Regionalliga Süd Saison 2000/2001

VfR Mannheim - Kickers Offenbach
Endergebnis: 0:3 (0:2)


Spielbericht vom 24.02.2001 - Anstoß: 15:00 Uhr
3:0 - Die Kickers können wieder gewinnen

Mannheim. Das hat sich das Abstiegsgespenst sicher anders vorgestellt, wollte es doch weiter Arm in Arm mit dem Pleitegeier über den Bieberer Berg tanzen. Doch daraus scheint vorerst nichts zu werden. Der akut abstiegsbedrohte und finanziell angeschlagene Fußball-Regionalligist Kickers Offenbach kann nämlich wieder gewinnen. Der 3:0-Erfolg der Hessen bei dem VfR Mannheim war der erste Auswärtserfolg der Kickers seit dem 16. September des vergangenen Jahres.

"Die Mentalität der Mannschaft hat sich verändert", bestätigt Trainer Ramon Berndroth seinen Schützlingen eine verbesserte Einstellung. Immerhin sorgte das Team ganz nebenbei für ein gelungenes Debüt von Berndroth. Unmittelbar vor der Winterpause hatte der die Trainerbank der OFC-Reserve in der Landesliga gegen den Regionalliga-Chefsessel eingetauscht. Die Kickers, so Berndroth, haben einen Umwandlungsprozess durchgemacht. Aus einem Haufen affektierter Fußballer scheint wieder eine funktionierende Mannschaft geworden zu sein. Es wurde auch Zeit, denn für Starallüren der teils doch ziemlich in die Jahre gekommenen Ex-Profis bietet der Abstiegskampf keinen Platz.

So sollen, geht es nach Berndroth und der Kickers-Führung um Präsident Dieter Müller und Manager Oliver Roth, die drei Tore von Patrick Würll (38.), Matthias Dworschak (45.) und Matthias Becker (69.) der Anfang für eine erfolgreiche Aufholjagd werden. Noch 13 Spiele bleiben dem OFC, um am runden Ende den 100. Vereinsgeburtstag entsprechend feiern zu können. Beim Blick in die Gesichter seiner Truppe, so Berndroth, sei nichts mehr zu merken "von der katastrophalen Disziplin", die seinen Spielern immer wieder bescheinigt worden sei. Da sollen Übungspläne nur in seltensten Fällen eingehalten worden sein, dafür hätten einige Akteure oftmals lieber das Tanzbein als das Kopfballpendel geschwungen.

Doch da man in der Winterpause schmerzhaft auf dem Boden der Tatsachen angekommen war, sind einigen scheinbar die Augen aufgegangen. Die Tage der maßlosen Selbstüberschätzung scheinen vorbei. Als die Offenbacher Spieler Gegner wie beispielsweise den FC Schweinfurt abfällig beobachteten, weil diese vor dem Mannschaftsbus anfingen, ihr Abendbrot selbst zu schmieren, während die Fußballer im OFC-Dress an ihren Mahlzeiten im VIP-Raum so viel zu bemängeln hatten, dass Team-Betreuer Markus Wolf zeitweise die Haare zu Berge standen. "Schluss damit", fordert Berndroth Konzentration auf die eigentliche Aufgabe. Und die heißt Klassenerhalt in der Dritte Liga. Und zumindest in Mannheim absolvierten sie dies in eindrucksvoller Weise, der Sieg der konsequenter agierenden Gäste war hochverdient. Die Mannheimer bestimmten zwar nach der Pause das Spielgeschehen, konnten sich allerdings kaum Torchancen erarbeiten.

(Von Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)  

 

Ein Sieg für die Psyche
OFC gewinnt in Mannheim mit 3:0 und hält den Ball flach

Ganz zum Schluss, die Fußballspieler von Kickers Offenbach ließen sich schon heißes Wasser über die verschwitzten Buckel laufen, trottete auch Ramon Berndroth vom Platz. Schneeflocken bedeckten des Trainers Haupt, die Hände hatte er in den Taschen vergraben, den Kopf hielt er leicht gesenkt, während er an der Seite von Co-Trainer Michael Dämgen durch die Katakomben des Rhein-Neckar-Stadions stiefelte. Erst ein paar Stufen runter, dann wieder ein paar Stufen hinauf, dann durch den schmalen Gang hinein in den vollgepackten VIP-Raum.

Wer unbeteiligt und rein zufällig vor Ort gewesen wäre, was natürlich niemand war, der hätte vermuten können, dass der Offenbacher Fußballlehrer kurz zuvor eine schlimme Schlappe hat einstecken müssen, dass er in ein paar Minuten einigen unangenehmen Fragen ausgesetzt sein wird, dass er wird erklären müssen, warum es wieder schief ging, weshalb es mit der geplanten Aufholjagd vorerst doch nichts wird. 0:3 verloren, Kickers Offenbach ? I wo, 3:0 gewonnen, souverän und locker, und das beim VfR Mannheim, der ja auch nicht zu den schlechtesten Mannschaften der Liga gezählt wird.

Berndroth ist aber nunmal kein Pausenclown, der seine Emotionen zur Schau stellt, er ist ein Arbeiter, ein Mann vom Fach, der sachlich und ruhig analysiert. Und so war der erlösende Sieg im ersten Spiel nach der Winterpause auch schnell abgehakt, bei ihm, den Spielern und auch bei Manager Oliver Roth. "Drei Punkte gegen den Abstieg", sagte dieser, "nicht mehr und nicht weniger." Natürlich, fügte Berndroth eilig hinzu, mache das 3:0 seine Aufgabe angenehmer, "weil das Ergebnis meine Überzeugungsarbeit erleichtert", weil die Mannschaft den Glauben an die eigene Stärke schneller zurück gewinnen könne.

Aber ansonsten ? Ruhig Blut. "Wir haben doch noch gar nichts erreicht." Nichtabstieg ? "Das wird schwerer als schwer." Dabei war dieser Erfolg der Offenbacher, bei denen Kapitän Manfred Binz und der junge Dario Fossi herausragten, eminent wichtig, er ist, selbstredend, gut für das noch immer spärlich gefüllte Punktekonto der Hessen, er ist aber vor allen Dingen in psychologischer Hinsicht von unheimlicher Bedeutung, ein Signal, ein Zeichen.

Die Rettung, das müsste die Erkenntnis von Mannheim sein, ist keine Utopie, sie ist realisierbar. Denn beim VfR stand eine andere OFC-Mannschaft auf dem Platz, keine Horde arroganter Einzelspieler, die schon das Zipperlein bekommen, wenn sie ins Stadion einlaufen. Nein, die Recken waren bereit, 100, 110 Prozent in die Waagschale zu werfen, sie liefen Bällen hinterher, die weit ins Aus segelten, sie grätschten, und sie freuten sich über jeden der drei Treffer, die Patrick Würll, Matthias Dworschak und Matthias Becker erzielten, wie kleine Kinder, sie fielen förmlich übereinander her, schrien sich gegenseitig die geballte Freude ins Gesicht. Es schien, als würden Zentnerlasten von ihnen abfallen, als habe sie ein "Aha-Erlebnis" heimgesucht, so nach dem Motto: "Das gibt's doch nicht, wir können es ja noch."

Und natürlich, das sollte nicht verhehlt werden, lief das Spiel auf dem schneebedeckten Boden auch optimal für die diszipliniert spielenden Kickers. Die Anfangsphase überstanden sie, weil sie sich "auf die uralten Kickers-Tugenden besannen" (Berndroth), also mit bedingungslosem Einsatz, Kampf und Willen agierten. Das erste Tor schossen sie zum richtigen Zeitpunkt, genauso wie das zweite, und der Rest war Formsache. Auch der Coach war bereits in der Halbzeit siegessicher, "da war ich, und das soll jetzt nicht überheblich klingen, mit meinen Gedanken schon beim nächsten Gegner. Ich wusste, das Ding läuft." Und da dann wirklich alles so prima ausging, brach Manager Roth noch eine Lanze für den Trainer: "Eine Fußballmannschaft ist wie ein Orchester, sie braucht einen guten Dirigenten, dann kann auch jeder seine Soli spielen."

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)  

 

Kickers gelingt Überraschung

NEUSS (sid). Am ersten Spieltag nach der Winterpause in der Fußball-Regionalliga Süd unterstrich Spitzenreiter Karlsruher SC seine Ausnahmestellung mit glatten 3:0-Erfolg bei der SV Elversberg. Damit marschiert die Elf von Ex-Nationalspieler Stefan Kuntz weiter in Richtung Aufstieg in die Zweite Bundesliga.

Die Verfolger Eintracht Trier (3:2 gegen SV Wehen) und SV Darmstadt 98 (2:1 gegen 1860 München A) konnten den Abstand auf den zweiten Aufstiegsplatz nicht verkürzen, da Schweinfurt ebenfalls gewann. In Elversberg stellte der KSC schnell die Weichen auf Sieg. Nach den Treffern von Teo Rus (20.), Daniel Graf (32.) und des Elversbergers Charles Haffner per Eigentor (45.) war die Partie bereits zur Pause entschieden. Im Tabellenkeller kam das bisherige Schlusslicht Kickers Offenbach mit dem 3:0-Erfolg in Mannheim zu einem überraschenden Erfolg. Patrick Würll (38.), Matthias Dworschak (45.) und Matthias Becker (69.) bescherten Ramon Berndroth, der mittlerweile siebten Lösung auf dem Offenbacher Trainerstuhl in dieser Saison, ein gelungenes Debüt. Die Kickers verließen damit den letzten Tabellenplatz. Einen wichtigen Sieg verpasste der ebenfalls vom Abstieg bedrohte FC Carl Zeiss Jena. Eine 2:0-Führung beim Aufsteiger SSV Jahn Regensburg reichte nicht. Denn Torsten Holm erzielte in der 90. Minute den 2:2-Ausgleich für die Gastgeber.

(Von sid, GELNHÄUSER TAGEBLATT)  

 

Rasenspieler starten verkatert in die Fasnacht
Regionalligist VfR Mannheim muss sich nach dem 0:3 schleunigst umorientieren

Die Luftschlangen hingen traurig am Fensterrahmen und für sein "Mannem Ahoi" fand PR-Manager Hans-Georg Teufel zum Abschluss der Pressekonferenz wenig Nachahmer. Die gute Laune, der Optimismus beim Regionalligisten VfR Mannheim war nach dem 0:3 gegen die Offenbacher Kickers wie weggeblasen. Katerstimmung am Fasnachtswochenende. Vor allem die süffigen Aufstiegsträume wichen schlagartig einer blau-weiß-roten Nüchternheit.

"Das Thema Platz zwei können wir jetzt zu den Akten legen", fasste beispielsweise Matthias Dehoust die Auswirkungen der Schlappe knapp zusammen. "Jetzt müssen wir uns erstmal nach hinten absichern", lenkte der Rackerer im VfR-Trikot den Blick auf die auf nackten Zahlen der Tabelle: Über die 14-Punkte-Distanz zu Platz zwei muss sich niemand mehr den Kopf zerbrechen, zum ersten Abstiegsplatz sind dagegen nur noch sieben Zähler Luft. Wie schnell es nach einer verkorksten Rückrunde bergab gehen kann, bewies nicht zuletzt der FSV Frankfurt in der vergangenen Saison, der sich inzwischen in der hessischen Oberliga die Sportanlagen in Bernbach, Vellmar oder Lohfelden aus der Nähe betrachten darf.

Ein ähnliches Szenario befürchtet VfR-Trainer Günter Sebert zwar (noch) nicht, doch die Niederlage gegen den OFC machte den Coach nachdenklich: "Wenn man schon nach vorne nichts zu Stande bringt, sollte man wenigstens hinten sicher stehen, aber..." - den Rest des Satzes vollendete der 52-Jährige mit einer vielsagenden Geste. Keine Ideen im Mittelfeld, Stürmer ohne Vorlagen und eine Abwehr, in der Josko Farac einmal mehr jegliche Libero-Qualitäten vermissen ließ. Zur Erinnerung: Der Regensburger Abwehrchef Mario Stieglmaier, den sich der VfR vom Aufsteiger wegschnappen ließ, hat mittlerweile einige Anfragen aus der Zweiten Liga. "Hier wird es sicher Änderungen geben", ist Seberts Geduldsfaden gerissen. Dass der Rest der Saison nun so vor sich hinplätschert, will der Sportchef auf jeden Fall vermeiden: "Das gibt's bei mir nicht. Jeder Platz zählt", blickt Sebert auch auf mögliche Qualifikationskriterien für eine eingleisige Dritte Liga.

Ob der Trainer diese Motivationskünste noch aufbringen kann, steht allerdings auf einem anderen Blatt, da sich die Spieler derzeit ganz offenbar auch mit anderen Dingen beschäftigen: Bei Keeper Masic, Dehoust, Juric und Petry laufen die Verträge aus und nicht zuletzt die verzögerten Gehaltszahlungen sorgten für einige Unruhe. So wurde zwar der "Fünfzehnte" als Termin für die ausstehenden Dezember- und Januar-Gehälter genannt, dass es sich dabei aber nicht um den Monat Januar, sondern Februar handelte, wurde den Spielern erst eröffnet, als der 15. Januar ergebnislos verstrichen war. "Ein Kommunikationsproblem", erklärte Abteilungsleiter Wolfgang Ulrich, der den Spielbetrieb für die laufende Runde inzwischen als gesichert betrachtet, nachdem der VfR in der Winterpause offenbar knapp vor dem Aus stand. Auch die Kicker entrichten inzwischen ihren Obolus: Bestimmte Platzierungsprämien wurden gestrichen.

Damit wandert der VfR mit Trier, Siegen, Burghausen oder Darmstadt inmitten einer Regionalliga-Seilschaft am finanziellen Abgrund, aus der sich die Rasenspieler bekanntlich mit einer Spielbetriebsgesellschaft befreien wollen. Dort sollen klare finanzielle Verhältnisse herrschen, unklar bleibt bis zu einer Entscheidung über die neuen Strukturen allerdings, wer den sportlichen Bereich leiten soll. "Günter Sebert ist ein Kandidat", hat Ulrich den bisherigen Trainer dabei noch nicht abgeschrieben, betrachtete das 0:3 gegen den OFC allerdings nicht gerade als die beste Referenz. Dass "Charly" Körbel wie einige andere Kollegen im Wartestand als interessierter Zuschauer unter den 1800 Besuchern war, wird deshalb kaum unter der Rubrik Zufall zu verbuchen sein.

(Von Thorsten Hof, MANNHEIMER MORGEN)  

 

Gelungenes Trainerdebüt
"Lehrer" Körbel lobt Berndroth

Bundesliga-Rekordspieler Charly Körbel (602 Einsätze, 45 Tore für Eintracht Frankfurt) drückte im Rhein-Neckar-Stadion fest die klammen Daumen, als Ramon Berndroth sein Debüt als Trainer des stark abstiegsgefährdeten OFC feierte. "Zeig, was du von mir gelernt hast", hatte Körbel dem Freund schon vorher per SMS aufs Handy gesendet. Beim VfB Lübeck war Berndroth Körbels Co-Trainer. Klar, dass nach dem 3:0 der "Lehrer" mit seinem Schüler hoch zufrieden war. "Man hat gleich gesehen, dass Berndroth Disziplin in die Mannschaft gebracht hat", lobte Körbel. Der Debütant selbst blieb lieber bescheiden: "Jetzt haben wir wieder eine realistische Chance."

Keine Chance mehr auf den Aufstieg hat seit Samstag der VfR Mannheim. Tief enttäuscht stellte Trainer Günter Sebert fest: "Wenn man während 90 Minuten keine wirkliche Tormöglichkeit herausspielt, kann man auch nicht gewinnen." Gegen Motivationsmängel will der Coach das Training anziehen und droht außerdem mit Umstellungen.

(Von Wolfgang Brück, KICKER-ONLINE)  

 

Startformation von Berndroth ohne Zugänge

Mannheim (app). In Angelo Barletta, Thomas Brendel und Frank Mager verpflichtete Kickers Offenbach in der Winterpause drei Zugänge. Keiner stand beim Punktspielauftakt 2001 in Mannheim in der Anfangsformation. Barletta und Brendel wurden eingewechselt. "Barletta", sagte Trainer Berndroth, "ist ein wertvoller Spieler und auf mehreren Position einsetzbar." Aber die Konkurrenten - Binz, Dolzer, Köpper und Dworschak - seien einen Tick voraus gewesen.

Im Angriff waren Würll und Becker erste Wahl. Brendel, für Würll eingewechselt, spielte in der letzten Minute Becker frei, der das 4:0 vergab. "Brendel wollte sich nicht profilieren, sondern hat den besser postierten Nebenmann gesehen. Klasse-Aktion", lobte Berndroth. Brendel soll über die Joker-Rolle in die Mannschaft kommen.

(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)  


Mannschaftsaufstellungen:

VfR MannheimKickers Offenbach
Hummel - Schmidt, Farac, Krauss - Zituoni (65. Sekulic), Bokatola (65. Juric), Dehoust, Dybek, Wenczel - Bodenstein (80. Petry), Dzihic. Thier - Binz - Dolzer, Fossi - Schindler, Köpper (87. barletta), Dworschak, Dama (89. Marcio), Maier - Würll (85. Brendel), Becker.

Spielstatistik:

SchiedsrichterToreGelbe KartenGelb-Rote KartenRote KartenZuschauer
Bielmeier (Deggendorf)0:1 Würll (39.),
0:2 Dworschak (45.),
0:3 Becker (70.)
Wenczel (VfR) / Köpper, Dama, Maier (OFC)--2000
Alle Angaben ohne Gewähr


Aktuelle Tabelle Saison 2000/2001
Alle Ergebnisse vom 21.Spieltag (24.02.- 25.02.01)
Tabellenstand nach dem 21.Spieltag (24.02.- 25.02.01)
Spiele des OFC in der Rückrunde 2000/2001 mit Spielberichten
Alle Spieltage auf einen Blick (mit Ergebnissen)
Torjäger und Karten Statistik Saison 2000/2001
Tabellenplatzstatistik Saison 2000/2001
Ergebnisse Saison 2000/2001
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