Offenbach - Die schlechte Nachricht zuerst: Es wird mindestens noch ein Spiel gegen Elversberg geben. Die gute Nachricht: Eben das wird nicht auf dem Bieberer Berg angepfiffen. Die Resultate gegen die Saarländer bisher - 0:1, 1:3, 0:0, 0:2 und am Samstag ein 0:0. So bleibt denn auch die Bilanz von OFC-Trainer Ramon Berndroth bescheiden. Keine Tore, kein Sieg gegen die Sportvereinigung.
Die Offenbacher Kickers haben gleich zwei Komplexe: neben der Elversberg-Misere noch die Serie von drei Heimspielen und nur zwei Punkten in dieser Regionalliga-Saison. Den letzten Heimsieg feierten die Kickers Ende April - 1:0 gegen Darmstadt 98. Das war vor 114 Tagen. Und als ob es das nicht schon genug wäre: Seit Samstag haben sie ein großes Problem. Selbst Fans auf der Waldemar-Klein-Tribüne buhten die Spieler aus. Es gab keine La-Ola, dafür launige Kommentare. Da hatte es leicht ironische Züge, als Berndroth sagte: "Doch ein Publikum, das pfeift, aber immerhin noch kommt, ist mir lieber, als wenn keiner da ist." Der Trainer der Offenbacher Kickers sagt es ohne Spott, er meint es, wie er's sagt. Nur: So langsam wächst die Gefahr, dass den Kickers die Fans weglaufen. Den Rücken drehen sie ihnen teilweise schon zu. Und mancher wartet den Schlusspfiff erst gar nicht ab...
Keine Tore gegen Elversberg, dabei wollte Offenbach in eigener Sache werben. Aber es war auch nicht die Witterung für Werbung. Heiß war's zwar für beide Teams, für Offenbach aber die Aufgabe ungleich schwerer. Die Kickers mussten schaffen, was ihnen bisher verwehrt blieb: Ein Sieg gegen die kopfballstarken Elversberger, endlich ein Sieg daheim. Zu viel Druck für diese Mannschaft. Und so wurde es, was Berndroth später das "übliche unangenehme Spiel gegen Elversberg" nannte. Er fasste zusammen: "Um nicht zu sagen das übliche Scheißspiel."
Der Trainer forderte von seiner Mannschaft: Draufgehen, trotz der Hitze. Ergebnis der Bemühungen: Ein platzierter Schuss von Dario Fossi, den SV-Torwart Russel Payne zur Ecke (11.) abwehrte; 25 Minuten Daueraufenthalt des OFC in der gegnerischen Hälfte und ein unterbeschäftigter Kickers-Keeper Cesar Thier. Dann kam Elversberg. Fehler Bashir Kaba gegen Michael Petri, Fossi rettete (29.). Eine Minute später blockte Mounir Zitouni gegen Petri ab, wieder klärte Fossi. 34. Petri schoss, Ali Nuhic rutschte vorbei. Falk mit einem Volleyschuss (38.) und Nazir Saridogans Schuss ans Außennetz (40.) - der Halbzeitpfiff war eine Erlösung.
Klappt's - wie schon gegen Darmstadt - nicht mit der Anfangsoffensive, "muss man schon sehr gut Fußball spielen und ballsicher sein", so Berndroth über das Rezept, wie ein Gegner dennoch besiegt werden kann. Doch beim OFC sind sehr gut Fußball spielende Akteure rar. Patrick Falk hat die gesuchte Klasse, bevorzugt aber den riskanten Pass. "Doch wenn der nicht ankommt, saugt dich das aus" (Berndroth). In der zweiten Halbzeit kam bei Kickers kaum etwas an - außer dem Pass von Falk auf Alexander Lorenz, dessen Schuss am Tordreieck vorbeiflog (46.). Und die Buhrufe auch aus Reihen von Vereinsfunktionären kamen an, sorgten für Kritik. "Ich habe eine ordentliche Leistung bei den Bedingungen gesehen, die es nicht verdient hat, nach fünf Minuten der zweiten Halbzeit so niedergemacht zu werden", äußerte OFC-Vize Thomas Kalt vorsichtig. Mehr wollte er nicht sagen, aber sein Blick ins Leere vor Beginn der Pressekonferenz sagte mehr als viele Sätze. Denn Kalt und Manager Lars Schmidt wussten: Offenbach hatte Glück, dass Elversbergs Petri - klarer Sieger im direkten Stürmervergleich mit Michael Petry - den Ball nach Flanke von Angelo Donato nur mit dem Hinterkopf erreichte (53.); dass Cesar Thier sich die Hereingabe von Donato vier Minuten später abgriff.
Offenbach hilft nur der Hinweis auf die Auswärtsstärke (sieben Punkte), um von der Heimschwäche (zwei) abzulenken. Die Hoffnung der Kickers ruht darauf, dass der Knoten irgendwann platzen muss; bange wird ihnen bei dem Gedanken, dass manchem zuvor der Kragen platzen könnte.