Die Kickers bleiben drittklassig
"Belohnung für Schwerstarbeit"
Offenbach. "Die Welt des OFC ist wieder einigermaßen in Ordnung, es darf gefeiert werden." Mit diesen Worten eröffnete Thomas Wegscheider, Verwaltungsratsmitglied des Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach, am gestrigen Sonntag gegen elf Uhr die akademische Feier zum 100. Geburtstag des Traditionsvereins.
Ein gelungener Auftakt zu einer Reihe weiterer Festivitäten. Doch bis zuletzt hatten die Kickers gezittert, ob es überhaupt einen Grund zum Feiern gegen wird. Denn "die erste Mannschaft, das Herzstück des Vereins" (Wegscheider) stand rund 24 Stunden zuvor noch nahe am Abstieg in die viertklassige Oberliga Hessen und hätte den ohnehin im Existenzkampf befindlichen OFC wohl damit an den Rand des Abgrundes gebracht. So aber rettete sich das Team von Trainer Ramon Berndroth sprichwörtlich noch in allerletzter Minute. In einer schwachen Partie bei Jahn Regensburg, der Aufsteiger war bereits gerettet, sicherten Matthias Dworschak mit zwei Treffern aus der Distanz (37./ 50.) und Patrick Würll mit zwei beherzten Alleingängen (44./69.) bei einem Gegentor von Fersch (75.) den 4:1-Sieg und damit den Klassenerhalt.
Treffend, dass ausgerechnet diese beiden OFC-Akteure den Erfolg sicher stellten. Mittelfeldmann Dworschak und Stürmer Würll stehen symbolisch für den Aufschwung der Kickers nach der Winterpause unter Ramon Berndroth. Eine mehr als durchwachsene Vorrunde brachte beiden teilweise nur Kurzeinsätze. Nun avancierten sie zu starken Leistungsträgern. Dworschak als Abräumer und gleichzeitige Antriebsfeder, Würll als Torjäger mit seinen zehn Treffern in 14 Spielen. So ließen sich denn auch beide nach dem Abpfiff im Jahn-Stadion Arm in Arm von den rund 2000 mitgereisten Fans aus Offenbach feiern.
"Das ist die Belohnung für ein halbes Jahr Schwerstarbeit", befanden beide einstimmig. Auch der Coach, der mit seinen Schützlingen bei der Ankunft des Mannschaftsbusses auf dem Bieberer Berg gegen 22 Uhr immerhin noch von rund 800 Anhängern in Empfang genommen wurde, war bewegt. "Bei uns hat jeder einzelne mit Herzblut auf den Klassenerhalt gehofft. Ich gönne ihn uns allen." Der Grundstein für die Jubiläumsfeier war also gelegt. Und so war Präsident Dieter Müller, der wie Berndroth erst im Winter sein Amt in prekärer Situation übernahm, "einfach nur erleichtert", als er am Sonntag die zahlreichen Gäste in der Offenbacher Stadthalle begrüßte. Unter den Gratulanten waren auch Hessens Innenminister Volker Bouffier (CDU), Offenbachs Oberbürgermeister Gerhard Grandke (SPD), Rolf Hocke (Präsident des Süddeutschen und des Hessischen Fußball-Verbandes), Walter Grimm (Präsident des Ligakonkurrenten SV Darmstadt 98) und Karlo Enders vom Landessportbund.
Insbesondere Bouffier lobte den OFC bei seiner Ansprache als "herausragendes Stück deutscher Fußballgeschichte", während die anderen Redner den DFB-Pokalsieger von 1970 als "Stück Identität für Stadt und Region" würdigten. Die Wünsche der Gäste richteten sich deshalb auf eine schnelle Wiederkehr in den Profifußball. Manager Oliver Roth bremste in diesem Sinne schon am Samstagabend aufkeimende Euphorie. Der Kader hat einen enormen Aderlass hinzunehmen, denn sieben Spieler werden die Kickers verlassen. Mit Zitouni (VfR Mannheim) und Naciri (SV Wehen) sind dagegen erst zwei Neuzugänge in trockenen Tüchern. Doch zumindest in Sachen Zulassung zu einer weiteren Regionalliga-Saison konnte Schatzmeister Thomas Delhougne Optimismus verbreiten: "Wir sind zuversichtlich, die Bedingungen des DFB erfüllen zu können", erklärte er. Der DFB hatte einen Einkommensnachweis über 1,6 Millionen Mark gefordert.
(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)
Jahn Regensburg - Kick. Offenbach 1:4 (0:2)
Als der Schlusspfiff ertönte, gab es für die etwa 2000 mitgereisten OFC-Fans kein Halten mehr. Sie rannten auf Spieler und Trainer Ramon Berndroth zu und feierten den Klassenerhalt. Der Erfolg war hochverdient, denn Offenbach war spielbestimmend gegen einen hilf- und kraftlosen Jahn. Weil die zweifachen Torschützen Dworschak und Würll die haarsträubenden Regensburger Abwehrfehler nutzten, stand der Sieg bereits nach 70 Minuten fest.
(Von H. Reichenwallner, KICKER-ONLINE)
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