Offenbach. Das Feeling Bieberer Berg erlebte am Freitagabend eine Renaissance: Das 2:0 (1:0) gegen die Sportfreunde Siegen bescherte den Kickers ein Fest in rot-weiß wie zuletzt zu Zweitligazeiten. Die Offenbacher Kickers zeigten begeisternden Fußball, wie die Fans ihn in einem Heimspiel in dieser Saison noch nicht gesehen hatten. Und die Anhänger dankten es mit der ersten La Ola-Welle schon nach zwölf Minuten, nur Sekunden nach dem 1:0 durch einen "Hammer" von Angelo Barletta aus 30 Metern.
Siegen war kompakt, der OFC eine Einheit. Laufbereitschaft, der Mut zum Risikopass, spontane Aktionen, frühes Stören der Sportfreunde schon in deren Hälfte und der kompromisslose Weg zum Tor zeichnete die Mannschaft von Trainer Ramon Bernd-roth aus, der ein Ende der Serie von zwei Heimspielen ohne Tor gefordert hatte.
Sein Team enttäuschte ihn nicht. Die ungeliebte Serie endete; die zweite, auf die die Kickers stolz sind, hielt. Mit dem Erfolg gegen Siegen bleibt der OFC in dieser Saison ungeschlagen. Und: Offenbach führt wieder die Tabelle der Fußball-Regionalliga Süd an. Einziger Kritikpunkt der ansprechenden eineinhalb Stunden: Der OFC hätte zur Pause höher führen müssen. Dario Fossi leitete die größte Chance mit einem genauen Pass auf Patrick Würll ein, der die Abwehr überlief, Torwart Andreas Koch ausspielte, aber doch noch abgedrängt wurde und zudem den freistehenden Tobias Schindler übersah (26.).
Fünf Minuten später hatte Matthias Becker seine beste Szene, doch aus fünf Metern schob er den Ball in die Arme von Torwart Koch. Siegen hatte dem souveränen Offensivspiel und sicheren Defensivverhalten der Offenbacher nichts entgegen zu setzen - außer zwei Angriffen über die rechte Seite. Doch die von Libero Dario Fossi geordnete Abwehr stand fest. Der verletzte Kickers-Kapitän Manni Binz (Meniskuseinriss, Außenbandanriss), der in der nächsten Woche wieder mit dem Lauftraining beginnen will, beschrieb die Leistung seiner Kollegen mit einem Satz: "Das gefällt mir, macht Spaß!" Was Manni Binz und die 8 000 Fans begeisterte, war Tempofußball, bei dem die Gäste aus dem Siegerland nicht mithielten.
Deren Coach Ingo Peter nutzte die Pause zu einer kurzen, aber deutlichen Ansprache. Bereits nach acht Minuten kamen die Siegener wieder aus der Kabine. Doch das alles half nicht gegen das Berndrothsche Konzept, der seine Mannschaft gegenüber dem Trier-Spiel (0:0) auf drei Positionen umgestellt hatte. Becker sorgte auf der linken Seite als Vertretung des gesperrten Michael Alderigi für Bewegung. Schindler (für Raffael Tonello) wirbelte im Angriff, Samir Naciri (für Christos Kagiouzis) verteilte im Mittelfeld die Bälle und behielt die Übersicht. Der Ex-Wehener bereitete in der 56. Minute mit der vierten OFC-Ecke das 2:0 vor. Schindler vollendete. Knapp eine halbe Stunde vor dem Ende setzte Berndroth dann auf Sicherheit, nahm den erschöpften Naciri raus und brachte Oscar Corrochano als zusätzlichen Defensivspieler im Mittelfeld.
Den Schlusspunkt aus Offenbacher Sicht setzte Schindler, dessen harten Schuss von der Strafraumgrenze Torwart Koch abwehrte (75.).