Spielbericht vom 26.09.2003 - Anstoß: 19:30 Uhr | |
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So steigen die Kickers ab! Blamable Vorstellung beim 0:4 gegen die Bayern Abwehr um Menze, Dolzer völlig überfordert / OFC ohne Konzept und Einstellung / Nun stellt sich wieder die Trainerfrage
Offenbach - Wie tief können die Offenbacher Kickers noch sinken? Was der selbsternannte Aufstiegsaspirant gestern gegen eine ersatzgeschwächte Rumpfelf des FC Bayern München bot, hatte kein Regionalligaformat und grenzte an Arbeitsverweigerung. Die verstärkte A-Jugend der Bayern, die auf sechs Stammspieler verzichten mussten, führte die Kickers im eigenen Stadion vor und kam zu einem hochverdienten 4:0 (1:0)-Sieg. Falls es die Kickers noch nicht gemerkt haben - sie sind ein Abstiegskandidat. Mit solch einer "Leistung" und Einstellung werden die Kickers, seit dem 9. August sieglos, noch lange auf ein Erfolgserlebnis warten müssen.
Diese Mannschaft ist auf dem Tiefpunkt. Behäbig, langsam und ohne Biss ließen sich die Offenbacher von den schnellen Münchnern in allen Mannschaftsteilen taktisch und spielerisch demontieren. Spielfreude gegen totale Verunsicherung auf dem Bieberer Berg. Jugendlicher Elan gegen müde Routiniers.
Nach dem 0:2 in der 55. Minute stellten die Kickers die Gegenwehr ein. Nach dem 0:4 forderten die enttäuschten Zuschauer "Zugabe, Zugabe". Das war das schwächste Heimspiel des OFC seit vielen Jahren. So spielen die Kickers das Stadion bald ganz leer. Knapp 5 000 Zuschauer waren gestern auf dem Bieberer Berg. 2700 Karten hatte der OFC im Paket für das Pokalspiel gegen Eintracht Frankfurt verkauft.
Nach dieser Vorstellung wird sich auch die Trainerfrage wieder stellen. Der Wechsel von Berndroth zu Lars Schmidt ist wirkungslos verpufft. Der 38-Jährige konnte der Mannschaft bisher weder Einstellung noch Konzept vermitteln. Die Bayern-Amateure waren mit ihrem letzten Aufgebot angereist. Wegen der Verletzungsmisere der Profis mussten mit Rensing, Lell, Fink, Feulner und Trochowski fünf Stammspieler kurzfristig zum Bundesligaspiel nach Rostock reisen. Das Trainerduo Hermann Gerland und Gerd Müller hatte nur noch drei junge Spieler aus der Jugend und den 37-jährigen Ersatztorwart Dreher auf der Bank.
Kickers-Trainer Lars Schmidt hatte aus taktischen Gründen Menze für Brighache und Mahr für Naciri getauscht. Für den verletzten Falk (Zerrung) rückte Knappmann in die Mannschaft. Drei Wechsel, die die Mannschaft nur schwächten. Während die Bayern unabhängig vom Personal mit zwei Viererketten geschickt mit Tempo und Zweikampfstärke agierten, boten die Kickers eine katastrophale erste Halbzeit. Schon in der fünften Minute der inzwischen obligatorische Black-out in der Abwehr. Tammaoui ließ Misimovic aus den Augen. Der 21-Jährige konnte eine Flanke von Patrick Ochs - der 18-Jährige spielte früher in der OFC-Jugend - im Strafraum unbedrängt mit der Brust annehmen und traf aus zwölf Metern unhaltbar in den Winkel. Die völlig verunsicherten Offenbacher hatten in der Spieleröffnung riesige Probleme, kamen kaum gefährlich vor das Bayern-Tor, und dann nur durch Einzelaktionen. Die Bayern dagegen verpassten eine höhere Führung. Die vermeintlichen Routiniers Menze und Dolzer waren völlig überfordert und ständige Unsicherheitsfaktoren. Oldie Hasenhüttl vergab allein drei klare Möglichkeiten. Doch das 2:0 war nur aufgeschoben. Als mit Saba der sechste Stammspieler wegen Verletzung draußen war, erhöhte der junge Jungwirth nach Fehler von Judt schon in der 55. Minute auf 2:0. Im Zehn-Minuten-Takt folgten durch Hauser und Guerrero unbedrängt die Tore drei und vier.
Offenbach (joko) - Elf neue Spieler haben die Offenbacher Kickers in dieser Saison verpflichtet. Fast alle mussten sind schon wegen schlechter Form, Verletzungen oder Sperren ausgefallen. Nur ein Neuzugang hatte bisher die hohen Erwartungen absolut erfüllt: Thorsten Judt. Der 32-Jährige hat auf der linken Außenbahn alle Partien von der ersten bis zur letzten Minute durchgespielt. Für Judt keine Überraschung: "Ich war fünf Jahre Stammspieler in der 2. Liga und bin nicht nach Offenbach gekommen, um auf der Bank zu sitzen."
Allerdings blieb auch Judt gegen die Amateure des FC Bayern München stark unter seinen Möglichkeiten. Auf der linken Seite hatte er mit Jungwirth einen unangenehmen Gegenspieler, wobei er fast immer das Nachsehen hatte, so auch beim 0:2, als er seinen Kontrahenten aus den Augen verlor. In der Offensive setzte Judt diesmal kaum Impulse
"Er hat absolut die Fähigkeit, 2. Liga zu spielen", bescheinigt OFC-Trainer Lars Schmidt dem von Rot-Weiß Oberhausen gekommenen Judt, dass er den Kickers "einen echten Qualitätsschub gebracht hat".
Auch nach dem verpatzten Saisonstart hatte Judt bis gestern die Hoffnung auf einen Spitzenplatz noch nicht aufgegeben. "Das Potenzial hat die Mannschaft, aber wir haben zu viele schlechte Spiele geliefert. Wir dürfen jetzt trotzdem den Kopf nicht in den Sand stecken, der Rückstand ist noch nicht zu groß."
Für den Fehlstart macht Judt hauptsächlich die Verletzungsmisere verantwortlich. "Besonders einige von den Neuen hat es ja erwischt. Und es dauert eben, bis man dann wieder zu seiner Form findet." Allerdings übt Judt auch Kritik an der großen Erwartungshaltung in Offenbach. "Man kann nicht einfach zehn neue Spieler kaufen und davon ausgehen, dass man mit 15 Punkten Vorsprung Meister wird. Der Verein hat sich da weit aus dem Fenster gelehnt und zusätzlich Druck aufgebaut. Ich glaube, es ist schwieriger, aus der Regionalliga aufzusteigen, als sich in der 2. Liga zu halten."
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Kickers Offenbach | FC Bayern München Amateure |
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Thier - Barletta, Menze, Dolzer - Dworschak, Mahr (73. Fiorentino), Tammaoui (57. Hock), Müller, Judt - Petry, Knappmann (46. Policella). | Grünberger - Ottl, Saba (46. Atak), M´Bock, Hauser - Haas (84. Sakaraya), Misimovic, Ochs, Jungwirth - Guerrero (77. Kilicaslan), Hasenhüttl. |
Schiedsrichter | Tore | Gelbe Karten | Gelb-Rote Karten | Rote Karten | Zuschauer |
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Steinborn (Sinzig) | 0:1 Misimovic (4.), 0:2 Jungwirth (55.), 0:3 Hauser (65.), 0:4 Guerrero (74.) | Tammaoui (OFC) / Jungwirth, Guerrero, Hauser (FCBA) | - | - | 5082 |
Besondere Vorkommnisse: | Ich denke mal das Ergebnis spricht für sich selbst ! |
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