Regionalliga Süd Saison 2000/2001

Kickers Offenbach - SV Wehen
Endergebnis: 1:2 (0:0)


Spielbericht vom 23.09.2000 - Anstoß: 15:00 Uhr
Nächste Heimpleite für Kickers Offenbach
Offenbach desolat

Die vierte Pleite im fünften Heimspiel der Saison kassierte Kickers Offenbach am Samstag in der Fußball- Regionalliga Süd beim 1:2 (0:0) gegen den SV Wehen. Die Taunussteiner feierten damit im Hesen-Derby vor 6 000 Zuschauern den ersten Auswärtssieg und verbesserten ihre Lage im Abstiegskampf erheblich.

Offenbach desolat

Die Gastgeber enttäuschten ihre Anhänger wieder einmal auf der ganzen Linie und konnten den jüngsten Aufwärtstrend nicht bestätigen. Zwar bestimmten die Offenbacher zunächst das Geschehen, doch klare Torchancen waren Mangelware. Die beste Chance zur Führung vergab der Brasilianer Marcio, der aus fünf Metern nur die Latte traf.

Ausgleich durch Saridogan

Nach dem Wechsel wurden die Wehener mutiger und verdienten sich die Führung durch Ermin Melunovic nach 52 Minuten. Als der Ex-Wehener Nazir Saridogan nach einem Befreiungsschlag von Stefan Simon zehn Minuten vor dem Abpfiff der Ausgleich gelang, schöpften die Kickers noch einmal Hoffnung. Doch nur sechs Minuten später machte der starke Oliver Bunzenthal mit einem Kopfball im Anschluss an eine Ecke von Michael Sauer die Überraschung perfekt. Nur eine Minute später sah Saridogan nach einer Schwalbe die gelb-rote Karte.  

 

Erneut bieten die Offenbacher Kickers ein Muster an Harmlosigkeit an - 1:2

Offenbach. Die Vorstellungen von Regionalligist Kickers Offenbach auf dem Bieberer Berg werden immer schlechter. Nur ein Heimsieg in fünf Partien steht zu Buche. Gegen den SV Wehen, der sich zuletzt am Tabellenende herumquälte, zeigte das Team von Trainer Stepanovic einmal mehr ein Muster an Harmlosigkeit und verlor letzten Endes mit 1:2.

Wilfried Kohls, Vizepräsident des Zweitliga-Absteigers, konnte die Vorstellung gar nicht mehr mit ansehen. Ab der 75. Minute vergrub der ehemalige Kickers-Keeper sein Gesicht in den aufgestützten Händen und schüttelte immer wieder verständnislos den Kopf. Seine präsidialen Mitstreiter auf der Ehrentribüne zogen unterdessen ebenfalls keine zufriedenen Mienen zum schlechten Spiel. Zuvor hatte der Wehener Melunovic sein Team nach herrlichem Zuspiel von Amstätter in Führung gebracht (52.). Die Kickers hatten nichts dagegenzusetzen, liefen blindlings über den Platz. Erst ein Befreiungsschlag des engagierten Simon war die Voraussetzung für einen kleinen Hoffnungsschimmer der Offenbacher, denn der Ball, den Simon aus dem eigenen Strafraum gedroschen hatte, landete bei Saridogan. Der Stürmer nahm ihn auf, lief kurz mit dem Ball und trickste ihn an Keeper Lache vorbei ins Tor (80.).

Doch nach fünf weiteren Minuten mussten die Offenbacher die Köpfe wieder hängen lassen, als Bunzenthal zum 2:1-Sieg für das Team aus dem Taunus traf. "Wir sind nicht in der Lage, ein Spiel aufzubauen", stellte Stepanovic erschüttert fest.

Tatsächlich kamen einmal mehr aus dem Mittelfeld keinerlei Ideen, die für ein wenig Gefahr hätten sorgen können. Die Sturmspitzen wurden zu keiner Zeit in Szene gesetzt. Doch da sich das bereits seit Wochen abzeichnet, ist es umso verwunderlicher, dass Stepanovic beim Versuch, etwas zu ändern, immer wieder auf Stohn und Becker als Einwechselspieler setzt - beide laufen ihrer Form hinterher und setzen keine Akzente in der Vorwärtsbewegung -, zumal der Coach noch vor Wochen auf beide verzichten wollte, da sie, so Stepanovic, "das Team mit ihrer Spielweise nicht weiterbringen".

Doch der Trainer begründet die Entscheidung jetzt so: "Mir sind die Hände gebunden. Die Personaldecke lässt mir keine anderen Möglichkeiten." Doch so etablieren sich die Kickers langsam, aber sicher im unteren Tabellendrittel.

(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)  

 

Das Pulverfass Bieberer Berg
Kickers Offenbach beruft nach Blamage gegen Wehen Krisengipfel ein und wird wohl wieder Spieler aussortieren

Irgendwann, Dragoslav Stepanovic hatte sich das ganze Elend noch einmal im Fernsehen angesehen und daraufhin beschlossen, den Frust über die 1:2-Pleite gegen den SV Wehen mit zwei Pils runter zu spülen, zuppelte ihn Waldemar Klein, Ehrenpräsident und wie kein anderer Kickers Offenbach verkörpernd, am Hemdsärmel. "Stepi, so geht das nicht weiter", flüsterte er in des Trainers Ohr, "solche Spiele können wir uns nicht mehr erlauben, sonst spielen wir bald vor 2000 Zuschauern." Der 52 Jahre alte Coach, gezeichnet von der neuerlichen Blamage und scheinbar um Jahre gealtert, ist natürlich lange genug im Geschäft, um sich dessen bewusst zu sein, nur ruhigen Gewissens Besserung versprechen konnte er nicht.

"Das war das schlechteste Spiel, seit ich hier bin", hatte Stepanovic zuvor gesagt, "das hat mich schwer mitgenommen, ich bin betroffen." Was Wunder ? Von fünf Heimspielen haben die Kickers sage und schreibe vier verloren, die Gegner, wie jetzt der SV Wehen, angereist mit der höchst zweifelhaften Empfehlung von null Punkten in vier Auswärtspartien, reiben sich die Hände, wenn sie am Bieberer Berg spielen dürfen, aus der einst so gefürchteten, angeblich mal uneinnehmbaren Festung ist eine Lachnummer geworden. Das stinkt besonders Manager Klaus Gerster, der Bedenken hat, "auf diese Weise auch noch den letzten Zuschauer zu vergraulen". Stepanovics Angst, einem Heimkomplex zu erliegen, ist indes unbegründet, die Kickers haben schon einen.

Vor allem spielerisch kam das OFC-Gekicke abermals einem Offenbarungseid gleich, da wurden die Bälle gnadenlos durch die Gegend gebolzt, plan- und kopflos angerannt, und wundern sollte sich daher auch niemand, dass dem zwischenzeitlichen Ausgleich von Nazir Saridogan ein Befreiungsschlag über 70, 80 Meter von Stefan Simon vorausging. Im Spielaufbau, räumte Stepanovic ein, hapere es gewaltig, er habe keinen Spieler im Team, der "zündende Ideen" habe, keiner sei in der Verfassung, einen entscheidenden Pass in die Tiefe zu spielen, für ein überraschendes Moment im Spiel sorgen. "Das ist", sagte der Trainer, "einfach zu wenig." Häme und Spott sind die Offenbacher schon gewohnt, aber dass nun auch noch die Gegner, wie Wehens Mittelfeldspieler Sascha Amstätter, sagen, wie schwach die Fußballer aus Offenbach seien, hat noch mal eine andere Qualität. "Ich habe von denen viel mehr erwartet, da spielt jeder für sich, aber nicht miteinander." Amstätter hat damit, en passant, den wunden Punkt getroffen, die Kickers spielen wie eine Ansammlung saturierter, müder Fußballer, denen der letzte Biss, das Feuer, die Leidenschaft fehlt. Die Mannschaft ist überaltert, es fehlt ein Führungsspieler, der die anderen mitreißt, auch in schwierigen Zeiten vorneweg marschiert und die Ärmel aufkrempelt. In der Regionalliga seien hemdsärmelige Arbeiter, hungrige Spieler, "echte Kerle" gefordert, sagte Stepanovic, von dieser Sorte habe er zu wenig. So ähnlich sieht es auch Manager Gerster: "Jeder einzelne Spieler muss sich schwer überlegen, ob er nicht rot anläuft, wenn er am Monatsende seinen Scheck abholt."

In Stepanovic scheint daher, auch wenn er es nicht sagt, die Erkenntnis gereift zu sein, dass diese Mannschaft keinen Deut besser als ihr Tabellenplatz ist, dass er mit diesem Team nicht mehr oben angreifen kann und der Wiederaufstieg reine Utopie ist. Ein offizielles Statement verkniff sich der Serbe diesbezüglich. "Ich werde nicht über Dinge reden, die ich mir nicht genau überlegt habe", erklärte er, "wenn ich eine Entscheidung treffe, muss es die richtige sein." Dabei gehe es, betonte er, nicht um seine Person, sondern um die Mannschaft.

Am gestrigen Sonntagabend trafen sich das Präsidium, der Manager und der Trainer zu einem Krisengipfel (bei Redaktionsschluss noch nicht beendet), in dem die Weichen für die Zukunft gestellt wurden. Die Verantwortlichen, so Gerster vorher, müssten eben überlegen, ob es ratsam sei, die Ziele neu zu definieren und wie es überhaupt weiter gehen soll. Neue Spieler, die der Trainer vehement fordert, stünden nicht zur Debatte. "Wir überlegen eher, ob wir noch den einen oder anderen aussortieren." Erste Kandidaten sind Matthias Becker und Tom Stohn. Zudem fragte sich Gerster, "ob es nicht sinnvoll ist, Spieler aus der zweiten Mannschaft zu integrieren, damit wir endlich wieder eine Einheit werden". Ob Stepanovic damit zufrieden ist, darf bezweifelt werden, denn es wäre ihm, so steht zu vermuten, lieber, alles auf eine Karte zu setzen, nochmals auf dem Transfermarkt zuzuschlagen und volles Risiko zu gehen. Wenn er sagt, "ich kann doch nichts dafür, dass hier vorher versäumt wurde, auszusortieren", und er als Trainer noch nie ohne ein konkretes Ziel gearbeitet habe, lässt das tief blicken und drauf schließen, dass der Bieberer Berg ein Pulverfass bleiben wird.

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)  

 

OFC ohne Kreativität, aber mit Komplexen

Offenbach. Frust, eine ordentliche Portion Resignation und noch mehr Ratlosigkeit prägen die Situation bei den Offenbacher Kickers nach dem 1:2 gegen den SV Wehen: "Ich habe eine Mannschaft selten so niedergeschlagen gesehen", berichtete OFC-Trainer Dragoslav Stepanovic aus der Kickers-Kabine. Er selbst sei "einer, der von morgens bis abends für seinen Job arbeitet. Aber für was arbeite ich hier, wenn nichts bei rauskommt?" Und die Zuschauer? Sie kamen nach dem 1:0 des OFC in Aalen mit Euphorie, sie gingen mit großer Enttäuschung. Bemerkenswert: Nach der Niederlage im Derby gab's nicht einmal mehr Pfiffe - Lethargie an allen Orten?

Knapp 6000 interessierten sich am Samstag noch für den OFC. Offenbacher Minusrekord in dieser Regionalliga-Saison. Auch deswegen trafen sich Präsidium und Stepanovic gestern Abend zum Krisengipfel. Frage: Was kann der Verein tun? Wie kann er sich gegen die Einstellung mancher Spieler wehren? Der Griff ins Portemonnaie der Spieler als Konsequenz des Klubs? Gehaltskürzungen sind nach Aussage von Manager Klaus Gerster kein Thema, "auch wenn manch einer rot werden müsste, wenn er seinen Gehaltsscheck abholt". Gespräche über Vertragsverlängerungen wird es aber mit Sicherheit auch nicht geben. Will das Präsidium die Situation nüchtern analysieren, muss es fragen, welche Fehler die Vereinsführung bei der Zusammenstellung des Kaders gemacht hat. Fakt: Das Vertrauen in die Absteiger aus der Zweiten Liga war zu groß. Stepanovics Meinung wird deutlich, wenn er sagt: "Ich kann nichts dafür, wenn nicht aussortiert wurde."

Kalte Jahreszeit bei Kickers?

Der OFC spielte gegen Wehen ohne Kraft und Konzept; kein Aufbäumen war zu erkennen. Mit Manfred Binz (kam nach 15 Minuten für den verletzten Dworschak), Tom Stohn und Oliver Speth standen in der zweiten Halbzeit sogar drei Kreativkräfte auf dem Platz - und es kam trotzdem nichts.

Mit einem Sieg wollte Offenbach den Anschluss an die Spitze schaffen. Kurzes Fazit: Ziel verfehlt. Nun bleibt nur der Blick nach unten und der Hinweis auf die Winterpause als Chance zum Neuanfang. Ganz so weit wollte Nazir Saridogan einen Tag nach Herbstanfang und der verdienten Niederlage gegen seinen Ex-Klub nicht blicken: "Wir dürfen jetzt nur von Spiel zu Spiel schauen." Solche Worte sind von Vereinen bekannt, die tief in einer Krise stecken. Aber kein anderes Wort beschreibt die Situation bei Kickers besser. Dazu passte, dass Saridogan wegen einer Unsportlichkeit ("Schwalbe") nach 87 Minuten die gelb-rote Karte sah und nun am Samstag in Jena fehlt. Dabei war der Angriff noch der agilste und beste Mannschaftsteil - auch wenn Marcio nur die Latte traf (27.) und das 1:1 durch Saridogan ein Zufallsprodukt war. Missverständnis zwischen Köpper und Kolinger, Kickers unter Druck. Simon drischt den Ball aus dem OFC-Strafraum; Konter durch Saridogan, der Sauer davonläuft; Wehens Torwart Lache, eigentlich in der Vorwärtsbewegung, verschätzt sich, zögert - 1:1 (80.). Kickers scheinen auf dem Weg zum nicht mehr erhofften Punkt, nachdem Melunovic in der 52. Minute nach schöner Vorarbeit von Wilde und Amstätter für die Führung der Gäste sorgte.

Schlussphase, dem OFC flattern die Nerven: Libero Dolzer patzt im eigenen Strafraum, Torwart Thier lenkt den Ball nach Naciris platziertem Schuss um den Pfosten (84.). Sekunden später: Ecke Sauer, Thier fliegt vorbei, Guht verlängert und Bunzenthal köpft ein - 1:2 (86.). Eine Minute später sieht Saridogan gelb-rot. Die vierte Heimniederlage des OFC ist perfekt - und der erste Auswärtserfolg der Wehener auch. Sie benötigen dafür vier Versuche. Keine Zweifel: Kickers haben einen Heimkomplex - und drei Tage nach Herbstanfang beginnt in Offenbach schon jetzt die kalte Jahreszeit.

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)  

 

Kolinger & Co. Ideenlos

Zweitligaabsteiger Kickers Offenbach musste nach einem leichten Aufwärtstrend von neun Punkten aus vier Spielen einen erneuten deftigen Rückschlag hinnehmen. Der SV Wehen feierte im Hessenderby seinen ersten Auswärtssieg der Saison. Trainer Gerd Schwickert hatte seine Schützlinge zunächst eingeschworen, verstärkt auf Defensivarbeit zu setzen.

Offenbach hatte zwar die größeren Spielanteile, doch die Mängel im Spielaufbau waren zu eklatant. Nur Dubravko Kolinger und Marcio, der den Ball an die Latte setzte, hatten gute Möglichkeiten für den OFC. Besser dann die Wehener nach dem Wiederanpfiff: Sascha Amstätter versetzte die Kickers-Abwehr, und Ermin Melunovic schob zur SVW- Führung ein. Ein weiter Befreiungsschlag von Stefan Simon, den Nazir Saridogan übernahm und zum Anschluss nutzte, brachte dem OFC nur kurze Hoffnung. Denn fünf Minuten vor Schluss machte Oliver Bunzenthal alles klar für den SV Wehen. Der selbst ernannte Aufstiegskandidat Kickers Offenabch etabliert sich vorerst im unteren Tabellendrittel.

(Von Holger Kliem, KICKER ONLINE  


Mannschaftsaufstellungen:

Kickers OffenbachSV Wehen
Thier - Dolzer - Köpper, Kolinger - Ertl (86. Becker), Speth, Dworschak (15. Binz), Simon, Dama (46. Stohn) - Marcio, Saridogan. Lache - Wilde - Parrotta, Özcan - Naciri, Amstätter, Hornung, Bunzenthal, Sauer - Melunovic (73. Da Silva), Mehic (69. Guht).

Spielstatistik:

SchiedsrichterToreGelbe KartenGelb-Rote KartenRote KartenZuschauer
Ortola-Knopp (Königstein)0:1 Melonovic (52.),
1:1 Saridogan (80.),
1:2 Bunzenthal (86.)
Kolinger, Simon, Speth (OFC) / Amstätter, Hornung (Wehen)Saridogan (87. wegen Unsportlichkeit - Schwalbe)-5850
Alle Angaben ohne Gewähr


Aktuelle Tabelle Saison 2000/2001
Alle Ergebnisse vom 9.Spieltag (22.09.- 24.09.00)
Tabellenstand nach dem 9.Spieltag (22.09.- 24.09.00)
Spiele des OFC in der Hinrunde 2000/2001 mit Spielberichten
Alle Spieltage auf einen Blick (mit Ergebnissen)
Torjäger und Karten Statistik Saison 2000/2001
Tabellenplatzstatistik Saison 2000/2001
Ergebnisse Saison 2000/2001
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