Knut Hahn, ein OFC-Trainer für die nächsten 14 Tage?
Offenbach (bam). Kurze Vorstellung und Ansprache, ab in den Bus
Richtung Jena. Abfahrt mit gut 45 Minuten Verspätung. Und dann
erst auf der Autobahn. Stau, Stop-and-go - fast wie im richtigen
Regionalliga-Leben der Offenbacher Kickers. Immerhin: Die Zeit auf
der Autobahn nutzte Interimstrainer Knut Hahn (35) für Gespräche
mit den Spielern, die es am Samstag (14 Uhr, Ernst-Abbé-Sportfeld)
beim FC Carl Zeiss richten sollen. Die Situation für die Kickers fast
aussichtslos: Manfred Binz (Hüfte), Günther Maier (Muskelprobleme),
Stefan Ertl, Lars Schmidt, Patrick Dama (alle Erkältung), Nazir
Saridogan (gesperrt nach der gelb-roten Karte gegen Wehen) sowie
die suspendierten Tom Stohn, Florian Sohler und Matthias Becker
fehlen. So gab's Platz im Mannschaftsbus, nur 17 Spieler fuhren mit.
Sohler, Stohn und Becker hoffen bisher vergebens auf eine
sportliche Renaissance, wie sie Michael Köpper erlebte. Unter
Ex-Trainer Peter Neururer abgeschrieben, wurde er unter dem am
Donnerstag zurückgetretenen Dragoslav Stepanovic zur festen Größe.
Knut Hahn - ein Trainer nur für 14 Tage? Vorerst ja. Denn Mitte
Oktober enden die Herbstferien, und der Gymnasiallehrer (er hat den
A-Schein) muss zurück an die Schule. Kickers-Manager Klaus Gerster
sieht den Verein auch zwei Tage nach Stepanovics Rücktritt nicht
unter Zeitdruck. Der 52-Jährige war nur 53 Tage im Amt und nach
Neururer und Hans-Jürgen Boysen der dritte OFC-Coach in elf
Monaten. Die Kickers suchen einen Nachfolger mit diesen Qualitäten:
Kenner der Regionalliga (Süd) und "Überzeugungstäter". Gerster: "Er
muss von unseren Spielern überzeugt sein." Das waren Neururer und
Stepanovic nicht, beide forderten wiederholt Verstärkungen, da
sonst das Ziel direkter Wiederaufstieg nicht realisierbar sei. Aber von
dieser maximalen Forderung, an der bisher nur Neururer und
Stepanovic gescheitert sind, rückt der Manager nicht ab.
Gerster schließt nicht aus, einen Trainer aus einem laufenden
Vertrag heraus zu verpflichten. Reinhard Stumpf, seit 1997
Co-Trainer beim Bundesligisten Kaiserslautern, gehört zum engen
Kandidatenkreis. Und der FCK würde den Ex-OFC-Spieler ob seiner
Verdienste für die Pfälzer wohl auch ziehen lassen.
Der Weg nach Jena: Über die Autobahnen 3, 7, 70 und 9 Richtung
Chemnitz. Am Hermsdorfer Kreuz auf die 4 Richtung Jena,
Jena-Lobeda ab. Links auf die Stadtrodaer Straße Richtung
Jena-Zentrum. Nach sechs Kilometern an der dritten großen
Kreuzung rechts in die Straße "Am Stadion". Oder: Über die BAB 5, 7
(Kirchheimer Dreieck) und die 4 Richtung Erfurt. Ausfahrt
Jena-Göschwitz, links auf die Rudolfstädter Straße Richtung
Zentrum. Nach 3,5 Kilometern rechts auf die Lobedaer Straße.
Beschilderung Ernst-Abbe-Sportfeld.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
|
Schlechte Stimmung im Paradies
Jena Im Jenaer Sport-"Paradies" am Saaleufer ist beim FC Carl Zeiss
Ernüchterung eingezogen. Die Erfolgserie, mit der die Mannschaft in
der Rückrunde der zurückliegenden Halbserie vom unteren
Tabellendrittel bis in die Spitzengruppe vorstieß, hatte unter
Anhängern hohe Erwartungen geweckt. Dazu kam, dass der als
Retter des Jenaer Fußballs gefeierte Trainer Slavko Petrovic als Ziel
für die laufende Saison eine Plazierung zwischen Rang vier und
sieben als Ziel ausgegeben hatte.
Wie hoch die Trauben dort in Jenas glorreicher
Fußball-Vergangenheit hingen, mussten zahlreiche europäische
Spitzenteams zur Kenntnis nehmen. So in der Saison 1980/81 der AS
Rom (0:4), der FC Valencia (1:3) und Benfica Lissabon (0:2), als
Jena bis in das Europapokal-Finale der Pokalsieger gegen Dynamo
Tiflis vorstieß und 1:2 verlor.
Doch das heimische Ernst-Abbe-Stadion stellt längst nicht mehr eine
gefürchtete Festung dar. In den letzten Heimpartien gegen Erfurt
(0:0) und VfR Mannheim (0:1) hatte der Zeiss-Anhang keinen Grund
zum Torjubel, die Mannschaft blieb fünf Mal in Folge sieglos.
Entsprechend die Reaktionen im Umfeld, wo nun auch Stimmen
gegen Petrovic laut werden. Derweil bemüht sich Manager Steffen
Patzer um die Verpflichtung eines Abwehrspielers. Ausgelöst wurde
die Betriebsamkeit durch die Vielzahl von Verletzten. Mit Nowotny
(Reha), Schön (Kreuzbandriss) und Raickovic (Bronchitis) fehlten
zuletzt drei Abwehr-Stützen. Dazu kommen die mit langen
Rot-Sperren belegten Mason und Kowalik, und nun muss auch noch
der in in Stuttgart mit Gelb-Rot vom Feld geschickte Barich
pausieren. Zu altem Überfluss droht gegen die Kickers auch noch
Ex-OFC-Stürmer Aleksander Jovic, der bisher torgefährlichste
Angreifer (drei Treffer), wegen starker Schmerzen an der
Achilllessehne auszufallen.
(Von Gerhard Weigel, OFFENBACH-POST)
|
Gesprächstherapie für wunde Kickers-Seelen Während sich Interimstrainer Knut Hahn mit den Spielern beschäftigt, sucht der OFC in Ruhe seinen Nachfolger
Knut Hahn, daran gibt es herzlich wenig zu deuteln, nimmt seinen neuen Job, den
der Gymnasiallehrer praktischerweise während der Herbstferien und für
allerhöchstens zwei Wochen ausüben wird, verdammt ernst. Hahn ist, für alle die,
die es noch nicht wissen, seit der Demission von Zampano Dragoslav Stepanovic
am Donnerstag Interimscoach des knietief im Schlamassel steckenden
Regionalligisten Kickers Offenbach, und der Mann, der für gewöhnlich die A-Jugend
des hessischen Traditionsvereins betreut, hat sich seine Zeit am gestrigen Freitag
mit allerlei Gesprächen vertrieben. Reden, als Lehrer allemal Gold wert, ist Hahn
qua seines Berufes ja gewohnt, und also hat er die zuletzt so häufig versagenden
Offenbacher Fußballspieler während der fast achtstündigen Busfahrt nach Jena, die
durch die üblichen Freitags-Staus auf der A 4 zu einer ganz netten Belastung der
Sitzmuskeln und Nerven wurde, ins Gebet genommen, in aller Seelenruhe. Einer
nach dem anderen ist an die Reihe gekommen, durfte sein Herz ausschütten und
erzählen, was er wie und warum sieht, was vorher falsch war und jetzt besser
gemacht werden soll. TV-Pfarrer Jürgen Fliege wäre, mutmaßlich, stolz gewesen.
Nur für die Journalisten hatte der Pädagoge, der sich am gestrigen Morgen in einer
viertelstündigen Ansprache bei dem Team vorgestellt hatte, keine Zeit - die Ansage
seiner Mobilbox kennen die Neugierigen dafür auswendig, denn auch Klaus Gerster
weigerte sich, den Kuppler zu spielen, schließlich sei Hahn im hinteren Teil des
Busses bei der Mannschaft "und auf keinen Fall zu stören". Dafür ergriff der nach
dem zweiten Trainer-Rücktritt binnen acht Wochen in die Kritik geratene Manager
das Wort. Die Wogen, so Gerster, müssten sich nun so schnell wie möglich
glätten, die heftigen Turbulenzen, die Donnerwetter, die sich zuletzt in
wunderschöner Regelmäßigkeit über dem Bieberer Berg entluden, mögen doch
bitte schön an Offenbach vorüber ziehen, "bei uns", sagte Gerster, "hat es in den
zurückliegenden Wochen genug gehagelt".
Ruhe sei die erste Bürgerpflicht, führte der Manager aus, und daher werden die
Kickers jetzt nichts übers Knie brechen, sich bei der Suche nach einem
Stepanovic-Nachfolger Zeit lassen. "Es wird keinen Schnellschuss geben", erklärte
Gerster, die Variante, Hahn zum Cheftrainer zu küren, schloss er aus, da dieser im
Hauptberuf eben Lehrer und nicht Fußballlehrer ist. Zu den im Umfeld kursierenden
Namen wie dem früheren FSV-Trainer Michael Blättel, Jürgen Gelsdorf, Michael
Lorkowski oder Winfried Schäfer wollte Gerster keine Stellung beziehen. "Ich
beteilige mich nicht an Spekulationen." Momentan habe ohnehin das höllisch
schwere Auswärtsspiel am heutigen Samstag (14 Uhr) bei Carl-Zeiss Jena
Priorität, höllisch schwer übrigens, weil der OFC mit einer Mannschaft nach
Thüringen gereist ist, die doch arg gerupft ist; nicht weniger als acht Akteure sind
verletzt, krank oder gesperrt, weshalb einige Spieler aus der zweiten Mannschaft
die Reise in den Osten mit angetreten haben. "Wir werden elf Leute aufs Feld
schicken, und die werden stark genug sein, um zu gewinnen", bedeutete Gerster.
Leicht, und das wissen die Kickers, die zuletzt zweimal hintereinander auf fremden
Terrain siegen konnten, wird das nicht werden. Denn Jena, mit Aufstiegsambitionen
gestartet, ist bislang weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben, hat lediglich
acht Zähler aufs Punktekonto geschaufelt und rangiert in der Tabelle auf dem
vorletzten Platz, weshalb der frühere Darmstädter Trainer Slavko Petrovic gehörig
unter Druck steht. Die Offenbacher aber, die ohnehin jeden einzelnen Punkt
brauchen, wollen dieses Mal keine Gnade walten lassen, "für uns", sagt Libero
Stefan Dolzer, "ist es ein neuer Anfang", und ein Sieg in Jena würde als
Seelenbalsam ganz gut tun.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
|
Dragoslav Stepanovic gibt nach acht Wochen auf Neururer-Nachfolger bei Kickers Offenbach am Ende / "Haben uns nur noch gequält" / Hahn wird Interimscoach
Beim Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach hat nach neun Spieltagen
schon der zweite Trainer die Brocken hingeschmissen. Am gestrigen
Donnerstag trat Dragoslav Stepanovic mit sofortiger Wirkung von seinem
Amt zurück. Interimscoach ist der derzeitige A-Jugendtrainer und frühere
OFC-Profi Knut Hahn.
Ein paar Minuten, nachdem Dragoslav Stepanovic in dürren Worten seinen
Rücktritt verkündet und kurz darauf den Ort seiner vielleicht größten Schmach, den
Bieberer Berg zu Offenbach, verlassen hatte, kletterte das Stimmungsbarometer im
kleinen, schnuckeligen Presseraum des OFC rasant nach oben. Das lag vor allen
Dingen an Klaus Gerster, der für eine, nach einer Trennung, mehr als skurrile
Situation sorgte. Der Manager schien nämlich wie von einer auf den Schultern
ruhenden Zentnerlast befreit, war blendender Laune, flachste mit den anwesenden
Journalisten und lachte, zumeist über seine eigenen Witze, schallend laut.
Dragoslav Stepanovic sah indes nicht ganz so glücklich aus, als er um kurz nach
halb eins am gestrigen Donnerstag, nach nur 54 Tagen Amtszeit, das Handtuch
geworfen hatte. Die Mannschaft, die noch am Morgen von ihm trainiert worden und
ob des Rücktritts überrascht war, habe keine Zukunft, begründete der 52-Jährige
seine Demission, mit ihr lasse sich das gesteckte Ziel, der Wiederaufstieg in die
Zweite Bundesliga, nicht erreichen. Stepanovic, der von sieben Spielen vier verlor,
sei, wie er betonte, durchaus bereit gewesen, bei den Kickers den "dringend
erforderlichen Neuanfang" voranzutreiben, was aber Manager Klaus Gerster indirekt
ablehnte, da er den bis Saisonende laufenden und sich nur im Aufstiegsfalle um ein
Jahr verlängernden Vertrag nicht bis 2002 - und für die Regionalliga geltend -
verlängern wollte. "Wir sind nicht in einer Aufbausaison", sagte Gerster, "ich glaube
nach wie vor ganz fest an die Mannschaft."
Zudem konnte der hessische Traditionsverein, bei dem vor gut acht Wochen bereits
Stepanovics Vorgänger Peter Neururer demissionierte, die Forderungen des
Serben, der nach eigenen Angaben noch kein Gehalt überwiesen bekam, nach
neuen Spielern nicht erfüllen. "Am liebsten hätte ich fünf neue Leute gehabt, um
den anderen Druck zu machen", sagte Stepanovic, der intern gefordert hatte, alles
auf eine Karte zu setzen, "aber wenn kein Geld da ist, dann ist kein Geld da." In
ihm sei die Entscheidung schon vor dem Spiel gegen Aalen vor zwei Wochen
gereift, "ich wollte aber keinen Druck auf die Mannschaft ausüben, zum Schluss
haben wir uns allerdings nur noch gequält". Er, Stepanovic, sei kein Mann für halbe
Sachen, "und um das hier noch weiter voll durchzuziehen, hätte ich
einhundertprozentig dahinter stehen müssen, dazu war aber das Vertrauen nicht da".
Trotzdem drücke der frühere Eintracht-Trainer, der sich die Aufgabe auf dem
Bieberer Berg leichter vorgestellt hatte, den Kickers weiterhin die Daumen, hofft
nun auf eine Initialzündung im Team, das beim Spiel in Jena am Samstag von
A-Jugendtrainer Knut Hahn betreut wird. Manager Klaus Gerster, der Stepanovics
Entschluss, wie er sagte, bedauerte, war von der Entscheidung nicht überrascht,
"ich habe es gespürt". Auch die Vereinsspitze sei zu dem Schluss gekommen,
dass die Liaison zwischen dem Zampano und dem OFC nicht die glücklichste war.
"Wenn es nicht passt, dann passt es nicht", sagte Gerster, " man kann nichts erzwingen."
Ob nun, da Stepanovic seinen Spind geräumt hat, die suspendierten Tom Stohn,
Matthias Becker oder Florian Sohler begnadigt werden, wollte Gerster nicht sagen.
"Das müssen wir abwarten", die besten Chancen auf eine Rückkehr in den Kader
dürfte Stohn haben. Ein Verkauf von Stefan Simon und Dubravko Kolinger scheint
indes erst einmal vom Tisch, hatte Gerster am Mittwoch vom LR Ahlen noch eine
Ablösesumme von 750 000 Mark verlangt, relativierte er dies Tags darauf. "Wir
haben jetzt eine neue Situation, brauchen kein Geld, sondern Punkte." Stepanovic
hat nur deren neun geholt.
Der 52-Jährige dürfte sich auch mit seinen permanenten Forderungen nach
Verstärkungen keinen Gefallen getan haben. Untermauert wird dies, wenn Gerster
das Anforderungsprofil des Nachfolgers, der "in aller Ruhe" gesucht werden soll,
beschreibt. "Es muss eine Integrationsfigur sein, einer, der glaubt, dass wir ein
starkes Team haben, der vom Spielermaterial überzeugt ist." All das war bei
Stepanovic nicht der Fall. Vielleicht war es aber einfach so, wie Vizepräsident
Wilfried Kohls beschrieb: "Der Trainerstuhl in Offenbach ist wie ein Nagelbett, und
nicht jeder Trainer ist in der Lage, als Fakir zu arbeiten."
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
|
Stepi wirft beim OFC das Handtuch
Offenbach. Der Bieberer Berg kommt nicht zur Ruhe. Mit dem Rücktritt von Trainer Dragoslav
Stepanovic steht schon nach dem neunten Spieltag der zweite Trainerwechsel bei dem
Fußball-Regionalligisten in dieser Saison fest. Bereits nach dem zweiten Spiel hatte der frühere
Trainer der Frankfurter Eintracht Peter Neururer abgelöst. Nun räumt der 52 Jahre alte Serbe
seinen Spind. Von Kontinuität ist bei dem Zweitliga-Absteiger keine Spur mehr.
"Ich habe selbst die Konsequenzen gezogen, denn das Ziel, was gesteckt wurde, der
Wiederaufstieg, ist hier nicht zu erreichen", begründete Stepanovic die Entscheidung. "Ich
wollte nicht noch zehn Spiele warten, bis mein Ruf völlig ruiniert worden wäre." Zwar hätte
Stepanovic vorher wissen können, auf welches Vabanquespiel er sich in Offenbach einlässt.
Aber Fakt ist, dass Anspruch und Wirklichkeit beim OFC mehr und mehr auseinander klaffen.
Da haben die Differenzen, die zwischen Spieler und Trainer zuletzt aufgetreten sind, wohl nur
eine beiläufige Rolle in der Entscheidungsfindung des Serben gespielt.
"In Offenbach muss der radikale Neuaufbau vonstatten gehen, und dem will ich nicht im Wege
stehen", beurteilt Stepanovic die derzeitige Situation und bemängelte bei seinem Abschied
nochmals die derzeitige Kaderzusammenstellung. Nun wird vorerst A-Jugend-Coach Knut Hahn
als Interimslösung einspringen, am Samstag beim Spiel in Jena die Mannschaft betreuen.
Währenddessen wird in Offenbach bereits über den Nachfolger von Stepanovic spekuliert. Kurt
Geinzer, der zuletzt im Trainerstab des Zweitligisten Greuther Fürth arbeitete, ebenfalls
genannt wird Stefan Groß, einst Co-Trainer bei den Kickers unter Hans-Jürgen Boysen, mit
dem schon über eine Assistentenstellung unter Stepanovic verhandelt wurde.
Beim Pokalsieger von 1970 läuft seit dem schnellen Emporkommen aus der Oberliga und dem
direkten Abstieg aus der Zweitklassigkeit nichts mehr in geordneten Bahnen. Sportlich wird der
OFC durch gereicht, Spieler werden suspendiert (Stohn, Becker und Sohler), andere
Leistungsträger wie Simon und Kolinger stehen zum Verkauf, Trainer kommen und gehen.
Tatsächlich ist es wohl eher die undurchschaubare Personalpolitik von Manager Klaus
Gerster & Co., die den Verein nicht zur Ruhe kommen lässt. So stand auch das Engagement
von Stepanovic von Beginn an unter keinem guten Stern. Der Coach hatte 1992 die Frankfurter
Eintracht in die nationale Spitze geführt und galt beim OFC-Anhang irgendwie als die
Verkörperung des "Erzfeindes". In einer schwierigen Situation ausgerechnet auf den Serben als
Hoffnungsträger zu setzen, sorgte im gesamten Umfeld der Kickers für Kopfschütteln. Bereits
bei seinem ersten Auftritt auf dem Bieberer Berg wurde er mit Pfiffen empfangen. Als "großes
Missverständnis von beiden Seiten" sieht OFC-Vizepräsident Wilfried Kohl im Nachhinein die Zusammenarbeit.
Besonders gut sind die Vorzeichen demnach nicht für den OFC vor dem Kellerduell der
Regionalliga Süd in Jena. Sportlich ohnehin angeschlagen und im totalen Stimmungstief fehlt
dem OFC erneut ein Großteil an Spielern. Binz ist wegen Hüftbeschwerden ohnehin krank
geschrieben, Saridogan ist nach der Gelb-Roten Karte vom letzten Spieltag gesperrt. Zudem
zog sich Maier einen Muskelfaserriss zu, und dann plagen auch noch Dama, Schmidt und
Dolzer die Grippe.
(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)
|
Wenn's nicht passt, hat's keinen Sinn: Wir quälen uns gegenseitig
Offenbach. Es ging dann doch recht schnell: Nur 53 Tage blieb
Dragoslav Stepanovic im Amt. Siebeneinhalb Wochen nach der
Übernahme des Trainerjobs bei Kickers Offenbach von Peter Neururer
erklärte er gestern seinen sofortigen Rücktritt. Klingt nach
OFC-Rekord, ist aber keiner. Andere waren noch schneller, wenn
auch unter anderen Voraussetzungen: Robert Jung kam im Mai 1987
als Fünf-Wochen-Coach und Aufstiegsexperte. Die Mission gelang,
Kickers spielte wieder im Profifußball.
So lautete auch das Ziel des Zweitligaabsteigers vor dieser Saison:
Abstiegs-Trainer Peter Neururer und die Mehrheit der Spieler, die
den Gang ins Amateurlager mit zu verantworten hatten, sollten es
richten. Direkte Rückkehr in den Profifußball.
Neururer blieb als Erster auf der Strecke: Er sah keine Perspektive
und der OFC keinen Sinn in einer weiteren Zusammenarbeit; zumal
Neururer zuvor mehrfach sein vorrangiges Interesse am Profifußball
und nicht an der drittklassigen Regionalliga bekundet hatte ("Mein
Name wird immer noch mit Profifußball verbunden"). Neururer wollte
einen Stürmer, das Präsidium bewilligte keinen. Es wurde ein
Machtkampf zwischen Trainer und Manager daraus. Die Trennung
war nur eine Frage der Zeit, zumal die Kickers-Vereinsführung gegen
Ende der Abstiegssaison davon überrascht wurde, dass Neururer und
sein Co-Trainer Werner Kasper die Option für ein weiteres Jahr
zogen. Wohl auch in Mangel an Alternativen.
Rückkehr in den bezahlten Sport - auch bei der Präsentation des
welterfahrenen Stepanovic und Vertrauten Gersters am 6. August
hatte sich daran nichts geändert. Doch der frühere Coach der
Frankfurter Eintracht hatte ob seiner Trainervergangenheit auf der
anderen Mainseite von vornherein einen schweren Stand. Das sei
ihnen klar gewesen, sagte Gerster gestern nach der Demission des
52-jährigen Fußball-Lehrers.
Stepanovic bekannte, die Situation am Bieberer Berg unterschätzt
zu haben und meinte damit weniger die Kritik der Fans an seinen
Trainerstationen, sondern die sportliche Leistungsfähigkeit der
Mannschaft. Und plötzlich wurde die Vereinsführung mit ähnlichen
Forderungen konfrontiert wie unter Neururer. Neue Spieler müssten
an den Bieberer Berg, sonst würde es nichts mehr mit dem Aufstieg.
So lautete Stepanovics düstere Prognose schon nach neun
Spieltagen des OFC in der Regionalliga Süd.
Neue Spieler könnten aber nur kommen, wenn welche abgegeben
würden, so die Antwort von Manager Klaus Gerster ("Ich glaube
immer noch an diese Mannschaft"). Um Platz zu schaffen, mussten
Florian Sohler, Tom Stohn und Matthias Becker gehen. Mit Marcio
(Mainz 05) kam ein Stürmer, und zuletzt noch Lars Meyer und Daniel
Mingrone aus der zweiten OFC-Mannschaft. Aber das reichte
Stepanovic nicht, er dachte an einen Neuaufbau. Doch dafür fehlt
den Kickers augenscheinlich alles: Zeit, Geduld und Geld (trotz der
Pokaleinnahme von knapp einer Million Mark).
Als Neururers neuer Klub LR Ahlen Interesse an einer Verpflichtung
von Stefan Simon und Dubravko Kolinger zeigte und die Kickers sie
trotz anderer Ankündigungen (Gerster: "Wir brauchen Punkte, kein
Geld") wohl auch verkaufen würden, wird Stepanovic noch mehr
seine Hoffnung auf sportliche Verbesserung verloren haben.
Aber ob aus dem Deal, die beiden zuletzt nicht überzeugenden
Stammspieler für 750 000 Mark (600 000 sofort plus 150 000
Nachschlag, wenn Ahlen in der Zweiten Liga bleibt) etwas wird,
scheint fraglich. Neururer, der die beiden nicht unbedingt im Paket
verpflichten will: "Der Preis ist nicht akzeptabel. Außerdem wären es
die ersten siamesischen Zwillinge, die verkauft würden."
Die Verträge von Neururer und Kasper wurden aufgelöst. Ihr Abgang
mit Tränen in den Augen wurde durch eine satte Abfindung versüßt.
Was kostet Stepanovics Abgang? Laut Gerster gab es keinen
geschäftlichen Vertrag. Und damit wohl noch keine Unterschrift
unter die mündlich getroffene Vereinbarung, bis Saisonende zu
arbeiten und für den Fall des Aufstiegs einen Anschlussvertrag über
ein Jahr in der Zweiten Liga zu bekommen. Mit dieser Lösung aber
zeigte sich Stepanovic zuletzt nicht mehr zufrieden, war schon in
Ahlen trotz des 1:0 voller Zweifel und nach dem 1:2 daheim gegen
Wehen entschlossen. Er wollte einen Neuaufbau und damit eine
Änderung seines Vertrages auf eine Laufdauer von zwei Jahren. Es
war für ihn auch eine Frage der persönlichen Absicherung. Das aber
lehnte die Vereinsführung - angeblich bei einem Geheimtreffen in den
Geschäftsräumen des Hauptsponsors Horst Jung in Dietzenbach -
ab. Stepanovic: "Wenn nicht Platz eins oder zwei geschafft worden
wäre, wäre mein Vertrag nicht verlängert worden. Hätte ich jetzt
mit dem alten Vertrag einen Neuaufbau gestartet und es hätte nicht
geklappt, hätte ich für einen anderen gearbeitet. Das mache ich
nicht mehr." Und deswegen kam er zu dem Schluss: "Wenn's nicht
mehr passt, dann quäle ich die Mannschaft, und die Mannschaft
quält mich. Und das macht keinen Sinn."
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
|
Sprüche zum Traineramt bei Kickers
"Der Trainerstuhl in Offenbach ist ein Nagelbrett, und nicht jeder
Trainer ist in der Lage, als Fakir zu arbeiten." (Wilfried Kohls,
Vize-präsident des OFC).
"In Offenbach brauchst Du eher einen Wohnwagen als eine
Wohnung, so schnell bis Du wieder weg." (Peter Neururer bei seinem
Amtsantritt Ende Oktober 1999).
"Ich bin einer, der von morgens bis abends vollen Einsatz bringt.
Aber für was arbeite ich hier, wenn nichts bei raus kommt."
(Dragoslav Stepanovic nach dem 1:2 gegen Wehen am vergangenen Samstag).
- "In Offenbach ist alles sehr emotional. Das ist der Grund, warum es
kein Trainer lange aushält." (Hans-Jürgen Boysen bei seinem
Amtsantritt im Juni 1997. Er war 28 Monate lang Coach des OFC).
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
|
Erneuter Trainerwechsel: Stepanovic geht Keine Einigung über Vertrag für 2001
Nur siebeneinhalb Wochen nach dem Rücktritt von Peter Neururer hat jetzt auch
Trainer Dragoslav Stepanovic bei Regionalligist Kickers Offenbach das Handtuch
geworfen. Der 52-jährige verließ den Verein nach eigenem Bekunden, weil es
keine Einigung über die Verlängerung seines Vertrags über die aktuelle Saison
hinaus gab. Ferner war der Verein den Forderungen des ehemaligen
Bundesligatrainers nach Neuverpflichtungen nicht nachgekommen. Bis zur
Vorstellung eines neuen Coaches übernimmt A-Junioren-Trainer Knut Hahn das Training.
Die Kickers stehen nach dem Abstieg aus der Zweiten Liga in der neu
geschaffenen Regionalliga Süd derzeit nur auf Platz 13.
(Von ?, KICKER ONLINE)
|
Kickers entlassen Stepi
Da war meine Quelle heute morgen ja sehr gut informiert, thanx MF. Eigentlich sollte sowas zuerst dem Trainer gesagt werden
als das es schon in der Welt herumgeistert. Wie auch immer, jetzt bin ich mal gespannt wen wir jetzt bekommen.
Schlimmer geht's nimmer...
(Von gut informierten Kreisen)
|
OFC: Abgänge nur im Paket
Offenbach (bam). Die Summen sind bekannt, die nächste Runde ist
eröffnet. Auch wenn Klaus Gerster sagt: "Wir pokern nicht." Gestern
tauschten die beiden Manager Zahlen aus: Joachim Krug sagte, was
Fußball-Zweitligist LR Ahlen für Stefan Simon und Dubravko Kolinger
bereit ist, auf den Tisch zu legen; Gerster verriet, was Regionalligist
Kickers Offenbach haben will. Grundbedingung: Einzelverkauf gibt's
nicht, Simon/Kolinger gehen nur im Paket.
Ahlens Trainer Peter Neururer wäre auch das recht: "Klar, ich würde
beide nehmen. Und das so schnell wie möglich. Beide haben
Zweitliganiveau", beschied Ex-OFC-Coach Neururer, der mit den
Kickers aus der Zweiten Liga ab- und nach zwei Spieltagen in der
Drittklassigkeit am Bieberer Berg ausstieg. Das soll ihm mit Ahlen,
dem Vorletzten der Zweiten Liga, nicht passieren. Deswegen die
Suche nach neuen (Defensiv-)Spielern. Auf der Liste steht (wie
auch bei Neururers Beginn in Offenbach) Dirk Schuster (derzeit
Admira/Wacker Mödling, Österreich), doch der frühere Kölner scheint zu teuer.
Im Paket dürfte der Preis für Simon/Kolinger zwischen 500 000 und
600 000 Mark liegen. Gerster hörte das Angebot von Ahlen - und
lächelte. Krug hörte die Vorstellung der Kickers - und schluckte. Wie
üblich vertagten sich beide Parteien.
Am Samstag in Jena werden Simon und Kolinger nach aktuellem
Stand (nochmal) für den OFC spielen. Aber dann? Für die Partie am
Wochenende in Duisburg rechnet Neururer nicht mit den beiden,
aber dann hat Ahlen zwei Wochen Pause, volles Haus gegen
Bielefeld und eine Neuverpflichtung vorher Zeit, sich einzuleben.
Lange Liste mit OFC-Ausfällen: Manfred Binz (Entzündung in der
Hüfte, drei Wochen Pause), Lars Schmidt, Stefan Dolzer und Patrick
Dama (alle Erkältung) müssen für Jena wohl passen.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
|
Harte Linie beim OFC: Vier Spieler ausgemustert
Offenbach. Die sportliche Talfahrt des Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach
hat drastische personelle Konsequenzen nach sich gezogen. Das Präsidium des Zweitliga-Absteigers
hat sich nach dem Fehlstart (10 Punkte, Platz 13) samt Trainer Dragoslav Stepanovic
auf eine harte Linie gegen die Spieler eingeschworen. Maßnahme eins: Mittelfeldmann
Tom Stohn (31) und Stürmer Matthias Becker (26) wurden mit sofortiger Wirkung
aus dem Kader gestrichen und sollen sich einen neuen Klub suchen.
Maßnahme zwei: Manndecker Dubravko Kolinger (24) und Linksfuß Stefan Simon (31),
die mit dem Zweitligisten LR Ahlen liebäugeln, können gegen Ablöse gehen. Beide
dürfen sich durch Leistungssteigerung zwar noch empfehlen. Sollte dies allerdings
ausbleiben, ist das Engagement für beide auf dem Bieberer Berg beendet. "Jeder
andere Spieler, egal ob aus unserer Landesliga-Truppe oder sonst wo her, gibt
mehr Gas als diese vier", begründete Vizepräsident Wilfried Kohls die Personalentscheidung.
Maßnahme drei: Sämtlich Prämien für die Mannschaft wurden eingefroren. Zudem
wird die Gehaltszahlung für diesen Monat vorerst zurückgestellt. "Die Spieler
sollen beweisen, dass sie ihr Geld wert sind", so Kohls. Sollte keine Leistungssteigerung
erkennbar sein, behält sich die Chefetage weitere Gehaltskürzungen vor. "In einer
noch jungen Saison sollte man schnell Zeichen setzen, sonst laufen wir Gefahr,
alles zu verspielen, was wir uns in den letzten Jahren erarbeitet haben", meinte
der Vizepräsident. Manager Klaus Gerster betonte, das gesamte Team habe noch
vier Spiele Zeit, sich zu rehabilitieren. Gleichzeitig verhängte Gerster den
Spielern einen Maulkorb. Kein Akteur soll sich in der Öffentlichkeit äußern.
Nebenbei testet Trainer Stepanovic neue Spieler. Yahaya Mallam (SV Waldhof),
Predrag Indic (FC Novisad) und Elfon Edad (Kamerun) sind derzeit im Probetraining.
(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)
|
Die Ruhe nach dem Sturm Ausgemusterte OFC-Kicker wollen nichts überstürzen
Am Tag danach, das Donnerwetter dröhnte noch in den Ohren, ist Ruhe eingekehrt.
Trügerisch mag sie gewesen sein, die Stille, die über dem verregneten Bieberer
Berg lag, so genau lässt sich das nicht sagen, auf alle Fälle haben die Spieler
der Offenbacher Kickers nicht viele Worte verloren am gestrigen Dienstagmorgen.
Zum einen könnte das an der von Trainer Dragoslav Stepanovic angeordneten Arbeit,
die ausschließlich im Laufen zu verrichten war, gelegen haben, und zum anderen
vielleicht damit etwas zu tun haben, dass die Herren Fußballer, allesamt mündige
Bürger, von der Vereinsführung den Mund verboten bekamen, keinerlei Fragen von
neugierigen Journalisten zu den angedrohten Gehaltskürzungen beantworten dürfen.
Die Kicker des so tief in der Krise steckenden Regionalligisten haben die Konsequenzen
akzeptiert, sie haben, außer die Chance, einen langwierigen Rechtsstreit mit
ihrem Arbeitgeber zu führen, ja auch nicht viele Alternativen.
Matthias Becker hat gar keine mehr, zumindest nicht in Offenbach, und daher fühlt
sich der am Montag aussortierte Stürmer einfach nur mies. "Total enttäuscht"
sei er, wisse nicht, womit er die Ausbootung verdient habe. Detailliert wollte
sich der 25 Jahre alte begnadete Techniker jedoch nicht äußern, "denn ich bin
noch Angestellter des Vereins, und wenn ich jetzt was sage, dann wäre es mit
Sicherheit nicht gut für mich". Tom Stohn indes, der andere, der durchs Sieb
gerutscht ist, nahm seine Suspendierung seltsam gleichgültig zur Kenntnis. Überrascht
sei er nicht im Geringsten, "ich bin doch nicht auf den Kopf gefallen, wusste,
was gespielt wird". Er sei noch nicht einmal enttäuscht; zwar sei das Ganze "nicht
gerade die feine englische Art", aber so sei eben das Geschäft, er habe schlechte
Karten gehabt, da "ich von den Anhängern nie akzeptiert wurde". Der Verein, so
Stohn, musste reagieren, "der Druck von den Fans war sehr groß". Trotz alledem
fühle er sich sehr wohl als "Bauernopfer", aber "was soll's ?" fragt er. "Es
hat nicht gepasst, vielleicht sollte es ja so sein." Stohn, der 1998 für 350
000 Mark von den Amateuren des TSV 1860 München an den Bieberer Berg gewechselt
war und angeblich in den drei Jahren eine Million Mark kassiert, werde jetzt
nichts überstürzen, sich, genauso wie Becker, in der Zweiten Mannschaft fit halten,
"wenn ich wechsel, dann muss es Hand und Fuß haben".
Unterdessen werkelt Ex-Trainer Peter Neururer, der jetzt beim Zweitligisten LR
Ahlen das Zepter schwingt, weiterhin an der Verpflichtung von Dubravko Kolinger
und Stefan Simon, denen Kickers Offenbach einen Vereinswechsel nahe gelegt hatte.
Neururer hält beide Akteure, wie er sagt, "für 100prozentig zweitligatauglich,
sie haben immer ihre Leistung gebracht". Von Kolingers Spielerberater sei ihm
jedoch eine Ablösesumme in Höhe von 500 000 Mark genannt worden, die der Trainer
als "utopisch und unverschämt" bezeichnete. Maßgebend sei aber, was die Kickers
verlangen. Diesbezüglich rief am gestrigen Mittag Ahlens Manager Joachim Krug
bei seinem Offenbacher Pendant Klaus Gerster an, um die Ablösesumme zu erfragen,
wurde aber vertröstet. "Wir warten auf ein Angebot von Ihnen", hatte ihm Gerster
gesagt, das steht bislang aber aus. Stefan Simon ("So eine extreme Situation
habe ich in Offenbach noch nie erlebt") könnte sich einen Wechsel nach Ahlen
durchaus vorstellen, signalisierte Interesse. "Ich bin mit Neururer immer gut
klar gekommen."
Unterdessen werden die beiden Gastspieler Elfon Elad (Mittelfeldspieler aus Kamerun)
sowie Yahaya Mallam, der bei Waldhof Mannheim in Ungnade gefallen ist, noch weitere
zehn Tage mit den Kickers trainieren. "Sie haben einen sehr guten Eindruck hinterlassen,
könnten echte Verstärkungen sein", so Coach Stepanovic.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
|
Wechselt Stohn nun zu Dynamo?
Offenbach (bam). "Wir haben die Kickers aufgefordert, die Ablösesummen für Dubravko
Kolinger und Stefan Simon festzulegen." Aus seinem Wunsch, die beiden OFC-Spieler
verpflichten zu wollen, macht Ahlens Trainer Peter Neururer kein Geheimnis. Und
Geld scheint für Ahlens Vorsitzenden Helmut Spikker auch kein Problem: Die Kickers-Forderung
dürfte bei etwa 300 000 Mark liegen. Aber mehr als 200 000 pro Spieler will der
Zweitligist trotz gefüllter Kasse wohl kaum zahlen. Schlagen die Kickers zu?
Ein Spielerwechsel nach Westfalen wäre eine der wenigen Möglichkeiten, noch in
diesem Jahr Geld in die Kasse zu bekommen.
Die Anfrage aus Ahlen sorgte bei der Führung am Bieberer Berg erstmal für Missstimmung.
Simon (31) sieht es gelassen: "Ich bin Profi und gebe 100 Prozent für den Klub,
bei dem ich unter Vertrag stehe." Das ist - bisher bis Saisonende - der OFC.
Dessen Erwartung beschreibt Vize-Präsident Wilfried Kohls: "Es muss keiner in
OFC-Bettwäsche schlafen, aber volle Leistung bringen."
Die Weise, wie der Verein sich auf Abwehrspieler Kolinger und Mittelfeldakteur
Simon einschoss, empfindet Simon als unberechtigt. "Ich habe in den vier Jahren
hier immer meine Leistung gebracht." Auf die Frage, ob er sich einen Vereinswechsel
vorstellen kann, antwortet Simon nicht mit einem klaren "Nein". Er sagt: "Es
wird sich wohl zwischen den beiden Klubs entscheiden." Das klingt fast schon
nach "Ja". Kontakt zu Ex-Coach Neururer besteht, zuletzt gab es ein Telefonat
nach dem 1:2 des OFC gegen Wehen.
Der Fundus an ausgemusterten Spielern bei Regionalligist Kickers Offenbach ist
groß (Tom Stohn, Matthias Becker, Florian Sohler) - mal sehen, wer Interesse
und Geld mitbringt. Mit Beckers Berater Jürgen Schwab traf sich OFC-Manager Klaus
Gerster gestern. Becker bekam die Zustimmung zum Probetraining bei anderen Klubs.
Stohn braucht keinen Berater: "Mit 32 Jahren bin ich alt genug, das selbst zu
regeln." Vielleicht helfen die Kontakte in die sächsische Heimat. Dynamo Dresden,
Fünfter der Nordost-Oberliga Süd, soll Interesse haben.
Fußball-Zweitligist Stuttgarter Kickers hat seinen Trainer Hans-Jürgen Boysen
entlassen. Nachfolger soll Rainer Zobel (51) werden, der Stuttgart 1991 in die
Bundesliga führte. Boysen, von 1997 bis Ende Oktober 1999 OFC-Coach, trainierte
Stuttgart seit Saisonbeginn.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
|
Führung der Offenbacher Kickers straft vier Spieler ab Stohn und Becker sind aussortiert, Kolinger und Simon spielen auf Bewährung / Manager Gerster droht, bei Misserfolg die Gehälter zu streichen
Am frühen Abend des gestrigen Montags, punktgenau 17 Uhr, platzte am Bieberer
Berg, martialisch ausgedrückt, die Bombe, als Kickers-Manager Klaus Gerster der
Offenbacher Fußball-Mannschaft mitteilte, dass der Verein nicht mehr gewillt
ist, die zuletzt so erbärmlichen Leistungen zu schlucken. Der mächtige Mann des
OFC verkündete sodann einige drastische Maßnahmen: Tom Stohn und Matthias Becker
gehören ab sofort nicht mehr dem Kader der ersten Mannschaft an, dürfen, wenn
sie wollen, mit dem Landesligateam trainieren und sollen sich umgehend einen
neuen Verein suchen.
Konnte mit der Suspendierung der beiden umstrittenen Akteure gerechnet werden,
sorgte die zweite personelle Entscheidung für Überraschung: Dubravko Kolinger
und Stefan Simon dürfen, so die Ablösesumme stimmt, den Regionalligisten sofort
verlassen. "Es kann nicht sein, dass einige Spieler in unserer Situation mit
anderen Vereinen turteln, sich Kickers Offenbach gegenüber nicht professionell
verhalten", sagte Gerster. Mittelfeldspieler Simon und Verteidiger Kolinger werden
mit dem neuen Klub von Ex-Trainer Peter Neururer, dem Zweitligisten LR Ahlen,
in Verbindung gebracht, Kolinger wollte zudem schon vor der Saison unbedingt
die Hessen verlassen, bekam aber vom OFC Steine in den Weg gelegt. Gerade auf
Kolinger ist Gerster nicht gut zu sprechen. "Ich hatte bisher nicht das Gefühl,
dass er die Bereitschaft hat, alles für uns zu geben." Die Tür ist jedoch nicht
zugeschlagen. Beide trainieren quasi auf Bewährung mit und durften auch im Benefizspiel
am Montag gegen eine Offenbacher Ostkreis-Auswahl auflaufen, das die Kickers
mit 5:1 gewannen. Bei dieser Gelegenheit wurden auch zwei Gastspieler getestet.
Zu Simon und Kolinger sagte Gerster: "Uns wäre es am liebsten, wenn sie sich
voll reinhängen, sich wie Profis verhalten und ihr letztes Hemd für Kickers Offenbach
geben würden, dann werden sie auch wieder spielen." Sollte dies nicht der Fall
sein und sich kein Klub findet, der die beiden aus dem Vertrag herauskaufe, "spielen
sie in der zweiten Mannschaft oder sitzen auf der Tribüne", sagte Gerster, "wer
sich hier nicht reinhaut, fliegt raus". Der OFC, so Gerster, werde im Gegenzug
noch einmal auf dem Transfermarkt zuschlagen, wenn Kolinger und Simon abwandern
gar noch zwei neue Spieler verpflichten. Zudem werden zwei Spieler aus der zweiten
Garnitur, Lars Meyer und Daniel Mingrone, ab sofort dem Kader der ersten Mannschaft angehören.
Trainer Dragoslav Stepanovic steht, wie er sagte, voll hinter den am Sonntagabend
während einer gemeinsamen Sitzung beschlossenen Konsequenzen. "Wenn sich Kolinger
und Simon hier nicht wohl fühlen, sollen sie gehen", berichtete der 52 Jahre
alte Fußballlehrer, "ich kann nicht mit Leuten arbeiten, die mit dem Kopf woanders
sind." Die Entscheidung, Becker und Stohn auszusortieren, sei intern hingegen
schon lange diskutiert worden.
Doch auch die restlichen Fußballer kamen nicht ungeschoren davon. Wie Gerster
bekannt gab, hat das Team vier Spiele lang Zeit, um sich zu rehabilitieren, "um
seinen schlechten Ruf zu bekämpfen", bis dahin werden alle Prämien, auch die
schon ausgeschütteten, eingefroren. Zudem wird bis zum Spiel gegen den Karlsruher
am 22. Oktober kein Gehalt, das für gewöhnlich zwischen dem 10. und 15. eines
jeden Monats auf die Konten fließt, überwiesen. Nach der Partie gegen den KSC
werden die OFC-Verantwortlichen dann entscheiden, wer sein volles Gehalt erhält
und wer mit Kürzungen bis zu einem Drittel zu rechnen hat. "Dafür gibt es keine
rechtliche Grundlage", gestand der Manager ein, "das wissen wir, aber es ist
uns egal, wer will, der kann ja dagegen klagen, dann bekommt er, wenn er Glück
hat, in zwei Jahren sein Gehalt."
Der beschlossene Maßnahmenkatalog sei sehr wohl drastischer Natur, das wisse
er, Gerster, nur zu genau, aber er sehe nun, da die Kickers der Oberliga näher
als der Zweiten Bundesliga sind, keine andere Möglichkeit. "Wir müssen wieder
eine Einheit werden", sagte er, "wir brauchen Spieler, die mit Haut und Haaren
einhundertprozentig zu und hinter den Kickers stehen, die sich für den OFC den
Hintern aufreißen." Das Saisonziel, der direkte Wiederaufstieg, soll offiziell
nicht korrigiert werden. "Was für ein Ziel?" fragte Gerster rhetorisch, "so wie
wir gegen Wehen gespielt haben, haben wir kein Ziel."
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
|
Am Abgrund
Kickers Offenbach, dieser stolze Verein mit großer Tradition, stolziert am Rande
des Abgrunds, an einer Klippe, die, bei nur einem falschen Schritt, einen verdammt
tiefen Sturz ins Bodenlose garantiert. Der OFC ist, wenn man so will, nicht schwindelfrei,
er wandelt mit verbundenen Augen, wankt und taumelt, und er scheint das Gleichgewicht zu verlieren.
Nun, nachdem der Fall in die Tristesse der Oberliga nicht mehr unwahrscheinlich
ist, haben sie den Dampfhammer rausgeholt, oben auf Biebers Höhen, sie schlagen
gnadenlos zu, und sie können, möchte man sagen, ja auch keinen Falschen treffen.
Hart und unerbittlich greift der Regionalligist durch, hat am gestrigen Montag
Spieler aussortiert (Becker und Stohn), hat anderen die Empfehlung gegeben, den
Verein zu verlassen (Kolinger und Simon), und er packt die restlichen Spieler
da, wo es ihnen unheimlich weh tut, am Portemonnaie. Die Kickers hatten, zweifelsohne,
keine andere Wahl, sie mussten ein Zeichen setzen, unmissverständlich und in
aller Öffentlichkeit demonstrieren, dass sie nicht gewillt sind, sich diese desaströsen
Leistungen der hoch bezahlten kickenden Angestellten weiterhin bieten zu lassen.
Und doch ist das rigorose Vorgehen der Offenbacher Verantwortlichen nicht mehr
als ein Eingeständnis eigener Versäumnisse. Die Hessen haben es im Sommer verpasst,
eine Zäsur zu machen, haben zu viele Spieler gehalten, die letztlich sang- und
klanglos abgestiegen sind, die, wie Dubravko Kolinger, gar nicht mehr für den
OFC kicken wollten. Manager Klaus Gerster hat es, wie er unlängst gestand, verpasst,
"neue Reizpunkte zu setzen". Hinterher ist man zwar immer schlauer, doch dass
die Mannschaft überaltert, satt bis oben hin und nicht mehr bereit ist, an die
eigene Grenze oder darüber hinaus zu gehen, das hätte der fast allmächtige Kickers-Manager
früher erkennen müssen.
Nun ist das Kind, wie es so schön heißt, in den Brunnen gefallen, die Offenbacher
sind vom Wiederaufstieg in etwa so weit entfernt wie der Mond von der Erde, und
gerade Gerster trägt daran eine Mitschuld. Seinen Spruch zu Saisonbeginn, "wir
haben nur einen Schuss, aber der muss sitzen", hätte er sich nicht nur sparen
können, er setzte die Mannschaft damit unnötig unter Druck - und dem kann sie
offenbar nicht standhalten.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
|
Kickers: Laufpass für Stohn und Becker, Gnadenfrist für den Rest
Offenbach Kickers Offenbach nutzt die Gelegenheit und räumt auf: Matthias Becker
und Tom Stohn bekamen gestern Abend in einer kurzfristig einberufenen Mannschaftssitzung
den Laufpass, der Rest des Regionalligateams eine Gnadenfrist. Manager Klaus
Gerster ließ bei seinem fast 20-minütigen Monolog keine Zweifel aufkommen: Wer
nicht spurt, der fliegt; wie Stohn und Becker, denen das Präsidium freistellte,
mit der Reserve zu trainieren. Oder wie Florian Sohler, der vor wenigen Tagen
aus dem Regionalligakader gestrichen wurde. Während Becker kommentarlos den Bieberer
Berg verließ, sagte Stohn: "Das war's wohl. Ich suche mir einen neuen Verein."
Stohn (seit 1998 beim OFC) und Becker (kam 1999, Verträge bis Saisonende) erfüllten
die Erwartungen von Trainer Stepanovic nicht. Zudem fehlte die Lobby beim Publikum,
dass sie zuletzt mit Pfiffen empfing. Sie fehlten auch gestern Abend beim Benefizspiel
gegen eine Ostkreis-Amateurauswahl, das der OFC mit 6:1 (3:1) gewann. Als Testspieler
im OFC-Dress: Predrag Indic (FC Novisad, Verteidiger aus Jugoslawien), Elfon
Elad (Mittelfeld, Kamerun) sowie Yahaya Mallam, 25 Jahre alter Allrounder vom
Kickers-Edelrivalen Waldhof Mannheim, der schon beim FC Schweinfurt im Gespräch
war. Mallam, ein wesentlicher Kostenfaktor auf der Gehaltsliste des Zweitligisten
Waldhof, wurde vor der Saison von Mannheims Trainer Uwe Rapolder aussortiert,
aber vor einer Woche wieder ins Training bestellt. Am Samstag dann erhielt Mallam
einen Anruf von Berater Joachim Leukel: Offenbach hat Interesse.
Mit den Personalentscheidungen reagierten die Kickers auf die anhaltende sportliche
Misere und die unzureichende Leistung der Mannschaft zuletzt. Die bisher letzte
Blamage gab es erst am Samstag mit dem 1:2 gegen Wehen. Es war die vierte OFC-Heimniederlage
in dieser Saison. Deswegen trafen sich Präsidium und Trainer Dragoslav Stepanovic
noch am Sonntagabend zu einer Krisensitzung, dessen Ergebnis der Mannschaft gestern mitgeteilt wurde:
Es gibt einen Maulkorb für alle Spieler der ersten Mannschaft, zu der künftig
auch Daniel Mingrone und Lars Meyer (beide bisher Reserve) gehören.
Alle Prämien werden eingefroren. "Das Team hat vier Wochen Zeit - die Spiele
gegen Jena, Siegen, 1860 und den KSC - um Wiedergutmachung zu leisten" (Gerster).
Vor dem Spiel gegen Karlsruhe am 20. Oktober wird kein Gehalt gezahlt - also
fast zehn Tage später als sonst. Aber zuvor wird abgerechnet und entschieden,
wer sein volles Gehalt erhält und wer bis zu einem Drittel Abstriche hinnehmen
muss. Zwar fehlt dem Verein für diese Maßnahme die rechtliche Grundlage, doch:
"Wer dagegen klagen will, soll klagen. Aber dann machen wir öffentlich, welcher
Spieler geklagt hat." Zitat Gerster.
Stefan Simon und Dubravko Kolinger haben die Wahl: "Entweder sie gehen und
die Ablöse stimmt. Oder sie sind Profi und geben alles für den OFC. Oder sie
spielen und trainieren in der zweiten Mannschaft." Das gelte besonders für Kolinger,
war gestern aus dem Kickers-Präsidium zu hören. Schon einmal, in der Abstiegssaison,
spielte Kolinger mit dem Gedanken, den OFC zu verlassen. Wie unsere Zeitung berichtete,
hat Peter Neururer, Ex-Trainer des OFC und seit einer Woche beim Zweitligisten
LR Ahlen, großes Interesse an Kolinger und Simon. Beide würde er sofort verpflichten,
"wenn die Ablöse stimmt". Offenbach würde beide abgeben - wenn die Ablöse stimmt.
Und Geld scheint bei Ahlen nicht das Problem. Damit es zu einer Einigung kommen
kann, hat Neururer gestern Morgen schon einmal telefonisch bei OFC-Geschäftsführer
Jörg Hambückers nach der Ablöse gefragt. Wirtschaftlich täte der Wechsel den
Kickers gut. Denn am Saisonende gäbe es nichts für beide. Die Verträge laufen aus.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
|
SV Wehen: Diebische Freude nach dem ersten Auswärtssieg
Es war fast mucksmäuschenstill auf dem Bieberer Berg. Aber nur fast. Denn ein
paar Menschen in gelb-schwarzer Kleidung hauten nach dem Spiel zwischen den
Offenbacher Kickers und dem SV Wehen ordentlich auf die mitgebrachte Pauke.
Es waren die wenigen Anhänger der Taunussteiner. Und sie hatten nach dem
2:1-Sieg im Hessenderby auch allen Grund zum Jubeln, genauso wie die Spieler,
die sich abklatschten, umarmten und ganz doll lieb hatten. Kapitän Oliver
Bunzenthal kehrte mit einem breiten Grinsen aus der Fankurve zurück. "Das ist
eine Riesensache", sagte er, denn bisher hagelte es für ihn in Offenbach nur
Niederlagen. Am verdienten Sieg hatte er maßgeblichen Anteil, als er kurz vor
Schluss per Kopf den Siegtreffer erzielte und die ersten Auswärtspunkte für den SV Wehen sicherte.
"Dass wir die dann auch noch in Offenbach holen, ist natürlich doppelt schön",
sagte Manager Bruno Hübner. Auch Trainer Gerd Schwickert war mehr als
zufrieden. "Das war wirklich hervorragend", sagte Schwickert. Und es muss jedem
OFC-Fan schmerzen, wenn er völlig zurecht ergänzte: "Wir waren auch spielerisch
besser." Der Sieg sei eine Bestätigung der guten Leistungen, die sein Team auch
in den vorangegangenen Auswärtsspielen gezeigt habe. "Wir haben uns endlich
auch mal selbst belohnt", so Schwickert. Dass seine Elf den zwischenzeitlichen
Ausgleich durch den Ex-Wehener Nazir Saridogan weggesteckt hatte, freute ihn
ganz besonders. Oliver Bunzenthal lobte indes "das gute Spiel nach vorne und das
Aufbäumen nach dem Ausgleich".
Doch dieser Ausgleich spukte trotz der Freude über die drei Punkte weiter in den
Köpfen der Taunussteiner. Manager Bruno Hübner ärgerte sich unheimlich über das
"saudumme" Gegentor. "Das Verhalten von Antonio da Silva war unmöglich",
schimpft er, schließlich waren die Gäste in Person von da Silva auf dem Weg zum
2:0, ehe der Mittelfeldspieler den Ball vertendelte und die Kickers im Gegenzug
zuschlugen. So oder so, auf alle Fälle müssen die Wehener den Sieg im Heimspiel
gegen Schweinfurt bestätigen, "sonst ist das alles nichts wert", sagte Stürmer
Ermin Melunovic, der gegen die Kickers sein erstes Tor für die Wehener machte.
(Von (cba), FRANKFURTER RUNDSCHAU)
|
Holländer muss nun heim, außer er zahlt
Offenbach (bam). Neue Gesichter bei Kickers Offenbach - aber ob die
Fans sich an sie gewöhnen müssen, bleibt abzuwarten. Der
Fußball-Regionalligist testet munter und sucht so den Weg aus der
Krise. Heute im Benefizspiel gegen eine Ostkreisauswahl (19 Uhr,
Seligenstadt, Stadion an der Zellhäuser Straße) erwartet
OFC-Trainer Dragoslav Stepanovic mindestens zwei Kandidaten - je
einen für den Angriff und das zentrale Mittelfeld. Ein Defensivspieler
hatte sich auch noch angesagt, aber eine Bestätigung steht noch
aus. Auch Stepanovic muss sich überraschen lassen.
Wenn der Trainer könnte wie er wollte, dann müssten fast eine Hand
voll Kickers-Spieler gehen. Aber er kann nicht, wie er will - die
Finanzen. Es kann nur einer kommen, wenn einer aus dem Kader
geht, lautet die immer noch geltende Vorgabe von Manager Klaus
Gerster. Aber was bisher kam, hat Stepanovic auch nicht überzeugt,
"war nicht besser, als die Spieler, die wir haben". Dazu gehört auch
der Niederländer Junas Nezivi (27) vom holländischen Zweitligisten
Haarlem, von dem Stepanovic aber sagt: "Wenn sein Manager die
Hotelkosten zahlt, kann er gerne zwei bis drei Wochen bleiben."
Ob die Kickers innerhalb dieses Zeitraums den Spieler finden, der sie
aus der Krise führen kann, scheint auch für Stepanovic fraglich. Und
laut Gerster ist die Diskussion über neue Spieler derzeit nicht
angebracht. Dennoch zog er sich nach dem 1:2 gegen Wehen mit
Spielerberater Leukel zum intensiven Gespräch zurück.
Neue Spieler im Training sorgen für Druck (den manche Akteure aus
dem Kader zur Leistungssteigerung vielleicht benötigen); aber sie
bringen auch Unruhe, die Stepanovic nicht gebrauchen kann.
Offensivspieler Sascha Licht (Waldhof Mannheim), der morgen 26
Jahre alt wird, scheint derzeit bei Kickers kein Thema;
Waldhof-Trainer Uwe Rapolder baut momentan auf ihn. An Licht,
dessen Vertrag Ende der Saison ausläuft, zeigt auch
OFC-Ligakonkurrent Darmstadt 98 Interesse.
(Von Martin Baztel, OFFENBACH-POST)
|
Gegen SV Wehen nur einen Wunsch - Sieg mit Kickers
Offenbach (bam). Seine Heimat ist die Türkei, seine Heimatstadt
Wiesbaden; er arbeitet in Offenbach und seine Arbeitsstätte ist am
Samstag wieder der Bieberer Berg: Nazir Saridogan (22), in
Deutschland geborener Türke, spielt mit Kickers Offenbach gegen
seinen Ex-Klub SV Wehen (15 Uhr).
Dass er spielen wird, daran bestehen keine Zweifel. Drei Tore bisher,
zudem starke Leistung. An ihm kommt OFC-Trainer Dragoslav
Stepanovic bei der Nominierung seiner Angreifer nicht vorbei. Aber
wer spielt neben Saridogan? Die Frage wollte Stepanovic noch nicht
beantworten. Die Alternativen: Stefan Ertl, der aber wohl auf der
rechten Seite eingesetzt wird, und Marcio. Mit dem Brasilianer
versteht sich Saridogan besonders gut.
Sechs Jahre Wehen, da gibt's keine Frage: "Ich bin besonders heiß
auf dieses Spiel. Aber auch hier gibt es maximal drei Punkte, wie in
jeder anderen Partie auch." Klingt nüchtern, doch der Stürmer lebt
auch von seiner Emotion. "Und die kriege ich in diesem Spiel in den Griff."
Drei Ziele hat Saridogan. Das sehr kurzfristige: Einen Sieg gegen den
Ex-Klub. Mittelfristig: Einen Stammplatz bei den Kickers. Langfristig:
Nach zwei bis drei Jahren in Offenbach den Wechsel zu einem
türkischen Erstligaklub. Lieblingsverein: Galatasaray Istanbul. "Aber
nicht erst, seitdem die große Erfolge haben."
Die Heimat seiner Familie kennt der Stürmer nur aus Urlauben; seinen
Wohnort Wiesbaden umso besser. Hier ist er heimisch, und doch:
Profifußballer in der Türkei - sein Traum.
Saridogan weiß: Er wäre nicht der erste, bei dem ein Traum platzt.
Deswegen dachte er schon in einer Zeit, als es in Wehen weniger
gut lief, an eine gesicherte Zukunft: An der Uni in Mainz ist er für
das Fach Sportwissenschaft eingeschrieben. Aber weil's beim OFC
gut läuft (und viel trainiert wird), ruht das Studium derzeit.
Für das Wehen-Spiel fällt Manfred Binz (Hüftprellung) aus. Der
Einsatz von Patrick Dama (Grippe), Lars Schmidt
(Trainingsrückstand) und Günther Maier (Muskelverletzung) ist fraglich.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
|
Der Dreier steht dicht vor der Tür
Wehen. Mit Hoffnungen auf einen sicheren Mittelplatz in die
Regionalliga-Saison gestartet, sitzt der SV Wehen im Tabellenkeller
fest. Doch von Unruhe oder gar Panik ist bei den Verantwortlichen
des Taunussteiner Vereins nichts zu spüren. Der Sportliche Leiter,
Bruno Hübner, als auch Trainer Gerd Schwickert sind zuversichtlich,
dass in absehbarer Zeit der Sprung in höhere Gefilde gelingt. "Der
nächste Dreier steht ganz dicht vor der Tür", glaubt Schwickert, der
in der Endphase der vorigen Runde Werner Orf abgelöst hatte. Seine
Schützlinge konnten freilich in den bisherigen vier Auswärtsspielen
nicht ein einziges Pünktchen ergattern.
Immerhin hat Schwickert nach anfänglichen Problemen eine stabile
Abwehrformation mit Torhüter Lache, Libero Wilde sowie den
Manndeckern King und Özcan gefunden. Zudem betätigen sich
Kapitän Oliver Bunzenthal und Sascha Amstätter (ehemals
OFC-B-Jugend) im Mittelfeld als Abfangjäger. Unter Druck operieren
die Wehener konsequent mit Befreiungsschlägen.
"Wenn wir im Mittelfeld stehen würden, wäre Selbstvertrauen
vorhanden und wir könnten ganz anders agieren", argumentiert der
Coach, der in den beiden letzten Heimspielen auch zunächst auf
Sicherung des eigenen Tores baute.
Was auch damit zu tun hat, dass die Offensive mit bislang fünf
Toren aus acht Spielen noch keine Bäume ausgerissen hat. Wenn
Alleinunterhalter Sead Mehic einmal nicht trifft, sinken die
Erfolgsaussichten rapide. Der von Mainz 05 ausgeliehene Ermin
Melunovic enttäuschte bislang ebenso wie Artur Maxhuni (früher FC
St. Pauli). Da Michael Guht (Jochbeinbruch) länger pausieren
musste, waren Schwickert im Angriff die Hände gebunden
Schmerzlich vermisst er Nazir Saridogan, den er nur allzu gerne
behalten hätte. Noch keine tragende Rolle in Schwickerts Planungen
spielt der aus Offenbach ausgeliehene Necip Incesu, der in den
beiden letzten Spielen nicht mehr zum Einsatz kam.
(Von Stephan Neumann, OFFENBACH-POST)
|
Personalmisere beim OFC vor dem Derby gegen Wehen
Offenbach. Trainer Dragoslav Stepanovic ist vor dem Hessenderby in der Regionalliga Süd
gegen den SV Wehen alles andere als glücklich. Immer wieder fallen ihm Spieler
verletzungsbedingt aus. Dennoch sorgte der Coach zuletzt für einen Aufwärtstrend. Obwohl
sein Team spielerisch nicht glänzt, holte es in den letzten vier Partien neun Punkte und
arbeitete sich von einem Abstiegsplatz auf Rang elf vor.
Auch vor dem Derby stehen hinter einigen Akteuren Fragezeichen. Ertl hat Knieprobleme,
Kolinger die Grippe, Simon schmerzt die Achillesferse und Marcio ist nach seinem
Muskelfaserriss noch nicht richtig fit. Dolzer hat zudem leichte Probleme mit der
Oberschenkelmuskulatur. Binz (Hüfte) und Roth (Fingerbruch) fallen weiterhin aus. Stepanovic
betont zu Recht Handlungsbedarf, doch Manager Gerster bremst: "Wir holen nur Neue, wenn
wir andere von der Gehaltsliste streichen können".
Das Programm: Pfullendorf - Burghausen (Freitag, 19 Uhr), Erfurt - Karlsruhe (Samstag, 14
Uhr), Regensburg - Darmstadt, Schweinfurt - Aalen (beide Samstag, 14.30 Uhr), Trier -
Elversberg, Offenbach - Wehen, Mannheim - Siegen (alle Samstag, 15 Uhr), Bayern München -
1860 München, Stuttgart - Jena (beide Sonntag, 15 Uhr).
(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)
|
"Ich warne die Spieler nicht" Kickers-Trainer Dragoslav Stepanovic will gegen Wehen eine engagierte Leistung sehen und sortiert im Kader aus
Später, als die offizielle Pressekonferenz beendet war und die wirklich wichtigen
Dinge besprochen werden sollten, hat "Stepi" erst einmal für ein bisschen
Stimmung gesorgt. Der Kollegin vom Radio schmetterte er aus voller Kehle ein
serbisches Heimatlied ins Mikrofon, ehe der Trainer der Offenbacher Kickers dann
einen von der schreibenden Zunft packte, ihn in den Nacken petzte und so lange
schüttelte, bis dem armen Kerl der Kopf puterrot anlief. Ein bisschen Spaß muss
sein, und vermutlich kann diesem Mann, Zampano Dragoslav Stepanovic, die gute
Laune einfach nicht verdorben werden.
Seine Recken haben ihm zuletzt auch wieder ein klein wenig Freude bereitet, der
Sieg in Aalen, eminent wichtig, hat die Wogen am Bieberer Berg geglättet, dem so
übel in die Saison gestarteten OFC Luft zum Atmen gelassen. Vor dem
Hessenderby gegen den SV Wehen am morgigen Samstag (15 Uhr) wünscht sich
der Fußballlehrer daher lediglich, "das wunderbare Ergebnis aus Aalen zu bestätigen".
Mutmaßlich dürfte das nicht so einfach werden, denn zum einen haben sich die
Taunussteiner, wie Stepanovic befindet, "gefangen, ihre kleine Krise überwunden",
zum anderen werden die Wehener wohl nicht auf Teufel-komm-raus angreifen und
probieren, die Festung Bieberer Berg, die schon lange keine mehr ist, im Sturm zu
erobern. Sie werden es wohl eher so versuchen, wie es bisher fast alle Gäste in
Offenbach versucht hatten: ordentlich Beton anrühren, die Kickers planlos
anrennen lassen, irgendwann gnadenlos zuschlagen - und drei Punkte entführen.
So haben es Erfurt, Mannheim und Schweinfurt gemacht, und sie alle verließen
Offenbach als Sieger, nur der SC Pfullendorf versuchte mitzuspielen und wurde zur
Belohnung als Verlierer auf die Heimreise geschickt.
Stepanovic, der wahrscheinlich von einer Verpflichtung des niederländischen
Gastspielers Junas Naziri abraten wird ("Er ist nicht besser als die, die ich habe"),
ist das natürlich nicht verborgen geblieben, und so hat er sich etwas einfallen
lassen, um das erwartete Defensivbollwerk aus Wehen zu knacken, "den
Schlüssel zum Sieg zu finden". Was er da ausgeklügelt hat, wollte der Trainer
freilich nicht verraten, Top Secret sei die Marschroute, wenn die Mannschaft aber
"70 Prozent davon umsetzen kann, sind wir auf einem guten Weg". Schlimmer als
im letzten Heimspiel gegen Schweinfurt, in dem die Offenbacher an
Einfallslosigkeit kaum mehr zu überbieten waren, kann es ohnehin nicht werden,
so viel ist jetzt schon mal gewiss.
Defensiv müsste sein Team, in dem der wieder genesene Stürmer Marcio für Tore
sorgen soll, wie in Aalen wie eine Eins stehen, im Spiel nach vorne aber soll der
Knoten platzen, seine Spieler müssten sich viel mehr Torchancen erspielen. Der
Coach ist in dieser Hinsicht guter Hoffnung, auch wenn einige Akteure ihrer Form
noch immer hinterher hinken, "mehr tun müssen, wenn sie spielen wollen". Das
Kollektiv aber sei auf dem Weg der Besserung, "die Jungs sind selbstsicherer
geworden, haben Lust und Freude am Spiel".
Die waren den Kickern erst kürzlich noch gänzlich abgegangen, weshalb sie
zaghaft und hinter vorgehaltener Hand gegen des Trainers Taktik rebellierten. Die
kleine Revolte hat Stepanovic noch immer im Hinterkopf, er wisse, wer aus der
Mannschaft Interna nach draußen transportiert habe, "aber es juckt mich nicht".
Der 52-Jährige betonte vielmehr, dass er das System bestimme, er trainiere
sechsmal pro Woche mit seinen Mannen, wisse nur zu gut, "wie ich sie aufs Feld
zu schicken habe". Und es brauche sich niemand zu wundern, wenn er einen
Akteur, wie jetzt Florian Sohler, aussortieren und in die zweite Mannschaft stecken
würde. "Ich warne die Spieler nicht", sagt Stepanovic. Alles, was er während des
Trainings erzähle, erkläre oder analysiere sei wichtig, und jeder Einzelne "sollte es
ernst nehmen, es sofort umsetzen, denn wir können nicht ewig auf die Form eines
Spielers warten".
Zu den Getadelten zählt einer ganz gewiss nicht: Nazir Saridogan. Für den Stürmer
ist das Spiel gegen den SV Wehen, wie er freimütig einräumt, "ein ganz
Besonderes, das kann ich nicht verleugnen". Das sollte nun nicht weiter
verwundern, schließlich wechselte der Angreifer erst vor der Saison vom Halberg an
den Bieberer Berg. Gnade kennt die "Hummel", wie er in Wehen von den
Kameraden genannt wurde, aber nicht, "wir werden auf keinen Fall so kopflos wie
gegen Schweinfurt spielen", sagt er, "und wir werden gewinnen".
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
|
Holländer Naziri im Probetraining Würll ohne echte Chance
Auf dem Bieberer Berg läuft die Suche nach Neuzugängen. Denn Trainer
Dragoslav Stepanovic platzte der Kragen: "Der Kader ist zu klein, wir brauchen
Verstärkungen." Momentan stehen 21 Mann im Aufgebot; das Leistungsgefälle
ist enorm, Verletzungen tun ihr Übriges. Dennoch holte der 52-Jährige in den
letzten vier Partien neun Punkte, arbeitete den Klub aus der Abstiegszone
heraus. Nun testet der Coach neue Spieler. Den Anfang macht der Holländer
Junas Naziri (27). Doch der Mann für die linke Seite, zuletzt beim holländischen
Zweitligisten Haarlem, begeistert Stepanovic nur bedingt: "Der Junge ist okay,
hatte aber sechs Monate keine Spielpraxis." Bis zum Freitag kann sich Naziri empfehlen.
Nochmals empfehlen will sich auch Patrick Würll. Bislang das größte
Missverständniss unter den Transfers vor Saisonbeginn. Der 22-Jährige kam mit
der Referenz von 14 Toren für die Bayern-Amateure, wollte die Kickers wieder
in die Zweitklassigkeit schießen. Nach acht Spieltagen stehen für den Stürmer
vier Kurzeinsätze ohne Tor und die Empfehlung des Präsidiums, sich einen
neuen Klub zu suchen. Eine echte Chance erhielt Würll auf dem Bieberer Berg
nie. Dennoch will er sich, trotz eines Angebotes von Schweinfurt 05, bis zur
Winterpause durchbeißen.
Für Florian Sohler ist der Zug dagegen abgefahren. Der 26-Jährige,
abgeschoben ins B-Team, bat um Vertragsauflösung. Manager Klaus Gerster
kommt's gelegen. Denn der bewilligt Zugänge nur dann, wenn Spieler von der
Gehaltsliste verschwinden.
(Von Holger Kliem, KICKER ONLINE)
|
Gastspieler Junas Nazivi hinterlässt keinen Eindruck
Ginge es nach Dragoslav Stepanovic, dem Trainer der Offenbacher Kickers, würde
der Fußball-Regionalligist noch ganze dreimal auf dem derzeit ziemlich
abgegrasten Transfermarkt zuschlagen. Einen Mann fürs Grobe, der die wankende
Verteidigung stärken soll, einen fürs spielerisch so matte Mittelfeld und einen für
den Angriff hätte der OFC-Coach noch ganze gerne - zunächst aber, sagt Manager
Klaus Gerster und macht einen dicken Strich durch die schöne Rechnung,
müssten die Kickers ebenso viele Spieler abgeben. Florian Sohler, ohnehin schon
in die Reservemannschaft verbannt, soll und will den Verein verlassen, auch Patrick
Würll darf gehen, will aber nicht.
Und so scheint es auch mehr als fraglich, ob die Offenbacher den Niederländer
Junas Nazivi, der derzeit ein Probetraining absolviert, unter Vertrag nehmen
werden. Der 27 Jahre alte Linksfuß, der beim niederländischen Zweitligisten
Haarlem spielt und den Verein unbedingt verlassen will, wird noch bis zum
morgigen Freitag mit dem OFC-Team trainieren. Nach den ersten Eindrücken weiß
Stepanovic noch immer nicht so recht, was er von dem Mittelfeldspieler, der schon
seit mehreren Monaten kein Spiel mehr bestritten hat, halten soll. "Er ist schwer
zu beurteilen", sagt der Fußballlehrer, "er ist nicht schlecht, auf der anderen Seite
aber auch nichts Besonderes."
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
|
Noch eine Aufgabe für Gerster?
Frankfurt/Offenbach (bam/sp). Nach Geldstrafe (10 000 Mark) und
Abmahnung für Eintracht-Stürmer Chen Yang legte dessen
Rechtsanwalt Thomas Kruppa nach und warf dem Klub "Verletzung
der Fürsorgepflicht" vor. Kruppa wird Chen Yang wohl nicht alleine
zur Seite stehen. Klaus Gerster (Berater des Frankfurter
Bundesligaprofis Thomas Sobotzik und Manager der Offenbacher
Kickers) bestätigte: "Ich bin gefragt worden, ob ich diese Aufgabe
übernehmen will." Er will wohl, was Klaus Schlappner weniger freut.
Der Ex-Nationaltrainer Chinas holte Chen Yang vor zwei Jahren nach
Frankfurt und will nicht widerstandslos das Feld räumen. Zumal es
zwischen OFC-Manager Gerster und Schlappner als Berater von
Chinas Fußball-Idol Li Bing in der Vergangenheit zum (Geld-)Streit
gekommen war. Der Stürmer, mit viel Vorschusslorbeeren vom OFC
verpflichtet, ging im März nach zwei Monaten gefrustet.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
|
Ahlens neuer Trainer Neururer sucht Spieler: Typen wie Simon interessant
Offenbach/Ahlen. Fast sieben Wochen war er ohne Job, saß meist als
Beobachter auf Tribünen. Jetzt hat Peter Neururer (45) wieder ein
Traineramt. Der Ex-Coach von Kickers Offenbach trainiert seit
gestern Fußball-Zweitligist LR Ahlen. Der Vertrag soll vorerst bis
Saisonende befristet sein mit Option, im Erfolgsfall (Klassenerhalt) zu
verlängern. Erster Gegner mit Ahlen sind die Stuttgarter Kickers.
Dort trainiert Hans-Jürgen Boysen, Neururers Vorgänger beim OFC.
Mit Tränen in den Augen und einer dicken Abfindung in der Tasche
verließ Neururer am 7. August - zweieinhalb Tage nach dem 0:1
gegen Rot-Weiß Erfurt - den Bieberer Berg, machte Platz für
Dragoslav Stepanovic. Und Co-Trainer Werner Kasper ging gleich
mit. Auch er hat wieder eine Aufgabe - neben Neururer auf der Bank
von LR Ahlen, der vor zehn Tagen Jupp Tenhagen beurlaubt hatte.
Die Situation im westfälischen Ahlen kennt Neururer:
Zweitliga-Letzter, ein Punkt. Einziges Ziel: Klassenerhalt. In
Offenbach war's ähnlich, nur: "Der LR-Kader hat nicht die Qualität
wie der OFC zu unserer gemeinsamen Zeit in der Zweiten Liga."
Deswegen will er aufrüsten, sucht Defensivspieler. Schlechte Karten
für Stürmer Holger Gaißmayer, den Neururer - nach gemeinsamer
Station beim 1. FC Köln - auch nach Offenbach holte, der sich aber
beim OFC nie durchsetzte. Abwehr-Akteure sind gefragt: "Spieler
von der Qualität eines Dubravko Kolinger oder Stefan Simon", so
Neururer, der aber "nicht in fremden Gärten wildern will". Doch Ahlen
hat Geld, will vier bis fünf Spieler holen. Dirk Schuster (derzeit
Österreich) ist ein Thema, und eine Anleihe beim OFC nicht ganz vom Tisch.
Was hält OFC-Manager Klaus Gerster davon? "Wenn das Telefon bei
mir klingelt, dann höre ich es mir an." Klingt nach Bereitschaft, doch
Gerster schränkt gleich wieder ein: "Zuhören ist ein Grundsatz von mir."
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
|
Stepanovic zeigt OFC-Spielern die gelbe Karte
Gestern bekam er es offiziell: Florian Sohler (26) soll sich bei Ramon
Berndroth melden und künftig unter dem Coach der zweiten
Mannschaft der Offenbacher Kickers trainieren. Der Ex-Mainzer hat
im Regionalliga-Team des OFC keine Zukunft. Das bestätigte gestern
nochmals OFC-Manager Klaus Gerster: "Sohler hat uns gesagt, dass
er sich damit natürlich nicht begnügen wird und einen neuen Verein
sucht." Doch wer will Sohler jetzt, nachdem er unter vier Trainern
(Wolfgang Frank in Mainz, Hans-Jürgen Boysen, Peter Neururer und
Dragoslav Stepanovic in Offenbach) nicht den Durchbruch schaffte?
Der gelernte Industriekaufmann kostete bei seinem Wechsel von
Mainz zum Bieberer Berg 110 000 Mark Ablöse, nun würden ihn die
Kickers wohl zum Nulltarif ziehen lassen. Schon aus Eigennutz, denn
die Worte Gersters gelten noch: Nur wenn einer geht, kann einer kommen.
Eine mögliche Verstärkungen könnte Junas Nazivi (27) sein. Der
Linksfüßler kommt vom niederländischen Zweitligisten Haarlem.
Kommentar von Kickers-Trainer Dragoslav Stepanovic: Er darf
bleiben - vorerst bis Freitag. Sollte Nazivi einen Vertrag bekommen,
dann nur einen befristeten. Stepi will kein Risiko eingehen.
Der Coach zeigte den Spielern gestern in der Mannschaftssitzung die
gelbe Karte und erinnerte sie an seine Vorstellungen von profihaftem
Verhalten. Ein Auszug aus dem (neuen) Verhaltenskodex: An
Abenden vor Spielen sollte nicht gesumpft werden. Eigentlich eine
Selbstverständlichkeit, und dennoch sah Stepanovic Anlass, dies
anzusprechen. Manager Gerster kommentierte kurz: "Wir zahlen
Gehälter fast wie in der Zweiten Liga, da darf man bei den Spielern
auch profiähnliches Verhalten erwarten." Bisher gab's nur
Geldstrafen. Die Kasse ist nicht voll, aber gut gefüllt.
Gestern Abend traf sich der Manager mit Fanvertretern. Thema:
Mehr Austausch zwischen Fans und Vorstand.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
|
Sohler und Würll sollen den Verein verlassen
Kickers Offenbach steht unmittelbar vor der Trennung von Florian Sohler und
Patrick Würll. Wie Trainer Dragoslav Stepanovic mitteilte, spielen die beiden
Akteure in seinen Planungen keine Rolle mehr. "Es wäre besser, wenn sie gehen
würden", sagte Stepanovic, "sie haben nur sehr geringe Chancen, noch mal zu spielen."
Seit sechs Wochen beobachte er die beiden Spieler nun schon und könne
"keinerlei Fortschritte feststellen, das hat keinen Sinn mehr". Er habe als
verantwortlicher Trainer keine Zeit, "denen immer wieder eine Chance zu geben, die
beiden sind einfach nicht so weit, und ich brauche gestandene Spieler, die für alles
gewappnet sind".
Mittelfeldspieler Sohler ist bereits in die zweite Mannschaft, die in der Landesliga
spielt, verbannt worden, weshalb er Manager Klaus Gerster prompt um seine
Freigabe gebeten hat. Ob die Kickers an dem egozentrischen Fußballer noch die
eine oder andere Mark verdienen werden, macht Gerster "von dem Verein
abhängig, zu dem Florian wechseln will".
Stürmer Patrick Würll, der erst vor der Saison von den Amateuren des FC Bayern
München an den Bieberer Berg gewechselt war und in der abgelaufenen Runde
immerhin 14 Mal ins Schwarze getroffen hatte, wird indes von seinem Heimatverein
FC Schweinfurt umworben. Gerster bestätigte das Interesse der Franken und
könnte sich ein Geschäft auf Leihbasis vorstellen. Eines stellte der Manager
unmissverständlich klar: "Es wird erst dann Neuzugänge geben, wenn wir auch
welche von der Gehaltsliste streichen können."
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
|
Ein später Pfiff erregt die Gemüter
Offenbach (bam). Gestern Vormittag bekam Kickers Offenbach ein
Fax vom Süddeutschen Fußball-Verband (SFV). Darin forderte der
Verband den OFC zu einer Stellungnahme auf. Anlass: Die
Meinungsverschiedenheit zwischen Kickers-Manager Klaus Gerster
und Thorsten Schiffner (Konstanz), dem Schiedsrichter der Partie
Aalen gegen den OFC (0:1). Gerster warf dem Unparteiischen am
Samstag noch auf dem Spielfeld vor, den Überblick verloren und den
OFC durch die ausgedehnte Nachspielzeit benachteiligt zu haben. "Er
hatte nach 90 Minuten drei Minuten Nachspielzeit angezeigt, aber
tatsächlich pfiff er erst nach 5:56 ab", so Gerster, der bestätigte,
Schiffner noch auf dem Spielfeld aufgefordert zu haben, einen
Sonderbericht anzufertigen. Das hat er am Wochenende auch getan,
daher die Aufforderung des SFV zur Stellungnahme, die
SFV-Geschäftsführer Hans Scheuerer bestätigte. Gerster hofft auf
eine Verhandlung vor dem Sportgericht, "damit sich Schiffner
öffentlich rechtfertigen muss, warum er solange nachspielen ließ".
Ob es soweit kommt, wird sich in den nächsten Tagen entscheiden.
In das Urteil des Sportgerichtes (Geldstrafe ist wahrscheinlich) wird
einfließen, ob sich Gerster am Spielfeldrand bisher hat etwas zu
Schulden kommen lassen. Da ist der Manager zuversichtlich: "In 17
Jahren als Co-Trainer, Trainer und Manager war da nichts."
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
|
Von den Fans angefeindet, vom Trainer auf die Ersatzbank verbannt Matthias Becker hat beim OFC einen weiteren Tiefpunkt in seiner Fußball-Karriere erreicht und versteht die Welt nicht mehr
Bernd Hölzenbein sah in ihm einst den jungen Kalle Rummenigge, Peter Neururer
pries ihn unlängst als "unglaublichen, perfekten Spieler" an, der alle Fähigkeiten
habe, "die ein Weltklassespieler braucht", und Dragoslav Stepanovic, der vor gut
sechs Wochen das Zepter bei den Offenbacher Kickers übernahm, verfrachtete ihn
ohne Umwege auf die Ersatzbank, manchmal auch auf die Tribüne - setzen und
Klappe halten; die Rede ist, man kann es sich denken, von Matthias Becker.
Der 26 Jahre alte Techniker ist mal wieder am Tiefpunkt angelangt, und er weiß
noch nicht mal, warum. In Offenbach, wo Malocher, die hemdsärmlig ehrliche
Arbeit verrichten, allemal lieber gesehen sind als Schnicker und Schönspieler, wird
er von der Anhängerschaft nahezu angefeindet. Als wandelndes Phlegma ist er
schon bezeichnet worden, als "Chancentod", als arroganter, überheblicher Fatzke,
der sich selbst als verkanntes Genie sieht und, wenn er nur wollte, ja ohnehin
jeden Gegner auf einem Bierdeckel austanzen könnte. Manager Klaus Gerster
legte Becker daher kürzlich einen Vereinswechsel nahe, er komme mit seiner Art,
Fußball zu spielen, am Bieberer Berg eben nicht an.
Becker, der freimütig einräumt, in der Vergangenheit unglücklich gespielt zu haben,
steht alledem fassungslos gegenüber, versteht die Welt nicht mehr. "Das tut mir
sehr weh", sagt er, "ich bin tief traurig." Der frühere Eintracht-Spieler, fußballerisch
in der Tat fast perfekt und trotzdem Zeit seines Lebens auf den großen Durchbruch
wartend, fragt sich so manches Mal, "was ich den Leuten hier getan habe. Die
warten ja nur darauf, dass ich einen Fehler mache, damit sie mich wieder
beschimpfen können". Becker, ein bodenständiger Kerl, ist mit seinem Latein so
ziemlich am Ende, will sich aber beim OFC durchbeißen. Auch er kämpfe und
krempele die Ärmel hoch, doch das genüge offenbar nicht. "Was soll ich denn
noch machen?" fragt er. "Die Gegner nur noch abgrätschen oder ihnen die Nase
blutig schlagen ?" Er, Becker, habe sich schon "Beschimpfungen anhören
müssen... - da fällt einem nichts mehr ein".
Dabei, und nun wird es brisant, könnte der Angreifer, der auch mal einen
überraschenden Pass in die Tiefe spielen kann, den Kickers durchaus weiter
helfen, schließlich ist das spielerische Niveau, auf dem sie sich derzeit bewegen,
auf Höhe der Grasnarbe zu suchen, manch einer spottet gar noch darunter. Vom
Fußballerischen her, so Becker, sei es in der Tat dünn, "das Einzige, was wir
machen, ist kämpfen; wir kämpfen sogar noch, wenn wir den Ball haben". Doch
Becker nimmt trotz der spielerischen Armut des OFC in den Überlegungen von
Stepanovic keine große Rolle ein, am heutigen Samstag in Aalen wird der Trainer,
so sich kein Spieler verletzt, Stefan Ertl in den Sturm beordern, auch im Mittelfeld
sei kein Platz, und so bleibt für Becker nur ein bereits reserviertes Plätzchen auf der Ersatzbank.
Becker, so Stepanovic, habe sehr wohl an sich gearbeitet, versucht, seine
Ratschläge ("Spiel einfacher, Junge !") zu beherzigen, und beim peinlichen 0:2
gegen Schweinfurt war es eben der eingewechselte Becker, der die einzigen
beiden Kickers-Chancen wunderschön vorbereitete. "Das war eine Augenweide",
sagt der Coach, "wenn Matze einfach spielt, ist er für uns ein Gewinn, wenn nicht,
ist er eine Last."
Nun könnte man natürlich auch vermuten, Stepanovic, durchaus populistisch
veranlagt, berücksichtige den Spieler aus lauter Opportunismus heraus nicht mehr,
da er bei den Fans keine Lobby hat. "Das wäre charakterschwach", befindet der
Angreifer, "der Verein würde sich in eine gefährliche Lage bringen, wenn er sich
derart von den Zuschauern beeinflussen ließe." Doch dem sei nicht so, erklärt
Stepanovic, "nur die Leistung zählt", sagt er, "ich appelliere an die Zuschauer, ihm
eine faire Chance zu geben". Ob er selbst ihm eine einräumt, steht jedoch auf
einem anderen Blatt.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
|
VfR Aalen träumt von der 2. Liga
Aalen (joko). Trendwende in Aalen. Die Fußballer haben den Ringern
(immerhin vier Mal in Folge Deutscher Meister) den Rang abgelaufen.
In der 67 000 Einwohner zählenden schwäbischen Stadt träumen sie
vom Aufstieg in die 2. Bundesliga. Eine ganze Region ist im VfR-Fieber.
Fast 4000 Karten waren im Vorverkauf für das Gastspiel der
Offenbacher Kickers bereits verkauft. Mindestens 6000 Besucher
werden heute beim einzigen noch ungeschlagenen Regionalligisten erwartet.
Dabei standen die Aalener erst 1997 vor dem finanziellen Aus. Erst
eine vom Oberbürgermeister initiierte Rettungsaktion sicherte das
Überleben des Traditionsvereins. Wenn schon Neuanfang, dann
richtig. Nach diesem Motto wurde der Verein umgekrempelt. Das
11000 Zuschauer fassende Waldstadion wird seit 1999 ausgebaut.
Neue Tribüne, Flutlichtanlage, Anzeigetafel, neue Stehränge
dokumentieren die Aufbruchstimmung.
Ex-Bundesliga-Trainer Willi Entenmann (VfB Stuttgart, 1. FC
Nürnberg) ist nach der glücklichen Qualifikation für die Regionalliga
mit dem Auftrag angetreten, den VfR bis spätestens 2002 in die 2.
Bundesliga zu führen. Mit Hillebrand (Ditzingen), Neumann, Thiel
(beide FC Augsburg) und Libero Theres (Burghausen) hat der
Tabellen-10. der vergangenen Saison leistungsstarke Spieler für die
Defensive verpflichtet. Offenbar mit Erfolg, denn nur Spitzenreiter
Elversberg (4) hat weniger Gegentore als Aalen (5) kassiert.
Im Mittelfeld verfügen Butrej (Lustensau), Kanyuk (SC Freiburg) und
Honold (SSV Ulm) über Profi-Erfahrung. Auch im Sturm sind die
Schwaben mit dem Kroaten Rogosic und dem Senegalesen Coulibaly
(beide spielten schon für den SSV Ulm in der 2-. Liga) stark besetzt.
Anfahrt nach Aalen: Autobahn A3 bis Kreuz Biebelried, A7 Richtung
Ulm bis Ausfahrt Aalen/Westhausen, B29 dann B19 bis Aalen.
Bahnhofstraße (immer noch B19), rechts auf den Nördlichen
Stadtgraben, dann rechts auf die Rombacher Straße bis zum Stadion.
(Von Jochen Koch, OFFENBACH-POST)
|
Es wird Zeit, dass wir die Aalener Serie knacken
Offenbach (joko). Nach sieben Spieltagen haben sich 36 der 37
deutschen Regionalliga-Vereinen mindestens eine Niederlage
eingehandelt. Nur ein Klub in Schwaben verteidigt standhaft seine
weiße Weste: VfR Aalen, am heutigen Samstag (15.00 Uhr)
Gastgeber der Offenbacher Kickers. "Wir fahren selbstbewusst nach
Aalen", versprüht OFC-Trainer Dragoslav Stepanovic Optimismus und
erhofft sich nach dem 1:0 bei den Stuttgartern VfB-Amateuren den
zweiten Auswärtssieg in Baden-Württemberg. "Es wird Zeit, dass die
Aalener Serie geknackt wird und wir unsere eigene Serie starten."
Für Zuversicht sorgen auch die Meldungen aus dem Krankenlager.
Die angeschlagenen Thier und Simon können spielen. Zudem ist die
Grippewelle im Lager von Kickers Offenbach abgeebbt. Beim
Abschlusstraining meldeten sich fast alle Patienten wieder gesund.
Einzige Ausnahme: Kapitän Lars Schmidt fällt drei Tage nach seinem
35. Geburtstag für das heutige Spiel in Aalen aus. "Er hat es
versucht, aber die vier Tage Trainingsrückstand waren zu viel",
erklärte Stepi. Für Schmidt dürfte Stefan Simon nach überstandener
Leistenverletzung in die Mannschaft zurückkehren.
Allerdings steckt einigen Spielern die Trainingspause durch die Grippe
noch in den Knochen. Stefan Ertl soll deshalb von der laufintensiven
rechten Mittelfeldseite neben Saridogan in den Sturm geschoben
werden. Die Position, die der 31-Jährige am liebsten spielt, die er
aber in Offenbach bisher nur selten einnehmen durfte. Mit Ertl
hätten die Abwehr- und Mittelfeldspieler auch den kopfballstarken
Abnehmer für lange Bälle. Für Ertl wird Maier nach langer
Verletzungspause erstmals seit dem Abstieg in die Anfangsformation zurückkehren.
Für Aalen hat Stepi zwar sein Personalpuzzle zusammengebastelt,
doch für den Rest der Saison sucht der Trainer noch ein
entscheidendes Teil. "Unserer Mannschaft fehlt ein echter Chef",
glaubt Stepanovic und gibt gleich das Anforderungsprofil bekannt.
"Einer, der die Mannschaft richtig mitreißt, der sie dann, wenn es
nicht läuft, entweder aufmuntert oder aufweckt."
Der Kapitän Lars Schmidt ist für Stepi zwar "ein ganz feiner Kerl",
aber da der 35-Jährige "um seine Form kämpft, ist es für ihn derzeit
schwer, auf andere einzuwirken", glaubt Stepi und trauert einem
Spieler nach, der die Kickers vor Saisonbeginn verlassen hat. "So
einen wie den Oliver Roth könnten wir jetzt gut gebrauchen." Doch
der 32-Jährige hat nach seinem Abschied aus Offenbach alle
Annäherungsversuche von Vereinen, von Regionalliga bis Landesliga,
zunächst zurückgewiesen. Der Job lässt keine Zeit für Fußball. Noch.
(Von Jochen Koch, OFFENBACH-POST)
|
OFC-Revolte nach Aussprache für beendet erklärt Kapitän Schmidt trägt Trainer Stepanovic die Spieler-Nöte vor und nimmt fürs Aalen-Spiel das Team in die Pflicht
In Offenbach hat es in den zurückliegenden Tagen mal wieder lichterloh gebrannt.
Erst loderte es nur, doch dann kam es zum Flächenbrand, und die, die die Lunten
gelegt haben, waren auch noch bezahlte Angestellte der Kickers, die Herren
Fußballspieler höchstselbst. Hinter vorgehaltener Hand hatten die zuletzt so
schlechten Kicker die Taktik ihres direkten Vorgesetzten kritisiert, der Umgangston
sei rüde und die Stimmung auf dem Nullpunkt. Es sei, war gar zu hören, eine
Rebellion gegen Trainer Dragoslav Stepanovic in Gange.
"Das ist totaler Quatsch", sagt nun Mannschaftskapitän Lars Schmidt,
"ausgemachter Blödsinn". In Wirklichkeit ist es aber so, dass es in den
vergangenen Wochen sehr wohl zu einigen Missverständnissen zwischen
Mannschaft und Trainer gekommen ist, die Beziehung hat nach fünf Wochen
eiserner "Stepi"-Regentschaft einige Risse bekommen, keine Frage.
Am Mittwoch hat sich also Spielführer Schmidt aufgemacht, um mit Stepanovic ein
Vier-Augen-Gespräch zu führen, indem er dem Trainer "die Eindrücke der
Mannschaft" geschildert habe, "denn die meisten Spieler trauen sich nicht, einfach
zu ihm zu gehen". So teilte Schmidt seinem Coach mit, dass einige Fußballer mit
der Mentalität des impulsiven Zampanos so ihre Probleme hätten, der Umgangston
des Serben doch arg schroff sei. "Viele Spieler sind hier lange Zeit gar nicht
kritisiert worden und kommen jetzt mit der sehr direkten Art vom Stepi nicht
zurecht. Das verdauen sie nicht so leicht", sagt der Routinier, der gleichzeitig eine
höhere Kritikfähigkeit seiner Mitspieler einfordert.
Unterdessen verteidigt Stepanovic die arg gescholtene "Hoch-und-weit"-Taktik, und
relativierte sie auch ein Stück weit. Er habe lediglich angeordnet, den Ball schnell
in die Spitze zu spielen, seine Akteure aber nicht zu hohen und weiten Bällen in
des Gegners Strafraum aufgefordert. "Das ist bei uns anders rübergekommen",
sagt Schmidt und ergänzt: "Wir haben so aber auch zwei Spiele gewonnen, da hat
sich auch keiner von uns beschwert." Der Trainer, so scheint es, kann diese
Diskussion nicht mehr hören. "Vielleicht ist die Regionalliga zu hoch für die, die
das System nicht begreifen." In einem Punkt sind sie sich beim OFC zumindest
einig: "Es ist genug geredet worden", findet Schmidt, es werde keine Sitzungen
oder Unterredungen mehr geben, jetzt müssten Taten folgen. "Es darf sich keiner
ins Schneckenhäuschen zurückziehen oder beleidigt sein", äußert der Kapitän,
"jeder von uns muss eine Schippe drauflegen."
Dazu hat der OFC schon am morgigen Samstag Gelegenheit, denn dann steht der
schwere Gang zum bislang einzigen ungeschlagenen Team der Regionalliga, dem
VfR Aalen, an. Wiedergutmachung für die beschämende 0:2-Pleite gegen
Schweinfurt haben sich die Kickers auf die Fahne geschrieben, "wir wollen denen
die erste Niederlage beibringen", tönt Stepanovic, der die Schwaben beim 0:0
gegen die VfB-Amateure beobachtet hat. Der Trainer ist guter Hoffnung dieses Mal
ein Team aufzubieten, das auch das spielerische Element nicht zu kurz kommen
lässt, im Training will er "gute Zeichen" gesehen haben, "das hat mir sehr gut gefallen".
Wo die Kickers aber nach sieben Spieltagen wirklich stehen, wissen sie selbst
nicht, zaghaft schielen sie noch immer dahin, wo sie vorher jeder erwartet hatte.
"Wenn wir eine Serie starten, drei, vier, fünf Spiele hintereinander gewinnen
würden, dann wäre noch was möglich", sagt Stepanovic, "vor allem würde es Kraft,
Freude und einen Schub geben." All das, was den Offenbachern so gut tun würde.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
|
OFC muss in Aalen Entscheidung suchen
Offenbach (joko). Die Offenbacher Kickers stehen am Samstag beim
VfR Aalen am Scheideweg. Führt der Weg nach oben, oder sitzt der
Zweitliga-Absteiger endgültig unten fest? "Ich glaube, dass die
Mannschaft in Aalen die Entscheidung suchen muss", setzt Trainer
Dragoslav Stepanovic die Spieler unter Druck. "Wenn wir eine Serie
machen würden, wäre nach oben noch etwas möglich."
Aber das soll nicht heißen, dass die Kickeres bei der einzigen noch
ungeschlagegen Regionalliga-Mannschaft stürmen werden. Stepi will
das Spiel kontrollieren und nicht "so planlos nach vorne spielen wie
in den letzten 20 Minuten gegen Schweinfurt. Ich verspreche, dass
wir nicht bedignungslos nach vorne stürmen und hinten dann sechs
Stück fangen." Denn nach sieben Spieltagen kann man, glaubt Stepi,
"mehr verlieren als gewinnen".
Am Mittwoch unterhielt sich der Trainer "stundenlang" mit Kapitän
Lars Schmidt, der die Unzufriedenheit der Spieler, nicht nur mit der
neuen Taktik, zur Sprache brachte. Stepis Fazit: "Die Mannschaft ist
sehr sensibel." Soll heißen: Nach der weichen Welle unter Neururer
müssen sich die Spieler an härteres Training, schärfere Töne und
heftigere Kritik gewöhnen. An der Taktik will Stepi nicht viel
verändern. Noch immer, so der Fußball-Lehrer, sei die Mannschaft
"noch nicht so weit, um das Spiel richtig aufzubauen".
Auch konditionell sieht Stepi noch Probleme. "So wie ich mir das
wünsche ist es noch nicht." Deshalb wird der Trainer auch in Aalen
seine Mannschaft anweisen, "den schnellsten Weg nach vorne zu
finden. Wenn die Mannschaft genügend Sicherheit hat, bin ich der
letzte, der verlangt, dass hohe Bälle nach vorne gespielt werden."
Solange aber will Stepi vermeiden, dass die Kickers durch
Ballverluste ausgekontert werden. "Es darf kein Querspiel geben, das
wäre tödlich."
Wann die Kickers-Spieler die nötige Frische und Sicherheit besitzen,
kann Stepi derzeit nicht vorhersagen. "Den Tag kann ich nicht
bestimmen, aber heute im Training hat mir das schon sehr gut
gefallen." Aber nur fünf Minuten später relativierte Stepi gestern die
Fortschritte. "Viele Spieler laufen ihrer Form hinterher."
Mit welcher Mannschaft die Kickers am Samstag beginnen werden,
war gestern völlig unklar. Angesichts einer Grippewelle (Schmidt,
Köpper, Dama, Ertl und Stohn) ließ Stepi das Nachmittagstraining
ausfallen. Für den Trainer ein weiteres Indiz dafür, dass "der Kader
zu klein ist". Deshalb will der Trainer Verstärkungen ("Priorität haben
alle drei Mannschaftsteile"). Sobald Klaus Gerster aus dem Urlaub
zurück ist, will sich Stepi mit dem Manager über Neuzugänge unterhalten.
(Von Jochenh Kochh, OFFENBACH-POST)
|
Unterkühlte Stimmung vor dem Spiel beim VfR Aalen Spannungen mit Stepanovic
Die Stimmung auf dem Bieberer Berg ist unterkühlt. Vor dem Spiel beim
Tabellenfünften VfR Aalen geben sich Spieler, Trainer und Präsidium betont
wortkarg. Zu Wochenbeginn hatte es noch deutliche Spannungen zwischen dem
Team und Coach Dragoslav Stepanovic gegeben. Die selbst erschreckend
schwachen Akteure warfen Stepanovic, der überwiegend mit langen Bällen auf
die Spitzen spielen lässt, "eine falsche Taktik" vor. Manager Klaus Gerster
verbat dem spielenden Personal schließlich das Wort.
Eine geplante Mannschaftssitzung wurde prompt abgesagt. Stattdessen traf sich
Kapitän Lars Schmidt mit Stepanovic am gestrigen Mittwoch unter vier Augen,
um die unterschiedlichen Meinungen zu diskutieren. "Ich habe versucht, die
Sicht der Mannschaft weiterzugeben. Doch letztlich ist der Trainer
verantwortlich. Er gibt die Taktik vor. Wir spielen entsprechend", so Schmidt.
Zunächst herrscht Frieden. Doch der muss seine Belastungsfähigkeit schon in
Aalen unter Beweis stellen.
(Von Holger Kliem, KICKER ONLINE)
|
Kranke und Verletzte
Offenbach (theo). Kickers-Trainer Dragoslav Stepanovic musste beim
gestrigen Training auf Lars Schmidt und Stefan Ertl (beide Grippe)
verzichten. Außerdem zog sich Torwart Cesar Thier eine
Schulterverletzung zu. Bis zum Samstag in Aalen wollen sie aber
wieder fit sein.
Die Verletzung von Marcio stellte sich als Muskelfaserriss im
Adduktorenbereich heraus. Weiter krank gemeldet ist Manni Binz.
Stepi zur Personaldiskussion: "Ich habe den Kader nicht
zusammengestellt. Wir benötigen noch vier bis sechs Wochen Zeit.
So ein Ding wie gegen Schweinfurt überrascht mich nicht."
(Von (theo), OFFENBACH-POST)
|
Einstellung ist wichtiger als die Taktik
Offenbach (joko). Kehrt bei Kickers Offenbach wieder Ruhe ein? Nach
den Meinungsverschiedenheiten zwischen Mannschaft und Dragoslav
Stepanovic hat der Trainer gestern vor dem Training in einer kurzen
Ansprache vor dem versammelten Kader nochmals betont, dass es
"nicht Sache der Spieler ist, sich in die Taktik einzumischen." Für
den Fußball-Lehrer ist die Kritik an seiner Taktik "dummes Zeug".
Rückendeckung erhält Stepi vom Manager, der den 52-Jährigen als
Neururer-Nachfolger verpflichtet hat. Klaus Gerster hat den Spielern
unmissverständlich klar gemacht, was bei öffentlicher Kritik droht:
"Dann kann der Spieler seinen Vertrag abholen." Sicher auch ein
Grund, dass die für gestern geplante Sitzung der Mannschaft
zunächst verschoben wurde.
Gerster war zwar mit der Vorstellung bei der 0:2-Niederlage gegen
Schweinfurt alles andere als zufrieden, führt dies aber nicht in erster
Linie auf die Taktik zurück. "Die Einstellung ist wichtiger als die
Taktik. Ob man Forechecking spielt oder den Gegner kommen lässt,
ob man es mit langen Bällen versucht, oder von hinten heraus spielt:
wichtig ist, dass alle elf Spieler das Gleiche tun."
Die nächste Gelegenheit dazu hat die Mannschaft am Samstag beim
Tabellenvierten VfR Aalen. Wieder ein richtungsweisendes Spiel für
den OFC. Mit einem Erfolg beim einzigen noch ungeschlagenen
Süd-Regionalligisten könnten die Kickers sämtliche
Taktik-Diskussionen zunächst beruhigen. Bei einer Niederlage
dagegen müsstesich der Tabellen-14. zunächst auf den
Abstiegskampf einstellen.
Die sportlichen Nöte haben ein personelles Problem in den
Hintergrund geschoben. Seit dem Tod von Dr. Lothar Winkler im
November 1999 ist das Präsidentenamt der Kickers verwaist. Noch in
diesem Jahr findet eine Hauptversammlung mit Neuwahlen statt.
Offen ist derzeit noch, ob die Vizepräsidenten Professor Dr. Ulf Tunn
und Wilfried Kohls sowie Schatzmeister Horst Zang noch einmal, und
wenn ja für welchen Posten kandidieren. "Noch hat niemand gesagt,
dass er nicht mehr weitermachen will", sagt Präsidiumssprecher
Tunn. "Wir haben auf der letzten Präsidiumssitzung vereinbart, dass
wir uns bis spätestens Oktober endgültig festlegen." Wobei Tunn
eine Kandidatur als Präsident "nicht ausschließen" will.
(Von Jochen Koch, OFFENBACH-POST)
|
Kickers-Spieler monieren Stepanovics Taktik Während der Trainer über der Kritik steht, droht Manager Gerster bei Ablenkungsmanövern mit Konsequenzen
Der Kater ist nicht mehr ganz so schlimm, das Schädelbrummen hat ein wenig
nachgelassen, doch die Folgen der mehr als peinlichen 0:2-Schlappe gegen den
FC Schweinfurt stecken den Offenbacher Kickers noch immer tief in den Knochen.
Der Einzige, der weiterhin gute Miene zum verdammt miesen Spiel macht, ist
Trainer Dragoslav Stepanovic. Am Montag ist der 52-Jährige von einem Neugierigen
gefragt worden, ob er den Schock vom Samstag verdaut habe, und da hat "Stepi"
mit bebender Stimme geantwortet: "Ich bin nicht geschockt !" Ach, dann hat er
also mit dieser bösen Blamage gerechnet ? Mit desaströsen Kickers, die sich an
diesem schönen Tag vermutlich an einem Bezirksligisten die Zähne ausgebissen
hätten ? Na ja, das nicht, aber mit sechs Punkten aus den vergangenen drei
Spielen sei er zufrieden, mit dem Ergebnis und der Spielweise gegen Schweinfurt
natürlich nicht.
Genauso wenig wie die Akteure der vormals als Aufstiegsaspirant Nummer eins
geltenden Offenbacher. Einige der Versager haben nun hinter vorgehaltener Hand
einen Schuldigen für die spielerische Armut der Kickers auserkoren: Trainer
Dragoslav Stepanovic. Die Mannschaft, heißt es aus Kreisen der Spieler, sei
angehalten, gar nicht erst den Versuch zu unternehmen, Fußball zu spielen,
sondern die Bälle möglichst hoch und weit in des Gegners Hälfte zu dreschen. Das
haben die OFC-Recken gegen Schweinfurt auch getan - gegen die eigene
Überzeugung und mit bekanntem, niederschmetterndem Ergebnis.
Der Fußballlehrer nimmt derlei Vorwürfe locker hin, und dann wischt er sie vom
Tisch. "Es ist immer gut, wenn man hört, was des Volkes Stimme sagt", befindet
Stepanovic, der die latent angebrachte Kritik an seiner Person aber als "dummes
Zeug" abtut. "Gegen Pfullendorf und Stuttgart haben wir auch so gespielt und
gewonnen - da hat sich aber keiner beschwert." Zum anderen stehe er, Stepanovic,
voll und ganz zu seiner Maßnahme, den Erfolg mit eher rustikalen, biederen Mitteln
erzwingen zu wollen. "Die Spieler sind noch nicht fit genug", sagt er, "ich will den
Zuschauern nicht zumuten, dass die Jungs versuchen, Fußball zu spielen und
dann ein Fehlpass auf den anderen folgt." Die "Hoch-und-Weit"-Taktik jedoch hat
die Massen auf dem Bieberer Berg auch nicht zu Begeisterungsstürmen animiert.
Manager Klaus Gerster ist über den Vorstoß der kickenden Angestellten nahezu
erbost. Er schmettert die Anschuldigungen als "ausgemachten Unsinn" ab, "ich
habe da überhaupt kein Verständnis für". Der Verein werde mit aller erdenklicher
Härte gegen die Akteure vorgehen, so der OFC erführe, wer dahinter stecke. "Da
gibt es keinen Millimeter Spielraum", erklärt der Technische Direktor, "kein Spieler
hat das Recht, sich diesbezüglich öffentlich zu äußern." Die Fußballer sollten
vielmehr die taktische Marschroute des Trainers annehmen und haarklein befolgen.
Gerster vermutet sogar, dass der eine oder andere Spieler Kritik übte, "um von
seiner eigenen schwachen Leistung abzulenken, sich dahinter zu verstecken. Das ist billig".
Stepanovic hat derweil einen Einblick in seine taktischen Vorstellungen für die
Zukunft gewährt. In das 3-4-3-System will er die Kickers packen, wohlwissend,
dass diese Variante eine ungleich laufintensivere und kräftezehrendere als das
herkömmliche 3-5-2 ist. Daher bedauert es der Coach auch, nicht schon von
Beginn an die Zügel in der Hand gehabt zu haben, denn dann, so Stepanovic,
wären seine Mannen jetzt konditionell einhundertprozentig auf der Höhe. Das sind
die Spieler jetzt, wie sie freimütig einräumen, nicht.
Vor allem in der Defensive sieht Stepanovic Handlungsbedarf, "denn diese blöden
Gegentore werfen uns um Jahre zurück". Die Schlussphase im Spiel gegen
Schweinfurt liegt ihm noch immer schwer im Magen: "Da hätten wir sechs, sieben
Stück kriegen können. So etwas darf nie mehr vorkommen." Alternativen hat der
Trainer im Deckungsverbund allerdings keine, was er auch schon Manager Gerster
mitteilte - wahrscheinlich mit der Bitte, sich noch einmal auf dem Transfermarkt
umzusehen. Und bis dahin bleibt nur die Ohnmacht des Dragoslav Stepanovic.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
|
Kickers-Spieler haben Stepis Taktik satt
Offenbach (joko). Bei den Offenbacher Kickers war gestern
trainingsfrei. Die Ruhe vor dem Sturm? Heute wollen sich die Spieler
zwischen den beiden Trainingseinheiten zu einem gemeinsamen
Mittagessen treffen. Hauptthema dabei wird die von den Spielern
ungeliebte neue Taktik sein. Die meisten Spieler sind mit der
"Hoch-weit-Taktik" von Trainer Dragoslav Stepanovic nicht einverstanden.
Besonders mit dem von Stepi geforderten "Spielaufbau", möglichst
schnell hohe Bälle nach vorne zu schlagen, kann sich die Mannschaft
nicht anfreunden. Zunächst wollen sich die Spieler intern
zusammensetzen, und wieder einmal, wie schon mehrfach in den
letzten Wochen, über die verfahrene Situation diskutieren. Dann
geht es darum, möglichst bald zwischen den Vorstellungen des
Trainers und des Teams einen Konsens zu finden. Ein schwieriges Unterfangen.
Zumal die Stimmung zwischen Trainer und Mannschaft derzeit
angespannt ist. Von gegenseitigem Vertrauen ist wenig zu spüren.
Der Trainer ist von der Mannschaft offenbar nicht überzeugt, richtet
sich offensichtlich schon auf den Abstiegskampf ein. Die Spieler
monieren neben der Taktik auch die psychologische Seite. "Wir
werden nur niedergemacht", heißt es aus Spielerkreisen. Stepi und
die Kickers - ein großes Missverständnis?
Abstiegstrainer Peter Neururer steht fünf Wochen nach seinem
Abschied in Offenbach vor einem Comeback in der 2. Liga. Nachdem
LR Ahlen gestern Trainer Jupp Tenhagen entlassen hat, ist Neururer
heißester Kandidat für den Trainerjob beim Tabellen-16.
(Von Jochen Koch, OFFENBACH-POST)
|
Schwächen in der Abwehr und im Sturm Stepanovic mit großen Sorgen
"Ohne Sturm gewinnt niemand. Auch nicht der OFC!" Wüst schimpfend
verabschiedete sich Kickers-Ehrenpräsident Waldemar Klein nach dem
desolaten 0:2 gegen Schweinfurt vom Bieberer Berg. Tatsächlich entfachte
Offenbach einmal mehr kaum Gefährlichkeit vor des Gegners Tor. Doch nicht
nur die von Klein gescholtene Offensive treibt Trainer Dragoslav Stepanovic die
Sorgenfalten auf die Stirn.
Problemzone Abwehr: "Ich habe noch nie erlebt, dass ein Team so
desorganisiert steht", konstatierte der Coach. Fakt ist, dass Manndecker
Kolinger & Co. regelmäßig von ihrem Gegenüber Spiel entscheidend düpiert werden.
Problemzone Mittelfeld: "Wir sind spielerisch schwach", so Stepanovic. Fakt
ist, dem OFC fehlt die Kreativität im Spielaufbau. Rat- und Ideenlos finden die
Kickers kein Mittel vor allem gegen defensiv-orientierte Teams.
Problemzone Sturm: "Vielleicht ist der Druck zu groß", so der konsternierte
Trainer. Fakt ist, nur Saridogan sorgt für Gefahr. Marcio ist verletzt, Schindler
überfordert, Becker vergibt seine Chancen. Würll, letztjähriger Torjäger der
Bayern Amateure, genießt nicht des Trainers Gunst.
(Von Holger Kliem, KICKER ONLINE)
|
Verrückte Regionalliga
Offenbach (joko). Die Regionalliga ist ausgeglichen wie nie zuvor.
Chance und Risiko zugleich für viele Mannschaften. Wer sind die
Aufstiegsfavoriten, wer die Abstiegsaspiranten? Der Karlsruher SC
patzt beim Aufsteiger Regensburg zum ersten Mal. Elversberg zeigt
keine Konstanz. Schweinfurt gewinnt auswärts dreimal, hat aber zu
Hause Probleme. Vizemeister Pfullendorf hängt im Keller fest. Nur
Aalen (nächster OFC-Gegner) ist noch unbesiegt. Und die
Offenbacher Kickers? Fünf Punkte Rückstand auf den Aufstiegsplatz
- aber nur einen Punkt vor dem Abstiegsplatz. In dieser verrückten
Liga wird es bis zum letzten Spieltag spannend bleiben.
(Von Jochen Koch, OFFENBACH-POST)
|
Betonabwehr zwingt die Kickers in die Offensive
Offenbach (joko). Dragoslav Stepanovic war gestern ziemlich
wortkarg. Das Vormittagstraining hatte ihm etwas die Stimmung
verhagelt. Einen Tag vor dem Heimspiel gegen den FC Schweinfurt
05 (heute, 15.00 Uhr) musste der Trainer der Offenbacher Kickers
einige Hiobsbotschaften entgegennehmen.
Zunächst meldete sich Libero Manfred Binz für mindestens zwei
Wochen ab. Wegen massiver Hüftbeschwerden muss der bald
35-Jährige 14 Tage mit dem Training aussetzen. Im OFC-Trikot ist
mit Binz wohl nicht vor Oktober zu rechnen.
Kurz nach Binz fiel auch Stürmer Rodriguez Marcio aus Stepis
Planungen. Der Stürmer hatte versucht, mit einer schmerzstillenden
Spritze seine Adduktorenprobleme zu unterdrücken. Vergebens.
Nach wenigen Minuten musste dann auch Stefan Simon das Training
abbrechen. Wegen Leistenschmerzen konnte Simon weder spurten
noch schießen. "Beide werden gegen Schweinfurt ausfallen", meint
Stepi. Zumindest noch Hoffnung besteht bei Lars Schmidt. Der
Kapitän absolvierte nur Lauftraining, will aber heute spielen.
Da auch Dietmar Roth (Finger gebrochen) weiter ausfällt, stellt sich
die Mannschaft gegen Schweinfurt fast von selbst auf.
"Wahrscheinlich werden wir so spielen, wie nach den
Auswechslungen in Stuttgart", deutete Stepi gestern bereits an,
dass Speth die Position von Simon im halblinken Mittelfeld einnehmen
und Schindler den "Zwergensturm" mit Saridogan gegen die
1,90m-Hünen in der Schweinfurter Abwehr bilden wird. Schneller als
erwartet rücken damit die zuletzt ausgemusterten Becker, Glöckner,
Stohn und Sohler wieder in den Kader.
Nachdem die Kickers in Stuttgart mit einer kompromisslosen
Defensivvariante erfolgreich waren, werden die Schweinfurter heute
mit dieser Taktik antreten. "Eine typische Kontermannschaft, die
auswärts viel besser ist", warnt Stepi, der die Schweinfurter
zweimal, sogar persönlich mit Videokamera, beobachtete. Die
Mainfranken haben in drei Auswärtsspielen erst ein Gegentor kassiert
und werden die Kickers regelrecht in die Offensive zwingen. Erhoffter
Nebeneffekt: Durch die Belastung mit dem vierten Spiel innerhalb
von 12 Tagen sollen sich die Kickers frühzeitig müde laufen.
Derzeit sind die Mittel, solch eine massive Abwehr zu knacken, bei
den Kickers noch beschränkt. "In zwei Tagen kann man wenig
verbessern", hofft Stepi, dass sich die Mannschaft noch einmal mit
einem Kraftakt zum dritten Sieg hintereinander zwingt. "Dann haben
wir wenigstens Zeit, mehr zu arbeiten", kündigt der Trainer nach
dem konditionellen Aufschwung dann auch spielerische
Verbesserungen an.
(Von Jochen Koch, OFFENBACH-POST)
|
Schweinfurt bangt um Diegmüller
Schweinfurt (joko). Der Herzmuskel von Marc Diegmüller ist die große
Schwachstelle des FC Schweinfurt 05. Der Libero musste die
gesamte letzte Saison wegen einer Herzmuskelentzündung
pausieren. Als er im August sein Comeback feierte, blieben die
Schweinfurter mit dem Ex-Offenbacher (von 1989 bis 1993 beim
OFC) in drei Spielen ohne Gegentor und setzten sogar zum Sprung
an die Tabellenspitze an.
Doch dann die Hiobsbotschaft: Diegmüller musste wegen neuerlicher
Herzbeschwerden wieder aussetzen. Prompt kassierten die
Schweinfurter gegen die Amateure des VfB Stuttgart mit 1:4 ihre
erste Saisonniederlage und zeigten in der Abwehr Lücken, wie sie bei
Marc Diegmüller nur selten auftraten. Trainer Djuradi Vasic erinnert
gerne an die eindrucksvolle Statistik des 30-jährigen Abwehrchefs.
"In seinen letzten 38 Spielen hat er 18 Mal zu Null gespielt. Das ist sensationell."
Liebend gerne würde Diegmüller seine Erfolgsbilanz an alter
Wirkungsstätte in Offenbach ausbauen, doch nach einer
Untersuchung bei einem Herzspezialisten bekam der gebürtige
Fuldaer vorerst Sportverbot verordnet. Allerdings hat Vasic die
Hoffnung auf einen Einsatz in Offenbach noch nicht aufgegeben.
Ob mit oder ohne Diegmüller, in jedem Fall werden die Schweinfurter
sehr defensiv spielen, wie schon der Blick auf das Torverhältnis
(7:7) erahnen lässt. Mit der "Christbaumtaktik" (eine Spitze, dann
nach hinten immer mehr Spieler) wollen die Franken auswärts weiter
unbesiegt bleiben. In drei Spielen kassierte Torhüter Scherbaum nur
beim 1:1 in Regensburg einen Gegentreffer, ehe mit Diegmüller die
Siege in Erfurt (1:0) und beim VfR Mannheim (2:0) folgten.
Die Stärken liegen in der Abwehr, wo die baumlangen Manndecker
Dorbath (Stepanociv schnappte ihn 1999 den Kickers zum VfB
Leipzig weg) und Gröger (früher SC Weismain) rigoros abräumen. In
der Offensive zieht der frühere Darmstädter Sprecakovic die Fäden.
(Von Jochen Koch, OFFENBACH-POST)
|
Das Glück kehrt zu Kickers Offenbach zurück
Offenbach. Kickers Offenbach kämpft sich langsam aus dem Tief. Mit dem 1:0-Sieg bei den
VfB-Amateuren sprang der OFC vom letzten Tabellenplatz der Regionalliga Süd auf Rang elf.
"Wir hatten endlich einmal Glück", freute sich Trainer Stepanovic. Sein Team hatte mit einer
couragierten kämpferischen Leistung den Treffer von Dama über die Zeit gebracht.
Doch zum Durchatmen bleibt kaum Zeit. Am Samstag um 15 Uhr erwarten die Kickers den
Sechstplatzierten FC Schweinfurt auf dem Bieberer Berg. Aller Voraussicht nach wird
Stepanovic der Erfolgself der vergangenen beiden Spieltage vertrauen. "Wenn ich das Gefühl
habe, die Mannschaft gefunden zu haben, werde ich keine großen Umstellungen mehr
vornehmen", hatte der Coach bekräftigt. Trotz der Ausfälle von Roth (Fingerblessur) und Binz
(Hüftprobleme) stand die Abwehr in Stuttgart.
Auf der Suche nach einem Co- beziehungsweise Torwart-Trainer haben die Kickers einen
Kandidaten: Steffen Vogler (SV Wehen) sagte zwar ab, doch bereits vorher wurde intern Stefan
Groß favorisiert. Der war bereits unter Hans-Jürgen Boysen Trainer-Assistent. "Für mich die
beste Lösung", so OFC-Vizepräsident Kohls.
Das Programm: Trier - 1860 München, Burghausen - Elversberg (beide Fr., 19 Uhr), Erfurt -
Siegen (Sa., 14 Uhr), Regensburg - Karlsruhe (Sa., 14.30 Uhr), Offenbach - Schweinfurt,
Mannheim - Wehen, Pfullendorf - Darmstadt (alle Sa., 15 Uhr), Bayern München - Jena,
Stuttgart - Aalen (beide So., 15 Uhr).
(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)
|
"Wir müssen in jedem Spiel 110 Prozent bringen" OFC-Trainer Dragoslav Stepanovic warnt vor dem Schweinfurt-Spiel vor Überheblichkeit
Bisweilen geht es verdammt schnell. Vor fünf Tagen noch hingen, sinnbildlich
gesprochen, dicke, dunkle Wolken über dem Bieberer Berg. Ein Ort der Tristesse
ist die einstige Festung der Offenbacher Kickers gewesen, die Tage waren grau
und der Wind ein eisiger. Tja, und mit einem Schlag haben sich, um im Bild zu
bleiben, die finsteren Wolken verzogen, der Himmel lacht in blau, die
OFC-Kultstätte wird mit Sonne durchflutet, und sie strahlt mit den Fußballern um die Wette.
Sechs Zähler haben die Kickers binnen fünf Tagen in zwei Spielen ergattert, besser
geht's bekanntlich nicht, und nachdem sie jetzt die so hoch fliegenden Amateure
des VfB Stuttgart durch ein Freistoßtor von Patrick Dama mit einem
1:0-Auswärtssieg auf den Boden der Tatsachen zurückholten, haben sie die rote
Laterne elegant weiter gegeben und sich auf den elften Platz vorgeschoben. Und so
kann es passieren, dass in diesen Tagen wieder Vokabeln wie Trendwende,
Aufwärtstrend oder sogar Höhenflug bemüht werden. Schämen brauchen sich die
Kickers jetzt auf alle Fälle nicht mehr, wenn sie das Klassement betrachten, und
vermutlich hat der eine oder andere schon ausgerechnet, dass der Abstand bis
zum zweiten Tabellenplatz auf fünf Punkte geschrumpft ist.
Wenn Trainer Dragoslav Stepanovic derartiges zu Ohren kommt, kann er
fuchsteufelswild werden. "Sollte einer denken, wir sind jetzt auf Meisterschaftskurs,
dann irrt er", sagt der 52-Jährige, "das soll er ganz, ganz schnell vergessen." Nach
vier, fünf Erfolgen hintereinander könne der Traditionsverein den Blick wieder nach
oben richten, aber nicht nach zwei Siegen, dafür sei in der Vergangenheit zu viel
versäumt worden, dafür sei sein Team noch nicht gefestigt genug. "Wir müssen in
jedem Spiel 110 Prozent bringen, um wieder Anschluss zu finden", bedeutet der Trainer.
Und doch, wer genau lauscht, der hört Zufriedenheit und Erleichterung aus des
Fußballlehrers Stimme heraus. "Diese Siege haben sehr gut getan", gesteht er
denn auch, und er freue sich vor allem für seine um jeden Grashalm kämpfenden
Spieler, die den Sieg ausgelassen feierten, sich herzten und umarmten, sie haben
gar getanzt und lauthals gesungen. "Den Jungs sind ganz große Steine vom
Herzen gefallen", sagt Stepanovic, "sie sollen sich freuen bis zum geht nicht mehr,
aber nicht bis nachts um zwei feiern und Bier trinken." In der täglichen Arbeit auf
dem Übungsplatz werde er aber dafür sorgen, dass seine Mannen schön brav auf
dem Boden bleiben, er müsse keinen Akteur mit dem Lasso wieder einfangen.
"Hier wird keiner abheben", erklärt der Coach, "die Spieler haben nicht vergessen, wo sie herkamen."
Die Trainingsintensität wird Stepanovic auf alle Fälle drosseln, da seine Mannschaft
"Saft und Kraft" gelassen habe, nach drei Pflichtspielen binnen neun Tagen sei der
Akku leer, der müsse wieder aufgeladen werden. Viel Zeit bleibt freilich nicht,
schon am morgigen Samstag müssen die Offenbacher, bei denen Stürmer Marcio
sowie Mittelfeldspieler Stefan Simon Blessuren davontrugen, wieder ran, der FC
Schweinfurt wird dann am Bieberer Berg seine Visitenkarte abgeben (15 Uhr). "Das
Spiel müssen wir noch über die Bühne bringen", sagt Stepanovic, dann habe man
erst einmal eine Woche Zeit, um neue Kräfte zu sammeln. Nichtsdestotrotz müsse
seine Elf gegen Schweinfurt nachlegen, den nächsten Dreier unter Dach und Fach
bringen, "wir haben ja auch keine Zeit zum Überlegen, müssen die Vorrunde retten".
Als Libero wird gegen Schweinfurt wieder Matthias Dworschak auflaufen, der schon
in Stuttgart Manfred Binz ersetzte, dessen Hüftverletzung wieder aufgebrochen ist,
und der wahrscheinlich mehrere Wochen fehlen wird. Stepanovic, der Dworschak
zufälligerweise im Testspiel vor zwei Wochen gegen Dubai auf der Position des
letzten Mannes testete, war von der Darbietung des resolut spielenden 26-Jährigen
angetan: "Seine Leistung hat mir imponiert, das war ein Volltreffer." Auch vom
Turm in der Schlacht, Michael Köpper, der unter Vorgänger Peter Neururer
ausgemustert und schon so gut wie verkauft war, ist der Trainer beeindruckt
gewesen. Köpper habe seine Aufgabe hundertprozentig erfüllt, "das war schon sehr gut".
Und mit einem Sieg am Samstag wäre der Himmel über dem Bieberer Berg nicht
nur blau, er wäre - mutmaßlich - rosarot gefärbt.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
|
Müde Kickers wollen den dritten Sieg nachlegen
Offenbach (joko). Wenn der Tabellenletzte auswärts beim
Tabellendritten gewinnt, ist man geneigt, dies als Sensation
einzustufen. Nicht so den 1:0-Erfolg der Offenbacher Kickers gegen
die Amateure des VfB Stuttgart. Denn die Kickers sind sicher nicht
so schlecht wie ihr zwischenzeitlicher 18. Platz vermuten ließ. Und
die jungen VfB-Himmelsstürmer haben zwar alle Voraussetzungen für
eine Profikarriere, dafür fehlt ihnen aber noch die nötige Reife.
Genau diese Erfahrung und Routinie gab am Mittwoch den Ausschlag
für den ersten Auswärtsssieg der Kickers.
Mit all ihrer Zweitliga-Erfahrung blockten die hessischen Routiniers in
der zweiten Halbzeit die erfolglos anstürmenden schwäbischen
Talente ab. Tiefes Durchatmen im Kickers-Lager. Das zweite
Erfolgserlebnis hintereinander soll den nötigen Schwung und
Selbstvertrauen für eine Aufholjagd bringen. "Mit diesen Siegen
können wir uns und das Umfeld in Offenbach wieder beruhigen",
meinte Trainer Stepanovic. Mit einem dritten Sieg in der englischen
Woche am Samstag gegen Schweinfurt 05 könnte sich der OFC
wieder in die oberen Tabellenregionen orientieren.
Aber aufgepasst: Die Kickers sind noch lange nicht in der
Verfassung, die für eine Spitzenmannschaft notwendig ist. Alle
euphorischen Visionen der OFC-Fans ("Jetzt machen wir es wie
Bochum letzte Saison") sind noch völlig fehl am Platz. Trainer
Stepanovic drohte seinen Spielern bereits an, jede Form von
Selbstüberschätzung ("Wehe, da lehnt sich jetzt einer zurück")
sofort im Keime zu ersticken ("Dann haue ich dazwischen").
Eine weitere Steigerung ist dringend notwendig. "Im Moment sind für
uns die Ergebnisse wichtig", weiß auch Stepi, dass seine Mannschaft
noch erhebliche Defizite hat und nicht in der Lage ist, ein Spiel zu dominieren.
Abwehr: Fällt für den Spielaufbau noch völlig aus. Binz-Vertreter
Dworschak überzeugte in Stuttgart zwar als Ausputzer, kann aber
dem Spiel in der gegnerischen Hälfte keine Impulse geben.
Mittelfeld: Hier fehlt der Ideengeber, die ordnende Hand, die das Spiel lenken und notfalls auch
einmal beruhigen kann. Dolzer und Schmidt arbeiten zentral in der
Defensive sehr viel, im Spiel nach vorne aber fehlt ihnen die
Kreativität. Darunter leidet auch das Spiel über die Flügel. Im
Heimspiel gegen Schweinfurt dürfte Oliver Speth eine Chance
erhalten, zumal Kapitän Lars Schmidt Verletzungsprobleme hat.
Angriff: Die Sturmspitzen können sich mangels Vorlagen oder Flanken
aus dem Mittelfeld so gut wie nie in Szene setzen. Marcio und
Saridogan waren bemüht, kamen aber in Stuttgart zu keiner einzigen
gefährlichen Situation vor dem Tor.
Sorgen macht sich Stepi um die körperliche Verfassung seiner
Spieler. Die Kickers haben in den 31 Tagen unter Stepis Regie zwar
sichtlich an Kondition zugelegt. Doch nach dem Pokalspiel gegen
Kaiserslautern und den beiden schwer erkämpften Erfolgen gegen
Pfullendorf und den VfB innerhalb von neun Tagen macht sich der
Kräfteverschleiß bemerkbar. "Die harten Spiele haben viel Kraft
gekostet. Die Spieler sind sehr müde", wird Stepi das Training jetzt reduzieren.
Marcio, Simon und Schmidt mussten verletzungsbedingt
ausgewechselt werden. Es ist noch fraglich, wer am Samstag gegen
den Tabellensechsten Schweinfurt 05 überhaupt spielen kann, zumal
auch Dietmar Roth und Binz wohl ausfallen. "Die Mannschaft braucht
Flügel", hofft Manager Klaus Gerster, dass die Kickers ihr zuletzt
entwöhntes Publikum wieder versöhnt haben. An personelle
Verstärkungen ist derzeit laut Gerster "nicht zu denken".
(Von Jochen Koch, OFFENBACH-POST)
|
OFC will Aufholjagd bei den Amateuren des VfB fortsetzen
Offenbach. Kickers Offenbach tritt heute (17.45 Uhr) in der Fußball-Regionalliga Süd bei den
Amateuren des VfB Stuttgart an. Nach dem ersten Saisonsieg am vergangenen Samstag
gegen den SC Pfullendorf (3:1) soll nun die Aufholjagd fortgesetzt werden. "Stück für Stück
hoch kämpfen", fordert OFC-Manager Klaus Gerster vor der Begegnung beim Tabellendritten.
Trainer Dragoslav Stepanovic wird in Schwaben dem zuletzt siegreichen Kader vertrauen.
Dietmar Roth laboriert nach wie vor an seinem Fingerbruch, für ihn wird wohl Michael Köpper
erneut auf die Manndecker-Position rücken.
Schlechte Karten haben derzeit Stürmer Matthias Becker und Mittelfeldspieler Tom Stohn. Zu
Beginn der Saison noch unter den gesetzten Spielern, sind beide nun zum Zusehen verdammt,
weil sie ihre Bewährungschancen nicht nutzen konnten. "Ich kann nur Spieler gebrauchen, die
Kampfgeist zeigen, die alte Kickers-Tugend auf dem Platz an den Tag legen. Momentan bringt
uns die Spielweise der beiden nicht weiter", urteilt Stepanovic über die Reservisten. Zu
umständlich und zu uneffektiv ist das Spiel des Duos Stohn/Becker, das auch bei den Fans
nicht auf Gegenliebe stößt.
(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)
|
Nicht nur gut, sondern besser sein OFC will den Riesenlauf der Stuttgarter Amateure bremsen
Den ersten Dreier endlich, endlich eingefahren, und trotzdem die rote Laterne, des
Schlusslichtes Symbol, nicht losgeworden. Was der so erlösende Sieg über den
SC Pfullendorf wert war, das ist den Offenbacher Kickers erst so richtig bewusst
geworden, als sie am Montag die Tabelle studiert haben. Ob sie sich ausgemalt
haben, in was für einer miesen Situation sie wären, wenn sie am vergangenen
Samstag nur einen Zähler ergattert hätten ? Nein, besser nicht. "Die Mannschaft
weiß jetzt, was sie versäumt hat", sagt Trainer Dragoslav Stepanovic, "und sie
weiß, was sie zu tun hat." Punkte hamstern nämlich, am besten immer deren drei.
Jedes einzelne Spiel sei entscheidend, "eigentlich muss jede Partie gewonnen werden".
Nun weiß Stepanovic natürlich nur zu gut, dass diese Vorgabe reine Utopie ist,
zumal der OFC am heutigen Mittwoch (17.45 Uhr) bei den Amateuren des VfB
Stuttgart antreten muss, und allein diese Vorstellung könnte für reichlich
Unbehagen und schlotternde Knie sorgen. Denn was die Reserve des
Bundesligisten zu leisten im Stande ist, das weiß bundesweit nun wirklich jeder,
der sich nur ein bisschen für Fußball interessiert, seit die Rasselbande von Trainer
Rainer Adrion vor zehn Tagen die Profis der Frankfurter Eintracht nach allen Regeln
der Kunst vorführte und mit sage und schreibe 6:1 auseinander nahm. Dass dieses
Husarenstück kein Zufall war, demonstrierten die Stuttgarter am Wochenende, als
sie ein 4:1 beim nicht eben schlecht gestarteten FC Schweinfurt folgen ließen. Und
nun das nächste Opfer, der OFC ?
Spielerisch, sagt Stepanovic, der die Schwaben in Schweinfurt höchstselbst unter
die Lupe nahm und tief beeindruckt war, sei der VfB eines der besten Teams der
Regionalliga, "die haben einen Riesenlauf, Selbstvertrauen ohne Ende". Die jungen
Hüpfer könnten im Gegensatz zu seinen (schon etwas betagteren) Mannen "ohne
Druck spielen, die müssen nicht Meister werden, sondern sich nur für die Profis
empfehlen". Ein gutes Spiel gegen die vormals hoch gehandelten Kickers wäre da
ja auch nicht schlecht, doch der OFC-Trainer ist guter Dinge, eine Mannschaft
aufzubieten, die nicht nur dagegen halten, sondern durchaus gewinnen könne.
Stepanovic wird der Elf sein Vertrauen schenken, die den ersten Sieg seit
dreieinhalb Monaten errang. Optimismus bezieht er vor allem aus der Tatsache,
dass "wir uns gegen Pfullendorf so viele Chancen erarbeitet haben wie vorher in vier
Spielen nicht". Nur mit dem Tore schießen hat es nicht so geklappt, und im
Versieben von Chancen tat sich besonders Stürmer Marcio hervor, der es doch
wirklich fertig brachte, zwei so genannte Hundertprozentige zu vergeben. Vor allem
die Gelegenheit kurz vor Schluss, als ihm Sturmpartner Nazir Saridogan den Ball
mustergültig vorlegte und der Brasilianer aus sechs Metern am leeren Tor vorbei
zielte, ist da nachhaltig in Erinnerung geblieben. Der Coach wird dennoch an
Marcio festhalten. Zum einen sei das Verständnis zwischen Marcio und Saridogan
schon sehr gut, zum anderen sei Marcio ein wahres Arbeitstier. "Er ist sich zu
nichts zu schade, hilft hinten aus, geht weite Wege", erklärt Stepanovic, "ob er
noch mal ein Torjäger wird, weiß ich aber nicht."
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
|
Stuttgart gibt Richtung für die Kickers an
Offenbach (joko). Die jüngste Mannschaft der Regionalliga ist der
Gradmesser für den selbsternannten Aufstiegsfavoriten. Die im
Schnitt knapp über 20 Jahre junge Amateurmannschaft des VfB
Stuttgart ist in der Regionalliga mit drei Siegen auf Platz drei
gestürmt, während Zweitliga-Absteiger Kickers Offenbach an das
Tabellenende abgestürzt ist. "Das wird ein sehr wichtiges Spiel für
uns. Nicht das Maß aller Dinge, aber es wird die Richtung angeben",
sagt OFC-Trainer Dragoslav Stepanovic vor der heutigen Partie
(17.45 Uhr) bei den VfB-Amateuren. Die große Frage für die Kickers:
War der 3:1-Sieg gegen den SC Pfullendorf nur ein kurzes
Strohfeuer, oder doch die Wende nach dem total verkorksten Start?
Trainer und Spieler können ihre Situation auch noch nicht exakt
einschätzen. "Wir werden in Stuttgart richtig getestet. Wir haben
die Chance, zu sehen, wie weit wir jetzt sind." Stepi sieht seine
Mannschaft nach "drei Wochen harter Arbeit" zwar im
Aufwärtstrend, warnt aber vor dem VfB. "Wer einen Bundesligisten
wie Eintracht Frankfurt mit 6:1 wegfegt, der hat was drauf."
Vorsichtiger Optimismus klingt bei den Offenbacher Spielern durch.
"Wir hoffen, dass mit dem ersten Sieg der Knoten geplatzt ist", sagt
Patrick Dama. Nazir Saridogan ist sicher, dass der OFC in Stuttgart
"mindestens einen Punkt" holen wird.
Der erste "Dreier" hat Stepanovic in seiner Meinung bestärkt, dass er
jetzt "eine Mannschaft gefunden" hat. Deshalb hat der Trainer
seinen Kader für Stuttgart nicht verändert. Stefan Ertl (Knie) und
Stefan Simon (Leistenprobleme) haben mittrainiert. "Kein Problem,
sie können spielen", gab Mannschaftsarzt Dr. Gründel gestern grünes
Licht. Der Kader steht, über die Aufstellung will sich Stepi noch
Gedanken machen. Günther Maier und Oliver Speth könnten für Ertl
und Schmidt in die Anfangsformation rücken.
Als der Mannschaftsbus gestern um 14.00 Uhr in Richtung Stuttgart
losfuhr, begann für Becker, Stohn, Glöckner und Sohler
Sondertraining. Das derzeit ausgemusterte Quartett (Stepanovic:
"Die Tür steht offen, aber jeder muss sich quälen") absolvierte unter
Anleitung des verletzten Dietmar Roth Extraschichten.
(Von Jochen Koch, OFFENBACH-POST)
|
Fanprojekt soll zu wilde OFC-Anhänger zähmen
Frankfurt. Beim Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach soll noch in dieser Saison ein
Fanprojekt eingerichtet werden. Dies ist der wichtigste Punkt des "Sicherheitskonzepts
Fußball in Hessen", das der hessische Innenminister Volker Bouffier am Montag gemeinsam
mit dem Zweiten Vorsitzenden des Hessischen Fußballverbands (HFV), Hans Wichmann,
sowie Vertretern von Kommunen und Vereinen vorstellte.
Das Fanprojekt soll nach den Vorgaben des "Nationalen Konzepts Sport und Sicherheit"
umgesetzt und finanziert werden, also zu je einem Drittel vom Deutschen Fußballbund und
Kickers Offenbach, dem Land Hessen und der Stadt Offenbach. Die Gesamtkosten liegen bei
150 000 bis 180 000 Mark pro Jahr.
Offenbachs Oberbürgermeister Gerhard Grandke erklärte, dass die
Stadtverordnetenversammlung das Vorhaben nur noch bewilligen müsse: "Haushaltstechnisch
ist es kein Problem." Auch Kickers-Manager Klaus Gerster stimmte zu: "Dadurch wird unsere
Fanarbeit noch professioneller."
Für Michael Gabriel von der Koordinationsstelle der deutschen Fanprojekte (KOS) kommt
dieser Schritt "mit Verspätung". Seit den schweren Ausschreitungen beim Regionalligaspiel
zwischen Offenbach und Waldhof Mannheim im Mai 1999 sei schon viel Zeit vergangen. Diese
Randale war der Anstoß für die Initiatoren des Konzepts, verstärkt über
Sicherheitsmaßnahmen auch bei hessischen Regional- und Oberligisten nachzudenken.
Nun sollen sich die Clubs mehr um ihre Fans kümmern, wenngleich die Finanzierung offen ist.
Zudem müsste auf diese Spielklassen das bundesweite Stadionverbot für bekannte Gewalttäter
ausgedehnt werden, meint Bouffier. Um mehr Sicherheit in den Stadien garantieren zu können,
sollen die Zuschauer pro Eintrittskarte einen Obolus von ein bis zwei Mark entrichten.
Außerdem wird dem HFV empfohlen, ein generelles Alkoholverbot in den Stadien in seiner
Satzung zu verankern.
(Von (fri), FRANKFURTER NEUE PRESSE)
|
Viel Rummel um die "Hummel" Stürmer Nazir Saridogan hat sich schon nach fünf Spielen in die Herzen der Fans von Kickers Offenbach gespielt
Vor einigen wenigen Wochen, die ersten Trainingseinheiten der gerade in die
Regionalliga abgestiegenen Offenbacher Kickers waren gerade absolviert, blickte
Nazir Saridogan in eine Runde Journalisten, die, neugierig wie sie nun mal zu sein
haben, ein paar Worte zu seiner Person hören wollten. Am Ende, bevor der
Stürmer des OFC seine kurze Biographie schloss, schob er noch einen Satz nach:
"Es soll nur keiner glauben, ich würde mich hier mit einem Platz auf der Bank
begnügen." Na klar, dachten da nicht wenige, muss er ja sagen, die üblichen
Floskeln eben, eine Duftmarke setzen, eine erste Kampfansage nach draußen
transportieren.
Heute, fünf Spiele später, hat Saridogan ernst gemacht, in vier Partien stand er in
der Anfangself, und es ist wohl nicht übertrieben zu sagen, er sei der einzige
Kickers-Spieler, der bisher die in ihn gesteckten Erwartungen erfüllt hat. Drei der
sieben Offenbacher Tore hat er selbst erzielt, und er kommt mit seiner Spielweise
an am Bieberer Berg, wo ehrliche, schweißtreibende Arbeit Trumpf ist. Saridogan
reibt sich auf, zerreißt sich, marschiert 90 Minuten lang, wühlt und macht und tut.
"Nazir ist ein sehr guter Fußballer", urteilt Trainer Dragoslav Stepanovic, "ein
typischer, brandgefährlicher Stürmer."
Am vergangenen Samstag nun, beim 3:1 über den SC Pfullendorf, hat Saridogan
seine Mannschaft quasi im Alleingang zum ersten Saisonsieg geschossen, ein Tor
vorbereitet, zwei selbst erzielt, das kann sich sehen lassen. Die Tore übrigens
waren irgendwie typisch für ihn, nicht spektakulär, sondern Abstauber aus dem
Gewühl heraus, Saridogan ist da, wo er als Stürmer sein muss, da, wo es brennt,
wo es auch mal weh tun kann.
Was nach seinem Galaauftritt folgte, waren Interviews fürs Fernsehen, fürs Radio
und die Kollegen der schreibenden Zunft. "Ich bin doch geholt worden, um Tore zu
schießen", sagte der 22-Jährige knapp, "das ist mein Job." Der Rummel um seine
Person war dem Neuzugang, der vorher fünf Jahre lang für den SV Wehen spielte,
vermutlich nicht unangenehm, doch Saridogan, der von den alten Kameraden
"Hummel" gerufen wird, bewertete ihn auch nicht über, steckte ihn vielmehr schon
fast wie ein Profi weg. "Immer ruhig und auf dem Boden bleiben", bedeutete er,
guten Zeiten folgen zumeist schlechtere, und das weiß der bodenständige junge
Mann nur zu gut, und also hält er den Ball flach. Den Traum vom Profifußball trägt
Saridogan in seinem Herzen, einmal in der Türkei spielen, am besten bei seinem
absoluten Lieblingsklub Galatasaray Istanbul, das wäre schon was Feines.
Doch die Zukunft heißt zunächst einmal Kickers Offenbach, und mit dem OFC will
der gebürtige Wiesbadener, der vor drei Jahren sein Abitur machte und sich später
als Sportstudent an der Mainzer Universität einschrieb, rasch aus dem Keller
kommen. Im Endeffekt, befand der schlitzohrige Angreifer, seien seine Treffer nicht
so wichtig. Hauptsache das Team habe endlich mal wieder gewonnen, konnte
etwas für das ramponierte Selbstvertrauen tun.
Der Unterschied zwischen den Kickers und dem SV Wehen, wo während der
gesamten 17 Heimspiele in etwa so viele Zuschauer zusehen wie in Offenbach in
zwei Partien, sei schon frappierend. "In Wehen hast du vor 500 Zuschauern fast
unter Ausschluss der Öffentlichkeit gespielt", erklärte er, "hier stehst du unter
ständiger Beobachtung, das ist schon ein Riesensprung". Aber das sei schon in
Ordnung, schließlich seien die Kickers nicht irgendein Verein, sondern eine ganz
besondere, exquisite Adresse, "hier geht's professionell zu".
Gerade das Publikum hat es Saridogan angetan, die Unterstützung im DFB-Pokal
gegen Kaiserslautern und jetzt gegen Pfullendorf sei "Weltklasse" gewesen, "du
wirst automatisch nach vorne gepeitscht", sagte er, "da gibst du noch mal 20, 30
Prozent mehr." Für den Missmut der Anhänger nach den desolaten Auftritten zu
Beginn der Runde hat Saridogan auch Verständnis, "die Fans waren zu Recht sauer".
Und wie geht's nun weiter ? Zurücklehnen und auf den Lorbeeren ausruhen ?
Mitnichten. Es habe sich nichts verändert, sagte er, hart werde er trainieren und
noch eine Schippe draufpacken, "versuchen, meinen Stammplatz zu verteidigen".
Das Team sieht er nach dem ersten Erfolg auf dem Vormarsch, "wenn wir Gas
geben, sieht wohl jeder, was in uns steckt". Was in ihm steckt, hat er schon jetzt Bewiesen.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
|
Ich hoffe, es geht so weiter
Offenbach (joko). Mit 22 Jahren ist er der jüngste Spieler in der
Stammformation der Offenbacher Kickers. Doch nach nur fünf
Einsätzen hat er den meisten etablierten Spielern in der Gunst des
Publikums längst den Rang abgelaufen. Mit seinen beiden Toren beim
3:1 gegen den SC Pfullendorf hat Nazir Saridogan den ersten
Saisonsieg fast im Alleingang gesichert und nach monatelanger
Tristesse wieder erste Hoffnungsschimmer über dem Bieberer Berg
leuchten lassen. "Ich hoffe, es geht so weiter", will Saridogan die
kurze Erfolgsgeschichte des OFC ("Es war höchste Zeit für den
ersten Sieg") verlängern und die eigene Bilanz ("Wenn wir in Zukunft
75 Minuten auf das Tor des Gegners spielen, bekomme ich noch
mehr Torchancen") verbessern.
Den Weg nach Offenbach hatte ihm Manager Klaus Gerster geebnet,
der den gebürtigen Wiesbadener ("Ich liebe diese Stadt") im
Alleingang vom SV Wehen geholt hat. Das wiederum war für
Saridogan nicht unbedingt die beste Referenz bei Peter Neururer.
Der Ex-Trainer hatte mit dem Sportstudenten ("zurzeit habe ich aber
keine Zeit für das Studium") nicht geplant. Obwohl Saridogan in den
Testspielen die meisten Tore geschossen hatte und auch beim 2:2 in
Trier auf Anhieb erfolgreich war, musste er im ersten Heimspiel auf
die Bank. "Ich habe bei Herrn Neururer nicht viel gezählt. Andere
Spieler hatten einen Bonus." Nicht sehr lange. Mit Neururers
Abschied waren die Erbhöfe für vermeintliche Weltklassespieler
abgeschafft. Neuer Trainer, neue Methoden. "Während bei Neururer
wenig Taktik trainiert wurde, arbeitet Stepi sehr viel mit taktischen
Sachen. Außerdem redet er viel mit allen Spielern."
Aber der Neuzugang vom SV Wehen warnt gleich vor voreiliger
Euphorie. "Die Mannschaft und ich müssen jetzt beweisen, dass dies
keine Eintagesfliege war. Der Sieg war ein kleiner Schritt, aber wir
haben noch einen weiten Weg vor uns."
Das Ziel ist exakt 16 Tabellenplätze und acht Punkte entfernt. Doch
derzeit zählt nur das Spiel bei den Amateuren des VfB Stuttgart am
Mittwoch (17.45 Uhr). 6:1-Sieg im DFB-Pokal gegen Eintracht
Frankfurt, 4:1-Sieg in Schweinfurt, Platz drei in der Regionalliga. "Die
VfB-Amateure haben einen riesigen Lauf", zeigt Saridogan Respekt,
aber keine Angst. "Es wird Zeit, dass dieser Lauf gestoppt wird."
(Von Jochen Koch, OFFENBACH-POST)
|
Glöckner tauglich für die Kickers
Die sportliche Zukunft von Patrick Glöckner ist gesichert. Der Fußballspieler und
Kickers Offenbach einigten sich am gestrigen Freitagabend auf eine weitere
Zusammenarbeit, nach dem der 23-Jährige ein ärztliches Attest des
sportmedizinischen Instituts Frankfurt vorlegte. In dem Dokument, das der FR
vorliegt, heißt es, dass Glöckner "als Hochleistungsportler im Fußballsport
geeignet ist". OFC-Manager Gerster zeigte sich erfreut von der Entwicklung, zumal
auch ein weiteres Schreiben der Verwaltungsberufsgenossenschaft positiv für
Verein und Spieler ausgefallen sei. Der OFC-Manager hatte zuvor bezweifelt, dass
das mehrfach operierte Knie des Mittelfeldspielers "den Belastungen als
Lizenzspieler" standhalten würde. Glöckner wird bereits heute an der
Mannschaftssitzung vor der Partie um 15 Uhr gegen Pfullendorf teilnehmen.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
|
Stepanovic zeigt Marcio seine Grenzen
Offenbach (bam). Dragoslav Stepanovic hat gesprochen: "Die
Zuschauer sollen das erste Tor unserer Mannschaft am Bieberer Berg
sehen." Ein Versprechen, kein Versprecher? Bisher warten die
OFC-Fans vergebens, die Kickers trafen bisher nur auswärts (je zwei
Tore in Trier und bei den Bayern-Amateuren). Endet die Serie heute
gegen den SC Pfullendorf (15 Uhr, Bieberer Berg)? Wenn's nach
Stepi geht (und den 10 000 Zuschauern, die OFC-Manager Klaus
Gerster erwartet): Ja.
Stepanovic zieht seine Zuversicht aus der Leistung seiner
Mannschaft im Spiel gegen Kaiserslautern. Jeder habe gesehen, wie
die Kickers spielen könnten. 0:4 zwar verloren, aber gekämpft wie zu
besten Zeiten. Das macht dem Trainer des Tabellenletzten der
Fußball-Regionalliga Süd Mut.
Sorgen bereiten ihm die Unkonzentriertheiten seines Teams. Alle
Tore des Gegners seien nach Zufällen gefallen, keines sei
herausgespielt gewesen. Nicht der Gegner besiegt die Kickers, sie
besiegen sich selbst. Deswegen lautet Stepis Vorgabe für die Partie
gegen Pfullendorf: "Höchste Konzentration und 100 Prozent in der
Defensivarbeit." Problem in der Abwehr: Manndecker Dietmar Roth
hat sich beim Training zwei Knöchel in der Hand gebrochen, fällt aus.
Ihn soll Michael Köpper ersetzen.
Und vorne? "Ich bin sicher, wir machen ein Tor." Stepi schwört auf
das Sturmduo Marcio und Nazir Saridogan, spricht von einem guten
Verständnis, erwartet aber bessere Absprache. Der Trainer
schwärmt vom Ballgefühl, den spielerischen Vorzügen und den
läuferischen Qualitäten der Neuverpflichtung aus Mainz. Kleines
Manko: Das erste Tor fehlt noch. Und gegen die massive Abwehr der
Pfullendorfer (fünf Gegentreffer) wird's nicht leichter werden als zuletzt.
Woran lag's, dass gegen Kaiserslautern trotz guter Vorbereitung
über die Außenpositionen kein Treffer fiel? An drei Ursachen, die
Stepi gegen Pfullendorf abstellen will. Der Trainer zeigt Marcio seine
Grenzen, der Stürmer soll "den Strafraum nicht verlassen". Zuviel
Defensivarbeit schadet. Der Ex-Wehener Saridogan und Marcio
hätten Torinstinkt, aber keinen Schuss, der hart genug sei, um es
aus der Distanz zu versuchen. Dort sind Stefan Simon und Stefan
Dolzer gefragt, sie sollen auf Abpraller warten.
Wobei sich bei Simon (Leistenprobleme) der Einsatz ebenso
kurzfristig entscheiden wird wie bei Stefan Ertl (Knieschmerzen), der
gegen Kaiserslautern nach zehn Monaten Verletzungspause sein
Pflichtspielcomeback gab. Die gute Nachricht aus dem Krankenlager:
Oliver Speth (Grippe) sitzt wahrscheinlich auf der Bank. "Zumindest
für 20 Minuten reicht seine Kraft", so Trainer Stepanovic.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
|
Fanvertreter: Anhörung ja, Mitbestimmung nein
Offenbach (bam). Kickers Offenbach und seine Fans: Ein derzeit sehr
sensibles Thema - nicht erst seit dem 0:2 gegen den VfR Mannheim
und einem Fanplakat, das abgehängt werden sollte, aber nach
heftigen Protesten doch nicht entfernt wurde. Um Aktionen
(innerhalb und außerhalb des Stadions) besser koordinieren zu
können, will Gerster sich künftig mit einer Vertrauensperson aus
Fankreisen absprechen (unsere Zeitung berichtete).
Die "Meinung der Vertrauensperson" werde "in Entscheidungen" des
Präsidiums einbezogen. "Doch in die Richtung Mitbestimmung kann
das nicht gehen. So hoch wollen wir es doch nicht hängen", sagte
der Manager und erklärte: "Da sonst Verwaltungsratsvorsitzender
oder Jugendabteilung das gleiche Recht haben." Bei einer
Fan-Sitzung am 19. September soll die Vertrauensperson von
Vereinsführung und Fanklubs ernannt werden, so der Manager.
Anhörung ja, Mitbestimmung nein: Damit könnte Thomas Grob leben.
Der Leiter der erst Mitte Juli gegründeten Fanabteilung wusste zwar
gestern "noch nichts" von Gersters Idee, befürwortet sie aber.
"Wenn mehrere kluge Köpfe zusammen sitzen, dann kommt auch was
Kluges bei heraus."
Grob, Chef der bald 100 Mitglieder starken Abteilung, geht es nicht
um ein Mitspracherecht "bei Verpflichtung von neuen Spielern. Da
haben andere mehr Ahnung." Ihm sind Treffen wichtig wie vor
wenigen Tagen, als 15 Fanvertreter mit dem OFC-Mannschaftsrat
(bestehend aus Lars Schmidt, Manfred Binz und Stefan Dolzer) zu
einer Diskussion über die Leistung der bisherigen Spiele
zusammenkamen. Die gute Stimmung im Pokal gegen Kaiserslautern
war wohl auch ein Ergebnis dieser Aussprache.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
|
Der Dank des SCP gilt den Kickers heute noch
Pfullendorf "Vizemeister! Das ist ein Ergebnis, das wir hier in den
nächsten 50 Jahren nicht wiederholen können", stand Pfullendorfs
Sportclub-Manager Hans Hermann Krane am Ende der vergangenen
Regionalliga-Spielzeit staunend vor dem sensationellen Erfolg in der
13000-Seelen-Stadt. Die sportlich-steile Karriere als Zweiter mit vier
Punkten vor dem VfR Mannheim überraschte selbst kühnste Optimisten.
Schließlich hatten die Südbadener gerade mal zwölf Monate zuvor
den Abstieg in die Oberliga Baden-Württemberg knapp vermieden.
Den Offenbacher Kickers gilt in Pfullendorf noch heute der Dank:
Denn nur weil der OFC via Relegation die Regionalliga verließ, blieben
die Linzgauer drin. Was SCP-Trainer Frank Wormuth (39) zum Anlass
nahm, sich beim früheren OFC-Coach Hans-Jürgen Boysen mit einem
feinen Tropfen aus erlesenen Bodenseetrauben zu bedanken.
Apropos Bodensee: Weil Wormuth aus dem eher defensiv
veranlagten Aufsteiger von vor zwei Jahren eine freche, gleichmäßig
gut besetzte Angriffsmannschaft geformt hat, begeistert der Klub
die Region rund um das "schwäbische Meer". Wormuth, vorher
Co-Trainer Jogi Löws bei Fenerbahce Istanbul, verlegte das
Prunkstück "Defensive" einige Meter nach vorn. Während hinten die
Vierer-Abwehrkette um den Leitwolf Alois Schwartz (33,
Ex-Duisburg) und den Aufsteiger des Jahres, Markus Knackmuß,
dicht hält, bringen der Ex-Freiburger Christian Simon und Zugang
Volker Lindinger (spielte unter Dragoslav Stepanovic in Leverkusen)
das Mittelfeld auf Touren. Vorn sollen es meist drei Spitzen richten,
von denen Marko Barlecaj und Ivica Magdic 1999/2000 auf 34 Tore kamen.
(Von Clemens Riedesser, PFULLENDORF - OFFENBACH-POST)
|
Glöckner wieder im OFC-Kader
Offenbach (bam). Patrick Glöckner (23) bleibt beim OFC. Die Kickers
und ihr Mittelfeldspieler haben sich geeinigt, nachdem der
Ex-Frankfurter am Freitag die Bescheinigung des Sportmedizinischen
Instituts Frankfurt vorlegte, wonach er tauglich nach den
DFB-Richtlinien für Profifußballer ist. Dieses Attest hatten die Kickers
auch für die Regionalliga verlangt, "weil wir unter Profibedingungen
trainieren" (OFC-Manager Klaus Gerster). Neben der Bescheinigung
liegt dem OFC laut Gerster die Bestätigung der
Verwaltungsberufsgenossenschaft vor, wonach die VBG die Kosten
tragen würde, wenn Glöckners Altverletzung am Knie wieder
aufbricht. Vier Begegnungen absolvierte der Ex-Frankfurter bereits
für den OFC, bevor der Klub ihn wegen der fehlenden Bescheinigung
suspendierte. Gegen Pfullendorf soll er zumindest auf der Bank sitzen.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
|
Pfullendorf soll erstes "Opfer" der Kickers werden
Offenbach. Am Samstag müssen die Offenbacher Kickers in der Fußball-Regionalliga Süd zu
Hause gegen den FC Pfullendorf antreten. Trotz der Negativ-Serie mit bislang vier sieglosen
Spielen blickt der OFC dem Match gegen den Vorjahreszweiten zuversichtlich entgegen, weil
man trotz des 0:4 im Pokal gegen Kaiserslautern eine deutliche Leistungssteigerung gezeigt
hat. "Wir müssen genau da weiter machen, wo wir im Pokal aufgehört haben, dann werden wir
den ersten Saisonsieg einfahren", so Kickers-Trainer Stepanovic. Fragezeichen stehen noch
hinter dem Einsatz von Kolinger, den eine Knöchelprellung hemmt, Speth (Virusinfektion) und
Dolzer, der sich eine Grippe zuzog.
Derweil steht Glöckner vor dem Aus. Sollte der Ex-Eintrachtler nicht, wie vom OFC gefordert,
bis heute um 18 Uhr ein sportmedizinisches Attest vorlegen, droht die Auflösung seines
Vertrages. Glöckner hatte immer wieder schwere Knieverletzungen gehabt.
Das Programm: Jena - Erfurt (Fr., 19 Uhr), 1860 München - Regensburg, Wehen - Bayern
München (beide Sa., 14.30 Uhr), Aalen - Mannheim, Offenbach - Pfullendorf, Karlsruhe -
Burghausen (alle Sa., 15 Uhr), Elversberg - Darmstadt, Siegen - Trier (beide So., 15 Uhr),
Schweinfurt - VfB Stuttgart (So., 17 Uhr).
(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)
|
OFC will anderes Gesicht zeigen Morgen Heimspiel gegen Pfullendorf / Posse um Glöckner
Morgens, wenn Dragoslav Stepanovic seine Recken zum Training begrüßt, schaut
der Coach der Offenbacher Kickers jetzt, wie er sagt, "in andere Gesichter" als die
ganzen schlimmen Wochen zuvor. Zuversicht strahlen die Mienen der OFC-Spieler
wieder aus, ab und an huscht ein Lächeln über die Lippen, die Stimmung ist
gelöst, nicht mehr so gedrückt. Ein neuer Wind weht über den Bieberer Berg. Und
all das hat ausgerechnet die herbe 0:4-Niederlage im DFB-Pokal gegen den 1. FC
Kaiserslautern verursacht. Verkehrte Welt.
"Meine Jungs haben ordentlich Selbstvertrauen getankt", sagt Stepanovic, "jeder
hat gesehen, was in der Mannschaft steckt, wenn sie ohne Druck aufspielen
kann." Nun wird das am morgigen Samstag im Heimspiel gegen den SC Pfullendorf
(15 Uhr) wohl etwas anders sein, denn die Kür ist vorüber, die Pflicht ruft. "Ich
glaube, dass wir den Fans endlich das erste Tor am Bieberer Berg schenken
können", sagt Stepanovic. Es solle aber keiner auf die Idee kommen, den SC
Pfullendorf, der in der vergangenen Saison immerhin Tabellenzweiter war und
kurioserweise im Jahr zuvor nur in der Regionalliga blieb, weil der OFC in die
Zweite Bundesliga aufgestiegen ist, auf die leichte Schulter zu nehmen. Die
Badener hätten "leichtes Spiel, weil sie hier nicht bedingungslos auf Sieg spielen
müssen". "Stepi" fordert von seinen Spielern, die kapitalen Abwehrfehler
abzustellen, "die Gegner spielen uns nicht aus, sie schießen immer nur
Zufallstore". Und daher erwartet der Trainer "höchste Konzentration, eine
100-prozentige Abwehrleistung ist gefragt".
Derweil nimmt das Hickhack um Patrick Glöckner schon fast groteske Züge an.
Nach Angaben von OFC-Manager Klaus Gerster hat der Verein noch immer kein
"Tauglichkeitsgutachten nach DFB-Richtlinien" vorliegen, das sicherstellt, dass das
mehrfach operierte Knie des 23-Jährigen "dauerhaften Belastungen als
Lizenzspieler" Stand hält. Glöckners Berater Johny Baez sieht das anders. Der
Mittelfeldspieler sei "1000-prozentig sporttauglich", das Knie "voll belastbar", sagt
er und verweist auf bestätigende Faxe von Doktor Müller-Wohlfahrt aus München
und dem operierenden Arzt aus Berlin. Gerster bestätigte den Eingang der
Dokumente, will diese als Tauglichkeitsbeweis aber nicht gelten lassen. "Aus den
Briefen geht hervor, dass das Knie halten kann", sagt Gerster, "aber diese
Zweizeiler sind uns viel zu wenig". Der Manager fordert "ein Formular vom DFB mit
Stempel und Unterschrift des Arztes darauf. Bislang haben wir das nicht
bekommen." Für den Klub ist der Vertrag daher unwirksam.
Laut Gerster hat der OFC-Vereinsarzt den Spieler, dem gestern vom Internisten am
Sportmedizinischen Institut in Frankfurt eine sehr gute Fitness attestiert wurde, als
"nicht tauglich" eingestuft. Das wiederum stößt bei Berater Baez auf
Unverständnis: "Patrick ist in Offenbach noch nicht mal vom Vereinsarzt untersucht
worden." Gerster ist über das Theater nicht erfreut: "Ich habe Glöckner und seinen
Berater gewarnt, eine öffentliche Diskussion zu entfachen. Das ist schlecht für den
Spieler." Klarheit soll heute ab 18 Uhr geschaffen werden, wenn es zu einem
Treffen zwischen Gerster, Baez und dessen Anwalt Horst Kletke kommt.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
|
Glöckner: Ich bin tauglich Gerster: Aber Attest fehlt
Offenbach (bam). "Heute fällt eine Entscheidung, so oder so." Um 18
Uhr treffen sich die Parteien: Der vom Training ausgeschlossene
Patrick Glöckner (23) will wissen, woran er beim
Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach ist. Der Verein will Klarheit
über den Gesundheitszustand des Ex-Frankfurters. Zuletzt war der
Spieler suspendiert. Der Grund: Dem Verein lag bis zum Fristablauf
am 23. August nicht die geforderte Tauglichkeitsbescheinigung vor,
bei der sich die Kickers auch in der dritten Liga an den Richtlinien
des Deutschen Fußball-Bundes für Profispieler orientieren (unsere
Zeitung berichtete).
Die Vorlagepflicht einer solchen Bescheinigung ist Teil der Verträge
zwischen dem OFC und seinen Spielern. Bis gestern Mittag lagen
OFC-Manager Klaus Gerster nach eigenen Angaben zwar zwei Faxe
von Ärzten vor, aber keine Tauglichkeitsbestätigung laut DFB. "So
was hat man innerhalb von einer Woche, wir aber bis heute nicht".
Glöckner verweist auf die Faxe mit den Beurteilungen von
Bayern-Arzt Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt (München) und
Professor Peter Hertel (Berlin). Gerster: "Vereinfacht ausgedrückt
haben die Ärzte geschrieben, dass es mit Glöckners Knie bei einer
gewissen Behandlung klappen kann. Unser Vertrauensarzt aber hat
ihn nicht tauglich gemäß den DFB-Richtlinien geschrieben." Zudem
fehle das vom DFB erstellte Standard-Formular mit Stempel. "Es kam
nur ein Brief mit einem Zweizeiler." Das aber reicht den Kickers nicht.
"Denn ein Spieler steht bei uns unter voller Belastung mit sieben bis
acht Trainingseinheiten", so Gerster, der Regressforderungen bei
einer möglichen erneuten Verletzung Glöckners an dessen Knie
vermeiden will. "Im Profibereich ist ein Spieler nach sechs Wochen
Verletzungspause weg von der Gehaltsliste. In der Regionalliga muss
der Verein alle Aufwendungen der Berufsgenossenschaft erstatten
plus 20 Prozent Verwaltungsgebühr. Wir werden kein Risiko zu
Lasten des Vereins eingehen."
Glöckner legte vor dem Treffen heute nach, stellte sich gestern der
Untersuchung im Sportmedizinischen Institut in Frankfurt. Dort
erhielt er nach eigenen Angaben die "Tauglichkeitsbescheinigung für
Hochleistungsspieler im Fußball-Sport". Gesamtergebnis: "Glöckner
ist geeignet." Der Mittelfeldspieler, der vor seiner Suspendierung in
den bisher vier Regionalligapartien der Kickers (mit insgesamt
ordentlicher Leistung) durchspielte: "Wenn's nur an der
Bescheinigung gelegen hat, ist das Thema für mich erledigt." Sollte
es nicht nur daran gelegen haben, und der OFC ihn nach der
Gesundung von Stefan Ertl und Günther Maier (für den war er als
Ersatz Mitte Juli mit einem Jahresvertrag verpflichtet worden)
"einfach nur los werden wollen", hat Glöckner-Manager Johny Baez
gerichtliche Schritte angekündigt.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
|