Michael Blättel reizt der Trainerjob
Michael Blättel ist offenbar ein Anwärter für das Traineramt beim Fußball-Regionalligisten
Kickers Offenbach. Der 40 Jahre alte Fußballlehrer aus Elz entspreche dem Anforderungsprofil,
wonach der neue Mann "ein Fußballbesessener, der sich in der Region auskennt",
sein müsse, ließ OFC-Präsident Dieter Müller durchblicken. Blättel trainierte
zuletzt den damaligen Regionalligisten FSV Frankfurt, verließ den Klub aber im
Juni nach dem Abstieg der Frankfurter, die auf Grund eines Drei-Punkte-Abzuges
durch den Süddeutschen Fußball-Verband (SFV) in die Relegation mussten und in
zwei Entscheidungsspielen am SSV Jahn Regensburg scheiterten. Blättel, der sich
den 1:0-Sieg der Offenbacher gegen Eintracht Trier am vergangenen Freitag von
der Tribüne aus ansah, wäre nicht abgeneigt, das schwere Amt bei den in Abstiegsgefahr
schwebenden Kickers zu übernehmen.
"Das wäre eine sehr reizvolle Aufgabe", sagte der frühere Profi, der sehr ehrgeizig
ist und als hemdsärmeliger, ehrlicher Arbeiter der OFC-Mentalität durchaus entsprechen
würde. Gespräche, so Blättel, habe es aber noch keine gegeben.
Teammanager Oliver Roth relativierte indes ein Interesse an Blättel. "Momentan
ist das an den Haaren herbeigezogen", sagte der Publikumsliebling, der nach dem
Zweitliga-Abstieg des OFC vor fünf Monaten seine aktive Karriere beendete. Jeder
im Verein mache sich Gedanken, aber über die Besetzung des Trainerjobs sei definitiv
noch nicht gesprochen worden, so Roth. Erst nach den beiden Spielen in Erfurt
und gegen die Amateure des FC Bayern München werde man sich zusammensetzen und
über Namen sprechen. Zudem hänge von dem Ausgang dieser Partien ab, nach welchem
Trainertyp sich der Verein umsehen werde. Auf alle Fälle sind Dieter Müller und
Michael Blättel alte Weggefährten, in der Saison 1985 / 86 spielten sie zusammen
beim 1. FC Saarbrücken, konnten aber den Abstieg aus der Ersten Bundesliga nicht
verhindern. 1990 besuchten beide den Trainerlehrgang zur Erwerbung des A-Scheins
- Müller und Blättel belegten sogar ein Zimmer.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Blättel ein Kandidat für die Kickers
Offenbach (app). Wer wird neuer Trainer der Offenbacher Kickers?
Dieter Müller will sich an Spekulationen zwar nicht beteiligen, doch
bestätigt er, dass das Anforderungsprofil ("ein Fußballbesessener,
der sich in der Region auskennt") auf Michael Blättel passt. Der
ehemalige Trainer des FSV Frankfurt saß am vergangenen Freitag
beim 1:0 gegen Trier am Bieberer Berg auf der Tribüne. Spätestens
Mitte Dezember will Vereinspräsident und Interimstrainer Müller den
neuen Coach des krisengeschüttelten Regionalligisten präsentieren.
Die Personalsituation hat sich vor dem Spiel am Samstag (14 Uhr)
beim Tabellennachbarn Rot-Weiß Erfurt entspannt. Lars Schmidt,
René Keffel, Michael Köpper und Patrick Dama trainieren wieder mit.
Lediglich Manfred Binz fällt weiter aus. Zurzeit im Probetraining beim
OFC: ein 18-jähriger Stürmer von Hajduk Split.
(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)
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Vom "Technischen Direktor" zum Manager Gerster verliert Präsidiumssitz
Fragen über Fragen. Dieter Müller, vom abgetauchten Kickers-Idol über den
Interimstrainer-Posten zum Präsidenten durchgestartet, befindet sich im
Dauerstress. Gestern, Sonntag, tagte die neue Führungsriege des OFC im Stadion
"Bieberer Berg". Ein Konzept für die Rettung des angeschlagenen Traditionsvereins
muss schnellstens erarbeitet werden.
Da die Amtsübernahme für Müller in dieser Form ebenso überraschend kam wie für
die neuen Vizepräsidenten Thomas Kalt, Edgar Old und Schatzmeister Thomas
Delhougne, verlässt man sich in Offenbach wieder auf die Dienste von Klaus
Gerster. Auf der außerordentlichen Jahreshauptversammlung vom scheidenden
Präsidium noch wegen personeller und strategischer Fehlgriffe nach fünf Jahren
entlassen, muss Gerster den Newcomern nun den Sachverhalt "OFC" erläutern.
Doch die strittige Funktion als sogenannter "Technischer Direktor", in der er zuletzt
alle Fäden in der Hand hatte, wird Gerster nicht mehr einnehmen, verliert seinen
Präsidiumssitz, bleibt aber Manager. Für die sportlichen Belange wurde der frühere
Torjäger und Noch-Trainerassistent Oliver Roth engagiert, mit dem offiziellen Titel des Teammanagers.
(Von Holger Kliem, KICKER ONLINE)
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Müller sucht Fachkräfte für Kickers
Offenbach (app). Der 1:0-Sieg gegen Eintracht Trier war "in mehrfacher
Hinsicht immens wichtig für Kickers Offenbach", wie Dieter Müller, der
Interimstrainer und neue Präsident des Fußball-Regionalligisten, gestern festgestellt
hat. Nachdem der OFC den letzten Tabellenplatz an Pfullendorf abgegeben hat, kehrt im
Verein nach den turbulenten Wochen offenbar langsam etwas Ruhe ein. Und die,
sagt Müller, sei wiederum dringend nötig vor dem Spiel am Samstag in Erfurt und den
anstehenden Gesprächen in den kommenden Tagen. Zum Beispiel mit...
Sponsor Horst Jung. Mit ihm will Müller weiter zusammenarbeiten, auch
Wenn "die Situation für ihn nach der Mitgliederversammlung in der vergangenen
Woche nicht gerade einfach ist".
möglichen Kandidaten für den Trainerposten. In den Tagen nach dem
letzten Spiel der Kickers in diesem Jahr gegen die Amateure des FC Bayern München
(Freitag, 8. Dezember) will Müller den künftigen OFC-Coach präsentieren - "am
liebsten einen Fußballbesessenen, der sich auch in der Region auskennt".
mit den Vertretern der Jugendabteilung. Müller: "Ein Verein wie der
OFC braucht zusätzlich einen Koordinator von der A-Jugend bis runter zu den ganz
Kleinen. Wir müssen uns noch viel intensiver um den Nachwuchs bemühen."
mit Freunden, Trainern und Ex-Spielern, "um in ganz Hessen mehr
Talente für die Kickers zu sichten".
(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)
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Wer ist die große Stütze im Offenbacher Drei-Säulen-Modell ? Ein Triumvirat soll künftig die Geschicke der Kickers lenken, wobei die Rolle von Manager Klaus Gerster weiter diffus bleibt
Sind seine Kompetenzen tatsächlich beschnitten ? Ist seine schon fast
Unheimliche Machtfülle wirklich beschränkt worden ? Nimmt er sich zurück, stellt
sich in den Dienst der Sache ? Oder laufen bei ihm, Klaus Gerster, weiterhin die
Fäden zusammen, wird er im Hintergrund unvermindert die Strippen ziehen ?
Bleibt er der Alleinunterhalter, der allmächtige Herrscher ? Fragen über Fragen,
nur wer gibt die Antworten ? Vermutlich die Zukunft.
Offiziell hat Klaus Gerster dem neuen Präsidium der Offenbacher Kickers
Während der ersten, fünfstündigen Sitzung am Sonntag mitgeteilt, nicht mehr als
Technischer Direktor zur Verfügung zu stehen, was im Grunde nur zur Folge hat, dass
er Stimme und Sitz im Präsidium verliert. Gerster trägt nun die Bezeichnung
Manager, was ja nicht so furchtbar originell ist, denn ändert sich dadurch etwas an
Seinen Aufgaben ? Nicht viel, möchte man meinen, er ist weiterhin in die
Sportlichen Entscheidungen eingebunden, soll Spieler sichten, Verhandlungen führen.
Doch Alleingänge, heißt es, werde es nicht mehr geben, für sportliche Belange
Werde ab sofort "das Triumvirat" zuständig sein, sagt der zum Teammanager
Ernannte Oliver Roth, wobei er sich selbst, Klaus Gerster und Präsident Dieter
Müller meint, der als Präsident aber das letzte Wort haben wird. Der 46 Jahre
alte neue Boss des Vereins hatte in der zurückliegenden Woche durchblicken lassen,
"auf die Erfahrung Gersters nicht verzichten zu wollen", sagte aber auch,
Gerster habe Schwächen im sportlichen Bereich, die er auszumerzen gedenke. Am
Freitag, einen Tag nach der außerordentlichen Mitgliederversammlung, sah Müller
Gersters Zukunft im Verein noch eher im Marketing.
Roth und Gerster sollen jedenfalls gleichberechtigt sein,
Publikumsliebling Roth wird zudem, wie er selbst äußert, "als Bindeglied zwischen Mannschaft, Trainer und Präsidium" fungieren. Auch Spielertransfers, die Zusammenstellung
des Kaders und die Suche nach einem neuen Trainer fallen jetzt mit in den
Zuständigkeitsbereich von Roth, doch gerade die Verhandlungen mit Akteuren soll Gerster
Federführend übernehmen, da der Manager, so Roth, "im Vertragswerk sehr erfahren und Kompetent ist".
Auch Gerster ist die Verteilung der Macht "auf drei Säulen" (Roth)
Vordergründig lieber, er wolle sich ein bisschen zurückziehen, "je weniger ich
gebraucht werde, desto besser ist es", sagte der Manager, der bereits fünf Jahre für den
OFC arbeitet, in den vergangenen Monaten aber durch viele hanebüchene Entscheidungen
auch intern heftig in die Kritik geriet, ehe er aus der Mitgliederversammlung im
Grunde als heimlicher Sieger hervorging.
Wie aber geht es bei OFC sportlich weiter ? Wer wird Trainer, nachdem
das Thema Djuradj Vasic vom Tisch ist ? In den beiden Spielen bis zur Winterpause
bei Rot-Weiß Erfurt, das gerade den früheren Eintracht-Co-Trainer Frank Engel
entlassen und Hans-Ulrich Thomale engagierte, und gegen die Amateure des FC Bayern
München werden Müller und Roth das Team betreuen, und erst danach soll darüber
Befunden werden, wer die Kickers vor dem Abstieg in die Oberliga Hessen retten
soll. Die Entscheidung wird übrigens das Triumvirat herbeiführen, natürlich.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Becker und Stohn haben OFC-Spiel wiederbelebt
Manchmal muss sich Matthias Becker vorkommen, als spiele er die
Hauptrolle in einem schlechten Film, in einem richtig miesen Schinken, der immer und
Immer wieder gezeigt wird. Wie oft er schon der Sündenbock war, der
phlegmatische, arrogante, überschätzte Kicker, der vor dem Tor weit weniger abgezockt
als bei Vertragsverhandlungen auftritt, weiß er vermutlich gar nicht mehr. Bei
Kickers Offenbach zumindest ist er schon ein paar Mal der Dumme gewesen, das
Publikum mag ihn nicht so recht, und da zum Beispiel auch Ex-Trainer Dragoslav
Stepanovic nur ein Mensch ist, hat er auf des Volkes Stimme gehorcht und Becker
Zusammen mit Tom Stohn verbannt, in die zweite Mannschaft gesteckt, zum Verkauf
freigegeben. Manager Klaus Gerster hat das Spielchen schön mitgespielt, er ist sogar
Knut Hahn, der auch mal übergangsweise die erste Mannschaft anleiten durfte,
während einer Pressekonferenz einmal über den Mund gefahren, wollte dieser doch
überlegen, ob er Becker und Stohn wieder in den Kader berufen wird.
Präsident und Trainer Dieter Müller nun hat sich da nicht sehr drum
gekümmert, er hat die beiden Techniker, fußballerisch wohl die stärksten im Team,
in der Stunde der größten Not zurückgeholt, sie am Freitag gegen Trier von
Beginn an spielen lassen, und sie dankten es mit einer tadellosen Leistung, hatten
Keinen geringen Anteil am 1:0-Sieg, dem ersten seit dem 16. September - kurz
drauf waren sie ausgemustert worden. "Stohn und Becker", erklärte Müller, "haben
unser Spiel belebt", beide Akteure seien ähnliche Typen, eben sensibel und
wankelmütig, "sie brauchen Vertrauen und Zuspruch". Die beiden Fußballer trauen der Sache
noch nicht so recht, sie wissen, wie schnell sich in Offenbach der Wind
wieder drehen und ihnen unerbittlich ins Gesicht peitschen kann. "Wer weiß, was morgen
ist", hat Becker gesagt, den Kopf werde er sich nicht zerbrechen. Dabei kommt
der nächste Trainer doch ganz bestimmt.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Gerster verzichtet auf Sitz und Stimme im Präsidium
Offenbach. Klaus Gerster zieht sich zurück - nicht ganz, aber ein ordentliches Stück. Als Technischer Direktor wurde er als letzte Amtshandlung der Ex-Präsidiumsmitglieder Wilfried Kohls und Horst Zang Mitte vergangener Woche entlassen. Und in dieses Amt wird
Gerster nicht zurückkehren. Das teilte er der neuen Vereinsführung zu Beginn einer fünfstündigen Sitzung gestern mit. Damit verzichtet Gerster auf Sitz und Stimme im Präsidium. Er steht dem Regionalligisten aber weiter als Manager zur Verfügung.
Ehrenamtlich, wie er sagt, ohne Entgeld und Vertrag. So wie auch Oliver Roth, der künftig als Teammanager arbeitet. In Verbindung mit Manager Gerster und Teammanager Roth wird Präsident Dieter Müller die sportlichen Entscheidungen treffen. Das letzte Wort hat hier
Müller, wie auch die Gesamtverantwortung für alle Bereiche. Vize-Präsident Edgar Old kümmert sich um die Jugend- und Amateurabteilung, der zweite Vize Thomas Kalt um das Marketing, die übrigen Abteilungen und den Bereich Fans. Schatzmeister Thomas Delhougne, bisher nur kommissarisch ins Amt gewählt, verantwortet Finanzen, Etat und Controlling der Geschäftsführung.
"Je weniger ich gebraucht werde, desto besser", sagt Gerster und will damit Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen. Denen, die sagen, er habe die Hauptversammlung nur zum Show-Down mit Hauptsponsor Horst Jung genutzt und trete nun nach erfolgreichem
Kräftemessen ab; und denen, die ihm vorwerfen, er mache weiter wie bisher. Beides sei nicht der Fall. Mit Jung in dessen Funktion als Hauptsponsor werde er reden, "das habe ich ihm nach der Hauptversammlung zugesagt". Vor der Versammlung hatte Jung Gerster zum Rücktritt aufgefordert. Während der Versammlung erwiderte Gerster an Jung gerichtet, dass nur er alleine darüber entscheide, wann und wie er gehe.
Gerster macht also weiter bei Kickers Offenbach, aber nicht wie bisher. Aufgaben und Einfluss sollen aufgeteilt werden. "Und wenn das alles ohne mich funktioniert, um so besser." Bisher war sein Honorar nach eigenen Angaben abhängig vom Erfolg. Er hatte eine
Vereinbarung, die ihm prozentuale Beteiligung an den Einnahmen aus den Fernsehgeldern im Profifußball zusicherte. Diese Vereinbarung laufe im Sommer 2001 aus. Zudem sei Honorar aus TV-Einnahmen momentan kein Thema, da "Kickers Offenbach die nächsten 20
Monate garantiert nicht im bezahlten Fußball spielt".
Wie soll umgesetzt werden, was das Präsidium in der Marathonsitzung mit Thomas Zahn, dem Vorsitzenden des Verwaltungsrats, beschloss? Beispiel: Gerster führt, im Auftrage des
Präsidiums, Verhandlungen mit Spielern. An den Gesprächen soll auch Roth teilnehmen. Der Ex-Stürmer sieht sich als Verbindungsmann zwischen Präsidium und Mannschaft, die er noch
bis zur Winterpause als Co-Trainer betreut. Präsident Müller, den die Spieler mit "Coach und Sie" (Stefan Dolzer) ansprechen, betreut das Team ebenfalls noch in den zwei Spielen gegen Erfurt und die Bayern-Amateure. Danach werde man sich wegen des neuen
Trainers zusammensetzen", sagte Vize Thomas Kalt. Wenn der erst gefunden ist, wird es wieder enger auf der Ehrentribüne, auf der gegen Trier die unterste Reihe leer blieb. Dort sitzen für gewöhnlich Vereinsführung und Honoratioren. Beim 1:0 gegen Trier war das
anders, die besten Plätze blieben frei: Denn Präsident Müller hockte auf dem Trainerstuhl, Vize Kalt in der dritten Reihe auf seinem angestammten Platz aus seiner Zeit als Verwaltungsratsmitglied, Gerster saß daneben. Horst Jung erschien nicht, Ehrenpräsident
Waldemar Klein war krank.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Die Rückkehrer wissen nicht, was sie davon halten sollen
Offenbach (bam). "Ich hoffe, dass ich in Erfurt wieder dabei bin und meine Chance nutze. Dann kommt die nächste Partie." Klingt wie eine Phrase, passt aber: Matthias Becker (26) denkt nur von Spiel zu Spiel. Was bleibt ihm anderes übrig?
Vom Ex-Präsidium in Abstimmung mit dem vormaligen Technischen Direktor Klaus Gerster und Ex-Trainer Dragoslav Stepanovic abgeschoben, nach Ladehemmung in der ersten Mannschaft erfolgreich in der Reserve (acht Tore), von Dieter Müller zurückgeholt - da kommen Fragen auf und der Stürmer zu der Antwort: "Was soll ich mich verrückt machen; wer weiß, was morgen ist?" Die Degradierung sei Schnee von gestern. "Ich bin kein
nachtragender Mensch. Aber ich bin vorsichtig geworden." Er will nicht nachlegen: "Es ist aber interessant, was man so alles erlebt. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ist schon alles ein wenig merkwürdig."
Gedanken über seine Zukunft als Fußballer müsse er sich sicherlich machen. Sein Vertrag läuft im Sommer aus. Und deutlicher als die Kickers nach dem 1:2 gegen Wehen zu Becker und Tom Stohn (31) kann ein Verein einem Fußballer nicht sagen: Geh, such' Dir einen
neuen Klub! In der Situation Ende September hätte sich Becker mehr Rückendeckung gewünscht. Auf eine Begründung für die Aktion wartet er noch. "Es hat mir nie einer gesagt: Du hast schlecht trainiert, Du hast dies nicht, Du hast das nicht."
Damals kam der Verdacht auf: Beiden könnten Bauernopfer sein, um nach der sportlichen Pleite die Masse der Kritiker zu beruhigen. Dass Becker und Stohn nicht aufschreien würden, war klar. Sie gehören zu den Spielern in der Mannschaft, denen auch Trainer Dieter Müller
Zurückhaltung und Sensibilität nachsagt. Er meint es als Lob und holte sie zurück, "weil ihre Qualitäten bekannt sind". Stellen sich nicht nur Becker und Stohn die Frage: Haben andere sie verkannt?
Eine Frage, auf die auch Stohn in acht Wochen ohne Wettkampfpraxis keine Antwort fand. Die Zeit füllte er mit Waldläufen und Training mit der Reserve. Gespielt hat er dort nicht.
Was kommt nach dem 30. Juni, wenn sein Vertrag endet? "Ich weiß es nicht." Zwei Jahre will er noch spielen. Das "Wo" stellt sich für ihn derzeit nicht. "Mal abwarten, welcher Trainer jetzt kommt." Ähnlich äußerte sich Becker: "Ich will das Spiel gegen Trier nicht
überbewerten. Man hat gesehen, wie schnell alles gehen kann."
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Die neue Rolle des Klaus Gerster: Manager ohne Sitz im Präsidium
Offenbach. Nach dem so wichtigen 1:0-Heimsieg gegen Eintracht Trier, dem ersten Erfolg
nach neun sieglosen Begegnungen, kam die neue Führung des Fußball-Regionalligisten
Kickers Offenbach am gestrigen Sonntag auf dem Bieberer Berg zusammen. Nach einem rund
fünfstündigen Sitzungsmarathon hatte sich das am vergangenen Mittwoch gewählte Präsidium
um seinen ersten Mann Dieter Müller dann konstituiert.
Die ersten Entscheidungen der neuen Chefetage: Müller und seine Mitstreiter kamen dem
Wunsch von Klaus Gerster nach, sein bisheriges Amt des Technischen Direktors zur
Verfügung zu stellen, in dem er zuletzt alle Macht im Club auf sich vereint hatte. Auf der
außerordentlichen Mitgliederversammlung hatte das scheidende Rumpf-Präsidium um
Vizepräsident Wilfried Kohls in einer letzten Amtshandlung das Arbeitsverhältnis mit Gerster beendet.
Nun holte Müller Gerster wieder ins Boot, jedoch nicht mehr mit seinen alten Aufgaben,
sondern als Manager. Gerster verliert dadurch seinen Sitz und seine Stimme im Präsidium. Die Verantwortung sei so auf mehrere Schultern verteilt, sagte Gerster nach der Sitzung zufrieden. Für die sportliche Kontrolle wurde der frühere Torjäger Oliver Roth als so genannter Team-Manager installiert. "Ich kümmere mich um alle Belange der Ersten Mannschaft", beschrieb Roth das neu geschaffene Amt, das er ehrenamtlich ausüben wird. Zusammen mit Gerster und Müller wird Roth dabei in Zukunft die Fußballplanung übernehmen.
Und so sollen nach einer kurzen Einarbeitungsphase bereits in rund zwei Wochen die
wichtigsten Entscheidungen für die Rückrunde getroffen werden. Ein Trainer wird gesucht, da
die jetzige Lösung mit Roth und Präsident Müller auf der Bank mit Beginn der Winterpause
beendet sein soll und sich das Thema Vasic je schon erledigt hatte. Des weiteren wurden die
Rollen der Vizepräsidenten ausgearbeitet. Edgar Old soll sich dabei um die Jugend- und
Amateurabteilung kümmern. Thomas Kalt ist verantwortlich für Marketing, die restlichen
Abteilungen des Vereins sowie für die Fanclubs. Das Amt des Schatzmeisters hat Thomas
Delhougne inne. Jede Menge Arbeit kommt jetzt auf Müller und seine Mitstreiter zu, denn ein
Konzept muss entwickelt werden, um den Traditionsclub aus Offenbach vor dem Absturz zu bewahren.
So steht zunächst der Klassenerhalt auf dem obersten Platz der Prioritätenliste. Und dann
wird der Verein auch auf Grund der derzeitigen angespannten Finanzlage in den nächsten
Jahren seine großen Ambitionen verwerfen müssen, um sich in der Regionalliga zu
konsolidieren. Teure Spielereinkäufe wird es nicht mehr geben, denn derzeit ist die Kalkulation bereits in den Monaten Juli bis September im sechsstelligen Bereich unterschritten. Vor allem dadurch, dass die Zuschauer auf Grund der sportlichen Talfahrt ausbleiben, wie am Freitag beim Heimsieg gegen Trier, als den Siegtreffer in der 36. Minute durch Stefan Ertl nur noch rund 4000 Zuschauer bejubelten.
Nach wie vor unklar ist zudem, ob der Kickers-Mäzen und derzeitiger Hauptsponsor Horst
Jung (Portas) nach den Attacken gegen seine Person auf der Mitgliederversammlung (wir
berichteten) das finanzielle Engagement bei den Kickers fortsetzen wird. Ohnehin läuft der
Sponsorenvertrag am Saisonende aus. "Normalerweise hätte ich mich sofort zurückziehen
sollen, aber der Verein liegt mir eben am Herzen. Deshalb werde ich meine Entscheidung
nochmals überdenken", sagte Jung gestern.
(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)
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Die Spieler "an der Ehre gepackt" und ihnen den Druck genommen Gegen Trier hat OFC-Trainer Müller die richtigen Mittel gefunden / Gerster jetzt ohne Sitz und Stimme, aber nicht entmachtet
Am Freitagabend hat das Deutsche Sport-Fernsehen, dem drittklassiger Fußball
für gewöhnlich so egal ist wie der berühmte Sack Reis, der in China umfällt,
einen Beitrag über Kickers Offenbach ins Programm genommen. Aus gegebenem Anlass,
versteht sich. Schließlich ist es nicht ganz normal, dass ein an Tradition reicher
Fußballverein wie der OFC einen Trainer hat, der gleichzeitig Präsident ist,
und dann ist diese Person ja auch nicht irgend eine, sondern sie heißt Dieter
Müller. Kein ganz Schlechter seiner Zunft war der früher ja mal, was natürlich
untertrieben ist, Nationalspieler ist der ehemalige Mittelstürmer gewesen, deutscher
Meister und französischer, Torschützenkönig in Deutschland und Frankreich.
Und da Altgediente ja ohnehin wieder salonfähig, auf dem Vormarsch sind, hat
das DSF Dieter Müller porträtiert, hat ihn auf dem Trainingsplatz gezeigt, in
seiner Fußballschule, im Anzug, in seinem Porsche, und auch die gute Seele des
OFC, Waltraud "Mutter" Wagner, durfte ein paar Anekdoten über den Offenbacher
Buben zum Besten geben, dass der heute 46-Jährige eben nur Fußball im Kopf habe
und ein ganz lieber Kerl sei. Am Ende hat der Moderator im Studio den Beitrag
dann noch ergänzt und sinngemäß gesagt: Und mit Dieter Müller ist der Erfolg
zurückgekehrt, heute Abend hat Kickers Offenbach 1:0 gegen Eintracht Trier gewonnen
und den letzten Tabellenplatz verlassen.
Nun ist Dieter Müller natürlich kein Messias, dessen bloße Präsenz für Tore und
Punkte sorgt, aber es ist wohl nicht falsch zu behaupten, dass sich in der Nacht
zum Donnerstag mit Müllers Wahl zum mächtigsten Mann im Verein etwas grundlegend
verändert hat, was sich prompt auf die vormals so übel kickenden Spieler übertrug.
Mit einem Mal spielten sie befreit auf, sie kämpften und rannten, grätschten
und bissen, die Zentnerlast der Ungewissheit, die Geist und Körper gelähmt hatte,
purzelte von den Schultern, und das Alibi war ihnen genommen.
Am Freitagabend waren erstmals elf Offenbacher Fußballer am Werk, die an einem
Strang zogen, mit- und nicht gegeneinander spielten, die die schicksalsträchtige
Partie gegen Trier gewinnen wollten, egal wie, koste es, was es wolle. Auch Eintracht-Trainer
Paul Linz, der den OFC vor zehn Tagen bei der 0:1-Schlappe gegen Regensburg beobachtet
hatte, war der unbändige Siegeswille der Hessen nicht entgangen, weshalb er auch
lieber vor einer Woche auf dem Bieberer Berg gespielt hätte. "Heute", erklärte
er am Freitag, "stand eine andere Offenbacher Mannschaft als vor einer Woche
auf dem Platz - da brauchen wir uns nichts vormachen. Wir haben uns von dem Elan
beeindrucken lassen."
Es war tatsächlich, gerade in der ersten Halbzeit, die mit Abstand beste Saisonleistung
der Kickers, was vielleicht auch daran lag, dass Dieter Müller, "die Respektsperson",
wie ihn Libero Stefan Dolzer nannte, seine Mannen "an der Ehre gepackt" hatte
und im gleichen Maße versuchte, ihnen den ungeheuren Druck zu nehmen. Angst sei
ein schlechter Ratgeber, sagte Müller, "sie tötet alles". Fußball sei ein einfaches
Spiel, "und Fußball besteht aus harter Arbeit", sagte der Trainer, "das Glück muss man erzwingen, wenn man das nicht probiert, hat man keine Chance". Zudem habe er sich den Mund franselig geredet, seinen Recken immer und immer wieder vor Augen gehalten, welch' große Verantwortung sie haben, dass ihretwegen Menschen auf der Tribüne weinen würden. Der eindringliche Appell hat, zweifellos, Früchte getragen.
Am gestrigen Sonntag dann hat sich das in der Nacht zum Donnerstag neu gewählte
Präsidium zu einer ersten, konstituierenden Sitzung getroffen. Nach mehrstündigen
Beratungen stand schließlich fest, dass Klaus Gerster nicht mehr Technischer
Direktor sein und damit weder Sitz noch Stimme im Präsidium mehr haben wird.
Gerster soll fortan Manager-Aufgaben übernehmen, entgegen der Ankündigungen wird
er aber im sportlichen Bereich weiterhin ein Wörtchen mitreden. Zudem wird Publikumsliebling Oliver Roth ab sofort als Teammanager fungieren. Präsident Dieter Müller wird in Verbindung mit Gerster und Roth die Richtung in sportlichen Fragen vorgeben.
In Zukunft wird sich außerdem Vizepräsident Edgar Old um die Jugend- und Amateurabteilung kümmern, sein Kollege Thomas Kalt ist verantwortlich für Marketing und Fan-Klubs, Schatzmeister Thomas Delhougne für die Finanzen.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Gründlich verrechnet
Da haben sich die Fußball-Experten gründlich verrechnet. Jene, die mit der Einführung
einer eingleisigen dritten Profiliga liebäugelten und der von vier auf zwei Gruppen reduzierten Regionalliga den sicheren (wirtschaftlichen) Tod vorausgesagten, sind schon nach der ersten Halbserie der drittklassigen Zweigleisigkeit widerlegt. Zumindest so weit man das zum jetzigen Zeitpunkt behaupten kann. Bereits nach der Hälfte aller Spiele in der Süd-Gruppe haben rund 100 000 Zuschauer mehr die Stadiontore passiert, als in der gesamten Saison 1999/2000. Zudem hat sich die im Vorfeld von vielen Vereinen als unerträgliche Last empfundende Wirtschaftslichkeitsprüfung ausgezahlt: Kein Verein, weder im Norden noch im Süden, ist bislang in seiner Existenz bedroht. Das war vor Jahresfrist noch ganz anders. Verrechnet haben sich auch die Offenbacher. Noch vor zwölf Monaten träumte der OFC, den 100. Geburtstag 2001 vor Augen, von der Etablierung im bezahlten Fußball und der Rückkehr in die Bundesliga. Eine über zwei Spielzeiten hinweg verfehlte
Personalpolitik bescherte nicht nur den Zweitligaabstieg, sondern auch den Sturz auf den letzten Platz der Regionalliga.
Dass es auch anders geht, beweist der Karlsruher SC. Die Badener, ebenso wie
die Kickers Zweitligaabsteiger, haben aus den Fehlern der Vergangenheit, die
beinahe in einem Konkurs gemündet wären, gelernt und um Trainerneuling Stefan
Kuntz eine Mannschaft gebaut, die die Tabelle anführt.
Sollten allerdings mit Karlsruhe und Offenbach die einzigen Publikumsmagneten
die an klangvollen Namen deutlich ärmere Süd-Gruppe verlassen, dürften sich schnell
die Kritiker und Mahner wieder auf den Plan gerufen fühlen, da die Vereine den
in der Tat erheblichen finanziellen Aufwand ohne volle (Zuschauer-)Kassen nur
schwerlich leisten können. Es bleibt also über diese Saison hinaus abzuwarten,
ob zweigleisiger Regionalligafußball eine Zukunft haben wird.
(Von Sascha Behnsen, FULDAER ZEITUNG)
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Das Konzept ist geglückt
Fulda/Schlüchtern (kd). Am letzten Wochenende ist die Vorrunde in der Regionalliga Süd zu Ende gegangen
und mit dem Karlsruher SC ist eine Mannschaft Herbstmeister geworden, die jahrelang
fester Bestandteil des bezahlten Fußballs war und sich nun anschickt, den "Betriebsunfall"
Abstieg zu korrigieren. Völlig überraschend zieren die Offenbacher Kickers, die
vor einem Jahr ebenfalls noch in der zweiten Liga spielten, das Tabellenende der Klasse.
In der Fußballbeilage unserer Zeitung eröffnete der Autor seine Regionalliga-Vorschau
mit den Worten: "Ungeliebtes Kind, Notlösung oder sinnvolle Neuerung?" Selten
waren sich die Experten so uneins, was die Neugestaltung der zweigleisigen Regionalliga
anging. Nach der Hälfte der Saison darf das neue Konzept durchaus als geglückt
bezeichnet werden. Wollten vor einem Jahr während der gesamten Runde 370 000
Besucher die Spiele der Regionalliga verfolgen, passierten in der abgelaufenen
Vorrunde bereits über 470 000 Zuschauer (Schnitt: 3106) die Stadiontore. Zwar
lockten die beiden Ex-Bundesligisten Karlsruher SC (81 300) und Kickers Offenbach
(71 500) erwartungsgemäß die meisten Fans in ihre Arenen, doch auch Mannschaften
wie Aalen, Siegen oder Regensburg (alle über 30 000 ) dürften mit der Resonanz zufrieden sein.
Zwei unter großem Druck
Hessens restliche Vertreter
Überraschungen
Enttäuschungen
Die Ex-Borussen
(Von kd, FULDAER ZEITUNG)
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Ehrungen bei Kickers Offenbach
Offenbach (bam). Auf der Mitgliederversammlung der Kickers in der
Stadthalle gab durch Karlo Herbert, den Vorsitzenden des
Ehrenrates, Ehrungen. Für 50 Jahre Mitgliedschaft erhielten Willi
Konrad, Otto Windegger und Karlheinz Näher die goldene Ehrennadel
und die Ehrenmitgliedschaft. Helmut Matschat und Arthur Zahn
gehören dem Klub seit 40 Jahren an.
Für 25 Jahre Mitgliedschaft bekamen die silberne Ehrennadel: Gerald
Krug, Thomas Zahn jr, Christoph Wildhirt, Martin Kuhn, Matthias
Feuerbach, Manfred Luz und Klaus Stumpf.
Die Vereinsnadel in Silber für besondere Verdienste erhielten Willi
Weber (Ordnungsdienst), Stefan Weigand und Stefan Hoffmann
(beide Jugendausschuss).
Eine besondere Ehrung für seine langjährige Arbeit im
OFC-Jugendausschuss und seine Arbeit als stellvertretender
Jugendleiter erhielt Alvin Jecek
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Des Gentlemans große Liebe soll wieder bessere Tage erleben Als Präsident will Dieter Müller die Grabenkämpfe bei Kickers Offenbach beenden / "Lassen Sie mich so sein, wie ich bin !"
Vermutlich muss sich Dieter Müller am frühen Morgen, wenn er auf der Bettkante
sitzt und sich den Schlaf aus den Augen reibt, ins Bein zwicken und ein paar
Ohrfeigen verpassen, um zu begreifen, dass er nicht mehr träumt. Träumt,
Präsident zu sein. Von einem großen, stolzen Verein, der in ein paar Monaten 100
Jahre alt wird, von Kickers Offenbach. Es ist Realität, und es ist wieder mal eine
rührende Geschichte, die vielleicht nur der Fußball schreibt, die gar wie ein
modernes Märchen rund um die Balltreterei anmutet; oder wer kann schon
behaupten, vor zwei Wochen noch Zaungast zu sein, und dann Trainer, und dann Präsident ?
In der Stunde der größten Not, da der OFC im Sturzflug abwärts segelt, sprang der
46-Jährige ein, selbstlos, der Stimme seines Herzens gehorchend, wie er selbst
sagte, und er gelobte, alles zu tun, um seine große Liebe, den OFC, vor dem
Untergang zu bewahren. "Es geht um die Kickers", betonte er immer wieder, "nicht
um persönliche Eitelkeiten." Das Bild, das die Offenbacher in der jüngsten
Vergangenheit abgegeben haben, sei ein erschreckendes gewesen, in sich
zerfressen, zerstritten, gespalten in zwei Lager, "die Grabenkämpfe hier sind eine
traurige Geschichte", sagte Müller, "hier gibt es Neid und Missgunst." Doch er
werde aufräumen, versuchen, "vernünftige Gespräche" zu führen, mächtige und im
Klinsch liegende Männer wie Klaus Gerster und Horst Jung an einen Tisch zu
bekommen. Dieter Müller, die Integrationsfigur ?
Auf alle Fälle ist Müller, der Gentleman, eine ehrliche Haut, ein gutmütiger Kerl,
zuweilen leichtgläubig und naiv, aber immer geradeaus, kein Strippenzieher, keiner,
bei dem im Hintergrund die Fäden zusammenlaufen. Selbsteinschätzung gehört zu
seinen Stärken, so Müller, und wenn er sagt, "Klarheit hilft der Wahrheit, und
Offenheit hilft Offenbach", dann meint er es genau so. Dieter Müller, in Offenbach
geboren und aufgewachsen, hat im Laufe seiner 46 Jahre einiges erlebt, Höhen und
Tiefen, wie man sagt, er hat den süßen Müßiggang genossen, die schönen Seiten
des Profi-Daseins, und er hat die hässliche Fratze des Lebens kennen lernen
müssen, damals, 1997, als sein 16 Jahre alter Sohn an Krebs starb. Natürlich war
das der schwerste Schicksalsschlag für den früheren Nationalspieler, doch Dieter
Müller, Besitzer einer Fußballschule, hat sich nie unterkriegen lassen, er hat
gekämpft, und wenn man ihn am Boden wähnte, dann stand er wieder auf.
Und wer will einer Galionsfigur wie Dieter Müller, der in Offenbach das Fußball-ABC
erlernte, allen Ernstes etwas über Fußball erzählen ? 303 Mal spielte der früher
gefürchtete Mittelstürmer in der Bundesliga, acht Jahre davon beim 1. FC Köln, mit
dem er Deutscher Meister und Pokalsieger wurde. 177 Tore hat Dieter Müller
erzielt, zweimal, 1977 und 1978, wurde er Torschützenkönig Auf insgesamt zwölf
Einsätze brachte er es im Dress der Nationalelf, wobei er 1976 bei der
Europameisterschaft einen Einstand nach Maß hatte, als er im Halbfinale gegen
Jugoslawien in der 75. Minute beim Stand von 1:2 eingewechselt wurde und mit
drei Treffern für den 4:2-Sieg sorgte. Unvergessen auch sein Rekord, der vermutlich
für die Ewigkeit sein wird, als er 1977 beim 7:2 des 1. FC Köln über Werder
Bremen sage und schreibe sechs Tore markierte. 17 Trainer sah er kommen und
gehen, unter anderem Hennes Weisweiler und Aime Jacquet, der Frankreich 1998
zur Weltmeisterschaft führte. Bei Girondins Bordeaux wurde er übrigens nicht nur
zweimal Meister, sondern auch zu einem "profunden Rotweinkenner" - "aber das",
fügte er schmunzelnd an, "das sieht man ja".
"Lassen Sie mich so sein, wie ich bin !", rief er den Mitgliedern in der Nacht zum
Donnerstag zu, dann werde Offenbach auch wieder bessere Tage erleben. Eines
aber möchte Dieter Müller, der über sich sich selbst sagt, kein großer Redner zu
sein, sich aber als "Spezialist in Sachen Öffentlichkeitsarbeit" bezeichnet, nicht
sein: "Ich bin kein Müllabladeplatz für den Seelenschmerz der ewig Gestrigen."
Das freilich hat er abgelesen.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Trier seit Wochen im Hoch
Trier (aa) Unterschiedlicher könnten die Serien nicht sein, die heute
(19.30 Uhr, Bieberer Berg) auf dem Bieberer Berg aufeinander prallen: Die
Kickers seit Saisonbeginn im Leistungstief, Eintracht Trier ist acht Mal in Folge
ungeschlagen, hat als Vierter Tuchfühlung zu einem Aufstiegsplatz.
Und das, obwohl Trainer Paul Linz seit Wochen aus Verletzungsgründen auf
die beiden wichtigen Mittelfeldstrategen Rudi Thömmes und Dirk de Wit
verzichten muss; nicht weniger als ein halbes Dutzend Spieler ist angeschlagen.
Auch die finanzielle Situation der Eintracht, die erst im Februar vor dem Ruin
stand, ist nicht typisch für einen sportlich aufstrebenden Verein: Der
4,3-Millionen-Etat soll Deckungslücken aufweisen. Ungemach droht, wenn sechs Ex-Akteure
Anfang Dezember noch angeblich ausstehende Urlaubsgelder zugesprochen bekommen.
(Von (aa), OFFENBACH-POST)
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Vasic wird definitiv nicht unser Trainer „Nein, Freunde, ich kann es nicht machen.“ Horst Jung lehnte die Kandidatur für das Präsidentenamt ab.
Offenbach - Bei den Offenbacher Kickers führt das Stühlerücken zu
Verwunderung bei den Mitgliedern und Fans: Derjenige, der Präsident werden wollte,
Vizepräsident Professor Ulf Tunn, ist bei der Mitgliederversammlung am Mittwoch in der
Stadthalle zurückgetreten. Derjenige, der sich in Tunns Team als Vizepräsident um
den sportlichen Bereich kümmern wollte, Dieter Müller, ist kurz vor Mitternacht zum
Präsidenten gewählt worden. Derjenige, der als zweiter Vizepräsident mit ins Boot
sollte, Thomas Kalt, hat erst abgelehnt, sich dann aber wieder zur Wahl
gestellt. Edgar Old erhielt von den Mitgliedern mehr Stimmen als der ehemalige
Kickers-Spieler und Jugendtrainer Michael Grünewald, wurde ebenfalls Vize - auch wenn
die unexakte Zählweise der Stimmen von Versammlungsleiter Thomas Wegscheider heftig
in der Kritik stand.
Thomas Kalt erklärte seinen Sinneswandel: "Unser Team stand. Wenn sich
75 Prozent davon bereit erklären, sich wählen zu lassen, muss man antreten." Auf
den Rat und die Erfahrung eines Vermarktungs-Profis wie Klaus Gerster könne man
nicht verzichten, sagte der 39 Jahre alte Unternehmer, der sich nicht als
"Gerster-Mann, sondern als Kickers-Mann" bezeichnet. Co-Trainer Oliver Roth wolle er
zudem gerne ins Team-Management einbeziehen.
Kalt hatte in seiner Antrittsrede sein Konzept - neue Strukturen,
breitere Basis - vorgestellt. Unter dem Motto "Gemeinsam statt einsam" will er einen
(Jugend)-Koordinator als Ansprechpartner für alle einstellen, einen Fan-Vertreter zu den
Vorstandssitzungen einladen und eine etwa zweistündige Talkrunde nach Kickersspielen einführen.
Kalt nannte in der Nacht auch eine kurzfristige Entscheidung des neuen
Präsidiums: "Djuradj Vasic wird definitiv nicht der neue Kickers-Trainer." Der Coach
des FC Schweinfurt war lange als Wunschkandidat am Bieberer Berg gehandelt
worden. Ein Nachfolger, der den künftigen Präsidenten Dieter Müller auf der
Trainerbank des Tabellenletzten der Fußball-Regionalliga Süd zum 1. Januar ablöst,
steht noch nicht fest.
Edgar Old, einst Leiter der OFC-Amateurabteilung, war nach eigener
Aussage mit anderen Ambitionen in der Stadthalle erschienen. Einen Job im
Verwaltungsrat hatte er angepeilt. "Meine Entscheidung, als Vizepräsident zu
kandidieren, kam hundertprozentig spontan. Dieses Chaos kann man ja nicht stehen lassen."
Thomas Delhougne, der kommisarische Schatzmeister, und Old kennen sich bisher
nur vom Sehen - die Telefonleitungen werden glühen und die persönlichen Kontakte
heute beim Heimspiel des OFC gegen Trier intensiviert.
Das Hauptanliegen von Edgar Old wird sein, den
Spielausschussvorsitzenden des B-Teams, Kurt Schwilk, zu unterstützen. Es sei wichtig, dass die zweite
Mannschaft endlich wieder ins rechte Fahrwasser gerät. "Das ist unser Kapital", meinte Old.
Allerdings: Dieter Müller sieht er "als sportlichen Leiter. Klaus
Gerster, dem gegenüber ich völlig unbelastet bin, wäre dann nur noch für das
Marketing zuständig", sagte Old.
(Von Holger Appel und Dieter Höhn, OFFENBACH-POST)
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Manager Klaus Gerster gibt's nicht mehr
Offenbach Den Manager Klaus Gerster bei Kickers Offenbach gibt's nicht
mehr. "Eine Mitarbeit von mir wie in der bisherigen Form wird es nicht mehr
geben", kündigte Gerster an. Aber: "Ich werde denen, die Verantwortung
übernommen haben, mit Rat und Tat zur Seite stehen." Bleibt die Frage: Wieviel Macht und
Einfluss billigt das neue Präsidium mit Dieter Müller an der Spitze Gerster zu?
Wer soll seinen Job übernehmen? Es läuft auf eine Teamlösung hinaus, in
die auch Ex-Torjäger und Interimstrainer Oliver Roth einbezogen werden soll.
Ex-Manager Gerster befindet sich derzeit im luftleeren Raum: Seit 36
Stunden von seinem Amt enthoben, vom neuen Präsidiums noch nicht mit (neuen)
Aufgaben versehen, aber seit einigen Tagen Mitglied im Klub. Die Unterschrift
unter den Antrag sicherte ihm bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung in
der Stadthalle Rederecht. Knapp eine Stunde vor der Versammlung erhielt Gerster -
gerade auf Umwegen von einem viertägigen Mallorca-Urlaub zurückgekehrt - die
Nachricht von der Palastrevolution durch Ex-Schatzmeister Horst Zang und Ex-Vize
Wilfried Kohls: Beide setzten ihn ab, gegen das Votum des zurückgetretenen Vize
Professor Ulf Tunn. Der Weg war frei für die Opposition - wenn es denn eine gegeben
hätte. Da aber kam nichts.
Auf zwei Fragen wollen die Kickers in den nächsten Tagen Antworten
finden. Wie macht Gerster beim OFC weiter: Wie geht es weiter mit Hauptsponsor Horst
Jung? Der Vertrag zwischen seinem Unternehmen "Portas" und den Kickers läuft
aus, verlängert wurde er noch nicht.
Seine Niederlage im direkten Duell mit Gerster, der Jung mit der
strategisch geschickten Forderung, der Unternehmer solle Verantwortung und den
Präsidentenposten übernehmen, in die Enge trieb, kommentierte Jung kurz: "Was passiert
ist, ist sensationell. Ich habe etwas für das Leben gelernt." Immer wieder hatte
Jung erklärt, ihm fehle die Zeit für den Posten. Seit 20 Jahren unterstützt
er den Verein. Ob Jung weiter macht ist fraglich. Ein Rückzug ist nicht
ausgeschlossen. Einen Schnellschuss gab es nicht, eine Entscheidung ist in dieser Woche
nicht zu erwarten. Doch der Hauptsponsor ist gekränkt - ob der Angriffe und
der Niederlage.
Über den weiteren Weg will das Präsidium am Sonntag entschieden. Für 12
Uhr ist das erste offizielle Treffen angesetzt. Präsident Müller will Gerster
halten ("Auf seine Erfahrung wollen wir nicht verzichten"), aber verstärkt im
Marketing einsetzen. Ums Sportliche kümmert sich Müller derzeit selbst: in
Personalunion als Trainer und Vereinsboss. Um die Arbeit zu verteilen, will er Helfer
ins Boot holen: Einer davon soll Wilfried "Django" Mann sein.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Schlammschlacht in Offenbach Dieter Müller neuer Präsident / Entlassener Gerster kämpft
Der Traditionsverein Kickers Offenbach, gerade im Sturzflug als
Zweitliga-Absteiger am Tabellenende der Regionalliga Süd gelandet, lässt ein Jahr vor seinem
100-jährigen Vereinsbestehen keine Möglichkeit aus, um in die Schlagzeilen zu
geraten. War die sportliche Misere bisher davon gekennzeichnet, dass sage und
schreibe sieben Trainer herumwerkeln durften, hat nun die außerordentliche
Jahreshauptversammlung am Mittwochabend für einen zusätzlichen Tiefpunkt gesorgt. Das Ergebnis
des OFC-Treffens von 533 Mitgliedern, das für jede Anfechtungsklage ein ideales Terrain
ist und unter dem Motto "Offenbacher Fußball-Chaos" stand: Der 46 Jahre alte
Ex-Nationalspieler Dieter Müller ist neuer Präsident. Doch wie es dazu kam und welche
Intrigen bis dahin im Hintergrund gesponnen wurden, ist wieder einmal ein Lehrstück
für die im Fußball-Geschäft möglichen Kapriolen und die Niveaulosigkeit dieses Metiers.
Einer der Hauptakteure des Abends war kurioserweise ein Mann, der
unmittelbar vor Beginn der Sitzung vom Rumpfpräsidium als Manager entlassen worden
war. Doch ein Typ wie Klaus Gerster gibt sich so schnell nicht geschlagen.
Trotzdem saß er auf der Bühne am Tisch der hohen Herren, neben Präsidiumssprecher Ulf
Tunn, der von der - in seiner Abwesenheitvon Wilfried Kohls und Horst Zang
beschlossenen - Ad-hoc-Trennung vom Manager drei Stunden vor der Versammlung
informiert worden war. Bei der verbalen Schlammschlacht, die sich die Mitglieder sieben
Stunden lang bis nach Mitternacht lieferten, ergriff denn auch der nach
anfänglichen Erfolgen zuletzt als alleiniger Machthaber am Bieberer Berg den Klub
herunterwirtschaftende Gerster kämpferisch-geschickt mehrfach das Wort.
Seine Zielrichtung war eindeutig. Sponsor Horst Jung, der durch kräftige
Finanzspritzen seines Unternehmens Portas seit den 80er Jahren die Kickers schon oft
vor dem Konkurs bewahrt hat, wurde zum Buhmann gestempelt, indirekt wurden ihm
geschäftliche Interessen vorgeworfen. Als dann der von Gerster zur Kandidatur als
Präsident aufgeforderte Jung ebenso wie andere Kandidaten ablehnte, schlug die
Stunde für eine "Herzentsentscheidung" von Dieter Müller. Er stellte sich zur Wahl
und wurde mit großer Mehrheit für zwei Jahre zum Präsidenten gekürt.
Zuvor hatte Tunn, der ursprünglich kandidieren wollte und Müller als
Vizepräsident in seiner völlig neu formierten Führungsmannschaft vorgesehen hatte,
seinen Rückzug bekannt gegeben. Allein die Tatsache, dass der bis zur Winterpause mit
Ex-Torjäger Oliver Roth bereits als Spielertrainer tätige Müller eine typische
Präsidenten-Rede bei seiner Vorstellung aus dem Jackett zog und verlas, ließ Zweifel an
der Spontanität seiner Zusage aufkommen. Für den Ex-Nationalspieler sind solche
Darstellungen schlichtweg "falsch".
Am Sonntag, 12 Uhr, soll sich das neue Präsidium, dem auch die als
Gerster-Befürworter ursprünglich zum Tunn-Team zählenden Thomas Kalt und Thomas Delhounge
angehören, erstmals treffen. Vorab sagt Müller: "Ich übernehme die sportliche
Verantwortung. Gerster soll sich da künftig raus halten und um Marketing-Fragen
kümmern. Das hat er akzeptiert." Ob sich der umtriebige Ex-Manager daran hält und dem
gutmütigen Müller nicht etwas vorgaukelt, darf bezweifelt werden.
(Von Harald Stenger, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Herzensentscheidung oder perfektes Schauspiel ? Nach Dieter Müllers Wahl zum Präsidenten haben sich beim OFC wieder alle lieb / Gerster nur noch im Marketing
Nach zähem Ringen haben die Mitglieder der Offenbacher Kickers in der
Nacht zum Donnerstag doch noch eine neues Präsidium gewählt. Dieter Müller wird
den Traditionsverein vom Bieberer Berg in den kommenden zwei Jahren als Erster Vorsitzender
führen, ihm zur Seite stehen die beiden Vizepräsidenten Edgar Old und Thomas
Kalt. Das Amt des Schatzmeisters wird kommissarisch Thomas Delhougne bekleiden.
Laut Müller soll sich der vor der Sitzung entlassene Manager Klaus Gerster in
Zukunft aus sportlichen Angelegenheiten heraushalten.
Drinnen, in der fast leer gefegten Stadthalle, verwandelten die
gleißenden Spotlights einen geschniegelten Mann im dunkelblauen Anzug in die Lichtgestalt
Offenbachs. Eine Traube Menschen, 19, 20 Journalisten, umgarnte ihn, den
Heilsbringer, den Hoffnungsträger, Dieter Müller. Kameras surrten, Mikrofone wurden ihm
vor die Nase gehalten, unzählige Hände musste er schütteln, unzählige
Schulterklopfer über sich ergehen lassen. Müller, professionell, ruhig, lächelnd,
verdrückte die eine oder andere Schweißperle, und wenig später sollte der neue
OFC-Präsident sagen: "Wenn ich morgen aufwache, werde ich mich fragen, was ich da
gemacht habe."
Draußen marschierten indes die Menschen, deren Herz für Kickers
Offenbach schlägt, durch den strömenden Regen über matschigen Boden zu ihren Autos. Ein
gutes Gefühl hatten sie vermutlich, in der Nacht zum Donnerstag, um ein Uhr früh,
dank Dieter Müller, und vielleicht auch ein Lächeln auf den Lippen. Alles wird gut
werden. Ganz bestimmt ! Kurz zuvor hatten sich alle wieder ganz doll lieb. Na
ja, fast alle. Klaus Gerster war jedenfalls nicht mehr der böse Mann, der
Strippenzieher, der den Verein an den Rand des Abgrunds gefahren hat, der Manager war
entlassen und doch entlastet. Da waren fünf Trainerwechsel binnen dreieinhalb
Monaten vergessen und verziehen. Da war Tabellenplatz 18 in weite Ferne gerückt. Da war
die Zweite Bundesliga wieder sehr viel näher als die Oberliga Hessen. Pah, was
soll's? Zusamme schaffe mer's. Denn es gibt ja noch Dieter Müller, und der wird es schon
richten. Ganz bestimmt ! Jetzt halt als Präsident. Und als Trainer.
Schlag Mitternacht war der 46 Jahre alte frühere Nationalspieler,
geboren in Offenbach, gewählt worden, demokratisch und, wie der eher diktatorisch
auftretende Wahleiter Thomas Wegscheider verkündete, mit "überwältigender Mehrheit".
Es war der absolute Höhepunkt einer außerordentlichen Mitgliederversammlung, in
der weit weniger mit Schlamm geworfen wurde als vorher angenommen, die
merkwürdig lethargisch und emotionsarm verlief, die aber auch überraschende und
schier sensationelle Wendungen in sich barg. Wie die um 23.40 Uhr etwa, als sich die fast
schon verzweifelte Suche nach einem Präsidenten dem Ende entgegen neigte, als Dieter Müller
vorgeschlagen worden war und - Sekunden bevor der Verwaltungsratsvorsitzende Thomas
Zahn eine Vertagung der Versammlung vorschlagen wollte - die folgenden Worte
sprach: "Mein Herz gehört dem OFC, in dieser Situation stelle ich mich natürlich zur
Wahl." Eine Dreiviertelstunde später war der einst gefürchtete Mittelstürmer
der erste Mann des bald 100 Jahre alten Vereins - binnen zehn Tagen vom Zuschauer
zum Trainer zum Boss. Ein rasanter Aufstieg. Nach einer 15-minütigen Auszeit
präsentierte er seine Mannschaft, die aus den beiden Vizepräsidenten Thomas Kalt und
Edgar Old, mit dem Müller früher beruflich verbandelt gewesen sein soll, sowie
dem Schatzmeister Thomas Delhougne, der das Amt bis zum Ende des Jahres
übernehmen wird, besteht. Pikanterweise schafften somit drei der vier Personen den
Sprung ins Präsidium, die während der Versammlung den Verzicht ihrer geplanten
Kandidatur auf Grund der harschen Angriffe im Vorfeld von Hauptsponsor Horst Jung
bekannt gaben.
Aus dem Bauch heraus habe er sich zu einer Kandidatur entschlossen,
sagte Müller später, "es war eine Entscheidung des Herzens". Am kommenden Sonntag um
12 Uhr wird der neue Vorstand erstmals tagen, Kompetenzen abstecken, Konzepte
erarbeiten, die Zukunft besprechen. Klar ist lediglich, dass Dieter Müller zusammen
mit Oliver Roth die Erste Mannschaft in den restlichen drei Spielen bis zur
Winterpause betreuen wird. Der von Gerster favorisierte Schweinfurter Trainer
Djuradj Vasic wird nicht an den Bieberer Berg wechseln, der neue Vereinschef will sich
eigenen Angaben zufolge nach einem Trainergespann umsehen.
Am gestrigen Donnerstag traf sich Müller bereits mit Gerster, der vor
der Versammlung von den bis dahin noch amtierenden Präsidiumsmitgliedern Horst Zang und
Wilfried Kohls entlassen worden war. Gerster solle sich, wie Dieter Müller nach
der Unterredung sagte, "aus dem sportlichen Bereich heraushalten. Das mache ich jetzt".
Gerster, der Oliver Roth gerne in der Rolle des sportlichen Leiters sehen würde,
könne dem Klub im Marketing-Bereich erhalten bleiben, "das hat er auch
akzeptiert". In der Nacht zuvor hatte Gerster gesagt, er werde in Ruhe überlegen, was
zu tun ist: "Ich werde jetzt nicht mehr so stark gebraucht, und je weniger ich
gebraucht werde, desto besser ist es."
Dabei sorgte gerade Gerster, seit 1. Oktober 2000 OFC-Mitglied, dafür,
dass nicht wenige in der Stadthalle dachten, im falschen Film zu sein, denn welcher
soeben gefeuerte Manager darf sich eigentlich während einer
Mitgliederversammlung noch aufs Podium setzen, per Overhead Folien an die Wand projizieren und mit
Gott und der Welt, unter anderem der ach so bösen Presse, abrechnen? Allein
dieser Auftritt, den offenbar niemand verhindern wollte oder konnte oder
durfte, ließ die Versammlung zu einer Posse, einer Farce werden, "Muppets-Show"
murmelte manch einer vor sich hin. All das änderte freilich nichts an der fast schon
brillanten Galavorstellung Gersters, der die Flucht nach vorne antrat, scheinbar
offen und ehrlich referierte, der das Auditorium mit seinen Ausführungen
beeindruckte, es um den Finger wickelte. Er habe nie das Gefühl gehabt, die Mitglieder
seien gegen ihn, sagte er hernach, und er irrte nicht.
Und doch wird weiter gemunkelt werden, ob die etwa 600 Anwesenden nicht
Augenzeuge eines perfekt inszenierten Schauspiels geworden sind, in dem vom ersten
bis zum letzen Akt alles nach Drehbuch lief. Die Rede von Dieter Müller, die er,
wie er mitteilte, als Vizepräsident halten wollte, klang doch arg nach einer
für einen Präsidenten. Doch was soll's ? Die Mitglieder hatten die Wahl -
oder auch nicht, denn von einer Opposition, über die vorher ausschweifend
spekuliert worden war , war nichts zu sehen. Keine Bereitschaft, keine Chuzpe, kein
Neuanfang. Dafür Dieter Müller. Alles wird gut. Ganz bestimmt!
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Schwarze Stunde
Die Offenbacher Kickers, gerade im Sturzflug als Zweitliga-Absteiger am
Tabellenende der Regionalliga Süd gelandet, lassen ein Jahr vor ihrem 100-jährigen
Vereinsbestehen keine Möglichkeit aus, um in die Negativ-Schlagzeilen zu geraten. Auf
dem Höhepunkt einer seit Wochen eskalierenden sportlichen Misere hat die
Jahreshauptversammlung einen neuen Tiefpunkt beschert. Das Ergebnis des OFC-Treffens von 533
Mitgliedern, das unter dem Motto "Offenbacher Fußball-Chaos" stand, ist als Votum
aller am Schicksal ihres Klubs interessierten Anwesenden zu respektieren.
Trotzdem wirft die Zufalls-Wahl des neuen Präsidenten Dieter Müller, so lobenswert
seine Bereitschaft zum Engagement in schwierigen Zeiten ist, viele Fragen auf und ein
überaus schlechtes Licht auf die in der Stunde der Wahrheit ausschließlich emotional
reagierenden Mitglieder.
Was sich abspielte, war schlichtweg ein Armutszeugnis für jene
Kickers-Anhänger, die genau registriert haben, wie der listenreiche Klaus Gerster den
Verein an die Wand gefahren hat, und die dann mangels Alternativen trotzdem einer
Konstellation zustimmten, in der der bis Mittwochabend fast allmächtige Strippenzieher
vom Bieberer Berg nicht vollends von der Bildfläche verschwinden wird. Denn
der Manager, obwohl vor der Versammlung vom Rumpfpräsidium entlassen, wird weiter
seine Intrigen spinnen, und der zu gutmütige Ex-Nationalspieler Müller überschätzt
sich, wenn er glaubt, dessen Einfluss begrenzen zu können. So vehement der neue
Präsident die Position vertritt, er sei für die sportlichen Belange zuständig und
der nur noch mit Marketing-Aufgaben betraute Gerster werde sich künftig
raushalten - Dieter Müller gaukelt sich etwas vor, wenn er mit dem geordneten Rückzug
seines Partners rechnet und auf dessen Loyalität setzt.
Eine Reizthema ist, ob Müllers guter Ruf bei den Fans nicht missbraucht
und der Ex-Nationalspieler im Machtkampf mit Sponsor Horst Jung nur vorgeschickt
wurde, weil die Gerster-Befürworter, die die Mehrheit im Präsidium bilden und
mit Ausnahme von Edgar Old eigentlich alle mit Ulf Tunn kandidieren wollten, sonst
nicht ihr Ziel erreicht hätten. Für seinen Auftritt vor der Wahl zog Müller eine
typische Präsidenten-Rede zum Vorlesen aus dem Jackett. Seine Darstellung, diese
sei für seine Kandidatur als sportlicher Leiter und Vizepräsident vorbereitet
gewesen, wurde bald von einigen belächelt. Letztlich profitierte Müller davon,
dass die Gegner des bestens präparierten und kämpferischen Gerster schlecht
vorbereitet in die Sitzung gingen und somit den zuvor entmachteten Manager durch ein
Hintertürchen wieder reinkommen ließen.
Ob der schwache Wahlleiter, der im Endeffekt resignierende Verwaltungs-
und Ehrenrat oder die überforderten Mitglieder - mit ihrem kollektiven Versagen haben
sie dem vor einer höchst ungewissen Zukunft stehenden Traditionsverein
Kickers Offenbach eine seiner schwärzesten Stunden beschert, und insgeheim wird sich Klaus
Gerster ins Fäustchen lachen.
(Von Harald Stenger, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Klaus Gerster legt Zahlen offen
Klaus Gerster, entlassener Manager der Offenbacher Kickers und momentan
ohne offizielles Amt, nutzte die außerordentliche Mitgliederversammlung am
Mittwochabend auch, um einige in der Öffentlichkeit kursierende Zahlen zu
kommentieren. Zum Beispiel im Falle seines Wunschtrainers Djuradj Vasic. Der sollte, so
wurde kolportiert, die Kickers durch Ablösesumme, Gehalt und Prämien für zweieinhalb Jahre
rund 1,5 Millionen Mark kosten. Laut Gerster hätte der Schweinfurter Coach
jedoch nur 22 500 Mark pro Monat verdient, zudem sei eine Ablösesumme in Höhe
von sechsmal 10 000 Mark fällig geworden. Insgesamt hätte sich der Deal also auf 735
000 Mark für 30 Monate belaufen - zuzüglich Prämien hätte man noch immer unter
einer Million Mark gelegen.
Ex-Trainer Peter Neururer - der übrigens nach Aussage von Hauptsponsor
Horst Jung genauso wie sein Nachfolger Dragoslav Stepanovic entlassen worden
und nicht zurückgetreten war - soll, so war zu vernehmen, 400000 Mark Abfindung
kassiert haben. Stimmt nicht. Sagt Gerster. Neururer sei die Trennung mit 100 000
Mark brutto plus zwei Monatsgehältern versüßt worden. Auch Stepanovic soll
nicht, wie gemeldet, 100 000 Mark, sondern lediglich zwei Monatsgehälter als
Abfindung erhalten haben. Gerster legte auch den Verdienst von Geschäftsführer
Jörg Hambückers offen, der beim OFC angeblich 300 000 Mark per annum einstreichen soll.
Hambückers, so Gerster, verdiene 10 000 Mark brutto pro Monat.
Unterdessen verkündete der am Mittwoch in den Verwaltungsrat gewechselte
Schatzmeister Horst Zang, dass der Schuldenstand trotz des Abstiegs aus der Zweiten
Bundesliga um 600 000 Mark verringert worden sei, nunmehr 1,13 Millionen Mark
betrage. Durch die rückläufige Zuschauerentwicklung liege man allerdings in der Zeit
von Juli bis September 2000 mit 322 000 Mark unter der Kalkulation - bis zum Ende
der Saison soll die Lücke durch das Geld der Fernsehübertragung des
DFB-Pokal-Spiels gegen den 1. FC Kaiserslautern geschlossen werden.
Zudem müsse in der nächsten Regionalliga-Saison der 7,5-Millionen-Etat
um die Hälfte reduziert werden - "von der Oberliga", so Zang, "möchte ich gar
nicht sprechen". Interessant dürfte daher das Verhalten von Mäzen Jung sein,
der mit seinen Millionen den Klub schon mehrfach vor dem Konkurs gerettet hat,
der am Mittwoch aber teilweise harsch angegangen wurde. Sollte er den Geldhahn
zudrehen, könnte das schlimme Folgen haben.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Neuer Anfang, alte Brandherde
Auf dem Bieberer Berg ist scheinbar nichts unmöglich. Nach der wohl
bundesweit rekordverdächtigen Anzahl von fünf Trainerwechseln innerhalb weniger
Monate hat das kaum noch nachvollziehbare Ränkespiel hinter den Kulissen des
Fußball-Regionalligisten für ein weiteres Kuriosum gesorgt: den trainierenden Präsidenten als
Krisenmanager. Dieter Müller hat sich, wie er es formulierte, aus dem Bauch heraus
entschieden, die Kickers vor dem Sturz ins Bodenlose zu bewahren.
Nun sind spontane Entscheidungen grundsätzlich nicht die schlechtesten.
Aber nur mit Herzblut wird der ehemalige Nationalspieler diese Aufgabe nicht
bewältigen können, denn ihn erwartet ein Kampf an vielen Fronten. Er muss die
sportliche Misere in den Griff bekommen und in der Winterpause einen geeigneten
Trainer finden, der diese heillos zerstrittene Mannschaft vor dem freien Fall in
die Viertklassigkeit bewahren kann. Dieter Müller hat aber noch weitere
Brandherde zu löschen, er muss schleunigst die Machtkämpfe innerhalb des Vereins beenden.
Warum er aber nicht sofort für ein Ende der Ära Gerster beim OFC sorgte,
wird sein Geheimnis bleiben. Zwar hat Müller angekündigt, dass er dessen
Kompetenzen beschneiden wird. Mit einer Einschränkung seiner Machtfülle wird sich
Gerster, der es so meisterhaft beherrscht, im Hintergrund die Fäden zu ziehen,
mit Sicherheit aber nicht abfinden. Und Dieter Müller wird sich am Ende eventuell gar
den Vorwurf gefallen lassen müssen, doch nur eine Marionette von Gerster zu sein.
Und dann werden sich die Kickers im kommenden Mai, im Jahr ihres 100.
Geburtstages, vermutlich in der Oberliga wieder finden.
(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)
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Kickers Offenbachs letzte Hoffnung heißt Dieter Müller
Offenbach. "Ich hoffe, dass die Wahl nicht zur Posse wird, aber dafür
die Weichen in die richtige Zukunft gestellt werden." Ob Dieter Müller bei dieser
Aussage vor der außerordentlichen Jahreshauptversammlung der Offenbacher Kickers
schon eine Vorahnung beschlichen hatte? Die rund fünfstündige
Mitgliedersitzung in der Stadthalle geriet tatsächlich zur (Provinz)-Posse. Und ob die von
536 Mitgliedern in teils bierseliger Laune getroffenen Personalentscheidungen
tatsächlich richtungweisend sind, bleibt abzuwarten.
Um 23.57 Uhr stand fest, was zuvor keiner erwartet hatte: Plötzlich war
der frühere Nationalspieler, der derzeit auch das Training beim Letzten der
Fußball-Regionalliga Süd leitet, ohne Gegenkandidat mit großer Mehrheit zum Präsidenten
gewählt worden. Ob Müller in der knappen Viertelstunde, die zwischen der Annahme seiner
Kandidatur und der überhasteten Wahl lag, überhaupt realisieren konnte, in welche
Situation er sich begab, ist zweifelhaft.
Das gleiche galt für die Mitglieder. Verzückt vom Namen des zweifachen
Bundesliga-Torschützenkönigs und Sinnbilds besserer Kickers-Tage, gewährten sie Müller die
rückhaltlose Unterstützung, ohne zu wissen, wer eigentlich mit ihrem neuen Hoffnungsträger das
Präsidium übernehmen sollte und obwohl Müllers eiligst vorgetragenes Konzept mit
der Jugendarbeit im Mittelpunkt wenig Aufschluss bot. Egal, mehr als zwei Drittel der
Anwesenden reckten ihre gelben Wahlzettel in die Höhe.
Am 13. November war der Ex-Profi erstmals wieder beim OFC in die
vorderste Reihe getreten. Vizepräsident wollte er werden im Kabinett um
Präsidentschaftskandidat Ulf Tunn. Eine Woche später übernahm er den Trainerposten, und nun ist
er der erste Mann im Verein. Dem war ein erbitterter Machtkampf in der
Führungsriege des OFC vorausgegangen. Nach dem Bericht des scheidenden Präsidiums um
Ulf Tunn hatte dieser, erzürnt über die gegen ihn entfachte Schlammschlacht,
Hauptsponsor Horst Jung ins Visier seiner Gegenangriffe genommen. "Wir brauchen
Bessermacher und keine Besserwisser", schimpfte Tunn gegen den langjährigen Mäzen.
Tunn zog die Konsequenzen und trat von seiner Präsidentschaftskandidatur und mit
sofortiger Wirkung auch vom Amt als Vizepräsident zurück.
Auch Manager Klaus Gerster, ohnehin auf der Seite Tunns, brodelte
innerlich, nachdem ihm Jung schon vor Wochen den Rücktritt nahe gelegt hatte. "Ich
befreie den Verein gerne von der Hypothek Gerster, aber dann übernehmen Sie,
Herr Jung, die Verantwortung und werden Präsident", feuerte der Manager scharf.
Doch zunächst schien Gersters Versuch, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen,
sinnlos, denn durch den Rückzug Tunns hatte der Manager seine Lobby eingebüßt.
Und es kam noch schlimmer: Das noch amtierende Rumpfpräsidium um
Vizepräsident Wilfried Kohls und Finanzchef Horst Zang kündigte Gerster den Job. Nun
stand, durch Tunns Rückzieher und das Nicht-zur-Verfügung-Stehen von Jung als
Präsident, kein Kandidat zur Auswahl für die Neuwahlen. Die Suche nach einem
adäquaten Mann geriet zur Farce. Männer wie Walter Müller (früherer OFC-Präsident) und
Thomas Kalt (Verwaltungsrat) wurden hektisch vorgeschlagen und lehnten ebenso
schnell wieder ab. Alles in allem bot auch Horst Jung ("Die Angriffe gegen mich
sind ehrenrührig") ein wenig überzeugendes Bild.
So kam es zu einem Schnellschuss par excellence: Dieter Müller. Und was
scheinbar einigen seiner Anhänger verborgen blieb: Müller wird auch weiterhin auf
Gerster setzen. "Auf seine Erfahrung kann ich nicht verzichten", ließ der neue
Präsident durchblicken. So wird wohl auch in Zukunft vieles so bleiben, wie es
war. Denn ob sich die Newcomer in der Führungsetage, die Vizepräsidenten Thomas
Kalt, Edgar Old sowie der kommissarisch eingesetzte Schatzmeister Thomas Delhougne
gegen Gerster durchsetzen können oder wollen, ist offen. Und die Verpflichtung
des Schweinfurter Trainers Vasic ist kein Thema mehr. Eine positive
Nachricht brachte zumindest der Finanzbericht, denn das negative Vereinsvolumen wurde um
600 000 Mark auf 1,13 Millionen Mark verringert.
(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)
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Überraschung vor Mitternacht: Dieter Müller Kickers-Präsident
Offenbach. Kickers Offenbach hat gewählt: Dieter Müller ist neuer
Präsident des Traditionsvereins, der im Mai 2001 sein 100jähriges
Bestehen feiern will. Die Suche nach einem Präsidenten entwickelte
sich gestern auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung vor
550 Mitgliedern in der Stadthalle aber zu einer Farce. Sie begann um
23.14 Uhr, sie endete um 23.37 Uhr, als sich Müller zur Kandidatur
bereit erklärte. Müllers Wahl um drei Minuten vor Mitternacht
quittierte OFC-Manager Klaus Gerster mit eifrigem Klatschen und
breitem Lächeln. Zu Vizepräsidenten wurden dann noch Edgar Old,
früher Leiter der Amateurabteilung, und Thomas Kalt gewählt.
Thomas Delhougne, als Schatzmeister im Präsidium von Tunn
auserkoren, stellte sich zunächst kommissarisch zur Verfügung und wurde auch gewählt.
Die Taktik der Mannschaft um Professor Ulf Tunn und Klaus Gerster
war clever gewählt, die Replik des Horst Jung hätte besser ausfallen
können. Punkt also für das zurückgetretene Präsidium um den
Ex-Vize Tunn und Manager Gerster im direkten Vergleich mit
Kickers-Hauptsponsor Horst Jung. In Schlussworten forderten sie
OFC-Hauptsponsor Jung zur Kandidatur für das Präsidentenamt auf:
"Herr Jung, übernehmen sie." Damit trafen sie Jung an seiner
empfindlichsten Stelle. Denn der Unternehmer aus Dietzenbach
("Portas") hatte im Vorfeld immer wieder gesagt, dass er das
Präsidentenamt nicht übernehmen könne. Grund seien die beruflichen Verpflichtungen.
Den Vorschlag aus der Versammlung, das Amt zu übernehmen,
lehnte Jung um 23.25 Uhr erneut ab und musste sich schwere
Vorwürfe anhören. So sagte Thomas Kalt, zu diesem Zeitpunkt noch
stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrates: "Herr Jung, Sie
haben uns in in diese Situation geführt." Professor Tunn setzte noch
einen drauf: "Horst Jung hat unser Team nicht gewollt."
"Ich habe immer gesagt: Wenn ich nicht mehr gewollt bin, werde ich
gehen", versprach Gerster. Er habe den Abend abgewartet, denn er
allein entscheide, "wann und wie ich gehe". Gerster will sich heute
entscheiden, ob er weitermacht. Tendenz: Er bleibt. Ein Antrag auf
Entlassung Gersters war zuvor abgelehnt worden. Die Satzung des
Vereins ließ es nicht zu. Denn Gerster war zu diesem Zeitpunkt gar
nicht mehr im Amt. Das Präsidium, das ihn ernannt hatte, war um
diese Uhrzeit längst zurückgetreten. Zuvor hatten Ex-Schatzmeister
Horst Zang und der vormalige Vize Kohls noch versucht, Gerster
kippen. Sie teilten per Fax mit, dass sie künftig eine Zusammenarbeit
mit Gerster ablehnen.
Die Entscheidung des Trainerduos Dieter Müller/Oliver Roth, die
Mannschaft nicht zur Sitzung einzuladen, erwies sich als richtig. Es
wurde schmutzige Wäsche gewaschen. Oliver Roth sagte: "Es ist
wichtiger, dass unsere Elf morgen gegen Trier drei Punkte holt, als
dass an dieser Versammlung teilnimmt." Müller ergänzte: "Es ist
schon genug Unruhe in dieser Saison in diese Mannschaft gekommen."
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Beifall nach Tunns Rücktritt
Offenbach. Pfiffe, Beifall, Buh und Bravo: Die bisherigen
Präsidiumsmitglieder der Offenbacher Kickers, die gestern Abend
nacheinander zurücktraten, gingen durch ein Wellenbad der Gefühle.
Vorläufiger Höhepunkt: Um 21.10 Uhr war der Fußball-Regionalligist
ohne Führung, das Präsidium handlungsunfähig. Schlussakt war die
Präsentation der Zahlen durch Schatzmeister Horst Zang, der von
einem Plus aus der Saison 1999/2000 in Höhe von 603 000 Mark
sprach (wir werden berichten). Davor lagen Rechenschaftsberichte,
die mit Medienschelte gespickt waren. Der zurückgetretene
Vizepräsident Professor Ulf Tunn und auch Manager Klaus Gerster
sprachen von einer Kampagne gegen das seitherige Präsidium.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Vasic soll 650 000 Mark verdienen
Tunn garnierte sein 24 Minuten langes Statement mit den Worten:
"Ich stehe für eine Wiederwahl nicht zur Verfügung und lege mein
Amt mit sofortiger Wirkung nieder." Das war um 20.25 Uhr. Seinem
Abgang folgten Bravo-Rufe. Offen ob als Beifall für die geleistete
Arbeit oder für die Abdankung. Der Ärztliche Direktor der Städtischen
Kliniken Offenbach, der sich nach reiflicher Überlegung, wie er sagte,
zunächst zu einer erneuten Kandidatur "durchgerungen" hatte,
beklagte die Zerstörung der "Wagenburg" um den verstorbenen
Ex-Präsidenten Dr. Lothar Winkler, Gerster und Geschäftsführer Jörg
Hambückers. Seine Präsidiumskollegen Wilfried Kohls und Horst Zang
zählte er in seiner Rede nicht dazu.
Klaus Gerster hatte sich professionell vorbereitet mit Fragen und
Folien. Er präsentierte Zahlen und wollte damit Veröffentlichungen in
den Medien widerlegen. OFC-Geschäftsführer Jörg Hambückers hatte
er um die Erlaubnis für die Preisgabe seines Jahresgehaltes gefragt:
Es seien keine 300 000, wie auch in unserer Zeitung berichtet,
sondern 120 000 Mark brutto. Ob Gerster auch seinen Wunschtrainer
Vasic um Erlaubnis der Veröffentlichung des Vertrags gefragt hat,
darf bezweifelt werden: Vasic soll für einen Zweieinhalbjahresvertrag
650 000 Mark (statt einer Million) bekommen. Beim Versuch, sich zu
erklären, rutschte Gerster bisweilen in eine Verteidigungsrede ab,
war (aus taktischen Gründen?) zu Opfern bereit: Die Verpflichtung
Dragoslav Stepanovics sei ein Riesenfehler von ihm gewesen, doch
"der Mann hat keinen Pfennig gesehen" und nicht 100 000 Mark, wie
veröffentlicht. Peter Neururer habe für seinen Abgang eine
Abfindung von 160 000 Mark erhalten, inklusive der zwei
Monatsgehälter für Juli und August.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Müller sieht Torleute noch nicht 100 Prozent am Limit
Offenbach (bam). Personalpolitik in der Vereinsführung hin, Präsidium
her - beim Regionalligisten Kickers Offenbach wird auch noch Fußball
gespielt. Morgen kommt mit Eintracht Trier eine Mannschaft an den
Bieberer Berg (19.30 Uhr), die sich Aufstiegschancen ausrechnet.
Offenbach ist Letzter und seit neun Spielen ohne Sieg.
Training verschärfen, die Zahl der Übungseinheiten steigern,
Einzelgespräche führen - auch der Alt-Internationale und
Neu-Kickers-Trainer Dieter Müller baut auf bekannte Rezepte. "Die
Mannschaft braucht eine harte Hand." Die bekommt sie von Müller -
bislang aber ohne zählbaren Erfolg. Auch wenn er das 0:1 vom
vergangenen Freitag gegen Regensburg als Steigerung gegenüber
den Spielen zuvor ansieht. Am Wochenende vorher kassierte Kickers
mit 0:5 in Burghausen die höchste Saisonniederlage.
Müller will das Maximum aus den Spieler herauskitzeln. Daran habe es
in den vergangenen Wochen und Monaten gemangelt. Ein Vorwurf
an seine Vorgänger? Nein, so will er das nicht verstanden wissen.
Der stete Wechsel auf der Trainerbank sei mit Schuld daran. Den
Spielern könne nicht die alleinige Schuld am letzten Platz gegeben
werden, den die Kickers vor Beginn der Rückrunde morgen belegen.
Den Beleg für mangelnde Fitness macht Müller am Beispiel der
Torwarte fest: "Die Torleute sind nicht 100 Prozent am Limit."
Deswegen habe der Verein auf sein Drängen einen Torwart-Trainer
verpflichtet. Zweimal in der Woche steht Ex-Torwart Klaus Dörner
(früher Fulda, Weiskirchen, Jügesheim; heute DFB) zur Verfügung.
Zumindest bis zum Beginn der Winterpause. Spätestens dann soll bei
Kickers für die Trainerposition eine Lösung gefunden sein, deren
Haltbarkeitsdatum nicht so schnell endet wie bisher in dieser Saison.
Müller ist der fünfte Coach, wobei Knut Hahn gleich zweimal ran
musste. Kleine Schmonzette am Rande: Cesar Thier, bislang
Stammkeeper der Kickers, kennt Dörner noch aus gemeinsamen
Zeiten bei Borussia Fulda. Die gegenseitige Sympathie soll sich in Grenzen halten.
Müller glaubt, die richtige Mischung von Häuptlingen und Indianern in
der Mannschaft gefunden zu haben. Von Stefan Simon und Stefan
Dolzer erwartet er, dass sie mehr Verantwortung übernehmen.
Mittelfeldspieler Tom Stohn ("Ein guter Fußballer") und Stürmer
Matthias Becker ("Sensibel, aber seine Qualitäten sind bekannt") gibt
er gegen Trier von Beginn an eine Chance. Müller holte die beiden
zurück, was seinem Vorgänger Knut Hahn noch untersagt wurde,
nachdem der Vorstand ihnen ursprünglich den Laufpass gegeben hatte.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Gerster vor Versammlung entlassen OFC-Präsidiumssprecher Ulf Tunn stellt überraschend sein Amt zur Verfügung
Die Krise von Kickers Offenbach spitzt sich immer weiter zu. Vor der
außerordentlichen Mitgliederversammlung am Mittwochabend war
Manager Klaus Gerster entlassen worden. Kurz darauf stellte
Präsidiumssprecher Ulf Tunn sein Amt mit sofortiger Wirkung zur
Verfügung. Die Mannschaft, mit der er kandidieren wollte, teilte den
Mitgliedern ebenfalls ihren Verzicht mit. Die Versammlung dauerte bei
Redaktionsschluss noch an.
Im Flüsterton machte es die Runde, um kurz vor halb acht, ein paar
Minuten bevor die mit Spannung erwartete außerordentliche Mitgliederversammlung der
Offenbacher Kickers beginnen sollte: Manager Klaus Gerster war entlassen
worden, aus dem Amt gekegelt nur wenige Stunden zuvor von den beiden
verbliebenen Präsidiumsmitgliedern Horst Zang und Wilfried Kohls. Kohls
bestätigte die langsam durchsickernde Nachricht um genau 21.10 Uhr.
"Horst Zang und ich haben uns entschlossen, künftig nicht mehr mit Klaus Gerster
zusammen arbeiten zu wollen", sagte er, "wir wollten die Sache bereinigen,
retten, friedlicher gestalten", die Befürchtung, die Versammlung könnte aus dem Ruder
laufen, haben Kohls und Zang wohl diesen Schritt gehen lassen, die Zustimmung
von Ulf Tunn hatten sie nicht, sie benötigten sie aber auch nicht. Eine
Sensation war das, natürlich, schließlich war davon auszugehen, dass das Votum der
Mitglieder über das Schicksal des bis vor kurzem noch allmächtigen Technischen Direktors
entscheiden würde. Den scheidenden Manager, nach fünf Tagen wieder
aufgetaucht und bei Betreten der Offenbacher Stadthalle bereits
entlassen, hielt das jedoch nicht davon ab, in aller Ruhe seine angekündigte Abrechnung
vorzubereiten und eifrig die Hände der Geehrten zu schütteln.
Ehrenpräsident Waldemar Klein ergriff aber zunächst das Wort, unter dem
Applaus des Auditoriums forderte er "Mut zur Wahrheit", sprach rührende und
bewegende Worte. "Beeilt euch zu handeln, bevor es zu spät ist, zu bereuen",
schleuderte der 81-Jährige den 536 Mitgliedern entgegen, und er gab ihnen einen
Ratschlag mit auf den langen, langen Abend: "Hart treffen, aber nicht verletzen", sagte
Klein, "die Würde des Menschen ist unantastbar." Das dachte sich vermutlich auch Ulf
Tunn, bis gestern Abend noch Präsidiumssprecher und eigentlich Anwärter für
das Präsidentenamt, der um 20.24 Uhr für die nächste Überraschung sorgte,
als er verkündete: "Wir werden die Kommandobrücke beim OFC verlassen, ich stehe
als Präsident nicht zur Verfügung. Ab sofort lege ich auch das Amt des
Vizepräsidenten nieder." Auch seine Mitstreiter, Thomas Kalt, Dieter
Müller (Vizepräsidenten) und Thomas Delhougne (Schatzmeister) stellten sich
nicht zur Verfügung. Tunn zeigte sich schwer getroffen von den Anschuldigungen des
Hauptsponsors Horst Jung, der nach der 0:1-Niederlage gegen Regensburg
am vergangenen Freitag unter anderem harsche Kritik an Tunn geäußert hatte.
"Die Schlammschlacht", sagte Tunn, "scheint begonnen zu haben", doch er wolle
sich nicht beteiligen, "wir haben das Schiff gemeinsam flott gemacht, wir
werden es auch gemeinsam wieder verlassen".
Tunn nahm Horst Jung, bei dem hinter den Kulissen die Fäden zusammen
laufen, in die Pflicht: "Wir brauchen keine Besserwisser, sondern Bessermacher.
Jetzt müssen Sie, Herr Jung, Flagge zeigen. Ich fordere Sie auf, das Amt des
Präsidenten zu übernehmen." Auch Manager Gerster, der sich gut
vorbereitet hatte und per Overheadprojektor mehr als ein Dutzend Folien an die Wand warf,
wollte nicht en passant abtreten, "nicht das Feld räumen, ohne mit Unwahrheiten
und Intrigen aufzuräumen". Auch der Technische Direktor attackierte vor
allen Dingen Horst Jung, der ihn mehrmals zum Rücktritt aufgefordert hatte und ihn
als "Hypothek" für den Verein bezeichnete. Er sei bitter enttäuscht von den
Anschuldigungen, "ob und wann ich zurücktrete, entscheide nur ich".
Mitbestimmung ohne Verantwortung gehe immer schief, Jung solle "die
Fahne in die Hand nehmen, zwei Millionen mitbringen und Präsident werden - dann
hätten sie Rückgrat." Jung rechtfertigte sich wenig später, er habe Tunn und
Gerster nicht ohne Grund attackiert. "Ich bin doch kein Hasardeur, ich bin doch kein
Wahnsinniger, der auf einmal Amok läuft." Was folgte, war eine lebhafte
und hitzige Diskussion bis weit nach Mitternacht.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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OFC-Keeper bekommen ihren eigenen Trainer Dörner unterstützt Coach Müller / Stohn und Becker sollen gegen Trier von Beginn an spielen
Egal ob Verbalakrobaten wie Peter Neururer, Weltmänner wie Dragoslav
Stepanovic, "No-Names" wie Knut Hahn, Urgesteine wie Wilfried Kohls oder
Galionsfiguren wie jetzt Dieter Müller - bei Kickers Offenbach holt
einen jeden die Realität verdammt schnell ein. "Es ist schwer, Wunderdinge zu
vollbringen", sagt nun Trainer Dieter Müller, Retter Nummer sechs. Spätestens seit der
0:1-Schlappe gegen den SSV Jahn Regensburg dürfte auch der früher so gefürchtete
Mittelstürmer wissen, auf was er sich beim OFC eingelassen hat; das
Vorhaben, der wie paralysiert spielenden Mannschaft Leben einzuhauchen, für neuen
Schwung und Motivation zu sorgen, ist schon nach nur einem Spiel so gut
wie gescheitert, und also regiert, fast schon eisern, das Prinzip Hoffnung.
Vor dem Heimspiel am morgigen Freitag gegen Eintracht Trier (19.30 Uhr),
in dem wieder einmal ein "lebensnotwendiger Sieg" angestrebt wird, hat Dieter
Müller das Training angezogen, er leitet die Spieler, wie er sagt, "mit harter
Hand" an, "prügelt aber nicht auf sie ein", sondern versucht, ihnen Selbstvertrauen
einzuflößen. Nur wo soll es herkommen bei drei Siegen in 17 Partien, bei 14 Punkten, bei
Tabellenplatz 18 ? Dieter Müller möchte die fast zwei Dutzend
Einzelspieler weiter zu einem Kollektiv formen, der frühere Nationalspieler hat sie daher zum
gemeinsamen Abendessen geschickt, Frustbewältigung qua Gesprächstherapie sozusagen.
Dass dadurch nicht zwingend besserer Fußball gespielt wird, weiß er
natürlich auch, und aus diesem Grund hat er den vormals ausgemusterten Tom Stohn
und Matthias Becker in Aussicht gestellt, am Freitag erstmals wieder von
Beginn an auflaufen zu dürfen. "Sie haben mein Vertrauen", bedeutet der Coach,
"sie haben sich ihre Chance verdient." Diesbezüglich appelliert der Coach auch an
die Fairness des Publikums, das den beiden phlegmatisch wirkenden Fußballern
nicht eben wohlgesonnen gegenüber steht. Gerade Stohn habe nach seiner
Einwechslung in der Partie gegen Regensburg aber für eine "Belebung im
Spiel" gesorgt, und über Becker, der zuletzt in der Landesligamannschaft
eingesetzt wurde, brauche man nicht viele Worte zu verlieren. "Es kann doch nicht
sein, dass ein Spieler mit seinen Fähigkeiten da unten rumdümpelt", sagt der
46-Jährige, der inständig hofft, dass bei den beiden technisch beschlagenen Akteuren
"endlich der Knoten platzt". Darauf freilich haben bisher schon ganz andere
verzweifelt gewartet. Die Mannschaft müsse jedenfalls gegen die auf einer "Erfolgswelle"
(Müller) schwimmenden Trierer "aggressiver in die Zweikämpfe gehen", nicht mehr
so "zaghaft und ängstlich" wie gegen Regensburg auftreten, wo der OFC zwar
16:2 Ecken herausholte, aber doch mehr als harmlos war. "Der Torwart von
denen hat sich doch totgelacht", befindet Dieter Müller. Zudem hat der Trainer die
Hackordnung innerhalb des Teams festgelegt, "für eine klare Rollenverteilung
gesorgt, denn wir haben zu viele Indianer und zu wenig Häuptlinge".
Gerade Stefan Dolzer und Stefan Simon sollen das Team führen, mehr Verantwortung
übernehmen. Unterdessen hat Dieter Müller auf dem Trainingsplatz noch mehr
Unterstützung bekommen, ab sofort wird sich Klaus Dörner um die beiden Torhüter Cesar
Thier und René Keffel kümmern. Dörner, vor noch nicht allzu langer Zeit
Trainer des damaligen Regionalligisten Borussia Fulda und heute beim Deutschen
Fußball-Bund beschäftigt, wird zweimal pro Woche mit den Keepern
trainieren. "Es konnte doch nicht sein, dass ein Verein wie Kickers Offenbach keinen
Torwarttrainer hatte", sagt Dieter Müller.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Dieter Müller vor Wahl zum OFC-Präsidenten
Offenbach. Die Zukunft von Kickers Offenbach stand auch noch gestern
kurz vor Mitternacht in den Sternen. Denn bei der äußerst turbulenten
außerordentlichen Jahreshauptversammlung, von 600 Mitgliedern in der Offenbacher Stadthalle besucht, wollte sich
partout kein neues Führungs-Gremium herausschälen. Hauptsponsor Horst Jung und Walter
Müller, früherer OFC-Präsident, wollten sich, fürs Präsidentenamt vorgeschlagen, nicht
zur Verfügung stellen. Letzter Stand der Dinge: Um 23.40 Uhr erklärte sich der frühere
Nationalspieler und derzeitige OFC-Trainer Dieter Müller als einziger
bereit, für das höchste Amt zu kandidieren. Bei Redaktionsschluss war
die Versammlung noch nicht beendet.
Da das Führungschaos beim Regionalliga-Letzten zuletzt immer größer
wurde, das Präsidium sich jedoch als handlungsunfähig erwies, war die Sitzung eiligst
einberufen worden. So sah sich der Noch-Vizepräsident Ulf Tunn zu mahnenden Worten bei seiner
Begrüßung verpflichtet: "Der OFC darf nicht die Abkürzung sein für
Offenbacher Chaos-Club." Und so appellierte auch der scheidende
Ehrenratsvorsitzende Waldemar Klein im Hinblick auf die
Präsidiumsneuwahlen an die OFC-Mitglieder: "Beeilt Euch zu handeln,
bevor es zu spät ist zu bereuen."
Klein scheute es nicht, Kritik an den zuletzt handelnden
Führungspersonen um Tunn und Manager Klaus Gerster zu üben. Der 80-Jährige erhielt stehenden Applaus.
Tunn wehrte sich und warf Hauptsponsor Horst Jung vor, eine Schlammschlacht gegen ihn
entfacht zu haben. Tunn trat deshalb von seiner Präsidentschafts-Kandidatur und mit
sofortiger Wirkung als Vizepräsident zurück. Er forderte Jung auf, selbst für das Präsidium zu
kandidieren. Ebenso tat dies Gerster: "Bringen Sie zwei Millionen mit,
Herr Jung, und werden Sie Präsident!" Dann bot Gerster an: "Wenn man
mich nicht mehr will, dann gehe ich." Durch Tunns Rückzug schien es
klar, dass auch Gerster keine Zukunft am Bieberer Berg haben würde.
Noch-Vizepräsident Kohls ließ durchblicken, dass er nicht auf Gerster
baue, sollte er, Kohls, in eine Führungsmannschaft gewählt werden.
Die Finanzsituation laut Schatzmeister Horst Zang: Man habe das negative
Vereinsvolumen um knapp 600 000 Mark auf 1,13 Millionen Mark verringert, im ablaufenden
Geschäftsjahr somit ein Plus von 600 000 Mark erwirtschaftet. Für die
momentane Zeit von Juli bis September liege man allerdings im
sechsstelligen Bereich unter der Kalkulation.
(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)
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Kickers-Versammlung: Tunn zieht sich zurück
Offenbach. Rund 600 Mitglieder kamen am gestrigen Abend zur
außerordentlichen Jahreshauptversammlung der Offenbacher Kickers. Da das Führungschaos
beim Regionalliga-Letzten zuletzt immer größer wurde, das Präsidium sich
jedoch als handlungsunfähig erwies, war die Sitzung eiligst einberufen worden. So
sah sich der Noch-Vizepräsident Ulf Tunn zu mahnenden Worten bei seiner Begrüßung
verpflichtet: "Der OFC darf nicht die Abkürzung sein für Offenbacher Chaos-Club." Und so
appellierte auch der scheidende Ehrenratsvorsitzende Waldemar Klein im Hinblick auf die
Präsidiumsneuwahlen (waren bei Redaktionsschluss noch nicht beendet) an die OFC-Mitglieder:
"Beeilt Euch zu handeln, bevor es zu spät ist zu bereuen."
Klein scheute es nicht, Kritik an den zuletzt handelnden
Führungspersonen um Tunn und Manager Klaus Gerster zu üben. Der 80-Jährige erhielt dabei stehenden
Applaus. Tunn wehrte sich und warf Hauptsponsor Horst Jung vor, eine
Schlammschlacht gegen ihn entfacht zu haben. Tunn trat deshalb von
seiner Präsidentschafts-Kandidatur und mit sofortiger Wirkung als
Vizepräsident zurück. Er forderte Jung auf, selbst für das Präsidium zu
kandidieren. ebenso tat dies Gerster: "Bringen Sie zwei Millionen mit,
Herr Jung, und werden Sie Präsident!" Dann bot Gerster an: "Wenn man
mich nicht mehr will, dann gehe ich."
Die Finanzen stellte der ebenfalls scheidende Schatzmeister Horst Zang
dar: Man habe das negative Vereinsvolumen um knapp 600 000 Mark auf 1,13 Millionen Mark
verringert, im ablaufenden Geschäftsjahr somit ein Plus von 600 000 Mark erwirtschaftet.
(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)
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Gegen Trier eine Chance für Stohn und Becker
Offenbach. Trotz aller Aufregung um das Führungschaos bei den
Offenbacher Kickers - der Liga-Betrieb geht weiter. Morgen (19.30 Uhr) erwartet der Tabellenletzte
der Regionalliga Süd Eintracht Trier zum Heimspiel. Der Gegner von der
Mosel ist nach einem Aufwärtstrend in den letzten Wochen kurz davor, den
Anschluss zu den Aufstiegsrängen herzustellen. Der OFC dagegen,
mittlerweile seit neun Spielen ohne Sieg, geht wie immer verunsichert ins Spiel.
Zumal einer der Stammkräfte, Dama, im linken Mittelfeld wegen einer
starken Rippenprellung ausfällt. Ebenso wie Binz, der wegen einer
Knieverletzung noch nicht fit ist. Deshalb wird Dolzer nach
überstandenen Rückenproblemen wieder auf die Liberoposition zurückkehren
und Simon voraussichtlich aus der Abwehr ins Mittelfeld rücken. Auch
Stohn und Becker sollen eine Chance von Beginn an bekommen. Zusätzlich
wurde in dieser Woche Klaus Dörner (zuletzt Borussia Fulda) als
Torwarttrainer engagiert.
(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)
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Oberliga als Horrorvision
Ob jemand erfolgreich gearbeitet hat, wird daran gemessen, was
bleibt, wenn er weg ist. Und nicht daran, was bei einem
Zwischenhoch heraus kam. Das gilt auch für Klaus Gerster und das
amtierende Präsidium des Regionalliga-Letzten Kickers Offenbach.
Wenn Klaus Gerster jetzt geht, hinterlässt er den Bieberer Berg als
Trümmerhaufen. Bleibt er Manager, könnte das Hundertjährige des
OFC im nächsten Jahr zu einer Trauerfeier werden. Wenn es den
Verein dann noch gibt. Jetzt haben die Mitglieder die Wahl.
Gerster kann nur bleiben, wenn die Mannschaft um den viel
beschäftigten Medizin-Professor Ulf Tunn die Mehrheit der Stimmen
erhält. Aber will der Kandidat für die oberste Position im Verein heute
Abend allen Ernstes erklären, er wolle einen Klub mit einem Etat von
mehreren Millionen Mark nebenbei regieren? Die zwei Stunden, die
Tunn in sein "Hobby OFC" pro Woche investieren will, reichen nicht
einmal für den Besuch eines Heimspiels. Tunn wäre nicht mehr als
ein Frühstückspräsident, die Macht hätten andere. Und ein Klaus
Gerster lässt sich keine Ketten anlegen. Erst recht nicht von einem
Präsidenten Ulf Tunn. Das hat die jüngste Vergangenheit gezeigt.
Gerster macht viel - und er macht mit seinen Solo-Ritten auch viel kaputt.
Aber ihn trifft nicht alleine die Schuld. Fehleinkäufe bei Spielern,
Fehler bei Trainerverpflichtungen wurden meist nur dem Manager
angelastet. Doch die Vereinsspitze muss sich fragen lassen: Wo war
sie, als es darauf ankam? Warum hat sie den umtriebigen Manager
nicht gebremst, als noch Zeit dafür war? Weil er sich nicht bremsen
ließ? Wer bitte hat in diesem Verein das Sagen? Wurde der OFC zu
einem Selbstbedienungsladen von Gersters Gnaden? Von generösen
Gehältern einiger Geschäftsstellenmitarbeiter ist die Rede. Das alles
ist nicht nur schlecht fürs Image. Es gefährdet das Überleben des
Klubs, der sportlich am Ende steht. Die Horrorvision heißt: Oberliga
Hessen und ungeahnte wirtschaftliche Konsequenzen.
Das können nur neue Gesichter in der Vereinsführung verhindern.
Diejenigen, die in den vergangenen Jahren das Sagen hatten, haben
das Vertrauen verspielt. Der Verein braucht einen Neuanfang.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Das Beste aus gut einem Jahr Kickers
In Offenbach braucht man als Trainer eher einen Wohnwagen als
eine Wohnung, so schnell bist Du wieder weg." Peter Neururer,
Ex-Trainer, bei seinem Amtsantritt im Oktober 1999.
"Ich glaube, dass die Möglichkeit besteht, kurzfristig mit dem OFC
während meiner Vertragszeit in die erste Liga zurückzukehren." Peter
Neururer im Februar 2000.
"Ich habe noch nie im Amateurlager gearbeitet. Mein Name wird
immer noch mit dem Profifußball verbunden." Peter Neururer wenige Wochen später.
"Wir haben nur einen Schuss, und der muss sitzen." Klaus Gerster,
Technischer Direktor des OFC, bei der Pressekonferenz zum Auftakt
der Saison 2000/01.
"Ihr habt mir einen tollen Empfang bereitet, ich habe erwartet,
dass ihr mich beschimpft. Wenn ich Geld hätte, würde ich jedem
einen ausgeben." Dragoslav Stepanovic, Ex-Coach, bei seinem
Trainingsauftakt am Bieberer Berg Anfang August.
"Der Trainerstuhl in Offenbach ist ein Nagelbrett. Nicht jeder
Trainer ist in der Lage, als Fakir zu arbeiten." Wilfried Kohls, damals
nur Vize, nach dem Abgang von Stepanovic Ende September.
Wochen später ging auch der inzwischen zum Trainer avancierte Kohls.
"Einige haben den Ernst der Lage nicht erkannt." Knut Hahn,
Ex-Trainer, der gleich zwei Mal einsprang. Bam
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Zehn Fragen für Mitglieder
Offenbach. Das amtierende Präsidium mit seinem Sprecher
Vize-Präsident Professor Ulf Tunn, Vize Wilfried Kohls und
Schatzmeister Horst Zang wird sich unangenehme Fragen stellen
lassen müssen. Offen ist nur, welche Antworten die Mitglieder zu
hören bekommen werden:
Zehn interessante Fragen an Kickers Offenbach:
1. Was macht Sponsor Horst Jung ("Portas"), wenn sich die
Mannschaft mit Manager Klaus Gerster unter einem Präsidenten
Professor Ulf Tunn durchsetzt?
2. Umgekehrt: Was macht der OFC womöglich ohne den Sponsor
"Portas" und Horst Jung?
3. Wie hoch sind die Gesamtschulden des Vereines - alles in allem?
Was ist mit der Zahl von angeblich fünf bis sechs Millionen Mark an
Schulden, die immer noch in der Öffentlichkeit herumschwirrt?
4. Sollte der Verein Kickers Offenbach angesichts Vergangenheit
und Gegenwart nicht grundsätzlich sein Finanzgebaren überprüfen?
Kickers ist in der aktuellen Situation finanziell nicht auf Rosen
gebettet. Wie soll da die Zukunft geplant werden - zumal auch das
100jährige Jubiläum im Mai nächsten Jahres gefeiert werden soll?
5. Letzter Platz in der Regionalliga - aber ein Geschäftsführer, der
angeblich über 300 000 Mark im Jahr verdient?
6. Letzter Platz in der Regionalliga - und ein Wunschtrainer, der in
zweieinhalb Jahren knapp eine Million Mark Grundgehalt kassieren soll?
7. Was wurde den Trainern Dragoslav Stepanovic und Peter
Neururer (mit Co-Trainer Werner Kasper) wirklich als Abfindung gezahlt?
8. Was weiß der Verwaltungsrat, hat er seine Kontrollfunktion erfüllt?
9. Wilfried Kohls: Wie will er oder wollen seine Mitstreiter seine Person positiv verkaufen?
10. Ist es ernsthaft möglich, dass ein künftiger Präsident sich nur
zwei Stunden in der Woche, wie er selbst sagt, um den Verein
kümmert und dennoch Erfolg hat? Oder wäre er ein Präsident, der
den Verein in der Öffentlichkeit nur repräsentiert - aber die
Entscheidungen treffen andere?
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Wirtschaftliches Gewissen des Klubs
Offenbach (bam). Welche Rolle spielt der Verwaltungsrat? Und
welche Möglichkeiten hat er? Laut Satzung obliegt ihm die
Überwachung der Geschäftsführung durch das Präsidium. Mehrfach
hatte der Verwaltungsrat in der Vergangenheit exakte Zahlen
angemahnt - und wurde vertröstet. Als wirtschaftliches Gewissen
des Vereins hat er die Geschäfte zu überwachen und muss auch den
Mut aufbringen, Kritik zu üben. Wenn er dies in den vergangenen
zwei Jahren tat, dann meist leise, was ihm bisweilen Schelte als
"Tiger ohne Zähne" einbrachte.
Manchen ging der "Ritt auf der Rasierklinge" (ein
Ex-Verwaltungsratsmitglied wegen der fehlenden Zahlen) zu weit.
Sie gingen. So nach nur einem Jahr die beiden Kaufleute Bodo Lamp
und Günter Waasen.
Die Mitglieder des Verwaltungsrates, dem derzeit Thomas Zahn
vorsitzt, werden vom Präsidium vorgeschlagen und während der
Jahreshauptversammlung gewählt. Die Wahl ist Punkt elf auf der
Tagesordnung für die Versammlung heute Abend.
Sieben Mitglieder müssen dem Verwaltungsrat angehören, acht sind
es derzeit: Thomas Zahn, Thomas Kalt, Horst Jung, Hans-Peter
Adler, Jürgen Gesellius, Hermann Nuber, Seppl Weilbächer und Jörg Siebert.
Kalt will für das Amt des Vize-Präsidenten kandidieren, Gesellius
scheidet aus. Neue Kandidaten: Albert Scheerer, Edgar Old, Horst
Zang und Thomas Wegscheider.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Zündet Klaus Gerster wie angekündigt seine Bombe?
Offenbach. Der Mann steht heute gar nicht zur Wahl, er wird vom
Präsidium ernannt. Aber um ihn dreht sich alles: Klaus Gerster,
Macher oder Ruin der Offenbacher Kickers auf deren Weg zum
hundertjährigen Bestehen im Mai 2001? Wenn heute in der
Stadthalle Offenbach (Einlass 18.30 Uhr, Beginn 19.30) die Mitglieder
des OFC über ein neues Präsidium abstimmen, haben sie auch die
Wahl: Gerster oder nicht? Darauf wird es hinauslaufen. Obwohl die
Kandidaten, die ihre Bereitschaft bisher öffentlich ankündigten,
heißen: Professor Ulf Tunn (Präsident), Thomas Kalt und Dieter
Müller (beide Vize) und Thomas Delhougne (Schatzmeister).
Frühzeitig hatte sich Tunn, Ärztlicher Direktor der Städtischen
Kliniken Offenbach, auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit
Klaus Gerster festgelegt. Dieter Müller soll ihn bei sportlichen
Entscheidungen "unterstützen", will heißen: kontrollieren.
Kontrolle scheint nötig, denn die Macht Gersters am Bieberer Berg ist
unbegrenzt. Kontinuierlich hat er seine Position ausgebaut - und
wurde dabei nicht gestoppt. Von wem auch? Die beiden letzten,
denen es noch einigermaßen qua Amt und Persönlichkeit gelang,
schieden aus: Im Juni 1999 trat Horst Jung, Chef des
Kickers-Sponsors "Portas", vom Verwaltungsratsvorsitz zurück. Im
November 1999 verstarb Präsident Dr. Lothar Winkler. Damit war der
Weg frei für Gerster, der das "Machtvakuum" genutzt hat, wie Jung
heute kritisch bemerkt.
Jung begründete seinen Rücktritt mit der "starken zeitlichen
Beanspruchung" in seiner Firma. Gerüchte bremste er dadurch nicht,
wonach er zurückgetreten sei, weil ihm der Führungsstil von Klaus
Gerster missfalle. Jung hatte Gerster vier Jahre zuvor selbst geholt.
Schon damals sagte Jung: "Gerster ist Chance und Risiko für einen Verein zugleich."
Jung wusste um das Risiko - und doch: Bei der vergangenen
Hauptversammlung in der Stadthalle, hielt er eine flammende Rede -
pro Gerster. Damals sagte Jung: "Ich bewundere, wie er es trotz der
permanenten Intrigen und Anfeindungen schafft, zwölf bis 14
Stunden am Tag für den Verein tätig zu sein." Worte, wie sie heute
wohl nicht mehr fallen würden.
Jung versteht sich als Teamarbeiter. Die Alleingänge eines Klaus
Gerster gefallen ihm nicht. Und solche gab es viele. Ein Beispiel aus
jüngster Vergangenheit: Zu einem für Gerster günstigen Zeitpunkt
kam ein Fax aus der OFC-Geschäftsstelle. Es hatte den Charakter
von PR-Arbeit in eigener Sache. Inhalt: Eine verklausulierte
Darstellung des Geschäftsjahrs-Ergebnisses, in dem die Kickers
angeblich 603 093 Mark Gewinn gemacht haben. Zahlen, die unsere
Zeitung wegen Zweifeln an Wahrheitsgehalt und Seriosität bisher
nicht veröffentlichte.
Ein Plus trotz Abstiegs? Obwohl wegen des sportlichen Misserfolges
die kalkulierten Zuschauerzahlen nicht erreicht wurden? Die
Veröffentlichung der Zahlen war mit Horst Zang, gewählter
Schatzmeister des Vereins, nicht abgesprochen. Er sagt, davon
nichts gewusst zu haben. Und auch Verwaltungsratsvorsitzender
Thomas Zahn war überrascht und nach eigenen Worten nicht
informiert. Von einem Rekordumsatz von 16,4 Millionen Mark war die
Rede - bei einem Etat von 12,5 Millionen (inklusive eines
Zwei-Millionen-Mark-Puffers). Was passierte mit den nie bestätigten
gut vier Millionen für den Abschluss eines Vermarktungsvertrages?
Angeblich floss der Großteil in Baumaßnahmen im Stadion und wurde
verwendet, um Forderungen der Verwaltungsberufsgenossenschaft
und Steuerschulden zu begleichen.
Auch diese Vorgänge brachten Jung nun dazu, die Bremse zu ziehen,
Gerster zum Rücktritt aufzufordern, ihn eine "Hypothek" zu nennen.
Um diese "Belastung" vom Rücken des Vereins zu bekommen, war
Jung in den vergangenen Tagen verstärkt bemüht, ein
Alternativpräsidium zu Tunns Mannschaft aufzubauen. Eine schwere
Aufgabe, denn wer kann schon sagen, was auf die neue Führung
zukommt?. Zum Kreis der Kandidaten sollen gehören:
Ex-OFC-Präsident Walter Müller, Verwaltungsratsmitglied Jörg
Siebert und Frank Bartenstein, Ex-Trainer der Reserve. Aber was
macht Noch-Vize Wilfried Kohls? Von Tunn aus dessen
Präsidiumsteam ausgebootet, könnte er in Jungs Mannschaft eine
Rolle spielen. Ob Jung selbst in die Verantwortung geht? Es scheint,
Stand gestern, nicht mehr ausgeschlossen. Er bestimmt seit Jahren
mit, was im Verein geschieht. Ohne das Geld des einflussreichen
Sponsors hätte der Klub in der Vergangenheit kaum überlebt. Jung
gegen Gerster - es läuft auf eine Schlammschlacht hinaus.
Schließlich hatte der Manager das Platzen einer Bombe angekündigt:
"Abgerechnet wird bei der Hauptversammlung."
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Das Ende von Gerster beim Kickers-Showdown?
Offenbach. Heute ab 19.30 Uhr kommt es zum Showdown bei den Offenbacher
Kickers. Dann beginnt die außerordentliche Mitgliederversammlung des
Tabellenletzten der Fußball-Regionalliga Süd. Ort des Geschehens ist die Offenbacher
Stadthalle. Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht die Präsidiumsneuwahl, nachdem die jetzige
Führungsetage handlungsunfähig geworden ist. Doch zunächst wird das alte Präsidium den
Mitgliedern Rechenschaft ablegen müssen. Und der Finanzbericht wird dabei mit
besonderer Spannung erwartet. Denn in den letzten Tagen mehrten sich die internen Stimmen,
es stünde um den Traditionsclub schlechter als bislang nach außen dargestellt.
Und so wird vor allem Manager Klaus Gerster, "der nach dem Tod von
Präsident Dr. Lothar Winkler das Vakuum nutzte" (Hauptsponsor und Verwaltungsratsmitglied
Horst Jung), um die Macht im Verein auf seine Person zu bündeln, in
Erklärungsnotstand geraten. Nicht allein, dass Gerster die sportliche Talfahrt angelastet wird - er predigte immer
das Bild vom wirtschaftlich auf sicheren Beinen stehenden OFC. So wird mittlerweile
vermutet, Gerster könnte, um den Kopf aus der Schlinge zu ziehen, mit einem potenten
Geldgeber auftreten, um des Volkes Seele zu besänftigen. Ansonsten droht Gerster die Demontage
durch die erzürnten Mitglieder.
Von Gersters Zukunft in Offenbach hängt auch der Wahlerfolg der
Kandidatenmannschaft um Noch-Vizepräsident Ulf Tunn ab. Denn der Chefarzt und seine Mitstreiter
wollen im Fall ihrer Wahl mit Gerster als Manager in die neue
Amtsperiode gehen. Eine Union, von der bislang erwartet wird, sie könne
die Mitglieder von einer Stimmabgabe für Tunn & Co. abhalten. Tunns
Team: der Ex-Nationalspieler und derzeitige Trainer Dieter Müller,
Verwaltungsratsmitglied Thomas Zahn (beide als Vizepräsident) und
Kickers-Mitglied Thomas Delhougne als Schatzmeister.
Dass es eine Gegenkandidatur geben wird, steht mittlerweile außer Frage.
Hauptsponsor Horst Jung treibt dies voran. So soll ein Team aus verdienten
OFC-Mitgliedern den Verein ohne Gerster weiterführen. In diese Planungen
wurde auch der derzeitige Vizepräsident Wilfried Kohls einbezogen. Kohls
selbst, seit vielen Jahren in der Clubführung tätig, hat bereits mit
seinen derzeitigen Noch-Präsidiumskollegen samt Manager gebrochen. Diese
hätten ihre Ahnungslosigkeit nun zu Genüge unter Beweis gestellt, als
dass deren weitere Arbeit noch zu dulden wäre.
(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)
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Walter Müller soll die Opposition führen Der ehemalige OFC-Präsident gilt als loyaler, sachlicher Fachmann und Respektsperson
Beginnt in der Nacht zum Donnerstag beim Fußballverein Kickers Offenbach
eine neue Zeitrechnung ? Gibt es den oft propagierten Neuanfang, den viele
für unausweichlich halten ? Oder wird weiter gewurschtelt, bleibt fast
alles, wie es war? Antworten auf derartige Fragen zu finden, fällt nicht leicht, da
hypothetisch und spekulativ, und doch würde es nicht überraschen, wenn heute,
wahrscheinlich so um Mitternacht, eine Ära zu Ende gehen sollte - die von Manager Klaus Gerster.
Ein neues Präsidium wird heute auf der mit Spannung erwarteten
außerordentlichen Mitgliederversammlung in der Offenbacher Stadthalle
(Einlass 18.30 Uhr, Beginn 19.30 Uhr) gewählt, und sollte die kandidierende
Mannschaft mit Ulf Tunn als Präsident, Dieter Müller, Thomas Kalt (beide
Vizepräsidenten) sowie Thomas Delhougne (Schatzmeister) keine Mehrheit erhalten - wonach es
aussieht -, wäre das auch das Ende der fünfjährigen Amtszeit von Gerster. Eine
Opposition hat sich auf alle Fälle formiert, dem Vernehmen nach wird sie von Walter
Müller angeführt.
Von 1981 bis 1983, zu seligen Bundesligazeiten des OFC, war Walter
Müller schon einmal Präsident des Traditionsvereins, damals sorgte er mit den
Vorstandskollegen Siegfried Leonardi und Thomas Zahn für Aufbruchstimmung und
Seriosität im Verein. Walter Müller gilt als loyaler, sachlicher
Fachmann, als Respektsperson. Und er genießt hohes Ansehen, wird mit
Vorschusslorbeeren bedacht. "Walter Müller ist ein absoluter Spitzenmann", sagt der
damalige Schatzmeister und heutige Verwaltungsratsvorsitzende, Thomas Zahn, "er
wäre ein Geschenk des Himmels." Walter Müllers grundsätzliche Bereitschaft, als
Erster Vorsitzender zu kandidieren, soll eine Art Signalwirkung innerhalb des
Klubs gehabt haben, mehrere Mitglieder sollen seitdem bereit sein, Ämter zu übernehmen.
Unwahrscheinlich ist indessen, dass Frank Bartenstein, der vormals die
Zweite Mannschaft trainierte, und Verwaltungsratsmitglied Jörg Siebert, die ins
Gespräch gebracht wurden, diesem Zirkel angehören, wenngleich Zahn sie für
"hervorragende Leute" hält. Auch die Kandidatur einer dritten Vorstandsriege aus dem
Kreise der Fans dürfte eher unrealistisch sein, Zahn nennt sie "nebulös".
An den "verhärteten Fronten" (Zahn) hat sich jedoch nichts geändert,
gerade die scharfen Attacken von Hauptsponsor Horst Jung gegen Klaus Gerster und
Präsidiumssprecher Ulf Tunn haben für noch mehr Zündstoff gesorgt.
"Horst Jung kann mit seinen Ausführungen so falsch ja nicht liegen", sagt Zahn. "Man
muss sich ja nur die Tabelle ansehen." Der Vorsitzende des Kontrollorgans
wehrt sich allerdings dagegen, "Klaus Gerster die alleinige Schuld in die Schuhe zu
schieben - einer alleine kann das Ganze ja nicht verbockt haben". Worte, die Zahn
als Kritik am noch amtierenden Präsidium verstanden wissen will. "Wenn eine Person
derart stark geworden ist, dann müssen die anderen wohl so schwach sein",
erklärt er. "Leute, die sich so über den Tisch ziehen lassen, sind selbst schuld."
Und als Konsequenz dessen fordert Zahn: "Wenn es heute Abend einen Neuanfang
geben soll, dann dürfte keiner mehr antreten, der die jetzige Situation zu
verantworten hat - an erster Stelle Klaus Gerster."
Das würde allerdings auch auf den derzeitigen Vizepräsidenten Wilfried
Kohls zutreffen, dessen Aussagen, was eine Kandidatur betrifft, sehr schwammig
sind, Zahn bezeichnet sie abermals als "nebulös". Intern wird ein mögliches
Engagement Kohls, wenngleich er als Offenbacher mit Herz und Seele gilt,
daher skeptisch betrachtet. Pikant ist auch die Rolle von Dieter Müller, so er
nicht ins Präsidium gewählt werden würde, schließlich ist der frühere
Nationalspieler bis zur Winterpause ja Cheftrainer der Ersten Mannschaft. Daran, so Dieter
Müller, werde sich auch nichts ändern, da sei es einerlei, wie das Votum der
Mitglieder ausfallen wird.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Spieler Dworschak fordert konsequentes Durchgreifen
Eigentlich können die Fußballspieler der Offenbacher Kickers ja heilfroh sein, dass
am morgigen Mittwoch die Jahreshauptversammlung des so tief in der Krise
steckenden Traditionsvereins über die Bühne gehen und sogar die sportliche
Talfahrt für ein paar Tagen in den Hintergrund treten lässt (siehe Bericht auf dieser
Seite). Denn die Kicker hatten sich am Freitag beim 0:1 gegen den SSV Jahn
Regensburg mal wieder bis auf die Knochen blamiert, aber das ist man ja schon
gewohnt. Viel schlimmer ist die Tatsache, dass selbst der fünfte Trainerwechsel
nichts, aber auch gar nichts bewirkte, dass der letzte ausgespielte Trumpf, die
beiden Galionsfiguren Oliver Roth und Dieter Müller auf die Trainerbank zu setzen,
wirkungslos verpuffte.
14 Punkte haben die als Meisterschaftsfavorit gestarteten Offenbacher nach der
Vorrunde gesammelt, lediglich drei Spiele gewonnen, von den neun Heimpartien
satte sechs verloren, nur eine siegreich beendet. Das ist eine erbärmliche Bilanz,
eine, die die nackte Angst am Bieberer Berg zum Vorschein kommen lässt,
schließlich hatte der OFC sogar in der vergangenen Saison in der Zweiten
Bundesliga, die er am Ende sang und klanglos verlassen musste, 15 Zähler
ergattert - also einen mehr als zur gleichen Zeit in diesem Jahr. Libero Matthias
Dworschak richtete daher deutliche Worte an seine Kameraden. "Wer jetzt noch
nicht aufgewacht ist und den Ernst der Lage erkannt hat, der wacht auch nicht
mehr auf", sagte er, "der soll das Ganze hier vergessen."
Während sich Cheftrainer Dieter Müller in Durchhalteparolen flüchtete, wonach die
"Blockade im Kopf" so leicht nicht zu lösen sei, man "den Kopf nicht hängen
lassen" dürfe und "auf Licht am Horizont" warte, forderte Dworschak ein
konsequentes Durchgreifen. "Wir sind zu sehr in Watte gepackt", sagte er, "es
wird Zeit, dass mal einer auf den Tisch schlägt." Nur wer soll das sein ? Müller hat
zwar eine "harte Hand" angekündigt, werde aber "nicht auf die Mannschaft
einschlagen", bei Klaus Gerster weiß keiner, wie lange er noch Manager ist, und
Publikumsliebling Oliver Roth ist eben trotz seiner Funktion als Co-Trainer mehr auf
dem Börsenparkett denn auf dem Trainingsplatz anzutreffen. Und ob sich etwas
bessern wird, wenn der von Roth geforderte neue Stürmer in der Winterpause
tatsächlich verpflichtet werden sollte ? Es ist zu bezweifeln.
Die Reaktionen auf die schlimmen Leistungen der Fußballer sind übrigens
gespalten, während die einen nur noch Mitleid empfinden, sind andere stocksauer,
geben Manager Klaus Gerster die Hauptschuld, der den Niedergang vor allem mit
den Entscheidungen in der Trainerfrage zu verantworten habe. "Die Mannschaft
kann sich hinter den ständigen Wechsel verstecken, hat ein Alibi", sagt die alte
Kickers-Größe Roland Weida, während der Ehrenratsvorsitzende Karlo Herbert
dadurch "eine blutleere Mannschaft" sieht.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Freiwillige fürs Schattenkabinett gesucht Einen Tag vor der Mitgliederversammlung schießen bei den Offenbacher Kickers die Spekulationen ins Kraut
Und jetzt, da der Showdown unmittelbar bevor steht, werden Strippen gezogen und
Fäden gesponnen. Im Verborgenen, im Schatten werden Seilschaften geknüpft, es
wird konspirative Treffen an geheimen Orten geben, wo die Köpfe mit den Zigaretten
um die Wette qualmen werden. Die Luft wird schwer und biergeschwängert sein,
und irgendwann, nach ein paar Stunden, werden sich alle einig sein und pathetisch
verkünden: "Kickers Offenbach darf nicht sterben, der OFC darf nicht untergehen."
So oder so ähnlich könnte es aussehen dieser Tage in und um Offenbach herum,
in Restaurants oder Kellergewölben, wenn sich verdiente Kickers-Urgesteine
formieren und, martialisch gesprochen, zur Schlacht rüsten. Die wird am morgigen
Mittwochabend in der Offenbacher Stadthalle (19.30 Uhr) erwartet, wenn Kickers
Offenbach seine außerordentliche Mitgliederversamlung abhalten wird. Die
Stimmung dürfte in jedem Falle aufgeheizt sein, viele erwarten eine einzige
Schlammschlacht, von Abrechnungen ist die Rede, vermutlich wird schmutzige
Wäsche gleich tonnenweise gewaschen. Manager Klaus Gerster wird sich besser
warm anziehen, Anfeindungen und Schuldzuweisungen dürften nicht ausbleiben,
doch auch der in die Schusslinie geratene Technische Direktor wird zum
Gegenschlag ausholen, das hatte er unlängst angekündigt. Am umtriebigen und
bis vor kurzem noch allmächtigen Manager scheiden sich bei den Kickers die
Geister, er spaltet einen bald 100 Jahre alten Klub in zwei Lager, die einen sind für,
die anderen, vor allem die verdienten Mitglieder gegen ihn, so einfach ist es. Einen
Mittelweg scheint es nicht zu geben, im Fall Gerster gibt es wirklich nur links oder
rechts, schwarz oder weiß.
Eng an Gersters Schicksal, der seit der 0:1-Pleite gegen Regensburg am
Freitagabend abgetaucht ist und sich erst auf der Jahreshauptversammlung wieder
zu Wort melden will, ist die Frage geknüpft, wer Kickers Offenbach vor dem
Untergang bewahren soll. Die Mitglieder werden mit ihren Stimmzetteln das letzte
Wort haben, entscheiden, ob sie für die Vorstands-Mannschaft um den derzeitigen
Präsidiumssprecher Ulf Tunn, und damit für Gerster, oder für die oppositionelle
Riege votieren werden.
Aber wer, um alles in der Welt, verbirgt sich eigentlich hinter dieser Opposition,
deren Existenz allenthalben bestätigt wird ? Es darf eifrig spekuliert werden,
Gerüchte kursieren, der Name Wilfried Kohls, noch amtierender Vizepräsident, fällt
häufig, zudem hoffen viele, dass Hauptsponsor Horst Jung noch eine Mannschaft
ins Rennen schickt, kryptische Andeutungen in dieser Richtung hat der mächtige
Mann zumindest gemacht.
Doch irgendwie bleibt alles im Halbdunkel, im Zwielicht, ist in etwa so erquicklich
wie der Versuch, im trüben Teich ein Prachtexemplar mit der Hand zu fangen.
Selbst verdiente Mitglieder tappen auf der Suche nach Namen im Dunkeln, was
zum einen daran liegen könnte, dass die Mission unter dem Siegel der
Verschwiegenheit läuft, oder zum anderen daran, dass sich die Kandidaten erst am
Mittwoch auf der Versammlung outen werden. Auch eine dritte Variante ist
existent, nämlich die, dass es gar kein zweites Team gibt.
Wilfried Kohls immerhin lässt verlauten, an seiner "grundsätzlichen Bereitschaft"
habe sich nichts geändert, "man muss davon ausgehen, dass Wille Kohls was
macht". Doch zurzeit sei alles in der Schwebe, er werde nicht "die Fahne in die
Hand nehmen und rufen: ,hier bin ich'", sondern abwarten. "Wir haben ja noch ein
paar Stunden Zeit", sagte Kohls, "es reicht doch, wenn wir uns zehn Minuten vor
Beginn der Jahreshauptversammlung einig sind." Der frühere OFC-Torwart, der ja
für zwei Spiele auch mal die erste Mannschaft des Tabellenletzten coachen durfte,
hat daher auch die scharfe verbale Attacke von Horst Jung gegen Manager Gerster
und "Vize" Tunn begrüßt (die FR berichtete). "Es hat bestimmt noch den einen
oder anderen wachgerüttelt", befand er, "der Prozess, den Mitgliedern eine
Alternative zu bieten, hat sich beschleunigt."
Unterdessen hat auch Ehrenratsvorsitzender Karlo Herbert Bereitschaft signalisiert,
ein Amt im Präsidium zu übernehmen. "Wenn ich helfen kann, werde ich das tun",
sagte er, "es geht schließlich nur um den Verein Kickers Offenbach."
Das sieht auch der Verwaltungsratsvorsitzende Thomas Zahn ähnlich, der
verkündete, es hätten sich noch nie so viele Leute, gerade auch aus dem
Verwaltungsrat, bereit erklärt, eine Funktion im Verein übernehmen zu wollen.
Doch Namen, nein, Namen wollte auch er nicht nennen.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Kickers und eine Bilanz der Hinrunde
Offenbach (bam). 17 Spiele, drei Siege, 14 Punkte - Offenbach liegt
nach der Vorrunde der Fußball-Regionalliga Süd auf dem letzten
Platz. Vor einem Jahr, damals noch in der Zweiten Liga, hatte der
OFC einen Zähler mehr.
Das Fazit nach der Hälfte der Regionalligasaison:
Der Start: Die Kickers erklären sich zum (Mit-)Favoriten. Manager
Klaus Gerster: "Wir haben nur einen Schuss, und der muss sitzen.
Trainer und Mannschaft sind in dieser Zusammensetzung in der
Regionalliga nur ein Jahr möglich." An dieser Aussage wird der
Manager immer wieder gemessen. Der Kleinkrieg zwischen Gerster
und Ex-Trainer Peter Neururer eskaliert. Das Präsidium greift nicht ein.
Der erste Sieg: 1:0 bei den Amateuren des VfB Stuttgart am fünften Spieltag.
Der höchste Sieg: 3:1 gegen Pfullendorf am sechsten Spieltag. Die
Fans am Berg feiern "Karneval in Bieber" und damit schon Ende
September den Beginn der fünften Jahreszeit.
Der schönste Sieg: 1:0 bei den Amateuren des VfB Stuttgart,
gegen die die Bundesligaprofis der Frankfurter Eintracht zehn Tage
zuvor im DFB-Pokal 1:6 verloren hatten. OFC-Fans singen: "Seht ihr
Eintracht, so wird das gemacht."
Die höchste Niederlage: 0:5 in Burghausen, Ex-Trainer Knut Hahn
kritisiert: "Einige scheinen den Ernst der Lage nicht erkannt zu haben."
Die unangenehmste Niederlage: 0:2 gegen den VfR Mannheim.
Schon bei der Vorstellung pfeifen die Fans ihre Mannschaft aus,
schwanken emotional zwischen den Extremen. "Gerster-Raus-Rufe".
Der Manager denkt über einen Rücktritt nach. Die Entfernung eines
Plakates durch den Ordnungsdienst sorgt für Ärger. Gerster zeigt
Gespür für die Situation, hilft, das Transparent wieder aufzuhängen.
Das Feeling Bieberer Berg bekommt eine neue Dimension - die
Situation aber ist bekannt: Der OFC ist Letzter.
Die Fans: Sie zeigen zu Beginn viel Geduld, verzeihen sogar den
Abstieg. Erstmals bekommen die Spieler so richtig den Frust der Fans
nach dem 2:3 bei den Bayern-Amateuren zu spüren.
Die Besucherzahlen: Mit einem Schnitt von 7500 pro Heimspiel wird
kalkuliert und knapp erreicht. Allerdings gibt es selten offizielle
Zahlen. Doch die großen Zahltage (gegen Darmstadt und KSC) sind
vorbei. Bester Besuch: 16 000 im DFB-Pokal gegen Kaiserslautern.
Abgänge: Marco Grevelhörster (Sportinvalide), Daniel Graf
(Karlsruher SC, 50 000) und Dubravko Kolinger (St. Pauli, 75 000),
Florian Sohler (Bad Kreuznach).
Neuverpflichtung: Patrick Glöckner (ohne Ablöse), Marcio (Mainz
05, für angeblich 50 000 Mark ausgeliehen).
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Horst Jung nennt Klaus Gerster eine Hypothek
Offenbach. Eine "Hypothek" im übertragenen Sinne erklärt der Duden
als "ständige Belastung". Und so ist es wohl auch zu verstehen,
wenn Horst Jung von Klaus Gerster als "Hypothek" für den Verein
Kickers Offenbach spricht. Eine ständige Belastung, in letzter Zeit
jedenfalls. Die Partie gegen Regensburg bedeutete für manchen
Aspiranten auf eine Führungsposition die vielleicht letzte Chance,
vor der außerordentlichen Mitgliederversammlung am nächsten
Mittwoch öffentlich Einfluss zu nehmen. Eine Wahlkampftour mit
Stimmenfang auf 400 Quadratmetern im VIP-Raum, ein letzter Test
der Stimmung (auf den Sitztribünen) im Stadion.
Am Mittwoch in der Stadthalle gilt's (Einlass 18.30 Uhr, Beginn
19.30). Noch ist nur die Kandidatur einer Präsidiumsmannschaft
offiziell: Professor Ulf Tunn als Präsident, Thomas Kalt und Dieter
Müller als seine Vize, Thomas Delhougne als Schatzmeister. Und
Klaus Gerster als Manager. Da hatte sich Tunn frühzeitig festgelegt.
Letzter Anstoß für die Zusammenstellung des Teams kam bei einem
Golfturnier für Kickers-Sponsoren vor einigen Tagen. Die "Auslosung"
ergab die günstige Konstellation, die potenziellen
Präsidiumsmitglieder übten erstmals das Zusammenspiel.
Die Rede war auch am Wochenende weiter hartnäckig von einem
Schattenkabinett, dass sich bei der Versammlung outen will. Eine
Rolle spielt in den Spekulationen auch Noch-Vize Wilfried Kohls, der
sich zuletzt "aus gesundheitlichen Gründen" aus der Vereinsarbeit
zurückgezogen hatte. Seine Meinung zu den Gesprächen und
Vermutungen: "Mein Eindruck ist: Einige wünschen sich wohl ein
Schattenkabinett, weil sie mit dem, was bisher seine Kandidatur
bekannt gegeben hat, nicht zufrieden sind." Aber kandidiert er
selbst? "Ich weiß es noch nicht. Ich kann nicht sagen Ja, will nicht
sagen Nein." Da sind bis Mittwochabend wohl noch einige Gespräche nötig.
Ihre Strategie für die Versammlung besprach die Mannschaft um
Tunn am Samstag. Nur einer fehlte: Dieter Müller. Der
Vize-Präsidenten-Kandidat befand sich in seiner Funktion als Trainer
auf Erkundungstour. Am Samstag in Mannheim beim Spiel VfR gegen
Erfurt, gestern in Stuttgart bei der Partie der VfB-Amateure gegen
Eintracht Trier, dem Gegner des Heimspiels am Freitag.
Doch bis dahin ist's noch lange hin. Die Zeitrechnung der
OFC-Funktionäre endet in dieser Woche vorerst beim Mittwoch.
Dann wird über die Zukunft des Klubs entschieden.
Wie Sponsor Horst Jung darüber denkt, hat er zuletzt am Freitag
geäußert: Unter der "Hypothek" erstarre alles, was den Verein
betreffe. Die Kritik an Gersters Arbeit in den vergangenen Monaten
wird mehr als deutlich. Nicht aber will Jung diese Kritik
pauschalisieren. Jung unterscheidet zwischen (erfolgreicher)
Vergangenheit und (erfolgloser) Gegenwart. Gerster habe den OFC
im Team (!) vor dem Konkurs bewahrt und in die Zweite Liga
geführt. Unterschied zu heute: Gerster hatte bei weitem nicht die
Entscheidungs- und Handlungsfreiheit wie heute. "Gerster hat nach
dem Tode Dr. Lothar Winklers das Machtvakuum genutzt und alles an sich gezogen."
Wer soll ihn jetzt bremsen? Jung sucht eine Mannschaft, die am
Mittwoch den Mut mitbringt, gegen die "Hypothek" anzutreten. Was
aussieht wie ein Kampf zwischen dem Ex-Gerster-Förderer Horst
Jung und dem Manager dürfte Tunn tief treffen. Denn trotz der
Kandidatur für das oberste Amt im Verein ist von ihm weniger häufig die Rede.
Jung fordert Gersters Rücktritt, will einen Neuanfang, steht aber für
eine Funktion nicht zur Verfügung. Es kommt der Hinweis auf sein
Unternehmen ("Portas"), das mit seinen 5000 Mitarbeitern seine
gesamte Kraft brauche. Das frühere OFC-Motto "Zusamme schaffe
mers" hat momentan ausgedient. "Wir rutschen in eine unglaubliche
Situation", sagt der frühere Kickers-Spieler Roland Weida
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Sind Gersters Tage beim OFC gezählt?
Offenbach. Wie ein böser Traum, aus dem es kein Erwachen gibt: So stellt sich die Situation
für die Offenbacher Kickers in der Regionalliga Süd dar. Der Zweitliga-Absteiger befindet sich im freien Fall Richtung Oberliga. Hilflosigkeit, wohin man blickt, und irgendwie scheint jeder auf ein Wunder zu hoffen. Wie damals am 6. Juni 1997 in Mannheim, als in aussichtsloser Lage in der Aufstiegsrunde gegen Memmingen plötzlich das Licht ausfiel im Rhein-Neckar-Stadion.
Offenbach stieg begünstigt davon durch einen Sieg im Wiederholungsspiel später in die
Drittklassigkeit auf, schaffte in der Folgezeit sogar den Sprung in Liga zwei. Doch das Glück
scheint den OFC im Stich gelassen zu haben. Das 0:1 gegen Regensburg hat
Symbolcharakter. Die Trainer kamen und gingen, keiner brachte den OFC zurück auf die
Erfolgsspur. Auch nicht die sechste Lösung mit Dieter Müller und Oliver Roth. Scheinbar bleibt auch diese Interimslösung ein weiteres Kapitel in der Reihe von Fehlgriffen.
Die Motivationswirkung durch Roth und Müller ist zunächst ausgegeblieben. Dabei hatten sich die Verantwortlichen nicht nur eine Entlastung im Abstiegskampf von einem Einstandserfolg des Duos erhofft, viel mehr sollte ein Heimsieg die Spannung aus der emotional geladenen Stimmung vor der außerordentlichen Mitgliederversammlung (Mittwoch, 19.30 Uhr, Offenbacher Stadthalle) nehmen. Doch das Gegenteil ist nun der Fall. Im Focus der Kritik steht Manager Klaus Gerster. In seiner Funktion als technischer Direktor, der die alleinige Verantwortung für die Talfahrt zu übernehmen hat. Und mit ihm auch Präsidentschaftskandidat und Noch-Vizepräsident Professor Ulf Tunn. In seiner Eigenschaft als kritikloser Gerster-Anhänger schwinden im Endspurt vor den Neuwahlen scheinbar mehr und mehr die Mitglieder, die Tunn, der sein Engagement in Offenbach ohnehin mehr als Hobby sieht, ins neue Amt heben könnten. Zumal, schenkt man Hauptsponsor Horst Jung Glauben, nun doch eine Gegenmannschaft für die Vereinsführung kandidieren wird. Jung selbst verneint, dass er in diesem Team federführend aktiv würde, zu groß wäre der Aufwand für den Firmenchef. Außerdem steht im Raum, sollte Tunn tatsächlich gewählt werden und weiter auf Gerster als Manager setzen, könnte Jung, der Gerster ablehnt, sein finanzielles Engagement in Offenbach beenden. Jung deutlich: "Wenn der Verein nicht klare Entscheidungen trifft, steigen wir ab." Nach wie vor unklar ist die Rolle von Noch-Vizepräsident Wilfried Kohls. Von Tunn bei den Planungen verschmäht, hält er sich über seine Zukunftsplanung bedeckt. Für Zündstoff ist auf dem Bieberer Berg mal wieder gesorgt.
(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)
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OFC droht eine Schlammschlacht Klaus Gerster vor dem Aus
Vor der außerordentlichen Mitgliederversammlung am kommenden
Mittwoch ist bei Kickers Offenbach der Machtkampf voll entbrannt. Der
Verein, Tabellenletzter der Fußball-Regionalliga Süd, ist in sich zerstritten
und steht ein paar Monate vor seinem 100-jährigen Bestehen vor einer
Zerreißprobe. Vor allem an Manager Klaus Gerster scheiden sich die
Geister. Die Versammlung am Mittwoch droht zu einer wahren
Schlammschlacht zu werden.
Nach dem 0:1 am Freitagabend gegen Jahn Regensburg platzte Hauptsponsor
Horst Jung der Kragen. Der Portas-Chef, der hinter den Kulissen die Strippen zieht
und ohne dessen finanzielle Zuwendungen der OFC schon mehr als einmal den
Gang zum Konkursrichter hätte antreten können, forderte Manager Klaus Gerster
zum wiederholten Male zum Rücktritt auf und kritisierte die am Mittwoch
kandidierende Vorstandsmannschaft um den derzeitigen Präsidiumssprecher Ulf Tunn heftig.
Nach einem Wahlsieg der Tunn-Riege sieht es momentan aber nicht aus, denn
hinter den Kulissen hat sich - das bestätigte auch der Verwaltungsratsvorsitzende
Thomas Zahn - mindestens eine oppositionelle Gruppierung formiert, die sich am
Mittwoch zur Wahl stellen wird - und die die Unterstützung des einflussreichen
Horst Jung haben wird. Mutmaßlich wird der Mäzen auch sein finanzielles
Engagement beim OFC an die Entscheidungen am Mittwoch koppeln. Sollte Tunn
nicht gewählt werden, wäre dies gleichbedeutend mit einem Ausscheiden von
Manager Gerster, der am Freitag ohne Kommentar entschwand und am Samstag
sowie am Sonntag nicht zu erreichen war. Eine Demission Gersters scheint nicht
mehr ausgeschlossen - und sie wäre überfällig.
Die Amtszeit des lange Zeit allmächtigen Technischen Direktors neigt sich dem
Ende entgegen, viele Mitglieder sind nicht mehr gewillt, dem umtriebigen Manager,
unter dessen Ägide der Klub von der Oberliga bis in die Zweite Liga marschierte,
die vielen Fehler der zurückliegenden Monate zu verzeihen. Vor allem der kaum zu
überbietende Dilettantismus in der Trainerfrage - Dieter Müller und Oliver Roth sind
bereits die sechsten Verantwortlichen seit Saisonbeginn - lässt Gerster in einem
matten Licht erscheinen. "Vielleicht", merkt die alte Kickers-Größe Roland Weida
süffisant an, "holen wir morgen von der Fressgass zwei neue Trainer."
Der Manager hat sich, wie Jung befindet, auch im Buhlen um Wunschkandidat
Djuradj Vasic vom FC Schweinfurt "in etwas verrannt", rational lässt sich das fast
schon irrsinnige Werben um den 44-Jährigen tatsächlich nicht mehr erklären,
zumal Vasic einen Vertrag bis ins Jahr 2003 erhalten soll, der ihm etwa 1,5
Millionen Mark garantieren dürfte. "Es sind Tausende gute Trainer frei", so Weida,
"aber wir brauchen ja den Welttrainer Vasic, der sieben Jahre in der Provinz gearbeitet hat."
Zudem scheint am Bieberer Berg noch einiges im Verborgenen zu schlummern,
Kübel voller Dreck, wird gemunkelt, warten nur darauf, ausgekippt zu werden. Da
passt es ins Bild, dass Jung freimütig das einräumte, was schon kolportiert wurde,
dass Ex-Trainer Dragoslav Stepanovic am 28. September nämlich gar nicht
zurückgetreten, sondern entlassen worden ist. Dem Vernehmen nach ist
Stepanovic der Rauswurf mit 100 000 Mark Abfindung versüßt worden. Peter
Neururer dürfte die Brocken ebenfalls nicht freiwillig hingeworfen haben - auch er
soll fürstlich entlohnt worden sein. Zudem scheint es finanziell düster auszusehen,
was nur zwingend logisch erscheint. Denn die Gehälter der Fußballer und einiger
Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle sollen exorbitant hoch sein.
Sollte es zum Neuanfang kommen, so viel scheint gewiss, müssten die
Verantwortungsträger erst mal einen Scherbenhaufen zusammen kehren. Ob noch
etwas zu kitten sein wird, ist die große Frage.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Verständnis beim Vorstand Aufschub für Djuradj Vasic
Eigentlich wollte er vor dem Heimspiel gegen Burghausen zu Gunsten der
Konzentration der Spieler Klarheit schaffen. Doch nun muss Djuradj Vasic (44) bis
nächsten Montag warten, ob sich die Befürworter seiner Verpflichtung zum 1.
Januar bei der außerordentlichen Jahreshauptversammlung von Kickers Offenbach durchsetzen.
Vasic weiß, dass seine Bereitschaft, vom Aufstiegsanwärter FC 05 zum
Abstiegskandidaten Offenbach zu gehen, bei vielen Unverständnis hervorruft. Doch
nach sieben fast durchweg schwierigen Jahren in Schweinfurt ist die Offerte der
Hessen (Vertrag bis Mitte 2003) so ungemein verlockend, dass selbst 05-
Vorsitzender Gerhard Hertlein Verständnis für Vasic entwickelt hat. Beim FC 05
hinken die wirtschaftlichen und organisatorischen Strukturen weit hinter der
überraschenden sportlichen Entwicklung her. Und Vasic weiß, dass die Grün-
Weißen für einen eventuellen Gang in die Zweite Liga bisher nicht gerüstet sind. Er
fürchtet, wieder am Nullpunkt zu stehen.
Allein der Einstieg eines großen Sponsors oder eines Vermarkters - derzeit lässt die
Vorstandschaft dem Vernehmen nach ein Angebot prüfen - könnte die
Voraussetzungen so verändern, dass Vasic im letzten Augenblick doch noch
umzustimmen wäre.
(Von Hans Strauß, KICKER)
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Anträge kein Problem
Offenbach (bam). "Bei außerordentlichen Mitgliederversammlungen
kann laut Satzung ein Antrag noch am Versammlungstag gestellt
werden", erklärt OFC-Ehrenpräsident Waldemar Klein. Für die
Antragsbehandlung wird eine Zweidrittelmehrheit der Mitglieder
benötigt. Für Fragen hatte die OFC-Ankündigung vom 15. November
gesorgt, dass Anträge zehn Tage vor dem Termin (22.) eingegangen
sein müssen.
Geschäftsführer Jörg Hambückers bestätigte nach Rücksprache mit
Vereinsanwalt Dr. Hans-Peter Adler, dass Anträge, die bis Montag
eingehen, auch ohne Zweidrittelmehrheit behandelt werden.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Für Müller ist Fußball ganz einfach
Offenbach. Fußball ist für Dieter Müller eine einfache Sache - frei
nach dem Fußballerspruch: Das Runde muss ins Eckige. Eben die
Schlichtheit des Spiels ("Fußball ist nur Software") will er den
Spielern der Offenbacher Kickers vermitteln in der Hoffnung, dass es
heute (19.30 Uhr, Bieberer Berg) gegen Jahn Regensburg den ersten
Erfolg nach acht Begegnungen ohne einen Sieg gibt.
Dabei greift Müller auf seine Erfahrung aus 303 Bundesligaspielen
(177 Tore) und 12 Einsätzen für Deutschland (9 Tore) sowie seine
Erlebnisse mit 23 Trainern zurück. Der beste unter seinen Coaches:
Hennes Weisweiler, "ein echtes Vorbild", wie Müller sagt. Weniger
überzeugend: Karl-Heinz Heddergott. Kleine Anekdote aus Kölner
Zeiten: "Der kam in die Kabine und rief dreimal Hipp, hipp, hurra. Da
sagte Toni Schumacher: 'Trainer, lass doch den Stuss.'"
Köln ist Vergangenheit, Kickers Tagesaktualität. Und da sind
Veränderungen auf dem Platz zu erwarten. Michael Köpper hat sich
mit einer Erkältung abgemeldet, Manfred Binz ist zwar wieder im
Manschaftstraining, ein Einsatz nach wochenlanger
Verletzungspause aber ausgeschlosen. Die schwierigste
Entscheidung dürfte die Besetzung der Torwartposition sein: Spielt
Stammtorwart Cesar Thier oder Ersatzmann Ren`e Keffel? Eine
Frage, die Müller "aus dem Bauch heraus" beantworten will. Roth lobt
beide Torleute: "Wenn unsere Feldspieler die Leistung der Keeper
gebracht hätten, stünden wir heute nicht auf einem Abstiegsplatz."
Und doch: Nach 27 Gegentreffern in 16 Spielern sieht es nach einem
Wechsel aus. Dass die Frage aufkommt, spricht für Keffel.
Neben dem Präsidium wird bei der außerordentlichen
Mitgliederversammlung auch der Verwaltungsrat gewählt.
Vorschlagsrecht hat das Präsidium. Vorsitzender Thomas Zahn hat
angekündigt, wieder zu kandidieren. Als neue Mitglieder des
Verwaltungsrates haben sich beworben: Diplom-Ingenieur Albert
Scheerer, Edgar Old (Ex-Chef des B-Teams) und Thomas
Wegscheider, der vor einem Jahr nach heftigem Disput und Angriffen
vom Verwaltungsratsvorsitz zurücktrat.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Regensburg bangt um Freistoßspezialist
Regensburg. Vor ein paar Jahren noch stand der SSV Jahn
Regensburg vor dem sportlichen und finanziellen Aus. Abstieg in die
bayerische Landesliga Mitte, den 111 Jahre alten Traditionsverein
drückten Schulden in Millionenhöhe. Dass sich in zwei Jahren in jeder
Hinsicht der Erfolg eingestellt hat, ist eng mit dem neuen Jahn-Boss
Heinz Groenewold und Trainer Karsten Wettberg verbunden.
Wenn Wettberg die Vergangenheit Revue passieren lässt, tut er es
mit einer klugen Mischung aus Selbstbewusstsein und
Bescheidenheit. Natürlich sei der Höhenflug etwas Besonderes
gewesen. Doch in der Regionalliga sei für sein Team nun jede Partie
ein Finalspiel auf dem Weg zum Klassenerhalt. Der 59 Jahre alte
Coach, im Zivilleben Postoberamtsrat, hat erst vor kurzem seinen
Vertrag bei den Oberpfälzern bis Ende der Saison 2002 verlängert.
Der Meistermacher - 16 Titel holte er in 29 Trainerjahren - ging mit
einem 22 Mann starken Kader in die Regionalligasaison. Die
Aufstiegsmannschaft wurde ergänzt mit Spielern aus unteren
Klassen und Regionalliga-Akteuren: Tölcseres (Saarbrücken), Gusic
(Verl), Krinke (Darmstadt). Nur der Ex-Mannheimer Gfreiter war
Stammspieler bei seinem alten Klub.
Vor dem letzten Spieltag der Vorrunde hat sich das Gesicht der
Jahn-Mannschaft grundlegend verändert. Sechs "Zukäufe" machten
es möglich. Darunter der Österreicher Stieglmair, der als Libero
überzeugt. Zur Standardformation gehören auch Stürmer Thorsten
Seufert (SSV Reutlingen) und Verteidiger Markus Grasser (1. FC
Nürnberg). Mit Zellner kam ein weiterer Neuer aus der dritten
englischen Division, Radlspeck wechselte von Graz nach Regensburg.
Stützen im Jahn-Team sind immer noch Spieler aus dem letztjährigen
Bayernliga-Kader: Torwart Ermler, Verteidiger Rosenwirt und Fersch.
Der Jahn-Kapitän, Antreiber im Mittelfeld und Freistoßspezialist, führt
mit elf Saisontreffern auch die Torjägerliste der Regionalliga Süd an.
In den vergangenen drei Jahren bestritt er alle Spiele, in Offenbach
könnte er fehlen - ein Bluterguss im Oberschenkel macht ihm zu schaffen.
(Von Heinz Reichenwallner, OFFENBACH-POST)
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Müllers Bedingung: Ohne Ollie mache ich es nicht!
Offenbach - Der Start des neuen Trainerduos bei Kickers Offenbach wurde zu einer
Solonummer: Dieter Müller (44) stand um kurz nach halb elf vor der Mannschaft
und erläuterte in kurzen Worten die Situation. In einem Satz: Der Zweitligaabsteiger
und als Aufstiegskandidat verkaufte Offenbacher Fußball-Club Kickers ist Letzter
der Fußball-Regionalliga Süd.
Fünf Minuten später ging's los. 75 Minuten dauerte die erste Einheit, bei der
Oliver Roth (32) noch an der Seite des Ex-Nationalstürmers fehlte. Ab heute heißt
es: Roth greift (mit) ein. Der 32 Jahre alte frühere Kickers-Stürmer brachte
es in viereinhalb Jahren OFC zur Kapitänsbinde und Kultstatus.
Nach dem Zweitligaabstieg in der vergangenen Saison beendete er seine Fußballer-Karriere
und konzentrierte sich auf seinen Job an der Frankfurter Börse. Heute wird er
sein Comeback bei Kickers geben. Nicht als Spieler (Roth: "Ausgeschlossen, ich
werde am Freitag gegen Regensburg nur in Straßenkleidung auf der Bank sitzen"),
sondern als Co-Trainer - eben an Müllers Seite und (vorerst) nur für vier Spiele.
Müller hatte, als er am Montag gefragt wurde, eine klare Vorgabe, die er seinem
"Ja" voranstellte: "Ohne Ollie Roth mache ich es nicht." Und weil Roth mit Müller
gut kann ("Wir haben die gleiche Meinung über Fußball"), löste er seine Zusage
ein: "Ich hatte Dieter Müller versprochen. Wenn Du mal gefragt wirst und ich
Dir helfen kann, mache ich es."
Die Lösung Müller/Roth wurde möglich und nötig, nachdem am Montag kein klares
"Ja" aus Verwaltungsrat und Präsidium zur Verpflichtung von Djuradj Vasic kam,
dem Wunschtrainer von OFC-Manager Klaus Gerster (unsere Zeitung berichtete).
Wilfried Kohls (Vize-Präsident) und Horst Zang (Schatzmeister), Mitglieder des
amtierenden Präsidiums, wollten den Vertrag nicht unterschreiben mit dem Hinweis,
es solle das neue Präsidium darüber entscheiden. Und eben die neue Führungscrew
soll jetzt am Mittwoch (22. November, 19.30 Uhr) gewählt werden. Der Montagnacht
ausgegebene Termin für Montag kommender Woche konnte nicht gehalten werden: Die
Stadthalle war nicht frei.
Wird die Mannschaft von Präsidenten-Kandidat Professor Ulf Tunn gewählt, dürfte
der Verpflichtung Vasics nichts mehr im Wege stehen. Tunn hätte den Vertrag wohl
schon jetzt unterschrieben, doch sein Namenszug alleine genügt nicht. Es müssen
zwei Unterschriften von Präsidiumsmitgliedern sein, und der gewählten Kickers-Führung
gehören nach dem Tod von Dr. Lothar Winkler nur noch drei Personen (Tunn, Zang,
Kohls) an. Und eben zwei verweigerten die Zustimmung unter den Kontrakt mit dem
Serben, der ab 1. Januar bis 2003 an die Kickers gebunden und aus seinem bestehenden
Vertrag mit Ligakonkurrent FC Schweinfurt herausgekauft werden soll. Der frühere
Zweitligaverteidiger des VfR Bürstadt, der den Kickers eigentlich eine Frist
bis heute gesetzt hatte, wird sich bis nächste Woche gedulden müssen. Doch für
ihn dürfte es der Vertrag seines Lebens sein. Inklusive Trainergehalt, Ablöse
und möglicher Prämien würde die Verpflichtung des 44-Jährigen zwischen 1,2 und
1,5 Million Mark für zweieinhalb Jahre kosten. Eine Summe, bei der einige Verwaltungsratsmitglieder
mit ihrer ungeteilten Zustimmung zögerten. Dass der OFC einem Konkurrenten den
Coach ausspannen will, ist dabei inzwischen nur noch ein unpopulärer Begleitfaktor,
den auch Schweinfurts Präsident Gerhard Hertlein verschmerzen kann - wenn denn
die Ablöse stimmt, die im sechsstelligen Bereich liegen dürfte.
Kleines Problem am Rande: Was machen die Kickers, wenn Müller/Roth Erfolg haben?
Das DFB-Syndrom am Bieberer Berg: Vor der Kokain-Affäre um den vormals designierten
und inzwischen abgesägten Erfolgstrainer Christoph Daum eilte das Trainerduo
Rudi Völler/Michael Skibbe von Sieg zu Sieg. Dazu Roth: "Wenn diese Situation
eintritt, dann wären wir einen Schritt weiter."
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Volles Risiko mit Vasic?
Es ist populär, eine Entscheidung bei zu vielen offenen Fragen zu vertagen. Aber
in der aktuellen Situation der Offenbacher Kickers war es das einzig Richtige.
Deswegen ist es zu begrüßen, dass jetzt kurzfristig bei einer außerordentlichen
Mitgliederversammlung für Klarheit gesorgt werden soll: Über die Besetzung des
Präsidiums, über die Zukunft von Manager Klaus Gerster und in der Trainerfrage.
Zwei Mitglieder des alten Präsidiums wollten für die kostenträchtige Verpflichtung
von Wunschtrainer Djuradj Vasic nicht die Verantwortung übernehmen, ihre Nachfolger
sollen es tun.
Werden Professor Ulf Tunn, der für das Präsidentenamt kandidiert, und seine Mannschaft
gewählt, gilt Vasics Millionen-Verpflichtung als sicher. Aber ist sie gesichert?
Wenn ja, mit wessen Geld? Und woher kommt es? Diese Frage muss bei der außerordentlichen
Mitgliederversammlung beantwortet werden. Mit exakten Zahlen, Phrasen reichen
nicht. Dafür ist die Situation zu angespannt, sind die Fans zu sensibel, weil
oft genug enttäuscht und vorgeführt. Tunn und sein Team werden ungeahnte Prügel
bekommen, wenn's schief geht. Sie dürfen das Lob einstecken, wenn Vasic der Heilsbringer
für den kränkelnden Fußball-Klub vom Bieberer Berg ist. Und eines ist dem Mediziner
Tunn klar: Noch mehr Unruhe bedeutet den Tod des Patienten Kickers Offenbach.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Hatte hier 'ne schöne Zeit
Offenbach. Dieter Müller (44) trainiert seit gestern und für vorerst vier Spiele
den Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach. Heute soll noch Oliver Roth dazu
stoßen, mit dem Müller das neue Trainerduo beim Letzten der Regionalliga Süd
bildet. Sie lösen Knut Hahn ab. Müller/Roth sind die fünfte Lösung für den Trainerjob
bei Kickers Offenbach nach den Versuchen mit Peter Neururer, Dragoslav Stepanovic,
Hahn, Wilfried Kohls/Klaus Gerster und abermals Hahn.
Frage: Herr Müller, was haben Sie der Mannschaft zu ihrem Amtsantritt gesagt?
Dieter Müller: "Ich habe der Mannschaft klar gemacht, dass aus den verbleibenden
vier Spielen bis zur Winterpause ein positives Ergebnis geholt werden muss. Das
Team ist stark verunsichert, es muss sich jetzt Selbstvertrauen zurückholen."
Frage: Was können Sie im Duett mit Oliver Roth bei dieser Mannschaft und in der
aktuellen Situation ausrichten?
Müller: "Ich hoffe einiges: Die Spieler wollen ja, aber man muss auch ihre Situation
verstehen. Sie haben jetzt fünf Trainer in weniger als einem halben Jahr, das
bleibt in den Köpfen hängen. Jedem muss hier jetzt klar werden, es geht um das
Überleben des OFC."
Frage: Und das hatten die Spieler bisher noch nicht begriffen?
Müller: "Es war einigen zumindest nicht so deutlich bewusst."
Frage: Worin sehen Sie Ihre Hauptaufgabe?
Müller: "Selbstvertrauen zurückzugeben."
Frage: Und in vier Wochen ist garantiert Schluss?
Müller: "Ich habe gesagt, ich mache den Job vier Spiele."
Frage: Was bewog Sie, die heikle Aufgabe zu übernehmen?
Müller: "Ich will diesem Verein helfen, weil ich den Kickers viel zu verdanken
habe. Ich hatte hier als Spieler eine wunderschöne Zeit, hier begann meine Karriere,
hier hatte ich 1973 mein erstes Bundesligaspiel, hier bekam ich 1989 mein Abschiedsspiel."
Mit Dieter Müller sprach Martin Batzel.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Oliver Roth und Dieter Müller trainieren den OFC vier Spiele lang Krise spitzt sich zu / Verwaltungsrat verlangt außerordentliche Mitgliederversammlung / Formiert Wilfried Kohls ein eigenes Vorstands-Team?
Die Krise bei Kickers Offenbach spitzt sich dramatisch zu. Der Tabellenletzte
der Fußball-Regionalliga Süd entband am Montagabend Interimstrainer Knut Hahn
von seinen Pflichten. Für die restlichen vier Spiele bis zur Winterpause werden
sich Publikumsliebling Oliver Roth und der frühere Nationalspieler Dieter Müller
die sportliche Verantwortung teilen. Zudem soll am Mittwoch, 22. November, eine
außerordentliche Mitgliederversammlung über die Bühne gehen. Die ursprünglich
für 11. Dezember terminierte Jahreshauptversammlung wurde damit um drei Wochen vorverlegt.
In der Nacht zum Dienstag tagten Verwaltungsrat, Präsidium und Manager Klaus
Gerster vier Stunden lang im VIP-Raum des Bieberer Berges, die hohen Herren diskutierten,
redeten sich die Köpfe heiß, ehe einige wegweisende Entscheidungen bekannt gegeben
wurden. Für den ersten Paukenschlag sorgte die Mitteilung, dass der Verwaltungsrat
eine außerordentliche Hauptversammlung verlangt, wozu er laut Satzung auch berechtigt
ist. Bereits in einer Woche soll diese in der Offenbacher Stadthalle abgehalten
werden. Eile sei geboten, sagte Manager Klaus Gerster, "da der Verein generell
handlungsunfähig ist", denn das amtierende Präsidium sei nicht mehr gewillt,
Entscheidungen über seine Amtsperiode hinaus zu treffen.
Deutlich wurde dies, als Wunschtrainer Djuradj Vasic vom FC Schweinfurt in der
zurückliegenden Woche einen hoch dotierten Vertrag bis ins Jahr 2003 erhalten
sollte, aber lediglich Präsidiumssprecher Ulf Tunn bereit war, den Kontrakt abzusegnen.
Schatzmeister Horst Zang, der nicht mehr kandidieren wird, sowie Vizepräsident
Wilfried Kohls, der in der neuen Präsidiumsmannschaft des designierten Ersten
Vorsitzenden Tunn ebenfalls keine Rolle spielt, weigerten sich, ihre Signaturen
unter den Vertrag zu setzen. "Es wäre unredlich, jetzt etwas zu unterschreiben,
ohne dass ich weiß, ob ich in Zukunft noch in der Verantwortung stehe", sagte
Wilfried Kohls. "Ich bin nicht bereit, weit tragende Entscheidungen zu fällen.
Das sollen dann die Leute machen, die in Zukunft die Verantwortung tragen werden."
Da zwei der drei Präsidiumsmitglieder weit reichenden Entscheidungen zustimmen
müssen, wäre der Verein de facto bis zum Tage der Jahreshauptversammlung, die
am 11. Dezember sein sollte, nicht mehr handlungsfähig gewesen. Zudem schienen
die vorgezogenen Neuwahlen unausweichlich, "da wir", wie Kohls sagte, "mittlerweile
in einer Situation sind, in der keine gemeinsame Linie mehr vorhanden ist".
Das gilt auch in der Trainerfrage, die bis nach der Hauptversammlung vertagt
werden muss. Gegen eine Verpflichtung Vasics zum 1. Januar 2001, die den Klub
finanziell arg belasten würde, hat sich auch im Verwaltungsrat Widerstand geregt.
Zum einen waren einige Mitglieder des Kontrollorgans über die aggressiven und
unseriösen Abwerbeversuche nicht erfreut, zum anderen meldete der Vorsitzende
des Gremiums, Thomas Zahn, Bedenken an, "da wir im Abstiegsfalle einen sehr teuren
Trainer am Bein hätten".
Auf alle Fälle wird sich am Mittwoch die Führungsmannschaft um Ulf Tunn zur Wahl
stellen, dem Präsidium sollen dann außerdem Dieter Müller und Thomas Kalt als
Vizepräsidenten sowie Thomas Delhougne als Schatzmeister angehören. Dem Vernehmen
nach wird sich eine Opposition formieren, der auch Wilfried Kohls angehören soll.
Der Vizepräsident wollte sich diesbezüglich nicht äußern, da schon genügend Zündstoff
in der Luft läge. Er wolle die nächsten Tage abwarten und in Ruhe beobachten,
was sich tut.
Eifrig spekuliert wird auch, ob Hauptsponsor Horst Jung, der vor einigen Wochen
Manager Gerster zum Rücktritt aufforderte, seine bis 2001 vertraglich fixierte
finanzielle Unterstützung verlängern wird. Seine Entscheidung soll von personellen
Entwicklungen abhängen.
Ungeachtet dessen hatte Manager Gerster schon vorher entschieden, Interimscoach
Knut Hahn wieder ausschließlich mit der Betreuung der A-Jugendlichen zu betrauen.
Die Talfahrt der Ersten Mannschaft sollen hingegen Oliver Roth und Dieter Müller
stoppen, womit der skandalträchtige Verein wohl einen Rekord für die Ewigkeit
aufgestellt hat - seit Saisonbeginn am 29. Juli hat der OFC jetzt schon das fünfte
Mal den Trainer gewechselt.
Ausschlaggebend für den neuerlichen Austausch auf der Trainerbank waren das 0:5-Debakel
bei Wacker Burghausen und das damit verbundene Abrutschen auf den letzten Tabellenplatz.
Oliver Roth, der am Ende der abgelaufenen Saison seine Karriere als Spieler beendete
und über Jahre hinweg Publikumsliebling in Offenbach war, zögerte nicht lange,
als er am Montagabend von dem Plan Gersters informiert wurde. "Das war eine Entscheidung
des Herzens", sagte der 32 Jahre alte Börsenmakler, "ich habe nicht lange überlegt,
denn hier brennt die Luft ja wirklich." Roth hat eigens für seine große Liebe,
den OFC, seinen Skiurlaub gestrichen. Die beiden Torjäger von einst werden eng
zusammenarbeiten, sich austauschen, "mit einer Stimme sprechen", wie Roth sagte.
Die tägliche Arbeit auf dem Trainingsplatz wird indes der 44 Jahre alte frühere
Profi Dieter Müller übernehmen, der gestern Morgen schon die erste Einheit leitete
und auch die Idee hatte, Oliver Roth mit ins Boot zu holen. Manager Gerster sagte,
es sei unabdingbar, dass ein Trainer rund um die Uhr für die Mannschaft da sei.
"Wir mussten alles probieren, denn unsere Lage ist wahnsinnig akut und brenzlig,
wir wissen sehr genau, was auf dem Spiel steht." Wilfried Kohls indes war skeptisch:
"Der Zeitpunkt ist erreicht, an dem man sich Gedanken machen muss, ob das nicht
nur noch purer Aktionismus ist."
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Vier Stunden, dann kommt Kickers-Knaller
Offenbach Elefantenrunde bei Kickers Offenbach - gemeinsame Sitzung von
Verwaltungsrat und Präsidium. Vier Stunden lang Kopfnicken und -schütteln, zähes
Ringen. Immer wieder gehen Präsidium und Verwaltungsrat kurz in Klausur, dann geht's
gemeinsam weiter. Ergebnis um kurz vor 23 Uhr: Zwei Knaller.
Oliver Roth und Dieter Müller sind ab sofort sportlich verantwortlich
für die erste Mannschaft des Regionalliga-Letzten und sollen das Team in den
verbleibenden vier Spielen in diesem Jahr betreuen. Sie lösen Knut Hahn ab, der sich
wieder um die A-Jugend kümmert.
Der Verwaltungsrat verlangt vom Präsidium eine sofortige Einberufung
einer außerordentlichen Jahreshauptversammlung. Diese wird, so der Stand
gestern Abend 23.15 Uhr, am Montag, 20. November (19.30 Uhr, Ort offen) abgehalten.
Der ursprünglich vorgesehene Termin am 11. Dezember entfällt. Grund für den laut Satzung
erlaubten Schnellschuss: "Es müssen weitreichende Entscheidungen getroffen werden.
Das derzeitige Präsidium sah sich nicht in der Lage, Entscheidungen, die
über die Amtsperiode hinausgehen und damit ein neues Präsidium binden würden, zu
treffen", heißt es in einer Mitteilung. Das bedeutet: Die Verpflichtung von
Djuradj Vasic (44) vom Regionalliga-Konkurrenten FC Schweinfurt ist verschoben. Zwei
der drei Mitglieder des amtierenden, gewählten Präsidiums mit den beiden Vize
Professor Ulf Tunn und Wilfried Kohls sowie Schatzmeister Horst Zang hätten den
Vertrag unterschreiben müssen. Aber nur Tunn war bereit. Mögliche Begründung für
die Entscheidung seiner beiden Präsidiumskollegen: Zang kandidiert nicht
mehr für den Vorstand, aber für den Verwaltungsrat. Die Zukunft des Funktionärs
Kohls ist beim OFC offen.
OFC-Manager Klaus Gerster wollte gestern Abend gerne eine Zustimmung zur
Verpflichtung Vasics, machte sich für dessen Verpflichtung stark. Aber Vasic war im
Verwaltungsrat umstritten. Argumente für den Serben: Er führte Schweinfurt mit
vergleichsweise wenig Geld auf den zweiten Platz, leistete Aufbauarbeit. Argumente (aus
dem Verwaltungsrat) gegen ihn: "Er ist teuer, kostet Ablöse. Die Umstände." Heißt: Die
aggressive Art und Weise, wie der OFC um Vasic warb und die Kosten, die mit seiner
Verpflichtung entstünden. Der Vertrag bis 2003 soll den OFC etwa eine Million Mark kosten.
Jetzt soll das neue Präsidium nach der Hauptversammlung entscheiden, für
die Tunn seine Kandidatur für das Präsidentenamt wohl aufrecht hält. Seine
Mannschaft: Dieter Müller, Thomas Kalt (beide Vize-Präsidenten) und Schatzmeister
Thomas Delhougne.
Eine weitere spannende Frage: Macht Horst Jung als Sponsor weiter? Der
Vertrag mit seinem Unternehmen "Portas" endet Mitte 2001. "Es tut weh, nach 20
Jahren darüber nachdenken zu müssen." Jungs Entschluss hängt von
Personalentscheidungen ab: Wer bildet das neue Präsidium, geht's weiter mit Manager Gerster?
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Talfahrt der Offenbacher Kickers hat erste Konsequenzen Trainer Knut Hahn setzt beim Tabellenletzten auf Landesliga-Spieler / Tiefer Graben zwischen Vorstand und Verwaltungsrat
Der Schädel dürfte noch immer höllisch brummen, der Katzenjammer ist
nicht vorüber. Die schlimme 0:5-Niederlage bei Wacker Burghausen steckt den
Fußballspielern der Offenbacher Kickers in den Knochen, was im Grunde nur logisch ist.
Der Zweitliga-Absteiger, mit kaum zu überbietender Arroganz gegenüber der Dritten Liga
angetreten, ist Tabellenletzter, er liegt am Boden, wie ein ausgeknockter Boxer auf dem
Rücken, reglos und zu bemitleiden.
Das Debakel im tiefsten Bayern soll Konsequenzen haben, Interimstrainer
Knut Hahn wird einigen gestandenen Spielern, die saturiert und merkwürdig
leidenschaftslos erscheinen, eine Denkpause verordnen, im Heimspiel am kommenden Freitag
gegen den Aufsteiger SSV Jahn Regensburg (19. 30 Uhr) sollen einige Akteure
aus der Landesligamannschaft eine Chance erhalten. Ein Schritt, der zu begrüßen,
aller Ehren wert ist, denn schlimmer kann es ja ohnehin nicht mehr werden. Die
Spieler indes packen sich nach der Pleite an die eigene Nase, sind durchaus
selbstkritisch, was nach einer 0:5-Klatsche bei den nicht eben übermächtigen
Burghausenern aber auch kein Wunder ist. "Das einzig Positive an der Niederlage ist, dass
jetzt auch der Letzte registriert hat, in was für einer Situation wir uns
befinden", sagt Kapitän Lars Schmidt.
Kickers Offenbach, so der Assistenztrainer, der eigentlich nur noch als
Standby-Spieler fungieren sollte, in Burghausen aber wieder von Beginn an auflief,
stünde völlig zu Recht auf dem letzten Platz, "die Tabelle lügt nicht", sagt er, "sie
spiegelt unseren Leistungsstand genau wider". Wenn die Mannschaft "keinen
Siegeswillen", "keine gesunde Einstellung" an den Tag lege, dann brauche man sich auch
nicht wundern, wenn plötzlich 17 Teams über einem stehen. Das Team müsse jetzt
auf der Hut sein, wie ein Luchs aufpassen, nicht durchgereicht zu werden,
versuchen, den Anschluss zu den Nichtabstiegsplätzen nicht zu verlieren. Der
Spielführer fordert aus den vier ausstehenden Partien (davon drei am Bieberer Berg)
vor der Winterpause sechs Punkte. Wie die eingefahren werden sollen, weiß beim
OFC vermutlich niemand, "die Statistik zu Hause gibt auch nicht Anlass zu Überschwang",
befindet Schmidt. In der momentanen Verfassung können die Kickers froh sein, dass
es für ihre Leistungen keine Minuspunkte gibt.
Unterdessen scheint auch eine Verpflichtung von Wunschtrainer Djuradj
Vasic vom FC Schweinfurt zum 1. Januar 2001 nicht mehr ganz so sicher. Am
gestrigen Montagabend traf sich der Verwaltungsrat zu einer turnusmäßigen Sitzung,
anschließend tagte das Gremium mit dem Vorstand (bei Redaktionsschluss noch nicht beendet).
Zentrales Thema war die Trainerfrage, denn im Verwaltungsrat mehrten sich zuletzt
die Stimmen, die von einem Wechsel Vasics an den Bieberer Berg nicht sonderlich
angetan sind. Zu ihnen gehört auch der Vorsitzende des Kontrollorgans, Thomas Zahn,
der von dieser Idee "nicht hellauf begeistert" ist.
"Ich habe das Vertrauen zum Vorstand verloren", sagt Zahn, der vor allen
Dingen die Ausgabenseite nicht aus den Augen verliert. Das Ganze komme einem
finanziellen Kraftakt gleich. Zum einen dürfte für Vasic eine nicht unerhebliche
Ablöse fällig werden - im Gespräch ist eine sechsstellige Summe -, zum anderen dürfte
auch das Gehalt des serbischen Fußballlehrers recht üppig ausfallen. "Wenn
wir im schlimmsten Fall also absteigen müssen, dann haben wir einen Trainer am
Bein, der sehr teuer ist", bedeutet Zahn. Zudem verurteilten einige Personen
im Verwaltungsrat die unseriösen Versuche der Vereinsspitze, Vasic abzuwerben.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Teile der Ablöse für Kolinger und Graf nur durchlaufende Posten?
Offenbach Zustandsbeschreibung der Offenbacher Kickers nach fast der
Hälfte der Saison in der Fußball-Regionalliga Süd: Sportlich am Ende, 0:5 in
Burghausen. Die höchste Niederlage seit dem 28. April 2000. Damals gab's ein 1:6
beim VfL Bochum - das war noch in der Zweiten Liga. Heute sind die Kickers
Letzter der dritten Liga und auch Knut Hahn, sonst ein Freund der Diplomatie, fand
nur Kritik für seine Spieler.
Hahn geht davon aus, dass er spätestens Weihnachten seinen Stuhl räumt.
Wer's dann machen soll, ist für das Präsidium beschlossene Sache: Djuradj
Vasic. Einziges Problem: Der OFC-Verwaltungsrat. Dem will die Vereinsführung heute Abend
die Verpflichtung des Fußball-Lehrers aus Schweinfurt schmackhaft machen.
Wie es scheint, wird das ein ordentliches Stück Arbeit, denn die Meinungen in
dem Gremium gehen auseinander. Nicht nur wegen der Art und Weise, wie der OFC um den
Trainer "warb". Auch wenn es kaum einer so deutlich sagt: Es war eine Frage des
Stils. Befürchtungen wurden laut, das Image der Kickers könne schaden nehmen.
Von einer Beschwerde beim DFB sieht Schweinfurts Präsident Gerhard Hertlein
inzwischen ab: "Es ist halt ein gewisser Stil von Offenbach. Damit müssen wir
leben." Es könnte ein langer Abend werden heute im VIP-Raum. "Oder auch ganz
schnell gehen", orakelte OFC-Legendeund Verwaltungsratsmitglied Hermann Nuber. Auf jeden
Fall würden sportliche Misere, Finanzlage und Trainersituation
"aufgearbeitet". Seine Meinung ließ er zwischen den Zeilen durchblicken: "Man handelt, als gebe
es auf dem Trainermarkt nur Vasic."
Es geht aber nicht nur um den Kickers-Stil und sportliche Qualifikation
Vasics. Es geht auch um Geld. Denn nach Lage der Dinge würde Schweinfurt den bis
Juni 2001 laufenden Vertrag mit seinem Coach auflösen - wenn die Ablöse
stimmt. Ein Teil der Ablöse, die der OFC für Daniel Graf (bisher 50 000 Mark vom
Karlsruher SC) und Dubravko Kolinger (75 000 von St. Pauli) dürfte zu einem
durchlaufenden Posten werden. Schweinfurts Präsident Hertlein trocken: "Wir sind nicht
nervös, nicht so wie Offenbach." Schweinfurt ist Regionalliga-Zweiter.
Laut OFC-Manager Klaus Gerster wollten OFC-Vize Wilfried Kohls und
Schatzmeister Horst Zang Vasics Vertrag nicht unterschreiben ohne die Zustimmung des
Verwaltungsrates. Der Grund: Zang scheidet in vier Wochen aus der Vereinsführung aus,
Kohls Zukunft als Funktionär beim OFC ist offen. Vasic ist umstritten, deswegen könnte
es heute zu einer Kampfabstimmung kommen. Denn im Verwaltungsrat gibt es auch
Stimmen, die eine Verpflichtung Vasics (Vertrag bis 2003) befürworten. Ebenfalls
Thema der Elefantenrunde: Die Jahreshauptversammlung (11. Dezember) und die
Kandidatur von Vize Professor Ulf Tunn für das Präsidentenamt. Von der
Zusammensetzung des neuen Präsidiums hängt auch die Zukunft von OFC-Manager Klaus Gerster
ab. Mehrheit für Tunn und seine Mannschaft würde bedeuten: Es geht weiter mit
Gerster. Dem wiederum hatte OFC-Sponsor Horst Jung den Rücktritt nahegelegt. Jungs
Sponsorenvertrag mit dem OFC läuft Mitte 2001 aus. Ob er weitermacht, soll sich in den
nächsten Wochen entscheiden. Horst Zang: "Ich glaube, dass wir uns nach so langer
Zusammenarbeit wieder einigen werden."
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Noch fehlt die Unterschrift Doch Vasics Engagement beim OFC gilt als sicher
Das Tauziehen um Djuradj Vasic scheint beendet, und Kickers Offenbach
dürfte erwartungsgemäß das bessere Ende für sich haben. Zu einem Prozentsatz,
der sich an die 100 bewegt, wird der Fußballlehrer des FC Schweinfurt ab 1.
Januar 2001 auf der Trainerbank der in Abstiegsgefahr schwebenden Hessen
sitzen. Der 44 Jahre alte Serbe, um den der Traditionsverein schon seit der
Demission von Dragoslav Stepanovic am 28. September buhlte, wird bei dem Offenbacher
Regionalligisten einen Vertrag bis ins Jahr 2003 erhalten. Das
bestätigte OFC-Manager Klaus Gerster: "Wir sind mit Herrn Vasic einig."
Am späten Mittwochabend war Vasic zu Verhandlungen auf den Bieberer Berg
gekommen, und während der zweieinhalb-stündigen Unterredung mit den
OFC-Verantwortlichen sind die Eckdaten des Engagements bei den
Offenbacher Kickers festgeklopft worden. Vasic, der als Fußball-Professor gilt, der
den FC Schweinfurt in dieser Saison auf den zweiten Tabellenplatz geführt hat
und ohne den der fränkische Klub mutmaßlich schon lange in der Tristesse der
Landesliga versunken wäre, hat eigenen Angaben zufolge aber den Kontrakt beim
Ligakonkurrenten noch nicht unterschrieben; der frühere Spieler und
Trainer des VfR Bürstadt hält sich generell bedeckt. Vor dem nächsten Heimspiel des
FC Schweinfurt gegen Wacker Burghausen werde er sich öffentlich erklären,
bekannt geben, ob er den Franken nach sieben Jahren den Rücken kehren wird -
wobei die Entscheidung schon längst gefallen sein dürfte. Der Trainer sieht bei
den Kickers, wenngleich er mit seiner jetzigen Mannschaft die Chance hat, in die
Zweite Bundesliga aufzusteigen, die besseren Perspektiven. "Es gibt in der
Regionalliga zwei Mannschaften mit großen Möglichkeiten: der Karlsruher SC und
Kickers Offenbach."
Wie Gerster mitteilte, soll der ausgearbeitete Vertrag am kommenden
Montag vom Verwaltungsrat abgesegnet werden. Der fast allmächtige Manager, nach den
schlimmen Turbulenzen der vergangenen Monate auch intern massiv in die
Kritik geraten, scheut offenbar einen weiteren Alleingang, will das
Kontrollorgan mit ins Boot holen: "Wir benötigen die Zustimmung des Verwaltungsrates, denn wir
wollen diese Entscheidung auf breite Füße stellen, wir wollen, dass die
absolute Mehrheit im Verein von Herrn Vasic überzeugt ist, ihn für den richtigen Mann hält."
Auch für Schweinfurts Manager Heinz Schröttle steht der Abgang des
Mannes, der seinen Weg stets geradlinig geht, der als absoluter Fachmann gilt und
gerne stundenlang über Fußball philosophiert, aber auch seinen eigenen Kopf
hat, nachtragend und stur sein soll, offenbar so gut wie fest. Und die
Franken, deren Präsident Gerhard Hertlein noch vor wenigen Wochen eine Freigabe Vasics
definitiv ausschloss ("Ich denke nicht im Traum daran, ihn gehen zu lassen. Da
kann sich Herr Gerster auf den Kopf stellen und mit den Füßen wackeln."), scheinen
ihren Trainer, so die Ablösesumme stimmt - im Gespräch ist eine sechsstellige
Summe -, schweren Herzens ziehen zu lassen. "Wenn er mit Offenbach einig ist,
dann werden wir ihn ziehen lassen", sagte Schröttle, "das hat er sich
verdient, das gebietet die Menschlichkeit. Das ist für ihn eine Chance, die er nutzen
muss." Vasic, der in der vergangenen Saison kurz vor einer Entlassung stand,
hat schon vor wenigen Wochen an den Anstand seiner Vorgesetzten appelliert. Er sei
schon enttäuscht, wenn sie ihm nach all den Jahren "Steine in den Weg legen würden".
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Kickers bieten Vasic Vertrag bis Juni 2003
Offenbach (app). Der Manager fehlt. Erstmals seit langer Zeit. Aber
nur für zwei, drei Tage. Gestern Morgen sind die Regionalligaspieler
der Offenbacher Kickers im Bus zum Auswärtsspiel nach Burghausen
(Samstag, 14 Uhr) gefahren. Klaus Gerster lag unterdessen zu Hause
in Bad Homburg im Bett. Eine Grippe hat ihn außer Gefecht gesetzt.
Bis zum 13. November will der 44-Jährige aber wieder fit sein.
Spätestens.
An diesem Montag steht eine wichtige Sitzung auf dem Programm.
Der Verwaltungsrat der Kickers muss die Verpflichtung des
Schweinfurter Trainers Djuradj Vasic zum 1. Januar 2001 absegnen.
"Ich rechne zwar nicht mit einem einstimmigen Ergebnis, aber wenn
die Mehrheit für Vasic ist, werden wir rasch handeln", sagte Gerster.
Der Ex-Bürstädter Vasic soll bei den Kickers einen Vertrag bis 30.
Juni 2003 unterzeichnen. Der Trainer hatte jüngst noch erklärt, er
werde sich erst nach dem Heimspiel des FCS am 18. November
gegen Burghausen zu seiner weiteren Karriereplanung äußern. "Die
Sache hat inzwischen aber eine große Dynamik bekommen - deshalb
soll alles etwas schneller über die Bühne gehen", sagte Gerster. Am
Donnerstag weilte Vasic zu Verhandlungen in Offenbach.
Am Freitagabend traf er sich mit Gerhard Hertlein, dem Präsidenten
des Tabellenzweiten der Regionalliga Süd, zu "einem
Vier-Augen-Gespräch unter Männern - ohne den üblichen Wirbel wie
bei Euch in Offenbach" (Hertlein). Der Schweinfurter Vorsitzende
hatte darüber nachgedacht, sich beim DFB wegen der
Abwerbungsversuche des OFC zu beschweren.
Vieles deutete aber darauf hin, dass die Schweinfurter ihrem
erfolgreichen Trainer wohl keine Steine mehr in den Weg legen
werden. Zumal Gerster bestätigte, dass die Kickers für Vasic Ablöse
zahlen werden. Das sei bereits alles geregelt. Zahlen nannte Gerster
aber nicht. Ein greifbares Ergebnis der Verhandlungen Hertlein/Vasic
lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor.
(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)
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"Ein Spiel wie jedes andere"
Offenbach (app). Drittes Punktspiel für Rudi Bommer als Trainer von
Wacker Burghausen, zweites Heimspiel gegen einen ehemaligen
Verein: Nach dem 4:3-Sieg gegen den VfR Mannheim erwartet der
Tabellen-12. der Regionalliga Süd am Samstag (14 Uhr) die
Offenbacher Kickers. "Für mich ist das ein Spiel wie jedes andere.
Dafür habe ich in meiner Karriere schon zu häufig gegen den OFC
gespielt", sagt Bommer, dessen Sohn Björn bei den Kickers im Kader
des B-Teams steht. Der Vater über seinen Sohn: "Er trägt diesmal
zwei Herzen in seiner Brust."
Rudi Bommer selbst spielte bei den Kickers in der A-Jugend. Sein
damaliger Trainer: OFC-Idol Hermann Nuber. "Das war eine tolle Zeit,
sie hat mich geprägt", erinnert sich der 43-Jährige, der 1984
immerhin sechs Mal in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft
auflief. Für Fortuna Düsseldorf (1976-85), Bayer Uerdingen (85-88)
und Eintracht Frankfurt (92-96) kam er in der 1. Bundesliga auf 417
Einsätze und 54 Tore. Für die Riederwälder (96-97) und
Aschaffenburg (88-89) spielte er in der 2. Liga.
Die Viktoria (Oberliga Hessen) war bis Sommer die letzte
Trainerstation von Rudi Bommer. Zuvor war er in Mannheim tätig.
Vor drei Wochen hat er in Burghausen einen Vertrag bis Juni 2001
unterschrieben. Erste Amtshandlung: Er schaffte die Viererkette in
der Abwehr ab, verstärkte das Mittelfeld. Der Erfolg - vier Punkte
aus zwei Spielen - gab im Recht. "In meiner Mannschaft steckt mehr
Potenzial, als ich zunächst erwartet habe", sagt Bommer. Deshalb
glaubt er auch an einen Erfolg seines Teams gegen den OFC. Doch
er warnt: "Die Kickers sind wie ein angeschlagener Boxer und
deshalb besonders gefährlich. Wir dürfen nicht locker, sondern
müssen von Anfang an voll konzentriert an die Aufgabe herangehen."
http://www.inn.salzach.de/vereine/svwacker
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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FC 05-Coach gibt Erklärung am 18. November ab Vasic wieder heißes Thema
Die Offenbacher Trainernotlösung Knut Hahn muss weiter improvisieren.
Die Doppelbelastung mit Beruf und dem Posten des Chefcoachs zwingt den
A-Jugend-Trainer zu einem Spagat, der den Ansprüchen der Regionalliga
nicht genügen kann. Noch fünf Spiele sind bis zur Winterpause zu absolvieren,
dann soll ein neuer Hoffnungsträger den Zweitligaabsteiger aus den Abstiegsrängen
führen. Manager Gerster hat seinen Mann gefunden - den Schweinfurter Coach
Djuradj Vasic. Vasic selbst hält sich bislang mit Bestätigungen zurück, will
sich allerdings nach dem Spiel des FC 05 am 18. November gegen Burghausen öffentlich erklären.
Bis dahin muss in Offenbach weiter geflickschustert werden.
Planungsgewissheit gibt es keine. Zumal Dolzer, Maier, Speth, Ertl, Keffel, Köpper, Binz,
Roth, Schmidt und Glöckner nicht über das Saisonende hinaus gebunden sind. Dazu kommen
Stefan Simon, um den immer noch Zweitligist LR Ahlen buhlt und Marcio,
der nur bis Juni 2001 vom FSV Mainz 05 ausgeliehen ist.
(Von H. Kliem/H. Strauß, KICKER ONLINE)
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Freier Fall des OFC Ambitionierte Kickers sind im Abstiegskampf
Durchhalten bis zur Winterpause lautet die Devise beim Traditionsverein
Kickers Offenbach (OFC), der morgen im Wacker-Sportpark zu Gast ist. Denn
momentan brodelt es gewaltig beim Zweitliga-Absteiger.
Vor dem Saisonstart wurde der OFC neben dem Karlsruher SC als
Meisterschaftsfavorit gehandelt. Der Kader von Trainer Peter Neururer (jetzt LR Ahlen) war
nahezu unverändert. Mit aller Macht wollte der Club zum 100- jährigen Bestehen 2001 wieder
im bezahlten Fußball sein.
Die Realität hat den Tabellensechzehnten eingeholt. Für Manager Klaus
Gerster ist Burghausen "ein Mitkonkurrent im Abstiegskampf". Der Funktionär
übernahm nach Neururer und Dragoslav Stepanovic (jetzt Bezirksoberligist Spvgg
Neu-Isenburg/Hessen) mit Vizepräsident Wilfried Kohls kurzfristig das Team. Momentan ist der
A-Junioren-Trainer Knut Hahn am Bieberer Berg interimsmäßig tätig, bis Djuardj
Vasic ab 1. Januar das Zepter schwingt.
Der Schweinfurter Coach bestätigte zwar nichts, gab aber zu: "Dass ich
in Offenbach unterschrieben habe, stimmt noch nicht. Doch der Zeitpunkt für einen
Wechsel wäre ideal, denn Schweinfurt ist jetzt ein Spitzenteam."
Hahn, im Hauptberuf Lehrer, hat nur noch eine Rumpfelf. Es fehlen
Manfred Binz (Knieprobleme), Stefan Ertl (Angina) und der gesperrte Günther Maier
(Gelbrot). Gewechselt haben Florian Sohler (Ziel unbekannt), Dubravko Kollinger (FC
St. Pauli), Daniel Graf (KSC) und Thorsten Rohrbach (Dynamo Berlin). Mit dem
Oberligisten wird auch Tom Stohn seit einem Probetraining in Verbindung gebracht.
Die Ausdünnung des Kaders ist für Gerster kein Problem: "Wir wollen nur
Leute, die 100 Prozent für die Kickers geben und ihre Zukunft hier sehen. Wir
stehen nicht umsonst auf einem Abstiegsplatz." Darum wird auch der OFC morgen
nicht offensiv auflaufen. Aus einer starken Defensive möchten die Kickers auf
Chancen warten. Hahn: "Wir wollen punkten, damit die Lücke zwischen uns und
Burghausen nicht zu groß wird." Dazu rücken der Brasilianer Marcio (Leihgabe von
Mainz 05), Andrew Sarfo und Lars Meyer (beide zweite Mannschaft) auf.
(Von (ms), PASSAUER NEUE PRESSE)
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Trainer Hahn: Kampf wird Trumpf sein
Offenbach (app). Lange Anreise und keine Punkte. An das letzte
Auswärtsspiel bei Wacker Burghausen haben die Offenbacher Kickers, Tabellen-16. der
Fußball-Regionalliga Süd, keine guten Erinnerungen. In der Spielzeit 1998/99 kassierten sie
an der Grenze von Bayern zu Österreich eine 1:3-Niederlage. Damals, im Herbst
1998, standen beide Teams in der Regionalliga noch viel besser da als zurzeit.
Dem OFC gelang am Saisonende der Sprung in die Zweite Bundesliga.
Am Samstag, 14 Uhr, sind die Vorzeichen ganz anders - beide Mannschaften
kämpfen um Zähler gegen den Abstieg. "Wir wollen und müssen punkten, damit die
Lücke zwischen uns und Wacker nicht zu groß wird", fordert Kickers-Trainer
Knut Hahn. Burghausen, seit zwei Wochen vom ehemaligen OFC-Jugendspieler Rudi
Bommer (Sohn Björn steht im Kader der Landesliga-Mannschaft der Kickers) trainiert,
hat zwei Zähler mehr auf dem Konto als der OFC. Unter Bommers Regie gab's für den
Tabellen-12. einen Sieg (4:3 gegen den VfR Mannheim) und ein Unentschieden (2:2 beim
VfB Stuttgart).
Lars Schmidt, Mannschaftskapitän und zurzeit Co-Trainer der Kickers, hat
den Gegner am vergangenen Sonntag in Stuttgart beobachtet. Sein Fazit: "Die
Mannschaft zeigt extremen Einsatzwillen. Sie geht ziemlich hart zur Sache,
teilweise sogar richtig nicklig. Wir müssen die Zweikämpfe voll annehmen, um in
Burghausen punkten zu können." Hahn fügt hinzu: "Kampf wird Trumpf sein. Filigrane Arbeit
ist nicht gefragt."
Schmidt sind vor allem die agilen Stürmer der Gastgeber, Lützler und
Hampl, in guter Erinnerung geblieben. Er sagt: "Sie auszuschalten, das wird keine
leichte Aufgabe für unsere Abwehr." In der Defensivreihe der Kickers wird
Manfred Binz (Knieprobleme) fehlen, Stefan Dolzer (Bauchmuskelzerrung) kann
auflaufen. Nach dem Abgang von Verteidiger Dubravko Kolinger (FC St. Pauli) wird Lars
Meyer aus der Reserve aufrücken. Außerdem neu im Kader sind Andrew Sarfo (für den
gesperrten Günter Maier) und Marcio (für den erkrankten Stefan Ertl).
Stefan Simon, um den einst der LR Ahlen gebuhlt und 150 000 Mark Ablöse
geboten hatte, wird ebenfalls dabei sein. Gestern gab es erneut Gerüchte, wonach
Simon mit dem Zweitligisten in Verbindung gebracht wird. Das angebliche
Interesse von Ex-OFC-Trainer Peter Neururer sei "eine aufgewärmte Geschichte. Bis
jetzt" sei er noch bei den Kickers, erklärt Simon. Manager Klaus Gerster: "Stefan
ist für den OFC ein wichtiger Mann, ihn brauchen wir in Offenbach." Und morgen in Burghausen.
(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)
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Angeschlagene Boxer Kellerduell des OFC in Burghausen / Ahlen buhlt um Simon
Was kann einer Fußballmannschaft momentan eigentlich Besseres passieren,
als ein Spiel gegen die Offenbacher Kickers bestreiten zu dürfen? Nicht
viel, möchte man meinen, sage und schreibe 56 Tage liegt der letzte Sieg der im
Abstiegskampf steckenden Hessen nämlich zurück, und also, könnte man vermuten, reiben
sich die gegnerischen Teams die Hände, schlagen sich voller Vorfreude auf die
Schenkel, sehen sich die Tabelle an und addieren schon mal drei Zähler zu den
bisher errungenen dazu, wenn sich der OFC ankündigt.
Doch es gibt tatsächlich noch Teams, die Respekt und Achtung vor dem so
schlimm schwächelnden Traditionsverein haben. Der SV Wacker Burghausen, der die
Kickers zum Kellerduell am morgigen Samstag empfangen wird (14 Uhr), zum
Beispiel. Deren Trainer, Rudi Bommer, glaubt nämlich, dass die Mannen vom Bieberer Berg
mit einem angeschlagenen Boxer zu vergleichen sind, und der soll ja extrem
gefährlich sein. "An einem guten Tag", sagt der früherer Profi der Frankfurter Eintracht
allen Ernstes, "können die Kickers jeden Gegner schlagen."
Natürlich hoffen die Hessen auch vor der weiten Reise ins tiefste Bayern
inständig, dass der Knoten am Samstag endlich platzen wird, woher sie aber ihren
Optimismus beziehen wollen, wissen sie mutmaßlich selbst nicht. Der Abstand zu
Burghausen, das zwei Zähler vor den Kickers rangiert und - seit Rudi Bommer das
Kommando übernommen hat - immerhin vier Punkte aus zwei Spielen ergattern konnte,
soll nach Möglichkeit auch nach den 90 Minuten nicht weiter angewachsen sein,
teilt Interimstrainer Knut Hahn mit - vor ein paar Wochen hätten sie am
Bieberer Berg wahrscheinlich nur über die Höhe des Sieges gestritten.
Das Nervenkostüm der Spieler dürfte noch immer ein wenig angegriffen
sein, die 1:2-Niederlage im Prestigeduell gegen den SV Darmstadt 98 hat
zweifelsohne Spuren hinterlassen. Die Pleite sei "kein angenehmes Erlebnis gewesen", sagt
Hahn beschönigend, in Wahrheit war sie eine mittlere Katastrophe. "Die Jungs", erklärt
Hahn, "waren ziemlich mitgenommen", und da die ganzen Nackenschläge nicht so mir
nichts, dir nichts aus den Kleidern zu schütteln sind, hat der Gymnasiallehrer sehr
viel mit den Akteuren gesprochen, versucht, sie moralisch wieder
aufzurichten, was freilich so leicht nicht gewesen sein dürfte.
Unterdessen könnte es gut sein, dass bald der nächste Spieler von Bord
gehen wird, der von Ex-Trainer Peter Neururer gecoachte Zweitligist LR Ahlen
buhlt erneut um die Gunst von Mittelfeldspieler Stefan Simon. Klarheit könnte
es in der Trainerfrage geben, in acht Tagen will sich Wunschkandidat Djuradj
Vasic vom FC Schweinfurt zu seiner Zukunft äußern, und es würde arg
verwundern, wenn diese nicht Kickers Offenbach heißen sollte.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Rudi Bommer warnt sein Team vor den Kickers
Offenbach. Heute um zehn Uhr reist die Mannschaft des
Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach zum Auswärtsspiel nach Burghausen (Samstag: 14 Uhr).
Während in Offenbach immer noch eine Notlösung mit der Trainingsarbeit betraut
ist (A-Jugend-Coach Knut Hahn), hat Wacker Burghausen nach einem schlechten Start bereits
einen neuen Hoffnungsträger für die Bank engagiert. Der frühere Eintrachtprofi Rudi
Bommer löste den glücklosen Rainer Hörgl ab.
"Auch wenn Offenbach momentan angeschlagen ist, sind die Kickers nicht
zu unterschätzen", warnt Bommer sein Team. Wobei die Kickers derzeit alles andere als
Schrecken verbreiten. Mit 14 Punkten aus 15 Spielen steht der Zweitliga-Absteiger
derzeit auf einem Abstiegsplatz. Mit einer der schwächsten Offensivabteilungen -
der OFC erzielte erst 16 Treffer - und einer unzuverlässigen
Hintermannschaft stecken die Spieler von Interimscoach Hahn in einer erschreckenden Krise. Hahn
selbst kann scheinbar kaum etwas dazu beitragen, seine formschwachen Akteure
wieder auf Kurs zu bringen. Zwei trainingsfreie Tage in der Wochenmitte und nur
eine Trainingseinheit am gestrigen Donnerstag scheinen dazu zu wenig. Auch
wenn Hahn betont, sein Team trainiere intensiv.
Hahns eigene Konzentration gehört allerdings nicht zu 100 Prozent dem
Geschehen auf dem Bieberer Berg, denn sein Beruf als Lehrer zwingt ihn wieder und
wieder zu Kompromiss-Lösungen. Und die werden bis zur Winterpause fortgesetzt
werden müssen. Denn dann erst wird aller Voraussicht nach Djuradj Vasic die
Kickers übernehmen. Vasic selbst will am 18. November nach der Begegnung seines
Noch-Clubs Schweinfurt gegen Burghausen eine Erklärung über seine persönliche
Zukunft abgeben. Bis dahin bleibt zu befürchten, dass die Kickers, die von Woche zu Woche
mehr ins Leistungstief versinken, noch weiter in Richtung Tabellenende
durchgereicht werden. Vor der Begegnung in Burghausen laborierten Dolzer
(Bauchmuskelzerrung) und Dama (beidseitige Rippenprellung) an leichten Blessuren, hoffen
jedoch auf ihren Einsatz. Die Reise an die österreichische Grenze nicht mit
antreten kann weiterhin Binz, der mit einer Knochenabsplitterung im Knie ausfällt, und
Ertl auf Grund einer Angina.
(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)
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Verkaufen nicht unser Tafelsilber
Offenbach (app). "Nein, wir verkaufen nicht unser Tafelsilber." Horst
Zang, Schatzmeister der Offenbach Kickers, dementierte nach dem Abgang von Verteidiger
Dubravko Kolinger zum Zweitligisten FC St. Pauli, dass der OFC dringend Geld benötige.
Zang sagte: "Der sportliche Misserfolg führt zu geringeren Zuschauerzahlen und
weniger Einnahmen. Wir können diese Defizite aber durch die Gelder aus dem DFB-Pokalspiel
gegen den 1. FC Kaiserslautern kitten." Damals, im August, strichen die
Kickers laut Zang - auch durch die TV-Übertragung - 800 000 Mark ein, mit denen sie
nicht kalkuliert hatten.
In der vergangenen Woche war Daniel Graf für 50 000 Mark zum Karlsruher
SC gewechselt. Für den 24-jährigen Kolinger, der gestern am Millerntor einen Vertrag
bis 2003 unterschrieb und am Sonntag im Heimspiel gegen den SSV Ulm sein Debüt
geben soll, kassieren die Kickers "nur ein paar Mark mehr als beim letzten Abgang"
(Zang). Nach Informationen des Schatzmeisters erhält der OFC 75 000 Mark für den
Verteidiger, dessen Vertrag am Saisonende ausgelaufen wäre.
Die Zahl der Spieler, die Interimstrainer Knut Hahn gestern Mittag auf
die Regionalligapartie am Samstag in Burghausen vorbereitete, hatte sich derweil noch weiter
reduziert. Neben dem seit längerem verletzten Manfred Binz musste Stefan Ertl
(Angina) passen. Stefan Dolzer laboriert an einer leichten Bauchmuskelzerrung.
Bis Donnerstagmorgen hat Hahn seinen Spielern frei gegeben, "denn wir
haben in den vergangenen beiden Tagen doch relativ heftig trainiert". Bereits am
Freitagmorgen fahren die Kickers im Bus nach Burghausen.
(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)
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OFC löst Vertrag mit Kolinger auf
Fußball-Regionalligist Kickers Offenbach hat den eigentlich bis ins Jahr
2003 laufenden Vertragsamateurkontrakt mit Dubravko Kolinger im Einvernehmen
mit dem Spieler aufgelöst. Der 24 Jahre alte Verteidiger wechselt für eine
Ablösesumme von etwa 150 000 Mark mit sofortiger Wirkung zum Zweitligisten FC St.
Pauli. Dort muss sich Kolinger noch einigen medizinischen Untersuchungen
unterziehen. Sollten diese den Erwartungen seines neuen Arbeitgebers entsprechen,
könnte er bereits am Wochenende in der Begegnung des Tabellen-Vierten mit dem SSV
Ulm auflaufen.
(Von (kat), FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Dubravko Kolinger hat seinen Spind leer geräumt Der Verteidiger verlässt die Offenbacher Kickers und läuft schon am nächsten Samstag für den FC St. Pauli auf
Seinen letzten großen Auftritt hatte Dubravko Kolinger am Samstagnachmittag.
Das Spiel gegen den SV Darmstadt 98 neigte sich dem Ende entgegen, es war 16.45
Uhr, die nächste Pleite unausweichlich, als sich der auf der Auswechselbank sitzende
Verteidiger der Offenbacher Kickers derart über eine Schiedsrichterentscheidung
echauffierte, dass er wie ein wildes Tier den Linienrichter bestürmte, dem guten
Mann ganz offensichtlich an den Kragen wollte. OFC-Trainer Knut Hahn musste daher
all' seine Kräfte aufbieten, um den hitzköpfigen Spieler von einer allzu großen
Dummheit abzuhalten.
Es war, könnte man nun mutmaßen, eine filmreife Darbietung, eine plumpe Showeinlage,
denn Kolinger wusste zu diesem Zeitpunkt nur zu gut, dass er das Jersey der Kickers
nicht mehr tragen wird; der 24-Jährige wird nämlich noch in dieser Woche einen
Vertrag beim Zweitligisten FC St. Pauli unterschreiben. Das bestätigte der Hamburger
Manager Stephan Beutel indirekt, der sagte, es seien "nur noch einige administrative
Dinge" zu regeln. Bereits am kommenden Samstag im Heimspiel gegen den SSV Ulm
soll Kolinger das erste Mal das Trikot des Kiez-Klubs tragen.
Kolinger, der schon vor der Saison mit den Hamburgern in engem Kontakt stand,
vom OFC aber keine Freigabe erhielt, räumte noch am Samstag seinen Spind am Bieberer
Berg, packte seine Habseligkeiten in ein paar Plastiktüten und verabschiedete
sich von den Kameraden. Der frühere Akteur des Karlsruher SC, der in den zurückliegenden
Wochen durch pomadige, lustlose Auftritte glänzte und kürzlich auch ein Angebot
des von Ex-Trainer Peter Neururer gecoachten LR Ahlen vorliegen hatte, ist schon
am gestrigen Montag am Hamburger Millerntor eingetroffen, wird sich jetzt noch
einigen sportmedizinischen Untersuchungen unterziehen. Die beiden Vereine haben
indes schon Einigung erzielt, die Ablösesumme dürfte bei etwa 100 000 Mark liegen.
Nach Daniel Graf, der vor einer Woche zum Karlsruher SC wechselte, verlässt nun
schon der zweite Akteur den im Abstiegskampf steckenden Regionalligisten, für
OFC-Manager Klaus Gerster kein Problem, er will in Zukunft gnadenlos ausmisten.
"Wir wollen nur Leute, die 100 Prozent für die Kickers geben, die ihre Zukunft
hier sehen", sagte Gerster, bei Graf und Kolinger sei das nicht mehr der Fall
gewesen, "die waren doch arg blutleer". Ohnehin hat der Technische Direktor die
Faxen dicke: "Ich habe es satt, dass jede Woche ein anderer kommt und um Vertragsauflösung
bittet." Wer gehen wolle, der könne, so das Finanzielle stimmt, ruhig das Weite
suchen, "wer hier bleibt, der muss mit dem ganzen Herzen für den Verein spielen".
Neuzugänge werde es zunächst einmal nicht geben, es sei denn, der neue Trainer,
der am 1. Januar 2001 seine Arbeit aufnehmen soll, würde auf Verstärkungen bestehen,
dann, so Gerster, "werden wir darüber reden".
Derweil mehren sich die Zeichen, dass die Kickers noch immer darauf spekulieren,
Djuradj Vasic Anfang des nächsten Jahres in Offenbach begrüßen zu können. Während
Gerster zur Trainerfrage kein Wort zu entlocken war, hielt sich auch der derzeitige
Coach des FC Schweinfurt auf Anfrage der FR bedeckt. Ein Wechsel in der Winterpause
sei "nur Spekulation". Er, Vasic, habe aber nach wie vor Interesse am Traineramt
bei den Hessen, und auch die momentane Tabellensituation schrecke ihn nicht ab,
da er, wenn er wechseln sollte, "langfristig etwas aufbauen will". Und gerade
jetzt, wo er den FC Schweinfurt zu einer Spitzenmannschaft geformt habe, könne
er sich durchaus vorstellen, die Franken nach sieben Jahren zu verlassen. "Der
Zeitpunkt wäre doch ideal", sagte Vasic, in guter Erinnerung würde sie ihn allemal behalten.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Alles deutet auf Vasic als OFC-Coach hin
Offenbach. Das Personalkarussell bei den Offenbacher Kickers rotiert. Verteidiger
Dubravko Kolinger war bereits gestern in Hamburg zur sportmedizinischen Untersuchung.
Ergebnis: "Ich bin gesund", sagte Kolinger gestern Abend. Der Transfer des 24-jährigen
Ex-Karlsruhers zum FC St. Pauli, Tabellenvierter der Zweiten Fußball-Bundesliga,
soll heute endgültig über die Bühne gehen.
Nach Florian Sohler, Thorsten Rohrbach und Daniel Graf ist Kolinger bereits der
vierte Spieler, der den im Abstiegskampf steckenden Regionalligisten in dieser
Saison verlässt. Der fünfte Akteur, dessen Zeit bei den Kickers abläuft, ist
Tom Stohn. Der 31-jährige Mittelfeldspieler trainiert zurzeit beim Oberligisten Dynamo Berlin.
Der OFC wird Dubravko Kolinger, der in dieser Saison nicht an die Leistungen
der Rückrunde in der Zweiten Liga anknüpfen konnte, für eine Ablösesumme - im
Gespräch sind knapp 150 000 Mark - gehen lassen. Kolinger soll am Millerntor,
so St. Pauli-Manager Stephan Beutel, einen Vertrag über zweieinhalb Jahre unterschreiben.
Nach den verletzungsbedingten Ausfällen der Abwehrspieler Holger Stanislawski,
Jean Tsoumou-Madza sowie Zlatko Basic reagierte Beutel und intensivierte den
seit Sommer bestehenden Kontakt zum Verteidiger.
Klaus Gerster legt Kolinger ("Auch wenn zuletzt wenig lief: Ich hatte eine wunderschöne
Zeit in Offenbach mit dem Aufstieg in die Zweiten Liga - der OFC bleibt bei mir
in sehr positiven Erinnerungen") keine Steine in den Weg. Der Kickers-Manager
will Lehren aus der Vergangenheit und dem Sturz der Kickers in den Tabellenkeller
ziehen. Gerster: "Wir haben gesehen, dass es nicht funktioniert, Spieler, die
nicht mit dem Herzen bei der Sache sind, für den OFC zu überzeugen." Falls der
eine oder andere Akteur um seine Freigabe bitte, werde der Verein wieder so reagieren.
Gerster sagte: "Wir können in Zukunft nur Spieler gebrauchen, die im Kampf um
den Klassenerhalt in der Regionalliga zu 100 Prozent zu Kickers Offenbach stehen
und ihre Zukunft am Bieberer Berg sehen. Wir stehen nicht umsonst auf einem Abstiegsplatz."
Zugänge wird's bei den Kickers, Tabellen-16. der Regionalliga Süd, vorerst keine
geben. Erst in der Winterpause sei das, in Absprache mit dem künftigen Trainer,
ein Thema, sagte Gerster. Inzwischen deutet immer mehr darauf hin, dass Djuradj
Vasic, mit Schweinfurt 05 Tabellenzweiter der Regionalliga Süd, ab 1. Januar
neuer Coach am Bieberer Berg wird. Der Ex-Bürstädter wollte das gegenüber unserer
Zeitung zwar nicht bestätigen, meinte aber vieldeutig: "Dass ich in Offenbach
etwas unterschrieben habe, stimmt noch nicht." Die Betonung dürfte auf "noch"
liegen. Man müsse die nächsten Tage abwarten: "Dann sehen wir weiter."
Der 44-jährige Vasic trainiert die Schweinfurter seit Februar 1994. Er weiß,
was für den zurzeit auf einem Aufstiegsplatz stehenden Klub realistisch ist.
Aus der Zweiten Liga waren die Schweinfurter 1991 mit nur zwei Siegen sang- und
klanglos abstiegen. Vasic: "Es ist schön, in Schweinfurt Erfolg zu haben, aber
wir zählen zu den kleinen Vereinen. In der Regionalliga Süd gibt's zwei große
Klubs - den Karlsruher SC und Kickers Offenbach. Die heben sich vom Umfeld deutlich
ab. Sie besitzen doch ganz andere Möglichkeiten."
(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)
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Roth: Keiner hat gefragt
Offenbach (app). "Olli, bitte ein Autogramm." Bei den Fans der Kickers ist Oliver
Roth, bis Sommer Torjäger der Offenbacher Kickers, noch immer eine Kultfigur.
Doch nicht nur bei den Anhängern. Sein Name wurde am Wochenende auch mehrfach
im Zusammenhang mit den Präsidiumswahlen am 11. Dezember in Verbindung gebracht.
Roth, zurzeit an der Frankfurter Börse tätig, sagt allerdings: "Ich wurde zu
keinem Zeitpunkt gefragt, ob ich in irgendeiner Position mitarbeiten will." Und
fügt hinzu: "Der OFC ist mein Verein - ich werde hier sicher irgendwann wieder
etwas machen." Momentan aber nicht.
(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)
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Kolinger verlässt das sinkende Schiff und Lars Schmidt wird Trainer ? Was ist mit Manfred Binz ?
Nachdem gestern die Gerüchte aufkamen, ist es wohl 100% sicher. Unser "lieber" Kolinger wechselt sofort nach
St. Pauli und wird morgen schon in Hamburg erwartet. Nachdem Kolinger noch letzten Samstag erklärt hat, dass
er 100% Kickers Offenbach ist, möchte ich zu dem "Charakterstarken" nichts mehr sagen.
Wahrscheinlich wird jetzt auch Simon wechseln. Und weiterhin gehe ich mal davon aus, dass unsere Kicker
weiter so mies spielen um aus ihren Verträgen rauszukommen. Denn so schnell kann man nicht das Fußballspielen
nicht verlernen.
Dann wird wohl ab dem 01.01.2001 unser neuer Trainer den Namen Lars Schmidt tragen. Ob das eine gute Lösung
ist, kann ich wirklich nicht sagen. Denn der Abgrund zur Oberliga ist sehr, sehr nah !
Und was ist eigentlich mit unserem langzeitverletzten Manfred Binz los. Der bekommt dauernd andere
Verletzungen und macht eigentlich einen guten Eindruck. Ich will wirklich nicht wissen was da los ist.
Und warum verkaufen wird einen "Hoffnungsträger" Graf nach Karlsruhe. Dafür bekommen wir ganze 50.000 DM.
Haben wir das Geld so nötig, oder sieht es in Wirklichkeit so aus wie vor fast 4 Jahren. Am 30.01.97
wurde in der Presse der Konkursantrag veröffentlicht.
(Von Gerry, 0077 Homepage)
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"Es ist schade, was da vor sich geht" Vor der Rückkehr an den Bieberer Berg macht sich auch "Lilien"-Torhüter Andreas Clauß Gedanken über den
Heute, vermutlich so gegen 14.15 Uhr, wird er lange vor allen Mannschaftskollegen
den grünen Rasen auf dem Bieberer Berg betreten, um sich auf das Derby
zwischen den Offenbacher Kickers und dem SV Darmstadt 98 vorzubereiten. Als
erster also wird er die knisternde Stimmung im weiten Rund erleben. So ganz wohl
ist Andreas Clauß, dem Keeper der 98-er, beim Gedanken an diesen Moment
allerdings nicht. Zwar weiß er, der bis 1999 selbst beim OFC spielte, dass es "ein
richtig tolles Gefühl" ist, auf Biebers Höhen zu kicken, aber eben nur, wenn man zu
den Offenbachern gehört. "Ich aber bin jetzt ein Darmstädter, also kann ich wohl
kaum erwarten, dass mich die Fans allzu freundlich begrüßen werden. Auch wenn
ich mir das natürlich wünschen würde."
Doch, wer weiß, vielleicht würde Clauß im heutigen Derby noch die Handschuhe für
die Offenbacher Kickers überstreifen, wenn, ja wenn das im Frühjahr des
vergangenen Jahres alles ein wenig anders gelaufen wäre. Da nämlich feilschte der
31 Jahre alte Torhüter mit OFC-Manager Klaus Gerster um eine
Vertragsverlängerung. Diese war auch zum Greifen nahe, allerdings hatte die
Sache einen Haken. "Der mir angebotene Vertrag wäre nur im Falle des
Zweitliga-Aufstiegs gültig gewesen", erinnert sich Clauß, "sollte dieser allerdings
verpasst werden, so sagte mir Herr Gerster, müsse der OFC eben finanziell kräftig
abspecken und plane deshalb nur noch mit René Keffel und Thorsten Rohrbach."
Dumm nur, dass der später vollbrachte Sprung in die Zweitklassigkeit zu diesem
Zeitpunkt allerdings noch lange nicht abzusehen war und Clauß, der "Sicherheit
suchte", so ziemlich in der Luft hing und beschloss, den Bieberer Berg nach nur
eineinhalb Jahren wieder zu verlassen. Dass es ihn dann zu den "Lilien" verschlug,
hatte einen simplen Grund. "Sie waren die ersten, die angefragt hatten." Deshalb
habe er bei dem "grundsolide geführten Verein mit Perspektive" unterschrieben.
Natürlich auch in der Hoffnung, wieder öfter spielen zu können, denn bei den
Kickers hatte es unter dem damaligen Trainer Hans-Jürgen Boysen doch nur zu
acht Einsätzen gelangt.
Eine Zahl, die er am Böllenfalltor bereits deutlich übertroffen hat. Dort nämlich ist
Clauß, der es während seiner 14 Jahre bei Waldhof Mannheim immerhin auf acht
Erst- und 30 Zweitligaspiele brachte, unangefochten die Nummer eins. "Und ein
Spieler", wie Trainer Michael Feichtenbeiner sagt, "an dessen guten Leistungen
und dessen ruhiger Art sich die Mannschaft immer wieder aufrichten kann." Bei so
viel Lob und einer Stammplatzgarantie ist es durchaus verständlich, dass Clauß
seine Entscheidung, den OFC zu verlassen, bis heute nicht bereut hat. "Ich habe
es damals für richtig gehalten und ich bin sehr froh, dass sich dieses Gefühl bis
heute eher noch verstärkt hat."
Wohl auch, weil es bei seinem ehemaligen Klub derzeit so richtig drunter und
drüber geht und eigentlich keiner so recht zu wissen scheint, wie es weitergehen
soll. Geschehnisse, die Clauß mit gemischten Gefühlen zur Kenntnis nimmt: "Es
ist schade für den Verein, was da vor sich geht." Schadenfreude käme bei ihm
deshalb allerdings nicht auf, "immerhin spielt dort noch mein guter Kumpel
Dubravko Kolinger, mit dem ich oft über diese Probleme spreche." Ansonsten
allerdings lasse ihn das ziemlich kalt, denn er konzentriere sich eben voll und ganz
auf die 98-er.
Ganz besonders natürlich heute Nachmittag. Denn Andreas Clauß will durch die
eine oder andere Parade mithelfen, dass die "Lilien" beim Rivalen drei Punkte
ergattern, ihre Fans so richtig zufrieden stellen und den Anschluss an die
Tabellenspitze herstellen können. "Aber ich bin eigentlich der Meinung, dass der
bessere einfach gewinnen soll." Mit Sticheleien in Richtung OFC hält er sich also
merklich zurück. Wohlwissend, dass er heute als allererster und vor allem alleine
den Rasen auf dem Bieberer Berg betreten wird.
(Von Stephan Brause, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Jetzt ist Kickers Offenbach auch noch um 5000 Mark ärmer Einbruch in den Fanshop des Fußball-Regionalligisten / Positive Resonanz auf die Rückkehr Knut Hahns in das Traineramt
Ja, sind die Offenbacher Kickers nicht schon gestraft genug ? Reicht es nicht,
dass sie am Rande der Klippe balancieren und in den tiefen Abgrund hinabblicken
können ? Dass sie sportlich von Blamage zu Blamage stolpern, auf einem
Abstiegsplatz rangieren und auf Vorstandsebene ein ebenso desolates Bild
abgeben ? Na ja, vermutlich ist der Tiefpunkt noch nicht erreicht, die
Leidensfähigkeit nicht vollends erschöpft, denn seit der Nacht zum Freitag ist der
Fußball-Regionalligist, wie er selbst mitteilte, auch noch um 5000 Mark ärmer;
fiese Einbrecher sind nämlich in den Fanshop am Bieberer Berg eingestiegen,
haben einen Geldautomaten demoliert und Fanartikel mitgehen lassen. Wer, um
alles in der Welt, möchte man da ketzerisch fragen, klaut in der momentanen
Situation eigentlich Devotionalien des wankenden Traditionsklubs ?
Doch in Offenbach haben sie die Hoffnung, dass am Ende irgendwie alles gut
werden wird, noch nicht aufgegeben. Vor dem Derby am heutigen Samstag gegen
den SV Darmstadt 98 (15 Uhr) lastet jedoch ein unheimlich großer Druck auf den
Mannen von Interimstrainer Knut Hahn, der die Begegnung sehr wohl als eine
"brisante, besondere" einstuft, von einer "wegweisenden" Partie, einem
"Schlüsselspiel" spricht. Trotz alledem gebe es allerdings nur drei Punkte zu
vergeben, und die brauchen die Kickers dringender denn je, denn bei einer
neuerlichen Niederlage stünde ihnen das Wasser, das ihnen schon jetzt am Hals
steht, bis zur Unterkante der Oberlippe.
Manager Klaus Gerster fordert von der Mannschaft daher eine "leidenschaftliche",
heißblütige Darbietung, mit Herzblut soll sie nach vorne spielen, alles
Menschenmögliche versuchen, um die Herzen der Fans zurückzuerobern, sich mit
ihnen auszusöhnen. "Jeder Spieler, der auf dem Platz steht, muss seine Zukunft
bei Kickers Offenbach sehen, muss ein persönliches Interesse haben, die Klasse
zu halten", sagt Gerster. Das Spiel gegen die "Lilien" käme genau zur rechten Zeit,
findet der Manager, etwas Besseres hätte den bis ins Mark verunsicherten
Fußballspielern vom Bieberer Berg sogar nicht passieren können. "Eine sportliche
Herausforderung ist doch immer gut", sagt er, "die Jungs haben die Möglichkeit,
sich zu rehabilitieren", ohnehin sieht er den OFC in der "Bringschuld". Angst vor
den 98ern brauche das Team nicht zu haben, die Recken in den roten Jerseys
sollen denen in den blauen die Stirn bieten, "erhobenen Hauptes ins Stadion marschieren".
Zur Marschroute, der taktischen Ausrichtung, wollte der neue und alte
Übergangstrainer Knut Hahn indes nichts sagen, er werde die Grundordnung mit
seinem Assistenten und Kapitän Lars Schmidt, mit dem er damals in der A-Jugend
zusammen bei den Kickers spielte, absprechen; es steht aber zu vermuten, dass
die Offenbacher nicht mehr mit einer Kamikaze-Taktik antreten, den
Abwehrspielern einen klassischen Libero als Absicherung zur Seite stellen werden.
Innerhalb der Mannschaft ist die Entscheidung, nun wieder A-Jugend-Trainer Hahn
mit der Betreuung der Elf zu betrauen, übrigens positiv aufgenommen worden. Und
auch der 35 Jahre alte Gymasiallehrer, der vor rund drei Wochen erklärte, er könne
das Team aus zeitlichen Gründen nicht mehr anleiten, hat alles Erdenkliche getan,
um auf den Trainingsplatz zurückzukehren und seinem Verein aus der Patsche zu
helfen. "Die Trainingseinheiten", sagt er, "sind um meinen Stundenplan herum
gebastelt worden", und da er des Öfteren nachmittags im Gernsheimer
Gymnasium unterrichten muss, bleibt morgens für die mutmaßlich nicht weniger
schlauchende Arbeit mit den Kickern Zeit.
Manager Gerster bedauert es, den Pädagogen nicht schon vor drei Wochen
überredet zu haben, "wir hätten es so weiter laufen lassen sollen", sagt er, und
auch Hahn ist rückblickend betrachtet dieser Meinung. Aber vor drei Wochen "war
ich halt der Ansicht, dass die Mannschaft einen Trainer braucht, der 24 Stunden
am Tag für sie da ist". Nachdem Wilfried Kohls aus gesundheitlichen Gründen
abdanken musste und er nun wieder die Richtung vorgibt, sei es wohl nicht zu
vermeiden, "dass sich jetzt alle über diese Lösung amüsieren". Aber Kickers
Offenbach hat ja nun wirklich andere Probleme.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Offenbacher Polizei steht "Großeinsatz" bevor Derby in der Fußball-Regionalliga Süd soll nicht zur Bühne für Hooligans werden
Die Bilder haben sich fest gebrannt in den Gehirnwindungen, Bilder des
Schreckens, der Zerstörung. Damals, am 13. Mai 1999, als in Offenbach
Ausnahmezustand herrschte, als Hooligans und gewaltbereite Idioten wüteten und
randalierten, die Bieberer Straße brannte, ein Bild der Verwüstung darbot.
Seinerzeit spielten zwei Regionalliga-Vereine, Kickers Offenbach und Waldhof
Mannheim, gegeneinander, die Partie, ein Spitzenspiel, geriet zur Nebensache, es
war ein schwarzer Tag für den Fußball.
Am heutigen Samstag steht mal wieder eine brisante Partie auf dem Terminplan
der Regionalliga Süd, Kickers Offenbach erwartet am Bieberer Berg den SV
Darmstadt 98, und es ist nun wirklich kein Geheimnis, dass sich Offenbacher und
Darmstädter Fans, vorsichtig ausgedrückt, nicht sonderlich grün sind. In beiden
Lagern gibt es so genannte Fußballfans, die gewaltbereit sind, ein Spiel als Bühne
zu missbrauchen, um sinnlos aufeinander einzuprügeln. Gerade in der jetzigen
Situation, in der die Offenbacher Kickers auf einem Abstiegsrang und mit dem
Rücken zur Wand stehen, ist mit dem Schlimmsten zu rechnen, wenn der OFC
am Ende das Spielfeld als Verlierer verlassen sollte.
Dessen sind sie sich natürlich auch bei der Polizei in Offenbach bewusst, für die,
wie Pressesprecher Georg Grebner mitteilte, ein "Großeinsatz" bevorsteht. Über
die genaue Einsatzstärke wollte er nichts sagen, doch dürften schon einige
Hundertschaften aufmarschieren. Die Polizei, so Grebner, sei gerüstet, auf alles
vorbereitet, nicht nur im Stadion, sondern auch um den Bieberer Berg herum. Die
Frage, ob die Polizei mit Ausschreitungen rechne, konnte der Pressesprecher
nicht beantworten. Sehr wohl hätten die Ordnungshüter von diversen
Internet-Verabredungen gehört, "aber es gibt immer wieder Gerüchte. Im Endeffekt
ist das Kaffeesatzleserei, wie beim Toto-Spiel, man weiß vorher nie, was kommt."
Die Offenbacher Polizei arbeitet bei der Gewährleistung der Sicherheit eng mit den
Kollegen aus Darmstadt zusammen, die schon im Vorfeld des Spiels "ein Auge auf
die Problemfans haben werden". Auch mit dem Verein Kickers Offenbach habe es,
so Grebner, eine Kooperation gegeben, da der OFC ja auch das Personal der
Ordnungskräfte dementsprechend aufstocken werde.
Kickers-Manager Klaus Gerster geht jedoch nicht davon aus, dass es zu Krawallen
kommen werde, "ich habe keinerlei Bedenken, es wird nichts passieren".
Überhaupt solle man das Thema nicht zu hoch hängen. OFC-Trainer Knuth Hahn
appelliert an den Verstand, "ich hoffe, dass sich die Fans nicht vor oder nach dem
Spiel prügeln werden".
Auch sein Darmstädter Kollege Michael Feichtenbeiner schlägt in diese Kerbe.
"Leute, die prügeln oder anderen ins Gesicht schlagen, haben mit Fußball nichts
zu tun, für mich sind das Kriminelle." Darmstadts Präsidiumsberater Uwe
Wiesinger nimmt unterdessen die Polizei in die Pflicht, "denn wenn Chaoten unter
den Fans sein sollten, hat der Verein sowieso keine Chance". Und auch der
gastgebende Verein, also Offenbach, sei hilflos: "Wenn Hools die tolle Bühne des
Derbys nutzen, hat auch der OFC keine Chance, dem ist man hilflos ausgeliefert."
Dass es zu ähnlich schlimmen Bildern wie gegen Waldhof kommen werde, glaubt
Grebner indes nicht. Die Situation könne man nicht vergleichen, damals, das sei
ein "einmaliges, schlimmes Ereignis" gewesen, weil seinerzeit, am Feiertag Christi
Himmelfahrt, bundesweit kein Spiel gewesen sei und Hooligans aus ganz
Deutschland nach Offenbach gereist kamen.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Einbruch in den Fan-Shop der Kickers
Offenbach (app). Ungebetene Gäste bei den Offenbacher Kickers: In
der Nacht zum Freitag brachen unbekannte Täter in den Fan-Shop
des Fußball-Regionalligisten ein. Der Sachschaden für den OFC liegt
bei ungefähr 5 000 Mark, der Schaden am Geldautomaten des
Pavillons bei 50 000 Mark. Der Fan-Shop wird am Samstag zum
Derby gegen den SV Darmstadt 98 wieder zur Verfügung stehen, der
demolierte Geldautomat dagegen nicht.
(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)
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Trainer Hahn: Lilien unter Druck setzen
Offenbach (app). Vierter Saisoneinsatz für Interimstrainer Knut Hahn
auf der Bank der Offenbacher Kickers. Der Vorgänger und Nachfolger
von Wilfried Kohls hat bisher noch kein Spiel in der
Fußball-Regionalliga Süd (0:0 gegen 1860 München, 2:2 gegen
Siegen, 0:0 in Jena) verloren, allerdings auch keinen Sieg gefeiert.
Im Derby gegen den SV Darmstadt 98 will der 35-jährige
Gymnasiallehrer Hahn am Samstag, 15 Uhr, den ersten "Dreier" als
Trainer der Regionalliga-Mannschaft verbuchen. Allerdings: Seit
sechs Spielen haben die Kickers nicht mehr gewonnen, die
Darmstädter seit drei Spielen - davon zwei Unentschieden - nicht
mehr verloren. In dieser Saison gelang dem SV Darmstadt bisher nur
ein Auswärtssieg in Pfullendorf. Der einzige Heimerfolg in dieser
Runde gelang dem OFC vor acht Wochen - ebenfalls gegen Pfullendorf.
Knut Hahn wird im Vergleich zum Heimspiel gegen den Karlsruher SC
(0:0) am taktischen Schema "nichts Großartiges" ändern. Vorgänger
Wilfried Kohls hatte in dieser Partie meist mit drei Stürmern und ohne
Libero agieren lassen. "Wir werden erneut versuchen, sehr offensiv
zu agieren, um den Gegner gleich unter Druck zu setzen", sagte
Hahn. Nazir Saridogan, mit sieben Treffern erfolgreichster
Torschütze der Kickers, hat seine Grippe auskuriert. Er kann spielen.
Lediglich der am Knie verletzte Ex-Nationalspieler Manfred Binz fällt
für das Derby gegen die "Lilien" aus. Patrick Dama und Lars Schmidt
werden wohl in die Anfangself zurückkehren.
Für den ehemaligen Mainzer und Karlsruher wäre das der erste
Einsatz in seiner neuen Doppelrolle als Spieler und "unterstützender
Assistenztrainer" (Manager Klaus Gerster). Beim 1:3 in Elversberg
hatte Schmidt nicht gespielt. "Lars weiß genau, was in den
vergangenen beiden Wochen, als ich nicht immer anwesend war,
passiert ist. Wir werden uns gut ergänzen", meinte Hahn.
Den Job als Trainer der A-Jugend will er nicht aufgeben. Andreas
Spier (Trainer U17) und Heinrich Frantzen sollen ihn unterstützen.
(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)
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Wiedersehen am Bieberer Berg
Darmstadt. "Wir wollten uns in der neuen zweigleisigen Regionalliga
etablieren. Bisher ist uns dies gelungen", zieht Michael
Feichtenbeiner, Trainer des SV Darmstadt 98, eine positive
Zwischenbilanz. 19 Zähler stehen auf der Habenseite, es scheint so,
als sollten die Südhessen in dieser Runde nichts mit dem Abstieg zu
tun haben. Doch der Coach warnt: "Wir stehen ungefähr da, wo ich
es mir erhofft habe. Allerdings sind wir nach hinten noch nicht gesichert."
Dennoch ist nicht zu übersehen, dass mit der Verpflichtung
Feichtenbeiners - Zivojin Juskic (Greuther Fürth), Alexander Lorenz
(Viktoria Aschaffenburg), Elton da Costa (FSV Frankfurt) und
Matthias Hohmann (Saarbrücken) - endlich die lang ersehnte
Spielkultur am Böllenfalltor Einzug gehalten hat. Tragende Rollen in
der Darmstädter Mannschaft haben außerdem die Routiniers Thomas
Franck und David Wagner sowie die früher für Offenbach aktiven
Torhüter Andreas Clauß und Manndecker Thomas Schmidt.
Die Darmstädter Spieler setzen das 3-4-3-System gut um.
Wesentliches Element dieses System ist das frühe Stören des
Gegners, das gerade den Stürmern viel Laufarbeit abverlangt. Die
Trefferquote der Angreifer allerdings ist relativ mager. Auf bisher
jeweils fünf Tore bringen es Ronald Hoop und Wagner, der seit
einigen Wochen im Angriff spielende Boris Kolb steuerte zwei Treffer bei.
Ein besseres Abschneiden in der bisherigen Runde verhinderten auch
die oft schwachen Auswärtsauftritte. Ein Sieg und ein
Unentschieden stehen zu Buche, zu wenig, um ganz vorne
mitzumischen. Am Böllenfalltor dagegen sind die Darmstädter bisher
ungeschlagen. In die Partie am Samstag gehen die Darmstädter mit
gedämpftem Optimismus. Die letzten beiden Vergleiche am Bieberer
Berg gewannen die Darmstädter in dramatischen Spielen mit 2:1 und
3:2. Dennoch warnt er davor, übermotiviert ins Spiel zu gehen.
"Auch in Offenbach werden nur drei Punkte vergeben. Unser Ziel für
die Vorrunde waren 20 Punkte. Wenn wir konzentriert spielen, ist
dieser Schritt in Offenbach möglich."
(Von Nico Böhmann, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Wird Kowarz Chefcoach? Offenbach: Wilfried Kohls tritt als Trainer zurück
Vor dem Derby gegen Darmstadt 98 herrscht weiter Aufregung beim krisengeschüttelten OFC.
Gestern, Mittwoch, ein erneutes Gipfeltreffen der Klubführung auf dem Bieberer Berg. Die
Anwesenden: Manager Klaus Gerster, die Vizepräsidenten Ulf Tunn und Wilfried Kohls sowie die
Verwaltungsräte Thomas Kalt und Thomas Zahn. Das Thema: die drohende Führungslosigkeit
der Kickers nach dem Rücktritt von Finanzchef Horst Zang und dem angedrohten Absprung des
zuvor designierten Präsidenten Tunn. In der zweistündigen Sitzung konnte dann jedoch ein
Konsens gefunden werden. Tunn wird bei der Mitgliederversammlung (11. Dezember) doch als
Präsident kandidieren. Mit Kalt und Ex- Nationalspieler Dieter Müller als Vizepräsidenten sowie
Dipl. Kaufmann Thomas Delhougne als Schatzmeister. Tunn: "Krisenmanagement ist gefordert.
Wir können den Klub so nicht weiter herumdümpeln lassen."
Vor der Sitzung hatte der Rest der Führungspersonen mit unterschiedlichsten
"Notfallprogrammen" für Unruhe gesorgt. Ehrenrat-Vorsitzender Karlo Herbert forderte den
Ehrenpräsidenten Waldemar Klein (80) auf, das Präsidium zu übernehmen, sprach Manager
Klaus Gerster die Kompetenz ab. Ebenso tat es Verwaltungsrat- Mitglied Horst Jung. Auch der
Vorsitzende des Verwaltungsrates, Zahn, ging in die Offensive, glaubte kaum noch an einen
Neuanfang. Ehrenpräsident Klein, der in Jung und Zahn die Hoffnungsträger sah, wetterte: "Die
Situation ist untragbar, dem OFC unwürdig."
Vizepräsident Wilfried Kohls, bei den Planungen zum neuen Präsidium von Tunn vernachlässigt,
war verärgert: "Eine schizophrene Lage. Jeder müsste den Mund halten." Aber gerade er
sorgte für einen neuen Tiefpunkt. Vor zwei Wochen übernahm er mit Gerster das Traineramt.
Nun scheidet Kohls als Coach aus - offiziell aus gesundheitlichen Gründen. Allerdings soll sein
Ex-Arbeitgeber (AOK) den 50- jährigen Frührentner bei diesem Rückzug unter Druck gesetzt
haben. Scheinbar wollen die Kickers nun Kurt Kowarz (zuletzt Torwart- Trainer in Bielefeld) als
Chefcoach engagieren.
(Von Holger Kliem, KICKER ONLINE)
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In Offenbach soll es jetzt wieder Knut Hahn richten
Offenbach. Er hat den Kader zusammengestellt und die Trainer verpflichtet: Manager
Klaus Gerster. Und nun steht der Zweitliga-Absteiger Kickers Offenbach in der
Fußball-Regionalliga Süd sportlich vor dem Abgrund und nach der Niederlage im
letzten Spiel gegen Elversberg auf einem Abstiegsplatz. "Ich habe dazu beigetragen,
dass es so weit gekommen ist, mit falschen Entscheidungen, die in meinen Verantwortungsbereich
fielen", muss sich der mächtige Mann in Offenbach das Zeugnis "mangelhaft" selbst ausstellen.
Die sportliche Krise des Offenbacher Traditionsclubs ist vor dem brisanten Derby
gegen den Lokalrivalen SV Darmstadt 98 (Samstag: 15 Uhr) schlimmer denn je. Die
Mannschaft ist in einem absoluten Formtief und seit dieser Woche wieder ohne
hauptamtlichen Trainer. Vizepräsident und Frührentner Wilfried Kohls musste auf
Druck seines ehemaligen Arbeitgebers (AOK) die Arbeit als Coach nach nur zwei
Wochen niederlegen. Nun wird am Bieberer Berg wieder einmal improvisiert. Mannschaftskapitän
Lars Schmidt soll die Trainingsarbeit leiten, zusammen mit A-Jugend-Coach Knut
Hahn. Der war vor Kohls' Übernahme bereits als Interimslösung eingesprungen,
holte in drei Spielen drei Punkte.
Nun soll Hahn, der zuvor stets erklärt hatte, auf Grund seines Berufes als Lehrer
keine Zeit für den Posten zu haben, wieder einspringen. Eine Flickschusterei,
die für einen Regionalliga-Verein eigentlich unwürdig ist. Bis zur Winterpause
soll das Duo Hahn/ Schmidt nun arbeiten. Dann wird, so Gerster, wieder ein hauptamtlicher
Übungsleiter bei den Kickers einsteigen.
Neben Djuradj Vasic, der bereits nach der Stepanovic-Entlassung vom Liga-Konkurrenten
FC Schweinfurt 05 losgeeist werden sollte, geistert nun auch der Name von Kurt
Kowarz, der zuletzt im Trainerstab von Armina Bielefeld arbeitete, als Lösung
über den Bieberer Berg. Auf den neuen Hoffnungsträger kommt einige Arbeit zu,
denn bis zur Winterpause könnte der OFC im schlimmsten Falle noch tiefer in den
Abstiegskampf verstrickt sein. Nicht nur Gerster weiß deshalb: "Der Zickzackkurs
in der Trainerfrage schadet der Mannschaft."
Und objektive Beobachter bescheinigen den Kickers-Akteuren derzeit alles andere
als eine konzentrierte und sachgerechte Trainingsarbeit. Hoffnung gibt zumindest
vor dem Derby die Personalsituation im Team, denn außer dem Langzeitverletzten
Manfred Binz (Knie) sind alle Akteure fit. "Zumindest von den Namen her können
wir eine schlagkräftige Truppe aufstellen", meint Gerster, wohl wissend, dass
die erfahrenen Namen seiner teilweise in die Jahre gekommenen Spieler alleine
keine Punkte gewinnen.
Zumindest hat sich das Führungschaos der letzten Wochen etwas beruhigt, nachdem
Vizepräsident Ulf Tunn seine Präsidiumsmannschaft, mit der er am 11. Dezember
auf der Jahreshauptversammlung als Präsident kandidieren will, benannt hat (wir
berichteten). Mit dabei: Der ehemalige Nationalspieler Dieter Müller, Verwaltungsratsmitglied
Thomas Kalt (beide sollen als Vizepräsidenten kandidieren) und OFC-Mitglied Thomas
Delhougne als Schatzmeister. Doch da bei dieser Formation der Noch-Vizepräsident
Wilfried Kohls ein wenig überraschend unberücksichtig blieb, bleibt zu spekulieren,
ob sich im Hintergrund nicht doch noch eine Opposition bildet, die dann die Gegenkandidatur
antreten wird. Denn die Meinungen im Umfeld des Bieberer Berges über das Tunn-Team
gehen sehr weit auseinander.
(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)
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Derbyfieber erfasst nun auch den Trainer Für den SV 98 und Gastgeber Kickers Offenbach ist die Begegnung ein Schlüsselspiel
Das "Fieber" hat, das gibt Michael Feichtenbeiner zu, nun auch ihn erfasst. Das
Derbyfieber. Der Trainer des Fußball-Regionalligisten SV Darmstadt 98 geht die
Begegnung am Samstag (15.00 Uhr) bei Kickers Offenbach dennoch eher sachlich
an, auch wenn er weiß, dass "das ein besonderes Spiel ist, wegen der Konstellation,
der Atmosphäre und der extremen Rivalität".
Die Favoritenrolle aber möchte Feichtenbeiner denn doch nicht für den SV 98 reklamieren.
Aus Erfahrung. Er zieht den bekannten Vergleich: "Offenbach ist wie ein angeschlagener
Boxer. Die wissen auch, um was es geht in diesem Spiel."
Zweifellos ist die Begegnung ein Schlüsselspiel. Und zwar für beide, falls es
Sieger und Verlierer geben wird. Drei Punkte für die Kickers, was den zweiten
Heimsieg bedeuten würde, ließen neue Hoffnungen am Bieberer Berg wachsen und
den SV 98 im folgenden Heimspiel gegen Schweinfurt unter Zugzwang setzen. Eine
Niederlage der Kickers würde deren Situation verschärfen, während der SV 98 in
Richtung vorderes Tabellenviertel blicken könnte.
"Einen Sieg kann ich nicht garantieren. Aber wir versprechen, sehr engagiert,
sehr mutig, frech nach vorne zu spielen. Wir wollen, dass unsere Fans, mit denen
ich sehr zufrieden bin, stolz auf die Mannschaft sind", trifft Feichtenbeiner
den Ton, der für dieses brisante Derby angemessen ist.
Der SV 98 kann mit großer Unterstützung rechnen. Denn über 500 Karten sind bereits
verkauft, weitere geordert und in der Geschäftsstelle zu haben. Mindestens 2500
Darmstädter werden "hoffentlich dafür sorgen, dass Offenbach nicht unbedingt
ein Heimspiel haben wird" (Manager Uwe Wiesinger).
Der Dachverband der Lilienfans bietet im Übrigen wieder eine Zugfahrt an. Treffpunkt
ist am Samstag um 12.00 Uhr im Hauptbahnhof, der Zug nach Offenbach fährt um
12.26 Uhr ab. Eine Anmeldung ist nicht nötig.
Sportlich läuft es bei Zweitliga-Absteiger Offenbach derzeit ebenso chaotisch
wie in der Führungsebene. Nach wie vor hat der OFC keinen Nachfolger von Trainer
Dragoslav Stepanovic verpflichtet. Knut Hahn, ehemaliger Kickers-Spieler und
heute Lehrer am Gymnasium Gernsheim, hat in dieser Woche vorübergehend wieder
die Trainingsleitung übernommen.
Und offenbar zeigt auch die Führungsetage Auflösungserscheinungen: Nur Vizepräsident
Wilfried Kohls und Medizin-Professor Uwe Tunn als Präsident wollen sich am 11.Dezember
zur Wahl stellen. Als Präsidiumskandidat für den sportlichen Bereich ist Ex-Nationalspieler
Dieter Müller (von 1968 bis 1972 sowie 1986 bis 1989 in Offenbach aktiv) ins
Gespräch gebracht worden.
Ob dies dem mächtigen, alles beherrschenden Manager Klaus Gerster in den Kram
passt? Die Unruhe im Verein wird dem sportlichen Erfolg kaum förderlich sein.
Unruhige Zeiten vor und nach dem Spiel möchten beide Vereine vermeiden. Eindeutiger
Wunsch: Auseinandersetzungen zwischen Fans auf beiden Seiten soll es nicht geben.
"Von unserer Seite haben wir alles getan, was uns möglich ist. Die Kickers werden
das ebenfalls getan haben", sagt Wiesinger.
Feichtenbeiner bricht eine Lanze für die Fans des SV 98: "Ich glaube, der Prozentsatz
der friedlichen Darmstädter ist höher als 98 Prozent. Es sind nur wenige Gewalttäter.
Die halte ich für Kriminelle. Und das ist Aufgabe der Polizei."
Wiesinger: "Wir wollen mit Gewalttätern nichts zu tun haben. Dies haben das Präsidium
und der Trainer in der Vergangenheit schon deutlich gesagt." Nicht auszuschließen
ist aber, dass auch Individuen, die weder dem SV 98 noch dem OFC zuzuordnen sind,
das Spiel als Bühne ihrer krankhaften Brutalität nutzen könnten.
(Von Hans-Jürgen Kalwei, DARMSTÄDTER ECHO)
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"Wir sollten keine Luftschlösser bauen"
Stürmer David Wagner im FR-Interview über die aktuelle Entwicklung der "Lilien"
Fünf Tore hat er in dieser Saison erzielt. Zusammen mit Sturmpartner Ronald Hoop
ist David Wagner somit bester Torschütze des SV Darmstadt 98. Und dennoch, der
28-Jährige steht ein wenig in der Kritik. Denn von einem, der es bei der Frankfurter
Eintracht und dem FC Schalke 04 auf 30 Bundesligaeinsätze brachte, erwartet man
etwas mehr. Vor dem Derby gegen die Offenbacher Kickers unterhielt sich FR-Mitarbeiter
Stephan Brause mit Wagner über fehlende Torgefährlichkeit, die Erwartungshaltung
bei den "Lilien" und das brisante Gastspiel beim OFC.
FR: Herr Wagner, zu ihrer Bundesliga-Zeit haben sie unter anderem auch das Revierderby
zwischen Schalke und Dortmund miterlebt. Da ist die Partie morgen in Offenbach
doch sicher nichts besonderes mehr?
Wagner: Das stimmt keineswegs. Diese Partie ist auch für mich etwas ganz Besonderes.
Einfach, weil ich damals nur ein Spieler im Kader war, beim Derby werde ich einer
sein, der auch spielen wird.
Sie spielen morgen erstmals mit den "Lilien" auf dem Bieberer Berg. Spüren sie
als Debütant ganz besonders die Veränderungen im Vorfeld dieser Partie?
In der Mannschaft nicht, im Umfeld allerdings schon. Wir Spieler werden von den
Fans, aber auch von den Medien viel mehr in Anspruch genommen, als vor einem
normalen Spiel. Aber ich denke, das ist gut und richtig so, weil es vor allem
für die Fans um einiges geht. Für uns geht es auch in dieser Partie nur um drei
Punkte. Aber die wollen wir auf jeden Fall haben.
Beim OFC geht es derzeit drunter und drüber. Wie groß ist die Schadenfreude in
Darmstadt?
Wir nehmen das zur Kenntnis, klar, aber Schadenfreude verspüre zumindest ich
nicht. Eigentlich interessiert mich das alles nur herzlich wenig. Wir haben unsere
eigenen Schwierigkeiten zu lösen.
Welche Schwierigkeiten?
Zur Zeit schießen wir im Sturm nicht genug Tore, um öfter drei Punkte zu holen.
Im Vergleich zum OFC ist das kein richtiges Problem, aber darum müssen wir uns
kümmern und das in den Griff bekommen.
Und wie soll das klappen?
Das ist eine schwierige Frage. Wir hatten vor allem in Erfurt zu wenige Tormöglichkeiten.
In den vergangenen Spielen hatten wir sie dann, haben sie aber zu selten genutzt.
Aber ich bin zuversichtlich, dass das in Zukunft wieder anders werden wird. Wenn
man Chancen hat, dann trifft man auf die Dauer auch wieder.
So wenige Tore, obwohl das von Michael Feichtenbeiner eingeführte 3-4-3-System
offensiv ausgerichtet ist? Ist es das falsche?
Das glaube ich nicht. Wir haben 21 Tore geschossen, mit dieser Quote liegen wir
im oberen Mittelfeld. Wir arbeiten uns immer zahlreiche Chancen heraus, die müssen
wir in Zukunft noch besser verwerten.
Die "Lilien" haben in dieser Saison schon des Öfteren den Anschluss an die Spitzengruppe
geschafft. Der entscheidende Sieg, um richtig oben mitzumischen, hat dann jedoch
nie geklappt. Was fehlt dem Team noch zur Spitzenmannschaft?
Was heißt Spitzenmannschaft? Die ersten drei Teams haben zwar einen relativ weiten
Vorsprung, doch dahinter ist es ziemlich eng. Ich glaube, wir gehören einfach
in die obere Hälfte und da sind wir ja schon lange positioniert. Das spiegelt
exakt unsere bisherigen Leistungen wieder.
Also sind die "Lilien" kein Spitzenteam?
Na gut, wir haben keine 27 oder 28 Punkte und stehen nicht auf dem ersten oder
zweiten, sondern mit 19 auf dem neunten Platz. Das ist ganz okay, aber wir sollten
deshalb keine Luftschlösser bauen. Wir haben bislang ganz ordentlich gespielt
und nur wenn wir weiter hart arbeiten, werden wir auch noch mehr Punkte sammeln.
Darauf hoffen viele Fans. Immerhin ist die Rückrunde in den vergangenen Jahren
immer deutlich besser verlaufen. Steht am Ende vielleicht doch noch der Aufstieg?
Möglich ist immer alles. Derzeit sind es zwar acht Punkte Rückstand, aber das
ist nicht uneinholbar. Allerdings sollten wir realistisch bleiben und nicht darauf
spekulieren. Ich gehe zumindest davon aus, dass wir unsere guten Leistungen stabilisieren,
unser System verfeinern und noch viele Spieler einen Leistungsschub erfahren
werden und wir noch deshalb noch den ein oder anderen Platz gut machen können.
Muss dafür auch personell nachgebessert werden?
Das ist eigentlich eine Frage, die die Mannschafts- und Vereinsführung beantworten
muss. Ich meine, dass wir eine gute Truppe haben, die auch kameradschaftlich
sehr gut zusammen passt und deshalb glaube ich momentan nicht, dass wir uns unbedingt
verstärken müssten.
Letzte Frage, warum gewinnt der SV Darmstadt 98 morgen auf dem Bieberer Berg?
Weil wir einfach die bessere Mannschaft sind, wobei ich die Betonung auf Mannschaft
lege. Außerdem sind wir gefestigter und haben genügend Selbstvertrauen
(Von ?, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Runter von der Herdplatte OFC hat ab Januar neuen Trainer, nennt aber keinen Namen
Um die brenzlige Situation der auf einem Abstiegsplatz rangierenden Offenbacher
Kickers anschaulich zu machen, hat Klaus Gerster, der Manager, am gestrigen Donnerstag
auf der allwöchentlichen Pressekonferenz ein ganz nettes Bild gezeichnet. "Wir
sitzen auf einer heißen Herdplatte", erklärte er, "von der wir so schnell wie
möglich runter hüpfen müssen."
Nun dürfte das am morgigen Samstag im Heimspiel gegen den SV Darmstadt 98 (15
Uhr) nicht ganz so leicht werden, schließlich befinden sich die "Lilien", wenngleich
auswärts eher brav und handzahm, in keiner allzu schlechten Verfassung. Immerhin
hat Gerster, der die Pressekonferenz in Abwesenheit vom neuen und alten Interimstrainer
Knut Hahn zur One-Man-Show werden ließ, erkannt, dass alle zu erringenden Punkte
von nun an ausschließlich gegen den Abstieg seien, "und das weiß auch die Mannschaft".
Die sei von den Turbulenzen, die den Verein zuletzt so heftig erschütterten,
nicht berührt worden, "vereinspolitische Angelegenheiten interessieren ein Team
für gewöhnlich nicht", sagt Gerster, "sie dienen eher als Alibi, wenn es mal
nicht so läuft". Vielmehr, so der Technische Direktor, sei es denkbar, dass die
ständigen Trainerwechsel zu einer kollektiven Verunsicherung beigetragen hätten,
und Gerster streute erstmals selbstkritische Töne in seine Ausführungen. Gerade
was die Trainerfrage angehe, habe der Klub kein allzu gutes Bild abgegeben, "auch
ich habe meinen Teil dazu beigetragen, dass wir so schlecht dastehen. Die Trainerfrage
fällt in meinen Verantwortungsbereich, ganz klar". Gerster spricht in Sachen
Coach gar von einem "Zick-Zack-Kurs", "das muss ich eingestehen". Doch der werde
ein Ende haben, denn ab 1. Januar 2001 werde der OFC einen Cheftrainer einstellen,
mit dem der Verein schon Einigung erzielt habe und mit dem er langfristig arbeiten
wolle. Der neue Mann sei, wie Gerster betonte, bewusst nicht schon jetzt "ins
eiskalte Wasser geworfen worden; er soll nicht verheizt werden", sondern sich
in der Winterpause an die Mannschaft gewöhnen.
Bis dahin wird Knut Hahn, im Hauptberuf Gymnasiallehrer, die Mannschaft betreuen,
90 Prozent der Einheiten leiten. Wilfried Kohls, der am Mittwoch aus gesundheitlichen
Gründen aus dem Traineramt ausgeschieden war, wird erwartungsgemäß nicht auf
die Bank zurückkehren.
Gerster ist guter Hoffnung, dass der neue Trainer, dessen Namen auf seinen eigenen
Wunsch noch nicht bekannt gegeben wurde, einschlagen wird: "Wir mussten eine
Durstrecke hinnehmen, um wieder ins Fahrwasser zu geraten."
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Taten statt Phrasen Derby-Fieber hat auch "Lilien"-Coach Feichtenbeiner erfasst
der Coach des SV Darmstadt 98 in den vergangenen Tagen oftmals dabei erwischt,
wie er munter eine Fußballer-Phrase an die nächste reihte. "In dieser Sendung
im DSF hätte ich reichlich Fünfer zahlen müssen", berichtet er. Allerdings könne
man ihm das nicht verdenken, denn die Wichtigkeit des Derby bei den Offenbacher
Kickers am morgigen Samstag (15 Uhr) ließe sich eben am besten mit abgedroschenen
Weisheiten, wie, "das ist kein normales Spiel" oder "das Derby hat eigene Gesetze" beschreiben.
Dass der Vergleich der "Lilien" mit den Kickers kein Spiel wie jedes andere ist,
das hat der neue Darmstädter Coach bereits an seinem ersten Arbeitstag erfahren.
"Allerdings habe ich versucht, dieses Gefühl zu unterdrücken", berichtet er.
Doch seit wenigen Tagen sei das eben nicht mehr möglich. Nahezu jeder Gedanke
kreise um das Spiel auf dem Bieberer Berg und natürlich darum, wie sein Team,
das ja bislang auswärts nicht gerade viel gerissen hat, das Stadion des ungeliebten
Nachbarn als Sieger verlassen kann. "Wir müssen wieder engagiert, aggressiv und
frech auftreten und nach vorne spielen", fordert Feichtenbeiner. Denn auch wenn
der OFC derzeit reichlich Probleme hätte, so meint der Trainer "wäre es das Schlimmste,
wenn wir uns beim 'Erzfeind' nur hinten reinstellen würden."
Eine Phrase indes hat Michael Feichtenbeiner beim Pressegespräch am gestrigen
Donnerstag ausgespart. Nämlich die, dass es beim Derby eben auch nur drei Punkte
zu gewinnen gäbe. Wohlweislich, denn der Darmstädter Coach ist überzeugt, dass
dies eben nicht stimmt. "Wir können zudem noch viele Freunde gewinnen und unsere
Fans mit einem Sieg verwöhnen. Das wäre für die nämlich das Größte."
Aber auch sportlich wäre ein Sieg bei den Offenbacher Kickers für die "Lilien"
nicht das Verkehrteste. Immerhin hätten sie so die Chance, sich der Tabellenspitze
wieder ein Stück zu nähern. Und das sei ziemlich wichtig, meint der neue Geschäftsführer
Markus Hettinger, der gestern offiziell als Nachfolger von Jens-Uwe Babin vorgestellt
wurde. Denn je besser der SV Darmstadt 98 in der Tabelle dastehe, so der 31-Jährige,
der mit dem ehemaligen Offenbacher Trainer Karl-Heinz Boysen in Mannheim die
Fußballschule Rhein-Neckar leitet, desto leichter falle es ihm natürlich, auch
für ein erfolgsversprechendes wirtschaftliches Fundament zu sorgen. Und ein Erfolg
beim Rivalen aus Offenbach könne der ganzen Sache ja auch nicht abträglich sein.
(Von (sb), FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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"Haben uns den Mist selbst eingebrockt"
Stürmer Nazir Saridogan im FR-Interview über die Talfahrt der Offenbacher Kickers
Er ist vielleicht der einzige Spieler in Reihen der Offenbacher Kickers, der
die in ihn gesteckten Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern übertroffen hat.
Mit sieben erzielten Toren führt Nazir Saridogan die interne Torschützenliste
an; der Neuzugang, der vom SV Wehen kam, hat sich still und leise einen Stammplatz
erkämpft, ist aus der Mannschaft nicht mehr wegzudenken. Vor der mit Spannung
erwarteten Partie gegen den SV Darmstadt 98 unterhielt sich FR-Mitarbeiter Ingo
Durstewitz mit dem 22 Jahre alten Stürmer über das Derby und die Situation beim
krisengeschüttelten Traditionsverein.
FR: Herr Saridogan, was für ein Gefühl beschleicht Sie, wenn Sie morgens am Bieberer
Berg zum Training vorfahren ?
Saridogan: Na ja, die ganze Zeit ging es noch, aber jetzt ist es schon ein mulmiges.
Die Situation ist natürlich angespannt, jeder hat ein bisschen Angst vor dem,
was noch kommen mag. Schließlich sind wir auf einen Abstiegsrang abgerutscht,
da ist das alles nicht mehr rosarot.
Erst trainierte Peter Neururer die Mannschaft, dann Dragoslav Stepanovic, Knut
Hahn, Wilfried Kohls, jetzt wieder Knut Hahn. Wissen Sie eigentlich, wer morgen
trainieren wird ?
Normal ist das nicht, was hier abgeht, das ist schon klar. Ich habe in dieser
Saison alleine acht Trainer gehabt, die Fitmacher mal dazu gezählt, das ist nicht
alltäglich, keine Frage. Aber mich persönlich belastet das nicht. Ich kam mit
jedem Trainer zurecht, habe immer frei aufgespielt.
Aber die steten Trainerwechsel können der Leistung doch nicht förderlich sein.
Na klar, es ist nicht so leicht, weil jeder Coach etwas anderes von dir will,
andere taktische Vorstellungen und sein eigenes System im Kopf hat. Aber mir
ist es zum Beispiel völlig egal, ob wir Forechecking spielen, eben vorne drauf
gehen oder erst 20 Meter vor der Mittellinie angreifen. Wenn jeder seinen Part
erfüllt, klappt das auch. Wir haben uns halt den Beruf Fußballer ausgesucht,
da muss man mit allem rechnen, flexibel sein und sich schnell umstellen können.
Wie aber ist es zu erklären, dass Kickers Offenbach kein Bein auf die Erde bekommt ?
Wenn ich das wüsste ... keine Ahnung. Ich weiß einfach nicht, woran es liegt,
ich würde es aber gerne wissen. Das Fußball spielen haben wir jedenfalls nicht verlernt.
Das Team hat die Anhänger gegen sich aufgebracht, in Elversberg gab es eine Sitzblockade.
Haben Sie dafür Verständnis?
Ja, mit Sicherheit. Gerade jetzt in Elversberg kamen die Fans 300 Kilometer weit
hingefahren und mussten sich dann so eine verdammt schwache Leistung von uns
ansehen. Die Anhänger sind zu Recht sauer und enttäuscht, und die Mannschaft
kann den Unmut verstehen.
Vielleicht rührt der Frust ja aus dem Gefühl heraus, dass es manchem Spieler
egal ist, was mit dem OFC passiert. Haben Sie das Gefühl, dass jeder mit Herz
bei der Sache ist, 100 Prozent für die Offenbacher Kickers bringt ?
Ich habe zumindest nicht das Gefühl, dass es anders ist. Okay, bei Daniel Graf
(wechselte Anfang der Woche zum KSC) könnte man das jetzt vermuten, aber dass
hier welche spielen, die unbedingt weg wollen oder Angst haben, sich ihren Namen
zu beschmutzen, das glaube ich nicht. Jeder muss für jeden kämpfen, und jeder
kämpft auch für jeden. Ich habe sogar das Gefühl, dass jeder Einzelne die Ärmel
aufkrempelt und wir zusammen die Karre aus dem Dreck ziehen werden, denn wir
haben sie auch tief hinein gefahren, haben uns diesen Mist selbst eingebrockt.
Und jetzt kommt Darmstadt, da schlottern vielen Spielern bestimmt die Knie ?
Warum denn ? Nein, am Samstag muss uns niemand motivieren, jeder weiß, worum
es geht, worauf es ankommt. Da bräuchte gar kein Trainer auf der Bank sitzen,
da wird auch so jeder mächtig Gas geben, sich zerreißen - noch einen Tick mehr
als nötig.
Spürt man ein Kribbeln im Magen?
Ja, es ist ein besonderes Spiel, da ist Brisanz, Feuer drin, für uns Spieler
eine Extramotivation. Und ich bin froh, dass jetzt Darmstadt kommt, gerade nach
so einer Niederlagenserie. Ich weiß ja gar nicht mehr, wie lange wir schon nicht
mehr gewonnen haben.
Und wenn es wieder in die Hose geht, denkt man an die Folgen ?
Ja klar, manchmal denkt man: ,Oh Mann, wenn wir das jetzt wieder vergeigen, dann
hängen wir ganz tief im Schlamassel.' Was mir aber Kopfzerbrechen bereitet, ist
unser Tabellenplatz, wobei ich auch glaube, dass wir so langsam gar nichts mehr
zu verlieren haben - nur noch drei Tabellenplätze, dann sind wir ganz unten,
Letzter. Wir müssen nun einfach mal die Angst beiseite schieben und gegen Darmstadt
drei Punkte holen. Das wäre zwar nicht die Wende zum Guten, aber immerhin ein
kleiner Schritt.
Warum wird Kickers Offenbach am Samstag den Platz als Sieger verlassen ?
Weil wir die besseren Einzelspieler haben, und weil wir zu Hause spielen, und
am Bieberer Berg sind wir einiges schuldig.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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OFC-Chaos: Jung greift ein, Kohls dankt ab, Gerster gibt Fehler zu
Offenbach. Die Mannschaft auf einem Abstiegsplatz, ständig wechselnde Trainer,
eine von außen undurchschaubare Finanzsituation, ein umstrittener Manager Klaus
Gerster und ein Präsidentschaftskandidat Ulf Tunn, den Insider für führungsschwach
halten: Wenige Wochen vor der Jahreshauptversammlung am 11. Dezember geht es
bei den Offenbacher Kickers wieder einmal drunter und drüber. Hauptsponsor Horst
Jung, seit Dienstag von einer Dienstreise aus Italien zurück, mag dem Treiben
am Bieberer Berg nicht länger zusehen. Der Unternehmer, der seit Jahren mit seinen
Millionen den OFC über Wasser hält, will eingreifen, um das Chaos zu ordnen.
"Ich werde in den nächsten Tagen einige Gespräche führen und versuchen mitzuhelfen,
den freien Fall des OFC zu stoppen", kündigte der Portas-Chef im Gespräch mit
unserer Zeitung an und mahnte: "Nicht einzelne Personen dürfen im Vordergrund
stehen, sondern der Verein." Es wäre nicht das erste Mal, dass der dem Verwaltungsrat
des OFC angehörende Jung die Richtung vorgibt, wenn in dem Traditionsklub Orientierungslosigkeit herrscht.
Einer seiner Gesprächspartner wird Manager Gerster sein. Jung selbst hatte ihn
vor fünf Jahren bei den Kickers ins Amt gehievt, inzwischen ist ihr Verhältnis
auf Minusgrade abgekühlt. Es wird in Kickers-Kreisen sogar erzählt, der Hauptsponsor
wolle den Geldhahn zudrehen, sollte Gerster vom künftigen Präsidium nicht abserviert
werden. Er habe eine solche Forderung nicht erhoben, sagte Jung gestern: "Es
wird kein Gefecht Jung/Gerster geben."
Widersprochen hat Horst Jung auch den Spekulationen, er wolle auf der Jahreshauptversammlung
eigene Kandidaten für die Präsidiumswahlen präsentieren: "Ich will keine Gegenbewegung
oder Opposition starten." Ob diese Aussage den seitherigen Vizepräsidenten Ulf
Tunn, der im Dezember für das Präsidentenamt kandidieren will, wirklich beruhigt?
Die Kickers und ihr Umfeld sind wie eine Wundertüte - immer für kleine und große
Überraschungen gut. Nach seiner Meinung zum Präsidentschaftskandidaten Tunn gefragt,
antwortete Jung lediglich: "Herr Tunn ist ein ehrenwerter Mann."
Unterdessen ist amtlich, was sich seit Tagen schon andeutete: Vizepräsident Wilfried
Kohls dankt als Interimstrainer der Regionalliga-Mannschaft ab. Manager Gerster
sagte gestern auf der Pressekonferenz zum Derby gegen den SV Darmstadt 98 (Samstag,
15 Uhr, Bieberer Berg): "Wilfried Kohls ist krankheitsbedingt ausgestiegen. Seine
gesundheitlichen Probleme sind schwerwiegender als zunächst angenommen." Kohls
war erst vor knapp drei Wochen als Interimstrainer eingesprungen.
Bis Mitte Dezember hat der OFC die Verantwortung für die Regionalliga-Mannschaft
erneut an A-Jugendtrainer Knut Hahn, den kurzzeitigen Vorgänger von Kohls, übergeben.
Zum 1. Januar soll am Bieberer Berg dann endlich ein neuer Cheftrainer seine
Arbeit aufnehmen. "Wir haben mit dem Kandidaten bereits Einigung erzielt", berichtete
Gerster. Den Namen könne er noch nicht nennen, er habe dafür noch nicht "grünes
Licht" vom künftigen Trainer erhalten. Der große Unbekannte steht laut Gerster
noch bei einem anderen Verein unter Vertrag. Im Fachblatt "Kicker" wird der Name
Kurt Kowarz (zuletzt Torwarttrainer bei Arminia Bielefeld) ins Gespräch gebracht.
"Das stimmt nicht - er wird's nicht", widersprach Gerster. Seinen Worten nach
wird der neue Trainer "Gelegenheit haben, sich sechs Wochen lang intensiv mit
der Mannschaft vorzubereiten. Wir wollen ihn nicht verheizen, sondern langfristig
mit ihm zusammenarbeiten".
In diesem Zusammengang gestand Gerster gestern auf der Pressekonferenz eigene
Fehler ein. Er habe dazu beigetragen, "dass wir zurzeit sportlich so schlecht
dastehen". Das Trainerproblem sei der Hauptgrund für die Talfahrt, räumte der
Manager ein, und die Trainerverpflichtungen seien nun einmal sein Bereich. In
der noch jungen Saison musste die Mannschaft schon mit vier Trainern arbeiten
- mit Peter Neururer, Dragoslav Stepanovic, Wilfried Kohls und Knut Hahn.
(Von Klaus G. Schmidt, OFFENBACH-POST)
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Tunn & Hahn: Nebenbei die Kickers
Offenbach (app) Irgendwie ganz schön kurios: Die Arbeit bei den Offenbacher Kickers
soll so ganz nebenbei gemacht werden. Professor Ulf Tunn, der am 11. Dezember
in der Stadthalle als Präsident des OFC kandidieren will, sagte gegenüber unserer
Zeitung: "Ich werde ungefähr zwei Stunden pro Woche Zeit haben für mein Hobby
Kickers Offenbach." Der Chefarzt der Urologie und Ärztliche Direktor des Klinikums
Offenbach will den größten Teil der Arbeit, die ein OFC-Präsident leisten muss, delegieren.
Bis Weihnachten soll Interimstrainer Knut Hahn, im Hauptberuf Gymnasiallehrer,
dafür sorgen, dass die Kickers den Sprung aus der Abstiegsregion in das gesicherte
Mittelfeld der Fußball-Regionalliga Süd schaffen. Hahn, auch Trainer der A-Jugend,
lässt sich von seinem Arbeitgeber, dem Land Hessen, nicht beurlauben. Er stellt
den Offenbacher Kickers nach eigener Aussage in einer Nebenbeschäftigung seine
unterrichtsfreie Zeit zur Verfügung. Falls der 35-Jährige ("Mein Engagement beim
OFC richtet sich nach meinem Stundenplan") nicht am Bieberer Berg anwesend ist,
sollen Kapitän Lars Schmidt bzw. die Fitmacher Reinhard Gebel und Dietrich Ehrich
das Training leiten.
(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)
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Formiert sich Opposition zu Tunn und Co.?
Offenbach. Kaum hat Professor Ulf Tunn nach schweren
Geburtswehen doch noch eine Mannschaft für die Präsidiumswahlen
bei den Offenbacher Kickers aufgestellt, da kommen Spekulationen
über eine zweite Kandidatenriege auf. Geschürt werden sie von
OFC-Jugendleiter Karl-Heinz Kohls, dem Bruder des von Tunn
ausgebooteten Vizepräsidenten Wilfried Kohls. "Der Wilfried sitzt
nicht in diesem Boot, aber wer sagt denn, dass es nicht ein zweites
geben kann?", orakelte er und fügte hinzu: "Für die Mitglieder wäre
es doch optimal, wenn sie die Auswahl hätten."
Bedeutet dies, dass sich eine Opposition zu Tunn und Co. formiert
und die OFC-Mitglieder bei der Jahreshauptversammlung am 11.
Dezember in der Stadthalle womöglich in einer Kampfabstimmung
über das neue Präsidium des krisengeschüttelten Traditionsvereins
entscheiden werden?
Wilfried Kohls, der nach eigenen Worten an Magenproblemen leidet,
war seit gestern Nachmittag trotz mehrerer Versuche nicht ans
Telefon zu bekommen. "Ihm geht's nicht gut, er ist nicht zu
sprechen", richtete seine Frau aus. Mehr Glück hatte die Deutsche
Presse-Agentur (dpa). Sie verbreitete einen Artikel, in dem Kohls
Meldungen widersprach, er sei als Interimstrainer des OFC
zurückgetreten: "Ich muss aus gesundheitlichen Gründen bis zum
Wochenende pausieren. Danach sehen wir in aller Ruhe weiter", wird
er zitiert. Manager Klaus Gerster allerdings glaubt nicht, dass Kohls
"noch einmal auf die Trainerbank zurückkehrt". Schon heute will
Gerster ein Gespräch mit OFC-A-Jugendtrainer Knut Hahn führen, um
ihn zu überreden, noch einmal bei der Regionalliga-Mannschaft
einzuspringen. Gerster: "Ich wünsche mir, dass Knut Hahn bis zur
Winterpause die Sache durchziehen kann."
Die vom seitherigen Vizepräsidenten Tunn unterbreiteten
Wahlvorschläge werden nach einer offiziellen Mitteilung des Vereins
auch von Thomas Zahn, dem Verwaltungsratsvorsitzenden des OFC,
mitgetragen. Zahn unterstütze Tunn und Co. und habe zugesagt,
dem künftigen Präsidium mit Rat und Tat zur Verfügung zu stehen.
Noch am Montag hatte Professor Ulf Tunn eine Kandidatur für das
Präsidentenamt beim OFC ausgeschlossen. Begründung: Zum einen
fehlten ihm Mitstreiter seines Vertrauens, zum anderen die nötige
Zeit. Gestern nach einer Sitzung am Bieberer Berg gab Tunn dann
doch seine Kandidatur bekannt. In dem ehemaligen OFC-Torjäger
Dieter Müller, dem Unternehmer Thomas Kalt (Kandidaten für die
Ämter der Vizepräsidenten) und dem Unternehmensberater Thomas
Delhougne (Schatzmeister) habe er hervorragende Fachleute für
sein "Orchester" gefunden. Damit sei gewährleistet, dass die Zeit,
die ihm sein Beruf als Ärztlicher Direktor der Städtischen Klinken
lässt, für das Hobby OFC ausreiche.
(Von Holger Appel und Klaus G. Schmidt, OFFENBACH-POST)
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Dieter Müller setzt auf Jugend
Offenbach (app). "Wir sind froh, dass uns so ein ausgesprochener
Fußballexperte hilft." Auch Kickers-Manager Klaus Gerster setzt
große Hoffnungen in Dieter Müller, der im Team von Professor Ulf
Tunn als Vizepräsident kandidieren will. Der 46-jährige Müller, der
zurzeit eine Fußballschule leitet, wäre in einem von Tunn geführten
Präsidium für den sportlichen Bereich verantwortlich. Müllers Ziel:
"Wir müssen großen Wert auf eine vernünftige Jugendarbeit legen
und ehemalige Spieler in die Vereinsarbeit einbinden."
Müller kam zwölf Mal in der Nationalelf zum Einsatz. Dabei erzielte er
neun Tore, davon drei beim 4:2 im EM-Halbfinale 1976 gegen
Jugoslawien - ein noch heute gültiger EM-Rekord. Eine weitere
Bestmarke setzte er in der Bundesliga: Am 17. August 1977 schoss
er beim 7:1 des 1. FC Köln gegen Werder Bremen sechs Tore. Für
den OFC spielte er von 1968 bis 1973 und von 1986 bis 1989.
(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)
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Ulrich Jung zum OFC: Der Berg ruft - um Hilfe...
War das nun das allerletzte Wort des Professors? Macht Ulf Tunn
jetzt tatsächlich den Dirigenten bei Kickers, nachdem ja ganz
plötzlich ein Orchester seiner Wahl gefunden scheint? Ein Präsident,
so er denn gewählt wird, der voll von seinem Beruf gefordert und
zuerst einmal den Patienten verpflichtet ist, soll also den OFC aus
seiner schweren Krise führen? Da ist Skepsis erlaubt, so etwas
stemmt man nicht nebenbei mit der linken Hand, Orchester hin oder her.
Der "Berg" ruft - um Hilfe. Personalschwund, Intrigen und
Profilneurosen brachten den Traditionsverein immer wieder in die
Bredouille. Diesmal steht er, wenige Monate nur vorm 100.
Geburtstag, einen Schritt vorm Abgrund. Gutgemeinte Hinweise auf
die "außergewöhnlichen Erfolge" - lang ist's her - des derzeitigen
(Rumpf-) Präsidiums haben längst ihre Wirkung als Valium für die
Fans verloren und können die wahren Verhältnisse nicht mehr
verschleiern. Zu viele Fehler sind offensichtlich geworden, wobei
ohnehin erstaunlich ist, wie viele man den "Berg"-Fürsten verziehen
hat, ehe sich auch im Lager der eifrigsten Anhänger tiefe
Enttäuschung breit machte.
Ein mutiger Neuanfang ist fällig. Und zwar, weil es anders nicht
gehen wird, von ganz unten in Ruhe wieder, so weit wie machbar,
nach oben. Dafür müssen ausgeklügelte Konzepte her. Großspurige
Sprüche und Schnellschüsse gab es in den vergangenen Jahren mehr
als genug. Viel Wind und windige Gesellen haben die Vertrauensbasis
zum Publikum, aber wohl auch zur Mannschaft, ziemlich beschädigt.
Vier Trainer nach gerade mal 14 Spielen, das freilich ist selbst für die
gewohnten OFC-Verhältnisse ganz schön happig, vornehm
ausgedrückt. Und was an Spielern für viel - manche meinen: für zu
viel - Geld eingekauft wurde, taugte nicht, weder zum Klassenerhalt
noch zum Wiederaufstieg. Wenn Sponsor und Kickers-Mäzen Jung
den inzwischen allmächtigen Manager Gerster zum Rücktritt
auffordert, hat das seine Gründe. Da heißt es zwar immer wieder,
der Technische Direktor habe ja den Verein in die zweite Liga
gebracht. Stimmt, aber hat er sie nicht auch zurück in die
Regionalliga katapultiert, inzwischen auf einen Abstiegsplatz? Auf
Gerster könnten die Kickers verzichten, auf Jung nicht. Man wird
sehen, wer am Ende auf der Strecke bleibt. Einen hat es übrigens
schon erwischt: "Wille" Kohls, der treue OFC-Soldat, wurde
ausgemustert. Er passte halt nicht mehr ins Orchester.
Der OFC hat eine bessere Führung verdient, eine, die den Verein im
Herzen hat und nicht allein den Profit als Grundpfeiler eines
Konzeptes ansieht. Tunn soll's jetzt richten, obwohl er Mitglied des
(Miss)Managements ist? Warum nicht jemand von außen, der noch
nicht im undurchsichtigen Dunstkreis der Negativ-Tradition zu sehen
war - wenn schon Portas-Jung nicht als Präsident antreten will, was
wirklich eine gute Lösung wäre? Bei ihm hielten sich Herz und
Profitdenken die Waage; und allgemein anerkannt ist er auch. Ideal
für einen Verein, in dem es auf und neben dem Fußballplatz drunter
und drüber geht.
Jetzt müsste nach und nach eine erste Mannschaft aus eigenen
Reihen aufgebaut und mit viel Fingerspitzengefühl so weit gebracht
werden, dass ein Aufstieg keine Utopie mehr zu sein brauchte. Das
erforderte allerdings mehr, als mit Geldscheinen zu wedeln und platte
Worthülsen unters Volk zu streuen. Im heutigen Profifußball wahrlich
eine echte Herausforderung.
Wie sagte doch Noch-Vize Ulf Tunn dieser Tage unserer Zeitung:
"Wer kein komplettes Orchester hat, kann nicht zum Dirigenten
werden." Wohl wahr: Dirigenten bzw. solche, die sich dafür hielten,
gab es am Berg en masse. Ein Karajan des Fußballs war in den
letzten 15 Jahren nicht darunter. Tunn ist auch keiner. Und ob das
neue Orchester nicht vielmehr eine Blaskapelle ist, wird man ja sehr
schnell sehen.
Am 11. Dezember ist Hauptversammlung, Weichen für die Zukunft
müssen dann gestellt werden. Möge der Verein diesmal ein
glückliches Händchen bei der Auswahl seiner Leitenden Angestellten
haben. Was Schöneres könnte man ihm im Jubeljahr wohl nicht wünschen.
(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)
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Knut Hahn leitet wieder das Training
Vorhang auf, die Show beginnt, oder, besser, sie geht weiter. Denn das Hickhack
in Sachen Trainer hat bei Kickers Offenbach einen neuen Höhepunkt erreicht. Am
gestrigen Mittwoch trat Interimscoach Wilfried Kohls, der die Mannschaft seit drei
Wochen betreute, als verantwortlicher Trainer bis auf Weiteres ab. Der amtierende
Vizepräsident gab gesundheitliche Gründe an. Das Training wird nun vom
ehemaligen Interimscoach Knut Hahn zusammen mit Kapitän und Co-Trainer Lars
Schmidt geleitet.
"Es ist nicht so, dass ich das Handtuch geworfen habe", sagte Kohls, der eigenen
Angaben zufolge schon seit langem Probleme mit der Niere und der Blase hat und
aus diesem Grund auch vorzeitig in Pension gegangen ist. In der vergangenen
Woche, sagte der sich in ärztlicher Behandlung befindende Kohls, hätten die
Beschwerden wieder zugenommen, an Trainingsarbeit sei derzeit daher nicht zu
denken, "und die Gesundheit geht vor".
Bleibt ja nur die Frage, weshalb nicht Manager Klaus Gerster das Kommando
übernommen hat, schließlich fungierte er zusammen mit Kohls als Trainergespann.
Gerster spricht in diesem Zusammenhang von einem Missverständnis, es sei
schon immer klar gewesen, dass er nur beratend zur Seite stehe. "Ich bin kein
Trainer und war auch vorher keiner, ich bin Technischer Direktor und stelle mich
doch nicht morgens um 10 Uhr auf den Trainingsplatz oder jogge mit den Jungs
durch den Wald."
Wie es nun weiter gehen wird, bleibt auf jeden Fall abzuwarten, eine Rückkehr von
Kohls auf die Trainerbank scheint momentan aber ausgeschlossen, und die Lösung
mit Knut Hahn kann im Grunde auch keine dauerhafte sein, da der Gymnasiallehrer
beruflich stark eingebunden ist und es bis dato stets ablehnte, sich vom
Schuldienst befreien zu lassen.
Präsidiumssprecher Ulf Tunn empfindet die derzeitige Trainer-Situation als "äußerst
unbefriedigend". Schon sehr bald, verkündete der designierte Präsident, werde eine
Entscheidung getroffen werden, schon am gestrigen Dienstag sei über die
Trainerfrage debattiert worden. "Es wird ein richtiges Konzept geben", sagte Tunn,
fügte aber Widersprüchliches an: "Wenn ein Trainer aber nicht sofort bereit steht,
muss es eine Übergangslösung geben." Das zumindest wäre ja nicht neu und
scheint nicht mal abwegig, denn es halten sich noch immer hartnäckig die
Gerüchte, wonach bereits feststeht, dass der Schweinfurter Trainer Djuradj Vasic
ab Juli 2001 das Zepter am Bieberer Berg schwingen wird.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Mit neuer Crew will Ulf Tunn nun doch ans Steuer Thomas Kalt, Dieter Müller und als Schatzmeister Thomas Delhougne sollen das Präsidium des OFC ergänzen
"Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern ?"
Konrad Adenauer, der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland,
stellte einst diese Frage; lang, lang ist's her, doch in Offenbach, bei den Kickers,
wandeln sie momentan auf den Spuren des 1967 verstorbenen CDU-Politikers.
Denn das, was die Verantwortlichen des Fußball-Regionalligisten gestern gesagt
haben, das muss heute nicht wirklich Anspruch auf Gültigkeit besitzen.
Präsidiumssprecher Ulf Tunn beispielsweise erklärte auf Anfrage der FR noch am
Dienstag, dass er am 11. Dezember auf der Jahreshauptversammlung nicht als
Erster Vorsitzender des OFC kandidieren werde, um dann einen Tag später das
Gesagte ad absurdum zu führen. Am gestrigen Mittwochmorgen entschied sich der
ärztliche Direktor der Städtischen Klinik Offenbach nach einer mehrstündigen
Sitzung am Bieberer Berg nämlich für eine Kandidatur als Präsident.
Der bisherige Vize kann auf eine Crew zurückgreifen, "die das schlingernde Schiff
wieder in ruhigeres Fahrwasser bringen soll". Als Vizepräsident werden sich das 38
Jahre alte Verwaltungsratsmitglied Thomas Kalt sowie der frühere Nationalspieler
Dieter Müller zur Wahl stellen; die "essenzielle Position" (Tunn) des
Schatzmeisters soll der 45-jährige Frankfurter Unternehmensberater Thomas
Delhougne einnehmen - er soll mit dem jetzigen Verwaltungsratsvorsitzenden
Thomas Zahn, im Hauptberuf Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, sehr eng,
sozusagen Hand in Hand, zusammenarbeiten. Tunn sieht den Posten des
Kassenhüters mit dem Duo als "ideal besetzt" an.
Er betonte, er sei keineswegs "umgefallen", wollte mit seiner öffentlichen
Verzichtserklärung Anfang der Woche aber "ein Signal" setzen. Denn bei seiner
Suche nach einem Team waren von den potenziellen Kandidaten lange Zeit nur
"Wischi-Waschi-Aussagen" zu vernehmen, und da er sich intern ohnehin schon
Kritik ausgesetzt sah, weil er sich eine derart lange Bedenkzeit erbat, entschloss
er sich, eine Entscheidung gegen die Kickers zu fällen und diese auch kundzutun,
"denn ein Schiff kann ich als Kapitän nicht ohne Mannschaft führen". Erst nach
seinem öffentlichen Verzicht sei Bewegung in die Sache gekommen, "da hat sich
wohl jeder noch mal Gedanken gemacht". Und gestern Morgen, nach einer
"intensiven Sitzung" (Tunn), sind dann Nägel mit Köpfen gemacht worden.
Tunn, der, wie er sagte, "eine Crew braucht, an die ich viel Arbeit delegieren kann",
ist der festen Überzeugung, mit dem zur Wahl stehenden "Gremium konstruktiv
arbeiten zu können".
Von den Anwärtern stieß übrigens der heute 46 Jahre alte frühere Kickers-Profi
Dieter Müller erst in letzter Sekunde dazu, der Mann, der damals im Strafraum
gerne dahin ging, wo es schon mal verdammt weh tun kann, soll sich als
Vizepräsident um die sportlichen Belange kümmern, während Kalt eher die
Betreuung der Fans sowie der Abteilungen übernehmen soll. Tunn selbst, dessen
zeitliche Kapazitäten durch seine Arbeit als Chefarzt begrenzt sind, wird sich eher
auf repräsentative Aufgaben beschränken, ins operative Tagesgeschäft des Klubs
nicht eingreifen. Zudem soll der Verwaltungsratsvorsitzende Zahn stärker in die
Arbeit des Präsidiums eingebunden werden.
Manager Klaus Gerster ist von der neuen Mannschaft jedenfalls angetan. "Das sind
sehr, sehr gute Kandidaten", sagt er, "und ich bin froh, Herrn Tunn an Bord zu behalten."
Wo aber ist eigentlich der Name des Mannes geblieben, dessen Kandidatur bis
Dienstag als einzige als sicher galt ? Auf welcher Liste steht Vizepräsident Wilfried
Kohls ? Auf Tunns auf alle Fälle nicht. Da passt es ja, könnte man mutmaßen, gut
ins Bild, dass Kohls, ein Kickers-Urgestein, gestern aus gesundheitlichen Gründen
auch das Traineramt, das er seit etwa drei Wochen innehatte, bis auf Weiteres
niederlegte (siehe nebenstehenden Bericht). "Wille Kohls hat unbestritten
Verdienste um den Verein, er wird sicherlich eine andere Aufgabe innerhalb des
Klubs übernehmen", so Tunn, "wir wollten aber die besten Leute ermitteln." Die
neue Crew werde nun frischen Wind reinbringen, "damit wir wieder Fahrt
aufnehmen können", sagt Tunn und malt ein weiteres Bild: "Wir haben jetzt ein
Orchester, das andere Töne spielt."
Vielleicht sieht das Wilfried Kohls ein wenig anders, auf alle Fälle scheint es zu
einem Machtkampf zwischen den alteingesessenen Mitgliedern und dem neuen
Team zu kommen. Mit Spannung wird daher die Rückkehr von Hautsponsor Horst
Jung aus Italien am heutigen Donnerstag erwartet, denn der mächtige Mann, der
hinter den Kulissen viele Fäden zieht, soll auch einen Kandidaten für das
Präsidentenamt an der Hand haben. Eine Kampfabstimmung dürfte daher am 11.
Dezember auf der Jahreshauptversammlung des OFC nicht nur nicht
ausgeschlossen sein, sie scheint sogar ziemlich wahrscheinlich.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Brauchen nur Leute, die für den OFC die Ärmel hochkrempeln
Offenbach. Die Situation der Offenbacher Kickers ist nicht gerade rosig, aber
Thomas Zahn, der Vorsitzende des Verwaltungsrats, klingt optimistisch: "Ich bin
mir sicher, dass wir vernünftige Leute für das OFC-Präsidium finden." Waldemar
Klein, der Ehrenpräsident der Kickers, sagt: "Wir haben in diesem Verein schon
ganz andere Hürden gemeistert."
Allerdings: Von den momentanen Präsidiumsmitgliedern will wohl nur Wilfried Kohls,
zurzeit auch Interimstrainer der Kickers, bei der Jahreshauptversammlung am 11.
Dezember in der Stadthalle als Vizepräsident kandidieren. Der Zweitligaabsteiger,
"momentan quasi führungslos" (Zahn), steckt zudem mitten im Abstiegskampf der
Fußball-Regionalliga Süd.
Die Kickers stehen vor dem Derby am Samstag, 15 Uhr, auf dem Bieberer Berg,
gegen den SV Darmstadt 98 auf dem 15. Platz. Sie sind mit nur 14 Punkten aus
14 Spielen der schwächste hessische Verein in dieser Klasse. "Wir spielen als
Absteiger aus der Zweiten Liga eine klägliche Rolle", jammert Klein. Die Fans
murren. Seit sechs Spieltagen haben die Kickers nicht mehr gewonnen. Zuletzt
verloren sie gegen Elversberg 1:3. Den letzten Erfolg feierten die Kickers Mitte
September beim 1:0 in Aalen.
Positiv: Stefan Simon trainiert wieder mit der Mannschaft, Mittelfeldspieler
Patrick Dama hat ebenfalls locker angefangen, sich auf weitere Einsätze vorzubereiten.
"Wenn's gut läuft, haben wir am Samstag zwei Variationsmöglichkeiten mehr. Wir
sind unseren Fans vieles schuldig und werden mit großem Elan in dieses Derby
gehen", verspricht Klaus Gerster. Dem Manager macht die Leistung der Kickers
im letzten Heimspiel gegen Karlsruhe (0:0) Mut.
Gegen den KSC kam Daniel Graf das erste und letzte Mal in einem Punktspiel
der Kickers über 90 Minuten zum Einsatz. Der Hoffnungsträger, einst für die Amateure
des 1. FC Kaiserslautern Torschützenkönig der Regionalliga West/Südwest, hatte
nach nur drei Pflichtspielen im Kickers-Trikot um die Auflösung seines Vertrags
gebeten. Er wurde "für eine geringe, in zwei Teile gesplittete Ablösesumme, die
mich nicht vom Hocker reißt" (Noch-Schatzmeister Horst Zang) an den Karlsruher
SC abgegeben. Die Badener überweisen vorerst nur 50 000 Mark. Falls sie in die
Zweite Liga zurückkehren, wird nochmal dieselbe Summe fällig.
Zang moniert: "Ich wurde als Präsidiumsmitglied nicht über den Verkauf gefragt,
sondern lediglich per Fax informiert. Einen guten Stürmer in der momentanen Situation
abzugeben, ist einerseits Unfug, aber auf der anderen Seite soll man Reisende
nicht aufhalten." Manager Gerster sagt: "Wenn ein Spieler nicht voll bei der
Sache ist, bringt das alles nichts. Das macht aus Erfahrung keinen Sinn. Wir
brauchen nur Leute, die mit dem Herz bei der Sache sind und für Kickers Offenbach
die Ärmel hochkrempeln."
Unterdessen werden verzweifelt Kandidaten für die Präsidiumswahl im Dezember
gesucht. Professor Ulf Tunn, derzeit Vize, hatte vorgestern erklärt, in der momentanen
Konstellation nicht als Präsident zur Verfügung zu stehen. Und Wilfried Kohls,
der zweite Vizepräsident, sagt: "Vom Grundsatz her ist meine Bereitschaft vorhanden,
im Präsidium weiter mitzuarbeiten. Aber nun müssen wir einen Konsens finden."
Bis spätestens 13. November, dem nächsten Termin einer gemeinsamen Sitzung von
Verwaltungsrat und Präsidium, sollen nach Angaben von Thomas Zahn "Nägel mit
Köpfen" gemacht werden. Eine frühere Nominierung sei möglich, da in "vielen Bereichen" gesucht werde.
Als seine Wunschkandidaten nennt Zahn die Verwaltungsratsmitglieder Thomas Kalt
und Jörg Siebert (Zahn scherzhaft: "Wir brauchen keine Altherren-Riege - jüngere
Leute, die Vereinsbindung haben, sollen ran") sowie Ex-Präsident Walter Müller.
Zahn: "Mit Müller als Vereinschef hatten wir zwischen 1981 bis 1983 eine erfolgreiche
Phase." Der 60-Jährige hätte wohl genug Zeit für dieses Amt, er lebt aber meist
in Garmisch-Partenkirchen.
(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)
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Auf der vergeblichen Suche nach einem Präsidenten Ulf Tunn will das höchste Amt bei den Offenbacher Kickers aus beruflichen Gründen nicht übernehmen
Seit ein paar Tagen glühen in und um Offenbach herum die Drähte. Einflussreiche,
altgediente, verdiente Männer, im Hintergrund werkelnd, greifen zu den Telefonhörern,
rufen alte Weggefährten an, ziehen Strippen und versuchen, die Weichen zu stellen.
Denn am 11. Dezember, dem Tage der Jahreshauptversammlung, wird bei Kickers Offenbach
wohl nichts mehr so sein wie es mal war; zwei der drei Präsidiumsmitglieder werden
nicht mehr für ihre Ämter kandidieren. Erst sagte Schatzmeister Horst Zang ab
und jetzt auch Präsidiumssprecher Ulf Tunn, der als designierter Nachfolger des
im November 1999 verstorbenen Präsidenten Lothar Winkler galt.
Tunn, Chefarzt der Urologie und ärztlicher Direktor der Städtischen Klinik Offenbach,
führte berufliche Gründe für seinen Verzicht an; schließlich habe er für 2000
Angestellte die Verantwortung zu tragen und sei im vergangenen Jahr, in dem er
den Klub kommissarisch führte, bereits an seine zeitlichen Grenzen gestoßen.
"Der OFC", sagt er, "ist nicht mein Job, sondern mein Hobby." Unter gewissen
Umständen wäre Tunn, seit 1996 im Präsidium der Kickers, aber zu einer Kandidatur
als Erster Vorsitzender bereit gewesen, dann nämlich, wenn er eher repräsentative
Aufgaben übernommen, "eine Crew gefunden hätte, an die ich sehr viel Arbeit hätte
delegieren können". Das aber ist dem anerkannten Facharzt, der vom Verwaltungsrat
zur Kandidatur gebeten wurde, nicht geglückt.
Gerade in den zurückliegenden Wochen habe er sich intensiv auf die Suche nach
einem arbeitswilligen und belastbaren Team begeben, doch die "essenzielle Position
des Schatzmeisters" (Tunn) konnte nicht zu seiner Zufriedenheit besetzt werden,
da sein Wunschkandidat, der Verwaltungsratsvorsitzende Thomas Zahn, im Hauptberuf
Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, ebenfalls aus beruflichen Gründen passen
musste. Also stand für den scheidenden Präsidiumssprecher, der für einen Posten
im Verwaltungsrat zur Verfügung stehen würde, fest, dass er abdanken wird. "Denn
wenn ein Glied in der Kette wegbricht, hat es keinen Sinn mehr, und die Sache
mit halber Kraft anzugehen, wäre verantwortungslos", schließlich, so Tunn, handele
es sich bei Kickers Offenbach um eine "Herzensangelegenheit".
Wie aber geht es jetzt rund um den Bieberer Berg weiter ? Wird der bald 100 Jahre
alte Traditionsverein, ohnehin schon in seinen Grundfesten erschüttert, ganz
langsam untergehen - und alle schauen teilnahmslos zu ? Das bleibt abzuwarten,
dem Vernehmen nach bastelt Horst Jung, Hauptsponsor und mächtiger Mann hinter
den Kulissen, aber an einer Führungsmannschaft, und auch der Verwaltungsrat ist,
wie dessen Vorsitzender Zahn bestätigt, nicht untätig. "Es gibt doch keinen Grund,
in Panik zu verfallen", sagt er, das Kontrollorgan habe die Weichen gestellt,
wird am 11. Dezember geeignete Kandidaten ins Rennen schicken, das letzte Wort
hätten allerdings ohnehin die Mitglieder. "Ob wir aber einen Neuanfang schaffen,
weiß ich nicht", erklärt Zahn, "vielleicht gibt es eine Mischung zwischen Jung
und Alt." Auch Vizepräsident Wilfried Kohls, der sich als Einziger zur Wiederwahl
stellen wird und zurzeit noch, nebenbei sozusagen, die Erste Mannschaft betreut,
sieht keinen Grund zur Hektik: "Jetzt müssen sich alle Gremien an einen Tisch
setzen, um eine adäquate Lösung zu finden."
Unterdessen hat Karlo Herbert einen ganz anderen Vorschlag unterbreitet; der
Ehrenratsvorsitzende plädiert dafür, Ehrenpräsident Waldemar Klein kommissarisch
für ein Jahr mit der Führung des Klubs zu betrauen, "um wieder Ruhe in den Verein
zu bringen. Denn diesen schlimmen Zustand hier, den lässt sich auch das kleinste
Mitglied nicht mehr länger gefallen". Der OFC müsse auf alle Fälle ohne den Technischen
Direktor Klaus Gerster planen: "Wir brauchen keinen Super-Manager, sondern Leute,
die mit Herz bei den Kickers sind."
Der 80 Jahre alte Ehrenpräsident Waldemar Klein, "mit Leib und Seele ein Kickers-Mann",
hat derweil abgewinkt, er verspüre zwar sehr wohl eine "moralische Verantwortung"
seiner großen Liebe gegenüber und wird den OFC "auch nicht im Stich lassen, aber
einen Präsidenten Waldemar Klein wird es nicht geben". Er wird vielmehr das Gespräch
mit Horst Jung und Thomas Zahn suchen, ehe er Klaus Gerster zu einer Unterredung
bitten will. Für Klein ist es "undenkbar, dass der OFC nicht in der Lage ist,
ein Präsidium zu präsentieren", ohnehin empfindet er die aktuelle Situation als
"untragbar, eines Vereins wie Kickers Offenbach unwürdig".
Gerster zeigt sich von alledem unbeeindruckt. Der Manager, der intern immer mehr
in die Schusslinie gerät, will sich "bedeckt halten". Die Entscheidung Tunns,
nicht zu kandidieren, empfinde er als "schade für den Verein", aber die ganze
Diskussion sei sowieso zweitrangig, er konzentriere sich nur auf das Derby am
Samstag gegen Darmstadt 98. "Die Fans interessieren sich nicht für Klaus Gerster
oder Horst Jung, sondern nur für das, was auf dem Platz passiert." Im Übrigen
werde erst am 11. Dezember abgerechnet. "Dann wird sich zeigen, ob das Präsidium
mit Klaus Gerster arbeiten will und ob Klaus Gerster mit dem Präsidium arbeiten will."
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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