Der SV Wehen hat erfolgreich Revanche genommen für die unglückliche 2:3-Niederlage im Hessenpokal-Finale gegen Kickers Offenbach und mit dem 2:1 (1:1)-Sieg über den selbst ernannten Meisterschaftsanwärter vor 3 500 Zuschauern auf dem Halberg die interne Hackordnung in der Fußball-Regionalliga wieder zurecht gerückt.
Die Erinnerung an die Pokalschlappe auf neutralem Platz in Rüsselsheim war allgegenwärtig, nicht nur bei Trainer Djuradj Vasic, dem schon Böses schwante, als die Gäste nach nur sechs Minuten erneut eine Standardsituation nutzten, um dank Steffen Menze in Führung zu gehen. Während Bewacher Vitus Nagorny weit und breit nicht zu sehen war, überwand der Kickers-Akteur eher ungewollt mit einem Aufsetzer Schlussmann Guido Koltermann.
Fast im Gegenzug aber sollte 1,98-m-Mann Nagorny seinen Patzer wieder gut machen und staubte aus dem Gewühl heraus zum 1:1-Ausgleich ab, nachdem Kickers-Torsteher Cesar Thier einen von Saber Ben Neticha durch die Maurer gezirkelten Freistoß nur abklatschen konnte. Schiedsrichter Wolfgang Stark, der keine Mühe hatte, die jederzeit faire Partie sicher zu leiten, deutete schon auf den Mittelpunkt, ehe er nach lautstarken Offenbacher Reklamationen noch einmal kurz Rücksprache mit seinem Assistenten an der Außenlinie hielt, dieser die Entscheidung zur Erleichterung der Platzherren aber nur bekräftigen konnte.
Während einige Zuschauer noch draußen am Kassenhäuschen standen, schien die Partie auf dem Rasen fast schon gelaufen zu sein. Zwar gaben die Gastgeber mit zunehmender Spielzeit immer deutlicher den Ton an, aber weder Sascha Amstätter (33.), noch Oualid Mokhtari (38.) oder Rüdiger Ziel (40.) vermochten selbst klarste Chancen zu nutzen. Grund genug für Vasic, später auch hier mit der Kritik anzusetzen. "Es fehlt uns einfach noch der Zug zum Tor. Wir hätten die Partie schon viel früher für uns entscheiden müssen", bemängelte der Coach bei aller Euphorie nach Spielende, wohl wissend, dass Feldüberlegenheit und herausgespielte Torchancen noch keine Sieggaranten sind. Das Hessenpokal-Finale lässt grüßen.
Auch nach der Pause sollte sich für die 3 500 Zuschauer am Halberg, von denen gut die Hälfte unüberhörbar aus Offenbach kam, nichts an diesem Bild ändern. Ein Kopfball von Guido Gorges (49.), der in der Abwehr immer wieder erfrischend kompromisslos zu Werke ging und nichts anbrennen ließ, streifte ebenso nur knapp am Offenbacher Gehäuse vorbei wie ein vehementer Volleyschuss Amstätters (57.). Fast schon zwangsweise schien den Platzherren nur noch die tatkräftige Unterstützung der Offenbacher Hintermannschaft helfen zu können und diese sollte prompt folgen. Die beiden erneuten Hauptdarsteller dabei: Pokorny und Menze. Nachdem der eine einen weiten Abschlag Koltermanns verlängert hatte, wollte der andere das Leder völlig unbedrängt mit dem Hinterkopf an Schlussmann Thier weiterleiten, übersah dabei allerdings, dass dieser sein Tor bereits verlassen hatte und gegen den überraschenden Heber chancenlos war.
Während ein zutiefst enttäuschter Kickers-Coach Ramon Berndroth ("Was einige heute geboten haben, ist unter aller Kritik") seinen Spielern nach dem Abpfiff personelle Konsequenzen angekündigte, konnte sich der eine oder andere auf der hermetisch abgeschirmten Kickers-Tribüne des Verdachts nichts erwehren, dass der Bannstrahl der Vereinsführung möglicherweise schon bald den Trainer selbst treffen könnte. Spöttischer Kommentar eines Offenbacher Zuschauers: "Den kann jetzt nur noch ein Sieg im DFB-Pokal am 1. September daheim gegen die Eintracht retten. Das ist die einzige Mannschaft, die noch schlechter ist als wir."
SV Wehen: Koltermann - Gorges, Gunkel, Ziehl - Kirsch (25. Kaymak), Mokhtari, Bunzenthal, Amstätter (73. Uyanik), Simon - Nagorny, Ben Neticha (80. Nakas).
Kickers Offenbach: Thier - Brighache, Barletta, Menze - Müller, Dworschak, Hock (71. Naziri), Akrapovic, Judt - Türker (46. Policella), Petry (59. Knappmann).
Tore: 0:1 Menze (5.), 1:1 Nagorny (8.), 2:1 Menze (75./Eigentor).- Schiedsrichter: Stark (Ergolding).- Zuschauer: 3500.