Offenbach. So locker steckt nur einer eine Heimniederlage weg, der mit sich, seiner Mannschaft und der Saison zufrieden sein kann. "Schade, gell? Eigentlich hatten die keinen Torschuss." Also bewertete Ramon Bernd-roth das 0:1 gegen Wacker Burghausen, die dritte Heimschlappe, gelassen.
So gelöst geht aber auch nur einer eine Partie an, der Meistertitel und Aufstieg schon in der Tasche hat. Rudi Bommer kümmerte sich zwar erst um Ein- und Aufstellung seiner Mannschaft, dann aber - knapp eine halbe Stunde vor dem Anpfiff - darum, dass seine Familie im VIP-Raum ordentlich versorgt ist.
Gelassen, aber nicht lässig will Berndroth die verbleibenden gut zwei Wochen angehen. Denn der Saisonhöhepunkt kommt noch - das Hessenpokalfinale am 29. Mai gegen Neukirchen. Ein Sieg, und die Kickers stehen in der ersten DFB-Pokalhauptrunde, kassieren alleine dafür gut 50 000 Euro Startgeld. Acht Tage später endet die Nachbesserungsfrist zur Erteilung der Lizenz. Stand hier: 350 000 Euro fehlen noch, 250 000 davon sind laut Thomas Delhougne gesichert. Und der Rest werde auch in die Kasse kommen, versichert der Schatzmeister. Die Hälfte könnte schon die erste Runde im DFB-Pokal bringen...
"Und da ziehen wir dann die Eintracht", setzte Bernd-roth beim anschließenden Fan-Fest auf Populismus. Der kam an, obwohl zum letzten Heimspiel der Regionalliga-Runde nur 3500 an den Bieberer Berg kamen. Auch deswegen wird das Erreichen des DFB-Pokals (überlebens-)wichtig.
Donner und Dauerregen während der 90 Minuten waren mit ein Grund für die Minuskulisse. Wenn Fußball am Bieberer Berg je viel mit Zufall zu tun hatte, dann am Samstag. Pfützen, wo sonst die Außenlinie gezeichnet ist. Der Fünfmeterraum - ein Matschloch. Das Anspiel konnte noch so präzise sein, ob der Ball ankam, war oft Glückssache. Besonders Zweikämpfe wurden zu einer Rutschpartie.
Angelo Barletta hatte die erste Chance beim Badespaß am Bieberer Berg. Nach einer halben Stunde schoss er am Tordreieck vorbei. Fünf Minuten später führte Burghausen. Eckball Roland Schmidt, Kickers-Torwart René Keffel kam nicht energisch genug aus dem Tor raus, Peter Richter köpfte den Siegtreffer. "René sagt, er habe den Ball nicht gesehen", vermied Berndroth Vorwürfe. Keffel spielte, weil er einen Einsatz gut hatte, sollte eigentlich im Pokal gegen Braunfels auflaufen, der Trainer aber setzte auf Cesar Thier.
Keffel machte seinen Patzer am Samstag wett, zeigte seine Stärke, rettete in der 45. Minute bei Aleksandar Atanackovics Schuss mit einer Fußabwehr. Berndroth brachte es auf den Punkt, was Bommers Elf ausmachte und verdeutlichte, von welchem Spielertyp er (bei solchen Bedingungen) gerne mehr in seiner Mannschaft hätte: Berndroth suchte "Kampfschweine" - und fand bei sich nur Matthias Dworschak. Offenbachs Problem: Burghausen hatte gleich acht bis neun von der Sorte und deswegen auch den Sieg verdient. Trotz der Benachteiligungen und Chancen in der zweiten Halbzeit, als Schiedsrichter Mike Pickel erst ein Handspiel des Burghäusers Stefan Frühbeis im eigenen Strafraum übersah (65.), dann - statt nach dem Foul von Björn Hertl an Nazir Saridogan Elfmeter zu geben - dem OFC-Angreifer wegen Unsportlichkeit Gelb zeigte (70.). Zudem scheiterte der stark spielende Saridogan zweimal an Wacker-Torwart Matthias Küfner (76., 88.). So fiel, neben viel Regen, nur ein Tor, womit beide Trainer leben konnten. Das war offensichtlich. Berndroths beste Wünsche begleiteten Bommer auf den Heimweg nach Burghausen - und die kommende Tour durch die Zweite Liga. "Wenn ihr in Mainz seid, sehen wir uns. Und in Mannheim. Ach ja, nach Frankfurt müsst ihr ja auch." Und nicht nur das. Die Eintracht muss auch nach Burghausen - und das nicht nur, weil's ein Ort zum Erholen ist.