Dr. Franz-Xaver Wack leitet am Samstag das Endspiel im DFB-Pokal zwischen Lever-kusen und Schalke. Anscheinend wollte der pfeifende Zahnarzt Kräfte für das Cup-Finale sparen, als er das Hessenderby der Fußball-Regionalliga zwischen dem SV Wehen und den Offenbacher Kickers viel zu früh beim Stand von 2:2 abpfiff. Nach 88 Minuten und ohne jegliche Nachspielzeit beendete der gut gebräunte Bundesliga-Referee vermutlich alle Aufstiegsträume der Gastgeber, denn Konkurrent Trier durfte sein Siegtor gegen den VfB Stuttgart in der 93. Minute schießen.
Für Wack ging die Generalprobe für seinen großen Auftritt in Berlin auf dem Halberg ziemlich in die Hose. Fragwürdige Entscheidungen auf beiden Seiten ließen den Pfeifenmann in den Mittelpunkt rücken. Nach Tisch war er bei allen Beteiligten Gesprächsthema Nummer eins und nicht das von beiden Teams engagiert geführte gute Derby. Ein schlechtes Zeugnis für einen Unparteiischen. Walter Bendinger (Hahn), stellvertretender Schiedsrichter-Boss im Kreis, brachte Wacks Uhrenproblem auf den Punkt: "Bei dem tickts halt nicht richtig."
Aber auch die Wehener Verantwortlichen mussten erkennen, dass auf dem Halberg eben nicht so ohne weiteres Zweitliga-Fußball zu organisieren ist. Lange Autoschlangen bei der An- und Abfahrt sowie vom Regen durchweichte Wiesen-Parkplätze machten es den Besuchern auf Wehens Höhen schwer, ein "Auf Wiedersehen" über die Lippen zu bringen. Am Dienstag nimmt eine DFB-Kommission Arena und Umgebung im Hinblick auf die 2. Liga in Augenschein.
Wehens Trainer Gerd Schwickert hatte auf seinem Stuhl kaum Platz genommen, als ihm schon die Zornesröte ins Gesicht schoss. Der OFC-Libero und Ex-Wehener Mounir Zitouni spritzte in einen Eckball hinein und versenkte die Kugel per Kopf in Christian Laches Heiligtum.
"Ich habe vor dem Spiel eindringlich auf die Offenbacher Eckbälle hingewiesen", ärgerte sich Schwickert schwarz über Mo Idrissou, der bei dem Treffer pennte. Nach einer weiteren Großchance der Gäste wachten die Gastgeber endlich auf und übernahmen das Kommando. Der von den Kickers nie zu bremsende Saber Ben Neticha sorgte ständig für Aufgeregtheiten im Kickers-Strafraum und erzielte prompt den Ausgleich, nachdem er von Sturmpartner Idrissou mustergültig bedient worden war.
Es folgte die stärkste Zeit der Gastgeber. Als Sead Mehic, der seinen Vertrag um zwei Jahre verlängern wird, Ben Neticha erneut auf die Reise schickte, klingelte es zum zweiten Mal in Offenbachs Kasten. Der Tunesier, eigentlich ein Mann für die filigranen Tore, wuchtete die Kugel unhaltbar unter die Latte. Mit seinem 17. Saisontreffer übernahm er die Führung in der Torjäger-Liste vor Gästestürmer Patrick Würll, der gegen Burhanettin Kaymak keinen Stich bekam. Für Wehen standen alle Zeichen auf Sieg. Innerhalb von drei Minuten verlor allerdings Pellegrino Matarazzo die Nerven, als er ungestüm in die Zweikämpfe mit Naciri und Brighache ging und zu Recht vorzeitig duschen durfte. "Diese Ampelkarte hat uns den größten Strich durch die Rechnung gemacht" führte Schwickert den Platzverweis auf Matarazzos Unerfahrenheit zurück.
Dann kam der große Auftritt des Herrn Dr. Wack. Während er sich in der Bundesliga Ausraster der prominenten Trainer an der Seitenlinie gefallen lässt, kannte er auf dem Halberg mit Dr. Hanns-Diedrich Rahn kein Pardon. Der Mannschaftsarzt musste, nachdem er eine Entscheidungen des kleinlich pfeifenden Wacks mit ironischem Beifall quittiert hatte, hinter die Barriere. Ausgerechnet Wehens Doc, der keiner Fliege etwas zu Leide tun kann und während des Spiels sogar Zeit fand, Offenbachs Abwehrspieler Lars Meyer einen Finger einzurenken, bekam die geballte Macht des Schiris zu spüren. "Dann muss eben der pfeifende Zahn-Klemptner unsere verletzten Spieler behandeln", nahm es Rahn mit Humor.
Die zahlreichen OFC-Anhänger machten das Spiel auf den Rängen zu einem Fest und lachten sich in der Halbzeit schlapp, als Stadionsprecher Werner Laurus Wehens Fans aufrief zur "Völkerwanderung nach Siegen".
Nach der Pause übernahmen zunächst die Gäste die Initiative. Der eingewechselte Kagiouzis versenkte die Kugel nach einer zu kurzen Abwehr Izuaghas zum Ausgleich. Kurz nachdem auch Offenbachs Schindler die Ampelkarte gesehen hatte, vergab Oliver Bunzenthal Wehens größte Chance. Als alle wegen der zahlreichen Spielunterbrechungen noch rechneten, wie viele Minuten Wack nachspielen lassen würde, pfiff der Referee ab. Die wütenden Wehener Proteste fruchteten nicht.
"Falsche Gehaltszahl"
Schatzmeister Rainer Wehner relativierte die Forderung des fristlos entlassenen Sportlichen Leiters Peter Rübenach, der, wie berichtet, vor dem Arbeitsgericht eine Abfindung von 244400 Euro gefordert hat: "Da werden wir noch einiges gegenrechnen." Auch Volker Berghäuser, der 2. Vorsitzende, bleibt gelassen: "Rübenach hat eine falsche Gehaltszahl in seinen Vertrag geschrieben und den Klub damit getäuscht." Derweil legten Linda Hanf und Rudi Eilmes ihr Amt als Fan-Beauftragte wegen "fehlender Unterstützung" durch den Klub nieder.