Offenbach (bam). Die zweite Heimniederlage der Offenbacher Kickers in dieser Saison brachte eine Premiere: "Noch nie wurden wir nach einem Eckball für uns ausgekontert." Bis Rot-Weiss Erfurt an den Bieberer Berg kam - dann sah Ramon Berndroth auch das Ende dieser Serie und die Wiederkehr einer alten Schwäche von der der Kickers-Trainer dachte, "wir hätten sie abgelegt". Hatte der OFC auch, aber eben nur bis zum Samstag. Und der brachte auch Gewohntes: Wie bei den Amateuren der Stuttgarter Kickers lag der OFC 0:1 zurück, spielte aber gut 20 Minuten in Überzahl. Nutzte nichts. In den vergangenen sieben Spielen kassierten die Kickers fünf Niederlagen.
Die Verunsicherung war sichtbar - und das nicht nur in den ersten 20 Minuten, als Lars Meyer vier Mal am Ball vorbei trat und für die Aussetzer keine Erklärung fand: "Was los war, weiß ich nicht." Ursachenforschung war kurz nach dem Schlusspfiff noch nicht angesagt: "Frag bitte nicht." Eine frühe Auswechslung dagegen war für Berndroth kein Thema, das wäre gegen seine Überzeugung: "Man muss Vertrauen haben." Auf der Bank schmorte Oscar Corrochano, dem der Coach gute Trainingsleistungen bescheinigt hatte.
Erfurt war angereist, um am Bieberer Berg zu gewinnen. Das war zu sehen. Offenbach dagegen mangelte es an der Einstellung. Weil die Abwehr Teilzeitarbeit leistete, gab es für Torwart Cesar Thier Vollbeschäftigung. Den Gästen genügten einfache Mittel, um die Kickers auszuspielen: Ein simpler Doppelpass, und schon wurde es gefährlich. Gleich drei, vier Kickers-Spieler rannten zum Ball, was dem Gegner Räume schuf. Von Ordnung war wenig zu sehen, die Order von der Trainerbank, das Spiel in die Breite zu ziehen, wurde erst spät umgesetzt.
Drei Chancen hatten die Kickers in diesem Spiel: Die größte durch Dario Fossi, der kurz vor Schluss freistehend an Torwart Rene Twardzik scheiterte. Die zweite in der 45. Minute, als Norman Loose den Ball nach einem Schuss von Angelo Barletta noch von der Linie trat. Die erste nach knapp einer halben Stunde. Oliver Speth schlug einen Eckball herein, Mounir Zitouni verlängerte per Kopf, Patrick Würlls Kopfball parierte Twardzik. Im Gegenzug erzielte Erfurt das entscheidende Tor. Langer Ball von Torsten Ziegner auf Ronny Hebestreit, Meyer und Manfred Binz begleiteten den Angreifer zwar, störten ihn aber nicht (29.). Es war ein Déjà-vu. Denn Ähnliches hatten die Kickers schon einmal erlebt - auch vor eineinhalb Jahren schob Hebestreit zum 0:1 ein. Allerdings in der 90. Minute. So lange mussten die 500 mitgereisten Erfurter Fans diesmal nicht warten. Die OFC-Bilanz der vergangenen vier Spiele gegen RW Erfurt - 0:1, 0:0, 0:3, 0:1.
Berndroth vertraute gegen den Angstgegner - mit Ausnahme des Wechsels Tobias Schindler für Thorsten Becht - der Mannschaft, die Jahn Regensburg mit begeisterndem Fußball 2:0 geschlagen hatte. Davon war gegen Erfurt nichts zu sehen. Auch dem Trainer blieb nur das Warten auf die Halbzeitpause und die Hoffnung auf die Wirkung seiner deutlichen Worte in der Kabine.
Aber Leidenschaft war auch nach dem Seitenwechsel nicht zu erkennen. Acht Spieler, deren Kontrakte auslaufen, standen in der Anfangsformation. Kaum einer rechtfertigte seine Nominierung, empfahl sich für eine Vertragsverlängerung. Berndroth fasste die Enttäuschung zusammen: "Wir haben sehr schlechten Fußball gezeigt." Kickers-Vize Thomas Kalt kam zu der bitteren Erkenntnis: "So überraschend, wie wir im Aufstiegskampf mitmischten, so schnell waren wir wieder draußen."
Hessen-Pokal: Viertelfinale: Braunfels - Borussia Fulda 1:0 (0:0). Halbfinale: ET Frankfurt (A.) - SC Neukirchen, Offenbach - Braunfels (noch nicht terminiert)