Festival der kuriosen Tore im Rohrwang
Gleich im ersten Heimspiel ein Nasenstüber für den von den Experten zum Aufstiegsaspiranten deklarierten VfR Aalen. "Hereinspaziert ins Kabinett der kuriosen Tore" hieß der Slogan beim 2:3 gegen Kickers Offenbach. Mit schweren Abwehr- und Abstimmungsfehlern hatte sich der VfR Aalen die sensationelle Niederlage selbst zuzuschreiben.
Sie konnten es kaum fassen. Da hatte man doch zumindest eine halbe Stunde lang gute Aufbauarbeit geleistet, ansehnlich kombiniert und legte sich innerhalb von acht Minuten mit größter Eigenhilfe zwei Eier ins Nest. Unglücksrabe Tobias Iseli leistete mit einem Querschläger Vorarbeit zum 0:1 (21. Minute) durch Patrick Würll, der in der "Eins-zu-Eins-Situation" Libero Brauns Probleme aufzeigte. Acht Minuten ein proppenvoller VfR-Straf-raum und Zitouni kam nach einem Eckball unbedrängt zum Kopfball - 0:2. Ein Schock - aber die Aalener zeigten Moral, fighteten, man kann in dieser Hinsicht den Spielern keinen Vorwurf machen.
Der überforderte Iseli musste raus. Trainer Willi Entenmann muss sich fragen lassen, warum er den Ex-Hachinger von Beginn an brachte, denn Iseli hatte gewiss keine Bäume ausgerissen während der Vorbereitung. Der Trainer sah es in der Pressekonferenz gerade anders rum. Als Zitouni in der 37. Minute Theres im Strafraum zu Fall brachte und Ollhoff den fälligen Elfmeter sicher verwandelt hatte, keimte wieder ein Pflänzchen namens Hoffnung auf.
Harte Worte des Trainers in der Pause. Unverständnis brachte die Entscheidung von Willi Entenmann, den als Ankurbler starken Sascha Theres für einen weiteren Stürmer zu opfern. Festus Agu kam, fand überhaupt keine Bindung, die Begegnung lief an ihm vorbei. Die Frage muss erlaubt sein: Gibt es eigentlich noch einen Neno Rogosic oder ziert er das Abstellgleis?
Offenbach verstärkte die Defensive. Trotzdem zwei Riesenchancen für den VfR durch Mason (53.) und Braun (64.). Dann das "Zirkustor" zum 1:3, den Zuschauern stockte der Atem. Braun hatte das Leder verloren, Neumann und Sabanov wurden sich nicht einig und Patrick Würll hatte keine Mühe ins verlassene Tor zu treffen.
Keine Frage, der Hauptschuldige bei diesem Treffer war Zerberus Sabanov. Er wäre besser beraten gewesen, in seinem Kasten zu bleiben. Die Vorentscheidung? Unter größter Mithilfe des sonst sehr sicheren OFC-Torhüters César Thier gelang Festus Agu in der 79. Minute mit einem Kopfball aus 20 Metern noch einmal der Anschluss, die Hessen gerieten in Not. Ihr Bester, Abwehrchef Manni Binz, kratzte einen Okic-Schuss von der Linie. Dann der "schwere Gang" des Präsidenten vor die Kameras und sein Schwur: "Wir stehen hinter Entenmann. Der Trainer ist kein Thema!" Johannes Moser dachte schon an Siegen. Genauer gesagt: "In Siegen siegen!"
So spielten die beiden Teams:
VfR Aalen: Sabanov, Braun, Schneider, Neumann, Bochtler, Mason (68. Müller), Theres (46. Agu), Okic, Ollhoff, Iseli (30. Butrej), Coulibaly.
Kickers Offenbach: Their, Binz, Meyer, Zitouni, Alderigi, Dworschak, Becht, Barletta, Kagiouzis (73. Naciri), Becker (85. Fossi), Würll (89. Schindler).
Torfolge: 0:1 (21.) Würll, 0:2 (29.) Zitouni, 1:2 (37.) Ollhoff - Elfmeter -, 1:3 (68.) Würll, 2:3 (79.) Agu.
Gelbe Karten: Agu (VfR), Würll, Thier (OFC). Zuschauer: 2400
(Von Lothar Schell, SCHWÄBISCHE ZEITUNG)
Vorbericht OFC
Aufstellung: Thier - Binz - Meyer, Zitouni - Alderigi, Barletta, Naciri, Dworschak, Becht - Becker, Würll
Reserve: Keffel (Tor), Fossi, Langen, Brighache, Incesu, Kagiouzis, Schulz, Schindler, Tonello
Es fehlen: Mager (Leistenprobleme), Sarfo (Bänder-Dehnung), Speth, Saridogan (beide im Aufbau nach Kreuzbandriss).
Zum Spiel: Der Einsatz von Dworschak, der Halswirbel-Probleme hat, und Tonello (entzündeter Zeh) entscheidet sich kurzfristig.
(KICKER-ONLINE)
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