Regionalliga Süd Saison 2000/2001

Kickers Offenbach - 1.FC Kaiserslautern Amateure
Endergebnis: 1:2 (1:1)


Spielbericht vom 13.10.2001 - Anstoß: 15:00 Uhr
Wenn Buhs den Beifall übertönen, hilft nur: Die Ohren auf Durchzug

Offenbach. Die Beschreibung war deutlich, die Geste - nicht beleidigend - ließ auch keinen Spielraum. Lars Meyer demonstrierte, was passieren muss, wenn die Pfiffe lauter sind als der Beifall, die Buhrufe die Anfeuerung übertönen. "Dann muss das hier rein", sagt er und deutet auf sein linkes Ohr, "und da wieder raus." Da ist das rechte Ohr. Damit nichts nachklingt, sollte der Vorgang schnell beendet sein. Eine komplette Halbzeit lang schafften das die Kickers gegen die Amateure des 1. FC Kaiserslautern nicht. "Ich musste die Jungs in der Kabine erst einmal beruhigen", schildert OFC-Trainer Ramon Berndroth, womit er sich in den knapp 15 Minuten Pause beschäftigte. Ansonsten sagte er nicht viel, aber den entscheidenden Satz: "Ich halte zu Euch!" Das gilt auch nach der 1:2-Heimniederlage.

Erstmals in dieser Regionalliga-Saison wurden die Offenbacher Kickers in einem Heimspiel mit dem Druck nicht fertig, steckten die Ausfälle der Stammspieler Matthias Dworschak, Mounir Zitouni und Matthias Becker nicht weg, offenbarten Mängel wenn es darum ging, Verantwortung zu übernehmen. Berndroth hielt sich mit Vorwürfen zurück, verwies auf das Argument, das er schon brachte, als der OFC noch nicht seine zweite Niederlage hintereinander kassiert hatte: "Man muss bei der Beurteilung sehen, woher unsere Spieler kommen." Beispiel: Dario Fossi (20). Er zeigte Nerven. Ihm fehlte die gewohnte Unterstützung aus dem etatmäßigen Abwehrblock mit den Routiniers Meyer, Binz, Zitouni. Oder Michael Alderigi: Der Franzose wurde entnervt ausgewechselt. Berndroth brachte es auf den Punkt: "Unser Spiel steht und fällt mit unserem Selbstvertrauen. Wenn wir verunsichert sind, haben wir nur begrenzte Mittel."

Fast 80 Minuten lang hörten die Kickers-Spieler Pfiffe von der Haupttribüne, von den Stehrängen, der Waldemar-Klein-Tribüne, gab's meist Anfeuerung (dazu Bericht auf dieser Seite). Nur in den letzten zehn Minuten waren sich alle 6000 Besucher am Bieberer Berg einig - aber da war's auch schon zu spät. Mehr als das 1:2 durch den Kopfball von Kapitän Manfred Binz gelang den Offenbacher Kickers nicht, nachdem die Amateure des 1. FC Kaiserslautern die Schläfrigkeit der Gastgeber nutzten. 0:1 (52.): Thomas Drescher, vergangene Saison noch beim KSV Klein-Karben, schlug den Ball hart nach innen, Michael Mifsud nahm die Vorlage auf und zirkelte den Ball unhaltbar für Kickers-Torwart René Keffel aus 18 Metern in den Winkel. Auch beim 0:2 (76.) war Mifsud beteiligt, zog ungebremst nach innen, Danco Boskovic vollendete. Die ersten Zuschauer gingen. Sie hatten genug und die erste Heimniederlage in dieser Saison gesehen, verpassten aber den Anschlusstreffer, Schlussoffensive, Großchancen von Patrick Würll (83.) und des agilen Raffael Tonello, der eine Minute vor dem Abpfiff den Ball nach Meyer-Flanke an den Außenpfosten köpfte.

Die Schlussoffensive genügte, dass die Zuschauer ihre Kickers nicht mit einem Pfeifkonzert in die Kabine schickten. Zehn Minuten kompromissloser Tempofußball ließen die 80 Minuten kompakte Unsicherheit zumindest vergessen. Ob sie auch vergeben sind, wird sich in den nächsten Spielen zeigen. Die Zahl der OFC-Fans beim Derby am Samstag in Darmstadt und beim nächsten Heimspiel gegen den SV Wehen in zwei Wochen darf als Maßstab genommen werden, wie es mit der Unterstützung des Klubs durch seine Fans aussieht. Die Zahl von 6000 Besuchern gegen Kaiserslautern enttäuschte. Mit 7500 hatte der OFC gerechnet - gegen Kaiserslautern und Stuttgarter Kickers kamen je 1500 weniger. Was, wenn die mutige Kalkulation, die eine wichtige Rolle im 4,5-Millionen-Mark-Etat spielt, nicht aufgeht? Die Rechnung, die auch das OFC-Präsidium kennt: Kommen 1500 Zuschauer im Schnitt weniger als erwartet, bedeutet das etwa 25 000 Mark weniger Einnahmen pro Heimspiel. Laut Kickers-Vize Thomas Kalt aber liegt die Ist-Zahl nur knapp unter der Kalkulation. "Aber es würde natürlich Probleme geben, wenn bis Saisonende die Entwicklung anhalten würde."

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)  

 

FCK-Trainer Uwe Stöver: Wenn der Berg ruhig bleibt, gibt's eine Chance

3. Minute: Hereingabe Oscar Corrochano, Tobias Schindler rutscht vorbei. Leichte Enttäuschung, Zuversicht für die verbleibenden 87 Minuten. Denn auch gegen Hoffenheim (2.), Kickers Stuttgart (6.), Siegen (11.) hatte der OFC früh vorgelegt. Trainer Ramon Berndroth ordnet an: "Eine schnelle Führung, dann steht der Bieberer Berg Kopf."

16. Minute: Seitfallrückzieher Angelo Barletta, Thomas Drescher rettet für den FCK auf der Linie. Hoffnung, doch der OFC wirkt schläfrig. Pfiffe und Buhs von der Haupttribüne, "Kickers-Rufe" aus Block zwei und drei.

29. Minute: Freistoß Michael Mifsud - Angst bei den Kickers-Spielern, Ruhe bei den OFC-Fans.

35. Minute: Kopfball Michael Berndt, Stille im Stadion und FCK-Coach Uwe Stöver sagt: "Wir wussten: Wenn die Zuschauer am Bieberer Berg ruhig bleiben, dann haben wir eine Chance. Die Fans wurden erst ab der 80. Minute laut."

0:1 durch Mifsud (52.), die Forderung von den Stehrängen: "Wir woll'n euch kämpfen seh'n."

55. Minute: Danco Boskovic köpft an den Pfosten. Die OFC-Fans rechnen mit dem Schlimmsten.

61. Minute: Raffael Tonello trifft den Ball nur mit dem Hinterkopf, FCK-Keeper Jens Michelbach hält.

62. Minute: Michelbach zieht durch, Patrick Würll zurück. Trotzdem glauben die Fans der Stehtribüne an den OFC.

71. Minute: Tonello drückt sich durch die Abwehr, Michelbach hält.

75. und 76. Minute: Doppelschock für die OFC-Anhänger. Erst muss Tobias Schindler nach einem Ecke im eigenen Strafraum in letzter Sekunde retten. Dann trifft Boskovic zum 0:2. Ruhe am Bieberer Berg, Kaiserslauterns Ersatzspieler bejubeln sich selbst. Fans hat der FCK keine mitgebracht.

81. Minute: Kapitän Manni Binz will's richten, köpft das 1:2. Der Bieberer Berg bebt, zehn Minuten lang. Die Frage nach dem Abpfiff: was soll man davon halten? bam

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)  

 

Matter OFC wird der Verunsicherung nicht Herr
1:2-Heimniederlage gegen die Amateure des 1. FC Kaiserslautern / Gute Schlussphase reicht nicht

Nach 90 Minuten und ein paar Zerquetschten ist am Samstagnachmittag urplötzlich alles so gewesen, wie es vor kurzem noch stetig war. Da haben ein Dutzend Jungmänner ihre Münder in Verzückung weit aufgerissen und gebrüllt. So laut es ging, so schrill es ging. Dann haben sie sich umarmt und gedrückt und geherzt, einen Kreis gebildet, sie hüpften, was albern aussieht, auf der Stelle, tanzten, rechts herum und links herum. Wie kleine Kinder. Ein paar Meter weiter schlichen Fußballspieler hängenden Hauptes vom zuvor umgepflügten Platz, winkten noch mal kurz hinauf zu den Beinharten auf der Waldemar-Klein-Tribüne und entschwanden dann in den Katakomben. Nichts wie weg. 2:1 (0:0), dies die Fakten, haben die Amateure des 1. FC Kaiserslautern auf dem Bieberer Berg in Offenbach gewonnen. In der Spielzeit 2000 / 2001 wäre das nichts Bemerkenswertes gewesen, in der Runde 2001 / 2002 ist es das schon.

Schließlich sind die Kickers an Niederlagen nicht mehr gewöhnt, schon gar nicht zu Hause, wo sie den Gegner zuletzt dreimal hintereinander mit leeren Händen auf die Heimreise geschickt hatten.

Doch im Lager des OFC haben sie die zweite Pleite binnen einer Woche mit bemerkenswerter Nonchalance zur Kenntnis genommen. 1:4 bei den Bayern. 1:2 gegen Lautern. Einbruch? Krise? Ach was. "Wir haben immer gesagt, dass wir nicht um den Aufstieg spielen", sagte Verteidiger Lars Meyer. Rückendeckung erhält er von Vizepräsident Thomas Kalt, der "Rückschläge einkalkuliert" hat. Und Trainer Ramon Berndroth, der nüchterne Analyst, wollte sich "nicht als Prophet outen", befand aber: "Auf so ein Spiel habe ich schon länger gewartet." Auf eine Partie also, in der der OFC 82 Minuten lang eine durch und durch matte Leistung ablieferte, auf ganzer Linie enttäuschte. Merkwürdig lethargisch spielten die Offenbacher ihren Stiefel runter, sie wirkten wie paralysiert. Keine Aggressivität, von spielerischer Eleganz - die ohnehin niemand erwartet - mal ganz zu schweigen. Da konnten die leichtfüßigen Nachwuchsspieler aus der Pfalz, die irgendwann mal Profis beim FCK (oder sonstwo) werden wollen, mühelos durch die Abwehr spazieren, die diesen Namen an diesem Nachmittag nicht wirklich verdiente. Die Tore durch Michael Mifsud (52.) und Danko Boskovic (76.) waren im Grunde nur die logische Konsequenz.

Die Heimspiele zuvor, führte Berndroth hinterher aus, seien von der Qualität her nicht unbedingt besser gewesen, es hätte indessen einen gravierenden Unterschied gegeben: "Uns ist kein früher Führungstreffer gelungen." Und wenn der Kontrahent die Anfangsoffensive des OFC überstehe, "dann wird es für uns ganz schwer, weil wir nicht die Qualität, die Mittel haben, um den Gegner auszuspielen". Mittelfeldspieler Thorsten Becht sah es ähnlich: "Wenn wir das 1:0 machen, kommt das Gerede vom Knacks erst gar nicht auf."

Zudem sei die mentale Verfassung seiner Recken nicht die beste gewesen. "Der Schock von München saß tiefer, als ich dachte", sagte der Trainer, und da das Spiel der Kickers in Ermangelung an spielerischem Potenzial "mit dem Selbstvertrauen steht und fällt", sei eine Pleite wie die am Samstag plausibel zu begründen, "wenn die Jungs verunsichert sind, geht das ganz schnell". Hoffnung schöpft der Fußballlehrer aus der Schlussphase, als sein Team nach dem 1:2 durch Kapitän Manfred Binz (82.) auf einmal aus dem kollektiven Tiefschlaf erwachte, angepeitscht vom Publikum das Tor des FCK wütend berannte. "Da hat die Mannschaft Ehrgeiz und Willen gezeigt, das Spiel zu drehen." Das hätte auch beinahe geklappt, weil die Kickers, wie Verteidiger Lars Meyer bedeutete, "in den letzten zehn Minuten so viele Chancen wie in keinem anderen Spiel hatten". Doch eben nur beinahe. Denn weder Patrick Würll (84.), Meyer selbst (89.) noch Raffael Tonello (90.) brachten den Ball im Tor unter und konnten nicht verhindern, dass die Mannschaft, wie Manager Lars Schmidt formulierte, "mit einem schlechten Gefühl" in die Woche startet: "Fürs Selbstwertgefühl und die Psyche sind solche zwei Niederlage nicht gut."

Derweil hat Trainer Berndroth ein bescheidenes Ziel ausgegeben. Den 22 aufs Punktekonto geladenen Zählern sollen in den nächsten vier Spielen, bis zur Beendigung der Vorrunde also, noch drei weitere folgen, damit wäre "die Sensationszahl 25 erreicht". Und Lars Meyer spricht vorsorglich schon mal Worte der Warnung, indem er an den phänomenalen Saisonstart der Sportvereinigung Elversberg im zurückliegenden Jahr erinnert. Am Ende retteten sich die Saarländer am letzten Spieltag vor dem Abstieg...

(Von Ingo Durstewitz, FRANKFURTER RUNDSCHAU)  

 

Die Heimserie der Kickers reißt gegen Kaiserslautern

Offenbach. Nun ist es also soweit. Der Heimnimbus der Offenbacher Kickers ist gebrochen. Das Team vom Bieberer Berg war in der Fußball-Regionalliga Süd vor dem Heimspiel gegen die Amateure des 1. FC Kaiserslautern zu Hause noch ungeschlagen. Aber diese Serie ist gerissen: Die Mannschaft von Trainer Ramon Berndroth unterlag den "kleinen" Roten Teufeln vor 6000 Zuschauern mit 1:2.

"In den bisherigen Heimspielen hatten wir davon gelebt, ein frühes Tor zu schießen. War das nicht der Fall, haben wir wie gegen Trier oder Elversberg wenigstens noch ein Unentschieden herausgespielt. Ich wusste aber damals schon, wenn die Anfangsoffensive nicht gelingt, wird es für uns schwer, 90 Minuten permanent Druck auszuüben", so Berndroth bei seinem Fazit. Für das bisherige Überraschungsteam aus Offenbach setzte es nun erstmals in dieser Saison zwei Niederlagen in Folge. Vor einer Woche hatten die Kickers bei den Amateuren des FC Bayern mit 1:4 verloren.

Berndroth hatte sein Team umgebaut. So kamen Barletta im defensiven Mittelfeld für den gesperrten Dworschak und Fossi auf der Manndecker-Position statt des angeschlagenen Zitouni zum Einsatz. Dies allein waren aber nicht die Gründe für die Niederlage. Berndroth: "Wir haben die gefährlichen Standardsituationen noch neutralisieren können. Aber die Folgesituationen nicht."

So fiel die Führung für den 1. FC Kaiserslautern nach einer zunächst abgewehrten Ecke von Drescher. Doch dann konnte Mifsud den Ball ergattern und schoss beherzt und unhaltbar für Kickers-Keeper Keffel in den linken Winkel ein (52.). Etwa 25 Minuten später fiel dann die Entscheidung. Nach einem weiteren Eckball von Drescher, im Sommer vom Oberligisten KSV Klein-Karben in die Pfalz gewechselt, wehrte der junge Kagiouzis den Ball unglücklich ab. Mifsud ergatterte sich das Spielgerät und legte auf seinen Kollegen Boskovic, der das Leder zum 2:0 ins Tor zu beförderte.

Das folgende Aufbäumen der Kickers kam letztlich zu spät. Wenngleich Kapitän Binz in der 81. Minute noch den Anschlusstreffer erzielte und die Hessen in der Folgezeit noch einige Torchancen durch Würll und Tonello hatten. Die Marschrichtung für Berndroth und sein Team heißt nun in dieser Woche: "Wir müssen den Blick nach vorne richten auf die letzten vier Partien der Hinrunde, um noch, wie mir vorschwebt, die Punktzahl von 25 oder mehr Zählern zu erreichen." Dabei stehen an den kommenden zwei Spieltagen die Hessenderbys in Darmstadt und gegen Wehen an.

(Von Holger Kliem/mai, FRANKFURTER NEUE PRESSE)  

 

"Rote Teufel" stoppen OFC
Erste Heimniederlage - Kickers wachen viel zu spät auf - Binz gelingt Anschlusstreffer

OFFENBACH (dpa/lnd). Kickers Offenbach musste am Samstag mit einem 1:2 (0:0) gegen die Amateure des 1. FC Kaiserslautern Kickers Offenbach - 1. FC Kaiserslautern (A) 1:2 die erste Saison-Heimniederlage in der Fußball-Regionalliga Süd einstecken.

Den überraschenden Auswärtssieg der Pfälzer in Offenbach schossen vor 6000 Zuschauern auf dem Bieberer Berg Michael Mifsud (52.) und Danko Boskovic (76.) heraus. Der Anschlusstreffer durch Ex-Nationalspieler Manfred Binz (80.) kam zu spät für die Hessen. Die Offenbacher zeigten über weite Strecken ein äußerst schwaches Spiel. Das Fehlen von Matthias Dworschak machte sich negativ bemerkbar. Mifsuds Treffer wirkte wie eine kalte Dusche auf die Hessen, die aber erst nach dem 0:2 von Boskovic ihren Kampfgeist wieder fanden. Nach dem 1:2 von Binz, der zugleich bester Offenbacher war, vergab Patrick Würll in der 84. Minute die größte Chance zum Ausgleich. Die Gäste verdienten sich ihren dritten Auswärtserfolg mit einer kämpferisch ansprechenden Leistung. Im StenogrammKickers Offenbach: Keffel - Binz - Fossi, Meyer - Becht, Corrochano, Barletta (69. Kagiouzis), Alderigi (46. Tonello) - Schindler (48. Langen), Naciri, Würll.

1. FC Kaiserslautern (A): Michelbach - Ruth - Reuter, Glibo, Ziehl - Damm, Mifsud, Berndt, Drescher - Boskovic, Toppmöller (73. Pelzer).

Schiedsrichter: Sippel (München); Zuschauer: 6000.

Gelbe Karten: Binz, Corrochano, Meyer - Berndt; Beste Spieler: Binz- Toppmöller, Mifsud.

Tore: 0:1 (52.) Mifsud, 0:2 (76.) Boskovic, 1:2 (80.) Binz.

(Von dpa/Ind, GELNHÄUSER TAGEBLATT)  

 

Kickers glauben nicht an die eigene Stärke / Keine Panik nach dem 1:2 gegen Kaiserslautern
"Der OFC-Fan muß keine Angst haben"

Konnte Ramon Berndroth denn nichts aus der Ruhe bringen? Die Offenbacher Mannschaft hatte vor eigenem Publikum plötzlich das Fußballspielen verlernt. Gegen die Amateure des 1. FC Kaiserslautern gingen die Kickers am 13. Spieltag der Fußballregionalliga Süd lange sehr amateurhaft zu Werke. Die Zuschauer auf der Haupttribüne pfiffen deshalb schon in der ersten Hälfte. Der OFC-Trainer, der meist auf seinem Stuhl am Spielfeldrand saß, aber war nach außen die Ruhe selbst. Bis zur 69. Minute. Nachdem der eingewechselte Christos Kagiouzis beim Stand von 0:1 einen Rückpaß zu Manndecker Lars Meyer gespielt hatte, bekam der Fußballehrer einen Wutanfall. "Spiel nach vorne!"!" schrie Berndroth aufgebracht. Die Spielszene war symptomatisch. Nach drei Heimsiegen hintereinander spielten die Offenbacher vor 6000 Zuschauern auf dem Bieberer Berg auf einmal unansehnlichen und unbeholfenen Sicherheitsfußball, weil sie schon nach kurzer Zeit stark verunsichert waren. "Meine Mannschaft steht und fällt mit dem Glauben an die eigene Stärke", sagte Berndroth nach der 1:2 Niederlage.

Die favorisierten Kickers hätten sich gegen die abstiegsbedrohten Pfälzer aber schon früh das nötige Selbstvertrauen holen könne. Doch weder Tobias Schindler noch Angelo Barletta gelang in der ersten Viertelstunde der beruhigende Führungstreffer. Die unerfreuliche Konsequenz: den Hessen wollte auf dem Platz fast nichts mehr gelingen. Dennoch empfand Lars Meyer die Reaktion auf der Haupttribüne als deplaziert. "Wir müssen mit den Pfiffen zwar klarkommen. Im Endeffekt würde ich mir aber wünschen, daß die Unterstützung bei einem 0:0 genau so groß ist wie bei einem 1:0", sagte der Abwehrspieler. Die OFC-Anhänger auf der "Waldemar-Klein-Tribüne" dagegen feuerten ihre Mannschaft immer wieder an. Erst recht in den letzten zehn Minuten. Nach dem Anschlußtreffer von Kapitän Manfred Binz schlossen auch die Zuschauer auf der Haupttribüne die Kickers wieder in ihr Herz. Angriffslustig versuchten die Offenbacher plötzlich, Versäumtes nachzuholen. Doch da Patrick Würll und Raffael Tonello aus aussichtsreicher Position das Tor nicht trafen, holten die Hessen nicht einmal mehr einen Punkt.

Ramon Berndroth fühlte sich nach dem Anpfiff in seiner Einschätzung in die Leistungsfähigkeit der OFC-Mannschaft bestätigt. "Durch das 1:2 haben wir Mut bekommen - und plötzlich war die Spritzigkeit wieder da." Was den Kickers spielerisch noch fehlt, hat das Publikum gut sehen können. Selbst ein vergleichsweise erfahrener Spieler wie Lars Meyer konnte der allgemeinen Offenbacher Verunsicherung nicht entgegenwirken. Oder der in der Pause ausgewechselte Michael Alderigi, der sich von den Pfiffen stark beeinflussen ließ. Der Franzose spielte auf der linken Seite "Angsthasenfußball" (Berndroth). Oder Stürmer Patrick Würll, der einen großen Teil der Vorbereitung nicht mitmachen konnte "Man sieht, er geht am Stock. Die Zeit für eine Pause wäre reif". Sagte der Fußballehrer.

Der Aufsteiger vom Betzenberg zeigte den Offenbacher auf dem Bieberer Berg mit couragiertem Spiel ihre begrenzten Möglichkeiten auf. "All unsere Mängel sind mir bekannt", sagte Berndroth. Grenzenlose Enttäuschung herrschte nach dem unerwarteten Mißerfolg beim OFC indes nicht Natürlich sei die Niederlage "ärgerlich. Aber wir können nicht jedes Mal eine Zauberleistung bringen" sagte Vizepräsident Thomas Kalt. Manager Lars Schmidt warnte davor, "jetzt in Panik zu machen". Allerdings mußte Berndroth einräumen, daß der "Schock der 1:4 Niederlage bei den Amateuren des FC Bayern München" doch "tiefer gesessen" habe, als von ihm gedacht. Die Nachwuchsmannschaften der Fußball-Bundesligavereine scheine den Hessen nicht zu liegen. Insofern kommt dem OFC der SC Darmstadt als kommender Gegner gerade recht. "Bei mir kribbelt es schon gewaltig"., sagte der Darmstädter Trainer Michael Feichtenbeiner. Bei einem Mißerfolg der Kickers am Böllenfalltor dürfte die Nervosität in Offenbach zunehmen. Als Warner und Mahner trat jedenfalls schon mal Lars Meyer in Erscheinung. "Elversberg hatte im vergangenem Jahr zu diesem Zeitpunkt auch 22 Punkte. Am Ende haben sie sich erst im letzten Moment gerettet. Das darf man nicht vergessen", sagte der Manndecker, Ihm hielt Mittelfeldspieler Thorsten Becht entgegen: "Der OFC-Fan muß keine Angst haben. Solche Spiele gibt es halt."

"Die Erwartungshaltung in Offenbach ist bekannt. Wenn die OFC-Spieler Ruhe haben wollen, sollen sie zum SV Wehen gehen." Der frühere Kickers-Spieler und Manager Oliver Roth zu den Pfiffen des Offenbacher Publikums.

(Von Jörg Daniels, FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG)  

 

Das Beste der Kickers kommt zu spät
Nur Manfred Binz trifft beim 1:2 gegen die Amateure des FCK. Zweite Niederlage der Offenbacher hintereinander

Die Küche im VIP-Raum der Offenbacher Kickers hatte sich auf den Gegner aus Kaiserslautern eingestellt. Zum kulinarischen Angebot gehörte unter anderem Pfälzer Saumagen mit Kraut. Auch die Regionalliga-Mannschaft war von Ramon Berndroth, dem OFC-Trainer, gut auf den Gegner vorbereitet worden. Nur genützt hat es diesmal nichts. Das Endergebnis hat den favorisierten Kickers überhaupt nicht geschmeckt. Am 13. Spieltag der dritthöchsten Klasse unterlagen die Offenbacher zu Hause den FCK-Amateuren 1:2. Nach dem 1:4 in München war es bereits die zweite Niederlage für die Kickers hintereinander. "Es sah so aus, als ob der Mißerfolg von München nachgewirkt hat", sagte Lars Schmidt, der Manager.

Das Beste am Offenbacher Spiel verpaßten einige der 6000 Zuschauer auf dem Bieberer Berg. Nach dem 0:2 durch Danco Boskovic in der 76. Minute verließen zahlreiche Kickers-Anhänger enttäuscht das Stadion. Sie werden sich noch mehr als sonst geärgert haben. Der Kopfballtreffer von Libero Manfred Binz zum 1:2 acht Minuten vor Spielende weckte die Hessen auf. Innerhalb von 10 Minuten holten die Kickers plötzlich nach, was sie zuvor versäumt hatten. "So viel Torchancen hat man manchmal in einem Spiel nicht", sagte Manndecker Lars Meyer richtig. Ob ein Schuß von Patrick Würll oder ein Kopfball von Raffael Tonello, der Ausgleich wollte nicht mehr fallen. "Auf dieses Spiel habe ich schon länger gewartet. Du bist Favorit, jeder erwartet einen Sieg und am Ende hast du verloren", sagte Berndroth. 80 Minuten haben die Offenbacher die Erwartungen ihrer Anhänger nicht erfüllen können - obwohl sich der Trainer von seiner Mannschaft gewünscht hatte, die "Heimspiel-Power" beizubehalten. Die Spieler aber konnten sich nicht lange an die Maßgabe des Fußballehrers halten. Ihr Spiel nach vorne dauerte oft viel zu lang. Nach einer halben Stunde regte sich deshalb auf der Haupttribüne Unmut. Die Zuschauer auf den Sitzplätzen pfiffen auf die Kickers. Daraufhin reagierten die Anhänger auf der "Waldemar-Klein-Tribüne" mit Sprechchören. Einigkeit herrschte immerhin darüber, daß die verunsicherten und nervösen Offenbacher in den ersten 15 Minuten wenigstens die ein oder andere Torchance besaßen. Tobias Schindler aber verfehlte den Ball, und der Drehschuß von Angelo Barletta wurde von Thomas Drescher von der Linie geschlagen. Nach 37 Minuten schickte Berndroth die Ersatzspieler zum Aufwärmen. Das Signal kam nicht an, Nach wie vor kam der Ball beim OFC oft nicht beim eigenen Mitspieler an.

"Ich hoffe auf einen anderen Elan" sagte der gesperrte Kickers-Kapitän Matthias Dworschak in der Halbzeitpause. Die Voraussetzungen dazu schuf Berndroth. Für Michael Alderigi wechselte er den Offensivspieler Raffael Tonello ein. Und es änderte sich etwas am Spielstand. Aus Sicht der Kickers leider auf der falschen Seite. Mit einem schönen Distanzschuß erzielte Michael Mifsud nach 53 Minuten die 1:0 Führung für den Außenseiter. Die OFC-Fans reagierten prompt: "Wir wollen euch kämpfen sehen", riefen sie. Die Kickers aber rafften sich erst nach dem Anschlußtreffer von Binz zu einer Energieleistung auf - vergeblich. Offenbach-K'lautern (A) 1:2
Tore: 0:1 Mifsud (52.); 0:2 Boskovic (76); 1:2 Manfred Binz (80.)
Schiedsrichter: Sippel (München).
Zuschauer: 6000

(Von Jörg Daniels, FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG)  

 


Kick. Offenbach - K'lautern Am. 1:2 (0:0)

Michael Mifsud hieß der Matchwinner für die Lauterer Amateure, die den Offenbachern die erste Heimniederlage der Saison beibrachten. Das 0:1 per Distanzschuss in den Torwinkel selbst erzielt, den zweiten Treffer vorbereitet - der Malteser hatte den ideenlosen Kickers den Zahn gezogen. Die hatten zunächst einige Chancen vor der Pause nicht genutzt und offenbarten danach große spielerische Mängel. Die fulminante Schlussoffensive der Offenbacher nach dem Anschlusstreffer durch Manfred Binz kam letztlich zu spät.

(Von J. Mai, KICKER-ONLINE)  

 

Vorbericht OFC

Aufstellung: Keffel - Zitouni, Binz, Meyer - Becht, Barletta, Corrochano, Alderigi - Naciri - Würll, Schindler

Reserve: Thier (Tor), Fossi, Tonello, Kagiouzis, Incesu, Schulz, Brighache, Sarfo, Langen

Es fehlen: Becker (Oberschenkelprellung), Dworschak (Gelb-Rot-Sperre), Speth, Saridogan, Mager (alle im Aufbautraining)

Zum Spiel: Durch den Ausfall von Mittelfeld-Organisator Matthias Dworschak rückt Angelo Barletta zurück ins defensive Mittelfeld. (KICKER-ONLINE)  


Mannschaftsaufstellungen:

Kickers Offenbach1.FC Kaiserslautern Amateure
Keffel - Binz - Fossi, Meyer - Becht, Corrochano, Naciri, Barletta (68. Kagiouzis), Alderigi (46. Tonello) - Schindler (79. Langen), Würll. Michelbach - Ruth - Reuter, Glibo, Ziehl - Damm, Mifsud, Berndt, Drescher (73. Pelzer) - Boskovic, Toppmöller (75. Wittich).

Spielstatistik:

SchiedsrichterToreGelbe KartenGelb-Rote KartenRote KartenZuschauer
Sippel (München)0:1 Mifsud (52.),
0:2 Boskovic (76.),
1:2 Binz (80.)
Binz, Corrochano, Meyer (OFC) / Berndt (FCK) --6000
Alle Angaben ohne Gewähr


Aktuelle Tabelle Saison 2001/2002
Alle Ergebnisse vom 13.Spieltag (12.10.- 14.10.01)
Tabellenstand nach dem 13.Spieltag (12.10.- 14.10.01)
Spiele des OFC in der Hinrunde 2001/2002 mit Spielberichten
Alle Spieltage auf einen Blick (mit Ergebnissen)
Torjäger und Karten Statistik Saison 2001/2002
Tabellenplatzstatistik Saison 2001/2002
Ergebnisse Saison 2001/2002
Kickers Offenbach Homepage

Seite wurde am 03.11.2001 aktualisiert