Regionalliga Süd Saison 2003/2004

Kickers Offenbach - SC Pfullendorf
Endergebnis: 3:1 (1:0)


Spielbericht vom 02.08.2003 - Anstoß: 14:30 Uhr
OFC-Trainer Ramon Berndroth spricht von "ökonomischem Offensivfußball" / Angelo Barletta verschießt Strafstoß

Offenbach - Samstag, 14.43 Uhr: Flanke Christian Hock, Sascha Licht startet im Strafraum, Pfullendorfs Torwart Ralf Hermanutz greift ihm an die Beine. Elfmeter, 5600 Fans am Bieberer Berg (Manager Rüdiger Lamm: "Viel zu wenige") feiern schon den ersten OFC-Treffer der neuen Regionalliga-Saison. Zu früh. Angelo Barletta legt sich den Ball hin, läuft an, schaut hoch, zögert, vorbei. Ausgerechnet Barletta, der sicherste OFC-Elfmeterschütze. Die Fans feiern Barletta dennoch mit Sprechchören. Aber es ist nicht sein Tag. Elfmeter verschossen, im Luftkampf Schwierigkeiten gegen Alexander Blessin, Pfullendorfs Besten. An so einem Tag müssen's eben die anderen richten. So spricht es auch Trainer Ramon Berndroth in der abschließenden Sitzung vor dem ersten Heimspiel an. Konter kassieren? Kann passieren! In Rückstand geraten? Ruhig bleiben! Elfmeter verschießen? Abhaken! So schwört Berndroth die Gemeinschaft vor dem Start ein. Mit Erfolg, denn Offenbach übersteht die nächste brenzlige Situation ohne Folgen. Marcel Rapp zu Alexander Schnitzler - OFC-Keeper Cesar Thier wird zur "Katze". Dann fängt sich der OFC und beginnt, Fußball zu spielen. Es kommen starke 60 Minuten und die Pfullendorfer kaum mehr mit. 19. Minute: Sascha Lichts Warnschuss landet im Seitenaus. Das 1:0 nach 34 Minuten ist das Eintrittsgeld wert. Thorsten Judt schlägt den Ball weit in den Strafraum, Suat Türker volley. Halbzeitpfiff, Beifall am Bieberer Berg - auch wegen eines der schönsten Tore seit langem. Das Ergebnis dessen, was Trainer Ramon Bernd-roth als "ökonomischen Offensivfußball" bezeichnet. "Ökonomischer Offensivfußball" - der Begriff ist neu in Offenbach. Es stehen aber auch sieben neue Spieler in der Anfangsformation. Oder anders gerechnet: Aus der vergangenen Saison sind nur noch Thier, Barletta, Matthias Dworschak und Christian Müller übrig. Seitenwechsel. Präsident Dieter Müller kommt aus der Kabine, macht den Jungs Mut. Den Fußball-Ästheten verlangt's nach mehr solcher Tore. Der Wunsch wird erfüllt. 50 Minuten fast vorbei, Barletta blockt einen Angriff ab, leitet den Konter ein. Türker und Licht parallel unterwegs in Richtung Gäste-Tor, Türker schaut nicht einmal, legt quer, Licht schiebt ein - 2:0. Im Gästeblock lassen die 15 SCP-Fans (eine Fahne, vier Trikots, drei Schals) die Stimmung auf sich wirken. SCP-Coach Günter Rommel: "Regionalligawürdig." Ihre Mannschaft verliert die Ordnung und spätestens in der 51. Minute. Bruno Akrapovic, der im Mittelfeld als Defensiv-Arbeiter den Raum frei schafft für Kapitän Dworschaks Offensivaktionen, leitet ein. Judt zu Türker, der dreht sich um Holger Krause - 3:0. Offenbach lässt's nun locker angehen, ganz locker. Berndroth kritisiert: "In der Liga darf man nicht anfangen, mit dem Gegner herumzuspielen. Ich will nicht sagen, wir wollten sie verar..., aber..." Mangelnder Respekt vor dem ersten Regionalligagegner, fehlende Ordnung bringt Offenbach fast in Bedrängnis. Die Kickers wechseln ihren neuen Erfolgsturm aus: Für Türker kommt in der 61. Minute Michael Petry, für Licht in der 69. Patrick Falk. Pfullendorf kommt zum Ehrentreffer, weil die Viererkette nicht funktioniert, Schnitzler ungedeckt ist und Thier vor der Entscheidung steht: Raus? Oder rein? Er kommt raus, Schnitzler hebt den Ball rein (76.). Dass nicht mehr passiert, verdanken die Kickers aber auch ihrem Keeper. Patrick Haag hakt sich bei Steffen Menze ein - Strafstoß. Marko Konrad zieht ab, Thier fliegt und pariert. Mit ein "paar Zentimetern" zu wenig Körpergröße und "ein paar Zentimeter" zu viel Schwäche - "die Hitze" - begründet Dworschak, warum er den Ball nach Petrys Heber an die Latte nicht reinköpft (90.). Die Kickers behalten drei Punkte und den Humor.

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)  

 

Alles unter Kontrolle
Das 3:1 zum Saisonauftakt gegen Pfullendorf sorgt beim OFC für zufriedene Gesichter, aber nicht für Überschwang

Aufbruchstimmung war in Offenbach in den zurückliegenden Wochen das am häufigsten benutzte Wort. Selbige hatten die Verantwortlichen des Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach unter den Anhängern mit der Verpflichtung acht neuer Spieler, darunter sieben ehemalige Profis, und dem erklärten Saisonziel Aufstieg in die zweite Liga geschürt. Als das erste Punktspiel der Saison 2003/2004 in der Regionalliga Süd gegen den SC Pfullendorf beendet war, stand da ein Resultat, dass jener Aufbruchstimmung eigentlich hätte zuträglich sein müssen. 3:1 (1:0) hatte der OFC die Gäste vom Bodensee besiegt und das relativ ungefährdet. Hochstimmung wollte im Stadion am Bieberer Berg jedoch nicht aufkommen. Irgendwie hatte dieser Fußballnachmittag in Offenbach etwas Träges an sich, offenbar lähmte die brutale Hitze alle Beteiligten. Jedenfalls suchten Spieler und Fans nach getaner Arbeit schnell das Weite, und die Präsenz der Anhänger, die mit 5682 zahlenden Zuschauern deutlich hinter den Erwartungen der Verantwortlichen zurückblieb, hinterließ einen missmutigen Manager. Rüdiger Lamm hatte tags zuvor seinen 55. Geburtstag gefeiert, weswegen er sich über das "nachträgliche schöne Geburtstagsgeschenk der Mannschaft" in Form von drei Punkten freute. Die Zuschauerzahl sorgte bei Lamm indes für "tiefe Enttäuschung". Aufgeräumter als der Manager zeigten sich dagegen Spieler und Trainer des OFC. Chefcoach Ramon Berndroth war von der Darbietung seines Teams "sehr angetan". Seine Mannschaft habe den von ihm geforderten "ökonomischen Offensivfußball" umgesetzt und sich auch nicht durch den anfänglichen Rückschlag - Verteidiger Angelo Barletta schoss einen von Pfullendorfs Keeper Ralf Hermanutz an Sascha Licht verursachten Foulelfmeter vorbei (12.) - aus der Ruhe bringen. Zwar passte das eine oder andere bei der Feinabstimmung noch nicht, doch insgesamt kontrollierte der OFC "Ball und Gegner", so Berndroth. Die Folge war das 1:0 durch Neuzugang Suat Türker, der nach dem kurzfristigen Ausfall des eigentlich für die Startelf vorgesehen Gustav Policella als zentraler Angreifer auflief und nach 32 Minuten einen langen Diagonalpass seines Teamkollegen Thorsten Judt volley zur Führung einschoss. Türker blieb auch weiterhin ein entscheidender Faktor des Kickers-Spiels. Erst legte er dem ebenfalls starken Sascha Licht den Ball bei dessen Tor zum 2:0 präzise auf (50.), um kurz darauf mit dem 3:0 die Begegnung im Prinzip schon zu Gunsten der Kickers zu entscheiden (52.). Die Dominanz verleitete den OFC allerdings dazu, nachlässig zu werden. Pfullendorf kam durch Alexander Schnitzler auf 1:3 heran (76.) und besaß durch Abwehrspieler Marko Konrad, der mit einem Foulelfmeter an OFC-Schlussmann Cesar Thier scheiterte (83.), die große Chance, die Kickers noch einmal ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. "Wir haben Pfullendorf vorführen wollen und dabei die Ordnung verloren", rügte Berndroth seine Spieler später, "darüber werde ich mit der Mannschaft sprechen müssen." Die Spieler wiederum hatten die Defizite ihrer Vorstellung sehr wohl erkannt, weswegen der routiniert herausgespielte Sieg zwar Zufriedenheit, aber keine Glückseligkeit auslöste. "Wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen", sagte Kapitän Matthias Dworschak, und auch Sascha Licht war mit der Partie im Allgemeinen und seiner Leistung "ganz zufrieden", um sogleich anzufügen: "Da muss aber noch mehr kommen." Den Anspruch, eine Spitzenmannschaft der Regionalliga Süd zu sein, hat der OFC zum Auftakt allerdings bestätigt. Luft nach oben ist noch vorhanden. Auf dem Platz und auf den Rängen.

(Von Andreas Hunzinger, FRANKFURTER RUNDSCHAU)  

 

Türker trumpft auf und verspricht noch mehr
Holprige Schritte der Kickers zu Beginn eines langen Weges / 3:1 gegen Pfullendorf

Suat Türker ist in seinen 27. Lebensjahren ganz ordentlich herumgekommen,vor seinem Umzug nach Offenbach in diesem Sommer. Im Alter von zwölf Monaten stand für ihn der erste Ortswechsel auf dem Plan: Aus seiner Geburtstadt Bayburt in der Türkei zog es seine Eltern in ein Dorf in der Nähe Stuttgarts. Im Schwäbischen ist er groß geworden, lernte in der Jugend des SSV Reutlingen und beim VfB Stuttgart das Kicken. Schnell, als ihm seine Trainer eine überdurchschnittliche Begabung bescheinigten, stand der Berufswunsch fest: Als Fußballprofi wollte er sein Geld verdienen, und dazu zog er, sobald er volljährig geworden war, durch die Lande. Seine Stationen bisher klingen teilweise namhaft: TSF Ditzingen, FC Bayern München, TSG Hoffenheim, Young Boys Bern und Borussia Neunkirchen. Für die Juniorenauswahl der Türkei absolvierte Türker zudem 53 Länderspiele. Als Ramon Berndroth Anfang Juni von der Führungsriege der Offenbacher Kickers das Einverständnis bekam, einen weiteren Stürmer zu verpflichten, fiel sein Auge rasch auf Türker, der im saarländischen Neunkirchen nicht wirklich glücklich geworden war. Bei mehreren Spielbeobachtungen in der Regionalliga Süd waren ihm und seinem damaligen Assistenten Michael Dämgen die Qualitäten des technisch versierten Strafraumspielers aufgefallen. Der Kontakt war schnell hergestellt. Und als der OFC anfragte, war die Sache eigentlich schnell klar, erzählte Türker am Samstag abend. Sein erster Punktspielauftritt im Trikot seines neuen Arbeitgebers geriet beim 3:1 Sieg gegen den SC Pfullendorf zu einem ganz persönlichen Triumphzug. Zwei Tore gelangen ihm in der 32. und 52. Minute selbst, zudem bereitete der das 2:0 durch Sascha Licht (50.) mustergültig vor.

Als er nach 75 Minuten abgekämpft ausgewechselt wurde, weil ihm Krämpfe in den Beinen drohten, erhoben sich die Zuschauer auf der Haupttribüne von ihren Sitzen, um ihre Anerkennung auszudrücken. auch der Präsident der Kickers, Dieter Müller, sein Stellvertreter Thomas Kalt und Manager Rüdiger Lamm applaudierten ihm lang anhaltend, was als Zeichen der kollektiven Erleichterung zu verstehen war: Die Befürchtung mit Türker ein Enfant terrible unter Vertrag genommen zu haben, dem manch einer nach seinen Abgängen bei den vorherigen Klubs nachgesagt hatte, er sein nicht trainierbar und habe seine Talent fahrlässig vergeudet, war fürs erste verflogen. "Ich bin zu den Kickers gekommen,um es mir und meinen Kritikern zu beweisen., sagte der Umjubelte nach seinem sehenswerten und schweißtreibenden Auftritt in der Hitze dieses Debüt-Nachmittags. Gott sei Dank hat es o gut geklappt und sich unsere Sehnsucht nach den ersten drei Punkten erfüllt", sagte der Neuling mit einem unüberhörbaren schwäbischen Akzent in seiner Stimme, der auf den ersten Blick so gar nicht zu seinem ansonsten südländisch anmutenden Äußeren passen will, doch in seiner Wahlheimat ist er längst und vollständig angekommen: Seit vier Jahren besitzt er die deutsche Staatsbürgerschaft. Mindeste elf Tore versprach Türker, wolle er in dieser Runde beim Kampf um den Aufstieg beisteuern, doch er bat um Geduld bei den begeisterungsfähigen Anhängern, wenn es, einmal nicht so läuft. So wie heute kann es ja gar nicht automatisch weitergehen.Daß er gleich so auftrumpfen würde, hatte nach einer für ihn schwierigen Vorbereitung kaum jemand erwartet; erst seit vierzehn Tagen konnte er sich in Testspielen unter Wettkampfbedingungen messen. Zuvor war er wegen einer roten Karte aus dem Endspiel gegen den FC Homburg im Saarlandpokal für acht Wochen gesperrt. Türker sah sie wegen einer Rangelei. "Es war der sinnloseste Platzverweis, den man sich nur vorstellen kann",sagt er heute und gelobt, daß er seine Gefühlsausbrüche am Bieberer Berg in die richtigen Bahnen lenken werde. "Ich bin zwar temperamentvoll, aber nicht unfair."Schon am Ende dieser Woche kehrt er mit den Kickers in die alte Heimat zurück: Bei den Amateuren des VfB Stuttgart, dem Tabelleführer nach dem ersten Spieltag, werden die zweitplazierten Offenbacher auf die Probe gestellt. Trainer Berndroth erwartet dazu von Türker und seinen Kollegen,daß sie nicht wieder ohne Not die Ordnung aufgeben wie gegen Pfullendorf in der Schlußviertelstunde geschehen. Alexander Schnitzler nutzte die Nachlässigkeit zum1:3 (76.), zudem mußte Torhüter Cesar Thier in der 83. Minute sein ganzes Können aufbieten, um einen Strafstoß von Marko Konrad abzuwehren. Wenn wir die Überheblichkeit nicht rausbekommen, kriegen wir vom VfB fünf Dinger, prophezeite Berndroth, für den seine Elf erst einige holprige Schritte zu Beginn eines langen Weges absolviert hat. Oder mit anderen Worten: Wir wissen, daß wir noch nicht in allen Belangen überzeugt haben, wie es Türker sagte. Aber wir arbeiten dran. Von diesem Dienstag an wieder. Zur Belohnung für den geglückten Auftakt gab Berndroth seinen Leuten zwei Tage frei.

(Von Marc Heinrich, FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG)  


Mannschaftsaufstellungen:

Kickers OffenbachSC Pfullendorf
Thier - Dolzer, Barletta, Menze, Judt - Akrapovic, Dworschak - Müller - Licht (69. Falk), Türker (61. Petry), Hock (85. Naciri) Hermanutz - Ortlieb (87. Nachilo), Rapp, Konrad, Buck - Schnetzler, Schumacher, Krause (80. Gmünder), Hagg - Kehrwecker (67. Fuchs), Blessin

Spielstatistik:

SchiedsrichterToreGelbe KartenGelb-Rote KartenRote KartenZuschauer
Schalk (Augsburg)1:0 Türker (32.),
2:0 Licht (50.),
3:0 Türker (53.),
3:1 Schnetzler (76.)
Akrapovic (OFC) / Fuchs (SCP) --5682

Besondere Vorkommnisse: Barletta (Offenbach) verschießt Foulelfmeter (12.)
Konrad (Pfullendorf) scheitert mit Foulelfmeter an Thier (83.)
Alle Angaben ohne Gewähr


Aktuelle Tabelle Saison 2003/2004
Alle Ergebnisse vom 1.Spieltag (01.08.- 03.08.03)
Tabellenstand nach dem 1.Spieltag (01.08.- 03.08.03)
Spiele des OFC in der Hinrunde 2003/2004 mit Spielberichten
Alle Spieltage auf einen Blick (mit Ergebnissen)
Torjäger und Karten Statistik Saison 2003/2004
Tabellenplatzstatistik Saison 2003/2004
Ergebnisse Saison 2003/2004
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Seite wurde am 05.08.2003 aktualisiert