker, Stohn, Glöckner und Sohler Sondertraining. Das derzeit ausgemusterte Quartett (Stepanovic: "Die Tür steht offen, aber jeder muss sich quälen") absolvierte unter Anleitung des verletzten Dietmar Roth Extraschichten.

(Von Jochen Koch, OFFENBACH-POST)

 
News vom Di. 05.09.2000

Fanprojekt soll zu wilde OFC-Anhänger zähmen

Frankfurt. Beim Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach soll noch in dieser Saison ein Fanprojekt eingerichtet werden. Dies ist der wichtigste Punkt des "Sicherheitskonzepts Fußball in Hessen", das der hessische Innenminister Volker Bouffier am Montag gemeinsam mit dem Zweiten Vorsitzenden des Hessischen Fußballverbands (HFV), Hans Wichmann, sowie Vertretern von Kommunen und Vereinen vorstellte.

Das Fanprojekt soll nach den Vorgaben des "Nationalen Konzepts Sport und Sicherheit" umgesetzt und finanziert werden, also zu je einem Drittel vom Deutschen Fußballbund und Kickers Offenbach, dem Land Hessen und der Stadt Offenbach. Die Gesamtkosten liegen bei 150 000 bis 180 000 Mark pro Jahr.

Offenbachs Oberbürgermeister Gerhard Grandke erklärte, dass die Stadtverordnetenversammlung das Vorhaben nur noch bewilligen müsse: "Haushaltstechnisch ist es kein Problem." Auch Kickers-Manager Klaus Gerster stimmte zu: "Dadurch wird unsere Fanarbeit noch professioneller."

Für Michael Gabriel von der Koordinationsstelle der deutschen Fanprojekte (KOS) kommt dieser Schritt "mit Verspätung". Seit den schweren Ausschreitungen beim Regionalligaspiel zwischen Offenbach und Waldhof Mannheim im Mai 1999 sei schon viel Zeit vergangen. Diese Randale war der Anstoß für die Initiatoren des Konzepts, verstärkt über Sicherheitsmaßnahmen auch bei hessischen Regional- und Oberligisten nachzudenken.

Nun sollen sich die Clubs mehr um ihre Fans kümmern, wenngleich die Finanzierung offen ist. Zudem müsste auf diese Spielklassen das bundesweite Stadionverbot für bekannte Gewalttäter ausgedehnt werden, meint Bouffier. Um mehr Sicherheit in den Stadien garantieren zu können, sollen die Zuschauer pro Eintrittskarte einen Obolus von ein bis zwei Mark entrichten. Außerdem wird dem HFV empfohlen, ein generelles Alkoholverbot in den Stadien in seiner Satzung zu verankern.

(Von (fri), FRANKFURTER NEUE PRESSE)

 
News vom Di. 05.09.2000

Viel Rummel um die "Hummel"

Stürmer Nazir Saridogan hat sich schon nach fünf Spielen in die Herzen der Fans von Kickers Offenbach gespielt

Vor einigen wenigen Wochen, die ersten Trainingseinheiten der gerade in die Regionalliga abgestiegenen Offenbacher Kickers waren gerade absolviert, blickte Nazir Saridogan in eine Runde Journalisten, die, neugierig wie sie nun mal zu sein haben, ein paar Worte zu seiner Person hören wollten. Am Ende, bevor der Stürmer des OFC seine kurze Biographie schloss, schob er noch einen Satz nach: "Es soll nur keiner glauben, ich würde mich hier mit einem Platz auf der Bank begnügen." Na klar, dachten da nicht wenige, muss er ja sagen, die üblichen Floskeln eben, eine Duftmarke setzen, eine erste Kampfansage nach draußen transportieren.

Heute, fünf Spiele später, hat Saridogan ernst gemacht, in vier Partien stand er in der Anfangself, und es ist wohl nicht übertrieben zu sagen, er sei der einzige Kickers-Spieler, der bisher die in ihn gesteckten Erwartungen erfüllt hat. Drei der sieben Offenbacher Tore hat er selbst erzielt, und er kommt mit seiner Spielweise an am Bieberer Berg, wo ehrliche, schweißtreibende Arbeit Trumpf ist. Saridogan reibt sich auf, zerreißt sich, marschiert 90 Minuten lang, wühlt und macht und tut. "Nazir ist ein sehr guter Fußballer", urteilt Trainer Dragoslav Stepanovic, "ein typischer, brandgefährlicher Stürmer."

Am vergangenen Samstag nun, beim 3:1 über den SC Pfullendorf, hat Saridogan seine Mannschaft quasi im Alleingang zum ersten Saisonsieg geschossen, ein Tor vorbereitet, zwei selbst erzielt, das kann sich sehen lassen. Die Tore übrigens waren irgendwie typisch für ihn, nicht spektakulär, sondern Abstauber aus dem Gewühl heraus, Saridogan ist da, wo er als Stürmer sein muss, da, wo es brennt, wo es auch mal weh tun kann.

Was nach seinem Galaauftritt folgte, waren Interviews fürs Fernsehen, fürs Radio und die Kollegen der schreibenden Zunft. "Ich bin doch geholt worden, um Tore zu schießen", sagte der 22-Jährige knapp, "das ist mein Job." Der Rummel um seine Person war dem Neuzugang, der vorher fünf Jahre lang für den SV Wehen spielte, vermutlich nicht unangenehm, doch Saridogan, der von den alten Kameraden "Hummel" gerufen wird, bewertete ihn auch nicht über, steckte ihn vielmehr schon fast wie ein Profi weg. "Immer ruhig und auf dem Boden bleiben", bedeutete er, guten Zeiten folgen zumeist schlechtere, und das weiß der bodenständige junge Mann nur zu gut, und also hält er den Ball flach. Den Traum vom Profifußball trägt Saridogan in seinem Herzen, einmal in der Türkei spielen, am besten bei seinem absoluten Lieblingsklub Galatasaray Istanbul, das wäre schon was Feines.

Doch die Zukunft heißt zunächst einmal Kickers Offenbach, und mit dem OFC will der gebürtige Wiesbadener, der vor drei Jahren sein Abitur machte und sich später als Sportstudent an der Mainzer Universität einschrieb, rasch aus dem Keller kommen. Im Endeffekt, befand der schlitzohrige Angreifer, seien seine Treffer nicht so wichtig. Hauptsache das Team habe endlich mal wieder gewonnen, konnte etwas für das ramponierte Selbstvertrauen tun.

Der Unterschied zwischen den Kickers und dem SV Wehen, wo während der gesamten 17 Heimspiele in etwa so viele Zuschauer zusehen wie in Offenbach in zwei Partien, sei schon frappierend. "In Wehen hast du vor 500 Zuschauern fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit gespielt", erklärte er, "hier stehst du unter ständiger Beobachtung, das ist schon ein Riesensprung". Aber das sei schon in Ordnung, schließlich seien die Kickers nicht irgendein Verein, sondern eine ganz besondere, exquisite Adresse, "hier geht's professionell zu".

Gerade das Publikum hat es Saridogan angetan, die Unterstützung im DFB-Pokal gegen Kaiserslautern und jetzt gegen Pfullendorf sei "Weltklasse" gewesen, "du wirst automatisch nach vorne gepeitscht", sagte er, "da gibst du noch mal 20, 30 Prozent mehr." Für den Missmut der Anhänger nach den desolaten Auftritten zu Beginn der Runde hat Saridogan auch Verständnis, "die Fans waren zu Recht sauer".

Und wie geht's nun weiter ? Zurücklehnen und auf den Lorbeeren ausruhen ? Mitnichten. Es habe sich nichts verändert, sagte er, hart werde er trainieren und noch eine Schippe draufpacken, "versuchen, meinen Stammplatz zu verteidigen". Das Team sieht er nach dem ersten Erfolg auf dem Vormarsch, "wenn wir Gas geben, sieht wohl jeder, was in uns steckt". Was in ihm steckt, hat er schon jetzt Bewiesen.

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Di. 05.09.2000

Ich hoffe, es geht so weiter

Offenbach (joko). Mit 22 Jahren ist er der jüngste Spieler in der Stammformation der Offenbacher Kickers. Doch nach nur fünf Einsätzen hat er den meisten etablierten Spielern in der Gunst des Publikums längst den Rang abgelaufen. Mit seinen beiden Toren beim 3:1 gegen den SC Pfullendorf hat Nazir Saridogan den ersten Saisonsieg fast im Alleingang gesichert und nach monatelanger Tristesse wieder erste Hoffnungsschimmer über dem Bieberer Berg leuchten lassen. "Ich hoffe, es geht so weiter", will Saridogan die kurze Erfolgsgeschichte des OFC ("Es war höchste Zeit für den ersten Sieg") verlängern und die eigene Bilanz ("Wenn wir in Zukunft 75 Minuten auf das Tor des Gegners spielen, bekomme ich noch mehr Torchancen") verbessern.

Den Weg nach Offenbach hatte ihm Manager Klaus Gerster geebnet, der den gebürtigen Wiesbadener ("Ich liebe diese Stadt") im Alleingang vom SV Wehen geholt hat. Das wiederum war für Saridogan nicht unbedingt die beste Referenz bei Peter Neururer. Der Ex-Trainer hatte mit dem Sportstudenten ("zurzeit habe ich aber keine Zeit für das Studium") nicht geplant. Obwohl Saridogan in den Testspielen die meisten Tore geschossen hatte und auch beim 2:2 in Trier auf Anhieb erfolgreich war, musste er im ersten Heimspiel auf die Bank. "Ich habe bei Herrn Neururer nicht viel gezählt. Andere Spieler hatten einen Bonus." Nicht sehr lange. Mit Neururers Abschied waren die Erbhöfe für vermeintliche Weltklassespieler abgeschafft. Neuer Trainer, neue Methoden. "Während bei Neururer wenig Taktik trainiert wurde, arbeitet Stepi sehr viel mit taktischen Sachen. Außerdem redet er viel mit allen Spielern."

Aber der Neuzugang vom SV Wehen warnt gleich vor voreiliger Euphorie. "Die Mannschaft und ich müssen jetzt beweisen, dass dies keine Eintagesfliege war. Der Sieg war ein kleiner Schritt, aber wir haben noch einen weiten Weg vor uns."

Das Ziel ist exakt 16 Tabellenplätze und acht Punkte entfernt. Doch derzeit zählt nur das Spiel bei den Amateuren des VfB Stuttgart am Mittwoch (17.45 Uhr). 6:1-Sieg im DFB-Pokal gegen Eintracht Frankfurt, 4:1-Sieg in Schweinfurt, Platz drei in der Regionalliga. "Die VfB-Amateure haben einen riesigen Lauf", zeigt Saridogan Respekt, aber keine Angst. "Es wird Zeit, dass dieser Lauf gestoppt wird."

(Von Jochen Koch, OFFENBACH-POST)

 
News vom Sa. 02.09.2000

Glöckner tauglich für die Kickers

Die sportliche Zukunft von Patrick Glöckner ist gesichert. Der Fußballspieler und Kickers Offenbach einigten sich am gestrigen Freitagabend auf eine weitere Zusammenarbeit, nach dem der 23-Jährige ein ärztliches Attest des sportmedizinischen Instituts Frankfurt vorlegte. In dem Dokument, das der FR vorliegt, heißt es, dass Glöckner "als Hochleistungsportler im Fußballsport geeignet ist". OFC-Manager Gerster zeigte sich erfreut von der Entwicklung, zumal auch ein weiteres Schreiben der Verwaltungsberufsgenossenschaft positiv für Verein und Spieler ausgefallen sei. Der OFC-Manager hatte zuvor bezweifelt, dass das mehrfach operierte Knie des Mittelfeldspielers "den Belastungen als Lizenzspieler" standhalten würde. Glöckner wird bereits heute an der Mannschaftssitzung vor der Partie um 15 Uhr gegen Pfullendorf teilnehmen.

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Sa. 02.09.2000

Stepanovic zeigt Marcio seine Grenzen

Offenbach (bam). Dragoslav Stepanovic hat gesprochen: "Die Zuschauer sollen das erste Tor unserer Mannschaft am Bieberer Berg sehen." Ein Versprechen, kein Versprecher? Bisher warten die OFC-Fans vergebens, die Kickers trafen bisher nur auswärts (je zwei Tore in Trier und bei den Bayern-Amateuren). Endet die Serie heute gegen den SC Pfullendorf (15 Uhr, Bieberer Berg)? Wenn's nach Stepi geht (und den 10 000 Zuschauern, die OFC-Manager Klaus Gerster erwartet): Ja.

Stepanovic zieht seine Zuversicht aus der Leistung seiner Mannschaft im Spiel gegen Kaiserslautern. Jeder habe gesehen, wie die Kickers spielen könnten. 0:4 zwar verloren, aber gekämpft wie zu besten Zeiten. Das macht dem Trainer des Tabellenletzten der Fußball-Regionalliga Süd Mut.

Sorgen bereiten ihm die Unkonzentriertheiten seines Teams. Alle Tore des Gegners seien nach Zufällen gefallen, keines sei herausgespielt gewesen. Nicht der Gegner besiegt die Kickers, sie besiegen sich selbst. Deswegen lautet Stepis Vorgabe für die Partie gegen Pfullendorf: "Höchste Konzentration und 100 Prozent in der Defensivarbeit." Problem in der Abwehr: Manndecker Dietmar Roth hat sich beim Training zwei Knöchel in der Hand gebrochen, fällt aus. Ihn soll Michael Köpper ersetzen.

Und vorne? "Ich bin sicher, wir machen ein Tor." Stepi schwört auf das Sturmduo Marcio und Nazir Saridogan, spricht von einem guten Verständnis, erwartet aber bessere Absprache. Der Trainer schwärmt vom Ballgefühl, den spielerischen Vorzügen und den läuferischen Qualitäten der Neuverpflichtung aus Mainz. Kleines Manko: Das erste Tor fehlt noch. Und gegen die massive Abwehr der Pfullendorfer (fünf Gegentreffer) wird's nicht leichter werden als zuletzt.

Woran lag's, dass gegen Kaiserslautern trotz guter Vorbereitung über die Außenpositionen kein Treffer fiel? An drei Ursachen, die Stepi gegen Pfullendorf abstellen will. Der Trainer zeigt Marcio seine Grenzen, der Stürmer soll "den Strafraum nicht verlassen". Zuviel Defensivarbeit schadet. Der Ex-Wehener Saridogan und Marcio hätten Torinstinkt, aber keinen Schuss, der hart genug sei, um es aus der Distanz zu versuchen. Dort sind Stefan Simon und Stefan Dolzer gefragt, sie sollen auf Abpraller warten.

Wobei sich bei Simon (Leistenprobleme) der Einsatz ebenso kurzfristig entscheiden wird wie bei Stefan Ertl (Knieschmerzen), der gegen Kaiserslautern nach zehn Monaten Verletzungspause sein Pflichtspielcomeback gab. Die gute Nachricht aus dem Krankenlager: Oliver Speth (Grippe) sitzt wahrscheinlich auf der Bank. "Zumindest für 20 Minuten reicht seine Kraft", so Trainer Stepanovic.

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Sa. 02.09.2000

Fanvertreter: Anhörung ja, Mitbestimmung nein

Offenbach (bam). Kickers Offenbach und seine Fans: Ein derzeit sehr sensibles Thema - nicht erst seit dem 0:2 gegen den VfR Mannheim und einem Fanplakat, das abgehängt werden sollte, aber nach heftigen Protesten doch nicht entfernt wurde. Um Aktionen (innerhalb und außerhalb des Stadions) besser koordinieren zu können, will Gerster sich künftig mit einer Vertrauensperson aus Fankreisen absprechen (unsere Zeitung berichtete).

Die "Meinung der Vertrauensperson" werde "in Entscheidungen" des Präsidiums einbezogen. "Doch in die Richtung Mitbestimmung kann das nicht gehen. So hoch wollen wir es doch nicht hängen", sagte der Manager und erklärte: "Da sonst Verwaltungsratsvorsitzender oder Jugendabteilung das gleiche Recht haben." Bei einer Fan-Sitzung am 19. September soll die Vertrauensperson von Vereinsführung und Fanklubs ernannt werden, so der Manager.

Anhörung ja, Mitbestimmung nein: Damit könnte Thomas Grob leben. Der Leiter der erst Mitte Juli gegründeten Fanabteilung wusste zwar gestern "noch nichts" von Gersters Idee, befürwortet sie aber. "Wenn mehrere kluge Köpfe zusammen sitzen, dann kommt auch was Kluges bei heraus."

Grob, Chef der bald 100 Mitglieder starken Abteilung, geht es nicht um ein Mitspracherecht "bei Verpflichtung von neuen Spielern. Da haben andere mehr Ahnung." Ihm sind Treffen wichtig wie vor wenigen Tagen, als 15 Fanvertreter mit dem OFC-Mannschaftsrat (bestehend aus Lars Schmidt, Manfred Binz und Stefan Dolzer) zu einer Diskussion über die Leistung der bisherigen Spiele zusammenkamen. Die gute Stimmung im Pokal gegen Kaiserslautern war wohl auch ein Ergebnis dieser Aussprache.

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Sa. 02.09.2000

Der Dank des SCP gilt den Kickers heute noch

Pfullendorf "Vizemeister! Das ist ein Ergebnis, das wir hier in den nächsten 50 Jahren nicht wiederholen können", stand Pfullendorfs Sportclub-Manager Hans Hermann Krane am Ende der vergangenen Regionalliga-Spielzeit staunend vor dem sensationellen Erfolg in der 13000-Seelen-Stadt. Die sportlich-steile Karriere als Zweiter mit vier Punkten vor dem VfR Mannheim überraschte selbst kühnste Optimisten.

Schließlich hatten die Südbadener gerade mal zwölf Monate zuvor den Abstieg in die Oberliga Baden-Württemberg knapp vermieden. Den Offenbacher Kickers gilt in Pfullendorf noch heute der Dank: Denn nur weil der OFC via Relegation die Regionalliga verließ, blieben die Linzgauer drin. Was SCP-Trainer Frank Wormuth (39) zum Anlass nahm, sich beim früheren OFC-Coach Hans-Jürgen Boysen mit einem feinen Tropfen aus erlesenen Bodenseetrauben zu bedanken.

Apropos Bodensee: Weil Wormuth aus dem eher defensiv veranlagten Aufsteiger von vor zwei Jahren eine freche, gleichmäßig gut besetzte Angriffsmannschaft geformt hat, begeistert der Klub die Region rund um das "schwäbische Meer". Wormuth, vorher Co-Trainer Jogi Löws bei Fenerbahce Istanbul, verlegte das Prunkstück "Defensive" einige Meter nach vorn. Während hinten die Vierer-Abwehrkette um den Leitwolf Alois Schwartz (33, Ex-Duisburg) und den Aufsteiger des Jahres, Markus Knackmuß, dicht hält, bringen der Ex-Freiburger Christian Simon und Zugang Volker Lindinger (spielte unter Dragoslav Stepanovic in Leverkusen) das Mittelfeld auf Touren. Vorn sollen es meist drei Spitzen richten, von denen Marko Barlecaj und Ivica Magdic 1999/2000 auf 34 Tore kamen.

www.scp.regiotip.de

www.scp-fans.de

(Von Clemens Riedesser, PFULLENDORF - OFFENBACH-POST)

 
News vom Sa. 02.09.2000

Glöckner wieder im OFC-Kader

Offenbach (bam). Patrick Glöckner (23) bleibt beim OFC. Die Kickers und ihr Mittelfeldspieler haben sich geeinigt, nachdem der Ex-Frankfurter am Freitag die Bescheinigung des Sportmedizinischen Instituts Frankfurt vorlegte, wonach er tauglich nach den DFB-Richtlinien für Profifußballer ist. Dieses Attest hatten die Kickers auch für die Regionalliga verlangt, "weil wir unter Profibedingungen trainieren" (OFC-Manager Klaus Gerster). Neben der Bescheinigung liegt dem OFC laut Gerster die Bestätigung der Verwaltungsberufsgenossenschaft vor, wonach die VBG die Kosten tragen würde, wenn Glöckners Altverletzung am Knie wieder aufbricht. Vier Begegnungen absolvierte der Ex-Frankfurter bereits für den OFC, bevor der Klub ihn wegen der fehlenden Bescheinigung suspendierte. Gegen Pfullendorf soll er zumindest auf der Bank sitzen.

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Fr. 01.09.2000

Pfullendorf soll erstes "Opfer" der Kickers werden

Offenbach. Am Samstag müssen die Offenbacher Kickers in der Fußball-Regionalliga Süd zu Hause gegen den FC Pfullendorf antreten. Trotz der Negativ-Serie mit bislang vier sieglosen Spielen blickt der OFC dem Match gegen den Vorjahreszweiten zuversichtlich entgegen, weil man trotz des 0:4 im Pokal gegen Kaiserslautern eine deutliche Leistungssteigerung gezeigt hat. "Wir müssen genau da weiter machen, wo wir im Pokal aufgehört haben, dann werden wir den ersten Saisonsieg einfahren", so Kickers-Trainer Stepanovic. Fragezeichen stehen noch hinter dem Einsatz von Kolinger, den eine Knöchelprellung hemmt, Speth (Virusinfektion) und Dolzer, der sich eine Grippe zuzog.

Derweil steht Glöckner vor dem Aus. Sollte der Ex-Eintrachtler nicht, wie vom OFC gefordert, bis heute um 18 Uhr ein sportmedizinisches Attest vorlegen, droht die Auflösung seines Vertrages. Glöckner hatte immer wieder schwere Knieverletzungen gehabt. Das Programm: Jena - Erfurt (Fr., 19 Uhr), 1860 München - Regensburg, Wehen - Bayern München (beide Sa., 14.30 Uhr), Aalen - Mannheim, Offenbach - Pfullendorf, Karlsruhe - Burghausen (alle Sa., 15 Uhr), Elversberg - Darmstadt, Siegen - Trier (beide So., 15 Uhr), Schweinfurt - VfB Stuttgart (So., 17 Uhr).

(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)

 
News vom Fr. 01.09.2000

OFC will anderes Gesicht zeigen

Morgen Heimspiel gegen Pfullendorf / Posse um Glöckner

Morgens, wenn Dragoslav Stepanovic seine Recken zum Training begrüßt, schaut der Coach der Offenbacher Kickers jetzt, wie er sagt, "in andere Gesichter" als die ganzen schlimmen Wochen zuvor. Zuversicht strahlen die Mienen der OFC-Spieler wieder aus, ab und an huscht ein Lächeln über die Lippen, die Stimmung ist gelöst, nicht mehr so gedrückt. Ein neuer Wind weht über den Bieberer Berg. Und all das hat ausgerechnet die herbe 0:4-Niederlage im DFB-Pokal gegen den 1. FC Kaiserslautern verursacht. Verkehrte Welt.

"Meine Jungs haben ordentlich Selbstvertrauen getankt", sagt Stepanovic, "jeder hat gesehen, was in der Mannschaft steckt, wenn sie ohne Druck aufspielen kann." Nun wird das am morgigen Samstag im Heimspiel gegen den SC Pfullendorf (15 Uhr) wohl etwas anders sein, denn die Kür ist vorüber, die Pflicht ruft. "Ich glaube, dass wir den Fans endlich das erste Tor am Bieberer Berg schenken können", sagt Stepanovic. Es solle aber keiner auf die Idee kommen, den SC Pfullendorf, der in der vergangenen Saison immerhin Tabellenzweiter war und kurioserweise im Jahr zuvor nur in der Regionalliga blieb, weil der OFC in die Zweite Bundesliga aufgestiegen ist, auf die leichte Schulter zu nehmen. Die Badener hätten "leichtes Spiel, weil sie hier nicht bedingungslos auf Sieg spielen müssen". "Stepi" fordert von seinen Spielern, die kapitalen Abwehrfehler abzustellen, "die Gegner spielen uns nicht aus, sie schießen immer nur Zufallstore". Und daher erwartet der Trainer "höchste Konzentration, eine 100-prozentige Abwehrleistung ist gefragt".

Derweil nimmt das Hickhack um Patrick Glöckner schon fast groteske Züge an. Nach Angaben von OFC-Manager Klaus Gerster hat der Verein noch immer kein "Tauglichkeitsgutachten nach DFB-Richtlinien" vorliegen, das sicherstellt, dass das mehrfach operierte Knie des 23-Jährigen "dauerhaften Belastungen als Lizenzspieler" Stand hält. Glöckners Berater Johny Baez sieht das anders. Der Mittelfeldspieler sei "1000-prozentig sporttauglich", das Knie "voll belastbar", sagt er und verweist auf bestätigende Faxe von Doktor Müller-Wohlfahrt aus München und dem operierenden Arzt aus Berlin. Gerster bestätigte den Eingang der Dokumente, will diese als Tauglichkeitsbeweis aber nicht gelten lassen. "Aus den Briefen geht hervor, dass das Knie halten kann", sagt Gerster, "aber diese Zweizeiler sind uns viel zu wenig". Der Manager fordert "ein Formular vom DFB mit Stempel und Unterschrift des Arztes darauf. Bislang haben wir das nicht bekommen." Für den Klub ist der Vertrag daher unwirksam.

Laut Gerster hat der OFC-Vereinsarzt den Spieler, dem gestern vom Internisten am Sportmedizinischen Institut in Frankfurt eine sehr gute Fitness attestiert wurde, als "nicht tauglich" eingestuft. Das wiederum stößt bei Berater Baez auf Unverständnis: "Patrick ist in Offenbach noch nicht mal vom Vereinsarzt untersucht worden." Gerster ist über das Theater nicht erfreut: "Ich habe Glöckner und seinen Berater gewarnt, eine öffentliche Diskussion zu entfachen. Das ist schlecht für den Spieler." Klarheit soll heute ab 18 Uhr geschaffen werden, wenn es zu einem Treffen zwischen Gerster, Baez und dessen Anwalt Horst Kletke kommt.

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Fr. 01.09.2000

Glöckner: Ich bin tauglich Gerster: Aber Attest fehlt

Offenbach (bam). "Heute fällt eine Entscheidung, so oder so." Um 18 Uhr treffen sich die Parteien: Der vom Training ausgeschlossene Patrick Glöckner (23) will wissen, woran er beim Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach ist. Der Verein will Klarheit über den Gesundheitszustand des Ex-Frankfurters. Zuletzt war der Spieler suspendiert. Der Grund: Dem Verein lag bis zum Fristablauf am 23. August nicht die geforderte Tauglichkeitsbescheinigung vor, bei der sich die Kickers auch in der dritten Liga an den Richtlinien des Deutschen Fußball-Bundes für Profispieler orientieren (unsere Zeitung berichtete).

Die Vorlagepflicht einer solchen Bescheinigung ist Teil der Verträge zwischen dem OFC und seinen Spielern. Bis gestern Mittag lagen OFC-Manager Klaus Gerster nach eigenen Angaben zwar zwei Faxe von Ärzten vor, aber keine Tauglichkeitsbestätigung laut DFB. "So was hat man innerhalb von einer Woche, wir aber bis heute nicht".

Glöckner verweist auf die Faxe mit den Beurteilungen von Bayern-Arzt Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt (München) und Professor Peter Hertel (Berlin). Gerster: "Vereinfacht ausgedrückt haben die Ärzte geschrieben, dass es mit Glöckners Knie bei einer gewissen Behandlung klappen kann. Unser Vertrauensarzt aber hat ihn nicht tauglich gemäß den DFB-Richtlinien geschrieben." Zudem fehle das vom DFB erstellte Standard-Formular mit Stempel. "Es kam nur ein Brief mit einem Zweizeiler." Das aber reicht den Kickers nicht. "Denn ein Spieler steht bei uns unter voller Belastung mit sieben bis acht Trainingseinheiten", so Gerster, der Regressforderungen bei einer möglichen erneuten Verletzung Glöckners an dessen Knie vermeiden will. "Im Profibereich ist ein Spieler nach sechs Wochen Verletzungspause weg von der Gehaltsliste. In der Regionalliga muss der Verein alle Aufwendungen der Berufsgenossenschaft erstatten plus 20 Prozent Verwaltungsgebühr. Wir werden kein Risiko zu Lasten des Vereins eingehen."

Glöckner legte vor dem Treffen heute nach, stellte sich gestern der Untersuchung im Sportmedizinischen Institut in Frankfurt. Dort erhielt er nach eigenen Angaben die "Tauglichkeitsbescheinigung für Hochleistungsspieler im Fußball-Sport". Gesamtergebnis: "Glöckner ist geeignet." Der Mittelfeldspieler, der vor seiner Suspendierung in den bisher vier Regionalligapartien der Kickers (mit insgesamt ordentlicher Leistung) durchspielte: "Wenn's nur an der Bescheinigung gelegen hat, ist das Thema für mich erledigt." Sollte es nicht nur daran gelegen haben, und der OFC ihn nach der Gesundung von Stefan Ertl und Günther Maier (für den war er als Ersatz Mitte Juli mit einem Jahresvertrag verpflichtet worden) "einfach nur los werden wollen", hat Glöckner-Manager Johny Baez gerichtliche Schritte angekündigt.

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

Alle Angaben ohne Gewähr


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