Kapitän Zivojin Juskic und einige andere Darmstädter Spieler standen noch Minuten nach dem Abpfiff am Zaun und diskutierten mit enttäuschten Fans des SV 98. Lediglich einigen hundert war das Punktspiel der Fußball-Regionalliga Süd bei Kickers Offenbach am Sonntagvormittag die Fahrt an den Bieberer Berg wert. Und dies im Derby beim Rivalen - das lässt tief blicken. Zu schlucken hatten sie eine weitere Niederlage. Mit 0:1 (0:0) verlor das Team um Interimstrainer Michael Müller, nun schon das siebte Spiel in Reihe ohne Sieg. Cheftrainer Michael Feichtenbeiner ist weg, die (Ergebnis-) Krise bleibt. Die Offenbacher Fans höhnten: "Absteiger".
Die Erkenntnisse aus dem gestrigen Auftritt sind nicht neu. Wieder kassierten die Darmstädter ein Tor aus einer Standardsituation, diesmal das entscheidende: Freistoßflanke Corrochano, Kopfball Barletta (52.). Wieder waren die Männer vom Böllenfalltor durchaus bemüht, doch das Aufbäumen nach dem Rückstand wirkte halbherzig und stereotyp. Nur eine einzige zwingende Chance in 90 Minuten - da Costas Kopfball (63.) fischte Offenbachs Torwart Thier aus dem Winkel -, zu wenig an Entschlossenheit für eine Mannschaft, die den Negativtrend dieses Jahres umzukehren gedenkt. Sie seien nicht wirklich in Bedrängnis geraten, bestätigte auch Kickers-Mittelfeldspieler Oscar Corrochano.
Was ihm im Kopf herumgehe, wurde Darmstadts Manager Uwe Wiesinger später gefragt: "Alles, was ich schon weiß." Die Antwort sagt alles. Ansonsten zeigte sich Wiesinger ziemlich sprachlos. Trainer Müller konnte indes nur mit den Achseln zucken: "Blöd gelaufen." Besonders beim Gegentor. Daniel Leifermann war dem Torschützen zugeordnet, er kam zu spät. Allerdings fühlte sich der Darmstädter, im vorigen Jahr noch A-Jugend, dabei gefoult. Sei's drum: "Ich mach dem Jungen keinen Strick draus", sagte Müller.
In der Formation hatte er einiges verändert. Er besetzte die Mittelfeldpositionen rechts (Jovanovic) und links (Nagy) neu. Juskic war der neue Abwehrchef, de Freitas (für Mihajlovic) der neue Innenverteidiger, im defensiven Mittelfeld spielte Leifermann den Abräumer. Damit kontrollierte der SV 98 die erste halbe Stunde, ehe er in den letzten Minuten vor der Pause mächtig in Bedrängnis geriet.
Gleich viermal hatten die Kickers da die Möglichkeit zur Führung, was Barletta kurz nach dem Wechsel nachholte. Nach einer weiteren guten Gelegenheit von Naciri (57.) übernahmen die Gäste die Initiative. Mit hohem Aufwand, der Ertrag blieb null. Auch das schon öfters dagewesen.
"Diese Runde geht als verkorkst in die Vereinsgeschichte ein", sagte Präsident Walter Grimm und beschwor: "Wir müssen jetzt schon Anlauf nehmen für einen hohen und weiten Sprung in die nächste Saison." Drei Spiele sind's noch, für David Wagner dürfte bereits jetzt Schluss sein. Bei einem Zweikampf verletzte er sich schwer - Verdacht auf Bänderriss im Schultereckgelenk.
Offenbach: Thier - Fossi (90. Meyer) - Zitouni, Brighache - Corrochano, Barletta, Dworschak, Schindler (84. Saridogan), Alderigi - Würll, Naciri.
Darmstadt: Clauss - Lense, Juskic, de Freitas - Leifermann - Jovanovic (46. Brancourt), Kolb (69. Wagner), da Costa, Nagy (79. Simon) - Maier, Rüppel.
Schiedsrichter: Perl (München), Tor: 1:0 Barletta (52.), Zuschauer: 5500.