Regionalliga Süd Saison 2000/2001

VfR Aalen - Kickers Offenbach
Endergebnis: 2:3 (1:2)


Spielbericht vom 28.07.2001 - Anstoß: 15:00 Uhr
Kickers machen aus wenig viel
Beim 3:2 in Aalen beeindruckt Offenbach mit konsequentem Spiel

Der VfR Aalen hat sich in dieser Saison viel vorgenommen. "Wir wollen mehr" lautet das Motto des Fußball-Regionalligavereins von der Ostalb. Am Ende der Runde möchte die Mannschaft des früheren Profi-Trainers Will Entenmann in die Zweite Bundesliga aufgestiegen sein. Die Ziele der Offenbacher Kickers sind im Vergleich dazu bescheiden. "Eigentlich sind wir ein Aufsteiger." Die meisten OFC-Spieler müßten sich in der dritthöchsten Klasse erst beweisen, hatte Ramon Berndroth vor der Begegnung gesagt. Gut möglich, daß es sich beim Kickers-Trainer, der mit seinem Team den Klassenverbleib anstrebt, um einen Tiefstapler handelt. Gegen den Aufstiegskandidaten Aalen siegten die Offenbacher am ersten Spieltag auswärts in einer Hitzeschlacht immerhin 3:2.

Beim Blick auf die Aalener Mannschaft verspürte Berndroth "Neid". Sein Kollege Entenmann beschäftigt gleich mehrere ehemalige Bundesligaprofis. In der ersten halben Stunde aber haben die Schwaben davon nicht profitiert. Vor 2500 Zuschauern im Waldstadion war der Spielaufbau des VfR nicht schön anzusehen. Die Aalener hatten zwar mehr Ballkontakte, die Offenbacher aber die besseren Chancen, die sie konsequent verwerteten. Nach 21 Minuten schoß Stürmer Patrick Würll freistehend zum 1:0 für die Hessen ein. Nur acht Minuten später riefen die 400 mitgereisten OFC-Anhänger "Auswärtssieg". Im Anschluß an einen Eckball war Mounir Zitouni mit einem Kopfball das 2:0 gelungen. Der Rückstand muß die Schwaben beeindruckt haben. Sie verstärkten ihre Angriffsbemühungen und erspielten sich hervorragende Möglichkeiten. Aber erst ein von Thomas Ollhoff verwandelter Elfmeter acht Minuten vor der Pause brachte ihnen das 1:2. Angelo Barletta soll gegen Sascha Theres ein Foul begangen haben.

"Der OFC hat aus wenigen Chancen Tore gemacht", beklagte sich Entenmann. In der 68. Minute nutze abermals Würll ein weiteres Mißgeschick der VfR-Abwehr zum 3:1. Die Aalener hätten danach noch mehr Tore als den einen sehenswerten Kopfballtreffer von Festus Agu nach 79 Minuten erzielen können. Kurz vor Spielende schlug zum Beispiel Manfred Binz den Ball von der Torlinie. "Das war ein glücklicher Erfolg für uns", sagte Berndroth. Binz aber brachte es besser auf den Punkt: "Wir hatten das Glück des Tüchtigen."

(Von ?, FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG)  

 

Kickers kontern in der Hitze des Waldstadions eiskalt gegen Aalen

Aalen Gelungene Choreographie: Wie auf Kommando springen OFC-Vize Thomas Kalt, Schatzmeister Thomas Delhougne und Vize Edgar Old auf, fordern mit eindeutigen Gesten und den Zeigefingern auf den Uhren: "Schiedsrichter, abpfeifen." Sekunden später werden sie erlöst - 3:2 siegen die Kickers beim selbsternannten Aufstiegskandidaten VfR Aalen. Drei Punkte, drei Tore, Start geglückt. Vergessen die kleinen Ärgerlichkeiten vor dem Anpfiff, als die OFC-Führung mit Präsident Dieter Müller auf die Eintrittskarten warten muss und erst Zutritt erhält, nachdem die Führungscrew leicht interveniert. Und weil die Aalener sich auf ihre Gastfreundschaft besinnen, erhalten Kalt, Delhougne, Old und Präsident Dieter Müller dann auch noch Plätze auf der Tribüne. Dort dürfte es ihnen so ergangen sein wie Trainer Ramon Berndroth an der Seitenauslinie, der sich "trotz einer 2:0-Führung nie sicher fühlte".

Offenbach beginnt in den Heimtrikots und mit viel Selbstvertrauen: Einwurf Michael Alderigi, Matthias Dworschak nimmt den Ball und haut ihn drüber. Bei Temperaturen um 35 Grad auf dem Platz schläft Aalen - nicht zum letzten Mal in dem Spiel, das sie mit nur einer Spitze und Willi Entenmanns Taktik der vergangenen Saison beginnen, die ihnen 45 Treffer, 37 Gegentore und Platz sieben brachte. Hinten dicht, vorne Miguel Coulibaly (ohne Chance gegen OFC-Manndecker Lars Meyer). Doch das wird nicht genügen, um das Ziel Zweitligaaufstieg zu erreichen. Aalen unter der Last des Favoriten, Offenbach frech und mit Spielwitz. Patrick Würll wartet, wird nicht angegriffen, läuft durch - 0:1 (21). "In den folgenden fünf Minuten haben wir das Spiel verloren", analysiert Entenmann. Bis zum 0:2 durch Mounir Zitounis Kopfballtreffer vergehen zwar noch acht Minuten, doch dazwischen liegen nur Kickers-Chancen. Matthias Becker legt auf für Christos Kagiouzis - aus 20 Metern knapp vorbei (22.). Becker und Newcomer Kagiouzis - zwei, die sich auf dem Platz verstehen, mit dem Ball umgehen können. Sechs Minuten später erneut das sehenswerte Zusammenspiel der Techniker: Becker-Pass aus dem Fußgelenk, Kagiouzis mit Pech im Abschluss. Und noch einmal der OFC: Angelo Barletta jubelt schon, doch VfR-Torwart Erol Sabanov rettet mit einem Reflex. Eckball für Kickers, Kopfball Zitouni - 0:2. Zwei Minuten später rettet der Manndecker Zentimeter vor der Linie, als Lars Meyer sich mit einem Heber in Richtung eigenes Tor verschätzt.

Nur selten zeigt Aalen seine Klasse - aber dann deutlich: Kurzer Schlenker von Sascha Theres, Schuss aus der Drehung, Kickers-Keeper Cesar Thier rettet mit Flugeinlage (33.). Fünf Minuten später schenkt Schiedsrichter Felix Brych dem VfR einen Strafstoß. Barletta soll Coulibaly weggedrückt haben, der Ex-1860er Thomas Ollhoff haut den Ball rein - 1:2. Offenbach verliert in der Hitze des Waldstadions Orientierung und Ordnung, greift zu spät an. Branko Okic versucht's aus 20 Metern mit einem Heber, Thier verschätzt sich, die Latte rettet (40.).

Nach dem Seitenwechsel gibt Entenmann seine Ein-Stürmer-Taktik auf, bringt den früheren Schweinfurter Festus Agu. Es geht weiter mit Aalener Chancen. Michael Mason verlädt Thorsten Becht - vorbei (53.). Die Flanke des Ex-Eintrachtlers Uwe Schneider senkt sich in Richtung Winkel - Thier passt auf (60.) und pariert eine Minute später gegen Ollhoff. Offenbach scheinen Kraft und Konzentration zu fehlen, Aalen macht Druck: Mason spielt Alderigi aus, Libero Martin Braun schießt direkt und unüberlegt vorbei. Kickers kontern eiskalt über Kagiouzis und Becker. Die Aalener behindern sich gegenseitig. Patrick Neumann rennt Keeper Sabanov um, keiner sichert nach hinten ab, das Tor ist frei, Würll zögert kurz, schaut, dann der Heber - 1:3 (68.). Der VfR reagiert mit Standfußball und erhält Hilfe der Gäste. Zuspiel Schneider, Zitouni greift Agu nicht energisch genug an, Kopfball aus 18 Metern - es steht nur noch 2:3 (79.). Und noch zweimal müssen die OFC-Präsidiumsmitglieder zittern. Nach dem Schuss von Okic kratzt Manfred Binz den Ball von der Linie. Nach dem Kopfball von Agu rettet Thier die drei Punkte, das OFC-Trio fordert den Abpfiff und Trainer Ramon Berndroth reagiert auf die Bemerkung seines Kollegen Entenmann, Offenbach werde oben mitspielen, nur mit einem Stirnrunzeln. Das ist ihm dann doch zu viel. Drei Auswärtspunkte zum Auftakt, was wünscht er sich mehr? "Dass wir mehr als drei Heimspiele gewinnen. Denn so wenige waren es nur in der vergangenen Saison."

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)  

 

Rotation auf Torwartposition?

Offenbach (bam). Pfiffe für Cesar Thier: Die Aalener Fans glaubten an Zeitschinderei. Doch OFC-Torwart Thier übte sich nicht in der Schauspielerei. Angeschlagen ins Spiel gegangen, gab ihm Sekunden nach Beginn der zweiten Halbzeit die Attacke von Festus Agu fast den Rest. Bange Sekunden für Ramon Berndroth, dann das Signal Thiers: "Trainer, es geht weiter." Auch für die Extraeinheit der Torleute morgen Früh gab er Entwarnung. Und doch denkt Berndroth über einen Wechsel nach: "Das Vertrauen der Torleute zueinander und zu mir ist groß genug, dass wir sprechen können." Für Thier böte ein Wechsel im Heimspiel gegen VfB Stuttgart Amateure die Chance, Blessuren am Knie (Schleimbeutel) und Rücken zu kurieren, Keffel (2000/01 ein Regionalligaspiel) die Möglichkeit, Spielpraxis zu sammeln. Eine Diskussion wie zu Beginn der vergangenen Saison, als sich Ex-Coach Peter Neururer nicht festlegte, erwartet Berndroth nicht. Er sagt: "Thier ist die Nummer eins, Keffel die 1b."

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)  

 

Ein Sieg macht noch keinen Aufstiegsaspiranten
Die Offenbacher Kickers gewinnen 3:2 beim VfR Aalen und wollen dennoch nicht dem Favoritenkreis beitreten

Und als dann so etwa zum 20. Mal die gleiche Frage kam, war Ramon Berndroth endlich weich geklopft. Der Trainer der Offenbacher Kickers räumte nach dem überraschenden 3:2-Erfolg seiner Mannschaft beim Titelaspiranten VfR Aalen ein: "Ja, klar. Wir sind so gut wie aufgestiegen." Seine Aussage darf 33 Spieltage vor dem Ende der Saison jedoch getrost in Zweifel gezogen werden. Was den Fußballlehrer aber nicht im Geringsten stört. Schließlich glauben ihm die Leute ja auch nicht, dass der OFC bis zum Schluss gegen den Abstieg kämpfen wird.

An dieser These hält Berndroth unumwunden fest. Auch nach dem Coup am ersten Spieltag der Regionalliga Süd. Das Ergebnis solle bloß nicht über die Leistung hinwegtäuschen, warnt er. "Ich habe trotz des Sieges genug Mängel bei uns gesehen", sagt der Trainer. Gerade das Abwehrverhalten seiner Kicker gefiel ihm nicht. Dabei sollte doch die Defensive die Stärke des OFC sein. Aber hinten schwammen die Offenbacher des Öfteren, liefen trotz Führung in Konter.

Dabei nahm die Partie anfangs den allseits erwarteten Verlauf. Die Aalener schnürten die Offenbacher in der eigenen Hälfte ein, schafften es aber nicht, die sicher stehende Verteidigung zu überwinden. Das Konzept der Kickers ging indes wunderbar auf, weil Patrick Würll (20.) mit einem der ersten Konter die Gäste in Front brachte. Ein Treffer - große Wirkung. Die Platzherren war konsterniert. Plötzlich konnten die Offenbacher schalten und walten, wie sie wollten. Also entschlossen sie sich, noch ein Tor draufzusetzen. Nach einer Ecke von Michael Alderigi war es Mounir Zitouni (29.), der zur rechten Zeit am rechten Ort auftauchte.

Aber es gehörte zu den Merkwürdigkeiten dieses Spiels, dass den Offenbachern das Oberwasser plötzlich bis zur Unterkante Oberlippe stand. Einen regelrechten Bruch machte Berndroth im Spiel seiner Mannschaft aus. Um das Niveau des in dieser Phase Dargebotenen einzustufen, fiel ihm nur das Wörtchen "schwach" ein. Doch der VfR konnte kaum Profit aus den Unzulänglichkeiten der Kickers schlagen. Es bedurfte - aus der Sicht der Gäste - schon der Hilfe von Schiedsrichter Felix Brych, um den Offenbacher Vorsprung zu reduzieren. Einen "zweifelhaften Elfer" (Berndroth) habe der Unparteiische gegeben, den Anlass konnten die Kickers nicht erkennen. Dass Thomas Ollhoff (37.) den Ball aus elf Metern ins Tor schoss, verstanden sie dagegen schon.

Nur gut, dass sich die Aalener auf ähnliche Weise revanchierten. Einen Rückpass, gedacht für den eigenen Torwart, spielten sie Patrick Würll (67.) genau in den Fuß. Einmal in die Verlegenheit gebracht, alleine vor dem gegnerischen Tor aufzutauchen, wusste sich der Angreifer nicht anders zu helfen, als den Ball ins Netz zu befördern. Was folgte, war eine Wiederholung aus der ersten Halbzeit. Erneut bewiesen die Offenbacher, nicht mit einer Zwei-Tore-Führung umgehen zu können. Beim 2:3 durch Festus Agu (78.), einem Kopfball aus etwa 20 Metern, ließen sie sich auskontern. Es folgte die Schlussoffensive, die der OFC zwar unbeschadet überstand, dazu aber ein wenig Glück benötigte. Dem drohenden Ausgleich stand vor allen Dingen Manfred Binz im Weg. Der Libero war es, der kurz vor Schluss für den bereits geschlagenen Torwart Cesar Thier den Ball vor Überschreiten der Linie stoppte.

Solche Momente bekräftigen Berndroth in dem Urteil, seine Mannschaft sei noch nicht dort, wo sie manch anderer Trainer ansiedelt. "Wenn ein Paul Linz oder Willi Entenmann uns auf den Favoritenschild heben, dann hausieren sie nur mit dem großen Namen der Kickers und wollen von sich ablenken", sagt der OFC-Coach. Er jedenfalls wolle sich nicht beirren lassen. Schließlich wisse er, wer ein Oliver Schulz, ein Fouad Brighache, ein Andrew Sarfo oder etwa ein Thorsten Becht sei. Spieler nämlich, die aus dem eigenen Nachwuchs oder unteren Klassen kommen, also keinerlei Regionalliga-Erfahrung mitbringen. "Von daher bleiben wir auf dem Boden", sagt Berndroth. Wobei er jedoch mit Blick auf die positiv gestimmten Kritiker einräumt: "Wir wollen natürlich nicht beweisen, dass sie Unrecht haben."

(Von Niels Barnhofer, FRANKFURTER RUNDSCHAU)  

 

3:2 - Offenbach feiert einen Auftakt nach Maß

Aalen. Mit einer Portion Genugtuung nahm Ramon Berndroth, der Trainer des Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach, die Glückwünsche zum überraschenden 3:2-Sieg seiner Mannschaft beim VfR Aalen zur Kenntnis. Noch in der abschließenden Mannschaftsbesprechung vor dem Saisonauftakt hatte er sein Team heiß gemacht. So hatte der VfR unter anderem auf seiner vereinseigenen Homepage den interessierten Online-Besucher darüber in Kenntnis gesetzt, dass mit dem OFC kein furchterregender Gegner anreise.

Eine folgenschwere Fehleinschätzung, wie sich später erweisen sollte. Denn kurzer Hand bezwang der Außenseiter aus Offenbach mit seiner stark verjüngten und völlig neu zusammen gestellten Mannschaft den selbsternannten Aufstiegsaspiranten auf eigenen Platz. Und sofort wurde Berndroth wieder mit dem Vorwurf konfrontiert, er hätte vor der neuen Spielzeit tief gestapelt. Seine Antwort kam prompt: "Das ist mir egal. Ich habe nichts dagegen wenn wir, so wie von Aalen, falsch eingeschätzt werden. Dann bekommen die eben etwas auf die Hölzer. Aber das einzige, das wirklich zu interessieren hat, ist meine Einschätzung."

Und Berndroth geht immer noch davon aus, dass auf die Kickers eine schwere Saison wartet. Eben das glaubt auch der spielentscheidende Mann im roten Dress, Patrick Würll. Mit seinen zwei Treffern in der 20. und 67. Minute zum 1:0 und 3:1 brachte der Stürmer die Hessen auf den Erfolgsweg. Obwohl der 22-Jährige die komplette Vorbereitung auf Grund einer Zeh-Nagel-Entzündung verpasst hatte. "Es werden noch Rückschläge auf uns zu kommen. Erst wenn die erste Negativserie kommt, das wird mit Sicherheit so sein, zeigt sich der wahre Charakter der Mannschaft", meinte Würll. So war beim Training am Sonntagmorgen die Sicht der Dinge bei allen Beteiligten einhellig: Der Sieg ist nicht überzubewerten.

Deshalb sprach Berndroth all jenes an, was ihm trotz des Erfolges missfallen hatte. "Wir waren oftmals zu sorglos. Wir haben Konterchancen zugelassen, obwohl wir in der Hälfte des Gegners Standardsituationen hatten", bemängelte der Trainer. Dennoch blieb auch viel Positives hängen: Zum Beispiel die nahtlose Integration von Neuzugang Mounir Zitouni in die Abwehr, der außerdem noch das 2:0 in der 29. Minute erzielte. Oder die Defensive um Libero Manfred Binz, die trotz der beiden Gegentreffer durch Ollhoff (37., Foulelfmeter) und Agu (78.) solide stand. Und letztlich, dass es trotz der Unerfahrenheit im Team möglich war, das 3:2 über die Zeit zu retten. In der Vergangenheit war dies den Hessen häufig misslungen. So blieb Berndroth trotz aller Kritik nur zu sagen: "Ich bin begeistert."

(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)  

 

Der Offenbacher Trainer läßt sich nach dem 3:2 nicht provozieren
Berndroth bleibt trotz Hitze kühl

AALEN. Einer gegen alle. Erst hat der Moderator der Pressekonferenz versucht, sich bei Ramon Berndroth unbeliebt zu machen. Der junge Mann warf dem Trainer der Offenbacher Kickers "Understatement" und "Tiefstapelei" vor - und das gleich mehrmals. Dann ärgerte sich auch der Coach des VfR Aalen, Willi Entenmann, über die auffällig zurückhaltende Art seines Kollegen. "Wie er bewußt tiefstapelt, macht Ramon das sehr geschickt. Ich habe gleich gesagt, daß der OFC mit vorne dabei ist." Berndroth aber ließ sich von dem provozierenden Auftreten seiner Gesprächspartner nicht beeindrucken. Er präsentierte sich als überaus kritischer Sieger, der Anlaß zur Sorge hat. "Ich sehe die von uns gemachten Fehler. Und ich sage nur, was ich fühle und denke", rechtfertigte sich der Kickers-Trainer betont sachlich.

Berndroth hat die Reaktion von Entenmann geradezu herausgefordert. 3:2 hatten die Offenbacher in der Fußballregionalliga Süd überraschend beim Aufstiegskandidaten aus Aalen gewonnen. Der Coach des siegreichen Teams zählte jedoch nur die Stärken der Verlierermannschaft auf - und beschäftige sich ausschließlich mit den Schwächen seiner Erfolgstruppe. "Ich werde das Gefühl nicht los, daß die Aalener die klar stärkere Mannschaft waren." Berndroth lobte bei der Nachbetrachtung zum Spiel zum Beispiel die Reife und den Siegeswillen des Gegners. "Der VfR hat uns permanent verunsichert", sagte er. Zur Überraschung der Teilnehmer am Pressegespräch gestand der Offenbacher Trainer sogar ein, daß er mit einer knappen Niederlage zufrieden gewesen wäre. Hinter der demonstrativen Bescheidenheit der Hessen scheint Methode zu stecken. "Wir haben nicht den Kader, um wie die Favoriten Ansprüche zu stellen." Die Zurückhaltung sei "keine Politik von uns", stellte der Kickers-Manndecker Mounir Zitouni klar.

Wer von Berndroth erfahren wollte, was ihm am Spiel seiner Mannschaft gefallen habe, mußte ein Einzelgespräch mit ihm führen. Die "geschlossene Mannschaftsleistung" sagte ihm zu" und die "Ballsicherheit" seiner Spieler. Mehr nicht. Die Hessen hatten vor 2500 Zuschauer im Aalener Waldstadion "nur" zwei kritische Phasen zu überstehen. Jeweils in der Schlußviertelstunde der ersten und der zweiten Halbzeit verloren sie zu oft den Überblick. Noch vor der Pause hätten die spielerisch zunächst enttäuschenden Schwaben den 0:2 Rückstand wettmachen können. Doch entweder scheiterten sie an ihrem Unvermögen im Abschluß oder an Cesar Thier. Lediglich Thomas Ollhoff überwand nach 37 Minuten den OFC-Torhüter mit einem zweifelhaften Elfmeter. Auch im Schlußspurt stand der VfR kurz vor dem Ausgleich. Daß in der 79. Minute der Kopfball von Festus Agu aus etwa 20 Metern zum 2:3 im Tor der Kickers landete, war sicherlich auch Glück. Ansonsten hatte der Aufstiegskandidat aber Pech. Vor allem nach Ablauf der regulären Spielzeit, als Manfred Binz den Ball von der Torlinie schlug. "Ein Punkt für Aalen wäre vielleicht verdient gewesen", sagte der OFC-Libero.

Von allein kam der Offenbacher Erfolg in Aalen allerdings nicht. "Wenn wir gut stehen und kontrolliert spielen hat jede Mannschaft Schwierigkeiten gegen uns", betonte Zitouni zu Recht. Trotz der größeren Spielanteile erarbeiteten sich die Schwaben in der ersten halben Stunde nicht eine nennenswerte Torchance. Probleme, ihre wenigen Möglichkeiten konsequent zu nutzen, hatten die Kickers nicht. "Aus dem Nichts", wie Entenmann richtig feststellte, gelang Patrick Würll nach 21 Minuten der OFC-Führungstreffer. Auch bei seinem zweiten Tor zum 3:1 in der 68. Minute profitierte der gewohnt treffsichere Kickers-Angreifer vom "totalen Chaos" (Entenmann) in der Aalender Hintermannschaft. Daß der VfR bei heißen Temperaturen einen Rückstand hinterherlaufen mußte, daran hatte auch Zitouni seinen Anteil. Im Anschluß an eine Ecke hatte der kopfballstarke Manndecker mit Köpfchen auf 2:0 (29. Minute) für den OFC erhöht.

"Das war eine glatte Bauchlandung von uns", ärgerte sich Entenmann nach dem Abpfiff. Lars Meyer wies unterdessen darauf hin, daß man den Auftakterfolg der Kickers "nicht so hoch bewerten" dürfe. Der Offenbacher Verteidiger weiß, warum er zur Vorsicht mahnt. "Manch einer denkt jetzt, wir hauen am kommenden Freitag zu Hause die Amateure des VfB Stuttgart weg." Aber da gibt es ja noch Ramon Berndroth. Der hat auch in Aalen davon gesprochen, daß der OFC "eigentlich ein Aufsteiger" sei, weil sich "die meisten Kickers-Spieler in der Regionalliga erste beweisen" müßten. Am Ende des Arbeitstages gestand der Offenbacher Trainer wenigstens zu "im Moment den Schwung des Aufsteigers nutzen" zu wollen. Und vielleicht war der Erfolg in Aalen der Startschuß zu einem Höhenflug des OFC. "Wir brauchen uns mit der Mannschaft nicht zu verstecken. Auf keinen Fall". Sagte immerhin der Kickers-Manager Lars Schmidt.

(Von Jörg Daniels, FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG)  

 

Aalen - Offenbach: Berndroth lobt den Gegner
Entenmann rügt Fehler

Eines musste man dem selbst erklärten Mitfavoriten im Kampf um den Aufstieg zugestehen: Der VfR Aalen gab sich zu keinem Zeitpunkt geschlagen und die Offenbacher mussten bis zum Schlusspfiff um den 3:2-Sieg zittern.

Allerdings schlugen sich die Aalener fast schon selbst. Mit teilweise haarsträubenden Patzern in der Defensive wurden die Gäste zum Toreschießen eingeladen. Die Maßnahme von Aalens Trainer Willi Entenmann, statt Sascha Theres Ex-Profi Martin Braun mit der Rolle des Abwehrchefs zu betrauen, muss deshalb sicherlich nochmals überdacht werden. Zu viele "individuelle Fehler" sah Entenmann, der den enttäuschend schwachen Neuzugang Tobias Iseli nach einer halben Stunde aus dem Spiel nahm. Mit Michael Butrej kam dann auch die gewünschte Belebung des Flügelspiels auf der linken Seite.

Vor dem Hintergrund der hohen Zielsetzung sprach Entenmann von einer "glatten Bauchlandung" zum Saisonauftakt. Er monierte nicht nur die schlechte Chancenauswertung: "Die Kapriolen, die in unserer Abwehr geschlagen wurden, kosteten uns den Sieg".

Nur wenig wert waren da nach der unerwarteten Heimniederlage die Meriten, die der Offenbacher Trainer Ramon Berndroth recht großzügig verteilte. Der VfR Aalen sei die klar stärkere Mannschaft mit der reiferen Spielanlage gewesen, gab Berndroth zu Protokoll. "Zu dem Zeitpunkt, als wir bereits 2:0 in Front lagen, wäre ich sogar immer noch mit einer knappen Niederlage zufrieden gewesen". Musste er aber nicht, da sein Stürmer Patrick Würll die Schnitzer des VfR eiskalt bestrafte.

(Von Thomas Schittenhelm, KICKER-ONLINE)  

 

Festival der kuriosen Tore im Rohrwang

Gleich im ersten Heimspiel ein Nasenstüber für den von den Experten zum Aufstiegsaspiranten deklarierten VfR Aalen. "Hereinspaziert ins Kabinett der kuriosen Tore" hieß der Slogan beim 2:3 gegen Kickers Offenbach. Mit schweren Abwehr- und Abstimmungsfehlern hatte sich der VfR Aalen die sensationelle Niederlage selbst zuzuschreiben.

Sie konnten es kaum fassen. Da hatte man doch zumindest eine halbe Stunde lang gute Aufbauarbeit geleistet, ansehnlich kombiniert und legte sich innerhalb von acht Minuten mit größter Eigenhilfe zwei Eier ins Nest. Unglücksrabe Tobias Iseli leistete mit einem Querschläger Vorarbeit zum 0:1 (21. Minute) durch Patrick Würll, der in der "Eins-zu-Eins-Situation" Libero Brauns Probleme aufzeigte. Acht Minuten ein proppenvoller VfR-Straf-raum und Zitouni kam nach einem Eckball unbedrängt zum Kopfball - 0:2. Ein Schock - aber die Aalener zeigten Moral, fighteten, man kann in dieser Hinsicht den Spielern keinen Vorwurf machen.

Der überforderte Iseli musste raus. Trainer Willi Entenmann muss sich fragen lassen, warum er den Ex-Hachinger von Beginn an brachte, denn Iseli hatte gewiss keine Bäume ausgerissen während der Vorbereitung. Der Trainer sah es in der Pressekonferenz gerade anders rum. Als Zitouni in der 37. Minute Theres im Strafraum zu Fall brachte und Ollhoff den fälligen Elfmeter sicher verwandelt hatte, keimte wieder ein Pflänzchen namens Hoffnung auf.

Harte Worte des Trainers in der Pause. Unverständnis brachte die Entscheidung von Willi Entenmann, den als Ankurbler starken Sascha Theres für einen weiteren Stürmer zu opfern. Festus Agu kam, fand überhaupt keine Bindung, die Begegnung lief an ihm vorbei. Die Frage muss erlaubt sein: Gibt es eigentlich noch einen Neno Rogosic oder ziert er das Abstellgleis?

Offenbach verstärkte die Defensive. Trotzdem zwei Riesenchancen für den VfR durch Mason (53.) und Braun (64.). Dann das "Zirkustor" zum 1:3, den Zuschauern stockte der Atem. Braun hatte das Leder verloren, Neumann und Sabanov wurden sich nicht einig und Patrick Würll hatte keine Mühe ins verlassene Tor zu treffen.

Keine Frage, der Hauptschuldige bei diesem Treffer war Zerberus Sabanov. Er wäre besser beraten gewesen, in seinem Kasten zu bleiben. Die Vorentscheidung? Unter größter Mithilfe des sonst sehr sicheren OFC-Torhüters César Thier gelang Festus Agu in der 79. Minute mit einem Kopfball aus 20 Metern noch einmal der Anschluss, die Hessen gerieten in Not. Ihr Bester, Abwehrchef Manni Binz, kratzte einen Okic-Schuss von der Linie. Dann der "schwere Gang" des Präsidenten vor die Kameras und sein Schwur: "Wir stehen hinter Entenmann. Der Trainer ist kein Thema!" Johannes Moser dachte schon an Siegen. Genauer gesagt: "In Siegen siegen!"

So spielten die beiden Teams:

VfR Aalen: Sabanov, Braun, Schneider, Neumann, Bochtler, Mason (68. Müller), Theres (46. Agu), Okic, Ollhoff, Iseli (30. Butrej), Coulibaly.

Kickers Offenbach: Their, Binz, Meyer, Zitouni, Alderigi, Dworschak, Becht, Barletta, Kagiouzis (73. Naciri), Becker (85. Fossi), Würll (89. Schindler).

Torfolge: 0:1 (21.) Würll, 0:2 (29.) Zitouni, 1:2 (37.) Ollhoff - Elfmeter -, 1:3 (68.) Würll, 2:3 (79.) Agu.

Gelbe Karten: Agu (VfR), Würll, Thier (OFC). Zuschauer: 2400

(Von Lothar Schell, SCHWÄBISCHE ZEITUNG)  

 

Vorbericht OFC

Aufstellung: Thier - Binz - Meyer, Zitouni - Alderigi, Barletta, Naciri, Dworschak, Becht - Becker, Würll

Reserve: Keffel (Tor), Fossi, Langen, Brighache, Incesu, Kagiouzis, Schulz, Schindler, Tonello

Es fehlen: Mager (Leistenprobleme), Sarfo (Bänder-Dehnung), Speth, Saridogan (beide im Aufbau nach Kreuzbandriss).

Zum Spiel: Der Einsatz von Dworschak, der Halswirbel-Probleme hat, und Tonello (entzündeter Zeh) entscheidet sich kurzfristig.

(KICKER-ONLINE)  


Mannschaftsaufstellungen:

VfR AalenKickers Offenbach
Sabanov - Braun - Schneider, Neumann, Bochtler - Mason (68. Müller), Theres (46. Agu), Ollhoff, Okic, Iseli (30. Butrej) - Coulibaly. Thier - Binz - Zitouni, Meyer - Becht, Dworschak, Kagiouzis (73. Naciri), Barletta, Alderigi - Becker (85. Fossi), Würll (89. Schindler).

Spielstatistik:

SchiedsrichterToreGelbe KartenGelb-Rote KartenRote KartenZuschauer
Brych (München)0:1 Würll (21.),
0:2 Zitouni (29.),
1:2 Ollhoff (38. FE),
1:3 Würll (68.),
2:3 Agu (79.)
Agu (Aalen) / Würll, Thier (OFC) --2400
Alle Angaben ohne Gewähr


Aktuelle Tabelle Saison 2001/2002
Alle Ergebnisse vom 1.Spieltag (27.07.- 29.07.01)
Tabellenstand nach dem 1.Spieltag (27.07.- 29.07.01)
Spiele des OFC in der Hinrunde 2001/2002 mit Spielberichten
Alle Spieltage auf einen Blick (mit Ergebnissen)
Torjäger und Karten Statistik Saison 2001/2002
Tabellenplatzstatistik Saison 2001/2002
Ergebnisse Saison 2001/2002
Kickers Offenbach Homepage

Seite wurde am 01.08.2001 aktualisiert