Ramon Berndroth bat um Verständnis: "Seien Sie mir nicht böse", beschied der Trainer von Kickers Offenbach nach dem 0:3 seines Teams bei der TSG Hoffenheim einen Journalisten, der ihn nach seiner Meinung zur Hoffenheimer Leistung gefragt hatte, "ich kann dazu nichts sagen, meine Gedanken sind ausschließlich auf Kickers Offenbach fokussiert." Der Fragesteller hakte gar nicht erst nach. Auch er hatte erkannt, dass der OFC-Coach derzeit alle Kraft für die Bewältigung der Offenbacher Krise benötigt.
Denn spätestens nach dem Auftritt der Kickers im Sinsheimer Stadtteil steht fest: Der OFC geht derzeit am Stock, der Mannschaft fehlen sowohl die körperliche Kraft als auch der Glaube an die eigenen Fähigkeiten, um erfolgreich Fußball zu spielen. Der Wille, nach den Niederlagen in Stuttgart und gegen Erfurt die Wende zu schaffen, sei zwar vorhanden gewesen, bekräftigte Berndroth. Doch auch er hatte erkannt, "dass die Mannschaft durch die letzten Niederlagen so verunsichert ist, dass die Umsetzung dessen, was wir uns vornehmen, nicht gelingt".
Vor allem die offensiven Versuche der OFC-Akteure im Daniel-Hopp-Stadion waren schlichtweg kläglich zu nennen. Bezeichnenderweise verbuchten die Gäste ihre erste Torchance erst nach 56 Minuten, als Tobias Schindler den Hoffenheimer Schlussmann Knödler mit einem Schrägschuss zur Parade zwang. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Kickers durch die Hoffenheimer Tore von Teinert (49.) und Türker (53.) bereits die entscheidenden Nackenschläge erhalten und vermittelten nicht den Eindruck, als seien sie in der Lage, die Partie noch zu kippen.
Zumal Stürmer Raffael Tonello bei der größten Kickers-Chance des Spiels, allein vor TSG-Torhüter Knödler, mit einem laschen Schuss, den der Hoffenheimer Keeper parierte, das ganze Elend des OFC stellvertretend dokumentierte (72.). Die Gastgeber ihrerseits brillierten zwar auch nicht unbedingt, sorgten aber mit dem 3:0 durch den eingewechselten Koné (83.) dafür, dass die Offenbacher Schwäche auch im Ergebnis ihren Niederschlag fand.
"Die Spieler gehen auf dem Zahnfleisch", musste denn auch ein enttäuschter Kickers-Vizepräsident Thomas Kalt feststellen, "es hat sich auf dem Platz gezeigt, dass wir derzeit viele Angeschlagene haben, die nicht regelmäßig trainieren können." Ob es neben den körperlichen Schwächen auch andere Gründe für die zuletzt dürftigen Auftritte der Kickers gibt, wollen Kalt und seine Vorstandskollegen umgehend klären. Deshalb werden sie in dieser Woche ein Gespräch mit Manager Lars Schmidt und der sportlichen Leitung führen. Dann soll auch festgelegt werden, bis wann die Vertragsgespräche mit den Spielern abgeschlossen sein sollen. Denn die laufenden Verhandlungen und die in diesem Zusammenhang unsicheren Perspektiven einiger Akteure werden - entgegen der Beteuerungen von Seiten des Präsidiums - vom einen oder anderen durchaus als Ursache für die Krise genannt.
Matthias Dworschak sieht diese neben dem fehlenden Glauben an die eigenen Fähigkeiten ("Im Gegensatz zur Vorrunde fehlt uns die positive Arroganz") sehr wohl auch darin begründet, dass die ungeklärte Zukunft einige Spieler offenbar hemmt, "weil sie sich persönlich empfehlen wollen". Gleichzeitig wundert sich Dworschak, "dass ich noch von keinem gehört habe, dass er definitiv beim OFC bleibt". Einer, bei dem das in Kürze passieren könnte, ist Angelo Barletta. "Es fehlen noch Kleinigkeiten, aber es sieht gut aus", meinte der Abwehrspieler, der demnächst wohl den angebotenen Einjahresvertrag unterschreiben wird.
Derweil will sich Matthias Dworschak nach dem Heimspiel am kommenden Freitag gegen die Bayern-Amateure entscheiden, wohin ihn sein Weg führt. Der 28-Jährige sieht "eine sehr gute Möglichkeit", dass er beim OFC bleibt. Eine Rückkehr zu Eintracht Frankfurt, über die zuletzt spekuliert worden war, schließt Dworschak aus: "Da ist nichts dran." Entweder, so der Mittelfeldakteur weiter, nehme er "ein lukratives Angebot für die zweite Liga" an (die Aufstiegskandidaten Eintracht Trier und VfB Lübeck werden gehandelt), "oder ich mache den OFC und dann richtig, das heißt für zwei oder drei Jahre". Seine Zukunft in Offenbach macht Dworschak aber auch davon abhängig, wie sich die Transferaktivitäten beim OFC entwickeln. "Es muss was passieren", sagt er. Zumal neben Manfred Binz weiterhin der Verlust von Torjäger Patrick Würll droht, an dem die Spvgg. Greuther Fürth interessiert sein soll. Fest steht: Beim OFC werden sie einiges zu besprechen haben.