"Die Spieler müssen ihr wahres Gesicht zeigen" Der neue Kickers-Trainer Ramon Berndroth über die Mannschaft, seine Ideen und geplante Veränderungen
Von der Landesliga in die Regionalliga. Vom Aufbauarbeiter zum Krisenmanager.
Vom Hobbytrainer zum Hoffnungsträger. So oder so ähnlich könnte man die Veränderung
im Leben des Ramon Berndroth beschreiben, als der 48-Jährige am Samstag seine
Unterschrift unter einen bis 2002 datierten Vertrag bei Kickers Offenbach setzte.
Wieso der frühere Co-Trainer der Frankfurter Eintracht, der seit Saisonbeginn
die zweite Mannschaft des OFC coachte, das Himmelfahrtskommando übernahm und
wie er gedenkt, den Tabellenletzten der Fußball-Regionalliga vor dem Untergang
zu bewahren, erzählte der in Neu-Isenburg lebende Berndroth FR-Mitarbeiter Ingo Durstewitz.
FR: Herr Berndroth, ärgert es Sie, dass Sie offensichtlich nicht die erste Wahl waren?
Berndroth: Das interessiert mich nicht. Mir ist egal, ob ich Kandidat Nummer
eins oder fünf bin. Vorschusslorbeeren bringen doch sowieso nichts. Mir ist es
lieber, wenn ich mir die Akzeptanz erst erarbeiten muss. Erst wird gearbeitet,
und hinterher kann man, wenn man seine Ziele erreicht hat, feiern. Aber nicht umgekehrt.
Aus welchen Beweggründen heraus übernimmt man einen derartig schweren Job?
Ich wollte wieder als Cheftrainer arbeiten, und ich glaube, die Mannschaft braucht
Hilfe, sie ist völlig verunsichert, weshalb ich in erster Linie als Psychologe
gefragt bin. Die Spieler haben zwei Gesichter, ein gutes und ein schlechtes.
Ich muss das gute zum Vorschein bringen. Die Schminke muss runter, die Spieler
müssen ihr wahres Gesicht, ihren wahren Charakter zeigen.
Der Mannschaft ist es, ohne sie in Schutz nehmen zu wollen, aber auch nicht leicht
gemacht worden. Sie sind bereits der siebte Trainer.
Ja, das stimmt, deshalb habe ich auch vollstes Verständnis, dass sie nicht ihr
wahres Leistungsvermögen abruft. Hier gab es zu viele Häuptlinge, ganz klar.
Doch die Vereinsführung hat das Ganze ja in bester Absicht gemacht, aber manchmal
schlägt es halt ins Gegenteil um, und dann steht man vor einem Scherbenhaufen.
Es ist wie bei Loriot, der nur die Bananenschale wegwerfen will, und auf einmal
rutscht jeder auf ihr aus.
In Offenbach spricht jeder ganz gerne mit. Werden sie das ändern?
Ja, die Mannschaft braucht einen Ansprechpartner. Ich habe den Verantwortlichen
daher auch im Gespräch gesagt: ,Wenn ihr mich nehmt, dann hält hier keiner mehr
eine Ansprache. Nur ich spreche zur Mannschaft, sonst niemand. Es kommt auch
keiner mehr in die Kabine, die ist Tabu. Sie ist ein Heiligtum.
Die Mannschaft ist nicht fit. Die jetzt gemessenen Laktatwerte waren hundsmiserabel.
Wenn wir am 15. Januar wieder mit dem Training beginnen, dann wird hier alles seriös sein.
Ja, aber was hat das mit den Laktatwerten zu tun?
Na ja, dass so etwas rauskommt, das ist doch ein Unding.
So ist es in Offenbach nun mal. Werden Sie in der Vorbereitung ordentlich Gas geben?
Also, ich werde nicht ohne Ball Knüppeln lassen. Das bringt nichts. Wie will
ich ein Team stark machen, wenn es Bäume hoch rennen oder über alle Hürden springen
kann? Wir werden viele submaximale Einheiten einbauen, das heißt, die Mannschaft
so belasten, dass sie gar nicht merkt, wie viel sie trainiert. Das Wichtigste
aber ist, dass wir viel, viel Fußball spielen. Ich werde jeden Einzelnen individuell
in Form bringen, auch mal mit dem Bällchen jonglieren lassen, damit jeder wieder
merkt: ,Ich und der Ball. Es geht. Hoppla, ich bin ja Fußballer.' Nur so kann
ich die Mannschaft stark machen. Alle Akteure, von 1 bis 18, müssen merken, dass
wir uns für sie interessieren.
Es schien oftmals, als ob die Mannschaft nicht an einem Strang zieht. Sehen Sie das ähnlich?
Tja, also ich glaube, das Team ist gewillt, aber es beherrscht das Fußball-Einmaleins nicht.
Dann sehen Sie also wenig Hoffnung?
Im Gegenteil, genau das ist es, was mich optimistisch stimmt. Das sind doch alles
Fehler, die leicht zu erkennen sind. In den Spielen gegen Darmstadt oder die
Bayern-Amateure zum Beispiel. Da sah das ja aus wie Feldhandball. Fünf Leute
standen hinten und fünf Leute standen vorne. Und die vorne haben gedacht: ,Lass
die da hinten mal machen, das geht mich nichts an.' Und die hinten haben es genau
anders herum gedacht.
Aber das ist doch Indiz dafür, dass die Mannschaft keine ist.
Für diese Spiele stimmt das, ja.
Wo werden sie im Einzelnen den Hebel ansetzen?
Ich habe da schon meine Ideen. Wir brauchen Korsettstangen. Es muss Ordnung ins
Spiel, einen Abteilungsleiter in der Abwehr, einen im Mittelfeld und so weiter.
Ich werde eine Achse bauen und um sie herum meine Mannschaft, wir müssen uns
ein Mannschaftsgefüge erarbeiten. Außerdem werde ich viel in Gruppen trainieren
lassen, um eine gewisse Eingespieltheit zu erreichen.
Wie sieht es mit Neuzugängen aus, soll der Kader in dieser Form gehalten werden?
Ich habe schon ganz bestimmte Vorstellungen, wer den Verein nicht verlassen soll.
Ob aber alle Spieler die geplanten Gehaltskürzungen akzeptieren werden, das weiß
ich nicht, einige haben sich bekanntlich Bedenkzeit auserbeten. Und was Neuzugänge
angeht, das muss man abwarten. Oftmals geht es über ein neues Gesicht, das kann
schon helfen, muss aber nicht. Als ich damals bei Rot-Weiß Sindlingen Trainer
war, da kam dann der Jürgen Strack in der Winterpause und wir haben den Abstieg
verhindert. Ohne ihn hätten wir es nicht geschafft.
Und schließlich ist da noch ihre Eintracht-Vergangenheit, sie waren fünf Jahre
Co-Trainer beim verhassten Nachbarn.
Ja, aber das sollte man nicht überbewerten. Obwohl ich sagen muss, dass ich größten
Respekt vor den Fans habe. Auch für Rivalitäten wie zwischen Celtic Glasgow und
den Glasgow Rangers, oder den Kickers und der Eintracht. Das sollten auch die
Spieler nicht vergessen, schließlich leben auch sie von den Emotionen der Fans.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Neururer: Schonzeit ist vorbei
Offenbach (bam). Die Winterpause ist da, die Schonzeit vorbei: Das (Ab-)Werben
geht weiter. So sieht es Peter Neururer, Ex-Trainer der OFC und seit dem 20.
September bei Zweitligist LR Ahlen. Damit ihm mit den Westfalen der Klassenerhalt
in der Zweiten Liga gelingt, den er mit Offenbach nicht schaffte, sucht er weiter
neue Spieler. Auch in Offenbach. "Wegen der Sympathie zum OFC habe ich die Sache
bislang ruhen lassen, da es sonst unsportlich gewesen wäre." Doch gestern war
die Verpflichtung von Stefan Simon wieder ein Thema beim Gespräch Neururers mit
Ahlens Präsident Helmut Spikker.
Schon einmal hatte Neururer großes Interesse gezeigt, doch Allrounder Simon (31)
hätte es nur im Paket mit Dubravko Kolinger gegeben. Neururer: "Wir wären verrückt
gewesen, die OFC-Forderung von 450 000 Mark damals zu erfüllen." Heute ist die
Situation anders: Kolinger wurde längst an St. Pauli verkauft, die Kickers müssen
sparen, kürzen Gehälter. Wer nicht verzichten will, darf gehen - gegen Ablöse natürlich.
Jeder OFC-Spieler sucht bis zum Trainingsbeginn Mitte Januar unter dem neuen
Coach Ramon Berndroth Zerstreuung auf seine Art. Torwart Cesar Thier flog in
seine Heimat Brasilien, eine Hand voll OFC-Spieler lenkt sich im Skiort Ischgl
auf Partys und Pisten ab - und trifft sich dort mit Spielern der Regionalligakonkurrenten
Wacker Burghausen, 1860 Amateure, Bayern-Amateure und Karlsruher SC.
Nach seinem Platzverweis wegen einer Tätlichkeit in der Partie des OFC bei
RW Erfurt wurde Mittelfeldspieler Tom Stohn für sechs Spiele gesperrt.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Zwei Leute, die uns aus der Krise führen können
Offenbach. Er hat wie sein künftiger Co-Trainer etliche Spiele von Kickers Offenbach
in dieser Regionalliga-Saison gesehen. Er weiß, was in den 14 noch ausstehenden
Begegnungen aus dem erfolglosen und weit unter seinen Möglichkeiten spielenden
Team werden muss: "Eine Spitzenmannschaft, um diese Klasse zu halten."
Ramon Berndroth, zuletzt Coach der Kickers-Reserve in der Fußball-Landesliga
Süd, übernimmt am 15. Januar das Traineramt am Bieberer Berg. Der 48-Jährige
erhält beim Tabellenletzten, der vor dem nächsten Punktspiel am 24. Februar beim
VfR Mannheim fünf Zähler Rückstand hat auf einen Nichtabstiegsplatz, einen Vertrag
bis zum 30. Juni 2002. Falls der OFC den Klassenerhalt nicht schafft und absteigt
in die Oberliga, werden sich Präsident Dieter Müller und Ramon Berndroth aber
noch einmal zusammensetzen und über die weitere Zusammenarbeit reden. "Ich bin
aber zu 100 Prozent überzeugt", sagte Müller, "dass wir zwei Leute gefunden haben,
die uns aus der Krise führen können. Sie suchen eine Herausforderung, identifizieren
sich zu 100 Prozent mit dem Verein."
Michael Dämgen, der einst mit Müller den Trainer-A-Schein bestanden hat und OFC-Teammanager
Oliver Roth seit Jahren kennt, soll Berndroth unterstützen. "Das ist eine reizvolle
Aufgabe. Ich habe früher gerne am Bieberer Berg gespielt und hoffe, dass der
OFC nicht in der Oberliga verschwindet", sagte der ehemalige Bundesligaspieler
von Bayer Uerdingen (70 Einsätze zwischen 1985 und 1989, drei Tore).
Der Co-Trainer wird außerdem als Jugendkoordinator arbeiten, um Talente noch
besser und schneller heranzuführen an den Aktivenbereich. Der Anfang wurde bereits
im Sommer gemacht, als zehn Spieler aus der eigenen Jugend den Sprung zu Ramon
Berndroth in den Landesliga-Kader schafften. Wer sein Nachfolger beim B-Team
wird, steht noch nicht fest, soll aber bis 10. Januar geklärt werden. Ein Kandidat
wäre möglicherweise auch Lars Schmidt, Ex-Kapitän des OFC. Der 35-Jährige, einst
Karlsruher SC, nimmt zu Beginn des nächsten Jahres an der achtwöchigen Ausbildung
teil und soll in Zukunft in den Trainerstab der Kickers eingebunden werden.
Michael Dämgen hingegen soll als Jugendkoordinator sofort eng zusammenarbeiten
mit Knut Hahn, als Coach der A-Jugend zuständig für alle Trainer der Nachwuchsabteilung.
Das wurde am Samstag auf der ersten gemeinsamen Sitzung des neuen Präsidiums
und den Vertretern der Nachwuchsabteilung beschlossen. Für die nächsten Tagen
sind erste Gespräche geplant. Knut Hahn sagt: "Wir müssen einfach übergreifend
arbeiten - nicht jeder für sich. Wenn wir Konzepte erstellen, dann nicht nur
für den Nachwuchs oder die Aktiven, sondern für den ganzen Verein."
Eine erste (angenehme) Folge des Treffens am Samstag: Die Jugend- und Amateurabteilung
(Saisonetat von 360 000 Mark) soll bis Samstag bisher nicht eingetroffene Gehälter
von 90 000 Mark vom Hauptverein ausgezahlt bekommen. "Es ist unstrittig, dass
der Verein das vereinbarte Geld aber gezahlt hat. Damit sind wohl andere Löcher
gestopft worden", mutmaßte Vizepräsident Edgar Old.
Wilfried Kohls, im ehemaligen Präsidium als Vize für den Jugend- und Amateurbereich
zuständig, sah die Sache "völlig emotionslos". Er bot Old gestern Mittag an,
"zur Aufklärung beizutragen. Da ist alles einwandfrei nachvollziehbar".
(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)
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Berndroth: Akzeptanz erarbeiten INTERVIEW
Frage: Ramon Berndroth, wie gehen Sie damit um, sechster Trainer der Kickers in dieser Saison zu sein?
Ramon Berndroth: "Das ist mir eigentlich ziemlich egal - damit beschäftige ich mich nicht."
Frage: Wie gehen Sie damit um, nach den lange gehandelten Djuradj Vasic und Uwe
Reinders möglicherweise nur zweite Wahl zu sein?
Berndroth: "Ich weiß nicht genau, wie viele Trainer beim OFC gehandelt wurden.
Fest steht: Alle Vorschusslorbeeren nutzen nichts, wenn der Erfolg ausbleibt.
Ich erarbeite mir lieber Akzeptanz, statt mit großer Euphorie empfangen zu werden."
Frage: Wo werden Sie ab 15. Januar den Hebel ansetzen, um für Erfolg beim
OFC, also den Klassenerhalt, zu sorgen?
Berndroth: "Mit ganz viel Fußball. Nur so kann ich die Spieler wieder stark machen.
Wir werden meist zweimal am Tag trainieren, viele Spielformen üben, Gruppen-
und Einzeltraining absolvieren. Auch die Nummer 17 und 18 gehören dazu, auch
um sie kümmern wir uns intensiv."
Frage: Was muss passieren, dass sich die Kickers wieder als Einheit präsentieren?
Berndroth: "Wir müssen wieder Ordnung reinbringen. Ein Beispiel. Im Heimspiel
gegen Darmstadt sind bei einem Konter fünf Mann locker zurückgetrabt und hinten
ist das Gegentor gefallen. Daran zeigt sich, dass das kein Team war. Eine Mannschaft
muss gemeinsam offensiv und defensiv denken. Daran müssen wir arbeiten." app
(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)
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Vernünftige Entscheidung
Ramon Berndroth ist neuer Trainer der Kickers - keine spektakuläre, wohl aber
eine vernünftige Entscheidung. Nach den schlechten Erfahrungen mit großen Namen
- Peter Neururer, Dragoslav Stepanovic - und den gescheiterten Verhandlungen
mit Uwe Reinders scheint die Verpflichtung Berndroths der Anfang einer neuen
Bescheidenheit bei Kickers Offenbach zu sein.
Eine Entscheidung, in Erkenntnis der Lage: Der Weg des OFC zeigt nach unten,
der Geldbeutel drückt. Dem finanziell angeschlagenen Regionalligisten droht der
Abstieg in die Oberliga Hessen. Berndroth, zuletzt Coach der OFC-Reserve und
im Vergleich zu den zuvor genannten Trainern und Kandidaten eine preiswerte Lösung,
soll versuchen, den freien Fall zu verhindern. Ein schwieriges Unterfangen.
Berndroth genießt den Ruf eines harten Arbeiters. Vergangene Saison rettete er
die Mühlheimer Kickers-Viktoria vor dem Abstieg in die Bezirksoberliga Frankfurt
Ost. In dieser Saison baute Berndroth als Landesliga-Coach der Kickers zehn Spieler
aus der eigenen Jugend ein. Akteure wie Matthias Becker, in der ersten Mannschaft
aufs Abstellgleis gestellt, blühten bei ihm regelrecht auf. Eine reife Leistung.
Weiterer Pluspunkt: Berndroth kennt die Kickers und die Region, er braucht keine Eingewöhnungsphase.
Aber auch er wird nur am Erfolg gemessen - und der hängt stark davon ab, welche
Spieler ihm nach der Winterpause noch zur Verfügung stehen werden. Wer bleibt,
wer geht - das ist primär eine Geldfrage. Und diese Entscheidung liegt wohl außerhalb
seines Einflussbereichs.
(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)
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Kickers begnügen sich mit Billiglösung Ramon Berndroth - Dämgen Assistent
Offenbach. Die Offenbacher Kickers überwintern in diesem Jahr auf dem letzten
Platz der Regionalliga. Doch zumindest hat die monatelange Suche nach einem neuen
Cheftrainer, der den abstürzenden Club im Jahr seines 100-jährigen Bestehens
(2001) retten soll, jetzt ein Ende. Ramon Berndroth übernimmt das "Himmelfahrtskommando"
auf dem Bieberer Berg. Doch ob der 48-jährige Coach, der bislang die zweite Mannschaft
des OFC in der Landesliga Süd betreute, wirklich der Wunschkandidat war, den
sich die Vereinsführung um Präsident Dieter Müller vorgestellt hatte, sei dahingestellt.
Immerhin hatten die Kickers noch in der vergangenen Woche mit dem früheren Werder-Profi
Uwe Reinders verhandelt. Doch beim Blick auf das finanzielle Zahlenwerk musste
man beim OFC einsehen, dass die guten Zeiten wie in den Aufstiegsjahren endgültig
vorbei sind. Am Ende der Saison erwarten die Offenbacher eine Unterdeckung des
7,6-Millionen-Etats von einer Million Mark. Ein fünfstelliges Monatsgehalt für
Reinders war deshalb nicht finanzierbar, ebenso wenig wie für Ingo Peter, derzeit
Coach beim Ligakonkurrenten Sportfreunde Siegen. "Was nützt uns ein teurer Trainer,
der in einem halben Jahr wieder seinen Hut nimmt?", meinte Präsident Müller.
Und so kam es wie so oft zuletzt in Offenbach: Erst nach großen Träumen wurde
analysiert, was machbar ist. Und so musste die nunmehr siebte Trainerbesetzung
in der laufenden Spielzeit vereinsintern ausgewählt werden. Berndroth (früher
u.a. Assistenztrainer der Frankfurter Eintracht und Regionalliga-Coach des VfB
Lübeck) wurde ein Eineinhalb-Jahresvertrag angeboten. Beim Abstieg muss erneut
verhandelt werden. Ein Assistent wurde ebenfalls eingestellt, der auch mit der
Jugendkoordination beauftragt wurde: Michael Dämgen (früher Profi beim FC Freiburg,
Bayer Uerdingen, Alemannia Aachen), der beim FSV Frankfurt und Rot-Weiß Essen
Trainererfahrung sammelte. Zumindest wussten Berndroth und sein neuer Mitstreiter
gestern Optimismus zu versprühen, waren der Meinung, die Lage in den Griff zu
bekommen. Doch das taten seine Vorgänger auch.
Als 23. Trainer seit dem Bundesliga-Abstieg der Kickers in der Saison 1983/84
setzt Bernroth seine Hoffnungen vor allem auf die Vorbereitung nach der Winterpause,
die am 15. Januar beginnt. "Dann müssen wir den Spielern wieder Selbstvertrauen
vermitteln", so der Coach. Ob dann noch alle Akteure an Bord sind, ist ungewiss.
Denn derzeit sind einige Spieler wechselwillig, nachdem ihnen die Gehälter gekürzt
und seit Oktober ohnehin nicht mehr ausbezahlt wurden.
(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)
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Nun soll es Ramon Berndroth richten Kickers Offenbach beauftragt ihren Landesliga-Trainer mit der Rettung der Regionalliga-Mannschaft
Trainervorstellung, die siebte. Der kleine Presseraum am Bieberer Berg ist voll
gepackt, wieder einmal. Journalisten, Fernsehteams, Fotografen harren, ein bisschen
gelangweilt, der Dinge, schlürfen Kaffee oder Fanta, Würstchen gibt es diesmal
keine, aber das ist auch unerheblich. Routine ist es geworden, das Warten auf
den neuen Heilsbringer, den verzweifelt gesuchten Retter, der Kickers Offenbach,
Schlusslicht der Regionalliga Süd, weg von diesen fiesen Plätzen führen soll,
die am Ende den Sturz in die Oberliga Hessen zur Folge hätten. Es ist kurz vor
halb zwölf am Sonntagmittag, als dann die Tür sich öffnet und der Mann den Raum
betritt, den Präsident Dieter Müller ein paar Minuten später tatsächlich als
"den Hoffnungsträger des OFC" anpreisen wird und somit ein Geheimnis gelüftet,
das gar keines mehr ist: Der neue Cheftrainer, fein geschniegelt, kommt wieder
aus den eigenen Reihen, er heißt Ramon Berndroth, ist 48 Jahre alt und trainierte
seit Saisonbeginn die in der Landesliga Süd spielende zweite Mannschaft der Kickers.
Assistiert wird er vom früheren Coach des FSV Frankfurt, Michael Dämgen, der
nicht nur Co-Trainer, sondern zugleich als Jugendkoordinator fungieren wird.
"Wir haben Fußballfachleute verpflichtet, die hochqualifiziert sind", sagt Dieter
Müller im Blitzlichtgewitter, "ich bin einhundertprozentig davon überzeugt, dass
sie uns aus der Krise führen werden." 14 Spiele bleiben Berndroth, einst Co-Trainer
bei Eintracht Frankfurt, Zeit, um das fast Unmögliche doch noch möglich zu machen,
den schlappen 18 Punkten mindestens noch 22 hinzuzufügen. Das sind nicht so fürchterlich
gute Voraussetzungen, manch einer findet gar es sei ein Himmelfahrtskommando.
Das freilich ändert nichts daran, dass sich Berndroth "voller Enthusiasmus und
Begeisterung" an die Arbeit machen wird.
Er sei überzeugt davon, die Mannschaft auf Vordermann zu bringen, sagt Berndroth,
der einen Vertrag über eineinhalb Jahr erhielt, die alles entscheidende Frage
sei aber, ob es ihm gelinge, die Kickers zu einer Spitzenmannschaft zu formen
- "denn wir müssen nach den 14 Spielen Dritter sein, um nicht abzusteigen".
Berndroth, ein eloquenter, zuvorkommender Mensch, der zudem als absoluter Fachmann
gilt, ist kein Phantast, "nicht blauäugig", und sich daher über die verdammt
schwere Aufgabe im Klaren, "es ist einiges auf die Mannschaft eingestürzt", er
könne die Verunsicherung nach all den Trainerwechseln verstehen. Von heute auf
morgen lasse sich das kickende Personal wohl nicht aufpäppeln, weshalb er in
den nächsten Monaten "pädagogische Aspekte" in den Vordergrund stellen wird,
"ich bin als Psychologe gefragt" - ob die Therapie anschlägt, wird man auf dem
Punktekonto ablesen können. Boss Müller glaubt übrigens auch nicht, dass die
Spieler "Prügel brauchen, Fachwissen ist wichtiger, als dem Team in den Arsch
zu treten". Nach dem offiziellen Teil der Pressekonferenz ist der neue Cheftrainer,
der vor Beginn dieser Spielzeit den Landesligisten KV Mühlheim coachte, aber
dann doch gefragt worden, warum er sich das eigentlich antue, er, der doch einen
guten Job bei einem Küchenhersteller, ein "sichereres Standbein" hatte, der doch
eigentlich gar nicht mehr am "großen" Fußball teilhaben wollte. Es habe halt
wieder gejuckt, die süße Versuchung, die Verlockung war zu groß, und da innerhalb
des Unternehmens Umstrukturierungen angedacht waren, habe er sich kurzerhand
freistellen lassen und sich bei den Kickers-Verantwortlichen nachhaltig in Erinnerung
gebracht, "denn vorher hatte ich ja immer blockiert"; weshalb zumindest der Vorwurf,
die Lösung mit Berndroth sei den Kickers ja reichlich früh eingefallen, entkräftet wäre.
Nun ist Berndroth, der die Eintracht Ende 1996 verließ und zusammen mit Karl-Heinz
Körbel beim damaligen Zweitligisten VfB Lübeck anheuerte, nicht die erste Wahl
bei den Hessen gewesen, das war schon eher Uwe Reinders, dafür aber sicherlich
eine preisgünstige Lösung für die, wie manche spotten, am Hungertuch nagenden
Offenbacher. Zudem, findet Dieter Müller, identifiziere sich Berndroth zu 100
Prozent mit dem OFC, "was nutzt uns ein Trainer, der ein halbes Jahr hier ist,
viel Geld verdienen will und dann wieder abhaut?" Dann schon lieber den Propheten
aus dem eigenen Lande, selbst wenn der, wie es heißt, ja nicht so viel zählen soll.
Warum aber, und jetzt beginnt der Beigeschmack ein fader und die Lobhudelei Müllers
verdächtig zu werden, hat der Präsident am vergangenen Freitagabend zum Telefon
gegriffen und Michael Blättel, bis Sommer Trainer des FSV Frankfurt, angerufen
? Nach dem 20minütigen Gespräch wollte sich Müller anderntags erneut melden,
um einen Verhandlungstermin für Samstag, Sonntag oder Montag zu vereinbaren.
Während Blättel, der dem einst ausgearbeiteten Anforderungsprofil exakt entsprochen
hätte, also am Samstag in Elz auf einen Anrufs Müllers warteten, schickte der
OFC bereits ein Fax raus, auf dem er zur Pressekonferenz am Sonntag, 11. 30 Uhr,
einlud: Thema: Präsentation des neuen Trainers. Und also liegt die Vermutung
nahe, dass Müller, nicht gerade Stärke demonstrierend, am Samstagmorgen vom restlichen
Präsidium und Manager Klaus Gerster, der die Strippen offenbar wieder fest in
der Hand hält und seine Marionetten tanzen lässt, vor vollendete Tatsachen gestellt
wurde. Ob die Offenbacher Chaostage vorüber sind ? Wer weiß es schon?
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Abpfiff 2000
179 von insgesamt 306 Partien sind gespielt, nicht ohne Nebengeräusche. Im Gegensatz zum Karlsruher SC
konnten die Offenbacher Kickers ihrer Favoritenrolle nicht gerecht werden, in Siegen wurde der Trainer
nach zwei Tagen wieder eingestellt.
Der kicker blickt zurück auf ein turbulentes erstes Halbjahr in der neuen Regionalliga Süd:
Die neue 3. Liga
Es war das "Wort des Jahres 1997": Reformstau. Nicht nur in der Politik. Auch beim DFB zerbrach man sich
lange Zeit die Köpfe, wie der kränkelnden Regionalliga wieder auf die Beine geholfen werden konnte.
Sinkende Zuschauerzahlen sowie finanzielle Schwierigkeiten grassierten vielerorten. Eine Reform der
3. Liga war dringend von Nöten. Reduziert auf die Hälfte der Vereine, die zudem ein Lizenzierungsverfahren
bestehen mussten, ging die neue, nun zweigleisige Regionalliga Ende Juli an den Start.
Der Wintermeister
Rund sieben Jahre ist es her, dass der Karlsruher SC rauschende UEFA-Cup-Nächte im Badischen feierte.
7:0 wurde Valencia seinerzeiten aus dem Wildpark gejagt, allein "Euro-Eddi" Schmitt traf fünf Mal.
Alles Schnee von gestern. Nach zwei Abstiegen in drei Jahren muss der KSC nun in der 3. Liga kleinere
Brötchen backen. Vorerst zumindest. Denn mit Stefan Kuntz auf der Trainerbank kehrte der Erfolg nach
Karlsruhe zurück. 17 Neue musste der Ex-Torjäger integrieren, sein Team galt trotzdem von vornherein
als Topfavorit für den Aufstieg. Zurecht, wie es scheint, denn vor allem dank seiner felsenfesten Abwehr
ist der KSC wieder auf dem Weg nach oben.
Der Zuschauerboom
Nimmt man das Faninteresse als Maßstab, so ist die zweigleisige 3. Liga ein voller Erfolg - trotz der
umstrittenen Einteilung mit Jena, Erfurt und Siegen in der Südstaffel. In der Vorsaison kamen im Schnitt
2539 Zuschauer zu den Spielen der Regionalliga West/Südwest, im Süden gar nur 1193! Bisher strömten
durchschnittlich 3007 Fans in die Stadien und bekamen dabei 2,88 Tore pro Spiel zu sehen. Der KSC führt
auch die Zuschauertabelle klar mit 9700 Fans im Schnitt an, gefolgt von Offenbach (6909). Weniger gern
gesehen sind die drei Amateurteams der Bundesligisten, die nicht über 700 Zuschauer pro Begegnung hinaus kamen.
Die Überraschungsteams
Wegen ihres vergleichsweise kleinen Etats als glasklare Abstiegsaspiranten in die Saison gestartet,
sorgten im Süden vor allem zwei Teams für Furore. Zunächst drehte die SV Elversberg den Großklubs die
lange Nase, nach neun Spieltagen stand der Dorfverein aus dem Saarland noch immer an der Tabellenspitze.
Es folgte zwar ein mittelschwerer Einbruch und der Absturz auf Rang sieben, doch die Mannen von
Nebenerwerbs-Trainer Neale Marmon sind punktemäßig noch immer voll im Soll. Der zweite Überflieger,
der 1. FC Schweinfurt 05, konnte seine Frühform konservieren und überwintert gemeinsam mit dem KSC auf
einem Aufstiegsrang. 05-Coach Djuradj Vasic avancierte dabei innerhalb eines Halbjahres zu einem viel
gefragten Mann im Metier, Kickers Offenbach wollte den 43-Jährigen umgehend verpflichten.
Die Enttäuschten
Die kicker-Umfrage vor Saisonbeginn brachte ein eindeutiges Ergebnis: Aus Sicht der Regionalliga-Trainer
waren der KSC und Kickers Offenbach die Topfavoriten für den Aufstieg in die Zweite Liga. Doch während
die Badener ihrer zugedachten Rolle gerecht wurden und an der Spitze stehen, dümpelt der hessische
Chaosklub am entgegengesetzten Ende der Tabelle dahin und steht vor dem "Durchmarsch" in die Oberliga.
Bitter enttäuscht wurden auch die Fans des SC Pfullendorf und der Sportfreunde Siegen. In der Vorsaison
scheiterten die beiden noch in der Aufstiegsrunde zur Zweiten Liga - nun kämpfen sie in der Regionalliga
gegen den Abstieg. Langwierige Verletzungen von Abwehrspielern und insgesamt sieben Platzverweise warfen
Carl Zeiss Jena weit zurück. Chefcoach Slavko Petrovic sitzt trotz der Krise aber weiterhin fest im Sattel.
Die Trainerwechsel
Neun vorzeitige Neubesetzungen gab es auf den Trainerbänken, aber nur bei zweien ging alles im gewohnten
Stile über die Bühne. In Burghausen ersetzte Rudi Bommer nach der 13. Runde den erfolglosen Rainer Hörgl
und bei Rot-Weiß Erfurt übernahm Hans-Ulrich Thomale Ende November das Amt von Frank Engel. In Siegen
wurde Ingo Peter nach einem "Spieler-Aufstand" zwar zwischenzeitlich beurlaubt und von Rädelsführer
Zorislav Jonjic vertreten, doch nur zwei Tage später entschuldigte sich das Präsidium beim Chefcoach
und stellte ihn wieder ein.
Die restlichen sechs Trainerwechsel entfielen allesamt auf einen Verein! Erst machte Peter Neururer seinen
Stuhl in Offenbach frei für Dragoslav Stepanovic, doch der Serbe blieb nur sieben Spiele und überließ
A-Junioren-Coach Knuth Hahn die Verantwortung. Ihm folgte zunächst das Duo Gerster/Kohls, dann wieder
Hahn, ehe Ex-Nationalspieler Dieter Müller, seit kurzem auch OFC-Präsident, auf der Bank Platz nahm. Nach
der Winterpause wird nun Ramon Berndroth das Training leiten.
Die Scharfschützen
Eigentlich wollte er viel lieber Libero sein. Doch Jahn-Trainer Wettberg hatte für Michael Fersch eine
Rolle im offensiven Mittelfeld vorgesehen. Kein schlechter Schachzug. Der 32-Jährige Freistoßspezialist
führt derzeit die Torschützenliste mit einem Dutzend Treffer an und hat großen Anteil am soliden
Tabellenstand des einzigen Aufsteigers. Auf Ferschs Fersen sind mit Danny Fuchs (elf Tore) vom TSV 1860
und Bayerns Antonio di Salvo (zehn) zwei Nachwuchsstürmer der Münchner Bundesligisten.
(Von Martin Gruener, KICKER ONLINE)
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Dieter Müller "nur noch" Präsident Der neue Coach heißt Ramon Berndroth
Bei Regionalliga-Schlusslicht Kickers Offenbach löst Ramon Berndroth Präsident
Dieter Müller, der als Interims-Coach bei den Hessen fungierte, als Trainer ab.
Berndroth, der die Landesliga-Mannschaft der Offenbacher betreute, ist damit die
siebte Trainerbesetzung in der laufenden Saison bei den Kickers. Der 48-Jährige
übernimmt zusammen mit Co-Trainer und Jugendkoordinator Michel Dämgen eine
schwere Aufgabe, denn der Abstand zum Nichtabstiegsplatz beträgt bereits vier
Punkte. Das Thema "Uwe Reinders", den Präsident Müller als seinen möglichen
Nachfolger ins Gespräch brachte, ist damit vom Tisch.
(Von ?, KICKER ONLINE)
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Auch Berndroth könnte der neue OFC-Trainer werden Gesprächsbedarf
Vielleicht haben die Fußballspieler von Kickers Offenbach vor genau acht Tagen,
nach dem schlimmen, wieder einmal unheimlich peinlichen 1:1 gegen die Amateure
des FC Bayern München, drei Kreuze gemacht, eine Kerze ins Fenster gestellt und
ein paar Stoßgebete gen Himmel geschickt. Gott sei Dank, zehn Wochen kein Punktspiel
mehr, mögen sie gedacht haben, also auch keine Blamage, keine Pein, keine schändlichen
Beschimpfungen. Durchatmen. Schonfrist. Ruhe. Mit einem neuen Trainer, ein harter
Hund, eine Respektsperson, ein hemdsärmeliger Arbeiter sollte es sein, würde
dann im neuen Jahr alles gut werden. Ganz bestimmt.
Vergesst es, Ihr Fußballer ! Das OFC, will meinen Offenbacher Fußball-Chaos,
regiert weiter. Für November soll den Akteuren des Tabellenletzten, die seit
Rundenbeginn sage und schreibe fünf Trainerwechsel erlebten, kein Gehalt ausgezahlt
werden. In Zukunft sollen sie auf bis zu 30 Prozent ihrer Bezüge verzichten.
Ansonsten könnten sie sich sonst wohin scheren. "Jeder wollte den Kopf frei bekommen,
klar werden", sagt Libero Stefan Dolzer, "und dann kriegt man so einen Hammer
zum Schluss." Natürlich können sich die Kickers-Recken denken, dass sie durch
die vielen Niederlagen das Gros der Zuschauer vergrault und dadurch für ein ordentliches
Loch in der Kasse gesorgt haben, das angeblich am Ende der Saison eine Million
Mark betragen soll. Doch auf 30 Prozent Bares verzichten ? Das wollen die meisten
dann doch nicht, wenngleich aus Spielerkreisen immer häufiger die Vokabel "Kompromiss"
fällt. "Der Verein und die Spieler haben sich gemeinsam in die Scheiße geritten",
befindet Dolzer, die Frage der Schuld könne man gerecht, "50:50", aufteilen.
Dolzer, einer der Dienstältesten, hat durchaus Verständnis für den Klub, "wie
soll er die Situation anders managen, wenn er kein Geld mehr hat ?", fragt er.
"Wenn welches da wäre, würde er bestimmt zahlen." Die ganze Lage sei jedoch nicht
sonderlich erquicklich, "nicht gut für die Moral", rückblickend betrachtet hätten
die während der Runde Reißaus genommenen Dubravko Kolinger (FC St. Pauli) und
Daniel Graf (Karlsruher SC) "ein gutes Los gezogen". Auch Dolzer könne sich einen
Vereinswechsel vorstellen, "wenn ein attraktiver Klub kommt, muss man darüber nachdenken".
Für die nächsten Tage hat Manager Klaus Gerster, bei dem binnen kürzester Zeit
schon wieder alle Fäden zusammenzulaufen scheinen, auf alle Fälle Einzelgespräche
mit jedem Akteur angekündigt. Auch Präsident Dieter Müller nimmt die Spieler
in die Pflicht: "Ich muss an ihre Vernunft appellieren, die machen es sich ein
bisschen einfach." Auch der Boss bekräftigt nochmals, sich eventuell von dem
einen oder anderen Fußballer zu trennen, "ich habe sowieso das Gefühl, viele
identifizieren sich gar nicht mit dem OFC. Man kann gar nicht glauben, dass einige
schon in der Zweiten Liga gespielt haben". Angst, die ganze Geschichte könne
aus dem Ruder laufen, habe er, Müller, freilich nicht: "Ich habe alles im Griff."
Und dann gibt es ja schließlich noch die Frage, wer den Offenbacher Verein im
nächsten Jahr, dem des 100-jährigen Bestehens, vor dem Sturz in die Oberliga
Hessen bewahren soll. Nachdem Kurt Niedermayer, Jugendkoordinator des FC Bayern
München, dankend abwinkte und Uwe Reinders auf Grund üppiger Gehaltsvorstellungen
"kein Thema" (Müller) mehr ist, darf sich Ramon Berndroth, bislang Trainer der
in der Landesliga Süd spielenden Zweiten Mannschaft, berechtigte Hoffnungen auf
den Job machen. Dieter Müller hat bereits das Gespräch mit Berndroth, früher
unter anderem Co-Trainer der Frankfurter Eintracht, gesucht. "Wir haben qualifizierte
Leute in den eigenen Reihen", so der Präsident, "also habe ich mich mit Ramon
unterhalten, das hat er verdient." Schließlich müsse der Verein jetzt vernünftig
sein, "ich werde keine Unsummen für einen neuen Trainer raushauen". Berndroth,
der in der abgelaufenen Spielzeit noch den Landesligisten KV Mühlheim trainierte,
hat ebenfalls Interesse signalisiert, "noch ist aber alles in der Schwebe". Er
wolle auf alle Fälle in den "bezahlten Fußball zurück", bedeutet Ramon Berndroth,
und auch beruflich habe er diesbezüglich schon die Weichen gestellt, "ein Agreement
getroffen; ich wäre frei".
Die Verantwortlichen sondieren trotzdem weiterhin den Markt, spätestens Mitte
der nächsten Woche soll der neue Mann vorgestellt werden. Man werde noch mit
einem weiteren Kandidaten sprechen, äußert Teammanager Oliver Roth, während Dieter
Müller noch zwei, drei Aspiranten ausgemacht haben will. Mit einer Zunge sprechen
sie bei den Kickers also nicht, aber das wäre auch sehr verwunderlich.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Müller vom Zustand der Spieler erschüttert
Offenbach (app). Noch ist keine Entscheidung gefallen in der Trainerfrage bei
Kickers Offenbach; aber wie es scheint, wird die Position erneut aus den eigenen
Reihen besetzt. Dieter Müller, Präsident des Letzten der Fußball-Regionalliga
Süd, sagt: "Wir haben mit Ramon Berndroth gesprochen. Er leistet gute Arbeit
bei uns im Amateurbereich, deshalb ist es klar, dass wir uns mit ihm unterhalten."
Der 48-jährige Berndroth trainiert zurzeit die Kickers-Reserve in der Landesliga.
Müller hat sich in der Trainerfrage für die Regionalligamannschaft noch nicht
festgelegt, will erst in den nächsten Tagen entscheiden. Der künftige Co-Trainer
soll gleichzeitig als Jugendkoordinator der Kickers arbeiten, um so die Förderung
von Talenten voranzutreiben.
Berndroth bestätigte am Freitag seine Bereitschaft für den Trainerjob. "Mir gefällt's
bei den Kickers; ich kenne mich aus im Verein, bin auch in die Nachwuchsarbeit
eingebunden. Ich bin weisungsgebunden und weiterhin bereit, für die zweite, aber
auch für die erste Mannschaft zu arbeiten." Berndroth, seit 22 Jahren als Trainer
im Geschäft, besitzt am Bieberer Berg einen Vertrag bis zum Juli 2001. Er wäre
der sechste Coach des OFC in dieser Saison und nach Wilfried Kohls, Knut Hahn
und Dieter Müller die vierte interne Lösung.
Bereits in den vergangenen Monaten fiel der Name Berndroth, als Trainer für die
Regionalligamannschaft gesucht wurden. Damals lehnte der kaufmännische Angestellte
aus beruflichen Gründen ab. Inzwischen, nach einigen Umstrukturierungen im Ober-Rodener
Unternehmen, sieht die Situation anders aus. Berndroths Fazit: "Ich habe für
mich entschieden, dass ich mittelfristig zurück will in den hauptamtlichen Fußball."
Er hatte bereits in der Bundesliga und Zweiten Liga bei Eintracht Frankfurt als
Co-Trainer von Klaus Toppmöller, Jupp Heynckes und Karl-Heinz Körbel gearbeitet.
Den VfB Lübeck trainierte er in der Regionalliga Nord.
Mit welchen Spielern der künftige Trainer ab Mitte Januar zusammenarbeiten wird,
ist noch nicht klar. Auch am Wochenende verhandelt Manager Klaus Gerster mit
OFC-Spielern, die auf Grund des drohenden Finanzlochs ab Januar auf bis zu 30
Prozent ihres vertraglich vereinbarten Geldes verzichten sollen und die Gehälter
für November noch nicht bekommen haben.
Am Samstag trifft sich das Präsidium zu einer Aussprache. Themen: Trainer, Spielergehälter,
Geld. Eine Entscheidung zur Besetzung des Trainerstuhls erwartet der Manager
bis Mitte nächster Woche. Nachdem er mit 15 Akteuren gesprochen hat, sieht Gerster
einen Trend: "Die Mannschaft verhält sich vorbildlich." Das klingt nach Gehaltsverzicht,
"aber mehr sage ich nicht". Er wolle dem Präsidium nicht vorgreifen. Auch nicht
in der Trainerfrage. Der neue Coach wird die Kickers fit machen müssen. Der Laktattest,
der Informationen über die Ausdauer gibt, brachte laut Müller ein "erschütterndes Ergebnis".
(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)
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OFC-Spieler: Ohne Geld in die Ferien
Offenbach - Bieberer Berg, gestern Morgen, kurz vor zehn. Als Klaus Gerster in
der Kabine erscheint, ist klar: Die Klamotten können in der Tasche bleiben, es
wird nicht gelaufen, gespielt und geschwitzt. Kein Training, auch die für heute
geplante Abschlusseinheit wird abgesagt. Urlaub. Doch vorher geht's um Wichtigeres
- es geht um Geld. Und damit ums Eingemachte. Der Kickers-Manager hält eine Ansprache
- die Mannschaft ist da, aber Trainer-Präsident Dieter Müller und Teammanager
Ollie Roth fehlen. Anschließend ist die Stimmung gedrückt. Die schlechte Nachricht:
Eigentlich wäre heute Zahltag für die November-Gehälter, doch der Letzte der
Fußball-Regionalliga Süd verweigert seinen Spielern das Geld.
Erst am Dienstag hatte der OFC seine Spieler aufgefordert, auf bis zu 30 Prozent
ihrer Gehälter zu verzichten. Und solange dazu keine Bereitschaft vorhanden ist,
zahlt der Verein eben nicht aus. Das Gehalt als Druckmittel oder Weg, um kurzfristig
mögliche Verbindlichkeiten gegenüber anderen bezahlen zu können? Auch die Spieler
machen sich ihre Gedanken.
Offiziell ist zu hören: Der teilweise Gehaltsverzicht solle helfen, das Millionen-Loch
im Etat zu stopfen, das die Verantwortlichen befürchten, wenn die wirtschaftliche
Lage sich nicht bessert. Und jetzt kommen nur noch die wenig zuschauerträchtigen
Gegner Jena, 1860 Amateure, Aalen und VfB Stuttgart-Amateure, Elversberg und Burghausen.
Ex-OFC-Kapitän und Mannschaftsratsmitglied Lars Schmidt hat seine eigene Formulierung
für die Situation: "Die kleine Zeitbombe tickt." Wie aus dem Mannschaftskreis
zu hören war, sind einige Spieler mit der Reaktion des Vereins nicht einverstanden,
pochen auf ihre vertraglich zugesicherten Gehälter, denken an einen Vereinswechsel.
Auch Teammanager Oliver Roth schließt diese Reaktion nicht aus. Abgänge dürften
den Kickers in der momentanen Lage nicht ungelegen kommen, würden doch Gehälter
gespart. Aber mit wem wollen sie die Runde dann beenden? Manager Gerster will
mit allen Spielern sprechen. Auch mit OFC-Torwart Cesar Thier. Ob er ihn halten
kann? Denn Bundesligist Stuttgart sucht einen Torhüter als Nummer zwei hinter
Timo Hildebrand. Und zum VfB hatte Thier schon vor der Saison Kontakt, absolvierte
ein zweitägiges Probetraining. Seine brasilianische Staatsbürgerschaft verhinderte
letztlich den Wechsel nach Schwaben. Die Plätze für Nicht-EU-Ausländer waren
mit Nationalspielern belegt. Eine Einbürgerung war in der Kürze der Zeit nicht
machbar, Thier wechselte von Fulda nach Offenbach. Was sagt der VfB heute? "Ein
sehr guter Torhüter, aber kein Thema", erklärte Sportdirektor Karlheinz Förster
auf Anfrage. Aber das heißt es in solchen Fällen (anfangs) immer. Oder vielleicht
doch zur Frankfurter Eintracht? Dort sind mit Dirk Heinen (Innenbandeinriss im
Knie) und Oka Nikolov (Hand) gleich zwei Torhüter verletzt. Spekulationen ohne
Ende, aber in der Trainerfrage scheinen die Kickers ein Stück weiter gekommen:
Ramon Berndroth (seit Sommer Coach der Reserve, vorher Mühlheim, Lübeck, Neu-Isenburg,
Eintracht-Amateure) ist ein ernsthafter Kandidat; er wäre eine interne, aber
preiswertere Lösung als die zuletzt gehandelten Namen wie Uwe Reinders.
Mit einem Spieler aus dem erweiterten Regionalliga-Kader kann der neue Trainer
nicht mehr rechnen. Mittelfeld-Talent Daniel Mingrone (20) unterschrieb für eineinhalb
Jahre beim badischen Oberligisten SV Sandhausen.
(Von Holger Appel und Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Pulverfass Bieberer Berg OFC sucht den Retter / Spieler lehnen Kürzungen ab
Raststätte Dollenberg / Ost, an der A 45, der Sauerlandlinie, hinter Gießen und
um die Ecke von Herborn. Geheimtreffen. Mittwoch, 14 Uhr. Protagonisten: Dieter
Müller und Uwe Reinders, Oliver Roth und Klaus Gerster. Gesucht: ein Trainer
für Kickers Offenbach. Ebenfalls vor Ort, zufälligerweise: Ein Fotograf des auflagenstarken
Groschenblättchens mit den vier dicken Lettern, der, natürlich, durch einen ganz
kuriosen Glücksfall von dem ach so abgeschirmten Treffen erfuhr und dann, eins,
zwei, drei, ein paar schön in Szene gesetzte Farbfotos von Dieter M., Präsident,
und Uwe R., Hoffnungsträger, schoss. Ob die beiden Kumpels von früher sich vorher
das Tagesgericht, das es für schlappe 13,50 Mark gab (vielleicht Hähnchen mit
Pommes ?), verschlangen, wurde nicht überliefert. Ansonsten aber hat das alles
gut geklappt, und es sah richtig klasse, vor allem exklusiv aus.
Irgendwie hatte die ganze Geschichte auch noch einen rührenden Anstrich, man
stelle sich vor: Dieter Müller bittet seinen alten Kameraden Uwe Reinders, mit
dem er zusammen bei Girondins Bordeaux mutmaßlich das eine oder andere Fläschchen
Rotwein entkorkte, um Hilfe. "Uwe, du musst uns helfen, sonst steigen wir ab,
sonst geht der OFC kaputt", hat er wahrscheinlich gesagt, und da Blut ja dicker
als Wasser ist, stört es doch auch nicht, dass Reinders in das einst aufgeworfene
Anforderungsprofil so nun gar nicht passt. Egal. Es gibt da ja auch noch ein
anderes Problem. Denn der frühere Profi, Anfang der 90er auch mal Trainer bei
Hansa Rostock und seit zwei Jahren beschäftigungslos, hat, Freundschaft hin oder
her, bestimmte Vorstellungen, was die monetäre Seite des Deals angeht. Schließlich
kommt die Aufgabe, den wankenden Traditionsklub vor dem Abstieg in die Oberliga
Hessen zu bewahren, schon fast einem Himmelfahrtskommando gleich. Und also ruft
Reinders, der grundsätzliche Bereitschaft signalisierte, angeblich mehr als 15
000 Mark pro Monat auf, und also wird Dieter Müller später, geknickt, sagen:
"Ich glaube, das wird nichts, ich mache nichts, was ich nicht verantworten kann."
Tags darauf sagt Teammanager Oliver Roth: "Ein Trainer Reinders ist nicht mehr
wahrscheinlich." Doch was will das schon heißen? Sicher ist das nicht, wiewohl
nur eines unstrittig scheint: Beim OFC regiert weiter das Chaos, mit oder ohne Reinders.
Kurt Niedermayer indes, im Augenblick Jugendkoordinator des FC Bayern München,
wird seine gesicherte Anstellung an der Säbener Straße nicht gegen den Schleudersitz
auf dem Bieberer Berg eintauschen, weshalb die verzweifelte Suche nach dem Retter
weitergeht. Und es scheint tatsächlich so zu sein, dass es sich die Aspiranten
zweimal überlegen, ob sie bei den Kickers anheuern, da die eigene Reputation
doch arge Schrammen bekommen könnte, und daher versuchen sie, sich ihr Engagement
vergolden zu lassen. "Unsere Kandidaten", bestätigt Oliver Roth, "wollen alle
ordentlich verdienen." Jetzt geht es dem Verein finanziell aber gar nicht so
gut, Spötter meinen gar, er krieche auf dem Zahnfleisch. Eine Million Mark Einbuße
wird der OFC am Ende des Jahres hinnehmen müssen, hat der neue Schatzmeister
Thomas Delhougne errechnet. Schuld daran seien die rückgängigen Zuschauerzahlen.
Die Spieler sollten daher auf bis zu 30 Prozent ihres Gehaltes verzichten. "Jetzt
muss jeder Federn lassen", sagt Manager Klaus Gerster, und wer das nicht wolle,
der könne sich im Januar einen neuen Verein suchen.
Die Akteure aber denken gar nicht daran, auf viel Geld zu verzichten, sie werden
auf vollständige Auszahlung ihrer Bezüge pochen. Oliver Roth hat dafür nur wenig
Verständnis. "Die Spieler verdienen alle sehr gut, sie zahlen es aber nicht mit
Leistung zurück." Es gehe also nicht darum, "ob die Jungs da Lust drauf haben
oder nicht", und es sei auch einerlei, dass dem OFC die rechtlichen Grundlagen
fehlen. Es sei viel mehr eine "moralische Frage". Was aber passiert nun, wenn
die Fußballer, wie angekündigt, stur bleiben ? Dann haben die Kickers ein weiteres
Problem, denn die ganze Mannschaft können sie schlecht rauswerfen. Es scheint
also, als bliebe der Bieberer Berg auch in der fußballfreien Zeit ein Pulverfass.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Klassenerhalt wäre für OFC wie Aufstieg
Offenbach (bam). (Noch) kein Trainer, voraussichtlich ein Loch in der laufenden
Etapalnung von einer Million am Saisonende, (noch) keine Besserung in Sicht:
Kickers Offenbach 14 Tage vor Weihnachten. Das Trio mit Manager Klaus Gerster,
Teammanager Oliver Roth und OFC-Allrounder Dieter Müller (Ex-Stürmer, heute Trainer-Präsident)
sucht und sucht Trainer. Kurt Niedermayer winkte ab, bleibt Jugendkoordinator
bei Bayern München.
Wer will nach Offenbach? Mit Geld können die Kickers eigentlich nicht werben,
gerade haben sie doch ihre Spieler zum Verzicht auf 30 Prozent ihres Gehaltes
aufgefordert, um das Millionen-Loch (teilweise) zu stopfen. Also was soll einen
Coach bewegen, zum Letzten der Dritten Liga Süd zu wechseln? Dazu Gerster: "Wieso,
der Einstieg ist optimal. Es kann nur nach oben gehen." Oder nach unten in die
Oberliga - pünktlich zum 26. Mai 2001, wenn der Verein mit Stil und Getöse seine
Gründung vor 100 Jahren feiern will.
Was muss der neue Mann anders machen als seine sechs Vorgänger? Gersters Antwort:
"Erfolg haben." Und wie lautet die aktuelle Kickers-Definition für Erfolg? Klassenerhalt!
Gerster: "Der würde einem Aufstieg gleichkommen." Ein Kandidat für die Position
als siebter Trainer in dieser Saison war Uwe Reinders (45), mit Müller früher
Spieler bei Girondins Bordeaux. Doch Müller bremst: "Wir können ihn uns nicht leisten."
Bemerkenswert zum Thema Trainer: Vor vier Wochen noch (unter dem alten Präsidium)
war nicht Geld, wohl aber die Verpflichtung von Djuradj Vasic aktuell. Der Trainer
des FC Schweinfurt hätte laut Kickers-Manager Gerster 650 000 Mark in zweieinhalb
Jahren verdient. Kleine Beigaben und Ablöse an seinen Klub Schweinfurt nicht eingerechnet.
Reinders' Manko (außer dem angeblich fünfstelligen Gehaltswunsch): Der Essener
kennt zwar Müller, aber weder Regionalliga Süd oder Oberliga. Das Rhein-Main-Gebiet
kennt er aus den Gastspielen mit Bremen. Auch die Hilfe von Michael Kutzop (beim
OFC 1983 - 84) als potenzieller Co-Trainer dürfte kaum reichen. Große Trainernamen?
Alles Makulatur, wenn durch Sparen und neue Sponsoren nicht genug Geld in die
Kickers-Kasse kommt. Bei der Suche nach Quellen setzt der OFC auf Tradition,
will das Jubiläum vermarkten. Ein Freundschaftsspiel soll Geld bringen. Die 2,2
Millionen, die der Partner DSM im Februar überweisen soll, sind jedenfalls verplant,
sollen die Hälfte des Vier-Millionen-Darlehens der Offenbacher Volksbank tilgen.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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OFC-Schatzmeister: Wir werden an allen möglichen Schrauben drehen
Offenbach. Fehlt Kickers Offenbach am Saisonende eine siebenstellige Summe, um
den 7,5-Millionen-Etat zu decken? Thomas Delhougne, kommissarischer Schatzmeister,
bestätigt: "Wenn's weiter so schlecht läuft, müssen wir in dieser Spielzeit mit
einem Einnahmenausfall von einer Million Mark rechnen." Der Schatzmeister weiter:
"Unsere finanzielle Situation ist wie bei vielen anderen Regionalligisten sehr,
sehr angespannt." Und das trotz der Einnahmen im DFB-Pokalspiel gegen den 1.
FC Kaiserslautern, zu dem 16 000 Zuschauer an den Bieberer Berg kamen. Die Live-Übertragung
brachte dem OFC damals "800 000 Mark" (Ex-Schatzmeister Horst Zang) ein.
Thomas Zahn, Vorsitzender des Verwaltungsrats, kommentierte die Zahl von einer
Million: "Unser Planziel muss nach unten korrigiert werden." Im Klartext: Der
OFC muss sparen. Aber wo? "Wir werden an allen Schrauben drehen, die möglich
sind", versicherte Delhougne. "Wir sind auf der intensiven Suche nach Einsparungspotenzial", sagte Zahn.
Ein Weg: Um die Personalkosten zu senken, forderte Manager Klaus Gerster gestern
Morgen in einer Mannschaftssitzung von den Spielern, auf 20 bis 30 Prozent ihrer
Gehälter zu verzichten. Wem's nicht passe, der könne sich bis zum 15. Januar
einen neuen Verein suchen. Doch woher kommt das Finanzloch? Fehlende TV-Gelder
(das Hessen Fernsehen zeigte in dieser Saison noch keine Partie der Kickers live),
rückläufige Werbe- und Zuschauereinnahmen haben nach Aussage des 45-jährigen
Unternehmensberaters Delhougne den OFC in dieses Dilemma geführt.
Die Fans der Kickers strömen halt nicht mehr in Massen. Mit 7500 Zuschauern im
Schnitt hatte der OFC kalkuliert, bisher kamen im Schnitt 7250 zu den zehn Heimspielen.
Aber die großen Zahltage in dieser Saison sind vorbei, zudem verbleiben nur noch
sechs Spiele am Bieberer Berg.
Das andere Problem: Wer soll Kickers Offenbach demnächst trainieren? Laut Gerster
gibt es zwei ernsthafte Kandidaten, "über die bisher aber noch nicht spekuliert wurde".
(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)
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65 000 Mark für Fan-Projekt bewilligt
Hessens Innenminister Volker Bouffier (CDU) hat insgesamt 65 000 Mark für ein
Fan-Projekt des Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach bewilligt. Wie das
dafür zuständige Hessische Ministerium des Inneren und für Sport am Dienstag
in Wiesbaden mitteilte, erhöhte Bouffier die im Landeshaushalt 2001 abgesicherten,
ursprünglich 60 000 Mark am Dienstag um 5000 Mark als Anschubhilfe. Das Geld
würde an den Träger des Projekts, den Internationalen Bund für Sozialarbeit Offenbach, überwiesen.
Das Land Hessen, der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Stadt Offenbach beteiligen
sich an der Aktion mit insgesamt 180 000 Mark.
Das Fan-Projekt ist Teil eines Sicherheitskonzeptes "Fußball in Hessen". Im Mai
1999 hatte erst ein großes Polizeiaufgebot nach einem Zweitliga-Spiel zwischen
Offenbach und dem SV Waldhof Mannheim eskalierende Ausschreitungen mit vielen
Verletzten und hohen Sachschäden stoppen können.
(Von (dpa), FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Niedermayer oder Reinders als Coach ?
Wer kann Kickers Offenbach vor dem Sturz in die Oberliga Hessen retten? Am späten
Montagabend trafen das Präsidium und der Verwaltungsrat des Tabellenletzten der
Fußball-Regionalliga Süd zusammen. Gesprochen wurde, natürlich, über die Frage,
wer den mit eineinhalb Beinen in der vierten Spielklasse stehenden Klub vom Bieberer
Berg vor dem Abstieg bewahren könnte.
Zwei, drei Kandidaten stünden zur Auswahl, sagte OFC-Präsident Dieter Müller,
"jetzt werden wir intensive Gespräche führen". Zu gehandelten Namen wollte keiner
der Verantwortlichen beim OFC eine Stellungnahme abgeben. Dem Vernehmen nach
stehen aber der ehemalige Bayern-Profi Kurt Niedermayer, früher Trainer beim
SV Wacker Burghausen, und Uwe Reinders, der vormals als Spieler Berühmtheit erlangte,
als er dem damaligen Bayern-Keeper Jean-Marie Pfaff einen Einwurf ganz frech
direkt ins Netz warf, hoch im Kurs.
Auch Stefan Engels, der früher mit Dieter Müller beim 1. FC Köln zusammen spielte
und für kurze Zeit die Profimannschaft der Domstädter anleiten durfte, ist ein
Aspirant auf den Trainerposten bei den Offenbacher Kickers.
Michael Blättel hingegen, der den FSV Frankfurt vor etwa zwei Jahren in schier
aussichtsloser Situation übernahm und das Team vom Bornheimer Hang später vor
dem fast sicheren Abstieg rettete, sowie Herbert Schäty, der zuletzt in Uerdingen
tätig war, schieden indes aus dem Kreis der Offenbacher Trainer-Kandidaten aus.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Geschenk für die Spieler: Vertrauen
Offenbach (app). Der Ball ruht inzwischen in der Fußball-Regionalliga Süd, in
den Räume am Bieberer Berg jagt aber eine Sitzung und Weihnachtsfeier die andere.
Gestern Abend trafen sich der Vorstand der Kickers und der Verwaltungsrat. Die
wichtigsten Punkte: der Kassensturz und die Trainerfrage. Greifbare Ergebnisse
lagen am Abend aber noch nicht vor.
Etliche Übungsleiter hatten sich in den vergangenen Tagen beim OFC als Nachfolger
von Präsident Dieter Müller beworben, einige sich selbst ins Gespräch gebracht.
Klaus Gerster, der Manager, sagt: "Wir werden uns auf zwei oder drei Kandidaten
festlegen, Kontakt aufnehmen und in den nächsten acht bis zehn Tagen eine Entscheidung
fällen." Ab 1. Januar soll der Vertrag des neuen Trainers laufen, der den OFC
vor dem freien Fall in die Oberliga Hessen bewahren soll.
Trotz des letzten Platzes in der Regionalliga Süd: Am Sonntagabend hatten die
Kickers ihre Jahresabschlussfeier organisiert. Was hat der OFC seinen Spielern
zu Weihnachten geschenkt? "Zu 90 Prozent Vertrauen für die weitere Zukunft",
antwortete Gerster. Das gilt wohl nur für die sechs Monate bis zur Sommerpause,
dann laufen viele Verträge aus. Gerster: "Und für die fehlenden zehn Prozent
gab's Lose für unsere Tombola."
Die nächste größere Besprechung am Bieberer Berg ist für Donnerstag oder Freitag
geplant. Der neue Vizepräsident Edgar Old will sich mit den Verantwortlichen
der zweiten Mannschaft und Jugendabteilung treffen. Knut Hahn, einst Interimstrainer
der Regionalliga-Mannschaft und Coach der A-Jugend, soll das künftige Konzept
für den Nachwuchsbereich der Offenbacher Kickers vorstellen.
(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)
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Zu wenig Spieler, die Herz zeigen
Offenbach. Die gute Laune von Dieter Müller lässt in der vorweihnachtlichen Zeit
etwas nach. Aus vielen Gründen. Nach der schwachen Leistung gegen die Amateure
des FC Bayern (1:1) müssen die Offenbacher Kickers auf dem letzten Tabellenplatz
in der Fußball-Regionalliga Süd überwintern. Das Schlimmste daran für den (Noch-)Trainer:
"Wir haben zu wenig Spieler, die in dieser schwierigen Situation Herz zeigen",
kritisierte Müller, der sich bei der Mitgliederversammlung vor knapp drei Wochen
von seinen Emotionen leiten ließ und seinen krisengeschüttelten Heimatklub OFC
auch als Präsident übernahm. In der fußballfreien Zeit müsse sich einiges ändern
am Bieberer Berg. Unbedingt. In personeller Hinsicht, aber auch in den Strukturen des Vereins.
Die Weichen für eine bessere Zukunft sollen bereits heute Abend gestellt werden.
Das Präsidium der Kickers, der Verwaltungsrat, Teammanager Oliver Roth und Manager
Klaus Gerster treffen sich zu "einem Gedankenaustausch" (Vizepräsident Thomas
Kalt). Die Themen: der "Kassensturz" (Gerster) und die möglichen Kandidaten für
das Traineramt des Regionalligisten. Neben dem bereits genannten Michael Blättel
(einst FSV Frankfurt) machten am Wochenende Namen wie Stefan Engels (früher mit
Dieter Müller beim 1. FC Köln aktiv) und der ehemalige Bremer Uwe Reinders (früher
wie Müller in Bordeaux aktiv) am Bieberer Berg die Runde. Sie entsprechen aber
nicht dem einst von Müller geforderten Anforderungsprofil.
Er kenne einige Kandidaten und dazu passende Telefonnummern, sagte Müller, ohne
weiter ins Detail zu gehen. "So lang wie nötig, so schnell wie möglich", nannte
Kalt als Zeitraum für diese Personalentscheidung. Der künftige Trainer soll ab
1. Januar für die Kickers arbeiten. Mit welchen Spielern er versuchen soll, den
Klassenerhalt zu sichern, ist noch unklar. Zugänge sind vom Kassensturz abhängig, Abgänge denkbar.
Jedenfalls, moniert Müller, sei der Kader für diese Saison falsch zusammengestellt
worden. Bestes Beispiel: Marcio wurde einst als Stürmer von Mainz 05 nach Offenbach
geholt. Müller, der in der Bundesliga immerhin 177 Treffer erzielte: "Das erkennt
doch jeder, dass das ein Mittelfeldspieler ist." Allerdings bot der Brasilianer
gegen den FC Bayern auf der rechten Außenbahn eine ganz schwache Leistung. Auf
dieser Position könnten zurzeit sechs weitere Spieler zum Einsatz kommen, auf
der linken Seite insgesamt nur drei. "Ich muss Dinge ausbaden, für die ich nicht
verantwortlich bin", sagte Müller. Weitere Erkenntnisse, die gestern Abend bei
der Weihnachtsfeier am Bieberer Berg wohl nicht zur Verbesserung der Stimmung beigetragen haben.
(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)
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Ollie Roth redet Klartext
Offenbach (app). Oliver Roth ist ein Mann der klaren Worte. Am späten Freitagabend,
als das Flutlicht am Bieberer Berg nach dem enttäuschenden 1:1 gegen die Amateure
des FC Bayern München langsam erlosch, scharten sich die verbliebenen Fans um
den einstigen Torjäger (beendete im Sommer seine Karriere) und Publikumsliebling.
Sie stellten viele unangenehme Fragen - und bekamen Antworten. Der neue Teammanager
des Tabellenletzten der Fußball-Regionalliga Süd zog schonungslos Bilanz und
blickte in die Zukunft der Kickers. Einige Beispiele:
"Bei uns sind so viele Unzulänglichkeiten zu sehen - der letzte Tabellenplatz ist absolut erklärbar."
"Wir müssen schnellstens herausfinden, wer von den Jungs will, zurzeit aber
nicht kann. Wer nicht mitzieht, der wird aussortiert. Wir werden sehr konsequent sein."
"Jeder einzelne Spieler kann mehr, als er zuletzt gezeigt hat. Doch Dieter
Müller und ich haben es in der kurzen Zeit leider nicht geschafft, das wahre
Leistungsvermögen der Spieler rauszukitzeln."
"Ich würde auch sehr gerne andere Spieler herzaubern, aber das geht nicht.
Wir werden sehen, ob es auf Grund der Kassenlage überhaupt möglich ist, neue
Leute zum OFC zu holen. Ex-Profis brauchen wir jedenfalls keine, davon haben wir bereits genug."
"Wir benötigen für die Zukunft eine vernünftige Mischung aus jungen und alten
Spielern. Nur dann können sich Nachwuchsspieler in Offenbach besser entwickeln."
"Bei den Kickers im Sturm zu spielen, ist schwierig. Der Druck ist hoch. Ich
jedenfalls habe keine Zeit zu trainieren, bin Teammanager und zurzeit eher ein
Feierabendkicker. Ich mache beim OFC sicher nicht den Kasper im Sturm."
"Wir brauchen einen neuen Trainer mit viel Selbstbewusstsein. Für den ist das
eine perfekte Situation. Es kann nur noch aufwärts gehen. Was willst Du denn
beim OFC zurzeit noch kaputtmachen?"
(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)
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Nummer 12 für die Fans reserviert
Offenbach (app). Diese Trikotnummer wird bei Kickers Offenbach in Zukunft nicht
mehr vergeben. Symbolisch übergaben Manager Klaus Gerster und Vizepräsident Thomas
Kalt den Fanbeauftragten des OFC ein Trikot mit der "12". Sie war nach dem Wechsel
von Dubravko Kolinger vor einigen Wochen zum FC St. Pauli frei geworden. "Die
Fans waren in der Vergangenheit oft genug unser zwölfter Mann, haben uns zu vielen
Punkten verholfen. Das ist der Dank", begründete Gerster die Aktion, mit der
er die zuletzt enttäuschten Fans positiv stimmen wollte.
Beim 1:1 gegen die Amateure des FC Bayern ließen einige Anhänger ihrem Frust
freien Lauf und pfiffen ihr schwach spielendes Team aus. Viele Fans resignierten.
"Die Zuschauer sind wegen des Misserfolgs ungeduldiger geworden", sagte Vizepräsident
Thomas Kalt. "Mich wundert's trotzdem, dass alles noch so ruhig ist", meinte
Teamchef Oliver Roth. Viele Fans nahmen's sogar ohne Regung zur Kenntnis, als
die Eintracht gegen Wolfsburg auf die Verliererstraße geriet.
(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)
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Boysen wäre zu einem Kickers-Comeback bereit
Offenbach. Gestern war der Bieberer Berg festlich geschmückt. In der Stadiongaststätte
versammelten sich die Regionalligamannschaft der Offenbacher Kickers samt Anhang
sowie die Vereinsverantwortlichen zur Weihnachtsfeier. Doch im Gegensatz zu früheren
Jahren, als man sich ausgiebig amüsierte, standen diesmal die Vorzeichen schlecht
für einen Abend in ausgelassener Stimmung. Denn der OFC überwintert in diesem
Jahr als Tabellenletzter. Der Absturz in die Viertklassigkeit droht.
Die schwache Vorstellung beim 1:1 vom Freitag gegen die Amateure von Bayern
München bestätigte die festgefahrene Situation. Zwar konnte Saridogan mit seinem
achten Saisontreffer die Führung durch Diarra egalisieren, doch alles in allem
präsentierten sich die Kickers ein Mal mehr von ihrer schwächsten Seite. Die
Minuskulisse von 4500 Fans reagierte mit einem wütenden Pfeifkonzert. "Wir können
nicht zufrieden sein", zog Präsident Dieter Müller das Fazit der sportlichen Talfahrt.
Oberste Priorität gilt ab sofort der Trainersuche, denn mit dem Bayern-Spiel
ist die Mission des ehemaligen Nationalspielers auf der OFC-Bank beendet. Am
heutigen Montag kommen Präsidium und Verwaltungsrat zusammen, um über mögliche
Kandidaten zu diskutieren und eine engere Auswahl zu treffen. Zumal in den vergangenen
Wochen stapelweise Bewerbungsschreiben interessierter Übungsleiter eingingen.
"Auf jeden Fall hat er keine lange Eingewöhnungsphase, er müsste sich schon intensiv
mit dem OFC auseinander gesetzt haben und auch finanziell keine allzu großen
Ansprüche stellen," so Team-Manager Oliver Roth zum Anforderungsprofil.
Immer noch im Gespräch ist Michael Blättel, der zuletzt den FSV Frankfurt in
der Regionalliga gecoacht hatte. Blättel selbst würde den Job gerne übernehmen.
Ebenso wie auch Hans-Jürgen Boysen. Der Trainer führte den OFC nach dem Aufstieg
in die Regionalliga 1997 sofort in die Aufstiegsrunde. Ein Jahr später gelang
ihm der Sprung in den bezahlten Fußball. Zuletzt trainierte er die Stuttgarter
Kickers, wurde dann wegen ausbleibendem Erfolg entlassen.
Derzeit bildet sich der frühere KSC-Profi weiter, bei Ajax Amsterdam in Sachen
Jugendförderung. "Ich würde mir den Job in der schweren Situation durchaus zutrauen",
so Boysen auf FNP-Nachfrage. Auch der Ex-Profi des 1. FC Köln, Stefan Engels,
signalisierte, gerne in Offenbach zu arbeiten. "Wenigstens zeigt die große Nachfrage
nach dem Posten, dass wir unseren Namen noch nicht ganz verspielt haben", meinte Müller.
(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)
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Die Hoffnung stirbt zuletzt Kickers Offenbach verabschiedet sich mit vielen Schrammen in die Winterpause / Trainersuche geht in die heiße Phase
Fast alle der nur noch 4500 Zuschauer hatten den Bieberer Berg, die mit Leichtigkeit
zu erobernde, einstige Festung der Offenbacher Kickers, schon wieder verlassen,
kopfschüttelnd oder vor sich hin fluchend. Nur ein paar Hartgesottene harrten
noch aus, starrten auf den im Flutlicht matt schimmernden Rasen, leeren Blickes
und mit verschränkten Armen, und plötzlich, als Oliver Roth über den Platz Richtung
VIP-Raum marschierte, da fuhr einer aus der Haut. Oben, auf der Haupttribüne,
in der letzten Reihe saß er und brüllte hinab: "Olli, zieh endlich das Trikot
wieder an." Der mittlerweile als Teammanager fungierende Publikumsliebling schnaubte
zurück: "Meinst du, das hätte heute was geändert ?" Die Antwort, kleinlaut: "Ich weiß es nicht."
Vermutlich hätten auch zwei im Strafraum wühlende Olli Roths nichts genutzt,
nicht an diesem Freitagabend, an dem die Gesichter letzten Endes wieder einmal
lang und der Frust gewaltig war, an dem die Kickers gegen die Amateure des FC
Bayern München mit einem dunkelblauen Augen davon kamen, nicht 1:3, 1:4 oder
1:5 verloren, sondern ein 1:1 nach Hause schaukelten, einzig und allein dank
der Leistung ihres Torwartes, dank Cesar Thier, der gleich mehrere "Tausendprozentige"
(Roth) zu Nichte machte. "Wir hatten", sagte der Teammanager später, "die Hosen voll."
Und daher wechselten Trainer Dieter Müller und Oliver Roth kurz vor Schluss sogar
noch Abwehrspieler Michael Köpper ein, "denn wenn wir das 1:2 bekommen hätten,
dann hätte man der Mannschaft Selbstvertrauen intravenös verabreichen müssen",
befand Roth. Im Grunde ist das Remis aber fast wie eine Niederlage zu werten,
zum einen, da ein Zähler nicht so furchtbar große Sprünge zulässt, die Kickers
als Tabellenletzter überwintern werden. Zum anderen, weil die Bayern dem OFC
schonungslos die Grenzen aufzeigten, weil die Leistung der Hessen nur eine böse
Mutmaßung zulässt, dass sie nämlich in der nächsten Saison eine Klasse tiefer,
in der Oberliga Hessen, antreten dürfen.
Ein gutes Stück weit hat sich Ratlosigkeit breit gemacht, Durchhalteparolen waren
zu vernehmen, Floskeln, aber Erklärungen ? Fehlanzeige. Den Willen wollte Müller
den Fußballern zwar nicht absprechen, sagte aber, dass dem einen oder anderen
Spieler "das Herz fehlt". Das Team habe "wahnsinnige Angst, und diese Versagensängste
lähmen". Zudem müsse man sich fragen, ob nicht die Klasse fehle, "ob es bei einigen
Spielern nicht reicht". Vor allen Dingen von den Leistungsträgern war der Trainer
enttäuscht, von Stefan Dolzer, Günther Maier, Matthias Becker müsse viel mehr
kommen, "die spielen allesamt unter ihren Möglichkeiten".
Mit tiefen Schrammen haben sich die Kickers, deren Spieler am heutigen Montag
zum Laktattest antreten und die bis Freitag trainieren müssen, also in die Winterpause
gerettet, die dringend benötigt wird, um den leeren Akku aufzuladen - um, wie
Stürmer Nazir Saridogan sagte, "mit 110 Prozent loszulegen, das fast Unmöglich
doch noch möglich zu machen".
Wie aber geht es jetzt weiter ? Am heutigen Montag werden sich die Verantwortlichen
an einen Tisch setzen und über die mit Sicherheit wichtigste Entscheidung befinden,
wer die Mannschaft vor dem drohenden Abstieg retten soll. Es gebe einige Kandidaten,
mit denen man sich unterhalten werde, bestätigte Müller, auf alle Fälle müsse
ein Coach gefunden werden, der eine "große Autorität, der Erfahrung hat, der
die Blockade im Kopf der Spieler löst". In vielen Dingen, so der präsidiale Trainer,
sei "sehr geschludert" worden, das könne man nicht von heute auf morgen ausmerzen.
Einer der Kandidaten dürfte Michael Blättel, bis zum Sommer Trainer des FSV Frankfurt,
sein, der sich das 1:1 gegen die Bayern von der Tribüne aus ansah. Der 40-Jährige,
der den FSV vor anderthalb Jahren in scheinbar aussichtsloser Situation übernahm
und vor dem Abstieg rettete, würde dem Anforderungsprofil entsprechen und wäre
nicht abgeneigt, das Amt zu übernehmen. "Blättel ist ein sehr guter Trainer,
der beim FSV gute Arbeit geleistet hat", sagte Roth knapp. Ob der Verein eventuell
Spieler abgeben und neue holen wird, bleibt ebenfalls abzuwarten. Finanziell,
erklärte Roth, sehe es nicht allzu rosig aus, und einem nackten Mann etwas aus
der Tasche zu ziehen, sei dann doch nicht ganz so leicht.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Kickers brauchen neue Spieler, können sich aber keine leisten
OFFENBACH. Der Mann, der auch eine Viertelstunde nach Spielende noch niedergeschlagen
in der letzten Reihe auf der Haupttribüne saß, war am Freitag abend nicht der
erste, der diese Forderung erhob."Olli, zieh das Trikot wieder an!"rief er von
oben Oliver Roth, dem Teammanager der Offenbacher Kickers, zu. "Meinst du, das
hätte etwas genutzt?" fragte der frühere Torjäger des Fußball-Regionalligavereins
zurück. Der gleichermaßen deprimierte wie verärgerte OFC-Anhänger gab Roth eine
ehrliche Antwort. "Ich weiß es nicht".
Unmittelbar nach dem 1:1 gegen die Amateure des FC Bayern München wußten die Offenbacher
Zuschauer auf der Haupttribüne, was zu tun ist. Sie pfiffen ihre Mannschaft angesichts
der mangelhaften Leistung aus. Am letzten Spieltag vor der Winterpause haben
die Spieler des Tabellenletzten offenbar den letzten Kredit bei ihren Anhängern
verspielt. Noch während der Begegnung mit den ebenfalls in Abstiegsgefahr schwebenden
Münchnern hatte es immer wieder Unmutsäußerungen des Publikums gegeben.
Dabei hatte Klaus Gerster vor dem Spiel noch versucht, die Zuschauer mit einer
"kleinen Geste" für den Verein und die Mannschaft einzunehmen. Der OFC-Manager
überreichte den treuen Fans auf der Gegentribüne symbolisch das Trikot mit der
Nummer zwölf, das nach dem Weggang von Dubravko Kolinger zum FC St. Pauli bei
den Kickers nicht mehr getragen wird. "Es wird bei uns immer heißen, die Fans
sind unser zwölfter Mann", sagte Gerster über das Stadionmikrofon. Im Augenblick
stehen die OFC-Anhänger aber aus verständlichen Gründen nicht mehr wie gewohnt
hinter ihrer stark vom Abstieg bedrohten Mannschaft.
Dieter Müller, als Präsident der ranghöchste Mann im Verein, der als Übergangstrainer
den Tabellenletzten am Freitag wohl zum letzten Mal betreut hat, kritisierte
seine Mannschaft, die ängstlich und ohne Konzept gespielt hatte, zu Recht. "Wir
haben zu wenig Spieler mit Herz". Es gäbe einige Akteure, die nicht begriffen
hätten, "daß es um die Existenz des Vereins geht", sagte Müller. Zu ihnen gehört
sicherlich Stürmer Matthias Becker, der nach seiner Einwechslung in der zweiten
Halbzeit abermals den Ansprüchen nicht gerecht wurde. Auch Tom STthn, der in
Erfurt die Rote Karte gesehen hatte, hat den Kickers wiederholt großen Schaden
zugefügt. Ob die beiden Spieler den OFC in der Winterpause verlassen müssen,
dazu wollte Roth (noch) keine Stellung beziehen.
"Bei uns wird und muß sich einiges verändern" sagte immerhin Müller. Offenbar
sind die Offenbacher auch angewiesen, Spieler abzugeben, wollen sie neue - was
dringend erforderlich ist - verpflichten. "Wir haben zwar noch momentan keinen
Kassensturz gemacht. Aber momentan sieht es nicht unbedingt finanziell so rosig
aus, daß wir große Sprünge machen können". Einem nackten Mann in die Tasche zu
greifen, sei eine Kunst sagte Roth.
Einen neuen Trainer muß der OFC, für den Nazir Saridogan den einzigen Treffer
erzielte, auch bezahlen. Schon am Montag oder Dienstag wollen die Hessen erste
Gespräche mit Kandidaten führen. "Wir werden jemand finden, der die Mannschaft
nach oben bringen wird", sagte Müller. Der Präsident ist froh, wegen seiner Tätigkeit
als Übergangstrainer das "Profil der Mannschaft" zu kennen. "Ich weiß jetzt,
welchen Trainer unsere Spieler brauchen." Nach Auffassung von Müller muß der
neue Mann eine "sehr große Autorität" haben, was die Mannschaftsführung angeht".
Darüber hinaus sollte er auch in der Lage sein, "die Blockade in den Köpfen der
Spieler" zu lösen. An Arbeit wird es dem künftigen Offenbacher Fußballehrer jedenfalls
nicht fehlen. -"In vielen Dingen ist bei uns geschludert worden", sagte der Kickers-Präsident.
Zumindest eines freue Müller am Freitag."Es ist gut, daß jetzt die Winterpause
kommt". In den kommenden Wochen möchten die Hessen die vielen Fehler korrigieren,
die sie bislang in dieser Saison gemacht haben. Viele bezweifeln, daß das machtbar
sein wird. Vorerst hätte es auch Sicht der Offenbacher jedenfalls noch schlimmer
kommen können. "Bei einer gut möglichen Niederlage gegen die Münchner wäre die
Mannschaft völlig am Boden gewesen. wir hätten ihr dann intravenös Selbstvertrauen
zu führen müssen. So haben wir leidlich ruhe Weihnachten", sagte Roth.
(Von Jörg Daniels, FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG)
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Große Träume, aber noch kein Tor für Kickers
Er träumt von einer Karriere in der Fußball-Bundesliga. Er ist 22 Jahre jung,
ein typischer Strafraumspieler, beidfüßig, kopfballstark und steckt voller Dynamik.
Doch abrufen können hat er sein Leistungsvermögen noch nicht, seit er im Sommer
von den Amateuren des FC Bayern München zu den Offenbacher Kickers gekommen ist.
Patrick Würll, in der vergangenen Regionalliga-Saison 14 Mal als Torschütze für
die Bayern-Amateure erfolgreich, hat sich beim OFC bisher noch nicht durchgesetzt.
Nazir Saridogan, Stefan Ertl, Marcio und Tobias Schindler haben als Stürmer mehr
Einsätze beim Schlusslicht der Fußball-Regionalliga Süd zu verzeichnen. Würll
selbstkritisch: "Der OFC ist Letzter, und ich habe eine bescheidene, eigentlich
katastrophale Bilanz vorzuweisen."
Lediglich in neun von 19 Punktspielen kam Würll zum Einsatz, auf sein erstes
Pflichtspieltor für die Kickers wartet er noch immer. Heute Abend (19.30 Uhr/Bieberer
Berg) hofft er auf die zehnte Chance - gegen die Amateure des FC Bayern, für
die er immerhin vier Jahre gespielt hat. Die Münchner, mit 21 Punkten auf Platz
14, haben vier Zähler mehr auf dem Konto als die Kickers.
"Das ist für mich natürlich ein ganz besonderes Spiel und für den OFC das wichtigste
Spiel des Jahres. Wir brauchen drei Punkte, sonst wird der Abstand zu den Nichtabstiegsplätzen
zu groß. Nur mit einem Sieg können wir einigermaßen beruhigt Weihnachten feiern",
sagt Würll, der mit 17 Jahren aus Schweinfurt zum FC Bayern gewechselt war.
Patrick Würll über ...
seine Kontakte zu den Bayern-Amateuren: "Ich kenne jeden Spieler und habe zu
vier, fünf Akteuren ein freundschaftliches Verhältnis."
die Stärken des Gegners: "Das sind alles gute Fußballer. Sie spielen ein modernes
System mit Viererkette in der Abwehr und drei Spitzen."
die Schwächen des Gegners: "Die Spieler blicken nur nach vorne, sind in der
Abwehr etwas zu naiv. Sie sind sehr verspielt, teilweise leichtsinnig und überheblich.
Das müssen wir ausnutzen."
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Aufbruchstimmung erzeugen OFC-Stürmer Würll brennt auf Einsatz gegen sein altes Team
Im Sommer, nach dreijähriger Torejagd für die Amateure des FC Bayern München,
hat sich Patrick Würll gedacht, vielleicht doch einmal über den Tellerrand hinaus
zu blicken. Eine neue Herausforderung suchte der 22 Jahre alte Stürmer, den Durchbruch
wollte er endlich schaffen, koste es, was es wolle, und da der Prophet im eigenen
Land ja nicht so viel gelten soll, hat er seine Siebensachen gepackt, das bayerische
Bundesland verlassen und im hessischen angeheuert. Kickers Offenbach, gerade
aus der Zweiten Bundesliga abgestiegen, schien eine gute Adresse, "ein phantastischer
Verein", wie Würll weiland sagte, schließlich gedachte der OFC auf direktem Wege
ins Unterhaus zurückzukehren, und vielleicht träumte Würll, dass er sich ratzfatz
in die Herzen der vielen Kickers-Anhänger spielen würde, die Offenbacher mit
seinen Toren zum Wiederaufstieg schießen würde und alsbald in aller Munde wäre.
Doch Träume platzen bisweilen wie Seifenblasen, zumal im Geschäft rund um die
Balltreterei, und also ist Würll mit voller Wucht auf dem Boden der Tatsachen
gelandet. Kickers Offenbach ist Letzter, Würll hat in 19 Partien ganze neunmal
gespielt, ist fünfmal ein- und dreimal ausgewechselt worden, er hat nicht ein
einziges Tor geschossen (" So etwas gab es noch nie in meinem Leben"), und er
sollte zwischenzeitlich schon wieder verkauft werden. "Bis jetzt", sagt der Sportstudent
vor dem Spiel am heutigen Freitag gegen seine alten Kameraden, "ist das alles
eine Katastrophe gewesen. Es ist alles falsch gelaufen, was falsch laufen kann."
Doch Würll lässt sich nicht entmutigen, er wolle sich durchbeißen, "auf dem Bieberer
Berg noch etwas erleben", sagt er und fügt an: "etwas Positives." Die letzten
Monate, die heftigen Turbulenzen, das ganze Theater, die rekordverdächtige Zahl
von fünf Trainerwechseln binnen vier Monaten, all das sei schon der "Wahnsinn"
gewesen, "das ist einmalig, das wird es wohl nie wieder geben, egal wo". Als
Entschuldigung für seine persönliche Flaute will er das Hickhack aber nicht verstanden
wissen: "Das sind doch alles Alibis."
Der schlaksige Angreifer, Typ Strafraumwühler, hofft, heute Abend gegen die Bayern-Amateure
(19.30 Uhr) das zweite Mal in dieser Saison von Beginn an spielen zu dürfen,
Trainer Dieter Müller habe ihm "berechtigte Hoffnungen gemacht". Und der 22-Jährige
brennt auf seinen Einsatz, spricht ganz ohne Umschweife von einem ganz besonderen
Spiel, von den vielen alten Kumpels, und davon, mit einem Sieg so etwas wie "Aufbruchstimmung"
zu erzeugen. Die sei auch dringend erforderlich, um am Ende nicht den Gang in
die Oberliga antreten zu müssen, denn dann wäre auch der von Würll geplante "Neuanfang
im Sommer" zu Nichte gemacht.
Ob er freilich wirklich von Beginn an auflaufen wird, entscheidet Müller erst
heute, am Mittwoch sprach er sich noch zaghaft für Matthias Becker und Nazir
Saridogan aus, was jedoch nicht heißt, dass es auch so kommen muss. Gerade Saridogan
wäre bitter enttäuscht, sollte er nicht zur Anfangsformation gehören. Dem Angreifer
ist die fortwährende Kritik am stürmenden Personal nicht verborgen geblieben,
auch der 23 Jahre alte Neuzugang vom SV Wehen ist vom Trainer verbal attackiert
worden. Saridogan, so Müller, würde ja arbeiten und sich bemühen, aber entscheidend
durchsetzen könne auch er sich nicht. Die Kritik vom Coach müsse er akzeptieren,
sagt Saridogan, "aber ich fühle mich nicht unbedingt angesprochen, habe ja auch
ein paar Daten aufzuweisen". Mit sieben Toren sei er nicht nur der beste Torschütze,
er habe auch zwei Elfmeter rausgeholt und zwei Vorlagen gegeben, "ich war an
elf von 17 Toren beteiligt, da kann ich ja wohl nicht so schlecht sein".
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Dieter Müllers vernichtende Kritik
Offenbach. Eines steht schon vor dem letzten Spieltag der Fußball-Regionalliga Süd in
diesem Jahr fest: Zweitliga-Absteiger Kickers Offenbach überwintert bei derzeit vier Punkten
Rückstand zum rettenden Ufer auf einem Abstiegsplatz. Daran konnte auch Trainer Dieter
Müller, der am 13. November das angeschlagene Team übernahm, nichts ändern. Zumindest
im letzten Heimspiel dieses Jahres hofft Müller auf ein nochmaliges Aufbäumen gegen die
ebenfalls abstiegsbedrohten Amateure von Bayern München (Freitag; 19.30 Uhr).
"Wir dürfen den Kontakt nicht abreißen lassen", so der Coach. Der hätte sonst in seiner
Doppelfunktion als Präsident eine nahezu aussichtslose Situation zu verantworten. Zuletzt
holten die Kickers aus elf Partien nur sieben Punkte. So bleibt Müller nichts anderes übrig als
eine vernichtende Kritik bei der Analyse der Gesamtsituation vor dem letzten Spieltag 2000.
Müllers Mannschaft: "Alles in allem sind die Spieler nicht fähig zu präzisen Pässen. Sie
kommen nicht an ihren Gegenspielern vorbei. Unsere schnellen Akteure auf der Außenbahn,
wie Patrick Klöckner, Günther Maier oder Patrick Dama, sind nicht in der Lage, die Bälle
gezielt vors Tor zu spielen. Und die erfahrenen Routiniers wie Stefan Simon bringen sich
nicht genug ein. Im Sturm fehlen zudem fertige, ausgereifte Offensivkräfte. Matthias Becker
oder Nazir Saridogan nutzen beste Chancen nicht."
Müllers Vorgänger: "Körperlich ist der Kader keinesfalls in bestem Zustand. Ich musste das
Training intensivieren."
Müllers Kader: "Es gibt sieben oder acht Mann für die rechte Seite, aber nur drei Linksfüßler.
Marcio wurde als Stürmer gekauft, ist aber ein Mittelfeldspieler. Dafür trage ich keine
Verantwortung, aber wir müssen jetzt damit auskommen."
Bleibt wenig Hoffnung auf Besserung. Ein neuer Trainer, der zur Rückrunde den OFC retten
soll, ist noch nicht gefunden. Und Testspieler wie Cleber Cardoso (20) vom Landesligisten
SVA Bad Hersfeld helfen auch nicht aus der Krise. Müller selbst bleibt nur noch Galgenhumor:
"Am liebsten würde ich gegen die Bayern Oliver Roth im Sturm einsetzen. Der hinterlässt immer
noch die besten Trainingseindrücke." Doch der Ex-Torjäger hat seine aktive Laufbahn beendet und
fungiert nur noch als Assistenztrainer und Team-Manager.
Das Programm: 1860 München - Elversberg (Fr. 19 Uhr), Offenbach - Bayern München (Fr.
19.30 Uhr), Schweinfurt - Erfurt, Jena - Burghausen (beide Sa. 14 Uhr), Wehen - Regensburg
(Sa. 14.30 Uhr), Aalen - Trier, Karlsruhe - Pfullendorf (beide Sa. 15 Uhr), Siegen - Darmstadt,
Stuttgart - Mannheim (beide So. 14 Uhr).
(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)
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Dieter Müller will lieber anderen den Zahn ziehen Auch der präsidiale Trainer des OFC bemängelt falsch zusammengestellten Kader
Schließlich tauchte Dieter Müller doch noch auf, mit einer guten Dreiviertelstunde Verspätung zwar, aber
immerhin. Beim Zahnarzt steckte der Trainer der Offenbacher Kickers fest, war umgeben von Bohrern und
ähnlichen Instrumenten, die viele auch als Folterwerkzeuge begreifen, während die wissbegierigen
Journalisten im kleinen Presseraum am Bieberer Berg auf harte Fakten warteten. Als der OFC-Boss dann,
gegen 13.15 Uhr, zur turnusmäßigen Pressekonferenz erschien, entschuldigte er sich artig für die Verspätung
und bat um Verständnis, schließlich wolle er sich am Freitag nicht mit Zahnschmerzen auf die Bank setzen,
"denn Schmerzen habe ich momentan sowieso genug".
Vermutlich war diese Aussage auf die Tabellensituation der Kickers gemünzt, die ja bekanntlich alle 17
Mannschaften im Klassement vor sich haben. Am morgigen Freitag geht es nun auf heimischen Terrain gegen
die Amateure des FC Bayern München (19.30 Uhr), gegen ein Team also, das ähnlich tief im Morast wie das
der Hessen steckt. Einen Sieg hat Müller, was Wunder, daher zur höchsten und einzigen Pflicht erklärt,
dann nämlich wäre der Anschluss zu den Nicht-Abstiegsplätzen geschafft. Dass der so dringend benötigte
Dreier nicht so leicht zu erringen sein wird, weiß auch der Coach. Zum einen haben die Bayern
"gute, technisch sehr starke Fußballer" in ihren Reihen und zum anderen haben sie sich berappelt,
gelten nicht mehr als braver Punktelieferant.
Müller steckt indes noch immer die 0:3-Schlappe in Erfurt in den Knochen, erstmals habe er da "die
Ohnmacht des Trainers gespürt", musste, zur Tatenlosigkeit verbannt, mit ansehen, wie das ganze Konzept
durch den frühen Platzverweis für Tom Stohn, dem eine "saftige Geldstrafe" (Müller) aufgebrummt wird, über
den Haufen geworfen und seine Elf letztlich mit drei Toren bestraft wurde. Ein derart frustrierendes
Erlebnis möchte der präsidiale Trainer nicht mehr erleben, weshalb er von seinen Spielern fordert, noch
eine Schippe draufzulegen, an die Leistung vom 1:0-Sieg über Eintracht Trier vor zwei Wochen anzuknüpfen.
Kopfzerbrechen bereitet ihm allerdings der Sturm, der seine Bezeichnung genau genommen gar nicht verdient.
17 Tore haben die Kickers in 19 Spielen erzielt, eine lächerliche Ausbeute, die den 46-Jährigen, der in
303 Bundesligapartien 177 Tore schoss und zweimal Torschützenkönig war, nur müde mit den Schultern zucken
lässt. Viel zu wenig Durchschlagskraft hätten seine Angreifer, ein Mann mit "Killerinstinkt" fehle an allen
Ecken und Enden.
Worte, die vor ihm schon die entlassenen Peter Neururer und Dragoslav Stepanovic sprachen und die ungehört
verklangen. "Vielleicht", sagt Müller scherzhaft, "wechsel ich am Freitag den Olli Roth ein, der hat im
Training einen hervorragenden Eindruck gemacht."
Natürlich wird er das nicht machen, und ob der 20 Jahre alte brasilianische Stürmer vom Landesligisten
Buchonia Flieden, der am Dienstag ein Probetraining absolvierte und der eventuell in der Winterpause
verpflichtet werden soll, diese Torflaute auf Anhieb beheben wird, scheint ebenso zweifelhaft.
Auf alle Fälle sei der Kader falsch zusammengestellt worden, der von Mainz gekommene Marcio beispielsweise
ist als Stürmer geholt worden, dabei, so Müller, müsse doch jeder erkennen, dass der Brasilianer ein
Mittelfeldspieler sei. "Ich muss jetzt Dinge ausbaden, für die ich nicht verantwortlich bin", sagt der
Trainer. Berechtigte Kritik, die Manager Klaus Gerster nicht gerne hören wird.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Müller setzt auf Becker/Saridogan
Offenbach (theo) "Eigentlich habe ich schon genug Schmerzen", verriet Dieter Müller, als er direkt von
einem Zahnarzt-Termin zur gestrigen Pressekonferenz der Offenbacher Kickers vor dem Heimspiel am Freitag
(19.30 Uhr) auf dem Bieberer Berg gegen die Amateure des FC Bayern München eintraf. Die Enttäuschung nach
der 0:3-Niederlage in Erfurt war dem OFC-Trainer/Präsidenten immer noch anzumerken: "Erstmals habe ich die
Ohnmacht eines Trainers zu spüren bekommen", sagte er, weil sein Konzept nach dem frühen Platzverweis von
Tom Stohn hinfällig wurde.
"Nach dem 1:0-Sieg gegen Trier habe ich Fortschritte gesehen, und mit elf Mann hätten wir mindestens einen
Punkt aus Erfurt mitgebracht", sagte der Ex-Nationalspieler, der aber auch eingesteht: "Bei uns passiert
vorne einfach zu wenig, das zeigen die bisher erst 17 erzielten Tore. Wir haben keine torgefährlichen
Spieler. Uns fehlt einfach ein 'Killer'. Die Spieler wollen zwar, aber das Umsetzen ist noch das Problem.
Daran arbeiten wir."
Wenigstens kann das Trainer-Duo Müller/Oliver Roth fast aus den Vollen schöpfen. Bis auf Dietmar Roth und
Manni Binz sind alle Spieler fit. Auch Matthias Becker, der einen Schlag gegen die Wade abbekam, Patrick
Dama und Lars Schmidt sind wieder ins Training eingestiegen. Müller favorisiert am Freitag Becker und
Nazir Saridogan für den Angriff. Aber die endgültige Mannschaftsaufstellung wird sich erst nach den
gezeigten Trainingsleistungen herauskristallisieren.
Müller/Roth erwarten von ihrer Mannschaft eine weitere Steigerung: "Drei Punkte sind Pflicht, das ist
allen klar; dann sieht die Welt wieder besser aus. Schließlich haben wir nach der Winterpause, die vom
15. Dezember bis 15. Januar geht, noch 15 Spiele."
Erst nach der Freitagspartie werden Entscheidungen über den neuen Trainer ("unabhängig vom Ausgang des
Spiels") und die Höhe der ("saftigen") Strafe gegen Stohn gefällt. Ein 20 Jahre alter brasilianischer
Stürmer, der derzeit für einen Landesligisten spielt, war im Probetraining und soll weiterhin beobachtet werden.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
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Kickers Offenbach und das Gespräch im Leichenwagen
Offenbach (uss). Die Krise von Kickers Offenbach ist zeitlos. Karl Hegner aus
Rodgau hat in einem 1986 erschienenen rororo-Taschenbuch mit dem Titel "Der letzte
Aufguss" (Autoren Norbert Bartnik/Klaus Möller) eine Passage über den OFC entdeckt,
die genau so auch heute geschrieben werden könnte. Bezeichnend für den Zustand
des Dauerpatienten Kickers spielt die Szene in einem Leichenwagen. Geschildert
wird ein Gespräch zwischen dem Chefbestatter namens Jochen und seinen beiden
Gesellen. Der Text:
Die beiden Gesellen neben ihm kauten Kaugummi. "Die Kickers sind weg vom Fenster",
sagte der eine. "Direkter Durchmarsch in die Landesliga Süd." Der andere lachte
traurig: "Das liegt aber auch an der Vereinsführung. Wie kann man nur für so
viel Geld so viele Kappen verpflichten."
"Mit Hermann Nuber wäre das nicht passiert", sagte Jochen, der den OFC von glorreichen
Tagen her kannte. "Da wurde noch die Weite des Raums ausgenutzt, nicht immer
dieses Klein-klein im Mittelfeld."
(Von (uss), OFFENBACH-POST)
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Blackout kommt Tom Stohn teuer zu stehen
Der Druck auf Kickers Offenbach wächst unaufhörlich. Das Schlusslicht der Fußball-Regionalliga
ist nach dem 0:3 bei Rot-Weiß Erfurt unter ungeheuren Zugzwang geraten, der Abstand
zum 15. Tabellenplatz beträgt schließlich schon vier Punkte, was zur Folge hat,
dass der OFC auf alle Fälle auf einem Abstiegsrang überwintern wird. Um aber
zumindest den Anschluss zu halten, nicht allzu weit ins Hintertreffen zu geraten,
ist ein Sieg im Heimspiel am kommenden Freitag gegen die Amateure des FC Bayern
München fast schon Pflicht. "Wir müssen unbedingt dreifach punkten", sagt Trainer Dieter Müller.
Der Coach ist guter Dinge, glaubt, dass sich seine Elf in den drei Spielen unter
seiner Regie stabilisiert habe, "sie ist gefestigt". Sie hat aber auch nur drei
von neun möglichen Punkten geholt, und dass sie aus Erfurt mit null Zählern im
Gepäck zurück nach Offenbach kam, verdankte sie wohl in erster Linie Tom Stohn,
der in der 20. Minute nach einer Tätlichkeit zu Recht des Feldes verwiesen wurde.
Stohns Griff in die Weichteile seines Gegenspielers wird ihn teuer zu stehen
kommen. Im wahrsten Sinne des Wortes. "Tom wird bestraft werden", sagt Müller,
und er lässt auch keinen Zweifel aufkommen, dass es die Geldbuße in sich haben wird.
Nach der Partie gegen die Bayern wollen die Offenbacher Verantwortlichen denn
auch über einen neuen Trainer befinden. Müller hofft, ihn in diesem Jahr, spätestens
Anfang des nächsten präsentieren zu können. "Das ist eine wichtige Personalentscheidung,
die man in Ruhe angehen muss."
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Müller will auf Defizit reagieren
Offenbach (app). Was Manager Klaus Gerster vorgestern bei einer Fandiskussion
in der Stadiongaststätte für möglich hielt, bestätigte gestern der Präsident
und Trainer des Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach. Dieter Müller kündigte
an, dass das Präsidium des OFC in den Tagen nach dem letzten Heimspiel dieses
Jahres gegen die Amateure des FC Bayern München (Freitag, 19.30 Uhr) mit den
Akteuren über mögliche Gehaltskürzungen sprechen wird. Müller sagte: "Wir schwimmen
weder im Geld, noch ist unsere finanzielle Lage prekär. Aber auf Grund des Misserfolgs
in dieser Saison haben wir einen Zuschauerrückgang und fehlende Einnahmen zu
verzeichnen - darauf müssen wir reagieren." Der Präsident schätzte, dass den
Kickers am Jahresende im Vergleich zur Kalkulation bis zu 500 000 Mark fehlen könnten.
Der OFC, zu Saisonbeginn als Favorit auf die Rückkehr in die 2. Liga gehandelt,
hatte mit knapp 8 000 Fans pro Heimspiel kalkuliert. Die letzte Partie des Schlusslichts
der Regionalliga Süd am Bieberer Berg gegen Trier (1:0) wollten noch 5 000 Zuschauer
sehen - für die Dritte Liga ist das zwar eine stolze Zahl, nicht aber für den OFC.
Mit einer ähnlichen Kulisse rechnet Dieter Müller auch gegen die Amateure des
FC Bayern. "Das ist ein interessanter, attraktiver Gegner. Ich denke, dass die
Fans, die zuletzt da waren, uns die Treue halten, zumal sie sehen, dass die Mannschaft
will und bemüht ist."
(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)
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Urlaub bis 10. Januar
Offenbach (app). Die Weihnachtspause beginnt für die Spieler der
Offenbacher Kickers erst am 14. Dezember. Das hat Trainer und
Präsident Dieter Müller bekannt gegeben. Nach dem Heimspiel am
Freitag in der Fußball-Regionalliga Süd gegen den FC Bayern müssen
die OFC-Spieler noch sechs Tage trainieren. Der künftige Coach soll
am 10. Januar mit der Vorbereitung auf den Rest der Saison
beginnen. Müller: "Dreieinhalb Wochen Urlaub müssen in unserer
Lage reichen. Danach werden wir sehr intensiv trainieren."
(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)
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Alkohol und Zigaretten vor Spielen?
Offenbach (app). Die Resonanz bei der Premiere ließ noch etwas zu
wünschen übrig. Nur etwa 30 Fans der Offenbacher Kickers waren
gestern Morgen dem Aufruf des neuen Präsidiums gefolgt, an einem
Diskussionsforum in der Stadiongaststätte teilzunehmen. Diejenigen,
die den Weg ins "Offenbacher Haus" gefunden hatten, brauchten ihr
Kommen nicht zu bereuen. Manager Klaus Gerster, die neuen
Vizepräsidenten Thomas Kalt und Edgar Old sowie die Spieler
Matthias Becker und Manfred Binz standen eineinhalb Stunden Rede und Antwort.
Und an Fragen und Gerüchten mangelt's in Zeiten des Misserfolges
nie. Einige Themen:
Unprofessioneller Lebenswandel. Wie aus verschiedenen Quellen zu
hören war, seien einige Spieler der Kickers "oft auf Tour". Auch an
den Tagen vor Spielen. "Die Gerüchte und Hinweise verdichten sich",
bestätigte Vizepräsident und Hobby-Marathonläufer Kalt, "dass es
diese Dinge in der Vergangenheit gegeben hat. Wir werden den
Vorwürfen nachgehen." Bereits auf der Mitgliederversammlung im
November waren sie ein Randthema. Binz sagte: "Jeder führt sein
eigenes Leben. Aber Alkohol und Zigaretten sind ganz schlecht -
man wird mit diesen Spielern reden müssen." Gerster kündigte an,
dass Akteure - falls sich der Verdacht bestätigen sollte - harte
Strafen auferlegt bekommen.
Verhältnis zwischen Fans und Spielern. Vergangene Woche sahen
5 000 Fans den Sieg gegen Trier, mehr als 400 Anhänger begleiteten
den OFC nach Erfurt. Für den Tabellenstand noch eine ordentliche
Quote. Bei Niederlagen schwankt in dieser Saison die Stimmung.
Teile der Fans versuchen die Spieler aufzumuntern, andere
provozieren. Gerster: "Die Unstimmigkeit trifft zurzeit auf Mannschaft
und Fans zu. Das wird nur besser, wenn wir wieder gewinnen. Alle
leiden durch den Misserfolg."
Die Zukunft: In der Woche nach dem Heimspiel gegen die Amateure
des FC Bayern München wird der OFC den künftigen Trainer
benennen. Präsident Dieter Müller, Teammanager Oliver Roth und
Gerster wollen mit dem sportlichen Leiter über Zugänge in der
Winterpause beraten. "Von der Tabelle her sieht's so aus, als
brauchen wir einen neuen Stürmer", sagte Gerster. Die Basis für den
Klassenerhalt sei aber eine "funktionierende Mannschaft" - und nicht
eine Neuverpflichtung. Das mahnende Beispiel: Der Karlsruher SC hat
im vergangenen Winter für viel Geld drei neue Spieler engagiert und
ist als Letzter der 2. Liga in die Regionalliga Süd abgestiegen.
Nach dem Spiel am Freitag gegen den FC Bayern sei "ein
Kassensturz" fällig, so Gerster. Auf Grund des Zuschauerrückgangs
am Bieberer Berg "könnte es daher auch sein, dass wir mit den
Spielern über Gehaltskürzungen reden müssen". Die sind rechtlich nur
möglich, wenn sich die Akteure einverstanden erklären - weitere
Abgänge wären somit denkbar.
(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)
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Hauptsache ein Sieg OFC-Gegner Erfurt steckt ebenfalls in der Krise
Wer vor dem Kellerduell zwischen Rot-Weiß Erfurt, 14. in der Tabelle, und den
Offenbacher Kickers, 17., einen Blick auf die Statistik wirft, dem könnte, so er
Fußball als etwas Ästhetisches, Belebendes versteht, ganz anders werden. In 18
Spielen haben es beide Klubs auf gerade mal vier Siege gebracht, spielerisch ist
das Gebotene zumeist ganz schön armselig gewesen, und vor des Gegners Tor
sind die zwei Mannschaften in etwa so gefährlich wie eine Sammlung
Plüschtierchen auf der Wohnzimmercouch; die Thüringer trafen bislang 20 Mal ins
Schwarze, die Hessen 17 Mal, was sie als schwächste stürmische Abteilung der
Regionalliga Süd ausweist.
Dass beide Vereine tief im Abstiegskampf und noch tiefer in der Krise stecken und
die Trainer gewechselt haben (die Kickers zugegebenermaßen etwas häufiger als
jeder andere Klub in ganz Deutschland), versteht sich somit fast schon von selbst.
Und daher sollte es sich ein jeder zweimal überlegen, ob er am heutigen Samstag
(14 Uhr) den Weg ins Steigerwaldstadion antritt, zumal Hans-Ulrich Thomale, der
neue Erfurter Trainer, verrät, dass es ihm völlig gleich sei, "ob wir attraktiv spielen
oder nicht". Na, das kann ja heiter werden.
Auch Dieter Müller, Trainer und Präsident in Offenbach, wird es mutmaßlich egal
sein, ob seine Elf fein kombinierend oder nach grottenschlechtem Spiel durch
einen Glücksschuss in der Nachspielzeit zum so dringend benötigten Sieg kommt
- "Hauptsache gewonnen", würde der 46-Jährige wohl hinterher sagen, und es
würde nicht mal einer wagen zu widersprechen, gerade in Zeiten, da der nackte
Kampf ums Überleben zuvorderst steht. Dieter Müller jedenfalls erwartet ein "sehr
schweres Spiel", und um die Bedeutung der Begegnung gesondert hervorzuheben,
erzählt er noch, es gehe in den 90 Minuten um sechs und nicht nur um drei
Punkte, was natürlich Quatsch ist, sich aber eben so eingebürgert hat.
Den Kickers kam der Trainerwechsel bei den Erfurtern vor knapp einer Woche nicht
gerade zupass, da Dieter Müller "an einen Schub" für die Mannen aus der
thüringischen Hauptstadt glaubt, während sein Pendant Thomale, der den früheren
Eintracht-Co-Trainer Frank Engel ablöste, die Offenbacher "von der Psyche her
einen Schritt weiter" sieht, da sie vor acht Tagen ihre Negativserie mit dem
1:0-Erfolg über Eintracht Trier beendet haben. Auf ein ähnliches Erlebnis freilich
warten die Rot-Weißen noch, seit sieben Partien sind sie mittlerweile sieglos,
heute soll sich das ändern, "wir werden um den Sieg kämpfen, bis zum Letzten
gehen", sagt Thomale. Darauf wiederum hat sich Dieter Müller auch schon
eingestellt, "wir müssen uns auf einiges gefasst machen".
Der Coach wird sein Team im Vergleich zum Trier-Spiel lediglich auf einer Position
umstellen, für den an der Leiste verletzten Verteidiger Dietmar Roth wird vermutlich
Michael Köpper in die Anfangsformation rücken, der die Woche über gut trainiert
habe. Das tägliche Üben auf dem Platz hat im Übrigen erheblich an Intensität
gewonnen, schließlich soll der körperliche Zustand der Spieler noch immer nicht
der allerbeste sein. "Es schien mir so, als ob vorher nicht so intensiv trainiert
wurde", sagt Dieter Müller, doch das hat sich geändert. "Neulich waren sie kaputt,
da haben sie ganz schön gestöhnt."
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Optimismus bei Kickers und in Erfurt
Offenbach (app). An diesen Gegner haben die Offenbacher Kickers
keine guten Erinnerungen: In der Hinrunde gewann Rot-Weiß Erfurt
durch einen Treffer von Hebestreit in der 90. Minute am Bieberer
Berg mit 1:0. Anschließend trennten sich die Wege von Trainer Peter
Neururer und den Kickers - der freie Fall des Zweitligaabsteigers
begann. Die Erfurter, nach dem Sieg in Offenbach Tabellenzweiter,
folgten dem OFC in die Niederungen der Fußball-Regionalliga Süd.
Ein Blick auf die Tabelle am vorletzten Spieltag dieses Jahres: Der
Tabellen-14. aus Thüringen erwartet am Samstag, 14 Uhr, den
Vorletzten aus Hessen. Die Platzierungen der Teams, beide weit
hinter den Erwartungen geblieben, lassen keinen filigranen Fußball
erwarten. Rot-Weiß Erfurt ist seit sieben Spielen ohne Sieg, der OFC
hat vergangene Woche durch das 1:0 gegen Eintracht Trier die Rote
Laterne an den SC Pfullendorf abgegeben und kann die Gastgeber
mit einem Sieg in der Tabelle überholen. Kampf wird Trumpf sein im
Steigerwaldstadion.
Die Trainer sind optimistisch. Sie kalkulieren mit einem positiven
Abschneiden ihrer Mannschaft. Die Gäste aus Offenbach sogar noch
mehr als die Gastgeber. OFC-Trainer Dieter Müller, der Erfurt zweimal
beobachtet hat, sagt: "Durch den Erfolg gegen Trier hat meine
Mannschaft einen ordentlichen Schub bekommen. Wir gehen voller
Selbstvertrauen in die Partie." Co-Trainer Oliver Roth fügt hinzu:
"Wir fahren nach Erfurt, um drei Punkte zu holen. Und genau so
engagiert werden wir dort auch auftreten."
Der in Kassel wohnende Hans-Ulrich Thomale, zuletzt VFC Plauen
und erst seit wenigen Tagen als Nachfolger von Frank Engel Trainer
der Thüringer, meint: "Auch wenn das der momentane Tabellenplatz
nicht aussagt - ich zähle die Kickers zu den stärksten Teams der
Liga. Sie sind nach dem Sieg in der vergangenen Woche im
psychologischen Aufwind und werden uns das Leben schwer
machen." Von seinen Spielern erwarte er aber, dass "jeder alles gibt
und sich auf dem Platz zerreißt". Thomale: "Und wenn wir am Ende
punkten, um so schöner."
Bei den Erfurtern fehlt Heiko Cramer, der beim 0:2 in Stuttgart die
Gelb-Rote Karte gesehen hat. Der Einsatz des angeschlagenen Jörg
Emmerich ist unwahrscheinlich. Bei den Kickers fallen neben Manfred
Binz und Dietmar Roth auch der seit gestern erkrankte Patrick Dama
und Lars Schmidt aus. Der 35-Jährige, in diesen Tagen als
Spielführer zurückgetreten, sei nach einer Grippe zwar "wieder
gesund, aber noch nicht richtig fit" (Roth).
(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)
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Interview mit dem Trainer und neuen Präsidenten Dieter Müller "Klaus Gerster ist ein Reizthema"
kicker: Herr Müller, 1991 verabschiedeten Sie sich
als Spieler vom Bieberer Berg. Nun sind Sie wieder
zurück - als Präsident und Trainer. Was hat sich
verändert beim OFC?
Dieter Müller: Die Strukturen sind teilweise
veraltet, es müssen neue geschaffen werden.
kicker: Wo besteht Handlungsbedarf?
Müller: Ich will von heute auf morgen nicht alles
umreißen. Aber Mängel fangen bei Kleinigkeiten im
Trainerstab an und gehen dann über in die
Arbeitsweisen des gesamten Vereins. Wir brauchen vor allem einen
Jugendkoordinator, der die Talentsichtung wieder aufbaut. Das ist in den letzten
Jahren sehr vernachlässigt worden.
kicker: Kurzfristig gesehen besteht jedoch Eile, denn der OFC steht sportlich vor
dem Abgrund. Können Sie überhaupt in der Zeit bis zur Winterpause
handlungsfähig werden und Richtung weisende Entscheidungen fällen, die den
Kader betreffen?
Müller: Ja. Ich habe nur Leute meines Vertrauens um mich. Wichtig sind dabei
Oliver Roth als Teammanager und Klaus Gerster als Manager. Beide wirken bei
diesen Entscheidungen mit, für die ich aber letztlich die Verantwortung trage.
kicker: Apropos. Viele in Offenbach hätten sich einen Neuanfang ohne Klaus
Gerster gewünscht. Denn er war für die Talfahrt als Technischer Direktor
verantwortlich.
Müller: Klaus Gerster ist vieles zu verdanken. Seine Person ist ein Reizthema, das
überschätzt wird. Ich werde ihm einiges abnehmen, denn ich bin der, der die
Entscheidungen trifft.
kicker: Wie lautet Ihr Konzept?
Müller: Arbeiten im Kollektiv auf allen Ebenen und erfolgreiche Talentförderung als
Basis für langfristigen Erfolg.
kicker: Ein Großteil der gutdotierten Spielerverträge läuft am Rundenende aus.
Wann beginnen die Planungen?
Müller: Nicht vor der Winterpause.
kicker: Es wird zudem weiterhin ein Trainer gesucht. Namen wie Michael Blättel
(zuvor FSV Frankfurt) oder die Ex-Profis Stefan Engels (1. FC Köln) und Uwe
Reinders (Werder Bremen) fallen ...
Müller: Das sind alles Spekulationen! Aber ein Mann wie Michael Blättel, der aus der
Region kommt und den ich noch aus Saarbrücken kenne, passt ins
Anforderungsprofil.
Interview: H. Kliem
(Von Holger Kliem, KICKER ONLINE)
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Stefan Simon wird OFC-Kapitän Rücktritt von Lars Schmidt kommt nicht überraschend
Als dann fast alles zum Spiel der Offenbacher Kickers bei Rot-Weiß Erfurt unter
die Menschen der schreibenden Zunft gebracht war, hat Dieter Müller noch etwas
anzumerken gehabt, "am Rande", wie er sagte. "Lars Schmidt", sagte der OFC-Trainer
und OFC-Präsident in Personalunion, "ist als Kapitän zurückgetreten." Nach einem
Gespräch zwischen Schmidt, Müller und Teammanager Oliver Roth habe der 35 Jahre
alte Mittelfeldspieler seinen Entschluss den Verantwortlichen mitgeteilt. Er
könne dem Team als Kapitän nicht behilflich sein, habe er wissen lassen.
Nun kommt diese Entwicklung alles andere als überraschend, im Grunde ist sie
zwingend logisch, denn es war, ganz zweifellos, nicht die Saison des ehemaligen
Mainzers. Schon unter Ex-Trainer Dragoslav Stepanovic büßte Schmidt an Autorität
ein, da der Serbe ihm die Spielführerbinde abnehmen wollte. Hinter Schmidts Rücken
suchte "Stepi" nach einem geeigneten Nachfolger, er fand nur keinen. Anschließend
wurde der Routinier zum Co-Trainer ernannt (oder degradiert ?), spielte aber
trotzdem ab und an, meist mäßig, und alsbald hatte Schmidt, der sich immer wieder
in den Dienst der Mannschaft stellte, sich mit Verletzungen übers Spielfeld schleppte,
dem Team damit aber letzten Endes keinen Gefallen tat, auch beim Publikum jeglichen Kredit verspielt.
Dieter Müller indessen versucht nun alles Erdenkliche, um Schmidt nicht als Auslaufmodell
dastehen zu lassen. Er könne sehr wohl noch ein "wichtiger Mann sein, eine wichtige
Rolle ausfüllen", doch zurzeit eben nicht, "denn er ist körperlich nicht so auf
der Höhe, und er ist ja auch nicht mehr der Jüngste".
In Zukunft wird Stefan Simon das Team aufs Feld führen, was kein ungeschickter
Schachzug ist. Schließlich, das hatte Müller bei Amtsantritt schnell bemerkt,
leide das Spiel der Kickers auch an dem Mangel an Führungspersonal. Gerade Simon,
altgedient und in den zurückliegenden Jahren immer einer der Leistungsträger,
dürfte die Beförderung gut tun. Bislang ging der 31-Jährige genauso kläglich
wie das Team unter, zeitweise dachte der Mittelfeldspieler über einen Vereinswechsel
nach; der vom früheren OFC-Coach Peter Neururer trainierte Zweitligist LR Ahlen
hatte mehrfach Interesse bekundet. Müller gedenkt dem "verunsicherten" Akteur
neues Selbstvertrauen zu geben. Zumindest am vergangenen Freitag beim 1:0 über
Eintracht Trier dankte es Simon mit einer beherzten, tadellosen Leistung, die,
natürlich, kein Einzelfall bleiben soll.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
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Simon löst Schmidt als OFC-Kapitän ab
Offenbach (app). Vergangenen Freitag beim 1:0-Sieg gegen Eintracht Trier trug
Stefan Simon bereits die Kapitänsbinde der Offenbacher Kickers. Damals noch in
Vertretung für den erkrankten Lars Schmidt. Vor dem Auswärtsspiel am Samstag,
14 Uhr, beim Tabellen-14. Rot-Weiß Erfurt hat Dieter Müller, Trainer und Präsident
des Tabellenvorletzten der Fußball-Regionalliga Süd, dem 31-jährigen Simon das
Amt für den Rest der Saison übertragen. "Stefan war bei meinem Amtsantritt als
Trainer vor gut zwei Wochen ziemlich verunsichert. Gerade an ihm merkt man aber,
dass langsam Ruhe eingekehrt ist in der Mannschaft und dass das Selbstvertrauen
ansteigt", begründet Müller.
Die Entscheidung war nötig geworden, da der 35-jährige Schmidt als Mannschaftskapitän
des OFC zurückgetreten ist. Lars Schmidt, für den Karlsruher SC immerhin 197
Mal in der Ersten Bundesliga im Einsatz, stand in den vergangenen Wochen selten
in der Anfangsformation. "Lars bleibt ein wichtiger Spieler, aber er ist zurzeit
nicht in der körperlichen Verfassung, um der Mannschaft als Spielführer hilfreich
zu sein", sagt Müller.
Beim "Sechs-Punkte-Spiel in Erfurt" (Müller) wird er auf Dietmar Roth verzichten
müssen. Eine alte Leistenverletzung ist beim ehemaligen Bundesligaprofi der Frankfurter
Eintracht, des FC Schalke 04 und des Karlsruher SC wieder aufgetreten. Für ihn
wird wohl Michael Köpper in der Anfangself rutschen. "Michael hat in den vergangenen
Trainingseinheiten gut gearbeitet", lobt Müller den 34-Jährigen. Ansonsten will
der Ex-Nationalspieler auf die zehn Spieler zurückgreifen, die beim Anpfiff gegen
Trier auf dem Platz standen.
"Intensiv" habe er nach diesem Erfolg am Freitag mit seinen Akteuren gearbeitet,
gestöhnt hätten sie zum Teil, richtig kaputt seien einige in den vergangenen
Tagen gewesen, sagt Müller, nach Peter Neururer, Dragoslav Stepanovic, zweimal
Knut Hahn und Wilfried Kohls der fünfte Kickers-Trainer in dieser Saison. Deshalb
kommt der Ex-Nationalspieler zu dem Fazit: "Es scheint, als sei das Training
in der Vergangenheit nicht so intensiv gewesen." Dennoch ist er optimistisch
für die letzten Spiele des Jahres in Erfurt und gegen die Amateure des FC Bayern
München am 8. Dezember. "Vier Punkte" seien das Ziel.
Der Fanclub "Kickers Freunde 2000" organisiert einen Bus nach Erfurt (Samstag,
8.30 Uhr, Wendeschleife am Bieberer Berg). Infos bei Egon Bühne S 069-80854.
Die Spieler der Kickers sponsern einen Bus für Fans. Infos auf der OFC-Geschäftsstelle.
(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)
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OFC will nicht im Keller überwintern
Offenbach. Ein Ziel haben sie beim Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach
in diesem Jahr noch vor Augen: auf einem Nichtabstiegsplatz zu überwintern. Bei
zwei noch ausstehenden Begegnungen vor der Pause gegen direkte Mitkonkurrenten
um den Klassenerhalt (Rot-Weiß Erfurt und Bayern München Amateure) ist dies durchaus realistisch.
"Ich habe den Spielern deshalb nochmals eingehend ins Gewissen geredet", bekräftigte
Dieter Müller, Präsident und Coach in Personalunion. Am Samstag, um 14 Uhr, müssen
die Kickers nun beim Tabellen-14. in Erfurt antreten. "Ich habe Erfurt zuletzt
gegen Mannheim beobachtet, und trotz einer 0:3-Niederlage haben sie sich gut
verkauft", warnte Müller. Fehlen wird Dietmar Roth (Leistenzerrung); für ihn
wird Michael Köpper, dem Müller zuletzt sehr gute Trainingseindrücke bescheinigte,
in den Abwehrverbund rücken. Des weiteren fehlt nach wie vor Manfred Binz wegen
einer Knieverletzung. Zusätzlich hat Müller in Absprache mit seinem Partner im
Trainergespann, Oliver Roth, seit Beginn der Woche auch Teammanager, eine Personalentscheidung
getroffen. Mittelfeldspieler Stefan Simon ist neuer Kapitän der Kickers.
Lars Schmidt hatte zuvor sein Amt zur Verfügung gestellt. Der Routinier, der
zwischenzeitlich auch als Assistenztrainer fungierte, befand sich seit geraumer
Zeit nicht mehr in körperlicher Topverfassung und musste sich selbst eingestehen,
der Mannschaft so nicht weiterhelfen zu können. Der 35-Jährige bleibt jedoch
im Kader. Wer nach den letzten zwei Partien das vakante Traineramt beim OFC übernimmt,
ist noch offen. Rund um den Bieberer Berg werden die Namen von Michael Blättel
(zuletzt Coach beim FSV Frankfurt) und der ehemaligen Profis Stefan Engels (1.
FC Köln) und Uwe Reinders (Bremen) gehandelt.
(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)
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