Regionalliga Süd Saison 2003/2004

Kickers Offenbach - 1.FC Eschborn
Endergebnis: 1:3 (0:1)


Spielbericht vom 01.11.2003 - Anstoß: 14:30 Uhr
Hurra-Taktik "geht voll in die Hose"
Trainer Lars Schmidt wagt gegen Aufsteiger Eschborn alles - und gewinnt nichts / Ein 1:3 mit hohem Unterhaltungswert

Offenbach - Lars Schmidt wählte das Risiko - und fasste zusammen: "Es ging voll in die Hose." 1:3 gegen Regionalligaaufsteiger 1. FC Eschborn. Ausgekontert im eigenen Stadion, zwei Tore in zwei Minuten. Es hätten mehr sein können. Freistoß Volker Greuel (76.) und Versuche von Akram Abdel-Hag (85., 86.) hielt Kickers-Torwart Cesar Thier.

Nach gut einer Stunde hatte sich Schmidt entschieden, wollte alles, nahm Carsten Schönefeld raus, brachte mit dem unglücklich spielenden, weil ungelenken Christian Knappmann den vierten Stürmer neben Gustav Policella, Suat Türker und Christian Müller. Mit einem 4-4-2-System (zwei Viererketten, zwei Angreifer) hatte der Trainer begonnen. Als Zaki Tammoui nach 20 Minuten verletzt raus musste, Stürmer Suat Türker kam, wurde ein 3-4-3 draus.

Nach einer Stunde standen hinten nur noch die beiden Manndecker Fouad Brighache und Angelo Barletta sowie Torwart Thier. Der taktischen Variante "Top oder Flop" folgte zwar das 1:1 durch Policella, der abstaubte, nachdem Dworschak den Pfosten traf (64.), sowie ein Kopfball Policellas (nach Freistoß von Thorsten Judt, 67.). Aber dann? Die Maxime hieß: Fast alle Mann nach vorne. Disziplin in der Defensivarbeit? Von wegen. Und weil Schmidt sich am Samstag auf seine Offensivkräfte nicht verlassen konnte, kassierten die Kickers die vierte Niederlage im siebten Heimspiel.

Eschborn benötigte knapp eine Viertelstunde, dann sah der Aufsteiger die sich ob der "Alles-oder-nichts-Taktik" bietenden Lücken. 75. Minute: Barletta, der seine fünfte Gelbe Karte kassierte und gegen Elversberg am Sonntag fehlt, klärte vor Abdel-Hag. Den Rest des Spiels sah Eschborns Trainer Ali Marzban nach einer Unbeherrschtheit von der Tribüne aus. Der Unterhaltungswert stieg, die Kickers rannten nach vorne, Eschborn konterte. 1:2 durch den eingewechselten Thorsten Steiner (86.), als die Offenbacher vergeblich eine Abseitsstellung des mitgelaufenen Abdel-Hags reklamierten; 1:3 Henning Zimmermann (87.), als Steiner die Ecke hereinschlug, Thier unter dem Ball durchflog. Schmerzlich vermisst wurde Michael Petry. Der groß gewachsene, aber nach seiner Gelb-Roten Karte in Feucht gesperrte Angreifer fehlte bei Deckungsaufgaben vor dem eigenen Tor. Die Überlegenheit der Gäste in der Luft führte auch zum 0:1. Es war so einfach für Eschborn. Freistoß Greuel, Kopfballvorlage Markus Gaubatz, Timo Leifermann stocherte ein. (11.). Eine halbe Stunde lang blieben die Kickers ohne Chance, dann zog der bisweilen spitzige Müller mehr aus Verlegenheit ab (31.), prüfte Judt Eschborns Keeper Sven Schmitt nach schönem Zusammenspiel von Müller und Mahr (35.), fälschte Greuel eine Flanke Judts gefährlich ab (44.).

Schmidt erklärte seinen in der zweiten Halbzeit gefassten Mut zum Risiko: "Jeder weiß doch, was hier los gewesen wäre, hätten wir wieder nur 1:1 gespielt." So standen die 4497 zahlenden Zuschauer hinter ihrer Mannschaft - und wussten nach dem Schlusspfiff nicht so recht, was sie davon halten sollten. Keine Punkte, hoher Unterhaltungswert. Auf den hätte Manager Rüdiger Lamm gerne verzichtet. "Es war bestimmt nicht unser schlechtestes Spiel. Doch es hieß entweder oder. Aber ich denke eher am Ergebnis orientiert. Für mich kommt erst die Tabelle, dann die Werbewirksamkeit." Bitter aus Kickers-Sicht: Konkurrenten, an denen sich Offenbach bisher orientierte, spielten für den OFC, der den Sprung in die Spitzengruppe verpasste.

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)  

 

Eschborn verwirklicht einen Traum: Sieg in Offenbach

Eschborn. Die Fans des FC Eschborn hatten schon vor dem Derby deutlich gemacht, wie das Fußball-Regionalligaspiel bei Kickers Offenbach auszugehen habe: "Vorstadtmacht von Frankfurt? Das sind wir!" Deutlich schwarz und blau auf weiß stand es auf dem Transparent zu lesen. Unter den 4500 Zuschauern auf dem Bieberer Berg nahm sich das Häuflein von gut 150 Eschborner Anhängern im Fanblock zwar bescheiden aus, nach dem 3:1-Sieg des Aufsteigers aber war im Eckchen des Fanclub Eschepower die Hölle los, als die Spieler herbeieilten, um für die lautstarke Unterstützung Dank zu sagen. Durch den Zaun wurden Hände gereicht und gratuliert, und von den Fans, die an der Bande zum Spielfeld standen, ließen sich die Spieler herzen.

Einer hatte dabei Tränen in den Augen. Thorsten Steiner, in der 70. Minute eingewechselt. "Er hat ein Tor gemacht und eines vorbereitet, klar, dass er so etwas wie der Matchwinner ist", lobte Mannschaftskapitän Henning Zimmermann. "Ich der Matchwinner? Nein, die ganze Mannschaft hat alles gegeben", wehrte Steiner ab, doch die große Freude über die tolle Vorstellung war ihm anzusehen. "Hier zu gewinnen, wo so eine Riesentradition herrscht, ist schon etwas Feines", sagte der 27-Jährige, der bereits seit frühester Jugend für den FC Eschborn spielt.

Die Grundlage für den Sieg war der Start nach Maß, das wusste auch Ali Marzban, der sein Team auf drei Positionen verändert hatte. Daga fehlte wegen einer Bauchmuskelzerrung, und Ochmann blieb zunächst auf der Bank. Für die beiden spielten wie angekündigt Brendel und Gaubatz gegen ihren früheren Verein. Als Offenbachs Trainer Lars Schmidt auf die frühe Führung für Eschborn durch Leifermann (10.) reagierte und einen weiteren Stürmer brachte, profitierte davon Ochmann, den Marzban für Anane einwechselte.

"Auf der rechten Seite war zu diesem Zeitpunkt der Druck von Offenbach groß", erklärte der Trainer die Maßnahme. Fast schien es, als sollte der Druck zu groß werden. Zwei Mal musste Torwart Sven Schmitt vor und nach der Pause mit Glanzparaden Eschborn die Führung retten, die dann in der 65. Minute durch den Ausgleich von Policella flöten ging. Danach setzte Kickers-Trainer Schmidt alles auf eine Karte, verstärkte die Offensive – und verhalf damit letztlich Eschborn zum Sieg. "Wir haben hinten besser gestanden", nannte Antonio Castellino den ausschlaggebenden Grund für den Sieg, "die waren dann viel zu offen", beschrieb es Steiner, der den Platz nutzte, um zunächst per Konter das 2:1 zu erzielen (86.), und eine Minute später auch mit einem Eckstoß das 3:1 von Zimmermann vorbereitete. Ein Tor vor der eigenen Haustür blieb Akram Abdel-Hag indes verwehrt, obwohl er gleich vier hochkarätige Chancen hatte (12., 16., 58., 85.). Zwar beklagte er ein wenig Pech, die Freude über den Triumph konnte das aber nicht trüben. "Alle meine Freunde waren hier, und obwohl es alles Offenbacher sind, haben sie heute mir die Daumen gedrückt", sagte er und kündigte an, auf jeden Fall abends feiern zu wollen – in Offenbach, verstand sich. Nichts zu feiern hatten die Offenbacher – ein wenig aus eigener Schuld, gab Mannschaftskapitän Matthias Dworschak zu. Der Eddersheimer, der sich am Bieberer Berg "wie zu Hause" fühlt und beim OFC einen Vertrag bis 2006 besitzt, glaubte den Sieg verschenkt zu haben, "durch unsere etwas hochnäsige Art, nach vorne zu spielen". Kein Wunder, dass er sich später einige Frotzeleien von Volker Greuel anhören musste, mit dem er einst bei den Amateuren von Eintracht Frankfurt zusammenspielte.

Angesichts der vielen Freundschaften, die zwischen den Spielern bestehen, war es auch kein Wunder, dass das Derby trotz der großen Emotionen jederzeit fair blieb. Eine rote Karte zückte Schiedsrichter Dr. Helmut Fleischer dennoch: Ali Marzban musste ab der 74. Minute auf der Tribüne Platz nehmen. Der Eschborner Trainer hatte trotz vorausgegangener Verwarnung abermals die "Coaching-Zone" verlassen. Dass dies für seine Mannschaft Signalwirkung gehabt habe und in "positive Aggression" umgesetzt worden sei, wie Marzban glaubte, wollten Zimmermann und Leifermann nicht bestätigen. Gemeinsam mit Torwart Jürgen Hoffelner waren sie sich aber einig: "Das kostet in die Mannschaftskasse." Solche Strafe wird Marzban gerne zahlen, wenn am Ende das Ergebnis stimmt. Apropos zahlen: Zu diesem Thema hatte auch Michael Kopp, der mit Bürgermeister Wilhelm Speckhardt ("Einfach vorbildlich, wie die Mannschaft hier gekämpft hat") den Sieg im VIP-Raum feierte, noch etwas zu sagen. "Vor vier Jahren mussten wir für ein Freundschaftsspiel gegen Kickers Offenbach viel Geld bezahlen", erinnerte sich der Vorsitzende des FC Eschborn. "Wenn mir damals einer gesagt hätte, dass wir mal am Bieberer Berg um Punkte spielen und gewinnen würden, hätte ich ihn in eine Ausnüchterungszelle stecken lassen", sagte Kopp schmunzelnd, hatte aber ebenfalls glänzende Augen und schwärmte: "Für so einen Sieg lohnt sich die viele Arbeit, die man investiert." (kes)

(Von kes, FRANKFURTER NEUE PRESSE)  

 

3:1 in Offenbach
Eschborn ganz frech

Der kesse Regionalliga-Neuling hat den Kickers auf ihrem Weg nach oben einen herben Dämpfer versetzt.

Das Aufbegehren des Außenseiters begann schon vor dem Hessenderby auf dem Bieberer Berg. Die zahlenmäßig überschaubaren Anhänger des Regionalliga-Aufsteigers 1. FC Eschborn hatten ein Spruchband mit der Aufschrift „Vorstadtmacht von Frankfurt? Das sind wir !“ am Stadionzaun befestigt. Auch auf dem Platz stellten die Eschborner gegen Kickers Offenbach in einem unterhaltsamen Fußballspiel die Machtverhältnisse sportlich auf den Kopf. Vor 4 500 Zuschauern besiegte der Neuling der Regionalliga die Kickers am 14. Spieltag überraschend 3:1. Thorsten Steiner (85. Minute) sowie Kapitän Hennig Zimmermann 87.) schossen oder köpften die Eschborner in dem packenden Schlußspurt noch zum Sieg. „Die Niederlage tut angesichts der Ergebnisse der Konkurrenz besonders weh“, sagte OFC-Präsident Dieter Müller. Spitzenklubs wie Saarbrücken und Wehen mußten sich ebenfalls geschlagen geben.

Die Kickers, die nach der Aufwärtsentwickung wieder einen herben Rückschlag hinnehmen mußten, haben hoch gepokert – und sind am Ende tief gefallen. „Wir haben heute zum Schluß alles oder nichts gespielt. Und das ist in die Hose gegangen“, stellte der Offenbacher Trainer Lars Schmidt fest. In den letzten zehn Spielminuten, in denen der stürmische OFC die Verteidigung sträflich vernachlässigte und ins Verderben rannte, hatten die Eschborner große Freiräume. Schon Akram Abel-Hag hätte den Aufsteiger in der 84. Minute 2:1 in Führung bringen können. Nach dem Abpfiff verteidigten die Kickers ihr fehlgeschlagenes Offensivkonzept. Die Kritik sei „lächerlich. Die Leute nehme hier eine Punkteteilung nicht an“, sagte Schmidt. Den frühen Eschborner Führungstreffer von Timo Leifermann nach zehn Minuten konnten die am Anfang schwachen Offenbacher erst in der 64. Minute durch Stürmer Gustav Policella ausgleichen.

Unterdessen sind im Vorfeld der Jahreshauptversammlung Dissonancen im OFC-Präsidium öffentlich geworden. Im Augenblick stehe der Verein „vor einer gewissen Zerreißpobe, wer mit wem weiterarbeitet. Es muß personelle Veränderungen geben“, sagte Thomas Delhounge, der Verwaltungsratsvorsitzende. In der Kritik ist Vizepräsident Edgar Old geraten, der für die Jugendabteilung zuständig ist. „Vizepräsident Thomas Kalt, Schatzmeister Thomas Röder und ich, wir können alle mit Old nicht. Und Präsident Dieter Müller steht zwischen beiden Lagern, sagte Delhounge. Ehrenpräsident Waldemar Klein forderte ein Ende des „Affentheaters“. Wir haben andere Probleme“, hob er hervor. Die sind nicht nur sportlicher Natur. Das Finanzamt fordert, wie Delhounge am Samstag bestätigte, eine Nachzahlung im mittleren fünfstelligen Eurobereich von den Kickers. „Woher wir das Geld nehmen, weiß ich noch nicht. Geld in Säcken haben wir hier nicht rumstehen.“

Offenbach-Eschborn 1:3
Tore: 0:1 Leifermann (10.), 1:1 Policella (64.), 1:2 Steiner (85.), 1:3 Zimmermann (87.).
Schiedsrichter: Fleischer (Dachau).
Zuschauer: 4 500

(Von Jörg Daniels, FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG)  


Mannschaftsaufstellungen:

Kickers Offenbach1.FC Eschborn
Thier - Tammaoui (18. Türker), Brighache, Barletta, Schönefeld (57. Knappmann) - Mahr (83. Naciri), Dworschak, Akrapovic, Judt - Policella, C. Müller. Schmitt - Gaubatz, H, Zimmermann, Greuel, Beisel - Kolb, Abdel Hag, Anane (31. Ochmann), Castellino - Leifermann (70. Steiner), Brendel (88. Mahboubi).

Spielstatistik:

SchiedsrichterToreGelbe KartenGelb-Rote KartenRote KartenZuschauer
Dr. Fleischer (Dachau)0:1 Leifermann (10.),
1:1 Policella (64.),
1:2 Steiner (85.),
1:3 H. Zimmermann (87.)
Barletta, Schönefeld, C. Müller (OFC) / H. Zimmermann, Ochmann (FCE) --4497

Besondere Vorkommnisse: Ich war sprachlos !
Alle Angaben ohne Gewähr


Aktuelle Tabelle Saison 2003/2004
Alle Ergebnisse vom 14.Spieltag (31.10.- 02.11.03)
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Spiele des OFC in der Hinrunde 2003/2004 mit Spielberichten
Alle Spieltage auf einen Blick (mit Ergebnissen)
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Seite wurde am 03.11.2003 aktualisiert