Regionalliga Süd Saison 2000/2001

Rot-Weiß Erfurt - Kickers Offenbach
Endergebnis: 3:0 (0:0)


Spielbericht vom 02.12.2000 - Anstoß: 14:00 Uhr
Komplimente - aber keine Punkte für OFC

Erfurt/Offenbach (gel/app). Die den Nachmittag im Erfurter Steigerwaldstadion abschließende Pressekonfernz wurde zur Stunde der Komplimente. Zunächst bescheinigte Dieter Müller, der Trainer der Offenbacher Kickers, seinem Kollegen Hans-Ullrich Thomale eine "gute Arbeit", obwohl der erst zu Wochenbeginn den glücklosen Frank Engel auf der Bank der Rot-Weißen abgelöst hatte. Danach fühlte sich Thomale zu einem Lob für den Gegner verpflichtet: "Wer sich auswärts so präsentiert wie die Kickers, der wird mit dem Abstieg nichts mehr zu tun haben." Die Realität sieht nach dem vorletzten Spieltag der Fußball-Regionalliga Süd im Jahr 2000 allerdings anders aus. Die Kickers sind nach dem 0:3 Tabellenletzter.

Beide Trainer waren sich einig, dass der Erfurter Sieg eindeutig zu hoch ausgefallen war und in der Schlussphase am seidenen Faden hing. Nazir Saridogan traf in der 87. Minute mit einem Kopfball die Latte - im Gegenzug erzielten die Gastgeber das entscheidende 2:0. Das Eigentor von Günther Maier in der Nachspielzeit hatte nur statistischen Wert. Stürmer Matthias Becker, der in der 32. Minute wegen Verletzung (Tritt in die Wade) gegen Saridogan ausgetauscht wurde, sagte: "Wir haben es verpasst, einen großen Schritt nach vorne zu tun. Am Ende hat die Kraft gefehlt. Mit etwas Glück holen wir einen Punkt, aber wer unten steht, dem fehlt das nötige Quäntchen."

Der Knackpunkt dieser Partie war aber die Rote Karte für Tom Stohn in der 20. Minute nach einer Tätlichkeit an Bach. Der Mittelfeldspieler der Kickers wird nach diesem Aussetzer mit einer empfindlichen Strafe rechnen müssen, "und zwar im höchsten Maß, die nach seinem Vertrag möglich ist. In der Phase des Spiel hat jeder sein Gehirn noch eingeschaltet, wir werden keinen Samthandschuh benutzen", kündigte der enttäuschte Manager Klaus Gerster an.

"Wir haben deshalb den Rhythmus verloren, mussten uns taktisch umorientieren und dem Gegner streckenweise die Spielregie überlassen", monierte Müller, der seiner Mannschaft ansonsten keinen Vorwurf machte.

Die Vorteile der Gastgeber beschränkten sich allerdings nur auf den ersten Abschnitt. Da dominierten sie deutlich, ohne jedoch zu echten Torchancen zu kommen. Die einzige Möglichkeit der Kickers im ersten Abschnitt vergab Saridogan mit einem Kopfball in der 42. Minute.

Der Treffer von Tews unmittelbar nach der Pause leitete dann die Daueroffensive der Kickers ein. Kraus parierte Dolzers Freistoß (48.), Stefan Ertl traf das Außennetz (59.), Maier und Saridogan (74.) scheiterten am Torwart der Gastgeber, ehe der klare Erfolg der der Erfurter zu Stande kam.

Thomas Kalt, der Vizepräsident der Kickers, sagte: "Trotz des deutlichen Ergebnisses: Das war eines der besten Auswärtsspiele der Saison und kein zweites Burghausen in abgeschwächter Form." Zur Erinnerung: In Burghausen hatten die Kickers vor drei Wochen mit 0:5 verloren, dabei eine schwache Leistung gezeigt. Kalt: "Die Mannschaft lebt - aber der Druck am Freitag gegen den FC Bayern ist nun enorm."

(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)  

 

Gelungener Einstand für Erfurts Trainer Thomale: 3:0 gegen Offenbach

Erfurt (dpa/ost) - Hans Ulrich Thomale hat beim FC Rot-Weiß Erfurt einen gelungenen Trainereinstand gefeiert. Die Erfurter gewannen am Samstag vor 3 150 Zuschauern ihr Heimspiel in der Regionalliga Süd gegen die Offenbacher Kickers mit 3:0 (0:0) und beendeten damit ihre sieglose Serie von sieben Spielen in Folge. Der in Kassel lebende neue Rot-Weiß-Coach hatte Anfang der Woche Frank Engel abgelöst.

Die erste Halbzeit verlief ohne Höhepunkte. Erfurt war den seit der 20. Minute dezimierten Gästen zwar optisch überlegen, konnte aber aus dem Spielervorteil kein Kapital schlagen. Offenbachs Tom Stohn war nach einer Tätlichkeit an Danny Bach vom Münchner Schiedsrichter Brych mit «Rot» vorzeitig in die Kabine geschickt worden.

Unmittelbar nach dem Wechsel erzielte Andre Tews (46.) nach einer Bach-Flanke aus fünf Metern per Kopf die verdiente Führung für die Rot-Weißen, die bereits das Hinspiel mit 1:0 für sich entschieden hatten. Offenbach blieb im weiteren Spielverlauf trotz Unterzahl stets gefährlich und hatte in der 87. Minute Pech, als Nazir Saridogan mit einem Kopfball nur die Oberkante der Latte traf. Im Gegenzug machte Petr Nemec (88.) mit seinem Treffer alles klar, bevor der Offenbacher Günther Maier (90.) mit einem Eigentor für den Endstand sorgte.

(Von dpa, SPORT 1 ONLINE)  

 

Stohns "Dummheit" schmeißt alles über den Haufen
Kickers Offenbach verliert nach Platzverweis 0:3 in Erfurt / Coach Müller lobt Moral / Konditionsmängel auffällig

Kurz vor Schluss gönnte sich Hans-Ulrich Thomale dann ein Schlückchen aus der grünen Wasserpulle. Ein, zwei, drei Mal nippte er zaghaft, stellte sie dann ab und atmete tief durch. So richtig erleichtert sah er nicht aus, der neue Trainer von Rot-Weiß Erfurt, eher so, als wolle er gleich sagen: "Puh, das wäre geschafft, auch wenn es verdammt harte Arbeit war." Die war es, zweifelsfrei, aber wen kümmert's, die ersten drei Punkte unter Thomales Regentschaft sind den Thüringern nicht mehr zu nehmen, und als der Schiedsrichter ein paar Minuten später die niveauarme Begegnung im Steigerwaldstadion zwischen Erfurt und Kickers Offenbach abpfiff, da schlichen elf in grün und weiß gekleidete hessische Fußballspieler in die Katakomben. Einige schüttelten ungläubig das Haupt, andere hielten es gesenkt, starrten zu Boden. Alles wie gehabt, alles schon einmal da gewesen.

0:3 verloren bei Rot-Weiß Erfurt, Aufwärtstrend gestoppt, Rückfall auf Tabellenplatz 18 der Regionalliga Süd und damit erneut Letzter. "Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen", sagte später OFC-Trainer und Präsident Dieter Müller, "sie hat gekämpft, alles gegeben, aber ihre Kampfeslust ist nicht belohnt worden." Letzten Endes war die Partie in der thüringischen Hauptstadt schon um 14.20 Uhr, also 20 Minuten nach dem Anpfiff, so gut wie verloren, denn da spielten die offenbar übermäßig belasteten Nerven Tom Stohn einen üblen Streich. Nach einem zünftigen Zweikampf mit Danny Bach ließ sich der Mittelfeldspieler zu einer wenig klugen Aktion hinreißen, kurzerhand schlug er mit der flachen Hand zu, traf seinen Gegenspieler direkt unter der Gürtellinie und sah daraufhin folgerichtig die rote Karte.

Der Platzverweis sei "tödlich" gewesen, resümierte Dieter Müller, "diese Dummheit hat unser ganzes Konzept durcheinander gebracht." Auch Teammanager Oliver Roth war ob des Blackouts nicht gut auf den erst kürzlich wieder in Gnaden aufgenommenen Stohn zu sprechen. "Das war eine Undiszipliniertheit par Excellence. Er hat die Mannschaft sehr geschädigt. Darüber werden wir ernsthaft mit Tom sprechen müssen." Zehn Offenbacher wehrten sich in der Folge jedoch tapfer gegen die drohende Niederlage, versuchten die numerische Unterlegenheit durch Willen und Leidenschaft wettzumachen - auch wenn die konditionellen Mängel augenfällig waren. Auch spielerisch war das Dargebotene erneut mehr als dürftig, wenngleich von einem Team, das mit dem Rücken zur Wand steht und mit einem Mann weniger spielt, auch keine fußballerischen Glanzlichter zu erwarten sind.

Kurz nach dem Wechsel war es dann passiert, André Tews (47.) brachte per Kopf die Gastgeber, die zuvor sieben Spiele in Folge ohne dreifachen Punktgewinn geblieben waren, auf die Siegesstraße. Die Kickers wehrten sich, sie brachen nicht, wie vorher so oft, wie ein Kartenhaus zusammen, sondern spielten mutig nach vorne, probierten, wie Roth sagte, "das Ding noch umzubiegen". Stefan Ertl und Günther Maier vergaben gute Chancen, die beste hatte der eingewechselte Nazir Saridogan, der in der 87. Minute nach einer Ecke von Oliver Speth mit seinem Kopfball an der Latte scheiterte. Im Gegenzug folgte der Knockout, Petr Nemec markierte das 2:0 (88.), ehe Günther Maier mit einem Eigentor (90.) die 0:3-Niederlage besiegelte.

Dieter Müller wollte die zehnte Niederlage im 19. Spiel allerdings nicht als Beinbruch verstanden wissen, da seine Elf "bravourös" gekämpft habe, "ich stelle mich voll hinter die Mannschaft." Auch Oliver Roth war im Grunde nicht unzufrieden, das Team habe "Moral bewiesen, darauf können wir aufbauen. Die Jungs haben gezeigt, dass sie eine Mannschaft sind." Als Schönfärberei wollte Roth seine Worte indes nicht verstanden wissen, es seien entscheidende Fehler gemacht worden, "die einfach nicht passieren dürfen", sagte er, und zudem habe der OFC mit 0:3 in Erfurt verloren, hat nun wieder alle 17 Mannschaften vor sich. "Da brauchen wir nichts rosarot sehen, das wäre ja lachhaft."

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)  

 

Stohns Faustschlag leitet nächste OFC-Pleite ein

Erfurt/Offenbach. Gestern trafen sich die Spieler des Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach auf dem Bieberer Berg zum Mittagessen mit den Klubverantwortlichen. Nach der 0:3-Schlappe vom Vortag bei Rot-Weiß Erfurt war die Stimmung gedrückt, als in der Stadion-Gaststätte "Offenbacher Haus" die Menüs serviert wurden. Dabei war während der vergangenen Woche noch leichter Optimismus beim abstiegsgefährdeten OFC spürbar gewesen.

"Wir können zuversichtlich nach Erfurt fahren", hatte Trainer und Präsident Müller unmittelbar vor der Reise nach Thüringen gesagt. Doch es kam wieder einmal anders. Der Aufwärtstrend, der nach dem ersten Sieg in zehn Partien vor einer Woche gegen Eintracht Trier (1:0) herbeigesehnt wurde, blieb aus. Gegen den Kellernachbar setzte es eine 0:3-Pleite, die den OFC wieder auf den letzten Platz beförderte. Da konnten sich Müller & Co. auch nicht drüber freuen, dass das Team um Kapitän Simon spielerisch gefiel.

"Im entscheidenden Moment haben wir geschlafen", konstatierte Team-Manager Roth. Doch entscheidend war wohl auch, dass der OFC bereits ab der 20. Minute mit einem Mann weniger auskommen musste. Stohn hatte nach einem Faustschlag gegen Schwarz die Rote Karte gesehen. So ahnten zu diesem Zeitpunkt schon viele der mitgereisten Kickers-Fans, was kommen musste: Offenbach unterlag einer Mannschaft, die zuvor sieben Spiele sieglos geblieben war.

Die ersten 45 Minuten überstand das Müller-Team ohne Gegentreffer, doch direkt mit Wiederanpfiff kam die Ernüchterung, als Tews aus kürzester Distanz ins Tor von Keeper Thier köpfte. Dennoch blieb Offenbach am Drücker und kämpfte in Unterzahl aufopferungsvoll. Wieder einmal war es die eigene Abschlussschwäche, die den Kickers das Leben schwer machte. Symptomatisch: In der 87. Minute köpfte Saridogan den Ball an die Latte, und im Gegenzug fiel die Entscheidung, als Nemec zum 2:0 für die Thüringer traf.

Zwei Minuten später kam es noch schlimmer: Mittelfeldspieler Maier stellte per Eigentor den 0:3-Endstand her. Statt wie angepeilt auf einem Nichtabstiegsplatz zu überwintern, werden die Kickers wohl auch an Weihnachten Tabellenletzter bleiben.

(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)  

 

Stohn sieht Rot, Müller droht

Die Fans im Steigerwaldstadion feierten ihn. Klar, Hans Ulrich Thomale hatte ihnen den Erfolg zurückgebracht. Das freute auch die Spieler. Sie lobten, dass ihnen der neue Trainer in wenigen Tagen Selbstvertrauen eingeimpft und die Unsicherheit genommen hätte. Deshalb sprachen die Akteure aber nicht schlecht über die Arbeit von Vorgänger Frank Engel. Auch Sebastian Hartung, der erstmals in dieser Saison von Beginn an vor eigenem Publikum ran durfte, fühlte sich nicht als Gewinner des Trainerwechsels. Aber er war zumindest einer des Spiels. Denn der 19-Jährige bot auf der zentralen Mittelfeldposition eine viel versprechende Leistung, meldete aber deshalb keine Ansprüche auf einen Stammplatz an. "Wenn Heiko Cramer nächste Woche wieder spielen kann, dann wird er gesetzt sein." Das hätte sich der sonstige Regisseur auch verdient. Doch der ehemalige Jenaer möchte sich im Training weiter anbieten.

Diese Chance wird der Offenbacher Tom Stohn durch seine Rote Karte zunächst nicht haben. Trainer Dieter Müller war stinksauer auf ihn, "für sein Verhalten gibt es keine Entschuldigung". Er muss nun sogar mit einer vereinsinternen Bestrafung rechnen.

(Von Gerald Müller, KICKER ONLINE)  


Mannschaftsaufstellungen:

Rot-Weiß ErfurtKickers Offenbach
Kraus - Große - Loose, Friedrich - Bach, Hartung, Seifert (74. Emmerich), Tews, Engelhardt - Dürr (60. Nemec), Fritz (78. Scheller). Thier - Dolzer - Dworschak, Meyer (73. Würll), Maier, Glöckner (68. Speth), Stohn, Ertl, Simon (32. Saridogan), Becker, Marcio.

Spielstatistik:

SchiedsrichterToreGelbe KartenGelb-Rote KartenRote KartenZuschauer
Brych (München)1:0 Tews (46.),
2:0 Nemec (88.),
3:0 Maier (90. Eigentor)
Große, Hartung, Friedrich (Erfurt) / Maier, Dolzer (OFC)-Stohn (20. Tätlichkeit)3150
Alle Angaben ohne Gewähr


Aktuelle Tabelle Saison 2000/2001
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