Regionalliga Süd Saison 2003/2004

VfR Aalen - Kickers Offenbach
Endergebnis: 2:2 (1:1)


Spielbericht vom 20.09.2003 - Anstoß: 14:30 Uhr
OFC-Trainer Schmidt wählt das Risiko / Routiniers schmoren auf Bank

Aalen (bam) - Gutes muss nicht (so) teuer sein: Es war die wohl preiswerteste Mannschaft, mit der die Offenbacher Kickers in dieser Saison ein Pflichtspiel begannen. Noch nie dürfte eine Ersatzbank teurer gewesen sein als in Aalen. Auf der Tribüne saßen Spieler, die als Hoffnungsträger für den geplanten Aufstieg in die Zweite Liga geholt worden waren: Bruno Akrapovic (Muskelfaserriss, mindestens noch zwei Wochen Pause), Christian Hock (Leistungsschwäche, außerdem Wadenzerrung); Sascha Licht (Knieoperation, Comeback nach der Winterpause geplant).

Die ersten Elf: Nur zwei der elf Zugänge standen beim Anpfiff von Schiedsrichter Dr. Franz-Xaver Wack auf dem Platz: Thorsten Judt und Stefan Dolzer. Die beiden dürfen sich derzeit berechtigte Hoffnung machen. Akrapovic noch, das war's dann wohl mit der Stammplatzgarantie für die Neuen. Trainer Lars Schmidt setzte in Aalen auf die Jugend, schickte Zaki Tammaoui zum ersten Regionalligaeinsatz aufs Feld. Acht der Elf waren schon unter Schmidts entlassenem Vorgänger Ramon Berndroth dabei...

Die Ersatzbank: Bestens besetzt - schon von den Namen her: Steffen Menze (sieben Einsätze für OFC/zwei Tore; 161 Zweitligaspiele, 25 in der Regionalliga Nord); Suat Türker (6/2, 53 Regionalligaspiele); Gustav Policella (5/0; 140 Zweitligaspiele/5 Tore); ihre Nachbarn auf der ungeliebten Plastikbank: Adrian Mahr (sechs Regionalligaeinsätze für Dortmund), Christian Knappmann (35 Regionalligaspiele für Kickers/3 Tore), Alexander Lorenz (64 Regionalligaspiele/1 Tor). Nach 67 Minuten kam Mahr zu seinem gelungenen OFC-Pflichtspieldebüt. Knappmann, in der Hierarchie der Angreifer vor der Saison auf Platz vier, kam nach 68 Minuten für Petry. Policella und Türker liefen sich weiter warm - mit Menze und Lorenz. Zehn Minuten vor dem Abpfiff brachte Schmidt als dritte Einwechslung den zuletzt sogar auf die Tribüne verbannten Türker. Für Menze, Policella, Lorenz das Zeichen: Das war's im Waldstadion. "Eine Entscheidung des Trainers", hielt sich Policella zurück. "Aber klar bin ich sauer, ich will spielen, will in die Zweite Liga." Die Bank in der Regionalliga als Demütigung oder Denkzettel?

(Von ?, OFFENBACH-POST)  

 

Nicht Fisch und nicht Fleisch
Mit beherztem Endspurt erreicht der OFC in Aalen ein 2:2, das die Veranwortlichen nicht wirklich glücklich macht

Matthias Dworschak sah es eher positiv. Von einem Fernsehreporter gefragt, ob er sich über das 2:2 (1:1) beim VfR Aalen eher freue oder ärgere, antwortete der Kapitän des Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach: "In unserer momentanen Lage müssen wir schon mit Kleinigkeiten zufrieden sein." Was der kahlköpfige Mittelfeldakteur des OFC ausdrücken wollte, was folgendes: Die Kicker des zuletzt arg gebeutelten Traditionsclubs verspürten fundamentale Erleichterung darüber, dass sie beim Tabellenfünften eine erneute Pleite abgewendet hatten, nicht umsonst sprach auch Dworschaks Teamkollege Angelo Barletta die Hoffnung aus, "dass dies vielleicht in Anfang auf dem Weg zu besseren Zeiten war".

Die Hoffnung Barlettas gründete sich auch darauf, dass der OFC durchaus die Möglichkeiten besessen hatte, um die Partie auch zu gewinnen. So verpasste Angreifer Michael Petry nach dem Aalener 1:0 durch Christian Seeber (10.) eine Flanke von Patrick Falk nur knapp (25.), während Dworschak wenig später nach formidabler Kombination über Falk und Petry erfolgreicher war und zum 1:1 traf (28.). Innenverteidiger Stefan Dolzer wiederum setzte nach der Pause einen Kopfball zu hoch an, wobei er den eindeutig besser postierten Barletta übersehen hatte (63.). Und nachdem die Gastgeber durch Seebers zweiten Treffer erneut in Führung gegangen waren (77.), fand die präzise Kopfarbeit von Falk am Innenpfosten des Aalener Gehäuses ein unglückliches Ende (84.).

Dass es schließlich noch zum Unentschieden langte, lag zuvorderst an Thorsten Judts präzisem Schuss aus halblinker Position in die lange Ecke (88.). Zum anderen aber auch daran, dass der OFC, der zuvor die Begegnung zwar weitgehend kontrolliert hatte, aber gleichzeitig sehr verhalten aufgetreten war, nach dem zweiten Rückstand jegliche Vorsicht aufgab und mit Macht auf den Ausgleich drängte. Entsprechend war es für Trainer Lars Schmidt ob der Moral seiner Mannschaft folgerichtig, dass die Mühen belohnt wurden. Auf der anderen Seite verhehlte der 37-Jährige nicht, "dass man glücklich sein muss, wenn man zwei Minuten vor Schluss noch das 2:2 erreicht." Dass der Punktgewinn verdient war, stand für den Kickers-Coach, der überraschend die Ex-Profis Steffen Menze und Gustav Policella aus die Ersatzbank verbannt (wo sie auch 90 Minuten verweilen mussten) und stattdessen dem vor der Saison aus der Zweiten Mannschaft in den Drittligakader aufgerückten Zaki Tammaoui (24) zu dessen Debüt im Regionalliga-Team verholfen hatte, allerdings außer Zweifel. Insgesamt, so Schmidt, habe sein Team nämlich "ganz ordentlich gespielt".

Ganz ordentlich ist allerdings nicht das, was der OFC in dieser Saison repräsentieren will. Deswegen wich die Wertschätzungen des Remis auf Funktionärsebene auch etwas von der der Spieler und des Trainers ab. Während Kapitän Dworschak und auch Abwehrchef Dolzer mit dem Ergebnis den Weg "der kleinen Schritte" (Dworschak) zurück auf den Erfolgspfad beschritten sahen, waren die Offiziellen mit dem Ergebnis des Dienstreise nach Aalen weniger glücklich. "Weder Fisch noch Fleisch" nannte Manager Lamm das Resultat. Und Vizepräsident Thomas Kalt stellte fest: "Erst als sie verloren hatte, hat die Mannschaft so gespielt, als wolle sie gewinnen."

Trotzdem mussten auch die kritischen Geister in der Führungsetage erkennen, dass die Begegnung im Aalener Waldstadion zumindest die eine oder andere positive Facette hatte, auch wenn das nackte Ergebnis den OFC im Sinne seines Saisonzieles nicht weiterbrachte. Einerseits konnte die Mannschaft in der Endphase die Fesseln der Versagensangst abstreifen, obendrein bewies sie, dass sie durchaus Qualitäten besitzt. Nicht umsonst äußerte Manager Lamm trotz der eher zurückhaltenden Bewertung des Unentschiedens auch Lob. "Die letzten zehn Minuten waren die besten, die wir in dieser Saison gespielt haben." Unstrittig ist allerdings: Um eventuell noch einmal ins Aufstiegsrennen eingreifen zu können, reichen zehn Minuten couragierten Fußballs nicht aus.

(Von Andreas Hunzinger, FRANKFURTER RUNDSCHAU)  

 

2:2 in Aalen – aber das Wort Krise ist beim OFC tabu

Aalen. Die Offenbacher Kickers sacken in der Tabelle der Fußball-Regionalliga Süd immer weiter ab in Richtung Abstiegsplätze. Das 2:2 (1:1) in Aalen wird den Ansprüchen des OFC nicht gerecht. Dennoch wollte nach dem Abpfiff offensichtlich jeder bei den Kickers aufkommende Krisenstimmung im Keim ersticken. "Die letzten zehn Minuten waren das Beste, was ich in diesem Jahr gesehen habe. In dieser Mannschaft ist System zu erkennen", meinte beispielsweise Manager Rüdiger Lamm.

Tatsächlich hatten die Kickers in der Schlussphase wenigstens noch den einen Punkt retten können, als Judt mit einer schönen Einzelleistung in der 88. Minute den Ausgleich erzielte. Zuvor war der VfR Aalen in der 17. Minute durch Seeber in Führung gegangen. Danach glich OFC-Kapitän Matthias Dworschak, der von Michael Petry mustergültig bedient worden war, aus (28.). Doch erneut Seeber brachte den VfR wieder in Führung (77.).

Wichtig war allerdings ein Schachzug von OFC-Trainer Lars Schmidt. In der 65. Minute brachte der Coach den Neuzugang von Borussia Dortmund, Adrian Mahr. Der Juniorennationalspieler, vor zwei Wochen verpflichtet, trieb die Elf aus der halbrechten Mittelfeldposition an, während die erfahrenen Zugänge Menze, Policella, Türker und Hock auf der Bank oder der Tribüne schmorten.

Aber auch wenn Torschütze Judt empfand, "das Spiel war ein Anfang", muss im OFC-Mannschaftsbus auf der dreistündigen Rückfahrt von Aalen doch auch die Erkenntnis gereift sein: Die Kickers sollten die Aufstiegsträume erst mal beiseite legen, um sich mehr für den Abstiegskampf zu sensibilisieren. (kli)

(Von Holger Kliem, FRANKFURTER NEUE PRESSE)  

 

Drei im Sinn, Zwei hin, behalte Einen

"Wenn wir zuhause so spielen würden, dann würden sie uns das Stadion einreißen!" Wumms - das saß. Matthias Dworschak, Kapitän der Offenbacher Kickers, schwankte zwischen Frust und Freude. Die Offenbacher Regionalligafußballer haderten nach dem 2:2 im Waldstadion mit der Spielweise des VfR.

Da stand das Unvermögen der verängstigten Offenbacher, gegen einen VfR einen Sieg einzufahren, dem Glück gegenüber, zwei Minuten vor Abpfiff eine Niederlage verhindert zu haben. "Drei im Sinn, Zwei hin, behalte Einen." Auf diesen Nenner darf das Spiel bringen. Natürlich sei man ein klein wenig enttäuscht, wenn man kurz vor Schluss den Sieg noch weggibt, sagte VfR-Cheftrainer Peter Zeidler. Selbstverständlich sei man glücklich, wenn man kurz vor Schluss das 2:2 macht, meinte Kickers-Coach Lars Schmidt.

Auch seine Offenbacher hätten "das Ding gewinnen können. Wir hatten gute Möglichkeiten, drei Punkte mitzunehmen." Sicher, die Offenbacher Kickers hatten gute Chancen, dem VfR ein, zwei Tore mehr einzuschenken. Aber sie ließen sie aus, in einem Spiel, in dem Zeidler schon nach fünf Minuten wusste, wie es laufen würde. Zunächst lief es gut, nach Seebers Führung. Dann liefen seine Mannen zu weit in der eigenen Hälfte hin und her und fanden kein Mittel, gegen den Zwei-Mann-Sturm und das Fünfer-Mittelfeld den Ball laufen zu lassen. So fand der zuletzt starke Ünal Demirkiran keine Bindung zum Spiel: "Wir mussten den Ball immer weit nach vorne schlagen", erklärte er hinterher.

Diese Hilflosigkeit darf aber auch als Ausdruck eines gewissen Kräfteverschleißes gewertet werden. Vorne, da verdiente sich Seeber aufgrund seiner beiden Treffer Lob. Sturmpartner Neno Rogosic kam dagegen überhaupt nicht zum Zuge, wirkte trotz seiner Zwangspause müde. Eine gute Leistung zeigten Bernd Maier und Bobo Mayer, der neben einigen schönen Aktionen auch am 1:0 beteiligt war. Schwer hatte es Busch, der gegen Judt viel Defensivarbeit leisten musste.

Chancenlos bei den Gegentreffern war der fehlerfrei agierende Schlussmann Reinhard Potye, der auch mit seinen Vorderleuten zufrieden sein konnte. Mittlerweile musste Zeidler bekanntlich eine komplette Abwehr ersetzen. Die neu formierte Hintermannschaft stand so weit gut: Gabriel sah gegen Petry nicht schlecht aus und Noll fand sogar Zeit, sich ins Vorwärtsspiel einzuschalten.

Und sie kämpften: So musste Ilg nach der Partie wegen Krämpfen behandelt werden, da Silva lief trotz leichter Infektion auf. Nach der erneuten Führung hätte Zeidler gerne einen Verteidiger gebracht. "Als ich mich zur Bank umdrehte, war aber keiner mehr da." Außer Wolfgang Frey. Den wollte er aber fürs gestrige Bezirksliga-Spiel schonen. Also spielte seine Truppe nach dem 2:1 weiter nach vorne - und kassierte den Ausgleich.

Fazit: Irgendwie waren alle ein Stück weit zufrieden. Auch VfR-Präsident Berndt-Ulrich Scholz: "Ein gerechtes Ergebnis!" Im Gegensatz zu wohl renitenten OFC-Fans ließen die Aalener das neue Stadion stehen. Sie klatschten dafür die Spieler ab.

(Von Thomas Ringhofer, SZ Online)  


Mannschaftsaufstellungen:

VfR AalenKickers Offenbach
Potye - Gabriel, Ilg, da Silva (80. Brückel), Noll - Busch (89. Schmiedel), Maier, Demirkiran, Mayer - Seeber (78. Hentschke), Rogosic. Thier - Dolzer, Brighache, Barletta - Dworschak, Falk, Müller (80. Türker), Naciri, Judt - Tammaoui (66. Mahr), Petry (67. Knappmann).

Spielstatistik:

SchiedsrichterToreGelbe KartenGelb-Rote KartenRote KartenZuschauer
Dr. Wack (Biberbach) 1:0 Seeber (15.),
1:1 Dworschak (28.),
2:1 Seeber (75.),
2:2 Türker (88.)
Busch (VfR) / Judt, Naciri (OFC) --1750

Besondere Vorkommnisse: Kickers spielen wieder besser !
Alle Angaben ohne Gewähr


Aktuelle Tabelle Saison 2003/2004
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Seite wurde am 24.09.2003 aktualisiert