TRIER. Buchstäblich in letzter Sekunde ward der Held des Tages geboren: Mit seinem Treffer zum 1:0 in der 90. Minute hat Danny Winkler Eintracht Trier einen nicht mehr für möglich gehaltenen Sieg gegen Kickers Offenbach beschert.
Das sind die schönsten Momente im Fußball: Ein tausendfacher Aufschrei hallt durchs Moselstadion, die Fans stürmen den Rasen und fallen dem Mann um den Hals, der sie mit seinem Kopfballtor nach einem Freistoß von Adi Kevric in einen Freudentaumel versetzt hat: Danny Winkler. Die Erleichterung bricht sich ihren Bann, nachdem die Eintracht in diesem Verfolgerduell der Fußball-Regionalliga Süd 90 Minuten lang das Tor der Gäste bestürmt hat und schließlich für ihren aufopferungsvollen Kampf belohnt worden ist.
Kickers "glänzen" mit destruktiver Taktik
"Ich hab's euch ja gesagt: Da oben gibt's einen, der für Gerechtigkeit sorgt", triumphiert Trainer Paul Linz nach dem Spiel im VIP-Zelt mit erhobenem Daumen. In diesen Augenblicken wird deutlich, wie sehr das Trauma des um ein Tor verpassten Aufstiegs noch in den Hinterköpfen steckt. Was hat "der da oben" sie doch "hängen lassen", als es im letzten Spiel der vergangenen Saison gegen Stuttgart ging. Hat ihnen den Pfosten und die Latte und einen Teufelskerl namens Miller im VfB-Tor in den Weg gestellt. Hat sie verzweifeln lassen an ihrem Schicksal, das es schon seit zwanzig Jahren nicht gut mit der Eintracht meint.
Am Samstag scheint sich wieder einmal alles gegen die Trierer verschworen zu haben. Der Tabellendritte Offenbach tritt mit einer so destruktiven Taktik auf wie seit Jahren kein anderes Team im Moselstadion. In der zweiten Halbzeit schlagen die Kickers die Bälle nur noch raus, versuchen außerdem bei jeder Spielunterbrechung, Zeit zu schinden. Nicht die feine Art, aber der Zweck heiligt bekanntlich die (bescheidenen) Mittel.
Offenbach hat zudem noch das Glück gepachtet. Die Eintracht rennt, die Eintracht kämpft, die Eintracht spielt, doch bei allem Bemühen will die verflixte Kugel nicht ins Tor. Mal ist es OFC-Keeper Thier, der Chancen vereitelt, mal ist es der Pfosten wie beim Kopfball von Joe Aziz (44.) oder die Latte wie beim Kopfstoß von Danny Winkler (76.).
Trainer Linz gibt später zu, dass er, seinem Naturell entsprechend, das Risiko noch erhöhen wollte. "Ich wollte den Libero auflösen, aber Arno Michels hat mich davon abgehalten." Diese Besonnenheit des Co-Trainers zahlt sich letztlich aus und wird sogar indirekt vom Gäste-Coach gelobt: "Die Eintracht war nicht mehr so konteranfällig wie vor einem Jahr." Ramon Berndroth verblüfft die Zuhörer mit der Bemerkung, er hätte sich "unwohl gefühlt, wenn wir mit unserem großen Glück gepunktet hätten". Seine Lobeshymnen an die Trierer ("brillante Standards", "Direktpass-Spiel vom Feinsten") nimmt aber keiner richtig ernst. Das Statement von Paul Linz dagegen schon: "Ich bin heilfroh, dass wir noch gewonnen haben. Das war ein ganz wichtiges Tor, vielleicht sogar für den gesamten Saisonverlauf."
Eintracht Trier: Ischdonat - Prus, Milosevic, Latinovic - Keller, Koster, Thömmes, Benschneider (46. Dragusha) - Kevric - Aziz, Winkler
Kickers Offenbach: Thier - Binz - Fossi, Meyer - Becht, Dworschak, Barletta, Zitouni - Naciri (90. Langen) - Würll, Tonello (46. Schindler)Tor: 1:0 Winkler (90.)SR: Greipl (Kirchdorf)
Z: 4264 - Beste Spieler: Koster, Latinovic - Thier, Dworschak