Hoffenheim - Der Ball war drin, die Bande kaputt und Mounir Zitouni war's eigentlich egal. "Zahlt doch die Haftpflicht, oder?" Solch lockere Sprüche gehen nur über die Lippen, wer mit sich und der Leistung seiner Mannschaft zufrieden ist. 1:1 beim Tabellennachbarn TSG Hoffenheim, Abwehr zusammengehalten, als Libero Tor erzielt - und im Schwung des Treffers die Bande demoliert. Zitounis persönliche Bilanz eines erfreulichen Nachmittags im Dietmar-Hopp-Stadion von Hoffenheim, für den OFC-Trainer Ramon Bernd-roth eine Offenbacher Offensive versprochen hatte. Er hielt sein Versprechen in dem Schmuckstück von Stadion, das aber ein wenig Plastikatmosphäre bietet. Schön, praktisch, ausbaubar. Heute sollen die Bagger anrollen, das Stadion wird aus- und umgebaut, die Kapazität von 4700 auf 8000 Zuschauer erweitert. Wofür? Inoffiziell wird in Hoffenheim von der Zweiten Liga gesprochen. Offiziell fallen andere Sätze: "Es hat jeder gesehen, dass alle Spieler zu recht bei der TSG Hoffenheim sind und nicht ein, zwei Klassen höher", kritisierte Hansi Flick, Ex-Profi der Münchner Bayern und seit zwei Jahren Trainer in Hoffenheim.
Ohne Offenbach wäre wenig los gewesen. Denn Hoffenheim enttäuscht, vernachlässigt, was die Mannschaft sonst stark macht. Den geordneten Spielaufbau mit sicherem Kombinationsfußball oder lange Bälle, bei denen - wenn sie abgewehrt werden - der zweite Ball gewonnen wird. "Wir haben es den Kickers sehr einfach gemacht", beklagt Flick. Und Offenbach macht was draus, besonders auffallend die frechen jungen Spieler wie
Christian Müller, der in der 21. Minute nicht zögert, sondern abzieht - Latte; gegen den in der 28. Hoffenheims Torwart Kevin Knödler rettet; der in der 36. Minute mit einem Volleyschuss Pech hat.
Christian Knappmann, der in der 27. Minute den Ball nicht voll trifft, TSG-Torwart Kevin Knödler fasst nach.
Dexter Langen, der Thorsten Thee auf der linken Seite zur Verzweiflung, weil der keinen Ball vorbeibringt. Nach 34 Minuten geht Hoffenheims Kapitän entnervt vom Feld.
Bachir Kaba, der Hoffenheims viel gelobten Angreifer Christoph Teinert (sieben Treffer) keinen Stich gönnt.
0:0 zur Halbzeit, gute Stimmung auf den Rängen und im Offenbacher Block, obwohl die (aus Mannheim und Heidelberg) angereiste Polizei streng kontrolliert und für einige das Spiel zu einem Wandertag wird. Das Stadion liegt auf einem Berg - oberhalb des Sinsheimer Stadtteils Hoffenheim. Die Parkmöglichkeiten im angrenzenden Wohngebiet sind begrenzt, die Parkplätze ein gutes Stück entfernt. Schwitzen vor dem Spiel.
Die zweite Halbzeit beginnt - mit einer Rauchbombe, gezündet im OFC-Fanblock. Die Polizei bleibt gelassen, der Wind verweht die Schwaden. Und plötzlich steht es 1:0. Freistoß Marcel Throm, Kopfball Timo Böttjer - erste Chance, erstes Tor (49.). Antwort Offenbach? Zu dem Zeitpunkt keine. Dafür zwei Möglichkeiten für die Gastgeber durch Heiko Throm (56., die Abseitsfalle der Kickers klappt nicht) und zwei Minuten später, als Langens Befreiungsschlag bei Throm landet, dessen scharfe Hereingabe Stephan Sieger verpasst. Offenbach vergisst, dass bei der Berndrothschen Offensiv-Taktik das Wort "kompakt" zentrale Bedeutung besitzt. Die Abwehr rückt nicht nach - ohne Folgen, weil Thier im Tor steht und Teinerts Schuss mit dem Fuß abwehrt (63.). Der OFC fängt sich und Hoffenheim den Ausgleich. Freistoß Oscar Corrochano, Zitouni steigt hoch, gewinnt den Luftkampf gegen den Ex-Frankfurter Knödler, und mit dem Hinterkopf drückt der Libero den Ball ins Tor (69.). Wieder holen die Kickers einen Rückstand auf - wie in dieser Saison schon gegen Saarbrücken (2:3 nach 0:1), Darmstadt (1:1, unter Mithilfe eines Eigentors von Haag)), im Pokal gegen den Karlsruher SC (3:2 nach 0:1) und Unterhaching (2:3 nach 0:2). Würde es diesmal reichen? Berndroth setzt in der Schlussphase auf Ordnung, Sicherheit und Zeitgewinn (durch Auswechslungen) in der Gewissheit, dass sich Hoffenheim entgegen der Erwartung nur nach Standards und Einzelaktionen gefährlich ist. Die aber haben es in sich - so rettet Thier in den letzten Minuten drei Mal den Punkt gegen Thomas Ollhoff (88.), Teinert (89.) und Stoll (90.).