Regionalliga Süd Saison 2000/2001

Kickers Offenbach - SV Darmstadt 98
Endergebnis: 1:1 (0:0)


Spielbericht vom 10.08.2002 - Anstoß: 14:30 Uhr
Offenbacher Flausen bringen die Lilien auf dem Bieberer Berg zum Blühen

Offenbach - Flausen! Das Wort spricht Ramon Berndroth fast wie ein Fluch aus. Zu viele gibt es in seiner Mannschaft, die noch Flausen im Kopf haben. Flausen! Ein anderes Wort für törichten Einfall. Und wer will den schon?

Flausen eben, die Spieler aus anderen Vereinen mitgebracht haben, die der Trainer der Kickers aber in Offenbach nicht sehen will. Denn Flausen sind überflüssig, nicht förderlich bei dem Bestreben, die Kompaktheit der vergangenen Saison wiederzuerlangen. Aber eben daran fehlt es bei Kickers Offenbach derzeit. Beim 1:1 gegen Darmstadt 98 standen drei Akteure in der Anfangsformation, die die flausenlose Zeit nicht miterlebten: Bachir Kaba (kam aus Köln), Alexander Lorenz (aus Darmstadt), Patrick Falk (aus Oberhausen). Sicher, der OFC habe mehr "Schwungräder", übersieht Berndroth die positive Seite nicht. Aber eben auch mehr - da ist das Wort wieder - Flausen!

Fünf Punkte in dieser Regionalliga-Saison - kein Grund für Unzufriedenheit, aber Anlass für Kritik. Erstmals versuchten es die Kickers im Derby gegen Darmstadt mit dem Angriffsduo Nazir Saridogan/Samir Naciri. Dahinter spielte Patrick Falk, Ideengeber, aber eben auch nicht ganz frei von - Flausen! Fazit: Die Räume in der Offensive waren schlecht aufgeteilt, die Stürmer hatten Mühe, sich nicht gegenseitig auf die Füße zu treten. Berndroth: "Es ging kreuz und quer."

Die Lilien blühten auf, dank der Offenbacher Flausen und Fehler. Fast bewundernd schaute die Abwehr zu, als Lorenz zu weit aufgerückt war, Christian Simon auf Sascha Maier passte, der den Ball nach innen brachte, und Carsten Lakies einköpfte drittes Tor im vierten Spiel. Nicht überraschend, dass Berndroth vor ihm besonders gewarnt hatte...

So viele Torchancen wie am Samstag hatten die Kickers noch nie gegen Darmstadt, seitdem Berndroth beim OFC auf der Bank sitzt; aber erstmals seitdem gewann der OFC nicht. Viel Anstrengung, aber lange kam nichts dabei heraus - außer einem merkbaren Kräfteverschleiß und der Bernd-roth'schen Kritik: "Wenn die Abwehr müde ist, muss der Angriff vorne die Räume enger machen."

Müde wirkte die Defensive, weil bei Ecken und Freistößen Libero Dario Fossi und Manndecker Mounir Zitouni nach vorne mussten - schließlich gehörten sie schon wegen ihrer Körpergröße zu den wenigen kopfballstarken Spielern in der Anfangsformation. Doch der Weg zurück zum eigenen Strafraum ist lang; und er wird immer länger, je weniger Erfolg die Aktionen bringen. Die langen (Stürmer) Michael Petry ("Fehlt noch Fitness"/verpasste in der Vorbereitung zwölf Einheiten wegen Krankheit und Umzug) und Christian Knappmann ("Fehlt noch Cleverness"/kam aus der Oberliga) saßen draußen.

Offenbach wollte ein frühes Tor, machte Tempo. Darmstadt nahm es heraus, ein Unentschieden genügte. Kickers-Torwart Cesar Thier hatte wenig zu tun - in der 7. Minute verschätzte er sich beim Herauslaufen, Kaba klärte vor Lakies; in der 26. hielt Thier gegen Lakies. Das war's bis zum 0:1, und danach kam nur noch der Schuss von Maier, der den Ball zuvor mit der Hand gespielt hatte (90.).

Anders die Torschussbilanz bei Offenbach: Saridogan (15.), angedreht, Darmstadts Torwart Andreas Clauß passte auf; dritte Ecke OFC, Saridogan schoss drüber (20.); Freistoß Falk, Fossi kam angeflogen, vorbei (33.) - in Augsburg war der Ball drin; 50. Minute, die Großchance für Offenbach - Pass von Lorenz, Falk nahm den Ball elegant mit, Clauß ausgespielt, doch zwei Zentimeter fehlten zum Glück - Pfosten; fünf Minuten später hielt Clauß den Kopfball von Zitouni und seine Serie; die 327 Minuten dauernde Zeit ohne Gegentor endete in der 78. der Partie am Bieberer Berg. Matthias Dworschak wurde als Torschütze gefeiert, doch Sebastian Haag hatte den Ball abgelenkt und Clauß in die falsche Ecke geschickt - 1:1. Jubel bei Offenbach - und, wenn auch leicht verhaltener, bei Oscar Corrochano. Das Herz des Mannes schlägt für Kickers, wenn er auch früher in Darmstadt spielte, beim OFC nun aber nur auf der Bank sitzt und gegen seinen Ex-Klub eingewechselt werden sollte, weil Berndroth den Libero auflösen wollte. Corrochano sollte vor der Abwehr Druck machen - dann fiel das 1:1. Mit der Rolle als Ersatzspieler kann er sich nicht anfreunden - zumal Corrochano, wenn er spielte, in Derbys stets Siege feierte: Einmal mit Darmstadt und zweimal mit Offenbach. Nur am Samstag, da zeigte er ein Gemisch aus Frust und Freude.

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)  

 

Müller grantelt wie sonst Kaiser Franz in München

Offenbach (bam). In Eintracht kamen die Präsidenten von Darmstadt 98 und Kickers Offenbach zur Pressekonferenz: "Na, Herr Müller, mit dem 1:1 können wir doch leben." Walter Grimm, Boss des SV 98, hatte bekommen, was er in der Halbzeitpause noch vermisst hatte: "Tore, die sind im Fußball wie das Salz in der Suppe."

Zufrieden? Dieter Müller doch nicht! Der Klub-Boss legte los - wieder einmal bei einem Derby. Die Spiele Offenbach gegen Darmstadt scheinen beim OFC-Präsidenten regelrecht Energieschübe auszulösen. Schon vergangene Saison forderte er vor einem Darmstadt-Spiel die schnelle Rückkehr des OFC in die Zweite Liga. Damals reagierte Berdnroth unwirsch. Auch nach dem 1:1 hielt sich Müller nicht zurück. Zustände, ähnlich denen bei Bayern München. Trainer dort ist Ottmar Hitzfeld, Vereinsboss Franz Beckenbauer. Kaiser Franz grantelt in München, und König Dieter grummelt in Offenbach....

Der Ex-Nationalstürmer (12 Länderspiele, neun Tore): "Wir spielen zu ängstlich."

OFC-Trainer Ramon Berndroth: "Fußball-Größen wie Dieter oder Beckenbauer denken anders über Fußball als wir Trainer. Und von der Tribüne sieht's anders aus als von der Bank. Als Präsident hat er das Recht, Spiele zu kommentieren. Aber ich weiß auch, wie er es meint..."

Der Rekordhalter (als einziger schoss er in einem Bundesligaspiel sechs Tore - beim 7:2 des 1. FC Köln gegen Werder Bremen am 17. August 1977): "Warum stürmen Knappmann und Petry nicht von Beginn an?"

Berndroth: "Alle unsere Stürmer sind nicht topfit."

Der (Fußball-)Genießer, der seine aktive Karriere 1990 beendete: "Patrick Falk muss alles machen, ich habe andere Ansprüche an unsere Mannschaft."

Berndroth: "Wir Trainer kennen den Werdegang der Spieler, wir müssen einen pädagogischen Prozess einleiten. Aber es ist gut zu sehen, dass Dieter es noch kann; bei uns im Training ist er beim Spiel fünf gegen zwei am Ball immer noch der Beste."

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)  

 

Müde Offenbacher ärgern ihren Präsidenten

Offenbach. Dieter Müller war sauer: "So darf man sich nicht präsentieren", schimpfte der Präsident des Regionalligisten Kickers Offenbach nach dem 1:1 seiner Mannschaft im Hessenderby gegen den SV Darmstadt 98. Und der ehemalige Nationalspieler sprach damit wohl vielen der 10 000 Zuschauer aus der Seele. Müde und ideenlos hatte das Offenbacher Team im heimischen Sation auf dem Bieberer Berg agiert. Einer der wenigen Aktivposten war Mittelfeldspieler Patrick Falk, der vom Zweitligisten Oberhausen nach Offenbach gewechselt ist. Der ehemalige Akteur der Frankfurter Eintracht rackerte vorne wie hinten, allerdings glücklos. Die Unterstützung seiner Kollegen fehlte ohnehin, aber dann ließ ihn auch noch die eigene Treffsicherheit im Stich. Nachdem Alexander Lorenz ihm den Ball genau serviert hatte, legte der Offenbacher Spielmacher den Ball herrlich am Darmstädter und früheren OFC-Keeper Andreas Clauß vorbei. Doch der Winkel zum Lilien-Gehäuse wurde schlechter und letztlich setzte Falk den Ball nur an den Pfosten (51.). Der Ärger darüber war noch nicht verpufft, da gab es aus Offenbacher Sicht erneut Grund zum Haare raufen. Der starke Darmstädter Stürmer Sascha Maier passte genau auf seinen Nebenmann Carsten Lakies, und der köpfte das Leder zur Führung in die Maschen. Der Offenbacher Torhüter Cesar Thier hatte da keine Chance. Die Kickers präsentierten sich fortan konsterniert und vor allem schwach in der Offensive. Ideenlos flogen die Bälle tief aus dem Mittelfeld in den Darmstädter Strafraum, den die Gästeabwehr allerdings im Griff hatte. Beim OFC und seinem Trainer Ramon Berndroth machte sich langsam aber sicher Ratlosigkeit breit. Und als sich schon viele - inklusive Berndroth ("Ich dachte heute ist einfach Darmstadt dran") - mit der Niederlage abgefunden hatten, war den Kickers noch einmal das Glück hold. Thorsten Becht flankte in der 78. Minute den Ball in den Strafraum, und den Kopfball von Mannschaftskapitän Matthias Dworschak fälschte der Darmstädter Sebastian Haag zum schmeichelhaften Ausgleich ins eigene Netz ab. Der Anhang der Kickers konnte aufatmen, aber Dieter Müller sparte trotzdem nicht mit Kritik. Vor allem die schwache Vorstellung der Offensivabteilung wurmte ihn. Das Sturmduo Samir Naciri und Nazir Saridogan, von Berndroth von Beginn an aufgestellt, hatte nichts Zählbares zu Stande gebracht. "Ich hätte Michael Petry und Christian Knappmann gebracht", stellte Müller die Entscheidung des Trainers in Frage. Bislang haben die Kickers den Weggang ihrer Stürmer Patrick Würll und Raffael Tonello noch nicht kompensieren können.

(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)  

 

Hessen-Derby endete 1:1
Offenbach und Darmstadt spielen Unentschieden - Torschützen: Lakies und Dworschak

OFFENBACH (dpa/lnd). Mit einem leistungsgerechten 1:1 (0:0) trennten sich im Hessen-Derby der Fußball-Regionalliga Süd Kickers Offenbach - Darmstadt 98 1:1die Offenbacher Kickers und der SV Darmstadt 98. Die 11000 Zuschauer sahen am Samstag auf den Bieberer Berg eine mäßige Partie. Der ehemalige Profi Carsten Lakies (56.) brachte die Gäste mit einem Kopfball nach Flanke von Maier mit 1:0 in Führung. Beim Ausgleich hatten die Offenbacher Glück, dass der Kopfball von Matthias Dworschak (78.) von einem Darmstädter unhaltbar abgefälscht wurde. In der schwachen ersten Halbzeit hatten beide Mannschaften keine echten Torchancen. Die größte Offenbacher Möglichkeit vergab Patrick Falk, der in der 52. Minute den Darmstädter Torhüter bereits umspielt hatte, aber aus vier Metern nur den Pfosten traf. Beide Teams waren mit dem einen Punkt offenbar sehr zufrieden, denn in einem auch kämpferisch enttäuschenden Derby konzentrierten sich die Kontrahenten fast ausschließlich auf die Abwehrarbeit.Im StenogrammOffenbach: Thier - Fossi - Kaba, Zitouni - Becht, Dworschak, Barletta, Falk, Lorenz - Saridogan (67. Knappmann), Naciri (60. Petry).Darmstadt: Clauß - Hasa - Leifermann (65. Mihajlovic), Haag - Seitz, Simon (89. Aybar), Juskic, Da Costa (85. Kolb), Damm - Maier, Lakies.Schiedsrichter: Walz (Öhringen). Zuschauer: 11000. Gelb: Dworschak, Barletta - Juskic, Haag, Mihajlovic. Beste Spieler: Dworschak - Haag, Juskic.Tore: 0:1 Lakies (56.), 1:1 Dworschak (78.).

(Von dpa/Ind, GELNHÄUSER TAGEBLATT)  

 

"Die hätten doch nie mehr ein Tor geschossen"
Nach dem Derby in Offenbach hadern die Lilien-Spieler mit dem Pech, während ihr Trainer das 1:1 gerecht nennt

Zufrieden? Nein, dieses Wort wollten die Spieler des SV Darmstadt 98 nach dem 1:1 (0:0) im Hessenderby der Fußball-Regionalliga Süd bei den Kickers aus Offenbach nicht in den Mund nehmen. "Vor dem Spiel", sagte beispielsweise Richard Hasa, "da wären mit einem Punkt zufrieden gewesen". Jetzt, nach Ablauf der 90 Minuten, betonte der Darmstädter Abwehrchef, müsse er deutlich sagen, "dass wir zwei Punkte verschenkt haben". Ähnliches war von Carsten Lakies zu hören, der die Lilien mit seinem Kopfballtreffer nach 56 Minuten in Führung gebracht hatte. Auch der Darmstädter Torjäger war der Meinung, dass die Lilien die Chance verpasst hatten, den Bieberer Berg mit drei Punkten im Gepäck zu verlassen, denn, so Lakies, "der OFC hätte doch nie mehr ein Tor geschossen", wenn, ja wenn dies die Lilien nicht höchstselbst erledigt und dem wankenden OFC damit wieder auf die Beine geholfen hätten.

Abwehrspieler Sebastian Haag war der Unglücksrabe, der elf Minuten vor dem Ende einen Kopfball des OFC-Kapitäns Matthias Dworschak ebenfalls per Kopf zum Ausgleich ins eigene Tor beförderte und der deswegen reichlich frustriert war. Denn einerseits könne er sich hinsichtlich seines Missgeschicks nicht mal einen Vorwurf machen, denn er habe in besagter Szene "nicht mehr ausweichen können". Zum anderen, gab der 19-Jährige, der, obwohl nach seinem Wechsel von der TSG Bad König eigentlich für die Zweite Mannschaft vorgesehen, den Sprung in die Stammformation geschafft hat, nach Spielende zu Protokoll, sei der Punktverlust umso ärgerlicher, "weil wir zum Zeitpunkt, als das 1:1 fiel, klar am Drücker waren". Auch Haag vermochte nicht zu sagen, wie es dem OFC wohl noch gelungen wäre, den Ausgleich zu erzielen, wenn er nicht im falschen Moment an der falschen Stelle gestanden hätte.

Während seine Spieler mit ihrem Unglück haderten, betrieb Hans-Werner Moser Ursachenforschung. Zwar gab auch der Lilien -Coach zu, "dass es mir im Nachhinein schwer fällt, das Spiel einzuordnen", doch der 36 Jahre alte Fußball-Lehrer wusste auch, weshalb Darmstadt nicht gewonnen hatte. Nach der Führung sei seine Mannschaft "nicht mehr so offensiv in die Zweikämpfe gegangen" und habe am eigenen Strafraum "auf die Flanken der Offenbacher gewartet". Anstatt den Vorsprung zu verwalten hätte er sich gewünscht, dass sein Team entschiedener das 2:0 angestrebt hätte, sagte Moser, und deshalb sei das 1:1 letzten Endes auch "gerecht". Zumal die Kickers, noch bevor Lakies die Lilien in Führung brachte, die wohl größte Torchance der gesamten Begegnung vergeben hätten, so Moser.

In der Tat wäre die Partie wohl anders gelaufen, wenn Patrick Falk seine brillante Aktion in der 50. Minute ähnlich präzise abgeschlossen hätte, wie er sie begonnen hatte. Nach einem Diagonalpass von Alexander Lorenz demonstrierte Falk bei Ballmitnahme und Umspielen von Lilien-Schlussmann Andreas Clauß die hohe Fußballschule, ehe der OFC-Spielmacher die Kugel an den linken Innenpfosten des verwaisten Darmstädter Gehäuses platzierte. So aber mussten die Offenbacher am Ende froh sein, nach dem 2:3 gegen Saarbrücken nicht auch ihr zweites Heimspiel der Saison verloren zu haben, was OFC-Coach Ramon Berndroth bis zum Schluss befürchtet hatte. "Mich hat das Gefühl nicht losgelassen, dass heute die Darmstädter dran sind, mal wieder ein Derby zu gewinnen", sagte Berndroth.

Den Lilien-Akteuren war dies allerdings kein Trost. Da konnte Hans-Werner Moser sein Team noch so sehr ob eines insgesamt "sehr geschlossenen" Auftritts loben, seine Jungs waren der Meinung, dass sie den Platz unbedingt als Sieger verlassen müssen. Zum einen, weil "der OFC doch nur die Bälle nach vorne gekloppt hat", wie Torschütze Lakies befand. Zum zweiten, weil Stürmer Sascha Maier Sekunden vor Schluss das 2:1 auf dem Fuß hatte, aber aus halbrechter Position nur um Haaresbreite am Offenbacher Tor vorbeischoss, und zum dritten, weil der OFC in einem lediglich am Anfang emotionsgeladenen, mit zunehmender Spieldauer jedoch eher verkrampften und insgesamt mäßigen Derby der Hilfe des unglücklichen Sebastian Haag bedurfte, um eine erneute Heimpleite zu verhindern.

(Von Andreas Hunzinger, FRANKFURTER RUNDSCHAU)  

 

Zweierlei Maß beim OFC
Präsident Müller übt Kritik

Nach dem 1:1 gegen Darmstadt hat OFC-Präsident Dieter Müller deutliche Kritik an der Leistung des Teams von Trainer Ramon Berndroth geübt. Nicht gerade zur Freude der Mannschaft.

Dieter Müller war merklich verstimmt, und der Präsident der Offenbacher Kickers machte aus seinem Herzen keine Mördergrube. "Wir haben viel zu ängstlich gespielt", mäkelte der Präsident nach dem 1:1 des OFC gegen Darmstadt, "so können wir uns zuhause nicht präsentieren". Schließlich seien Lilien "auch nicht so stark", und deswegen sei mit einer Vorstellung des Teams von Trainer Ramon Berndroth "nicht zufrieden". Vor allem die Offensivbemühungen waren dem ehemaligen Nationalstürmer erneut ein Dorn im Auge. "Ich hatte nie das Gefühl, dass da noch ein Tor fällt", sagte Müller, der forderte, "dass da von jedem mehr kommen muss". Er habe höhere Ansprüche, so Müller, der einzige, der in Richtung des gegnerischen Tores Akzente gesetzt habe, sei Patrick Falk gewesen, "und der ist alleine verloren". Einmal in Fahrt, ließ Müller auch Trainer Berndroth nicht ungeschoren und kritisierte dessen Aufstellung. Die erst später gewechselten Christian Knappmann und Michael Petry hätten von Beginn an aufgeboten werden müssen, "gerade in einem Heimspiel".

Berndroth selbst konnte Müllers Kritik indes nicht beunruhigen. "Dieter ist der Präsident, er hat das Recht zu kritisieren", sagte der OFC-Coach, Müller sei ein großer Fußballer gewesen, "und legt eben seinen Anspruch an, wenn er Spiele beurteilt." Auch er, so Berndroth, habe Kritikwürdiges gesehen. Sein Team verfüge zwar im Vergleich zur vergangenen Saison über mehr spielerische Fähigkeiten, "aber einige haben noch zu viele Flausen im Kopf". Mehr Disziplin und Besinnen auf das Machbare verlangt der Trainer von seinen Mannen, und auch die Stürmer erfüllen noch nicht die Erwartungen ihres Vorgesetzten. "Sie teilen sich die Laufwege mangelhaft auf", rügte Berndroth.

Während der Trainer mit der präsidialen Kritik gelassen umgeht, kommt am Müllers erneute Schelte - schon nach dem 0:0 vor Wochenfrist bei den Sportfreunden Siegen hatte er fehlenden Sturm und Drang bemängelt - in der Mannschaft weniger gut an. Kapitän Matthias Dworschak findet jedenfalls, "dass wir mit dem Saisonauftakt zufrieden sein können". Der Präsident, so Dworschak weiter, "ist offenbar der einzige, dem das nicht zu passen scheint". Natürlich, fügt der 28-Jährige an, "haben wir sicher nicht zu viele Punkte geholt", aber nach vier Spieltagen "stehen wir da, wo wir, wenn man es realistisch betrachtet, auch hingehören". Es sei unzweifelhaft, so Dworschak, "dass es stärkere Mannschaften gibt als uns".

(Von Andreas Hunzinger, FRANKFURTER RUNDSCHAU)  

 

Das junge Personal am Beginn eines Pädagogikkurses

Man mußte schon ganz genau suchen, um am Samstag Nachmittag ein unzufriedenes Gesicht am Bieberer Berg zu finden. Die Spieler in den roten Trikots verneigten sich nach dem Schlußpfiff vor den jubelnden Kickers-Anhängern auf der Waldemar Klein-Tribüne. Gleichzeitig schritten ihre in Blau gekleideten Konkurrenten, von einem neunzigminütigen Kampf gezeichnet, mit schweren Beinen, aber genügsam lächelnd, auf den Darmstädter Fanblock zu, wo ihnen ebenfalls stehend Applaus dargebracht wurde. Nach dem 1:1 im Hessenderby der Regionalliga Süd ertönte aus den Stadionlautsprechern die neueste Fußball-Hymne: "Stand up for the champions" und insgesamt 10 000 Zuschauer, ganz gleich welcher Partei sie zuvor in dieser abwechslungsreichen wie prestigeträchtigen Partie sympathisiert hatten, traten bestens unerhaltend den Heimweg an. Die von vielen befürchteten Krawalle blieben aus, die zu Hunderten abkommandierten Polizeibeamten konnten frühzeitig abmarschieren. Sowohl die Offenbacher Kickers als auch der SV Darmstadt 98 unterstrichen durch das Unentschieden ihre Ambitionen im Titelkampf der Regionalliga Süd. Alles bestens also?

Zumindest für Dieter Müller nicht. Als sich der Präsident der Kickers von seinem Sitzplatz erhoben hatte und langsamen Schrittes zur Pressekonferenz marschierte, war unschwer erkennbar, daß dem Mann früher selbst ein international erfolgreicher Profi, etwas im Magen lag und er in den Chor der Claqueure nicht einstimmen würde: Griesgrämig schaute er aus, seine Stirn in dicke Falten gelegt. Beim Anblick der Reporter blieb er gerne stehen, holte mehr als einmal tief Luft, um seinem Unmut Luft zu verschaffen: "Den hohen Anforderungen, die ich an Fußball habe" polterte Müller, "wurde dieses Spiel nicht gerecht."

Er sei alles andere als zufrieden mit dem Auftritt der Kickers, die sich für eine Mannschaft, die über kurz oder lang um die Meisterschaft mitspielen möchte, viel zu zaghaft präsentiert hätten. Daß den Seinen erst in der 78. Minute nach einem Kopfball von Matthias Dworschak, den Benjamin Haag ins eigene Netz abfälschte, noch der Ausgleich gelungen sei, habe ihn überrascht: "Ein durch und durch glücklicher Treffer", grantelte er in bester Franz-Beckenbauer-Manier, "ich dachte nicht, daß wir heute ein Tor erzielen." Vor allem bemängelte er die Aufstellung der Kickers und kritisierte damit öffentlich seinen obersten sportlichen Angestellten, Ramon Berndroth, und dessen Arbeit. Warum dieser so lange auf Samir Naciri und Nazir Saridogan im Sturm gesetzt habe, sei ihm unverständlich. In der Tat kam erst mit dem Austausch des Duos und der Einwechslung der offensiven Zugänge Michael Petry und Christian Knappmann mehr Schwung ins Angriffspiel. "Wir dürfen auf eigenem Platz nicht so ängstlich auflaufen", folgerte Müller daraus. Doch weit gefehlt, wer glaubte, daß dieser Frustausbruch des Chefs Trainer Ramon Berndroth verwirren würde. Müller urteile auf einer anderen Ebene, und dessen Erkenntnissse höre er sich gerne an, denn "der Dieter erkennt noch mehr Mängel als ich". Berndroth, der genau wie sein Darmstädter Kollege Hans-Werner Moser das Spiel ein wenig besser gesehen hatte als sein Vorgesetzer, scheint in den vergangenen Monaten gelernt zu haben mit dessen Marotten umzugehen. "Der Dieter", sagte er verständig und bemüht, in der Öffentlichkeit ein Bild der Harmonie zu zeichnen, "war ein Klassestürmer und ist heute, wenn er im Training beim Spielchen fünf gegen zwei mitmacht, noch immer unser Bester."

Gleichwohl bestätigte Berndroth, daß auch ihm einige Unzulänglichkeiten aufgefallen seien. Zwischen den aktuellen Stürmern und dem abgewanderten Torjäger Patrick Würll lägen wahrhaft Welten. Spielerisch habe seine Elf mehr Qualität, es sind mehr Schwungräder auf dem Platz, aber die Kompaktheit, die uns letzte Saison ausgezeichnet hat, fehlt. Unmittelbares Resultat sei das 0:1 in der 56. Minute durch Carsten Lakies gewesen. Vor allem die neuen Spieler (womit er Alexander Lorenz und Patrick Falk gemeint haben dürfte) hätten noch viele Flausen im Kopf, die sie in Offenbach schnell ablegen müßten. "Doppelpässe wenige Meter vor der eigenen Abwehr und kurz vor Schluß haben auf dem Bieberer Berg nichts zu suchen", sagte Berndroth, der die Augen vor den Lastern zwar nicht verschließen, aber eben auch nicht öffentlich wie sein Präsident brandmarken will. Er wähnt sich mit seinem jungen Personal erst am Anfang eines pädagogischen Prozesses.

Während der Begegnung, in der Torraumszenen selten blieben und für lange Zeit die größte Aufregung aus einer Rangelei in der ersten Minute resultierte, in der die beiden Hitzköpfe Dworschak und Zivojin Juskic den Ton angaben, habe er sogar auf einen Darmstädter Sieg getippt. "Ich hatte das Gefühl, heute sind die 98er dran." Daß es ihn trog, konnte der Fußball-Lehrer, der ansonsten viel auf seine Erfahrung hält, gut verkraften. "Unser Start kann sich sehen lassen", lautete seine Bilanz mit fünf Punkten nach dem dritten Spieltag, grinste vieldeutig und verschwand in Richtung VIP-Raum, wo es mit dem Präsidenten hinter verschlossenen Türen sicher noch allerhand zu besprechen gab.

(Von Marc Heinrich, FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG)  

 

Spielbericht

Eine engagierte Anfangs-Viertelstunde der Kickers verpuffte ohne Folgen. Zu ideenlos flogen im Anschluss lange Bälle vor das Darmstädter Tor, vor dem eine umsichtige "Lilien"-Abwehr keine Probleme mit den harmlosen OFC-Stürmern hatte.

Zwar ackerte Falk im Offenbacher Mittelfeld unermüdlich, aber glücklos. Wie in der 51. Minute, als er den Ball herrlich an Keeper An- dreas Clauß vorbeilegte, dann aber am Pfosten scheiterte. Darmstadt dagegen effektiver. Der starke Maier passte auf Lakies, der dann per Kopf traf. Pech für die 98er, dass Haag einen Ball von Dworschak unglücklich zum Ausgleich abwehrte.

Letztlich ein gerechtes Remis in einem kampfbetonten Hessenderby. Maier hatte in den Schlussminuten noch den Sieg für Darmstadt am langen Pfosten vorbei gesetzt. OFC-Keeper Thier wäre machtlos gewesen.

(Von Holger Kliem, KICKER-ONLINE)  

 

Offenbach und Darmstadt trennen sich 1:1

Offenbach (dpa) - Mit einem leistungsgerechten 1:1 (0:0) trennten sich im Hessen-Derby der Fußball-Regionalliga Süd die Offenbacher Kickers und der SV Darmstadt 98. Die 11 000 Zuschauer sahen auf den Bieberer Berg eine mäßige Partie.

Der ehemalige Profi Carsten Lakies (56.) brachte die Gäste mit einem Kopfball nach Flanke von Maier mit 1:0 in Führung. Beim Ausgleich hatten die Offenbacher Glück, dass der Kopfball von Matthias Dworschak (78.) von einem Darmstädter unhaltbar abgefälscht wurde.

In der schwachen ersten Halbzeit hatten beide Mannschaften keine echten Torchancen. Die größte Offenbacher Möglichkeit vergab Patrick Falk, der in der 52. Minute den Darmstädter Torhüter bereits umspielt hatte, aber aus vier Metern nur den Pfosten traf. Beide Teams waren mit dem einen Punkt offenbar sehr zufrieden, denn in einem auch kämpferisch enttäuschenden Derby konzentrierten sich die Kontrahenten fast ausschließlich auf die Abwehrarbeit.

(Von dpa)  

 

Vorschau

Aufstellung: Thier - Zitouni, Fossi, Kaba - Becht, Dworschak, Barletta, Lorenz - Falk - Knappmann, Naciri

Reserve: Keffel, Takidis (beide Tor), Brighache, Corrochano, Kagiouzis, Müller, Rill, Schönefeld, Stenzel, Petry, Sabanovic, Saridogan

Es fehlen: Schindler (Knieprobleme)

Zum Spiel: Trainer Ramon Berndroth behält sich punktuelle Veränderungen vor. Die Bestbesetzung der Offensive ist noch nicht gefunden.

(Von ?, FRANKFURTER NEUE PRESSE)  


Mannschaftsaufstellungen:

Kickers OffenbachSV darmstadt 98
Thier - Zitouni, Fossi, Kaba - Becht, Dworschak, Barletta, Lorenz - Falk - Saridogan (67. Knappmann), Naciri (59. Petry). Clauß - Leifermann (65. Mihajlovic), Hasa, Haag - Seitz, C. Simon (88. Aybar), Juskic, Costa (85. Kolb), Damm - Maier, Lakies.

Spielstatistik:

SchiedsrichterToreGelbe KartenGelb-Rote KartenRote KartenZuschauer
Wolfgang Walz (Öhringen)0:1 Lakies (56.),
1:1 Haag (78., Eigentor)
Barletta, Dworschak (OFC) / Haag, Juskic (SVD) --9000
Alle Angaben ohne Gewähr


Aktuelle Tabelle Saison 2002/2003
Alle Ergebnisse vom 4.Spieltag (10.08.- 11.08.02)
Tabellenstand nach dem 4.Spieltag (10.08.- 11.08.02)
Spiele des OFC in der Hinrunde 2002/2003 mit Spielberichten
Alle Spieltage auf einen Blick (mit Ergebnissen)
Torjäger und Karten Statistik Saison 2002/2003
Tabellenplatzstatistik Saison 2002/2003
Ergebnisse Saison 2002/2003
Kickers Offenbach Homepage

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