"Noch ein Dreier, und wir sind durch"
OFC steht nach torlosem Remis gegen Burghausen unter Druck / In Regensburg geht es um alles oder nichts
Und jetzt also doch das Endspiel. Keiner will es. Keiner mag es. Aber das interessiert ja nicht wirklich. Friss oder stirb, heißt es, Rettung oder Untergang. Sie haben es nicht anders gewollt, die Fußballspieler von Kickers Offenbach, waren ja am Donnerstagabend nicht mal in der Lage, Wacker Burghausen in die Schranken zu weisen und mit null Punkten auf die nicht eben kurze Heimreise zu schicken. Weshalb sie am morgigen Samstag in Regensburg (14.30 Uhr) versuchen müssen, den viel zitierten bayerischen Fußballgott gnädig zu stimmen, ihr Schicksal selbst zu bestimmen und dem Abstieg in die Oberliga Hessen zu entgehen.
Nach dem trostlosen und enttäuschenden 0:0 gegen die Bayern aus Burghausen hat der OFC vor dem letzten Spieltag 41 Zähler auf seinem Punktekonto angesammelt, "und mit 41 Punkten bleibt man normalerweise drin", sagt Trainer Ramon Berndroth. Doch was ist schon normal ? Die Realität mag hart sein, und sie sieht anders aus, denn es wird eng für Kickers Offenbach - verdammt eng. Zwei Zähler rangieren die auf dem 13. Rang liegenden Hessen vor dem ersten Abstiegsplatz, den momentan Rot-Weiß Erfurt einnimmt, das am letzten Spieltag den so gut wie geretteten VfR Mannheim empfängt. Sollten die Thüringer also gewinnen, würde den Kickers nicht mal ein Unentschieden in Regensburg genügen, da Erfurt das bessere Torverhältnis hat.
"Mit viel Dusel reicht uns ein Punkt", sagt Manager Oliver Roth, erweckt aber nicht den Eindruck, als würde er sonderlich viel Glauben in sein gesprochenes Wort investieren. Matthias Dworschak, Abräumer im Mittelfeld, warnt seine Mitspieler: "Wir dürfen auf keinen Fall auf einen Punkt spielen. Das geht in die Hose." Immerhin, sagt der glatzköpfige Arbeiter, habe es Kickers Offenbach in der Hand, "noch ein Dreier, und wir sind durch". Roth sieht auf die Kickers am Samstag das "schwerste Spiel der Saison" zukommen, "die Mannschaft muss in Regensburg den entscheidenden Schritt gehen".
Nun ließe sich natürlich trefflich darüber spekulieren, ob es ein Vor- oder ein Nachteil ist, dass es für die Oberpfälzer um rein gar nichts mehr geht, und daher bedeutet Dworschak stellvertretend: "Denen tut es nicht weh, wenn sie gegen uns verlieren. Auf der anderen Seite können sie befreit aufspielen, das ist gefährlich."
Drei Kreuze machen die Hessen jedenfalls, dass sie morgen im Jahnstadion und nicht im Fußballtempel auf dem Bieberer Berg das Saisonfinale bestreiten müssen. Denn vor heimischem Publikum geht ihnen, salopp formuliert, mächtig die Düse, da lähmen Versagensängste die Beine, da "flattern die Nerven" (Dworschak), was durch nur drei Siege in 17 Heimbegegnungen eindrucksvoll dokumentiert wird. "Auswärts", schlussfolgert Trainer Berndroth, "sind wir befreiter."
So oder so, in jedem Fall wäre es tragisch, wenn die Offenbacher nach dieser "Riesenrückrunde" (Roth) den bitteren Gang in die Viertklassigkeit antreten müssten. Wie eine Spitzenmannschaft haben sie nämlich in den zurückliegenden 16 Partien gepunktet, 27 Zähler zusammengeklaubt - eine formidable Bilanz. Trainer Berndroth will seinen Mannen aus diesem Grund auch gar keinen Vorwurf machen, im Konjunktiv redet er nicht, hätte, wenn und aber lässt er nicht gelten, sondern sagt: "Mehr geht nicht. Mehr war nicht drin." Nicht nach dieser erbärmlichen Hinserie, nicht nach lächerlichen 14 erbeuteten Punkten. "Das war eine Riesenhypothek", befindet der Fußballlehrer, "wenn die Jungs so wie jetzt in der Vorrunde gespielt hätten, wären wir nun Fünfter" - wahrscheinlich noch weiter vorne. Morgen indes würden die Kickers ein Fass aufmachen, wenn sie irgendwo über Platz 15 stehen würden.
(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)
0:0 - Der OFC muss bis zum Schluss bangen
Offenbach. Das Zittern geht weiter. In der Fußball-Regionalliga Süd müssen die Offenbacher Kikers bis zum Schluss um den Klassenerhalt bangen. Statt des geplanten Befreiungsschlags am Mittwochabend gegen Wacker Burghausen erspielte sich die Mannschaft von Trainer Ramon Berndroth nur ein enttäuschendes 0:0.
Ein Punkt, der nicht weiterhilft. Sechs Vereine stecken noch im Abstiegskampf, vom Zehnten VfR Mannheim (42 Punkte) bis zum derzeit Fünfzehnten Rot-Weiß Erfurt (39 Punkte), der auf einem Abstiegsplatz steht. Die dahinter Platzierten 1860 München Amateure, Pfullendorf und Jena sind bereits abgestiegen. So konzentriert sich in Offenbach (41 Punkte) alles auf die letzte Auspartie am Samstag bei Jahn Regensburg (14.30 Uhr), das bereits gerettet ist. Manager Oliver Roth wird's derweil ganz bange. "Es ist eine schlechte Ausgangsposition, auswärts siegen zu müssen."
Zumal die Kickers bereits gegen Burghausen auftraten, als seien sie vor Angst gelähmt. Gegen das Team von Trainer Rudi Bommer, das ausschließlich destruktiven Fußball bot, fand die gastgebende Mannschaft um Libero Manfred Binz - nach Rotsperre wieder dabei - kein Mittel, um ernsthaft für Gefahr zu sorgen. Dabei hätte der Sieg die endgültige Rettung nach einer verkorksten Saison bedeutet.
So fiel Berndroths Fazit später vernichtend aus: "Wir sind nicht in der Lage, selbstständig auf einen Gegner zu reagieren!"
Unmittelbar nach dem Remis vom Mittwoch fuhr Berndroth mit seinem Team im Mannschaftsbus nach Heusenstamm ins Hotel "Rainbow". "Die Mannschaft sollte bei einem gemeinsamen Essen entspannen, zur Ruhe kommen und sich zurücklehnen", so der Coach. Der Kader trainierte dann wieder am gestrigen Donnerstag, in der Hoffnung, am Sonntagmorgen, wenn sich das Team zum gemeinsamen Saisonausklang beim Frühstück trifft, den Klassenerhalt gesichert zu haben. Einen Grund zum Feiern gibt's am Sonntag auf jeden Fall: Dann werden die Offenbacher Kickers 100 Jahre alt.
Ungeachtet dessen sucht ein Teil der Spieler bereits nach einer neuen Zukunft. Während Defensivakteur Stefan Dolzer (24) mit einem Wechsel zur Frankfurter Eintracht oder LR Ahlen liebäugelt, prüft Stürmer Thomas Brendel (22) Angebote der hessischen Oberligisten Klein-Karben und Bad Vilbel.
(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)
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