3:1 - Fans feiern Karneval, die Kickers ein Kabinenfest
Offenbach Kickers Offenbach schlägt den SC Pfullendorf mit 3:1,
gewinnt erstmals in dieser Saison, holt den ersten Heimsieg seit vier
Monaten (7. Mai, 2:1 gegen TeBe Berlin) und rettet damit gleich drei Feten:
Mit guter Laune fuhr OFC-Manager Klaus Gerster unmittelbar
nach dem Spiel in Richtung Ruhrgebiet zur Geburtstagsfete von Andy
Möller. Der Neu-Schalker (Klaus Gerster ist sein Berater) wurde am
Samstag 33.
Das Kabinenfest mit einem halben Spanferkel, zu dem Trainer
Dragoslav Stepanovic für gestern Vormittag eingeladen hatte. Stepi
wurde vergangenen Mittwoch 52. Jetzt wurde mit Mannschaft und
Betreuerstab nachgefeiert.
Den vorgezogenen "Karneval in Bieber", den die 6000 Fans
angesichts des Sieges wieder einmal außerhalb der Narren-Saison in
Offenbachs Stadtteil ausgerufen hatten.
Endlich drei Punkte in einem Spiel, vier insgesamt in der
Regionalliga-Saison. Matchwinner Nazir Saridogan, der ein Tor
vorbereitete (Stefan Dolzer zum 2:1, 71.) und zwei Treffer (10.,
73.) erzielte. Bei allem Lob und Freude ("Es war heute mein tollster
Nachmittag am Bieberer Berg") - Stepanovic übersah die Mängel
nicht. Gegen zehn Mann den Ausgleich kassiert (Marko Barlecaj,
57.), beste Chancen vergeben wie in der 84. Minute, als Marcio den
Ball in südamerikanischer Gelassenheit am leeren Tor vorbeischob.
Und die Erkenntnis gewonnen: "Wir sind noch nicht soweit, dass wir
so schön Fußball spielen können wie Pfullendorf." Das bedeutet: Die
Kickers müssen sich ihre Punkte weiter mühsam erkämpfen.
Das Problem: Die Kickers führen, spielen in Überzahl - und kassieren
trotzdem den Ausgleich. Bisweilen unsicher hinten und nervös nach
vorne. Der Trainer muss die Mannschaft immer noch von außen
führen. Auf dem Platz ist derjenige nicht gefunden, der das Spiel
bestimmen kann. Stefan Dolzer scheint derzeit noch am ehesten die
Rolle übernehmen zu können. Kapitän Lars Schmidt war am Samstag
nach übereifrigem Einsatz und der gelben Karte nach 50 Sekunden
schon früh gehandicapt, was beim Trainer auf Unverständnis traf:
"Das verstehe ich, wenn er 23 Jahre alt ist. Aber nicht mit 34."
Trotzdem: Stepanovic glaubt, nach vier Wochen (harter Arbeit)
seine Wunsch-Mannschaft gefunden zu haben. Arbeits-Schwerpunkt
seit Amtsantritt: Stabilität der Abwehr festigen. Einzelgespräche
waren wichtig. So mit Libero Manfred Binz, der sich sagen lassen
musste: "Junge, wenn eine Mannschaft so viele Tore kassiert, dann
muss man die Abwehr fragen, woran es liegt." Deswegen die klare
Anweisung für das Pfullendorf-Spiel und die folgenden Begegnungen:
"Binz bleibt hinten, spielt lange Bälle." Kolinger bekam den Tipp:
"Bleib enger am Mann, Du spielst Vorstopper." Und Michael Köpper?
Der rückte für Dietmar Roth (verletzt) ins Team, spielte solide.
Wunsch-Team gefunden, aber keine Freifahrtscheine verteilt. "Wenn
die Mannschaft verbessert werden muss, dann geht eben einer
raus." Wer das wird, ist dem Trainer egal. "Die Besten werden
spielen." Und wenn die Abwehr zu 100 Prozent steht, das Dirigieren
im Mittelfeld klappt und vorne konsequent die Chancen genutzt
werden, dann wird der OFC vielleicht auch so schön Fußball spielen
wie die am Samstag erfolglosen Pfullendorfer.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
Stepanovic: Ich kann doch nicht ewig warten
Offenbach (bam). Tom Stohn (31) und Matthias Becker (26) - an
beiden scheiden sich die Geister. Doch OFC-Trainer Dragoslav
Stepanovic hat sich festgelegt. Beide hatten ihre Chancen - und
haben sie nicht genutzt. "Beide suchen schon lange ihr Spiel. Und
ich kann doch nicht ewig warten. Die kommen mit ihrem Stil nicht
an." Stepi scheint (vorerst) mit beiden Spielern abgeschlossen zu
haben. "Ich habe denen gesagt: Halbe Sachen bringen uns und Euch
nicht weiter." Stohn und Becker gehörten gegen Pfullendorf nicht
zum Kader. Wenig wahrscheinlich, dass sie gegen die Amateure des
VfB Stuttgart (Mittwoch, 17.45 Uhr) dabei sind.
Stepis Empfehlung: "Mehr arbeiten, und noch mehr arbeiten." Zuletzt
reichte es nicht. Stohn (im dritten Jahr beim OFC) und Becker (seit
1999) waren schon in der vergangenen Saison umstritten. Auch
2000/2001 ist die Konkurrenz bei den Kickers besser. Stohn kann im
direkten Vergleich mit Oliver Speth (derzeit) nicht bestehen. Stepi
setzt auf den 24-Jährigen als Spielmacher, schwärmt von dessen
Ballgefühl, Übersicht und Technik. Nachdem auch Stefan Dolzer im
Mittelfeld überzeugte, hat Stohn nun gleich zwei Mann vor sich.
Auch wenn Kickers-Manager Klaus Gerster über Personalfragen nach
dem Sieg nicht gerne sprach: Spielt sich Stohn (Vertrag bis
Saisonende) nicht wieder in die Mannschaft, scheint eine Trennung
im Winter programmiert.
Der Weg von Matthias Becker beim OFC ist ebenfalls ungewiss.
Zuletzt wurde er mit Wehen in Verbindung gebracht. Becker, dessen
Kontrakt am Saisonende ausläuft: "Mit mir hat noch keiner
gesprochen." Der Regionalliga-Konkurrent verpflichtete erst mal
Ermin Melunovic vom FSV Mainz. Stepi zögert mit einem Bekenntnis
zu Becker, sagt: "Er spielt zu kompliziert." Aber einfacher wird's
dadurch auch nicht.
(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)
Erster Sieg für Stepanovic-Elf
Zweitliga-Absteiger Offenbach landete seinen ersten Saisonsieg im fünften
Anlauf. Das Stepanovic-Team versuchte, schnell Druck auf das SCP-Tor zu
entfachen. Mit Erfolg: bereits früh gelang Saridogan der Führungstreffer. Im
weiteren Verlauf der Partie verlor der OFC aber zusehends den Faden, konnte
sich auch nach dem Feldverweis für Fall keinen Vorteil erspielen. So kam, was
kommen musste - Barlecajs Ausgleich, der die gesamte Kickers-Abwehr
düpierte. Nun wachte Offenbach auf und Dolzer sowie erneut Saridogan sorgten
für den verdienten Sieg.
(Von Holger Kliem, KICKER ONLINE)
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