Ein hochklassiges und gleichzeitig verrücktes Spiel erlebten 5000 Besucher gestern Abend am Bieberer Berg. Dreimal lag der VfR Aalen im Rückstand. Die Ostälbler stemmten sich mit Bravour gegen die Niederlage, aber am Ende wurde man noch "abgeschlachtet."
Man schrieb die vierte Minute: Michael Butrej lief mutterseelenallein aufs Tor von Thier, scheiterte am Pfosten. Das musste die VfR-Führung sein. Fast im Gegenzug erwischte es den Gast. Naciris Flanke über den Straf-raum hinweg köpfte Tonello zum 1:0 ins Netz. Respekt vor der VfR-Truppe, die sich aufbäumte, auch ihr Spiel fand. Rogosic setzte in der Folge gute Akzente, scheiterte in der 17.Minute nach einem Alleingang - bei der Offenbacher Rettungsaktion verletzte sich Ex-Profi Manni Binz und musste ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Der VfR Aalen wurde gefährlich, wenn man das Spiel über die Flügel bevorzugte. So fiel der Ausgleich nach einer halben Stunde: Coulibaly profitierte von einem Missverständnis zwischen Langen und Meyer, flankte nach innen und Rogosic köpfte ein. Nun hatte der VfR den Gastgeber sicher im Griff, konnte aber kein Kapital daraus schlagen. Die Schlussphase des ersten Durchgangs brachte dann einen wahren Sturmlauf des OFC mit hochkarätigen Torgelegenheiten. Sabanov holte einen Kopfball von Würll aus dem Lattenkreuz, dann scheiterten Becht und Tonello in aussichtsreicher Position. Der VfR hatte es seinem Torhüter zu verdanken, dass in dieser Phase weiterer Flurschaden verhindert wurde.
Die Anfangsviertelstunde der zweiten Halbzeit brachte wenig Akzente. Man spürte förmlich, dass beide Teams Angst hatten vor dem entscheidenden Fehler. Die Begegnung war jetzt stark von der Taktik bestimmt. Das fantastische Offenbacher Publikum peitschte seine Mannschaft in dieser schwierigen Phase nach vorne und siehe da, der erste ernst zu nehmende Angriff in der 64. Minute führte zum 2:1. Der fleißige Becht bereitete vor und Tonello erzielte per Abstauber die erneute Offenbacher Führung. Sabanov verhinderte kurz danach das 3:1 gegen Würll. Völlig überraschend dann das 2:2 in der 68. Minute, als Okic eine Verlegenheitsflanke nach innen schlug und Menck goldrichtig zur Vollendung stand. Jetzt ging es drunter und drüber, das Spiel stand auf des Messers Schneide. Ein 25-Meter-Schuss des eingewechselten Barletta in der 72. Minute ließ den Offenbacher Anhang wieder jubeln - 3:2. Die Aalener setzten in der Schlussphase alles auf eine Karte, brachten mit Müller, Honold und da Silva frische Kräfte für die Offensive. Offenbach schien stehend K.o. Okic und Honold hatten den Ausgleich auf dem Fuß.
Aber der VfR musste erkennen, wie brutal Fußball sein kann. Zwei Konter führten noch zum klaren Offenbacher Sieg, der sicherlich zu hoch ausfiel. Zuerst konnte nach einem Ballverlust der Aalener Würll alleine durchmarschieren und Sabanov überwinden (4:2), dann setzte Naciri in der 90. Minute den Schlusspunkt zum 5:2. "Ich wäre auch nicht traurig gewesen, wenn es 3:3 ausgegangen wäre, Aalen war ein großartiger Gegner", meinte OFC -Coach Ramon Berndroth. VfR-Coach Helmut Dietterle attestierte seinem Team eine runde Leistung im Spiel nach vorne, allerdings hätten sich im Abwehrbereich wieder einige unnötige Unzulänglichkeiten eingeschlichen. Für den VfR ist nach dieser Niederlage wieder ein Neustart im Angriff auf die Spitze nötig.
Kickers Offenbach: Thier, Dworschak, Binz (20. Fossi), Zitouni, Meyer, Becht, Langen, Naciri, Schindler (53. Barletta), Würll, Tonello (76. Speth).
VfR Aalen: Sabanov, Theres, Schneider, Bochtler, Menck (77. Müller), Schöckel (86. da Silva), Braun, Okic, Butrej (79. Honold), Rogosic, Coulibaly.
Torfolge: 1:0 (6.) Tonello, 1:1 (30.) Rogosic, 2:1 (64.) Tonello, 2:2 (68.) Menck, 3:2 (72.) Barletta, 4:2 (88.) Würll, 5:2 (90.) Naciri.
Gelbe Karten: Menck (VfR), Würll (OFC). Zuschauer: 5000.