Viele Feuer unterm Dach: Der Bieberer Berg brennt
Offenbach Der Bieberer Berg brennt lichterloh. 0:2 (0:1) gegen den
VfR Mannheim, kein Sieg in dieser Saison, drei Niederlagen (zwei
davon auf eigenem Platz ohne einen Torerfolg) und nur ein Punkt.
Und dann verschießt Patrick Dama in der 86. Minute noch einen von
Farac an Nazir Saridogan verschuldeten Foulelfmeter und trifft nur
die Latte. Nach den Gegentreffern von Petry (45.) und Rank (88.) -
wer mag jetzt noch nicht von einem Fehlstart des OFC sprechen?
Die Sprache der Fans jedenfalls ist unmissverständlich: Entgegen
guter Gewohnheit wurde die Mannschaft schon bei der Vorstellung
nicht angefeuert - sie wurde ausgepfiffen. Und doch: Die
Fangemeinde war gespalten und schwankte 90 Minuten lang
zwischen den Extremen. Statt Kickers-Rufen im Stadion am Bieberer
Berg Schweigen und dann sogar Buh und Pfuis gegen das eigene
Team. Das "Feeling Bieberer Berg" bekam am Freitagabend eine neue Dimension.
Regierte nach dem 0:1 gegen Erfurt noch Unverständnis und
Ungläubigkeit, gab es am Freitag nur Hass. Akustischer Höhepunkt
des Debakels in der 64. Minute: "Wir sind die Kickers, und ihr nicht."
Oder auch: "Das haben wir nicht verdient." Damit quittierten die
Anhänger eine miserable Leistung ihrer Mannschaft. Kein Spielaufbau
war zu erkennen. Einzig erwähnenswert: ein Freistoß von Manni Binz
(18.), ein Seitfallrückzieher von Saridogan (24.) und der Versuch
von Tobias Schindler (64.). Trainer Dragoslav Stepanovic musste an
der Seitenlinie machtlos zusehen.
Klaus Gerster ist Realist, ein Rücktritt des OFC-Managers scheint
nicht mehr ausgeschlossen. So waren seine Worte in der
Halbzeitpause zu verstehen, die er entgegen der Gewohnheit auf der
Tribüne verbrachte. Die "Gerster-Raus-Rufe" in der ersten Halbzeit
quittierte er mit der Ankündigung, erst einmal eine Nacht schlafen zu
wollen und dann seine Entscheidung zu treffen. Der Frust sitzt tief.
"Ich muss überlegen, wie groß die Zahl derer ist, deren Vertrauen ich
nicht mehr habe. Wenn die zu groß ist, dann fahre ich am Samstag
in Urlaub." Das klingt nach Aufgabe nach viereinhalb Jahren meist
erfolgreicher Arbeit in Offenbach, die im Zweitligaaufstieg 1999
gipfelte. Doch zuletzt wurden Gerster - stets eine Person, an der
sich die Geister scheiden - Fehler angekreidet: die (zu) späte
Trennung von Ex-Trainer Peter Neururer, das schlechte Abschneiden
in der aktuellen Saison; zudem wurden dem Manager Fehler in der
Personalpolitik angelastet.
Gerster machte die Stimmung am Bieberer Berg, eigentlich die
Trumpfkarte der Kickers, im Heimspiel gegen den VfR zu schaffen.
Kein Verständnis äußerte er für die Aktion von Polizei und
Ordnungsdienst, ein Plakat mit der Aufschrift "Wir waren stolz auf
diesen Verein!" zu entfernen. Angeblich aus Sicherheitsgründen. Die
Fans auf der Gegengeraden zeigten sich zur Gewalt bereit, warfen
Gegenstände auf die Polizei, die in Kampfausrüstung den Zaun
sicherte. In dieser Situation zeigte Gerster Übersicht, wechselte die
Seiten, sammelte dort Sympathien, indem er mit eigenen Händen
half, das Banner wieder aufzuhängen. Half nur wenig: Nach 90
Minuten forderten die Fans: "Aufhören".
Ehrenpräsident Waldemar Klein: "Es ist falsch, die Kritik an einem
einzelnen Mann fest zu machen. Es liegt nicht an Gerster, es liegt
daran, dass in unserem Verein die Kompetenzen nicht abgesteckt
sind. Wir brauchen einen starken Präsidenten."
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
Offenbach schon im Abstiegskampf
Offenbach - Die Offenbacher Kickers stecken auch in der
Fußball-Regionalliga Süd schon wieder im Abstiegskampf. Der
Zweitliga-Absteiger kassierte am Freitagabend im Heimspiel gegen den VfR
Mannheim mit dem 0:2 bereits die dritte Niederlage in Folge.
Damit ist der Trainerwechsel von Dragoslav Stepanovic für Peter Neururer
vorerst völlig wirkungslos verpufft. Ganz im Gegenteil: Die Kickers boten die
seit Jahren schwächste Leistung.
Mannheimer mit wenig Mühe
Die starken Mannheimer hatten unerwartet wenig Mühe, um nach Toren von
Petry (44.) und Rank (90.) zu einem hochverdienten Auswärtssiegzu kommen.
Die maßlos enttäuschten 8.000 Zuschauer auf dem Bieberer Berg quittierten
das plan- und ideenlose Gekicke der Offenbacher schon zur Pause mit einem
wüsten Pfeifkonzert.
Nach dem Schlusspfiff wurden OFC-Fahnen im Fan-Block verbrannt und die
Kickers-Anhänger feierten die Gästemannschaft mit der "La-Ola-Welle".
Hilflose Offenbacher
Von Beginn an stellten die Mannheimer den Zweitliga-Absteiger mit ihrer
kompakten Deckung, einem dichten Mittelfeld und schnellen Kontern vor
unlösbare Probleme. Die hilflosen Offenbacher hatten nur eine einzige echte
Torchance, als Saridogan in der 89. Minute im Mannheimer Strafraum von
Geraerts gefoult wurde.
Doch symptomatisch für des desolate Offenbacher Spiel: Patrick Dama
schoss den Foulelfmeter nur an die Querlatte des Mannheimer Tores. Im
Gegenzug machte Rank mit dem 2:0 alles klar für die geschickt spielenden
Mannheimer und stürzte die Offenbacher in eine tiefe Krise.
(Von ?, SPORT 1 ONLINE)
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