Regionalliga Süd Saison 2000/2001

Jahn Regensburg - Kickers Offenbach
Endergebnis: 1:4 (0:2)


Spielbericht vom Samstag, 26.05.2001 - Anstoß: 14:30 Uhr
Die Kickers schaffen das Unmögliche
Bei den lustlosen Regensburgern gewinnt der OFC 4:1 und macht den Klassenverbleib perfekt

REGENSBURG. Als Schiedsrichter Volker Raquet pünktlich um 16:15 Uhr den finalen Pfiff ausgestoßen hatte, gab es für die 2000 Fans der Offenbacher Kickers kein Halten mehr. Die Einlaßtore zum Spielfeld des Regensburger Jahnstadions wurden geöffnet, und die Lawine der OFC-Fans ergoß sich über den Rasen. Die Kickers-Spieler flüchteten in die Kabine, um nicht im ersten Ansturm unterzugehen. Aber nach und nach kamen sie wieder, um sich gebühren feiern zu lassen. Wenn man bei letzter Gelegenheit dem Abstieg entgeht, ist das fast so wie eine kleine Meisterschaft. Die Fans jedenfalls ließen ihre "Helden" hochleben, als seien die Kickers soeben in die zweite Liga aufgestiegen. Dabei sind sie gerade mal der Viertklassigkeit entgangen. Wobei es ihnen im vermeintlich schwersten Spiel der Saison auch nicht besonders schwer gemacht wurde. Das 4:1 in Regensburg war der höchste Auswärtssieg des OFC in dieser Spielzeit und spricht mehr gegen die Oberpfälzer als für die Kickers. Aber was solls? Zwei stramme Schüsse von Matthias Dworschak (37. Und 50. Minute) und zwei erfolgreiche Alleingänge von Parick Würll (44. Und 69.) waren die Meilensteine für den Sieg, auch wenn Michael Ferch in der 75. Minute noch Ergebniskorrektur betrieb.

"Wir haben heute eigentlich etwas Unmögliches geschafft", befand Spielführer Manfred Binz hinterher und sprach damit die katastrophale Hinrunde mit 14 Punkten an. "Damit bist du normalerweise abgestiegen." Daß die Kickers am Ende mit 30 Punkten mehr dastehen, ist eindeutig das Verdienst vom Trainer Ramon Berndroth, der in der Winterpause gekommen ist. "Er hat den Sauhaufen in den Griff gekriegt", sagte der zweifache Torschütze Dworschak. Kollege Würll vergaß bei allem Überschwang nicht, wie alles angefangen hatte im Jahnstadion mit einer Leistung der Kickers, die nun wirklich nicht an ein einziges Tor glauben ließ. Und als per Handy die Kunde von der frühen Führung des SV Wehen in Elversberg kam, wurde man unruhiger. "Das war Nervenkampf brutal", bekannte Würll und streichelte dem Kollegen Dworschak die Glatze. "Aber dann kam der Addi mit seinem Tor." Den Kickers kam auch entgegen, daß Regensburg nach einer Viertelstunde das Fußballspielen einstellte. Wirklich lange zittern mußten die Kickers nicht. Schon zur Halbzeit konnten sie siegessicher sein. Die Vorstellung der Oberpfälzer war so lustlos, daß sich Trainer Karsten Wettberg beim murrenden Publikum entschuldigte. Nur gegen den Vorwurf, es sei wohl nicht alles mit rechten Dingen zugegangen, verwahrte er sich energisch. "Das ist soweit unter der Gürtellinie." Dem freudetrunkenen Kickers-Anhang war es egal. Der feierte jeden einzelnen seiner Lieblinge, und Trainer Ramon Bernrodt, der sonst ehe nüchtern zu analysieren pflegt, war etwas pathetischer als gewohnt. "Nach dem Zweitliga-Aufstieg sind heute wieder Helden geboren worden." Das war wohl ein wenig zu hoch gegriffen, aber natürlich ist man am Bieberer Berg heilfroh, an der Schnittstelle zum Profifußball geblieben zu sein. Es wäre eine mittlere Katastrophe gewesen, wenn man einen Tag vor dem hundertsten Geburtstag abgestiegen wäre. "Jetzt kann das Jubiläum kommen", sagte Kickers-Ehrenpräsident Waldemar Klein. Jetzt haben die Kickers neben dem historischen auch einen aktuellen Grund zum Feiern.

(Von Claus Dieterle, FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG)  

 

Kickers feiern Ligaverbleib mit Sektdusche und Zigarre

Regensburg Die Abbitte kam knapp 50 Minuten nach dem Abpfiff. "Ich entschuldige mich für diese Leistung meiner Mannschaft", sagte Regensburgs Coach Karsten Wettberg, um sogleich - ganz der Sportsmann - nachzuschieben: "Glückwunsch Offenbach". Glückwunsch zum Klassenerhalt in der dritten Liga. Minimalziel erreicht.

"Es ist schön, wenn man etwas fertig abliefern kann." Ramon Berndroth, Trainer der Kickers, war erschöpft und zufrieden nach den Anstrengungen der vergangenen Wochen: Nervenkitzel, Überlebenskampf, Grippe und die eklatante Heimschwäche. Auswärts klappte es - auch in Regensburg. 4:1 für Offenbach. Deswegen lautet die OFC-Logik so: "Auswärtsspiele mit Heimspielcharakter o.k." Die Masse der gut 2400 OFC-Fans, die mit nach Regensburg gefahren waren, feierte viel und vor allen Dingen Berndroth. Polizei und Ordnungsdienst hatten nach dem Abpfiff die Tore zum Spielfeld geöffnet - die Fete verlagerte sich von den Rängen des Jahnstadions auf den Rasen.

Matthias Dworschak (36., 50.) und Patrick Würll (43., 70.) für Offenbach sowie Michael Fersch (76.) für Regensburg schossen die Tore in einer Begegnung, in der die Gäste diszipliniert, die Gastgeber weit unter ihren Möglichkeiten spielten und der OFC Glück hatte, dass Schiedsrichter Raquet nach einem Schuss von Fersch ein Handspiel von Tom Stohn im Kickers-Strafraum übersah (33.). Berndroth durfte es gleich sein. Mission erfüllt, Klassenerhalt (aus eigener Kraft) geschafft. Ein großer Verdienst des Trainergespanns Berndroth/Michael Dämgen, das sich die Jubel-Szenen im Jahnstadion in Ruhe betrachtete, während der Rest intensiv und feucht-fröhlich feierte: die Spieler mit Sektduschen und Bier, Teammanager Oliver Roth mit einer dicken Zigarre (die letzte gab's beim Aufstieg in Osnabrück 1999) und mitten drin Teamkoordinator Marcus Wolf.

In nüchternen Zahlen sieht die Saison des OFC so aus; vor der Winterpause: letzter Platz, 18 Punkte und von Peter Neururer, Dragoslav Stepanovic, Knut Hahn, Wilfried Kohls bis zu Dieter Müller fünf Trainer verschlissen. Die Bilanz nach dem Winter: ein Trainer, 26 Zähler in 14 Spielen - darunter sieben Siege und nur zwei Niederlagen. 0:2 in Karlsruhe, 0:1 daheim gegen Elversberg.

Alles das Verdienst Bernd-roths? Der Trainer winkt ab, erzählt von der guten Zusammenarbeit im Gespann mit Dämgen, dem Geist der Mannschaft, Harmonie und Hierarchie. "Ich schreibe nur das Drehbuch, schauspielern müssen die Akteure."

Erfahrung und Disziplin - damit erreichten die Kickers ihr Minimalziel. Was gehörte noch zu Berndroths Rezept? Auf diese Frage kennt auch Kapitän Manfred Binz die Antwort nicht. Nur soweit: "Ich dachte, nach den ganzen Trainerwechseln brauchen wir einen harten Hund. Aber Ramon hat die Mannschaft einfach voll im Griff."

Großes Lob für den Trainer kam von einem, der wegen ihm einst in Lübeck einen Arbeitsgerichtsprozess gegen seinen Ex-Klub führte. Michael Köpper (34): "Seit Ramon kam, wurde nicht mehr geschrien in der Kabine, sondern sachlich diskutiert." Dabei war Köppers Zukunft zu Jahresanfang beim OFC ungewiss. Die Vorgeschichte: Berndroth, damals Trainer in Lübeck, warf Köpper in der Halbzeitpause aus der Mannschaft. Und im Januar kam Berndroth nach Offenbach. Köpper spielte dort schon seit zweieinhalb Jahren und griff zum Telefon: "Trainer, brauchst du mich?" Antwort Berndroth: "Wenn du dich voll reinhängst, ja!" Köpper hängte sich rein, spielte in Regensburg, obwohl vor wenigen Tagen fast 20 Prozent eines Oberschenkelmuskels gerissen waren. Typen wie ihn, das betonte Berndroth immer wieder, brauchte diese Mannschaft, um den Klassenerhalt zu packen.

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)  

 

Karsten Wettberg: Keine Bestechung

Manfred Binz (Kapitän): "Es ist unglaublich, wir haben das Unmögliche möglich gemacht."

Hermann Nuber (OFC-Idol): "Ein verdienter Sieg. Es ist sehr wichtig für die Rhein-Main-Region, dass der OFC in der Regionalliga bleibt."

Patrick Dama (OFC-Spieler, wechselt zum Zweitligist LR Ahlen): "Ich gehe mit gemischten Gefühlen. Es tut schon weh."

Waldemar Klein (Ehrenpräsident, 81): "Ein wundervoller Tag."

Ramon Berndroth (OFC-Trainer): "Nach dem Aufstieg in Osnabrück wurden in Regensburg wieder neue Helden geboren."

Karsten Wettberg (Trainer Regensburg): "Alle Vorwürfe, wir seien bestochen worden, weise ich weit von uns."

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)  

 

Die urhelle Freude
Kickers Offenbach feiert das erfolgreiche Ende der unmöglichen Mission Klassenverbleib überschwänglich

Auf leisen Sohlen hat er sich angeschlichen, von links, ganz zaghaft. Fast ehrfürchtig. Er wolle ja nicht stören, hat er gesagt. Aber er müsse. Er ist vielleicht Ende 20, vom Scheitel bis zur Sohle in rot und in weiß gewandet, das volle Programm halt, mit Trikot, Schal, Fahne und so. Ihm lag was auf dem Herzen. Weshalb er, ganz sicher einer, der Kickers Offenbach bis zum Ende seiner Tage treu bleiben wird, das Wort an "Herrn Berndroth" richtete. Er brauche, wiederholte er, auch nicht lange, was sich nicht verneinen ließ, weil er nur ein Wort zu sagen hatte: "Danke." Die Verbeugung hat sich der Beinharte dann geschenkt. Danke, Herr Berndroth, danke, dass Sie eine Mission erfolgreich zu Ende gebracht haben, die zum Scheitern verurteilt war, die fast alle als unmöglich eingestuft hatten. Das hat der hartgesottene OFC-Fan zwar nicht mehr geäußert am Samstagnachmittag im sonnendurchfluteten Jahnstadion zu Regensburg, aber er hat es, jede Wette, gedacht.

Um 16.18 Uhr des 26. Mai 2001 war der Sprung ans rettende Ufer durch ein lockeres 4:1 (2:0) beim lustlosen SSV Jahn Regensburg trockenen Fußes geglückt. Wer, um alles in der Welt, hätte das vor drei Monaten gedacht? Und also ging Ramon Berndroth, Trainer des hessischen Traditionsvereins, der am gestrigen Sonntag 100 Jahre alt wurde, in die Knie, ballte die Fäuste, sprang wie Rumpelstilzchen umher und lief dann los, mitten hinein in das freudentaumelnde Kollektiv in rot und weiß, wo er am liebsten jeden Einzelnen seiner Fußballspieler persönlich in den Arm genommen hätte. Sodann entschwand der 49-Jährige mit freiem Oberkörper in den engen Gängen des Jahnstadions, hockte minutenlang allein in einer Ecke, den wahrscheinlich größten Erfolg seiner Trainerkarriere still auskostend.

Währenddessen hatten sich die vielleicht 500 verbliebenen OFC-Anhänger vor dem Eingang der Kabinen aufgebaut und feierten den Nichtabstieg wie eine Meisterschaft. Von den Fußball spielenden Offenbacher Recken, die den Klassenerhalt Sekunden nach dem Abpfiff noch recht emotionslos registriert hatten, fiel der Druck der letzten Wochen schlagartig ab, Zentnerlasten plumpsten von den Herzen. "So etwas will ich nie wieder erleben", stöhnte der zweifache Torschütze Patrick Würll, "dieser Nervenkrieg...eine Katastrophe." Das eilig herbeigekarrte Bischofshof-Urhell floss in Strömen in die trockenen Kehlen, nur nicht bei Frank Mager, dem Edelreservisten, der spritzte mit dem Bier nämlich wahlweise Mitspieler Matthias Dworschak ("Frank, du musst es mir nicht immer auf die Glatze schütten, wenn du es nicht trinken willst") oder die sonst keinen Spaß verstehenden bayerischen Gesetzeshüter voll. Ein paar Meter weiter ließ sich derweil Manfred Binz von Ehrenpräsident Waldemar Klein herzen, Patrick Dama nahm sich Frank Mager zum Vorbild und spritzte mit Sekt um sich, so dass die Geduschten eine Polizeikontrolle niemals überstanden hätten, ohne ins Röhrchen pusten zu müssen.

Eine Stunde nach dem Finale furioso, die meisten der Anhänger hatten sich schon mit einem guten Gefühl auf die 370 Kilometer lange Reise nach Offenbach gemacht, sagte Berndroth pathetisch, "es sind neue Helden geboren", seine Mannschaft habe "Sensationelles" geleistet. Wer will da widersprechen? 30 Zähler haben die Kickers in der Rückrunde ergattert, allein 26 in den 14 Spielen unter Berndroths Regie, was sie als drittbestes Team der zweiten Halbserie ausweist und diese verkorkste Saison auf dem zehnten Platz abschließen lässt. Und nicht jeder kommentierte es so nüchtern wie der überragende Spieler der Rückrunde, Matthias Dworschak. "Wir haben uns nur den Lohn unserer Arbeit seit Januar geholt", sagte der Abräumer im Mittelfeld, zweifacher Torschütze in Regensburg und von den Anhängern mit minutenlangen Sprechchören bedacht. Manfred Binz, der Libero, war einfach nur "überglücklich, wir haben das Unmögliche wahr gemacht".

Im Nachhinein betrachtet hätten die Offenbacher ihr finales Spiel gar nicht gewinnen müssen, weil Erfurt gegen Mannheim patzte. Doch wer wusste das schon?

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)  

 

Dank Berndroth Kurve gekriegt
OFC-Trainer mahnt bereits

Kommentar

IM BLICKPUNKT

Kickers Offenbach ist mit einem dunkelblau gefärbten Auge davon gekommen. Der seit dem gestrigen Sonntag 100 Jahre alte Traditionsverein hat am letzten Spieltag der Regionalliga Süd den Klassenverbleib durch ein 4:1 in Regensburg gesichert und eine an Fehltritten kaum zu überbietende Spielzeit zu einem versöhnlichen Ende gebracht. Vater des Erfolges ist zweifelsohne der im Dezember eingestellte Trainer Ramon Berndroth, der schwere Zeiten auf den OFC zukommen sieht.

Als Ramon Berndroth am 17. Dezember 2000 am Bieberer Berg als siebter Trainer in dieser Saison vorgestellt wurde, haben die meisten nur mitleidig mit dem Kopf geschüttelt. Himmelfahrtskommando, hieß es, "mission impossible" und so weiter. 18 Punkte hatte der OFC damals, zierte das Ende des Tableaus, und die Kickers, angetreten, um auf direktem Wege in die Zweite Spielklasse zurückzukehren, boten ein Bild des Jammers. Der im Januar entlassene, zuvor aber schier allmächtige Manager Klaus Gerster hatte den Verein mit einer Reihe dilettantischer Entscheidungen (vor allem in der Trainerfrage) an den Rande des Untergangs manövriert, es tobten Machtkämpfe, Chaos herrschte auf allen Etagen, und das Team, an dem sich in 20 Spielen sechs (!) Trainer versuchten, glich eher einem Hühnerhaufen denn einer Fußballmannschaft.

"Der Trainer", bestätigt Mittelfeldspieler Matthias Dworschak, "hatte einen Sauhaufen, eine tote Mannschaft übernommen." Er hauchte ihr neues Leben ein und hat den Sturz in die Oberliga Hessen dank einer phänomenalen Aufholjagd verhindert. Der 49 Jahre alte Berndroth, kein Schaumschläger, sondern eher besonnen, zudem ein ausgewiesener Fachmann, gab dem Team durch seine ruhige und sachliche Art den Glauben an die eigene Stärke zurück. Disziplin und Ordnung auf dem Spielfeld rückten in den Vordergrund, die Spieler glaubten, was Berndroth vorlebte. "Er hat die Mannschaft in den Griff bekommen", sagt Kapitän Manfred Binz, "mit Ruhe und Verstand, nicht einmal mit Härte, wie ich es gedacht hatte." Auch Schatzmeister Thomas Delhougne lobt den Trainer, der das "vorhandene Potenzial geweckt" habe. Glücklicherweise, "denn ein Abstieg hätte uns schwer getroffen."

Der Etat wird in der neuen Runde übrigens fast halbiert, Delhougne beziffert ihn auf "etwas über vier Millionen Mark". Zudem hofft der Kassenhüter, die fehlenden 266 000 Mark zur Lizenerteilung in den nächsten Tagen durch den Verkauf der so genannten Treupakete aufzutreiben, denn jetzt "wissen wir ja, wo wir spielen."

Manager Oliver Roth will derweil akribisch am "Aufbau" basteln, "es soll kein Nervenflattern mehr geben". Das wiederum kann der Trainer nicht garantieren, im Gegenteil, in der Stunde des Erfolges hebt er warnend den Finger. "Nächstes Jahr", befindet er, "wird es noch schwerer, die Klasse zu halten." Der Kader, zu dem Becker und voraussichtlich auch Ertl wieder gehören werden, gebe nämlich keinen Anlass, übertrieben in Optimismus zu machen. In Köpper, Dama, Stohn und Dolzer verlassen den Klub gestandene, erfahrene Spieler, "die im Abstiegskampf ganz wichtig waren." Als Neuzugänge stehen bislang Zitouni und Naciri fest, außerdem werden der Franzose Alderigi nach Offenbach wechseln und der ausgeliehene Incesu zurückkehren.

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)  

 

Die Kickers bleiben drittklassig
"Belohnung für Schwerstarbeit"

Offenbach. "Die Welt des OFC ist wieder einigermaßen in Ordnung, es darf gefeiert werden." Mit diesen Worten eröffnete Thomas Wegscheider, Verwaltungsratsmitglied des Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach, am gestrigen Sonntag gegen elf Uhr die akademische Feier zum 100. Geburtstag des Traditionsvereins.

Ein gelungener Auftakt zu einer Reihe weiterer Festivitäten. Doch bis zuletzt hatten die Kickers gezittert, ob es überhaupt einen Grund zum Feiern gegen wird. Denn "die erste Mannschaft, das Herzstück des Vereins" (Wegscheider) stand rund 24 Stunden zuvor noch nahe am Abstieg in die viertklassige Oberliga Hessen und hätte den ohnehin im Existenzkampf befindlichen OFC wohl damit an den Rand des Abgrundes gebracht. So aber rettete sich das Team von Trainer Ramon Berndroth sprichwörtlich noch in allerletzter Minute. In einer schwachen Partie bei Jahn Regensburg, der Aufsteiger war bereits gerettet, sicherten Matthias Dworschak mit zwei Treffern aus der Distanz (37./ 50.) und Patrick Würll mit zwei beherzten Alleingängen (44./69.) bei einem Gegentor von Fersch (75.) den 4:1-Sieg und damit den Klassenerhalt.

Treffend, dass ausgerechnet diese beiden OFC-Akteure den Erfolg sicher stellten. Mittelfeldmann Dworschak und Stürmer Würll stehen symbolisch für den Aufschwung der Kickers nach der Winterpause unter Ramon Berndroth. Eine mehr als durchwachsene Vorrunde brachte beiden teilweise nur Kurzeinsätze. Nun avancierten sie zu starken Leistungsträgern. Dworschak als Abräumer und gleichzeitige Antriebsfeder, Würll als Torjäger mit seinen zehn Treffern in 14 Spielen. So ließen sich denn auch beide nach dem Abpfiff im Jahn-Stadion Arm in Arm von den rund 2000 mitgereisten Fans aus Offenbach feiern.

"Das ist die Belohnung für ein halbes Jahr Schwerstarbeit", befanden beide einstimmig. Auch der Coach, der mit seinen Schützlingen bei der Ankunft des Mannschaftsbusses auf dem Bieberer Berg gegen 22 Uhr immerhin noch von rund 800 Anhängern in Empfang genommen wurde, war bewegt. "Bei uns hat jeder einzelne mit Herzblut auf den Klassenerhalt gehofft. Ich gönne ihn uns allen." Der Grundstein für die Jubiläumsfeier war also gelegt. Und so war Präsident Dieter Müller, der wie Berndroth erst im Winter sein Amt in prekärer Situation übernahm, "einfach nur erleichtert", als er am Sonntag die zahlreichen Gäste in der Offenbacher Stadthalle begrüßte. Unter den Gratulanten waren auch Hessens Innenminister Volker Bouffier (CDU), Offenbachs Oberbürgermeister Gerhard Grandke (SPD), Rolf Hocke (Präsident des Süddeutschen und des Hessischen Fußball-Verbandes), Walter Grimm (Präsident des Ligakonkurrenten SV Darmstadt 98) und Karlo Enders vom Landessportbund.

Insbesondere Bouffier lobte den OFC bei seiner Ansprache als "herausragendes Stück deutscher Fußballgeschichte", während die anderen Redner den DFB-Pokalsieger von 1970 als "Stück Identität für Stadt und Region" würdigten. Die Wünsche der Gäste richteten sich deshalb auf eine schnelle Wiederkehr in den Profifußball. Manager Oliver Roth bremste in diesem Sinne schon am Samstagabend aufkeimende Euphorie. Der Kader hat einen enormen Aderlass hinzunehmen, denn sieben Spieler werden die Kickers verlassen. Mit Zitouni (VfR Mannheim) und Naciri (SV Wehen) sind dagegen erst zwei Neuzugänge in trockenen Tüchern. Doch zumindest in Sachen Zulassung zu einer weiteren Regionalliga-Saison konnte Schatzmeister Thomas Delhougne Optimismus verbreiten: "Wir sind zuversichtlich, die Bedingungen des DFB erfüllen zu können", erklärte er. Der DFB hatte einen Einkommensnachweis über 1,6 Millionen Mark gefordert.

(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)  

 

Jahn Regensburg - Kick. Offenbach 1:4 (0:2)

Als der Schlusspfiff ertönte, gab es für die etwa 2000 mitgereisten OFC-Fans kein Halten mehr. Sie rannten auf Spieler und Trainer Ramon Berndroth zu und feierten den Klassenerhalt. Der Erfolg war hochverdient, denn Offenbach war spielbestimmend gegen einen hilf- und kraftlosen Jahn. Weil die zweifachen Torschützen Dworschak und Würll die haarsträubenden Regensburger Abwehrfehler nutzten, stand der Sieg bereits nach 70 Minuten fest.

(Von H. Reichenwallner, KICKER-ONLINE)  


Mannschaftsaufstellungen:

Jahn RegensburgKickers Offenbach
Ermler - Grtner - Grasser, Rosenwirth (58. Bachmeier) - Zellner, Gfreiter (73. Stefan Seufert), Fersch, Altmann (44. Holm), Radlspecl - Youssef Mokhtari, Tölcseres. Thier - Binz - Dolzer, meyer - Dworschak, Ertl (71. Becker), Köpper, Stohn (75. Barletta), Dama - Würll (87. Mager), Schindler.

Spielstatistik:

SchiedsrichterToreGelbe KartenGelb-Rote KartenRote KartenZuschauer
Raquet (Weilerbach)0:1 Dworschak (36.),
0:2 Würll (43.),
0:3 Dworschak (50.),
0:4 Würll (70.),
1:4 Fersch (76.)
Zellner (Regensburg) / Dama, Ertl (OFC)--4000
Alle Angaben ohne Gewähr


Aktuelle Tabelle Saison 2000/2001
Alle Ergebnisse vom 34.Spieltag (26.05.01)
Tabellenstand nach dem 34.Spieltag (26.05.01)
Spiele des OFC in der Rückrunde 2000/2001 mit Spielberichten
Alle Spieltage auf einen Blick (mit Ergebnissen)
Torjäger und Karten Statistik Saison 2000/2001
Tabellenplatzstatistik Saison 2000/2001
Ergebnisse Saison 2000/2001
Kickers Offenbach Homepage

Seite wurde am 28.05.2001 aktualisiert