Regionalliga Süd Saison 2000/2001

BURGHAUSEN: "Willkommen am Ende der Welt" - so begrüßte Rudi Bommer seinen Freund Ramon Berndroth, den Trainer der Offenbacher Kickers. Seit einem Jahr trainiert Bommer den damals noch abstiegsgefährdeten Regionalligaklub Wacker Burghausen, der ganz in der Nähe der tschechischen Republik zu Hause ist. Daß die Kickers bei der sich anschließenden 0:3 Niederlage gegen den Tabellenführer ihre Grenzen aufgezeigt bekamen, ließ den durchaus nett gemeinten Willkommensgruß fast ein wenig hämisch wirken,. Der Tabellendritte aus Hessen war ursprünglich mit dem Ziel angereist, den Sechspunkte-Vorsprung zu reduzieren; statt dessen wuchs der Abstand aber auf neuen Zähler an. Burghausen liegt weiter unangefochten an der Tabellenspitze und kann von dort auch am letzen Spieltag der Hinrunde nicht verdrängt werden.

Die Bayern feierten am Samstag nicht nur den Sieg, auch die neue Tribüne wurde feierlich freigegeben. Und so ging es den Zuschauern auf der nagelneuen Sitzgelegenheit wie fast jedem, der ein neues Schmuckstück sein eigen nennt: Sie wagten nicht, es richtig zu benutzen. So bedurfte es bei den ersten beiden Treffern einer Extraaufforderung eines Ordners zum Applaus. Dabei hätte es genug Grund zum Jubel gegeben. Beim ersten Tor in der 17. Minute hatten die Zuschauer genug zu staunen, war der flache Schuß von Roland Bonimeier aus 25 Meter doch besonders gelungen. Der Burghausener wird nächste Woche zum erstenmal im Aufgebot der U 21-Nationalmannscaft stehen. Das 2:0 von Younga Mouhani (33. Minute) war zwar nicht so sehenswert, sorgte aber für Verwirrung. Der Offenbacher Torwart Cesar Thier fühlte sich im Fünfmeterraum bedrängt, meckerte, als Schiedsrichter Walz das Tor gültig gab, und erhielt deshalb die Gelbe Karte. "Normalerweise ist Thier nicht so. Der hat seine Nerven unter Kontrolle", kommentierte Manager Lars Schmidt später. In Burghausen gingen sie gleich zweimal mit ihm durch, innerhalb von drei Minuten. Nachdem Walz schon einen Abgriff Burghausens abgegriffen hatte, boxte Thier den Ball weg. Dafür bekam er den gelb-roten Karton zu sehen - und Ersatztorwart Rene Keffel mußte von der 37. Minute ins Tor.

"Von diesem Moment an, lief uns das Spiel aus dem Ruder. Wir konnten unsere Taktik nicht mehr spielen", sagte Ramon Berndroth. Auch weil Patrick Würll einige Minuten vorher nicht der mögliche Ausgleich gelungen war. Mounir Zitouni hatten einen Eckball von Samir Naciri auf Würll verlängert, doch der Burghausener Torwart Wehner erwischte ihn gerade noch.

Auch in dieser Situation vergaßen die Zuschauer auf der Tribüne abermals zu klatschen, was ihnen einen weiteren Rüffel des Ordners einbrachte. Erst beim dritten Treffer gelang es ihnen, alles richtig zu machen. Vielleicht weil sie durch den Elfmeterpfiff nach einem Foul von Zitouni genug Zeit hatten, sich darauf vorzubereiten. Den Strafstoß verwandelte Bonimeier (47.) Der Offenbacher Lars Meyer hatte am Ende nur eine Erklärung für die schlechte Vorstellung seiner Mannschaft: "Wir haben uns selbst geschlagen."

Burghausen - Offenbach 3:0. Tore: 1:0 Bonimeier (16.), 2:0 Younga-Mohani (33.), 3:0 Bonimeier (47./Foulelfmeter).

Schiedsrichter: Walz (Öhringen), Zuschauer: 6.500, Besondere Vorkommnisse: gelb-rote-Karte für Thier (35./Offenbach) wegen Ballwegschlagens.

Aufstellung: Thier - Zitouni, Binz, Meyer - Becht, Dworschak, Naciri, Barletta, Corrochano - Schindler, Tonello

Reserve: Keffel (Tor), Fossi, Würll, Kagiouzis, Schulz, Brighache, Sarfo, Langen, Alderigi

Es fehlen: Becker (Knieprobleme), Incesu (Leistenbeschwerden), Speth (Zerrung) Saridogan, Mager (alle im Aufbautraining).

Zum Spiel: Naciri kann nach abgeklungenen Kniebeschwerden auflaufen. Trainer Berndroth überlegt, Torjäger Würll eine Pause zu geben.

(KICKER-ONLINE)