Regionalliga Süd Saison 2000/2001

Kickers Offenbach - VfR Mannheim
Endergebnis: 0:2 (0:1)


Spielbericht vom 18.08.2000 - Anstoß: 19:30 Uhr
0:2 - OFC-Fans lassen ihrem Frust freien Lauf

Offenbach. Der Bieberer Berg brennt: Mit der 0:2-Niederlage gegen den VfR Mannheim sind die Offenbacher Kickers in der Fußball-Regionalliga Süd nach dem vierten Spiel ohne Sieg vorerst am Tiefpunkt angelangt. "Der Start ist verpatzt", resümierte der konsternierte OFC-Trainer Dragoslav Stepanovic gestern Abend nach der zweiten Heimniederlage vor 8000 maßlos enttäuschten Zuschauern.

Bereits mit dem Anpfiff hatten die treuen Kickers-Fans ein 20 Meter langes Spruchband entrollt, auf dem zu lesen stand: "Wir waren stolz auf diesen Verein!" Nach dem Zweitligaabstieg und dem verkorksten Start in die Drittklassigkeit ist das Maß an Leidensfähigkeit beim OFC-Anhang nun endgültig voll. Der tiefsitzende Frust entlud sich dann schnell, als Polizisten versuchten, das Banner zu entfernen. Dabei kam es zu Handgreiflichkeiten zwischen den Kickers-Fans und den Ordnungshütern. Selbst die Besucher auf der Haupttribüne ließen ihrem Unmut über die Verhältnisse freien Lauf, beschimpften das versammelte Präsidium und forderten den Rücktritt von Manager Klaus Gerster.

Auch Stepanovic wurde beim Betreten des Platzes mit lauten Pfiffen bedacht. Was danach innerhalb der 90 Minuten folgte, hatte Symbolcharakter: ideenlose Kickers ohne Kampfgeist und ohne Aufbäumen. Als die Gastgeber vor der Pause schon mit den Gedanken in der Kabine waren, traf Petry unbedrängt zur VfR-Führung (44.). Es passte ins Bild, dass Dama mit einem verschossenen Elfmeter (89.) zumindest noch einen Punktgewinn aus den Händen gab. Im Gegenzug gelang Werner Rank dann das 2:0. Offenbachs total frustrierte Fans bejubelten fortan den siegreichen VfR und verabschiedeten das eigene Team mit wütenden und hämischen Sprüchen. "Ich mache das aus Spaß und werde mir jetzt erst einmal überlegen, ob ich mir das weiter antun muss", reagierte Manager Gerster auf die verbalen Attacken gegen seine Person.

(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)  

 

Es brodelt mächtig auf dem Bieberer Berg
Die Offenbacher Kickers unterliegen dem VfR Mannheim mit 0:2 und die Fans brüllen "Gerster raus"

Kickers Offenbach geht verdammt harten Zeiten entgegen. Der hoch gehandelte Titelfavorit verlor auch das dritte Spiel hintereinander, auf heimischen Terrain unterlag der OFC dem VfR Mannheim verdient mit 0:2 und schlittert immer tiefer in die Krise.

Die Kickers-Fans verhöhnten und beschimpften nach dem Abpfiff ihre Mannschaft, mit den Mannheimer Spielern zelebrierten sie dafür die La Ola-Welle. Kickers-Manager Klaus Gerster war betroffen: "An diesem Abend macht es keinen Spaß mehr. Ich werde ruhig darüber schlafen und dann entscheiden, was ich zu tun habe." Ein Rücktritt scheint nicht ausgeschlossen. Der Fußball an sich war zu Beginn jedoch nebensächlich, es sind die Anhänger der Offenbacher Kickers gewesen, die die Hauptrolle spielten.

Zunächst einmal bedachten sie ihre sonst so verehrten Lieblinge während der Mannschaftsvorstellung mit gellenden Pfiffen (vor allem Mittelfeldspieler Tom Stohn sowie Trainer Dragoslav Stepanovic), ehe sie püntktlich zum Anpfiff ein Transparent entrollten, auf dem in dicken Lettern stand: "Wir waren stolz auf diesen Verein!" Anschließend skandierten sie kurz: "Wir wollen Euch kämpfen sehen", und dann war es mucksmäuschenstill, stummer Protest als Konsequenz für die desolaten Auftritte zuletzt.

Die Stille schlug aber schlagartig in blinde Wut um, als Ordner und Polizisten den Banner vom Zaun vor Block zwei entfernten. Ein Polizeiaufgebot marschierte umgehend vor der Stehplatzgeraden auf, die Situation drohte zu eskalieren, bis sich Manager Klaus Gerster von seinem Sitz auf der Haupttribüne erhob und gemächlichen Schrittes auf die andere Seite schlenderte. Als er losging, wurde er von dröhnenden "Gerster raus"-Rufen begleitet, als er zurück kam, feierten ihn die Zuschauer mit"Klaus Gerster"-Sprechchören. Schließlich hatte der Manager das Transparent eigenhändig wieder an den Zaun gehängt.

Wie später die Polizei bekanntgab, sei eine Abmachung zwischen Fans, Verein und Polizei nicht eingehalten worden, wonach die Anhänger das Plakat nach zwei Minuten wieder entfernen sollten - aus diesem Grund habe die Polizei eingegriffen.

Fußball wurde am Bieberer Berg auch noch gespielt. Der OFC spielte verunsichert, ängstlich und gehemmt, sie kämpfte, zweifellos, doch spielerisch blieb sie einiges schuldig. Die Mannheimer hingegen agierten geschickt, defensiv, aber keineswegs destruktiv, und mit Kontern war der VfR stets brandgefährlich. Die besseren Möglichkeiten indes hatten die Kickers, bei denen mal wieder Cesar Thier das Tor hüten durfte. Manfred Binz setzte einen Freistoß aus 17 Metern (18.) knapp neben das Gehäuse, sechs Minuten später tat es ihm Nazir Saridogan mit einem Seitfallzieher gleich, und weitere fünf Minuten später strich ein Distanzschuss von Dubravko Kolinger am Kasten vorbei. Das war's dann auch, die Offenbacher hatten ihr Pulver verschossen, und die Mannheimer schlugen eiskalt zu; OFC-Libero Binz hatte Patrick Dama über den Haufen gerannt, Mannheims Mounir Zitouni schnappte sich den Ball, spielte einen wunderschönen Pass in die Gasse und Michael Patry hatte nur noch wenig Mühe zur Gäste-Führung einzuschießen (44.). Im zweiten Abschnitt rannten die Platzherren unentwegt, aber planlos an, eine einzige Torchance hatten sie, die Schindler per Kopf vergab, dann folgte das bittere Ende, erst zimmerte Dama in der 86. Minute einen Strafstoß an die Latte, dann schloss Werner Rank einen Konter mit dem 2:0 (90.) ab. "Wir sind Kickers und ihr nicht", brüllten daraufhin die Fans, und "Gerster raus". Es brodelt am Bieberer Berg.

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)  

 

Viele Feuer unterm Dach: Der Bieberer Berg brennt

Offenbach Der Bieberer Berg brennt lichterloh. 0:2 (0:1) gegen den VfR Mannheim, kein Sieg in dieser Saison, drei Niederlagen (zwei davon auf eigenem Platz ohne einen Torerfolg) und nur ein Punkt. Und dann verschießt Patrick Dama in der 86. Minute noch einen von Farac an Nazir Saridogan verschuldeten Foulelfmeter und trifft nur die Latte. Nach den Gegentreffern von Petry (45.) und Rank (88.) - wer mag jetzt noch nicht von einem Fehlstart des OFC sprechen?

Die Sprache der Fans jedenfalls ist unmissverständlich: Entgegen guter Gewohnheit wurde die Mannschaft schon bei der Vorstellung nicht angefeuert - sie wurde ausgepfiffen. Und doch: Die Fangemeinde war gespalten und schwankte 90 Minuten lang zwischen den Extremen. Statt Kickers-Rufen im Stadion am Bieberer Berg Schweigen und dann sogar Buh und Pfuis gegen das eigene Team. Das "Feeling Bieberer Berg" bekam am Freitagabend eine neue Dimension.

Regierte nach dem 0:1 gegen Erfurt noch Unverständnis und Ungläubigkeit, gab es am Freitag nur Hass. Akustischer Höhepunkt des Debakels in der 64. Minute: "Wir sind die Kickers, und ihr nicht." Oder auch: "Das haben wir nicht verdient." Damit quittierten die Anhänger eine miserable Leistung ihrer Mannschaft. Kein Spielaufbau war zu erkennen. Einzig erwähnenswert: ein Freistoß von Manni Binz (18.), ein Seitfallrückzieher von Saridogan (24.) und der Versuch von Tobias Schindler (64.). Trainer Dragoslav Stepanovic musste an der Seitenlinie machtlos zusehen.

Klaus Gerster ist Realist, ein Rücktritt des OFC-Managers scheint nicht mehr ausgeschlossen. So waren seine Worte in der Halbzeitpause zu verstehen, die er entgegen der Gewohnheit auf der Tribüne verbrachte. Die "Gerster-Raus-Rufe" in der ersten Halbzeit quittierte er mit der Ankündigung, erst einmal eine Nacht schlafen zu wollen und dann seine Entscheidung zu treffen. Der Frust sitzt tief. "Ich muss überlegen, wie groß die Zahl derer ist, deren Vertrauen ich nicht mehr habe. Wenn die zu groß ist, dann fahre ich am Samstag in Urlaub." Das klingt nach Aufgabe nach viereinhalb Jahren meist erfolgreicher Arbeit in Offenbach, die im Zweitligaaufstieg 1999 gipfelte. Doch zuletzt wurden Gerster - stets eine Person, an der sich die Geister scheiden - Fehler angekreidet: die (zu) späte Trennung von Ex-Trainer Peter Neururer, das schlechte Abschneiden in der aktuellen Saison; zudem wurden dem Manager Fehler in der Personalpolitik angelastet.

Gerster machte die Stimmung am Bieberer Berg, eigentlich die Trumpfkarte der Kickers, im Heimspiel gegen den VfR zu schaffen. Kein Verständnis äußerte er für die Aktion von Polizei und Ordnungsdienst, ein Plakat mit der Aufschrift "Wir waren stolz auf diesen Verein!" zu entfernen. Angeblich aus Sicherheitsgründen. Die Fans auf der Gegengeraden zeigten sich zur Gewalt bereit, warfen Gegenstände auf die Polizei, die in Kampfausrüstung den Zaun sicherte. In dieser Situation zeigte Gerster Übersicht, wechselte die Seiten, sammelte dort Sympathien, indem er mit eigenen Händen half, das Banner wieder aufzuhängen. Half nur wenig: Nach 90 Minuten forderten die Fans: "Aufhören".

Ehrenpräsident Waldemar Klein: "Es ist falsch, die Kritik an einem einzelnen Mann fest zu machen. Es liegt nicht an Gerster, es liegt daran, dass in unserem Verein die Kompetenzen nicht abgesteckt sind. Wir brauchen einen starken Präsidenten."

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)  

 

Offenbach schon im Abstiegskampf

Offenbach - Die Offenbacher Kickers stecken auch in der Fußball-Regionalliga Süd schon wieder im Abstiegskampf. Der Zweitliga-Absteiger kassierte am Freitagabend im Heimspiel gegen den VfR Mannheim mit dem 0:2 bereits die dritte Niederlage in Folge.

Damit ist der Trainerwechsel von Dragoslav Stepanovic für Peter Neururer vorerst völlig wirkungslos verpufft. Ganz im Gegenteil: Die Kickers boten die seit Jahren schwächste Leistung.

Mannheimer mit wenig Mühe

Die starken Mannheimer hatten unerwartet wenig Mühe, um nach Toren von Petry (44.) und Rank (90.) zu einem hochverdienten Auswärtssiegzu kommen. Die maßlos enttäuschten 8.000 Zuschauer auf dem Bieberer Berg quittierten das plan- und ideenlose Gekicke der Offenbacher schon zur Pause mit einem wüsten Pfeifkonzert.

Nach dem Schlusspfiff wurden OFC-Fahnen im Fan-Block verbrannt und die Kickers-Anhänger feierten die Gästemannschaft mit der "La-Ola-Welle".

Hilflose Offenbacher

Von Beginn an stellten die Mannheimer den Zweitliga-Absteiger mit ihrer kompakten Deckung, einem dichten Mittelfeld und schnellen Kontern vor unlösbare Probleme. Die hilflosen Offenbacher hatten nur eine einzige echte Torchance, als Saridogan in der 89. Minute im Mannheimer Strafraum von Geraerts gefoult wurde.

Doch symptomatisch für des desolate Offenbacher Spiel: Patrick Dama schoss den Foulelfmeter nur an die Querlatte des Mannheimer Tores. Im Gegenzug machte Rank mit dem 2:0 alles klar für die geschickt spielenden Mannheimer und stürzte die Offenbacher in eine tiefe Krise.

(Von ?, SPORT 1 ONLINE)  


Mannschaftsaufstellungen:

Kickers OffenbachVfR Mannheim
Thier - Binz - Dolzer, Kolinger - Glöckner, Schmidt, Speth (74. Becker), Stohn (68. Sohler), Dama - Saridogan, Schindler (78. Würll). Masic - Farac - Geraerts, Dehoust, Balagic - Oteng-Mensah, Dybek, Zizouni (62. Ziegler) - Bokatola-Lossombo, Petry (90. Balea), Rank.

Spielstatistik:

SchiedsrichterToreGelbe KartenGelb-Rote KartenRote Karten / Besondere VorkommnisseZuschauer
Palilla (Spaichingen)0:1 Petry (44.),
0:2 Rank (88.)
Schmidt, Speth (OFC) / Petry, Dehoust, Geraerts (VfR)-Dama schießt Foulelfmeter an die Querlatte (86.)8000
Alle Angaben ohne Gewähr


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