Rasenspieler starten verkatert in die Fasnacht
Regionalligist VfR Mannheim muss sich nach dem 0:3 schleunigst umorientieren
Die Luftschlangen hingen traurig am Fensterrahmen und für sein "Mannem Ahoi"
fand PR-Manager Hans-Georg Teufel zum Abschluss der Pressekonferenz wenig Nachahmer.
Die gute Laune, der Optimismus beim Regionalligisten VfR Mannheim war nach dem
0:3 gegen die Offenbacher Kickers wie weggeblasen. Katerstimmung am Fasnachtswochenende.
Vor allem die süffigen Aufstiegsträume wichen schlagartig einer blau-weiß-roten Nüchternheit.
"Das Thema Platz zwei können wir jetzt zu den Akten legen", fasste beispielsweise
Matthias Dehoust die Auswirkungen der Schlappe knapp zusammen. "Jetzt müssen
wir uns erstmal nach hinten absichern", lenkte der Rackerer im VfR-Trikot den
Blick auf die auf nackten Zahlen der Tabelle: Über die 14-Punkte-Distanz zu Platz
zwei muss sich niemand mehr den Kopf zerbrechen, zum ersten Abstiegsplatz sind
dagegen nur noch sieben Zähler Luft. Wie schnell es nach einer verkorksten Rückrunde
bergab gehen kann, bewies nicht zuletzt der FSV Frankfurt in der vergangenen
Saison, der sich inzwischen in der hessischen Oberliga die Sportanlagen in Bernbach,
Vellmar oder Lohfelden aus der Nähe betrachten darf.
Ein ähnliches Szenario befürchtet VfR-Trainer Günter Sebert zwar (noch) nicht,
doch die Niederlage gegen den OFC machte den Coach nachdenklich: "Wenn man schon
nach vorne nichts zu Stande bringt, sollte man wenigstens hinten sicher stehen,
aber..." - den Rest des Satzes vollendete der 52-Jährige mit einer vielsagenden
Geste. Keine Ideen im Mittelfeld, Stürmer ohne Vorlagen und eine Abwehr, in der
Josko Farac einmal mehr jegliche Libero-Qualitäten vermissen ließ. Zur Erinnerung:
Der Regensburger Abwehrchef Mario Stieglmaier, den sich der VfR vom Aufsteiger
wegschnappen ließ, hat mittlerweile einige Anfragen aus der Zweiten Liga. "Hier
wird es sicher Änderungen geben", ist Seberts Geduldsfaden gerissen. Dass der
Rest der Saison nun so vor sich hinplätschert, will der Sportchef auf jeden Fall
vermeiden: "Das gibt's bei mir nicht. Jeder Platz zählt", blickt Sebert auch
auf mögliche Qualifikationskriterien für eine eingleisige Dritte Liga.
Ob der Trainer diese Motivationskünste noch aufbringen kann, steht allerdings
auf einem anderen Blatt, da sich die Spieler derzeit ganz offenbar auch mit anderen
Dingen beschäftigen: Bei Keeper Masic, Dehoust, Juric und Petry laufen die Verträge
aus und nicht zuletzt die verzögerten Gehaltszahlungen sorgten für einige Unruhe.
So wurde zwar der "Fünfzehnte" als Termin für die ausstehenden Dezember- und
Januar-Gehälter genannt, dass es sich dabei aber nicht um den Monat Januar, sondern
Februar handelte, wurde den Spielern erst eröffnet, als der 15. Januar ergebnislos
verstrichen war. "Ein Kommunikationsproblem", erklärte Abteilungsleiter Wolfgang
Ulrich, der den Spielbetrieb für die laufende Runde inzwischen als gesichert
betrachtet, nachdem der VfR in der Winterpause offenbar knapp vor dem Aus stand.
Auch die Kicker entrichten inzwischen ihren Obolus: Bestimmte Platzierungsprämien
wurden gestrichen.
Damit wandert der VfR mit Trier, Siegen, Burghausen oder Darmstadt inmitten einer
Regionalliga-Seilschaft am finanziellen Abgrund, aus der sich die Rasenspieler
bekanntlich mit einer Spielbetriebsgesellschaft befreien wollen. Dort sollen
klare finanzielle Verhältnisse herrschen, unklar bleibt bis zu einer Entscheidung
über die neuen Strukturen allerdings, wer den sportlichen Bereich leiten soll.
"Günter Sebert ist ein Kandidat", hat Ulrich den bisherigen Trainer dabei noch
nicht abgeschrieben, betrachtete das 0:3 gegen den OFC allerdings nicht gerade
als die beste Referenz. Dass "Charly" Körbel wie einige andere Kollegen im Wartestand
als interessierter Zuschauer unter den 1800 Besuchern war, wird deshalb kaum
unter der Rubrik Zufall zu verbuchen sein.
(Von Thorsten Hof, MANNHEIMER MORGEN)
Gelungenes Trainerdebüt
"Lehrer" Körbel lobt Berndroth
Bundesliga-Rekordspieler Charly Körbel (602 Einsätze, 45 Tore für Eintracht Frankfurt) drückte im Rhein-Neckar-Stadion fest die klammen Daumen, als Ramon Berndroth sein Debüt als Trainer des stark abstiegsgefährdeten OFC feierte. "Zeig, was du von mir gelernt hast", hatte Körbel dem Freund schon vorher per SMS aufs Handy gesendet. Beim VfB Lübeck war Berndroth Körbels Co-Trainer. Klar, dass nach dem 3:0 der "Lehrer" mit seinem Schüler hoch zufrieden war. "Man hat gleich gesehen, dass Berndroth Disziplin in die Mannschaft gebracht hat", lobte Körbel. Der Debütant selbst blieb lieber bescheiden: "Jetzt haben wir wieder eine realistische Chance."
Keine Chance mehr auf den Aufstieg hat seit Samstag der VfR Mannheim. Tief enttäuscht stellte Trainer Günter Sebert fest: "Wenn man während 90 Minuten keine wirkliche Tormöglichkeit herausspielt, kann man auch nicht gewinnen." Gegen Motivationsmängel will der Coach das Training anziehen und droht außerdem mit Umstellungen.
(Von Wolfgang Brück, KICKER-ONLINE)
Startformation von Berndroth ohne Zugänge
Mannheim (app). In Angelo Barletta, Thomas Brendel und Frank Mager verpflichtete Kickers Offenbach in der Winterpause drei Zugänge. Keiner stand beim Punktspielauftakt 2001 in Mannheim in der Anfangsformation. Barletta und Brendel wurden eingewechselt. "Barletta", sagte Trainer Berndroth, "ist ein wertvoller Spieler und auf mehreren Position einsetzbar." Aber die Konkurrenten - Binz, Dolzer, Köpper und Dworschak - seien einen Tick voraus gewesen.
Im Angriff waren Würll und Becker erste Wahl. Brendel, für Würll eingewechselt, spielte in der letzten Minute Becker frei, der das 4:0 vergab. "Brendel wollte sich nicht profilieren, sondern hat den besser postierten Nebenmann gesehen. Klasse-Aktion", lobte Berndroth. Brendel soll über die Joker-Rolle in die Mannschaft kommen.
(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)
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