Regionalliga Süd Saison 2000/2001

Offenbach. Der Bieberer Berg brodelte und Kickers Offenbach vergab die Chance, sich an die Tabellenspitze der Regionalliga Süd zu setzen. Ein Aussetzer von Michael Petry, der den Ball im OFC-Strafraum in bester Torwartmanier mit den Händen abklatschte, brachte gestern Abend den 1. FC Saarbrücken auf die Siegerstraße. Der zuvor viel gelobte Saarbrücker Regisseur Michael Oelkuch, von dem wenig zu sehen war und der sich einen unrühmlichen Abgang durch seine Gelb-Rote Karte wegen wiederholten Foulspiels verschaffte (89.), verwandelte den fälligen Strafstoß sicher zum 2:2. Die Offenbacher Kickers wurden jäh aus ihren Träumen gerissen, waren sie doch bis zum Elfmeter Spitzenreiter. Als dann der ansonsten zuverlässige Bachir Kaba gegen Sören Holz den Ball unnötig verlor und der eingewechselte Björn Tarillon mit einem Wembley-Tor die Führung für die Saarbrücker erzielte (82.), saß der Schock tief. Zweitligaabsteiger Saarbrücken steht nach diesem 3:2-Sieg an der Spitze.

Offensichtlich beim OFC war wieder einmal der Mangel beim Spielaufbau. Einzig Patrick Falk scheint in der Lage zu sein, dieses Problem zu beheben. Doch seine Mannschaftskollegen gingen auf seine Ideen noch nicht ein, Bälle rollten ins Leere. "Er spielt manchmal zu intelligent für unsere Mannschaft", sagte OFC-Trainer Ramon Berndroth schon nach der Partie in Augsburg.

Ernüchterung nach dem Auftaktjubel am Bieberer Berg, an dem alles für ein Fußball-Fest bereitet war. 9000 Zuschauer sorgten für eine ordentliche Kulisse und gute Stimmung. Die Aussicht auf ein attraktives Spiel lockte auch beim OFC sonst eher selten gewordene Besucher ins Stadion wie Klaus Gerster. Der smarte Ex-Manager über seine Beweggründe für die Rückkehr an den Bieberer Berg: "Tolles Stadion, tolle Fans, tolle Stimmung."

Die war nach 16 Minuten etwas gedrückt. Erste Ecke Saarbrücken, Oelkuch brachte den Ball ins Spiel, Kickers wehrte ab zu Marco Laping, der aus 20 Metern abzog. OFC-Torwart Cesar Thier reagierte zwar noch, lenkte den Ball aber direkt vor die Füße von Pierre Hallé, der zum 0:1 traf. Kurzzeitiger Schockzustand am Bieberer Berg, Luftanhalten zwei Minuten später. Mounir Zitouni attackierte Laping, Durchatmen, als Schiedsrichter Brych (München) weiterspielen ließ.

Saarbrücken hatte in der ersten Halbzeit mehr vom Spiel, weil der OFC nicht eng genug deckte. Bei eigenen Angriffen zeigten sich große Lücken zwischen Defensive und Angriff, oft versuchten es die Offenbacher daher mit langen Bällen. Zu wenig kam allerdings über die Außenpositionen. Dann die 44. Minute. Samir Naciri hatte gegen Sören Holz einen schweren Stand. Doch unmittelbar vor der Pause setzte sich der Angreifer durch, legte auf für Matthias Dworschak und der Kapitän glich aus.

Fünf Minuten nach dem Wiederanpfiff stand Kickers Offenbach dank eines ehemaligen Frankfurters an der Tabellenspitze. Falk, der seine Qualitäten zuvor schon mehrfach andeutete, spielte sich am Strafraum durch, sein platzierter Schuss ins lange Eck bedeutete das 2:1. Nach der Führung lautete die Vorgabe, die Abwehr zu stärken. Doch mit Petry zerstörte ein eigener Angreifer den Traum von der Tabellenführung. Eckball Saarbrücken durch Oelkuch, der drei Minuten zuvor eingewechselte Björn Tarillon und Michael Petry steigen hoch und in bester Torwartmanier wehrt Petry den Ball mit den Händen ab. Strafstoß Oelkuch, Thier ohne Chance 2:2 (65.).

Vier Minuten später hätte Petry seinen Fehler wieder gut machen können. Sabanov wehrte einen Schuss von Barletta ab, genau vor die Füße des Ex-Regensburgers, dessen Schuss aber zur Ecke abgeblockt wurde. Und dann kam die 82. Minute, und Ehrmantraut fuhr mit seiner Mannschaft als Tabellenführer zurück ins Saarland.

Ramon Berndroth (OFC-Trainer): "Tolles Kampfspiel, viel Tempo, Saarbrücken mit der reiferen Spielanlage verdienter Sieger."

Horst Ehrmantraut (Trainer 1. FC Saarbrücken): "Es war eine tolle Grundstimmung im Stadion. Ich kenne die Heißblütigkeit der Offenbacher Fans. Wir haben spielerisch nicht so überzeugt, wie ich mir das gewünscht hätte. Wir können glücklich sein, dass wir den Sieg über die Zeit gerettet haben."

Dieter Müller (OFC-Präsident): "Es war eine gute Leistung, doch das Handspiel brachte einen Knacks. Aber keinen Vorwurf an Petry, das kann passieren."

Michael Petry: "Eine ziemliuch unglückliche Niederlage. Der Elfmeter hat die Wende gebracht. Ich wurde leicht gestumpt und habe dann den Ball mit der Hand berührt."

Bachir Kaba: "Wir haben gut gespielt und hätten mindestens einen Punkt verdient. Dem 2:3 ging ein klares Foul voraus."

Lars Schmidt (OFC-Manager): "Gegen solche Mannschaften wird jeder Fehler sofort bestraft."

Die Offenbacher Kickers haben den Sprung an die Tabellenspitze der Fußball-Regionalliga Süd verpasst und sind nach dem 2:0 am ersten Spieltag beim FC Augsburg wieder auf dem Boden der Realität gelandet. Im ersten Heimspiel der Saison gegen den Titelkandidaten 1. FC Saarbrücken unterlag die Mannschaft von Trainer Ramon Berndroth am gestrigen Mittwochabend vor 9000 Zuschauern auf dem Bieberer mit 2:3 (1:1).

Schon zu Beginn der Partie machten die Gastgeber nicht den Eindruck, als hätten sie durch den gelungenen Auftakt am vergangenen Wochenende ihr Selbstvertrauen gestärkt. Zwar besaß der OFC durch einen Kopfballaufsetzer von Angreifer Michael Petry die erste Torchance der Partie (11.), ansonsten diktierten jedoch die Gäste eindeutig das Geschehen. Während die Kickers im Spielaufbau zu statisch und zu einfallslos agierten, stieß die Mannschaft des ehemaligen Trainers von Eintracht Frankfurt, Horst Ehrmantraut, immer wieder schnell nach vorne und sorgte somit stets für Gefahr vor dem Offenbacher Tor.

Folgerichtig gingen die Saarländer dann auch in Führung. Einen Direktschuss von Marco Laping konnte OFC-Schlussmann Cesar Thier nicht festhalten, FCS-Angreifer Pierre Hallé war zur Stelle und drückte das Leder über die Linie (17.). Offenbach zeigte nun doch deutlich Wirkung und Saarbrücken bot sich durch den in der Anfangsphase überragenden Spielmacher Michael Oelkuch, der nur knapp über das OFC-Tor schoss, die Möglichkeit zum 2:0 (20.). Auf der Gegenseite wussten die Gastgeber den Saarbrücker Torhüter Erol Sabanov zunächst lediglich durch Fernschüsse von Angelo Barletta (23. / 34.) zu beschäftigen.

Mit zunehmender Spieldauer begingen die Gäste dann allerdings den Fehler, sich in ihrer Überlegenheit einzurichten und luden den OFC ein, seinerseits besser ins Spiel zu finden. Zwar hatte Saarbrücken durch einen Kopfball von Oelkuch nach 42 Minuten erneut die Chance zu einem zweiten Tor, doch die Kickers bekamen in dieser Phase die Partie besser in den Griff und kamen durch Kapitän Matthias Dworschak, der nach feiner Vorarbeit von Samir Naciri aus acht Metern traf, Sekunden vor dem Halbzeitpfiff zum 1:1.

Mit dem Selbstbewusstsein des zum günstigen Zeitpunkt gefallenen Ausgleichstreffers in den Köpfen begannen Berndroths Mannen nach dem Seitenwechsel aggressiver, und der Lohn für die Bemühungen um Unterhaltung der Zuschauer folgte schnell. Patrick Falk erzielte in der 49. Minute mit einem Flachschuss in die linke untere Ecke des Saarbrücker Gehäuses das 2:1 für den OFC, nachdem er zuvor Gäste-Kapitän Christian Kritzer an der Strafraumgrenze genarrt hatte.

Die Freude der Offenbacher über die Führung währte allerdings nicht lange. Das Handspiel des bei einem Eckball des saarländischen Titelfavoriten zurückgeeilten Michael Petry im OFC-Strafraum führte logischerweise zu einem Elfmeter, den Oelkuch sicher zum 2:2 (64.) verwandelte. Nur kurz darauf hätte der OFC schon wieder mit einem Treffer antworten können, doch Naciri, der an Sabanov scheiterte, und Petry, der den Nachschuss knapp neben das Tor setzte, vergaben (67.).

Dennoch zeigten die Kickers im zweiten Durchgang eine Steigerung, vor allem läuferisch und kämpferisch ließ Berndroths Team wenig Wünsche offen. Spielerisch boten die Gastgeber allerdings, obwohl leicht verbessert, nur mittleres Niveau, und so war der Siegtreffer der Saarländer durch den eingewechselten Tarillon, der im Anschluss an einen unnötigen Ballverlust von OFC-Verteidiger Bahir Kaba erfolgreich war, durchaus verdient. Oelkuchs Platzverweis (89.) änderte daran nichts.

Offenbach. Der 1. FC Saarbrücken hat sich am zweiten Spieltag an die Tabellenspitze der Fußball-Regionalliga Süd gesetzt. Die von dem ehemaligen Eintracht-Coach Horst Ehrmantraut trainierten Saarländer gewannen gestern Abend vor 11 000 Zuschauern im Stadion auf dem Bieberer Berg bei den Offenbacher Kickers mit 3:2. Die Saarbrücker gingen zunächst durch Pierre Hallé (16.) in Führung. Eine Minute vor der Pause gelang OFC- Kapitän Matthias Dworschak der Ausgleich. Patrik Falk brachte die Kickers in Führung (50.), der überragende Michael Oelkuch glich per Handelfmeter aus (65.). Den Siegtreffer erzielte schließlich der gerade erst eingewechselte Björn Tarillon (82.).

In der zweiten Hälfte einer packenden Partie spielten die Offenbacher wesentlich engagierter als vor der Pause. Nach einem unnötigen Handspiel des Offenbacher Stürmers Michael Petry ("Ich bin geschubst worden, aber trotzdem darf mir so etwas nicht passieren") im eigenen Strafraum kamen die Gäste durch ihren besten Spieler Michael Oelkuch aber zum 2:2. Kurz vor dem Spielende machte "Joker" Tarillon den Saarbrücker Auswärtssieg perfekt. Die Gäste zeigten die reifere Spielanlage als die Hessen, auch wenn Ehrmantraut nicht ganz zufrieden war. "Wir müssen noch konzentrierter werden", meinte er. Unzufrieden war Offenbachs Coach Ramon Berndroth: "Das war für die Zuschauer bestimmt ein tolles Spiel, aber bei meiner Mannschaft gab es doch viel Licht und Schatten", erklärte der OFC-Trainer. Die kurzweilige Partie hatte wegen großen Zuschauerandrangs mit einer Viertelstunde Verspätung begonnen.

Nach einer guten Viertelstunde ging Saarbrücken in Führung, als Thier einen schwer zu sehenden Schuss von Laping abprallen ließ, und Hallé abstaubte. Der Absteiger stand defensiv sehr sicher und schaltete in Ballbesitz sehr effizient über das Schwungrad Oelkuch um. Die Kickers betrieben einen hohen Arbeitsaufwand, der allerdings ohne nicht belohnt wurde, weil die Ideen in der Nähe des Strafraums ausgingen. So war der Ausgleich durch Dworschak, der nach Naciris Pass am Elfmeterpunkt frei stand, durch seinen Zeitpunkt auch wichtig für die Moral. Durch das unmittelbar folgende 2:1 durch den umsichtigen Falk wurden die Offenbacher noch selbstbewusster. Doch ein Aussetzer Petrys, der unbedrängt im eigenen Strafraum den Ball mit der Hand spielte, war der erneute Wendepunkt. Der eingewechselte Tarillon schaffte sogar noch den Siegtreffer für den 1. FC Saabrücken.

Kick. Offenbach: Thier - Zitouni, Fossi, Kaba - Becht, Dworschak, Barletta, Lorenz - Falk - Petry, Naciri
1. FC Saarbrücken: Sabanov - Ristau, Kritzer, Holz - Muschinka, Oelkuch, Rosen, Nsaliwa, Laping - Koltai, Hallé
Tore: 0:1 Hallé (16.), 1:1 Dworschak (44.), 2:1 Falk (50.), 2:2 Oelkuch (65., Handelfmeter), 2:3 Tarillon (81.)
Eingewechselt: 76. Saridogan für Petry, 83. Knappmann für Barletta, 88. Kagiouzis für Kaba - 61. Tarillon für Hallé, 69. Öller für Muschinka, 85. Caruso für Koltai
Schiedsrichter: Brych
Zuschauer: 9000
Gelbe Karten: Barletta, Dworschak, Falk - Rosen