Regionalliga Süd Saison 2000/2001

Borussia Fulda - Kickers Offenbach
Endergebnis: 0:1 (0:0)


Spielbericht vom Sa., 25.08.2001 - Anstoß: 14:30 Uhr
Fulda gegen Kickers Offenbach: "Ein Würll macht den Unterschied"

Fulda Als der Trainer in der Halbzeitpause die Tafel auspackte, winkte Manni Binz nur ab: "Trainer, dafür habe ich jetzt keinen Kopf." Statt taktischem Feinschliff - wie für seine Kollegen - gönnte sich der Kickers-Kapitän zehn Minuten absolute Ruhe. Der Schädel brummte Binz noch lange nach dem Spiel. Nach zehn Minuten prallten Binz und Steven Haßler mit den Köpfen zusammen. Binz blieb liegen. Ein Beutel Eis auf der Schläfe und die Ruhe in Halbzeitpause mussten genügen. Heute lässt sich der Kapitän untersuchen, zur Sicherheit röntgen.

Dass es nach einer kurzen Behandlung trotz Kopfschmerzen weiter ging, war für Binz keine Frage: "Ich weiß, dass ich wichtig für die Mannschaft bin. Schließlich sind wir eingespielt." Der Libero sorgte für Ordnung in der Abwehr, die mit 17 Eckbällen für Fulda unter Vollbeschäftigung arbeitete. Die Überlegenheit bei Luftkämpfen und die Einfallslosigkeit der Borussen bei Standards verhinderten einen Treffer der Gastgeber. Offenbach gewann 1:0, "weil wir einen Patrick Würll haben. Das ist der Unterschied". Zehn Minuten vor dem Schluss stocherte der Stürmer den Ball über die Linie. Was von außen unübersichtlich aussah, schilderte der Angreifer so: "Nach einem Eckball von Thorsten Becht verlängerte Mounir Zitouni am ersten Pfosten mit dem Kopf. Torwart Roland Borrmann ließ den Ball fallen, ich musste nur einschieben." So einfach das Tor aus Würlls Perspektive aussah, so schwer taten sich die Kickers. Fulda machte von Beginn an Druck. Wie zuletzt beim 1:3 gegen Trier. Trotz vieler Chancen der Borussen hatte Kickers-Torwart Cesar Thier bei der Rückkehr zu seinem alten Verein im städtischen Stadion mehr Hände zu schütteln als Bälle zu halten. Thiers Arbeitsnachweis: Ein Freistoß des Ex-Offenbachers Thomas Winter (10.), ein Heber von Haßler (22.), abgefälschter Freistoß von Adam Veapi (44.), Freistoß von Eldar Hasic (47.). Nach dem Schuss von Tobias Lamp schlug Michael Alderigi den Ball von der Linie (74.) - Thier: "Wär' ich nicht mehr drangekommen" - und der Schuss von Jens Poppowitsch (90.).

Das Kickers-Problem in der ersten Halbzeit: Die Spitzen Matthias Becker und Patrick Würll standen zu eng beeinander. Es kam zu wenig über die Flügel. In der zweiten Halbzeit wurde es besser, doch das Spiel lebte vorwiegend von den Fehlern des Gegners und der Frage: Welcher Lapsus führt zum ersten Tor. Das störte nach dem Sieg auf Offenbacher Seite keinen. Pragmatismus gilt. "Offensiv ist nur effektiv, wenn die Defensive steht. Wenn man drei erzielt und vier kassiert, bringt das nichts", antwortet Berndroth auf die Frage, warum der OFC sich nur wenige Chancen erspielte: Würll (21., Vorarbeit Matthias Dworschak) und Becker (65.) aus fünf Metern, nachdem Becht und Angelo Barletta vorbereitet hatten und Andreas Wischermann nach dem ersten Versuch den Ball noch von der Linie schlug. So dauert Fuldas Serie ohne Sieg an - und geht die OFC-Serie von fünf Spielen ohne Niederlage weiter.

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)  

 

OFC-Fans benehmen sich in Fulda

Fulda (bam). La Ola mit der Polizei? Das war den Beamten dann doch zu viel des Jubels - zumal nach dem Schlusspfiff Offenbacher Fans über Zaun und Absperrgitter in den Stadioninnenraum stürmten. Die Polizei griff ein, aber nicht zu. Zumal Kickers-Kapitän Manfred Binz die richtigen Worte fand: Binz forderte zu Besonnenheit auf. Also bekamen die OFC-Spieler während des Jubels eine Eskorte. Freude ja, aber keine Krawalle in der Johannisau - wie auch schon zuvor in der Innenstadt.

Fulda, Bahnhof, kurz nach 13 Uhr. "Fußball", heißt das eine Wort, mit dem ein Polizist den Aufwand rund um das Gelände erklärt. 17 Einsatzwagen, mehr als 100 Polizisten, zivile Einsatzkräfte, Mitarbeiter von Sicherheitsdiensten. Großer Aufwand für die insgesamt 2500 Kickers-Fans in Fulda, von denen die meisten mit dem Zug anreisten - zum Bedauern der Polizei aber nicht alle in einem. Und eben das macht die Sache etwas unübersichtlich.

Aus dem letzten Pulk, in dem die Farben rot-weiß (Kickers-Kleidung) und beige-dunkelgrün (Polizei) dominieren, wird nach nur wenigen 100 Metern eine Karawane die immer mal wieder stoppt - wenn die Fans es wollen. Die Schaufenster reizen, auch wenn die Geschäfte längst schon geschlossen sind.

Die Polizei verzichtet selbst auf sanften Druck. Hauptaufgaben: Ordnung halten, Verkehr regeln, Sicherheit garantieren, Souveränität zeigen, Deeskalation. Bei gut 35 Grad ist auch den Beamten nicht nach einem Dauerlauf in Richtung Stadion. Die Stimmung ist friedlich, die Beamten tragen ihre Helme am Gürtel. Nur einmal werden sie nervös, als OFC-Fans in eine Tankstelle stürmen, alle Kühlboxen räumen. Sie benehmen sich, stellen sich brav an, bezahlen - alle und alles. "Bei mehr als 30 Mann wird es zwar unübersichtlich und es dauert. Doch Probleme? Nein, die gab es nicht", schildert Tankstellen-Eigentümer Ernst Hesse.

Im Vorfeld der Partie wurden auch die Hauptzufahrtsstraßen nach Fulda kontrolliert. Vier polizeibekannte OFC-Fans, die bundesweit Stadionverbot haben, wurden zurückgeschickt.

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)  

 

"Wir haben einen Würll - und ihr nicht"
Kickers Offenbach kommt zu einem etwas glücklichen 1:0-Sieg bei Borussia Fulda / Starke Defensivleistung

Nach dem Schlusspfiff ab in die Fan-Kurve. Ist ja mittlerweile Standard. Die Anhänger abklatschen. Auch allgemein gängige Praxis. In einer Traube von Zuschauern und Spielern hüpfend und tanzend auf der Tartanbahn feiern. Das ist Kickers Offenbach. Fan und Verein, sie haben sich wieder so richtig lieb. Der 1:0-Sieg bei Borussia Fulda hat die emotionalen Bande wieder fester verknüpft.

Dass sich die Anspannung in derart fröhlicher Weise entlud, war jedoch lange nicht vorhersehbar. Denn das Spiel stellte für die Akteure auf den Tribünen und die Protagonisten auf dem Feld gleichermaßen eine Tortur da. Quälten sich die Fußballer bei erdrückender Hitze über den Rasen, litten die Zuschauer unter der Qualität des Spiels.

Gerade die Offenbacher ließen einiges zu wünschen übrig. Vornehmlich in der ersten Halbzeit liefen sie der Musik hinterher. Tief in die eigene Hälfte wurden sie von den Platzherren gedrängt. Spielaufbau fand nicht statt. Nur sporadisch gelangten die Kickers über die Mittellinie. Positiv gedeutet, hätte man von einer ökonomischen Spielweise reden können. Realistisch betrachtet, konnte der OFC einfach nicht besser. Früh störende Gegner und eine weit klaffende Lücke zwischen Abwehr und Angriff machten einen systematischen Balltransport unmöglich.

Insofern konnten die Gäste von Glück reden, dass deren Abwehr derzeit blendend funktioniert. Trotz der Daueroffensive der Borussen ließen die Kickers nämlich kaum eine Torchance zu. Auf gerade mal fünf nennenswerte Szenen kamen die Gastgeber vor dem Tor von Cesar Thier. Ein Kopfball von Murat Anli (7.), ein abgefälschter Distanzschuss von Adam Veapi (37.), ein Freistoß von Thomas Winter (42.) und zwei Volleyschüsse von Jens Poppowitsch (81. und 90.) waren die Ausbeute. Dazu noch jede Menge Standardsituationen um den Offenbacher Strafraum herum, die jedoch alle ergebnislos verpufften, weil mit hohen Flanken den kopfballstarken Lars Meyer und Mounir Zitouni nun überhaupt nicht beizukommen war.

Aus der Umklammerung konnten sich die Offenbacher erst nach der Pause ein wenig lösen. Allerdings taten sie das, ohne überzeugend aufzuspielen. Die Furcht zu verlieren schien größer zu sein, als der Mut zu gewinnen. Schließlich hatte Trainer Ramon Berndroth seiner Mannschaft vor der Partie auch eingetrichtert, bloß darauf zu achten, dass der Sechs-Punkte-Abstand zu Fulda in der Tabelle gewahrt bleibt. So sah es denn, nachdem die Kickers ihre größten Chancen durch Patrick Würll (24.) und Angelo Barletta (65.) vergeben hatten, so aus, als wollten die Offenbacher das dritte 0:0 in Folge einfahren. Nun, die Null in der Verteidigung blieb stehen, so dass der OFC seit nunmehr 372 Minuten in Punktspielen ohne Gegentor ausgekommen ist. Dagegen endete die Dürre im Sturm nach 268 torlosen Minuten. Würll (79.) war zur Stelle, als nach einer Serie von drei Ecken Fuldas Schlussmann Roland Borrmann den Ball im Fünfmeterraum nicht zu fassen kriegte und somit den Kickers-Stürmer zum Abstauben einlud. Und einmal in Führung gegangen, schaukelten die Südhessen den Vorsprung über die Zeit.

Abgebrüht möchte man meinen. Doch derartige Andeutungen vermieden die Sieger tunlichst. Nur Kleinigkeiten machten in diesem Spiel nämlich den Unterschied aus. Berndroth legte sich auf die simple Formel fest: "Wir haben einen Würll - und ihr nicht!" Außerdem, sagt der Trainer, sei der Erfolg ein Produkt der Einstellung seiner Spieler: "Wir respektieren die Klasse. Das war im vorigen Jahr nicht der Fall."

Trotz dieses Lobs geben sich die Kickers weiterhin große Mühe, Hochstimmung zu unterdrücken. So will auch Würll die Leistung nicht überbewerten. "Das war eines der schwächsten Spiele in jüngster Zeit", sagt er. Den Liebesbeweis der Anhänger weiß er dennoch zu schätzen, schließlich "haben uns die Fans noch vor einem halben Jahr fast aus dem Stadion geprügelt".

(Von Niels Barnhofer, FRANKFURTER RUNDSCHAU)  

 

Würll stoppt den torlosen Trend beim OFC

Fulda. Glück allein reicht nicht. "Wir hatten eben einen Würll", freute sich Ramon Berndroth, Trainer des Regionalligisten Kikers Offenbach, über den 1:0-Erfolg seiner Mannschaft bei Borussia Fulda. Torjäger Patrick Würll hatte die Kickers mit seinem vierten Saisontreffer in der 78. Minute auf die Siegerstraße gebracht, obwohl Berndroth den durch die hohen Temperaturen völlig erschöpften Stürmer eigentlich schon aus dem Spiel nehmen wollte.

Aber seine Geduld zahlte sich aus. "Den Würll muss man als Trainer einfach drin lassen. Er ist immer noch für ein Tor gut", hatte Berndroth schon vor geraumer Zeit erkannt. So schob der 23-Jährige nach einer Ecke von Thorsten Becht und einem Fehler des Borussen-Torhüters Borrmann den Ball ins Tor und seinen Club damit auf Platz zwei der Tabelle - einem Aufstiegsplatz zur Zweiten Liga.

"Schon bei der Besprechung mit der Mannschaft haben wir heraus gestrichen, dass diese Partie für uns eminent wichtig ist", so Berndroth. Die Kickers wollten dem torlosen Trend aus den vergangenen beiden Spielen entgegen wirken und setzten dies auch in die Tat um. Mit elf Punkten aus fünf Spielen etablierte sich der OFC nun vorerst in der Spitzengruppe. Zur Erinnerung: in der gesamten vergangenen Hinrunde erspielte sich das Team als Zweitliga-Absteiger nur 14 Zähler.

"Man muss diese Liga akzeptieren und respektieren", erklärte Berndroth. Das wäre bei der Mannschaft der letzten Saison eben nicht der Fall gewesen. "So können wir den OFC in der Liga etablieren. Nichts anderes haben wir vor." Aber mittlerweile muss der Offenbacher Trainer einräumen, dass es in seinem Umfeld mittlerweile immer weniger werden, die seine Sicht der Dinge teilen. Nämlich die vom Kampf der Kickers um den Klassenerhalt. Berndroth: "Offenbach denkt immer einen Schritt weiter. Die Fans, aber auch die Verantwortlichen haben größere Visionen." Aber die, so Berndroth, seien eben nur umsetzbar, "wenn man vorerst Ja sagt zur Regionalliga". Eine sicherlich realistische Einschätzung, denn die junge Mannschaft der Kickers muss noch weiter zusammen wachsen. Ein Beweis dafür war die nicht sonderlich überzeugende Vorstellung in Fulda.

So bereitete der Aufsteiger aus Osthessen den Offenbachern erhebliche Probleme. Die Borussen drängten von Beginn an den OFC in die eigene Hälfte. So wie es Berndroth bereits vor dem Spiel befürchtet hatte. Die erhoffte Antwort hatten seine Spieler aber nicht parat. Zum Glück für die Gäste blieb allerdings die engagierte Vorwärtsbewegung der Gastgeber letztlich zu uneffektiv, was sich durch den Treffer von Würll schließlich bitter rächte.

Derweil muss OFC-Libero Manfred Binz heute zur ärztlichen Untersuchung. Nach einem Zusammenstoß mit Hassler hatte Binz für kurze Zeit das Bewusstsein verloren, dann weiter gespielt. Deshalb soll er zur Sicherheit durch gecheckt werden.

(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)  

 

Nach dem 1:0 gegen Fulda steht der OFC in der Regionalliga ganz oben
Kickers pflegen lieber drittklassige Visionen

FULDA. Der Mann mit dem Fernsehmikrofon in der Hand konnte die Stirn noch so in Falten legen, Ramon Berndroth blieb standhaft. Auch von wiederholten Nachfragen des zusehends ungläubig dreinblickenden Moderators ließ sich der Trainer der Offenbacher Kickers nicht beirren, er erzählte seine kritische Sicht der Dinge: "Wir wollen uns in der Regionalliga etablieren. Nicht mehr und nicht weniger." Für einen Fußballverein, der sein Heil vor nicht allzu langer Zeit einzig und allein in der Zweiten Bundesliga gesehen hatte, sind das bescheiden anmutende Töne. Doch bei jeder Anspielung auf den gewachsenen Anspruch seiner Mannschaft nach dem zweiten überraschenden Auswärtserfolg war der Fußballehrer ähnlich geschickt wie zuvor sein Stürmer Patrick Würll, der ein einziges Mal eine Lücke in der Borussen-Abwehr fand und den 1:0 Sieg in Fulda sicherstellte (83. Minute).

Berndroth verwahrte sich auch im mobilen Sendestudio des Hessischen Rundfunks gegen jede Form keimender Maßlosigkeit, auch wenn sie in unverfänglichen Ton vorgetragen wird. Daß die Botschaft seiner Worte den Mann vom hessischen Sender nicht erreichte, störte Berndroth kaum. Daß die Kommunikation zwischen dem OFC und der einzigen Fernsehanstalt mit Ursprung und Hauptsitz in Hessen gegenwärtig nicht reibungslos funktioniert, ist allen Mitwirkenden bewußt, doch Berndroth wollte das Mißverständnis nicht überbewerten: Wichtig ist sowieso nur, daß meine Spieler mich verstehen." Der OFC steht nach fünf Spielen und dem Sieg in Fulda unerwartet prächtig da; vorübergehend gar auf dem zweiten Platz - ein Rang, der am Saisonende zum Aufstieg berechtigen würde. Doch daran verschwende niemand am Bieberer Berg einen Gedanken versicherte Berndroth. "Aus der Vorsaison", erzählte er "haben wir unsere Lektion gelernt." Mittlerweile gehe der OFC "bejahend" an die Drittklassigkeit heran, verfange sich nicht mehr in Träumereien wie in der Ära von Klaus Gerster, als Gegnern aus der Provinz "nicht mit dem nötigen Respekt" begegnet wurde. "Das soll nicht heißen, daß es in Offenbach keine Visionen mehr gibt, aber wer heute Fulda nicht mehrfach analysiert, bekommt fünf Tore eingeschenkt."

Sein Personal habe die neuen Anforderungen verinnerlicht und die Partie in Osthessen mit dem nötigen Ernst bestritten; sich gewissenhaft vorbereitet wie am Finaltag der Vorsaison, als in letzter Minute der Klassenverbleib gesichert wurde. "Wir haben das gleiche Heusenstammer Hotel wie seinerzeit vor dem Spiel in Regensburg bezogen", berichtete Berndroth. Daß die Honoratioren später im Fuldaer VIP-Zelt, wo die Pressekonferenz abgehalten wurde, von einem "zufälligen Kickers-Sieg"sprachen, wollte er nicht stehenlassen: Was wie Zufall aussah, war harte Arbeit." Das Tor im Anschluß an einen von Thorsten Becht getretenen und von Mounir Zitouni per Kopf verlängerten Eckball sei Resultat eines zweistündigen Extratrainings während der Woche gewesen. "Wir hatten die Situation tausendmal einstudiert", sagte auch Torschütze Würll. Der Aufwand hat sich gelohnt. Mit Fulda wurde nach Berndroths Worten ein unmittelbarer Konkurrent auf Distanz gehalten. "Heute haben wir schon elf Punkte eingespielt, vergangenes Jahr hatten wir gerade mal vierzehn nach der gesamten Hinserie - ich denke, das spricht Bände", sagte er zufrieden. Freilich hätte die Mission in Osthessen scheitern können, wenn die Borussia ihre Großchancen verwertet hätte. "Es war unser bisher schlechtestes Saisonspiel", lautete die realistische Einschätzung von Präsident Dieter Müller.

Die Kickers, vielleicht zum ersten Mal in dieser Runde als Favorit aufgelaufen, hatten Probleme, die Erwartungen spielerisch zu erfüllen. Im ersten Abschnitt liefen sie meistens dem Gegner hinterher, kaum ein Paß fand einen Abnehmer, nur durch Foulspiele wußte man sich aus der Bredouille zu helfen, und die Kickers konnten von Glück sagen, daß die Fuldaer Alexander Schuster (4.), Thomas Winter (10.), Steven Haßler (24. Und 37.) sowie Adam Veapi (35.) beste Möglichkeiten nicht nutzten. Wir hatten riesige Problem im Mittelfeld", bekannte Berndroth. Ein Mann, der die Defizite künftig möglichst beheben soll, saß in Fulda schon in Sportbekleidung auf der Bank, ist aber erst ab dieser Woche für seinen neuen Klub einsatzberechtigt: Oscar Corrochano. Der in Hanau geborene Spanier war zuletzt für den SV Darmstadt 96 tätig, wollte im Sommer zum spanischen Zweitligaverein Gymnastic Tarragona wechseln, doch der Transfer platzte in letzer Sekunde. Seitdem hielt sich der vierundzwanzigjährige bei den Amateuren der Frankfurter Eintracht fit. In den vergangenen drei Wochen spielte er bei den Kickers vor - und überzeugte. "Ich kenne die Regionalliga aus achtzig Spielen, der Trainer hat mir gesagt, daß meine Stärken im offensiven Spiel dem OFC weiterhelfen." Mithelfen wird am Sonntag gegen Eintracht Trier auch wieder Manfred Binz. Der Fahrensmann unter lauter Jungspunden war gegen Fulda nach zehn Minuten und einem Kopfstoß von Haßler kurz bewußtlos, rappelte sich aber auf und marschierte über neunzig Minuten vorneweg.

"Er hat sich ein Extralob verdient", verkündete der Trainer. Daß ihm selbst der Erfolg in Fulda schmerzhaft in Erinnerung bleiben wird, wollte Berndroth nicht überbewerten. Ein Fan der Kickers hatte den Trainer im Überschwang des Siegesgefühls derart heftig geherzt, daß sich seine alte Rippenblessur bemerkbar macht und Berndroth kurz zu Boden zwang. Doch der sportliche Erfolg der Kickers erhöht die Leidensfähigkeit. Auch unbehagliche Fragen lassen sich dadurch gelassener ertragen.

"Hoffenheim oder Kickers Offenbach. Gibt es da was zu überlegen?"

Dem umworbenen Oscar Corrochano fiel die Wahl des Arbeitsplatzes leicht: Künftig stürmt der frühere Darmstädter für die Elf vom Bieberer Berg

(Von Marc Heinrich, FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG)  

 

Borussia Fulda - Kick. Offenbach 0:1 (0:0)

Der Tabellenzweite aus Offenbach gewann absolut unverdient. Fulda war zwar über 90 Minuten das gefälligere Team, scheiterte aber erneut am altbekannten Manko: Bis zum gegnerischen Strafraum läuft der Ball sehenswert, doch kein Borusse ist in der Lage, den finalen Pass zu spielen. Die Spitzen Anli und Hassler waren bemüht, hingen jedoch in der Luft. Dazu kam bei den wenigen hochkarätigen Gelegenheiten auch noch Pech für die Borussia: Erst verfehlte ein Freistoß von Winter das OFC-Gehäuse nur ganz knapp (35.), später kratzte Alderigi einen Poppowitsch-Schuss noch von der Torlinie (82.). Die Kickers waren einfach cleverer: Ohne zu glänzen verwertete Patrick Würll die zweite Offenbacher Möglichkeit konsequent. Nachdem der Torjäger im ersten Durchgang noch am leeren Tor vorbeischoss (24.), nutzte Würll zehn Minuten vor Schluss einen kapitalen Fehler von Keeper Borrmann und staubte aus zwei Metern ab.

(Von Ralph Kraus, KICKER-ONLINE)  

 

Das allwöchentliche Leid

Fulda Wie schon in Elversberg oder gegen Trier: Außer Komplimenten ist Borussia Fulda nichts geblieben. Auch nach fünf Spieltagen in der Fußball-Regionalliga Süd ist der Aufsteiger ohne Sieg. Beim 0:1 (0:0) im Hessenderby gegen Kickers Offenbach blieb den Schützlingen von Trainer Jörg Meinhardt ein weiteres Frusterlebnis nicht erspart.

Die Niederlage ist deshalb so schlimm, weil die Offenbacher weit davon entfernt waren, sich in Fulda wie eine Spitzenmannschaft zu präsentieren. Ganze drei Torchancen erspielten sich die Kickers über 90 Minuten, die Borussen kamen auf sieben, acht hochkarätige Gelegenheiten. Der entscheidende Unterschied war wieder einmal der Abschluss. "Wir haben einen Patrick Würll, Fulda nicht", bemerkte Kickers-Coach Ramon Berndroth nach der Partie treffend. Der OFC-Torjäger stand goldrichtig, als Borussen-Schlussmann Roland Borrmann in der 78. Minute einen Eckball von Becht im Fünfmeterraum fallen ließ und bugsierte das Leder zum unverdienten Sieg der Gäste ins Netz - ein dicker individueller Fehler hatte die Partie entschieden.

Wieder war eine ansprechende spielerische Leistung der Borussen nur noch Makulatur. Bei extrem hohen Temperaturen waren sie die Ton angebende Mannschaft und taten wesentlich mehr fürs Spiel als die erstaunlich passiven Kickers, die nur wenige konstruktive Spielzüge zu Wege brachten. Chancen blieben nicht aus: ein Kopfball von Anli auf Schusters Flanke (7.), ein Lupfer von Hassler über Thier, aber auch übers Tor hinweg (25.), ein abgefälschter Veapi-Schuss (36.), ein Freistoß von Winter, der um Zentimeter vorbeistrich (40.), ein Schuss von Hassler ans Außennetz (62.).

Und selbst nach der Offenbacher Führung wäre der Ausgleich noch drin gewesen, doch "Scharfschütze" Jens Poppowitsch fand zunächst in dem auf der Linie klärenden Alderigi seinen Meister (81.) und verfehlte beim zweiten Versuch haarscharf (89.).

Fulda hat weiterhin zwei Punkte auf dem Konto, Offenbach jetzt elf. Das Leistungsvermögen beider Mannschaften differiert allerdings bei weitem nicht so stark, wie es dieses Zahlen auszudrücken scheinen. Direkt nach Spielschluss war Borussen-Übungsleiter Jörg Meinhardt die Enttäuschung über das 0:1 zwar deutlich anzumerken. Doch eine halbe Stunde später strich er bereits wieder die positiven Erkenntnisse heraus: "Die spielerische Entwicklung stimmt. Wir waren besser als gegen Trier."

Doch wieder einmal haben die Fuldaer eine Lehrstunde erhalten: Effektivität bestimmt das Handwerk in der Regionalliga. Keiner der namhaften Gegner, die sich bisher in der Johannisau vorgestellt haben, war stärker als der Aufsteiger. Doch alle haben sie mit minimalem Einsatz zumeist maximalen Erfolg erzielt. Wenn Meinhardt sagt, "dass wir aus Fehlern lernen müssen", trifft dies wohl hauptsächlich auf diesen Aspekt zu.

(Von Harry Wagner, FULDAER ZEITUNG)  

 

Gestohlene Handys, geklaute Punkte

Es wurde für Borussia Fulda der erhoffte Zahltag: 6500 Zuschauer, davon etwa die Hälfte aus Offenbach, waren bei "brüllender Hitze" (FFH-Reporterin Sonja Pahl) Augenzeuge des Derbys. Innenstadtbesucher, Gäste des Rosenbads und Fußballfans sorgten dafür, dass die Zufahrtswege zur Johannisau "dicht" waren. Und so wurde die Partie mit zehnminütiger Verspätung angepfiffen, weil um 14.30 Uhr die Schlachtenbummler noch lange Schlangen an den Stadionkassen bildeten.

Für die Verkehrspolizisten war das Regionalliga-Derby die zweite Herausforderung binnen 24 Stunden nach dem André-Rieu-Konzert am Freitag abend. Auch die Sicherheitskräfte hatten Großkampftag. Auf der Frankfurter Straße hatte die Polizei vor dem Spiel Kontrollen durchgeführt; dabei ging ihr eine Handvoll Kickers-Fans mit Stadionverbot ins Netz. Nach Auskunft seitens der Polizei sei von Anhängern Borussia Fuldas, denen der Zutritt zur Spielstätte verwehrt worden sei, nichts bekannt.

Vor, während und nach der Partie kam es zu keinen nennenswerten Zwischenfällen, die durch die Anhänger beider Mannschaften hervorgerufen worden wären. Allerdings nutzten "Autoknacker" die voll besetzten Parkplätze des Stadions als Betätigungsfeld. Die Polizeidirektion Fulda spricht von mehreren aufgebrochenen Fahrzeugen, aus denen in der Zeit zwischen 14.30 und 16.30 Uhr Handys, Autoradios und andere Gegenstände entwendet worden seien.

Auch die Offiziellen von Kickers Offenbach mussten sich so vorkommen, als hätten sie etwas geklaut, was eigentlich den Gastgebern gehört: die drei Punkte. "Fulda hat uns alles abverlangt. Es war eminent wichtig, hier zu gewinnen, um einen Gegner auf Distanz zu halten, der das selbe möchte wie wir: sich in der Regionalliga etablieren", betonte OFC-Coach Ramon Berndroth nach der Partie. Es sei erforderlich, dass man diese Liga annimmt, sich mit ihr auseinandersetzt und jeden Gegner respektiert. "Das tun wir in diesem Jahr. In der letzten Saison war das zunächst nicht der Fall. Da hatten wir 14 Punkte nach der Vorrunde, jetzt haben wir bereits elf."

Bevor es soweit war, musste Berndroth allerdings einige Schrecksekunden überstehen. Zum Beispiel nach einer knappen Viertelstunde der Partie, als Ex-Nationalspieler Manfred Binz regungslos liegenblieb. Der Libero des OFC hatte nach einem Zusammenprall mit Steven Hassler kurzzeitig die Besinnung verloren. Unter tatkräftiger Mithilfe von Borussias Mannschaftsarzt Saidu Jalloh kam der OFC-Oldie nach einigen Minuten ohne größere Nachwirkungen wieder auf die Beine.

Bei Borussia Fulda wich die Enttäuschung nach der Partie schnell einer Trotzreaktion: "Jetzt müssen wir halt in Siegen gewinnen", meinte Stürmer Steven Hassler.

(Von Harry Wagner, FULDAER ZEITUNG)  

 

Unverdienter OFC-Sieg
Kickers gewinnen Hessen-Derby in Fulda - Würll trifft - Borussia unter Wert geschlagen

FULDA (gt). Wie schon in Elversberg oder gegen Trier: Außer Komplimenten ist Borussia Fulda nichts geblieben. Auch nach fünf Spieltagen in der Fußball-Regionalliga: Borussia Fulda - Kickers Offenbach 0:1

Süd ist der Aufsteiger ohne Sieg. Beim 0:1 (0:0) im Hessenderby gegen Kickers Offenbach blieb den Schützlingen von Trainer Jörg Meinhardt ein weiteres Frusterlebnis nicht erspart.

Die Niederlage ist deshalb so schlimm, weil die Offenbacher weit davon entfernt waren, sich in Fulda wie eine Spitzenmannschaft zu präsentieren. Ganze drei Torchancen erspielten sich die Kickers über 90 Minuten, die Borussen kamen auf sieben, acht hochkarätige Gelegenheiten. Der entscheidende Unterschied war wieder einmal der Abschluss. "Wir haben einen Patrick Würll, Fulda nicht", bemerkte Kickers-Coach Ramon Berndroth nach der Partie treffend. Der OFC-Torjäger stand goldrichtig, als Borussen-Schlussmann Roland Borrmann in der 78. Minute einen Eckball von Becht im Fünfmeterraum fallen ließ und bugsierte das Leder zum unverdienten Sieg der Gäste ins Netz - ein dicker individueller Fehler hatte die Partie entschieden.

Wieder war eine ansprechende spielerische Leistung der Borussen nur noch Makulatur. Bei extrem hohen Temperaturen waren sie die Ton angebende Mannschaft und taten wesentlich mehr fürs Spiel als die erstaunlich passiven Kickers, die nur wenige konstruktive Spielzüge zu Wege brachten. Chancen blieben nicht aus: ein Kopfball von Anli auf Schusters Flanke (7.), ein Lupfer von Hassler über Thier, aber auch übers Tor hinweg (25.), ein abgefälschter Veapi-Schuss (36.), ein Freistoß von Winter, der um Zentimeter vorbei strich (40.), ein Schuss von Hassler ans Außennetz (62.).

Und selbst nach der Offenbacher Führung wäre der Ausgleich noch drin gewesen, doch "Scharfschütze" Jens Poppowitsch fand zunächst in dem auf der Linie klärenden Alderigi seinen Meister (81.) und verfehlte beim zweiten Versuch haarscharf (89.).

Fulda hat weiterhin zwei Punkte auf dem Konto, Offenbach jetzt elf. Das Leistungsvermögen beider Mannschaften differiert allerdings bei weitem nicht so stark, wie es diese Zahlen auszudrücken scheinen. Direkt nach Spielschluss war Borussen-Übungsleiter Jörg Meinhardt die Enttäuschung über das 0:1 zwar deutlich anzumerken. Doch eine halbe Stunde später strich er bereits wieder die positiven Erkenntnisse heraus: "Die spielerische Entwicklung stimmt. Wir waren besser als gegen Trier." Doch wieder einmal haben die Fuldaer eine Lehrstunde erhalten: Effektivität bestimmt das Handwerk in der Regionalliga. Keiner der namhaften Gegner, die sich bisher in der Johannisau vorgestellt haben, war stärker als der Aufsteiger. Doch alle haben sie mit minimalem Einsatz zumeist maximalen Erfolg erzielt. Wenn Meinhardt sagt, "dass wir aus Fehlern lernen müssen", trifft dies wohl hauptsächlich auf diesen Aspekt zu.

(Von ?, FRANKFURTER NEUE PRESSE)  


Mannschaftsaufstellungen:

Borussia FuldaKickers Offenbach
Borrmann - Wischermann, Veapi, Martinez - Schuster (81. Bunzenthal) - Unger, Winter (73. Lamp), Hasic, Uwarow (46. Poppowitsch), Hassler, Anli. Thier - Binz - Zitouni, Meyer - Becht, Dworschak, Barletta, Alderigi - Kagiouzis (60. Schindler) - Becker (81. Incesu), Würll.

Spielstatistik:

SchiedsrichterToreGelbe KartenGelb-Rote KartenRote KartenZuschauer
Fleischer (Hallstadt)0:1 Würll (80.) Uwarow (Borussia) / Alderigi, Kagiouzis, Becht, Würll (OFC) --7500
Alle Angaben ohne Gewähr


Aktuelle Tabelle Saison 2001/2002
Alle Ergebnisse vom 5.Spieltag (24.08.- 26.08.01)
Tabellenstand nach dem 5.Spieltag (24.08.- 26.08.01)
Spiele des OFC in der Hinrunde 2001/2002 mit Spielberichten
Alle Spieltage auf einen Blick (mit Ergebnissen)
Torjäger und Karten Statistik Saison 2001/2002
Tabellenplatzstatistik Saison 2001/2002
Ergebnisse Saison 2001/2002
Kickers Offenbach Homepage

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