Regionalliga Süd Saison 2000/2001

SV Wehen - Kickers Offenbach
Endergebnis: 1:2 (1:1)


Spielbericht vom 08.04.2001 - Anstoß: 17:30 Uhr
Stefan Ertl und Patrick Würll sorgen für Wende in Wehen

Wehen. Verkehrte Fußball-Welt bei Kickers Offenbach. In Heimspielen, früher ein Garant für Erfolge, reicht es derzeit nur zu einem Punkt, auswärts dafür zu Siegen: Das 2:1 der Kickers gestern beim SV Wehen war ein großer Schritt auf dem schweren Weg zum Klassenerhalt in der Fußball-Regionalliga Süd. Das 2:1 war bereits der dritte Auswärtssieg unter Trainer Ramon Berndroth, dessen Serie von sechs Spielen ohne Niederlage anhält. "Dieser Mann ist ein Glücksgriff für unseren Verein. Schade nur, dass man ihn nicht früher geholt hat", sagte Kickers-Ehrenpräsident Waldemar Klein.

6 000 Zuschauer (davon 4 000 aus Offenbach) bedeuteten Rekordbesuch auf dem Wehener Halberg. Sonst kommen im Schnitt 800 Zuschauer. Ob des Andrangs begann die Partie mit 15 Minuten Verspätung. Die feine Fußball-Kunst sahen sie nicht. Aber das nahm Kickers-Trainer Ramon Berndroth hin: "Es ist mir lieber, wir spielen unspektakulär und erfolgreich, als umgekehrt."

Dabei sah es nach 58 Sekunden nicht gut aus für seine Mannschaft. Bei Kickers Offenbach stimmte die Zuordnung nicht, Wehen führte mit 1:0. Roland Gisinger, einst SG Egelsbach, der auf der linken Seite Patrick Dama zu viel Defensivarbeit zwang und ihm somit viel seines Offensivdrangs nahm, spitzelte ein. Offenbach war trotz der gewohnten Anfangsnervosität nur kurz geschockt und steckte, wie schon beim 1:1 gegen den VfR Aalen, den frühen Rückstand weg. "Meine Mannschaft hat mittlerweile einen zweiten taktischen Anzug, so dass sie auch mit solchen Situationen klar kommt", lobte Trainer Berndroth. Nach einer Viertelstunde schon war wieder Ruhe im Spiel und Kickers Offenbach behielt den Ball in den eigenen Reihen. Spielkultur im Mittelfeld war Mangelware. Meist überbrückten die Gäste mit weiten Bällen das Mittelfeld oder kamen durch Einwürfe von Michael Köpper vor das Tor.

In der 19. Minute gab es noch eine Schrecksekunde für die Kickers, als Gisinger flankte, Michael Sauer den Ball annahm, Matthias Dworschak aber auf der Linie für seinen geschlagenen Torwart Cesar Thier rettete. Das war es aber vom SV Wehen in den ersten 45 Minuten. Die Kickers erspielten sich wenig Chancen, sie erkämpften sie sich und profitierten von Fehlern der Gastgeber. Den Schuss von Dworschak nach 21 Minuten wehrte Christian Lache noch ab, beim Ausgleich blieb er ohne Chance. Stefan Dolzer leitete den Angriff mit einer Flanke ein, Emmanuel Izuagha unterschätzte den Ball, Patrick Würll legte auf für Stefan Ertl - 1:1. Wehen war geschockt, Offenbach obenauf.

Patrick Dama hatte mit einem wuchtigen Schuss Pech, Lache klärte mit Faustabwehr zur Ecke (40.). Wehen war auf einen Punkt aus, für Offenbach wäre ein Unentschieden zu wenig gewesen. Und so kamen die Kickers auch aus der Kabine. Michael Köpper prüfte Lache mit einem Freistoß aus 35 Metern. Es blieb die einzige Chance in einem spannenden, aber schwachen Spiel bis zur 72. Minute. Wehen spekulierte darauf, dass der Ball im Seitenaus war und setzte nicht nach. Würll nutzte das Zögern zum Siegtreffer für die Kickers und rettete damit die doppelte Feier beim OFC Kickers: Matthias Dworschak wurde gestern 27 Jahre alt; und erstmals seit dem 13. Oktober 2000 stehen die Kickers nicht mehr auf einem Abstiegsplatz in der Fußball-Regionalliga Süd.

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)  

 

STIMMEN ZUM SPIEL

Ramon Berndroth, Trainer der Kickers: "Ich bin glücklich über den Sieg, Wir waren körperlich überlegen, Wehen dafür beweglicher. Die Wehener haben sehr gut kombiniert. Wir mussten nach dem Rückstand Druck machen, das ist uns gut gelungen."

Gerd Schwickert, Trainer des SV Wehen: "Wir sind ideal gestartet, es war ein tolles Tor. Doch Stellungsfehler haben uns um den Erfolg gebracht. In der zweiten Halbzeit waren wir spielstärker, der Gegner hatte nur durch den Köpper-Freistoß eine Chance. Ich wäre mit einem Punkt zufrieden gewesen. Offenbach soll ruhig in der Klasse bleiben, da muss ich freitagabends, wenn ich unsere Gegner beobachten will, nicht so weit fahren."

Oliver Roth, Teammanager der Kickers: "Wenn wir die Heimspiele nicht gewinnen, müssen wir halt auswärts siegen. Der Nichtabstiegsplatz ist wichtig für die Truppe und das Umfeld. Aber nur das Saisonende zählt. Wir brauchen 40 Punkte."

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)  

 

Kickers zeigen Charakter
Schnellen Rückstand in Wehen weggesteckt und am Ende 2:1 gewonnen / Offenbacher verlassen die Abstiegsränge

Das lange Warten hat sich gelohnt für die Fans der Offenbacher Kickers. Denn es dauerte zwar eine Weile, bis alle im Wehener Halberg Stadion untergebracht waren. Aber am Ende konnten sie einen 2:1 (1:1)-Auswärtssieg der Kickers gegen den SV Wehen bejubeln. Damit haben die Offenbacher erstmals seit vielen Monaten die Abstiegsränge wieder verlassen. "Diese Statistik interessiert mich nicht", hielt OFC-Trainer Ramon Berndroth die Euphorie gleich in Zaum, "wenn wir am letzten Spieltag die Abstiegsränge verlassen, haben wir unser Ziel erst erreicht."

Trotzdem war dieser Sieg beim hessischen Nachbarn ein großer Schritt in Richtung Klassenerhalt. Für den SV Wehen kann es dagegen noch einmal eng werden. "Wir sind jetzt wieder mitten drin im Abstiegskampf", sagte Kapitän Oliver Bunzenthal. Dabei hatten die Wehener alle Vorteile auf ihrer Seite. Gleich in der ersten Minute gingen sie durch ein schönes Tor von Roland Gisinger in Führung.

Danach war es mit der Wehener Herrlichkeit aber vorbei. "Wir haben noch 20 Minuten gut Fußball gespielt und dann nur noch Abspielfehler gemacht", ärgert sich der Trainer des SV Wehen, Gerd Schwickert. Wehen überließ den Gästen zunehmend das Feld. Die konnten zwar spielerisch nicht überzeugen, aber sie kämpften. Und das wurde in der 35. Minute belohnt. Stefan Dolzer flankte, Wehens Spielmacher Antonio da Silva verschätzte sich, so dass Patrick Würll für Matthias Becker auflegen konnte. Und der hatte keine Mühe, zum Ausgleich einzuschießen.

In der Pause hat Gerd Schwickert seinen Mannen dann die passenden Worte gesagt. Was zunächst auch Wirkung zeigte. Wehen kontrollierte nun das Spiel wieder. Aber außer einem Kopfball von Michael Guht kamen sie zu keiner größeren Torchancen mehr. Dafür hatte Offenbach das Glück auf ihrer Seite. Manfred Binz erkämpfte sich an der gegnerischen Torauslinie den Ball, flankte nach innen und dort bugsierte Patrick Würll die Vorlage ins Tor (74.).

"Offenbach war eigentlich K.o.", sagt Bunzenthal nach dem Spiel, "aber sie kamen zu einem dummen Tor und danach waren wir auch platt." Zu den Besten beim SV Wehen zählte zu Beginn Roland Gisinger und das ganze Spiel lief vor allem über Sascha Amstätter, der erst unter der Woche wieder mit der Mannschaft mittrainiert hatte. Ansonsten blieben alle unter ihren Möglichkeiten. Jedoch gingen bei den Gastgebern auch Libero Frank Wilde und Patrick Hornung angeschlagen ins Spiel. Außerdem lag Antonio da Silva die ganze Woche mit Grippe im Bett.

Nichtsdestotrotz hatte man mehr erwarten dürfen. Vor allem im Sturm waren die Hausherren harmlos. Samir Naciri kam gar nicht zum Zug, und auch Michael Guht hatte auch kaum nennenswerte Torchancen. Deshalb gab es danach auch Kritik vom Coach. "Von Guht kam gar nichts Gefährliches und wie soll man ohne Sturm Tore schießen?", fragt sich Schwickert. Hinzu kommt, dass der OFC dem SV Wehen auch körperlich überlegen war. Gegen die großen Abwehrrecken hatten die Wehener wenig entgegenzusetzen.

Spielerisch konnten beide Teams nicht überzeugen. Aber der OFC hatte das glücklichere Ende auf seiner Seite. "Die Mannschaft hat heute Moral bewiesen und wir haben deshalb verdient gewonnen", sagte Kapitän Manfred Binz. Der zählte genau wie Matthias Dworschak, Stefan Dolzer und vor allem Michael Köpper zu den besten Kickers-Spielern. Und Köpper glaubt auch zu wissen, warum der OFC so motiviert war. "Gerd Schwickert hat mit seinen Kommentaren für zusätzliche Motivation bei uns gesorgt", so der Mittelfeldspieler des OFC. Dabei wollte Gerd Schwickert vor dem Spiel extra Emotionen rausnehmen. "Das kann ich nicht verstehen", entgegnete Schwickert auf die Vorhaltungen von Offenbacher Seite. "Wir in Wehen freuen uns, wenn Offenbach in der Liga bleibt, nur die Punkte sollen sie woanders holen, das ist doch normal", so der Coach des SV Wehen. Und auch Sascha Amstätter war zwar enttäuscht über die Niederlage, konnte dem ganzen aber eine gute Seite abgewinnen: "Es freut mich für den OFC, denn das war ein weiterer Schritt Richtung Klassenerhalt für die Kickers", so Amstätter.

Glücklich ist in Wehen über die Niederlage aber keiner. Gerd Schwickert sieht auch in den laufenden Vertragsverhandlungen, bei denen es immer noch nichts Neues zu vermelden gibt, einen Grund für die mangelnde Konzentration: "Vor allem bei Naciri spürt man den Druck." Zufriedenheit herrscht dagegen bei seinem Kollegen Berndroth. Nach dem Sieg auf dem Halberg und der geglückten Revanche für die Hinspiel-Niederlage gab es noch eine kleine Liebesbekundung an seine Mannschaft: "Ich kann sie vor allem deshalb so gut leiden, weil sie einen guten Charakter haben und nicht aufgeben." Einen ganz einfache Erklärung für den Sieg des SV Wehen hat Michael Köpper parat: "Gerd Schwickerts Jungs waren heute einfach zu schlapp für uns."

(Von Christian Tretbar, FRANKFURTER RUNDSCHAU)  

 

SV Wehen - Kick. Offenbach 1:2 (1:1)

Das hessische Derby wurde mit einem Paukenschlag eröffnet. Es lief noch die erste Minute, als Antonio da Silva einen kurzen Pass in den Strafraum spielte, Roland Gisinger seinen Gegenspieler Dama aussteigen ließ und locker zum 1:0 für den SV Wehen verwandelte. In der Folge verstärkten die Gastgeber die Defensive, verwerteten aber die sich bietenden Konterchancen nicht (Gisinger, Sauer).

Offenbach hatte lange überhaupt kein Konzept und probierte es phantasielos mit langen Bällen auf die Spitzen. Einen dieser 50-Meter- Pässe unterlief Izuagha und nach Vorlage von Würll gelang Stefan Ertl der Ausgleich. Die Kickers bekamen kämpferisch nun Oberwasser, ohne aber spielerisch zu gefallen. Zwingende Gefahr ging vom OFC kaum einmal aus.

Wehen fand erst nach der Pause wieder ins Spiel, aber auch die Schwickert-Elf konnte sich nur eine Chance durch Guht erarbeiten (69.). Wie aus heiterem Himmel dann die Führung für die Kickers: Würll war per Kopf zur Stelle und hievte seinen Klub damit aus der Abstiegszone.

(Von G.Gauchel, KICKER-ONLINE)  


Mannschaftsaufstellungen:

SV WehenKickers Offenbach
Lache - Wilde - Hornung, Izuagha - Amstätter (79. Dylong), Bunzenthal, Da Silva, Sauer - Gisinger, Guht, Naciri (63. Jakic ). Thier - Binz - Dolzer, Barletta, Dama, Maier, Ertl, Dworschak, Köpper, Würll (88. Schindler), Becker (87. Marcio).

Spielstatistik:

SchiedsrichterToreGelbe KartenGelb-Rote KartenRote KartenZuschauer
Maier (München)1:0 Gisinger (1.),
1:1 Ertl (34.),
1:2 Würll (72.)
Da Silva, Amstätter (SVW) / Dolzer, Köpper, Ertl, Barletta (OFC)--5500
Alle Angaben ohne Gewähr


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