Regionalliga Süd Saison 2003/2004

FC Schweinfurt - Kickers Offenbach
Endergebnis: 2:2 (0:2)


Spielbericht vom 06.09.2003 - Anstoß: 14:30 Uhr
Kickers nach 2:2 in Schweinfurt ratlos: Wie kann man das aus der Hand geben?
Keine plausible Antwort auf die Frage, wie aus einem beruhigenden 2:0-Vorsprung beinahe eine Niederlage wird

Schweinfurt - Dafür gibt es keine Erklärung. Die Offenbacher Kickers, als Aufstiegskandidat gehandelt, holen beim sieglosen Tabellenletzten mit Mühe und viel Glück beim 2:2 (0:2) einen Punkt. Hätten sie verloren, keiner hätte sich beschweren dürfen. Adil El Barhami, Veselin Popovic, Dubravko Kolinger - sie hätten Offenbach abschießen können. Entweder sie verstolpern, schieben am leeren Tor vorbei oder Kickers-Torwart Cesar Thier rettet. Offenbach in Not, so spielt kein Aufstiegskandidat.

Schweinfurt spielt die ersten 45 Minuten wie ein Absteiger, Offenbach sicher, aber längst nicht souverän. Und doch führt der OFC nach einer Viertelstunde 1:0. Schiedsrichter Jochen Braun, der in einem fairen Spiel sechs Gelbe Karten verteilt, hilft mit. Erst pfeift er kleinlich und Patrick Falk zurück, zeigt ihm Gelb. "Ball noch nicht freigegeben." Im zweiten Versuch schlägt Judt den Ball vors Tor, Menze schießt ihn an die Unterkante, von dort prallt er ins Tor. Soweit das Soll erfüllt.

Nichts zu sehen von Schweinfurt, von den Kickers nur wenig mehr. Nur Überheblichkeit, gepaart mit Sorglosigkeit, ist nicht zu übersehen. Beispiel die erste Ecke nach gut 25 Minuten. Falk wählt wie schon beim verschossenen Strafstoß im Pokalderby gegen Eintracht Frankfurt (4:5 n.E.) die lässige Variante. Fast aus dem Stand lupft er den Ball vors Tor, OFC-Trainer Lars Schmidt springt von der Trainerbank hoch. "Ich hasse solche weichen Bälle, der Torwart fängt sie ab, leitet einen Konter ein, Paddy weiß das." Seine Abneigung gegen solche Aktionen teilt Schmidt mit seinem Vorgänger Ramon Berndroth.

Offenbach versucht's mit der auf dem Papier offensivsten Formation in dieser Saison. Zwei Stürmer (Michael Petry, Gustav Policella), dahinter Falk, der die Freiheit, in die Spitze zu stoßen, nicht nutzt. Zudem im Mittelfeld mit Christian Müller und Samir Naciri zwei Spieler mit klarer offensiver Ausrichtung. Und? Bei allen viel zu wenig.

Ein Blick auf die Mannschaftsaufstellung stimmt nachdenklich: Von acht Spielern, die Offenbach vor der Saison verpflichtet, stehen in der Anfangself nur drei: Steffen Menze, Thorsten Judt und Policella. Sascha Licht, Bruno Akrapovic (beide verletzt) fehlen ebenso wie Stefan Dolzer (Rotsperre), Christian Hock und Suat Türker (beide nur Ersatz). Für Adrian Mahr, während der Woche von Borussia Dortmund geholt, bleibt trotz viel Lob bis zum Schlusspfiff nur der Platz auf der Bank.

Gefahr droht, wenn Offenbach über die linke Seite kommt. Samir Naciri passt zu Judt, der zieht den Ball auf den langen Pfosten, Schweinfurts Torwart Ralf Scheerbaum greift ins Leere, Michael Petry köpft ein. Zwei Tore gegen den Tabellenletzten, 2:0 zur Halbzeit. Was soll da noch passieren?

Ein 2:4, gar ein 2:5 ist möglich. "Wie kann man so ein Spiel noch aus der Hand geben", fragt Vize-Präsident Thomas Kalt ohne eine plausible Erklärung zu erhalten. Müdigkeit nach dem Pokalkampf über 120 Minuten plus Elfmeterschießen? Das taugt nicht einmal als Entschuldigung. Bedingungslose Offensive einer Schweinfurter Mannschaft? Gibt es nicht. Dafür aber die Erkenntnis: Den Offenbacher Kickers fehlt die Qualität, gegen einen harmlosen Gegner wie die Unterfranken drei, vier Tore zu erzielen, um dann erst das Tempo rauszunehmen. Oder ihnen fehlt das Verständnis, wie ein 2:0-Vorsprung verteidigt werden kann: Die sichere Führung im Rücken in der Defensive geordnet stehen, auf Konter warten. Nichts dergleichen. Im Gegenteil: Die Kickers lockern unnötig den Abwehr, leisten sich Abspielfehler, leiten damit Konter ein und helfen den harmlosen Schweinfurtern. Scharfe Flanke El Barhami, OFC-Kapitän Matthias Dworschak donnert den Ball ins eigene Netz (75.).

Da sind noch 15 Minuten zu spielen, nichts ist verloren, nicht einmal die beiden Punkte, über die Kalt später klagt. Was passiert mit dem OFC? Nervenflattern trotz aller Routine, es fehlt die Ordnung. Und doch ist es zu ruhig. Von Menze kommt im Abwehrverband kein lautes Wort; Judt macht seinen Job auf links; Dworschak muss überall sein; und Policella ist eine Minute später nicht mehr auf dem Platz - ausgewechselt nach indiskutabler Leistung gegen Türker.

"Mehr Feuer auf dem Platz", wünscht sich OFC-Trainer Schmidt. Und noch etwas: "Ich brauche auch Spieler wie Kolinger. Obwohl er manchmal überdreht, bei ihm ist Leben drin", sagt der Trainer über den Ex-Offenbacher. Der schießt in der 85. Minute aus vier Metern den Ausgleich, nachdem der eingewechselte Türker und Müller hilfsbereit unterstützen, Florian Galuschka unbedrängt flankt.

Was bleibt zu tun in dieser Woche? Die harte Tour? "Die meisten der Spieler sind über 30 Jahre alt", sagt Manager Rüdiger Lamm, setzt auf Eigenverantwortung. "Aber jeder sieht, was wir verspielen." Wohin führt der Weg? Lamm: "Saarbrücken am Sonntag wird richtungweisend. Entweder geht's hoch oder wir versinken im Mittelfeld." Mittelfeld bedeutet: Lamms Konzept wackelt und damit die Finanzierung. Zwar sind für diese Saison alle Spiele an Werbepartner verkauft, pro Heimspiel die Einnahme von 65 000 Euro gesichert. Aber eben nur für diese Spielzeit. Die meisten (teuren) Spielerverträge aber gelten für zwei Jahre.

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)  

 

Eine halbe Stunde Fußball und dann nichts mehr
Der OFC muss sich beim Tabellenletzten FC Schweinfurt nach einer 2:0-Führung mit einem Unentschieden begnügen

Famose Offenbacher, lange passive Schweinfurter, die in einem tollen Endspurt noch ein 0:2 zu einem Punktgewinn gerade biegen: Das suggeriert der Blick auf die nackte Statistik. Der ist jedoch falsch. Denn nach dem, 2:2 von Kickers Offenbach beim Tabellenletzten FC Schweinfurt müssen die Verantwortlichen beim OFC erkennen: Eine halbe Stunde Demonstration der Stärke ist eines Teams, das Trainer Lars Schmidt zufolge "das Potenzial hat, ganz oben dabei zu sein", nicht würdig. Vor allem, wenn der Gegner sich in einer derartigen Verfassung präsentiert, wie Schweinfurt. Kein erkennbares System, keine spielerische Qualität.

Angesichts dieser Defizite bei den Unterfranken hätte für den OFC bei einer Spur mehr Engagement ein besseres Resultat heraus kommen müssen, als ein Unentschieden. Durch aber provozierten die mit zunehmender Spieldauer stetig passiveren Kickers den erfolgreichen Endspurt der Schweinfurter geradezu.

Gestartet war der OFC gegen die arg limitierten Gastgeber derweil furios. Schnell fiel auch das 1:0, nach einem Freistoß von Thorsten Judt verlängerte der aufgerückte Offenbacher Abwehrchef Steffen Menze den Ball elegant in den Torwinkel (15.). Als nach 39 Minuten Stürmer Michael Petry eine Flanke von Judt, die Schweinfurts Keeper Ralf Scherbaum unterschätzte, aus nahezu unmöglichem Winkel zum 2:0 einköpfte, schien die Frage nach dem Sieger der Begegnung geklärt. Zumal der OFC zwischen den beiden Toren mit Ballsicherheit der zwei Vierer-Ketten und einem allgegenwärtigen Kapitän Matthias Dworschak im zentralen Mittelfeld den Gegner dominierte.

Doch was nach dem zweiten Tor kam, war schlichtweg - nichts. Was Lars Schmidt hinterher mächtig auf die Palme brachte. "Ich habe in der Kabine extra darauf hingewiesen, dass wir diesen Vorsprung nicht verwalten können", sagte der OFC-Coach. Recht hatte er. Denn da den Gastgebern trotz der zunehmenden Lethargie der Kickers selbst nicht viel einfiel, halfen ihnen die Offenbacher noch in den Steigbügel. Kapitän Dworschak war es, der nach einer Hereingabe von Gorgiev zum 1:2 ins eigene Tor traf. Obgleich der Anschluss- eher ein Glückstreffer war, löste er bei den Schweinfurtern eine Reaktion aus. Das Team des ehemaligen OFC-Trainers Hans-Jürgen Boysen stürmten mit dem Mute der Verzweiflung, während die Kickers immer mehr abbauten. Und so kam es, wie es kommen musste: Zwei Minuten vor dem Ende landete der Ball nach Vorarbeit von Florian Galuschka beim Schweinfurter Libero Dubravko Kolinger, der ehemalige OFC-Spieler ließ sich nicht zwei Mal bieten und traf zum 2:2.

Hans-Jürgen Boysen freute sich über den unverhofften Punktgewinn hinterher derart, dass er die Leistung seines Teams etwas überbewertete. "Die erste Halbzeit war ausgeglichen", sagt der Schweinfurter Trainer, "wir haben im Mittelfeld klug kombiniert, nur der letzte Pass hat gefehlt." Damit lag Boysen zweifellos ein bisschen sehr daneben. Was seinen Kollegen Lars Schmidt allerdings kaum getröstet haben dürfte. Denn der OFC tritt nach wie vor auf der Stelle.

(Von Michael Bauer, FRANKFURTER RUNDSCHAU)  

 

Zumindest ein Funke Moral

Regionalliga Süd Mit einer tollen Energieleistung rissen die Nullfünfer ein verloren geglaubtes Spiel nach 0:2 noch herum. Doch ein 2:2 macht nicht glücklich, wenn beim abschließenden Sturmlauf gegen die demoralisierten Offenbacher bei drei kapitalen Chancen der dringend benötigte Sieg nicht gelingt.

Verfehlt hat ihn allein zwei Mal Veselin Popovic, der die wundersame Auferstehung einer schon geschlagenen Mannschaft hätte krönen können. Doch Oliver Beer lässt nichts über den glücklosen Torjäger a.D. kommen. "In der letzten Saison hat er uns entscheidend geholfen, jetzt fehlt ihm das Glück, hoffentlich macht er sich nicht verrückt. Er wird wieder treffen."

Am Ende gab es trotz des Remis nur versteinerte Mienen. Die Führungstroika Hertlein ("schlimm"), Haberle ("zu wenig") und Gschwender ("Der Popovic muss sich doch fallen lassen, als er attackiert wurde, dann gibt es Strafstoß") durchlitt in den Schlussminuten, als die 05er die lange selbstsicheren Offenbacher überrannten, Höllenqualen. Nicht anders erging es OFC-Präsident Dieter Müller, der sich zur Pause noch siegessicher gab ( "Ich hab eine gute Mannschaft, fast alle haben zweite Bundesliga gespielt") und den Schweinfurtern eine schwere Zukunft prophezeite. Doch das Grusel-Finish machte den Ex-Nationalspieler fassungslos: "Was da bei uns passiert ist, ist unerklärlich."

Das fand auch das Schweinfurter Publikum, das in 75 freudlosen Minuten still und geduldig viel Leerlauf ertragen musste, dann aber noch reichlich entschädigt wurde. "Wir hatten keine großen Anteile", räumte auch FC-Kapitän Scherbaum ein, der die Flugkurve der Flanke beim 0:2 falsch einschätzte und damit auch Vorderleute irritierte. "Unbedarft" nannte 05-Trainer Hans-Jürgen Boysen das nicht vorhandene taktische Verhalten beim 0:1, als sich keiner um Abwehrspieler Steffen Menze kümmerte, der einen Judt-Freistoß fast lässig einschoss. Damit waren alle guten Vorsätze weg, gehemmt und verkrampft ging nach vorne so gut wie nichts.

Bis der Anschlusstreffer fiel und alles veränderte. Es könnte listige Absicht gewesen sein vom kleinen Gorgiev, die Kugel scharf vor das Tor zu ziehen, wo sie im Durcheinander Dworschak ins eigene Netz beförderte. "Erst nach dem Anschlusstor sind alle so aus sich rausgegangen, wie wir das von Anfang an vor hatten, wurde aggressiv und schnell nach vorne gespielt", war Beer erleichtert. "Da hätten wir die Offenbacher genau so bestrafen können wie sie das mit uns getan haben. Doch wir waren nicht clever genug."

Beim FC 05 gab es neben Gorgiev in der Endphase noch zwei Mut-Macher: Florian Galuschka, der Kolingers 2:2 glänzend vorbereitete, zeigte sich sprintschnell wie einst im Aufstiegsjahr und Adil El Barhami mischte die Offenbacher von rechts auf. Schwer hatte es bei den wenigen Impulsen aus dem Mittelfeld Debütant Markus Lützler, sich zur Geltung zu bringen, "doch es hat gut geklappt, besser als ich gedacht habe."

Der Aktivposten im seit drei Spielen ungeschlagenen 05er Team ist freilich Dubravko Kolinger, ohne dessen Tore es noch düsterer aussähe. Alle drei Unentschieden hat er mit seinen Toren erzwungen. Besonders genoss der 27-Jährige das Ausgleichstor gegen seinen Ex-Klub Offenbach. Nicht so überzeugend sieht bei 14 Gegentoren die Bilanz als Libero aus. Jetzt heißt es weiter warten auf den ersten Sieg. "Man hat gesehen, dass die Mannschaft zusammenhält, große Moral besitzt und ein Spiel umbiegen kann", gibt sich Beer kämpferisch vor dem Gastspiel beim Aufsteiger in Eschborn.

(Von Peter Rost, MAIN-POST)  


Mannschaftsaufstellungen:

FC SchweinfurtKickers Offenbach
Scherbaum - Kolinger - Beer, Löhner - Miedl (66. El Barhami), Shimamura, Nägelein, Kroll (59. Jakic), Lützler (77. Galuschka) - Gorgiev, Popovic. Thier - Brighache, Barletta, Menze, Judt - Dworschak, Falk (66. Hock), Müller - Policella (77. Türker), Naciri, Petry.

Spielstatistik:

SchiedsrichterToreGelbe KartenGelb-Rote KartenRote KartenZuschauer
Braun (Eschbach)0:1 Menze (15.),
0:2 Petry (39.),
1:2 Dworschak (75. Eigentor),
2:2 Kolinger (87.)
Gorgiev, Kroll (FCS) / Falk, Brigache, Dworschak, Judt (OFC) --2865

Besondere Vorkommnisse: Trainerwechsel hat wohl nichts gebracht. Genauso schlecht wie vorher.
Alle Angaben ohne Gewähr


Aktuelle Tabelle Saison 2003/2004
Alle Ergebnisse vom 6.Spieltag (05.09.- 07.09.03)
Tabellenstand nach dem 6.Spieltag (05.09.- 07.09.03)
Spiele des OFC in der Hinrunde 2003/2004 mit Spielberichten
Alle Spieltage auf einen Blick (mit Ergebnissen)
Torjäger und Karten Statistik Saison 2003/2004
Tabellenplatzstatistik Saison 2003/2004
Ergebnisse Saison 2003/2004
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