Kickers Offenbach
News, Info's und Zeitungsberichte über den OFC
November 2000

30.11.2000: Michael Blättel reizt der Trainerjob
29.11.2000: Blättel ein Kandidat für die Kickers
29.11.2000: Vom "Technischen Direktor" zum Manager
28.11.2000: Müller sucht Fachkräfte für Kickers
28.11.2000: Wer ist die große Stütze im Offenbacher Drei-Säulen-Modell ?
28.11.2000: Becker und Stohn haben OFC-Spiel wiederbelebt
27.11.2000: Gerster verzichtet auf Sitz und Stimme im Präsidium
27.11.2000: Die Rückkehrer wissen nicht, was sie davon halten sollen
27.11.2000: Die neue Rolle des Klaus Gerster: Manager ohne Sitz im Präsidium
27.11.2000: Die Spieler "an der Ehre gepackt" und ihnen den Druck genommen
27.11.2000: Gründlich verrechnet
27.11.2000: Das Konzept ist geglückt
25.11.2000: Ehrungen bei Kickers Offenbach
25.11.2000: Des Gentlemans große Liebe soll wieder bessere Tage erleben
24.11.2000: Trier seit Wochen im Hoch
24.11.2000: Vasic wird definitiv nicht unser Trainer
24.11.2000: Manager Klaus Gerster gibt's nicht mehr
24.11.2000: Schlammschlacht in Offenbach
24.11.2000: Herzensentscheidung oder perfektes Schauspiel ?
24.11.2000: Schwarze Stunde
24.11.2000: Klaus Gerster legt Zahlen offen
24.11.2000: Neuer Anfang, alte Brandherde
24.11.2000: Kickers Offenbachs letzte Hoffnung heißt Dieter Müller
23.11.2000: Überraschung vor Mitternacht: Dieter Müller Kickers-Präsident
23.11.2000: Beifall nach Tunns Rücktritt
23.11.2000: Vasic soll 650 000 Mark verdienen
23.11.2000: Müller sieht Torleute noch nicht 100 Prozent am Limit
23.11.2000: Gerster vor Versammlung entlassen
23.11.2000: OFC-Keeper bekommen ihren eigenen Trainer
23.11.2000: Dieter Müller vor Wahl zum OFC-Präsidenten
23.11.2000: Kickers-Versammlung: Tunn zieht sich zurück
23.11.2000: Gegen Trier eine Chance für Stohn und Becker
22.11.2000: Oberliga als Horrorvision
22.11.2000: Das Beste aus gut einem Jahr Kickers
22.11.2000: Zehn Fragen für Mitglieder
22.11.2000: Wirtschaftliches Gewissen des Klubs
22.11.2000: Zündet Klaus Gerster wie angekündigt seine Bombe?
22.11.2000: Das Ende von Gerster beim Kickers-Showdown?
22.11.2000: Walter Müller soll die Opposition führen
21.11.2000: Spieler Dworschak fordert konsequentes Durchgreifen
21.11.2000: Freiwillige fürs Schattenkabinett gesucht
20.11.2000: Kickers und eine Bilanz der Hinrunde
20.11.2000: Horst Jung nennt Klaus Gerster eine Hypothek
20.11.2000: Sind Gersters Tage beim OFC gezählt?
20.11.2000: OFC droht eine Schlammschlacht
20.11.2000: Verständnis beim Vorstand Aufschub für Djuradj Vasic
18.11.2000: Anträge kein Problem
17.11.2000: Für Müller ist Fußball ganz einfach
17.11.2000: Regensburg bangt um Freistoßspezialist
15.11.2000: Müllers Bedingung: Ohne Ollie mache ich es nicht!
15.11.2000: Volles Risiko mit Vasic?
15.11.2000: Hatte hier 'ne schöne Zeit
15.11.2000: Oliver Roth und Dieter Müller trainieren den OFC vier Spiele lang
14.11.2000: Vier Stunden, dann kommt Kickers-Knaller
14.11.2000: Talfahrt der Offenbacher Kickers hat erste Konsequenzen
13.11.2000: Teile der Ablöse für Kolinger und Graf nur durchlaufende Posten?
11.11.2000: Noch fehlt die Unterschrift
11.11.2000: Kickers bieten Vasic Vertrag bis Juni 2003
11.11.2000: "Ein Spiel wie jedes andere"
11.11.2000: FC 05-Coach gibt Erklärung am 18. November ab
10.11.2000: Freier Fall des OFC
10.11.2000: Trainer Hahn: Kampf wird Trumpf sein
10.11.2000: Angeschlagene Boxer
10.11.2000: Rudi Bommer warnt sein Team vor den Kickers
08.11.2000: Verkaufen nicht unser Tafelsilber
08.11.2000: OFC löst Vertrag mit Kolinger auf
07.11.2000: Dubravko Kolinger hat seinen Spind leer geräumt
07.11.2000: Alles deutet auf Vasic als OFC-Coach hin
06.11.2000: Roth: Keiner hat gefragt
05.11.2000: Kolinger verlässt das sinkende Schiff und Lars Schmidt wird Trainer ?
04.11.2000: "Es ist schade, was da vor sich geht"
04.11.2000: Jetzt ist Kickers Offenbach auch noch um 5000 Mark ärmer
04.11.2000: Offenbacher Polizei steht "Großeinsatz" bevor
04.11.2000: Einbruch in den Fan-Shop der Kickers
04.11.2000: Trainer Hahn: Lilien unter Druck setzen
04.11.2000: Wiedersehen am Bieberer Berg
04.11.2000: Wird Kowarz Chefcoach?
03.11.2000: In Offenbach soll es jetzt wieder Knut Hahn richten
03.11.2000: Derbyfieber erfasst nun auch den Trainer
03.11.2000: "Wir sollten keine Luftschlösser bauen"
03.11.2000: Runter von der Herdplatte
03.11.2000: Taten statt Phrasen
03.11.2000: "Haben uns den Mist selbst eingebrockt"
03.11.2000: OFC-Chaos: Jung greift ein, Kohls dankt ab, Gerster gibt Fehler zu
03.11.2000: Tunn & Hahn: Nebenbei die Kickers
02.11.2000: Formiert sich Opposition zu Tunn und Co.?
02.11.2000: Dieter Müller setzt auf Jugend
02.11.2000: Ulrich Jung zum OFC: Der Berg ruft - um Hilfe...
02.11.2000: Knut Hahn leitet wieder das Training
02.11.2000: Mit neuer Crew will Ulf Tunn nun doch ans Steuer
01.11.2000: Brauchen nur Leute, die für den OFC die Ärmel hochkrempeln
01.11.2000: Auf der vergeblichen Suche nach einem Präsidenten

 
News vom Do. 30.11.2000

Michael Blättel reizt der Trainerjob

Michael Blättel ist offenbar ein Anwärter für das Traineramt beim Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach. Der 40 Jahre alte Fußballlehrer aus Elz entspreche dem Anforderungsprofil, wonach der neue Mann "ein Fußballbesessener, der sich in der Region auskennt", sein müsse, ließ OFC-Präsident Dieter Müller durchblicken. Blättel trainierte zuletzt den damaligen Regionalligisten FSV Frankfurt, verließ den Klub aber im Juni nach dem Abstieg der Frankfurter, die auf Grund eines Drei-Punkte-Abzuges durch den Süddeutschen Fußball-Verband (SFV) in die Relegation mussten und in zwei Entscheidungsspielen am SSV Jahn Regensburg scheiterten. Blättel, der sich den 1:0-Sieg der Offenbacher gegen Eintracht Trier am vergangenen Freitag von der Tribüne aus ansah, wäre nicht abgeneigt, das schwere Amt bei den in Abstiegsgefahr schwebenden Kickers zu übernehmen.

"Das wäre eine sehr reizvolle Aufgabe", sagte der frühere Profi, der sehr ehrgeizig ist und als hemdsärmeliger, ehrlicher Arbeiter der OFC-Mentalität durchaus entsprechen würde. Gespräche, so Blättel, habe es aber noch keine gegeben.

Teammanager Oliver Roth relativierte indes ein Interesse an Blättel. "Momentan ist das an den Haaren herbeigezogen", sagte der Publikumsliebling, der nach dem Zweitliga-Abstieg des OFC vor fünf Monaten seine aktive Karriere beendete. Jeder im Verein mache sich Gedanken, aber über die Besetzung des Trainerjobs sei definitiv noch nicht gesprochen worden, so Roth. Erst nach den beiden Spielen in Erfurt und gegen die Amateure des FC Bayern München werde man sich zusammensetzen und über Namen sprechen. Zudem hänge von dem Ausgang dieser Partien ab, nach welchem Trainertyp sich der Verein umsehen werde. Auf alle Fälle sind Dieter Müller und Michael Blättel alte Weggefährten, in der Saison 1985 / 86 spielten sie zusammen beim 1. FC Saarbrücken, konnten aber den Abstieg aus der Ersten Bundesliga nicht verhindern. 1990 besuchten beide den Trainerlehrgang zur Erwerbung des A-Scheins - Müller und Blättel belegten sogar ein Zimmer.

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Mi. 29.11.2000

Blättel ein Kandidat für die Kickers

Offenbach (app). Wer wird neuer Trainer der Offenbacher Kickers? Dieter Müller will sich an Spekulationen zwar nicht beteiligen, doch bestätigt er, dass das Anforderungsprofil ("ein Fußballbesessener, der sich in der Region auskennt") auf Michael Blättel passt. Der ehemalige Trainer des FSV Frankfurt saß am vergangenen Freitag beim 1:0 gegen Trier am Bieberer Berg auf der Tribüne. Spätestens Mitte Dezember will Vereinspräsident und Interimstrainer Müller den neuen Coach des krisengeschüttelten Regionalligisten präsentieren.

Die Personalsituation hat sich vor dem Spiel am Samstag (14 Uhr) beim Tabellennachbarn Rot-Weiß Erfurt entspannt. Lars Schmidt, René Keffel, Michael Köpper und Patrick Dama trainieren wieder mit. Lediglich Manfred Binz fällt weiter aus. Zurzeit im Probetraining beim OFC: ein 18-jähriger Stürmer von Hajduk Split.

(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Mi. 29.11.2000

Vom "Technischen Direktor" zum Manager

Gerster verliert Präsidiumssitz

Fragen über Fragen. Dieter Müller, vom abgetauchten Kickers-Idol über den Interimstrainer-Posten zum Präsidenten durchgestartet, befindet sich im Dauerstress. Gestern, Sonntag, tagte die neue Führungsriege des OFC im Stadion "Bieberer Berg". Ein Konzept für die Rettung des angeschlagenen Traditionsvereins muss schnellstens erarbeitet werden.

Da die Amtsübernahme für Müller in dieser Form ebenso überraschend kam wie für die neuen Vizepräsidenten Thomas Kalt, Edgar Old und Schatzmeister Thomas Delhougne, verlässt man sich in Offenbach wieder auf die Dienste von Klaus Gerster. Auf der außerordentlichen Jahreshauptversammlung vom scheidenden Präsidium noch wegen personeller und strategischer Fehlgriffe nach fünf Jahren entlassen, muss Gerster den Newcomern nun den Sachverhalt "OFC" erläutern.

Doch die strittige Funktion als sogenannter "Technischer Direktor", in der er zuletzt alle Fäden in der Hand hatte, wird Gerster nicht mehr einnehmen, verliert seinen Präsidiumssitz, bleibt aber Manager. Für die sportlichen Belange wurde der frühere Torjäger und Noch-Trainerassistent Oliver Roth engagiert, mit dem offiziellen Titel des Teammanagers.

(Von Holger Kliem, KICKER ONLINE)

 
News vom Di. 28.11.2000

Müller sucht Fachkräfte für Kickers

Offenbach (app). Der 1:0-Sieg gegen Eintracht Trier war "in mehrfacher Hinsicht immens wichtig für Kickers Offenbach", wie Dieter Müller, der Interimstrainer und neue Präsident des Fußball-Regionalligisten, gestern festgestellt hat. Nachdem der OFC den letzten Tabellenplatz an Pfullendorf abgegeben hat, kehrt im Verein nach den turbulenten Wochen offenbar langsam etwas Ruhe ein. Und die, sagt Müller, sei wiederum dringend nötig vor dem Spiel am Samstag in Erfurt und den anstehenden Gesprächen in den kommenden Tagen. Zum Beispiel mit...

Sponsor Horst Jung. Mit ihm will Müller weiter zusammenarbeiten, auch Wenn "die Situation für ihn nach der Mitgliederversammlung in der vergangenen Woche nicht gerade einfach ist".

möglichen Kandidaten für den Trainerposten. In den Tagen nach dem letzten Spiel der Kickers in diesem Jahr gegen die Amateure des FC Bayern München (Freitag, 8. Dezember) will Müller den künftigen OFC-Coach präsentieren - "am liebsten einen Fußballbesessenen, der sich auch in der Region auskennt".

mit den Vertretern der Jugendabteilung. Müller: "Ein Verein wie der OFC braucht zusätzlich einen Koordinator von der A-Jugend bis runter zu den ganz Kleinen. Wir müssen uns noch viel intensiver um den Nachwuchs bemühen."

mit Freunden, Trainern und Ex-Spielern, "um in ganz Hessen mehr Talente für die Kickers zu sichten".

(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Di. 28.11.2000

Wer ist die große Stütze im Offenbacher Drei-Säulen-Modell ?

Ein Triumvirat soll künftig die Geschicke der Kickers lenken, wobei die Rolle von Manager Klaus Gerster weiter diffus bleibt

Sind seine Kompetenzen tatsächlich beschnitten ? Ist seine schon fast Unheimliche Machtfülle wirklich beschränkt worden ? Nimmt er sich zurück, stellt sich in den Dienst der Sache ? Oder laufen bei ihm, Klaus Gerster, weiterhin die Fäden zusammen, wird er im Hintergrund unvermindert die Strippen ziehen ? Bleibt er der Alleinunterhalter, der allmächtige Herrscher ? Fragen über Fragen, nur wer gibt die Antworten ? Vermutlich die Zukunft.

Offiziell hat Klaus Gerster dem neuen Präsidium der Offenbacher Kickers Während der ersten, fünfstündigen Sitzung am Sonntag mitgeteilt, nicht mehr als Technischer Direktor zur Verfügung zu stehen, was im Grunde nur zur Folge hat, dass er Stimme und Sitz im Präsidium verliert. Gerster trägt nun die Bezeichnung Manager, was ja nicht so furchtbar originell ist, denn ändert sich dadurch etwas an Seinen Aufgaben ? Nicht viel, möchte man meinen, er ist weiterhin in die Sportlichen Entscheidungen eingebunden, soll Spieler sichten, Verhandlungen führen. Doch Alleingänge, heißt es, werde es nicht mehr geben, für sportliche Belange Werde ab sofort "das Triumvirat" zuständig sein, sagt der zum Teammanager Ernannte Oliver Roth, wobei er sich selbst, Klaus Gerster und Präsident Dieter Müller meint, der als Präsident aber das letzte Wort haben wird. Der 46 Jahre alte neue Boss des Vereins hatte in der zurückliegenden Woche durchblicken lassen, "auf die Erfahrung Gersters nicht verzichten zu wollen", sagte aber auch, Gerster habe Schwächen im sportlichen Bereich, die er auszumerzen gedenke. Am Freitag, einen Tag nach der außerordentlichen Mitgliederversammlung, sah Müller Gersters Zukunft im Verein noch eher im Marketing.

Roth und Gerster sollen jedenfalls gleichberechtigt sein, Publikumsliebling Roth wird zudem, wie er selbst äußert, "als Bindeglied zwischen Mannschaft, Trainer und Präsidium" fungieren. Auch Spielertransfers, die Zusammenstellung des Kaders und die Suche nach einem neuen Trainer fallen jetzt mit in den Zuständigkeitsbereich von Roth, doch gerade die Verhandlungen mit Akteuren soll Gerster Federführend übernehmen, da der Manager, so Roth, "im Vertragswerk sehr erfahren und Kompetent ist".

Auch Gerster ist die Verteilung der Macht "auf drei Säulen" (Roth) Vordergründig lieber, er wolle sich ein bisschen zurückziehen, "je weniger ich gebraucht werde, desto besser ist es", sagte der Manager, der bereits fünf Jahre für den OFC arbeitet, in den vergangenen Monaten aber durch viele hanebüchene Entscheidungen auch intern heftig in die Kritik geriet, ehe er aus der Mitgliederversammlung im Grunde als heimlicher Sieger hervorging.

Wie aber geht es bei OFC sportlich weiter ? Wer wird Trainer, nachdem das Thema Djuradj Vasic vom Tisch ist ? In den beiden Spielen bis zur Winterpause bei Rot-Weiß Erfurt, das gerade den früheren Eintracht-Co-Trainer Frank Engel entlassen und Hans-Ulrich Thomale engagierte, und gegen die Amateure des FC Bayern München werden Müller und Roth das Team betreuen, und erst danach soll darüber Befunden werden, wer die Kickers vor dem Abstieg in die Oberliga Hessen retten soll. Die Entscheidung wird übrigens das Triumvirat herbeiführen, natürlich.

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Di. 28.11.2000

Becker und Stohn haben OFC-Spiel wiederbelebt

Manchmal muss sich Matthias Becker vorkommen, als spiele er die Hauptrolle in einem schlechten Film, in einem richtig miesen Schinken, der immer und Immer wieder gezeigt wird. Wie oft er schon der Sündenbock war, der phlegmatische, arrogante, überschätzte Kicker, der vor dem Tor weit weniger abgezockt als bei Vertragsverhandlungen auftritt, weiß er vermutlich gar nicht mehr. Bei Kickers Offenbach zumindest ist er schon ein paar Mal der Dumme gewesen, das Publikum mag ihn nicht so recht, und da zum Beispiel auch Ex-Trainer Dragoslav Stepanovic nur ein Mensch ist, hat er auf des Volkes Stimme gehorcht und Becker Zusammen mit Tom Stohn verbannt, in die zweite Mannschaft gesteckt, zum Verkauf freigegeben. Manager Klaus Gerster hat das Spielchen schön mitgespielt, er ist sogar Knut Hahn, der auch mal übergangsweise die erste Mannschaft anleiten durfte, während einer Pressekonferenz einmal über den Mund gefahren, wollte dieser doch überlegen, ob er Becker und Stohn wieder in den Kader berufen wird.

Präsident und Trainer Dieter Müller nun hat sich da nicht sehr drum gekümmert, er hat die beiden Techniker, fußballerisch wohl die stärksten im Team, in der Stunde der größten Not zurückgeholt, sie am Freitag gegen Trier von Beginn an spielen lassen, und sie dankten es mit einer tadellosen Leistung, hatten Keinen geringen Anteil am 1:0-Sieg, dem ersten seit dem 16. September - kurz drauf waren sie ausgemustert worden. "Stohn und Becker", erklärte Müller, "haben unser Spiel belebt", beide Akteure seien ähnliche Typen, eben sensibel und wankelmütig, "sie brauchen Vertrauen und Zuspruch". Die beiden Fußballer trauen der Sache noch nicht so recht, sie wissen, wie schnell sich in Offenbach der Wind wieder drehen und ihnen unerbittlich ins Gesicht peitschen kann. "Wer weiß, was morgen ist", hat Becker gesagt, den Kopf werde er sich nicht zerbrechen. Dabei kommt der nächste Trainer doch ganz bestimmt.

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Mo. 27.11.2000

Gerster verzichtet auf Sitz und Stimme im Präsidium

Offenbach. Klaus Gerster zieht sich zurück - nicht ganz, aber ein ordentliches Stück. Als Technischer Direktor wurde er als letzte Amtshandlung der Ex-Präsidiumsmitglieder Wilfried Kohls und Horst Zang Mitte vergangener Woche entlassen. Und in dieses Amt wird Gerster nicht zurückkehren. Das teilte er der neuen Vereinsführung zu Beginn einer fünfstündigen Sitzung gestern mit. Damit verzichtet Gerster auf Sitz und Stimme im Präsidium. Er steht dem Regionalligisten aber weiter als Manager zur Verfügung. Ehrenamtlich, wie er sagt, ohne Entgeld und Vertrag. So wie auch Oliver Roth, der künftig als Teammanager arbeitet. In Verbindung mit Manager Gerster und Teammanager Roth wird Präsident Dieter Müller die sportlichen Entscheidungen treffen. Das letzte Wort hat hier Müller, wie auch die Gesamtverantwortung für alle Bereiche. Vize-Präsident Edgar Old kümmert sich um die Jugend- und Amateurabteilung, der zweite Vize Thomas Kalt um das Marketing, die übrigen Abteilungen und den Bereich Fans. Schatzmeister Thomas Delhougne, bisher nur kommissarisch ins Amt gewählt, verantwortet Finanzen, Etat und Controlling der Geschäftsführung.

"Je weniger ich gebraucht werde, desto besser", sagt Gerster und will damit Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen. Denen, die sagen, er habe die Hauptversammlung nur zum Show-Down mit Hauptsponsor Horst Jung genutzt und trete nun nach erfolgreichem Kräftemessen ab; und denen, die ihm vorwerfen, er mache weiter wie bisher. Beides sei nicht der Fall. Mit Jung in dessen Funktion als Hauptsponsor werde er reden, "das habe ich ihm nach der Hauptversammlung zugesagt". Vor der Versammlung hatte Jung Gerster zum Rücktritt aufgefordert. Während der Versammlung erwiderte Gerster an Jung gerichtet, dass nur er alleine darüber entscheide, wann und wie er gehe.

Gerster macht also weiter bei Kickers Offenbach, aber nicht wie bisher. Aufgaben und Einfluss sollen aufgeteilt werden. "Und wenn das alles ohne mich funktioniert, um so besser." Bisher war sein Honorar nach eigenen Angaben abhängig vom Erfolg. Er hatte eine Vereinbarung, die ihm prozentuale Beteiligung an den Einnahmen aus den Fernsehgeldern im Profifußball zusicherte. Diese Vereinbarung laufe im Sommer 2001 aus. Zudem sei Honorar aus TV-Einnahmen momentan kein Thema, da "Kickers Offenbach die nächsten 20 Monate garantiert nicht im bezahlten Fußball spielt".

Wie soll umgesetzt werden, was das Präsidium in der Marathonsitzung mit Thomas Zahn, dem Vorsitzenden des Verwaltungsrats, beschloss? Beispiel: Gerster führt, im Auftrage des Präsidiums, Verhandlungen mit Spielern. An den Gesprächen soll auch Roth teilnehmen. Der Ex-Stürmer sieht sich als Verbindungsmann zwischen Präsidium und Mannschaft, die er noch bis zur Winterpause als Co-Trainer betreut. Präsident Müller, den die Spieler mit "Coach und Sie" (Stefan Dolzer) ansprechen, betreut das Team ebenfalls noch in den zwei Spielen gegen Erfurt und die Bayern-Amateure. Danach werde man sich wegen des neuen Trainers zusammensetzen", sagte Vize Thomas Kalt. Wenn der erst gefunden ist, wird es wieder enger auf der Ehrentribüne, auf der gegen Trier die unterste Reihe leer blieb. Dort sitzen für gewöhnlich Vereinsführung und Honoratioren. Beim 1:0 gegen Trier war das anders, die besten Plätze blieben frei: Denn Präsident Müller hockte auf dem Trainerstuhl, Vize Kalt in der dritten Reihe auf seinem angestammten Platz aus seiner Zeit als Verwaltungsratsmitglied, Gerster saß daneben. Horst Jung erschien nicht, Ehrenpräsident Waldemar Klein war krank.

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Mo. 27.11.2000

Die Rückkehrer wissen nicht, was sie davon halten sollen

Offenbach (bam). "Ich hoffe, dass ich in Erfurt wieder dabei bin und meine Chance nutze. Dann kommt die nächste Partie." Klingt wie eine Phrase, passt aber: Matthias Becker (26) denkt nur von Spiel zu Spiel. Was bleibt ihm anderes übrig?

Vom Ex-Präsidium in Abstimmung mit dem vormaligen Technischen Direktor Klaus Gerster und Ex-Trainer Dragoslav Stepanovic abgeschoben, nach Ladehemmung in der ersten Mannschaft erfolgreich in der Reserve (acht Tore), von Dieter Müller zurückgeholt - da kommen Fragen auf und der Stürmer zu der Antwort: "Was soll ich mich verrückt machen; wer weiß, was morgen ist?" Die Degradierung sei Schnee von gestern. "Ich bin kein nachtragender Mensch. Aber ich bin vorsichtig geworden." Er will nicht nachlegen: "Es ist aber interessant, was man so alles erlebt. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ist schon alles ein wenig merkwürdig."

Gedanken über seine Zukunft als Fußballer müsse er sich sicherlich machen. Sein Vertrag läuft im Sommer aus. Und deutlicher als die Kickers nach dem 1:2 gegen Wehen zu Becker und Tom Stohn (31) kann ein Verein einem Fußballer nicht sagen: Geh, such' Dir einen neuen Klub! In der Situation Ende September hätte sich Becker mehr Rückendeckung gewünscht. Auf eine Begründung für die Aktion wartet er noch. "Es hat mir nie einer gesagt: Du hast schlecht trainiert, Du hast dies nicht, Du hast das nicht."

Damals kam der Verdacht auf: Beiden könnten Bauernopfer sein, um nach der sportlichen Pleite die Masse der Kritiker zu beruhigen. Dass Becker und Stohn nicht aufschreien würden, war klar. Sie gehören zu den Spielern in der Mannschaft, denen auch Trainer Dieter Müller Zurückhaltung und Sensibilität nachsagt. Er meint es als Lob und holte sie zurück, "weil ihre Qualitäten bekannt sind". Stellen sich nicht nur Becker und Stohn die Frage: Haben andere sie verkannt?

Eine Frage, auf die auch Stohn in acht Wochen ohne Wettkampfpraxis keine Antwort fand. Die Zeit füllte er mit Waldläufen und Training mit der Reserve. Gespielt hat er dort nicht. Was kommt nach dem 30. Juni, wenn sein Vertrag endet? "Ich weiß es nicht." Zwei Jahre will er noch spielen. Das "Wo" stellt sich für ihn derzeit nicht. "Mal abwarten, welcher Trainer jetzt kommt." Ähnlich äußerte sich Becker: "Ich will das Spiel gegen Trier nicht überbewerten. Man hat gesehen, wie schnell alles gehen kann."

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Mo. 27.11.2000

Die neue Rolle des Klaus Gerster: Manager ohne Sitz im Präsidium

Offenbach. Nach dem so wichtigen 1:0-Heimsieg gegen Eintracht Trier, dem ersten Erfolg nach neun sieglosen Begegnungen, kam die neue Führung des Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach am gestrigen Sonntag auf dem Bieberer Berg zusammen. Nach einem rund fünfstündigen Sitzungsmarathon hatte sich das am vergangenen Mittwoch gewählte Präsidium um seinen ersten Mann Dieter Müller dann konstituiert.

Die ersten Entscheidungen der neuen Chefetage: Müller und seine Mitstreiter kamen dem Wunsch von Klaus Gerster nach, sein bisheriges Amt des Technischen Direktors zur Verfügung zu stellen, in dem er zuletzt alle Macht im Club auf sich vereint hatte. Auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung hatte das scheidende Rumpf-Präsidium um Vizepräsident Wilfried Kohls in einer letzten Amtshandlung das Arbeitsverhältnis mit Gerster beendet.

Nun holte Müller Gerster wieder ins Boot, jedoch nicht mehr mit seinen alten Aufgaben, sondern als Manager. Gerster verliert dadurch seinen Sitz und seine Stimme im Präsidium. Die Verantwortung sei so auf mehrere Schultern verteilt, sagte Gerster nach der Sitzung zufrieden. Für die sportliche Kontrolle wurde der frühere Torjäger Oliver Roth als so genannter Team-Manager installiert. "Ich kümmere mich um alle Belange der Ersten Mannschaft", beschrieb Roth das neu geschaffene Amt, das er ehrenamtlich ausüben wird. Zusammen mit Gerster und Müller wird Roth dabei in Zukunft die Fußballplanung übernehmen.

Und so sollen nach einer kurzen Einarbeitungsphase bereits in rund zwei Wochen die wichtigsten Entscheidungen für die Rückrunde getroffen werden. Ein Trainer wird gesucht, da die jetzige Lösung mit Roth und Präsident Müller auf der Bank mit Beginn der Winterpause beendet sein soll und sich das Thema Vasic je schon erledigt hatte. Des weiteren wurden die Rollen der Vizepräsidenten ausgearbeitet. Edgar Old soll sich dabei um die Jugend- und Amateurabteilung kümmern. Thomas Kalt ist verantwortlich für Marketing, die restlichen Abteilungen des Vereins sowie für die Fanclubs. Das Amt des Schatzmeisters hat Thomas Delhougne inne. Jede Menge Arbeit kommt jetzt auf Müller und seine Mitstreiter zu, denn ein Konzept muss entwickelt werden, um den Traditionsclub aus Offenbach vor dem Absturz zu bewahren.

So steht zunächst der Klassenerhalt auf dem obersten Platz der Prioritätenliste. Und dann wird der Verein auch auf Grund der derzeitigen angespannten Finanzlage in den nächsten Jahren seine großen Ambitionen verwerfen müssen, um sich in der Regionalliga zu konsolidieren. Teure Spielereinkäufe wird es nicht mehr geben, denn derzeit ist die Kalkulation bereits in den Monaten Juli bis September im sechsstelligen Bereich unterschritten. Vor allem dadurch, dass die Zuschauer auf Grund der sportlichen Talfahrt ausbleiben, wie am Freitag beim Heimsieg gegen Trier, als den Siegtreffer in der 36. Minute durch Stefan Ertl nur noch rund 4000 Zuschauer bejubelten.

Nach wie vor unklar ist zudem, ob der Kickers-Mäzen und derzeitiger Hauptsponsor Horst Jung (Portas) nach den Attacken gegen seine Person auf der Mitgliederversammlung (wir berichteten) das finanzielle Engagement bei den Kickers fortsetzen wird. Ohnehin läuft der Sponsorenvertrag am Saisonende aus. "Normalerweise hätte ich mich sofort zurückziehen sollen, aber der Verein liegt mir eben am Herzen. Deshalb werde ich meine Entscheidung nochmals überdenken", sagte Jung gestern.

(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)

 
News vom Mo. 27.11.2000

Die Spieler "an der Ehre gepackt" und ihnen den Druck genommen

Gegen Trier hat OFC-Trainer Müller die richtigen Mittel gefunden / Gerster jetzt ohne Sitz und Stimme, aber nicht entmachtet

Am Freitagabend hat das Deutsche Sport-Fernsehen, dem drittklassiger Fußball für gewöhnlich so egal ist wie der berühmte Sack Reis, der in China umfällt, einen Beitrag über Kickers Offenbach ins Programm genommen. Aus gegebenem Anlass, versteht sich. Schließlich ist es nicht ganz normal, dass ein an Tradition reicher Fußballverein wie der OFC einen Trainer hat, der gleichzeitig Präsident ist, und dann ist diese Person ja auch nicht irgend eine, sondern sie heißt Dieter Müller. Kein ganz Schlechter seiner Zunft war der früher ja mal, was natürlich untertrieben ist, Nationalspieler ist der ehemalige Mittelstürmer gewesen, deutscher Meister und französischer, Torschützenkönig in Deutschland und Frankreich.

Und da Altgediente ja ohnehin wieder salonfähig, auf dem Vormarsch sind, hat das DSF Dieter Müller porträtiert, hat ihn auf dem Trainingsplatz gezeigt, in seiner Fußballschule, im Anzug, in seinem Porsche, und auch die gute Seele des OFC, Waltraud "Mutter" Wagner, durfte ein paar Anekdoten über den Offenbacher Buben zum Besten geben, dass der heute 46-Jährige eben nur Fußball im Kopf habe und ein ganz lieber Kerl sei. Am Ende hat der Moderator im Studio den Beitrag dann noch ergänzt und sinngemäß gesagt: Und mit Dieter Müller ist der Erfolg zurückgekehrt, heute Abend hat Kickers Offenbach 1:0 gegen Eintracht Trier gewonnen und den letzten Tabellenplatz verlassen.

Nun ist Dieter Müller natürlich kein Messias, dessen bloße Präsenz für Tore und Punkte sorgt, aber es ist wohl nicht falsch zu behaupten, dass sich in der Nacht zum Donnerstag mit Müllers Wahl zum mächtigsten Mann im Verein etwas grundlegend verändert hat, was sich prompt auf die vormals so übel kickenden Spieler übertrug. Mit einem Mal spielten sie befreit auf, sie kämpften und rannten, grätschten und bissen, die Zentnerlast der Ungewissheit, die Geist und Körper gelähmt hatte, purzelte von den Schultern, und das Alibi war ihnen genommen.

Am Freitagabend waren erstmals elf Offenbacher Fußballer am Werk, die an einem Strang zogen, mit- und nicht gegeneinander spielten, die die schicksalsträchtige Partie gegen Trier gewinnen wollten, egal wie, koste es, was es wolle. Auch Eintracht-Trainer Paul Linz, der den OFC vor zehn Tagen bei der 0:1-Schlappe gegen Regensburg beobachtet hatte, war der unbändige Siegeswille der Hessen nicht entgangen, weshalb er auch lieber vor einer Woche auf dem Bieberer Berg gespielt hätte. "Heute", erklärte er am Freitag, "stand eine andere Offenbacher Mannschaft als vor einer Woche auf dem Platz - da brauchen wir uns nichts vormachen. Wir haben uns von dem Elan beeindrucken lassen."

Es war tatsächlich, gerade in der ersten Halbzeit, die mit Abstand beste Saisonleistung der Kickers, was vielleicht auch daran lag, dass Dieter Müller, "die Respektsperson", wie ihn Libero Stefan Dolzer nannte, seine Mannen "an der Ehre gepackt" hatte und im gleichen Maße versuchte, ihnen den ungeheuren Druck zu nehmen. Angst sei ein schlechter Ratgeber, sagte Müller, "sie tötet alles". Fußball sei ein einfaches Spiel, "und Fußball besteht aus harter Arbeit", sagte der Trainer, "das Glück muss man erzwingen, wenn man das nicht probiert, hat man keine Chance". Zudem habe er sich den Mund franselig geredet, seinen Recken immer und immer wieder vor Augen gehalten, welch' große Verantwortung sie haben, dass ihretwegen Menschen auf der Tribüne weinen würden. Der eindringliche Appell hat, zweifellos, Früchte getragen.

Am gestrigen Sonntag dann hat sich das in der Nacht zum Donnerstag neu gewählte Präsidium zu einer ersten, konstituierenden Sitzung getroffen. Nach mehrstündigen Beratungen stand schließlich fest, dass Klaus Gerster nicht mehr Technischer Direktor sein und damit weder Sitz noch Stimme im Präsidium mehr haben wird. Gerster soll fortan Manager-Aufgaben übernehmen, entgegen der Ankündigungen wird er aber im sportlichen Bereich weiterhin ein Wörtchen mitreden. Zudem wird Publikumsliebling Oliver Roth ab sofort als Teammanager fungieren. Präsident Dieter Müller wird in Verbindung mit Gerster und Roth die Richtung in sportlichen Fragen vorgeben.

In Zukunft wird sich außerdem Vizepräsident Edgar Old um die Jugend- und Amateurabteilung kümmern, sein Kollege Thomas Kalt ist verantwortlich für Marketing und Fan-Klubs, Schatzmeister Thomas Delhougne für die Finanzen.

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Mo. 27.11.2000

Gründlich verrechnet

Da haben sich die Fußball-Experten gründlich verrechnet. Jene, die mit der Einführung einer eingleisigen dritten Profiliga liebäugelten und der von vier auf zwei Gruppen reduzierten Regionalliga den sicheren (wirtschaftlichen) Tod vorausgesagten, sind schon nach der ersten Halbserie der drittklassigen Zweigleisigkeit widerlegt. Zumindest so weit man das zum jetzigen Zeitpunkt behaupten kann. Bereits nach der Hälfte aller Spiele in der Süd-Gruppe haben rund 100 000 Zuschauer mehr die Stadiontore passiert, als in der gesamten Saison 1999/2000. Zudem hat sich die im Vorfeld von vielen Vereinen als unerträgliche Last empfundende Wirtschaftslichkeitsprüfung ausgezahlt: Kein Verein, weder im Norden noch im Süden, ist bislang in seiner Existenz bedroht. Das war vor Jahresfrist noch ganz anders. Verrechnet haben sich auch die Offenbacher. Noch vor zwölf Monaten träumte der OFC, den 100. Geburtstag 2001 vor Augen, von der Etablierung im bezahlten Fußball und der Rückkehr in die Bundesliga. Eine über zwei Spielzeiten hinweg verfehlte Personalpolitik bescherte nicht nur den Zweitligaabstieg, sondern auch den Sturz auf den letzten Platz der Regionalliga.

Dass es auch anders geht, beweist der Karlsruher SC. Die Badener, ebenso wie die Kickers Zweitligaabsteiger, haben aus den Fehlern der Vergangenheit, die beinahe in einem Konkurs gemündet wären, gelernt und um Trainerneuling Stefan Kuntz eine Mannschaft gebaut, die die Tabelle anführt. Sollten allerdings mit Karlsruhe und Offenbach die einzigen Publikumsmagneten die an klangvollen Namen deutlich ärmere Süd-Gruppe verlassen, dürften sich schnell die Kritiker und Mahner wieder auf den Plan gerufen fühlen, da die Vereine den in der Tat erheblichen finanziellen Aufwand ohne volle (Zuschauer-)Kassen nur schwerlich leisten können. Es bleibt also über diese Saison hinaus abzuwarten, ob zweigleisiger Regionalligafußball eine Zukunft haben wird.

(Von Sascha Behnsen, FULDAER ZEITUNG)

 
News vom Mo. 27.11.2000

Das Konzept ist geglückt

Fulda/Schlüchtern (kd). Am letzten Wochenende ist die Vorrunde in der Regionalliga Süd zu Ende gegangen und mit dem Karlsruher SC ist eine Mannschaft Herbstmeister geworden, die jahrelang fester Bestandteil des bezahlten Fußballs war und sich nun anschickt, den "Betriebsunfall" Abstieg zu korrigieren. Völlig überraschend zieren die Offenbacher Kickers, die vor einem Jahr ebenfalls noch in der zweiten Liga spielten, das Tabellenende der Klasse. In der Fußballbeilage unserer Zeitung eröffnete der Autor seine Regionalliga-Vorschau mit den Worten: "Ungeliebtes Kind, Notlösung oder sinnvolle Neuerung?" Selten waren sich die Experten so uneins, was die Neugestaltung der zweigleisigen Regionalliga anging. Nach der Hälfte der Saison darf das neue Konzept durchaus als geglückt bezeichnet werden. Wollten vor einem Jahr während der gesamten Runde 370 000 Besucher die Spiele der Regionalliga verfolgen, passierten in der abgelaufenen Vorrunde bereits über 470 000 Zuschauer (Schnitt: 3106) die Stadiontore. Zwar lockten die beiden Ex-Bundesligisten Karlsruher SC (81 300) und Kickers Offenbach (71 500) erwartungsgemäß die meisten Fans in ihre Arenen, doch auch Mannschaften wie Aalen, Siegen oder Regensburg (alle über 30 000 ) dürften mit der Resonanz zufrieden sein.

Zwei unter großem Druck
Für die beiden Absteiger Karlsruher SC und Kickers Offenbach galt es nach dem unrühmlichen Abgang aus der zweiten Bundesliga, so schnell wie möglich den Wiederaufstieg zu realisieren. Mit Etats von knapp über (KSC) oder unter (OFC) zehn Millionen können es sich die beiden Traditionsklubs auch gar nicht leisten, länger in der Drittklassigkeit zu verharren. Zumindest den Karlsruhern scheint der Drahtseilakt zu gelingen. Nach kleinen Anlaufschwierigkeiten hat die neu formierte Elf von Ex-Nationalspieler Stefan Kunz ihren Rhythmus gefunden (aus den letzten acht Spielen holte sie 22 Punkte) und sich als erstes Etappenziel schon einmal die Herbstmeisterschaft gesichert. Völlig entgegen gesetzt verläuft indes der Weg der Offenbacher Kickers. Mit 14 Pünktchen, wovon nur fünf auf eigenem Platz geholt wurden, ziert die Elf vom Bieberer Berg das Tabellenende. Wie hektisch und planlos in Offenbach gewirkt wird, belegen allein die zahlreichen Trainerwechsel. Es würde den Rahmen sprengen, alle Übungsleiter der Hinrunde aufzuzählen. Nur soviel: Am letzten Vorrundenspieltag saß mit Dieter Müller und Oliver Roth die sechste Trainervariante am Spielfeldrand.

Hessens restliche Vertreter
Einträchtig im Mittelfeld rangieren die beiden anderen Vertreter Hessens, Darmstadt und Wehen. Dabei kommt die relativ gute Platzierung der Taunussteiner schon überraschend, denn erst spät konnten die Verantwortlichen für die Regionalliga planen. Für Wehen wird es darum gehen, die Klasse zu halten, die Darmstädter schielen hingegen noch ein wenig nach oben.

Überraschungen
Die Plätze zwei und drei belegen mit Schweinfurt und Elversberg zwei Mannschaften, die man im Vorfeld durchaus zu den Abstiegskandidaten gerechnet hatte. Nachdem die Elversberger mit der Empfehlung von drei Auftaktsiegen zum Topfavoriten Karlsruhe reisten, glaubten die meisten immer noch an eine Eintagsfliege. Mit dem 0:0 beim ehemaligen Bundesligisten verschafften sie sich aber endgültig Respekt. Völlig überrascht vom Erfolg wurden die Schweinfurter. Da das Umfeld dem Trainer Vasic nicht professionell genug erscheint, liebäugelt er mal mehr oder weniger heftig mit den Offenbacher Kickers.

Enttäuschungen
In der Saison 99/00 war in der Regionalliga Süd der SC Pfullendorf die Sensation schlechthin. Mit Platz zwei weckten sie für die neue Runde Erwartungen, die sie aber bislang noch nicht erfüllen konnten. Ähnlich erging es den beiden einzigen Ostvertretern Jena und Erfurt.

Die Ex-Borussen
Vor der laufenden Saison wechselten gleich vier Spieler von Borussia Fulda zu Vereinen der Regionalliga Süd: Während Cesar Thier bei Kickers Offenbach eine höchst unerfreuliche Zeit durchmachen muss, Gino Riccitelli beim VfR Mannheim aus Verletzungsgründen noch kein Spiel absolvieren konnte, sind Martin Forkel (Wacker Burghausen) und besonders Steffen Stockmann (Schweinfurt 05) in aller Munde. Stockmann hat bereits sechs Saisontore erzielt - bei Borussia gelang ihm im vergangenen Jahr lediglich ein Treffer.

(Von kd, FULDAER ZEITUNG)

 
News vom Sa. 25.11.2000

Ehrungen bei Kickers Offenbach

Offenbach (bam). Auf der Mitgliederversammlung der Kickers in der Stadthalle gab durch Karlo Herbert, den Vorsitzenden des Ehrenrates, Ehrungen. Für 50 Jahre Mitgliedschaft erhielten Willi Konrad, Otto Windegger und Karlheinz Näher die goldene Ehrennadel und die Ehrenmitgliedschaft. Helmut Matschat und Arthur Zahn gehören dem Klub seit 40 Jahren an.

Für 25 Jahre Mitgliedschaft bekamen die silberne Ehrennadel: Gerald Krug, Thomas Zahn jr, Christoph Wildhirt, Martin Kuhn, Matthias Feuerbach, Manfred Luz und Klaus Stumpf.

Die Vereinsnadel in Silber für besondere Verdienste erhielten Willi Weber (Ordnungsdienst), Stefan Weigand und Stefan Hoffmann (beide Jugendausschuss).

Eine besondere Ehrung für seine langjährige Arbeit im OFC-Jugendausschuss und seine Arbeit als stellvertretender Jugendleiter erhielt Alvin Jecek

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Sa. 25.11.2000

Des Gentlemans große Liebe soll wieder bessere Tage erleben

Als Präsident will Dieter Müller die Grabenkämpfe bei Kickers Offenbach beenden / "Lassen Sie mich so sein, wie ich bin !"

Vermutlich muss sich Dieter Müller am frühen Morgen, wenn er auf der Bettkante sitzt und sich den Schlaf aus den Augen reibt, ins Bein zwicken und ein paar Ohrfeigen verpassen, um zu begreifen, dass er nicht mehr träumt. Träumt, Präsident zu sein. Von einem großen, stolzen Verein, der in ein paar Monaten 100 Jahre alt wird, von Kickers Offenbach. Es ist Realität, und es ist wieder mal eine rührende Geschichte, die vielleicht nur der Fußball schreibt, die gar wie ein modernes Märchen rund um die Balltreterei anmutet; oder wer kann schon behaupten, vor zwei Wochen noch Zaungast zu sein, und dann Trainer, und dann Präsident ?

In der Stunde der größten Not, da der OFC im Sturzflug abwärts segelt, sprang der 46-Jährige ein, selbstlos, der Stimme seines Herzens gehorchend, wie er selbst sagte, und er gelobte, alles zu tun, um seine große Liebe, den OFC, vor dem Untergang zu bewahren. "Es geht um die Kickers", betonte er immer wieder, "nicht um persönliche Eitelkeiten." Das Bild, das die Offenbacher in der jüngsten Vergangenheit abgegeben haben, sei ein erschreckendes gewesen, in sich zerfressen, zerstritten, gespalten in zwei Lager, "die Grabenkämpfe hier sind eine traurige Geschichte", sagte Müller, "hier gibt es Neid und Missgunst." Doch er werde aufräumen, versuchen, "vernünftige Gespräche" zu führen, mächtige und im Klinsch liegende Männer wie Klaus Gerster und Horst Jung an einen Tisch zu bekommen. Dieter Müller, die Integrationsfigur ?

Auf alle Fälle ist Müller, der Gentleman, eine ehrliche Haut, ein gutmütiger Kerl, zuweilen leichtgläubig und naiv, aber immer geradeaus, kein Strippenzieher, keiner, bei dem im Hintergrund die Fäden zusammenlaufen. Selbsteinschätzung gehört zu seinen Stärken, so Müller, und wenn er sagt, "Klarheit hilft der Wahrheit, und Offenheit hilft Offenbach", dann meint er es genau so. Dieter Müller, in Offenbach geboren und aufgewachsen, hat im Laufe seiner 46 Jahre einiges erlebt, Höhen und Tiefen, wie man sagt, er hat den süßen Müßiggang genossen, die schönen Seiten des Profi-Daseins, und er hat die hässliche Fratze des Lebens kennen lernen müssen, damals, 1997, als sein 16 Jahre alter Sohn an Krebs starb. Natürlich war das der schwerste Schicksalsschlag für den früheren Nationalspieler, doch Dieter Müller, Besitzer einer Fußballschule, hat sich nie unterkriegen lassen, er hat gekämpft, und wenn man ihn am Boden wähnte, dann stand er wieder auf.

Und wer will einer Galionsfigur wie Dieter Müller, der in Offenbach das Fußball-ABC erlernte, allen Ernstes etwas über Fußball erzählen ? 303 Mal spielte der früher gefürchtete Mittelstürmer in der Bundesliga, acht Jahre davon beim 1. FC Köln, mit dem er Deutscher Meister und Pokalsieger wurde. 177 Tore hat Dieter Müller erzielt, zweimal, 1977 und 1978, wurde er Torschützenkönig Auf insgesamt zwölf Einsätze brachte er es im Dress der Nationalelf, wobei er 1976 bei der Europameisterschaft einen Einstand nach Maß hatte, als er im Halbfinale gegen Jugoslawien in der 75. Minute beim Stand von 1:2 eingewechselt wurde und mit drei Treffern für den 4:2-Sieg sorgte. Unvergessen auch sein Rekord, der vermutlich für die Ewigkeit sein wird, als er 1977 beim 7:2 des 1. FC Köln über Werder Bremen sage und schreibe sechs Tore markierte. 17 Trainer sah er kommen und gehen, unter anderem Hennes Weisweiler und Aime Jacquet, der Frankreich 1998 zur Weltmeisterschaft führte. Bei Girondins Bordeaux wurde er übrigens nicht nur zweimal Meister, sondern auch zu einem "profunden Rotweinkenner" - "aber das", fügte er schmunzelnd an, "das sieht man ja".

"Lassen Sie mich so sein, wie ich bin !", rief er den Mitgliedern in der Nacht zum Donnerstag zu, dann werde Offenbach auch wieder bessere Tage erleben. Eines aber möchte Dieter Müller, der über sich sich selbst sagt, kein großer Redner zu sein, sich aber als "Spezialist in Sachen Öffentlichkeitsarbeit" bezeichnet, nicht sein: "Ich bin kein Müllabladeplatz für den Seelenschmerz der ewig Gestrigen." Das freilich hat er abgelesen.

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Fr. 24.11.2000

Trier seit Wochen im Hoch

Trier (aa) Unterschiedlicher könnten die Serien nicht sein, die heute (19.30 Uhr, Bieberer Berg) auf dem Bieberer Berg aufeinander prallen: Die Kickers seit Saisonbeginn im Leistungstief, Eintracht Trier ist acht Mal in Folge ungeschlagen, hat als Vierter Tuchfühlung zu einem Aufstiegsplatz.

Und das, obwohl Trainer Paul Linz seit Wochen aus Verletzungsgründen auf die beiden wichtigen Mittelfeldstrategen Rudi Thömmes und Dirk de Wit verzichten muss; nicht weniger als ein halbes Dutzend Spieler ist angeschlagen. Auch die finanzielle Situation der Eintracht, die erst im Februar vor dem Ruin stand, ist nicht typisch für einen sportlich aufstrebenden Verein: Der 4,3-Millionen-Etat soll Deckungslücken aufweisen. Ungemach droht, wenn sechs Ex-Akteure Anfang Dezember noch angeblich ausstehende Urlaubsgelder zugesprochen bekommen.

(Von (aa), OFFENBACH-POST)

 
News vom Fr. 24.11.2000

Vasic wird definitiv nicht unser Trainer

„Nein, Freunde, ich kann es nicht machen.“ Horst Jung lehnte die Kandidatur für das Präsidentenamt ab.

Offenbach - Bei den Offenbacher Kickers führt das Stühlerücken zu Verwunderung bei den Mitgliedern und Fans: Derjenige, der Präsident werden wollte, Vizepräsident Professor Ulf Tunn, ist bei der Mitgliederversammlung am Mittwoch in der Stadthalle zurückgetreten. Derjenige, der sich in Tunns Team als Vizepräsident um den sportlichen Bereich kümmern wollte, Dieter Müller, ist kurz vor Mitternacht zum Präsidenten gewählt worden. Derjenige, der als zweiter Vizepräsident mit ins Boot sollte, Thomas Kalt, hat erst abgelehnt, sich dann aber wieder zur Wahl gestellt. Edgar Old erhielt von den Mitgliedern mehr Stimmen als der ehemalige Kickers-Spieler und Jugendtrainer Michael Grünewald, wurde ebenfalls Vize - auch wenn die unexakte Zählweise der Stimmen von Versammlungsleiter Thomas Wegscheider heftig in der Kritik stand.

Thomas Kalt erklärte seinen Sinneswandel: "Unser Team stand. Wenn sich 75 Prozent davon bereit erklären, sich wählen zu lassen, muss man antreten." Auf den Rat und die Erfahrung eines Vermarktungs-Profis wie Klaus Gerster könne man nicht verzichten, sagte der 39 Jahre alte Unternehmer, der sich nicht als "Gerster-Mann, sondern als Kickers-Mann" bezeichnet. Co-Trainer Oliver Roth wolle er zudem gerne ins Team-Management einbeziehen.

Kalt hatte in seiner Antrittsrede sein Konzept - neue Strukturen, breitere Basis - vorgestellt. Unter dem Motto "Gemeinsam statt einsam" will er einen (Jugend)-Koordinator als Ansprechpartner für alle einstellen, einen Fan-Vertreter zu den Vorstandssitzungen einladen und eine etwa zweistündige Talkrunde nach Kickersspielen einführen.

Kalt nannte in der Nacht auch eine kurzfristige Entscheidung des neuen Präsidiums: "Djuradj Vasic wird definitiv nicht der neue Kickers-Trainer." Der Coach des FC Schweinfurt war lange als Wunschkandidat am Bieberer Berg gehandelt worden. Ein Nachfolger, der den künftigen Präsidenten Dieter Müller auf der Trainerbank des Tabellenletzten der Fußball-Regionalliga Süd zum 1. Januar ablöst, steht noch nicht fest.

Edgar Old, einst Leiter der OFC-Amateurabteilung, war nach eigener Aussage mit anderen Ambitionen in der Stadthalle erschienen. Einen Job im Verwaltungsrat hatte er angepeilt. "Meine Entscheidung, als Vizepräsident zu kandidieren, kam hundertprozentig spontan. Dieses Chaos kann man ja nicht stehen lassen." Thomas Delhougne, der kommisarische Schatzmeister, und Old kennen sich bisher nur vom Sehen - die Telefonleitungen werden glühen und die persönlichen Kontakte heute beim Heimspiel des OFC gegen Trier intensiviert.

Das Hauptanliegen von Edgar Old wird sein, den Spielausschussvorsitzenden des B-Teams, Kurt Schwilk, zu unterstützen. Es sei wichtig, dass die zweite Mannschaft endlich wieder ins rechte Fahrwasser gerät. "Das ist unser Kapital", meinte Old.

Allerdings: Dieter Müller sieht er "als sportlichen Leiter. Klaus Gerster, dem gegenüber ich völlig unbelastet bin, wäre dann nur noch für das Marketing zuständig", sagte Old.

(Von Holger Appel und Dieter Höhn, OFFENBACH-POST)

 
News vom Fr. 24.11.2000

Manager Klaus Gerster gibt's nicht mehr

Offenbach Den Manager Klaus Gerster bei Kickers Offenbach gibt's nicht mehr. "Eine Mitarbeit von mir wie in der bisherigen Form wird es nicht mehr geben", kündigte Gerster an. Aber: "Ich werde denen, die Verantwortung übernommen haben, mit Rat und Tat zur Seite stehen." Bleibt die Frage: Wieviel Macht und Einfluss billigt das neue Präsidium mit Dieter Müller an der Spitze Gerster zu?

Wer soll seinen Job übernehmen? Es läuft auf eine Teamlösung hinaus, in die auch Ex-Torjäger und Interimstrainer Oliver Roth einbezogen werden soll.

Ex-Manager Gerster befindet sich derzeit im luftleeren Raum: Seit 36 Stunden von seinem Amt enthoben, vom neuen Präsidiums noch nicht mit (neuen) Aufgaben versehen, aber seit einigen Tagen Mitglied im Klub. Die Unterschrift unter den Antrag sicherte ihm bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung in der Stadthalle Rederecht. Knapp eine Stunde vor der Versammlung erhielt Gerster - gerade auf Umwegen von einem viertägigen Mallorca-Urlaub zurückgekehrt - die Nachricht von der Palastrevolution durch Ex-Schatzmeister Horst Zang und Ex-Vize Wilfried Kohls: Beide setzten ihn ab, gegen das Votum des zurückgetretenen Vize Professor Ulf Tunn. Der Weg war frei für die Opposition - wenn es denn eine gegeben hätte. Da aber kam nichts.

Auf zwei Fragen wollen die Kickers in den nächsten Tagen Antworten finden. Wie macht Gerster beim OFC weiter: Wie geht es weiter mit Hauptsponsor Horst Jung? Der Vertrag zwischen seinem Unternehmen "Portas" und den Kickers läuft aus, verlängert wurde er noch nicht.

Seine Niederlage im direkten Duell mit Gerster, der Jung mit der strategisch geschickten Forderung, der Unternehmer solle Verantwortung und den Präsidentenposten übernehmen, in die Enge trieb, kommentierte Jung kurz: "Was passiert ist, ist sensationell. Ich habe etwas für das Leben gelernt." Immer wieder hatte Jung erklärt, ihm fehle die Zeit für den Posten. Seit 20 Jahren unterstützt er den Verein. Ob Jung weiter macht ist fraglich. Ein Rückzug ist nicht ausgeschlossen. Einen Schnellschuss gab es nicht, eine Entscheidung ist in dieser Woche nicht zu erwarten. Doch der Hauptsponsor ist gekränkt - ob der Angriffe und der Niederlage.

Über den weiteren Weg will das Präsidium am Sonntag entschieden. Für 12 Uhr ist das erste offizielle Treffen angesetzt. Präsident Müller will Gerster halten ("Auf seine Erfahrung wollen wir nicht verzichten"), aber verstärkt im Marketing einsetzen. Ums Sportliche kümmert sich Müller derzeit selbst: in Personalunion als Trainer und Vereinsboss. Um die Arbeit zu verteilen, will er Helfer ins Boot holen: Einer davon soll Wilfried "Django" Mann sein.

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Fr. 24.11.2000

Schlammschlacht in Offenbach

Dieter Müller neuer Präsident / Entlassener Gerster kämpft

Der Traditionsverein Kickers Offenbach, gerade im Sturzflug als Zweitliga-Absteiger am Tabellenende der Regionalliga Süd gelandet, lässt ein Jahr vor seinem 100-jährigen Vereinsbestehen keine Möglichkeit aus, um in die Schlagzeilen zu geraten. War die sportliche Misere bisher davon gekennzeichnet, dass sage und schreibe sieben Trainer herumwerkeln durften, hat nun die außerordentliche Jahreshauptversammlung am Mittwochabend für einen zusätzlichen Tiefpunkt gesorgt. Das Ergebnis des OFC-Treffens von 533 Mitgliedern, das für jede Anfechtungsklage ein ideales Terrain ist und unter dem Motto "Offenbacher Fußball-Chaos" stand: Der 46 Jahre alte Ex-Nationalspieler Dieter Müller ist neuer Präsident. Doch wie es dazu kam und welche Intrigen bis dahin im Hintergrund gesponnen wurden, ist wieder einmal ein Lehrstück für die im Fußball-Geschäft möglichen Kapriolen und die Niveaulosigkeit dieses Metiers.

Einer der Hauptakteure des Abends war kurioserweise ein Mann, der unmittelbar vor Beginn der Sitzung vom Rumpfpräsidium als Manager entlassen worden war. Doch ein Typ wie Klaus Gerster gibt sich so schnell nicht geschlagen. Trotzdem saß er auf der Bühne am Tisch der hohen Herren, neben Präsidiumssprecher Ulf Tunn, der von der - in seiner Abwesenheitvon Wilfried Kohls und Horst Zang beschlossenen - Ad-hoc-Trennung vom Manager drei Stunden vor der Versammlung informiert worden war. Bei der verbalen Schlammschlacht, die sich die Mitglieder sieben Stunden lang bis nach Mitternacht lieferten, ergriff denn auch der nach anfänglichen Erfolgen zuletzt als alleiniger Machthaber am Bieberer Berg den Klub herunterwirtschaftende Gerster kämpferisch-geschickt mehrfach das Wort.

Seine Zielrichtung war eindeutig. Sponsor Horst Jung, der durch kräftige Finanzspritzen seines Unternehmens Portas seit den 80er Jahren die Kickers schon oft vor dem Konkurs bewahrt hat, wurde zum Buhmann gestempelt, indirekt wurden ihm geschäftliche Interessen vorgeworfen. Als dann der von Gerster zur Kandidatur als Präsident aufgeforderte Jung ebenso wie andere Kandidaten ablehnte, schlug die Stunde für eine "Herzentsentscheidung" von Dieter Müller. Er stellte sich zur Wahl und wurde mit großer Mehrheit für zwei Jahre zum Präsidenten gekürt.

Zuvor hatte Tunn, der ursprünglich kandidieren wollte und Müller als Vizepräsident in seiner völlig neu formierten Führungsmannschaft vorgesehen hatte, seinen Rückzug bekannt gegeben. Allein die Tatsache, dass der bis zur Winterpause mit Ex-Torjäger Oliver Roth bereits als Spielertrainer tätige Müller eine typische Präsidenten-Rede bei seiner Vorstellung aus dem Jackett zog und verlas, ließ Zweifel an der Spontanität seiner Zusage aufkommen. Für den Ex-Nationalspieler sind solche Darstellungen schlichtweg "falsch".

Am Sonntag, 12 Uhr, soll sich das neue Präsidium, dem auch die als Gerster-Befürworter ursprünglich zum Tunn-Team zählenden Thomas Kalt und Thomas Delhounge angehören, erstmals treffen. Vorab sagt Müller: "Ich übernehme die sportliche Verantwortung. Gerster soll sich da künftig raus halten und um Marketing-Fragen kümmern. Das hat er akzeptiert." Ob sich der umtriebige Ex-Manager daran hält und dem gutmütigen Müller nicht etwas vorgaukelt, darf bezweifelt werden.

(Von Harald Stenger, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Fr. 24.11.2000

Herzensentscheidung oder perfektes Schauspiel ?

Nach Dieter Müllers Wahl zum Präsidenten haben sich beim OFC wieder alle lieb / Gerster nur noch im Marketing

Nach zähem Ringen haben die Mitglieder der Offenbacher Kickers in der Nacht zum Donnerstag doch noch eine neues Präsidium gewählt. Dieter Müller wird den Traditionsverein vom Bieberer Berg in den kommenden zwei Jahren als Erster Vorsitzender führen, ihm zur Seite stehen die beiden Vizepräsidenten Edgar Old und Thomas Kalt. Das Amt des Schatzmeisters wird kommissarisch Thomas Delhougne bekleiden. Laut Müller soll sich der vor der Sitzung entlassene Manager Klaus Gerster in Zukunft aus sportlichen Angelegenheiten heraushalten.

Drinnen, in der fast leer gefegten Stadthalle, verwandelten die gleißenden Spotlights einen geschniegelten Mann im dunkelblauen Anzug in die Lichtgestalt Offenbachs. Eine Traube Menschen, 19, 20 Journalisten, umgarnte ihn, den Heilsbringer, den Hoffnungsträger, Dieter Müller. Kameras surrten, Mikrofone wurden ihm vor die Nase gehalten, unzählige Hände musste er schütteln, unzählige Schulterklopfer über sich ergehen lassen. Müller, professionell, ruhig, lächelnd, verdrückte die eine oder andere Schweißperle, und wenig später sollte der neue OFC-Präsident sagen: "Wenn ich morgen aufwache, werde ich mich fragen, was ich da gemacht habe."

Draußen marschierten indes die Menschen, deren Herz für Kickers Offenbach schlägt, durch den strömenden Regen über matschigen Boden zu ihren Autos. Ein gutes Gefühl hatten sie vermutlich, in der Nacht zum Donnerstag, um ein Uhr früh, dank Dieter Müller, und vielleicht auch ein Lächeln auf den Lippen. Alles wird gut werden. Ganz bestimmt ! Kurz zuvor hatten sich alle wieder ganz doll lieb. Na ja, fast alle. Klaus Gerster war jedenfalls nicht mehr der böse Mann, der Strippenzieher, der den Verein an den Rand des Abgrunds gefahren hat, der Manager war entlassen und doch entlastet. Da waren fünf Trainerwechsel binnen dreieinhalb Monaten vergessen und verziehen. Da war Tabellenplatz 18 in weite Ferne gerückt. Da war die Zweite Bundesliga wieder sehr viel näher als die Oberliga Hessen. Pah, was soll's? Zusamme schaffe mer's. Denn es gibt ja noch Dieter Müller, und der wird es schon richten. Ganz bestimmt ! Jetzt halt als Präsident. Und als Trainer.

Schlag Mitternacht war der 46 Jahre alte frühere Nationalspieler, geboren in Offenbach, gewählt worden, demokratisch und, wie der eher diktatorisch auftretende Wahleiter Thomas Wegscheider verkündete, mit "überwältigender Mehrheit". Es war der absolute Höhepunkt einer außerordentlichen Mitgliederversammlung, in der weit weniger mit Schlamm geworfen wurde als vorher angenommen, die merkwürdig lethargisch und emotionsarm verlief, die aber auch überraschende und schier sensationelle Wendungen in sich barg. Wie die um 23.40 Uhr etwa, als sich die fast schon verzweifelte Suche nach einem Präsidenten dem Ende entgegen neigte, als Dieter Müller vorgeschlagen worden war und - Sekunden bevor der Verwaltungsratsvorsitzende Thomas Zahn eine Vertagung der Versammlung vorschlagen wollte - die folgenden Worte sprach: "Mein Herz gehört dem OFC, in dieser Situation stelle ich mich natürlich zur Wahl." Eine Dreiviertelstunde später war der einst gefürchtete Mittelstürmer der erste Mann des bald 100 Jahre alten Vereins - binnen zehn Tagen vom Zuschauer zum Trainer zum Boss. Ein rasanter Aufstieg. Nach einer 15-minütigen Auszeit präsentierte er seine Mannschaft, die aus den beiden Vizepräsidenten Thomas Kalt und Edgar Old, mit dem Müller früher beruflich verbandelt gewesen sein soll, sowie dem Schatzmeister Thomas Delhougne, der das Amt bis zum Ende des Jahres übernehmen wird, besteht. Pikanterweise schafften somit drei der vier Personen den Sprung ins Präsidium, die während der Versammlung den Verzicht ihrer geplanten Kandidatur auf Grund der harschen Angriffe im Vorfeld von Hauptsponsor Horst Jung bekannt gaben.

Aus dem Bauch heraus habe er sich zu einer Kandidatur entschlossen, sagte Müller später, "es war eine Entscheidung des Herzens". Am kommenden Sonntag um 12 Uhr wird der neue Vorstand erstmals tagen, Kompetenzen abstecken, Konzepte erarbeiten, die Zukunft besprechen. Klar ist lediglich, dass Dieter Müller zusammen mit Oliver Roth die Erste Mannschaft in den restlichen drei Spielen bis zur Winterpause betreuen wird. Der von Gerster favorisierte Schweinfurter Trainer Djuradj Vasic wird nicht an den Bieberer Berg wechseln, der neue Vereinschef will sich eigenen Angaben zufolge nach einem Trainergespann umsehen.

Am gestrigen Donnerstag traf sich Müller bereits mit Gerster, der vor der Versammlung von den bis dahin noch amtierenden Präsidiumsmitgliedern Horst Zang und Wilfried Kohls entlassen worden war. Gerster solle sich, wie Dieter Müller nach der Unterredung sagte, "aus dem sportlichen Bereich heraushalten. Das mache ich jetzt". Gerster, der Oliver Roth gerne in der Rolle des sportlichen Leiters sehen würde, könne dem Klub im Marketing-Bereich erhalten bleiben, "das hat er auch akzeptiert". In der Nacht zuvor hatte Gerster gesagt, er werde in Ruhe überlegen, was zu tun ist: "Ich werde jetzt nicht mehr so stark gebraucht, und je weniger ich gebraucht werde, desto besser ist es."

Dabei sorgte gerade Gerster, seit 1. Oktober 2000 OFC-Mitglied, dafür, dass nicht wenige in der Stadthalle dachten, im falschen Film zu sein, denn welcher soeben gefeuerte Manager darf sich eigentlich während einer Mitgliederversammlung noch aufs Podium setzen, per Overhead Folien an die Wand projizieren und mit Gott und der Welt, unter anderem der ach so bösen Presse, abrechnen? Allein dieser Auftritt, den offenbar niemand verhindern wollte oder konnte oder durfte, ließ die Versammlung zu einer Posse, einer Farce werden, "Muppets-Show" murmelte manch einer vor sich hin. All das änderte freilich nichts an der fast schon brillanten Galavorstellung Gersters, der die Flucht nach vorne antrat, scheinbar offen und ehrlich referierte, der das Auditorium mit seinen Ausführungen beeindruckte, es um den Finger wickelte. Er habe nie das Gefühl gehabt, die Mitglieder seien gegen ihn, sagte er hernach, und er irrte nicht.

Und doch wird weiter gemunkelt werden, ob die etwa 600 Anwesenden nicht Augenzeuge eines perfekt inszenierten Schauspiels geworden sind, in dem vom ersten bis zum letzen Akt alles nach Drehbuch lief. Die Rede von Dieter Müller, die er, wie er mitteilte, als Vizepräsident halten wollte, klang doch arg nach einer für einen Präsidenten. Doch was soll's ? Die Mitglieder hatten die Wahl - oder auch nicht, denn von einer Opposition, über die vorher ausschweifend spekuliert worden war , war nichts zu sehen. Keine Bereitschaft, keine Chuzpe, kein Neuanfang. Dafür Dieter Müller. Alles wird gut. Ganz bestimmt!

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Fr. 24.11.2000

Schwarze Stunde

Die Offenbacher Kickers, gerade im Sturzflug als Zweitliga-Absteiger am Tabellenende der Regionalliga Süd gelandet, lassen ein Jahr vor ihrem 100-jährigen Vereinsbestehen keine Möglichkeit aus, um in die Negativ-Schlagzeilen zu geraten. Auf dem Höhepunkt einer seit Wochen eskalierenden sportlichen Misere hat die Jahreshauptversammlung einen neuen Tiefpunkt beschert. Das Ergebnis des OFC-Treffens von 533 Mitgliedern, das unter dem Motto "Offenbacher Fußball-Chaos" stand, ist als Votum aller am Schicksal ihres Klubs interessierten Anwesenden zu respektieren. Trotzdem wirft die Zufalls-Wahl des neuen Präsidenten Dieter Müller, so lobenswert seine Bereitschaft zum Engagement in schwierigen Zeiten ist, viele Fragen auf und ein überaus schlechtes Licht auf die in der Stunde der Wahrheit ausschließlich emotional reagierenden Mitglieder.

Was sich abspielte, war schlichtweg ein Armutszeugnis für jene Kickers-Anhänger, die genau registriert haben, wie der listenreiche Klaus Gerster den Verein an die Wand gefahren hat, und die dann mangels Alternativen trotzdem einer Konstellation zustimmten, in der der bis Mittwochabend fast allmächtige Strippenzieher vom Bieberer Berg nicht vollends von der Bildfläche verschwinden wird. Denn der Manager, obwohl vor der Versammlung vom Rumpfpräsidium entlassen, wird weiter seine Intrigen spinnen, und der zu gutmütige Ex-Nationalspieler Müller überschätzt sich, wenn er glaubt, dessen Einfluss begrenzen zu können. So vehement der neue Präsident die Position vertritt, er sei für die sportlichen Belange zuständig und der nur noch mit Marketing-Aufgaben betraute Gerster werde sich künftig raushalten - Dieter Müller gaukelt sich etwas vor, wenn er mit dem geordneten Rückzug seines Partners rechnet und auf dessen Loyalität setzt.

Eine Reizthema ist, ob Müllers guter Ruf bei den Fans nicht missbraucht und der Ex-Nationalspieler im Machtkampf mit Sponsor Horst Jung nur vorgeschickt wurde, weil die Gerster-Befürworter, die die Mehrheit im Präsidium bilden und mit Ausnahme von Edgar Old eigentlich alle mit Ulf Tunn kandidieren wollten, sonst nicht ihr Ziel erreicht hätten. Für seinen Auftritt vor der Wahl zog Müller eine typische Präsidenten-Rede zum Vorlesen aus dem Jackett. Seine Darstellung, diese sei für seine Kandidatur als sportlicher Leiter und Vizepräsident vorbereitet gewesen, wurde bald von einigen belächelt. Letztlich profitierte Müller davon, dass die Gegner des bestens präparierten und kämpferischen Gerster schlecht vorbereitet in die Sitzung gingen und somit den zuvor entmachteten Manager durch ein Hintertürchen wieder reinkommen ließen.

Ob der schwache Wahlleiter, der im Endeffekt resignierende Verwaltungs- und Ehrenrat oder die überforderten Mitglieder - mit ihrem kollektiven Versagen haben sie dem vor einer höchst ungewissen Zukunft stehenden Traditionsverein Kickers Offenbach eine seiner schwärzesten Stunden beschert, und insgeheim wird sich Klaus Gerster ins Fäustchen lachen.

(Von Harald Stenger, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Fr. 24.11.2000

Klaus Gerster legt Zahlen offen

Klaus Gerster, entlassener Manager der Offenbacher Kickers und momentan ohne offizielles Amt, nutzte die außerordentliche Mitgliederversammlung am Mittwochabend auch, um einige in der Öffentlichkeit kursierende Zahlen zu kommentieren. Zum Beispiel im Falle seines Wunschtrainers Djuradj Vasic. Der sollte, so wurde kolportiert, die Kickers durch Ablösesumme, Gehalt und Prämien für zweieinhalb Jahre rund 1,5 Millionen Mark kosten. Laut Gerster hätte der Schweinfurter Coach jedoch nur 22 500 Mark pro Monat verdient, zudem sei eine Ablösesumme in Höhe von sechsmal 10 000 Mark fällig geworden. Insgesamt hätte sich der Deal also auf 735 000 Mark für 30 Monate belaufen - zuzüglich Prämien hätte man noch immer unter einer Million Mark gelegen.

Ex-Trainer Peter Neururer - der übrigens nach Aussage von Hauptsponsor Horst Jung genauso wie sein Nachfolger Dragoslav Stepanovic entlassen worden und nicht zurückgetreten war - soll, so war zu vernehmen, 400000 Mark Abfindung kassiert haben. Stimmt nicht. Sagt Gerster. Neururer sei die Trennung mit 100 000 Mark brutto plus zwei Monatsgehältern versüßt worden. Auch Stepanovic soll nicht, wie gemeldet, 100 000 Mark, sondern lediglich zwei Monatsgehälter als Abfindung erhalten haben. Gerster legte auch den Verdienst von Geschäftsführer Jörg Hambückers offen, der beim OFC angeblich 300 000 Mark per annum einstreichen soll. Hambückers, so Gerster, verdiene 10 000 Mark brutto pro Monat.

Unterdessen verkündete der am Mittwoch in den Verwaltungsrat gewechselte Schatzmeister Horst Zang, dass der Schuldenstand trotz des Abstiegs aus der Zweiten Bundesliga um 600 000 Mark verringert worden sei, nunmehr 1,13 Millionen Mark betrage. Durch die rückläufige Zuschauerentwicklung liege man allerdings in der Zeit von Juli bis September 2000 mit 322 000 Mark unter der Kalkulation - bis zum Ende der Saison soll die Lücke durch das Geld der Fernsehübertragung des DFB-Pokal-Spiels gegen den 1. FC Kaiserslautern geschlossen werden.

Zudem müsse in der nächsten Regionalliga-Saison der 7,5-Millionen-Etat um die Hälfte reduziert werden - "von der Oberliga", so Zang, "möchte ich gar nicht sprechen". Interessant dürfte daher das Verhalten von Mäzen Jung sein, der mit seinen Millionen den Klub schon mehrfach vor dem Konkurs gerettet hat, der am Mittwoch aber teilweise harsch angegangen wurde. Sollte er den Geldhahn zudrehen, könnte das schlimme Folgen haben.

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Fr. 24.11.2000

Neuer Anfang, alte Brandherde

Auf dem Bieberer Berg ist scheinbar nichts unmöglich. Nach der wohl bundesweit rekordverdächtigen Anzahl von fünf Trainerwechseln innerhalb weniger Monate hat das kaum noch nachvollziehbare Ränkespiel hinter den Kulissen des Fußball-Regionalligisten für ein weiteres Kuriosum gesorgt: den trainierenden Präsidenten als Krisenmanager. Dieter Müller hat sich, wie er es formulierte, aus dem Bauch heraus entschieden, die Kickers vor dem Sturz ins Bodenlose zu bewahren.

Nun sind spontane Entscheidungen grundsätzlich nicht die schlechtesten. Aber nur mit Herzblut wird der ehemalige Nationalspieler diese Aufgabe nicht bewältigen können, denn ihn erwartet ein Kampf an vielen Fronten. Er muss die sportliche Misere in den Griff bekommen und in der Winterpause einen geeigneten Trainer finden, der diese heillos zerstrittene Mannschaft vor dem freien Fall in die Viertklassigkeit bewahren kann. Dieter Müller hat aber noch weitere Brandherde zu löschen, er muss schleunigst die Machtkämpfe innerhalb des Vereins beenden.

Warum er aber nicht sofort für ein Ende der Ära Gerster beim OFC sorgte, wird sein Geheimnis bleiben. Zwar hat Müller angekündigt, dass er dessen Kompetenzen beschneiden wird. Mit einer Einschränkung seiner Machtfülle wird sich Gerster, der es so meisterhaft beherrscht, im Hintergrund die Fäden zu ziehen, mit Sicherheit aber nicht abfinden. Und Dieter Müller wird sich am Ende eventuell gar den Vorwurf gefallen lassen müssen, doch nur eine Marionette von Gerster zu sein. Und dann werden sich die Kickers im kommenden Mai, im Jahr ihres 100. Geburtstages, vermutlich in der Oberliga wieder finden.

(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)

 
News vom Fr. 24.11.2000

Kickers Offenbachs letzte Hoffnung heißt Dieter Müller

Offenbach. "Ich hoffe, dass die Wahl nicht zur Posse wird, aber dafür die Weichen in die richtige Zukunft gestellt werden." Ob Dieter Müller bei dieser Aussage vor der außerordentlichen Jahreshauptversammlung der Offenbacher Kickers schon eine Vorahnung beschlichen hatte? Die rund fünfstündige Mitgliedersitzung in der Stadthalle geriet tatsächlich zur (Provinz)-Posse. Und ob die von 536 Mitgliedern in teils bierseliger Laune getroffenen Personalentscheidungen tatsächlich richtungweisend sind, bleibt abzuwarten.

Um 23.57 Uhr stand fest, was zuvor keiner erwartet hatte: Plötzlich war der frühere Nationalspieler, der derzeit auch das Training beim Letzten der Fußball-Regionalliga Süd leitet, ohne Gegenkandidat mit großer Mehrheit zum Präsidenten gewählt worden. Ob Müller in der knappen Viertelstunde, die zwischen der Annahme seiner Kandidatur und der überhasteten Wahl lag, überhaupt realisieren konnte, in welche Situation er sich begab, ist zweifelhaft.

Das gleiche galt für die Mitglieder. Verzückt vom Namen des zweifachen Bundesliga-Torschützenkönigs und Sinnbilds besserer Kickers-Tage, gewährten sie Müller die rückhaltlose Unterstützung, ohne zu wissen, wer eigentlich mit ihrem neuen Hoffnungsträger das Präsidium übernehmen sollte und obwohl Müllers eiligst vorgetragenes Konzept mit der Jugendarbeit im Mittelpunkt wenig Aufschluss bot. Egal, mehr als zwei Drittel der Anwesenden reckten ihre gelben Wahlzettel in die Höhe.

Am 13. November war der Ex-Profi erstmals wieder beim OFC in die vorderste Reihe getreten. Vizepräsident wollte er werden im Kabinett um Präsidentschaftskandidat Ulf Tunn. Eine Woche später übernahm er den Trainerposten, und nun ist er der erste Mann im Verein. Dem war ein erbitterter Machtkampf in der Führungsriege des OFC vorausgegangen. Nach dem Bericht des scheidenden Präsidiums um Ulf Tunn hatte dieser, erzürnt über die gegen ihn entfachte Schlammschlacht, Hauptsponsor Horst Jung ins Visier seiner Gegenangriffe genommen. "Wir brauchen Bessermacher und keine Besserwisser", schimpfte Tunn gegen den langjährigen Mäzen. Tunn zog die Konsequenzen und trat von seiner Präsidentschaftskandidatur und mit sofortiger Wirkung auch vom Amt als Vizepräsident zurück.

Auch Manager Klaus Gerster, ohnehin auf der Seite Tunns, brodelte innerlich, nachdem ihm Jung schon vor Wochen den Rücktritt nahe gelegt hatte. "Ich befreie den Verein gerne von der Hypothek Gerster, aber dann übernehmen Sie, Herr Jung, die Verantwortung und werden Präsident", feuerte der Manager scharf. Doch zunächst schien Gersters Versuch, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen, sinnlos, denn durch den Rückzug Tunns hatte der Manager seine Lobby eingebüßt.

Und es kam noch schlimmer: Das noch amtierende Rumpfpräsidium um Vizepräsident Wilfried Kohls und Finanzchef Horst Zang kündigte Gerster den Job. Nun stand, durch Tunns Rückzieher und das Nicht-zur-Verfügung-Stehen von Jung als Präsident, kein Kandidat zur Auswahl für die Neuwahlen. Die Suche nach einem adäquaten Mann geriet zur Farce. Männer wie Walter Müller (früherer OFC-Präsident) und Thomas Kalt (Verwaltungsrat) wurden hektisch vorgeschlagen und lehnten ebenso schnell wieder ab. Alles in allem bot auch Horst Jung ("Die Angriffe gegen mich sind ehrenrührig") ein wenig überzeugendes Bild.

So kam es zu einem Schnellschuss par excellence: Dieter Müller. Und was scheinbar einigen seiner Anhänger verborgen blieb: Müller wird auch weiterhin auf Gerster setzen. "Auf seine Erfahrung kann ich nicht verzichten", ließ der neue Präsident durchblicken. So wird wohl auch in Zukunft vieles so bleiben, wie es war. Denn ob sich die Newcomer in der Führungsetage, die Vizepräsidenten Thomas Kalt, Edgar Old sowie der kommissarisch eingesetzte Schatzmeister Thomas Delhougne gegen Gerster durchsetzen können oder wollen, ist offen. Und die Verpflichtung des Schweinfurter Trainers Vasic ist kein Thema mehr. Eine positive Nachricht brachte zumindest der Finanzbericht, denn das negative Vereinsvolumen wurde um 600 000 Mark auf 1,13 Millionen Mark verringert.

(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)

 
News vom Do. 23.11.2000

Überraschung vor Mitternacht: Dieter Müller Kickers-Präsident

Offenbach. Kickers Offenbach hat gewählt: Dieter Müller ist neuer Präsident des Traditionsvereins, der im Mai 2001 sein 100jähriges Bestehen feiern will. Die Suche nach einem Präsidenten entwickelte sich gestern auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung vor 550 Mitgliedern in der Stadthalle aber zu einer Farce. Sie begann um 23.14 Uhr, sie endete um 23.37 Uhr, als sich Müller zur Kandidatur bereit erklärte. Müllers Wahl um drei Minuten vor Mitternacht quittierte OFC-Manager Klaus Gerster mit eifrigem Klatschen und breitem Lächeln. Zu Vizepräsidenten wurden dann noch Edgar Old, früher Leiter der Amateurabteilung, und Thomas Kalt gewählt. Thomas Delhougne, als Schatzmeister im Präsidium von Tunn auserkoren, stellte sich zunächst kommissarisch zur Verfügung und wurde auch gewählt.

Die Taktik der Mannschaft um Professor Ulf Tunn und Klaus Gerster war clever gewählt, die Replik des Horst Jung hätte besser ausfallen können. Punkt also für das zurückgetretene Präsidium um den Ex-Vize Tunn und Manager Gerster im direkten Vergleich mit Kickers-Hauptsponsor Horst Jung. In Schlussworten forderten sie OFC-Hauptsponsor Jung zur Kandidatur für das Präsidentenamt auf: "Herr Jung, übernehmen sie." Damit trafen sie Jung an seiner empfindlichsten Stelle. Denn der Unternehmer aus Dietzenbach ("Portas") hatte im Vorfeld immer wieder gesagt, dass er das Präsidentenamt nicht übernehmen könne. Grund seien die beruflichen Verpflichtungen.

Den Vorschlag aus der Versammlung, das Amt zu übernehmen, lehnte Jung um 23.25 Uhr erneut ab und musste sich schwere Vorwürfe anhören. So sagte Thomas Kalt, zu diesem Zeitpunkt noch stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrates: "Herr Jung, Sie haben uns in in diese Situation geführt." Professor Tunn setzte noch einen drauf: "Horst Jung hat unser Team nicht gewollt."

"Ich habe immer gesagt: Wenn ich nicht mehr gewollt bin, werde ich gehen", versprach Gerster. Er habe den Abend abgewartet, denn er allein entscheide, "wann und wie ich gehe". Gerster will sich heute entscheiden, ob er weitermacht. Tendenz: Er bleibt. Ein Antrag auf Entlassung Gersters war zuvor abgelehnt worden. Die Satzung des Vereins ließ es nicht zu. Denn Gerster war zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr im Amt. Das Präsidium, das ihn ernannt hatte, war um diese Uhrzeit längst zurückgetreten. Zuvor hatten Ex-Schatzmeister Horst Zang und der vormalige Vize Kohls noch versucht, Gerster kippen. Sie teilten per Fax mit, dass sie künftig eine Zusammenarbeit mit Gerster ablehnen.

Die Entscheidung des Trainerduos Dieter Müller/Oliver Roth, die Mannschaft nicht zur Sitzung einzuladen, erwies sich als richtig. Es wurde schmutzige Wäsche gewaschen. Oliver Roth sagte: "Es ist wichtiger, dass unsere Elf morgen gegen Trier drei Punkte holt, als dass an dieser Versammlung teilnimmt." Müller ergänzte: "Es ist schon genug Unruhe in dieser Saison in diese Mannschaft gekommen."

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Do. 23.11.2000

Beifall nach Tunns Rücktritt

Offenbach. Pfiffe, Beifall, Buh und Bravo: Die bisherigen Präsidiumsmitglieder der Offenbacher Kickers, die gestern Abend nacheinander zurücktraten, gingen durch ein Wellenbad der Gefühle. Vorläufiger Höhepunkt: Um 21.10 Uhr war der Fußball-Regionalligist ohne Führung, das Präsidium handlungsunfähig. Schlussakt war die Präsentation der Zahlen durch Schatzmeister Horst Zang, der von einem Plus aus der Saison 1999/2000 in Höhe von 603 000 Mark sprach (wir werden berichten). Davor lagen Rechenschaftsberichte, die mit Medienschelte gespickt waren. Der zurückgetretene Vizepräsident Professor Ulf Tunn und auch Manager Klaus Gerster sprachen von einer Kampagne gegen das seitherige Präsidium.

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Do. 23.11.2000

Vasic soll 650 000 Mark verdienen

Tunn garnierte sein 24 Minuten langes Statement mit den Worten: "Ich stehe für eine Wiederwahl nicht zur Verfügung und lege mein Amt mit sofortiger Wirkung nieder." Das war um 20.25 Uhr. Seinem Abgang folgten Bravo-Rufe. Offen ob als Beifall für die geleistete Arbeit oder für die Abdankung. Der Ärztliche Direktor der Städtischen Kliniken Offenbach, der sich nach reiflicher Überlegung, wie er sagte, zunächst zu einer erneuten Kandidatur "durchgerungen" hatte, beklagte die Zerstörung der "Wagenburg" um den verstorbenen Ex-Präsidenten Dr. Lothar Winkler, Gerster und Geschäftsführer Jörg Hambückers. Seine Präsidiumskollegen Wilfried Kohls und Horst Zang zählte er in seiner Rede nicht dazu.

Klaus Gerster hatte sich professionell vorbereitet mit Fragen und Folien. Er präsentierte Zahlen und wollte damit Veröffentlichungen in den Medien widerlegen. OFC-Geschäftsführer Jörg Hambückers hatte er um die Erlaubnis für die Preisgabe seines Jahresgehaltes gefragt: Es seien keine 300 000, wie auch in unserer Zeitung berichtet, sondern 120 000 Mark brutto. Ob Gerster auch seinen Wunschtrainer Vasic um Erlaubnis der Veröffentlichung des Vertrags gefragt hat, darf bezweifelt werden: Vasic soll für einen Zweieinhalbjahresvertrag 650 000 Mark (statt einer Million) bekommen. Beim Versuch, sich zu erklären, rutschte Gerster bisweilen in eine Verteidigungsrede ab, war (aus taktischen Gründen?) zu Opfern bereit: Die Verpflichtung Dragoslav Stepanovics sei ein Riesenfehler von ihm gewesen, doch "der Mann hat keinen Pfennig gesehen" und nicht 100 000 Mark, wie veröffentlicht. Peter Neururer habe für seinen Abgang eine Abfindung von 160 000 Mark erhalten, inklusive der zwei Monatsgehälter für Juli und August.

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Do. 23.11.2000

Müller sieht Torleute noch nicht 100 Prozent am Limit

Offenbach (bam). Personalpolitik in der Vereinsführung hin, Präsidium her - beim Regionalligisten Kickers Offenbach wird auch noch Fußball gespielt. Morgen kommt mit Eintracht Trier eine Mannschaft an den Bieberer Berg (19.30 Uhr), die sich Aufstiegschancen ausrechnet. Offenbach ist Letzter und seit neun Spielen ohne Sieg.

Training verschärfen, die Zahl der Übungseinheiten steigern, Einzelgespräche führen - auch der Alt-Internationale und Neu-Kickers-Trainer Dieter Müller baut auf bekannte Rezepte. "Die Mannschaft braucht eine harte Hand." Die bekommt sie von Müller - bislang aber ohne zählbaren Erfolg. Auch wenn er das 0:1 vom vergangenen Freitag gegen Regensburg als Steigerung gegenüber den Spielen zuvor ansieht. Am Wochenende vorher kassierte Kickers mit 0:5 in Burghausen die höchste Saisonniederlage.

Müller will das Maximum aus den Spieler herauskitzeln. Daran habe es in den vergangenen Wochen und Monaten gemangelt. Ein Vorwurf an seine Vorgänger? Nein, so will er das nicht verstanden wissen. Der stete Wechsel auf der Trainerbank sei mit Schuld daran. Den Spielern könne nicht die alleinige Schuld am letzten Platz gegeben werden, den die Kickers vor Beginn der Rückrunde morgen belegen.

Den Beleg für mangelnde Fitness macht Müller am Beispiel der Torwarte fest: "Die Torleute sind nicht 100 Prozent am Limit." Deswegen habe der Verein auf sein Drängen einen Torwart-Trainer verpflichtet. Zweimal in der Woche steht Ex-Torwart Klaus Dörner (früher Fulda, Weiskirchen, Jügesheim; heute DFB) zur Verfügung. Zumindest bis zum Beginn der Winterpause. Spätestens dann soll bei Kickers für die Trainerposition eine Lösung gefunden sein, deren Haltbarkeitsdatum nicht so schnell endet wie bisher in dieser Saison. Müller ist der fünfte Coach, wobei Knut Hahn gleich zweimal ran musste. Kleine Schmonzette am Rande: Cesar Thier, bislang Stammkeeper der Kickers, kennt Dörner noch aus gemeinsamen Zeiten bei Borussia Fulda. Die gegenseitige Sympathie soll sich in Grenzen halten.

Müller glaubt, die richtige Mischung von Häuptlingen und Indianern in der Mannschaft gefunden zu haben. Von Stefan Simon und Stefan Dolzer erwartet er, dass sie mehr Verantwortung übernehmen. Mittelfeldspieler Tom Stohn ("Ein guter Fußballer") und Stürmer Matthias Becker ("Sensibel, aber seine Qualitäten sind bekannt") gibt er gegen Trier von Beginn an eine Chance. Müller holte die beiden zurück, was seinem Vorgänger Knut Hahn noch untersagt wurde, nachdem der Vorstand ihnen ursprünglich den Laufpass gegeben hatte.

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Do. 23.11.2000

Gerster vor Versammlung entlassen

OFC-Präsidiumssprecher Ulf Tunn stellt überraschend sein Amt zur Verfügung

Die Krise von Kickers Offenbach spitzt sich immer weiter zu. Vor der außerordentlichen Mitgliederversammlung am Mittwochabend war Manager Klaus Gerster entlassen worden. Kurz darauf stellte Präsidiumssprecher Ulf Tunn sein Amt mit sofortiger Wirkung zur Verfügung. Die Mannschaft, mit der er kandidieren wollte, teilte den Mitgliedern ebenfalls ihren Verzicht mit. Die Versammlung dauerte bei Redaktionsschluss noch an.

Im Flüsterton machte es die Runde, um kurz vor halb acht, ein paar Minuten bevor die mit Spannung erwartete außerordentliche Mitgliederversammlung der Offenbacher Kickers beginnen sollte: Manager Klaus Gerster war entlassen worden, aus dem Amt gekegelt nur wenige Stunden zuvor von den beiden verbliebenen Präsidiumsmitgliedern Horst Zang und Wilfried Kohls. Kohls bestätigte die langsam durchsickernde Nachricht um genau 21.10 Uhr. "Horst Zang und ich haben uns entschlossen, künftig nicht mehr mit Klaus Gerster zusammen arbeiten zu wollen", sagte er, "wir wollten die Sache bereinigen, retten, friedlicher gestalten", die Befürchtung, die Versammlung könnte aus dem Ruder laufen, haben Kohls und Zang wohl diesen Schritt gehen lassen, die Zustimmung von Ulf Tunn hatten sie nicht, sie benötigten sie aber auch nicht. Eine Sensation war das, natürlich, schließlich war davon auszugehen, dass das Votum der Mitglieder über das Schicksal des bis vor kurzem noch allmächtigen Technischen Direktors entscheiden würde. Den scheidenden Manager, nach fünf Tagen wieder aufgetaucht und bei Betreten der Offenbacher Stadthalle bereits entlassen, hielt das jedoch nicht davon ab, in aller Ruhe seine angekündigte Abrechnung vorzubereiten und eifrig die Hände der Geehrten zu schütteln.

Ehrenpräsident Waldemar Klein ergriff aber zunächst das Wort, unter dem Applaus des Auditoriums forderte er "Mut zur Wahrheit", sprach rührende und bewegende Worte. "Beeilt euch zu handeln, bevor es zu spät ist, zu bereuen", schleuderte der 81-Jährige den 536 Mitgliedern entgegen, und er gab ihnen einen Ratschlag mit auf den langen, langen Abend: "Hart treffen, aber nicht verletzen", sagte Klein, "die Würde des Menschen ist unantastbar." Das dachte sich vermutlich auch Ulf Tunn, bis gestern Abend noch Präsidiumssprecher und eigentlich Anwärter für das Präsidentenamt, der um 20.24 Uhr für die nächste Überraschung sorgte, als er verkündete: "Wir werden die Kommandobrücke beim OFC verlassen, ich stehe als Präsident nicht zur Verfügung. Ab sofort lege ich auch das Amt des Vizepräsidenten nieder." Auch seine Mitstreiter, Thomas Kalt, Dieter Müller (Vizepräsidenten) und Thomas Delhougne (Schatzmeister) stellten sich nicht zur Verfügung. Tunn zeigte sich schwer getroffen von den Anschuldigungen des Hauptsponsors Horst Jung, der nach der 0:1-Niederlage gegen Regensburg am vergangenen Freitag unter anderem harsche Kritik an Tunn geäußert hatte. "Die Schlammschlacht", sagte Tunn, "scheint begonnen zu haben", doch er wolle sich nicht beteiligen, "wir haben das Schiff gemeinsam flott gemacht, wir werden es auch gemeinsam wieder verlassen".

Tunn nahm Horst Jung, bei dem hinter den Kulissen die Fäden zusammen laufen, in die Pflicht: "Wir brauchen keine Besserwisser, sondern Bessermacher. Jetzt müssen Sie, Herr Jung, Flagge zeigen. Ich fordere Sie auf, das Amt des Präsidenten zu übernehmen." Auch Manager Gerster, der sich gut vorbereitet hatte und per Overheadprojektor mehr als ein Dutzend Folien an die Wand warf, wollte nicht en passant abtreten, "nicht das Feld räumen, ohne mit Unwahrheiten und Intrigen aufzuräumen". Auch der Technische Direktor attackierte vor allen Dingen Horst Jung, der ihn mehrmals zum Rücktritt aufgefordert hatte und ihn als "Hypothek" für den Verein bezeichnete. Er sei bitter enttäuscht von den Anschuldigungen, "ob und wann ich zurücktrete, entscheide nur ich". Mitbestimmung ohne Verantwortung gehe immer schief, Jung solle "die Fahne in die Hand nehmen, zwei Millionen mitbringen und Präsident werden - dann hätten sie Rückgrat." Jung rechtfertigte sich wenig später, er habe Tunn und Gerster nicht ohne Grund attackiert. "Ich bin doch kein Hasardeur, ich bin doch kein Wahnsinniger, der auf einmal Amok läuft." Was folgte, war eine lebhafte und hitzige Diskussion bis weit nach Mitternacht.

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Do. 23.11.2000

OFC-Keeper bekommen ihren eigenen Trainer

Dörner unterstützt Coach Müller / Stohn und Becker sollen gegen Trier von Beginn an spielen

Egal ob Verbalakrobaten wie Peter Neururer, Weltmänner wie Dragoslav Stepanovic, "No-Names" wie Knut Hahn, Urgesteine wie Wilfried Kohls oder Galionsfiguren wie jetzt Dieter Müller - bei Kickers Offenbach holt einen jeden die Realität verdammt schnell ein. "Es ist schwer, Wunderdinge zu vollbringen", sagt nun Trainer Dieter Müller, Retter Nummer sechs. Spätestens seit der 0:1-Schlappe gegen den SSV Jahn Regensburg dürfte auch der früher so gefürchtete Mittelstürmer wissen, auf was er sich beim OFC eingelassen hat; das Vorhaben, der wie paralysiert spielenden Mannschaft Leben einzuhauchen, für neuen Schwung und Motivation zu sorgen, ist schon nach nur einem Spiel so gut wie gescheitert, und also regiert, fast schon eisern, das Prinzip Hoffnung.

Vor dem Heimspiel am morgigen Freitag gegen Eintracht Trier (19.30 Uhr), in dem wieder einmal ein "lebensnotwendiger Sieg" angestrebt wird, hat Dieter Müller das Training angezogen, er leitet die Spieler, wie er sagt, "mit harter Hand" an, "prügelt aber nicht auf sie ein", sondern versucht, ihnen Selbstvertrauen einzuflößen. Nur wo soll es herkommen bei drei Siegen in 17 Partien, bei 14 Punkten, bei Tabellenplatz 18 ? Dieter Müller möchte die fast zwei Dutzend Einzelspieler weiter zu einem Kollektiv formen, der frühere Nationalspieler hat sie daher zum gemeinsamen Abendessen geschickt, Frustbewältigung qua Gesprächstherapie sozusagen.

Dass dadurch nicht zwingend besserer Fußball gespielt wird, weiß er natürlich auch, und aus diesem Grund hat er den vormals ausgemusterten Tom Stohn und Matthias Becker in Aussicht gestellt, am Freitag erstmals wieder von Beginn an auflaufen zu dürfen. "Sie haben mein Vertrauen", bedeutet der Coach, "sie haben sich ihre Chance verdient." Diesbezüglich appelliert der Coach auch an die Fairness des Publikums, das den beiden phlegmatisch wirkenden Fußballern nicht eben wohlgesonnen gegenüber steht. Gerade Stohn habe nach seiner Einwechslung in der Partie gegen Regensburg aber für eine "Belebung im Spiel" gesorgt, und über Becker, der zuletzt in der Landesligamannschaft eingesetzt wurde, brauche man nicht viele Worte zu verlieren. "Es kann doch nicht sein, dass ein Spieler mit seinen Fähigkeiten da unten rumdümpelt", sagt der 46-Jährige, der inständig hofft, dass bei den beiden technisch beschlagenen Akteuren "endlich der Knoten platzt". Darauf freilich haben bisher schon ganz andere verzweifelt gewartet. Die Mannschaft müsse jedenfalls gegen die auf einer "Erfolgswelle" (Müller) schwimmenden Trierer "aggressiver in die Zweikämpfe gehen", nicht mehr so "zaghaft und ängstlich" wie gegen Regensburg auftreten, wo der OFC zwar 16:2 Ecken herausholte, aber doch mehr als harmlos war. "Der Torwart von denen hat sich doch totgelacht", befindet Dieter Müller. Zudem hat der Trainer die Hackordnung innerhalb des Teams festgelegt, "für eine klare Rollenverteilung gesorgt, denn wir haben zu viele Indianer und zu wenig Häuptlinge".

Gerade Stefan Dolzer und Stefan Simon sollen das Team führen, mehr Verantwortung übernehmen. Unterdessen hat Dieter Müller auf dem Trainingsplatz noch mehr Unterstützung bekommen, ab sofort wird sich Klaus Dörner um die beiden Torhüter Cesar Thier und René Keffel kümmern. Dörner, vor noch nicht allzu langer Zeit Trainer des damaligen Regionalligisten Borussia Fulda und heute beim Deutschen Fußball-Bund beschäftigt, wird zweimal pro Woche mit den Keepern trainieren. "Es konnte doch nicht sein, dass ein Verein wie Kickers Offenbach keinen Torwarttrainer hatte", sagt Dieter Müller.

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Do. 23.11.2000

Dieter Müller vor Wahl zum OFC-Präsidenten

Offenbach. Die Zukunft von Kickers Offenbach stand auch noch gestern kurz vor Mitternacht in den Sternen. Denn bei der äußerst turbulenten außerordentlichen Jahreshauptversammlung, von 600 Mitgliedern in der Offenbacher Stadthalle besucht, wollte sich partout kein neues Führungs-Gremium herausschälen. Hauptsponsor Horst Jung und Walter Müller, früherer OFC-Präsident, wollten sich, fürs Präsidentenamt vorgeschlagen, nicht zur Verfügung stellen. Letzter Stand der Dinge: Um 23.40 Uhr erklärte sich der frühere Nationalspieler und derzeitige OFC-Trainer Dieter Müller als einziger bereit, für das höchste Amt zu kandidieren. Bei Redaktionsschluss war die Versammlung noch nicht beendet.

Da das Führungschaos beim Regionalliga-Letzten zuletzt immer größer wurde, das Präsidium sich jedoch als handlungsunfähig erwies, war die Sitzung eiligst einberufen worden. So sah sich der Noch-Vizepräsident Ulf Tunn zu mahnenden Worten bei seiner Begrüßung verpflichtet: "Der OFC darf nicht die Abkürzung sein für Offenbacher Chaos-Club." Und so appellierte auch der scheidende Ehrenratsvorsitzende Waldemar Klein im Hinblick auf die Präsidiumsneuwahlen an die OFC-Mitglieder: "Beeilt Euch zu handeln, bevor es zu spät ist zu bereuen."

Klein scheute es nicht, Kritik an den zuletzt handelnden Führungspersonen um Tunn und Manager Klaus Gerster zu üben. Der 80-Jährige erhielt stehenden Applaus. Tunn wehrte sich und warf Hauptsponsor Horst Jung vor, eine Schlammschlacht gegen ihn entfacht zu haben. Tunn trat deshalb von seiner Präsidentschafts-Kandidatur und mit sofortiger Wirkung als Vizepräsident zurück. Er forderte Jung auf, selbst für das Präsidium zu kandidieren. Ebenso tat dies Gerster: "Bringen Sie zwei Millionen mit, Herr Jung, und werden Sie Präsident!" Dann bot Gerster an: "Wenn man mich nicht mehr will, dann gehe ich." Durch Tunns Rückzug schien es klar, dass auch Gerster keine Zukunft am Bieberer Berg haben würde. Noch-Vizepräsident Kohls ließ durchblicken, dass er nicht auf Gerster baue, sollte er, Kohls, in eine Führungsmannschaft gewählt werden.

Die Finanzsituation laut Schatzmeister Horst Zang: Man habe das negative Vereinsvolumen um knapp 600 000 Mark auf 1,13 Millionen Mark verringert, im ablaufenden Geschäftsjahr somit ein Plus von 600 000 Mark erwirtschaftet. Für die momentane Zeit von Juli bis September liege man allerdings im sechsstelligen Bereich unter der Kalkulation.

(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)

 
News vom Do. 23.11.2000

Kickers-Versammlung: Tunn zieht sich zurück

Offenbach. Rund 600 Mitglieder kamen am gestrigen Abend zur außerordentlichen Jahreshauptversammlung der Offenbacher Kickers. Da das Führungschaos beim Regionalliga-Letzten zuletzt immer größer wurde, das Präsidium sich jedoch als handlungsunfähig erwies, war die Sitzung eiligst einberufen worden. So sah sich der Noch-Vizepräsident Ulf Tunn zu mahnenden Worten bei seiner Begrüßung verpflichtet: "Der OFC darf nicht die Abkürzung sein für Offenbacher Chaos-Club." Und so appellierte auch der scheidende Ehrenratsvorsitzende Waldemar Klein im Hinblick auf die Präsidiumsneuwahlen (waren bei Redaktionsschluss noch nicht beendet) an die OFC-Mitglieder: "Beeilt Euch zu handeln, bevor es zu spät ist zu bereuen."

Klein scheute es nicht, Kritik an den zuletzt handelnden Führungspersonen um Tunn und Manager Klaus Gerster zu üben. Der 80-Jährige erhielt dabei stehenden Applaus. Tunn wehrte sich und warf Hauptsponsor Horst Jung vor, eine Schlammschlacht gegen ihn entfacht zu haben. Tunn trat deshalb von seiner Präsidentschafts-Kandidatur und mit sofortiger Wirkung als Vizepräsident zurück. Er forderte Jung auf, selbst für das Präsidium zu kandidieren. ebenso tat dies Gerster: "Bringen Sie zwei Millionen mit, Herr Jung, und werden Sie Präsident!" Dann bot Gerster an: "Wenn man mich nicht mehr will, dann gehe ich."

Die Finanzen stellte der ebenfalls scheidende Schatzmeister Horst Zang dar: Man habe das negative Vereinsvolumen um knapp 600 000 Mark auf 1,13 Millionen Mark verringert, im ablaufenden Geschäftsjahr somit ein Plus von 600 000 Mark erwirtschaftet.

(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)

 
News vom Do. 23.11.2000

Gegen Trier eine Chance für Stohn und Becker

Offenbach. Trotz aller Aufregung um das Führungschaos bei den Offenbacher Kickers - der Liga-Betrieb geht weiter. Morgen (19.30 Uhr) erwartet der Tabellenletzte der Regionalliga Süd Eintracht Trier zum Heimspiel. Der Gegner von der Mosel ist nach einem Aufwärtstrend in den letzten Wochen kurz davor, den Anschluss zu den Aufstiegsrängen herzustellen. Der OFC dagegen, mittlerweile seit neun Spielen ohne Sieg, geht wie immer verunsichert ins Spiel.

Zumal einer der Stammkräfte, Dama, im linken Mittelfeld wegen einer starken Rippenprellung ausfällt. Ebenso wie Binz, der wegen einer Knieverletzung noch nicht fit ist. Deshalb wird Dolzer nach überstandenen Rückenproblemen wieder auf die Liberoposition zurückkehren und Simon voraussichtlich aus der Abwehr ins Mittelfeld rücken. Auch Stohn und Becker sollen eine Chance von Beginn an bekommen. Zusätzlich wurde in dieser Woche Klaus Dörner (zuletzt Borussia Fulda) als Torwarttrainer engagiert.

(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)

 
News vom Mi. 22.11.2000

Oberliga als Horrorvision

Ob jemand erfolgreich gearbeitet hat, wird daran gemessen, was bleibt, wenn er weg ist. Und nicht daran, was bei einem Zwischenhoch heraus kam. Das gilt auch für Klaus Gerster und das amtierende Präsidium des Regionalliga-Letzten Kickers Offenbach. Wenn Klaus Gerster jetzt geht, hinterlässt er den Bieberer Berg als Trümmerhaufen. Bleibt er Manager, könnte das Hundertjährige des OFC im nächsten Jahr zu einer Trauerfeier werden. Wenn es den Verein dann noch gibt. Jetzt haben die Mitglieder die Wahl.

Gerster kann nur bleiben, wenn die Mannschaft um den viel beschäftigten Medizin-Professor Ulf Tunn die Mehrheit der Stimmen erhält. Aber will der Kandidat für die oberste Position im Verein heute Abend allen Ernstes erklären, er wolle einen Klub mit einem Etat von mehreren Millionen Mark nebenbei regieren? Die zwei Stunden, die Tunn in sein "Hobby OFC" pro Woche investieren will, reichen nicht einmal für den Besuch eines Heimspiels. Tunn wäre nicht mehr als ein Frühstückspräsident, die Macht hätten andere. Und ein Klaus Gerster lässt sich keine Ketten anlegen. Erst recht nicht von einem Präsidenten Ulf Tunn. Das hat die jüngste Vergangenheit gezeigt. Gerster macht viel - und er macht mit seinen Solo-Ritten auch viel kaputt.

Aber ihn trifft nicht alleine die Schuld. Fehleinkäufe bei Spielern, Fehler bei Trainerverpflichtungen wurden meist nur dem Manager angelastet. Doch die Vereinsspitze muss sich fragen lassen: Wo war sie, als es darauf ankam? Warum hat sie den umtriebigen Manager nicht gebremst, als noch Zeit dafür war? Weil er sich nicht bremsen ließ? Wer bitte hat in diesem Verein das Sagen? Wurde der OFC zu einem Selbstbedienungsladen von Gersters Gnaden? Von generösen Gehältern einiger Geschäftsstellenmitarbeiter ist die Rede. Das alles ist nicht nur schlecht fürs Image. Es gefährdet das Überleben des Klubs, der sportlich am Ende steht. Die Horrorvision heißt: Oberliga Hessen und ungeahnte wirtschaftliche Konsequenzen.

Das können nur neue Gesichter in der Vereinsführung verhindern. Diejenigen, die in den vergangenen Jahren das Sagen hatten, haben das Vertrauen verspielt. Der Verein braucht einen Neuanfang.

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Mi. 22.11.2000

Das Beste aus gut einem Jahr Kickers

In Offenbach braucht man als Trainer eher einen Wohnwagen als eine Wohnung, so schnell bist Du wieder weg." Peter Neururer, Ex-Trainer, bei seinem Amtsantritt im Oktober 1999.

"Ich glaube, dass die Möglichkeit besteht, kurzfristig mit dem OFC während meiner Vertragszeit in die erste Liga zurückzukehren." Peter Neururer im Februar 2000.

"Ich habe noch nie im Amateurlager gearbeitet. Mein Name wird immer noch mit dem Profifußball verbunden." Peter Neururer wenige Wochen später.

"Wir haben nur einen Schuss, und der muss sitzen." Klaus Gerster, Technischer Direktor des OFC, bei der Pressekonferenz zum Auftakt der Saison 2000/01.

"Ihr habt mir einen tollen Empfang bereitet, ich habe erwartet, dass ihr mich beschimpft. Wenn ich Geld hätte, würde ich jedem einen ausgeben." Dragoslav Stepanovic, Ex-Coach, bei seinem Trainingsauftakt am Bieberer Berg Anfang August.

"Der Trainerstuhl in Offenbach ist ein Nagelbrett. Nicht jeder Trainer ist in der Lage, als Fakir zu arbeiten." Wilfried Kohls, damals nur Vize, nach dem Abgang von Stepanovic Ende September. Wochen später ging auch der inzwischen zum Trainer avancierte Kohls.

"Einige haben den Ernst der Lage nicht erkannt." Knut Hahn, Ex-Trainer, der gleich zwei Mal einsprang. Bam

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Mi. 22.11.2000

Zehn Fragen für Mitglieder

Offenbach. Das amtierende Präsidium mit seinem Sprecher Vize-Präsident Professor Ulf Tunn, Vize Wilfried Kohls und Schatzmeister Horst Zang wird sich unangenehme Fragen stellen lassen müssen. Offen ist nur, welche Antworten die Mitglieder zu hören bekommen werden:

Zehn interessante Fragen an Kickers Offenbach:

1. Was macht Sponsor Horst Jung ("Portas"), wenn sich die Mannschaft mit Manager Klaus Gerster unter einem Präsidenten Professor Ulf Tunn durchsetzt?

2. Umgekehrt: Was macht der OFC womöglich ohne den Sponsor "Portas" und Horst Jung?

3. Wie hoch sind die Gesamtschulden des Vereines - alles in allem? Was ist mit der Zahl von angeblich fünf bis sechs Millionen Mark an Schulden, die immer noch in der Öffentlichkeit herumschwirrt?

4. Sollte der Verein Kickers Offenbach angesichts Vergangenheit und Gegenwart nicht grundsätzlich sein Finanzgebaren überprüfen? Kickers ist in der aktuellen Situation finanziell nicht auf Rosen gebettet. Wie soll da die Zukunft geplant werden - zumal auch das 100jährige Jubiläum im Mai nächsten Jahres gefeiert werden soll?

5. Letzter Platz in der Regionalliga - aber ein Geschäftsführer, der angeblich über 300 000 Mark im Jahr verdient?

6. Letzter Platz in der Regionalliga - und ein Wunschtrainer, der in zweieinhalb Jahren knapp eine Million Mark Grundgehalt kassieren soll?

7. Was wurde den Trainern Dragoslav Stepanovic und Peter Neururer (mit Co-Trainer Werner Kasper) wirklich als Abfindung gezahlt?

8. Was weiß der Verwaltungsrat, hat er seine Kontrollfunktion erfüllt?

9. Wilfried Kohls: Wie will er oder wollen seine Mitstreiter seine Person positiv verkaufen?

10. Ist es ernsthaft möglich, dass ein künftiger Präsident sich nur zwei Stunden in der Woche, wie er selbst sagt, um den Verein kümmert und dennoch Erfolg hat? Oder wäre er ein Präsident, der den Verein in der Öffentlichkeit nur repräsentiert - aber die Entscheidungen treffen andere?

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Mi. 22.11.2000

Wirtschaftliches Gewissen des Klubs

Offenbach (bam). Welche Rolle spielt der Verwaltungsrat? Und welche Möglichkeiten hat er? Laut Satzung obliegt ihm die Überwachung der Geschäftsführung durch das Präsidium. Mehrfach hatte der Verwaltungsrat in der Vergangenheit exakte Zahlen angemahnt - und wurde vertröstet. Als wirtschaftliches Gewissen des Vereins hat er die Geschäfte zu überwachen und muss auch den Mut aufbringen, Kritik zu üben. Wenn er dies in den vergangenen zwei Jahren tat, dann meist leise, was ihm bisweilen Schelte als "Tiger ohne Zähne" einbrachte.

Manchen ging der "Ritt auf der Rasierklinge" (ein Ex-Verwaltungsratsmitglied wegen der fehlenden Zahlen) zu weit. Sie gingen. So nach nur einem Jahr die beiden Kaufleute Bodo Lamp und Günter Waasen.

Die Mitglieder des Verwaltungsrates, dem derzeit Thomas Zahn vorsitzt, werden vom Präsidium vorgeschlagen und während der Jahreshauptversammlung gewählt. Die Wahl ist Punkt elf auf der Tagesordnung für die Versammlung heute Abend.

Sieben Mitglieder müssen dem Verwaltungsrat angehören, acht sind es derzeit: Thomas Zahn, Thomas Kalt, Horst Jung, Hans-Peter Adler, Jürgen Gesellius, Hermann Nuber, Seppl Weilbächer und Jörg Siebert.

Kalt will für das Amt des Vize-Präsidenten kandidieren, Gesellius scheidet aus. Neue Kandidaten: Albert Scheerer, Edgar Old, Horst Zang und Thomas Wegscheider.

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Mi. 22.11.2000

Zündet Klaus Gerster wie angekündigt seine Bombe?

Offenbach. Der Mann steht heute gar nicht zur Wahl, er wird vom Präsidium ernannt. Aber um ihn dreht sich alles: Klaus Gerster, Macher oder Ruin der Offenbacher Kickers auf deren Weg zum hundertjährigen Bestehen im Mai 2001? Wenn heute in der Stadthalle Offenbach (Einlass 18.30 Uhr, Beginn 19.30) die Mitglieder des OFC über ein neues Präsidium abstimmen, haben sie auch die Wahl: Gerster oder nicht? Darauf wird es hinauslaufen. Obwohl die Kandidaten, die ihre Bereitschaft bisher öffentlich ankündigten, heißen: Professor Ulf Tunn (Präsident), Thomas Kalt und Dieter Müller (beide Vize) und Thomas Delhougne (Schatzmeister). Frühzeitig hatte sich Tunn, Ärztlicher Direktor der Städtischen Kliniken Offenbach, auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Klaus Gerster festgelegt. Dieter Müller soll ihn bei sportlichen Entscheidungen "unterstützen", will heißen: kontrollieren.

Kontrolle scheint nötig, denn die Macht Gersters am Bieberer Berg ist unbegrenzt. Kontinuierlich hat er seine Position ausgebaut - und wurde dabei nicht gestoppt. Von wem auch? Die beiden letzten, denen es noch einigermaßen qua Amt und Persönlichkeit gelang, schieden aus: Im Juni 1999 trat Horst Jung, Chef des Kickers-Sponsors "Portas", vom Verwaltungsratsvorsitz zurück. Im November 1999 verstarb Präsident Dr. Lothar Winkler. Damit war der Weg frei für Gerster, der das "Machtvakuum" genutzt hat, wie Jung heute kritisch bemerkt.

Jung begründete seinen Rücktritt mit der "starken zeitlichen Beanspruchung" in seiner Firma. Gerüchte bremste er dadurch nicht, wonach er zurückgetreten sei, weil ihm der Führungsstil von Klaus Gerster missfalle. Jung hatte Gerster vier Jahre zuvor selbst geholt. Schon damals sagte Jung: "Gerster ist Chance und Risiko für einen Verein zugleich."

Jung wusste um das Risiko - und doch: Bei der vergangenen Hauptversammlung in der Stadthalle, hielt er eine flammende Rede - pro Gerster. Damals sagte Jung: "Ich bewundere, wie er es trotz der permanenten Intrigen und Anfeindungen schafft, zwölf bis 14 Stunden am Tag für den Verein tätig zu sein." Worte, wie sie heute wohl nicht mehr fallen würden.

Jung versteht sich als Teamarbeiter. Die Alleingänge eines Klaus Gerster gefallen ihm nicht. Und solche gab es viele. Ein Beispiel aus jüngster Vergangenheit: Zu einem für Gerster günstigen Zeitpunkt kam ein Fax aus der OFC-Geschäftsstelle. Es hatte den Charakter von PR-Arbeit in eigener Sache. Inhalt: Eine verklausulierte Darstellung des Geschäftsjahrs-Ergebnisses, in dem die Kickers angeblich 603 093 Mark Gewinn gemacht haben. Zahlen, die unsere Zeitung wegen Zweifeln an Wahrheitsgehalt und Seriosität bisher nicht veröffentlichte.

Ein Plus trotz Abstiegs? Obwohl wegen des sportlichen Misserfolges die kalkulierten Zuschauerzahlen nicht erreicht wurden? Die Veröffentlichung der Zahlen war mit Horst Zang, gewählter Schatzmeister des Vereins, nicht abgesprochen. Er sagt, davon nichts gewusst zu haben. Und auch Verwaltungsratsvorsitzender Thomas Zahn war überrascht und nach eigenen Worten nicht informiert. Von einem Rekordumsatz von 16,4 Millionen Mark war die Rede - bei einem Etat von 12,5 Millionen (inklusive eines Zwei-Millionen-Mark-Puffers). Was passierte mit den nie bestätigten gut vier Millionen für den Abschluss eines Vermarktungsvertrages? Angeblich floss der Großteil in Baumaßnahmen im Stadion und wurde verwendet, um Forderungen der Verwaltungsberufsgenossenschaft und Steuerschulden zu begleichen.

Auch diese Vorgänge brachten Jung nun dazu, die Bremse zu ziehen, Gerster zum Rücktritt aufzufordern, ihn eine "Hypothek" zu nennen. Um diese "Belastung" vom Rücken des Vereins zu bekommen, war Jung in den vergangenen Tagen verstärkt bemüht, ein Alternativpräsidium zu Tunns Mannschaft aufzubauen. Eine schwere Aufgabe, denn wer kann schon sagen, was auf die neue Führung zukommt?. Zum Kreis der Kandidaten sollen gehören: Ex-OFC-Präsident Walter Müller, Verwaltungsratsmitglied Jörg Siebert und Frank Bartenstein, Ex-Trainer der Reserve. Aber was macht Noch-Vize Wilfried Kohls? Von Tunn aus dessen Präsidiumsteam ausgebootet, könnte er in Jungs Mannschaft eine Rolle spielen. Ob Jung selbst in die Verantwortung geht? Es scheint, Stand gestern, nicht mehr ausgeschlossen. Er bestimmt seit Jahren mit, was im Verein geschieht. Ohne das Geld des einflussreichen Sponsors hätte der Klub in der Vergangenheit kaum überlebt. Jung gegen Gerster - es läuft auf eine Schlammschlacht hinaus. Schließlich hatte der Manager das Platzen einer Bombe angekündigt: "Abgerechnet wird bei der Hauptversammlung."

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Mi. 22.11.2000

Das Ende von Gerster beim Kickers-Showdown?

Offenbach. Heute ab 19.30 Uhr kommt es zum Showdown bei den Offenbacher Kickers. Dann beginnt die außerordentliche Mitgliederversammlung des Tabellenletzten der Fußball-Regionalliga Süd. Ort des Geschehens ist die Offenbacher Stadthalle. Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht die Präsidiumsneuwahl, nachdem die jetzige Führungsetage handlungsunfähig geworden ist. Doch zunächst wird das alte Präsidium den Mitgliedern Rechenschaft ablegen müssen. Und der Finanzbericht wird dabei mit besonderer Spannung erwartet. Denn in den letzten Tagen mehrten sich die internen Stimmen, es stünde um den Traditionsclub schlechter als bislang nach außen dargestellt.

Und so wird vor allem Manager Klaus Gerster, "der nach dem Tod von Präsident Dr. Lothar Winkler das Vakuum nutzte" (Hauptsponsor und Verwaltungsratsmitglied Horst Jung), um die Macht im Verein auf seine Person zu bündeln, in Erklärungsnotstand geraten. Nicht allein, dass Gerster die sportliche Talfahrt angelastet wird - er predigte immer das Bild vom wirtschaftlich auf sicheren Beinen stehenden OFC. So wird mittlerweile vermutet, Gerster könnte, um den Kopf aus der Schlinge zu ziehen, mit einem potenten Geldgeber auftreten, um des Volkes Seele zu besänftigen. Ansonsten droht Gerster die Demontage durch die erzürnten Mitglieder.

Von Gersters Zukunft in Offenbach hängt auch der Wahlerfolg der Kandidatenmannschaft um Noch-Vizepräsident Ulf Tunn ab. Denn der Chefarzt und seine Mitstreiter wollen im Fall ihrer Wahl mit Gerster als Manager in die neue Amtsperiode gehen. Eine Union, von der bislang erwartet wird, sie könne die Mitglieder von einer Stimmabgabe für Tunn & Co. abhalten. Tunns Team: der Ex-Nationalspieler und derzeitige Trainer Dieter Müller, Verwaltungsratsmitglied Thomas Zahn (beide als Vizepräsident) und Kickers-Mitglied Thomas Delhougne als Schatzmeister.

Dass es eine Gegenkandidatur geben wird, steht mittlerweile außer Frage. Hauptsponsor Horst Jung treibt dies voran. So soll ein Team aus verdienten OFC-Mitgliedern den Verein ohne Gerster weiterführen. In diese Planungen wurde auch der derzeitige Vizepräsident Wilfried Kohls einbezogen. Kohls selbst, seit vielen Jahren in der Clubführung tätig, hat bereits mit seinen derzeitigen Noch-Präsidiumskollegen samt Manager gebrochen. Diese hätten ihre Ahnungslosigkeit nun zu Genüge unter Beweis gestellt, als dass deren weitere Arbeit noch zu dulden wäre.

(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)

 
News vom Mi. 22.11.2000

Walter Müller soll die Opposition führen

Der ehemalige OFC-Präsident gilt als loyaler, sachlicher Fachmann und Respektsperson

Beginnt in der Nacht zum Donnerstag beim Fußballverein Kickers Offenbach eine neue Zeitrechnung ? Gibt es den oft propagierten Neuanfang, den viele für unausweichlich halten ? Oder wird weiter gewurschtelt, bleibt fast alles, wie es war? Antworten auf derartige Fragen zu finden, fällt nicht leicht, da hypothetisch und spekulativ, und doch würde es nicht überraschen, wenn heute, wahrscheinlich so um Mitternacht, eine Ära zu Ende gehen sollte - die von Manager Klaus Gerster.

Ein neues Präsidium wird heute auf der mit Spannung erwarteten außerordentlichen Mitgliederversammlung in der Offenbacher Stadthalle (Einlass 18.30 Uhr, Beginn 19.30 Uhr) gewählt, und sollte die kandidierende Mannschaft mit Ulf Tunn als Präsident, Dieter Müller, Thomas Kalt (beide Vizepräsidenten) sowie Thomas Delhougne (Schatzmeister) keine Mehrheit erhalten - wonach es aussieht -, wäre das auch das Ende der fünfjährigen Amtszeit von Gerster. Eine Opposition hat sich auf alle Fälle formiert, dem Vernehmen nach wird sie von Walter Müller angeführt.

Von 1981 bis 1983, zu seligen Bundesligazeiten des OFC, war Walter Müller schon einmal Präsident des Traditionsvereins, damals sorgte er mit den Vorstandskollegen Siegfried Leonardi und Thomas Zahn für Aufbruchstimmung und Seriosität im Verein. Walter Müller gilt als loyaler, sachlicher Fachmann, als Respektsperson. Und er genießt hohes Ansehen, wird mit Vorschusslorbeeren bedacht. "Walter Müller ist ein absoluter Spitzenmann", sagt der damalige Schatzmeister und heutige Verwaltungsratsvorsitzende, Thomas Zahn, "er wäre ein Geschenk des Himmels." Walter Müllers grundsätzliche Bereitschaft, als Erster Vorsitzender zu kandidieren, soll eine Art Signalwirkung innerhalb des Klubs gehabt haben, mehrere Mitglieder sollen seitdem bereit sein, Ämter zu übernehmen.

Unwahrscheinlich ist indessen, dass Frank Bartenstein, der vormals die Zweite Mannschaft trainierte, und Verwaltungsratsmitglied Jörg Siebert, die ins Gespräch gebracht wurden, diesem Zirkel angehören, wenngleich Zahn sie für "hervorragende Leute" hält. Auch die Kandidatur einer dritten Vorstandsriege aus dem Kreise der Fans dürfte eher unrealistisch sein, Zahn nennt sie "nebulös".

An den "verhärteten Fronten" (Zahn) hat sich jedoch nichts geändert, gerade die scharfen Attacken von Hauptsponsor Horst Jung gegen Klaus Gerster und Präsidiumssprecher Ulf Tunn haben für noch mehr Zündstoff gesorgt. "Horst Jung kann mit seinen Ausführungen so falsch ja nicht liegen", sagt Zahn. "Man muss sich ja nur die Tabelle ansehen." Der Vorsitzende des Kontrollorgans wehrt sich allerdings dagegen, "Klaus Gerster die alleinige Schuld in die Schuhe zu schieben - einer alleine kann das Ganze ja nicht verbockt haben". Worte, die Zahn als Kritik am noch amtierenden Präsidium verstanden wissen will. "Wenn eine Person derart stark geworden ist, dann müssen die anderen wohl so schwach sein", erklärt er. "Leute, die sich so über den Tisch ziehen lassen, sind selbst schuld." Und als Konsequenz dessen fordert Zahn: "Wenn es heute Abend einen Neuanfang geben soll, dann dürfte keiner mehr antreten, der die jetzige Situation zu verantworten hat - an erster Stelle Klaus Gerster."

Das würde allerdings auch auf den derzeitigen Vizepräsidenten Wilfried Kohls zutreffen, dessen Aussagen, was eine Kandidatur betrifft, sehr schwammig sind, Zahn bezeichnet sie abermals als "nebulös". Intern wird ein mögliches Engagement Kohls, wenngleich er als Offenbacher mit Herz und Seele gilt, daher skeptisch betrachtet. Pikant ist auch die Rolle von Dieter Müller, so er nicht ins Präsidium gewählt werden würde, schließlich ist der frühere Nationalspieler bis zur Winterpause ja Cheftrainer der Ersten Mannschaft. Daran, so Dieter Müller, werde sich auch nichts ändern, da sei es einerlei, wie das Votum der Mitglieder ausfallen wird.

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Di. 21.11.2000

Spieler Dworschak fordert konsequentes Durchgreifen

Eigentlich können die Fußballspieler der Offenbacher Kickers ja heilfroh sein, dass am morgigen Mittwoch die Jahreshauptversammlung des so tief in der Krise steckenden Traditionsvereins über die Bühne gehen und sogar die sportliche Talfahrt für ein paar Tagen in den Hintergrund treten lässt (siehe Bericht auf dieser Seite). Denn die Kicker hatten sich am Freitag beim 0:1 gegen den SSV Jahn Regensburg mal wieder bis auf die Knochen blamiert, aber das ist man ja schon gewohnt. Viel schlimmer ist die Tatsache, dass selbst der fünfte Trainerwechsel nichts, aber auch gar nichts bewirkte, dass der letzte ausgespielte Trumpf, die beiden Galionsfiguren Oliver Roth und Dieter Müller auf die Trainerbank zu setzen, wirkungslos verpuffte.

14 Punkte haben die als Meisterschaftsfavorit gestarteten Offenbacher nach der Vorrunde gesammelt, lediglich drei Spiele gewonnen, von den neun Heimpartien satte sechs verloren, nur eine siegreich beendet. Das ist eine erbärmliche Bilanz, eine, die die nackte Angst am Bieberer Berg zum Vorschein kommen lässt, schließlich hatte der OFC sogar in der vergangenen Saison in der Zweiten Bundesliga, die er am Ende sang und klanglos verlassen musste, 15 Zähler ergattert - also einen mehr als zur gleichen Zeit in diesem Jahr. Libero Matthias Dworschak richtete daher deutliche Worte an seine Kameraden. "Wer jetzt noch nicht aufgewacht ist und den Ernst der Lage erkannt hat, der wacht auch nicht mehr auf", sagte er, "der soll das Ganze hier vergessen."

Während sich Cheftrainer Dieter Müller in Durchhalteparolen flüchtete, wonach die "Blockade im Kopf" so leicht nicht zu lösen sei, man "den Kopf nicht hängen lassen" dürfe und "auf Licht am Horizont" warte, forderte Dworschak ein konsequentes Durchgreifen. "Wir sind zu sehr in Watte gepackt", sagte er, "es wird Zeit, dass mal einer auf den Tisch schlägt." Nur wer soll das sein ? Müller hat zwar eine "harte Hand" angekündigt, werde aber "nicht auf die Mannschaft einschlagen", bei Klaus Gerster weiß keiner, wie lange er noch Manager ist, und Publikumsliebling Oliver Roth ist eben trotz seiner Funktion als Co-Trainer mehr auf dem Börsenparkett denn auf dem Trainingsplatz anzutreffen. Und ob sich etwas bessern wird, wenn der von Roth geforderte neue Stürmer in der Winterpause tatsächlich verpflichtet werden sollte ? Es ist zu bezweifeln.

Die Reaktionen auf die schlimmen Leistungen der Fußballer sind übrigens gespalten, während die einen nur noch Mitleid empfinden, sind andere stocksauer, geben Manager Klaus Gerster die Hauptschuld, der den Niedergang vor allem mit den Entscheidungen in der Trainerfrage zu verantworten habe. "Die Mannschaft kann sich hinter den ständigen Wechsel verstecken, hat ein Alibi", sagt die alte Kickers-Größe Roland Weida, während der Ehrenratsvorsitzende Karlo Herbert dadurch "eine blutleere Mannschaft" sieht.

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Di. 21.11.2000

Freiwillige fürs Schattenkabinett gesucht

Einen Tag vor der Mitgliederversammlung schießen bei den Offenbacher Kickers die Spekulationen ins Kraut

Und jetzt, da der Showdown unmittelbar bevor steht, werden Strippen gezogen und Fäden gesponnen. Im Verborgenen, im Schatten werden Seilschaften geknüpft, es wird konspirative Treffen an geheimen Orten geben, wo die Köpfe mit den Zigaretten um die Wette qualmen werden. Die Luft wird schwer und biergeschwängert sein, und irgendwann, nach ein paar Stunden, werden sich alle einig sein und pathetisch verkünden: "Kickers Offenbach darf nicht sterben, der OFC darf nicht untergehen."

So oder so ähnlich könnte es aussehen dieser Tage in und um Offenbach herum, in Restaurants oder Kellergewölben, wenn sich verdiente Kickers-Urgesteine formieren und, martialisch gesprochen, zur Schlacht rüsten. Die wird am morgigen Mittwochabend in der Offenbacher Stadthalle (19.30 Uhr) erwartet, wenn Kickers Offenbach seine außerordentliche Mitgliederversamlung abhalten wird. Die Stimmung dürfte in jedem Falle aufgeheizt sein, viele erwarten eine einzige Schlammschlacht, von Abrechnungen ist die Rede, vermutlich wird schmutzige Wäsche gleich tonnenweise gewaschen. Manager Klaus Gerster wird sich besser warm anziehen, Anfeindungen und Schuldzuweisungen dürften nicht ausbleiben, doch auch der in die Schusslinie geratene Technische Direktor wird zum Gegenschlag ausholen, das hatte er unlängst angekündigt. Am umtriebigen und bis vor kurzem noch allmächtigen Manager scheiden sich bei den Kickers die Geister, er spaltet einen bald 100 Jahre alten Klub in zwei Lager, die einen sind für, die anderen, vor allem die verdienten Mitglieder gegen ihn, so einfach ist es. Einen Mittelweg scheint es nicht zu geben, im Fall Gerster gibt es wirklich nur links oder rechts, schwarz oder weiß.

Eng an Gersters Schicksal, der seit der 0:1-Pleite gegen Regensburg am Freitagabend abgetaucht ist und sich erst auf der Jahreshauptversammlung wieder zu Wort melden will, ist die Frage geknüpft, wer Kickers Offenbach vor dem Untergang bewahren soll. Die Mitglieder werden mit ihren Stimmzetteln das letzte Wort haben, entscheiden, ob sie für die Vorstands-Mannschaft um den derzeitigen Präsidiumssprecher Ulf Tunn, und damit für Gerster, oder für die oppositionelle Riege votieren werden.

Aber wer, um alles in der Welt, verbirgt sich eigentlich hinter dieser Opposition, deren Existenz allenthalben bestätigt wird ? Es darf eifrig spekuliert werden, Gerüchte kursieren, der Name Wilfried Kohls, noch amtierender Vizepräsident, fällt häufig, zudem hoffen viele, dass Hauptsponsor Horst Jung noch eine Mannschaft ins Rennen schickt, kryptische Andeutungen in dieser Richtung hat der mächtige Mann zumindest gemacht.

Doch irgendwie bleibt alles im Halbdunkel, im Zwielicht, ist in etwa so erquicklich wie der Versuch, im trüben Teich ein Prachtexemplar mit der Hand zu fangen. Selbst verdiente Mitglieder tappen auf der Suche nach Namen im Dunkeln, was zum einen daran liegen könnte, dass die Mission unter dem Siegel der Verschwiegenheit läuft, oder zum anderen daran, dass sich die Kandidaten erst am Mittwoch auf der Versammlung outen werden. Auch eine dritte Variante ist existent, nämlich die, dass es gar kein zweites Team gibt.

Wilfried Kohls immerhin lässt verlauten, an seiner "grundsätzlichen Bereitschaft" habe sich nichts geändert, "man muss davon ausgehen, dass Wille Kohls was macht". Doch zurzeit sei alles in der Schwebe, er werde nicht "die Fahne in die Hand nehmen und rufen: ,hier bin ich'", sondern abwarten. "Wir haben ja noch ein paar Stunden Zeit", sagte Kohls, "es reicht doch, wenn wir uns zehn Minuten vor Beginn der Jahreshauptversammlung einig sind." Der frühere OFC-Torwart, der ja für zwei Spiele auch mal die erste Mannschaft des Tabellenletzten coachen durfte, hat daher auch die scharfe verbale Attacke von Horst Jung gegen Manager Gerster und "Vize" Tunn begrüßt (die FR berichtete). "Es hat bestimmt noch den einen oder anderen wachgerüttelt", befand er, "der Prozess, den Mitgliedern eine Alternative zu bieten, hat sich beschleunigt."

Unterdessen hat auch Ehrenratsvorsitzender Karlo Herbert Bereitschaft signalisiert, ein Amt im Präsidium zu übernehmen. "Wenn ich helfen kann, werde ich das tun", sagte er, "es geht schließlich nur um den Verein Kickers Offenbach."

Das sieht auch der Verwaltungsratsvorsitzende Thomas Zahn ähnlich, der verkündete, es hätten sich noch nie so viele Leute, gerade auch aus dem Verwaltungsrat, bereit erklärt, eine Funktion im Verein übernehmen zu wollen. Doch Namen, nein, Namen wollte auch er nicht nennen.

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Mo. 20.11.2000

Kickers und eine Bilanz der Hinrunde

Offenbach (bam). 17 Spiele, drei Siege, 14 Punkte - Offenbach liegt nach der Vorrunde der Fußball-Regionalliga Süd auf dem letzten Platz. Vor einem Jahr, damals noch in der Zweiten Liga, hatte der OFC einen Zähler mehr.

Das Fazit nach der Hälfte der Regionalligasaison:

Der Start: Die Kickers erklären sich zum (Mit-)Favoriten. Manager Klaus Gerster: "Wir haben nur einen Schuss, und der muss sitzen. Trainer und Mannschaft sind in dieser Zusammensetzung in der Regionalliga nur ein Jahr möglich." An dieser Aussage wird der Manager immer wieder gemessen. Der Kleinkrieg zwischen Gerster und Ex-Trainer Peter Neururer eskaliert. Das Präsidium greift nicht ein.

Der erste Sieg: 1:0 bei den Amateuren des VfB Stuttgart am fünften Spieltag.

Der höchste Sieg: 3:1 gegen Pfullendorf am sechsten Spieltag. Die Fans am Berg feiern "Karneval in Bieber" und damit schon Ende September den Beginn der fünften Jahreszeit.

Der schönste Sieg: 1:0 bei den Amateuren des VfB Stuttgart, gegen die die Bundesligaprofis der Frankfurter Eintracht zehn Tage zuvor im DFB-Pokal 1:6 verloren hatten. OFC-Fans singen: "Seht ihr Eintracht, so wird das gemacht."

Die höchste Niederlage: 0:5 in Burghausen, Ex-Trainer Knut Hahn kritisiert: "Einige scheinen den Ernst der Lage nicht erkannt zu haben."

Die unangenehmste Niederlage: 0:2 gegen den VfR Mannheim. Schon bei der Vorstellung pfeifen die Fans ihre Mannschaft aus, schwanken emotional zwischen den Extremen. "Gerster-Raus-Rufe". Der Manager denkt über einen Rücktritt nach. Die Entfernung eines Plakates durch den Ordnungsdienst sorgt für Ärger. Gerster zeigt Gespür für die Situation, hilft, das Transparent wieder aufzuhängen. Das Feeling Bieberer Berg bekommt eine neue Dimension - die Situation aber ist bekannt: Der OFC ist Letzter.

Die Fans: Sie zeigen zu Beginn viel Geduld, verzeihen sogar den Abstieg. Erstmals bekommen die Spieler so richtig den Frust der Fans nach dem 2:3 bei den Bayern-Amateuren zu spüren.

Die Besucherzahlen: Mit einem Schnitt von 7500 pro Heimspiel wird kalkuliert und knapp erreicht. Allerdings gibt es selten offizielle Zahlen. Doch die großen Zahltage (gegen Darmstadt und KSC) sind vorbei. Bester Besuch: 16 000 im DFB-Pokal gegen Kaiserslautern.

Abgänge: Marco Grevelhörster (Sportinvalide), Daniel Graf (Karlsruher SC, 50 000) und Dubravko Kolinger (St. Pauli, 75 000), Florian Sohler (Bad Kreuznach).

Neuverpflichtung: Patrick Glöckner (ohne Ablöse), Marcio (Mainz 05, für angeblich 50 000 Mark ausgeliehen).

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Mo. 20.11.2000

Horst Jung nennt Klaus Gerster eine Hypothek

Offenbach. Eine "Hypothek" im übertragenen Sinne erklärt der Duden als "ständige Belastung". Und so ist es wohl auch zu verstehen, wenn Horst Jung von Klaus Gerster als "Hypothek" für den Verein Kickers Offenbach spricht. Eine ständige Belastung, in letzter Zeit jedenfalls. Die Partie gegen Regensburg bedeutete für manchen Aspiranten auf eine Führungsposition die vielleicht letzte Chance, vor der außerordentlichen Mitgliederversammlung am nächsten Mittwoch öffentlich Einfluss zu nehmen. Eine Wahlkampftour mit Stimmenfang auf 400 Quadratmetern im VIP-Raum, ein letzter Test der Stimmung (auf den Sitztribünen) im Stadion.

Am Mittwoch in der Stadthalle gilt's (Einlass 18.30 Uhr, Beginn 19.30). Noch ist nur die Kandidatur einer Präsidiumsmannschaft offiziell: Professor Ulf Tunn als Präsident, Thomas Kalt und Dieter Müller als seine Vize, Thomas Delhougne als Schatzmeister. Und Klaus Gerster als Manager. Da hatte sich Tunn frühzeitig festgelegt. Letzter Anstoß für die Zusammenstellung des Teams kam bei einem Golfturnier für Kickers-Sponsoren vor einigen Tagen. Die "Auslosung" ergab die günstige Konstellation, die potenziellen Präsidiumsmitglieder übten erstmals das Zusammenspiel.

Die Rede war auch am Wochenende weiter hartnäckig von einem Schattenkabinett, dass sich bei der Versammlung outen will. Eine Rolle spielt in den Spekulationen auch Noch-Vize Wilfried Kohls, der sich zuletzt "aus gesundheitlichen Gründen" aus der Vereinsarbeit zurückgezogen hatte. Seine Meinung zu den Gesprächen und Vermutungen: "Mein Eindruck ist: Einige wünschen sich wohl ein Schattenkabinett, weil sie mit dem, was bisher seine Kandidatur bekannt gegeben hat, nicht zufrieden sind." Aber kandidiert er selbst? "Ich weiß es noch nicht. Ich kann nicht sagen Ja, will nicht sagen Nein." Da sind bis Mittwochabend wohl noch einige Gespräche nötig.

Ihre Strategie für die Versammlung besprach die Mannschaft um Tunn am Samstag. Nur einer fehlte: Dieter Müller. Der Vize-Präsidenten-Kandidat befand sich in seiner Funktion als Trainer auf Erkundungstour. Am Samstag in Mannheim beim Spiel VfR gegen Erfurt, gestern in Stuttgart bei der Partie der VfB-Amateure gegen Eintracht Trier, dem Gegner des Heimspiels am Freitag.

Doch bis dahin ist's noch lange hin. Die Zeitrechnung der OFC-Funktionäre endet in dieser Woche vorerst beim Mittwoch. Dann wird über die Zukunft des Klubs entschieden.

Wie Sponsor Horst Jung darüber denkt, hat er zuletzt am Freitag geäußert: Unter der "Hypothek" erstarre alles, was den Verein betreffe. Die Kritik an Gersters Arbeit in den vergangenen Monaten wird mehr als deutlich. Nicht aber will Jung diese Kritik pauschalisieren. Jung unterscheidet zwischen (erfolgreicher) Vergangenheit und (erfolgloser) Gegenwart. Gerster habe den OFC im Team (!) vor dem Konkurs bewahrt und in die Zweite Liga geführt. Unterschied zu heute: Gerster hatte bei weitem nicht die Entscheidungs- und Handlungsfreiheit wie heute. "Gerster hat nach dem Tode Dr. Lothar Winklers das Machtvakuum genutzt und alles an sich gezogen."

Wer soll ihn jetzt bremsen? Jung sucht eine Mannschaft, die am Mittwoch den Mut mitbringt, gegen die "Hypothek" anzutreten. Was aussieht wie ein Kampf zwischen dem Ex-Gerster-Förderer Horst Jung und dem Manager dürfte Tunn tief treffen. Denn trotz der Kandidatur für das oberste Amt im Verein ist von ihm weniger häufig die Rede.

Jung fordert Gersters Rücktritt, will einen Neuanfang, steht aber für eine Funktion nicht zur Verfügung. Es kommt der Hinweis auf sein Unternehmen ("Portas"), das mit seinen 5000 Mitarbeitern seine gesamte Kraft brauche. Das frühere OFC-Motto "Zusamme schaffe mers" hat momentan ausgedient. "Wir rutschen in eine unglaubliche Situation", sagt der frühere Kickers-Spieler Roland Weida

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Mo. 20.11.2000

Sind Gersters Tage beim OFC gezählt?

Offenbach. Wie ein böser Traum, aus dem es kein Erwachen gibt: So stellt sich die Situation für die Offenbacher Kickers in der Regionalliga Süd dar. Der Zweitliga-Absteiger befindet sich im freien Fall Richtung Oberliga. Hilflosigkeit, wohin man blickt, und irgendwie scheint jeder auf ein Wunder zu hoffen. Wie damals am 6. Juni 1997 in Mannheim, als in aussichtsloser Lage in der Aufstiegsrunde gegen Memmingen plötzlich das Licht ausfiel im Rhein-Neckar-Stadion.

Offenbach stieg begünstigt davon durch einen Sieg im Wiederholungsspiel später in die Drittklassigkeit auf, schaffte in der Folgezeit sogar den Sprung in Liga zwei. Doch das Glück scheint den OFC im Stich gelassen zu haben. Das 0:1 gegen Regensburg hat Symbolcharakter. Die Trainer kamen und gingen, keiner brachte den OFC zurück auf die Erfolgsspur. Auch nicht die sechste Lösung mit Dieter Müller und Oliver Roth. Scheinbar bleibt auch diese Interimslösung ein weiteres Kapitel in der Reihe von Fehlgriffen.

Die Motivationswirkung durch Roth und Müller ist zunächst ausgegeblieben. Dabei hatten sich die Verantwortlichen nicht nur eine Entlastung im Abstiegskampf von einem Einstandserfolg des Duos erhofft, viel mehr sollte ein Heimsieg die Spannung aus der emotional geladenen Stimmung vor der außerordentlichen Mitgliederversammlung (Mittwoch, 19.30 Uhr, Offenbacher Stadthalle) nehmen. Doch das Gegenteil ist nun der Fall. Im Focus der Kritik steht Manager Klaus Gerster. In seiner Funktion als technischer Direktor, der die alleinige Verantwortung für die Talfahrt zu übernehmen hat. Und mit ihm auch Präsidentschaftskandidat und Noch-Vizepräsident Professor Ulf Tunn. In seiner Eigenschaft als kritikloser Gerster-Anhänger schwinden im Endspurt vor den Neuwahlen scheinbar mehr und mehr die Mitglieder, die Tunn, der sein Engagement in Offenbach ohnehin mehr als Hobby sieht, ins neue Amt heben könnten. Zumal, schenkt man Hauptsponsor Horst Jung Glauben, nun doch eine Gegenmannschaft für die Vereinsführung kandidieren wird. Jung selbst verneint, dass er in diesem Team federführend aktiv würde, zu groß wäre der Aufwand für den Firmenchef. Außerdem steht im Raum, sollte Tunn tatsächlich gewählt werden und weiter auf Gerster als Manager setzen, könnte Jung, der Gerster ablehnt, sein finanzielles Engagement in Offenbach beenden. Jung deutlich: "Wenn der Verein nicht klare Entscheidungen trifft, steigen wir ab." Nach wie vor unklar ist die Rolle von Noch-Vizepräsident Wilfried Kohls. Von Tunn bei den Planungen verschmäht, hält er sich über seine Zukunftsplanung bedeckt. Für Zündstoff ist auf dem Bieberer Berg mal wieder gesorgt.

(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)

 
News vom Mo. 20.11.2000

OFC droht eine Schlammschlacht

Klaus Gerster vor dem Aus

Vor der außerordentlichen Mitgliederversammlung am kommenden Mittwoch ist bei Kickers Offenbach der Machtkampf voll entbrannt. Der Verein, Tabellenletzter der Fußball-Regionalliga Süd, ist in sich zerstritten und steht ein paar Monate vor seinem 100-jährigen Bestehen vor einer Zerreißprobe. Vor allem an Manager Klaus Gerster scheiden sich die Geister. Die Versammlung am Mittwoch droht zu einer wahren Schlammschlacht zu werden.

Nach dem 0:1 am Freitagabend gegen Jahn Regensburg platzte Hauptsponsor Horst Jung der Kragen. Der Portas-Chef, der hinter den Kulissen die Strippen zieht und ohne dessen finanzielle Zuwendungen der OFC schon mehr als einmal den Gang zum Konkursrichter hätte antreten können, forderte Manager Klaus Gerster zum wiederholten Male zum Rücktritt auf und kritisierte die am Mittwoch kandidierende Vorstandsmannschaft um den derzeitigen Präsidiumssprecher Ulf Tunn heftig.

Nach einem Wahlsieg der Tunn-Riege sieht es momentan aber nicht aus, denn hinter den Kulissen hat sich - das bestätigte auch der Verwaltungsratsvorsitzende Thomas Zahn - mindestens eine oppositionelle Gruppierung formiert, die sich am Mittwoch zur Wahl stellen wird - und die die Unterstützung des einflussreichen Horst Jung haben wird. Mutmaßlich wird der Mäzen auch sein finanzielles Engagement beim OFC an die Entscheidungen am Mittwoch koppeln. Sollte Tunn nicht gewählt werden, wäre dies gleichbedeutend mit einem Ausscheiden von Manager Gerster, der am Freitag ohne Kommentar entschwand und am Samstag sowie am Sonntag nicht zu erreichen war. Eine Demission Gersters scheint nicht mehr ausgeschlossen - und sie wäre überfällig.

Die Amtszeit des lange Zeit allmächtigen Technischen Direktors neigt sich dem Ende entgegen, viele Mitglieder sind nicht mehr gewillt, dem umtriebigen Manager, unter dessen Ägide der Klub von der Oberliga bis in die Zweite Liga marschierte, die vielen Fehler der zurückliegenden Monate zu verzeihen. Vor allem der kaum zu überbietende Dilettantismus in der Trainerfrage - Dieter Müller und Oliver Roth sind bereits die sechsten Verantwortlichen seit Saisonbeginn - lässt Gerster in einem matten Licht erscheinen. "Vielleicht", merkt die alte Kickers-Größe Roland Weida süffisant an, "holen wir morgen von der Fressgass zwei neue Trainer."

Der Manager hat sich, wie Jung befindet, auch im Buhlen um Wunschkandidat Djuradj Vasic vom FC Schweinfurt "in etwas verrannt", rational lässt sich das fast schon irrsinnige Werben um den 44-Jährigen tatsächlich nicht mehr erklären, zumal Vasic einen Vertrag bis ins Jahr 2003 erhalten soll, der ihm etwa 1,5 Millionen Mark garantieren dürfte. "Es sind Tausende gute Trainer frei", so Weida, "aber wir brauchen ja den Welttrainer Vasic, der sieben Jahre in der Provinz gearbeitet hat."

Zudem scheint am Bieberer Berg noch einiges im Verborgenen zu schlummern, Kübel voller Dreck, wird gemunkelt, warten nur darauf, ausgekippt zu werden. Da passt es ins Bild, dass Jung freimütig das einräumte, was schon kolportiert wurde, dass Ex-Trainer Dragoslav Stepanovic am 28. September nämlich gar nicht zurückgetreten, sondern entlassen worden ist. Dem Vernehmen nach ist Stepanovic der Rauswurf mit 100 000 Mark Abfindung versüßt worden. Peter Neururer dürfte die Brocken ebenfalls nicht freiwillig hingeworfen haben - auch er soll fürstlich entlohnt worden sein. Zudem scheint es finanziell düster auszusehen, was nur zwingend logisch erscheint. Denn die Gehälter der Fußballer und einiger Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle sollen exorbitant hoch sein.

Sollte es zum Neuanfang kommen, so viel scheint gewiss, müssten die Verantwortungsträger erst mal einen Scherbenhaufen zusammen kehren. Ob noch etwas zu kitten sein wird, ist die große Frage.

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Mo. 20.11.2000

Verständnis beim Vorstand Aufschub für Djuradj Vasic

Eigentlich wollte er vor dem Heimspiel gegen Burghausen zu Gunsten der Konzentration der Spieler Klarheit schaffen. Doch nun muss Djuradj Vasic (44) bis nächsten Montag warten, ob sich die Befürworter seiner Verpflichtung zum 1. Januar bei der außerordentlichen Jahreshauptversammlung von Kickers Offenbach durchsetzen.

Vasic weiß, dass seine Bereitschaft, vom Aufstiegsanwärter FC 05 zum Abstiegskandidaten Offenbach zu gehen, bei vielen Unverständnis hervorruft. Doch nach sieben fast durchweg schwierigen Jahren in Schweinfurt ist die Offerte der Hessen (Vertrag bis Mitte 2003) so ungemein verlockend, dass selbst 05- Vorsitzender Gerhard Hertlein Verständnis für Vasic entwickelt hat. Beim FC 05 hinken die wirtschaftlichen und organisatorischen Strukturen weit hinter der überraschenden sportlichen Entwicklung her. Und Vasic weiß, dass die Grün- Weißen für einen eventuellen Gang in die Zweite Liga bisher nicht gerüstet sind. Er fürchtet, wieder am Nullpunkt zu stehen.

Allein der Einstieg eines großen Sponsors oder eines Vermarkters - derzeit lässt die Vorstandschaft dem Vernehmen nach ein Angebot prüfen - könnte die Voraussetzungen so verändern, dass Vasic im letzten Augenblick doch noch umzustimmen wäre.

(Von Hans Strauß, KICKER)

 
News vom Sa. 18.11.2000

Anträge kein Problem

Offenbach (bam). "Bei außerordentlichen Mitgliederversammlungen kann laut Satzung ein Antrag noch am Versammlungstag gestellt werden", erklärt OFC-Ehrenpräsident Waldemar Klein. Für die Antragsbehandlung wird eine Zweidrittelmehrheit der Mitglieder benötigt. Für Fragen hatte die OFC-Ankündigung vom 15. November gesorgt, dass Anträge zehn Tage vor dem Termin (22.) eingegangen sein müssen.

Geschäftsführer Jörg Hambückers bestätigte nach Rücksprache mit Vereinsanwalt Dr. Hans-Peter Adler, dass Anträge, die bis Montag eingehen, auch ohne Zweidrittelmehrheit behandelt werden.

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Fr. 17.11.2000

Für Müller ist Fußball ganz einfach

Offenbach. Fußball ist für Dieter Müller eine einfache Sache - frei nach dem Fußballerspruch: Das Runde muss ins Eckige. Eben die Schlichtheit des Spiels ("Fußball ist nur Software") will er den Spielern der Offenbacher Kickers vermitteln in der Hoffnung, dass es heute (19.30 Uhr, Bieberer Berg) gegen Jahn Regensburg den ersten Erfolg nach acht Begegnungen ohne einen Sieg gibt.

Dabei greift Müller auf seine Erfahrung aus 303 Bundesligaspielen (177 Tore) und 12 Einsätzen für Deutschland (9 Tore) sowie seine Erlebnisse mit 23 Trainern zurück. Der beste unter seinen Coaches: Hennes Weisweiler, "ein echtes Vorbild", wie Müller sagt. Weniger überzeugend: Karl-Heinz Heddergott. Kleine Anekdote aus Kölner Zeiten: "Der kam in die Kabine und rief dreimal Hipp, hipp, hurra. Da sagte Toni Schumacher: 'Trainer, lass doch den Stuss.'"

Köln ist Vergangenheit, Kickers Tagesaktualität. Und da sind Veränderungen auf dem Platz zu erwarten. Michael Köpper hat sich mit einer Erkältung abgemeldet, Manfred Binz ist zwar wieder im Manschaftstraining, ein Einsatz nach wochenlanger Verletzungspause aber ausgeschlosen. Die schwierigste Entscheidung dürfte die Besetzung der Torwartposition sein: Spielt Stammtorwart Cesar Thier oder Ersatzmann Ren`e Keffel? Eine Frage, die Müller "aus dem Bauch heraus" beantworten will. Roth lobt beide Torleute: "Wenn unsere Feldspieler die Leistung der Keeper gebracht hätten, stünden wir heute nicht auf einem Abstiegsplatz." Und doch: Nach 27 Gegentreffern in 16 Spielern sieht es nach einem Wechsel aus. Dass die Frage aufkommt, spricht für Keffel.

Neben dem Präsidium wird bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung auch der Verwaltungsrat gewählt. Vorschlagsrecht hat das Präsidium. Vorsitzender Thomas Zahn hat angekündigt, wieder zu kandidieren. Als neue Mitglieder des Verwaltungsrates haben sich beworben: Diplom-Ingenieur Albert Scheerer, Edgar Old (Ex-Chef des B-Teams) und Thomas Wegscheider, der vor einem Jahr nach heftigem Disput und Angriffen vom Verwaltungsratsvorsitz zurücktrat.

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Fr. 17.11.2000

Regensburg bangt um Freistoßspezialist

Regensburg. Vor ein paar Jahren noch stand der SSV Jahn Regensburg vor dem sportlichen und finanziellen Aus. Abstieg in die bayerische Landesliga Mitte, den 111 Jahre alten Traditionsverein drückten Schulden in Millionenhöhe. Dass sich in zwei Jahren in jeder Hinsicht der Erfolg eingestellt hat, ist eng mit dem neuen Jahn-Boss Heinz Groenewold und Trainer Karsten Wettberg verbunden.

Wenn Wettberg die Vergangenheit Revue passieren lässt, tut er es mit einer klugen Mischung aus Selbstbewusstsein und Bescheidenheit. Natürlich sei der Höhenflug etwas Besonderes gewesen. Doch in der Regionalliga sei für sein Team nun jede Partie ein Finalspiel auf dem Weg zum Klassenerhalt. Der 59 Jahre alte Coach, im Zivilleben Postoberamtsrat, hat erst vor kurzem seinen Vertrag bei den Oberpfälzern bis Ende der Saison 2002 verlängert. Der Meistermacher - 16 Titel holte er in 29 Trainerjahren - ging mit einem 22 Mann starken Kader in die Regionalligasaison. Die Aufstiegsmannschaft wurde ergänzt mit Spielern aus unteren Klassen und Regionalliga-Akteuren: Tölcseres (Saarbrücken), Gusic (Verl), Krinke (Darmstadt). Nur der Ex-Mannheimer Gfreiter war Stammspieler bei seinem alten Klub.

Vor dem letzten Spieltag der Vorrunde hat sich das Gesicht der Jahn-Mannschaft grundlegend verändert. Sechs "Zukäufe" machten es möglich. Darunter der Österreicher Stieglmair, der als Libero überzeugt. Zur Standardformation gehören auch Stürmer Thorsten Seufert (SSV Reutlingen) und Verteidiger Markus Grasser (1. FC Nürnberg). Mit Zellner kam ein weiterer Neuer aus der dritten englischen Division, Radlspeck wechselte von Graz nach Regensburg. Stützen im Jahn-Team sind immer noch Spieler aus dem letztjährigen Bayernliga-Kader: Torwart Ermler, Verteidiger Rosenwirt und Fersch. Der Jahn-Kapitän, Antreiber im Mittelfeld und Freistoßspezialist, führt mit elf Saisontreffern auch die Torjägerliste der Regionalliga Süd an. In den vergangenen drei Jahren bestritt er alle Spiele, in Offenbach könnte er fehlen - ein Bluterguss im Oberschenkel macht ihm zu schaffen.

www.SSV-Jahn.de

(Von Heinz Reichenwallner, OFFENBACH-POST)

 
News vom Mi. 15.11.2000

Müllers Bedingung: Ohne Ollie mache ich es nicht!

Offenbach - Der Start des neuen Trainerduos bei Kickers Offenbach wurde zu einer Solonummer: Dieter Müller (44) stand um kurz nach halb elf vor der Mannschaft und erläuterte in kurzen Worten die Situation. In einem Satz: Der Zweitligaabsteiger und als Aufstiegskandidat verkaufte Offenbacher Fußball-Club Kickers ist Letzter der Fußball-Regionalliga Süd.

Fünf Minuten später ging's los. 75 Minuten dauerte die erste Einheit, bei der Oliver Roth (32) noch an der Seite des Ex-Nationalstürmers fehlte. Ab heute heißt es: Roth greift (mit) ein. Der 32 Jahre alte frühere Kickers-Stürmer brachte es in viereinhalb Jahren OFC zur Kapitänsbinde und Kultstatus.

Nach dem Zweitligaabstieg in der vergangenen Saison beendete er seine Fußballer-Karriere und konzentrierte sich auf seinen Job an der Frankfurter Börse. Heute wird er sein Comeback bei Kickers geben. Nicht als Spieler (Roth: "Ausgeschlossen, ich werde am Freitag gegen Regensburg nur in Straßenkleidung auf der Bank sitzen"), sondern als Co-Trainer - eben an Müllers Seite und (vorerst) nur für vier Spiele. Müller hatte, als er am Montag gefragt wurde, eine klare Vorgabe, die er seinem "Ja" voranstellte: "Ohne Ollie Roth mache ich es nicht." Und weil Roth mit Müller gut kann ("Wir haben die gleiche Meinung über Fußball"), löste er seine Zusage ein: "Ich hatte Dieter Müller versprochen. Wenn Du mal gefragt wirst und ich Dir helfen kann, mache ich es."

Die Lösung Müller/Roth wurde möglich und nötig, nachdem am Montag kein klares "Ja" aus Verwaltungsrat und Präsidium zur Verpflichtung von Djuradj Vasic kam, dem Wunschtrainer von OFC-Manager Klaus Gerster (unsere Zeitung berichtete). Wilfried Kohls (Vize-Präsident) und Horst Zang (Schatzmeister), Mitglieder des amtierenden Präsidiums, wollten den Vertrag nicht unterschreiben mit dem Hinweis, es solle das neue Präsidium darüber entscheiden. Und eben die neue Führungscrew soll jetzt am Mittwoch (22. November, 19.30 Uhr) gewählt werden. Der Montagnacht ausgegebene Termin für Montag kommender Woche konnte nicht gehalten werden: Die Stadthalle war nicht frei.

Wird die Mannschaft von Präsidenten-Kandidat Professor Ulf Tunn gewählt, dürfte der Verpflichtung Vasics nichts mehr im Wege stehen. Tunn hätte den Vertrag wohl schon jetzt unterschrieben, doch sein Namenszug alleine genügt nicht. Es müssen zwei Unterschriften von Präsidiumsmitgliedern sein, und der gewählten Kickers-Führung gehören nach dem Tod von Dr. Lothar Winkler nur noch drei Personen (Tunn, Zang, Kohls) an. Und eben zwei verweigerten die Zustimmung unter den Kontrakt mit dem Serben, der ab 1. Januar bis 2003 an die Kickers gebunden und aus seinem bestehenden Vertrag mit Ligakonkurrent FC Schweinfurt herausgekauft werden soll. Der frühere Zweitligaverteidiger des VfR Bürstadt, der den Kickers eigentlich eine Frist bis heute gesetzt hatte, wird sich bis nächste Woche gedulden müssen. Doch für ihn dürfte es der Vertrag seines Lebens sein. Inklusive Trainergehalt, Ablöse und möglicher Prämien würde die Verpflichtung des 44-Jährigen zwischen 1,2 und 1,5 Million Mark für zweieinhalb Jahre kosten. Eine Summe, bei der einige Verwaltungsratsmitglieder mit ihrer ungeteilten Zustimmung zögerten. Dass der OFC einem Konkurrenten den Coach ausspannen will, ist dabei inzwischen nur noch ein unpopulärer Begleitfaktor, den auch Schweinfurts Präsident Gerhard Hertlein verschmerzen kann - wenn denn die Ablöse stimmt, die im sechsstelligen Bereich liegen dürfte.

Kleines Problem am Rande: Was machen die Kickers, wenn Müller/Roth Erfolg haben? Das DFB-Syndrom am Bieberer Berg: Vor der Kokain-Affäre um den vormals designierten und inzwischen abgesägten Erfolgstrainer Christoph Daum eilte das Trainerduo Rudi Völler/Michael Skibbe von Sieg zu Sieg. Dazu Roth: "Wenn diese Situation eintritt, dann wären wir einen Schritt weiter."

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Mi. 15.11.2000

Volles Risiko mit Vasic?

Es ist populär, eine Entscheidung bei zu vielen offenen Fragen zu vertagen. Aber in der aktuellen Situation der Offenbacher Kickers war es das einzig Richtige. Deswegen ist es zu begrüßen, dass jetzt kurzfristig bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung für Klarheit gesorgt werden soll: Über die Besetzung des Präsidiums, über die Zukunft von Manager Klaus Gerster und in der Trainerfrage.

Zwei Mitglieder des alten Präsidiums wollten für die kostenträchtige Verpflichtung von Wunschtrainer Djuradj Vasic nicht die Verantwortung übernehmen, ihre Nachfolger sollen es tun.

Werden Professor Ulf Tunn, der für das Präsidentenamt kandidiert, und seine Mannschaft gewählt, gilt Vasics Millionen-Verpflichtung als sicher. Aber ist sie gesichert? Wenn ja, mit wessen Geld? Und woher kommt es? Diese Frage muss bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung beantwortet werden. Mit exakten Zahlen, Phrasen reichen nicht. Dafür ist die Situation zu angespannt, sind die Fans zu sensibel, weil oft genug enttäuscht und vorgeführt. Tunn und sein Team werden ungeahnte Prügel bekommen, wenn's schief geht. Sie dürfen das Lob einstecken, wenn Vasic der Heilsbringer für den kränkelnden Fußball-Klub vom Bieberer Berg ist. Und eines ist dem Mediziner Tunn klar: Noch mehr Unruhe bedeutet den Tod des Patienten Kickers Offenbach.

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Mi. 15.11.2000

Hatte hier 'ne schöne Zeit

Offenbach. Dieter Müller (44) trainiert seit gestern und für vorerst vier Spiele den Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach. Heute soll noch Oliver Roth dazu stoßen, mit dem Müller das neue Trainerduo beim Letzten der Regionalliga Süd bildet. Sie lösen Knut Hahn ab. Müller/Roth sind die fünfte Lösung für den Trainerjob bei Kickers Offenbach nach den Versuchen mit Peter Neururer, Dragoslav Stepanovic, Hahn, Wilfried Kohls/Klaus Gerster und abermals Hahn.

Frage: Herr Müller, was haben Sie der Mannschaft zu ihrem Amtsantritt gesagt?

Dieter Müller: "Ich habe der Mannschaft klar gemacht, dass aus den verbleibenden vier Spielen bis zur Winterpause ein positives Ergebnis geholt werden muss. Das Team ist stark verunsichert, es muss sich jetzt Selbstvertrauen zurückholen."

Frage: Was können Sie im Duett mit Oliver Roth bei dieser Mannschaft und in der aktuellen Situation ausrichten?

Müller: "Ich hoffe einiges: Die Spieler wollen ja, aber man muss auch ihre Situation verstehen. Sie haben jetzt fünf Trainer in weniger als einem halben Jahr, das bleibt in den Köpfen hängen. Jedem muss hier jetzt klar werden, es geht um das Überleben des OFC."

Frage: Und das hatten die Spieler bisher noch nicht begriffen?

Müller: "Es war einigen zumindest nicht so deutlich bewusst."

Frage: Worin sehen Sie Ihre Hauptaufgabe?

Müller: "Selbstvertrauen zurückzugeben."

Frage: Und in vier Wochen ist garantiert Schluss?

Müller: "Ich habe gesagt, ich mache den Job vier Spiele."

Frage: Was bewog Sie, die heikle Aufgabe zu übernehmen?

Müller: "Ich will diesem Verein helfen, weil ich den Kickers viel zu verdanken habe. Ich hatte hier als Spieler eine wunderschöne Zeit, hier begann meine Karriere, hier hatte ich 1973 mein erstes Bundesligaspiel, hier bekam ich 1989 mein Abschiedsspiel."

Mit Dieter Müller sprach Martin Batzel.

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Mi. 15.11.2000

Oliver Roth und Dieter Müller trainieren den OFC vier Spiele lang

Krise spitzt sich zu / Verwaltungsrat verlangt außerordentliche Mitgliederversammlung / Formiert Wilfried Kohls ein eigenes Vorstands-Team?

Die Krise bei Kickers Offenbach spitzt sich dramatisch zu. Der Tabellenletzte der Fußball-Regionalliga Süd entband am Montagabend Interimstrainer Knut Hahn von seinen Pflichten. Für die restlichen vier Spiele bis zur Winterpause werden sich Publikumsliebling Oliver Roth und der frühere Nationalspieler Dieter Müller die sportliche Verantwortung teilen. Zudem soll am Mittwoch, 22. November, eine außerordentliche Mitgliederversammlung über die Bühne gehen. Die ursprünglich für 11. Dezember terminierte Jahreshauptversammlung wurde damit um drei Wochen vorverlegt.

In der Nacht zum Dienstag tagten Verwaltungsrat, Präsidium und Manager Klaus Gerster vier Stunden lang im VIP-Raum des Bieberer Berges, die hohen Herren diskutierten, redeten sich die Köpfe heiß, ehe einige wegweisende Entscheidungen bekannt gegeben wurden. Für den ersten Paukenschlag sorgte die Mitteilung, dass der Verwaltungsrat eine außerordentliche Hauptversammlung verlangt, wozu er laut Satzung auch berechtigt ist. Bereits in einer Woche soll diese in der Offenbacher Stadthalle abgehalten werden. Eile sei geboten, sagte Manager Klaus Gerster, "da der Verein generell handlungsunfähig ist", denn das amtierende Präsidium sei nicht mehr gewillt, Entscheidungen über seine Amtsperiode hinaus zu treffen.

Deutlich wurde dies, als Wunschtrainer Djuradj Vasic vom FC Schweinfurt in der zurückliegenden Woche einen hoch dotierten Vertrag bis ins Jahr 2003 erhalten sollte, aber lediglich Präsidiumssprecher Ulf Tunn bereit war, den Kontrakt abzusegnen. Schatzmeister Horst Zang, der nicht mehr kandidieren wird, sowie Vizepräsident Wilfried Kohls, der in der neuen Präsidiumsmannschaft des designierten Ersten Vorsitzenden Tunn ebenfalls keine Rolle spielt, weigerten sich, ihre Signaturen unter den Vertrag zu setzen. "Es wäre unredlich, jetzt etwas zu unterschreiben, ohne dass ich weiß, ob ich in Zukunft noch in der Verantwortung stehe", sagte Wilfried Kohls. "Ich bin nicht bereit, weit tragende Entscheidungen zu fällen. Das sollen dann die Leute machen, die in Zukunft die Verantwortung tragen werden."

Da zwei der drei Präsidiumsmitglieder weit reichenden Entscheidungen zustimmen müssen, wäre der Verein de facto bis zum Tage der Jahreshauptversammlung, die am 11. Dezember sein sollte, nicht mehr handlungsfähig gewesen. Zudem schienen die vorgezogenen Neuwahlen unausweichlich, "da wir", wie Kohls sagte, "mittlerweile in einer Situation sind, in der keine gemeinsame Linie mehr vorhanden ist".

Das gilt auch in der Trainerfrage, die bis nach der Hauptversammlung vertagt werden muss. Gegen eine Verpflichtung Vasics zum 1. Januar 2001, die den Klub finanziell arg belasten würde, hat sich auch im Verwaltungsrat Widerstand geregt. Zum einen waren einige Mitglieder des Kontrollorgans über die aggressiven und unseriösen Abwerbeversuche nicht erfreut, zum anderen meldete der Vorsitzende des Gremiums, Thomas Zahn, Bedenken an, "da wir im Abstiegsfalle einen sehr teuren Trainer am Bein hätten".

Auf alle Fälle wird sich am Mittwoch die Führungsmannschaft um Ulf Tunn zur Wahl stellen, dem Präsidium sollen dann außerdem Dieter Müller und Thomas Kalt als Vizepräsidenten sowie Thomas Delhougne als Schatzmeister angehören. Dem Vernehmen nach wird sich eine Opposition formieren, der auch Wilfried Kohls angehören soll. Der Vizepräsident wollte sich diesbezüglich nicht äußern, da schon genügend Zündstoff in der Luft läge. Er wolle die nächsten Tage abwarten und in Ruhe beobachten, was sich tut.

Eifrig spekuliert wird auch, ob Hauptsponsor Horst Jung, der vor einigen Wochen Manager Gerster zum Rücktritt aufforderte, seine bis 2001 vertraglich fixierte finanzielle Unterstützung verlängern wird. Seine Entscheidung soll von personellen Entwicklungen abhängen.

Ungeachtet dessen hatte Manager Gerster schon vorher entschieden, Interimscoach Knut Hahn wieder ausschließlich mit der Betreuung der A-Jugendlichen zu betrauen. Die Talfahrt der Ersten Mannschaft sollen hingegen Oliver Roth und Dieter Müller stoppen, womit der skandalträchtige Verein wohl einen Rekord für die Ewigkeit aufgestellt hat - seit Saisonbeginn am 29. Juli hat der OFC jetzt schon das fünfte Mal den Trainer gewechselt.

Ausschlaggebend für den neuerlichen Austausch auf der Trainerbank waren das 0:5-Debakel bei Wacker Burghausen und das damit verbundene Abrutschen auf den letzten Tabellenplatz. Oliver Roth, der am Ende der abgelaufenen Saison seine Karriere als Spieler beendete und über Jahre hinweg Publikumsliebling in Offenbach war, zögerte nicht lange, als er am Montagabend von dem Plan Gersters informiert wurde. "Das war eine Entscheidung des Herzens", sagte der 32 Jahre alte Börsenmakler, "ich habe nicht lange überlegt, denn hier brennt die Luft ja wirklich." Roth hat eigens für seine große Liebe, den OFC, seinen Skiurlaub gestrichen. Die beiden Torjäger von einst werden eng zusammenarbeiten, sich austauschen, "mit einer Stimme sprechen", wie Roth sagte. Die tägliche Arbeit auf dem Trainingsplatz wird indes der 44 Jahre alte frühere Profi Dieter Müller übernehmen, der gestern Morgen schon die erste Einheit leitete und auch die Idee hatte, Oliver Roth mit ins Boot zu holen. Manager Gerster sagte, es sei unabdingbar, dass ein Trainer rund um die Uhr für die Mannschaft da sei. "Wir mussten alles probieren, denn unsere Lage ist wahnsinnig akut und brenzlig, wir wissen sehr genau, was auf dem Spiel steht." Wilfried Kohls indes war skeptisch: "Der Zeitpunkt ist erreicht, an dem man sich Gedanken machen muss, ob das nicht nur noch purer Aktionismus ist."

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Di. 14.11.2000

Vier Stunden, dann kommt Kickers-Knaller

Offenbach Elefantenrunde bei Kickers Offenbach - gemeinsame Sitzung von Verwaltungsrat und Präsidium. Vier Stunden lang Kopfnicken und -schütteln, zähes Ringen. Immer wieder gehen Präsidium und Verwaltungsrat kurz in Klausur, dann geht's gemeinsam weiter. Ergebnis um kurz vor 23 Uhr: Zwei Knaller.

Oliver Roth und Dieter Müller sind ab sofort sportlich verantwortlich für die erste Mannschaft des Regionalliga-Letzten und sollen das Team in den verbleibenden vier Spielen in diesem Jahr betreuen. Sie lösen Knut Hahn ab, der sich wieder um die A-Jugend kümmert.

Der Verwaltungsrat verlangt vom Präsidium eine sofortige Einberufung einer außerordentlichen Jahreshauptversammlung. Diese wird, so der Stand gestern Abend 23.15 Uhr, am Montag, 20. November (19.30 Uhr, Ort offen) abgehalten. Der ursprünglich vorgesehene Termin am 11. Dezember entfällt. Grund für den laut Satzung erlaubten Schnellschuss: "Es müssen weitreichende Entscheidungen getroffen werden. Das derzeitige Präsidium sah sich nicht in der Lage, Entscheidungen, die über die Amtsperiode hinausgehen und damit ein neues Präsidium binden würden, zu treffen", heißt es in einer Mitteilung. Das bedeutet: Die Verpflichtung von Djuradj Vasic (44) vom Regionalliga-Konkurrenten FC Schweinfurt ist verschoben. Zwei der drei Mitglieder des amtierenden, gewählten Präsidiums mit den beiden Vize Professor Ulf Tunn und Wilfried Kohls sowie Schatzmeister Horst Zang hätten den Vertrag unterschreiben müssen. Aber nur Tunn war bereit. Mögliche Begründung für die Entscheidung seiner beiden Präsidiumskollegen: Zang kandidiert nicht mehr für den Vorstand, aber für den Verwaltungsrat. Die Zukunft des Funktionärs Kohls ist beim OFC offen.

OFC-Manager Klaus Gerster wollte gestern Abend gerne eine Zustimmung zur Verpflichtung Vasics, machte sich für dessen Verpflichtung stark. Aber Vasic war im Verwaltungsrat umstritten. Argumente für den Serben: Er führte Schweinfurt mit vergleichsweise wenig Geld auf den zweiten Platz, leistete Aufbauarbeit. Argumente (aus dem Verwaltungsrat) gegen ihn: "Er ist teuer, kostet Ablöse. Die Umstände." Heißt: Die aggressive Art und Weise, wie der OFC um Vasic warb und die Kosten, die mit seiner Verpflichtung entstünden. Der Vertrag bis 2003 soll den OFC etwa eine Million Mark kosten. Jetzt soll das neue Präsidium nach der Hauptversammlung entscheiden, für die Tunn seine Kandidatur für das Präsidentenamt wohl aufrecht hält. Seine Mannschaft: Dieter Müller, Thomas Kalt (beide Vize-Präsidenten) und Schatzmeister Thomas Delhougne.

Eine weitere spannende Frage: Macht Horst Jung als Sponsor weiter? Der Vertrag mit seinem Unternehmen "Portas" endet Mitte 2001. "Es tut weh, nach 20 Jahren darüber nachdenken zu müssen." Jungs Entschluss hängt von Personalentscheidungen ab: Wer bildet das neue Präsidium, geht's weiter mit Manager Gerster?

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Di. 14.11.2000

Talfahrt der Offenbacher Kickers hat erste Konsequenzen

Trainer Knut Hahn setzt beim Tabellenletzten auf Landesliga-Spieler / Tiefer Graben zwischen Vorstand und Verwaltungsrat

Der Schädel dürfte noch immer höllisch brummen, der Katzenjammer ist nicht vorüber. Die schlimme 0:5-Niederlage bei Wacker Burghausen steckt den Fußballspielern der Offenbacher Kickers in den Knochen, was im Grunde nur logisch ist. Der Zweitliga-Absteiger, mit kaum zu überbietender Arroganz gegenüber der Dritten Liga angetreten, ist Tabellenletzter, er liegt am Boden, wie ein ausgeknockter Boxer auf dem Rücken, reglos und zu bemitleiden.

Das Debakel im tiefsten Bayern soll Konsequenzen haben, Interimstrainer Knut Hahn wird einigen gestandenen Spielern, die saturiert und merkwürdig leidenschaftslos erscheinen, eine Denkpause verordnen, im Heimspiel am kommenden Freitag gegen den Aufsteiger SSV Jahn Regensburg (19. 30 Uhr) sollen einige Akteure aus der Landesligamannschaft eine Chance erhalten. Ein Schritt, der zu begrüßen, aller Ehren wert ist, denn schlimmer kann es ja ohnehin nicht mehr werden. Die Spieler indes packen sich nach der Pleite an die eigene Nase, sind durchaus selbstkritisch, was nach einer 0:5-Klatsche bei den nicht eben übermächtigen Burghausenern aber auch kein Wunder ist. "Das einzig Positive an der Niederlage ist, dass jetzt auch der Letzte registriert hat, in was für einer Situation wir uns befinden", sagt Kapitän Lars Schmidt.

Kickers Offenbach, so der Assistenztrainer, der eigentlich nur noch als Standby-Spieler fungieren sollte, in Burghausen aber wieder von Beginn an auflief, stünde völlig zu Recht auf dem letzten Platz, "die Tabelle lügt nicht", sagt er, "sie spiegelt unseren Leistungsstand genau wider". Wenn die Mannschaft "keinen Siegeswillen", "keine gesunde Einstellung" an den Tag lege, dann brauche man sich auch nicht wundern, wenn plötzlich 17 Teams über einem stehen. Das Team müsse jetzt auf der Hut sein, wie ein Luchs aufpassen, nicht durchgereicht zu werden, versuchen, den Anschluss zu den Nichtabstiegsplätzen nicht zu verlieren. Der Spielführer fordert aus den vier ausstehenden Partien (davon drei am Bieberer Berg) vor der Winterpause sechs Punkte. Wie die eingefahren werden sollen, weiß beim OFC vermutlich niemand, "die Statistik zu Hause gibt auch nicht Anlass zu Überschwang", befindet Schmidt. In der momentanen Verfassung können die Kickers froh sein, dass es für ihre Leistungen keine Minuspunkte gibt.

Unterdessen scheint auch eine Verpflichtung von Wunschtrainer Djuradj Vasic vom FC Schweinfurt zum 1. Januar 2001 nicht mehr ganz so sicher. Am gestrigen Montagabend traf sich der Verwaltungsrat zu einer turnusmäßigen Sitzung, anschließend tagte das Gremium mit dem Vorstand (bei Redaktionsschluss noch nicht beendet). Zentrales Thema war die Trainerfrage, denn im Verwaltungsrat mehrten sich zuletzt die Stimmen, die von einem Wechsel Vasics an den Bieberer Berg nicht sonderlich angetan sind. Zu ihnen gehört auch der Vorsitzende des Kontrollorgans, Thomas Zahn, der von dieser Idee "nicht hellauf begeistert" ist.

"Ich habe das Vertrauen zum Vorstand verloren", sagt Zahn, der vor allen Dingen die Ausgabenseite nicht aus den Augen verliert. Das Ganze komme einem finanziellen Kraftakt gleich. Zum einen dürfte für Vasic eine nicht unerhebliche Ablöse fällig werden - im Gespräch ist eine sechsstellige Summe -, zum anderen dürfte auch das Gehalt des serbischen Fußballlehrers recht üppig ausfallen. "Wenn wir im schlimmsten Fall also absteigen müssen, dann haben wir einen Trainer am Bein, der sehr teuer ist", bedeutet Zahn. Zudem verurteilten einige Personen im Verwaltungsrat die unseriösen Versuche der Vereinsspitze, Vasic abzuwerben.

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Mo. 13.11.2000

Teile der Ablöse für Kolinger und Graf nur durchlaufende Posten?

Offenbach Zustandsbeschreibung der Offenbacher Kickers nach fast der Hälfte der Saison in der Fußball-Regionalliga Süd: Sportlich am Ende, 0:5 in Burghausen. Die höchste Niederlage seit dem 28. April 2000. Damals gab's ein 1:6 beim VfL Bochum - das war noch in der Zweiten Liga. Heute sind die Kickers Letzter der dritten Liga und auch Knut Hahn, sonst ein Freund der Diplomatie, fand nur Kritik für seine Spieler.

Hahn geht davon aus, dass er spätestens Weihnachten seinen Stuhl räumt. Wer's dann machen soll, ist für das Präsidium beschlossene Sache: Djuradj Vasic. Einziges Problem: Der OFC-Verwaltungsrat. Dem will die Vereinsführung heute Abend die Verpflichtung des Fußball-Lehrers aus Schweinfurt schmackhaft machen. Wie es scheint, wird das ein ordentliches Stück Arbeit, denn die Meinungen in dem Gremium gehen auseinander. Nicht nur wegen der Art und Weise, wie der OFC um den Trainer "warb". Auch wenn es kaum einer so deutlich sagt: Es war eine Frage des Stils. Befürchtungen wurden laut, das Image der Kickers könne schaden nehmen. Von einer Beschwerde beim DFB sieht Schweinfurts Präsident Gerhard Hertlein inzwischen ab: "Es ist halt ein gewisser Stil von Offenbach. Damit müssen wir leben." Es könnte ein langer Abend werden heute im VIP-Raum. "Oder auch ganz schnell gehen", orakelte OFC-Legendeund Verwaltungsratsmitglied Hermann Nuber. Auf jeden Fall würden sportliche Misere, Finanzlage und Trainersituation "aufgearbeitet". Seine Meinung ließ er zwischen den Zeilen durchblicken: "Man handelt, als gebe es auf dem Trainermarkt nur Vasic."

Es geht aber nicht nur um den Kickers-Stil und sportliche Qualifikation Vasics. Es geht auch um Geld. Denn nach Lage der Dinge würde Schweinfurt den bis Juni 2001 laufenden Vertrag mit seinem Coach auflösen - wenn die Ablöse stimmt. Ein Teil der Ablöse, die der OFC für Daniel Graf (bisher 50 000 Mark vom Karlsruher SC) und Dubravko Kolinger (75 000 von St. Pauli) dürfte zu einem durchlaufenden Posten werden. Schweinfurts Präsident Hertlein trocken: "Wir sind nicht nervös, nicht so wie Offenbach." Schweinfurt ist Regionalliga-Zweiter.

Laut OFC-Manager Klaus Gerster wollten OFC-Vize Wilfried Kohls und Schatzmeister Horst Zang Vasics Vertrag nicht unterschreiben ohne die Zustimmung des Verwaltungsrates. Der Grund: Zang scheidet in vier Wochen aus der Vereinsführung aus, Kohls Zukunft als Funktionär beim OFC ist offen. Vasic ist umstritten, deswegen könnte es heute zu einer Kampfabstimmung kommen. Denn im Verwaltungsrat gibt es auch Stimmen, die eine Verpflichtung Vasics (Vertrag bis 2003) befürworten. Ebenfalls Thema der Elefantenrunde: Die Jahreshauptversammlung (11. Dezember) und die Kandidatur von Vize Professor Ulf Tunn für das Präsidentenamt. Von der Zusammensetzung des neuen Präsidiums hängt auch die Zukunft von OFC-Manager Klaus Gerster ab. Mehrheit für Tunn und seine Mannschaft würde bedeuten: Es geht weiter mit Gerster. Dem wiederum hatte OFC-Sponsor Horst Jung den Rücktritt nahegelegt. Jungs Sponsorenvertrag mit dem OFC läuft Mitte 2001 aus. Ob er weitermacht, soll sich in den nächsten Wochen entscheiden. Horst Zang: "Ich glaube, dass wir uns nach so langer Zusammenarbeit wieder einigen werden."

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Sa. 11.11.2000

Noch fehlt die Unterschrift

Doch Vasics Engagement beim OFC gilt als sicher

Das Tauziehen um Djuradj Vasic scheint beendet, und Kickers Offenbach dürfte erwartungsgemäß das bessere Ende für sich haben. Zu einem Prozentsatz, der sich an die 100 bewegt, wird der Fußballlehrer des FC Schweinfurt ab 1. Januar 2001 auf der Trainerbank der in Abstiegsgefahr schwebenden Hessen sitzen. Der 44 Jahre alte Serbe, um den der Traditionsverein schon seit der Demission von Dragoslav Stepanovic am 28. September buhlte, wird bei dem Offenbacher Regionalligisten einen Vertrag bis ins Jahr 2003 erhalten. Das bestätigte OFC-Manager Klaus Gerster: "Wir sind mit Herrn Vasic einig."

Am späten Mittwochabend war Vasic zu Verhandlungen auf den Bieberer Berg gekommen, und während der zweieinhalb-stündigen Unterredung mit den OFC-Verantwortlichen sind die Eckdaten des Engagements bei den Offenbacher Kickers festgeklopft worden. Vasic, der als Fußball-Professor gilt, der den FC Schweinfurt in dieser Saison auf den zweiten Tabellenplatz geführt hat und ohne den der fränkische Klub mutmaßlich schon lange in der Tristesse der Landesliga versunken wäre, hat eigenen Angaben zufolge aber den Kontrakt beim Ligakonkurrenten noch nicht unterschrieben; der frühere Spieler und Trainer des VfR Bürstadt hält sich generell bedeckt. Vor dem nächsten Heimspiel des FC Schweinfurt gegen Wacker Burghausen werde er sich öffentlich erklären, bekannt geben, ob er den Franken nach sieben Jahren den Rücken kehren wird - wobei die Entscheidung schon längst gefallen sein dürfte. Der Trainer sieht bei den Kickers, wenngleich er mit seiner jetzigen Mannschaft die Chance hat, in die Zweite Bundesliga aufzusteigen, die besseren Perspektiven. "Es gibt in der Regionalliga zwei Mannschaften mit großen Möglichkeiten: der Karlsruher SC und Kickers Offenbach."

Wie Gerster mitteilte, soll der ausgearbeitete Vertrag am kommenden Montag vom Verwaltungsrat abgesegnet werden. Der fast allmächtige Manager, nach den schlimmen Turbulenzen der vergangenen Monate auch intern massiv in die Kritik geraten, scheut offenbar einen weiteren Alleingang, will das Kontrollorgan mit ins Boot holen: "Wir benötigen die Zustimmung des Verwaltungsrates, denn wir wollen diese Entscheidung auf breite Füße stellen, wir wollen, dass die absolute Mehrheit im Verein von Herrn Vasic überzeugt ist, ihn für den richtigen Mann hält."

Auch für Schweinfurts Manager Heinz Schröttle steht der Abgang des Mannes, der seinen Weg stets geradlinig geht, der als absoluter Fachmann gilt und gerne stundenlang über Fußball philosophiert, aber auch seinen eigenen Kopf hat, nachtragend und stur sein soll, offenbar so gut wie fest. Und die Franken, deren Präsident Gerhard Hertlein noch vor wenigen Wochen eine Freigabe Vasics definitiv ausschloss ("Ich denke nicht im Traum daran, ihn gehen zu lassen. Da kann sich Herr Gerster auf den Kopf stellen und mit den Füßen wackeln."), scheinen ihren Trainer, so die Ablösesumme stimmt - im Gespräch ist eine sechsstellige Summe -, schweren Herzens ziehen zu lassen. "Wenn er mit Offenbach einig ist, dann werden wir ihn ziehen lassen", sagte Schröttle, "das hat er sich verdient, das gebietet die Menschlichkeit. Das ist für ihn eine Chance, die er nutzen muss." Vasic, der in der vergangenen Saison kurz vor einer Entlassung stand, hat schon vor wenigen Wochen an den Anstand seiner Vorgesetzten appelliert. Er sei schon enttäuscht, wenn sie ihm nach all den Jahren "Steine in den Weg legen würden".

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Sa. 11.11.2000

Kickers bieten Vasic Vertrag bis Juni 2003

Offenbach (app). Der Manager fehlt. Erstmals seit langer Zeit. Aber nur für zwei, drei Tage. Gestern Morgen sind die Regionalligaspieler der Offenbacher Kickers im Bus zum Auswärtsspiel nach Burghausen (Samstag, 14 Uhr) gefahren. Klaus Gerster lag unterdessen zu Hause in Bad Homburg im Bett. Eine Grippe hat ihn außer Gefecht gesetzt. Bis zum 13. November will der 44-Jährige aber wieder fit sein. Spätestens.

An diesem Montag steht eine wichtige Sitzung auf dem Programm. Der Verwaltungsrat der Kickers muss die Verpflichtung des Schweinfurter Trainers Djuradj Vasic zum 1. Januar 2001 absegnen. "Ich rechne zwar nicht mit einem einstimmigen Ergebnis, aber wenn die Mehrheit für Vasic ist, werden wir rasch handeln", sagte Gerster.

Der Ex-Bürstädter Vasic soll bei den Kickers einen Vertrag bis 30. Juni 2003 unterzeichnen. Der Trainer hatte jüngst noch erklärt, er werde sich erst nach dem Heimspiel des FCS am 18. November gegen Burghausen zu seiner weiteren Karriereplanung äußern. "Die Sache hat inzwischen aber eine große Dynamik bekommen - deshalb soll alles etwas schneller über die Bühne gehen", sagte Gerster. Am Donnerstag weilte Vasic zu Verhandlungen in Offenbach.

Am Freitagabend traf er sich mit Gerhard Hertlein, dem Präsidenten des Tabellenzweiten der Regionalliga Süd, zu "einem Vier-Augen-Gespräch unter Männern - ohne den üblichen Wirbel wie bei Euch in Offenbach" (Hertlein). Der Schweinfurter Vorsitzende hatte darüber nachgedacht, sich beim DFB wegen der Abwerbungsversuche des OFC zu beschweren.

Vieles deutete aber darauf hin, dass die Schweinfurter ihrem erfolgreichen Trainer wohl keine Steine mehr in den Weg legen werden. Zumal Gerster bestätigte, dass die Kickers für Vasic Ablöse zahlen werden. Das sei bereits alles geregelt. Zahlen nannte Gerster aber nicht. Ein greifbares Ergebnis der Verhandlungen Hertlein/Vasic lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor.

(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Sa. 11.11.2000

"Ein Spiel wie jedes andere"

Offenbach (app). Drittes Punktspiel für Rudi Bommer als Trainer von Wacker Burghausen, zweites Heimspiel gegen einen ehemaligen Verein: Nach dem 4:3-Sieg gegen den VfR Mannheim erwartet der Tabellen-12. der Regionalliga Süd am Samstag (14 Uhr) die Offenbacher Kickers. "Für mich ist das ein Spiel wie jedes andere. Dafür habe ich in meiner Karriere schon zu häufig gegen den OFC gespielt", sagt Bommer, dessen Sohn Björn bei den Kickers im Kader des B-Teams steht. Der Vater über seinen Sohn: "Er trägt diesmal zwei Herzen in seiner Brust."

Rudi Bommer selbst spielte bei den Kickers in der A-Jugend. Sein damaliger Trainer: OFC-Idol Hermann Nuber. "Das war eine tolle Zeit, sie hat mich geprägt", erinnert sich der 43-Jährige, der 1984 immerhin sechs Mal in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft auflief. Für Fortuna Düsseldorf (1976-85), Bayer Uerdingen (85-88) und Eintracht Frankfurt (92-96) kam er in der 1. Bundesliga auf 417 Einsätze und 54 Tore. Für die Riederwälder (96-97) und Aschaffenburg (88-89) spielte er in der 2. Liga.

Die Viktoria (Oberliga Hessen) war bis Sommer die letzte Trainerstation von Rudi Bommer. Zuvor war er in Mannheim tätig. Vor drei Wochen hat er in Burghausen einen Vertrag bis Juni 2001 unterschrieben. Erste Amtshandlung: Er schaffte die Viererkette in der Abwehr ab, verstärkte das Mittelfeld. Der Erfolg - vier Punkte aus zwei Spielen - gab im Recht. "In meiner Mannschaft steckt mehr Potenzial, als ich zunächst erwartet habe", sagt Bommer. Deshalb glaubt er auch an einen Erfolg seines Teams gegen den OFC. Doch er warnt: "Die Kickers sind wie ein angeschlagener Boxer und deshalb besonders gefährlich. Wir dürfen nicht locker, sondern müssen von Anfang an voll konzentriert an die Aufgabe herangehen."

http://www.inn.salzach.de/vereine/svwacker

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Sa. 11.11.2000

FC 05-Coach gibt Erklärung am 18. November ab

Vasic wieder heißes Thema

Die Offenbacher Trainernotlösung Knut Hahn muss weiter improvisieren. Die Doppelbelastung mit Beruf und dem Posten des Chefcoachs zwingt den A-Jugend-Trainer zu einem Spagat, der den Ansprüchen der Regionalliga nicht genügen kann. Noch fünf Spiele sind bis zur Winterpause zu absolvieren, dann soll ein neuer Hoffnungsträger den Zweitligaabsteiger aus den Abstiegsrängen führen. Manager Gerster hat seinen Mann gefunden - den Schweinfurter Coach Djuradj Vasic. Vasic selbst hält sich bislang mit Bestätigungen zurück, will sich allerdings nach dem Spiel des FC 05 am 18. November gegen Burghausen öffentlich erklären.

Bis dahin muss in Offenbach weiter geflickschustert werden. Planungsgewissheit gibt es keine. Zumal Dolzer, Maier, Speth, Ertl, Keffel, Köpper, Binz, Roth, Schmidt und Glöckner nicht über das Saisonende hinaus gebunden sind. Dazu kommen Stefan Simon, um den immer noch Zweitligist LR Ahlen buhlt und Marcio, der nur bis Juni 2001 vom FSV Mainz 05 ausgeliehen ist.

(Von H. Kliem/H. Strauß, KICKER ONLINE)

 
News vom Fr. 10.11.2000

Freier Fall des OFC

Ambitionierte Kickers sind im Abstiegskampf

Durchhalten bis zur Winterpause lautet die Devise beim Traditionsverein Kickers Offenbach (OFC), der morgen im Wacker-Sportpark zu Gast ist. Denn momentan brodelt es gewaltig beim Zweitliga-Absteiger.

Vor dem Saisonstart wurde der OFC neben dem Karlsruher SC als Meisterschaftsfavorit gehandelt. Der Kader von Trainer Peter Neururer (jetzt LR Ahlen) war nahezu unverändert. Mit aller Macht wollte der Club zum 100- jährigen Bestehen 2001 wieder im bezahlten Fußball sein.

Die Realität hat den Tabellensechzehnten eingeholt. Für Manager Klaus Gerster ist Burghausen "ein Mitkonkurrent im Abstiegskampf". Der Funktionär übernahm nach Neururer und Dragoslav Stepanovic (jetzt Bezirksoberligist Spvgg Neu-Isenburg/Hessen) mit Vizepräsident Wilfried Kohls kurzfristig das Team. Momentan ist der A-Junioren-Trainer Knut Hahn am Bieberer Berg interimsmäßig tätig, bis Djuardj Vasic ab 1. Januar das Zepter schwingt.

Der Schweinfurter Coach bestätigte zwar nichts, gab aber zu: "Dass ich in Offenbach unterschrieben habe, stimmt noch nicht. Doch der Zeitpunkt für einen Wechsel wäre ideal, denn Schweinfurt ist jetzt ein Spitzenteam."

Hahn, im Hauptberuf Lehrer, hat nur noch eine Rumpfelf. Es fehlen Manfred Binz (Knieprobleme), Stefan Ertl (Angina) und der gesperrte Günther Maier (Gelbrot). Gewechselt haben Florian Sohler (Ziel unbekannt), Dubravko Kollinger (FC St. Pauli), Daniel Graf (KSC) und Thorsten Rohrbach (Dynamo Berlin). Mit dem Oberligisten wird auch Tom Stohn seit einem Probetraining in Verbindung gebracht. Die Ausdünnung des Kaders ist für Gerster kein Problem: "Wir wollen nur Leute, die 100 Prozent für die Kickers geben und ihre Zukunft hier sehen. Wir stehen nicht umsonst auf einem Abstiegsplatz." Darum wird auch der OFC morgen nicht offensiv auflaufen. Aus einer starken Defensive möchten die Kickers auf Chancen warten. Hahn: "Wir wollen punkten, damit die Lücke zwischen uns und Burghausen nicht zu groß wird." Dazu rücken der Brasilianer Marcio (Leihgabe von Mainz 05), Andrew Sarfo und Lars Meyer (beide zweite Mannschaft) auf.

(Von (ms), PASSAUER NEUE PRESSE)

 
News vom Fr. 10.11.2000

Trainer Hahn: Kampf wird Trumpf sein

Offenbach (app). Lange Anreise und keine Punkte. An das letzte Auswärtsspiel bei Wacker Burghausen haben die Offenbacher Kickers, Tabellen-16. der Fußball-Regionalliga Süd, keine guten Erinnerungen. In der Spielzeit 1998/99 kassierten sie an der Grenze von Bayern zu Österreich eine 1:3-Niederlage. Damals, im Herbst 1998, standen beide Teams in der Regionalliga noch viel besser da als zurzeit. Dem OFC gelang am Saisonende der Sprung in die Zweite Bundesliga.

Am Samstag, 14 Uhr, sind die Vorzeichen ganz anders - beide Mannschaften kämpfen um Zähler gegen den Abstieg. "Wir wollen und müssen punkten, damit die Lücke zwischen uns und Wacker nicht zu groß wird", fordert Kickers-Trainer Knut Hahn. Burghausen, seit zwei Wochen vom ehemaligen OFC-Jugendspieler Rudi Bommer (Sohn Björn steht im Kader der Landesliga-Mannschaft der Kickers) trainiert, hat zwei Zähler mehr auf dem Konto als der OFC. Unter Bommers Regie gab's für den Tabellen-12. einen Sieg (4:3 gegen den VfR Mannheim) und ein Unentschieden (2:2 beim VfB Stuttgart).

Lars Schmidt, Mannschaftskapitän und zurzeit Co-Trainer der Kickers, hat den Gegner am vergangenen Sonntag in Stuttgart beobachtet. Sein Fazit: "Die Mannschaft zeigt extremen Einsatzwillen. Sie geht ziemlich hart zur Sache, teilweise sogar richtig nicklig. Wir müssen die Zweikämpfe voll annehmen, um in Burghausen punkten zu können." Hahn fügt hinzu: "Kampf wird Trumpf sein. Filigrane Arbeit ist nicht gefragt."

Schmidt sind vor allem die agilen Stürmer der Gastgeber, Lützler und Hampl, in guter Erinnerung geblieben. Er sagt: "Sie auszuschalten, das wird keine leichte Aufgabe für unsere Abwehr." In der Defensivreihe der Kickers wird Manfred Binz (Knieprobleme) fehlen, Stefan Dolzer (Bauchmuskelzerrung) kann auflaufen. Nach dem Abgang von Verteidiger Dubravko Kolinger (FC St. Pauli) wird Lars Meyer aus der Reserve aufrücken. Außerdem neu im Kader sind Andrew Sarfo (für den gesperrten Günter Maier) und Marcio (für den erkrankten Stefan Ertl).

Stefan Simon, um den einst der LR Ahlen gebuhlt und 150 000 Mark Ablöse geboten hatte, wird ebenfalls dabei sein. Gestern gab es erneut Gerüchte, wonach Simon mit dem Zweitligisten in Verbindung gebracht wird. Das angebliche Interesse von Ex-OFC-Trainer Peter Neururer sei "eine aufgewärmte Geschichte. Bis jetzt" sei er noch bei den Kickers, erklärt Simon. Manager Klaus Gerster: "Stefan ist für den OFC ein wichtiger Mann, ihn brauchen wir in Offenbach." Und morgen in Burghausen.

(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Fr. 10.11.2000

Angeschlagene Boxer

Kellerduell des OFC in Burghausen / Ahlen buhlt um Simon

Was kann einer Fußballmannschaft momentan eigentlich Besseres passieren, als ein Spiel gegen die Offenbacher Kickers bestreiten zu dürfen? Nicht viel, möchte man meinen, sage und schreibe 56 Tage liegt der letzte Sieg der im Abstiegskampf steckenden Hessen nämlich zurück, und also, könnte man vermuten, reiben sich die gegnerischen Teams die Hände, schlagen sich voller Vorfreude auf die Schenkel, sehen sich die Tabelle an und addieren schon mal drei Zähler zu den bisher errungenen dazu, wenn sich der OFC ankündigt.

Doch es gibt tatsächlich noch Teams, die Respekt und Achtung vor dem so schlimm schwächelnden Traditionsverein haben. Der SV Wacker Burghausen, der die Kickers zum Kellerduell am morgigen Samstag empfangen wird (14 Uhr), zum Beispiel. Deren Trainer, Rudi Bommer, glaubt nämlich, dass die Mannen vom Bieberer Berg mit einem angeschlagenen Boxer zu vergleichen sind, und der soll ja extrem gefährlich sein. "An einem guten Tag", sagt der früherer Profi der Frankfurter Eintracht allen Ernstes, "können die Kickers jeden Gegner schlagen."

Natürlich hoffen die Hessen auch vor der weiten Reise ins tiefste Bayern inständig, dass der Knoten am Samstag endlich platzen wird, woher sie aber ihren Optimismus beziehen wollen, wissen sie mutmaßlich selbst nicht. Der Abstand zu Burghausen, das zwei Zähler vor den Kickers rangiert und - seit Rudi Bommer das Kommando übernommen hat - immerhin vier Punkte aus zwei Spielen ergattern konnte, soll nach Möglichkeit auch nach den 90 Minuten nicht weiter angewachsen sein, teilt Interimstrainer Knut Hahn mit - vor ein paar Wochen hätten sie am Bieberer Berg wahrscheinlich nur über die Höhe des Sieges gestritten.

Das Nervenkostüm der Spieler dürfte noch immer ein wenig angegriffen sein, die 1:2-Niederlage im Prestigeduell gegen den SV Darmstadt 98 hat zweifelsohne Spuren hinterlassen. Die Pleite sei "kein angenehmes Erlebnis gewesen", sagt Hahn beschönigend, in Wahrheit war sie eine mittlere Katastrophe. "Die Jungs", erklärt Hahn, "waren ziemlich mitgenommen", und da die ganzen Nackenschläge nicht so mir nichts, dir nichts aus den Kleidern zu schütteln sind, hat der Gymnasiallehrer sehr viel mit den Akteuren gesprochen, versucht, sie moralisch wieder aufzurichten, was freilich so leicht nicht gewesen sein dürfte.

Unterdessen könnte es gut sein, dass bald der nächste Spieler von Bord gehen wird, der von Ex-Trainer Peter Neururer gecoachte Zweitligist LR Ahlen buhlt erneut um die Gunst von Mittelfeldspieler Stefan Simon. Klarheit könnte es in der Trainerfrage geben, in acht Tagen will sich Wunschkandidat Djuradj Vasic vom FC Schweinfurt zu seiner Zukunft äußern, und es würde arg verwundern, wenn diese nicht Kickers Offenbach heißen sollte.

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Fr. 10.11.2000

Rudi Bommer warnt sein Team vor den Kickers

Offenbach. Heute um zehn Uhr reist die Mannschaft des Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach zum Auswärtsspiel nach Burghausen (Samstag: 14 Uhr). Während in Offenbach immer noch eine Notlösung mit der Trainingsarbeit betraut ist (A-Jugend-Coach Knut Hahn), hat Wacker Burghausen nach einem schlechten Start bereits einen neuen Hoffnungsträger für die Bank engagiert. Der frühere Eintrachtprofi Rudi Bommer löste den glücklosen Rainer Hörgl ab.

"Auch wenn Offenbach momentan angeschlagen ist, sind die Kickers nicht zu unterschätzen", warnt Bommer sein Team. Wobei die Kickers derzeit alles andere als Schrecken verbreiten. Mit 14 Punkten aus 15 Spielen steht der Zweitliga-Absteiger derzeit auf einem Abstiegsplatz. Mit einer der schwächsten Offensivabteilungen - der OFC erzielte erst 16 Treffer - und einer unzuverlässigen Hintermannschaft stecken die Spieler von Interimscoach Hahn in einer erschreckenden Krise. Hahn selbst kann scheinbar kaum etwas dazu beitragen, seine formschwachen Akteure wieder auf Kurs zu bringen. Zwei trainingsfreie Tage in der Wochenmitte und nur eine Trainingseinheit am gestrigen Donnerstag scheinen dazu zu wenig. Auch wenn Hahn betont, sein Team trainiere intensiv.

Hahns eigene Konzentration gehört allerdings nicht zu 100 Prozent dem Geschehen auf dem Bieberer Berg, denn sein Beruf als Lehrer zwingt ihn wieder und wieder zu Kompromiss-Lösungen. Und die werden bis zur Winterpause fortgesetzt werden müssen. Denn dann erst wird aller Voraussicht nach Djuradj Vasic die Kickers übernehmen. Vasic selbst will am 18. November nach der Begegnung seines Noch-Clubs Schweinfurt gegen Burghausen eine Erklärung über seine persönliche Zukunft abgeben. Bis dahin bleibt zu befürchten, dass die Kickers, die von Woche zu Woche mehr ins Leistungstief versinken, noch weiter in Richtung Tabellenende durchgereicht werden. Vor der Begegnung in Burghausen laborierten Dolzer (Bauchmuskelzerrung) und Dama (beidseitige Rippenprellung) an leichten Blessuren, hoffen jedoch auf ihren Einsatz. Die Reise an die österreichische Grenze nicht mit antreten kann weiterhin Binz, der mit einer Knochenabsplitterung im Knie ausfällt, und Ertl auf Grund einer Angina.

(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)

 
News vom Mi. 08.11.2000

Verkaufen nicht unser Tafelsilber

Offenbach (app). "Nein, wir verkaufen nicht unser Tafelsilber." Horst Zang, Schatzmeister der Offenbach Kickers, dementierte nach dem Abgang von Verteidiger Dubravko Kolinger zum Zweitligisten FC St. Pauli, dass der OFC dringend Geld benötige. Zang sagte: "Der sportliche Misserfolg führt zu geringeren Zuschauerzahlen und weniger Einnahmen. Wir können diese Defizite aber durch die Gelder aus dem DFB-Pokalspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern kitten." Damals, im August, strichen die Kickers laut Zang - auch durch die TV-Übertragung - 800 000 Mark ein, mit denen sie nicht kalkuliert hatten.

In der vergangenen Woche war Daniel Graf für 50 000 Mark zum Karlsruher SC gewechselt. Für den 24-jährigen Kolinger, der gestern am Millerntor einen Vertrag bis 2003 unterschrieb und am Sonntag im Heimspiel gegen den SSV Ulm sein Debüt geben soll, kassieren die Kickers "nur ein paar Mark mehr als beim letzten Abgang" (Zang). Nach Informationen des Schatzmeisters erhält der OFC 75 000 Mark für den Verteidiger, dessen Vertrag am Saisonende ausgelaufen wäre.

Die Zahl der Spieler, die Interimstrainer Knut Hahn gestern Mittag auf die Regionalligapartie am Samstag in Burghausen vorbereitete, hatte sich derweil noch weiter reduziert. Neben dem seit längerem verletzten Manfred Binz musste Stefan Ertl (Angina) passen. Stefan Dolzer laboriert an einer leichten Bauchmuskelzerrung.

Bis Donnerstagmorgen hat Hahn seinen Spielern frei gegeben, "denn wir haben in den vergangenen beiden Tagen doch relativ heftig trainiert". Bereits am Freitagmorgen fahren die Kickers im Bus nach Burghausen.

(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Mi. 08.11.2000

OFC löst Vertrag mit Kolinger auf

Fußball-Regionalligist Kickers Offenbach hat den eigentlich bis ins Jahr 2003 laufenden Vertragsamateurkontrakt mit Dubravko Kolinger im Einvernehmen mit dem Spieler aufgelöst. Der 24 Jahre alte Verteidiger wechselt für eine Ablösesumme von etwa 150 000 Mark mit sofortiger Wirkung zum Zweitligisten FC St. Pauli. Dort muss sich Kolinger noch einigen medizinischen Untersuchungen unterziehen. Sollten diese den Erwartungen seines neuen Arbeitgebers entsprechen, könnte er bereits am Wochenende in der Begegnung des Tabellen-Vierten mit dem SSV Ulm auflaufen.

(Von (kat), FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Di. 07.11.2000

Dubravko Kolinger hat seinen Spind leer geräumt

Der Verteidiger verlässt die Offenbacher Kickers und läuft schon am nächsten Samstag für den FC St. Pauli auf

Seinen letzten großen Auftritt hatte Dubravko Kolinger am Samstagnachmittag. Das Spiel gegen den SV Darmstadt 98 neigte sich dem Ende entgegen, es war 16.45 Uhr, die nächste Pleite unausweichlich, als sich der auf der Auswechselbank sitzende Verteidiger der Offenbacher Kickers derart über eine Schiedsrichterentscheidung echauffierte, dass er wie ein wildes Tier den Linienrichter bestürmte, dem guten Mann ganz offensichtlich an den Kragen wollte. OFC-Trainer Knut Hahn musste daher all' seine Kräfte aufbieten, um den hitzköpfigen Spieler von einer allzu großen Dummheit abzuhalten.

Es war, könnte man nun mutmaßen, eine filmreife Darbietung, eine plumpe Showeinlage, denn Kolinger wusste zu diesem Zeitpunkt nur zu gut, dass er das Jersey der Kickers nicht mehr tragen wird; der 24-Jährige wird nämlich noch in dieser Woche einen Vertrag beim Zweitligisten FC St. Pauli unterschreiben. Das bestätigte der Hamburger Manager Stephan Beutel indirekt, der sagte, es seien "nur noch einige administrative Dinge" zu regeln. Bereits am kommenden Samstag im Heimspiel gegen den SSV Ulm soll Kolinger das erste Mal das Trikot des Kiez-Klubs tragen.

Kolinger, der schon vor der Saison mit den Hamburgern in engem Kontakt stand, vom OFC aber keine Freigabe erhielt, räumte noch am Samstag seinen Spind am Bieberer Berg, packte seine Habseligkeiten in ein paar Plastiktüten und verabschiedete sich von den Kameraden. Der frühere Akteur des Karlsruher SC, der in den zurückliegenden Wochen durch pomadige, lustlose Auftritte glänzte und kürzlich auch ein Angebot des von Ex-Trainer Peter Neururer gecoachten LR Ahlen vorliegen hatte, ist schon am gestrigen Montag am Hamburger Millerntor eingetroffen, wird sich jetzt noch einigen sportmedizinischen Untersuchungen unterziehen. Die beiden Vereine haben indes schon Einigung erzielt, die Ablösesumme dürfte bei etwa 100 000 Mark liegen.

Nach Daniel Graf, der vor einer Woche zum Karlsruher SC wechselte, verlässt nun schon der zweite Akteur den im Abstiegskampf steckenden Regionalligisten, für OFC-Manager Klaus Gerster kein Problem, er will in Zukunft gnadenlos ausmisten. "Wir wollen nur Leute, die 100 Prozent für die Kickers geben, die ihre Zukunft hier sehen", sagte Gerster, bei Graf und Kolinger sei das nicht mehr der Fall gewesen, "die waren doch arg blutleer". Ohnehin hat der Technische Direktor die Faxen dicke: "Ich habe es satt, dass jede Woche ein anderer kommt und um Vertragsauflösung bittet." Wer gehen wolle, der könne, so das Finanzielle stimmt, ruhig das Weite suchen, "wer hier bleibt, der muss mit dem ganzen Herzen für den Verein spielen". Neuzugänge werde es zunächst einmal nicht geben, es sei denn, der neue Trainer, der am 1. Januar 2001 seine Arbeit aufnehmen soll, würde auf Verstärkungen bestehen, dann, so Gerster, "werden wir darüber reden".

Derweil mehren sich die Zeichen, dass die Kickers noch immer darauf spekulieren, Djuradj Vasic Anfang des nächsten Jahres in Offenbach begrüßen zu können. Während Gerster zur Trainerfrage kein Wort zu entlocken war, hielt sich auch der derzeitige Coach des FC Schweinfurt auf Anfrage der FR bedeckt. Ein Wechsel in der Winterpause sei "nur Spekulation". Er, Vasic, habe aber nach wie vor Interesse am Traineramt bei den Hessen, und auch die momentane Tabellensituation schrecke ihn nicht ab, da er, wenn er wechseln sollte, "langfristig etwas aufbauen will". Und gerade jetzt, wo er den FC Schweinfurt zu einer Spitzenmannschaft geformt habe, könne er sich durchaus vorstellen, die Franken nach sieben Jahren zu verlassen. "Der Zeitpunkt wäre doch ideal", sagte Vasic, in guter Erinnerung würde sie ihn allemal behalten.

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Di. 07.11.2000

Alles deutet auf Vasic als OFC-Coach hin

Offenbach. Das Personalkarussell bei den Offenbacher Kickers rotiert. Verteidiger Dubravko Kolinger war bereits gestern in Hamburg zur sportmedizinischen Untersuchung. Ergebnis: "Ich bin gesund", sagte Kolinger gestern Abend. Der Transfer des 24-jährigen Ex-Karlsruhers zum FC St. Pauli, Tabellenvierter der Zweiten Fußball-Bundesliga, soll heute endgültig über die Bühne gehen.

Nach Florian Sohler, Thorsten Rohrbach und Daniel Graf ist Kolinger bereits der vierte Spieler, der den im Abstiegskampf steckenden Regionalligisten in dieser Saison verlässt. Der fünfte Akteur, dessen Zeit bei den Kickers abläuft, ist Tom Stohn. Der 31-jährige Mittelfeldspieler trainiert zurzeit beim Oberligisten Dynamo Berlin.

Der OFC wird Dubravko Kolinger, der in dieser Saison nicht an die Leistungen der Rückrunde in der Zweiten Liga anknüpfen konnte, für eine Ablösesumme - im Gespräch sind knapp 150 000 Mark - gehen lassen. Kolinger soll am Millerntor, so St. Pauli-Manager Stephan Beutel, einen Vertrag über zweieinhalb Jahre unterschreiben. Nach den verletzungsbedingten Ausfällen der Abwehrspieler Holger Stanislawski, Jean Tsoumou-Madza sowie Zlatko Basic reagierte Beutel und intensivierte den seit Sommer bestehenden Kontakt zum Verteidiger.

Klaus Gerster legt Kolinger ("Auch wenn zuletzt wenig lief: Ich hatte eine wunderschöne Zeit in Offenbach mit dem Aufstieg in die Zweiten Liga - der OFC bleibt bei mir in sehr positiven Erinnerungen") keine Steine in den Weg. Der Kickers-Manager will Lehren aus der Vergangenheit und dem Sturz der Kickers in den Tabellenkeller ziehen. Gerster: "Wir haben gesehen, dass es nicht funktioniert, Spieler, die nicht mit dem Herzen bei der Sache sind, für den OFC zu überzeugen." Falls der eine oder andere Akteur um seine Freigabe bitte, werde der Verein wieder so reagieren. Gerster sagte: "Wir können in Zukunft nur Spieler gebrauchen, die im Kampf um den Klassenerhalt in der Regionalliga zu 100 Prozent zu Kickers Offenbach stehen und ihre Zukunft am Bieberer Berg sehen. Wir stehen nicht umsonst auf einem Abstiegsplatz."

Zugänge wird's bei den Kickers, Tabellen-16. der Regionalliga Süd, vorerst keine geben. Erst in der Winterpause sei das, in Absprache mit dem künftigen Trainer, ein Thema, sagte Gerster. Inzwischen deutet immer mehr darauf hin, dass Djuradj Vasic, mit Schweinfurt 05 Tabellenzweiter der Regionalliga Süd, ab 1. Januar neuer Coach am Bieberer Berg wird. Der Ex-Bürstädter wollte das gegenüber unserer Zeitung zwar nicht bestätigen, meinte aber vieldeutig: "Dass ich in Offenbach etwas unterschrieben habe, stimmt noch nicht." Die Betonung dürfte auf "noch" liegen. Man müsse die nächsten Tage abwarten: "Dann sehen wir weiter."

Der 44-jährige Vasic trainiert die Schweinfurter seit Februar 1994. Er weiß, was für den zurzeit auf einem Aufstiegsplatz stehenden Klub realistisch ist. Aus der Zweiten Liga waren die Schweinfurter 1991 mit nur zwei Siegen sang- und klanglos abstiegen. Vasic: "Es ist schön, in Schweinfurt Erfolg zu haben, aber wir zählen zu den kleinen Vereinen. In der Regionalliga Süd gibt's zwei große Klubs - den Karlsruher SC und Kickers Offenbach. Die heben sich vom Umfeld deutlich ab. Sie besitzen doch ganz andere Möglichkeiten."

(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Mo 06.11.2000

Roth: Keiner hat gefragt

Offenbach (app). "Olli, bitte ein Autogramm." Bei den Fans der Kickers ist Oliver Roth, bis Sommer Torjäger der Offenbacher Kickers, noch immer eine Kultfigur. Doch nicht nur bei den Anhängern. Sein Name wurde am Wochenende auch mehrfach im Zusammenhang mit den Präsidiumswahlen am 11. Dezember in Verbindung gebracht.

Roth, zurzeit an der Frankfurter Börse tätig, sagt allerdings: "Ich wurde zu keinem Zeitpunkt gefragt, ob ich in irgendeiner Position mitarbeiten will." Und fügt hinzu: "Der OFC ist mein Verein - ich werde hier sicher irgendwann wieder etwas machen." Momentan aber nicht.

(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)

 
News vom So. 05.11.2000

Kolinger verlässt das sinkende Schiff und Lars Schmidt wird Trainer ?

Was ist mit Manfred Binz ?

Nachdem gestern die Gerüchte aufkamen, ist es wohl 100% sicher. Unser "lieber" Kolinger wechselt sofort nach St. Pauli und wird morgen schon in Hamburg erwartet. Nachdem Kolinger noch letzten Samstag erklärt hat, dass er 100% Kickers Offenbach ist, möchte ich zu dem "Charakterstarken" nichts mehr sagen.

Wahrscheinlich wird jetzt auch Simon wechseln. Und weiterhin gehe ich mal davon aus, dass unsere Kicker weiter so mies spielen um aus ihren Verträgen rauszukommen. Denn so schnell kann man nicht das Fußballspielen nicht verlernen.

Dann wird wohl ab dem 01.01.2001 unser neuer Trainer den Namen Lars Schmidt tragen. Ob das eine gute Lösung ist, kann ich wirklich nicht sagen. Denn der Abgrund zur Oberliga ist sehr, sehr nah !

Und was ist eigentlich mit unserem langzeitverletzten Manfred Binz los. Der bekommt dauernd andere Verletzungen und macht eigentlich einen guten Eindruck. Ich will wirklich nicht wissen was da los ist.

Und warum verkaufen wird einen "Hoffnungsträger" Graf nach Karlsruhe. Dafür bekommen wir ganze 50.000 DM. Haben wir das Geld so nötig, oder sieht es in Wirklichkeit so aus wie vor fast 4 Jahren. Am 30.01.97 wurde in der Presse der Konkursantrag veröffentlicht.

(Von Gerry, 0077 Homepage)

 
News vom Sa. 04.11.2000

"Es ist schade, was da vor sich geht"

Vor der Rückkehr an den Bieberer Berg macht sich auch "Lilien"-Torhüter Andreas Clauß Gedanken über den

Heute, vermutlich so gegen 14.15 Uhr, wird er lange vor allen Mannschaftskollegen den grünen Rasen auf dem Bieberer Berg betreten, um sich auf das Derby zwischen den Offenbacher Kickers und dem SV Darmstadt 98 vorzubereiten. Als erster also wird er die knisternde Stimmung im weiten Rund erleben. So ganz wohl ist Andreas Clauß, dem Keeper der 98-er, beim Gedanken an diesen Moment allerdings nicht. Zwar weiß er, der bis 1999 selbst beim OFC spielte, dass es "ein richtig tolles Gefühl" ist, auf Biebers Höhen zu kicken, aber eben nur, wenn man zu den Offenbachern gehört. "Ich aber bin jetzt ein Darmstädter, also kann ich wohl kaum erwarten, dass mich die Fans allzu freundlich begrüßen werden. Auch wenn ich mir das natürlich wünschen würde."

Doch, wer weiß, vielleicht würde Clauß im heutigen Derby noch die Handschuhe für die Offenbacher Kickers überstreifen, wenn, ja wenn das im Frühjahr des vergangenen Jahres alles ein wenig anders gelaufen wäre. Da nämlich feilschte der 31 Jahre alte Torhüter mit OFC-Manager Klaus Gerster um eine Vertragsverlängerung. Diese war auch zum Greifen nahe, allerdings hatte die Sache einen Haken. "Der mir angebotene Vertrag wäre nur im Falle des Zweitliga-Aufstiegs gültig gewesen", erinnert sich Clauß, "sollte dieser allerdings verpasst werden, so sagte mir Herr Gerster, müsse der OFC eben finanziell kräftig abspecken und plane deshalb nur noch mit René Keffel und Thorsten Rohrbach."

Dumm nur, dass der später vollbrachte Sprung in die Zweitklassigkeit zu diesem Zeitpunkt allerdings noch lange nicht abzusehen war und Clauß, der "Sicherheit suchte", so ziemlich in der Luft hing und beschloss, den Bieberer Berg nach nur eineinhalb Jahren wieder zu verlassen. Dass es ihn dann zu den "Lilien" verschlug, hatte einen simplen Grund. "Sie waren die ersten, die angefragt hatten." Deshalb habe er bei dem "grundsolide geführten Verein mit Perspektive" unterschrieben. Natürlich auch in der Hoffnung, wieder öfter spielen zu können, denn bei den Kickers hatte es unter dem damaligen Trainer Hans-Jürgen Boysen doch nur zu acht Einsätzen gelangt.

Eine Zahl, die er am Böllenfalltor bereits deutlich übertroffen hat. Dort nämlich ist Clauß, der es während seiner 14 Jahre bei Waldhof Mannheim immerhin auf acht Erst- und 30 Zweitligaspiele brachte, unangefochten die Nummer eins. "Und ein Spieler", wie Trainer Michael Feichtenbeiner sagt, "an dessen guten Leistungen und dessen ruhiger Art sich die Mannschaft immer wieder aufrichten kann." Bei so viel Lob und einer Stammplatzgarantie ist es durchaus verständlich, dass Clauß seine Entscheidung, den OFC zu verlassen, bis heute nicht bereut hat. "Ich habe es damals für richtig gehalten und ich bin sehr froh, dass sich dieses Gefühl bis heute eher noch verstärkt hat."

Wohl auch, weil es bei seinem ehemaligen Klub derzeit so richtig drunter und drüber geht und eigentlich keiner so recht zu wissen scheint, wie es weitergehen soll. Geschehnisse, die Clauß mit gemischten Gefühlen zur Kenntnis nimmt: "Es ist schade für den Verein, was da vor sich geht." Schadenfreude käme bei ihm deshalb allerdings nicht auf, "immerhin spielt dort noch mein guter Kumpel Dubravko Kolinger, mit dem ich oft über diese Probleme spreche." Ansonsten allerdings lasse ihn das ziemlich kalt, denn er konzentriere sich eben voll und ganz auf die 98-er.

Ganz besonders natürlich heute Nachmittag. Denn Andreas Clauß will durch die eine oder andere Parade mithelfen, dass die "Lilien" beim Rivalen drei Punkte ergattern, ihre Fans so richtig zufrieden stellen und den Anschluss an die Tabellenspitze herstellen können. "Aber ich bin eigentlich der Meinung, dass der bessere einfach gewinnen soll." Mit Sticheleien in Richtung OFC hält er sich also merklich zurück. Wohlwissend, dass er heute als allererster und vor allem alleine den Rasen auf dem Bieberer Berg betreten wird.

(Von Stephan Brause, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Sa. 04.11.2000

Jetzt ist Kickers Offenbach auch noch um 5000 Mark ärmer

Einbruch in den Fanshop des Fußball-Regionalligisten / Positive Resonanz auf die Rückkehr Knut Hahns in das Traineramt

Ja, sind die Offenbacher Kickers nicht schon gestraft genug ? Reicht es nicht, dass sie am Rande der Klippe balancieren und in den tiefen Abgrund hinabblicken können ? Dass sie sportlich von Blamage zu Blamage stolpern, auf einem Abstiegsplatz rangieren und auf Vorstandsebene ein ebenso desolates Bild abgeben ? Na ja, vermutlich ist der Tiefpunkt noch nicht erreicht, die Leidensfähigkeit nicht vollends erschöpft, denn seit der Nacht zum Freitag ist der Fußball-Regionalligist, wie er selbst mitteilte, auch noch um 5000 Mark ärmer; fiese Einbrecher sind nämlich in den Fanshop am Bieberer Berg eingestiegen, haben einen Geldautomaten demoliert und Fanartikel mitgehen lassen. Wer, um alles in der Welt, möchte man da ketzerisch fragen, klaut in der momentanen Situation eigentlich Devotionalien des wankenden Traditionsklubs ?

Doch in Offenbach haben sie die Hoffnung, dass am Ende irgendwie alles gut werden wird, noch nicht aufgegeben. Vor dem Derby am heutigen Samstag gegen den SV Darmstadt 98 (15 Uhr) lastet jedoch ein unheimlich großer Druck auf den Mannen von Interimstrainer Knut Hahn, der die Begegnung sehr wohl als eine "brisante, besondere" einstuft, von einer "wegweisenden" Partie, einem "Schlüsselspiel" spricht. Trotz alledem gebe es allerdings nur drei Punkte zu vergeben, und die brauchen die Kickers dringender denn je, denn bei einer neuerlichen Niederlage stünde ihnen das Wasser, das ihnen schon jetzt am Hals steht, bis zur Unterkante der Oberlippe.

Manager Klaus Gerster fordert von der Mannschaft daher eine "leidenschaftliche", heißblütige Darbietung, mit Herzblut soll sie nach vorne spielen, alles Menschenmögliche versuchen, um die Herzen der Fans zurückzuerobern, sich mit ihnen auszusöhnen. "Jeder Spieler, der auf dem Platz steht, muss seine Zukunft bei Kickers Offenbach sehen, muss ein persönliches Interesse haben, die Klasse zu halten", sagt Gerster. Das Spiel gegen die "Lilien" käme genau zur rechten Zeit, findet der Manager, etwas Besseres hätte den bis ins Mark verunsicherten Fußballspielern vom Bieberer Berg sogar nicht passieren können. "Eine sportliche Herausforderung ist doch immer gut", sagt er, "die Jungs haben die Möglichkeit, sich zu rehabilitieren", ohnehin sieht er den OFC in der "Bringschuld". Angst vor den 98ern brauche das Team nicht zu haben, die Recken in den roten Jerseys sollen denen in den blauen die Stirn bieten, "erhobenen Hauptes ins Stadion marschieren".

Zur Marschroute, der taktischen Ausrichtung, wollte der neue und alte Übergangstrainer Knut Hahn indes nichts sagen, er werde die Grundordnung mit seinem Assistenten und Kapitän Lars Schmidt, mit dem er damals in der A-Jugend zusammen bei den Kickers spielte, absprechen; es steht aber zu vermuten, dass die Offenbacher nicht mehr mit einer Kamikaze-Taktik antreten, den Abwehrspielern einen klassischen Libero als Absicherung zur Seite stellen werden.

Innerhalb der Mannschaft ist die Entscheidung, nun wieder A-Jugend-Trainer Hahn mit der Betreuung der Elf zu betrauen, übrigens positiv aufgenommen worden. Und auch der 35 Jahre alte Gymasiallehrer, der vor rund drei Wochen erklärte, er könne das Team aus zeitlichen Gründen nicht mehr anleiten, hat alles Erdenkliche getan, um auf den Trainingsplatz zurückzukehren und seinem Verein aus der Patsche zu helfen. "Die Trainingseinheiten", sagt er, "sind um meinen Stundenplan herum gebastelt worden", und da er des Öfteren nachmittags im Gernsheimer Gymnasium unterrichten muss, bleibt morgens für die mutmaßlich nicht weniger schlauchende Arbeit mit den Kickern Zeit.

Manager Gerster bedauert es, den Pädagogen nicht schon vor drei Wochen überredet zu haben, "wir hätten es so weiter laufen lassen sollen", sagt er, und auch Hahn ist rückblickend betrachtet dieser Meinung. Aber vor drei Wochen "war ich halt der Ansicht, dass die Mannschaft einen Trainer braucht, der 24 Stunden am Tag für sie da ist". Nachdem Wilfried Kohls aus gesundheitlichen Gründen abdanken musste und er nun wieder die Richtung vorgibt, sei es wohl nicht zu vermeiden, "dass sich jetzt alle über diese Lösung amüsieren". Aber Kickers Offenbach hat ja nun wirklich andere Probleme.

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Sa. 04.11.2000

Offenbacher Polizei steht "Großeinsatz" bevor

Derby in der Fußball-Regionalliga Süd soll nicht zur Bühne für Hooligans werden

Die Bilder haben sich fest gebrannt in den Gehirnwindungen, Bilder des Schreckens, der Zerstörung. Damals, am 13. Mai 1999, als in Offenbach Ausnahmezustand herrschte, als Hooligans und gewaltbereite Idioten wüteten und randalierten, die Bieberer Straße brannte, ein Bild der Verwüstung darbot. Seinerzeit spielten zwei Regionalliga-Vereine, Kickers Offenbach und Waldhof Mannheim, gegeneinander, die Partie, ein Spitzenspiel, geriet zur Nebensache, es war ein schwarzer Tag für den Fußball.

Am heutigen Samstag steht mal wieder eine brisante Partie auf dem Terminplan der Regionalliga Süd, Kickers Offenbach erwartet am Bieberer Berg den SV Darmstadt 98, und es ist nun wirklich kein Geheimnis, dass sich Offenbacher und Darmstädter Fans, vorsichtig ausgedrückt, nicht sonderlich grün sind. In beiden Lagern gibt es so genannte Fußballfans, die gewaltbereit sind, ein Spiel als Bühne zu missbrauchen, um sinnlos aufeinander einzuprügeln. Gerade in der jetzigen Situation, in der die Offenbacher Kickers auf einem Abstiegsrang und mit dem Rücken zur Wand stehen, ist mit dem Schlimmsten zu rechnen, wenn der OFC am Ende das Spielfeld als Verlierer verlassen sollte.

Dessen sind sie sich natürlich auch bei der Polizei in Offenbach bewusst, für die, wie Pressesprecher Georg Grebner mitteilte, ein "Großeinsatz" bevorsteht. Über die genaue Einsatzstärke wollte er nichts sagen, doch dürften schon einige Hundertschaften aufmarschieren. Die Polizei, so Grebner, sei gerüstet, auf alles vorbereitet, nicht nur im Stadion, sondern auch um den Bieberer Berg herum. Die Frage, ob die Polizei mit Ausschreitungen rechne, konnte der Pressesprecher nicht beantworten. Sehr wohl hätten die Ordnungshüter von diversen Internet-Verabredungen gehört, "aber es gibt immer wieder Gerüchte. Im Endeffekt ist das Kaffeesatzleserei, wie beim Toto-Spiel, man weiß vorher nie, was kommt."

Die Offenbacher Polizei arbeitet bei der Gewährleistung der Sicherheit eng mit den Kollegen aus Darmstadt zusammen, die schon im Vorfeld des Spiels "ein Auge auf die Problemfans haben werden". Auch mit dem Verein Kickers Offenbach habe es, so Grebner, eine Kooperation gegeben, da der OFC ja auch das Personal der Ordnungskräfte dementsprechend aufstocken werde.

Kickers-Manager Klaus Gerster geht jedoch nicht davon aus, dass es zu Krawallen kommen werde, "ich habe keinerlei Bedenken, es wird nichts passieren". Überhaupt solle man das Thema nicht zu hoch hängen. OFC-Trainer Knuth Hahn appelliert an den Verstand, "ich hoffe, dass sich die Fans nicht vor oder nach dem Spiel prügeln werden".

Auch sein Darmstädter Kollege Michael Feichtenbeiner schlägt in diese Kerbe. "Leute, die prügeln oder anderen ins Gesicht schlagen, haben mit Fußball nichts zu tun, für mich sind das Kriminelle." Darmstadts Präsidiumsberater Uwe Wiesinger nimmt unterdessen die Polizei in die Pflicht, "denn wenn Chaoten unter den Fans sein sollten, hat der Verein sowieso keine Chance". Und auch der gastgebende Verein, also Offenbach, sei hilflos: "Wenn Hools die tolle Bühne des Derbys nutzen, hat auch der OFC keine Chance, dem ist man hilflos ausgeliefert."

Dass es zu ähnlich schlimmen Bildern wie gegen Waldhof kommen werde, glaubt Grebner indes nicht. Die Situation könne man nicht vergleichen, damals, das sei ein "einmaliges, schlimmes Ereignis" gewesen, weil seinerzeit, am Feiertag Christi Himmelfahrt, bundesweit kein Spiel gewesen sei und Hooligans aus ganz Deutschland nach Offenbach gereist kamen.

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Sa. 04.11.2000

Einbruch in den Fan-Shop der Kickers

Offenbach (app). Ungebetene Gäste bei den Offenbacher Kickers: In der Nacht zum Freitag brachen unbekannte Täter in den Fan-Shop des Fußball-Regionalligisten ein. Der Sachschaden für den OFC liegt bei ungefähr 5 000 Mark, der Schaden am Geldautomaten des Pavillons bei 50 000 Mark. Der Fan-Shop wird am Samstag zum Derby gegen den SV Darmstadt 98 wieder zur Verfügung stehen, der demolierte Geldautomat dagegen nicht.

(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Sa. 04.11.2000

Trainer Hahn: Lilien unter Druck setzen

Offenbach (app). Vierter Saisoneinsatz für Interimstrainer Knut Hahn auf der Bank der Offenbacher Kickers. Der Vorgänger und Nachfolger von Wilfried Kohls hat bisher noch kein Spiel in der Fußball-Regionalliga Süd (0:0 gegen 1860 München, 2:2 gegen Siegen, 0:0 in Jena) verloren, allerdings auch keinen Sieg gefeiert. Im Derby gegen den SV Darmstadt 98 will der 35-jährige Gymnasiallehrer Hahn am Samstag, 15 Uhr, den ersten "Dreier" als Trainer der Regionalliga-Mannschaft verbuchen. Allerdings: Seit sechs Spielen haben die Kickers nicht mehr gewonnen, die Darmstädter seit drei Spielen - davon zwei Unentschieden - nicht mehr verloren. In dieser Saison gelang dem SV Darmstadt bisher nur ein Auswärtssieg in Pfullendorf. Der einzige Heimerfolg in dieser Runde gelang dem OFC vor acht Wochen - ebenfalls gegen Pfullendorf.

Knut Hahn wird im Vergleich zum Heimspiel gegen den Karlsruher SC (0:0) am taktischen Schema "nichts Großartiges" ändern. Vorgänger Wilfried Kohls hatte in dieser Partie meist mit drei Stürmern und ohne Libero agieren lassen. "Wir werden erneut versuchen, sehr offensiv zu agieren, um den Gegner gleich unter Druck zu setzen", sagte Hahn. Nazir Saridogan, mit sieben Treffern erfolgreichster Torschütze der Kickers, hat seine Grippe auskuriert. Er kann spielen. Lediglich der am Knie verletzte Ex-Nationalspieler Manfred Binz fällt für das Derby gegen die "Lilien" aus. Patrick Dama und Lars Schmidt werden wohl in die Anfangself zurückkehren.

Für den ehemaligen Mainzer und Karlsruher wäre das der erste Einsatz in seiner neuen Doppelrolle als Spieler und "unterstützender Assistenztrainer" (Manager Klaus Gerster). Beim 1:3 in Elversberg hatte Schmidt nicht gespielt. "Lars weiß genau, was in den vergangenen beiden Wochen, als ich nicht immer anwesend war, passiert ist. Wir werden uns gut ergänzen", meinte Hahn.

Den Job als Trainer der A-Jugend will er nicht aufgeben. Andreas Spier (Trainer U17) und Heinrich Frantzen sollen ihn unterstützen.

(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Sa. 04.11.2000

Wiedersehen am Bieberer Berg

Darmstadt. "Wir wollten uns in der neuen zweigleisigen Regionalliga etablieren. Bisher ist uns dies gelungen", zieht Michael Feichtenbeiner, Trainer des SV Darmstadt 98, eine positive Zwischenbilanz. 19 Zähler stehen auf der Habenseite, es scheint so, als sollten die Südhessen in dieser Runde nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Doch der Coach warnt: "Wir stehen ungefähr da, wo ich es mir erhofft habe. Allerdings sind wir nach hinten noch nicht gesichert."

Dennoch ist nicht zu übersehen, dass mit der Verpflichtung Feichtenbeiners - Zivojin Juskic (Greuther Fürth), Alexander Lorenz (Viktoria Aschaffenburg), Elton da Costa (FSV Frankfurt) und Matthias Hohmann (Saarbrücken) - endlich die lang ersehnte Spielkultur am Böllenfalltor Einzug gehalten hat. Tragende Rollen in der Darmstädter Mannschaft haben außerdem die Routiniers Thomas Franck und David Wagner sowie die früher für Offenbach aktiven Torhüter Andreas Clauß und Manndecker Thomas Schmidt.

Die Darmstädter Spieler setzen das 3-4-3-System gut um. Wesentliches Element dieses System ist das frühe Stören des Gegners, das gerade den Stürmern viel Laufarbeit abverlangt. Die Trefferquote der Angreifer allerdings ist relativ mager. Auf bisher jeweils fünf Tore bringen es Ronald Hoop und Wagner, der seit einigen Wochen im Angriff spielende Boris Kolb steuerte zwei Treffer bei.

Ein besseres Abschneiden in der bisherigen Runde verhinderten auch die oft schwachen Auswärtsauftritte. Ein Sieg und ein Unentschieden stehen zu Buche, zu wenig, um ganz vorne mitzumischen. Am Böllenfalltor dagegen sind die Darmstädter bisher ungeschlagen. In die Partie am Samstag gehen die Darmstädter mit gedämpftem Optimismus. Die letzten beiden Vergleiche am Bieberer Berg gewannen die Darmstädter in dramatischen Spielen mit 2:1 und 3:2. Dennoch warnt er davor, übermotiviert ins Spiel zu gehen. "Auch in Offenbach werden nur drei Punkte vergeben. Unser Ziel für die Vorrunde waren 20 Punkte. Wenn wir konzentriert spielen, ist dieser Schritt in Offenbach möglich."

www.sv98.de

www.lilienfans.de

(Von Nico Böhmann, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Sa. 04.11.2000

Wird Kowarz Chefcoach?

Offenbach: Wilfried Kohls tritt als Trainer zurück

Vor dem Derby gegen Darmstadt 98 herrscht weiter Aufregung beim krisengeschüttelten OFC. Gestern, Mittwoch, ein erneutes Gipfeltreffen der Klubführung auf dem Bieberer Berg. Die Anwesenden: Manager Klaus Gerster, die Vizepräsidenten Ulf Tunn und Wilfried Kohls sowie die Verwaltungsräte Thomas Kalt und Thomas Zahn. Das Thema: die drohende Führungslosigkeit der Kickers nach dem Rücktritt von Finanzchef Horst Zang und dem angedrohten Absprung des zuvor designierten Präsidenten Tunn. In der zweistündigen Sitzung konnte dann jedoch ein Konsens gefunden werden. Tunn wird bei der Mitgliederversammlung (11. Dezember) doch als Präsident kandidieren. Mit Kalt und Ex- Nationalspieler Dieter Müller als Vizepräsidenten sowie Dipl. Kaufmann Thomas Delhougne als Schatzmeister. Tunn: "Krisenmanagement ist gefordert. Wir können den Klub so nicht weiter herumdümpeln lassen."

Vor der Sitzung hatte der Rest der Führungspersonen mit unterschiedlichsten "Notfallprogrammen" für Unruhe gesorgt. Ehrenrat-Vorsitzender Karlo Herbert forderte den Ehrenpräsidenten Waldemar Klein (80) auf, das Präsidium zu übernehmen, sprach Manager Klaus Gerster die Kompetenz ab. Ebenso tat es Verwaltungsrat- Mitglied Horst Jung. Auch der Vorsitzende des Verwaltungsrates, Zahn, ging in die Offensive, glaubte kaum noch an einen Neuanfang. Ehrenpräsident Klein, der in Jung und Zahn die Hoffnungsträger sah, wetterte: "Die Situation ist untragbar, dem OFC unwürdig."

Vizepräsident Wilfried Kohls, bei den Planungen zum neuen Präsidium von Tunn vernachlässigt, war verärgert: "Eine schizophrene Lage. Jeder müsste den Mund halten." Aber gerade er sorgte für einen neuen Tiefpunkt. Vor zwei Wochen übernahm er mit Gerster das Traineramt. Nun scheidet Kohls als Coach aus - offiziell aus gesundheitlichen Gründen. Allerdings soll sein Ex-Arbeitgeber (AOK) den 50- jährigen Frührentner bei diesem Rückzug unter Druck gesetzt haben. Scheinbar wollen die Kickers nun Kurt Kowarz (zuletzt Torwart- Trainer in Bielefeld) als Chefcoach engagieren.

(Von Holger Kliem, KICKER ONLINE)

 
News vom Fr. 03.11.2000

In Offenbach soll es jetzt wieder Knut Hahn richten

Offenbach. Er hat den Kader zusammengestellt und die Trainer verpflichtet: Manager Klaus Gerster. Und nun steht der Zweitliga-Absteiger Kickers Offenbach in der Fußball-Regionalliga Süd sportlich vor dem Abgrund und nach der Niederlage im letzten Spiel gegen Elversberg auf einem Abstiegsplatz. "Ich habe dazu beigetragen, dass es so weit gekommen ist, mit falschen Entscheidungen, die in meinen Verantwortungsbereich fielen", muss sich der mächtige Mann in Offenbach das Zeugnis "mangelhaft" selbst ausstellen.

Die sportliche Krise des Offenbacher Traditionsclubs ist vor dem brisanten Derby gegen den Lokalrivalen SV Darmstadt 98 (Samstag: 15 Uhr) schlimmer denn je. Die Mannschaft ist in einem absoluten Formtief und seit dieser Woche wieder ohne hauptamtlichen Trainer. Vizepräsident und Frührentner Wilfried Kohls musste auf Druck seines ehemaligen Arbeitgebers (AOK) die Arbeit als Coach nach nur zwei Wochen niederlegen. Nun wird am Bieberer Berg wieder einmal improvisiert. Mannschaftskapitän Lars Schmidt soll die Trainingsarbeit leiten, zusammen mit A-Jugend-Coach Knut Hahn. Der war vor Kohls' Übernahme bereits als Interimslösung eingesprungen, holte in drei Spielen drei Punkte.

Nun soll Hahn, der zuvor stets erklärt hatte, auf Grund seines Berufes als Lehrer keine Zeit für den Posten zu haben, wieder einspringen. Eine Flickschusterei, die für einen Regionalliga-Verein eigentlich unwürdig ist. Bis zur Winterpause soll das Duo Hahn/ Schmidt nun arbeiten. Dann wird, so Gerster, wieder ein hauptamtlicher Übungsleiter bei den Kickers einsteigen.

Neben Djuradj Vasic, der bereits nach der Stepanovic-Entlassung vom Liga-Konkurrenten FC Schweinfurt 05 losgeeist werden sollte, geistert nun auch der Name von Kurt Kowarz, der zuletzt im Trainerstab von Armina Bielefeld arbeitete, als Lösung über den Bieberer Berg. Auf den neuen Hoffnungsträger kommt einige Arbeit zu, denn bis zur Winterpause könnte der OFC im schlimmsten Falle noch tiefer in den Abstiegskampf verstrickt sein. Nicht nur Gerster weiß deshalb: "Der Zickzackkurs in der Trainerfrage schadet der Mannschaft."

Und objektive Beobachter bescheinigen den Kickers-Akteuren derzeit alles andere als eine konzentrierte und sachgerechte Trainingsarbeit. Hoffnung gibt zumindest vor dem Derby die Personalsituation im Team, denn außer dem Langzeitverletzten Manfred Binz (Knie) sind alle Akteure fit. "Zumindest von den Namen her können wir eine schlagkräftige Truppe aufstellen", meint Gerster, wohl wissend, dass die erfahrenen Namen seiner teilweise in die Jahre gekommenen Spieler alleine keine Punkte gewinnen.

Zumindest hat sich das Führungschaos der letzten Wochen etwas beruhigt, nachdem Vizepräsident Ulf Tunn seine Präsidiumsmannschaft, mit der er am 11. Dezember auf der Jahreshauptversammlung als Präsident kandidieren will, benannt hat (wir berichteten). Mit dabei: Der ehemalige Nationalspieler Dieter Müller, Verwaltungsratsmitglied Thomas Kalt (beide sollen als Vizepräsidenten kandidieren) und OFC-Mitglied Thomas Delhougne als Schatzmeister. Doch da bei dieser Formation der Noch-Vizepräsident Wilfried Kohls ein wenig überraschend unberücksichtig blieb, bleibt zu spekulieren, ob sich im Hintergrund nicht doch noch eine Opposition bildet, die dann die Gegenkandidatur antreten wird. Denn die Meinungen im Umfeld des Bieberer Berges über das Tunn-Team gehen sehr weit auseinander.

(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)

 
News vom Fr. 03.11.2000

Derbyfieber erfasst nun auch den Trainer

Für den SV 98 und Gastgeber Kickers Offenbach ist die Begegnung ein Schlüsselspiel

Das "Fieber" hat, das gibt Michael Feichtenbeiner zu, nun auch ihn erfasst. Das Derbyfieber. Der Trainer des Fußball-Regionalligisten SV Darmstadt 98 geht die Begegnung am Samstag (15.00 Uhr) bei Kickers Offenbach dennoch eher sachlich an, auch wenn er weiß, dass "das ein besonderes Spiel ist, wegen der Konstellation, der Atmosphäre und der extremen Rivalität".

Die Favoritenrolle aber möchte Feichtenbeiner denn doch nicht für den SV 98 reklamieren. Aus Erfahrung. Er zieht den bekannten Vergleich: "Offenbach ist wie ein angeschlagener Boxer. Die wissen auch, um was es geht in diesem Spiel." Zweifellos ist die Begegnung ein Schlüsselspiel. Und zwar für beide, falls es Sieger und Verlierer geben wird. Drei Punkte für die Kickers, was den zweiten Heimsieg bedeuten würde, ließen neue Hoffnungen am Bieberer Berg wachsen und den SV 98 im folgenden Heimspiel gegen Schweinfurt unter Zugzwang setzen. Eine Niederlage der Kickers würde deren Situation verschärfen, während der SV 98 in Richtung vorderes Tabellenviertel blicken könnte.

"Einen Sieg kann ich nicht garantieren. Aber wir versprechen, sehr engagiert, sehr mutig, frech nach vorne zu spielen. Wir wollen, dass unsere Fans, mit denen ich sehr zufrieden bin, stolz auf die Mannschaft sind", trifft Feichtenbeiner den Ton, der für dieses brisante Derby angemessen ist.

Der SV 98 kann mit großer Unterstützung rechnen. Denn über 500 Karten sind bereits verkauft, weitere geordert und in der Geschäftsstelle zu haben. Mindestens 2500 Darmstädter werden "hoffentlich dafür sorgen, dass Offenbach nicht unbedingt ein Heimspiel haben wird" (Manager Uwe Wiesinger).

Der Dachverband der Lilienfans bietet im Übrigen wieder eine Zugfahrt an. Treffpunkt ist am Samstag um 12.00 Uhr im Hauptbahnhof, der Zug nach Offenbach fährt um 12.26 Uhr ab. Eine Anmeldung ist nicht nötig.

Sportlich läuft es bei Zweitliga-Absteiger Offenbach derzeit ebenso chaotisch wie in der Führungsebene. Nach wie vor hat der OFC keinen Nachfolger von Trainer Dragoslav Stepanovic verpflichtet. Knut Hahn, ehemaliger Kickers-Spieler und heute Lehrer am Gymnasium Gernsheim, hat in dieser Woche vorübergehend wieder die Trainingsleitung übernommen.

Und offenbar zeigt auch die Führungsetage Auflösungserscheinungen: Nur Vizepräsident Wilfried Kohls und Medizin-Professor Uwe Tunn als Präsident wollen sich am 11.Dezember zur Wahl stellen. Als Präsidiumskandidat für den sportlichen Bereich ist Ex-Nationalspieler Dieter Müller (von 1968 bis 1972 sowie 1986 bis 1989 in Offenbach aktiv) ins Gespräch gebracht worden.

Ob dies dem mächtigen, alles beherrschenden Manager Klaus Gerster in den Kram passt? Die Unruhe im Verein wird dem sportlichen Erfolg kaum förderlich sein. Unruhige Zeiten vor und nach dem Spiel möchten beide Vereine vermeiden. Eindeutiger Wunsch: Auseinandersetzungen zwischen Fans auf beiden Seiten soll es nicht geben. "Von unserer Seite haben wir alles getan, was uns möglich ist. Die Kickers werden das ebenfalls getan haben", sagt Wiesinger.

Feichtenbeiner bricht eine Lanze für die Fans des SV 98: "Ich glaube, der Prozentsatz der friedlichen Darmstädter ist höher als 98 Prozent. Es sind nur wenige Gewalttäter. Die halte ich für Kriminelle. Und das ist Aufgabe der Polizei."

Wiesinger: "Wir wollen mit Gewalttätern nichts zu tun haben. Dies haben das Präsidium und der Trainer in der Vergangenheit schon deutlich gesagt." Nicht auszuschließen ist aber, dass auch Individuen, die weder dem SV 98 noch dem OFC zuzuordnen sind, das Spiel als Bühne ihrer krankhaften Brutalität nutzen könnten.

(Von Hans-Jürgen Kalwei, DARMSTÄDTER ECHO)

 
News vom Fr. 03.11.2000

"Wir sollten keine Luftschlösser bauen"

Stürmer David Wagner im FR-Interview über die aktuelle Entwicklung der "Lilien" Fünf Tore hat er in dieser Saison erzielt. Zusammen mit Sturmpartner Ronald Hoop ist David Wagner somit bester Torschütze des SV Darmstadt 98. Und dennoch, der 28-Jährige steht ein wenig in der Kritik. Denn von einem, der es bei der Frankfurter Eintracht und dem FC Schalke 04 auf 30 Bundesligaeinsätze brachte, erwartet man etwas mehr. Vor dem Derby gegen die Offenbacher Kickers unterhielt sich FR-Mitarbeiter Stephan Brause mit Wagner über fehlende Torgefährlichkeit, die Erwartungshaltung bei den "Lilien" und das brisante Gastspiel beim OFC.

FR: Herr Wagner, zu ihrer Bundesliga-Zeit haben sie unter anderem auch das Revierderby zwischen Schalke und Dortmund miterlebt. Da ist die Partie morgen in Offenbach doch sicher nichts besonderes mehr?

Wagner: Das stimmt keineswegs. Diese Partie ist auch für mich etwas ganz Besonderes. Einfach, weil ich damals nur ein Spieler im Kader war, beim Derby werde ich einer sein, der auch spielen wird.

Sie spielen morgen erstmals mit den "Lilien" auf dem Bieberer Berg. Spüren sie als Debütant ganz besonders die Veränderungen im Vorfeld dieser Partie?

In der Mannschaft nicht, im Umfeld allerdings schon. Wir Spieler werden von den Fans, aber auch von den Medien viel mehr in Anspruch genommen, als vor einem normalen Spiel. Aber ich denke, das ist gut und richtig so, weil es vor allem für die Fans um einiges geht. Für uns geht es auch in dieser Partie nur um drei Punkte. Aber die wollen wir auf jeden Fall haben.

Beim OFC geht es derzeit drunter und drüber. Wie groß ist die Schadenfreude in Darmstadt?

Wir nehmen das zur Kenntnis, klar, aber Schadenfreude verspüre zumindest ich nicht. Eigentlich interessiert mich das alles nur herzlich wenig. Wir haben unsere eigenen Schwierigkeiten zu lösen.

Welche Schwierigkeiten?

Zur Zeit schießen wir im Sturm nicht genug Tore, um öfter drei Punkte zu holen. Im Vergleich zum OFC ist das kein richtiges Problem, aber darum müssen wir uns kümmern und das in den Griff bekommen.

Und wie soll das klappen?

Das ist eine schwierige Frage. Wir hatten vor allem in Erfurt zu wenige Tormöglichkeiten. In den vergangenen Spielen hatten wir sie dann, haben sie aber zu selten genutzt. Aber ich bin zuversichtlich, dass das in Zukunft wieder anders werden wird. Wenn man Chancen hat, dann trifft man auf die Dauer auch wieder. So wenige Tore, obwohl das von Michael Feichtenbeiner eingeführte 3-4-3-System offensiv ausgerichtet ist? Ist es das falsche?

Das glaube ich nicht. Wir haben 21 Tore geschossen, mit dieser Quote liegen wir im oberen Mittelfeld. Wir arbeiten uns immer zahlreiche Chancen heraus, die müssen wir in Zukunft noch besser verwerten.

Die "Lilien" haben in dieser Saison schon des Öfteren den Anschluss an die Spitzengruppe geschafft. Der entscheidende Sieg, um richtig oben mitzumischen, hat dann jedoch nie geklappt. Was fehlt dem Team noch zur Spitzenmannschaft?

Was heißt Spitzenmannschaft? Die ersten drei Teams haben zwar einen relativ weiten Vorsprung, doch dahinter ist es ziemlich eng. Ich glaube, wir gehören einfach in die obere Hälfte und da sind wir ja schon lange positioniert. Das spiegelt exakt unsere bisherigen Leistungen wieder.

Also sind die "Lilien" kein Spitzenteam?

Na gut, wir haben keine 27 oder 28 Punkte und stehen nicht auf dem ersten oder zweiten, sondern mit 19 auf dem neunten Platz. Das ist ganz okay, aber wir sollten deshalb keine Luftschlösser bauen. Wir haben bislang ganz ordentlich gespielt und nur wenn wir weiter hart arbeiten, werden wir auch noch mehr Punkte sammeln. Darauf hoffen viele Fans. Immerhin ist die Rückrunde in den vergangenen Jahren immer deutlich besser verlaufen. Steht am Ende vielleicht doch noch der Aufstieg? Möglich ist immer alles. Derzeit sind es zwar acht Punkte Rückstand, aber das ist nicht uneinholbar. Allerdings sollten wir realistisch bleiben und nicht darauf spekulieren. Ich gehe zumindest davon aus, dass wir unsere guten Leistungen stabilisieren, unser System verfeinern und noch viele Spieler einen Leistungsschub erfahren werden und wir noch deshalb noch den ein oder anderen Platz gut machen können. Muss dafür auch personell nachgebessert werden?

Das ist eigentlich eine Frage, die die Mannschafts- und Vereinsführung beantworten muss. Ich meine, dass wir eine gute Truppe haben, die auch kameradschaftlich sehr gut zusammen passt und deshalb glaube ich momentan nicht, dass wir uns unbedingt verstärken müssten.

Letzte Frage, warum gewinnt der SV Darmstadt 98 morgen auf dem Bieberer Berg? Weil wir einfach die bessere Mannschaft sind, wobei ich die Betonung auf Mannschaft lege. Außerdem sind wir gefestigter und haben genügend Selbstvertrauen

(Von ?, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Fr. 03.11.2000

Runter von der Herdplatte

OFC hat ab Januar neuen Trainer, nennt aber keinen Namen

Um die brenzlige Situation der auf einem Abstiegsplatz rangierenden Offenbacher Kickers anschaulich zu machen, hat Klaus Gerster, der Manager, am gestrigen Donnerstag auf der allwöchentlichen Pressekonferenz ein ganz nettes Bild gezeichnet. "Wir sitzen auf einer heißen Herdplatte", erklärte er, "von der wir so schnell wie möglich runter hüpfen müssen."

Nun dürfte das am morgigen Samstag im Heimspiel gegen den SV Darmstadt 98 (15 Uhr) nicht ganz so leicht werden, schließlich befinden sich die "Lilien", wenngleich auswärts eher brav und handzahm, in keiner allzu schlechten Verfassung. Immerhin hat Gerster, der die Pressekonferenz in Abwesenheit vom neuen und alten Interimstrainer Knut Hahn zur One-Man-Show werden ließ, erkannt, dass alle zu erringenden Punkte von nun an ausschließlich gegen den Abstieg seien, "und das weiß auch die Mannschaft".

Die sei von den Turbulenzen, die den Verein zuletzt so heftig erschütterten, nicht berührt worden, "vereinspolitische Angelegenheiten interessieren ein Team für gewöhnlich nicht", sagt Gerster, "sie dienen eher als Alibi, wenn es mal nicht so läuft". Vielmehr, so der Technische Direktor, sei es denkbar, dass die ständigen Trainerwechsel zu einer kollektiven Verunsicherung beigetragen hätten, und Gerster streute erstmals selbstkritische Töne in seine Ausführungen. Gerade was die Trainerfrage angehe, habe der Klub kein allzu gutes Bild abgegeben, "auch ich habe meinen Teil dazu beigetragen, dass wir so schlecht dastehen. Die Trainerfrage fällt in meinen Verantwortungsbereich, ganz klar". Gerster spricht in Sachen Coach gar von einem "Zick-Zack-Kurs", "das muss ich eingestehen". Doch der werde ein Ende haben, denn ab 1. Januar 2001 werde der OFC einen Cheftrainer einstellen, mit dem der Verein schon Einigung erzielt habe und mit dem er langfristig arbeiten wolle. Der neue Mann sei, wie Gerster betonte, bewusst nicht schon jetzt "ins eiskalte Wasser geworfen worden; er soll nicht verheizt werden", sondern sich in der Winterpause an die Mannschaft gewöhnen.

Bis dahin wird Knut Hahn, im Hauptberuf Gymnasiallehrer, die Mannschaft betreuen, 90 Prozent der Einheiten leiten. Wilfried Kohls, der am Mittwoch aus gesundheitlichen Gründen aus dem Traineramt ausgeschieden war, wird erwartungsgemäß nicht auf die Bank zurückkehren.

Gerster ist guter Hoffnung, dass der neue Trainer, dessen Namen auf seinen eigenen Wunsch noch nicht bekannt gegeben wurde, einschlagen wird: "Wir mussten eine Durstrecke hinnehmen, um wieder ins Fahrwasser zu geraten."

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Fr. 03.11.2000

Taten statt Phrasen

Derby-Fieber hat auch "Lilien"-Coach Feichtenbeiner erfasst

der Coach des SV Darmstadt 98 in den vergangenen Tagen oftmals dabei erwischt, wie er munter eine Fußballer-Phrase an die nächste reihte. "In dieser Sendung im DSF hätte ich reichlich Fünfer zahlen müssen", berichtet er. Allerdings könne man ihm das nicht verdenken, denn die Wichtigkeit des Derby bei den Offenbacher Kickers am morgigen Samstag (15 Uhr) ließe sich eben am besten mit abgedroschenen Weisheiten, wie, "das ist kein normales Spiel" oder "das Derby hat eigene Gesetze" beschreiben.

Dass der Vergleich der "Lilien" mit den Kickers kein Spiel wie jedes andere ist, das hat der neue Darmstädter Coach bereits an seinem ersten Arbeitstag erfahren. "Allerdings habe ich versucht, dieses Gefühl zu unterdrücken", berichtet er. Doch seit wenigen Tagen sei das eben nicht mehr möglich. Nahezu jeder Gedanke kreise um das Spiel auf dem Bieberer Berg und natürlich darum, wie sein Team, das ja bislang auswärts nicht gerade viel gerissen hat, das Stadion des ungeliebten Nachbarn als Sieger verlassen kann. "Wir müssen wieder engagiert, aggressiv und frech auftreten und nach vorne spielen", fordert Feichtenbeiner. Denn auch wenn der OFC derzeit reichlich Probleme hätte, so meint der Trainer "wäre es das Schlimmste, wenn wir uns beim 'Erzfeind' nur hinten reinstellen würden."

Eine Phrase indes hat Michael Feichtenbeiner beim Pressegespräch am gestrigen Donnerstag ausgespart. Nämlich die, dass es beim Derby eben auch nur drei Punkte zu gewinnen gäbe. Wohlweislich, denn der Darmstädter Coach ist überzeugt, dass dies eben nicht stimmt. "Wir können zudem noch viele Freunde gewinnen und unsere Fans mit einem Sieg verwöhnen. Das wäre für die nämlich das Größte."

Aber auch sportlich wäre ein Sieg bei den Offenbacher Kickers für die "Lilien" nicht das Verkehrteste. Immerhin hätten sie so die Chance, sich der Tabellenspitze wieder ein Stück zu nähern. Und das sei ziemlich wichtig, meint der neue Geschäftsführer Markus Hettinger, der gestern offiziell als Nachfolger von Jens-Uwe Babin vorgestellt wurde. Denn je besser der SV Darmstadt 98 in der Tabelle dastehe, so der 31-Jährige, der mit dem ehemaligen Offenbacher Trainer Karl-Heinz Boysen in Mannheim die Fußballschule Rhein-Neckar leitet, desto leichter falle es ihm natürlich, auch für ein erfolgsversprechendes wirtschaftliches Fundament zu sorgen. Und ein Erfolg beim Rivalen aus Offenbach könne der ganzen Sache ja auch nicht abträglich sein.

(Von (sb), FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Fr. 03.11.2000

"Haben uns den Mist selbst eingebrockt"

Stürmer Nazir Saridogan im FR-Interview über die Talfahrt der Offenbacher Kickers Er ist vielleicht der einzige Spieler in Reihen der Offenbacher Kickers, der die in ihn gesteckten Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern übertroffen hat. Mit sieben erzielten Toren führt Nazir Saridogan die interne Torschützenliste an; der Neuzugang, der vom SV Wehen kam, hat sich still und leise einen Stammplatz erkämpft, ist aus der Mannschaft nicht mehr wegzudenken. Vor der mit Spannung erwarteten Partie gegen den SV Darmstadt 98 unterhielt sich FR-Mitarbeiter Ingo Durstewitz mit dem 22 Jahre alten Stürmer über das Derby und die Situation beim krisengeschüttelten Traditionsverein.

FR: Herr Saridogan, was für ein Gefühl beschleicht Sie, wenn Sie morgens am Bieberer Berg zum Training vorfahren ?

Saridogan: Na ja, die ganze Zeit ging es noch, aber jetzt ist es schon ein mulmiges. Die Situation ist natürlich angespannt, jeder hat ein bisschen Angst vor dem, was noch kommen mag. Schließlich sind wir auf einen Abstiegsrang abgerutscht, da ist das alles nicht mehr rosarot.

Erst trainierte Peter Neururer die Mannschaft, dann Dragoslav Stepanovic, Knut Hahn, Wilfried Kohls, jetzt wieder Knut Hahn. Wissen Sie eigentlich, wer morgen trainieren wird ?

Normal ist das nicht, was hier abgeht, das ist schon klar. Ich habe in dieser Saison alleine acht Trainer gehabt, die Fitmacher mal dazu gezählt, das ist nicht alltäglich, keine Frage. Aber mich persönlich belastet das nicht. Ich kam mit jedem Trainer zurecht, habe immer frei aufgespielt.

Aber die steten Trainerwechsel können der Leistung doch nicht förderlich sein. Na klar, es ist nicht so leicht, weil jeder Coach etwas anderes von dir will, andere taktische Vorstellungen und sein eigenes System im Kopf hat. Aber mir ist es zum Beispiel völlig egal, ob wir Forechecking spielen, eben vorne drauf gehen oder erst 20 Meter vor der Mittellinie angreifen. Wenn jeder seinen Part erfüllt, klappt das auch. Wir haben uns halt den Beruf Fußballer ausgesucht, da muss man mit allem rechnen, flexibel sein und sich schnell umstellen können.

Wie aber ist es zu erklären, dass Kickers Offenbach kein Bein auf die Erde bekommt ?

Wenn ich das wüsste ... keine Ahnung. Ich weiß einfach nicht, woran es liegt, ich würde es aber gerne wissen. Das Fußball spielen haben wir jedenfalls nicht verlernt.

Das Team hat die Anhänger gegen sich aufgebracht, in Elversberg gab es eine Sitzblockade. Haben Sie dafür Verständnis?

Ja, mit Sicherheit. Gerade jetzt in Elversberg kamen die Fans 300 Kilometer weit hingefahren und mussten sich dann so eine verdammt schwache Leistung von uns ansehen. Die Anhänger sind zu Recht sauer und enttäuscht, und die Mannschaft kann den Unmut verstehen.

Vielleicht rührt der Frust ja aus dem Gefühl heraus, dass es manchem Spieler egal ist, was mit dem OFC passiert. Haben Sie das Gefühl, dass jeder mit Herz bei der Sache ist, 100 Prozent für die Offenbacher Kickers bringt ?

Ich habe zumindest nicht das Gefühl, dass es anders ist. Okay, bei Daniel Graf (wechselte Anfang der Woche zum KSC) könnte man das jetzt vermuten, aber dass hier welche spielen, die unbedingt weg wollen oder Angst haben, sich ihren Namen zu beschmutzen, das glaube ich nicht. Jeder muss für jeden kämpfen, und jeder kämpft auch für jeden. Ich habe sogar das Gefühl, dass jeder Einzelne die Ärmel aufkrempelt und wir zusammen die Karre aus dem Dreck ziehen werden, denn wir haben sie auch tief hinein gefahren, haben uns diesen Mist selbst eingebrockt. Und jetzt kommt Darmstadt, da schlottern vielen Spielern bestimmt die Knie ?

Warum denn ? Nein, am Samstag muss uns niemand motivieren, jeder weiß, worum es geht, worauf es ankommt. Da bräuchte gar kein Trainer auf der Bank sitzen, da wird auch so jeder mächtig Gas geben, sich zerreißen - noch einen Tick mehr als nötig.

Spürt man ein Kribbeln im Magen?

Ja, es ist ein besonderes Spiel, da ist Brisanz, Feuer drin, für uns Spieler eine Extramotivation. Und ich bin froh, dass jetzt Darmstadt kommt, gerade nach so einer Niederlagenserie. Ich weiß ja gar nicht mehr, wie lange wir schon nicht mehr gewonnen haben.

Und wenn es wieder in die Hose geht, denkt man an die Folgen ?

Ja klar, manchmal denkt man: ,Oh Mann, wenn wir das jetzt wieder vergeigen, dann hängen wir ganz tief im Schlamassel.' Was mir aber Kopfzerbrechen bereitet, ist unser Tabellenplatz, wobei ich auch glaube, dass wir so langsam gar nichts mehr zu verlieren haben - nur noch drei Tabellenplätze, dann sind wir ganz unten, Letzter. Wir müssen nun einfach mal die Angst beiseite schieben und gegen Darmstadt drei Punkte holen. Das wäre zwar nicht die Wende zum Guten, aber immerhin ein kleiner Schritt.

Warum wird Kickers Offenbach am Samstag den Platz als Sieger verlassen ? Weil wir die besseren Einzelspieler haben, und weil wir zu Hause spielen, und am Bieberer Berg sind wir einiges schuldig.

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Fr. 03.11.2000

OFC-Chaos: Jung greift ein, Kohls dankt ab, Gerster gibt Fehler zu

Offenbach. Die Mannschaft auf einem Abstiegsplatz, ständig wechselnde Trainer, eine von außen undurchschaubare Finanzsituation, ein umstrittener Manager Klaus Gerster und ein Präsidentschaftskandidat Ulf Tunn, den Insider für führungsschwach halten: Wenige Wochen vor der Jahreshauptversammlung am 11. Dezember geht es bei den Offenbacher Kickers wieder einmal drunter und drüber. Hauptsponsor Horst Jung, seit Dienstag von einer Dienstreise aus Italien zurück, mag dem Treiben am Bieberer Berg nicht länger zusehen. Der Unternehmer, der seit Jahren mit seinen Millionen den OFC über Wasser hält, will eingreifen, um das Chaos zu ordnen.

"Ich werde in den nächsten Tagen einige Gespräche führen und versuchen mitzuhelfen, den freien Fall des OFC zu stoppen", kündigte der Portas-Chef im Gespräch mit unserer Zeitung an und mahnte: "Nicht einzelne Personen dürfen im Vordergrund stehen, sondern der Verein." Es wäre nicht das erste Mal, dass der dem Verwaltungsrat des OFC angehörende Jung die Richtung vorgibt, wenn in dem Traditionsklub Orientierungslosigkeit herrscht.

Einer seiner Gesprächspartner wird Manager Gerster sein. Jung selbst hatte ihn vor fünf Jahren bei den Kickers ins Amt gehievt, inzwischen ist ihr Verhältnis auf Minusgrade abgekühlt. Es wird in Kickers-Kreisen sogar erzählt, der Hauptsponsor wolle den Geldhahn zudrehen, sollte Gerster vom künftigen Präsidium nicht abserviert werden. Er habe eine solche Forderung nicht erhoben, sagte Jung gestern: "Es wird kein Gefecht Jung/Gerster geben."

Widersprochen hat Horst Jung auch den Spekulationen, er wolle auf der Jahreshauptversammlung eigene Kandidaten für die Präsidiumswahlen präsentieren: "Ich will keine Gegenbewegung oder Opposition starten." Ob diese Aussage den seitherigen Vizepräsidenten Ulf Tunn, der im Dezember für das Präsidentenamt kandidieren will, wirklich beruhigt? Die Kickers und ihr Umfeld sind wie eine Wundertüte - immer für kleine und große Überraschungen gut. Nach seiner Meinung zum Präsidentschaftskandidaten Tunn gefragt, antwortete Jung lediglich: "Herr Tunn ist ein ehrenwerter Mann."

Unterdessen ist amtlich, was sich seit Tagen schon andeutete: Vizepräsident Wilfried Kohls dankt als Interimstrainer der Regionalliga-Mannschaft ab. Manager Gerster sagte gestern auf der Pressekonferenz zum Derby gegen den SV Darmstadt 98 (Samstag, 15 Uhr, Bieberer Berg): "Wilfried Kohls ist krankheitsbedingt ausgestiegen. Seine gesundheitlichen Probleme sind schwerwiegender als zunächst angenommen." Kohls war erst vor knapp drei Wochen als Interimstrainer eingesprungen.

Bis Mitte Dezember hat der OFC die Verantwortung für die Regionalliga-Mannschaft erneut an A-Jugendtrainer Knut Hahn, den kurzzeitigen Vorgänger von Kohls, übergeben. Zum 1. Januar soll am Bieberer Berg dann endlich ein neuer Cheftrainer seine Arbeit aufnehmen. "Wir haben mit dem Kandidaten bereits Einigung erzielt", berichtete Gerster. Den Namen könne er noch nicht nennen, er habe dafür noch nicht "grünes Licht" vom künftigen Trainer erhalten. Der große Unbekannte steht laut Gerster noch bei einem anderen Verein unter Vertrag. Im Fachblatt "Kicker" wird der Name Kurt Kowarz (zuletzt Torwarttrainer bei Arminia Bielefeld) ins Gespräch gebracht. "Das stimmt nicht - er wird's nicht", widersprach Gerster. Seinen Worten nach wird der neue Trainer "Gelegenheit haben, sich sechs Wochen lang intensiv mit der Mannschaft vorzubereiten. Wir wollen ihn nicht verheizen, sondern langfristig mit ihm zusammenarbeiten".

In diesem Zusammengang gestand Gerster gestern auf der Pressekonferenz eigene Fehler ein. Er habe dazu beigetragen, "dass wir zurzeit sportlich so schlecht dastehen". Das Trainerproblem sei der Hauptgrund für die Talfahrt, räumte der Manager ein, und die Trainerverpflichtungen seien nun einmal sein Bereich. In der noch jungen Saison musste die Mannschaft schon mit vier Trainern arbeiten - mit Peter Neururer, Dragoslav Stepanovic, Wilfried Kohls und Knut Hahn.

(Von Klaus G. Schmidt, OFFENBACH-POST)

 
News vom Fr. 03.11.2000

Tunn & Hahn: Nebenbei die Kickers

Offenbach (app) Irgendwie ganz schön kurios: Die Arbeit bei den Offenbacher Kickers soll so ganz nebenbei gemacht werden. Professor Ulf Tunn, der am 11. Dezember in der Stadthalle als Präsident des OFC kandidieren will, sagte gegenüber unserer Zeitung: "Ich werde ungefähr zwei Stunden pro Woche Zeit haben für mein Hobby Kickers Offenbach." Der Chefarzt der Urologie und Ärztliche Direktor des Klinikums Offenbach will den größten Teil der Arbeit, die ein OFC-Präsident leisten muss, delegieren.

Bis Weihnachten soll Interimstrainer Knut Hahn, im Hauptberuf Gymnasiallehrer, dafür sorgen, dass die Kickers den Sprung aus der Abstiegsregion in das gesicherte Mittelfeld der Fußball-Regionalliga Süd schaffen. Hahn, auch Trainer der A-Jugend, lässt sich von seinem Arbeitgeber, dem Land Hessen, nicht beurlauben. Er stellt den Offenbacher Kickers nach eigener Aussage in einer Nebenbeschäftigung seine unterrichtsfreie Zeit zur Verfügung. Falls der 35-Jährige ("Mein Engagement beim OFC richtet sich nach meinem Stundenplan") nicht am Bieberer Berg anwesend ist, sollen Kapitän Lars Schmidt bzw. die Fitmacher Reinhard Gebel und Dietrich Ehrich das Training leiten.

(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Do. 02.11.2000

Formiert sich Opposition zu Tunn und Co.?

Offenbach. Kaum hat Professor Ulf Tunn nach schweren Geburtswehen doch noch eine Mannschaft für die Präsidiumswahlen bei den Offenbacher Kickers aufgestellt, da kommen Spekulationen über eine zweite Kandidatenriege auf. Geschürt werden sie von OFC-Jugendleiter Karl-Heinz Kohls, dem Bruder des von Tunn ausgebooteten Vizepräsidenten Wilfried Kohls. "Der Wilfried sitzt nicht in diesem Boot, aber wer sagt denn, dass es nicht ein zweites geben kann?", orakelte er und fügte hinzu: "Für die Mitglieder wäre es doch optimal, wenn sie die Auswahl hätten."

Bedeutet dies, dass sich eine Opposition zu Tunn und Co. formiert und die OFC-Mitglieder bei der Jahreshauptversammlung am 11. Dezember in der Stadthalle womöglich in einer Kampfabstimmung über das neue Präsidium des krisengeschüttelten Traditionsvereins entscheiden werden?

Wilfried Kohls, der nach eigenen Worten an Magenproblemen leidet, war seit gestern Nachmittag trotz mehrerer Versuche nicht ans Telefon zu bekommen. "Ihm geht's nicht gut, er ist nicht zu sprechen", richtete seine Frau aus. Mehr Glück hatte die Deutsche Presse-Agentur (dpa). Sie verbreitete einen Artikel, in dem Kohls Meldungen widersprach, er sei als Interimstrainer des OFC zurückgetreten: "Ich muss aus gesundheitlichen Gründen bis zum Wochenende pausieren. Danach sehen wir in aller Ruhe weiter", wird er zitiert. Manager Klaus Gerster allerdings glaubt nicht, dass Kohls "noch einmal auf die Trainerbank zurückkehrt". Schon heute will Gerster ein Gespräch mit OFC-A-Jugendtrainer Knut Hahn führen, um ihn zu überreden, noch einmal bei der Regionalliga-Mannschaft einzuspringen. Gerster: "Ich wünsche mir, dass Knut Hahn bis zur Winterpause die Sache durchziehen kann."

Die vom seitherigen Vizepräsidenten Tunn unterbreiteten Wahlvorschläge werden nach einer offiziellen Mitteilung des Vereins auch von Thomas Zahn, dem Verwaltungsratsvorsitzenden des OFC, mitgetragen. Zahn unterstütze Tunn und Co. und habe zugesagt, dem künftigen Präsidium mit Rat und Tat zur Verfügung zu stehen.

Noch am Montag hatte Professor Ulf Tunn eine Kandidatur für das Präsidentenamt beim OFC ausgeschlossen. Begründung: Zum einen fehlten ihm Mitstreiter seines Vertrauens, zum anderen die nötige Zeit. Gestern nach einer Sitzung am Bieberer Berg gab Tunn dann doch seine Kandidatur bekannt. In dem ehemaligen OFC-Torjäger Dieter Müller, dem Unternehmer Thomas Kalt (Kandidaten für die Ämter der Vizepräsidenten) und dem Unternehmensberater Thomas Delhougne (Schatzmeister) habe er hervorragende Fachleute für sein "Orchester" gefunden. Damit sei gewährleistet, dass die Zeit, die ihm sein Beruf als Ärztlicher Direktor der Städtischen Klinken lässt, für das Hobby OFC ausreiche.

(Von Holger Appel und Klaus G. Schmidt, OFFENBACH-POST)

 
News vom Do. 02.11.2000

Dieter Müller setzt auf Jugend

Offenbach (app). "Wir sind froh, dass uns so ein ausgesprochener Fußballexperte hilft." Auch Kickers-Manager Klaus Gerster setzt große Hoffnungen in Dieter Müller, der im Team von Professor Ulf Tunn als Vizepräsident kandidieren will. Der 46-jährige Müller, der zurzeit eine Fußballschule leitet, wäre in einem von Tunn geführten Präsidium für den sportlichen Bereich verantwortlich. Müllers Ziel: "Wir müssen großen Wert auf eine vernünftige Jugendarbeit legen und ehemalige Spieler in die Vereinsarbeit einbinden."

Müller kam zwölf Mal in der Nationalelf zum Einsatz. Dabei erzielte er neun Tore, davon drei beim 4:2 im EM-Halbfinale 1976 gegen Jugoslawien - ein noch heute gültiger EM-Rekord. Eine weitere Bestmarke setzte er in der Bundesliga: Am 17. August 1977 schoss er beim 7:1 des 1. FC Köln gegen Werder Bremen sechs Tore. Für den OFC spielte er von 1968 bis 1973 und von 1986 bis 1989.

(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Do. 02.11.2000

Ulrich Jung zum OFC: Der Berg ruft - um Hilfe...

War das nun das allerletzte Wort des Professors? Macht Ulf Tunn jetzt tatsächlich den Dirigenten bei Kickers, nachdem ja ganz plötzlich ein Orchester seiner Wahl gefunden scheint? Ein Präsident, so er denn gewählt wird, der voll von seinem Beruf gefordert und zuerst einmal den Patienten verpflichtet ist, soll also den OFC aus seiner schweren Krise führen? Da ist Skepsis erlaubt, so etwas stemmt man nicht nebenbei mit der linken Hand, Orchester hin oder her.

Der "Berg" ruft - um Hilfe. Personalschwund, Intrigen und Profilneurosen brachten den Traditionsverein immer wieder in die Bredouille. Diesmal steht er, wenige Monate nur vorm 100. Geburtstag, einen Schritt vorm Abgrund. Gutgemeinte Hinweise auf die "außergewöhnlichen Erfolge" - lang ist's her - des derzeitigen (Rumpf-) Präsidiums haben längst ihre Wirkung als Valium für die Fans verloren und können die wahren Verhältnisse nicht mehr verschleiern. Zu viele Fehler sind offensichtlich geworden, wobei ohnehin erstaunlich ist, wie viele man den "Berg"-Fürsten verziehen hat, ehe sich auch im Lager der eifrigsten Anhänger tiefe Enttäuschung breit machte.

Ein mutiger Neuanfang ist fällig. Und zwar, weil es anders nicht gehen wird, von ganz unten in Ruhe wieder, so weit wie machbar, nach oben. Dafür müssen ausgeklügelte Konzepte her. Großspurige Sprüche und Schnellschüsse gab es in den vergangenen Jahren mehr als genug. Viel Wind und windige Gesellen haben die Vertrauensbasis zum Publikum, aber wohl auch zur Mannschaft, ziemlich beschädigt.

Vier Trainer nach gerade mal 14 Spielen, das freilich ist selbst für die gewohnten OFC-Verhältnisse ganz schön happig, vornehm ausgedrückt. Und was an Spielern für viel - manche meinen: für zu viel - Geld eingekauft wurde, taugte nicht, weder zum Klassenerhalt noch zum Wiederaufstieg. Wenn Sponsor und Kickers-Mäzen Jung den inzwischen allmächtigen Manager Gerster zum Rücktritt auffordert, hat das seine Gründe. Da heißt es zwar immer wieder, der Technische Direktor habe ja den Verein in die zweite Liga gebracht. Stimmt, aber hat er sie nicht auch zurück in die Regionalliga katapultiert, inzwischen auf einen Abstiegsplatz? Auf Gerster könnten die Kickers verzichten, auf Jung nicht. Man wird sehen, wer am Ende auf der Strecke bleibt. Einen hat es übrigens schon erwischt: "Wille" Kohls, der treue OFC-Soldat, wurde ausgemustert. Er passte halt nicht mehr ins Orchester.

Der OFC hat eine bessere Führung verdient, eine, die den Verein im Herzen hat und nicht allein den Profit als Grundpfeiler eines Konzeptes ansieht. Tunn soll's jetzt richten, obwohl er Mitglied des (Miss)Managements ist? Warum nicht jemand von außen, der noch nicht im undurchsichtigen Dunstkreis der Negativ-Tradition zu sehen war - wenn schon Portas-Jung nicht als Präsident antreten will, was wirklich eine gute Lösung wäre? Bei ihm hielten sich Herz und Profitdenken die Waage; und allgemein anerkannt ist er auch. Ideal für einen Verein, in dem es auf und neben dem Fußballplatz drunter und drüber geht.

Jetzt müsste nach und nach eine erste Mannschaft aus eigenen Reihen aufgebaut und mit viel Fingerspitzengefühl so weit gebracht werden, dass ein Aufstieg keine Utopie mehr zu sein brauchte. Das erforderte allerdings mehr, als mit Geldscheinen zu wedeln und platte Worthülsen unters Volk zu streuen. Im heutigen Profifußball wahrlich eine echte Herausforderung.

Wie sagte doch Noch-Vize Ulf Tunn dieser Tage unserer Zeitung: "Wer kein komplettes Orchester hat, kann nicht zum Dirigenten werden." Wohl wahr: Dirigenten bzw. solche, die sich dafür hielten, gab es am Berg en masse. Ein Karajan des Fußballs war in den letzten 15 Jahren nicht darunter. Tunn ist auch keiner. Und ob das neue Orchester nicht vielmehr eine Blaskapelle ist, wird man ja sehr schnell sehen.

Am 11. Dezember ist Hauptversammlung, Weichen für die Zukunft müssen dann gestellt werden. Möge der Verein diesmal ein glückliches Händchen bei der Auswahl seiner Leitenden Angestellten haben. Was Schöneres könnte man ihm im Jubeljahr wohl nicht wünschen.

(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Do. 02.11.2000

Knut Hahn leitet wieder das Training

Vorhang auf, die Show beginnt, oder, besser, sie geht weiter. Denn das Hickhack in Sachen Trainer hat bei Kickers Offenbach einen neuen Höhepunkt erreicht. Am gestrigen Mittwoch trat Interimscoach Wilfried Kohls, der die Mannschaft seit drei Wochen betreute, als verantwortlicher Trainer bis auf Weiteres ab. Der amtierende Vizepräsident gab gesundheitliche Gründe an. Das Training wird nun vom ehemaligen Interimscoach Knut Hahn zusammen mit Kapitän und Co-Trainer Lars Schmidt geleitet.

"Es ist nicht so, dass ich das Handtuch geworfen habe", sagte Kohls, der eigenen Angaben zufolge schon seit langem Probleme mit der Niere und der Blase hat und aus diesem Grund auch vorzeitig in Pension gegangen ist. In der vergangenen Woche, sagte der sich in ärztlicher Behandlung befindende Kohls, hätten die Beschwerden wieder zugenommen, an Trainingsarbeit sei derzeit daher nicht zu denken, "und die Gesundheit geht vor".

Bleibt ja nur die Frage, weshalb nicht Manager Klaus Gerster das Kommando übernommen hat, schließlich fungierte er zusammen mit Kohls als Trainergespann. Gerster spricht in diesem Zusammenhang von einem Missverständnis, es sei schon immer klar gewesen, dass er nur beratend zur Seite stehe. "Ich bin kein Trainer und war auch vorher keiner, ich bin Technischer Direktor und stelle mich doch nicht morgens um 10 Uhr auf den Trainingsplatz oder jogge mit den Jungs durch den Wald."

Wie es nun weiter gehen wird, bleibt auf jeden Fall abzuwarten, eine Rückkehr von Kohls auf die Trainerbank scheint momentan aber ausgeschlossen, und die Lösung mit Knut Hahn kann im Grunde auch keine dauerhafte sein, da der Gymnasiallehrer beruflich stark eingebunden ist und es bis dato stets ablehnte, sich vom Schuldienst befreien zu lassen.

Präsidiumssprecher Ulf Tunn empfindet die derzeitige Trainer-Situation als "äußerst unbefriedigend". Schon sehr bald, verkündete der designierte Präsident, werde eine Entscheidung getroffen werden, schon am gestrigen Dienstag sei über die Trainerfrage debattiert worden. "Es wird ein richtiges Konzept geben", sagte Tunn, fügte aber Widersprüchliches an: "Wenn ein Trainer aber nicht sofort bereit steht, muss es eine Übergangslösung geben." Das zumindest wäre ja nicht neu und scheint nicht mal abwegig, denn es halten sich noch immer hartnäckig die Gerüchte, wonach bereits feststeht, dass der Schweinfurter Trainer Djuradj Vasic ab Juli 2001 das Zepter am Bieberer Berg schwingen wird.

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Do. 02.11.2000

Mit neuer Crew will Ulf Tunn nun doch ans Steuer

Thomas Kalt, Dieter Müller und als Schatzmeister Thomas Delhougne sollen das Präsidium des OFC ergänzen

"Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern ?"

Konrad Adenauer, der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, stellte einst diese Frage; lang, lang ist's her, doch in Offenbach, bei den Kickers, wandeln sie momentan auf den Spuren des 1967 verstorbenen CDU-Politikers. Denn das, was die Verantwortlichen des Fußball-Regionalligisten gestern gesagt haben, das muss heute nicht wirklich Anspruch auf Gültigkeit besitzen. Präsidiumssprecher Ulf Tunn beispielsweise erklärte auf Anfrage der FR noch am Dienstag, dass er am 11. Dezember auf der Jahreshauptversammlung nicht als Erster Vorsitzender des OFC kandidieren werde, um dann einen Tag später das Gesagte ad absurdum zu führen. Am gestrigen Mittwochmorgen entschied sich der ärztliche Direktor der Städtischen Klinik Offenbach nach einer mehrstündigen Sitzung am Bieberer Berg nämlich für eine Kandidatur als Präsident.

Der bisherige Vize kann auf eine Crew zurückgreifen, "die das schlingernde Schiff wieder in ruhigeres Fahrwasser bringen soll". Als Vizepräsident werden sich das 38 Jahre alte Verwaltungsratsmitglied Thomas Kalt sowie der frühere Nationalspieler Dieter Müller zur Wahl stellen; die "essenzielle Position" (Tunn) des Schatzmeisters soll der 45-jährige Frankfurter Unternehmensberater Thomas Delhougne einnehmen - er soll mit dem jetzigen Verwaltungsratsvorsitzenden Thomas Zahn, im Hauptberuf Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, sehr eng, sozusagen Hand in Hand, zusammenarbeiten. Tunn sieht den Posten des Kassenhüters mit dem Duo als "ideal besetzt" an.

Er betonte, er sei keineswegs "umgefallen", wollte mit seiner öffentlichen Verzichtserklärung Anfang der Woche aber "ein Signal" setzen. Denn bei seiner Suche nach einem Team waren von den potenziellen Kandidaten lange Zeit nur "Wischi-Waschi-Aussagen" zu vernehmen, und da er sich intern ohnehin schon Kritik ausgesetzt sah, weil er sich eine derart lange Bedenkzeit erbat, entschloss er sich, eine Entscheidung gegen die Kickers zu fällen und diese auch kundzutun, "denn ein Schiff kann ich als Kapitän nicht ohne Mannschaft führen". Erst nach seinem öffentlichen Verzicht sei Bewegung in die Sache gekommen, "da hat sich wohl jeder noch mal Gedanken gemacht". Und gestern Morgen, nach einer "intensiven Sitzung" (Tunn), sind dann Nägel mit Köpfen gemacht worden.

Tunn, der, wie er sagte, "eine Crew braucht, an die ich viel Arbeit delegieren kann", ist der festen Überzeugung, mit dem zur Wahl stehenden "Gremium konstruktiv arbeiten zu können".

Von den Anwärtern stieß übrigens der heute 46 Jahre alte frühere Kickers-Profi Dieter Müller erst in letzter Sekunde dazu, der Mann, der damals im Strafraum gerne dahin ging, wo es schon mal verdammt weh tun kann, soll sich als Vizepräsident um die sportlichen Belange kümmern, während Kalt eher die Betreuung der Fans sowie der Abteilungen übernehmen soll. Tunn selbst, dessen zeitliche Kapazitäten durch seine Arbeit als Chefarzt begrenzt sind, wird sich eher auf repräsentative Aufgaben beschränken, ins operative Tagesgeschäft des Klubs nicht eingreifen. Zudem soll der Verwaltungsratsvorsitzende Zahn stärker in die Arbeit des Präsidiums eingebunden werden.

Manager Klaus Gerster ist von der neuen Mannschaft jedenfalls angetan. "Das sind sehr, sehr gute Kandidaten", sagt er, "und ich bin froh, Herrn Tunn an Bord zu behalten."

Wo aber ist eigentlich der Name des Mannes geblieben, dessen Kandidatur bis Dienstag als einzige als sicher galt ? Auf welcher Liste steht Vizepräsident Wilfried Kohls ? Auf Tunns auf alle Fälle nicht. Da passt es ja, könnte man mutmaßen, gut ins Bild, dass Kohls, ein Kickers-Urgestein, gestern aus gesundheitlichen Gründen auch das Traineramt, das er seit etwa drei Wochen innehatte, bis auf Weiteres niederlegte (siehe nebenstehenden Bericht). "Wille Kohls hat unbestritten Verdienste um den Verein, er wird sicherlich eine andere Aufgabe innerhalb des Klubs übernehmen", so Tunn, "wir wollten aber die besten Leute ermitteln." Die neue Crew werde nun frischen Wind reinbringen, "damit wir wieder Fahrt aufnehmen können", sagt Tunn und malt ein weiteres Bild: "Wir haben jetzt ein Orchester, das andere Töne spielt."

Vielleicht sieht das Wilfried Kohls ein wenig anders, auf alle Fälle scheint es zu einem Machtkampf zwischen den alteingesessenen Mitgliedern und dem neuen Team zu kommen. Mit Spannung wird daher die Rückkehr von Hautsponsor Horst Jung aus Italien am heutigen Donnerstag erwartet, denn der mächtige Mann, der hinter den Kulissen viele Fäden zieht, soll auch einen Kandidaten für das Präsidentenamt an der Hand haben. Eine Kampfabstimmung dürfte daher am 11. Dezember auf der Jahreshauptversammlung des OFC nicht nur nicht ausgeschlossen sein, sie scheint sogar ziemlich wahrscheinlich.

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

 
News vom Mi. 01.11.2000

Brauchen nur Leute, die für den OFC die Ärmel hochkrempeln

Offenbach. Die Situation der Offenbacher Kickers ist nicht gerade rosig, aber Thomas Zahn, der Vorsitzende des Verwaltungsrats, klingt optimistisch: "Ich bin mir sicher, dass wir vernünftige Leute für das OFC-Präsidium finden." Waldemar Klein, der Ehrenpräsident der Kickers, sagt: "Wir haben in diesem Verein schon ganz andere Hürden gemeistert."

Allerdings: Von den momentanen Präsidiumsmitgliedern will wohl nur Wilfried Kohls, zurzeit auch Interimstrainer der Kickers, bei der Jahreshauptversammlung am 11. Dezember in der Stadthalle als Vizepräsident kandidieren. Der Zweitligaabsteiger, "momentan quasi führungslos" (Zahn), steckt zudem mitten im Abstiegskampf der Fußball-Regionalliga Süd.

Die Kickers stehen vor dem Derby am Samstag, 15 Uhr, auf dem Bieberer Berg, gegen den SV Darmstadt 98 auf dem 15. Platz. Sie sind mit nur 14 Punkten aus 14 Spielen der schwächste hessische Verein in dieser Klasse. "Wir spielen als Absteiger aus der Zweiten Liga eine klägliche Rolle", jammert Klein. Die Fans murren. Seit sechs Spieltagen haben die Kickers nicht mehr gewonnen. Zuletzt verloren sie gegen Elversberg 1:3. Den letzten Erfolg feierten die Kickers Mitte September beim 1:0 in Aalen.

Positiv: Stefan Simon trainiert wieder mit der Mannschaft, Mittelfeldspieler Patrick Dama hat ebenfalls locker angefangen, sich auf weitere Einsätze vorzubereiten. "Wenn's gut läuft, haben wir am Samstag zwei Variationsmöglichkeiten mehr. Wir sind unseren Fans vieles schuldig und werden mit großem Elan in dieses Derby gehen", verspricht Klaus Gerster. Dem Manager macht die Leistung der Kickers im letzten Heimspiel gegen Karlsruhe (0:0) Mut.

Gegen den KSC kam Daniel Graf das erste und letzte Mal in einem Punktspiel der Kickers über 90 Minuten zum Einsatz. Der Hoffnungsträger, einst für die Amateure des 1. FC Kaiserslautern Torschützenkönig der Regionalliga West/Südwest, hatte nach nur drei Pflichtspielen im Kickers-Trikot um die Auflösung seines Vertrags gebeten. Er wurde "für eine geringe, in zwei Teile gesplittete Ablösesumme, die mich nicht vom Hocker reißt" (Noch-Schatzmeister Horst Zang) an den Karlsruher SC abgegeben. Die Badener überweisen vorerst nur 50 000 Mark. Falls sie in die Zweite Liga zurückkehren, wird nochmal dieselbe Summe fällig.

Zang moniert: "Ich wurde als Präsidiumsmitglied nicht über den Verkauf gefragt, sondern lediglich per Fax informiert. Einen guten Stürmer in der momentanen Situation abzugeben, ist einerseits Unfug, aber auf der anderen Seite soll man Reisende nicht aufhalten." Manager Gerster sagt: "Wenn ein Spieler nicht voll bei der Sache ist, bringt das alles nichts. Das macht aus Erfahrung keinen Sinn. Wir brauchen nur Leute, die mit dem Herz bei der Sache sind und für Kickers Offenbach die Ärmel hochkrempeln."

Unterdessen werden verzweifelt Kandidaten für die Präsidiumswahl im Dezember gesucht. Professor Ulf Tunn, derzeit Vize, hatte vorgestern erklärt, in der momentanen Konstellation nicht als Präsident zur Verfügung zu stehen. Und Wilfried Kohls, der zweite Vizepräsident, sagt: "Vom Grundsatz her ist meine Bereitschaft vorhanden, im Präsidium weiter mitzuarbeiten. Aber nun müssen wir einen Konsens finden." Bis spätestens 13. November, dem nächsten Termin einer gemeinsamen Sitzung von Verwaltungsrat und Präsidium, sollen nach Angaben von Thomas Zahn "Nägel mit Köpfen" gemacht werden. Eine frühere Nominierung sei möglich, da in "vielen Bereichen" gesucht werde.

Als seine Wunschkandidaten nennt Zahn die Verwaltungsratsmitglieder Thomas Kalt und Jörg Siebert (Zahn scherzhaft: "Wir brauchen keine Altherren-Riege - jüngere Leute, die Vereinsbindung haben, sollen ran") sowie Ex-Präsident Walter Müller. Zahn: "Mit Müller als Vereinschef hatten wir zwischen 1981 bis 1983 eine erfolgreiche Phase." Der 60-Jährige hätte wohl genug Zeit für dieses Amt, er lebt aber meist in Garmisch-Partenkirchen.

(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)

 
News vom Mi. 01.11.2000

Auf der vergeblichen Suche nach einem Präsidenten

Ulf Tunn will das höchste Amt bei den Offenbacher Kickers aus beruflichen Gründen nicht übernehmen

Seit ein paar Tagen glühen in und um Offenbach herum die Drähte. Einflussreiche, altgediente, verdiente Männer, im Hintergrund werkelnd, greifen zu den Telefonhörern, rufen alte Weggefährten an, ziehen Strippen und versuchen, die Weichen zu stellen. Denn am 11. Dezember, dem Tage der Jahreshauptversammlung, wird bei Kickers Offenbach wohl nichts mehr so sein wie es mal war; zwei der drei Präsidiumsmitglieder werden nicht mehr für ihre Ämter kandidieren. Erst sagte Schatzmeister Horst Zang ab und jetzt auch Präsidiumssprecher Ulf Tunn, der als designierter Nachfolger des im November 1999 verstorbenen Präsidenten Lothar Winkler galt.

Tunn, Chefarzt der Urologie und ärztlicher Direktor der Städtischen Klinik Offenbach, führte berufliche Gründe für seinen Verzicht an; schließlich habe er für 2000 Angestellte die Verantwortung zu tragen und sei im vergangenen Jahr, in dem er den Klub kommissarisch führte, bereits an seine zeitlichen Grenzen gestoßen. "Der OFC", sagt er, "ist nicht mein Job, sondern mein Hobby." Unter gewissen Umständen wäre Tunn, seit 1996 im Präsidium der Kickers, aber zu einer Kandidatur als Erster Vorsitzender bereit gewesen, dann nämlich, wenn er eher repräsentative Aufgaben übernommen, "eine Crew gefunden hätte, an die ich sehr viel Arbeit hätte delegieren können". Das aber ist dem anerkannten Facharzt, der vom Verwaltungsrat zur Kandidatur gebeten wurde, nicht geglückt.

Gerade in den zurückliegenden Wochen habe er sich intensiv auf die Suche nach einem arbeitswilligen und belastbaren Team begeben, doch die "essenzielle Position des Schatzmeisters" (Tunn) konnte nicht zu seiner Zufriedenheit besetzt werden, da sein Wunschkandidat, der Verwaltungsratsvorsitzende Thomas Zahn, im Hauptberuf Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, ebenfalls aus beruflichen Gründen passen musste. Also stand für den scheidenden Präsidiumssprecher, der für einen Posten im Verwaltungsrat zur Verfügung stehen würde, fest, dass er abdanken wird. "Denn wenn ein Glied in der Kette wegbricht, hat es keinen Sinn mehr, und die Sache mit halber Kraft anzugehen, wäre verantwortungslos", schließlich, so Tunn, handele es sich bei Kickers Offenbach um eine "Herzensangelegenheit".

Wie aber geht es jetzt rund um den Bieberer Berg weiter ? Wird der bald 100 Jahre alte Traditionsverein, ohnehin schon in seinen Grundfesten erschüttert, ganz langsam untergehen - und alle schauen teilnahmslos zu ? Das bleibt abzuwarten, dem Vernehmen nach bastelt Horst Jung, Hauptsponsor und mächtiger Mann hinter den Kulissen, aber an einer Führungsmannschaft, und auch der Verwaltungsrat ist, wie dessen Vorsitzender Zahn bestätigt, nicht untätig. "Es gibt doch keinen Grund, in Panik zu verfallen", sagt er, das Kontrollorgan habe die Weichen gestellt, wird am 11. Dezember geeignete Kandidaten ins Rennen schicken, das letzte Wort hätten allerdings ohnehin die Mitglieder. "Ob wir aber einen Neuanfang schaffen, weiß ich nicht", erklärt Zahn, "vielleicht gibt es eine Mischung zwischen Jung und Alt." Auch Vizepräsident Wilfried Kohls, der sich als Einziger zur Wiederwahl stellen wird und zurzeit noch, nebenbei sozusagen, die Erste Mannschaft betreut, sieht keinen Grund zur Hektik: "Jetzt müssen sich alle Gremien an einen Tisch setzen, um eine adäquate Lösung zu finden."

Unterdessen hat Karlo Herbert einen ganz anderen Vorschlag unterbreitet; der Ehrenratsvorsitzende plädiert dafür, Ehrenpräsident Waldemar Klein kommissarisch für ein Jahr mit der Führung des Klubs zu betrauen, "um wieder Ruhe in den Verein zu bringen. Denn diesen schlimmen Zustand hier, den lässt sich auch das kleinste Mitglied nicht mehr länger gefallen". Der OFC müsse auf alle Fälle ohne den Technischen Direktor Klaus Gerster planen: "Wir brauchen keinen Super-Manager, sondern Leute, die mit Herz bei den Kickers sind."

Der 80 Jahre alte Ehrenpräsident Waldemar Klein, "mit Leib und Seele ein Kickers-Mann", hat derweil abgewinkt, er verspüre zwar sehr wohl eine "moralische Verantwortung" seiner großen Liebe gegenüber und wird den OFC "auch nicht im Stich lassen, aber einen Präsidenten Waldemar Klein wird es nicht geben". Er wird vielmehr das Gespräch mit Horst Jung und Thomas Zahn suchen, ehe er Klaus Gerster zu einer Unterredung bitten will. Für Klein ist es "undenkbar, dass der OFC nicht in der Lage ist, ein Präsidium zu präsentieren", ohnehin empfindet er die aktuelle Situation als "untragbar, eines Vereins wie Kickers Offenbach unwürdig".

Gerster zeigt sich von alledem unbeeindruckt. Der Manager, der intern immer mehr in die Schusslinie gerät, will sich "bedeckt halten". Die Entscheidung Tunns, nicht zu kandidieren, empfinde er als "schade für den Verein", aber die ganze Diskussion sei sowieso zweitrangig, er konzentriere sich nur auf das Derby am Samstag gegen Darmstadt 98. "Die Fans interessieren sich nicht für Klaus Gerster oder Horst Jung, sondern nur für das, was auf dem Platz passiert." Im Übrigen werde erst am 11. Dezember abgerechnet. "Dann wird sich zeigen, ob das Präsidium mit Klaus Gerster arbeiten will und ob Klaus Gerster mit dem Präsidium arbeiten will."

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)

Alle Angaben ohne Gewähr


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